Erzählungen vom Oberharz in Oberharzer Mundart

Erzählungen
vom Oberharz
in Oberharzer Mundart.


von
Louis Kühnhold
in St. Andreasberg.


Heft 1–10.


[Heft1]



Seite
Vorwort 002
Aeniges iwer Annerschbarrig 003
In tiefer Ard un in Feierschgluth 006
Aene Räs’ noch Osterrod 010
Ae Scheck’nstog aus alter Zeit 013
Baarnjagd in Harz 018
Aus alter Zeit 022
Reichstogs-Auflesung anno 1887 029
Viel Larm im Nischt 039
’s gruße Luus 043
Die Influenza 049
Die neie Wasserleiting 055
Schwarze Kunst 064
Eisenbahn-Station „St. Andreasberg!“ 068
Kritische Toge 081
Chollragefahr 089
Ae Ministerbesuch im Ewerharz 093
Aene Tornfahrt nach Göttingen 109
Ae verhängnisvuller Maskenball 123
D’r frau ihr Kar’l 130
Land un Leit’ 135
Anno 48:
III. Grußer Bierkrawall 143
III. Einquartierung 152
III. Noch d’r Militärzeit 161
IIV. Die Errichtung d’r Bargerwähr 169
IIV. Gruße Befahring aus Klasthool, oder: Aend gut, Alles gut 179
IIV. Gruße Befahring aus Klasthool, oder: Aend gut, Alles gut. (Schluß) 185
Aene Juungderinnerung 189
Wu is dänn meine Gutsch 197
Ae Schenieschträäch 205
Ae Schenieschträäch (Fortsetzung) 209
Harzer Wildschitzen 212
Ae Anreesoomd (Andreasabend) 219
Daar gruße Wassermangel im Jahr 1892 225
Aene Nacht im Samsoner Schacht 234
Aene Juwelfeier im Brähaus 242
Erzählungen
vom Oberharz
in Oberharzer Mundart.


Von
Louis Kühnhold
in St. Andreasberg.




– Heft 1. –



Höhenkurort St. Andreasberg im Harz.
Zu haben in der Buchhandlung von Aug. Bolte.
Im Selbstverlag des Herausgebers.

Preis à Heft 25 Pfg.


[2]

Vorwort.


     Als ich begann, meine Erzählungen niederzuschreiben, war es nicht meine Absicht, dieselben der Oeffentlichkeit zu übergeben. Auf Wunsch vieler Andreasberger und Anderer, welche Gelegenheit hatten, einen Theil der Sachen zu hören, wurde ich nun doch bewogen, meine Humoresken in Druck zu geben.

     Ich weiß ja nicht, ob die Geschichten im großen Publikum die Aufnahme, welche sie in mehreren hiesigen Vereinen fanden, jedoch mögen die geehrten Leser und Leserinnen bedenken, daß es keine Erzeugnisse eines namhaften Schriftstellers sind.

     Als geborener Harzer will ich durch diese wahren Erzählungen nur zeigen, daß der Humor, Gutmüthigkeit und Friedfertigkeit, wie früher bei unsern Vorfahren, auch jetzt noch in unseren Bergen anzutreffen sind. Mögen auch einige Umschweifungen mit eingeflochten sein, so beruht doch die Grundlage sämmtlicher Erzählungen auf Thatsachen, welche bis in neueste Zeit sich in oder um Andreasberg ereigneten.

     Wem läge nicht das Wohl und Wehe seiner Vaterstadt am Herzen? Welcher Harzer würde nicht fröhlich gestimmt, wenn der schöne Harz besungen wird? Ist uns doch noch so viel Alterthümliches geblieben! Ist es doch gerade die ältere Generation, welche die alten Sitten und Gebräuche noch stets in Ehren hält. Hört man doch noch öfters manchen alten Harzer Kraftausdruck. Und wie oft ist man Zeuge eines unfreiwilligen Humors. Alles dieses werden die Erzählungen den geehrten Lesern vorführen.

     Darum schließe ich mein Vorwort mit dem alten Harzspruch:

„Es grüne die Tanne, es wachse das Erz,
Gott schenke uns Allen ein fröhliches Herz!“

Der Herausgeber.


[3]

Aeniges iwer Annerschbarrig.


     Wänn m’r of d’r Landkart unnern Harz lieng sieht,
Su bemarkt m’r än Punkt, wu St. Andreasberg schtieht,
Un Manniger, dar in Annerschbarrig noch nett gewasen,
Hot mit Verwunnering dos St. gelasen,

5
Bis daß ne nu wur kund gethan

Wurim mir St. vorr Annerschbarrig schtiehn han.
Doch jetzt isses bekannt bei all’n Leiten,
Daß die Buschtam[1] han Sanct zu bedeiten.

     Wie unn’re Schtadt nu entschand

10
Is dann Mest’n in dar Art bekannt,

Daß sächsische Barkleit[2] hier har kame
Un Besitz von Harzer Ängthum nahme.
Sie sucht’n nog Silwer un sucht’n nog Gold,
Un wie se wos fanden — hat Käner wieder fortgewollt.

15
De Wuhnigsnuth wur nur balle laut,

Zur Obhillef wur immerzu angebaut.

     Mit Bane hul m’r sich nu draan,
Sudaß m’r balle kunnte Bargschtadt saan;
Su warn dänn a hie in frieherer Zeit

20
Die Männer lauter Bark- und Hitt’nleit.

Uewerhaupt war in dann friehern Zeiten
Käner in Unklaarn, wuzu har sollte schreiten,
Als kinn’r all, von 9 od’r 10 Jahr’n
Do huß es änfach: „Angefahr’n!“[3]

[4]

25
     Un wollte frieh’r ä Mäd’l freie,

Su kunnt ne nie dar Entschluß gereie,
Dänn jedes Mol thats dengt gut
Von wang dann gewiss’n Brut. —
Trotz saurer Arbt in Hitt und Schacht

30
Sein mir Harzer mit än’r Aengschaft[4] bedacht;

Bekannt isse weit und brät
Die alte Harzer Gemithlichkät.

     Un Aens nach woß m’r garn hot hie,
Dos is die Lust zu d’r Musici;

35
Dann gitt m’r mol dorrich unnern Sanc,[5]

Su härt m’r bei Aen Posauneklang,
Ae Anrer schmettert seine Trumpet
Un wieder Aener espert sich ob of d’r Fleet.[6]
Musikalisch seinse All’ frieh’r hie gewasen,

40
M’r hot ju vielfach gehärt un gelasen,

Daß hie in d’r frieh’rn Zeit
’es Omds zusamme kame de Leit;
De Zitter wur geschpielt, drzu geschprunge,
Oder de Jutarr und d’rzu gesunge.

45
Heit natirlich in unnern Reich

Schpielte Jeder garn die arschte Geig. —

     Als Curort is nu Annerschbarrig a bekannt
Weit naus iwern deitsch’n Land.
Un su balle wie von unnern Barring[7]

50
D’r Schnee wack is, un es singe de Larring[8],

Su kimmt dänn nu a die Zeit
Wu Främde kumme von nah un weit.
Ja Mannig’r wär gewiß all’ v’rgass’n
Wänn’r nett wär in un’rer Luft gewas’n;

[5]
55
Un fast All’n gitt’s dengt nahnt

Wänn die Obräszeit sie wied’r mahnt,
Un Mannig’r dänkt schpäter dänn zurück
Un Annerschbarrig mit inning Glick.
Un wosses is, wos Jed’n hie su hellt

60
Un wurim es Jed’n hie su gut gefellt,

Dos is Aens bekannt weit un brät:
Die alte Harzer Gemithlichkät.

     Daß gemithlich un lustig sein de Leit,
Dos trifft m’r hauptsachlich bei Wint’rschzeit;

65
Fast jed’n Sunntig, dan Gott lett erscheine,

Hot ä od’r wull a mehre Vereine
V’rgnigtes Zusammesein oder Ball —
Gemithlichkät harrscht immer iwerall!
Drim hot a d’r Winter seine gute Seit

70
Un hattes all in alter Zeit;

Dänn wos hette es Laam[9] wull vor än Warth
Vor die in Feierschgluth oder in tiefer Ard,
Wänn nett mannig Mol äne Zeit tret ein,
Wus häßt: „Heit gitt’s nong Verein!“

75
     Wänn unre Vorfah’n jetzt kännt’n Annerschbarrig beschaue,

Su wirnse ihr’n Aug nett traue,
Sie schtänden gewiß drauß’n of d’r Flur
Un ruft’n: „Wie schteigt de Kultur!“
Dänn äne Eisenbahn un Alles, wos m’r han gekricht,

80
Schtroß’nbelächtung, beinah elektrisch Licht,

Wasserleiting, als Schutz bein Feier
Gobs do nett, a käne Cummenalschteier, —
Nu wie gesat, mit än Wort:
„Aes hebt sich Alles hie in Ort!“

[6]

85
     Un daß nu hie nischt Schlachtes geschieht

Un’re Germania bein Dänkmol zur Wach mit schtieht;
Wännse schprech, ruffte se gewiß All’n zu:
„Lott’ ju mei Annerschbarrig in Ruh!“
Doch trotz dann muß Jeder Tog un Nacht

90
Salwer mit halt’n treie Wacht,

Domit nett eh’r m’r sich versieht
Wos Annerscht of Togesordning schtieht;
Dänn wos m’r gearbt von unnern Alt’n,
Dos wolln m’r farner a behalt’n;

95
Zu jeder Zeit, wu es a sei,

Schtets hanneln mit ächter Harzer Trei;[10]
Dänn Trei und Rachtschaffenhät
Bleibt schtets des Harzersch Eh’rnkläd.[11]




In tiefer Ard un in Feierschgluth.


     Hot kaum d’r Wachter dreie geblosen,
Su ward’s labhaft hie in d’n Schtroßen,
Doch schtille, ohne jede Schand
Giehn Männer fort in schwarz’n Gewand;

5
Die miss’n fort von Weib un Kind

Un Käner wäß ebb’rsche wiederfind;
Drim blickt a Jeder zum Himmel ’nauf,
Begrißt dann Tog mit sän „Glick-auf!“
Ich will drim jetzt diss’n Beruf beschreim

10
Von dann, die dis von Jungt an treim.


     Hot d’r Jung de Schulzeit balle hinter sich
Su macht ’r: Frogezäng un Gedank’nschtrich,

[7]

Bis daß’r härt sän Alt’n saan:
„Dir gitt’s wie mir, Du fährscht aan!“

15
Ae Gescheft zu larne od’r noch hech’r naus,

’s dänkt kän’r dran, do ward nischt d’raus,
Un trotzdann is auß’n Barkmannsschtand
Doch manniger berihmter Mänsch bekannt.
Su kimmt d’r Jung in Puchrig oder Wesch[12],

20
S’ Luhn is dossalwe, sein taglich finnef Gresch.


Dis is gerod kä schtrammes Luhn,
Ward bedacht, woß su ä Jung muß thun;
Mit nass’n Zeig un dracket in Gesicht
Kimmt su ä Jung häm noch zahnschtindlicher Schicht.

25
     Hott’r nu gearbt fleißig, ä Jahr jee Schicht,

Su saat sei Schteier[13]: „Host zahn Pfäng Zulog gekricht!“
Schtatt fufzig, häßt’s jetzt sachzig Pfäng,
Un kimmt dar Jung mit dann Beschäd häm,
Dänn ward getanst, daß flieng de Funk’n

30
Un d’rbei auß’n gruß’n Kellich getrunk’n.


     Dar Jung salwer rach’nt sich zu Harrn,
Gitt’r fort, racht’r Pfeif oder Cicharrn.
Un mitunt’r, daß sich Gott erbarm,
Sieht m’rne all mit än Mäd’l an Arm.

35
     Su giehn nu die Jahre hin, seit dann Beginne,

Jetzt sat’r Jung all oft: „Ach, arbt ich arscht drinne!“
Un schließlich is die Zeit gekumme,
Wu har ward of d’r Grub genumme.

     Trotz Fräd’ ward’ne doch ängstlich im Harz,

40
Dänn Gefahr’n gitt’s jetzt allerwarts.
[8]

Beim arscht’n Neinfahr’n do wart’rsch gewahr,
Der Angstschwäß trepp’ne von jeder Haar.

     Un is m’r mol bei seche Anfänger gerat’n,
Dänn sieht m’rsch an Lipp’n, jetzt kännese bat’n;

45
Gewuhnheit ward Alles, flagt m’r zu saan,

Un ä Barkmann muß dis hauptsachlich bejah’n,
Dänn mitunter iss’r su dreist in Schacht,
Daß an Gefahr’n garnett ward gedacht.
Gesunge ward, dasses mant su schallt,

50
Dis trifft m’r zwischen Jung un Alt.


     Is su ä Anfäng’r ä paar Mol ’neingefahr’n
Un d’r Schwäß bleibt’ne auf’n Haarn,
Dass’r wäß wie es Fah’rn ward gemacht,
Su larnt’r es Fetern[14] in tief’n Schacht.

55
Gewehnlich kimmt’r häm mit Zetern:

„Ach Vot’r, morring soll ich Fetern!“
Wos Fetern is, is d’n Alt’n bekannt,
Drim iss’r a gleich mit Trust bei d’r Hand
Un saat: „Geng frieh’r isses jetzt mannt Schpiel’n,

60
Bei uns ging’s mit’n ung’rsch’n Hund un Sieln;

Freg’ Deine Mutt’r, die kann Dirsch san,
A jed’n Omd war ich a wie geschlan,
Un gläb mir, äs is nett iwerdrim,
Sie hot mich a heifig eingeriem!“

65
     De Hauptsach is, Du hellst Dich an Ass’n,

Darfst ju d’n Brutbeit’l nett v’rgass’n,
Dänn in dann Alter, wu Du schtiehst jetzt,
Do häßt’s richtig d’rhinter gesetzt.
Su gitt de Feterzeit voriewer,

70
Von Fetern gitt’s zum Buh’rn[15] iwer,
[9]

Von Buh’rn zum Geding gitt oft behänd’,
Un damit is die Kajähre merscht’nthäls beänd.

     Doch wie nu All’n is bekannt,
Sein Bark un Hittenleit in der Arbt verwandt.

75
Etwos besser hans die Junges wie in d’r Wesch,

Dod’rfir än wättern Wag vor ihre Gresch[16].
Un sein se arscht handlich un warn gruß,
Su is vorleifig Karrnschiem ihr Lus.
Ich gläb, daß in diss’n Zeit’n

80
Sie Käner ward deshalb beneid’n.


     Doch vorriwer gitt a disse Zeit
Un wärsche mitunter noch su weit;
Dänn schließlich im sich zu Verschnuf’n
Kimmt dar Beschäd: „Jetzt arb vor’n Uf’n!“

85
Ja, besser ward’s, doch sein se a jetzt

Vieler Hitz un Dämpf’n ausgesetzt;
Doriwer härt m’r vielfach klaan,
Un ruthe Back’n kann deshalb kä Hitt’nmann haan.

     Weil nu ower Hitz un Damp[17] Dorscht mitbrängt,

90
Su is gleich of d’r Hitt ä Arm ’rausgehängt, —

Gewuhnhät ward es Trinken, heifig härt m’r saan:
„Na ower, die Hitt’nleit känne schmalig wos v’rtraan!“
Un richtig isses, is Aener d’rbei hingesunk’n,
Dar hot gewehnlich nett wink getrunk’n.

95
     Doch trotzdann zu jeder Zeit

Bleim gemithlich Bark- un Hitt’nleit,
Sie giehn getreilich Hand in Hand
Un halten jeden Unbill schtand.

[10]

     In Feierschgluth, in tiefen Schacht,

100
Do hellt der Harzer treilich Wacht,

Bis daß verfahr’n de letzte Schicht
Un nett me brännt sei Grumlicht.

Bis Eisenschlok net me erklinkt
Un schlapp der Arm nied’rsinkt,

105
Un nett me schallt auß’n Hauf

Sei’ Harzer Lieblingsgruß: „Glick auf!“




Aene Räs’ noch Osterrod[WS 1].


     Es wollten änst in Frihlingszeit
Verräsen hie drei junge Leit,
Un do m’r hie nach käne Bahn,
Su sat’n se zu än Fuhrmann: „Schpann rasch an!“

5
     Es war all Mittog un war de hechste Zeit,

Dänn Osterrod leit artig weit;
Un dohin wollt’n se, un hatt’n sich gedacht
All’ wieder d’rhäm zu sein vor Mitt’rnacht.

     Der Fuhrmann war nu a rasch bei d’r Hand

10
Un hatte in aller Eil angeschpannt.

Wie nu war aufgeschtieng, do saat’n die Dreie:
„Mir sein gewiß eher d’rhäm, dos Pfar’ hot dengtes Feier.“

     Nu gings dänn luß iwer Schtän un Schtock,
Doch gar nett lang, un es schtand wie ä Flock,

15
Lange Zeit schtand es Pfar’ of än Flack,
[11]

Es hollef’n käne gut’n Wort, de Schleg bracht’ns wack.
Un dann of’n Wong ging de Gall balle iwer,
Mehre Schtunne[18] nu all gefahr’n un warn arscht in Siewer.[19]
Vorn arscht’n Warthshaus, macht’n se nu arscht Halt,

20
Sie wollt’n arschte Mol trink’n, es war nämlich kalt;

Dar Fuhrmann blieb drauß’n un schtand bei d’n Pfar’
Un saate zu den Warth: „Bränge mol Nordheiser har!“ —

     Do frung sich dänn die Dreie: „Wos will’r dänn mach’n?“
Doch pletzlich saanses und fange an zu lach’n,

25
Dänn bei sän Pfar’ schtieht’r nu un knuttelt,

Huch hebt’r nu de Flasch, sei Pfar’ ward gebuttelt.
Nu ruft’r plötzlich laut: „Kummt nu rasch raus,
Ich kanns nett me halt’n, mei Pfar’ reißt aus!“

     Nu ging’s lus wie de wilde Jagd,

30
D’r Wong knatert un Alles kracht,

Die off’n Wong floch’n hin und har,
Dos Pfar’ thate Schpring kreiz un quar.
„Die sein verlur’n!“ rufft’n Alle d’rhint’r har,
„Es hot d’n Koll’r; schod im schiene Pfar!“

35
     Do ruffte Aener von Wong: „Ihr hat’s nett getroff’n,

D’r Koll’r isses nett, dos Pfar is blus bes.....“[WS 2]

     Ae Schnallzug kann su rasch nett fahr’n
Wie dis Geschpann in dan domoling Jahr’n,
Doch dauerte nett es lang, un es Pfar kunnte nett mee

40
Un blieb pletzlich schtiehn, gerod vor Pap’nhee[20].

„Lott’ne ä biss’l schtiehn, huß es, hernoch’r jath’r.“

[12]

Doch nu wursch arscht schien, dos Pfar’ greg d’n Kater.
Ae Kater bei än Mänsch is all nett schlacht,
Doch ä Pfar’ find sich in dan Wahn garnett zuracht;

45
Drim mußt’n nu die Alle Pfar’ und Wong jetzt schiem,

Sinst wärnse untern freie Himmel gebliem.

     Bis ändlich nu nog lange Schtunne
Kame se nach Osterrod noch Untergang d’r Sunne.
Rasch wur nu a gleich ausgeschpannt,

50
Un Hillef war genung gleich bei der Hand.

In Schtall gebracht wur nu es Pfar’,
’s wack’lte orndig hin un har.

     In Ost’rrod ginnt’n se sich nett viel Ruh
Un rasch gings wieder hämwarts zu.

55
Gans traurig sog dos Pfar’ jetzt aus,

’s wollte auß’n Schtall nett raus,
Bis dasses schließlich mit Schlok, Schleeng[21]
Aendlich vor d’n Wong hingreng.

     Nu ging’s lus, und wie zum Schur

60
Ging es Pfar’ wie bei äner Leingfuhr.

Un do nu gerod Schicht war in Fabrik’n,
Su kame die Leit v’rbei mit Lach’n un Quik’n,
Viele kame gans nahnt har,
Besong sich deutlich dos schiene Pfar’, —

65
Un off ä Mol, rasch wie d’r Blitz,

Hung an jed’r Seit von Pfar äne Mitz,
Un Aener ruffte laut, wie Alles guckt:
„Dos arme Pfar, hot ä Faß v’rschluckt,
Satt’rsch dänn“ rufft’r, zu dan Annern gericht:

70
„Gans deitlich sein de Räf in Sicht!“


     Die off’n Wong, wos wollt’n die mach’n,
Sie mußt’n trotz Arger doch mit lach’n.

[13]

Langsam wur nu wätter gefahr’n
Mitt’n dorch de Arbterschaarn.

75
     Wie ändlich an annern Tog vier Schtunne sein verschwund’n,

Do hatt’n se sich an Siewerbarrig wieder eingefund’n;
Nu kunntes Nischt me hallef’n, Alles war auß’r Rand und Band,
Drim wur su rasch wie meglich es Pfar’ ausgeschpannt,
D’r Wong blieb an Siewerbarrig schtien,

80
Zu Fuß mußt’n se Alle wättergien.


     Aen’r trug d’n Pfar’ sei Gescharr,
Dann d’r Fuhrmann wur nu karr,
Un pletzlich mit än Satz
Schwang’r sich off sän theiern Schatz,

85
Ruffte nu noch zurick von Weit’n:

„Kanns a nett dreck’n, su lett’s sich’s ower reit’n!“
Un in d’r Geschwindigkät von 0, Nischt
Log’r in än Sump[22] un wur angefrischt;
Wie’rer wieder rauskam, sat er kä schtummes Wort

90
Un ging racht niedergeschlaan — zu Fuß nu fort.

’s Roß mitsammt d’n Reit’r hatt’ns von der Näg,
Sie glich’n d’n Roß un Reiter in Schwamschträg[23] —.




Ae Schreck’nstog aus alter Zeit.


     Aenst hatte ä berihmter Gelehrter prowezeit,
De Walt blieb nett me lang vor de Leit,
Dänn alle Anzäng schpreng d’rfir,
Dasses balle verbei wär mit Mänsch un Thier, —

5
Ein grußer Komet, dar wär in Sicht
[14]

Un brechte mit’s jüngste Gericht,
Pletzlich fiel’r of der Ard dänn runter,
Sie greg än Ruck, husch, ging se unter!

     Gena beschrieb ’r nu a de Zeit,

10
Domit gena Beschäd wußt’n de Leit

Un noch kunt’n laam in Fräd un Lust
Bis zu dann Tog d’n 12. August.

     Kaum war dis Alles nu bekannt,
Do kam Jeder außer Rand und Band

15
Un guckte aus diss’n Waltgetimm’l

Mit frumme Aang nu zum Himmel.
Un dachte, ach, wie wärsch ower schien
Kännte ich in Gnad’n untergieh’n.

     Die Reing[24] saat’n zum Arme Brieder,

20
Aes sog Käner me mit Huchmuth nieder;

Iwerhaupt broch äne Zeit jetzt aan,
Wie se unner Gott schtets will haan.

     A bei uns hie in unnern Ort
War aller Neid un Huchmuth fort,

25
Dänn Jeder war sich salwer bewußt,

Das Gleichhät war d’n 12. August.

     So hatte sich kaum d’r arschte Schreck gelegt,
Du wur nu all vielfach angefregt,
Oeb nett äne Versammling mol schtattfänd,

30
Wu beschproch’n wir dos schreckliche Aend.


     ’s dauerte nu a nett lang
Un äne Beschpraching war in Gang;
Hie kunnte m’r här’n viel schiene Red’n,
Dänn anhärn thate m’r a Jed’n.

[15]
35
Jeder sollte seine Mäning saan,

Wosse dann Tog nu finge aan.

     Jetzt gings dänn ower a schmalich luß,
Schpetak’l wur riesig gruß,
Bis dasses huß of äner Schteet:

40
„Pst, Stille, d’r Harr Borgemäster hellt ’ne Red!“


     Un schtille wursch wie in d’r Karrig,
Kä Laut war zu här’n in Annerschbarrig.

     Gewichtig un mit fest’n Schritt
Trot es Ewerhaupt in d’r Barger[25] Mitt’,

45
Un schproch mit kräftig haller Schtimm:

„Mitbarriger, disse Zeit ward schlimm,
Uns All’n is gewiß schlacht zu Muth,
Drim gläb ich, mir thun Alle gut
Wänn Jeder noch thutt seine Flicht,

50
Domit bei d’n jingsten Gericht

D’r Petrus uns zur Fräd muß saan:
De best’n Mänsch’n kame aus Annerschbarrig aan!“

     Kaum hatt’r disse Worte geschproch’n,
Do wur es Schtilleschweing unterbroch’n.

55
Dänn jetzt gings luß mit Schluchz’n un Heiln[26],

Un Viele song m’r zum Redner eiln
Un drickt ’ne warm bäde Händ
Vor dar schiene Red noch korz vorn Aend;
’s seifzt’n de Junge un es seifzt’n de Alt’n:

60
„Ach, kännt m’r blus dann Mann behalt’n!“


     Trotz Trauer kam doch mit Fräd’nszeit
Hauptsachlich vor Bark- un Hitt’nleit,
Dänn gleich huß es: „Die in Puchrich[27] un Wesch,
Verdiene von jetzt aan taglich finnef Gresch.“

[16]
65
     Wie frät’n sich de Junges iwer diss’n Gald,

Wärsch blus nett su nahnt vorn Aend d’r Walt.

     Jetzt bei d’r Obnahm[28] in tief’n Schacht
Wur Alles zu Arbt’rsch Vorthäl gemacht;
Wänns fahlte, wur Stuff[29] verännert oder zugelegt

70
Ohne daß d’r Heier[30][WS 3] hette angeregt,

Un begänte m’r sich in Hauf
Erklang schtets freindlich d’r Gruß „Glick auf!“
Dänn Viele fihlt’ns in d’r Brust:
Aes sog schlacht aus d’n 12. August.

75
     Salwer of d’r Hitt mußte Jeder saan:

„Aene anre Zeit bricht vor uns aan!“
Dänn Alle, sugar in d’n best’n Jahr’n,
Sollt’n ju käne schwär’n Karrn me fahr’n,
Jeder sollte schune seine Brust,

80
Domit Käner wos markte d’n 12. August;

Uewerhaupt wur Alles su eingericht,
Daß Jeder zeigte ä freindlich Gesicht.

     Un nu wur gar hie de Karrich[31],
Of änmol zu klän vor Annerschbarrig,

85
Dann Alle die sind von Karrich nischt gewußt,

Die trieb jetzt de Angst vorn 12. August.

     Su war nu d’r Summer reingebroch’n —
Vorn 12. warns blus noch zwä Woch’n, —
M’r sog nett me ä frädig Gesicht,

90
Jedes war betribt zum Himm’l gericht.

Veränsamt log hie Fald un Flur,
Von Faldarb’t zu sahn käne Schpur,
Dänn Jeder hatte sich gedacht,
Aene Arnd ward doch nett eingebracht.

[17]

95
     Gemithlich verging de Zeit nu nog un nog

Bis dasser anbroch dar ensetzliche Tog;
Familienweis wur sich gruppirt,
Von Ass’n[32] nischt mee angerihrt,
Feierliche Schtille of Schtroßen un in Haus,

100
Sugar d’r Hart’[33] trieb nett me aus,

Mit Angst wur d’r Uhr geguckt,
Dänn d’r Zeiger war gans nahnt geruckt.

     Un jetzt, — jetzt that ’s d’n arscht’n Schlok,
Nu broch’r aan dar schreckliche Tog! —

105
     Hall glänste d’r Komet an nachtling Himmel,

Un Grobschtille, wu sinst Mänsch’ngetimm’l;
Fest hul’n sich Elt’rn un Kinner imschlunge,
Bleischwär war’n de Mänsch’nzunge,
Nett Aener kunnte ä Wort raussaan,

110
Dänn Jeder hul d’n Od’n aan

Un lauerte un lauerte of Posauneton,
Of dann Zäng zu kumme vor Gottesthron. —

     In disser Schtimmung v’rging de Nacht,
De Sunne ging auf in ih’rer Pracht,

155
Doch schtille bliebs in jeden Haus,

Mitunter broch blus ä Seifzer aus.

     Su wursch dänn nu all Mittogszeit,
Ae Jeder war nu of’s Schlimmste bereit, —
Un ach, jetzt pletzlich, von d’n Schtroßen

160
Erschallt dänn jetzt Posaune blosen

Un graßlich erteent es Geschrei:
„Ach liewer Gott, schtieh uns bei!“

[18]

Ja v’rbei warsch mit ’n Untergang,
Dänn m’r hur bei’n Posauneklang

165
A mannige bekannte Melodie

Wie: „Freud Euch des Lebens“ un „So wie noch nie!“
Un schlacht wur geschpielt iwer alle Moßen,
Su kunt’n doch käne Eng’ls blosen.

     Un richtig, har warsch, dannse drauß’n fand’n

170
Nämlich d’n Kornzettel — so hußen vier Musikant’n —

Von dann wur friher alle vier Woch’n
In Ann’rschbarrig imm’r viergeschproch’n
Un immer kame se zu äner Zeit
Wu d’r Zettel[34] war bei Bark-[WS 4] un Hitt’nleit;

175
Un weil nu de Zeit war wieder vergange,

Su kame se ohne Forricht[35] un Bange
Un hatt’n, wänn sinst driwer jutizirt,
Dismol Alles zum Guten gefihrt;
Dänn gans gut verging d’r 12. August

180
An fruh schlug ’s wieder in jeder Brust.




Baarnjagd in Harz.


     In än Ort gar nett weit von hie
Schpielte änst främde Musici
Un lustig gings blus ä Mol zu, —
Die Museekant’n hatt’n nett viel Ruh.

5
     Geschpielt wur gut, un dar mit’n Baß

Brachte Tön, daß Viel’n de Aug warn naß.

[19]

     Doch wie nu Alles hot hie ä Aend,
Su hattes a die Nacht un vor Manning zu behänd.
Die Musekannt’n hatt’n noch ä schlachtes Lus,

10
Sie hatt’n äne weite Räs’, wänn a nett zu Fuß;

Sie mußt’n noch ihre Heimath su weit,
Un umdrein warsch zu d’r Winterschzeit.

     Sie fuhr’n nu a fort, un es Schallngeleit
Erklang unhämlich zur nachtling Zeit.

15
     D’r Wind, dar blies nu kalt un naß

Un Jeder kroch hinter dann grußen Baß,
Dann hatt’nse in Schliet’n aufracht geschtellt,
Domit ’r schitzte vor dar grußen Kellt.

     Nu schließlich ginnt’n se sich ihre Ruh,

20
Aener nong Anner’n schloß de Aang balle zu, —

Drim hatte a Käner gemarkt von All’n,
Daß d’r Baß war pletzich von Schlieten gefall’n.

     Sie fuhren nu wätt’r, nu aus d’n Schnee
Guckte änsam d’r Baß jetzt in der Heh’.

25
     Kaum graate der Morring, do kame Holshar’r[36] gegange,

Die wollten wieder aan zu arb’n fange;
Sie schprong g’rod von d’r letz’n Nacht,
Wie lustig sie sich do gemacht.

     Doch pletzlich schtiehn se schtille off’n Flack,

30
An Jeden is d’r Oden wack;

Dänn vorne schtieht gans ries’ngruß
Ae Unthier, un schreit machtig luß.

[20]

Die Männer wissen vor Angst nett hin un har
Bis dasses gilt Farscht’ngald[37] mit dann Schrä: „Ae Baar!“[38]

35
     Sie laf’n wieder hämwarts, d’r Od’n gitt’ne aus

Bis dasse sein gekumme vorn Harrn Farscht’r[39] sän Haus.
Dann macht’n se nu munter, verzehlt’ne die Geschicht, —
Allän hette se Käner wieder in Wald gekricht.

     Nu wur dänn gleich beschloss’n daß Jeder in Ort,

40
Außer Fraans[40] un Kinner, zu d’r Jagd sollte fort.


     Sie kame nu rasch mit Schtrickern un Schtange
Un wollt’n dos Unthier larndig gaar fange.
D’r Farschter schtellte se auf, als gings zu d’r Schlacht, —
Zum Anfihrer hatt’r sich salwer gemacht —,

45
Un kaum hot sei Komando erschallt,

Gitt’s luß nog dann unhämling Wald.

     Die Fetern hatt’n su än schtramme Schritt,
Daß von dann Letzt’n viele kunnt’n kaum mit.

     Jetzt pletzlich härnse ä Getees im Wald

50
Un Jeden gitt’s iwer eiszack’nkalt;

Nu bleim de Fetern pletzlich schtien,
’s soll’n die Hintern vorn hin giehn;
Doch hie sein se an de Racht’n gekumme —
’s sein a gerod käne gans Dumme —,

55
Sie saan nämlich: „Bleibt nu man schtiehn,

Off’n Hämwag[41] woll’n mir vorn giehn!“

     D’r Farschter, wierer sieht, wu dis will naus,
Rufft jetzt gans laut: „Freiwillige raus!“

[21]

Doch schtramm schtieht Jeder in Reh’ un Glied, —

60
Hie find sich ’raus kä Winkelried.


     Nu nimmt sich d’r Farschter salwer ä Harz,
Haar blickt noch ämol himm’lwarts
Un saat: „Verspracht m’r diss’n Morring,
Im Fall ich bleib, vor Fraa un Kinner zu sorring!“

65
Hierauf ging Jeder nu a gleich ein

Vor Fraa und Kinner richtiger Sorger zu sein.

     D’r Farschter nimmt nu Abschied von dann Genoss’n
Un saat: „Ach, hette ich blus arscht geschossen!“
Mit muthing Blick, ’s Gewähr in d’r Hand,

70
Gitt’r drauf lus, wie wänns wär beim Scheimschtand.


     Jetzt legt er aan, ä Blitz, ä Knall, —
Hin schtarzt das Thier mit dump’n Fall.

     Vivatgeschrei dorrichbabt d’n Wald,
D’n Farscht’r lett dos jetzt noch kalt,

75
Sei Muth ward nu arscht machtig gruß,

Mit’n Harschfänger gitt er nu drauf lus;
Doch kaum kimmt ’r nu aan d’rbei,
Do härnse dänn vonne ä machtig Geschrei.

     Schprochlus schtieht Alles, kä Laut erschallt,

80
Feierliche Ruh is in unhämling Wald;

Lange Zeit verschtreicht, do rufft der Arschter:[42]
„Ach liewer Gott, d’r arme Harr Farschter!“

     Sie schpringe d’rauf zu in greßter Hast
Un find’n d’n Farschter, dar hot än Baß imfaßt.

[22]

85
     Gesichter macht’n Alle, die warn nett schlacht,

Sie schtellt’n sich trotzdem wieder zuracht;
Zum Obmarsch erscholl dos Kommandowort,
Hämm gings wieder zum Heimathsort.

     In dar Zeit, wu nu de Männer fort,

90
Hatt’n sämmtliche Fraans in d’n Ort

Kräns[43] gebund’n un viele Schlange,
Sie wollt’n die Helden a wardig empfange.
De Schulkinn’r ibt’n d’rweile ein
Dos schiene Lied: „De Wacht an Rhein!“

95
Un hatt’n sich trotz grußer Kellt

Gans uhm in Ort gleich aufgeschtellt.

     Aenige schtannten off’n Schprung, daß bei Zeit’n
M’r kunnte mit all’n Glock’n leit’n, —
Doch annerscht, wos wie m’r sich gedacht,

100
Wur nu gar schließlich mitgebracht. —

Un wies mit dann Baß is gekumme,
Dos hot m’r wätter nett vernumme.




Aus alter Zeit.


     ’s war nach hie de gute, alte Zeit,
Die jetzt gelobt noch ward von de Leit’, —
Die Zeit, wu Alles ging mit greßt’n Racht
Un Aener d’n Annern nett hul vor schlacht,

5
Wu Alles noch war ä Harz un ä Sinn

Un Aener vorn Annern trot als Schuldner hin.

     Nu warsch in disser Zeit ä Jahr
Wu allerwang schtanden de Kartoffeln raar,

[23]

Drim warsch Jeden a Rathsel, daß fravelnde Hand

10
Bemerkbar war of mannig sän Land;

Dänn suwos war noch nett passirt
Seit dann de Kartoffeln hie warn eingefihrt.
Un Käner wur hiedrinne kluk,[44]
Ja Viele mänt’n, ’s wär gewiß Schpuk,

15
Un dachte m’r an des Iwels Greß[45],

Su huß es a wull: „Heiliger Anres[46]
Beschitz doch unnern liem Ort
Un presch de gans’n Diewe[47] fort!“

     Sugar d’r Pastur in d’r Karrig

20
War nett zufrieden mit Annerschbarrig;

Dänn jedes Mol schrängter aan seine Lung
Wänn er schroch von V’rsuchung, —
Un Anre saat’n mit arnst’n Gesicht:
„D’r Kruk[48] gitt zu Wasser biß er bricht!“

25
     Pletzlich war nu gekumme d’r Tog,

Wu d’r Ort befreit sollte warn von d’r Plog.
’s war ä schiener Omd un Vullmond schtand an Himm’l
Un Jeder sog frädig nong Schtarngewimm’l[49];
In mannig Heisern[50] hur m’r singe,

30
De junge Leit ibt’n sich mit Tansen un Schpringe,

’s wur gescharzt un wur gelacht, —
Voraussichtlich wursch äne schiene Nacht.

     Etliche nu dar junge Leit,
Die ginge schpazie’rn in disser Zeit,

35
Sie wollten, weil es Watter war schien,

Noch ä Pissel ins Griene giehn.

[24]

Of ä Mol verschtummt ihr Gered,
Dänn ’s bewagt sich wos of än Beet;
Aengstlich dreht sich Jeder im

40
Ohne woß zu saan, ’s fahlt All’n de Schtimm.

Bis schließlich is es Schweing[51] gebroch’n,
Dänn Aener hot die Worte geschproch’n:
„Ich gieh hin, lang’ bäde Schandarme,
Die haan gewiß kä Erbarme,

45
Un außer dan bräng ich, wos ich auftreim kann,

Dänn giehn m’r drauf Mann an Mann;
Ihr bleibt su lang als Wach hie schtien
Weil ich arscht nong Harrn Borgemäster muß giehn.
Uewerhaupt d’r gansen Ow’rigkät,

50
Dar bräng ich nu arscht Beschäd!“


     Wie’rer nu kam nein im Ort
Un verzehlte Alles Wort for Wort,
Do veschtummt’n gleich die schiene Lieder,
’s kunnte Käner me schpieln, su zitt’rten de Glieder.

55
Ae Jeder schtand rasch auf von Triet

Un trot aan in Reh’ un Glied,
Accurat wie bein Miletär —
Un mannig Harz schlug dengt schwär.
Bei Aen wur ä Seifzer laut,

60
Bein Annern ging iwer äne Gänsehaut,

Aen Jeden los m’rsch auß’n Gesicht
Wie unhämlich daß war disse Geschicht.

     Der Borgermäster guckte gerod aus
Wie dar Zug kaam nog sän Haus;

65
’s war ne nämlich aufgefall’n,

Daß es pletzlich schtille wur bei All’n, —
Do hatt er sich dänn gleich gedacht,
Daß wos passirt war in d’r Nacht;

[25]

Har sog aus ganz verschtärt

70
Bis daß er hatte die Malding[52] gehärt.

Do befuhl er, daß jeder Mann in Ort
Gleich sollte wieder eilig fort
Un sollte wosser hette an Waff’n
In aller Eil zusamme schaff’n.

75
     ’s dauerte nett lang, do kamese gezung

Mit Gewähre, Saw’ls[53] un Flitzbung,
Un Aener hatte of d’r Schuller wie ä Gewähr
Aene lange schpitzige Schneiderschär.

     Nu nahm Jeder Abschied von Fra un Kinner,

80
Thräne sog m’r zu Schtröme rinne.

„Mei armer Kar’l!“ rufte äne Fraa d’rhint’r dorrich,
Aene Anre wieder: „Mei lieber Jorrich“,
Ich mark’s, mir saat’s Dei Blick,
Larndig kimmst Du nett zurick.

85
„Ach, daß mir suwos muß passir’n,

Of disser Art d’n Mann zu verlier’n!“

     Sie warn nu in dan Thun angeland
Wu die unerschrockne Schildwach schtand.
Jetzt saate d’r Anfihrer mit feierlicher Schtimm:

90
„Paßt auf, dis ward dengt schlimm;

Dänn sicher isses ä ganser Verband,
Dar gemänsam treibt hie disse Schand.
Wän mir mei Aanglicht[54] nett treigt,
Su haan sich all mehre Geschtalten gezeigt!“

95
     Kaum warn nu disse Mäning[55] gesaat,

Do wär garn Jeder hämwarts gejaht,

[26]

Dänn umdrein fung noch ä Anrer aan:
„Woß d’r Harr Borgemäster saat, dos muß Jeder saan!“
Jetzt heilte nu Jeder wie ä Kind,

100
Käner me Lust an dan Schpiel nu find;

Hauptsachlich warn’s weche aus d’r Cämmerei,
Die erhum vor Angst ä machtig Geschrei,
Un sicher hette Jeder d’n Ausriß genumme,
Wär de Polezei nett rasch d’rzwisch’n gekumme.

105
Die gob Jeden nu sän Schtand,

Kräschfarmig im Kartoffelnland;
Fast Jeden unter Schluchz’n un Heiln
Sog m’r hin noch sän Schtandpunkt eil’n.
Un Aener mänte: „’s wär ja nett schwär,

110
Wänn m’r wißte, dasses blus Aener wär,

Su gitt m’r hin mit Forricht und Bange, —
Ich geb mich liewer gleich gefange!“

     Doch pletzlich, wie war ausgemacht,
Ertönte ’s Singnal dorrich d’r Nacht,

115
Un deitlich härn nu Alle in Ort:

„Gatt Feier[56]!“ als Kommandowort.
Doch Alles is schtille, m’r härt kän Knall,
Käner kann sich erinnern su än Fall’;
Bis pletzlich rieng se dänn d’n Broten, —

120
Vor Angst hot Jed’r vergass’n zu loten.


     Do schpringt dar vir mit seiner Schär
Un schreit: „Wos nitzt nu ’s Gewähr,
Dos hob ich mir ju gleich gedacht,
Das die Schär sich noch verdienstlich macht!“

125
Nu gitt er dänn mit seiner Waff’

Draufzu wie ä Soldat su schtraff,
Un wier nu kimmt dorten aan,

[27]

Do härt m’r ne gans deitlich saan:
„Gatt Eich gefange, sinst seiter verlur’n,

130
Mir haan Alln d’n Tudt geschwur’n!“

Wie Käner wos erwidert, schtarzt ’r sich drauf —
Un domit härt die Geschicht a auf.
Dänn wie d’rzu kimmt die tapfere Schaar,
Do ward ä Jed’r nu gewahr,

135
Daß gemacht is dos ganse Laam

Im än Dornebusch, dar mitter Schär leit d’rnaam.
Un iwerndiw’r iss’r vull Blut,
Dänn ’r hatte in vulln Arger und Wuth
Sich draufgeschtarzt, im sich zu rach’n

140
Un zu schpät bemarkt, daß Dorne schtach’n.


     Racht hott er behalt’n in vulln Moßen,
Vor Annerschbarrig hatt ’r sei Blut fließ’n loßen;
Doch zu gut iss’ne nischt drauf gethan,
Dänn ich hob in Alt’nthimern[57] nochgeschlan

145
Un hob käne Person verzängt gefund’n,

Die sich all vor Annerschbarrig hette obgeschund’n.

[Heft2]

Erzählungen
vom Oberharz
in Oberharzer Mundart.


Von
Louis Kühnhold
in St. Andreasberg.




– Heft 2. –



Höhenkurort St. Andreasberg im Harz.
Zu haben in der Buchhandlung von Aug. Bolte.

Im Selbstverlag des Herausgebers.


Preis à Heft 25 Pfg.


[29]

Reichstogs-Auflesung anno 1887.
Schtimmung in Annerschbarrig.


     „Wänn Ihr nett wollt, su fiel ich mich gekränkt, —
Drim isses an Besten, d’r Reichstog ward geschprängt!“
Su ruffte änst Bismarck in vull’n Hauf, —
Un richtig, d’r Reichstog leeste sich auf.

5
     Wie der Blitz trug nu disse Post

D’r Droht nog Nord, Sid, West und Ost,
Un Annerschbarrig, wu Poletik nett wuhnt,
Blieb trotz dann von dar Nogricht[58] nett verschunt.

     „Ach Gott!“ Huß es von de Leit[59],

10
Mir giehn entgeeng äner schwär’n Zeit ;

Paßt auf, eh’r Friejahr bricht aan,
Daß m’r d’n Krieg in Land all haan.
Aes is ower immerhin nett schien,
Daß unnere Vertrater in Barlin

15
Zu jeder Zeit schtets sich duck’n

Wänns mol häßt: „[WS 5]Gald rausruck’n!“

     Dis un Ann’res wur drim gesaat,
Dänn Jeden hatte die Nogricht Schrecken eingejaht.
Gedankenvull soz drim fast Jeder dann Tog

20
Un dachte arnstlich driewer nog.


     Vieles Intressannte vor de Leit
Brachte nu die follingte Zeit,

[30]

Sugar of d’r Hitt un in Schacht
Hatte sich dos Thema zu’r Gewuhnhät gemacht,

25
Bei’n Schicht’nwachs’l vorn Ort oder Stuß[60]

Ging taglich dos Geschprech arscht luß;
Ja Manniger, dar sinst kä Wort zu’r Walt gebracht,
Huul jetzt eftersch äne Red in Schacht.

30
     Noch schlimmer warsch of d’r Hitt

Do schprong sugar de Puchjunges[61] mit,
Dänn öft’rsch, wänn ununterbroch’n
Von dar Geschicht wur ängstlich geschproch’n,
Su ruffte su ä Jung mit klaglicher Schtimm:

35
„Ja, Onkel, ’s ward gewiß deengt schlimm!“


     Fast Alle, die nu all huch in Jah’rn
Die hur’n[62] zu, weil se noch nie wos erfah’rn
Von konservativ oder nazionaal,
Centrum, Freisinn und lieberaal,

40
Socialdemokraten, Pol’n und Wilden,

Wunoch sich die Partheie bilden.
„Wu känne mir!“ saaten die Alten,
Jetzt die Name noch behalten;
Drim isses an Besten, kimmt die Zeit,

45
M’r wehl’n Aen von unn’re Leit;

Niemols känne mir än Wilden wehl’n,
Dar kännte ju sinst die Annern queel’n!“

     Trotz arnster Zeit wur gewehnlich gelacht,
Hatte Mannig’r Ahnliches viergebracht.

50
     Obgleich nu Annerschbarrig, wie bekannt,

Gewiß is d’r friedlichste Ort in Land,

[31]

Su hur m’r trotztann in dar Zeit
Verschied’ne Männing zwisch’n de Leit.
Dar Aene saate: „Mir isses egaal,

55
Ich bleib bei All’n lieberaal!“

Dar An’re saate: „Als Schitz[63] bleib ich trei
Schtets immerhin d’r Centrumsparthei!“
Un wänn nu hiedriewer wur geklaat[64],
Su huß es änfach: „’s ward uns ju gesaat!“ —

60
’s war nämlich agetirt

Un schließlich Alles aufgerihrt.

     Hauptsachlich thaten dis weche von äner Parthei,
Die saaten zu jeden Arb’ter frei:
„Brieder, gatt Eich Alle Mieh[65],

65
Daß huch kimmt de Demokratie;

Ihr ward ’s schpäterhin noch saan,
Bessere Zeiten kann’s dänn nett mee gaan;
Ihr braucht de Helleft[66] noch zu thun
Un kricht trotzdann doppeltes Luhn!“

70
     Doch de Meesten[67] hie, die dos hu’ern,

Die saaten: „Kameraden, kott uns wätter buh’rn[68],
Ae Jeder sieht dis doch ein,
Daß nie dis kann meglich sein;
Wos soll’n m’r unnere Flicht verletz’n

75
Un uns of luße Baamer[69] setz’n!“


     „Ich richt mich noch Känn’!“ saate Aener, von dan bekannt,
Dasser mit seiner Fraa[70] off’n Kriegsfuß schtand,
„Ich kumm d’n Wahltog änfach ha

[32]

Un wehl zum Vertrater meine Fraa,

80
Dänn bekannt isses doch än Jeden,

Wie gut meine Alte schtets kann reden;
Ich wollte, ’s wehlte se Klän un Gruß —
Dänn wir ich se doche Mol luß!“

     Mit seng Geschichten v’rging rasch de Zeit,

85
Un d’r Wahltog war nett me weit,

Dänn Feberwar[71] schtellte sich all ein
Un de Wahl sollte balle sein.

     Nu paßte es dänn gerod in dar Zeit,
Daß ä Feiertog kam hie vor de Leit;

90
Nämlich Fastloomd[72], das bis jetzt jedes Jahr

Of’s Beste hie gefeiert war.
Ja Viel’n wollte es nett racht in Sinn,
Die seifzten: „Ach wär der Tog arscht hin!“

     ’s war nämlich hie bekannt,

95
Daß vorhar Versammling schtattfand,

Un uhmdrein wollt’n frank un frei
Weche schprach’n von d’r Opposizionparthei.
Suwos war hie noch nett gewasen,
Mit Koppschitteln wursch drim a gelasen.

100
     „Die mißt m’r änglich frikasier’n!“

Huß es drim. „Nä, suwoß zu prowiern; —
Annerschbarrig un Opposizion,
Dos wär ju vor uns d’r räne Hohn.
Un uhmdrein jetzt mit dann Larm

105
D’n Fastloomd a noch zu verdarm.

Wir giehn nett hin, mir bleim derbei
Schtets unnern alten Vorsatz trei!“

[33]

     Un dennoch fillte sich ’s Lokal,
’s ging kä Mänsch mee nein in Saal,

110
Un Viele, die arscht nischt dermit in Sinn

Trieb jetzt de gruße Neimaar[73] hin.
Un schließlich schtannd Alles wie gekeilt,
Dänn Jeder hatte sich beeilt
Hauptsachlich im äner guten Schteet[74],

115
Domit nischt entging von dar grußen Red’.


     Jetzt erschiene nu a die främden Harrn[75],
Die gekumme derzu aus weiter Farn[76].
D’r Vorsitzende saate zum Publikum:
„Ich bitt mir aus, daß Jeder bleibt schtumm,

120
Wänn Aener von Eich will woß saan,

Su kanner harnocher die Frääd a haan.
Natierlich muß jeder Schprach’r of d’r Bihn[77],
Von do aus kann m’rsch an Besten verschtiehn!“

     D’r Redn’r trot nu auf un schtellte sich vier, —

125
„Dunnerwatter ower, is dis ä huch Thier!“

Huß es gleich von alle Leit,
Ob haar wull immer su freindlich is wie heit?
„Brieder, saater nu, seit Ihr Alle, die ich hie find,
Dänn ich bin a ä Harzer Kind.

130
Unner Harscherhaus haan mir änst verlur’n,

Als Hannoverraner sein mir Alle gebur’n,
Drimm bitt ich Eich bleibt mir trei
Schtets unnere alten Wellefenparthei;
Bedänkt, wies frieh’r ging su schien

135
Un su ward ’s a dänn wieder giehn,

Wänn Ihr, wänn nu ward gewehlt,
Eich änschtimmig zu disser Parthei mit zehlt!“

[34]

     Haar[78] wollte gewiß noch mee[79] saan,
Du fung de Unruh in Saal all aan:

140
„Dos thun m’r nett, rufft’n Viele mit Grimm,

Hiedermit gricht dar uns nett rim.
Wos hette m’r dänn, wänn m’r hannoversch wär’n, —
Von Bark- un Hittenleit wär nischt zu här’n!“

     „Ruhig!“ ruffte d’r Vorsitzende von d’r Bihn,

145
„M’r kann ju sei ääng[80] Wort nett verschtiehn[81];

Wänns balle nett schtille is — verloßt Eich drauf, —
So lees ich die Versammling auf!“

     „Harrejeses!“ schproch Aener mit erhitzten Kopp,

150
Ward disser Onkel do gleich gropp;

Dos is doch änglich gar nett schien,
Gleich aufzulees’n, wie in Barlin. —

     Ruh trot jetzt ein, ä Red’ner auß’n Ort,
Dar malde sich jetzt zum Wort.

155
„Meine Harrn!“ saat’r, „[WS 6]wos ich aam hob gehärt,

Sein Sach’n, wumit der Frieden ward geschtärt;
Drim bitt ich Eich, iwerlegt ’s mit Bedacht,
Daß Ihr nett än Fahlzug macht.
Bis jetzt sein mir Harzer Alle bekannt

160
Als treie Unterthan’n im Land;

Un dis lott uns bleim, macht nie woß in Hast,
Bedänkt schtets ’s Aend treet de Last!
Lott uns zeing, daß m’r noch die Alt’n,
Die trei zu ihr’n Käser[82] halten!“

165
     „Ja, huß es vielfach nu in Saal,

Su mach’n mirsch[83] a bei d’r Wahl;

[35]

Mir woll’n uns vor farnern Zeit’n
Käne Nochwehe[84] d’rdorrich bereit’n.“

     „Un mir nett!“ erklang’s von annerer Seit,

170
„Mir sein käne Bark und Hitt’nleit;

Aus dan Wort’n, die mir aam vernumme,
Is vorr uns nischt ’rausgekumme;
Lang genung haan m’r geschwieng[85],
Schtets mußt’n mir unt’n lieng!“

175
     Su ging nu ’s Schwatzen hin un haar,

Sätz machten Meh’re kreiz un quar;
Hauptsachlich Aener, dar schprang zu Jeden
Un ruffte: „Kännte ich blus red’n“[WS 7], —
Arscht häßt von Viel’n: „Ich bin Demokrat!

180
Un jetzt trifft m’r känn mit äner Schwaat[86].“


     Of ämol huß es in d’n Hauf:
„Ae Demokrat tritt jetzt auf!“

     Unruhig wursch noch mee im Saal, —
Nie warsch su labhaft in Lokal;

185
Die Hintern drängten sich nu vier,

Un in dann Larm un Jutezier
War all mannige Bemarkung gefall’n
Wie d’r Redner seine Schtimm ließ erschall’n.

     Kräftig ower mit ruhiger Schtimm

190
Schillerte de Log d’r Arbt’r vor schlimm,

Zum Aufwach’n aller Arbt’rschleit
Wär jetzt gerod de richtige Zeit.
Un wierer wollte schprach’n von d’r Wahl
Do ertönte pletzlich ä Gereisch in Saal;

[36]
195
Noch war dar Toon nett verklunge,

Do kam all wieder ä annerer gedrunge.

     Aengstlich wursch nu Jeden zu Sinn,
Aener drängte haar, d’r Annere hin,
D’rzwischen erklang wieder von dar Seit

200
Dar Toon, wie wänn Aener an Letzten leit.


     Jetzt huß nu in dann Getimmel:
„Dis is sicher ä Zääng[87] von Himmel!“
Doch schließlich wursch nu doch noch klaar
Wos dos Gereisch[88] gewasen war.

205
’s saate nämlich Aener von dan Alt’n:

„Kinnersch[89], ich warsch, ich kunnte mich nett halt’n,
Wie dar Bruder do su aufgemuckt
Hob ich innewennig mich beguckt.
Mei Schnarring[90] hot heit dos Gute gebracht

210
Un hot d’n Saal rään gemacht.[WS 8]

Lott mant sein, wänn ich a geschtäärt,
M’r hot zum wenigst’n nischt mee gehäärt.“ —

     Nu kam dänn ower Fastloomd aan,
Doch frehliche Schtimmung broch sich nett Bahn,

215
Dänn mismuthig mit gedrickten Sinn

Ging Jeder dann Tog nog d’r Karrig[91] a hin;
Un Manniger schproch zum Himmel gewänd:
„Gott gaa, daß disse Zeit gut änd’[92]!“

     Nu kam dar Tog angerickt

220
Wu Jeder mit Angst hatte hin geblickt,

Un die Zeit, wu die Wahl ereff’nt wur,
Hatte verkinnigt all de schtätische Uhr.

[37]

     Labhaft wursch nu in Schtroßen und Gass’n,

Jeder wollte die Gelaanghät[93] zu
225
arscht[94] erfass’n,

In aller Eil sän Zettel obgahn[95],
Im schpäterhin mit zu se sahn.

     Ae paar Red’ner trot’n noch ä Mol auf
Vorn Lokal in dann Mänschenhauf;

230
Aener davon ä wardiger[96] Greis

Saate noch schließlich nog seiner Weiß:
„Kinner härt, bekannt isses doch Jeden,
Das ich kä Mäster[97] bin in Reden,
Doch dis gillt Eich All’n, die Ihr do seid,

235
Hauptsachlich Eich Bark- und Hittenleit:

Thutt heit in Ehr’n Eiere Flicht,
Macht Ihr de Ordning nett zunicht.
Ihr wißt, ich bin all huch in Jahr’n,
Hob in d’r Walt all viel erfahr’n,

240
Ich bitt Eich drim in äängner Sach,

Schtieht fest un trei und bleibt schtets wach!“

     Ergriffen guckte Jeder dan Alten aan,
Sugar die Gengner[98] hur m’r saan:
„Dann Alten woll’n m’r nett belehr’n,

245
’s Alter mus m’r schtets noch ehr’n.“[WS 9]


     Die Zeit verging nu nog und nog;
’s war nu lang all nog Mittog,
Do wogtes in Schtroßen auf und ob,
Viele Wehler[99] kame sugar in Galopp.

250
Derzwischen war ä Geklingel von Schall’ngeleit,

Viele Wehler hatt’ns gut in dar Zeit,

[38]

Dänn die Alten oder die kranklich war’n,
Die wur’n in Schliet’n[100] zur Wahl gefahr’n.

     Ae Paar macht’n deshalleb su ä glicklich Gesicht,

255
Wie m’r noch nie hatte zu sahen gekricht.

„Dos hott m’r geträämt“[101], saate Aener mit weißen Haar’n,
„Daß ich heit kunnte Krasaten[102] fahr’n!“
Ae Annerer, dar sich in Schlieten kauerte,
Saate trotzdann: „Wänns blus noch lang dauerte!“

260
     Nu wur dänn ändlich de Wahl geschloss’n;

Doch Jeder blieb schtiehn unverdross’n;
Dänn Vieles kam jetzt an d’n Tog
Wie d’r Vorschteh’r de Zettel besog.
Sugar ä Paar aus’n Ort war’n mitgewehlt,

265
Dänn vor Jeden wur äne Schtimm gezehlt;

Ae Annerer hatte sich unterschriem,
Drim huß es: „Wär dar mant d’rhäm gebliem, —
An disser Dummhät ohne Aend
Is nu es Fahrgald angewänd!“

270
     Vieles hot gewiß of die Zettel geschtanden,

Dänn wänn mitunter Pausen schtattfanden,
Su sog m’r an Wahltisch die heifig lachen
Un gans verdutzte Gesichter machen. —

     Doch wie nu Alles hot ä Aend,

275
Su wur disse Geschicht all hie volländ. —

Un Annerschbarrig is, wie m’r gelas’n
In Ewerharz[103] gerod dar Ort gewasen
Wu die Schtimmung gezeigt of’s nei’,
Daß ä Harzer bleibt sän Vorsatz trei.

[39]

Viel Larm im Nischt.


     Wänn je äne Jahrschzeit[104] verursachte Kummer,
Su warsch vor äning Jahr’n d’r Summer,
Dänn rähne that’s Tog un Nacht, —
’s war kä Tog wu de Sunne hall gelacht.

5
Drim nahm de Langweil iwerhand,

’s gob nischt wu m’r Vergnieng draan fand, —
Un do m’r doch etwos wollte haan,
Su wur manniger Gresch[105] in Theater getraan.

     Bis ändlich in Monat August,

10
Do schlug frädig ’s Harz[106] in jeder Brust;

Wie All’n hie wur kund gethan:
Din 10. käm ä grußer Carcus[107] aan.

     Ae Jeder schtannde schtumm un schtaar
Un frug: „Isses dänn wull a wahr,

15
Daß m’r Alles woß geschriem schtieht

In Carcus bei uns hie sieht?“
„Na, es miss’n doch sein tichtige Leit!“
Huß es eftersch von annerer Seit,
Dänn guckt doch hin off’n Bild,

20
Wie se Alle schtiehn forrichtlus[108] un wild.

Un disse Elefanten und disse Pfaar[109],
’s is gewiß Alles aus Kammeru haar!“

     Su wur nu geschproch’n bis schpät in d’r Nacht,
Un Manniger hatte garnett an Oombrut[110] gedacht,

25
Trotzdann war All’n d’r Hunger geschtillt,

Von dar Aufregung an dan schiene Bild.

[40]

Un ich gläb, daß Viele in dar Nacht
Hotter Trääm[111] nong Carcus gebracht.

     Nu kame Toge mit Bange un Hoffen, —

30
„Ach wär doch d’r Carcus arscht eingetroffen!“

Un wie nu’s Woch’nblot die Nochricht gebracht,
’s Nachmittog’s wir ä grußer Aufzug gemacht,
Do war dänn Alles guten Muth’s, —
Mir ower schwaante gleich nischt Gut’s.

35
Ich war trotzdann schtille, saate[112] kä Wort,

Sinst hatte ich zum Feind d’n gans’n Ort.

     Nu broch ändlich aan d’r 10. August
Un frädig hub sich jede Brust,
Dänn domit nu Käner sollte klaan,

40
Sollte Jeder Schicht bei d’r Arbt eh’r haan.


     Of d’r Grub warsch nu su eingericht,
Daß Jeder hatte ’s Mittog’s Schicht,
Un hettes of d’r Hitt nett su viel Imschtänd gemacht,
Su wär’n sämmtliche Feiersch[113] zur Ruh gebracht.

45
Drim huß es a in dar Zeit:

„Ach, diese arme Hittenleit,
Die miss’n Sunntig[114] un immer fort,
’s mog sein woß do will in Ort!“

     Su kam der Nachmittog nu aan

50
Un kaum hattes zwäe[115] geschlaan,

Do wursch a labhaft in d’n Ort,
Alles zug nong Schlabaam[116] fort.
Mitter mit Kinnern off’a Arme,
Greise un Greisinn’ zum Erbarme.

[41]
55
Un Viele, die sinst nett ’rausgelosen,

Trof m’r dan Nachmittog off’n Schtroßen;
Dänn Jeder wollte dos Schauschpiel saan, —
Suwos hattes noch nett gegaan.
Sugar aus Siewer[WS 10] Lauterbarrig[WS 11] un Branlog[WS 12]

60
War’n Mänschen gekumme zu dan Tog.


     Die festgesetzte Zeit war nu all hin,
Do kam’s Viel’n in d’n Sinn
Mol hinzugien un zu freeng[117]
Wanneer dasse wos zu sahn greeng[118].

65
Nu huß es dänn: „Gitt ruhig in Eiern Haus,

Dar Gallazug — dar fellt aus;
De Woong[119] sein bis jetzt auß’n gebliem,
Die schteck’n in Schnee — an Bruchbarrig[120][WS 13] driem!“

     Nu ja, zu Verwunnern warsch nischt in dar Zeit,

70
Bei dar Kellt[121] kunntes hann a geschneit. —

Doch wie nu dis war publizirt,
Saaten verdrießlich Viele: „Ach, wie uns ower friert;
Nu hott m’r d’n Nachmittog hie zugebracht
Un nischt gesaan, — war hette dis gedacht!“ —

75
     Schließlich kame de Woong’s un ’s wuur aufgebaut,

Un in Schtroßen wuursch gleich wieder laut;
Jeder eilte nu, woss’r kunnte winden[122],
Wumeglich d’n besten Platz zu finden.
’s wur drim ä Geränn un ä Traten,

80
D’rzwischen hur mir Fluung[123] un Baten[124],

Un schließlich bliem noch Viele iwer
Trotz weiter Räs’ von Branlog un Siewer.

[42]

     In Carcus war ä buntes Bild,
D’r ganse Raum war ausgefillt.

85
Nu broch’s rein wie es jingste Gericht:

Musik, wie noch Käner zu här’n gegricht;
Hauptsachlich warsch su ä langer Bängel,
Dar blies wie ä Posauneengel.

     Drauf kam reingeschtarmt of schtolsen Roß

90
Ae schwarzer Mänsch, ä wahrer Koloß;

Haar[125] riet[126] in dan Schranken auf un nieder,
Bewagte elastisch seine Glieder.
’s huß nu gleich zwischen d’n Leiten:
„Ach guckt, wie schien daß dar kann reiten!“

95
Doch kaum war dis ausgeschproch’n

Do hatte Roß un Reiter sich wieder verkroch’n;
Drimm ruffte noch ä Mäd’l gans heiter:
„Ach disser arme Reiter!“

     Jetzt folligte of änanner Reiten und Schpringe,

100
’s wurn Witze gemacht, — ’s wollte blus käner gelinge.

Von viel’n Guck’n thaten än de Aang[127] gans weh
Un deshalleb sog m’r in d’r Heh;
Dänn m’r bemarkte manniges Gesicht,
Wos m’r sinst nett hette zu sahn gekricht.

105
     Wie’s nu ower huß: „De Vorschtellung is geschlossen!“

Do war Jeder argerlich un verdrossen.
Allerwartz huß es: „Na, dis is ower schtark, —
Wos hot m’r gehatt vor seiner Mark!“
Die Männing[128] war zwischen All’n

110
Un huß: „Wir sein neingefall’n!“

[43]

     Gelarnt haan m’r aus disser Geschicht,
Daß m’r sich nett soll kähr’n an viel’n Geschricht;
Dänn Viele prahl’n un ’s nischt derhinter,
M’r haans[129] gesaan bein Carcus P.....




’s gruße Luus.[130]


     „Aah, 3530! — Un nu schmeiß ich!“
Mit diss’n Schrä[131] hatte in äner Nacht
Aener die Seining änst munter gemacht.
Dar Wirrwarr wur of d’r Kammer nu gruß,

5
Dänn Jeder frug: „[WS 14]Wos is dänn mant luß?“

„Ach Gott!“ Seifzter nu un satzte sich in de Haar.
„Isses dänn nu wieder nett wahr!“

     Doch warsch nu nog diss’n Geschrei
Vorleifig mit d’r Nachtruh verbei.

10
Nu verzehlter dänn, dasser hette in Trääm[132] vernumme,

Haar wär mit’n grußen Luus rausgekumme,
Un die Nummer hetter deitlich gesaan
Wune dos Gald wär draufgegaan.
Vor gußer Fräd’ hetter nu unbewußt

15
Dan Schrä gethan aus vuller Brust.


     Bei daan Verzehl’n war seine Nachtruh verfloss’n,
Drim schtand’r auf nu gans verdross’n
Dachte an sän Gramm un sän Kummer,
Hauptsachlich ower an dar Nummer.

[44]
20
Haar[133] mußte nu fort, ’s ruffte de Flicht,

Misgeschtimmt nahm’r sei Gruumlicht
Un ging fort in schtiller Nacht
Hin nog seiner Arbt in Schacht.

     Verschtäert und deengt niedergeschlaan

25
Kam’r nu in Gäbel[134] aan;

Sän’ Kameraden ful dis gleich uf,
Drim hußes gleich in gansen Hauf:
„Woß mog dänn mant d’r Kar’l haan,
Dar sieht ju heit kän Mänschen aan?“

30
„Wos mog bei dann sein passirt?“[WS 15]

„Guckt doch, wierer of än Flack hinschtiert!“

     Manniger schittelte driwer d’n Kopp
Un saate: „Ach, dar arme Tropp,

35
Dan isses derhäm nett gut gegange, —

Dos macht, haar hot schtets sei Prange!“

     Wie nu kaam aan de Mittogszeit,
Do hatt’ns’n doch nu su weit,
Dasser ändlich legte klaar,

40
Wurimm’r su argerlich war.


     Nu verzehlter sän Trääm mit aller Ruh —,
Andachtig huurne[135] Jeder zu —,
Doch wierer[136] sproch von dann Schrä, danner gethan,
Do gucktne Jeder verschtänert[137] aan;

45
Haar wur pletzlich su laut,

Daß Jeden grisselte de Haut.

     „Kamerad’n!“ saat’r[138], ich hob mir viergenumme,
’s soll un muß annerscht[139] kumme;

[45]

Mich hot nämlich di vurige Nacht

50
Of gans annern Gedanken gebracht.

Drim horricht, m’r hot doch eftersch gelasen,
Daß Lotterie is Viel’n ihr Glick gewasen;
Nu freeg ich Eich, wollt Ihr mit riskiern?
Su gans viel känne m’r nett verliern.

55
Wir loßen uns änfach schick’n die Nummer,

Die ich vurige Nacht sog in Schlummer, —
Ihr könnt Eich ju drauf besinne,
Mir schwaant’s[140], paßt auf, mir gewinne!“

     Un rasch verging nu disser Tog,

60
Ae Jeder dachte driewer nog;

Un Jeder goob d’n Kar’l Racht, —
Dar Einfall wär garnett schlacht.
Aenschtimmig huß es d’n annern Morring[141]:
„Kar’l, Du kannst das Luus besorring,

65
Mir giehn Alle mit aan, —

Du darfst natirlich Kän’ wos saan!“

     Vor’n Luss waar nu schließlich a gesorrigt,
’s Gald hatter derzu geborrigt,
Dänn gewunne ward, huur m’r d’n Kar’l saan, —

70
Haar hatte sich de Kart loßen schlaan;

Do warne nämlich prowezeit,
Daß sie noch wiern de glicklichsten Leit;
Hauptsachlich hetter, wie noch nie,
Viel Glick in d’r Lotterrie.

75
     Nu kam’s dänn, wänner mit’n Annern schproch,

Dasses Thema war, d’r Ziehungstog;
Haar kam schließlich gans von Sinne,
Dänn wäns’n fruung bei d’r Arbt drinne:

[46]

„Na, Karl, biste dänn fleißig?“

80
Su schproch’r schteets: „Dreitausendfinnefhunnertdreißig!“

Sudaß Viele sich driewer fruung:
„Hotter sich dänn woß zu Kopp gezuung?“

     Vieles hatte dos Luus all zu Wag gebracht:
Von de Fraans wur’n gruße Einkäf[142] gemacht,

85
Un unternanner wur nu feste gemacht,

Wu derzu daß dos Gald sollte war’n untergebracht.
Sugar zu d’r Wasserleiting, ’s mußte sich Jeder verpflichten,
Ae klänes Thäl[143] mit zu entrichten.
Un d’r Kar’l saate noch mit fräding Gesicht:

90
„Ich sorrig außerdan vor elektrischen Licht!“


     Domit se sich schpäterhin a kunnten behaan[144],
Funge se sachte wack all aan
Un ibt’n ’s Oomd’s bei Lampenschein

95
Gans annere Täns[145] nu ein.

Noch Halle, Ritzebittel und Galopp,
Die schafft’nse zuarscht gleich ob,
Un tanst’n blus noch Polenäse,
Siehstewull do kimmter, un Frangsäse.

100
Dänn verbei war nu der Kummer,

Sicher kam Gald raus of dar Nummer.

     Ae Jeder war of dar Ziehung geschpannt,
’s juckte än Jed’n all in d’r Hand;
’s hatte sich nämlich in letzten Woch’n

105
Die Geschicht doch schließlich ausgesproch’n.

Schließlich kame de Schpieler noch ä Mol zusamme,
Dänn Jeder war vuller Feier und Flamme,

[47]

Wiese wollten Beschäd hingrieng
In Fall sie wär’n in Schacht geschtieng.

110
     Die Fraans mußten nu arscht verschprach’n,

Käm Beschäd, sugleich aufzubrach’n,
Dänn in Gäbel wier sich Aener finden,
Dar die Botschaft kännte ih’n verkinden.

     De letzte Nacht vorhaar war angebroch’n,

115
Laut huur Jeder sei Harz nu poch’n,

Alle war’nse su aufgeregt,
Daß Jeder su aufschtand, wierer sich hatte hingelegt.
Die Fraans war’n frieh huuch dan Morring,
Domit se kunnten arscht d’n Haushalt besorring;

120
Dänn jede wollte gaarn[146] fartig sein,

Wänn dar Beschäd[147] nu trof ein.

     Sie hatt’n sich nu versammelt bein Kar’l in Haus
Un guckten imschicht vielfach aus.
Wiese aam[148] nu sitz’n un dänk’n su draan,

125
Do gloppt pletzlich waar laut aan,

Un Alle, die in der Schtub[149] nu sein,
Ruffen, wie of Kommando, laut: „Herrein!“
Rein tritt ä Haar, huuch hellt’r in d’r Hand
Ae gruß Cuwart und gitt’s hin galannt,

130
Un schpricht mit feierling Klang:

„Ihr seit die Reichsten jetzt in Sanc;
Hiedrinne, wosse aam nahme hin,
Do is verborring d’r Hauptgewinn!“ —
Eh’r sich die Fraans neingefunden,

135
Is dar Harr all wieder verschwunden.


     Nu wur sich rasch zuracht gemacht
Un Beschäd nog d’r Gruub gebracht.

[48]

Kaum is äne halwe Schtuun[150] verfloss’n,
Do kumme de Männer, wie angeschoss’n,

140
Un der Schwäß[151] trepptne von d’n Haar’n, —

Ae Beweis wie rasch dasse sein gefah’rn.
Hämmwart’s gitt’s in machting Schritt,
Die Fraans känne kaum noch mit,
Doch kaum seinse aangekumme,

145
Hatte d’r Kar’l ’s Cuwart gleich hingenumme;

Rasch macht’rsch auf — un sei Gesicht
Verzeiht[152] sich, wie wänn Aener Leibschmarzen kricht.

     „Kar’l, Kar’l!“ rufft Jeder, „[WS 16]woß is dänn luß,
Du machst uns Alle ju kunfuß!“

150
D’r Kar’l heilt jetzt wie ä Kind

Un schluchzt: „Guckt’s aan, wosser find!“ —
Un richtig, wieses gena[153] beschaue,
Will Käner sän Aanglicht[154] traue.
Dänn de „Thierbörsche“ isses[155], woß Jeder erblickt,

155
Die aus Scharz waar hatte zugeschickt.


     Traurig un gans niedergeschlaan
Guck’n se sich nu Alle aan.
Die Fraans, wie die dos Papier gesaan,
Känne sich nett wieder zufrieden gaan.

160
Doch d’r Kar’l macht dar Geschicht ä Aend,

Huuch hebt, wie zum Schwuur, bäde Händ
Un schpricht mit lauter, machtiger Schtimm:
„Kameraden, im Gald sein m’r rim, —
Ich verschprach Eich, daß ich von jetzt aan nie

165
Mir de Kart loß wieder schlaan oder schpiel Lotterie;

Dänn gläbt, mir Harzer, sei klän oder gruß,
Ziehn schteets allän ’s gruße Luus:

[49]

Wänn unnere Quall’n[156] hie nett versieng[157],
Un dorrich Feistelschlok de Funk’n flieng[158],

170
Un schteets känne saan noch jeder Schicht:

’s gitt uns gut, weil Reiches[159] bricht;
Drim woll m’r a fernerhin
Bedacht sein of dann Gewinn,
Dann m’r erzieln bei der Arbt in Schacht,

175
Un woll’n winsch’n, daß schteets Reiches lacht!“


     Wie d’r Kar’l seine Reed gehalten,
Do schproong meh’re von dan Alten:
„Na, Kar’l, wänn mir wehl’n,
Kannst Du of unnern Schtimme zehl’n, —

180
Do hilleft Dir wätter kä Baten,

Du mußt uns in Reichstog vertraten.“




Die Influenza.


     „Influenza, Influenza!“ ängstlich gings von Mund zu Mund,
Influenza neie Kranket[160], Aener thats d’n Annern kund.
Farn in grußen rußschen Land
War die Kranket zu arscht bekannt,

5
Gleich drauf huß es nu in Pool’n,

Oesterreich, Schpanien und Mongool’n,
Frankreich, Bayern, Luxemborg,
Wu die Kranket zug wull dorch, —

[50]

In jeden Land farn un nah:

10
„Influenza, Influenza!“


     Fortwährend nahm die Kranket zu,
Ja sugar nach Kammeru,
Nach Asien un Amerika
Kam die Influenza.

15
Un pletzlich war die ganse Walt

Ae änzig grußes Krankenzalt.

     In unnern liem deutschen Reich
War die Kranket nu wull gleich;
Vieltausendfach huß jetzt die Klaa[161]:

20
„Influenza, Influenza!“

Haupsachlich bei unnern Militär
Do sul dar Name manning schwär;
Anfänglich wur gemald mit fröhling Gesicht:
Su un su viel Mann haan die Faulenzia gekricht;

25
Alles wur zu lächt genumme,

Dänn su wos war noch nett viergekumme.
Mir machten uns im dar Kranket wenig Sorring[162],
Und fühlten uns su richtig geborring[163],
Denn daß die Influenza nach Annerschbarrig kähm,

30
Dos wollte von All’n Käner glähm[164].

Un trotzdann kam se mit vuller Wucht, —
Fast jede Familie wur aufgesucht;
Su brooch denn in jeden Haus
Die schreckliche Influenza aus.

35
     Tiefe Schtille in all’n Stroßen,

Es Wartschaftgiehn wur nu gelosen,
Vergange war Lust, vergange war Fräd,
Schtets huur m’r seifzen frih und schpät.

[51]

Jeder klaate[165] iwer Schmarzen,

40
Hie un do — sugar an Harzen;

Schauerig erklang’s von Farn un Nah:
„Influenza, Influenza!“

     Hauptsachlich of un’rer Gruub un un’rer Hitt,
Do schpielte die Kranket manning schlacht mit;

45
Immer winger wur’n die Arbterschaa’rn,

Die nein in Schacht kunnten fah’rn.
Un fast wär’n die Buhrmaschiene —
Wu de Leit, wenn a sauer, schien Gald verdiene —,
Ja beinah wärn se schtiehn gebliem,

50
Dänn die Arbt’r warn balle aufgeriem.

Kän’ fröhling Laut huur m’r in Schacht,
Schteets wur an dar tückischen Kranket gedacht.
Un huur m’r jetzt dann Gruß: „Glick auf!“
Su war es zwäte Wort: „Influenza!“ drauf.

55
     Off d’r Hitt sogs nach schlachter aus,

Die Vorgesetzten wußten fast nett ein noch aus;
Denn jeder Tog, wecher war erschaffen,
Do song se schtets me Arbter erschlaffen.
Zuarscht kam schtets frieh dar Bericht:

60
Die un die haan[166] die Kranket gekricht.


     Guter Roth[167] wur nu theier,
Bis daß ausging arscht ä Feier;
Dänn Jeder war krank beinah,
Un hatte Influenza.

65
Drim huß es a in dan Zeiten:

„De Hittenleit missen doch schteets leiden;
Do gläbt Manniger, ihr Luus[168] is schien,
Un haan su Vieles auszuschtiehn!“

[52]

     Beinah hette noch die Krankhätsgeschicht

70
Zwieschpalt gaar aangericht;

’s kam nämlich in dan Zeiten
Aener krank häm von unnern Leiten
Un saate zu seiner Fraa mit arnsten Gesicht:
„Du, ich hab de Franssiska!“ — Haar wollte nu saan gekricht. —

75
Sie ließ ne ower nett kumme zu Wort:

„Verfihrer"“ schrier se, „Du machst Dich nu fort!
Mit uns Bäden isses verbei, —
Diß is wull Deine ewige Trei!“

     Pletzlich wursch’n nu arscht klaar,

80
Daß Franssiska dar Name gar nett wahr;

Drim schluchtz’r nur aus vuller Brust:
„’s is ju Influenza, — ich hob dan Name nett gewußt!“
Gans annerscht sog seine Fraa nu drein —
Sie brauchte nett eifersichtig mee zu sein.

85
     Die Kranket nahm schteets iwerhand,

Ae Mittel war och nett bekannt, —
Bis pletzlich trof die Nochricht ein
Von kräfting Influenzawein.
Ae Jeder trank nu mit Begier,

90
Bis dasses huß: „Influenzabier!“

Un fortwahr’nd kame Mittel genaht,
Sugar Schnaps oder Torncaat.
Angepriesen wuur von nah un farn
Wein, Bier, Schnapps und Cicharrn,

95
Fast an jeder Sach, die Waarth[169] sollte haan,

Hung m’r dos Wort: „Influenza“ aan.

[53]

     Doch Manning hott’s a Nutzen gebracht, —
’s wuurn de besten Täns d’rauf gemacht;
Dänn schpäterhin wuur geschpielt von uhm rob,

100
Influenza-Walzer, -Rheinländer bis -Galopp,

Un uhmdrein schtellte sich noch ein
Schließlich ä Influenza-Verein.

     Obgleich Alles war gut obgegange,
Su hot Käner gewiß Verlange,

105
Daß zurickkimmt wieder die Zeit

Wur Alles war krank brät un weit.
Dänn dis war wull a Jeder saan:
„Waarth is an käner Kranket draan!“


[Heft3]

Erzählungen
vom Oberharz
in Oberharzer Mundart.


Von
Louis Kühnhold
in St. Andreasberg




– Heft 3. –



Höhenkurort St. Andreasberg im Harz.
Zu haben in der Buchhandlung von Aug. Bolte.
Im Selbstverlag des Herausgebers.

Preis à Heft 25 Pfg.


[55]

Die neie Wasserleiting[170].


     Ae Sunnoomd[171] wahrsch, un ziemlich kalt
Blies d’r Wind bei uns dorch Fald un Wald;
Viele war’n deshalleb drim fruh[172],
Dasse derhäm sozen gemiethlich in Ruh.

5
     Friedlich war’n de Meesten in Familienkreis

Un vertriem sich de Zeit in jeder Art un Weis’;
’s wuur gescharzt un wuur gelacht
Un Käner hatte an wos Arges gedacht,
Als pletzlich hie in unnern Schtroßen

10
Of ä Mol wuur Feier geblosen.

Un graßlich von unnern Thorm
De Feierglock erschallte in Schtorm.
Un „Feier, Feier!“ erklang’s in Ort,
Fast Jeder eilte blindlings fort.

15
     „Wu isses dänn?! In wan sän Haus?“

Su rufften Viele klaglich aus,
Bis dasses schließlich nu wuur klaar,
Wu de Brandschteet[173] zu finden waar, —
Dänn ruth farbte sich d’r Himmel.

20
„Hillef! Hillef!“ schrien Viele auf’n Getimmel. —

„Wasser, Wasser!“ ging dänn wieder’s Geschrei. —
„Ach, langt doch bluus de Schpritzen derbei!“

     De Schpritzen schtanden a rasch bereit,
Un Jeden dauerte all lang de Zeit

[56]
25
Bis dasser kunnte mit kräfting Arme

Sich seiner Mitmänschen erbarme.
„Jetz luß!“ ruffte Aener mit erhitzten Kopp,
Un krachend gings an d’r Schpritz auf un ob,
Bis daß Aener ruffte aus:

30
„’s kimmt ju gar kä Wasser raus!“

Un richtig, ’s war käne Määr, —
Drimm ging es Pumpen a nett schwäär.

     Nu ging dänn ower d’r Schpetakel luß,
Ae Jeder larmte, ob Klään oder Gruß.

35
„’s is ower äne wahre Schand,

Trotz viel’n Rähn[174] kä Wasser bein Brand!“ —
„Wudervier bezohlt m’r die viele Schteier[175],
Un jetzt noch nette Mol Wasser bein Feier!“ —
„Na, suwos derfte mir nett passiern,

40
Wär ich Borgermäster, dar sollte es ower schpiern!“ —

„Darjenige, dar diss’n Butel gemacht,
Wier von mir von Laam[176] zu Tud gebracht!“

     Su gings mangenanner dorch, un Viele war’n su grob,
Daß Käner hatte gemarkt, wie Aener in Galopp

45
Außer Od’n kam of d’r Brandschteet aan

Un ruffte: „De Wasser war’n verkährt geschlaan!“ —
Ob ’s nu ower is wahr gewasen,
Dos hot m’r nett gehäärt oder gelasen.

     [WS 17]Jetzt waar käne Zeit me zu verliern,

50
Ae Jeder mußte sich forsche riern, —

’s brännte all ’s finnefte Haus,
Huuch schlug de Flamm in Schtormgebraus.

[57]

     Nu gings a drauf mit aller Macht,
Von jeder Seit’ wuur Hillef gebracht,

55
Bis schließlich schpät an annern Morring

Vergänge nog un nog de Sorring;
Doch Manniger waar in disser Nacht
Gans arm un obdachtluß gemacht.

     Aene ängstliche Zeit nu arscht entschtand

60
In unnern Ort nog dan Brand.

Hauptsachlich in dan arschten Woch’n
Wuur schteets von diss’n Brand geschproch’n,
Dänn dan Meesten[177] bliebs immerhin klaar,
Daß in Ort wos nett richtig waar.

65
Jedoch wollte Käner dan Fahler nänne,

’s wollte sich Käner de Zung verbränne.

     Doch schließlich brachte hie unnere Zeiting
Aen Artikel iwer d’r Wasserleiting;
’s wuur nu deengt[178] driewer haargezuung[179]

70
Un gewinscht, m’r sollte mool untersuung.


     Jetzt gings ower luß un wuur resonnirt
Un Alles Megliche aufgefihrt,
Su daß vielfach in manning Haus
Iwer disser Geschicht brooch Unfriede aus.

75
Ja Viele die sich sinst gut vertraan,

Die funge im Nischt sich zu zanken aan.

     Pletzlich mit än Schlook[180] schtellte sich Alles ein, —
Unnerer „Anzeiger“ sollte d’r Friedensschtifter sein;
’s schtand nämlich of d’r letzten Seit

80
Aene Bekanntmachung — zu beruhing de Leit.
[58]

„Wos is dänn dos?!“ rufften Viele, wieses loosen dorrich[181],
Dos häßt — nu broot m’r Aener än Schtorrich[182] —,
Hie schreim se ju von än Bargerverein,
Wu in nachster Zeit soll Sitzung sein!“

85
„Na, bis ward gewiß dänn ower schien,

Do muß m’r schließlich a hin giehn!“
Ja Manning dan wuursch[183] wieder klaar,
Dasser salwer all lang Mitglied waar.

     Laut loos[184] Jeder die Bekanntmachung mit Lust

90
Un fruh schlug’s All’n in d’r Brust

Bei dan Wort’n: „Barger, schtellt Eich Alle ein
Nachsten Sunnomd im Verein!“

     Die Togesordning war nu a schien,
Dänn deitlich sog m’r gedruckt do schtien:

95
Wasserleiting, elektrisch Licht,

Huut un Wäde[185], bei der Arbt eher Schicht,
Verschännerung im Ort, un de Eisenbahn, —
Alles kimmt d’n Sunnoomd draan.

     Die Nogricht, die nu d’r „Anzeiger“ gebracht,

100
Verschaffte Viel’n äne schloofluße Nacht;

Dänn Viele dachten bluß noch an Verein
Un d’r Sitzung, die de do sollte sein.

     Bei Tog iwer sog m’r de Mänschen zusamme schtien
Un mit Koppschitteln ausänanner giehn;

105
Dänn Jeder beinah hatte än Plaan

Un wollte dan Oomd nu woß saan.

[59]

     Nu ändlich troot daar Oomd[186] nu ein
Wu de Sitzung waar in Verein.
Laabhaft[187] wuursch in Schtroßen und Gass’n,

110
De Barger ginge fort in Mass’n,

Mangenanner ging arm un reich,
Dann Oomd blieb sich Alles gleich;
’s goob kän Zank, ’s goob kän Arger —
Schtols fiehlte sich jetzt jeder Barger.

115
     Kaum hattes of d’n Thorm die Zeit geschlaan,

Do fungs a mit d’r Sitzung aan.
D’r Hauptredner troot auf un raamte sein Geschtalt,
Un Jeden gings iwer eiszackenkalt.
„Meine Harrn!“ Su dunnerter machtig luß,

120
„Mir ziehn hie ä Iwel[188] gruß, —

Su kann dos nett länger giehn;
Dänn soll unner Ort noch wätter beschtiehn,
Su miss’n mir in all’n Thäl’n[189]
Mit hallef’n dan Schood’n hie zu häl’n,

125
Un dos is jeden Barger seine Flicht

Dassersch[190] gaarn[191] thutt mit fräding Gesicht,
Domit’s nett wieder gitt wie vor Woch’n,
Wie dar Brand in Interland[192] war ausgebroch’n.
Wos hollef’n do unnere Schpritz’n,

130
Wos kunnten de Feiersimp[193] uns nitz’n,

Wänns fahlt an Wasser, wie bei dan Brand, —
Und m’r schtieht wie dum, — ’s waar äne Schand!
Drim is meine Aansicht, mir setz’n in d’r Zeiting,
Submission of äner neie Wasserleiting.

135
Sollte jedoch Aener äne annere Mäning haan,

Su bitt ich drim, dis hie zu saan!“

[60]

     Jetzt wuur ä Gezisch’l un ä Gethu,
Hauptsachlich in äner Eck wuur nett wieder Ruh, —
Do sozen nämlich ä Paar von dan Alten,

140
Die thaten, als wollten se Red’n halten.

Jedoch dauerte es nett lang, un die Unruh hatte sich geleegt:
Die Alten hatten nämlich angefreegt,
Wos dänn dos wäär, äne Submission,
Dodervon verschtänden sie kän Toon;

145
In ihr’n liem lange Jahr’n,

Hett’n se von suwos nischt erfahr’n.

     Kaum waaren die nu zufrieden geschproch’n,
Do wuur die Ruh wieder unterbroch’n:
Ae Annerer troot nu hastig auf

150
Un guckte wehmithig zum Himmel nauf,

Aengstlich guckter verschaamt[194] rasch nieder
Un saate: „Nu hoob[195] ichs vergass’n[196] wieder;
Ich hatte mir su äne schiene Reed erdacht —
Sugaar meine Fraa hatte Aeniges gemacht —,

155
Un jetzt, wuus gilt, sitz ich in der Glämm, —

Mich kricht käner wieder häm!“
Un richtig, haar mußte sich wieder setzen,
Zum Gaudium d’r Annern un Ergetzen.

     Wull Manniger hatte noch än Plaan,

160
Doch getraute sich Käner wos zu saan,

Sudaß schließlich all lange Zeit waar vergange
Ohne wos Bestimmtes zu erlange.
Bis ändlich korz vor Mitternacht
Die Geschicht zu Aend wuur gebracht

165
Un änschtimmig geschproch’n wuur:

„Wir woll’n äne neie Rähr’ntour!“

[61]

Alles Annere wuur nu zuletzt
Of neie Tog’sordning gesetzt.
Un friedlich ging nu Jeder fort, —

170
Ruhig wuursch balle wieder in Ort.


     Ower derhäm[197] hatten noch viele Barger
Die Nacht von de Fraa d’n greßten Arger.
„Dos is schien!“ huuß es von weibling Geschlacht,
„Su macht Ihrsch richtig, su isses a racht, —

175
Ihr Männer gitt fort un schpracht iwer Sachen,

Die uns Fraans de meeste Arbt schteets machen,
Uns lot’r änfach derhäm hie sitz’n,
Wie wänn unnere Männing nett kännte nitz’n!
Wos wollt Ihr dänn aanfange hie in Sanc

180
Wann mir nett wär’n, un de Tour wäär in Gang?“


     Unruhig wuursch arscht d’n annern Morring
Wie de Fraans ihre Einkääf[198] wollt’n besorring;
M’r brauchte bluus ä paar Schritt zu giehn,
Su sog m’r än Hauf’n Fraansleit schtiehn.

185
Un Aens waarsch, woß m’r schteets huur,

Nämlich: „Wir behalten unnere alte Tour,
Ower zum wenigsten bleim de Buttiche[199] schtien,
Dänn die Geschicht kann su nett giehn!
Wu soll m’r dänn schpätern Jahr’n

190
Noch Neiigkäten hie erfahr’n,

Bei dan Wasserlange kunnte m’r alle Morring
Aen korze Zeit zusamme schtorring[200].
Die Buttiche bleim schtien, und geschieht uns nett racht,
Dänn Männer, gitt’s Eich noch schlacht!“

195
     [WS 18]Ae Iwelschtand trot nu noch ein,

’s trooten Mitglieder auf von än Verein;

[62]

Wie nämlich’s Brannteweinmonopol wuur eingefihrt,
Do hatte sich äne Gesellschaft gruppirt,
Die eiferte den Wunsch un hatte aangefreegt,

200
Ob von Nordhausen kännte waarn käne Tour geleegt.

D’r Schnaps käm gewiß billiger, un mit d’r Zeit
Brechtes Vorthäl arscht hie vor de Leit,
Un in Verlaaf[201] von viel’n Jahr’n
Kännte m’r viele Galder schparen.

205
     [WS 19]Jedoch ’s wuur Alles obgeschlaan,

Weil Jeder d’n Ausgoß wollte haan.
Un weil dos in daar Zeit waar nett gegange,
Su wuur jetzt wieder vonne angefange,
Un reegten in Ort Alles auf;

210
Jedoch de Meesten[202] huurn nett drauf,

Sudaß schließlich doch zuletzt
D’r Anfang bei d’r Tour wuur feste gesetzt.

     Kaum waar d’r Juli nu vergange,
Su wuur a all angefange;

215
Främde und Hiesige schtellten sich ein,

Dänn in Harwest[203] sollte de Hauptsach fartig sein.
’s wuur gearbt nu unverdross’n,
Geschaufelt, gehackt, gebuhrt und geschoss’n,
Sudasses aussog bei uns zuletzt

220
Wie wänn d’r Ort wäär in Kriegszuschtand versetzt —,

Un trotzdann fuul[204] Alles gut aus,
Im Winter hatt’n Viele ihr Wasser in Haus.
Un wie änes Tog’s wuur publicirt:
Daß die Hydranten sollten waarn prowirt,

225
Do wuursch dan Meesten nu arscht klaar

Wie wichtig die neie Leiting waar.

[63]

Drim saaten a Viele: „Ower dis is schien,
Nu brauch m’r nett me an d’r Pump zu schtien!“
Sugaar die auf’n Nordheiser Verein

230
Schtimmten frädig jetzt mit ein;

Ae Jeder fräte sich schließlich jetzt,
Dasses mit d’r Leiting waar dorchgesetzt.

     D’r Winter kam nu, un ziemlich kalt
Zeigter sich in seiner Geschtalt, —

235
’s fruur a bis zu d’r Rähr’ntour

Un Manniger, ehrer gescheit arscht wuur,
Hot Angst genung ausgeschtanden
Weil viele Iwel[205] sich einfanden.

     Dar Aene ruffte: „Ach disser Schtrank[206]

240
Verursacht gewiß noch viel’n Zank!“

Ae Annerer hatte seine Tour verrenkt
Un Alles auf’nanner geschprenkt.
Aene Fraa[207] schrier, — woß ich salwer huur[208]:
„Harr Vetter, äs is wos an meiner Tour,

245
Kumme se mant gleich in män Haus,

’s kimmt a kä Tropp’n[209] me raus!“
Un wierer[210] nu gena hinsog,
Do waarsch garnett lang dernog
Un d’r Schoden waar a kurirt,

250
Of’s beste Alles ausgefihrt.

Un schließlich huur m’r Jeeden saan:
’s is doch gut, daß m’r die Leiting haan“, —
Un haan m’r arscht elektrisch Licht,
Un de Bahn d’n Weschbarrig[211][WS 20] raufgekricht,

[64]
255
Un Alles is nett me su theier,

Un bezohl’n schließlich weniger Schteier[212][WS 21],
Su ward ä Jeder von uns saan:
„Annerschbarrig[WS 22], die gute Zeit gitt aan!“




Schwarze Kunst.


     Vergange war’n hie schlachte Woch’n
Un Frääd waar wieder aangebroch’n;
Die Influenza waar mit aller Macht
Nu ändlich wieder fortgebracht,

5
Un frädig schlug nu jedes Harz,

Ae Jeder guckte himmelwarts
Un winschte, daß in unnern Jahr’n
Uns suwos meege nett widerfahr’n.

     Doch kaum war’n änige Tog verschtrich’n,

10
Do waar die Frääd all’ wieder gewichen;

Ae Geschpreeg[213] ging nämlich in d’r Rund,
Aengstlich that’s Aener dan Annern kund,
Gruppenweis schtanden de Mänschen zusamme
Un Alles waar vuller Feier un Flamme,

15
Ja vielfach huur m’r es Geschrei:

„Wir woll’n käne Hexerei!“ —
’s war nämlich All’n kund gethan,
In Laaf d’r Woch’ käm ä Schwarzkinstler aan.

     Hauptsachlich nu war’ns hie die Alten,

20
Die war’n doriwer deengt ungehalten;

Sugaar huur m’r öftersch saan,
’s leeg an unnerer Eisenbahn.

[65]

Dänn su lang wie m’r su kännte fahr’n
Kääm a Alles aan in Schaar’n.

25
     Jedoch theier waar hie guter Roth[214],

’s schtannte nu ausfihrlich in Woch’nbloot,
Dasses hie geeb wos zu sahn,
Wosses hie noch nett gegaan.
Un Vieles wuur nu driwer geschriem —

30
Natirlich, wie gewehnlich, iwertriem.

Dänn su is ämol d’r Laaf[215] d’r Walt:
Die Wahrhät is Naamsach[216], de Hauptsach is Gald.

     Domit nu a Jeder Begriff sollte hann
Wur’n uumdrein Zettel rim getraan;

35
Do kunnte m’r dänn deitlich lasen[217]

Wu dar Mann alle waar gewasen.
Sie schriem aus Frankfort, Hamborg un Dräsden
Ungläbliches, wos dar Mann kännte lästen,
Hauptsachlich ower nu aus Wien,

40
Do schtand geschriem: „Aenzig schien!“


     Nu rickte aan die beschtimmte Zeit,
D’r Anfang d’r Zauberei war nett me weit,
Dänn äs belaabten[218] sich de Schtroßen un Gass’n,
Nie sog m’r seche Mänschenmass’n, —

45
Von all’n Seiten loff’nse[219] derbei,

hin noch dar grußen Zauberei.

     Viel ängstlicher wie in dar Zeit d’r Wahl
Betroot Jeder dan grußen Saal,
Un Viele kame garnett me aan

50
Trotzdann äs noch gaar nett hatte geschlaan.
[66]

Hauptsachlich nu die Daamwalt[220]
Brachte dan Oomd[221] äs meeste Gald;
Dänn Viele wollten dan Kinstler freeng,
Ebbse nett balle än Liebsten greeng;

55
Dänn wänn sich dar Kinstler kunnte Zauberer nänne,

Su mußter a diss’n Zauber känne.
Jetzt kam nu die Zeit angeruckt
Un ängstlich wuur nog d’r Bihn geguckt;
Dänn graulich waar Alles zurachtgemacht,

60
Sugaar Mänschenschaadel war’n angebracht.


     Jetzt wuur d’r Anfang nu a gemacht.
Ruhig schtand dar Kinstler un ließ mit Bedacht
Rus’n[222] wachsen und Gald rääne[223] in Mass’n,
Sudaß ä Paar wollten rasch zufass’n.

65
Doch immer waarsch[224] dänn gleich vorbei

Dar Kinstler schtecktes salwer bei.
Drim fung nu driwer Aener aan:
„Liewer Harr, wänn Sie genung nu haan,
Dänn seinse su freindlich und su gut

70
Un borring mir än Aangblick Ihr’n Hut,

Ich will mich a ä Mool begroos’n[225]
Un mir dernog än machen loß’n!“

     Doch pletzlich, eher Aener draan gedacht,
Do wunr’n de Lichter ausgemacht,

75
Un Jeder sog of der Bihn

De schrecklichsten Geschtalten schtiehn.
Ruhig waarsch in Saal, m’r huur kän Laut
Un Jeder hatte äne Gänsehaut;
Ja Aener faßte d’n Annern aan,

80
Jedoch kunnte käner ä Wort raus saan,
[67]

Bis daß Aener ruffte mit grimming Gesicht:
„Nu ower, wanner kimmt dänn Licht!
Sollm’r schließlich dorch dan Sach’n
Sich noch loß’n farchtig mach’n?

85
Nä, dodervier bezohl’n m’r kä Gald, —

Farchten thutt m’r sich außerdan in d’r Walt!“

     Doch war nu a gleich Alles aus,
Jedoch Käner wollte naus.
An schlimmsten huur m’r die Daam[226] brumme,

90
Die gans allään waarn hinjekumme,

Un Mannige sog m’r verloß’n schtien, —
Allän wollte Käne giehn.
Doch schließlich waar Obhillef gefunden,
Schtille wuursch in Schtroß’n, Jede war verschwunden.

95
     Wie nu Jeder dan Oomd waar mitgenumme,

Hot m’r d’n zwäten Tog vernumme;
Dänn Etliche hatt’ns mant riskirt
Un war’n wieder hinmarschirt,
Weil sie gläbten, ’s wir wos Annerscht gemacht, —

100
Jedoch hatte Jeder fahl gedacht,

Dänn winger[227] wooß m’r hatte gesaan,
Wuur wieder zum Besten gegaan,
Un uumdrein[228] waarns lauter Sachen,
Die Jeder salwer kunnte machen.

105
Drim argarten sich Viele iwer ihr’n Gald

Un iwer dan Schwindel in d’r Walt.
Dänn reinfall’n kann m’r Summer un Winter, —
Su waarsch in d’r Zauberei, su waarsch in Carcus P.....

[68]

Eisenbahn-Station „St. Andreasberg!“[WS 23]


     Aenst zeigte sich bei uns ä hibsches Bild,
Nämlich alle Kassen waarn inwerfillt.
Un do nu a Alles waar gut in Schtand,
M’r vorleifig vor Gald käne Verwändung fand,

5
Su hatte Manniger jetzt Vielerlä im Kopp

Im ä Mittel zu find’n, domit äs Gald nähm ob.

     Su waarsch a Mool an än schiene Tog,
Daß wieder Aener sich d’n Kopp zerbrooch;

Haar[229] rach’nte[230] hin und
10
rach’nte haar[231]

Un schprooch zuletzt: „’s Alles gut, woß ich sah!“

     Nu guckt’r of d’r Landkart mit’n Eisenbahnnetz
Un dachte, Bahne gitt’s aller Waang[232] doch jetzt.
„Doch halt!“ saater mit schtrenge Blick,

15
„Off’n Ewerharz is ju äne gruße Lick.

Woß moog dänn do vor äne Ortschaft lieng,
Wu de Funken von d’r Locomotiv nett hinflieng!“

     Pletzlich ging ne nu auf ä Licht:
„Aes is ju Annerschbarrig, wu m’r Silver haarkricht!

20
Ower Annerschbarrig, wie kunnte m’r dich vergass’n?

Aller Waang sein Bahne gebaut unterdass’n,
Seeg[233] m’r jetzt bis nett an dan viel’n Gald,
Su dachte an dan Ort käner in d’r Walt.
Nä, su kann dis nett wätter giehn —

25
Iwerhaupt is die Geschicht a nett schien!

Drim isses an Besten, m’r dänkt nu draan
Un baut dan Ort äne Eisenbahn!“

[69]

     Dis waar nu weit von hie passirt
Un Käner hatte hie dervon wos geschpiert,

30
Drim wußte a Käner, wosser sollte saan,

Wie pletzlich främde Haarn kame aan.

     Die Verwunnering nahm nu immer zu,
Weil die Främden, ohne Rast und Ruh,
Bei guten un bei schlachten Toong[234]

35
Rund im Annerschbarrig sich besoong[235].


     „Woß hot dänn dis mant zu bedeiten?“
Huuß es gleich mang d’n Leiten.
„Woß haan[236] dänn die mant hier zu suung?
Die begucken sich ju alle Ritz’n un Fuung[237]!“ —

40
„Woß Moog do d’r Grund mant sein,

Daß die su pletzlich traff’n ein?“
Su huuß es nu allerwarts,
Doch Käner nohm sich mool es Harz,
Die Harrn salwer nu zu freeng,

45
Eb se dan Besuch noch deengt[238] lang seeng[239].


     Schließlich hatten sich ä Paar viergenumme,
Disser Geschicht of d’r Schpuur zu kumme.
Sie ginge deshalb immer mit,
Verfollichten die Harrn of Schritt un Tritt,

50
Schlichen sich öftersch nahnt draan,

Weil sie wollten Gewißhät haan;
Sie wollten un mußten derhinterkumme,
Wurim suwos wier viergenumme.

     Jedoch weil se wing zu här’n kreeng,

55
Su entschoss’n se sich korz, liewer zu freeng.
[70]

Sie fruung nu a mit kläglicher Stimm:
„Onkels, weshalleb laaft’r[240] dänn hie rim?
Uns beunruhigt dis iwer alle Mooß’n, –
Haan mir uns woß zu Schulden kumme looßen?“

60
     „Ach woß!“ mänten die Främden, „gat Eich zufrieden,

Eiern Ort is nämlich woß Schienes beschieden;
Ihr kricht, dis kännt Ihr Jeden saan,
In korzer Zeit äne Eisenbahn!“

     Vor Frääd loffen Bäde nu gleich fort,

65
Sie huern drim kaum äs letzte Wort.

Dänn daß noch Annerschbarrig wos Schienes sollte kumme,
Dis hatte bishaar noch Käner vernumme.

     Mit dan Schrä: „Mir grieng äne schiene Fahn!“
Kam d’r Arschte eiligst nu hie aan;

70
’s dauerte jedoch garnett lang

Do ruffte d’r Zwäte all dermang:
„Kinnersch[241], ’s Neiste, wos ich will Eich saan,
Mir grieng dänn äne Eisenbahn!“

     Nu wuursch bunt, d’r Arschte schtriet[242] vor d’r Fahn,

75
D’r Zwäte vor äner Eisenbahn;

Drim wuur ä Wirrwar un ä Schreie,
Aes gruppirten sich nu gleich Parteie.

     „Mir haan Racht!“ erschalltes von äner Seit,
„Die Fahn ward aufgeschteckt, daß m’r wäß, wu unnere Ortschaft leit!“

[71]
80
„Harrejeses!“ saaten die Annern, „’s is zum Platzen,

Daß Ihr su dumm nu kännt schwatzen,
Dos is doch von Eich ä richtig Geleier,
M’r sind doch Annerschbarrig bei der Schteier[243]!
Heit schwatzt mant, Ihr rittelt nett draan, —

85
Die Främden saaten Eisenbahn!“


     Un richtig, noch acht oder varze Toong[244]
Die Fahnepartei dan Arthum[245] einsoong;
Dänn grußharrlich kam die Nogricht aan,
Noch Annerschbarrig kääm de Eisenbahn.

90
     Gruß waar die Frääd iwer alle Mooß’n,

Aufzig wuurn gemacht in Schtroß’n,
Reden gehalten, Schichten verfeiert,
In d’r Armkasse doppelte Beitreeg geschteiert.
Von Alten un Junge

95
Wuur frädig geschprunge,

Fruh schlug jedes Harz, —
Waar kännte jetzt Schmarz?

     Un dennoch viele alte Leit,
Die waarn betriebt in disser Zeit.

100
„Ach!“ saaten die, „nu kimmt de Bahn, —

Wos waarn mir dervon noch haan?
Mir mußten in dan lange Jahr’n
Schteets giehn, kunnten niemols fahr’n,
Un jetzt, wu m’r de Letzte tritt balle aan,

105
Do grieng m’r noch de Eisenbahn!“


     Aene Schtimmung wuur jetzt zwischen de Leit
Wie nie vorhar in äner Zeit.

[72]

Fast in jeder Familie saate Voter oder Suhn:
„Dos häßt, lott uns mant Alle wos mit thun,

110
Dänn unner Ort kann nett verlange,

Daß äne Bahn ward angefange
Wu Alles d’r Schtaat of sich nimmt,
Un unner Ort in Aufschwung kimmt.
Wir miss’n un woll’n nu a mit nitzen,

115
Su viel wie meeglich mit unterschtitzen,

Domit schpäterhin Käner kann saan,
Daß mir unn’re Flicht nett hetten gethan!“

     Un richtig, ’s dauerte nu a nett lang,
Do gings all im in unnern Sanc;

120
Dänn bei Jeden wuur nu aangefreegt,

Wie viel Mark daß wiern zugelegt.
Un do käner zurick wollte bleim,
Do saate sich Jeder: „Witt viel unterschreim!“

     Su kam ’s dänn, wie m’r fartig waar,

125
Do blickten Mannige schtumm un schtaar

Un saaten: „Is dis ower schtark,
Do schtieht ju Aener mit 20 Mark!
Sinst klaater[246] immer, m’r soll unterschtitzen,
Un hie prahlter un will mit Viel’n nitzen!“

130
     Ja, wie se gena in d’r Lift soong nein,

Do schtellten sich mee seche Thäle noch ein;
Drim huß es: „Dis miss’n wir untersuung,
Wurim daß die su viel gaan wie die Huung[247]!“

     „Ach Gott!“ määnten die, „mir haan dis gezäangt[248],

135
Weil guter Wille a mit säängt[249];
[73]

Gald haan mir nett, mir haan’s bluus gethan,
Zu zeing, daß m’r äne gute Mäning[250] haan!“
Nu rufften die Arschten: „Dis kann Nischt nitzen,
Hie häßts, mit baare Mins[251] unterschtitz’n;

140
’s kimmt schließlich wie die Sachen hie schtien,

Daß de Helleft[252] vor gute Mäning muß obgiehn. —
Drim isses an Besten un kimmt nett zu theier:
„Mir bezohl’n äne Eisenbahnschteier!“

     In dar Zeit, wu nu dis waar passirt,

145
Waar sich an d’n Bahnbau all schmalich[253] gerihrt.

Doch a Imschtand[254] waarsch, wecher All’n,
Su gans racht nett wollte gefall’n;
Nämlich d’n Bahnhof su weit von Ort.
’s saaten sich Mannige: „Will m’r do a Mool fort,

150
Dänn muß m’r ju arscht äne Schtunn lang giehn,

Un dis is doch immerhin nett schien.
Bis nong Weschbarrig[255][WS 24] kunnten die Woongs[256] waarn geschuum,
Dis wäär doch nett zu weit vor uns hie uum!“ —
„Un dann!“ saate äner von dan Alten:

155
„Wier än Aangblick schtille gehalten,

Ae Heebwark mißte do sein in Gang,
Woß d’n Zug in d’r Heh heebte dan schtickling Hang,
Sudaß, wu unnere Post schtieht jetzt,
Gemithlich Alles wier obgesetzt!“

160
     „Dis ward nischt!“ ruffte Alles aus d’n Interland[257],

„Dos wäär ju vor uns äne wahre Schand,
Wänn nu ower a Alles soll uum[258] waarn angebracht
Un an uns ward garnett in äner Hinsicht gedacht,

[74]

Su versichern mirsch huuch[259] un theier:

165
Bezohl’n mir käne Eisenbahnschteier!“


     Domit nu Alles sollte friedlich änden,
Su mußt’nse dos Bloot[260] wieder wänden;
Drim huß es: „Domit sich Jeder zufrieden gitt,
Kimmt d’r Bahnhof dichte iwer d’r Hitt!“

170
     In diss’n Thun und Dispetiern,

Woß m’r do nu kunnte schpiern,
Dachte m’r nu arscht wieder draan,
Arscht ä Mool wieder zu guck’n noch d’r Bahn.

     Ae Jeder waar wie aus’n Wolken gefall’n,

175
Wie of ä Mool gesaat wuur zu All’n:

„De Bahn is fartig, nu guckt se Eich aan,
D’n Arschten fährt de Eisenbahn!“

     Nu gings luus Tog un Nacht,
Alles wuur derzu aufgebracht:

180
Kräns gebunden und viele Schlange,

Ehr’npforten gebaut aus huung[261] Schtange,
Un de Schulkinner[262] un jeder Gesangverein
Ibten gans neie Lieder ein.

     Kaum begann daar Tog zu dammern,

185
Do huur man in Schtroßen lautes Hammern,

Sudaß, wies waar richtig Tog,
Unnere Schtadt wie ä Wald aussoog.

     Je nahnter nu d’r Mittog kam,
Desto unruhiger sich ä Jeder benahm,

[75]
190
Su waarns viele von dan Alten,

Die ließ’n sich nett me halten.
„Ja!“ saaten die, „frieher kunnte m’r barschten[263],
Drim gien mir jetzt frieher, dänn sein mir doch de Arschten!“

     Nu waarsch dänn ändlich Mittogszeit,

195
Jedoch wu waarn hie de Leit?

Dann Groobschtille[264] harschte in all’n Gass’n,
Wu m’r sinst soog[265] Mänschenmass’n,
Wu m’r sinst huur Manniges saan,
Do huur m’r jetzt kä Wort, — Alles waar nach d’r Bahn.

200
     Off’n Bahnhof wuur un ä schmalich[266] Laam[267],

Sudaß Viele in d’r Angst mußten schwaam[268]
Ertrickt zu waarn in dan Getimmel, —
’s waar wätter Nischt wie Mänschen und Himmel.

     Jetzt waarsch nu all de hechste Zeit,

205
Zum dritten Mool erklang ’s Geleit, —

Un ängstlich guckten sich Viele im
Wie erschallte: „Einschteing!“ mit lauter Schtimm.
Do gings luus mit lauten Gesang,
Dan Ziel zu, d’r Schtreck entlang.

210
     Wie nu dorch Lauterbarg[WS 25] wuur gefah’rn,

Do saate Jeder: „Hie miss’n mir uns wahr’n.
Un richtig, ’s schtanden Viele an d’r Bahn,
Die soong uns Alle grimmig aan;
Ja, Viele machten sugaar äne Faust,

215
Doch glicklich wuur bis an Ziel gesaußt.“

[76]

     D’r Nachmittog wuur gemithlich verbracht,
An d’r Hämfahrt hatten fast Alle nett gedacht;
Drim faßten sich Viele an schwäärn Kopp
Wies huuß: „D’r Annerschbarscher Zug fährt gleich ob!“

220
„’s is ju richtig!“ lallte Manniger in dan Wahn, —

„Wir haan[269] ju äne Eisenbahn!“

     Jetzt wuur ä Gelaaf[270] un ä Gethu,
Alles in Galopp d’n Bahnhof zu.
Viele soog m’r richtig flieng,

225
Annere waarn in falschen Zug geschtieng,

Aener kam nu gaar angerännt
Un rang verzweifelnd seine Händ.

     „Ach!“ schluchzter, „Heit an diss’n Tog,
Do dänk ich ewig driwer noog!“ —

230
„Nu dänkt Eich!“ saater mit beweriger[271] Schtimm,

„Wiese mit mir heit ginge im!
Ich wollte nämlich schpaziern hie giehn
Un soog d’rbei än Woong hie schtien,
Ohne Fanster waarer un gans rauf zu,

235
Neimarig, wie ich nu bin, schtand ich drinne im Nu;

Ich dachte bei mir, dis is sicher finfte Classe,
Un fährt gewiß de niedrigste Mänschenrasse. —
Ich besoog mich richtig, wie ich aam will raus,
Do wuur pletzlich ä Geschnuuf un Gebraus, —

240
Aen Ruck kreeg d’r Woong, meine Bään[272] waarn uum[273]

Un ich wuue hin un haar geschuum[274].
Geheilt[275] hoob ich do wie Kind.“[WS 26]
„Ach!“ schluchzte ich, „wänn dich Käner hie find,

[77]

Woß ward de Alte su aangaan,

245
Kricht se dich nett wieder zu saan!“


     Nu schproong die Annern nu offne ein,
Haar sollte mant wieder ruhig sein;
Derhäm sollte Käner wissen, woß mit’ne passirt,
Dass’r of’n Bahnhof mit wäär rangschiert.

250
Vergange waar jetzt die Zeit d’r Ruh,

D’r Zug fuhr wieder Annerschbarrig zu.

     Doch pletzlich schprang in vull’n Fahr’n
Ae Mann aus d’n Woong, haar war huuch in Jahr’n,
Un lof in Eil an d’r Maschien nu draan,

255
Ruffte laut: „Liewer Harr Eisenbahn,

Ich hoob man Tawakbeitel[276] vergass’n[277], —
Halten se doch, ich will unterdassen
Noch ä Mol zurick, —

260
Mir argert ju salver[278] dos Mißgeschick!“


     Jedoch wierer[279] nu kaam wieder,
Do guckter in d’r Heh, dann wieder nieder.
Of ä Mool gings luuß mit Schalten,
„Wart!“ schrierer, „[WS 27]dis sollt’r mir vergalten!“

265
     Nu waarer äne Zeit lang marschiert,

Do waarer an Zug verbei passirt.
„Wart!“ su erschallte seine Schtimm,
„Aene gruße Frääd[280] bräng ich Eich rim;
Ich gieh nu gans nauf zu Fuß,

270
Kumm ich uum an, su leeg ich luuß,

Verzehl dänn Alles wies is gewasen,
Sudaß m’r schpäterhin kann lasen,

[78]

Daß bei d’r arschten Fahrt, die unser Zug gemacht,
Ae Fußgänger hot Beschääd[281] zu arscht gebracht.

275
     Aes hollef nu kä Bitten, kä gutes Wort,

Haar schwängte sän Huut[282] un eilte fort. —
Un wie nu d’r Zug kaam aan,
Do brauchte Käner me woß zu saan;
Sugaar daß Aener mit waar rangschiert,

280
Hatter aus Arger mit aangefihrt.


     Zurickgelegt waar nu die arschte Fahrt,
Doch hot’s harnoger[283] noch lang gewahrt,
Eher Jeder hie wußte, daß bei d’r Bahn
A Alles muß seine Orning[284] haan;

285
Drim is do Vieles a passirt

Wos gaar nett is wätter publizirt.

     Su wollte Aener in dan arschten Jahr’n
Mool noch d’n Lauterbarger Jahrmarkt fahr’n;
Sei Biljet huul’r nu feste in d’r Hand,

290
Weil’r jedoch käne Unterhalting fand,

Do saater: „Schod’n ward’s nett gruß,
Wänn Du gißt derweile vorwack zu Fuß, —
kimmt dänn d’r Zug, su gah ich än Wink,
Dänn helt’r, und ich schteig ein gans flink!“

295
     Un wie gesaat, wie d’r Zug kam aan,

Do ginger gans nahnt un draan,
Winkte mit sän Schtock, schwänkte sän Hut
Un ruffte: „Halt!“ in seiner Nuth.

     Gans annerscht kam’s, wie haar sich dachte,

300
Haar soog, wie Jeder iwer ihn lachte,

Un bis verdroß’ne un su schlimm,
Dass’r schrier deshalleb mit zorniger Schtimm:

[79]

„Fahr mant hin, an mir hatt’r kän Dumme,
Du sost mir wull wieder kumme,

305
Ich loß mir Nischt bieten, glääb[285] ju nett, —

Ich hoob doch hie ä Biljet!“

     Un su lauerte un lauerte lange Zeit,
Saate jedoch schließlich; „Sein ower bis schlachte Leit;
Nu hot m’r sei Biljet theier bezohlt

310
Un jetzt ward m’r noch aangemohlt!“ —


     [WS 28]Daß nu in dan arschten Jahr’n,
A gemithlich wuur schtets gefahr’n,
Dos zeigt noch äne korze Geschicht,
Dir m’r schpäterhin hot zu här’n gekricht.

315
     Ae Annerer kam nämlich trotz d’r Bahn

Zu Fuß schteets in Annerschbarrig aan,
Un wänn m’r saate: „Fahr doch mit d’r Bahn!“
Dänn erwiderter schteets: „Ich muß es eilig haan;
Ich kann mich nett richten noch Eich Leit,

320
Off’n Waag[286] hoob ich käne Zeit!“

Un su iss’r dänn in dan arschten Jahr’n
Nie mit d’r Eisenbahn gefahr’n.

     Jedoch nu all seit lange Jahr’n
Kann m’r harrlich bei uns fahr’n,

325
Un domit’s nu a nett kimmt zu theier,

Bezohl’n m’r käne Eisenbahnschteier.
Doch schließlich bleibt sich ’s gans egaal
Ob Eisenbahnschteier oder extra cummenal;
De Hauptsach is, daß unner Ort

330
Sich immer heebt fort un fort,

Domit’s schpäterhin häßt bei unnern Ar’m[287]:
„Annerschbarrig fahn — un dänn schtar’m!“

[Heft4]

Erzählungen
vom Oberharz
in Oberharzer Mundart.


Von
Louis Kühnhold
in St. Andreasberg




– Heft 4. –



Höhenkurort St. Andreasberg im Harz.
Zu haben in der Buchhandlung von Aug. Bolte.
Im Selbstverlag des Herausgebers.

Preis à Heft 25 Pfg.


[81]

Kritische Toge[288].
(28. Februar und 28. März 1892.)


     Na, dis Mool waarsch richtig un a wahr:
Verbei waarsch mit d’r Walt im Feberwar;
Dänn alle Bletter hatt’ns geschriem[289]:
D’n 28. wier Alles aufgeriem.

5
     D’r Mond, daar kääm su nahnt geruckt,

Daß deitlich kännte waarn neingeguckt,
Sudaß m’r dan Tog gena kännte sahn
De Mänschen im Mond, ob Männer oder Fraan.

     Vielfach huß es: „’s rähnte Feier“,

10
Drim waarsch a All’n nett me geheier;

Dänn troof wieder die Nogricht[290] ein,
’s kännte a bluus Schwaafel[291] sein,
Weils vielfach in dan letzten Woch’n
All schtark noch Schwaafel hette geroch’n,

15
Doch gans gena wäärsch[292] nett zu sahn,

Wahrscheinlich wiersch ä Aardbahm[293] gaan.

     M’r saate sich drim, weil die Geschicht su log,
„Dis ward gewiß dänn d’r jingste Tog.“

     Bei uns blickte nu Jeder verschtäärt

20
Nochdann m’r hatte dis Alles gehäärt.
[82]

„Ach!“ saaten nu Viele verschtimmt,
„Wänn bluus dos Feier nett runter kimmt,
Dänn känntes liewer Schwaafel rähne of Aarden,
Daar ließ sich schließlich wieder verwarthen, —

25
Ower Feierrähn daar wäär nett gut

Un brechte gewiß än schlachten Tud!“
Ja, in Grupp’n schtannten Mänschen zusamme,
Un soong in Gedanken all Feierflamme.

     „Wurim, fruung[294] Viele, missen mier dis sein,

30
Wu gerood daar Tog bricht nu rein?“

„De Walt beschtieht seit tausende von Jahr’n
Un bis jetzt hat m’r suwos nett erfahr’n!“

     „Waar hette frieher an än kritisch’n Tog gedacht,
Do gobs bluus mitunter äne kritische Nacht;

35
Ower jetzt kann m’r nett me sicher sein,

Zu eftersch traten disse Toge ein.
Wänns aanfängt än zu gefall’n in d’r Walt,
Ward rasch ä kritischer Tog aangemald;
Drim liewer tudt, wie su ä Laam[295],

40
Dänn brauch m’r nett me in Angst zu schwaam[296]!“


     Je nahnter[297] nu d’r 28. kaam,
Desto ängstlicher sich ä Jeder benahm.
„Wos wollen m’r machen?“ huß es von All’n,
„Daß m’r dan Tog nett zum Opfer fall’n?“

45
     „Wänns mier noog ging!“ saate Aener von dan bekannt,

Dass’r aller Waang gleich Obhillef fand.
„Su ließ m’r sich, wie hie schtiehn de Sach’n,
Zu dan Tog än feierfesten Aanzug mach’n.

[83]

Dänn sech Zeich kännte uns beschitzen

50
Un wier uns Feierrähn nitzen!“


     „Ach woß!“ ruffte ä Annerer, „ich hoob mir gedacht,
Daß von uns aus ward gaarnischt gemacht;
Dänn wänn die jetzige gruße Kellt[298]
Noch bis d’n kritischen Tog aanhellt,

55
Dänn ward m’r von Feier gewiß nischt schpiern, —

’s muß unbedingt in d’r Luft verfriern.
Drim is meine Mäning[299], mier verlaam von heit
In Frääd und Luft noch unnere Zeit.
Ich sah nett ein, daß m’r alle Morring,

60
Uns iwer daar Geschicht mach’n Gram und Sorring.

Dänn Angst känne die bluus haan,
Die of Arden[300] haan nett racht gethan!“

     „Brawo! Brawo!“ erschalltes in d’r Rund,
„Dos häßt, ower hot daar äne Mund,

65
Mier miss’n sahn, tritt äne Periode ein,

Su muss’r mit in d’n Bargerverein.
Dos häßt, mier woll’n dis su verschtiehn,
’s muß Alles gut vorriwer giehn!“

     „Ach liewer Gott!“ huß es wieder, uns kann dis dauern,

70
Daß su Viele off’n 29. lauern.

Dänn vier Jahr muß arscht Manniger heiern,
Ehrer kann sän Geburtstog feiern.
Un jetzt, wu balle is die Zeit,
Ward ’s nischt, do die Sach su leit!“

75
     Viele Arbt’r[301] hie of d’r Hitt[302],

Die saaten: Mier machen Alles mit.

[84]

Wänn mit Feierrähn d’r Tog bricht aan,
Su känne mier arscht ä schien Thäl vertraan.
Mir freeng iwerhaupt d’rnog gaar nischt,

80
Dänn ward wenigstens kä Blei gefrischt[303]!“


     Of d’r Gruub[304] waar Manniger verdrossen,
’s waar gerood Reiches[305] aufgeschossen.
„Nä, suwos“, saaten se, „nu hot m’r woß schtiehn,
Nu muß es wieder su haar giehn.

85
An Besten wäärsch, es wier mol angefreegt,

Ob dar Tog nett kännte war’n verleegt.
’s kännte sein dänn bei’n Jahresschluß,
Daß unnere Gruub gearbt hette mit Plus!“

     Ae Tog nong annern ging rasch hin

90
Un Viel’n wuur nu schlacht zu Sinn;

Manniger schtellte Betrachting aan,
Ebber[306] of Arden hette Racht gethan;
Dänn wänn der 28. d’r letzte Tog nu wäär
Wäär es in Himmel kumme doch wull schwäär.

95
Ja, Viele mißten sich gewartig sein,

D’r Petrus ließ se gaar nett nein.

     Wu nu Jeder gedacht hat draan,
Dar Tog brooch nu balle aan,
Dänn Sunnoomd[307] waarsch, un is bis heit

100
Schteets wichtig gehalten hie von de Leit,

Weil m’r dan Tog all seit lange Jahr’n
Viel Neiigkäten kann erfahr’n.
Dänn Jeder is dan Tog geschpannt,
Off’n Woch’nbloot[308], wos viel macht bekannt.

[85]
105
Doch jetzt saaten sich de Leit:

„Heit schtieht Nischt of d’r letzten Seit!“

     Un dennoch wie d’r Oomd[309] brooch aan
Un de Bletter wuurn ausgetraan,
Do waar de Verwunnering[310] vielfach gruß,

110
Trotz dan Tog waar an zwä Aenden wos luß.

Die Mitglieder mehrer Vereine hatten sich gedacht,
Daß de Hauptsach währ, ä frehlich Aend wier gemacht.
Un wie gemithlich dasses is gewasen,
Hot m’r schpäter in unnern Bloot[311] gelasen;

115
Ich dänk a, daß Käner in dar Nacht,

Hot an än kritischen Tog gedacht.

     Dar Tog waar schließlich nu angegange,
Mit Feier oder Schwaafel zu rähne noch nett angefange.
In Geengthäl[312], do sich d’r Wind hatte geschtillt,

120
Waarsch ä Tog wie im Summer, su mild.


     „Na, ower“, huß es, „bei än Watter su schien,
Kann unmeeglich doch Alles vergiehn,
Waar wäß, wie lang dis kann dauern,
Wudrauf m’r heit hie ängstlich lauern.

125
Drim isses an Besten, m’r zeiht aan sän Rock

Un trinkt arscht ä paar Gleser Bock.
Su billig wie heit kricht m’rsch nett wieder,
Vor zahn Pfäng[313]“ ä halwes Liter.
Dänkt m’r änglich su driewer noog,

130
Su hot sei Gutes su ä kritischer Tog!“


     Obgleich’s nett su gemäänt waar gewasen,
Su konnte m’r doch in „Anzeiger“ lasen:

[86]

Es wäär beschlossen, unnern Laamsrast[314]
Zu beschließen mit än Bockbiersaft;

135
’s sollte Käner ruffen: „Ach!“ oder „Weh“,

Liewer naufkumme nach d’r Jordansheh[315][WS 29].
Un, wie gesaat, m’r loos immer wieder:
Vor zahn Pfäng ä halwes Liter.

     Un deshalleb zuung a ganse Schaarn

140
Nong Bockbier im Gald zu schpaarn.

Doch ä Arthum[316] waarsch, ’s blieb d’r alte Preis,
Bezohlt wuur jedoch in jeder Art un Weis’,
Ja vielfach wuur noch gemäänt[317]:
„’s immer besser, als wänns hette Feier gerähnt.“

145
     Nu kaams dänn, wie der Oomd brooch aan,

Huur[318] m’r von dan Tag käne Silleb[319] me saan;
Doch hatter vor Viel’n mitgebracht,
Nu gaar äne kritische Nacht.
Dänn Manniger seifzte mit schwärer Brust:

150
„Ach, wie hat mich d’r Bock geschtußt;

Gans deitlich sieht m’rsch wieder heit,
Wie falsch daß oft ward prowezeiht.
Anschtatt än kritischen Tog hot’s gebracht
Nu gaar äne kritische Nacht!“




Der 28. Marz.


155
     Vergange waar su d’r arschte Tog,

Ruhig wuursch wieder nog un nog.

[87]

Alles kaam wieder ’n alten Gleis
Wies frieher waar in jeder Weiß.
Un Viele, die wos hatten aangeloobt,

160
In Fall se noch laabten hettes ausgetoobt,

Die schtellten sich gans schtumm,
Un määnten schließlich: „Do wäärn m’r ower dumm,
Nochdann is Alles gut obgegange,
Loßen mier uns nett me fange.

165
Wahrscheinlich vergitt arscht manches Jahr,

Ehe mool wieder droht Gefahr.“

     Doch kaum waarn änige Toge verschtrich’n,
Do waar de Ruh all wieder gewich’n.
Gans unhäämlich[320] troof die Nogricht[321] ein,

170
Daar kritische Tog sollte in Marz arscht sein.


     „Ja schrecklich, schrecklich ower wards
Gewiß d’n 28. Marz!“
Su hatte Falb salwer gesaat
Un All’n Schrecken eingejaht.

175
Vor Angst schlug Viel’n ihr Harz gans laut,

Un Manning gerieselte de Haut.

     „O Falb, o Falb!
Wos schtiehn m’r aus im Deinethalb,
Wie machst Du jedes Harz su schwär,

180
Ueber Dir kann sich Käner fräe[322].

Wänn bluus Dei Name ward genännt,
Su dänkt Jeder an d’r Walt ihr’n Aend!“
Su seifzte Manniger mit schwärer Brust,
Von dan, die sich nischt Gut’s bewußt.

185
     [WS 30]Ae Tog nong Annern nu verschtrich

Un Viel’n wuur gans farchterlich,

[88]

Wänn se an Fingern zehlten nog,
Wie lang dasses noch dauerte bis zu dan Tog.

     „Ach Walt, wie bist du doch su schien!“

190
„Wurim soll Alles nu vergiehn?“

Do balle wieder kimmt die Zeit,
Wus grien[323] ward draußen bräät und weit.
„Wurim,“ frug Jeder jetzt verwunnert,
[WS 31]Soll dis passiern in unnern Jahrhunnert?“

195
     „Ach Gott!“ huß es allerwarts,

„Verschunn uns bluus dan Tog in Marz
Un zeig’s doch wieder mool d’n Falb,
Daß sei Prowezeihn erfillt sich nett halb,
Un daß d’r gansen Mänschenkunst

200
In Dän Aang[324] is lauter Dunst.“


     Jetzt broch’r aan d’r 28. Marz,
Dick lagerte sich Nawel[325] allerwarts
Un warm waarsch gans ungemään,
Schtatt Schwafel, kam richtiger Rähn[326],

205
Sudaß in Schtroß’n un in Gass’n

’s Wasser floß in ziemling Mass’n
Un schließlich schpäät an Nachmittog
Ae Blitz un ä Dunnerschlog
Aufmarksam machte die Leit

210
Of nah bevurschtiehende Zeit.

Wu grien sich zeigt Fald und Flur
Un laabhaft ward in dar Natur,
Un Jeder erkännt an disser Pracht,
Wos ä Mänsch kann geeng Gottesmacht.

215
     Drim sollte wieder kumme die Zeit,

Daß su wos ward prowezeiht,

[89]

Su känne m’r schtets mit Vertraue
Getrust in d’r Zukunft schaue.
Dänn wänn de Walt soll vergiehn —

220
Su musses besser arscht hie schtiehn.

Kä Heichler[327], kä Schmeichler darf war’n geliebt,
Gerachtigkäät[328] muß war’n geiebt,
Daß Jeder kann saan mit freier Brust:
„Ich bin mier nischt Schlachtes[329] bewußt!“

225
Doch eher aanbricht disse Zeit —

Waar wäß — wie farn dos noch leit!




Chollragefahr.


     „Woß hot m’r änglich of d’r Walt,
Seins käne Sorring im Gut oder Gald,
Su isses Krankhäät[330] oder Verdruß,
Woß schteets iwer uns kumme muß!“

5
     Su schproong hie Viele in greßten Kummer

In Jahr 92 an Aend von Summer,
Dänn woß arscht weit waar, waar jetzt ganz nah,
’s Schreckengespenst — de Chollera.

     „Suwoß ower“, saaten Viele verschtimmt,

10
„Daß disse Kranket[331] nog Deitschland kimmt!“

„Waar hette dänn dis wull gedacht?
Un jetzt kimmt’s wie d’r Dieb in d’r Nacht!“

[90]

„Un Hamborg, woß su viel ward besunge,
Woß än „Abs“ hot dar all Manning bezwunge —,

15
Dis Hamborg, wuus gena gitt nog Regeln,

Lett sich gaar de Chollra auffegeln!“
„Bei uns derfte dis Käner riskiern,
Die sollten ower Schuh verliern!“

     „Ach liewer Gott, su schproong de meesten Leit,

20
Vor de Hamborger isses äne schlachte Zeit,

Wänn, wie m’r do lißt, taglich su Viele schtarm[332],
Behalten se ju schließlich käne Arram[333].“

     „Ach, schrecklich“, määnte Aener, „is dan zu Muth,
Die do frieh aufschtiehn un sein — tudt,

25
Dänn woß Schrecklichersch kanns nett gaan,

Wie d’n Tudt schteets vor Aang[334] zu sahn.“

     „Nu, schweig schtille“, saate ä Annerer, „iwer Dän Schwatzen
Sollte m’r trotz dar Zeit vor Lachen platzen;
Host Du dänn im Laam[335] all gehäert,

30
Daß ä Tudter is noch rimmehaar geschläert?“


     Mehere außerdan von dan Alten,
Die kunnten iwer dar Kranket Vorträge halten.
„Ja“, määnte Aener, „[WS 32]mir sein derbei gewasen,
Wie äänst die Chollra kam, Ihr hat ’s doch gelasen

35
Dasses darer Zeit a schrecklich waar

Bei uns in 37iger Jahr“.

     „Dis Aene kann ich Eich bluus saan,
Mier wuurn nett nichtern, schteets gings in Traan.
Manning Tog haan m’r wätter Nischt genoss’n

40
Als wie forsche än hinter d’r Bind gegoss’n.“
[91]

„Von Pappcilln wußte m’r Nischt in daar Zeit,
Diss’n Ausdruck kännten käne Leit,
Ower jetzt, m’r häert hin, wu m’r will,
Ae Jed’r schwatzt von ‚Kummapappcill.‘“[WS 33]

45
     „Frieher“, schprooch’r nu wätter, „hollef schteets es Schwitzen,

Jetzt wäß m’r wätter Nischt wie schpritzen;
Glääbt mier, in dar alten Zeit
Goobs doch noch gescheitere Leit!“

     „Dos is nett wahr“, hußes von annere Seit:

50
„Mier haan jetzt gescheitere Leit,

Kommabacilln sein in unnere Zeit entdeckt;
Bei Eich haanse all in friehern Zeiten geheckt,
Un Ihr hat nette Mool gewußt,
Wos Eich gepeinigt in Leib un Brust!“

55
     „Bei Eich“, huß es frieher, „wuur die Froog[336] geschtellt“[WS 34]

Bei jeder Kranket: „Du host d’n Schnupp’n[337] verkellt!“
„Oder wänn Aener liebte, un wußte wos es waar,
Su loff’r in seiner Angst zum Dokt’r gaar, —
Un verzehltersch dänn mit betriebten Gesicht,

60
Su hott’r schteets wos zum Einreim[338] gekricht.“

„Nä Alter, dis saan mier Dir,
Gorgeln[339] bei Brandwunden kimmt jetzt nett me vier!“
[WS 35]Heiting Tog’s kann dis nett mee passiern,
Weil die Kranketen die richtigen Name jetzt fiehr’n.“

65
     Ruhig huur dar Alte Alles nu aan

Un määnte schließlich: „Ich will Nischt me saan.

[92]

Meine Mäning is: „of d’r gansen Aard[340]
Is de beste Kranket känn Dreier warth;
Die Hauptsach is, wie die Sachen hie lieng,

70
Daß mier käne Chollra haarkrieng!“


     „Ich glääbs nett!“ saaten nu Viele bestimmt,
„Daß die Kranket haar noch Annerschbarrig kimmt;
Bei dan Wasserschpiel hie in unnern Ort
Fließen die Bacill’n gewiß mit fort.

75
Die Hauptsach is, daß mier nett ängstlich sein

Un looßen käne Främden ein.“

     Sich’r fiehlte sich Jeder, bis äne Schreckenskund
Pletzlich ging von Mund zu Mund.
„Ach, Kinnersch!“ saate fast Jeder verschtäärt,

80
„Hattersch dän all nu gehäert:

Nu haan m’r de kalte School, —
De Chollra is all in Klasthol!“
„Ach Gott!“ schluchzten Viele, wie lang ward’s wahr’n,
Dänn waarn m’r noch d’r Hickelwies gefahr’n.

85
     Nu waar mit än Schlook[341] a Alles verbei,

’s goob kän Larm me und käne Schtreiterei,
Ae Jeder waar friedlich und Etliche — dis is wahr —
Machten ihr Tastemant sugaar.

     Un äne Geschicht, die griff deengt mit ein,

90
’s sollte nämlich kä Freischießen sein.

Drim ginge Jungesell’n un Schitzenbrieder
In Schtroßen jammernd auf un nieder
Un rufften, un range derbei die Händ’:
„Dis is ä Schmarz, dan Käner kännt!“

95
Un ich glääb, daß Manniger in dar Nacht

Hot wachend im Bett seine Zeit verbracht.

[93]

     Su waar’n nu all viele Toge vergange
Un Jeder sog se kumme mit Bange
Un blickte mit neigiering Gesicht

100
Of’s Neiste in d’n Zeitingbericht,

Bis daß es huß farn und nah:
[WS 36]Vorbei isses mit d’r Chollera!“

     Fruh waarn doriwer drim alle Leit
Wie wieder kam äne ruhige Zeit

105
Un daß Annerschbarrig, wu sinst nischt Schlachtes wuhnt,

A blieb von disser Kranket verschuunt.
Vor Chollra sein mier sicher, in unnern Ort
Do fließen — die Bacill’n mit fort. —
Un waarsch nett glääbt, ower driewer lacht,

110
Freeg bluus dan, daarsch[342] hot of’s Tapeet gebracht.




Ae Ministerbesuch im Ewerharz.


     Kaum war de Chollra hie verschwunden
Un äne annere Schtimmung sich eingefunden,
Do brooch äne Zeit nu gaar aan,
Wu Käner wos Rachtes kunnte saan,

5
Un dennoch huuß es allgemään:

„In Annerschbarrig wäär de Luft nett rään.“

     „Nu saat m’r doch, woß dis moog sein!“
Fuul Aener schließlich doch nu ein, —
„Do häärt m’r immer su a Summe,

10
Vernimmt immer, [WS 37]haar will kumme.“
[94]

Un freegt m’r, ward dar Aene verlaang
Un d’r Annere wieder gaar verwaang.
„Nu saat mier, waar oder wos dänn kimmt,
Domit die Häämlichkäät[343] ä Aend mool nimmt!“

15
     Bis schließlich an än schiene Morring,

Do wuursch bekannt, do goob’s zu schtorring.
Frädig thälte es Aener d’n Annern mit
Un ging m’r bluus ä paar Schritt,
Dänn wuur schteets frisch angeschtimmt:

20
„Frääd Eich, d’r Minister kimmt!“


     „Wos is dos!“ ruffte pletzlich äne Fra[344]:
„Jetzt kimmt noch ä Filister ha!“
„Mier haan doch all äne schiene Zohl[345]!“
„Weshalleb gitt’r nett noch Klasthol?“

25
     Wie nu dar Arthum waar aufgekläert,

Do saate se: „Von dan hoob ich all Viel gehäert,
Diss’n Minister sei Harz schleet[346] vor Arb’ter[347] warm,
Mei Alter saat immer: „haar hette än lange Arm!“
Wie nu dis gemäänt is, kann ich nett saan,

30
Ich soog neilich sei Bild, do sieht m’r Nischt draan.“


     „Ich wässes un hoobs all lang gewußt!“
Ruffte äne Annere un schmiß sich in d’r Brust.
„Disser Minister is unnern Käser seine rachte Hand,
Hauptsachlich isser in Westphal’n bekannt.

35
Dänn wie vuriges Jahr die Leit nischt wollten thun

Un verlangten trotzdan doppeltes Luhn,
Du troot disser Mann zwischen die Leit
Un beruhigte dan gansen Schtreit.“[WS 38]

[95]

„Drim wäärsch schien, kimmt’r nog unnern Sanc

40
Su erweisen m’r derver unnern Dank

Un putz’n Alles of’s Beste aan;
Schien musses waarn, do mier Kraam derzu haan,
Domit d’r Minister in schpäterer Zeit
Nochdänkt mit Frääd an de hiesing Leit.“

45
     Jetzt rufften nu Alle: „Dis woll’n mier a thun!“

Un dasses nett häßt: „Die Männer verdiene zu viel Luhn,
Su namme[348] mier derzu äänfache Sach’n,
Dänn schien kännes mier trotzdan mach’n!“

     „Dos ward fein!“ saaten die Männer derzwisch’n,

50
„Wos mier haan, woll’n m’r Alles auftisch’n,

Ihr Fraans[349] bind de Kräns un de Schlange,
Die Hecken woll’n mier Männer wull lange!“

     Jetzt gings luuß, un of d’r Gruub un der Hitt
Do wuursch schien; ’s kam Käner mit.

55
Dänn Alles wos sich kunnte, waarn ausgedacht,

Dos wuur schließlich a angebracht,
Sudaß schließlich kä Platz’l wuur endeckt,
Wu nett waar äne Heck hingesteckt.

     Jedoch hibsch waarsch hie a in Schtroßen,

60
Dis mußte d’r Feind uns salwer loßen,

Bekränzt waar Alles, jedoch manniges Haus,
Dos zäängte trotzdan sich noch aus.

     Su waarsch a ä Haus uum[350] in Ort,
Dis besoong[351] Viele, Käner saate ä Wort.

65
’s kunnte nämlich Käner wos saan,

Jeder schtande schproochlus[352] un gucktes aan.

[96]

Un äs Arschte waar, kam wieder de Schprooch:
„Dos häßt, d’n Conrad macht’s Käner nog.“
„Is schood“, saate Manniger un verzuug sei Gesicht,

70
„Hie fahlt bluus noch elektrisch Licht, —

Sinst is ju Alles mit aangefiehrt,
Wos vonne[353] ward fabriciert.“

     Hauptsachlich schien waar äs Schitz’nhaus
Un Viele ginge do ein un aus,

75
Derbei waar a manniges Gesicht,

Wos vorhaar d’r Warth nett zu saan gekricht.
Fast Jeder saate, hatter getrunken ä Glos Bier:
„Harr Schunke[354], bitte, erlaum[355] se doch mier,
Daß ich ä Mool Ihr’n Saal kann besahn,

80
Dänn wos Bessersch solls ju gaar nett gaan.“


     „Jawull!“ huß es gewehnlich, „satt Eich mant vier,
Bleibt liewer vorn schtiehn an d’r Thier[356].“
Doch schließlich wie dis kän Obbruch nahm
Un Manniger sugaar aus d’r Imgeengd[357] kam,

85
Do saate d’r Warth mit vuller Ruh:

„Vorleifig schließ ich män Saal jetzt zu.“
„Kä Annerer kimmt eher wieder nein
Bis daß die Harrn arscht fort wieder sein.“

     Un äs Beste waarsch, dasses su wuur gemacht,

90
Dänn zu verfihrerisch waar disse Pracht.

Dänn wie Alles waar dekoriert,
Kann gaar nett waarn richtig angeführt,
Un wumit die Tafel waar gedeckt,
Hot sich in Unendliche geschtreckt.

[97]

95
     Zum Empfang waar nu Alles eingericht

Un sehnsichtig blickte mannig Gesicht
Geschpannt hin nong Schitz’nhaus,
Weil hie die Harrn schtieng[358] nämlich aus.

     Of ä Mool kam Aener mit blußen Kopp

100
In vull’n Kajähr d’n Schitz’nhof rob.

In vull’n Laafen[359] huur m’r ne saan:
„Die Woong[360] kumme do uum all aan!“

     Un richtig, wiese gena hinsoong[361],
Waarn ’s dänn a bluus de Woong;

105
Die Harrn alle, klään un gruß,

Kame nochtraglich noch zu Fuß.
„Na“ saaten sich Viele, „wänner die Aufwartung kricht,
Kricht m’r die Harrn gewiß zu Gesicht.“

     Ae harrlicher Oomd[362] brooch nu a aan,

110
„Dis is Ministerwatter!“ huur m’r saan.

Un pletzlich nu of ä Mool
Wuursch laamdig[363] hie of Barrig un in Thool.
’s fillten sich Schtroßen un de Gass’n,
In Schaarn zuung fort de Mänschenmass’n,

115
Die Meesten in Bark- oder Hittenmannstracht,

Dänn von ihn’ sollte waarn d’r Zug gemacht.

     Kaum erschallte nu’s Kommandowort,
Do bewagte d’r Zug sich nu a fort,
’s dauerte jedoch gaar nett lang,

120
Su waarer aangekumme uum im Sanc.

Un wie erschallte pletzlich: „Halt!“
Schtand festgeworzelt Jung un Alt.

[98]

Un feierliche Schtille troot nu ein, —
’s waar ä laamdes Bild bei Fachelschein.

125
     Jetzt ergriff unner arschte Beamte in Ort

Mit klangvuller Schtimm nu’s Wort.
„Excellenz!“ saater: „Jeder hie im Hauf
Ehrt un hellt huuch dan Gruß: ‚Glick auf!‘
Mier Alle, die Excellenz hie schaue,

130
Blick’n in d’r Heh’[364] mit inning Vertraue.

Mir wiss’n, daß Excellenz vor uns viel gethan
Un erkänne dis mit Dank a aan;
Mir verschprach’ns jetz bei Licht- un Fachelschein:
Woß Schlachtes[365] soll bei uns nett nein.“

135
     „Mier halten Schtand im tiefen Schacht,

Mier schreck’n nett, wänns toobt un kracht,
Mier farchten nett de Feierschgluth,
Mier bleim trei bis in d’n Tudt.
Von uns soll Jeder schpäter saan:

140
Ja, die haan[366] ihre Pflicht gethan.“


     Schweigsaam un in greßter Ruh
Huur Jeder diss’n Worten zu,
Un schließlich huß äs: „Ae Huuch[367] sei gebracht
Dan Mann, dar of Alles hot Bedacht!“

145
Un machtig erklang’s aus jeder Brust,

M’r huursch[368], ’s waar Lieb un Lust.

     Kaum waar dos Huuch ausgebracht,
Do hatte sich die Musik gleich aufgemacht.
Sie bließ’n, jeder Toon schprooch von Gemieth,

150
Of Wunsch äs „Harzer-Barkmannslied.“
[99]

Doch kaum waar angefange mit Blosen,
Do wuursch a all wieder gelosen,
Un d’r Grund, dasse mußten obbrach’n,
Waar daar, „der Minister wollte schprach’n.“

155
     „Glick-auf!“ erschalltes von uum nu wieder,

„Glick-auf! Ihr treie Harzer Brieder!
Glickauf! Ihr Männer von d’r Hitt un Schacht,
Die Ihr mier disse Frääd[369] gemacht!
Ihr Beamte, die Ihr klään un gruß

160
Mit de Arbter schtieht of guten Fuß!

Ihr Arbter, die Ihr zu jeder Zeit
Zu all’n Guten seid bereit,
Die Ihr schteets in Hitt un Schacht
Zu jeder Zeit halt treie Wacht;

165
Eich All’n, die Ihr schtieht im Hauf,

Gilt heit mei Harzer Gruß: ‚Glick-Auf!‘“

     „Bereits nu seit acht Toong[370]
Beräst[371] ich d’n Harz zu Fuß un zu Woong,
Un aller Waang[372], wuhin ich geschaut,

170
Do sein de Mänschen friedlich vertraut.

Glääbt mier, wänn ich kumm noch Barlin,
Un saa[373], wie die Sachen hie schtiehn,
Glääbt mier, daß Seine Majestät
Sich iwer Eich gewiß deengt frääd.“

175
     „Drim schtieht a farner trei un feste,

Dis is vor Eich ’s Allerbeste;
Bleibt trei un dänkt wann Ihr hat Schmarz,
Daß vorn Harz schleet[374] warm manches Harz[375],

[100]

Un wänn Gott sän Sääng[376] schteets gitt,

180
Su schtieht’s a gut mit Gruub un Hitt!

Doch jetzt loßt uns an dan arscht dänken,
Daar unner Schtaatsschiff muß schteets länken;
Schtimmt aan mit mier d’r ganse Hauf:
Ihm sei gebracht a Harzer ‚Glick-auf!‘“

185
     Un machtig ertöönte zum Himmel nauf

Daar alte Harzergruß: „Glick auf!“
Un die Frääd wuur nu arscht gans
Wie geschpielt wuur: „Heil Dir im Siegerkrans!“
Un frädige Schtimmung brooch sich Bahn,

190
Ae Jed’r wollte gaarn[377] d’n Annern wos saan.


     Die Kameraden drickten sich de Händ,
Un ’s wäär wull Alles nett zu rasch beänd,
Wänn nett pletzlich ging äs Geflister:
„Do — guckt hin, ’s kimmt d’r Minister!“

195
     Verschreckt blickte aus d’r vederschten[378] Reh’[379]

Ae Jeder nu zu arscht in d’r Heh’.
Jetzt troot d’r Minister in ihre Mitt
Un besoog[380] sich die Leit von d’r Gruub un d’r Hitt.

     „Na, Harzer!“ saat’r zu Aen mit freindlicher Schtimm:

200
„Saa[381] ä Mool, gitt’s bei Eich ziemlich im?

Du arbst, wie ich sah an Deiner Tracht,
Gewiß hie in d’n Samsoner Schacht!“

     „Ach ja,“ saater, „all in män Kinnerjahr’n
Bin ich im Pucherich[382] aangefahr’n!“

[101]

205
     „Dänn wäßt Du Beschääd, drim saa mier mool, wie

Schtark seit Ihr änglich hie!“

     „Harr Excellenz!“ saate daar Barkmann, „’s is äne ääng’ne Sach,
Manniger von uns is schtark, un Manniger schwach;
Ich kunnte äänst in män junge Jahr’n

210
Aen Karrn mit sechs Cantner fahr’n,

Un jetzt, wu ’s liewer Alter tritt aan,
Kann ich kaum meine Lecher noch schlaan!
Weil ’s mier su sauer ward in d’r Aard
Bin ich derhäm nischt me warth,

215
Hauptsachlich in dan letzten Woch’n

Lieg ich ’s Nachts wie obgeschtoch’n.“

     „Su mään ich’s nett, mei liewer Mann;
Ich mään nett, wos Aener schaffen kann,
Ich mään nämlich hie heit,

220
Wie viel Arbter Ihr of d’r Gruub hie seid!“


     „Entschuldingse, Harr Excellenz, ich bin su verwarrt,
Drim hoob ich mich aam[383] a gearrt[384].
Jedoch ower, wie viel mier änglich sein
Fellt aangblicklich[385] mier nett ein.

225
Ich wäß äs nett, doch ower meine Fra,

Die wäß gewiß Alles gena,
Die brachte mich all eftersch in d’r Glämm,
Wänn ich von d’r Arbt kam häm.
All frieher, eher mier zusamme huu’rn[386],

230
Do saate sie eftersch: ‚Larn mant gut äs Buhr’n‘,

Un jetzt, kaum kricht se mich zu sah’n,
Muß ich’r gleich de Zoll aangahn!“

[102]

     Nu troot d’r Minister an än Annern traan
Un saate: „Freind, kannst Du mier saan,

235
Wie tief daß is Eier Schacht

Un wie rasch Ihr die Einfahrt macht!“

     Verschreckt guckte daar Knappe nieder
Un saate: „Tief — tief iss’r: 700 Liter!“

     „Meter oder Fuß! witte gewiß saan!“

240
Fung nu d’r Minister aan.


     „Ach ja, Excellenz!“ saater, „Ich armer Tropp
Hoob schteets äs Flissigkätsgemeeß in Kopp.
Wuus häßt ‚Meter‘, saa ich Liter,
Un bei ‚Liter‘ saa ich Meter wieder!

245
Ich hoob[387] drim nu a in män Jahr’n

All manning Arger miss’n erfahr’n!“

     „Na sinst,“ saate d’r Minister, „kannst Du nett klaan,
Un Luhn warscht Du doch a schien haan!“

     „Ach ja,“ saater: „’s is nett zu viel uns beschieden,

250
Mier Harzer seien jedoch zufrieden,

Mier laam[388] — ä Schprichwort thut dis kund —,
Mier laam aus d’r Hand in d’n Mund.
Wänn bluus Gott sän Sääng schteets gitt,
Ae Jeder frädig zu d’r Arbt von uns gitt!“

255
     „Dis is brav!“ saate d’r Minister drauf:

„In Harz häert dis sicher nett auf.
Gans annerscht seid Ihr, wir die in Westpfalen,
Do thut’s nuth, m’r ließ de Sawels frisch schtahl’n!
Drim bleibt mant Alle feste schtiehn,

260
Su ward schteets Alles gut hie giehn.“

[103]

     Nu troot d’r Minister zu dann von d’r Hitt
Un saate, wierer schtande in ihrer Mitt:
„Ich hoob mich all gewunnert, daß m’r kä ruthes Gesicht —
Ich mään ruthe Backen — zu sahn bei Eich kricht!“

265
     „Excellenz!“ saate Aener: „unnere Backen waarn ruth

Schtiehn mier vorn Ufen in Feierschgluth;
Wänn äs Metall aus d’n Ufen schpringt
Un äs Eisen dorch Feistelschlog erklingt,
Wänn in Odern rollt unner Blut,

270
Dänn, Excellenz, waarn de Backen ruth!

Ower jetzt hie in d’r Reh’
Sieht Käner ruthe Backen me.
Mier halten trotzdan treie Wacht,
Mier wanken ob Tog un Nacht,

275
’s schtiehn hie trei zu jeder Zeit

De Harzer Bark- un Hittenleit!“

     „Dos is schien,“ saate d’r Minister, „mich wunnert ower bluus,
Daß Ihr seid dorchschnittlich Alle deengt gruß.
Jedoch ower, wos ich aam hie sah,

280
In äner Reh’ fahlt ju wa[389]!“


     Ae Jeder folte ’s Minister Blick,
Wierer hinwiß of äner grußen Lick.

     „O!“ erschalltes pletzlich in d’r Heh’:
„Excellenz, ich schtieh doch mit in d’r Reh’!“

285
     „Wie kimmt dänn dos,“ huur m’r d’n Minister saan,

„Dasse Dich su klään[390] geloßen haan?“

[104]

     „Ach,“ määnte nu daar: „dis argert schteets mier,
Doch schließlich kann ich nischt dervier;
Trotzdan meine Greeß[391] is mier äne Schtachel,

290
Hoob ich wie die Annern doch su äne Fachel!“


     „Gucke mool hin,“ saate d’r Minister zu ihn,
„Noch die Harrn, die hie naam[392] mier schtiehn.
Wos geebst Du änglich wull dervier,
Wäärscht Du su gruß gleich wie mier?“

295
     „Excellenz,“ määnter, „wänn ich arscht su ä Harr bin,

Dänn reck ick wahrscheinlich a dohin!“

     Nu ging Excellenz d’r Musicie
Un saate: „Dos Lied bließt Ihr arschten[393] hie!
Ich glääb,“ määnter zum Dirigent,

300
„Dis Lied is in Harz Hauptfundement!

Seit dan Tog, wie ich kam noch Klasthol,
Häär[394] ich’s heit zum sechsten Mool.“

     „Bitte sehr, Excellenz,“ sung d’r Dirigent nu aan,
„Alles schpiel ich, woß m’r will haan[395]!

305
Ich bin zu haan zu jeder Zeit,

’s geniegt ä Wort, un ich bin do mit meine Leit.“

     „Dos machst Du racht,“ saate d’r Minister, „su musses sein,
Sorg mant, daß de Frehlichkäät nett schleeft ein,
Dänn wänn de Arbter thun ihre Pflicht,

310
Su sorrig Du vor än heitern Gesicht.“

[105]

     Zum Schluß troot d’r Minister of de Puchjunges[396] zu
Un saate zu Aen: „Wie viel verdienst dänn Du?“

     „Ich“, saate daar Jung, „Arb’ in d’r Wesch
Un verdien taglich meine finnef Gresch[397]!“

315
     „Wos machst Du mit dan Luhn,

Kannst Du Alles nu a verthun?“

     „Excellenz“, saat daar Jung, „hie of d’r Walt
Macht nett glicklich ’s viele Gald;
Un schpäterhin, wänn ich bin gresser,

320
Ward d’r Luhnsatz dänn a besser.“


     Do blickte d’r Minister freindlich auf
Un saate: „Ower a in gansen Hauf
Is Jeder gemithlich un wäß zu hallefen sich, —
Sugaar die Junges im Pucherich!“

325
     Dar Zug leeßte sich nu schließlich auf

Un Alle fräten sich nu drauf,
Dasse nu an annern Morring
Bei d’r Arbt von dan Oomd kunnten noch schtorring.

     An annern Tog nu als ganz frieh,

330
Wuursch laamdig[398] in den Schtroßen hie,

Hauptsachlich off’n Schitzenhof
Fast Jeder auf- un niederlof.
Of ämool ruffte Aener, ich wäß nett, waarsch waar:
„Guckt doch, Excellenz gitt nong Conrad gaar!“

335
     D’r Conrad salwer schtand of d’r Schossee[399]

Un schprooch vor sich: „Nu kann ich nett me,

[106]

Wie hoob ich mich nu verschreckt,
Ower trotzdan ward sich nett verschteckt!“

     Un su ginger of dan Harrn nu zu

340
Un saate mit greßter Seel’nruh:

„Excellenz, erlaum freindlichst mir,
Daß ich mich schtell hie vier.“

     „Conrad Lange[400] waar ich genännt,
Fast Jeder mich als Conrad bluus kännt;

345
Alles woß Excellenz saan an män Haus,

Schpricht meine Frääd im Harzen aus.“

     „Daß sein Ecellenz noch hie gekumme
Un Einblick in unnere Verheltnisse genumme,
Wie ich gesinnt bin, schpricht nu aus

350
Hie dar ganse Schmuck an Haus.

Uum hängt unnern Käfer sei Bild,
Woß schteets als Heiligthum mier gilt.
Die Nistkasten und jedes Harschgeweih’
Zeigt meine Lust zu’r Jagd un Vög’lei[401].

355
Ich hoob mich zeit’s Laam dervier intressiert

Un Manniges driwer all riskiert;
Ich kann saan: all mannige Nacht
Hoob wachend ich deshalleb dorchgemacht,
Un noggedacht, wudorrich die Vugelgeschicht

360
Wieder ihr altes Aansahn[402] kricht!“


     „Excellenz, isse mool Ausschtellung in Barlin,
Bitte ich drim, gien se mool hin,
Un häern die Vugel dänne mool aan,
Alle diese von mier dorten haan;

[107]
365
’s muß ä Jeder saan frank und frei:

D’r Conrad is weit in d’r Zichterei!“

     Harzhaft drickte d’r Minister ihn bäde Händ,
Wie d’r Conrad hatte sei Geschpreech[403] beänd’.
„Gefräät hoob ich mich,“ saate d’r Minister, „wie ich guckte aus

370
Un soog Dei fein geputztes Haus;

Do hoob ich mir nu gleich gedacht;
Waar dis hot Alles su schien gemacht,
Dos muß deengter Mänsch doch sein,
Un jetzt sach ich’s perseenlich ein.“

375
     „Excellenz!“ saate d’r Conrad, „noch män besten Dank

Vor daar Bewilligung zu män Nähr’nschtrank;
Hette bluus me Wasser ich gekricht,
Su hette Annerschbarrig all elektrisch Licht.
Ower su kaum fung ich aan,

380
Wuurn mier de Wasser wackgeschlaan!

Hoffentlich kumme se balle wieder aan,
Dänn soll d’r Ort äne gute Belächtung[404] haan!“

     „Dis is racht!“ saate d’r Minister, „ga mant mit Acht,
Daß nett zu Viel ward im Finstern hie gemacht!“

385
Nu nahm’r Obschied. D’r Conrad knickste bis in d’r Aard[405]

Un saate schtille: „Daar Mann is dis warth!“

     Kaum hatten die Haarn ihn verloßen,
Do wuursch laamdig in all’n Schtroßen;
Ae Jeder kaam nu aangejaht

390
Un fruug: „Woß hotter dänn gesaat?“

[108]

     „Ich soll“, määnte d’r Conrad, „wänn de Wasser reingeschlaan,
Meine zahn Minuten eher, wie die of d’r Hoffning[406] haan!“

     „Sattersch[407] dänn nu, ’s hot wos gebracht,
Dasser sei Haus hot su fein gemacht!“

395
Saaten nu Viele von de Leit,

Jedoch huß äs gleich of annerer Seit:
„Conrad, Du suchst Dir wull Dumme, —
Die Wass’r miss’n ju bei Dir arscht kumme;
Schpaar Deine Mieh, verloß Dich drauf,

400
Heit knepelste uns Nischt auf!“


     „Ach kommt, lott uns liewer giehn,
Woß soll’n mier länger hie noch schtiehn;
Mier haans von dan Aen nu all soot,
Mier warten, bis daß kimmt äs Bloot[408]!“

405
     Ruhig wuursch nu wieder im Ort,

Nochdan die Harrn wieder fort.
Zufrieden hot sich Jeder ausgeschprochen,
Dis huur m’r noch noog lange Woch’n;
Ja dis muß Jeder saan:

410
Woß Annerschbarrig kunnte, hot’s gethan!


     Un wänn, wie m’r do vernumme,
Unner Käser salwer will mool kumme,
Woß dänn alle ward gemacht,
Kann sich jetzt waarn all ausgedacht.

[Heft5]

Erzählungen
vom Oberharz
in Oberharzer Mundart.


Von
Louis Kühnhold
in St. Andreasberg




– Heft 5. –


Höhenkurort St. Andreasberg im Harz.
Zu haben in der Buchhandlung von Aug. Bolte.
Im Selbstverlag des Herausgebers.

Preis à Heft 25 Pfg.


[109]

Aene Tornfahrt[409] nach Göttingen.


     Vergange waar de Frihlingszeit
Un fruh waarn nu alle Leit,
Daß d’r Summer geeng annere Jahr
Nett su kalt un rähnerisch[410] waar.

5
Dänn vergange waarn all viele Woch’n,

Sudaß schließlich Manniger määnte:
„Ach wänn’s doch ä Mool rähnte!“
Un trotzdan blieb’ schteets beim Alten,
D’r Rähn schien hart zu halten,

10
Drim huur m’r Viele freeng un saan:

„Ebb wull de Torner nett balle wos haan?“

     Dänn, war frieher wos luuß im Tornverein,
Su troot bei guten Watt’r ä Imschlook[411] ein,
Un dorim seifzten jetzt Viele schwäär:

15
„Wänn doch bluus ä Mool wos wäär!“


     Pletzlich fuul All’n ä Schtään[412] vom Harz,
Wie’s huß schließlich allerwarts:
„Nu hot äs Watter lang genung gewahrt,
De Torner mach’n balle äne Fahrt!“

20
     Un Viele saaten mit ängstlicher Schtimm:

„Ganz sicher ward’s dan Tog deengt[413] schlimm.

[110]

Dänll wänn su viele Vereine zusammenkumme,
Ward’s in d’r Luft wull toom[414] un brumme;“
Drim schlug Manniger im Kalander noog,

25
Bezäängte[415] dos Datum mit: „Krittischer Tog!“


     Uns jedoch im Tornverein
Blieb’s änglich gleich, wänn Rähn troot ein,
Dänn su lang wie Torner sein gewasen
Hot gewiß noch Käner gelasen,

30
Daß ä Torner hot gescheit Schtorm[416] un Rähn,

Hitz oder Kellt, wudorrich allgemään
Empfindliche Mänschen waarn verschreckt;
Bei Torner ward dis nie entdeckt.
Hie hääßt[417] ’s: „Frisch, frumm, frehlich, frei,

35
Dorch dick un dinn, wu äs a sei!“


     „Frisch, frumm, frehlich un frei,“
Waar do a unner Faldgeschrei,
Wie mier mit gehuumner Brust
Noch Göttingen fuhr’n im August.

40
     Trotz Annere hofften of Rähn mit Bange,

Waar haarlich de Sunne doch aufgegange;
Drim schproong a Viele dan Morring:
„Vor Rähn haan m’r käne Sorring,
Waar wäß“, schprooch Manniger vor sich:

45
„Am Aend lett uns d’r Verein im Schtich!“


     Von uns jedoch die mier wollten fahr’n,
Schtrich Manniger bedänklich dorring Haar’n,
Un määnte, dachter su driewer nog:
„s kann doch waarn ä krittischer Tog!“

[111]

50
     Domit nu Kääner zu schpäät sollte kumme,

Hatt’n mier uns Alle viergenumme
Frieh genung off’n Bahnhof zu sein,
Domit käne Verschpätung treet ein.

     Die Arschten[418] kame drim in langsame Schritt,

55
Die dachten: „mir kumme doch noch mit.“

Jedoch je wätter äs wuur an d’r Uhr,
Desto rascher äs Gelaaf[419] nong Bahnhof wuur,
Un wie m’r nu sozen[420] im Copé,
Schwängte Aener noch sän Hut von d’r Heh’,

60
Un ruffte uns zu, goob uns zu verschtiehn,

Wier sollten doch noch mitnamme ihn.

     Su waarn mier trotzdan all ä Biss’l gefahr’n,
Do kam ’r dänn mit flatternden Haar’n;
Von Laafen[421] erhitzt un gans matt,

65
In äner Hand d’n Hut, in d’r Annern de Crawatt.

Aen Schprung that’r, eher m’r sich versoong,
Soz’r noch im letzten Woong.
„Paßt auf!“ huß äs, „in unnern Kreis
Kricht daar of Weitschprung än Preis!“

70
     Nu ging’s dänn luß un d’r Schtreck entlang

Erschallte aus männing Woong Gesang,
Un wieder annere im Hauf,
Die goom[422] sich wieder Rathsel auf.
Dänn schließlich die Zeit zu vertreim,

75
Kunnte Käner ruhig bleim.

Rasch waar drim a die Zeit verschwunden,
Wie mier uns in Northeim eingefunden.

[112]

     In Northeim benutzen mier dan Aufenthalt
Mit Assen[423][WS 39]; weche os’n warm, weche kalt.

80
Ja Viele waar’n unterdass’n

Su vertieft geworn beim Ass’n,
Daß Manniger gaar nett huur,
Wie „Einschteing“ gerufft nu wuur.

     Su kam’s dänn, daß in d’r Mäng,

85
Ae Gelaaf wuur un ä Gedräng,

Un Jeder aus d’n Mänschenmass’n
Suchte die beste Gelaanghäät[424] zu erfass’n;
Mit gruß’n Sätz’n un machting Schpringe,
Aen guten Platz sich zu erringe.

90
     „Am Besten isses“, fung bei uns Aener aan:

„Mier richten uns Alle noch d’r Fahn;
Unner Fähnrich muß uns Alle fiehr’n,
Of disser Weis känne mier uns nett verlier’n!“

     Mier folgten ihn nu Schritt vor Schritt,

95
Balle warer vorn, balle in d’r Mitt;

Bis daß m’r erschreckt zusammefuhr’n,
Entweter haar hatte uns, oder mier ihn verluhr’n,
Un zu suung[425] waar jetzt käne Zeit,
Dänn as erklang all äs Geleit.

100
     Su schprange mier rasch noch de Woong,

Un äs Arschte, wos mier nu soong,
Unner Fähnrich soz in zwäter Klasse,
Haar hatte gedacht in d’r Mänschenmasse
Do hot m’r vor Kontroll wenig Sorrich,

105
Do gitt Alles im Gedräng mit dorrich.

[113]

     Mier loff’n nu an Zug auf un ob,
Bedänklich schittelte Manniger sän Kopp;
Dänn jeder Woong waar iwerfillt
’s zeigte sich uns ä komisch Bild,

110
Dänn weil die Personenwoong alle waarn,

Sollten mier gaar im Viehwoong fahr’n.

     „Nä!“ huß es von uns, „dis thun mier nett,
Wudervier haan mier Personebiljett?“
D’r Larm wuur un ower schlimm,

115
Mier loff’n im de Woong rundimmedim[426],

Un guckten in jeden Woong arscht nein,
Dänn ’s kunnten doch wilde Thiere drinne sein, —
Un wäärn mier in d’r Wuth derzwisch’n gekumme,
Su wäär ower schrecklich geworn ’s Brumme.

     
120
Wull ower iwel, mit Unbehoong[427]

Nahme mier Besitz von disse Woong,
Un schließlich saaten mier doch mit frehling Gesicht:
„’s is doch gut, daß mier haan ä Platz’l gekricht.“
Sugaar unner Fähnrich, daar iwer uns gelacht,

125
Waar mit Glans aus d’r zwäten Klasse gebracht,

Un mußte wie die Sach’n hie loong
Mit nein bei uns in Gallawoong.

     An diss’n Aanblick[428] dänkt Jeder jetzt noch draan,
Wie mier in Göttingen kame aan.

130
Dicht gedrängt schtanden Mänschenmass’n.

Der Bahnhof kunnt’s kaum noch fassen,
’s waar ä Rauschen un ä Getimmel
Un wätter nischt zu sahn wie Mänschen un Himmel.
De Göttinger hatt’n, dis mußten mier saan,

135
In jeder Hinsicht ihr Bestes gethan;
[114]

Die Heißer[429] waarn geschmickt alle mit Grien,
A käne paar Schritt kunnte m’r giehn,
Dänn hatte m’r wieder wos Neies[430] zu schaue,
’s kunnte sich d’r grimmigste Mänsch erbaue.

     
140
Vorn Rothaus wuur nu Halt gemacht

Un die Fahne an beschtimmten Ort gebracht.
Harnooger[431] kunnte Jeder noch Beliem
Grood aus, rachts oder links hinschiem.
Un do m’r all lang grußen Dorscht[432] gemarkt,

145
Su wuur sich arscht nu richtig geschtarkt.

Doch wie’s nu kam, ich wäß salwer nett wie,
Waar Aener balle dorten, d’r Annere hie.
Un schließlich zu Manning sän Lääd,
Waarn mier Alle rimmehaar verschträät.

     
150
Off’n Fastplatz schließlich trof’n mier uns wieder

Un ließen uns behoglich nieder
Un fräten[433] uns iwer dan schiene Naß,
Hauptsachlich wänns huß: „Frisch von Faß!“

     „Wißt’r woß“, saate Aener mit kräftiger Schtimm:

155
„Mier giehn ä Mool off’n Fastplatz rim;

Dänn suwoß ward uns nett wieder gebuten,
Wollt ich Alles saan, fängt äs Harz[434] aan zu bluten.“
Un su zehlt ’r dänn an sän Fingern ob,
Alles woß schtande off’n Faßplatz rob.

     
160
„Ringkämpfer“, määnter, „die sein su schtark,

Die bieten jeden 500 Mark —
Waar Aen von ihn’ wos wackreißt,
Oder wull gaar niederschmeißt.“

[115]

„Un Schißbuden“, saater, „schtiehn ä Paar

165
Mit mehre Mädels, ’s sein warklich raar;

Aus Aener hot mich ä Mädel aangeblickt,
Do bin ich orndig zusamme geknickt!“

     „In äner Bud wollt ich änglich nein,
Do schtande draan: ‚Spaß muß sein!‘“

170
„Wie ich su schtieh, of ä Mool äne Daam[435]

Gans nahnt an mier kam
Un flisterte mier wos in Uhr[436].
Ihr mißt nett glääm, daß ich wos huur[437],
Un wie ich nu saate: „Wos fellt Sie denn ein?“

175
Do saate se: „Spaß muß sein!“


     Nu wollt’r dänn noch me berichten,
Jedoch saaten die Annern: „Wier woll’n verzichten,
Mier woll’n liewer salwer hingiehn,
Zu arscht ä Mool wu die Ringkämpfer schtiehn!“

     
180
„Ich will“, schprooch Aener mit muthing Miene,

„Mool sahn eb ich mier kann wos verdiene!“
Un richtig, haar zug ob sän Rock,
Krämpelte sich auf, goob mier sän Schtock
Un schprang — ich verschreckte mich zu Tuud

185
Nu gaar nauf bei dan Riesen of d’r Buud;

Jedoch in ä Paar Secunnten
Waarer rasch wieder unten
Un määnte nu mit heitere Schtimm:
„’s häßt, verschreckt haan die sich ower schlimm!“

     
190
Wie mier su do schtanden, erschallte aus d’r Farn[438]

Schteets dos Geschrei: „Prowiern ses meine Harrn!“[439]

[116]

Do schtande nämlich ä Ding, wos Jeder kännt,
Es ward schlichtwack „Hercules“ genännt,
Un im Imsaan eher m’r sich versoog,

195
Erschallte all wieder ä machtiger Schlook[440].

Jeder schprang entsetzt zur Seit:
„Harrejeses“ huß es, „’s sein ju unnere Leit!“

     Die Schleek erfolgten mit secher Wucht,
Daß bewerte dan Mann seine ganse Bucht.

200
„Ach liewer Gott!“ fung daar Besitzer aan,

Wie immerzu wuur draufgeschlaan.
„Ach liewer Gott!“ ’s ging uns dorch Mark un Bään[441]:
„Daar schleet[442] mier ju Alles korz un klään!“

     Un umdrein kam nu seine Fra

205
Nu schließlich zu mier haar

Un määnte: „Thun se mier dan Gefall’n
Un saanses doch zu dan All’n:
Sie sollten uns doch nett me pfoppen,
Sie soll’n a gans verimmesinst hie kloppen!“

     
210
’s hette trotzdan noch Manniger geschlaan,

Jedoch fung Aener von uns aan
Un saate: „Nu häert zu ihr Leit[443],
’s ward nu ower de hechste Zeit,
Mier miss’n nu zum Mittogsass’n.

215
Die Zeit vergitt hie unterdass’n.

Ihr wißt mier haan doch dan Beschääd:
Kumme mier zum Aufzug zu schpäät,
Su brängt uns dis doch Verdruß
Von waang dan Vereinszuschuß.“

[117]
220
Drim isses am Besten, mier schtell’n Alles ein

Un giehn hernoger in: ‚Spaß muß sein.‘

     Kaum hatten mier nu unnern Hunger geschtillt,
Do soong[444] mier in Schtroßen ä buntes Bild.
Vorwarts schtrömten de Mänschenmass’n,

225
Die Schtroßen kunnten se kaum noch fass’n.

Jeder eilte in Schpringe fort
Hin zum Versammlingsort.

     Tausende von Mänschen nu all schtanden,
Wie mier uns mitt’n Fahne einfanden.

230
Jeder Gau hatte seine Nummer;

Unnerer machte uns nu Kummer,
Mier hatten Nr. 7 gekricht,
Un dis is doch nett schie wie m’r schpricht.
Mier schtanden trotzdan unverdross’n,

235
Obgleich d’r Schwääß[445] kam richtig gefloss’n.


     In dan Tumult fung Aener bei uns aan:
„Paßt auf, kumme mier häm, woß unnere Fraansleit[446] saan;
Dos is gewiß, saans ses nett an die Glieder,
D’n Gesicht noog känne se uns nett wieder!“

     
240
Nu wollt’r gewiß noch me saan

Do fung ä Annerer zu seifzen aan:
„Nä ower suwos“ seifzter schwäär,
„Wänn ich heit mant Jungesell noch wäär!“

     „Woß schprichste, Du host wull än Schpitz,

245
Dänn heste ju heit noch me Hitz;
[118]

Iwerhaupt ich wills Deiner Fra ä Mool saan!“
Fung lachend nu a Dritter aan.

     „Ach, Ihr seid mier de Wahr’n“, saate d’r Arschte verschtimmt,
„Satt[447] Ihr dänn gaar nett wos dorten kimmt?“

250
Un richtig, wie mier gena hinsoong[448],

Do ergriff uns Alle ä Wullbehoong[449],
Dänn ä paar Hunnert[450] Ehr’ndaam[451], ’s is nett geluung,
Die kame schneeweis geklätt[452] voriewergezuung.

     Rundim gings nu: „Ei!“ un: „Wie schien!“

255
Allerwaang huur m’r dan Ruf ergiehn.

Doch uns im Verein, die mier do schtanden
Machte daar Aanblick nett zu Schanden;
Mier saaten sich: „Haan sich Unnere gebutzt,
Hot a all manniger Främde geschtutzt!“

     
260
Nu troot dänn d’r Zeitpunkt ein,

Wu die Daam[453] zugethäält wuurn jeden Verein.
Dos häßt, sie wuurn nett zerschnieten[454],
Dis hetten mier doch nett gelieten;
M’r muß dis nämlich su verschtiehn,

265
Bei jeder Fahn sollten Mehere giehn.


     Kaum trooten Unnere bei d’r Fahn derbei,
Waar Jeder wie gebuurn[455] von Nei;
Ja, Viele drängten sich an der Fahn
Un wollten se nu a Mool traan[456].

[119]
270
Unner Fähnrich machte jedoch ä Gesicht,

Als wie wänn Aener schtarke Zahnschmarzen kricht.
„Nä!“ määnter, „Ihr sucht gewiß Dumme,
Do seid Ihr bei mir off’n Ast gekumme,
Wänn Aener von Eich will namme de Fahn,

275
Su kannersche off’n Hämwaag[457] traan!“


     Nu waar dänn ändlich d’r Zug formiert
Un de Arschten kame all aanmarschiert;
Mehere Herolde in frieherer Tracht,
Rieten vorbei in grußer Pracht.

280
Nu kam Musik, un’s Arschte woß mier soong,

Waar ä grußer Galawoong;
Huuch[458] off’n Woong schtande, dis mußte Jeder saan,
D’r leibhaftige Tornvot’r Jahn.
Haar[459] blickte su frei of Alle nieder;

285
Starr, unbewagt bliem seine Glieder.

Schtädtische Beamte, Alle mit Cylinder,
Ginge nu arscht d’rhinter,
Dänn Fastausschuß un annere Gaue
Waarn dään arscht zu schaue.

290
     Dänn kam d’r zwäte Galawoong,

Un uumdrein mit Behoong[460]
Soong mier nu wierer waar nah,
Daß droffe schtande de Germania.
Fest schtand se off’n Woong geschtitzt off’n Schild

295
Un blickte su kihn un doch a su mild,

Fest gepraßt hatte se ihre Lippen.
Wier saaten uns gleich: „Do is nett zu tippen!“

     Gesangsvereine un Schitzenbrieder
Kame dänn un arscht wieder,

[120]
300
Un schließlich kam noch ä Schupp

Vom Göttinger Rodfahrerclub.

     Nu ändlich hatte unnere Schtunn[461] geschlaan,
Dänn de Musik fung all vor uns aan.
„Gott loom Dank[462]“, saate Manniger aus unnerer Mitt,

305
„Dasses bei uns nu a luus gitt!“


     Nu gings dänn luus, dorch Schtroßen un Gass’n
Marschierten mit de Mänschenmass’n,
Un beinah aus jeden Haus,
Schmissense Blumme und Schtreizle raus,

310
Sudaß m’r schließlich kä Knopploch entdeckte,

Wu nett Blumme oder ä Schtreizel schteckte.

     Wie mier nu dorch mehre Schtroßen marschiert,
Do huß es pletzlich: „’s is wos passiert!“
Un richtig, m’r huur dos Geschrei erschall’n:

315
„De Germania is von Woong gefall’n!“

Doch wie mier nu gena hinsoong[463],
Do schtand se noch feste off’n Woong,
Bluus wos driewer waar, daar Thronehimmel
Waar runtergefall’n zwisch’n Mänschengewimmel.

320
„’s is mant gut“, saate Jeder gerihrt

„Daß d’r Germania ist nischt passirt.“

     Erhitzt, matt un niedergeschlaan
Kame ändlich mier off’n Fastplatz aan
Un schtanden nu all lang of äner Schteet[464],

325
Huurn[465] aandachtig of d’r Reed,

Bis pletzlich saate Aener: „Ower diss’n Brand!“
Un machte sich dinn un verschwand,

[121]

Un im Zeitraum von mehren Secunten
Waar’n de Meesten von uns verschwunden.

330
     Unmeeglich waarsch nu in diss’n Treim,

Daß m’r kunnten zusammebleim
Un wann suung[466] ging nett an dan Ort
De Mänschen riss’n uns schteets mit fort.
Im wann zu traff’n, hatte ich jede Buud besucht,

335
Doch hatte dis Alles wenig gefrucht.

Do ändlich fuul[467] mier ein
Du witte Mool in „Spaß muß sein“,
Un wie ich aantroot diss’n Gang,
Vernahm mei Uhr[468] Männergesang, —

340
Un als Sänger saate ich mier gleich:

„Dis sein weche aus dänn Bereich.“

     Ich kam gerood wie äs Lied waar zu Aend
Un huur wie Jeder klatschte de Händ.
„Wißt’r woß“, määnte grood Aener aus’n Verein,

345
„Dis is besser als wie in ‚Spaß muß sein‘“[WS 40].

Ae Annerer saate: „Ich will liewer singe,
Als wie mich mit dan Riesen ringe,
Dänn hette ich die 500 Mark genumme
Wäärn die Ringkämpfer in Thräne verschwumme!“

350
     Su verging dänn rasch die Zeit

Un die Obfahrtszeit waar nett weit,
Un je wätter d’r Zeiger ging an d’r Uhr,
Desto ängstlicher unner Fähnrich wuur.

     Daß haar nu gaarnwoß wollte saan,

355
Dis soog ne wull ä Jeder aan.
[122]

Wierer[469] sich nett me kunnte halten, saat’r mier in Uhr
Ower su sachte, dasses Käner huur:
„Wäßte wos, mier bleim disse Nacht hie
Un fahr’n mit’n arschten Zug morring frieh.

360
Meine Fahn traa ich noch d’r Bahn,

Dänn kannse of’n Hämwaag ä Annerer traan!“

     ’s wuur nu vorleifig Obschied genumme
Unner Fähnrich verschprooch wieder zu kumme,
Jedoch vergaablich[470] mußten wier lauern.

365
Zu unnern, noch me zu Fähnrichs Bedauern

Saaten die Annern of d’r Bahn:
„Nu kannste Deine Fahn salwer traan,
Bei dan Mädels’n[471] host Du Dir woß gewußt
Un schmißt Dich wie äne Schwängkartoffel in d’r Brust.

370
Nu woll’n mier dos jetzt a halten,

Host Du ä Amt su mußtes a verwalten!“

     Nu loff’r dänn of d’n Bahnhof auf un nieder,
„Niemools“, schluchzter, „waar ich Fähnrich wieder.
Dasse mich haan zum Fähnrich gemacht

375
Dis verdarbt mier nu de ganse Nacht!“


     Su kaams schließlich, wie die Sach’n do loong,
Daß a zurick wuur gefahr’n in die schiene Woong.
Jedoch wuur wätter kä Laam[472] gemacht,
’s soog ju Käner, ’s waar dunkle Nacht.

380
     Ob nu off’n Hämwaag woß is viergekumme,

Hoob ich bis jetzt nett vernumme;
Bluus ä Geschrei haan Viele gehäert
Wie d’r Fähnrich nu gans verschtäert

[123]

Sich legte auf’n Woong deengt[473] weit

385
Un schrier: „O schmachvulle Zeit!“


     Mier Annern, die mier dorten gebliem
Haan uns die Zeit of’s Beste vertriem.
Un wie nu All’n die Fahrt is bekumme,
Dis hot gewiß ä Jeder vernumme.

390
Mitgebracht haan mier läder kän Preis,

Dänn mier saaten uns in schlichter Weis’:
„Do mier bei uns manning Preis all haan,
Könne se disse wu annerscht hin traan!“

     Doch sollten mier in schpätern Jahre’n

395
Wieder zu än Tornfast fahr’n,

Dänn ward’s all meeglich sein,
Daß sich Preise langt unner Tornverein.
Hiemit schließ ich un meine letzte Zeil
Sei d’r Tornergruß:

400
     „Gut Heil!“




Ae verhängnißvuller Maskenball.


     Lang isses noch nett haar, arscht seit änning Jahr’n
Kann m’r hie mit d’r Eisenbahn fahr’n,
Un blicken mier nu heit
Zurick of die vorhargiehende[474] Zeit,

5
Su muß doch ä Jeder saan:

„’s is ä schienes Ding, unnere Eisenbahn!“

[124]

Hauptsachlich vor Aen daar Räsen[475] macht,
Do isse vorzieglich aangebracht.

     Wänn frieher wuur äne Rääs gemacht,

10
Su wuur Alles schteets in Aufruhr gebracht.

Obschiedslieder gesunge, Schtandle[476] gebracht,
Dorchgewarthschaft de letzte Nacht.

     Nu waarsch dänn ä Mool im tiefen Schacht,
Die Leit hatten aam[477] Mittog gemacht;

15
Do saate Aener mit fräding Gesicht:

„Kameraden ich hoob Urlaub gekricht!
Ich will nämlich verräsen, un wißter wuhin?
Nämlich noch mein Freind in Barlin!“

     Kaum hatter gesaat äs letzte Wort,

20
Su legte Jeder sei Ass’n[478] fort.

Schproochlus soz Jeder schtumm un schtaar
Bis daß Aener fruug: „Isses dänn wahr?
Du witt uns verlooßen[479], un su weit hin?
Kamerad, loß Dir rothen bleib aus Barlin!“

25
     Vergaablich waar jedoch das ganse Schprach’n,

Haar[480] wollte nu nett wieder brach’n,
Dänn wies verbei waar mit d’r Schicht,
Nahm’r Obschied von All’n mit betriebten Gesicht.

     Verschtrich’n waar nu kaum de Nacht,

30
Do hatt’r sich zu Rääs a fartig gemacht;

D’r Obschied von d’r Fra fuul’ne[481] schwäär,
Sie goob ne a mit die gute Lähr[482],
Haar sollte ju in weiter Farn
Im Gott’swill’n ihr nett untrei waarn,

[125]
35
Un verschprach’n that’r jedes Wort,

Warm drickt’r ihre Händ un ging rasch fort.

     Rastluus in sän Wannern
Kam’r von än Ort zum Annern,
Un fruh schlug’s jetzt in seine Brust

40
Vor lauter Frääd[483] un lauter Lust.

Im Glick fiehlter sich richtig berauscht
Un hette jetzt mit kän Annern getauscht.

     Bluus Aens wollt’ne nett racht in Sinn,
’s hatte nämlich of daar Tour hiehin,

45
Wänner grießte freindlich mit „Glick-auf!“

Noch nie Aener geantwort drauf.
Un wollt’r gaar ä Geschpreech[484] anfange,
Su gucktne Jeder an mit Bange,
M’r verschtande bluus, wänner saate Barlin,

50
Drim ließ’ne Jeder äänsaam[485] schtiehn.


     Doch ändlich nu kam’r aan
Bei d’r arschten Station d’r Eisenbahn,
Nä, su woß hatter noch nett gesahn,
Woß Bessersch kunntes vor ihn nett gaan.

55
Vorsichtig schlich’r an d’r Maschien nu draan

Un ruffte laut: „Liewer Harr Eisenbahn,
Woll’n se mich mitnamme un bewahr’n,
Ich mechte su gaarn noch Barlin mitfah’n!“

     Die nu dis huurn[486], gucktne aan mit fräding Gesicht,

60
Su äne Schprooch[487] hatte noch Käner zu häern gekricht,

Bis schließlich goob’r dorch Zääng[488] zu verschtiehn,
Daß haar su gaarn wollte noch Barlin.

[126]

Un rasch ward’r noch untergebracht,
Hin fährt d’r Zug in dunkler Nacht.

65
     Rasch verging de Zeit bis noch Barlin,

Verwunnert blickt’r auf, wierer kimmt hin;
In aller Eil schteigt’r aus,
Haar schtieht wie dumm in Nachtesgrauß.
Viel, viel mecht’r drim gaan[489],

70
Kännt’r jetzt sän Freind hie sahn.


     Pletzlich fiehlt’r sich imschlunge,
Laut rufft Aener: „Mei guter Junge,
Hoob ich ändlich Dich gefunden!“
Un — dänn waarer rasch verschwunden.

75
     Verschunden waar seine Uhr mit’r Keet[490],

Haar macht hinter dan Mänschen haar, will’ne schtell’n zu Reed,
Doch wu isser zu traff’n, wu soll’r hin,
„Ach!“ seifzter: „ä schlacht Willkumme in Barlin!“

     Nu dorchwannerd d’r dänn viele Schtroßen,

80
Bis dasser schtiehn bleibt, haar häert nämlich Blosen,

Un gerod waarsch seine Lieblingsmelodie,
Die haar gaarn häert Oomd un Frieh.
Un frädig pocht’ne jetzt sei Harz[491],
Vergass’n is sei Kummer, vergass’n sei Schmarz[492],

85
Drim gitt’r rasch nein in dan Haus

Un will die Leit nu freeng[493] aus;
Doch wierer neinkimmt, sieht’rsch all,
’s is nämlicher grußer Maskenball.

[127]

     Nu lett’r[494] sich nett länger halten,

90
Allään kanner schalten un walten;

Jedoch, saat’r mit ängstling Miene:
„Wänn dis wißte meine Karline,
Wiersche gewiß in de Flitting schlaan,
Seeg die dis Schpiel hie aan!“

95
     Rasch kääft’r[495] sich äne Rittertracht,

Beguckt sich im Schpiegel in seiner Pracht
Un saat: „Woß wier bis vor Arger gaan,
Kreeg[496] deine Fra dis hie zu sahn[497].“

     Doch muthig nu un gefaßt,

100
Betritt’r dan Saal un bleibt schtiehn wie ä Ast.

Haar sieht nämlich ä buntes Bild,
Alles is hie iwerfillt
Von Rittern, Grafen und Lakein,
Huuch un niedrich gitt aus un ein;

105
Alles is in vuller Pracht,

Nä, su hettersch sich nie gedacht.

     Nu macht’r sich zwisch’n dan bunten Gewihl,
’s ward’ne warm un wieder kiehl,
An derhäm[498] ward nett me gedacht,

110
Dozu waar käne Zeit disse Nacht.


     Of ämool fiehlt’r woß an sän Arm,
Sei ganser Karper wardne warm,
Haar wäß nett wie ne jetzt geschieht,
Dänn äne seine Daam[499] anne schtieht;

115
Vor Angst bewerne[500] seine Glieder,

Aengstlich guckt’r auf, dänn wieder nieder.

[128]

     „Ach, Freilein!“ schpricht’r, un „liebe Fra,
Ich bin nett d’r Richtige, ich kumm gans weit ha!“
Die Geschicht ward’ne immer bunter

120
Un machtig läft d’r Schwääß anne[501] runter,

Dänn wie die Daam ihn schprach’n häert,
Do ward se nu arscht richtig beschmäert.

     Nu dänkt’r, wänns ämool soll sein,
Su beiß ich in dan Eppel[502] nein,

125
Un vorwarts gitt’s ohne Ruh un Rast,

Fest helt’r am Arm die sieße[503] Last,
Doch ändlich ward’s doch zu viel,
Die Daam fiehrt’ne aus dan Gewiehl.

     Sie brängt ne in än Zimmer unscheniert,

130
Haar fiehlt sich orndig driewer geriehrt,

Zum Dank beschtellt’r äne Flasch Wein
Un schpricht zu daar Daam: „Ach, wäärscht Du mein!“
Haar schwäert von Lieb von ewiger Trei,
Sie klinge aan mit de Gleeser derbei,

135
Haar moog[504] nett wieder in dan Getimmel,

Su glicklich fiehlt’r sich wie im Himmel.

     Nu ward’r vuller Iwermuth,
D’r Wein reegt’ne auf sei Blut
Un immer will die Daam noch trinken,

140
Rasch muss’r schteets d’n Kellner winken.

Ach, saat’r: „Ower disser Unterschied,
In Trinken zwischen meiner Karline un disser Daam beschtieht!“

     „Karline!“ Ach bei diss’n Wort,
Is gleich sei Rausch un Iwermuth fort.

[129]
145
„Karline!“ schluchzter, „Du meine Getreie[505],

Schteets muß mier disse Nacht gereie[506]!“

     Wie die Daam hot wos von Getreie vernumme,
Muß rasch d’r Kellner wieder kumme,
Dänn sie glääbt[507], haar hot drei Flaschen gemäänt,

150
Diese trink’n wollen su innig veräänt[508].


     D’r Wein ward gebracht, nu is an ihm de Reh,
Tief greift’r nein in Portmone,
Un schließlich giehn se Arm in Arm
Wieder nein in Saal zwischen Mänschenschwarm.

155
„Freilein!“ saat’r zu ihr galannt:

„Sie haan ower äne gruße Hand,
Un su hart fiehlt se sich aan
Wie wänn se all hett’n mit’n Feistel[509]“ geschlaan!“
Doch indass’n seinse in Saal gekumme,

160
Wie pletzlich waarn de Masken obgenumme.


     Nu iss’r geschpannt of ihr’n Gesicht,
’s dauert viel zu lang die ganse Geschicht,
Schließlich is die Maske wack, wiethend fängt’r aan:
„Dunnerwatter, hie gitt’s Fraans, die de Barter[510] haan!“

165
In sän Eifer zeiht’r die Geschtalt nong Licht,

Jedoch äs is un bleibt ä Männergesicht.

     Nu schwinden seine Kräfte un zittern seine Glieder,
Rasch sucht’r än Platz un lett sich nieder
Un schluchzt laut aus tiefer Brust:

170
„Ach Gott, hett ich dis gewußt!“

Verloßen that’r dan Ball in seiner Pracht,
Hämwarts gitts in salwiger Nacht.

[130]

     Nu hott’r von sän lange Schpaarn
Kaum su viel Gald im häm zu fahr’n,

175
Sän Freind nett gesaan un wätter gemacht

Wie Barlin gesaan in dunkler Nacht,
Un wosses derhäm goob, hot Käner erfahr’n,
Dänn die Geschicht passierte vor lange Jahr’n.




D’r Frau ihr Kar’l[511].


     Aenst waar unner frieheres Hannoverland
Mit än annern Reich in Krieg entbrannt,
Drim mußte a aus jeden Ort,
Waar[512] Soldat waar, zum Faldzug[513] fort.

5
     In unner Schtadt wu schteets harscht Frieden,

Waar manning junge Borsch[514] dos Luus beschieden
Mit hinzuziehn in främden Land
Un halten trei mit festen Schtand.

     Sie zuung nu fort, un manniger Blick

10
Wuur zum Obschied ih’n noch zugeschickt,

Un mannige Mutter un mannige Braut
Hot traurig ih’n noch noochgeschaut.

     Aene Mutter schprooch schließlich: „[WS 41]Mei liewer Suhn[515],
Daar kann gewiß kän Mänsch woß thun,

15
In dan schteckt kä kriegerisch Geblieth,

Mei Kar’l is zu wääch[516] von Gemieth!“

[131]

     Seit dan Obschied waar vergange längere Zeit,
„’s wäärn Schlachten geschlaan“, saaten viele Leit,
Doch beschtimmt kunnte Käner woß saan,

20
Dänn Nochrichten kame schpaarlich[517] aan.

Telegraph oder äne Bahn goobs nett wie jetzt,
Drim kam ’s Neiste hie haar[518] zuletzt.

     Waar hette sich jetzt zu singe hie getraut,
Drim waar Jeder verblifft wie Gesang hie wuur laut,

25
Un äne Orgel wuur geschpielt, dazu gesunge mit Baßton:

„Du hast die schönsten Augen“, un schließlich: „Hat ihn schon!“

     Kaum waarn die Lieder nu verklunge,
Su wuur rasch wieder ä Anneres gesunge,
Un dis waar hie ganz nei,

30
Drim schtröömten[519] a viele Mänschen herbei,

Un daar Orgelmann sieht sich pletzlich imringt
Von Vielen, wu Jeder mit pfeift oder singt.

     Bei daar Orgel waar noch ä schienes Bild,
Un domit is dan Meesten ihr Kummer geschtillt,

35
Dos Bild zeigt nämlich, wie sich macht

Dos Schrecken im Krieg, äne blutige Schlacht.[WS 42]

     Haar zeigt mit sän Schtock of Freind un Feind
Un noch äner Schtadt, wu äs Feier noch scheint.
Derzu singter mit sän tiefen Baß

40
Aene Melodie, daß Viel’n de Aang[520] waarn naß.


     Haar hette wull nu noch länger gesunge,
Wänn nett Mehre wäärn inne gedrunge,

[132]

Dasser mool off’n Bild, die zeigte auf’n Ort,
Die de do wäärn zum Faldzug fort.

45
Hauptsachlich waarns de Mitter, die huurn nett auf,

Bisser of jeder Froog[521] goob äne Antwort drauf.

     Su freegt äne Mutter oog ihr’n Fritz
Un huuch is d’r Arm wie der Blitz
Un zeigt of än Soldat nu drauf,

50
Daar vorn schtieht im greßten Hauf.


     Nu hellt äs Freeng fortwährend Schtrich,
Aene freegt nong[522] Franz, de Annere nong Heinrich,
Un jedes Mool is d’r Arm in d’r Heh,
Vor Aanschträngung[523] thutt’r all gans weh.

55
     Gaarn[524] wäär der Mann wieder verschwunden,

Doch hot sich wieder äne Fra eingefunden,
Die drickt’ne zwä gute Gresch in d’r Hand
Un freegt: „Wu hot dänn mei Kar’l sän Schtand?“

     Do zeigt’r dänn noch dan Vederschten[525] off’n Bild,

60
Dann aus meh’rn Wunden äs Blut rausquillt,

Un die Mutter glääbt nu disses Mar’l[526],
Wierer saat: „Dis ist der Frau ihr Kar’l!“
Wu hette sie sich dis in ihr’n Kar’l gedacht,
Derhäm warer su schtille un hie d’r Arschte[527] in d’r Schlacht.

65
     Vor all’n Eifer hatte nu Käner wahrgenumme,

Daß ä paar junge Leit sein derzu gekumme.
Die hatt’n nu all lang zugesahn,
Wie dan Mann waar immerzu Gald gegahn[528];

[133]

Un argerlich driewer ruffte drim dos junge Par’l[529]:

70
„Gah d’r Fra ihre zwä gute Gresch wieder un zeig’r noch dreimool ihr’n Kar’l!“

Un richtig, of Verlange mussersch thun,
Noch dreimool zeigt’r d’n Heldensuhn.

     Wie die Mutt’r hämkimmt, ward se schtumm un schtaar,
Hintern Ufen sitzt ihr Kar’l gaar

75
Un rufft: „Ach Mutt’r, sei gegrießt,

Dänn Kar’l host Du nett eingebießt,
’s hot sich Alles zum Besten gewänd,
D’r Faldzug hot all wieder ä Aend.“[WS 43]
Un frädig schpricht die Mutter: „Waar hette dis gedacht,

80
Ihr junge Leit zieht in Krieg un mier Alten haan die Schlacht!“

[Heft6]

Erzählungen
vom Oberharz
in Oberharzer Mundart.


Von
Louis Kühnhold
in St. Andreasberg




Heft 6. – 1894.


Höhenkurort St. Andreasberg im Harz.
Zu haben in der Buchhandlung von Aug. Bolte.
Im Selbstverlag des Herausgebers.

Preis à Heft 25 Pfg.


[135]

Land un Leit’[530].


     In unnern lie’m[531] deitschen Land,
Do leit ä Land’l, Viel’n bekannt;
Es is nett gruuß un nett reich
Un doch is ihm kä Annersch[532] gleich.

5
Huuche[533] Barge[534], gesunde Luft,

Schattige Wälder mit Tannenduft,
Un in d’n Barring Silwer und Quarz, —
Dis Alles is in unnern „Harz“.

     Frehliche Bewuhner, geniegsaam d’rzu,

10
Riehrig bei d’r Arb’t, ohne Rast un Ruh,

Friedlich zu änanner zu jeder Zeit,
Schteets zu än guten Witz bereit,
Gefiehlvull bei Alles, in Lääd[535] un Frääd[536],
Immer in greßter Zufriedenhäät;

15
Dorim a noch in Fald un Wald

Gaar mannich schiene Lied erschallt.

     Wie’s frieher is in Harz gewasen
Hot m’r wull in daar Weis’ gelasen:
Unnere Vorfahr’n betriem Fischerei un Jagd,

20
Zur Obwachslung[537] wuur Krieg gemacht.

Un schalten dorfte de Fra nett laut,
Legte sich d’r Mann hin of d’r Bar’nhaut[538],
Wenn sie mußte es Fald beschtell’n,
Sugaar Holsschneiden un Schtuk’n schpell’n[539].

[136]

25
     Lange Zeit waar in disser Weis’ verschwunden,

Do hatte sich im Ewerharz wos Annerscht eingefunden:
Aus farne fremden Sachsenland —
Wu Gemiethlichkäät waar längst bekannt —
Do trofen viele Arb’ter ein,

30
Gruum Lech’r[540] in d’r Aard[541] nu ’nein;

Un jedes Loch wos waar gemacht,
Tääft’nse[542] schpäter zum Schacht.

     Wud’rnoch nu gescharft, un a nu getracht,
D’r Ewerharz hattes zum Vorschein gebracht;

35
Vor uns is nu diss’r Fund

Hauptnahrungszweig bis in diss’r Schtunn,
Un schtols is Jeder of sän Beruf,
Zu dan ne Gott äänst erschuf.
Un frädig is jedes Harzersch Gesicht

40
Wänns hääßt: dos viel „Reiches“[543] bricht.


     Un Aeäns, wu Käner kimmt uns noog,
Is unnere schiene Mutterschprooch[544];
Kä Engelsch, Französisch oder Latein
Kimmt je in unnerer Schprooch mit ’nein.

45
Un trotzdan vor manning Geengschtandt[545]

Is m’r verschieden mit än Ausdruck zur Hand, —
Un Alles klingt su fein un su zaart
Wie käne Schprooch in ihrer Aart.

     Su saan[546] mir oft oa schtatt’s a,

50
Dis riehrt noch von Thormbau zu „Babel“ ha[547];

Denn wie aus d’r bieblischen Geschicht’ bekannt,
Hatten die Mänschen do zu Land

[137]

Die Obsicht un sich viergenumme,
Of lächte Aart in d’n Himmel zu kumme:

55
Sie wollten än Thorm baue bis zum Himmel,

Un ’runtergucken in’s Waltgetimmel.

     Doch pletzlich an än schiene Tog
Hatte Jeder äne annere Schprooch;
Do wuur ä Wirwarr un ä Schreie

60
Un Alles verkährt gemacht, nischt wollte gedeihe.

Do hallef kä Baten un kä Singe,
Dänn d’n Himmel soll sich Jeder of Aarden erringe, —
Un d’r Thorm zu Babel blieb su schtien,
Die Mänschen mußten ausänannder giehn.

65
     Jedoch Aener[548] von All’n wollte nett giehn

Un blieb schluchzend beim Thorm nu schtiehn
Un guckte nong Himmel und schluchzte laut:
„Ach liewer Gott, ich hoob nett gebaut, —
Dänn gemiethlich un in größter Ruh’

70
Trug ich zum Bau de Schtään bluus zu;

Drim verga mir, wos ich hoob gethan
Un sah mich wieder in Gnaden aan!“

     Un Gott schprooch: „Du bist erhäert[549],
Weil Du d’n Frieden nett host geschtäert,

75
Drim sollst Du äne Sprooch a haan[550],

Wu Käner soll nett tippen draan.
Un wenn nu schwäär ist Dei Hartz[551]
Un Dich peinigt grußer Schmartz,
Su blick’ getruust zu mier mant ’rauf,

80
Ich hallef Dir, do verloß Dich d’rauf!“

[138]

     ’s gitt nu in unnerer Schproch ä Wort —
M’r häerts heifig hie in Ort —,
Ae Wort, was all’ von de Alten
Zu jeder Zeit wuur huuch[552] gehalten;

85
In manning Lied dis Wort m’r singt,

Es oft von Barring und aus Wäldern dringt, —
Un glicklich wenn aus grußen Hauf
Daar Gruß uns gilt, daar hääßt: „Glick auf!“

     „Glick auf!“ erschallt in finstrer Nacht,

90
Wenns draußen schtarmt[553] un toobt un kracht.

D’r Harzer Barkmann daar muß ’naus,
Ihn schreckt nett des Nachtes Graus,
Haar kännt gena ju seine Pflicht,
’s lockt sei Begläter, sei Gruumlicht.

95
Haar verlett[554] die Sänn’[555] mit trie’m[556] Blick

Un freegt sich: „Kumm ich a zurick?“

     „Glick auf!“ erschallt’s in tiefen Schacht
Wänn d’r Knappe nu die Einfahrt macht,
Un frädig grießt haar stets do d’rauf,

100
Ward ihn gebuten d’r Gruß: „Glick auf!“

Dänn wos die Hartzen hie veräänt[557],
Wos nie schlacht waarn kann gemäänt,
Dos is, wänn aus vull’n Hauf
Erschallt des Harzersch Gruß: „Glick auf!“

105
     Un is vorbei nu seine Schicht,

Su schteigt mit geschwarzten Aangesicht
D’r Knappe wieder in d’r Heh’
Un vergißt derbei sei mannichfaches Weh;
Ihn kimmert nett dos Getoob in Schacht,

[139]
110
Un isser arscht wieder wu Sunne lacht,

Su guckt’r arscht zum Himmel hienauf
Un schpricht sei dankbaar: „Glick auf!“

     Un trifft’r die Seining frisch un gesund,
Su preißt’r Gott mit Hartz un Mund,

115
Un Jeder in d’n Familienkreis

Thutt’s schteets noch alter Sitt’ un Weis’;
Dänn wu kä Glaam[558] meh is in Haus,
Do sieht’s gaar eed un traurig aus.
Drim Mannicher dennu awull[559] schpricht:

120
„D’r Glaam, daar is mei Gruumlicht!“


     Wos nu d’r Barkmann gewinnt in Schacht,
Von Hittenmann ward’s arscht rään gemacht;
Trotz schlachten Damp un Feiersgluth
Verliert’r doch niemools d’n Muth.

125
Su wie d’r Knappe in tiefen Schacht,

D’r Hittenmann hellt vor’m Feier Wacht, —
Su giehnse[560] Bäde Hand in Hand,
Nahnt[561] schtieht Bark- un Hittenmannsschtand.

     Von Bäde gilt, wos Schiller schpricht

130
In dan Lied von d’r „Glock“, dan schiene Gedicht:

„Von der Stirne heiß
Rinnen muß der Schweiß,
Soll das Werk den Meister loben,
Doch der Segen kommt von Oben!“

135
Un wänn Gott sän Sääng[562] schteets gitt,

Su schtieht’s a gut of Gruub’ un Hitt’.

     Trotz schwärer Arb’t in Hitt’ un Schacht
D’r Harzer gaarn sich lustig macht;

[140]

Of äner Zeit is drim Jeder beschteiert

140
Wänn äs Knappschaftsfast ward gefeiert. —

Un „Knappschaftsfast“, dis äne Wort
Brängt mannige schwäre Gedanken fort;
Viel frädiger erklingt do aus d’n Hauf
In daar Zeit daar schiene Gruuß: „Glick auf!“

145
     Ja Toge vorhaar, ja lange Woch’n

Ward bluus von diss’n Tog geschproch’n
Un Jeder is vuller Frääd.
Die Frans suung ihr bestes Klääd[563],
Dänn gitt[564] d’r Mann in Uneform

150
Macht sie sich a racht fein enorm;

Dänn gilt’s ’s Harzersch Ehr’ntog,
Su schtieht die Fra nett hinten nog.

     Un is vor’n Fast vorbei die Nacht,
In unnern Barring Alles kracht;

155
Kanonedunner erschittert de Luft,

Dänn die Langschlafer[565] zum Aufschtiehn ruft.
Dänn hääßts: „Rasch auf, unverdrossen,
’s Barkfast[566] ward eingeschoss’n;
Nu eilig sich zuracht geschtutzt

160
Un Alles fein arscht aangeputzt!“


     Un wänn dann an Nachmittog
An greßten ward dos Menschengewog
Un wenn es hääßt bei Klään un Gruuß:
„D’r Aufzug gitt balle luus!“

165
Su isses bein Harzer kä Wunner[567]

Wänn haar bein Kanonedunner
Vergniegt sich reibt seine Händ, —
’s is ju dis sei Element.

[141]

     Un is d’r Zug nu zu Aend gefiehrt,

170
Su ward gesunge un musicirt.

M’r sieht gewehnlich gruße Schaar’n
Bark- un Hittenleit sich paar’n;
Sie giehn zusamme Arm in Arm
Un dricken ihre Händ su warm, —

175
Un ward a mannigmool schwäär de Zung,

Su hääßts schteets doch: „Bruder — Jung!“

     Bein Barkmann sieht m’rsch an d’n Huut[568]
Wenns ne gefellt su richtig guut;
Dänn sitzt’r hinten oder an d’r Seit’,

180
Su is dis ä Zääng vor fidele Leit’.

Un dos bei Dan’[569] of d’r Hitt
Nie gesundes Aussah’n gitt,
Un waarn Dänn de Backen ruth,
Su wäß m’r, jetzt rollt es Bluut.

185
     Jedoch es Beste in dann Toong —

Un wos Alle immer moong,
Alle die von d’r Gruub’ un Hitt’, —
Is, wänns zum Friehschtick[570] gitt.
Alles wos do ward gebuten:

190
Broten, Wein, weißen un ruthen;

Un Gleserklang bei fruhe Lieder singe
Häert m’r von Dan’, die sinst miehsaam ringe.

     Un neigt sich zu Aend dos schiene Fast,
Su verbrängt m’r gewehnlich d’n letzten Rast

195
Wie Alles in bester Frääd’ un Ruh,

Un gitt gemiethlich sän Heim[571] wieder zu.
’s schpricht wull Mannicher: „Wie wäärsch doch schien,
Kännte es Fast noch mool vor sich giehn!“

[142]

Doch trotzdan sieht m’r kä marrisch[572] Gesicht

200
Wänn wieder die Arbeitszeit aanbricht.


     Es gitt dann wieder in schlichter Tracht
D’r Knappe zur Einfahrt hin zum Schacht;
Ihn schreckt Nischt, haar thut seine Pflicht
Un fest helt’r sei Gruumlicht.

205
Es töönt dänn wieder Tog vor Tog

Mit kräfting Schwinge d’r Feistelschlook[573],
Un Dunnerknall un Pulverdampf
Sein Zeing[574] bei dan Aardenkampf.

     Un vor d’n Uf’n[575] in Feierschgluth

210
Schtieht d’r Harzer mit neie Muth

Un blickt dennein mit frehling Gesicht
Wänn geleitert und rään ’s Metall vierbricht.
Haar stieht trei feste Tog un Nacht
Un hellt als Harzer treilich Wacht,

215
Bis dasses hääßt mit bewring[576] Mund:

„Laab wull, du trauter Thoolsgrund[577]!“

     Drim möchte niemools häern auf
Daar alte Harzer Gruß: „Glick auf!“
Su lang wie hie in Fald un Wald

220
Es Echo frädig noch erschallt,

Die Tanne griene[578], de Wasser fließen
Un reiche Gäng’ sich erschließen, —
Do kann d’r Harzer mit Vertraue
D’r Zukunft getruust entgeeng schaue.


[143]

Anno 48.
I. Grußer Bierkrawall.


     Unruh’ harrschte äänst[579] bräät un weit
Un marrisch war’n de meesten Leit:
Aener klate hie-, d’r Ann’re doriewer,
Aener hatte dis, d’r Ann’re dos nu liewer, —

5
Un immer wätter brättes[580] sich’s aus,

Immer gress’r wuur ’s Schtormgebraus,
Bis daß erklang d’r schreckliche Toon:
„Ach, liewer Gott, Revulizion!“

     Rundim waarsch nu all lußgegange,

10
Bluus d’r Harz hatte kä Feier gefange;

Dänn die Harzer saten gemiethlich in Ruh:
„Mier schtiehn uns an Besten und sah’n zu!
Dänn von schießen, schtach’n un schlaan[581]
Kann m’r schließlich d’n Tuud d’rvon haan;

15
Drim woll’n m’r unner Laam[582] nett verdarm[583],

Mier miss’n doch frieh genug schtarm[584]!“

     Su verging nu friedlich Tog vor Tog;
M’r loos bluus immer in d’r Zeiting nog
Wos Alles rimmehaar wuur begunne

20
In diss’n aufgeregten Schtunne.

M’r bemarkte doch balle mit Unbehoong[585],
Daß nahnter[586] kam dos machtige Woong.
Un ängstlich guckte Mannich’r zum Himmel
Un boot[587] im Frieden in dan Getimmel.

[144]

25
     „Es is mant gut“, saten Viele nu hie,

„Daß mier nett su sein wie dorten die;
Dänn daß mier gengenanner marschier’n
Kann uns Harzer niemool’s passier’n.
Waar uns gieh’n lett un thutt uns nischt,

30
Dann wird von uns nischt aangewischt;

Iwerhaupt wäärsch[588] ä Schandflack vor immer,
Zeigte hie in Harz sich ä blass’r Schimmer!“

     Un dennoch waarsch[589] bluus äne Nacht
Wu Alles of annern Fuß gebracht.

35
Wos Käner hatte vor meglich gehalten,

Wos nie kunnte sein bei Junge un Alten,
Wu nie Aener gedacht hatte draan[590],
Dos hatte äne Bekanntmachung gethan.
Un „Bier“ — bluus[591] dis äne Wort —,

40
Dos vertrieb die Ruh’ hie aus d’n Ort.


     [WS 44]Ae Freitig waarsch, Viele waar’n fruh,
Doß die Woch’ schloß wieder friedlich zu, —
Schtille waarsch nu a in d’n gansen Ort,
M’e huur[592] a nett ä unschien Wort;

45
Die Meesten schproong[593] von schlachter Zeit

Un von Aufruhr unter de Leit,
Die do mußten im ihr bissel Laam
Schteets in d’r Angst do schwaam[594].

     Of ämool erscholl mit vuller Macht

50
D’r Schrä: „’s ward bekannt gemacht!“ —

Geschpannt horchte ä Jeder zu
Wie gerufft wuur mit greßter Ruh:

[145]

„Daß ’s Bier, wänns wier ausgema’ssn,
Theierer geworn wäär unterdass’n;

55
Weil Bier oft brechte schlachten Wahn —

Wäär äs Mooß zwä Pfäng[595] aufgeschlaan[596].“

     Kaum hatte m’r dos nu vernumme,
Do ging’s all luus rundim mit brumme.
„Mäd’l!“ schrier pletzlich äne Fra[597],

60
„Lang doch ämool ’ne Butt’l Bier hie haar[598],

Daß m’r sich kann mach’n ä Bild
Wie unner Bier ward aufgefillt;
Dänn waarn von ä Mooß zahn Butteln vull gemacht,
Su ward gewiß Käner aufgebracht!“

65
     „Un ich“, ruft äne Annere derhinter dorch,

„Fills[599] noch schlachter vor män Jorrich[600];
Schteets wänner[601] getrunken, ward’r verschtimmt
Un hot sich all eftersch wie ä Worm gekrimmt.
Nu glääbt m’r schließlich umdrein gaar,

70
Daß äs Sießbier brängt in diss’r Zeit Gefahr;

I, do sollte m’r de Kränke krieng,
Wänn nu all de Sach’n hie su lieng!“

     Die Männer, die nu Alles gehäert[602],
Guckten sich aan gans verschtäert[603];

75
Dänn daß m’r ’s Bier wollte vertheiern

Waar schließlich a nischt bei ihr’n heiern[604].
Jedoch huß äs nu gleich All’n:
„Lott ju kä lautes Wort erschall’n,
De Fraans[605] känne die Sach’ verfacht’n,

80
D’r Magischtraat kimmt do an de Racht’n!“

[146]

     Sämmtliche Fraans trot’n zusamme zum Hauf
Un Aene troot als Redner auf,
Guckte wiethend arscht rundimmedim
Un kreischend ertönte ihre Schtimm[606]:

85
„Mäd’ls, die Ihr hat all’ gefreit[607],

A Ihr, die Ihr noch ledig seid,
Lott[608] uns mant[609] zusamme halten,
Lott sorring uns vor unnere Alten!“

     „Fest woll’n mier schtieh’n in jeder Weis’,

90
Daß äs Bier behellt sän alten Preis;

Dänn schlacht gitt’s uns in unnerer Eh’,
Haan[610] mier dos billige Bier nett me.
Dänn su lang unn’re Alten ihre Lech’r[611] schlaan
Muß ne wos waarn zu gut gethan.

95
Mier Alle wiss’n, mit besten Will’n

Känne mier sech theier Bier nett fill’n!“

     „Drim horricht, morring in all’r Frieh
Versammeln mier uns wieder hie
Un zieh’n dänn in Reh’[612] un Glied

100
Geschloss’n bis zum Brähaustriet[613]!

Dänn wißt, m’r miss’n vorsichtig sein,
W’r woll’n nett Alle in Brähaus nein,
Sinst känne se uns an Aend verklaan
Un krieng uns waang[614] Unterschlagung d’raan!“

105
     „Waang Unterschlagung?“ erscholl’s aus d’n Hauf,

„Nä, daar Ausdruck paßt nett drauf;
Su viel wie mier haan schteets gehäert,
Ward dodorrich d’r Hauskrieg — geschtäert!“

[147]

„Un ich mään[615]“, mischte sich wieder Aene nein,

110
„Dis kann bluus Urkundfälschung sein;

Dänn Alle wiss’n, ward dos theiere Bier verkääft[616],
Ward’s noch schlimmer wie bishaar getääft[617]!“

     Ruhig verschrich de follingte Nacht;
Obleich die Fraan’s war’n aufgebracht,

115
Su huur m’r doch kä unschien Wort, —

’s war wie gewehnlich in d’n Ort.
Die Männer ginge noch Gruub’ un Hitt[618]
Un sat’n vor sich: „Mier spiel’n nett mit;
Wänns nu a ward theierer verkääft,

120
Meh wie bishaar kann’s nett war’n getääft!“


     Wie’s die Fraans nu hatten sich’s ausgedacht
Wuursch an dan Morring a gemacht.
Wie kaum begann d’r Tog zu dämmern,
Do klappertes in Schtroßen mit Butteln un Aemmern[619];

125
Die Fraan’s trot’n aan mit Begier,

Un marschierten bis zu d’r Brähausthier.
Aengstlich guckten sie sich Alle aan, —
Käne wollte nu zuarscht wos saan[620].

     Of ämool huub aus der hinter’n Reh’

130
Aene d’n Aemmer huuch in d’r Heh’

Un ruffte: „Zuarscht kimmt äs Guste[621],
Weils gestern su schien zu schprach’n wußte;
Dos muß nu zuarscht a nein
Un äs Zwäte kann es Hanning[622] sein.

135
Nu lott uns nett su lang besinne —

Wos dänken dänn die sinst do drinne!“

[148]

     Jetzt ging d’r Schpetakel all sachtewack luuß.
„I“, rufften die Bäden, „wos denkt Ihr Eich bluus[623],
Mier bäden soll’n zuarscht nu nein

140
Un sollen Lickenbießer vor Eich sein.

Nä, nu soll’n die arscht jetzt draan[624],
Die Männer zum Holsarbt’r[625] of d’r Gruub hie haan,
Dänn gewehnlich guckt’r uns aan gering
Weil unnere noch arben[626] off’n Geding!“

145
     „Gott loo’m Dank!“ saate äne Junge, dasses Alle huurn[627],

„Meiner is bluus noch bei d’n Buhr’n[628], —
Un Holsarbt’rfra kann ich nie waar’n,
Dänn Meiner is su schtille, dos hot m’r nett gaarn[629];
Waar jetzt nett kann richtig schmeicheln

150
Un nett dressirt is off’n Heicheln,

Dann ward, wänner noch su treilich arbt,
Doch eftersch mool äs Fall gegarbt!“

     „Kreizschtarndausenddunnerwatt’r!“ erklang ’s nu aus d’r Thier,
„Fraansleit, woll’r heit kä Bier?

155
Wänn Ihr dänkt, mier sein Eire Narr’n,

Su loß’n mier Eich einschparr’n in Scharrn[630].
Nu rasch ’rein noch d’r Reh’, —
’s Mooß kost heit zwä Pfäng me;
Un dorim ju känn schlachten Ton, —

160
Ihr wißt, äs droht Revuluzion!“


     „Oho!“ erklangs nu aus d’n Hauf,
„Ihr zieht uns a wull noch auf.
Nu ward arscht racht kä Bier gekääft,

[149]

Unnersch derhäm ward änfach noch amool getääft,

165
Un dis thun mier su lange Woch’n

Biss’r Alle hat arscht Damp[631] geroch’n.
Wänner nu woß wollt, su schparrt uns ein,
Su lächzen[632] kricht’r uns nett nein!“

     Nu ging’s dänn luuß; Schtroß auf, Schtroß nieder,

170
Do sange de Fraans nu Freihäätslieder.

An än Haus, do zuung se verbei,
Do flatterte in Heisel[633] ä Papegei;
Da schrier, wiersche sog, mit komischer Miene:
„Hanning, Mining[634], Auguste, Karline!“

175
Un mit Lach’n schtimmt’r nu noch ein

Wies bein Mänschen kann nett bess’r sein.

     Dan Männern wuur rasch Nochricht gebracht, —
Die kame nu eilig von Hitt un Schacht
Un wollten zuarscht ihr’n Aang[635] nett traue

180
Bei dan Bild, wosse mußten beschaue.

„Ach Gott!“ funge nu Viele an,
„Die haan dis bluus waang Bier gethan; —
Nu sieht m’r arscht, wos unnere Alten
Doch schließlich of uns halten!“

185
     Domit nu Käner meh wätt’r sollte aanfange,

Su waar an alle Männer Einloding ergange,
Dan Tog in Gemiethlichkäät zu feiern
Bei freie Trunk von dan Bier, dan „theiern“.
Un waar mool Brantwein wollte nasch’n,

190
Daar kannte ruhig greifen zu dan Flasch’n, —

Dis ließ sich natierlich Käner zwämool saan. —
Rasch troot’nse d’n Waag[636] nong[637] Rothhaus aan.

[150]

     Gemiethlich wuur sich zusamme gesetzt
Un de Kahl[638] wuur racht artig benetzt,

195
Sudaß schließlich Mannicher kläne Aang machte,

Wie m’r immerme zu trinken brachte.
Ja Viele nahme sich in Arm
Un drickten sich su briederlich warm;
Sugar Aener waar dazwisch’n zu sahn,

200
Daar wollte Jeden ä „Schnut’l“[639] gaan[640].


     Bei all’n dan hatte Käner vernumme,
Daß äs Owerhaupt d’r Schtadt waar ’reingekumme,
Un wierer lachte mit’n gans’n Gesicht,
Daß Käner wos hatte aangericht.

205
Drim sat’r a: „Kinner, soll Alles gelinge,

Su lott uns mool zusamme singe —
Un äs arschte Lied, wu Ihr schtimmt mit ein,
Dos soll: ‚Ja, ich bin zufrieden!‘ sein.“

     Jetzt wuur gesunge wie in Accord,

210
Bei Meh’rn verschtande m’r kä äänzig Wort;

Aemool ging’s tief, dänn wieder huuch,
’s waar ä Gesang ohne Lug un Trug.
Ja Mehrere määnten: „Wäärsch nett zu schpäät,
Su saten[641] w’r d’n Fraans’n[642] Beschääd[643];

215
Dänn ächt ließ sich disse Nacht gewiß schlof’n,

Kännte m’r vorhaar ä piss’l schwof’n[644]!“

     „Harrejeses!“ huß es pletzlich, „mier haan ju unterdass’n
Gans un gaar unnere Fraans vergass’n;
Die laafen[645] nu in Schtroßen rim

220
Un mier treim nu gaar Klimpim!“
[151]

„Waar wäß, wos die haan aangericht,“
Määnten nu Viele mit ängstling Gesicht;
„Mier sitzen hie und trinken freies Bier
Un de Fraans mach’n Schpetakel d’rvier[646]!“

225
     Kaum waar dos letzte Wort gesaat,

Do kam äne Fra’ eiligst angejaht
Un schrier zwisch’n dan Männern dorrich:
„Gerachter Gott, hallef[647] m’r doch, Jorrich!
Ich soll ju waarn[648] in Loch gebracht —

230
Un hoob ju gaar nischt Schlacht’s[649] gemacht.

Ach, kummt doch Alle un halleft uns bluus,
Sinst ward Ihr Eire Fraans heit luus!“

     Su rasch beinah’ wie ä geölt’r Blitz
Waar Jeder huuch nu von sän Sitz;

235
Sie wuurn nu Alle arscht gewahr,

Wie gruuß daß änklich[650] die Gefahr.
„Dos gitt nett, nä dis darf nett sein!“
Schtimmten Alle nu zusamme ein.
„Kummt haar, mier gaan[651] ä gutes Wort, —

240
Die Fraans darfen von uns nett fort!“


     Doch Aener troot rasch hinter d’r Thier
Und wollte gaar nett wieder vier,
Un wierer ändlich nog lange suung[652],
Doch wuur schließlich viergezuung[653],

245
Do määnter: „Guckt hin, meine Fra,

Die kam doch rasch wieder haar;
Langte die mool Aener in d’r Nacht —
An Tog wiersche mier wiedergebracht!“

[152]

     Die Männer goom[654] nu ä gutes Wort —

250
Un ’s Heil’n verschummte wieder in Ort,

Verwischt wuur d’r Unruh letzte Schpuur
Un Friede waar of Fald un Fluur. —
Un Friede muß a immer sein,
Su lang d’r Barkmann[655] noch fährt ein;

255
Nie darf erklinge daar schreckliche Ton,

Dos äne Wort: „Revulizion!“


II. Einquartierung.


     Hall erklange de Glocken von d’n Thorm,
Verbei waar wieder aller Schtorm[656],
Un Jeder in Ort waar nu fruh,
Daß wieder kam de alte Ruh’.

5
Un bei dan hall’n Glockenklang

Ginge Viele zur Karrich hie in Sanc
Un dankten Gott, daar sie bewacht
Un Alles wieder gut gemacht.

     Ja, ruhig blieb’s d’n gansen Tog, —

10
M’r dachte bluus noch driewer nog

Wie’s kunnte änklich[657] meeglich sein,
Daß disse Schtimmung hie troot ein.
Die Männer schuum’s[658] of de Fraans,
Weil die d’n Ausschlog hatt’n gegaan,

15
Un de Fraans funge wieder aan:

„Mier haans bluus vor Eich gethan!“

     D’r Oomd brooch aan, un noch alter Weis’
Setztense[659] sich wieder in d’n Kreis’
Un verzehlten sich gans gewehnliche Sach’n

[153]
20
Von ihrer Arb’t nu von Dritt’le[660] mach’n;

Von All’n, woß waar viergegange
Wollte Käner zu schprach’n aanfange,
Dänn Jeder hatte doch Angst gekricht
Iwer dan, woß waar hie aangericht.

25
     Doch schließlich, eher m’r sich’s gedacht,

Waar die Geschicht of’s Tapeet gebracht.
Jetzt gings dänn nu a richtig luuß,
’s bethätigte sich jetzt Klään un Gruuß, —
Un laabhaft[661] wuursch in gansen Hauf,

30
Mehrere trooten jetzt richtig auf.

Un schließlich wuur ä Rumuur,
Daß Käner sei ääng[662] Wort meh’ huur.

     „Na, Junges,“ huur m’r Aen’ laut saan:
„An gestern dänk ich ewig draan;

35
Ich glääb[663], daß nämlich unn’re Fraan

Ganz gute Soldaten gaan.
Wie meine kam aanmarschiert
Hottse a kä Aag geriehrt, —
Jedoch wie ich se hatte aangeguckt

40
Isse doch zusammegezuckt!“


     „An merschten hoob ich mich gefräät
Iwern Karl seiner mit dan korzen Klääd[664];
Sinst isse immer su hedebedete,
Schteets schichtern un gans blede, —

45
Un gestern hottse nett entdeckt,

Dasse de Bään[665] zu weit hatte ’rausgeschteckt,
Un ihre Fieß’, die ich do gesahn,
Kunnten sich’r noch ä Paar gaan!“

[154]

     „Un meine Fra,“ huur m’r än Annern saan,

50
„Hatte zwäerlä Schtrimp[666] gaar aan:

Aen schwarzen un än weißen,
Su wie de Farbe is vor Preißen.
Wänns daar noch gitt, su dauert’s nett lang
Un preißisch is d’r ganse Sanc.

55
’s Beste kimmt jetzt ower noch:

In dan schwarzen waar ä grußes Loch.“

     Un wierer wollte noch meh’ verzehl’n,
Do fung seine Helleft[667] aan zu krehl’n:
„Nu schweigste ower, wätter kä Wort,

60
Sinst gieh’ ich von Dier vor immer fort, —

I pfutigaan[668], dis is nett schien,
Su iwer mier hie luußzuzieh’n!
Dos hott’ m’r vor sän guten Will’n,
Im schteets noch gutes Bier zu fill’n!“

65
     Doch kaum hattse dis gesaat,

Do kam Aener aangejaht
Un saate: „Haar hette aam vernumme,
Daß von Gorschl’r[669] sollten Soldaten kumme!
Un hauptsachlich käme die Fraansleit draan,

70
Die gestern hett’n Unracht gethaan;

Dan sollte waa’rn d’r Tiegel gewischt, —
Doch d’n Männern ow’r gescheeg derbei nischt.“

     „Oho!“ huuß äs nu von Viel’n,
Mit uns is ower schlacht zu schpiel’n, —

75
Un wänn Ihr Männer nu wollt sein,

Su traat vor uns nu gleich ein.

[155]

Mier fass’n sich liewer Alle aan,
Domit die Soldaten miss’n saan:
„Hie bleibt wack, hie schuunt mant de Lipp’n, —

80
An disse Fraans is nett zu tipp’n!“


     ’s dauerte nu a gaar net lung
Un wie tuudt waar de ganse Sanc;
Dänn Alle waarn unscheniert
Dan Soldaten gleich entgeengmarschiert.

85
Doch uum in Ort blieb Jeder schtiehn,

Vor Angst wollte Käner wätt’rgiehn;
Dänn von farn erteente Harnerklang, —
’s Militär kam d’r Schtrooß[670] entlang.

     Je nahnter de Musik nu kam

90
Desto ängstlicher sich Jeder benahm,

Ja schließlich wollten gaar de Arschten
Aus Angst hämwarts wieder barschten[671];
Doch vor Schreck kunnte Käner giehn,
Sie bliem wie festgeworzelt schtiehn.

95
Ja Jeder guckte ängstlich nieder

Un bewerte mit alle Glieder.

     Wie d’r Commandör sog nu die Leit,
Fruug ’r: „Is Annerschbarrig noch weit?
Wu gestern in Schtroßen un in Goss’n

100
In dan Aufruhr dos viele Blut gefloss’n!

Do miss’n ju gans schlachte Mänschen wuhne[672],
Die woll’n m’r heit nu nett verschune, —
Alle, die nu gestern gehaan[673] un geschoss’n,
Waarn vorleifig nu zuarscht geschloss’n!“

[156]

105
     „Harr Hauptmann!“ schprooch Aener aus d’n Ort,

„Erlaum[674] Sie mier mool äs Wort:
Wänn die Alle, die gehaan un geschoss’n
Soll’n nu waarn[675] gleich geschloss’n,
Su haan Sie die Tuur vergablich gemacht, —

110
An suwos hot gaar Käner gedacht.

Mier haan gestern ä Vergnieng[676] gehat
Wie nie vorhahr in unnerer Schtadt!“

     Daar Offizier drehte sich nu im
Un sate zu dan Nachsten mit sachter Schtimm:

115
„Dos hääßt, guckt Eich die Mänschen aan,

Ebb die ä schlachtes Gewiss’n haan!
Dänn alle Aang blick’n su mild,
Nie sog ich im Laam[677] ä friedlicheres Bild.
Un dennoch miss’n se waarn verschreckt,

120
Ob m’r schließlich doch nischt endeckt!“


     D’rim dunnerte seine Schtimm, wie’r sich gewänd:
„Jetzt alle Manner huuch[678] de Hand’,
Domit harnoger nett in Dunkeln
Wumeglich dänn gaar Waffen funkeln!

125
Jetzt nett bewaagt[679]; alles woss’r[680] in Händen,

Dos muß ich Eich zuarscht obpfänden.
Nu nog d’r Reh trat Alle vier,
Domit ich Alles mier arscht notier.“

     „Dis gitt nett!“ schriern die Männer in Hast,

130
„Unnere Fraan’s haan uns aangefaßt;

Sinst miss’n m’r die in d’r Heh mit drecken,
Soll’n mier de Hand aufwartsschtreck’n.

[157]

Un viel zu schwäär[681] sein unnere Fraan,
Dos muß ä Jeder salwer[682] einsahn.

135
Doch wos m’r haan zum Schtach’n un Schießen,

Dos leeng mier Alles Ihn zu Füßen!“

     Sämmtliche Fraans schtanden balle allään, —
Die Männer nu Alle gruuß un klään,
Die machten meh’ wie änklich nethig

140
In aller Eil’ de Taschen ledig;

Jedoch waar derbei nischt zu saan
Wos etwa Argwuhn kunnte gaan.
Un dorim goom[683] sich nu an Aend
Die Männer un Fraans wieder de Händ.

145
     Jetzt ging’s luuß, un of’s Kommandowort

Zuug Alles bei Musik nein in Ort;
Die Männer un Fraans ginge voran,
Naam[684] jeder Fra ging jetzt d’r Mann.
Un die, die nu noch ledig waarn,

150
Mußten sich eiligst hie gleich paar’n, —

Un kaum war’n änige Minuten verschwunden,
Wu viele Hartzen sich hatten gefunden.

     Weil nu nah’r[685] kam die Nacht,
Su wuur dos Militär rasch untergebrocht, —

155
Un Jeder that, wos in Kräften schtand,

In all’n Thäl’n[686] waar’n se galannt.
„Wurim“, fruug m’r, „soll m’r die kränken? —
Nä, die soll’n ewig an Annerschbarrig dänken;
Die soll’n hie erkänne un deitlich sahn,

160
Wie hie sein de Männer un a de Fraan!“

[158]

     Laabhaft[687] waarsch in dan arschten Toong[688],
Wie hie Alle dan Soldaten zusoong[689].
Un wänns su klappte Schritt un Tritt,
Su loff Jeder, wänns ging, immer mit.

165
Un dan, die nu Wach’ mußten schtien

Kunntes änklich gaar nett bess’r giehn;
Dänn schteets soog äs Schillerhaus[690]
Gerood wie äne Kantiene aus.

     Vertraglichkäät waar in jeden Haus, —

170
Wänn mannigmool d’r Mann ging nu aus,

Su holleffen die Soldaten of jeden Fall
Bei jeder Arb’t, ginge sugaar mit in Schtall[691],
Verzehlten Reiwergeschichten und bliem schteets nett
Von Aufschtiehn bis Oomz[692] zu Bett.

175
Un kame die Männer von Hitt un Schacht,

Su fräten sie sich, weil Alles waar gut gemacht.

     Doch rasch verging die schiene Zeit
Un traurig wuurn[693] hie alle Leit
Wie pletzlich wuur nu commandiert:

180
„Morring frieh ward ausmarschiert!“ —

Ja, Viel’n von dan Militär
Dan wuur d’r Obschied schmalich schwäär, —
Un Mannig’r schluchzte in tiefen Schmarz:
„Ach Annerschbarrig, du behellst mei Hartz!“

185
     Kaum begann d’r Tog nu zu graan[694],

Do wimmeltes in Schtroßen von Männern un Fraan,
Die wollten dan Soldaten Frääd berät’n[695]
Un su weit wie meglich sie noch beglät’n.

[159]

Dann Meesten waar su schlacht zu Muth,

190
Die kunnten nett schprach’n, schwängten bluus d’n Hut;

Bei Viel’n brooch gaar de Ohnmacht aus
Wie d’r letzte Mann zur Schtadt waar ’naus.

     Von weiten huur m’r immer noch blosen[696], —
Un äne Fra fung gaar aan zu rosen[697];

195
Sie loff in d’n Stroß’n auf un nieder,

Aemool schriersche, dänn sangse[698] wieder:
„Ach, wie ist es möglich denn,
Daß ich dich lassen kann!“
Doch wiese die letzten Schtrofen wollt saan,

200
Fungse[699] wieder zu schreie aan.


     Doch schließlich hatte sich Alles geleegt,
Bei d’r Arb’t wuur sich wie immer gereegt;
’s wuur wull mitunter noch draan gedacht
An die Zeit, die su Manches mitgebracht. —

205
Vergass’n ward gewiß nie die Zeit,

Dänn m’r schpricht doriewer eftersch noch heit, —
Ja Viele saan heit noch un verzieh’n de Nosen[700]:
„Mannich Aandänken[701] haanse hie gelosen!“


[Heft7]

Erzählungen
vom Oberharz
in Oberharzer Mundart.


Von
Louis Kühnhold
in St. Andreasberg




– Heft 7. – 1894. –


Höhenkurort St. Andreasberg im Harz.
Zu haben in der Buchhandlung von Aug. Bolte.
Im Selbstverlag de Herausgebers.

Preis à Heft 25 Pfg.


[161]

Anno 48.
III. Noch d’r Militärzeit.


     Oed’ un schtille waarsch jetzt in Schtroßen,
Kä Singnaal, kä Marsch wuur meh’ geblosen,
Käne Trummel wuur jetzt meh geriehrt
Seit dan dos Militär waar ausmarschiert.

5
Mit gesänkten Blick un langsame Schritt

Ging Jeder jetzt hin nog Grub’ un Hitt’, —
Un viele hie gaar von de Leit
Winschten zurick die harrliche Zeit.

     „Ach Gott!“ saten Viele, „’s waar doch änklich schien,

10
M’r kunnte dreist aus d’n Haus do giehn,

M’r fiehlte sich beruhigt in Hitt’ un Schacht,
Weil m’r wußte, derhäm wuur Alles bewacht;
Ower jetzt ward mit Angst un Bange
Jeden Tog hin zu d’r Arbt[702] gegange.

15
Wie gaarn arbte m’r in Schacht un vorn Feier,

Wißte m’r schteets, dasses derhäm wäär geheier!“

     Betriebt waar nu a ’s weibliche Geschlacht[703],
Die fanden sich zuarscht gaar nett zuracht;
Sie sozen[704] oft Schtunne lang, un unterdass’n

20
Waar äs Ass’n verbrännt oder ganz vergass’n.

Un fruug dänn d’r Mann mit arnsten Gesicht:
„Na Altes, wos hoste dänn aangericht?“
„Kalte Kich!“ seifzte de Fra dänn schwäär, —
„Ach Alter, uns fahlt äs Militär!“

[162]

25
     Un eftersch gaar in schtiller Nacht

Wuurn mannige Eltern munter gemacht,
Wenn de Tochter schluchzte in Trääm[705] oft schwäär
Un schprooch[706] wull gaar von Militär.
Wie mannigmool goob’s in d’n Kammern

30
Ae Heil’n, Schreie, Schluchzen un Jammern;

Die Eltern rufften oft in Schtorm un Wind:
„Ach liewer Gott, dis arme Kind!“

     Bluus Aener hatte bishaar nischt vernumme,
Daß su äne Schtimmung waar reingekumme.

35
Obgleich haar[707] nu in tiefer Nacht un in Schtorm

Gewacht hatte trei in unnern Glockenthorm,
Su waarne trotzdan hiedervon nischt gesaat
Un Käner hatt’ne sei Lääd mool geklaat;
Drim waar dänn nu a vuller Verdruß

40
D’r Thormwachter un Schtadtmusikus.


     ’s warne nu schließlich doch aufgefall’n,
Dass’r kän Oomd[708] huur ä Lied erschall’n
Un daß mitunter in der Nacht
Of viel’n Kammern wuur Licht gemacht,

45
Un daß mitunter in Nachtesgraus

Geschrei kam aus d’n Fanster ’raus.
„I“, dacht’r sich, „wos mog dis sein,
Daß Käner schleeft meh’ richtig ein?“

     Doch kaum hattersch ändlich rausgekricht,

50
Do saater gleich mit pfiffing Gesicht:

„Nu wart, nu sollt’r arschtemool sahn,
Daß d’r Kar’l[709] kann ä Linnernis[710] gaan;

[163]

Nu will ich doch ämool All’n hie zeing,
Daß m’r kä Pfusch’r is in Blosen un Geing[711],

55
Un daß zu dan marschiern in Schtroßen

Mier a känne än Marsch ämool blosen!“

     Su sozen[712] korz d’rauf Alle hie vorn Thiern[713]
Un wollten aam[714] dos alte Thema berieh’rn,

60
Do erklang dänn pletzlich mit lauten Klang

Marschmusik dorring gansen Sanc[715].
Verschreckt guckte Aener d’n Annern aan,
Käner kunnte ä Wort raussaan,
Bis dasses erklang gebroch’n un schwäär:

65
„Paßt auf, jetzt kimmt Mi—mi—militär!“


     D’r Bann waar gebroch’n, Käner war zu halten,
Zwischennanner loff’n die Junge un die Alten,
In Hämdsarmel, blusen Kopp oder Kamisool, —
Die Schtrooßen wuurn nu gaar zu schmool[716].

70
’s schriern de Fraans, de Kinner, de Männer,

D’r Langsamste wuur un zum Ränner, —
Un dohaar waar die Teisching[717] gans enorm
Wiese soong, ’s waar Schtadtkapelle mit’n Schwarz von Thorm.

     „Leit[718]“, schproch’r, wehmietig un orndig geriehrt,

75
„Ich hoob Eich änklich aam aangefiehrt, —

Ihr glääbte[719] sich’r, daß mit Sang un Klang
Militär dan Schtroßen zug entlang.

[164]

Ihr dänkt nu bei Eich: „Bluus unnere aus’n Ort!
Doch dorim gitt nett gleich wieder fort;

80
Ihr mißt nett glääm, soll’s schneidig sein,

Su musses Främdes oder Oniform ’rein.

     Ich will Eich dorim nu ämool wos saan:
Traat Alle in der Reh’ jetzt hie aan.
Un Du, Schtalsner[720] Kar’l, thust uns dan Gefall’n

85
Un leßt ’s Kommando mool erschall’n.

Thääl[721] Alles in Korporalschaften ein,
Du wäßt’s ju an Besten wies muß sein;
Dänn waar is als deengter[722] Soldat bekannt,
Kann amool sein ä Kommandant!“

90
     „Ach, Kar’l, thu’s doch!“ erschalltes aus d’n Hauf,

„Mier pass’n ju Alle a grindlich auf;
Du wäßt doch, daß mier Junge un Alten
Of Dir, Kar’l, deengt viel halten.
Ga paß, wie unnere Bään[723] huuch flieng,

95
Unnere Fraans miss’n Reschpeckt vor uns grieng, —

Doch mußte uns noch dos Aene saan,
Mit weng[724] Fuß traten mier dänn aan?“

     Jetzt ginge dänn a de Fraansleit luuß:
„Kar’l, Kar’l!“ ruffte Klään un Gruuß,

100
„Mier möchten Dich freindlichst bat’n,

Loß liewer jetzt noch nett aantrat’n[725];
Erfill uns bluus die äne Bitt’
Un larn uns doch a Schritt un Tritt, —
Jedoch mit Ricksicht of die Alten,

105
Weil die kän’ Schritt meh känne halten!“

[165]

     Un eh’rer sich nu kunnte mant imsah’n[726],
Do waarer imringt von all’n Fraan.
Un Aene saat’ne nu sachte in’s Uhr[727],
Su sachte, dasses wätter Käner huur[728]:

110
„Dan Gefall’n, Kar’l, thuste gewiß mier

Un sorrigst, daß ich nu balle a awangsier, —
Ich kann all viel, denn war mei Alter in Schacht,
Hoob ich derhäm links un rachts rim gemacht!“

     Wie nu Alles waar in Orning[729] gebracht,

115
Sate d’r Kommandör mit Bedacht:

„Kameraden, ich will Eich jetzt dis saan,
Heit fieh’r ich Eich nu ämool aan;
Ihr wißt jedoch, bei uns hie in Sanc
Gitt Alles schteets noch d’n Rang.

120
Domit nu schpäter Käner driewer fellt,

Nammt[730] kinftig Aen, daar hech’r[731] is geschtellt!“

     Schtramm schtande nu Alles wie’s Militär —
Natierlich ohne Sawel un ohne Gewähr, —
Un „marsch“ erklang äs Komandowort.

125
Doch waar noch Käner än Schritt bluus fort,

Do schrier of ämool lachend äne Fra:
„Guckt doch Alle rasch mool hie haar,
Do im zwäten Glied mei „Christijahn“
Troot[732] zugleich mit bäden[733] Fießen aan!“

130
     „’s is nett wahr!“ betheierte laut d’r Mann, —

„Gitt’s dänn Aen, daar dis wull kann?
Mei Naammann[734] waar bluus fahlgekumme
Un hatte schtatt’s d’n Linken d’n Rachten genumme,

[166]

Un dohaar soog’s[735] balle su aus,

135
Wie wenn ich bäde Bään schtreckte raus.

Mier argerts bluus, dasses meine Fra mußte sahn,
Nu ward’s wull wieder Schtich’lred’n gaan.“

     Doch schtille wuursch jetzt nog diss’n Wort, —
Mit Musik gings jetzt luuß dorch d’n Ort.

140
Nu gings Schtroß auf un Schtroß ob,

Bedänklich schittelte Manniger d’n Kopp
Un sate: „Na, m’r sieht doch nu hie heit
Bein Soldatenlaam de Schattenseit;
Dänn schließlich isses a nett schien,

145
Noch Kommando auf und ob zu giehn.“


     Doch vorwarts ging’s dorrich alle Schtroßen
Un ununterbroch’n wuur geblosen;
Nu kaams[736] dänn a vier, daß of manniger Schteet[737]
M’r huur wätter[738] nischt wie äne Trumpeet[739].

150
Doch pletzlich waarsch ganz un gaar vorbei,

Dänn m’r vernahm bei de Fraans lautes Geschrei, —
’s ruffte Aene von dan Alten:
„Mier miss’n arschtemool schtille halten!“

     Un Jeden gallte äs jetzt in d’n Uhr’n[740]:

155
„Ach Kinnersch, ich hoob män Pantoffel verluhr’n!

Wänn ich nett arr, su waarsch im Schlabaam[741] uum,
Do hatte ich de Bään zu huuch gehuum[742];
Bei dan Marschier’n un dan Blosen
Hoob ich gewiß än obrutschen loßen.

160
Un deshalleb möchte ich jetzt drim baten[743]

Mier zu geschtatten auszutraten.“

[167]

     „Mier a[744], mier a!“ Ging’s jetzt noch d’r Reh’,
„Mier haan warklich käne Lust jetzt meh’;
Iwerhaupt isses an Besten, mier halten jetzt aan,

165
Mier haan kän’ Oden meh’, unner Hartz häert m’r schlaan[745].

Loßt uns liewer noch su zusamme bleim
Un unnere Zeit mit Annern vertreim;
Mier verzehl’n uns liewer noch ä Bissel heit
Von daar vergangene Soldatenzeit.“

170
     Nu wuur gemiethlich sich niedergelosen,

Mitunter wuur noch ä Schtick’l geblosen;
Dänn wuur wieder driewer juticiert,
Waar an Besten hatte alle marschiert.
Dännemool wieder of äner Schteet[746]

175
Huul ä Annerer wieder äne Reed[747],

Bis daß schließlich ununterbroch’n
Wuur wieder von dan Militär geschproch’n.

     „Jung!“ ruffte Aener, „dis sa ich ower Dir,
Ich hatte än ächten Karl[748] in Quartier,

180
Viel bess’r kannersch[749] gaar nett gaan[750],

Dänn woss’r mier kunnte an Aang obsah’n,
Dos that’r gleich schteets ungehäsen.
Un ämool, wie ich wollte verräsen,
Do goob’r salwer vor mier ä gut Wort, —

185
Ich sollte nämlich gaarnett fort!“


     „Un Unnerer“, erwiederte äne Fra,
„War nämlich, wierer sate, deengt[751] weit haar[752]. —
Ich hoob nu ower doch jetzt unterdass’n,
Gans un gaar dan Name vergass’n.“

[168]
190
Haar sate bluus, funger mit Verzehl’n aan,

De Walt wäär mit Brattern[753] do zugeschlaan[754];
Meiner Mäning nog musses do sein
Wu d’r Ozean — fleißt nein in Rhein!“

     „Wos is dänn dos, Du schprichst von Ozean!“ —

195
„Nä Mädel, dis mußt Du uns saan.“ —

„Nä Mäd’l, dis saa uns jetzt bluus!“
Ging’s rundim allerwaang jetzt luuß.
„Sinst schtiehste[755] immer un schprichst kä Wort,
Gist Deine Wage[756] ruhig fort,

200
Un jetzt machste uns pletzlich gescheit,

Daß m’r wäß, wu d’r Ozean leit!“

     „Meiner is a aus dan Ozean!“
Huur m’r jetzt ä jung Mäd’l klaan[757].
„Un gestern hott’r m’r wieder geschriem,

205
Dasser mier immer noch trei gebliem,

Un mier mechten doch uns wieder munkiern,
Dasse wieder kännten hie einmarschiern;
Dänn uns un a dos schiene Ass’n[758],
Wiernse[759] in Laam nett wieder vergass’n.“

210
     „Woll’n m’r[760], woll’n m’r?“ saten die Fraans rundim,

„Dänn schließlich ward’s vor uns nett schlimm;
Mier haan gewiß kän schlachten Schtand,
Do mier mit dan Soldaten sein bekannt.
Dänn wännse sah’n, wie miersche fittern,

215
Brauch Kääns von uns schpäter zu zittern, —

Un gitt’s gut dorrich un bleim Alle hääl[761],
Dänn ward uns äne gute Zeit zu Thääl!“

[169]

     „Un jetzt marsch zu Bett!“ rufften die Männer aus, —
„Wos Ihr Eich dänkt, do ward nischt d’raus.

220
Jetzt sollt’r ower arschte mool saan,

Wos mier Männer sein geeng Eich Fraan.
Wart, nu sollt’r wos Neies[762] häern,
Wänn Ihr dänn wollt d’n Frieden schtäern.
Alsu bluus, im Militär zu grieng,

225
Wollt Ihr Eich wieder in Haar’n lieng!“


     Un richtig, — disse äne Nacht
Hatte die Männer of annere Gedanken gebracht;
Dänn gleich frieh an annern Morring
Sog m’r bei d’r Arbt sie Alle schtorring[763].

230
„Su mach’n miersch“, saten se zuletzt, —

„Dis ward arschte mool festgesetzt, —
Su häämlich[764] wie meglich putzen mier Sawel un Gewähr
Un errichten zu Schutz un Trutz äne Bargerwähr!“




Anno 48.
IV. Die Errichtung d’r Bargerwähr[765].


     Ruhig wuursch wieder nu nog un nog;
Jedoch daß nu nett Alles friedlich log,
Dos kunnten deitlich schließlich sah’n
An dan Trei’m[766] d’r Männer, hie de Fraan.

5
’s waar, m’r marktes[767] allgemään

Doch su racht de Luft nett rään[768],
Un dorim seifzten nu a de Fraan:
„Ach, liewer Gott, wos ward’s noch gaan!“

[170]

     „Mädels!“ schtimmt nu Aene ein,

10
„Lott uns mant vertraglich sein;

Dänn mier schwaants, ich ahn Gefahr,
Weil mei Alter heit su komisch waar.
Gestern sog’ ich ne an seiner Flint gaar greifen
Un heit wollter sän alten Sawel schleifen.

15
Annerer Zeit macht’r sich mit mier zu schaffen —

Un jetzt dänkt’r bluus an de Waff’n!

     Dos Komischte is mier heit noch passiert,
Dänn schließlich hott’r noch execiert, —
Rachtsim, linksim, Gewähr auf un ob

20
Un drehte wie ne Buchschtals[769] sän Kopp.

Un derbei macht’r su ä grimmig Gesicht,
Daß ich hoob äne richtige Gänsehaut gekricht.
Ower wierer nu knarrschte mit de Zähn’,
Do fuhr ä Schreck mier dorch Mark un Bään!“ —

25
     „Accurat su gitt miersch[770] doch a!“

Ruffte jetzt äne annere Fra.
„Militärisch grießt mich Meiner, saat kä Wort,
Ohne mich aanzugucken gitt’r schteets fort.
Un gestern nu gaar in d’n Kaller[771],

30
Do hott’r kommandirt, daß klapperten de Taller.

Un wierer nu markte, ich huur sei Geprahl,
Do määnter verschaamt: ‚Ich bin Korporal!‘

     Ich hoob’ mier dorim nu gleich gedacht,
Die Geschicht muß waarn klaar gemacht;

35
Mier miss’n sah’n, wos unn’re Männer aushecken,

Un wu se su eftersch häämlich noch schteck’n.

[171]

Drim dänk ich, kummese[772] nu häm[773],
Su bränge miersche mool in d’r Glämm’,
Un sein Alle dengt zartlich, — woll’n mool sahn,

40
Ob sie uns wull kän Aufschluß gaan[774].“


     Un richtig, wiese kame von Hitt un Schacht,
Do wuur’n vorhaar gleich de Thiern aufgemacht;
Manniche Fra schprang liebreich vier
Un sate: „Ower Alter, wie lauer ich of Dir!“

45
Manniche Annere griff gleich noch Tasch oder Licht,

Hungs an Ort und Schteet mit frehling Gesicht.
Un dan Meesten, die von d’r Arbt kame in Haus
Zuug m’r gleich Schuh un Kamwaschen aus.

     „Wos is dänn dis?“ dachten sich die Männer;

50
„Do mißte m’r sein ä schlachter Känner, —

Do muß doch wos derhinter schteck’n!
Wos waarn hie unnere Fraan ausheck’n?
Heit hääßts[775]: ‚Hartz’l[776], liewes Kind un Schatz!‘
Bei jeden Wunsch thut de Fra d’n Satz.

55
An Aend haan die uns behorricht,

Oder äs hot waar von uns geschtorricht!“

     Nu schließlich beim Ass’n wuursch Jeden klar;
Wurim die gruße Freindlichkäät war. —
Fast Jede nahm ihr’n Mann in Arm

60
Un dricktne an sich inniglich warm,

Gucktne dännoch gans freindlich aan
Un sate: „Alter, witte[777] mier nett saan[778],
Wos bei uns vier gitt hie in Sanc
Un wu Ihr immer schteckt su lang?“

[172]

65
     „Haha!“ huß es, „su weht alsu d’r Wind,

Deshalleb wart Ihr su freindlich un geschwind;
Nu wart mant, Ihr kricht’s balle zu sahn,
Doch eh’r woll’n mier kän Auffschluß gaan,
Bis daß Alles zu Schtand is gebracht,

70
Dänn sollter sahn, wos is gemacht.

Jetzt kännt ihr dreist Alles schpaarn, —
Eher kricht Ihr nischt zu erfahr’n!“

     Nu kaams dänn vier, daß in än Haus
Aene loff[779] argerlich driewer ein un aus

75
Un schrier erboost mit machtiger Schtimm:

„Alter, Alter, Du brängst mich rään im;
Du wäßt doch, arger[780] ich mich mool lang,
Su waar ich gewehnlich Wochen lang krank.
Waar wäß, kimmst Du häm von d’r Gruub[781]

80
Lieg’ ich als Leich’ gewiß in d’r Schtuub!“


     „Na, na“, sate nu ängstlich ihr Mann,
„Will mooll sahn, eb ich Diersch[782] vertraue kann;
Du mußt mier bäde Händ d’rauf gaan,
Daß Du nischt saast zu annern Fraan.

85
Dann Käne von Eich Fraans in Ort

Wäß von daar Geschicht ä äänzig Wort;
Drim soste[783] mier deshalleb mool zeing,
Ob Du verschtieh’n kannst zu schweing.

     Paß auf, Altes, nu horrich mier zu,

90
Uns Alten lett die Geschicht in Ruh’.

Du kännst doch driem d’n alten Jorrich
Un wäßt, dass’r kimmt klaglich dorrich,

[173]

Un dorer schteets verdiene will garn,
Su soll’r naamhaar[784] Kind’sfra[785] waarn.

95
Jedoch mußtes su jetzt verschtiehn:

Arscht soll’r mit su rim giehn!

     Nu wäßtes, un nu wie gesaat,
Hellst Du driewer Deine Schwaat[786]
Un bist su schtumm wie ä Fisch,

100
Wie Du gesaat host hie an Tisch.

Gesaat hett ich Diersch sicher nett gleich, —
Doch wie Du aanfungst von d’r Leich,
Do waarsch wie wänn mich Aener trieb,
Domit ich nett traurig hinterblieb.

105
     Un nu, Altes, nu muß ich fort,

Dänn guck, ’s ward laabhaft[787] in d’n Ort.
Heit ward nämlich dos zum Obschluß gebracht,
Wos mier unter uns haan fartig gemacht.
Mach’s gut, ’s ward de hechste Zeit,

110
Un schweig, dasses Dir nett gereit, —

Wänns sollte häßen, hie in Ort
Hett ich gebroch’n nu gerood mein Wort!“ —

     Kaum hattes die beschtimmte Zeit geschlaan,
Do gings in dar Versammling aan,

115
Un weil nu sollte waarn gewehlt,

Wuurn alle Männer arscht iwerzehlt.
„Na, d’r Heinrich hot wull gaar verpufft[788]?!“
Hußes, wierer wuur aufgerufft.
„Sinst kamer schteets vor d’r Zeit, —

120
Wu schteckt dänn daar änklich[789] heit!“

[174]

     Of ämool flog auf jetzt de Thier[790], —
Of d’r Schwell schtander[791] un ruffte: „Hier!“
Un Jeder im Saal, daar marktess’n[792] aan,
Dasser noch meh wollte wull saan[793].

125
„Kammeraden!“ sat’r, „wos ich aam hoob gemacht,

Hot mich gans aus d’n Heisel gebracht;
Vor Lach’n thutt mier weh mei Leib
Iwer dan, wos ich hoob gesaat män Weib!“

     Nun verzehlt’r dänn mit komischen Miene

130
Alles, woss’r gesaat seiner Karline.

„Paßt auf“, hußes, „eher m’r sich versah’n,
Beschtarme[794] uns gewiß de Fraan!
Un kummese[795], dänn lott[796] uns deengt lach’n
Bis daß Alle sich dinn wieder mach’n.

135
Un wännse schließlich doch nett weing,

Su freeng m’r: ‚Karline, kannst Du schweing[797]?‘“

     Kaum hatter dis un viergebracht,
Do goob’s Kän’, dar nett hette gelacht.
M’r lachte un schrier an all’n Aenden,

140
M’r klatschte un trummelte mit Bään un Händen.

Un wänn schließlich d’r Präses wollte wos saan,
Dänn fung er salwer wieder zu lach’n aan.
Su verging in dann Thun lange Zeit,
Un Jeder huul sich vor Lach’n de Seit’.

145
     Nu ändlich wuur gewehlt. Un m’r waar derbei,

Do erhuub[798] sich vorn Lokal machtig Geschrei.
Die Fraansleit kame, un Klään un Gruuß
Legte jetzt ower hie schmalich[799] luuß:

[175]

„Mier leidens nett!“ rufften Alle aus, —

150
„Uns kimmt d’r Jorrich nett in Haus,

Un wänn äs Rood[800] in Schtickern gitt,
Hie schprach’n mier a noch mit!“

     „Wos wollt Ihr?“ fruug d’r Präses nu;
„Wurim schtäert Ihr heit wieder de Ruh’?

155
Iwerhaupt, wos mier hie berothen,

Gereicht vor Eich zu kän Schoden.
Ihr kännt schpäterhin schtols drauf sein,
Wänn Bargerwähr zeiht aus un ein;
Dänn weil Ihr schwarmt vorn Militär,

160
Errichten mier heit äne Bargerwähr!“


     „Un wie ward’s dänn mitt’n Jorrich?“
Fruug Alles zwischennanner dorrich.
„Von uns sieht dies Käner gaarn[801],
Daß daar nu gaar soll Kind’sfra waarn[802]!

165
Gattne[803] doch ä Amt in d’r Bargerwähr,

Aen Posten, daarne nett fellt schwäär, —
Von uns krichtne Käne im Ort,
Dis is unner allerletztes Wort!“

     „Na Fraans, Ihr seid doch nett gescheit!“

170
Erklangs rundim von jeder Seit’;

„Wie kännt Ihr dänn su thericht sein
Un bild’ Eich seche Sach’n ein.
Daß d’r Jorrich, daar immer su schichtern gewasen,
Zu su än Posten wäär auserlasen.

175
Un waar Eich dis hot aufgebunden,

Hot bluus seine Narr’n an Eich gefunden.

[176]

     Verschaamt[804] un racht niedergeschlaan
Guckte Aene nu de Annere aan.
„Ach kummt“, satense[805], „lott uns mant giehn,

180
Als wie hie zum Gelacher[806] schtiehn.

Do guckt, wie Alles uns betracht
Un wie d’r Heinrich uns belacht.
Ward daar schließlich noch Corporal,
Dänn macht’r uns gewiß noch Qual!“

185
     Doch waarnse[807] kaum ä paar Minuten fort,

Do wuursch dänn laabhaft in d’n Ort.
Mit Schritt un Tritt, wie Militär,
Kam aangezuung de Bargerwähr.
Un frädig schluug nu jedes Hartz[808],

190
Vergass’n waar aller Kummer un Schmarz, —

Un glicklich funge[809] de Fraans nu aan:
„Ach, wos mier vor schneidige Männer haan!“

     „Halt, riehrt Eich!“ ertönte äs Komandowort
Un Jeder hie in d’n Ort

195
Waar nu geschpannt, wos sollte kumme,

Dänn m’r hatte unter d’r Hand vernumme,
Daß d’r Hauptmann wollte reden
Un doderbei ermahne Jeden:
Trei zu bleim, un käme Zeiten schwäär,

200
Muthig zu fachten in d’r Bargerwähr.


     Doch ruhig blieb’s, — m’r huur[810] nischt saan[811],
Un Jeder guckte d’n Hauptmann aan,
Weil’r ängstlich zum Himmel guckte
Un jedes Wort wieder verschluckte.

[177]
205
Wierer sich gefaßt hatte wieder,

Do sat’r laut: „Deitsche Brieder,
Ich schprach jetzt wies mier fellt zu,
Drim bitt’ ich a im etwos Ruh’!

     Kameraden, Männer, tapfere Schtreiter!

210
Aene Zeit brooch aan, un gaar leider

Hot dos, wuraan Käner gedacht,
Bei uns sich hie bemarkbaar gemacht;
Mier kunntens salwer hie wull saan,
Gerood hauptsachlich an unnern Fraan.

215
Deshalleb, - deshalleb -, na, wos wollt’ ich saan?

Harrejeses, Fraans, guckt mich nett su aan!“

     Rothluus[812] schtand’r un schittelte sän Kopp
Un guckte in d’r Schtroß auf un ob.
„Harrejeses!“ knarrscht’r zwisch’n de Zähn,

220
„Nu schtieh’ ich wie dumm in d’r Gemään[813].

Schtalsner[814] Kar’l, kumm ließ[815] mich ob[816]“,
Sat’r schließlich mit gans ruthen Kopp;
„Guck ower ju de Fraans nett aan,
Sinst kannst Du schließlich a nischt saan[817].“

225
     „Kar’l, Kar’l, mier bitten Dich ower heit“,

Erklangs nu von d’r Fraansleit Seit’,
„Loß ower uns nu auß’n Schpiel,
Du wäßt, mier sein a artig Viel’, —
Un daß mier Larm gemacht in daar Zeit,

230
Dis hot uns all längst wieder gereit,

Un hett’n mier gehat kä Militär,
Hett m’r heit nett su äne schmucke Bargerwähr!“

[178]

     Doch ruhig wursch pletzlich in d’n Ort,
Un laut erschallte des Rednersch Wort:

235
„Kameraden“, sat’r, „in unnern Sanc

Kann Alles bluus gieh’n än guten Gang
Wänn mier uns trei zu jeder Zeit halten
Un namme zum Vorbild unnere Alten;
Dänn die huul’n in all’n Zeiten aus

240
Un schtanden fest im Schtormgebraus!


     Drim lott uns halten treie Wacht,
Ihr in d’r Hitt, mier in d’n Schacht, —
Un su ed’l wie unnere Metalle,
Su rään soll’n die Harzer sein a Alle.

245
Kä Miston un kä schlachtes Wort

Mog wiederkähr’n in unnern Ort, —
Un Gott, daar schteets iewer uns wacht,
Ward uns beschitzen in Hitt’ un Schacht!“

     Kaum hatt’r seine Reed nu beänd,

250
Do schtreckten sich entgeng viele Händ, —

Un salwer uumdrein alle Fraan
Wollten ihn Alle de Händ’ arscht gaan;
Doch schließlich erteente äs Kommandowort,
Un Schritt un Tritt erklang im Ort.

255
„Ach“, seifzten Alle, „wäär bluus uns beschieden

Vor alle Zeit d’r schänste[818] Frieden!“



[179]

Anno 48.
V. Gruße Befahring aus Klasthool,
oder: Aend gut, Alles gut.


     Friedliche Zeit, — „zu friedlich“, huur m’r saan,
Broch nu nog Errichtung d’r Bargerwähr aan.
Un schproch m’r jetzt von d’r Bargerwähr,
Blieb Jeden sei Hartz bluus halleb su schwäär.

5
Wänn frieher sich die Fraans forchten[819] vor Waff’n,

Su machtense sich jetzt viel dermit zu schaff’n;
Jede fräte sich, ging d’r Mann aus d’n Haus,
Un äs Gewähr sog schpiegelblank dänn aus.

     In d’r arschten Zeit, wänn wuur exerciert,

10
Waarn schteets die Fraans mitmarschiert,

Un Jede goob gena mit acht,
Wie die Griffe wuurn an Gewähr gemacht.
Un klapptes mitunter nett gans richtig,
Su machte sich wull Manniche wichtig

15
Un sate: „Nä, mier missen mool saan,

Eb miersch nett larne, dos wier wos gaan[820]!“

     Doriewer brooch[821] in manning Haus
Nu gaar Zwistigkäten aus.
„Nä“, määnte mitunter su äne Fra:

20
„Nä, Alter, wänn ich Dich aansah,

Dänn ward mier immer orndig schwuul[822], —
Du machst ju wätter nischt wie Kuhl[823].
An Besten is, Du gist mier Dei Gewähr,
Dänn mier ward’s sicher halleb su schwäär.“

[180]

25
     Hin ging die Zeit, un fort un fort

Wuursch ääntöniger[824] nu in d’n Ort.
M’r soog a schpäter käne Fraan,
Die wull noch hett’n zugesah’n;
Bluus wänn nu pletzlich in d’n Schtroßen

30
Vor d’r Bargerwähr wuur haar haargeblosen,

Dänn ruffte wull äne Fra aus d’n Haus:
„Alter, bleib iewer d’r Zeit nett aus!“

     ’s waar nämlich mannichmool viergekumme,
Daß Aener hatte än Klän’[825] genumme[826],

35
Un waar, wänn wuur aufgehäert,

In Warthshaus schließlich noch eingekährt.
Un hattes de Fra an ihn gemarkt,
Su sat’r: „Altes, ich hoob’ mich bluus geschtarkt!“
Doch wänner sollte of d’r Ritz mool giehn,

40
Kunnter niemools sei Exaam beschtieh’n.


     „Na, na“, huuß es vielfach von de Fraan,
„Wos ward dis schpäter schließlich gaan?
Aenglich[827] haan mier salwer Schuld, —
Reißt uns ower de Geduld

45
Muß dos Bloot sich wieder wänden,

Mog’s a noch su komisch änden.
Tritt nett balle Bessering ein,
Känne mier nett me schtille sein!

     Un trotzdann gings, un unterdass’n

50
Kam’s gaar vier, daß bei d’n Ass’n

Eftersch wuur Alarm geblosen
Un die Währ trieb in d’n Schtroßen.

[181]

„Ach“, seifzte oft mannich’ Weib,
„Nu gitt’r fort un nischt in Leib, —

55
Aenklich isses a nett schien

Gaar zu schtränge Disziplien!“

     „Nu horch!“ määnte äne Fra,
„Wenn ich die Geschicht aansah
Un Alles, wosses uns hot gebracht,

60
Do hob ich mier all lang gedacht:

Ebb’s[828] wull nett wier su schwäär,
Leeste sich auf unnere Bargerwähr;
Dänn gitt dis noch länger fort,
Ward’s noch schlacht in unnern Ort!

65
     Dänn wie lang haanse all exerciert,

Sein sugaar all mit Bier ausmarschiert,
Ower bis heit waarsch nie d’r Fall,
Daß Aener geschproch’n von än Ball.
Un wie schien mißtes doch wull sein,

70
Tret’n mier galannt in d’n Tanssaal ein,

Un unnere Männer faßten uns im
Un drehten uns schneidig rundimmedim.

     Su kam’s dänn, daß Tog vor Tog
Gress’r wuur d’r Arger un de Plog,

75
Un iewer daar schneiding Bargerwähr

Seifzte manniche Fra jetzt schwäär:
„Ach, liewer Gott“, satense[829], „iewer unnern Gethu
Kricht m’r jetzt nett wieder Ruh, —
Wänn m’r doch hetten gaarnett gejohlt

80
Un liewer dän Pfäng meh’ bezohlt!“

[182]

     Voriewer waarn wieder meh’re Woch’n,
Die Frihlingszeit waar aangebroch’n,
Un Johannestog, wu sinst sich fräten de Leit,
Kam nahnter un waar nett me weit.

85
Doch dos Jahr schproong Viele verschtimmt:

„Wos thun m’r, wänn daar Tog nu kimmt, —
M’r kann doch, wu die Sach’n su schtiehn,
Nett frädig im d’n Baam[830] rim giehn?“

     Bis pletzlich nu of ämool,

90
Do kam gaar Hillef von Klasthool[WS 45], —

Un gerood vor Johanni solltes sein,
Wu treef hie gruße Befahring[831] ein:
Dann arschten Tog, dis waar feste gemacht,
Sollte befahr’n waarn jeder Schacht,

95
Un wäärn die Harrn nett su malade,

Hette de Bargerwähr a noch Parade.

     Kaum wie dis nu wuur bekannt,
Kam Alles außer Rand und Band;
Ae Jeder machte ä frehlich Gesicht

100
Un legte nu d’rauf ä grußes Gewicht:

Su viel wie meglich an dan Tog
Sän’ Kameraden nett zu schtieh’n nog;
Sugaar die Fraans machten sich zu schaffen
Un hollef’n[832] mit putzen an d’n Waff’n.

105
     Daar Tog, wu Befahring nu sollte sein,

Troot gerood vor Johanni ein,
Un frädig wuur von dan Schaar’n
Dan Tog in d’n Schacht gefahr’n;

[183]

Dänn Jeden waar dis längst all klaar,

110
Daß dis ä Tog d’r Frääd bluus waar, —

Dänn schtark un machtig in Geschtään[833]
Schtande äs Silwer wie nie su rään.

     Un richtig, wie sich Jeder gedacht,
Su hatte sich a Alles gemacht;

115
Drim waar a Jeder vuller Frääd

Wie schließlich kam daar Beschääd,
Daß die Harrn beschloss’n, mit dan Heiern[834]
D’n Johannestog zusamme zu feiern.
Un wänn Parade wäär obgenumme,

120
Sollte Tansvergnieng an d’r Reh’ dänn kumme.


     Jetzt wuur un Juwel un lauter Frääd,
Jede Fra langte ihr bestes Klääd[835],
Machtes in aller Eil’ gleich zuracht,
Besserte aus wos d’raan waar schlacht.

125
Un wieder Annere von dan Alten,

Schtrich’n aus d’n Rock alle Falten,
Barschten[836] aus, machten ne gans glatt,
Bis dasse wuurn schließlich gans matt.

     Un vielfach wuurn in daar Nacht

130
Die Laden an Heisern zugemacht, —

Un in d’n Schtuum ging’s auf un nieder,
Do schwängtense[837] de Bään[838] un zitterden de Glieder;
’s wuur getanst nog Hartzenslust,
Dänn Viele hatten gans unbewußt

135
’s Tansen vergass’n un wätter nischt im Kopp

Wie hechstens än Rutscher oder än Galopp.

[184]

     Drim iebten nu Viel’ beim Lampenschein
In aller Eil ä paar Täns noch ein,
Domit se nog dan Execier’n

140
Ae Tansel[839] kännten noch riskier’n.

„Vor Tansen“, huß es, „loß ich mei Laam[840], —
Wänn m’r kann su lächt hinschwaam;
Ach, waar dänkt do noch viel an Schmarz
Un wie lächt is än’ do in Hartz!“

145
     Nu ging’s dänn luuß mit Sang un Klang

D’n annern Tog in unnern Sanc;
’s fräte sich Jeder noch Harzenslust
Un huuch[841] huub[842] sich jede Brust.
Wie blank un schtramm wie Militär

150
Troot jetzt zusamme de Bargerwähr, —

Un klappen that’s, ’s waar äne Pracht,
Un schneidig wuurn Honneers gemacht.

     Nu ließ sich Käner me halten,
’s fräten sich de Junge, sowie de Alten,

155
Ja Mehere faßten sich gaar aan

Un kunnten arscht gaar nischt saan —
Bis dasse sange Mann for Mann:
„Wo treff ich meinen Schäfer an!“
Un dänn wieder, m’r huursch kaum:

160
„O Tannenbaum, o Tannenbaum!“


(Fortsetzung folgt im nächsten Heft.)

[Heft8]

Erzählungen
vom Oberharz
in Oberharzer Mundart.


Von
Louis Kühnhold
in St. Andreasberg




Heft 8. – 1894.


Höhenkurort St. Andreasberg im Harz.
Zu haben in der Buchhandlung von Aug. Bolte.
Im Selbstverlag de Herausgebers.

Preis à Heft 25 Pfg.


[185]

Anno 48.
V. Gruße Befahring aus Klasthool, oder: Aend gut, alles gut.
(Schluß.)


     „Wos macht’r dänn?“ huß es. „Dis is nett schien;
Wu bleibt dänn do noch Disziplien?
Nu lott doch Eier Singe sein
Un traat in Reh’ un Glied hie ein.

165
Wos soll’n dänn do die Harrn aangaan[843],

Wänn die Eich nu su tansen sah’n[844]!
Drim ward mant[845] bis zum Nachmittog,
Do lange mier Alles wieder nog!“

     Doch rasch hatte sich dos Bloot gewänd,

170
Die Musik machte daar Geschicht ä Aend;

’s Singnaal erklang aus d’r Trompeet,
Un Jeder machte Schitt of d’r Schteet[846],
Bis kommandirt wuur mit lauter Schtimm:
„Vorwärts marsch, un rachtsim!“

175
Un machtig raamte sich jede Geschtalt

Bis daß erklang an Marktplatz: „Halt!“

     „Halt!“ erklang’s nu of ämool
Von dann Harrn a von Klasthool.
„Ihr Männer, weil Alles ging su schien,

180
Lott uns nett ausänannergiehn;

Langt Eiere Fraans, kummt balle wieder,
Dann singe mir de schänsten Lieder.
Wuus[847] su haar[848] gitt of Gruub un Hitt’,
Do traten mier getruußt in d’r Mitt’.

[186]

185
     Un kaum erklang ’s letzte Wort,

Wie de Kugel aus d’r Bichs waar Jeder fort, —
Un gaar nett lang, do kunnte m’r sah’n
Im besten Schtaat de Männer un Fraan,
Un wie schließlich gruße Schaar’n

190
Jetzt vuller Frääd zusamme waar’n.

Do gings dänn luuß, dos gruße Laam[849]:
’s Taufen im Johannesbaam[850].

     ’s dauerte jedoch gaar nett lang,
Do verschtummte pletzlich d’r Gesang,

195
Un ängstlich trot Aener an Annern d’raan

Wie de Musik fung de Polenäse aan.
Viele hatten sich nu gleich verdufft,
Von Annern wuur wieder gerufft:
„Die kann ich nett, ach, ich armer Tropp,

200
Kaum kaum mittansen beim Galopp!“


     „Na Junges!“ huur[851] m’r sachte Aen saan,
„Nu schtellt Eich ower nett bockladern[852] aan;
Kummt Alle jetzt haar hie ämool,
Mier bitten die Harrn aus Clasthool[WS 46]

205
Un freeng[853], ob se die Giet[854] nett haan[855]

Un fiehr’n de Polenäse aan.
Ae Jeder gitt von uns dänn acht —
Un mach’ns, wie uns ward viergemacht!“

     Die Angst hatte sich jedoch arscht geleegt

210
Wie die bei dann Harrn waar aangefregt;

Un mannich Gesicht waar ordndig verkläärt
Wiese die Zusoog[856] hatten gehäert[857].

[187]

Doch rothluus schtande nu d’r Tropp
Un Mannicher schittelte eftersch d’n Kopp, —

215
Wie m’r Aen huur pletzlich saan:

„Wann seine Fraa tritt dänn vorn mit aan?“

     „Ach, Schtalsner[858] Karl,“ huuß es von All’n,
„Nu thu uns mant dan Gefall’n
Un schprach ä Wartel[859] mit Deiner Fra,

220
Die kanns doch von d’r Tansschtunn[860] ha, —

Die kann doch Alles Schritt un Tritt.
Du wäßt, seit Ihr in unnerer Mitt,
Su gitt’s gewehnlich immer Vergning[861]
Sah’n mier Eich su dorring Tanssaal flieng!“

225
     „Na, män Will’n sollse derzu haan!“

Huur m’r ne nu schließlich saan.
Un richtig, ’s dauerte nu gaar nett lang,
Do waar de Polenäse a in Gang;
Un lustig wuur nu aufmarschiert,

230
An Rothhaus zuarscht verbeipassiert,

D’r Hall[862] dorrich an Scharrn[863] dänn rim
Un dänn am Mark rundimmedim.

     Längere Zeit waar nu all vergange

235
Seit dan ’s Tansen aangefange,

Un schmalich[864] wuur schteets gelacht
Wänn wuur ä Put’l[865] gemacht, —
Bis daß nu ging d’r Wirrwarr luuß
Un loff zwisch’n nanner Klään und Gruuß;

240
Ja schließlich waar kä Halten meh’,

Fast Alle lossen außer d’r Reh’[866].

[188]

     Of ämool drehte sich ä Mäd’l rim
Un ruffte mit erschitternder Schtimm:
„Ach, liewer Gutt, wu is dänn mei Zopp[867]?

245
Daar fahlt mier ju jetzt von Kopp[868]

Gatt paß, ich hoob’ meine Flacht[869] verluurn, —
Ach wäär ich liewer nett gebuurn[870]!
Dänn mei Breiting[871], wänner bei mier waar,
Fräte sich schteets iewer meine schiene Haar!“

250
     „Ahah!“ erklang von d’r annern Seit, —

„Ach guckt doch, wos do dorten leit[872];
Do sein ju Aen’ bei dan Prange
De Haar of ämool ausgegange!“ —
„Nu sieht m’rsch,“ huußes jetzt von d’n Alten,

255
„Daß die Haar jetzt nett meh’ halten.

Heit glänst su Manniger mit seine Haar —
Un is doch bluus gekääfte[873] Waar!“

     Doch in dan Laam, wos waar gemacht,
Waar nahnter geruckt a de Nacht,

260
Un schtille wuursch a zwisch’n dan Schaaren,

Die dan gansen Tog su lustig waar’n;
Ja salwer die Harrn von Klasthool
Frääten sich un ermahnten Alle noch ämool:
„Ju trei zu schtieh’n in Hitt un Schacht

265
Zu jeder Zeit, ob Tog oder Nacht!“


     „Dos thun mier,“ sate Jeder nu,
„Mier schtäern[874] im Laam nett die Ruh’;
Un brach’n mool schlachte Zeiten ein,
Su woll’n mier de Letzten sein

[189]
270
Von dan[875] Unruh ward gemacht, —

Mier halten schteets de treiste[876] Wacht!
Un Gott, in dess’n Schutz mier schtiehn,
Lett[877] d’n Harz nie verluurn giehn!“




Aene Juungderrinnerung[878].


     Wänn m’r in gereiften Alter schtieht
Un zurick in seiner Kindhäät sieht,
Un wänn es Hartz[879] ward dänn su weit,
Kann su preißen äne glickliche Kinnerzeit, —

5
Su winscht a Mannicher mit inning Glick

Die schiene Kinnerzeit zurick,
Un schtimmt dänn frädig jetzt noch ein:
„Oh selig, o selig, ä Kind noch zu sein!“

     Waar ower all in sän Kinnerjahr’n

10
Hot frieh genung Lääd[880] erfahr’n,

Wumeeglich all als klänes Kind
Hot fortgemußt in Schtorm[881] un Wind
Un sorring miss’n vor sän Bruud[882]
Wänn Voter oder Mutt’r waar ihn tuud, —

15
Daar sieht betriebt in dan Jahr’n zurick,

Die ihn all brachten Misgeschick.

     Wie nu nog triem Toong[883] mool Sunneschein —
Fällt aus meiner Juungd öne Episode mier ein,
Un su wänd’ ich drim nu a män Blick

20
Nog än Sunneschtrahl aus daar Zeit zurick.
[190]

Nu freilich, in daar Zeit, die ich erwähn,
Do waar ich nett meh’ su klään[884];
’s letzte Jahr waarsch[885] von „Ach un Weh!“ —
Dänn balle hußes: „Schuul’[886] hadje!“

25
     Ae schiener Tog in August es waar,

Wu mier zusamme in gresserer Schaar
Uns vierberätt’n[887], dänn in daar Nacht
Sollte waar äne Tuur nong Brock’n[WS 47] gemacht.
Ich waar d’r Jingste unter All’n

30
Un ging bluus mit zu Gefall’n,

Dänn vergange waar arscht ä vartel Jahr,
Wu ich arscht uum[888] gewaßen waar.

     Hall waar d’r Himmel, un disse Pracht
Verschännerte noch die schiene Nacht, —

35
Wie mier nu mit Sang un Klang

Obmarschierten d’r Schtroß’ entlang.
’s waar su schtille of Fald un Fluur,
Im Frieden log de ganse Natuur;
Bluus wänn m’r hatt’n laut gesunge,

40
Kaam es Echo zu uns haargedrunge.


     „Wißt Ihr woß,“ fung jetzt Aener aan,
„Mier sein hie nahnt an Groomhaus[889][WS 48] draan,
Un dasse nu von uns nischt schpiern,
Woll’n m’r sachte vorbeimarschiern;

45
Dänn guckt hin, gaar zu balle

Waarn schließlich unnere Gresch’n alle,
Un kimmt d’r Galdfluß arscht in Schtock’n,
Su gitt’s uns schlacht off’n Brock’n.

[191]

     Wie wänn mier wos Schlachtes hett’n gethan,

50
Funge mier jetzt a zu schleing[890] nu aan, —

Doch noch waarn mier nett gans verdufft,
Do wuurn mier doch noch aangerufft:
„Halt!“ huurn mier jetzt dorrich Nacht un Wind,
„Wu wollt’r nog Brock’n, su bleibt mant schtiehn,

55
Dänn känne mier a zusamme giehn!“


     Wull ower iewel, m’r kährten arscht ein
Un laabten[891] nett schlacht, m’r kann saan: „fein“;
Mier dachten Viel’n in d’r Walt, —
An wenigsten an unnern winge Gald.

60
Dänn do mier hatt’n Beglätung gekricht,

Su ännerte sich die ganse Geschicht:
Weil die verschproong, wänn m’r uum wäärn,
Dänn richtig a unnere Kahl’n[892] zu schmäern[893].

     Gesunge wuur noch manniches Lied

65
Un Käner von uns wuur jetzt mied’,

Dänn eftersch in vull’n Verzehl’n
Funge Aener derzwischen ann zu Krehl’n;
Un vielfach Echo in seiner Macht
Erfräte uns in schtiller Nacht.

70
Doch vorwarts ging’s ohne Rast un Ruh’

Un nahnter kame mier d’n Brock’n zu.

     Doch schließlich bliem mier archtemool schtiehn,
Jetzt hußes: „Wie woll’n mier giehn?
Iwer Dorfhaus oder dreiecking Pfohl? —

75
Bädes schtieht uns hie of d’r Wohl[894].“
[192]

’s Dorfhaus blieb schließlich uum
Un dohin wuur nu wätt’rgeschuum;
Doch Käner wußte richtig d’n Waag[895],
Su ging’s dänn luuß ohne Waag un Schtaag.

80
     Mier loff’n jetzt dorch Dick un Dinn,

Hin un haar, haar un hin;
Aemool wie mier all lang marschiert,
Waarsch uns uumdrein[896] passiert,
Daß mier wieder waarn hingekomme

85
Wu mier d’n Anfang hatt’n genumme, —

Bis schließlich d’r Tog fung aan zu graan[897]
Un mier d’n Brock’n kunnten sah’n.

     Gans matt un gans verschlaan[898]
Kame mier schließlich nu uum aan;

90
Kalt blies d’r Wind uns im de Uhr’n,

Daß mier schaudernd zusammefuhr’n.
Aene Zeit lang schtanden mier su allään[899]
Un klapperten Alle mit de Zäh’n.
Ja rundim waar noch Alles zu,

95
’s loog Alles noch in tiefster Ruh’.


     Doch lamdig[900] wuursch jetzt nog un nog
Je nahnter rickte nu d’r Tog;
Von all’n Seiten kame Schaar’n
Gegange, gerieten oder gefahr’n.

100
Un farn in Osten vuller Wunne

Zuckten de arschten Schtrahl’n d’r Sunne,
Un ruckweis’ schtieg se mit vuller Macht
Bis dasse schtande in ihrer Pracht.

[193]

     Schtumm schtanden Manche lange Zeit

105
Un schwääften[901] in Gedanken wull a weit.

Verschieden sein die Gedanken of Bargesheh,
Mannich Hartz[902] schleet frädig, manniches vuller Weh;
Gans wehmietig mier a jetzt wuur
Bei dan Blick in Gottes schiener Natur.

110
Ich fiehlte mich su äänsaam[903] un dachte draan,

An daar Zeit, wu ich noch Voter kunnte saan.

     Jedoch pletzlich nu mit än Mool
Aennerte es sich of Barrig un in Thool[904];
Ae Nawel[905] kam naß un kalt

115
Un goob dann Morrig äne annere Geschtalt.

Un Jeder lof in Haus, woss’r kunnten winden,
Wumeeglich äne schiene Platz zu finden;
Mier natierlich kame nett zuletzt
Un hatt’n uns drim gans vorhin gesetzt.

120
     Doch unhäämlich wuursch uns doch zu Sinn,

Weil die Kellner vor uns loffen haar un hin,
Un guckten jedes Mool uns aan
Als wännse wollten uns wos saan.
Mier wußten wull, wosse wollten

125
Un wann ihre Blicke golten[906];

Allään mier sozen schtille an Tisch
Un waarn su schtumm wiede Fisch.

     Doch schließlich kaams, wudervier uns gegraut:
Ae Kellner fruug uns ziemlich laut

130
Un saate: „Meine Harrn, ich muß Sie schtäern[907], —

Wos mechten Sie hie gaarn[908] verzähr’n[909]?“

[194]

Bei daar Aanreed[910] schwull uns d’r Kamm,
Drim erwiderte unner Kassenfihrer schtramm:
„Ach, kännt’ ich mool de Weinkart’ krieng?

135
Ich will se arschtemool iewerflieng!“


     In Aller Eil’ waarsche gebracht
Un wuur von uns richtig betracht; —
Je länger daß miersche besoong[911],
Je meh ergriff uns Misbehoong[912].

140
Dänn d’r Kellner schtand noch un lauerte

Un schittelte mit d’n Kopp, doos zu lang ihn dauerte;
Doch ändlich warer doch verdufft
Un rasch wuur ä Annerer gerufft.

     Wierer nu an annern Tisch troot draan,

145
Funge mier zu beschtell’n aan:

„Sechs Zahnporl[913], d’n „Hannoverschen Curier“,
’s Annerschbarsche Woch’nbloot, äne Flasch Bier,
Aene Porzion Kaffee, sechs Tass’n derbei,
Un vor 20 Pfäng Feinbeckerei!“ —

150
„Halt“, flisperte Aener, „jetzt nischt meh’, —

Guckt arschtemool in unnern Portmane!“

     Kaum hatte d’r Kellner dis gehäert[914];
Do warer fort, un wieder eilig gekäert[915];
Dänn es Meeste hatt’r außern Ass’n

155
Gans un gaar wieder vergass’n.

„Zahnporl, Zahnporl?“ huurn mierne saan,
Un guckte uns derbei gans komisch aan.
Mier wiederhooltens, un jetzt ginger fort,
Un schittelte fortwaor’nd mit d’n Kopp.

[195]

160
     Of ämool schtieng zu Kopp uns de Haar —

Unner Kassirer sate uns nu gaar:
„Junges, ich hoob de Kasse verlur’n!“
Un wie mier disse Botschaft huern,
Do wuur uns hääß[916], dänn wieder kalt,

165
’s zuckte zusamme jede Geschtalt;

’s bewerten uns alle Glieder,
Verschaamt[917] guckten mier Alle nieder.

     „Horcht!“ huß es schließlich. „Eher mier uns blamiern,
Miss’n mier än Schträch[918] riskier’n:

170
Aener nong Annern muß aufschtiehn

Un langsam zu d’r Thier nausgiehn;
Nog un nog miss’n mier uns drick’n
Bis daß m’r haan d’n Brock’n in Rick’n. —
’s is ju änklich dis nett schien,

175
Doch in Nuuth[919] musses schließlich giehn!“


     Aener nong Annern machte sich dinn,
Un kaum warn meh’re Minuten hin,
Do waar außer mier Käner meh, —
Jetzt waar drim an mier de Reh’[920].

180
Doch wie ich aufschtande mit Bedacht,

Wuur unner Kaffe un Bier gebracht.
Un schwarz wuur mier vor de Aang[921]
Wie d’r Kellner aanfung von „waang“[922]

     „Entschuldinge“, sate ich, „meine Freinde sein naus

185
Un rupp’n sich än Brock’nschtrauß;

Setzen se mant derweile Alles nieder,
Mier kumme gleich sicher Alle wieder.

[196]

Ich will mool sahn, wu die schteck’n, —
In daar Zeit känne Sie hie deck’n.

190
Un die „Zahnporl“ sein ja a vergass’n,

Die lange se mant unterdass’n!“

     Arscht ging ich langsam bis vorn Haus,
Doch schließlich ower näfelte[923] ich aus,
Un wie ich wieder in Arm arscht nahm.

195
Mier waarn su fruh, dasses uns geglickt

Un mier su schneidig uns gedrickt.
„Ach!“ saten Meh’re, „uns fahlt bluus Gald,
Schneidig wäär mier a in d’r Walt.“

     „Guckt hin,“ fung ä Annerer aan,

200
„Mier haan freilich nett racht gethan; —

Jedoch unnerer Gott in d’n Himmel,
Daar Alles sieht off’n Aardengetimm’l,
Daar wääß, daß miersch thaten in Nuuth
Un dasses nett waar aus Iwermuth.

205
D’rim woll’n mier, wie hie schtiehn de Sach’n,

Uns wätt’r käne Sorring d’rim mach’n!“

     Mier ginge nu wätt’r ohne Sorring[924]
Un genoss’n in Freie dan schiene Morring[925];
Dänn d’r Himmel wuur wieder hall un klaar,

210
Su wierer bei Sunneaufgang waar.

Un Alles juwelte in d’r Natuur,
Alles waar frädig, wuhin m’r huur;
Es schien, als ruffte uns Alles zu:
„O Harzerland, wie schien bist Du!“

[197]

215
     Lange Jahre sein seit daar Zeit all hin,

Un su mannich Mool, wie ich off’n Brock’n gewasen bin,
Dacht ich immer an daar Geschicht
Wänn ich än Kellner kreeng zu Gesicht.
Farn is de Juungd, farn leit de Zeit,

220
Zeschträät sein a Alle die heit,

Die äänst do derbei mit waarn, —
’s ännert sich Alles mit d’n Jahr’n!




Wu is dänn meine Gutsch[926].


     Wänn hie of unnern Bargesheh’n
Im Winter kalte Lifte weh’n,
Un wänn rundim weit un bräät[927]
Sich Alles gegläd[928] in Winterschklääd,

5
Su dänkt wull Jeder mit Frääd[929] all draan,

Wänn d’r Friehling sich bricht wieder Bahn.
Un besunge ward bräät un weit
Die schiene harrliche Friehlingszeit.

     Vergange is nu all manniches Jahr,

10
Wu a su ä kalter Tog mool waar, —

Un gemiethlich sozen in daar Zeit
Aenige hie daar junge Leit[930];
Sie schproong iewer Viel’n in d’r Walt,
Suwie iewern Mangel an dan nöthing Gald, —

15
Bis zuletzt nu ’s Thema wuur[931]

De Friehlingszeit un äne Tuur.

[198]

     „Wie wäärsch dänn,“ ließ sich Aener verlauten,
„Wänn mier uns äne Tuur getrauten?
Mier woll’n derzu Gald erschpar’n,

20
Daar neie Fuhrharr, daar sich hie hot besetzt,

Macht de billigsten Fahrten jetzt.
Un ich glääb[932], haar[933] macht ä frehlich Gesicht,
Männer uns zu seiner Kundschaft kricht!“

     „Nu horcht,“ fung ä Zwäter aan,

25
„Do mier aam dis Thema haan,

Su fellt mier ein äne Geschicht,
Die ich hoob neilich zu haern gekricht.
Dis Pfaar[934] nämlich, woss’r[935] hot gekääft[936],
Is Anno 70 mit Feier getääft

30
Un soll, wänn m’rsch su bedänkt,

Uumdrein haan ä Carree geschpränkt!“

     „Alle Dunnerwatt’r!“ erklangs aus d’r Schaar,
„Dos hääßt, wänn dis ower wahr,
Su kann unner Ort bluus schtols drauf sein,

35
Daß dis Pfaar troof hie ein.

Un sollte unnere Fahrt woß waarn,
Namme mier kä Annersch von d’n Pfaar’n, —
An Besten isses, wänn all jetzt
Dis Alles gena ward festgesetzt!“

40
     D’r Winter verging, nu seit äning Woch’n

Waar d’r Friehling nu all aangebroch’n,
Un fruh schlug’s Manning in d’r Brust
Vor lauter Frääd[937] un lauter Lust

[199]

Wie gesunge wuurn of’s Neie wieder

45
Im Fald un Wald de schänsten Lieder,

Wie wieder wuurn in Friehlingspracht
Im Harz de schänsten Tuurn gemacht.

     Unnere Freinde aus d’r Winterschzeit
Machten sich dorim zu daar Tuur bereit;

50
Sie besproong un beschloss’n nu die Tuur

Un schtimmten Alle vor Kutschenfuhr.
Im gewiß zu hanneln[938] zu dan Tog,
Belegtense dos Geschpann mit Beschlog, —
Un waarn zufrieden in jeder Weis’,

55
An meerschten[939] iewer dan billing Preis.


     [WS 49]Daar Tog brooch[940] aan, un Alle waarn bereit
Un lauerten of d’r Obfahrtszeit;
Sie trot’n nu Alle an d’n Woong[941]
Un arschtemool dos Geschpann befoong[942].

60
Sie waarn nu gleich mit von Nutzen

Un hollefen mit bei d’n Putzen,
Bis daß es Pfaar waar su blank,
Wie kä Zwätes hie in d’n Sanc.

     „Ach guckt!“ schprooch Aener. „Dis is ower schood[943],

65
Do is ju wos an Hinterrood!

Dos wackelt ju hin un haar,
Dis paßt doch nett zu dan Pfaar.
Paßt auf, wänn mier waarn lackiert, —
Daß uns etwa wos passiert.

70
M’r sollte änklich[944] nett draan glääm[945], —

Ich hatte nämlich än schlachten Trääm[946]!“

[200]

     Mier träämte, ich waar in d’r Schlacht
Un hatte aam[947] Attacke gemacht;
Do kaam dorch d’r Luft ä Woong un Pfaar

75
Mit vull’n Gedunner iewer mier haar[948];

Doch wie mier gena hinsoong,
Do fahlte ä Thää an Hinterwoong.
Vor Angst erhuub ich grußes Geschrei
Un mit män Trääm waarsch vorbei!“

80
     „Mant käne Angst,“ fung d’r Kutscher aan,

„Mier woll’n liewer nett zu jah’n[949],
Un iewerhaupt bei än Watt’r[950] su schien,
Känne mier arscht zu Fuß a gieh’n[951];
Dänn es ward gewiß heit hääß[952],

85
Un kimmt dos Pfaar zu frieh in Schwääß,

Su fängt’s gleich zu muck’n aan, —
Dis hot’s all mannichmool gethan!“

     Nu ging’s dänn luuß, Schritt vor Schritt,
Un langsam ging nu Jeder mit;

90
Von dan Kutsch’r wuur ununterbroch’n

Schteets von dan salt’ne[953] Pfaar geschproch’n.
Haar verzehlte nu mit wichtiger Mien’,
Daß käne Last dos Thier ließ schtien,
’s wärne gleich, Barg[954] auf Barg ob

95
Gings meerschtenthääls schteets in Galopp.


     „Na, dänn braung[955] mier a nett me zu gieh’n, —
Uns lett’s dänn a gewiß nett schtiehn!“
Sate jetzt Aener, un schprang in d’n Woong;
Die Annern, wiese dis nu soong,

[201]
100
Folgten, ohne sich zu besinne, —

Wie de Kugel aus d’r Bichs waar Jeder drinne.
„Na suwos,“ saten Alle, „dis wäär schien,
Bei äner Fahrtuur de ganse Zeit gieh’n.“

     Kaum war’nse nu eingeschtieng,

105
Do funge se sich aan zu wieng

Un schmiss’n sich schmalich[956] in d’r Brust,
Juwelten vor Frääd un vor Lust.
Doch pletzlich waarsch[957] wieder vorbei,
Sie erhuum[958] Alle ä klaglich Geschrei, —

110
Alles waar nu aus d’n Tackt

Sie rufften Alle: „’s hot geknackt!“

     Von salwer[959] blieb dos Pfaar jetzt schtiehn
Un wollte nett meh’ wättergieh’n,
Bis sich ä Paar hatt’n derbei gemacht

115
Un es Geschpann wätter gebracht.

In vull’n Fahr’n wuur wieder eingeschtieng,
Doch kunnte Käner[960] Ruh wieder krieng;
Dänn es knackte nu an än fort
Un Käner verschtande sei äänges[961] Wort.

120
     Doch schließlich troot ein tiefe Ruh’,

Aener nong Annern schloß de Aang[962] nu zu;
Sie hatt’n sich fest an änanner gedrickt
Un waar’n schließlich eingenickt.
D’n Kutsch’r machtes nu gleich nooch

125
Un rasch nu innewennig sich besooch[963],

Ja uumdrein derzu es Pfaar
Wackelte schlooftrunken hin un haar.

[202]

     Su ging’s dänn langsam wätt’r fort,
Un schnarring thate Jeder wie in Accord,

130
Sugaar d’r Kutscher of sän Throon

Schtußte[964] aus manning klagling Toon.
’s ging nu orndig im d’r Wett’,
’s waar su ä richtig Schnarchquartett,
Un Aener, gewiß in sießen Wahn,

135
Fung[965] noch gaar zu jauchzen aan.


     Un eftersch blieb dos Pfaar a schtieh’n
Un fung arscht wieder aan giehn
Wänn’s pletzlich schtuubte dänn zusamme,
Dänn wuursch[966] wieder Feier un Flamme.

140
Doch pletzlich ä Schlook[967] geschoog[968]

Un es Pfaar gleich off’n Kniee loog[969], —
Doch rasch schprang’s auf un in Kajähr
Machtes fort mit Vederwoong[970] un Schäär.

     Aene Zeit lang hattes su galloppiert,

145
Ohne daß Daar of sän Bock wos geschpiert,

Un wäär nu schließlich nett Aend[971]
Dos Gescharr wudergeeng gerännt[972],
Su leeg daar Kutsch’r gewiß noch in Ruh, —
Doch jetzt waarsch vorbei im Nu.

150
Haar guckte sich gleich arscht im,

Doch läder versate seine Schtimm.

     Suwie’r sich nu hatte gefaßt,
Do schrierer machtig mit grußer Hast:
„Wu is dänn ow’r meine Gutsch?

155
Ach Alles, Alles is ju futsch!
[203]

Wu sein die dän mant gebliem,
Sie waarn[973] sich doch nett imschicht schiem[974]?
Ach liewer Gott,“ sater geriehrt,
„Wänn bluus kä Unglick is passiert!“

160
     Haar nahm an Ziegel jetzt sei Pfaar

Un suchte allerwaang hin un haar,
Jedoch Käner ihn Antwort goob[975], —
’s waar su schtille wie in Groob[976].
Doch ändlich hurer[977] nu von Weiten

165
Ae Larme, Zanken, Lach’n un Schtreiten, —

Un an greßten wuur es Geschrei,
Wierer kam mit sän Pfaar derbei.

     Nochdan[978] wie dos mit’r Kutsch waar passiert,
Kame mehre Turisten aanmarschiert,

170
Die hatt’n bei dan Nahnterkumme[979]

Fortwahr’nd die komischen Tön vernumme.
Sie hatt’n sich trotzdan wätt’r bewaagt[980],
Weil se glääbten[981], ’s wier Hols gesaagt[982];

175
Jedoch wiese dan Kutschwoong soong[983],

Wollt’nse sich nett wätt’r woong[984].

     „Wißt’rsch dänn,“ fuul Aener ein,
„Hie soll’s nett gans richtig sein;
Dänn von „Rauschenbach“ ward viel geschriem

180
Un Aens is m’r im Gedachtniß gebliem:

’s soll hie in mannicher Nacht
Ae Schloß schtieh’n in greßter Pracht,
Un äne Prinzessin soll hie sein in Bann —
Un am Aend is dis ihr Geschpann.“

[204]

185
     „Dummes Zeich!“ fung ä Annerer aan,

„An suwoß dänkt kä Mänsch meh’ draan!
Paßt auf, ich will’s Eich jetzt weisen,
Ich will noch dan Ding mool schmeißen.
Ich schmeiß su lang mit de Schtään[985]

190
Bis daß Alles is korz un klään[986];

Sein drinne Gäster[987], su thut’s Kän weh’,
Un ä mänschlich Wasen schpringt in d’r Heh’.“

     Kaum hatt’r nu d’n arschten Schmiß gethan,
Do funge die in d’r Kutsch zu rumuern aan.

195
„Kreitzschtarndunnerwatt’r!“ wuur aus d’r Kutsch gerufft,

„Waar hot uns dänn aam hie gepufft?
Gerachter Gott!“ schriernse[988] nu Weh un Ach, —
„Mier sein ju bein Rauschenbach[989][WS 50]!
Hillef, Hillef!“ ruffte Jeder. „Halleft doch flink, —

200
Hie is gewiß ä Schpekeding!“


     Un Hillef waar nu bei d’r Hand,
Dänn die Touristen waarn aangeland
Un guckt’n nu mit Wullbehoong
Zu Dan’ in dan hallem[990] Woong.

205
Sie lachten un schriern noch Hartzenslust,

Un Manning thate weh de Brust;
’s wuur arscht wieder aufgehäert
Wu Alles sich hatte aufgekläert.

     Un in dan Gethu un Geschrei

210
Kam langsam die annere Helleft[991] derbei;
[205]

D’r Kutsch’r zuug uumdrein sei Pfaar,
Als gings zu Schlachtebank, hinter sich haar.
Un Alles wuur wieder in Schtand gebracht,
Doch rickwarts wuur die Tuur gemacht; —

215
Die schiene Tuur waar nu futsch,

Un heit hääßt’s noch: „Wu is meine Gutsch!“

     Drim waar d’n Harz will richtig sah’n,
Muß nie viel Gald vor Fahr’n ausgaan;
Dänn gena[992] erkännt m’r seine Pracht

220
Wänn jede Tuur zu Fuß gemacht.

Dänn racht erkännt m’r die Natur,
An Besten sieht m’r Gottesschpuur,
An Arschten[993] zeigt sich Gottes Macht,
Wänn m’r schteets es Klänste[994] mit beacht!




Ae Schenieschträäch[995].


     Lang isse haar[996], gewiß all mannich Jahr,
Wu Alles noch nett wie heit hie waar.
’s goob noch käne Vereine, wiemersche jetzt haan[997],
An effentling Vergnieng dachte Käner draan, —

5
Un dennoch laabt’nse[998] glicklich weit un bräät

Un Jeder fiehlte mit in Lääd un in Frääd[999], —
’s waar, m’r saat’s[1000] noch eftersch heit:
’s waar die „alte gute Zeit“.

[206]

     Broch do d’r lange Winter rein

10
Un schtellte sich dänn grimmig ein,

Su versammelten sich noch alter Weis’
Die Leit hie im änge Kreis
Un verbrachten die Zeit mit vielerlä Sach’n, —
Ja eftersch bewerte[1001] äs Haus vor Lach’n;

15
Verzehlte m’r ower äne traurige Geschicht,

Su verzuug sich zum Haul’n[1002] jedes Gesicht.

     An meesten, un wos bis heit gebliem,
Wuur in daar Zeit feste getriem,
Ja Viele kunnt’ns nett obwarten,

20
Bis dasses huuß: „Kummt, loßt uns karten!“

Hauptsachlich waarsch ä „Soloschpiel“
Wos hie getriem wuur nu viel.
Bluus de Fraans mitunter in gressere Schaar
Schluung sich de Kart und saten[1003] sich wahr.

25
     Freilich waarsch nu all eftersch passiert,

Daß zuviel wuur juticiert, —
Aene oder die Ann’re hatte zu gruße Schwaat[1004]
Oder hatt’n sich zu wahr gesaat;
Jedoch wuursch gewehnlich nett schlimm,

30
Die Männer brachtens wieder rim.

Un waar dänn Alles wieder zum Guten,
Su schpieltense wumeglich wieder aus „Tut’n“[1005].

     Die Männer sozen gewehnlich an Tisch
Un fiehlten sich wie in Wass’r der Fisch,

35
Un Jeder sich an meesten fräte[1006]

Hatt’r „Solo“ un wumeglich „Bäde“[1007].

[207]

Un rufft’r sei Schpiel dänn pletzlich aus,
Su schalltes mitunter in gansen Haus, —
Un fuul[1008] mitunter Aener nein,

40
Su schtimmten de Fraans[1009] a mit ein.


     Nu goob’s zu daar Zeit Meh’re in Sanc[1010],
Die schpielten zusamme all Jahre lang,
Un eftersch wänn’s schtille all in Schtrooß’n,
D’r Wachter all sugaar geblos’n,

45
Su schpielten die noch immer zu

Un Käner dachte an d’r Ruh’;
Ja, Käner noch d’r Uhr dänn soog
Bis aanbrooch d’r neie Tog.

     Aener waar nu mit d’runter,

50
Daar blieb niemool richtig munter, —

Un genung, wänns hatte Zahne[1011] geschlaan,
Funger all zu hoijahne[1012] aan.
Un dänn noch äner korzen Zeit
Neigt’r sich dänn sachte zur Seit’,

55
Guckte dänn komisch in Karten nein

Un schlief zuletzt dänn schließlich ein.

     Gewehnlich wurer dänn geschittelt,
Hin un haar uumdrein gerittelt,
Un warer dänn schließlich aufgebracht,

60
Su hatt’r all manning Fahler[1013] gemacht.

Un dorim gob’s nu eftersch Schtreiten,
Un dorer[1014] dos nett kunnte leiden,
Su funger gewehnlich wehmiethig aan:
„Ich hoob Alles in Schloof[1015] gethan!“

[208]

65
     Su sozense[1016] mool wieder zusamme

Un waarn vuller Feier un Flamme
Wie Aener ruffte mit kräftiger Schtimm:
„Dis Schpiel brängt mier Käner rim; —
Dis is äne Woole[1017] wie ä Haus, —

70
Nu rasch! Waar schpielt dänn aus?“

Wie daar dis ruffte gans entzickt,
Waar daar Schläfer wieder eingenickt.

     Doch vergaablich blieb jetzt alles Schitteln,
’s hollef kä Schreie nu kä Ritteln,

75
Un schließlich wurer nett allään gerufft,

Sie funge jetzt aan, haar wuur gepufft.
Haar schnarchte richtig wie ä Baar,
Trotzdan m’r ihn zuung hin un haar;
Doch schließlich mußtense sich nein fing,

80
Sie ließ’ne drim gans ruhig lieng.


     „Nu wart, dis soll Dir gereie[1018]!“
Schproong[1019] argerlich jetzt die Dreie;
„Iwer Dän schrecklich viel’n Schlof’n
Woll’n m’r grindlich Dich beschtrof’n[1020].“

85
Sie saten sich nu wos in Uhr[1021],

Su sachte, dasses kä Annerer huur[1022], —
Un wiese die Geschicht fartig gemacht,
Wuur daar Schläfer mit Gewalt aufgebracht.


(Schluß im nächsten Heft.)

[Heft9]

Erzählungen
vom Oberharz
in Oberharzer Mundart.


Von
Louis Kühnhold
in St. Andreasberg




Heft 9. – 1896.


Höhenkurort St. Andreasberg im Harz.
Zu haben in der Buchhandlung von Aug. Bolte.
Im Selbstverlag des Herausgebers.

Preis à Heft 25 Pfg.


[209]

Wosse sich nu hatten viergenumme,

90
Sollte d’n annern Tog zur Ausfiehrung kumme;

Dänn kaum waar do die gewehnliche Zeit,
Do waarnse[1023] all Alle wieder bereit.
Vorleifig wuur arscht ununterbroch’n
Von daar Woole d’n Oomd[1024] vorhaar[1025] gesproch’n.

95
„Nä,“ huses von All’n, „dis is nett schien, —

Zum Schlofen brauch Käner wackzugieh’n!“

„Guck hin,“ sate Aener, „ich hoob’ mool gelasen[1026],
Daß Aener isse mool gewasen,
Daar hot meh geschlof’n wie gewacht

100
Un seine Zeit im Duss’l verbracht,

Bis daß an än schiene Tog
Dos Schreckliche an ihn geschoog, —
Wos hie vorn Mänschen kann noch gaan[1027],
Haar kunnte nämlich nett meh sah’n[1028].“

105
„Doch dodervier moog dich Gott behieten,

Dich un a noch alle Mieden, —
Drim sa ich, un mier Alle Dier,
Sah’ Dich mant ä Biss’l vier.
Doch jetzt kumm haar un ga schteets acht

110
Un ju kä Aag zugemacht;

Du mußt Dich eftersch mool bewaang[1029],
Dos is deengt gut vor miede Aang[1030].“

Sie hatt’n nu all gespielt de halwe[1031] Nacht, —
Ae Aag hatt’r noch nett zugemacht;

115
Wänns drickte, hatt’r sich geriem[1032]

Un waar derbei huuch[1033] gebliem.

[210]

Doch pletzlich verzuug’r sei Gesicht
Un ’s war wieder die alte Geschicht:
Haar ließ de Karten niederfall’n,

120
Un dan Gorgeltoon wieder erschall’n.


     Die Colleeng sozen[1034] arscht schtille äne Zeit
Bis dasses huuß: „Jetzt isses su weit!“
Die Lamp wuur von Tisch gebracht
Un dän rasch ausgemacht.

125
Wies finster waar in d’r Schtuub[1035],

Zuarscht ä Jeder de Karten aufhuub[1036],
Un wie nu Alles in Orning[1037] gebracht,
Do wuur äs arschte Laam[1038] gemacht.

     „Ich hoob äne Freeg[1039]!“ Ruffte Aener aus

130
Un nam mit äs griene Taus[1040].

„Ich hoob ä „Solo“ sate d’r Zwäte,
Mant schood[1041] mier fahl’n bluus Bäde!“
D’r Dritte schrier: „Nu ower frisch!,
Ich hoob äne Woole dorring Tisch.

135
Paßt auf, dis Mool kumm ich raus,

Nu Kar’l rasch spiel aus!“

     Kaum waar dar Name Kar’l erklunge,
Do waar daar Schlafer aufgeschprunge;
Haar griff zuarscht noch sän Aang

140
Und noch daar Schteet wurer gelaang[1042].

Haar[1043] zorrte sich an de Aanglieder,
Bewaagte[1044] de Aang auf un nieder —
Un heilte[1045] schließlich wie ä Kind
Und schrier verzweifelnd: „Ich bin blind!“

[211]

145
     „Ach Gott,“ funger schluchzend aan,

„Ich bin mit Blindhäät[1046] nu geschlaan[1047]!
Ach arme Kinner[1048], arme Fra[1049],
Ich Eich nu niemools wiedersah!

150
Ach wäär ich liewer doch gleich tuudt[1050], —

Waar schtieht uns bei, waar schafft uns Bruud?!
Ach kännt ich bluus noch ämool sah’n, —
Ich wier ju Alles dorim gaan[1051]!“

     Obleich’r nu wuur zufriedengeschproch’n,

155
Su schrier doch ununterbroch’n,

Bis daß Aener sich machte draan
Un schteckte de Lamp nu wieder aan,
Un sate mit lachring Gesicht:
„Hie hoste wieder Dei Aanglicht[1052]!

160
Un halt, wos Du host gesaat[1053],

Wie mier dan Schreck Dir eingejaht.“

     Arscht schtand’r schtille un kunnte Nischt saan,
Doch schließlich funger zu Tansen aan;
Haar schprang vor Frääd auf un nieder

165
Un nännte trotzdan die Annern Brieder,

„Ach Junges“ sat’r „Hie in d’r Walt
Is Gesundhäät besser wie Gut un Gald!
Ihr hat mier freilich dann Schträäch[1054] gemacht,
Von mier ward’s Eich nett verdacht.“




[212]

Harzer Wildschitzen.


     Wänn frieher in d’n Kinnerjahern,
’s Oomd’s[1055] mier zusamme waarn,
Su harrschte schteets de greßte Ruh,
Wänn verzehlt wuur un m’r huur[1056] dänn zu.

5
Iwer Viel’n hot m’r noochgedacht,

Wos jetzt wull schließlich wier[1057] belacht.
Jedoch wänns huuß: „Dis gitt schien[1058]!“
Su ließ m’r a äs Ass’n[1059] schtiehn.

     Geschpannt horchte Jeder, wänn Aener sate wichtig:

10
„Do oder do isses nett richtig!“

Aengstlich wuur dänn zusammegeruckt,
Un d’n Schpracher[1060] fortwahrend aangeguckt.
M’r huur gewehnlich von verborringne Schatz,
Von feiering[1061] Hund oder Katz.

15
Un hatte m’r käne annern Geschtalten,

Su mußte ä verwinschter Prinz haarhalten[1062].

     Obgleich manniche Gesschicht su schauerig waar,
Daß zu Barrig schtanden oft de Haar,
Sudaßes uns bei d’n Feiergeprassel,

20
’s schien wie wänns wäär Keetengerassel,

Su dauertes gewehnlich zu lang de Zeit,
Ehersch[1063] d’n annern Tog wuur su weit,
Daß wieder wuur in alter Weis;
Verzehlt im Familienkreis.

25
     Doch äne Geschicht fellt aam mir ein,

Diß soll ower a äne Wahre sein.
„Ae Winter waarsch, of Barrig un Heh,

[213]

Loog äne S[ch]puur frischer Schnee.
Su ungefahr wies die woll’n haan[1064],

30
Die in Wald un Fald hintern Wild harjahn[1065].

Un dorim wuur nu a jetzt,
Aene gruße Jagd festgesetzt.

     Jedoch gobs hie in friehere Zeit,

35
Viele hie von de Leit,

Die ginge wänns Käner soog[1066],
A of d’r Jagd, Nacht un Tog.
Un mitunter hatt’n die von d’r Jagd,
Meh[1067] wie de Forschtleit[1068] mitgebracht.

40
Un mitunter waarsch all viergekumme,

Daß richtige Treim[1069] wuurn unternumme.

     ’s goob nu in daar Zeit äne Schaar,
Die All lang zusamme gegange waar.
Alle manniche liewe lange Nacht,

45
Hattense im Wald all zugebracht.

Ja Meh’re waarn mit derbei,
Die kännten all de Farschterei[1070]
Jedoch hattes noch schteets geklappt,
s’ waar noch nie Aener ertappt.

50
     Nu schtande Aener an d’r Schpitz,

Daar waar bekannt als bester Schitz.
Doch immer schtellter dumm sich aan,
Daß Jeder mußte vonne saan,
Oder wumeegleich dachte sich bluuß:

55
„Na äne Schreub is bei dan luuß[1071]!“

Ower trotzdan waarsch ä haller Kopp
Un fiehrte schteets d’n gansen Tropp.

[214]

     All ämool hatt’r än Schträäch[1072] gemacht,
Daar schpäter wuur deengt belacht.

60
Haar[1073] ging ämool an hall’n Tog,

Mit noch än Annern d’n Wildern noog,
Un wiese sozen bein Mittogsmohl,
Kaam äne Fra[1074] in Lauterbarger Thool[1075],
Un ging su rasch wie wänn waar trieb,

65
Hämwarts[1076] zu mit lediger Kieb[1077].


     „Kammerad“ sat’r un huub seine Flint,
„Eb meine Kugel die Kieb wull find!“
Un eher daar Annere kunnte woß saan[1078],
Geschoog a d’r Schoß[1079], kaum legt’r aan.

70
Un unter ih’n of d’r Schossee,

Loog die Fra un schrier „Ach und Weh“
Un ruffte schließlich in ihrer Nuuth:
„Ach liewer Gott jetzt bin ich tuudt[1080]!“

     Verschreckt wier dann Schoß huur knall’n,

75
Ließ daar Annere gleich sei Ass’n fall’n.

Un kunnte arscht gaar nischt saan,
Verschtänert guckt’r net bluus aan,
Doch pletzlich erklang sei arschtes Wort:
Haar schrier jetzt laut: „Meichelmord!“

80
Doch daar Annere drehte sich rim,

Un sate: „s’ is bluus halleb[1081] su schlimm.“

     „Guck“ sat’r „s’ waaren bluus Narrenschpossen,
Ich hoob bluus dorrich d’r Kieb geschossen,
Paß auf wännse zu sich kimmt,

85
Wie rasch dasse d’n Ausriß nimmt.
[215]

Un richtig kaum warsche in d’r Heh[1082];
Do loffse[1083] wie ä verscheigtes Reh.
Un schpäterhin verzehltse mit fräding Gesicht,
Von än Unbekannten hettse äne neie Kieb gekriegt.

90
     Doch dan Hauptschträäch hatt’r gemacht,

In grußer Gefahr of nachtlicher Jagd.
’s wuur nämlich disse Schaar,
Of arringd[1084] äner Weis’ gewahr,
Daß in nachster Zeit Jagd sollte sein,

95
Wu fremde Farschter[1085] trefen ein.

Sie ginge nu fort in d’r Nacht vorhaar[1086],
Un dorch ginge d’n Forscht kreitz un quaar.

     In daar Nacht waarsch nu schmalich[1087] kalt.
Un schauerig im Fald un Wald.

100
Un sachte schlichen die schwarzen Geschtalten,

M’r huur nie daß Schritte erschallten.
Un trotzdan zeigte sich kä Wild
Ihre Jagerlust wuur nett geschtillt.
Un dorim im nett ledig zu bleim,

105
Wuur beschloss’n mool zu treim.


     „Nu gitt man“ huurnse[1088] ihn jetzt saan,
Un fangt man zu Treim aan,
Ich bleib of män Schtand hie schtiehn.
Su lächzen[1089] kann mier nischt entgieh’n.

110
Gatt[1090] ju von Eich käner Feier,

Mier scheint’s nett su racht geheier,
Un sollte etwa wos passier’n,
Su mißt’r eiligst retiriern.

[216]

     Lautluus schlichense nu a fort,

115
M’r huur kä vergaablich[1091] Wort,

Haar blieb zurick nu ganz allään,
Un lahnte[1092] sich an än Schtään[1093],
Bemusterte nu mit Kännerblick’n,
Von nahnten Barg d’n gansen Rick’n.

120
Dänn äs war ihn, wie wänn im Wald,

Gaar hetten främde Schtimme erschallt.

     Un ehrer wußte wosses waar,
Do kam’r all in grußer Gefahr.
Mehre Farschter hatt’n in daar Nacht,

125
Aen Schträäfzug[1094] dorring Wald gemacht.

Un kame jetzt in greßter Ruh,
Gerood of sän Schtandpunkt zu.
Doch eher mannt Aener ihn hatte beacht,
Hatt’r sich gleich bemarkbaar gemacht.

130
     Haar schprang wie wild hin un haar[1095],

Un machte Sätz kreitz un quaar,
Nahm sei Gewähr, schoß noch dan Schtään,
Un schlug seine Pfeif korz un klään[1096].
Un heilte[1097] wie ä klänes Kind,

135
Ja graßlich schrierer dorrich Nacht un Wind:

„Halleft[1098] doch waar hellefen kann,
Do schtieht ju ä schwarzer Mann!“

     Die Farschter schtanden schtumm un schtaar,
Weil Käner wußte wosses waar,

140
Doch schließlich sate Aener mit ängstlicher Schtimm:

„Ich sah ju kän rundimmedim!“

[217]

Doch ohne Aufhäern erklang äs Geschrei,
Un gefaßt kame die Farschter derbei,
Un määnten schließlich insgemään:

145
„Na horrich diß is doch ower ä Schtään!“


     „Hillef, Hillef!“ rufter nu wieder,
Un zitterte an alle Glieder.
„Daar schwarze Mann kimmt jetzt aan,
Ich hoob ne doch garnischt gethan.

150
Wos soll ich mach’n in meiner Nuuth,

Am Besten is ich schießne tuudt!“
Haar nahm rasch sei Gewähr an Kopp
Un krachend ging d’r Schoß a ob.

     Doch kaum hatt’r dan Schoß gethan,

155
Su rickten a die Farschter aan

Un goomne[1099] schließlich gute Wort,
Nahmne in ihrer Mitt, mit fort,
Dänn dis soongse[1100] schließlich ein,
Daar Mänsch kunnte nett richtig sein.

160
Und dorim waarnse Alle fruh,

Dass’n schließlich kreeng zu d’r Ruh.

     Von dan die nu in d’r Nacht,
Hatt’n dos Treim nu gemacht,
Kaam Aener in d’r Näh’ a aan,

165
Wierer[1101] hatte d’n arschten Schrä[1102] gethan.

Un gleich hatt’r sich gedacht,
Daß dies bluus[1103] zum Schein gemacht.
Un rasch macht’r nu zurick,

170
Un thäälte[1104] mit dies Misgeschick.

[218]

     Wie nu die Farschter kame marschiert,
Un brachten ihr’n Findling mitgefiehrt,
Do wuursch laut rundimmedim[1105],
Un es rufften Mehre mit klaaglicher Schtimm:

175
„Christjahn, Christjahn biste dänn hie,

Du machst uns viele Sorring un Mieh’.
Nu hoste[1106] wull de ganse Nacht,
Wieder im Wald hie zugebracht!“

     „Ihr Harrn[1107]“ sate jetzt Aener in greßter Ruh,

180
Häernse[1108] mier än Aangblick[1109] zu.

Erfill’nse uns doch die Bitt’,
Un gaan dan frei in ihrer Mitt’.
’s is ä Verwander daar all manniche Nacht,
Hot su än dumme Schträäch gemacht,

185
Haar is nämlich nett gans racht,

Doch sinst iss’r warklich nett schlacht.

     Wie d’r Blitz, in greßter Hast,
Hatt’ne gleich mehere Kameraden gefaßt,
Un faßten nu richtig unter,

190
Un zuungne[1110] d’n Barg gleich nunter.

Ja in Zeitraum von Secunten,
Waarnse[1111] mit ih’rn Colleg verschwunden.
Die Farschter guckten hintennoog[1112],
Sie wußten nett wiene geschoog[1113].

195
     Un glicklich kaam die Schaar wieder aan,

Doch waarn ihre Glieder wie geschlaan[1114],
Natierlich hatt’n se von disser Jagd,
De Reed waarth[1115] nett mit gebracht.

[219]

Doch wie nu schpäter dis lautmarig wuur

200
Un die Forschtbeherde dis erfuhr,

Do wuur äne Zeit lang fort un fort,
Gekundschaft hie in gansen Ort.

     Doch schpäter drauf noch meh’rn Jahr’n,
Do hattenses[1116] nu doch erfahr’n,

205
Jedoch wuursch nett meh beacht’,

Gewehnlich wuur bluus noch gelacht.
Wänn Aener zufellig von daar Schaar,
Wänns verzehlt wuur derbei mit waar.
Un gesat wuur zu Schluß noch wichtig:

210
„Haar is doch jetzt gans wieder richtig!“




Ae Anreesoomd (Andreasabend).


     „Ach August nu häer[1117] mier mool zu,
Ich will Dier jetzt wos saan[1118]!“
Doch August schprooch: „Loß mich in Ruh,
Wos warschte wieder haan[1119],

5
Du wäßt ich muß mir Schweedle[1120] machen,

Hoob[1121] balle de Letzten verschoss’n,
Wahrscheinlich hoste Du wos zu lach’n,
Ich känn doch Deine Poss’n!“

     Doch Fritz schprooch mit arnsten Gesicht!

10
„Wänns Du es nett witt häern,

Su entgitt Dier äne schiene Geschicht,

[220]

Warscht wull harnoger knäern.
Nu goob d’r August ändlich noog,
Un ging zum Napper[1122] Fritz,

15
Verdrängt do sän Nachmittog,

Un macht mit manning Witz.

     Doch wiese ausänannergiehn,
Do gaan[1123] se sich de Hand,
Un Fritz sat: „Ach dis ward schien,

20
Paß auf dis ward scharmant.

De Hauptsach is, kimmt nett zu schpäät,
An Besten is nooch Achte[1124].
Vergaß nett dos alte Klääd,
Un mach ä Biss’l sachte.“[WS 51]

25
     Wies hatte ä Schauer off’n Thorm geschlaan[1125],

An August seiner Uhr is im Achte.
Do zeihter[1126] sich nu eiligst aan,
Gitt zu d’n Fritz nu sachte.
Jetzt machen Bäde sich zu racht,

30
D’r Fritz zeiht aan dos Klääd[1127],

Als Fraansbild macht’r sich nett schlacht,
Wuriewer d’r August sich deengt[1128] frääd[1129].

     „Nu kimmt de Reh[1130] an Dier August,“
Schpricht nu d’r Napper Fritz.

35
[WS 52]Jetzt schmeiß Dich orndig in d’r Brust,

Un setz ob Deine Mitz’.
Du setzt auf diss’n Cylinder,
Thust meine Scharmillije im,
Wos Schlachtes schteckt nett derhinter,

40
Du wäßt doch wie ich bin!“

[221]

     Haar[1131] moolt’ne[1132] nu sei Gesicht,
Mit Koll[1133] arscht richtig aan.
„Waar Du nu bist“ d’r Fritz jetzt schpricht,
„Soll sicher Käner saan.

45
Waar Dich jetzt sieht, dänkt im nu,

Du bist aus farne Land,
Wie hääßt’s doch gleich, glääb[1134] Kammern,
Wuus gitt dan Sunnebrand!“

     Nu giehnse Bäde außen Haus,

50
’s ward de hechste Zeit,

Un wannern arscht im Nachtesgraus,
Hin noch d’n „lange Veit“.
Dan schittelnse[1135] nu d’n Zaun,
Bränge de Gartenthier in d’r Fluuth.

55
Wie Bäde ihr Wark beschaun,

Do befindenses vor gut.

     Sie giehn nu wätter guten Muth’s,
Doch pletzlich sat[1136] Aener betroff’n:
„Kammerad mier schwaant nischt gut’s,

60
Aene Katz is iewern Waag[1137] geloff’n[1138]!“

Un wiese kumme in annerer Schtrooß[1139],
Do sah’n se halles Licht.
Gleich saat d’r Fritz: „Dis paßt famoos,
Dos is bein Schteier[1140] Wicht.

65
     Do kumme dissen Anreesoomd,

Viel junge Leit in Haus,
Die gießen Blei un halten ann,
Bis geenge Morring naus!“

[222]

Sie giehn off’n Garten zu,

70
Reißen ob vom Zaun Schtacketen.

Doch pletzlich in än Nu,
Gitt’r ganse Zaun gaar flöten.

     Nu giehn se an d’n Haus nahnt draan,
Setzen sachte aan äne Fahrt,

75
Un Fritz fängt zu August aan:

„Nu ower Ruh bewahrt!
Nu mach Dich draan, un schteig arscht nauf,
Ich bleib hie unten schtiehn,
Un paß derweile richtig auf,

80
Su ward’s am Besten giehn.


     Wänn d’r Holsbock[1141] off’n Schorrschtään[1142] schtieht,
Su kumm mant eilig zurick,
Domit wänn m’r morring dis Haus ansieht,
Bewunnert unner grußes Geschick!“

85
Und richtig wieses ausgedacht,

Su isses a geschah’n,
D’r August hott’n Holsbock naufgebracht,
Un will sich ä Biss’l besah’n[1143].

     Of ämool rännter sachte draan,

90
D’r Holsbock kimmt in wanken,

Im Haus fängt Alles zu schreie aan,
D’r August verliert de Gedanken.
D’r Fritz nimmt rasch wack[1144] de Fahrt,
Lett d’n August nu im Schtich,

95
Im Haus sich Alles zusammeschaart,

Un schreit gans farchterlich.

[223]

     D’r Fritz will sich verschteck’n,
Schpringt eiligst in d’n Schtall.
Zum Unglick is vergass’n wos zu verdecken,

100
Un haar kimmt hie zu Fall.

Haar ampelt nu mit Bään[1145] un Arme,
Un rufft: „Leit halleft[1146] mier doch,
Ach hottän Käner hie erbarme,
Ich versauf in diss’n Loch!“

105
     D’r August off’n Dach rufft: „Hillef!“

Un schauerlich klingts do runter.
Von unten schreit d’r Fritz nu nauf,
Die Sach ward immer bunter.
Sie schreie Bäde im d’r Wett,

110
Vergaablich[1147] is ihr Schreie,

Doch käner häert[1148] ihr Duett,
Bis geenge morring im „Dreie[1149]“.

     Do fah’rn[1150] Kammeraden aan[1151],
Un häern dis gruße Geschrei.

115
Zuarscht kann Käner vor Schreck wos saan[1152],

Bis dasse nahnt d’rbei.
Do sat ä Jeder „Alle Blitz“
[WS 53]Wos machst Du bei Dän Schteier,
Du wäßt Du mußt aanfah’rn Fritz,

120
Dos is ju ungeheier!“


     Doch Fritz sat: „Ich dänk ewig draan,
Meine Schuld is mier bewußt,
Kammeraden nammt Eich seiner aan,
Off’ Dach do sitzt d’r Gust.

[224]
125
Es is uns klaar mier sein verluurn[1153].

Wänn m’r uns hiedriewer freegt[1154],
Zu Schtroof[1155] kumme mier beis Buh’rn,
Oder waarn gaar obgelegt[1156]!“

     Wie d’r August d’n Dach runterkaam,

130
Un sie soong[1157] dis schiene Bild,

’s Lach’n gaar kä Aend wieder nahm,
Sätz thatense wie wild.
Doch nett d’r Fritz un d’r Gust,
Die waarn niedergeschlaan.

135
Un ihrer Schuld sich vull bewußt.

Weil sie wos Schlachtes[1158] gethan.

     Sie ginge nu häm[1159] un legten sich hin,
Die Schicht feierten sie aus,
Sie wollten arscht waarn[1160] annerscht zu Sinn,

140
Un sah’n wu die Geschicht schluug naus.

Dan sallem Tog kreengse Beschääd[1161],
Sie sollten kumme zu Verlasen,
Un Bäde saten sich vull Lääd[1162]:
„Nu sein mier Barkleit[1163] gewasen!“

145
     Gans schlimm fuul[1164] die Geschicht nett aus,

Schtroof hattense[1165] nett[1166] gekricht,
Sie fuh’rn wie frieher noch rein und raus,
Noch manche liewe Schicht.
Un wännse schpäter Schträäche[1167] huuern,

[225]
150
Su fungese Bäde aan:

„Lott mant die Bengels ungeschuurn,
Mier haans[1168] frieher a gethan!“




Daar gruße Wassermangel im Jahr 1892.


     Wänn hie bei uns off’n Barring[1169],
Sich zeing wieder de arschten Larring[1170],
Wänn aus d’n Thool[1171] un von d’r Heh’,
Geschmolsen ist d’r viele Schnee.

5
Wänn All’n ward äs Hartz[1172] su weit,

Weil kimmt die Schiene Friehlingszeit.
Su ward die Froog[1173] oft aangeschtimmt:
„Wie wull bei uns d’r Summer kimmt?“

     Zu hußes a im 92ziger Jahr,

10
Wie aam[1174] d’r Schnee geschmolsen war.

„Ach Gott“ saten[1175] Viele mit Kummer,
„Wänns doch mant wier[1176] ä treeger[1177] Summer,
Domit m’r hier nett wieder saan[1178],
Von viel’n Wass’r, wos mier schteets haan.

115
Domit nett wieder saat Jung un Alt:

„Wie is d’r Summer ower naß un kalt!“

     D’r Friehling troot nu prächtig ein,
Un brachte hauptsachlich Sunneschein.
Bis daß m’r hie of Fald un Fluur,

[226]
20
Von d’r Arbt all soog manniche Schpuur.

Do kame an än schiene Morring,
Of’s Neie wieder Gramm uud Sorring.
’s rähnte wieder sän alten Schtrich,
Un alle Frääd[1179] drim wieder wich.

25
     „Nu hamersch[1180]“ saten alle Leit,

„Jetzt kimmt wieder die alte Zeit,
Wudraan dis mant moog lieng,
Daß mier dan viel’n Rähn[1181] hie krieng?“
„Ihr freegt[1182] nu gaar noch wudraan?

30
Funge Annere nu wieder aan.

Dis leit bluus an unnern Ort,
Daar lett de Wolleck’n nett fort!“

     Un äne Wolleck[1183] is wie äne Bloos[1184],
Sie helt sich zusamme ganz fermoos.

35
Doch rännt se pletzlich wu aan,

Su braucht m’r käne Angst im Rähn zu haan.
Drim sa ich a mit Racht und Fuug,
Mier lieng äänfach hie zu huuch[1185].
Ower trotzdan musses Jeder geschtiehn,

40
In Annerschbarrig isses daar Heh waang[1186] schien.


     Dänn deshalb is hie a d’r Reiz,
Un die Ahnlichkäät mit’r Schweiz.
Iwer Wiesenwachs känne mier nett klaan[1187],
Obgleich m’r mit Kartoff’ln kä Glick hie haan!

45
„Nu ja“ sate jetzt wieder äne Fra[1188],

„Kartoff’ln kring mier doch hieha.
Wie lang hot m’r off’n treeng Summer gewart,
M’r ward ju schließlich wass’rhart!“

[227]

     Nu kaam d’r Summer, noog All’n ihr’n Sinn,

50
Su ginger ohne Rähn a hin.

Un seit lange, lange Woch’n,
Waar gut Watt’r ununterbroch’n.
Nu huur m’r Viele wieder määne:
„’s kännte dreist all wieder rähne!“

55
Jedoch d’r Rähn waar zu Aend,

’s Bloot[1189] hatte sich jetzt gewänd.

     Un brooch[1190] ä neier Tog nu aan,
Su dachte Jeder mit Schreck’n draan.
Dänn machtig brännten de Sunneschtrahl’n,

60
Un verursachten Viel’n de greßten Qual’n.

Un draußen of Fald un Fluur,
Do sog m’r d’r Hitz’ deitliche Schpuur.
Un uumdrein[1191] von farn un nah,
Drohte a noch de Chollera.

65
     Un jetzt gaar mit Gramm und Kummer,

Klat’n Viele iewer zu treeng[1192] Summer.
Doch ohne Rähn gings wätt’r Tog un Nacht,
Un trotzdan de Torner[1193] äne Fahrt gemacht.
Su schtellte sich doch kä Imschlook[1194] ein,

70
’s schien wie wänns zu Aend sollte sein.

Dänn wänn sinst daar Verein hatte wos unternumme,
Su hatte m’r gewehnlich än Nass’n bekumme.

     Die Arndt[1195] waar mitt’r Zeit eingebracht,
Un hatte sich gans gut gemacht.

75
Jetzt ower kaams, daß m’r jeden Tog,

Nong Wasserschtand im Oderteich[WS 54] soog.

[228]

Dänn lang kunntes nett me reck’n,
Dis sate sich Jeder mit Erschreck’n.
Drim schluchzten Mehere: „Arch arme Gemään[1196],

80
Du mußt verdorschten, kimmt balle kä Rähn!“


     Doch schlachter wuursch von Tog zu Tog,
De Wass’r ließen fortwahrend noog.
Su kaams dänn eh’r m’r sichs gedacht,
Wuur in Faweriken[1197] Schicht gemacht.

85
„Paßt auf“ hußes[1198] wos mier arlaam[1199],

In wech’r Angst mier im Winter schwaam[1200].
Dänn kimmt arscht Eis, Frost und Schnee,
Su häern[1201] mier wos, dänn Hunger thut weh!

     Aengstlich wuursch Viel’n zu Sinn,

90
In Bett legte sich Mannicher nett hin.

Bei jeden Gereisch in d’r Nacht,
Wuur Alles im Haus muntergemacht.
Doch ohne wos zu passiern verging die Zeit,
„’s hot nischt zu saan[1202]“ saten sich de Leit.

95
Un äs wuur dervon nett me geschproch’n,

Bis dasses huuß: „’s is eingebroch’n!“

     Jetzt wuur ä Tumult un ä Geschrei,
M’r langte eiligst Polezei.
Alles waar außer Rand und Band,

100
Jeder lof nong Interland[1203].

„Na ower“ hußes „is dis ower schtark,
An hall’n Tog schtahl’nse su viel Mark.
Do theets ju Nuuth[1204] in unner Sanc,
Hette Jeder än feierfesten Schrank.“ —

[229]

105
     Un wahrscheinlich seins a Meh’[1205],

Die schtahl’n sich’r nog d’r Reh.
Sie fange äänfach unten aan,
Bis daß m’rsche in Ewerland[1206] haan[1207]!
Un kaum wuur dis gesaat,

110
Do wuur von Viel’n fortgejaht.

Dänn Jeder dachte in dan Wahn,
De Reh[1208] wär an ihn all draan.

     Bluus Aener[1209] sate mit greßter Ruh:
„Bei mier faßt lächzen[1210] Käner zu,

115
Dänn ich muß schteets unner Vermeeng[1211],

Meiner Fra untern Koppkiss’n leeng[1212].
Un deshalleb hoob ich käne Sorring,
Do leits mier sicher un geborring.
Dänn eher Aener kimmt an Portmane,

120
Muß meine Alte arscht in d’r Heh.“


     „Un dis dos wäß ich gans beschtimmt,
Daß die su lächzen Käner nimmt.
Doch sollte Aener su frach doch sein,
Un brech in meiner Wuhning ein,

125
Beseeg dänn bei Tog sei Misgeschick,

Meine Alte brechter mier wieder zurick.
Drim bin ich a sicher in män Quartier,
Dänn meine Alte langt Käner mier!“

     Nu kaams dänn, daß in manning Haus,

130
M’r blies nu gaar de Lamp nett aus.

D’r Zuschtand wuur jetzt a immer,
Von än Tog zum Annern schlimmer.

[230]

Dänn äs fung a in d’r Gescheftswalt aan,
Un Jeden Gescheftsmann huur m’r klaan[1213]:

135
„Ach Gott jetzt kimmt de Weihnachtszeit,

Un nu kä Gald unter de Leit!“

     „Jetzt is nett allään Sunntigsruh[1214],
De Woch’ntoge kumme a derzu.
Wänns nu nett balle ward gelinder,

140
Su wards vor uns ä schlachter Winter!“

M’r soog[1215] drim meh’ wie frieher in d’r Karrich[1216],
Die Gescheftswalt vertraten aus Annerschbarrig.
Un Jeder hie aus unnerer Gemään[1217],
Daar batte im Schtill’n jetzt im Rähn.

145
     Un pletzlich nu mit än Mool,

Waar Frääd of Barrig iun im Thool.
’s ruffte Jeder, Klään un Gruuß:
„Gott loom Dank, jetzt gitt’s luuß!“
„Ach guckt doch“ schtimmte äne Fra mit ein:

150
„’s rähnt ju gaar von uum[1218] rein.“

„Na hrrich,“ fung ihr Mann jetzt aan:
„Dis hott’s doch ower immer gethan!“

     „Nu schweig“ ruffte se „hoob[1219] mich nett zum Besten,
Sinst rähnts schteets aus Sied un Westen.

155
Un heit guck hin, un glääb[1220] män Worten,

Rähnts nu gaar huuch aus Norden.
Paß auf, m’r markt’s nett of d’r Schteet[1221],
Unnere Aard[1222] hot sich sicher gedreht,
Nu sitz’n mier drinne in d’r Glämm,

160
Mier sein hie gaar nett derhäm[1223]!“

[231]

     Doch schließlich rähnte äs nett lang,
Un Kellt und Schnee waar wieder im Gang.
Sugaar bei d’r Kellt an än Morring,
Huur m’r Alles laabhaft schtorring[1224].

165
Un allerwaang wuurn die Worte geschproch’n:

„Of d’r Hoffning[1225] haanse eingebroch’n!“
Doch de Hoffning ließ se giehn zu Schanden,
Weil se nischt zu schtahl’n aanfanden.

     Obgleich nu Alle sich gedacht,

170
Daß Weihnachten hette wull Rähn gebracht.

Su hatte dis a fahlgeschlaan,
Dänn äs fung deengt[1226] zu Schneie aan.
Drim schittelte bedänklich Mannicher d’n Kopp,
Un sate: „Friern de Wass’r uns ob,

175
Tritt disser Iwelschtand noch ein,

Dänn laab wull[1227] du Gänsewein!“

     „Laabt wull ihr Barge, du schiener Forscht[1228],
Wänn ihr wieder grient[1229], sein mier verdorscht[1230]!“
„Ach liewer Gott“ ruffte Jeder aus,

180
„Mach doch bluus ä Aend hiedraus.

Mier woll’n ju a nett wieder klaan,
Wänn mier viel’n Rähn hie haan,
Ach schtell doch bluus die Kellt jetzt ein,
Mier woll’n a schteets zufrieden sein!“

185
     Jetzt wuursch nu ower de hechste Zeit,

’s sollten nämlich viele Leit,
Von d’r Gruub d’n Forscht waarn iewergaan,
Wänn sich nett balle ließen Wass’r sahn.

[232]

Drim blickte ängstlich Jung un Alt,

190
Wännse huern[1231] von d’r Arbt im Wald.

Dänn obgleich in d’r Aard[1232] ward nett geschuunt[1233],
Su waarnse[1234] doch dis nett gewuhnt.

     Mit Seifzen, Schluchzen und mit Klaan[1235],
Brooch ä Tog[1236] nong Annern aan.

195
Un in d’n Schtroßen un d’n Gass’n,

Doch log d’r Schnee in grußen Mass’n.
Daß fast sugaar manniches Haus,
Kaum guckte aus d’n Schnee noch raus.
D’r Schneeflug kreeg gaar käne Bahn,

200
Und fortwahr’nd blieb mit Schneie draan.


     Nu waarsch[1237] mool wieder su Tog,
Daß m’r ängstlich dan Watt’r zusoog.
Un gerood waarsch gewiß gemacht,
Dasses verbei waar mit d’r Arbt im Schacht.

205
Do kam pletzlich Aener im Galopp,

Trotz grußer Kellt im blusen Kopp,
Un ruffte laut mit frädiger Schtimm:
„Paßt auf, ’s gitt mit Rähne im!“

     „Nu lott mant Alles schtiehn[1238] und lieng,

210
Mei Barometer is geschtieng!“

„Nu horrich“ hußes nu von All’n,
Wänns rähne soll su muss’r doch fall’n!“
„Un dänn“ fruug äne Fra[1239] nu wichtig:
„Gittt dänn Deiner a wull richtig?

215
Dänn mei Alter hot än mitgebracht,

Daar hot’s all eftersch falsch gemacht!“

[Heft10]

Erzählungen
vom Oberharz
in Oberharzer Mundart.


Von
Louis Kühnhold
in St. Andreasberg.




Heft 10. – 1896.


Höhenkurort St. Andreasberg im Harz.
Zu haben in der Buchhandlung von Aug. Bolte.
Im Selbstverlag des Herausgebers.

Preis à Heft 25 Pfg.


[233]

Daar gruße Wassermangel im Jahr 1892.
(Schluß.)


     „I, freilich“ sat’r: „Haar[1240] hatte sich bewaagt,
Un do bin ich gleich hie haar[1241] gefaagt[1242].
Gatt paß sein ä paar Schtunne vergange,

220
Dänn hot’s zu Rähne aangefange!“

Un wie nu aam[1243] nu ä Jeder,
Die Gedanken hatte beim Barometer.
Do schrier pletzlich äne Fra,
Aus vull’n Hals: „Au un Aah!“

225
     „Harrejeses[1244] Mädel“ hußes, „wos hoste[1245] dänn vier,

Schteckt dänn gar d’r Satan in Dier!“
„Ach Gott“ sate se nu all matt’r,
„Mier krieng gewiß anner Watt’r[1246].
Ich hoob su ä Schtach’n in d’n Karper[1247],

230
Wie wänns gescheeg mit’n schpitzing Scharper[1248],

Un immer wänns dis hot gethan,
Su fungs a balle zu Rähne aan!“

     Su kaams a, dänn die follingte Nacht,
Die hattes zum Rähne a gebracht.

235
Un fruh schluug wieder jedes Hartz[1249],

Ae Jeder blickte himmelwarts,
Un dankte Gott dar uns bewacht,
Un Alles schteets noch gut gemacht.
Ja gut ward’s a immer giehn,

240
Wänn trei mier zum Harrgott schtiehn.

[234]

     Drim soll d’r Mänsch nett gleich verzoong[1250],
Wänn mannichmool in schlachten Toong[1251],
’s scheint als blickte von d’n Himmel,
Kä wachend Aag[1252] ins Waltgetimmel.

245
Dänn immer in d’r hechsten Zeit,

Is Gottes Hillef a nett weit.
Drim soll d’r Mänsch a mit Vertraue,
Zu jeder Zeit aufwarts schaue.




Aene Nacht im Samsoner Schacht.


     Unvergaßlich bleibt gewiß daar Toog,
Wu äänst iewer Annarschbarrig Unwatt’r luußbrooch.
Wies ängstlich ging von Mund zu Mund,
Daß viele Barkleit käme noch Grund[1253].

5
Gewiß hot schäterhin noch Manniger gedacht

An in daar Zeit, letzten Fahrt im Schacht.
Dänn wu frieher vielfach Lieder gesunge,
Is an dan Tog mannicher Seifzer erklunge.

     Mehere Jahre waarn seitdan vergange,

10
Of d’r Gruub waarsch wieder bess’r gegange,

Un vielfach huur m’r de Leit hie saan:
„Hatte m’r frieher seche Aerze[1254] wie m’r jetzt hie haan,
Su schtändes besser mit unnerm Ort,
Dänn brauchten sicher Käne fort.

15
’s kläng gewiß im gansen Hauf,

Viel bess’r wie heit d’r Gruß: „Glick auf!“

     Gans annerscht waarsch jetzt im Schacht
Seit die Buhrmaschiene aangebracht,
Wu frieher mit’n Feistel wuur geschlaan,

20
Troot m’r jetzt mit Maschiene aan.
[235]

Wu frieher wuur Schtunne lang geknufft[1255],
Geschoog in Minuten jetzt dorch Luft
Un dis waarsch wos ich nett kunnte dänken,
Wollte drim su racht män Glaam[1256] nett schänken.

25
     Ich dachte drim vor all’n Schtreitereien,

Schtiehste dich an Besten un fährscht salwer nein.
Ich waar nu all mehre mool nong Gäbel[1257] marschiert,
Doch äs huuß schteets: „’s is nett geheier,
Wahrscheinlich fährt d’r Ewerschteier[1258],

30
Un kricht Dich daar zu sahn,

Su kanns d’n greßten Arger gaan[1259]!“

     Nu waarsch mool ä Sunnoomd[1260] im 90ziger Jahr,
Ae Tog waarsch im Januar,
Dan Oomd waarsch sich’r, ich hatte vernumme,

35
Daß gans beschtimmt wier Käner kumme.

In aller Eil wuur äs Zeig haargekricht,
Un putzte mei verrostertes Licht,
Wickelte äs in Papier richtig ein
Un nahm’s als Paket untern Arm, zum Schein.

40
     Noch waar ich nett richtig bein Gäpel derbei,

Do huur ich’s ’s ging de Treiberei.
Doch domit ich d’n Waag nett vergaablich gemacht,
Ging ich nunter nong Gnader-Gott’ser[1261] Schacht.
Ich machte mich lächt, schteckte aan mei Licht

45
Un dachte wänn dich bluus Käner kricht,

Ich wußte kam’r wos zu,
Su waar ich salwer Schtärer d’r Ruh.

[236]

     Ich troot nu an Fahrloch, guckte arscht nein,
Doch ermuthigte mich män Licht sei Schein,

50
Dänn wänn m’r dänkt an daar Gefahr,

Su heem sich doch mitunter de Haar.
Doch ohne mich länger zu besinne,
Ergriff ich de Fahrt, un waar nu aam drinne,
Do ging mier pletzlich mei Licht gaar aus

55
Un wie ich’s besoog war d’r Knuten[1262] raus.


     Jetzt schtand ich im Finstern, dachte an dan Jahr’n,
Wu ich all eftersch im Finstern gefahr’n.
Ich fuhr mit Bedacht drim tiffer nein
Un soog schließlich unter mier hall’n Schein,

60
D’r Kunstknacht waarsch un hatte aangeschmäert

Un derbei mei Gereisch im Schacht gehäert.
Haar wußte drim nett, woss’r sollte saan,
Wie ich im Finstern nu kam aan.

     „Guck“ saat ich „dis leit an män Licht,

65
’s will nett me bränne seit d’r letzten Schicht,

’s is gewiß daar Schreck von vor 5 Jahr’n,
Daar is in dan Licht mit neingefahr’n!“
„Ach Jung“ sat’r „an disser Zeit,
Do dänkt noch Manniger draan bis heit,

70
Glääb sich’r ich hoob unterdass’n,

Die Zeit gewiß noch nett vergass’n!“

     Un wie ich nu drinne waar im Schacht,
Do hoob ich Alles richtig betracht.
Doch wätt’r gings nu in korzer Zeit,

75
Do troof ich a de arschten Leit,

So sozen zusamme nett weit vom Schacht
Un hatt’n gerood Pause gemacht,
Ich huur kä Lach’n, kä frehlich Wort,
Dänn Schtille harrschte an dan Ort.

[237]

80
     „Glick auf!“ Ruffte ich mit frehlicher Schtimm

Un guckte derbei rundimmedim[1263]
Un soog derbei su mannich Gesicht,
Wos ich frieher hatte nett zu sahn gekricht.
Verschreckt guckten sich Alle aan

85
Un Käner kummte arscht wos saan[1264].

Gewiß hatte sich Käner gedacht,
Daß ich se besuchte mool im Schacht.

     „Ower Jung“ ruffte Aener aus ihrer Mitt’,
„Du thust ower än gewogten Schritt,

90
Doch sollte m’r derhinter kumme,

Su ward’s Dier gewiß nett krumm genumme.
’s ward Jeder saan frank un frei:
’s is Interesse vor d’r Barkmanneleit[1265][WS 55].
Doch kumm un setz Dich, ruh Dich aus

95
Un nam mit Thääl an unnern Schmauß!“


     „Guckt hin“ schprooch’r wätt’r un guckte zur Seit,
„Nu freegt ne salver haar kännt die Zeit,
Wu mier in dan friehern Jahr’n,
Zusamme haan d’n Schacht gefahr’n.

100
Mier kame frädig jeden Morring

Un machten uns wenig Sorring,
Bis daß nu in äner Nacht,
Dos Unwatter wuur gebracht!“

     „Kammeraden“ sate ich „lott d’n Muth nett sinken,

105
Dänn su lang wie noch Aerze[1266] winken,

Do darf ä Harzer nett verzoong,
Dänn eftersch all noog triem[1267] Toong,

[238]

Do kam ä schiener Sunneschein
Un hoffentlich triffts a hie ein.

110
Drim schtieht mant fest ob Tog oder Nacht

Un halt zusamme treie Wacht!“

     „[WS 56]Un nu thutt m’r dan Gefall’n
Un häert[1268] mier zu, ’s gillt Eich All’n.
Ihr wißt, ich hatte mier viergenumme,

115
Gans häämlich mool hie haarzukumme,

Drim leegt wack jetzt äs Ass’n,
Mier woll’n arscht unterdass’n,
Betrachten mool de Buhrerei,
Wu Ihr im Ort jetzt seid derbei!“

120
     Un Alle huern of män Wort,

Gemäänsaam fuhr’n mier vorn Ort.
Ich fräde mich jetzt doch, daß ich’s riskiert
Un neingefah’rn unscheniert.
Ich hollef gleich mit bei d’r Arbt

125
Un hatte mich derbei gans schwarz gefarbt,

Dänn Alle wollten nu a gaarn[1269]
Ae piss’l eher fartig waarn[1270].

     Wie m’r de Arbt nu hatt’ vullbracht,
Fuhr’n m’r wieder hin zum Schacht.

130
Mier setzen uns noch alter Weis’

Gemiethlich zusamme in än Kreis.
Ich hatte nu in d’n Schacht,
Aen guten Trunk a mitgebracht,
Un Jeder greeg sei Kneistel[1271] raus

135
Un trank sei Trepp’l Schluck arscht aus.

[239]

     Verzehl’n thaten mier uns viele Sach’n,
Arnste Geschichten, a Witze huur m’r mach’n,
Daß mitunter äs schallte im Schacht,
Wänn waar mool ä Schnitzen gemacht.

140
Mier dachten jetzt an kän Gefahr’n,

Dan mier hie ausgesetzt doch waar’n.
Mier fiehlten uns sich’r un geborring
Un vergoßes Alles bei d’n Schtorring[1272].

     Aener verzehlte nu unscheniert,

145
Von Schpaas’le[1273] die frieher waarn passiert:

„Wäßtes dänn noch, frieher bein Buhr’n?
Ich hoob äs Getees noch vor de Uh’rn[1274],
Wänn unnere Lech’r wuurn wackgeschoss’n
Un daar Aene vorn waar immer verdross’n,

150
Weil’r immer waar d’r Letzte

Un drim de Lech’r immer mit besetzte[1275]!“

     „Ja“ sate ich „trotz seiner Kraft,
Hott’r nett me wie mier geschafft!“
„Halt“ ruffte ich „jetzt fellt mier wos ein,

155
’s ward diss’n un d’n Annern a bekannt noch sein.

„Aen Morring waarsch, ’s wuur ä Dritt’l[1276] gemacht
Un Zääng[1277] zum Buh’rn waarn aangebracht,
Mier mußten die mier zusammehuern,
Ae Jeder in dan Dritt’l ä Loch noch buh’rn.

160
     Ich kanns un bis heit nett saan,

Waarsch[1278] hatte zum Schuur gethan.
Ich wäß bluuß wie de Lech’r obgenumme,
Daß mier mußten Alle zusamme kumme.

[240]

’s hatte nämlich Aener, sän Name will ich nett saan,

165
Sei Loch gerood in d’r Wang[1279] geschlaan,

Un d’r Interschteier[1280] machte derzu ä Gesicht,
Wie noch Käner hatte zu sahn gekricht.

     „Bängel“ ruffte d’r Interschteier,
„In Deiner Näh’ isses nett me geheier!

170
Heebt dis Loch“ sater mit lachring[1281] Mund,

[WS 57]Su gitt d’r ganse Schacht zu Grund!“
D’n annern[WS 58] Tog kam d’r Ewerschteier,
Daar versicherte All’n huuch un theier
Un[WS 59] sate: „Hette dis Loch gehuum,

175
Su wäär Annerschbarrig sich’r verschuum[1282]!“


     Noch diss’n Worten, dis kann ich Eich saan,
Do brooch sich äne heitere Schtimmung Bahn
Un mier that’s warklich Lääd,
Unner Kammerad traurig un mier vull’r Frääd.

180
Ja, schließlich sat’r gaar zu mier:

„Diss’n Schpaaß verdank ich Dier,
Dänn Du gerood waarscht vor mier uum
Un host äs Zääng mier verschuum!“

     „Ich wässes noch,“ sate ä Annerer un guckte mich an,

185
„Jetzt noch eftersch dänk ich draan,

Wänn mier frieh’r hatt’n Schicht gemacht,
Un fuhr’n in d’r Heh nu im Schacht.
M’r huur kä „Ach“ m’r huur kä „Weh“,
Mit Gesang gings schteets in d’r Heh.

190
Trotz schwärer Arbt von Oomd’s bis frieh,

Harrschte schteets die greßte Harmonie!“

[241]

     Mit diss’n Verzehl’n verschtrich die Zeit
Un äs Aend d’r Schicht waar nett me weit.
Doch wuur von uns nett draan gedacht,

195
In d’r Heh zu fahr’n in d’n Schacht.

Un äs dauerte a gaar nett lang,
Su erschallte aus unnerer Mitt’ Gesang;
Hauptsachlich äs Harzer Barkmannslied,
Dos sang ä Jeder aus vull’n Gemieth.

200
     Mier sange un sange immer wieder,

Heitere un a tragische Lieder,
Bis daß Aener fuul pletzlich ein:
„Jungs mier mußten all draußen sein!
Dos hääßt dis is ower nett schlacht,

205
Macht Eich eiligst nu zuracht,

Eher schließlich waar kimmt rein,
Dänn ängstlich waarnse[1283] draußen sein!“

     In all’r Eil ging’s wieder in d’r Heh,
’s dauerte nett lang un ich soog Kän me.

210
Ich fuhr wieder in d’n Gnader-Gott’ser Schacht,

Mier waar nämlich dos Verschrach’n gemacht,
In Fall ich nett draußen sollte sein,
Su kääm Aener[1284] ä paar Fahrten nein.
Doch wiese kame hat ich all gelauert,

215
Un mich in Gäpel hingeknauert.


     Mier nahme nu Obschied un rasch gings fort
Un schtille waarsch im gansen Ort,
Ich kam nu häm deengt aufgereegt,
Schpäät hoob ich mich arscht hingeleegt,

220
Doch hoob ich noch deengt lang gewacht,

Fortwahr’nd waar ich noch im Schacht.
Un wänn mei Trääm sich noch erfillt,
Ward Alles „Ach“[WS 60] un „Weh“ geschtillt.

[242]

Aene Juwelfeier im Brähaus[1285].


     Huuch schtand de Sunne an hall’n Himmel,
Hääß drange die Schtrahl’n in Aardengewimmel.
Un rimmerhaar of Fald un of Fluur,
Do zeigte sich ippig die schiene Natur.

5
Un sog m’r hin bräät un weit,

Su sog m’r lauter ermattete Leit.
Die alle Schatt’n suchten nog un nog,
Dänn ’s waar ä häßer Julitog.

     Un diss’r Julitog daar waar

10
Aenst im 1870ger Jahr.

Wu ermattet von des Toges Mieh,
Fast Jeder soz dan Oomd wull hie.
Un beschproch mit d’n Anner im änge Kreis
Des Mänschen Dosein in jeder Weis’.

15
Un Alle die schproong oder zuhuurn[1286],

Dachten an dan Schwääß danse verluurn.

     „Nu horcht“ sate Aener „heit dachte ich mier,
Ach hettig doch bluus ä Glas’l Bier,
Von dan, wos d’n letzten Schitzenhof,

20
Vergaablich in män Hals niederlof.

Su isses ower, bei d’r Arbt gitt’s Gänsewein,
Tritt dänn ower ä Fasttog ein,
Hott m’r gleich kän Dorscht, su isses die Begier
Un trinkt dos främde Bitterbier!“

25
     „Iwerhaupt ich hoob mier all gedacht

Wurim ward sech Bier nett hie gemacht?
Ae grußes Brähaus schtieht bei uns hie,
Daar alte Braumäster gitt sich alle Mieh.

[243]

Un wier a[1287] wänn mier die Nuuth ihn klaan,

30
Oder gaar dorch d’r Blum ihn es saan.

Dernoch trachten unnern Ort zur Zier
Un braue a gutes Bitterbier!“

     „Dis verschtiehst Du nett“ sate ä Annrer in Ruh,
„Do hot daar kä Gezäh[1288] derzu.

35
’ wäär ju dorchaus nett schlacht,

Greeng m’r hie su än Schtoff zuracht,
Dänn behiel’n m’r doch dos viele Gald,
Wos jetzt geschickt in d’r Walt.
Na hoffentlich isses nett me weit,

40
Dänn kimmt vorn Ort a disse Zeit!“


     Entsetzt blickte Jeder pletzlich in d’r Heh
Un manning sei Gesicht war wie d’r Schnee.
Dänn bluutruut[1289] sog d’r Himmel aus
Un schmiß sän Schein of jeden Haus.

45
„Ach liewer Gott“ sate Jeder mit ängstlicher Schtimm,

„Do brännts wu un gewiß artig schlimm.
Ower doch wieder kanns ä Brand nett sein,
Dänn zu ruhig is diss’r Feierschein!“

     „Macht Eich gefaßt, ’s is Krieg in Sicht!“

50
Ruffte äne Greisin, jedes Wort hatte Gewicht.

„Dänn anno 15 wie Ihr wull gelasen,
Isses nämlich aamsu[1290] gewasen.
Ich wässes noch wie wänns wäär heit
Un sah noch die Angst bei alle Leit,

55
Wie d’n annern Tog daar Beschääd troof ein,

Napolion wollte iewern Rhein!“

[244]

     Verschtummt war Jeder ’s sate Käner ä Wort,
Niedergeschlaan ging Jeder fort,
Jeder guckte d’n Annern aan

60
Un dachte daar sollte wos saan.

Doch schließlich suchte sich Jeder de Ruh,
Jedoch ä Aag[1291] greeg Käner zu,
Dänn ängstlich waar Jeden zu Sinn
Un schmiß sich off’n Loger haar un hin.

65
     Un richtig gar nett lang dernog,

Zur Mittagszeit an annern Tog,
Do hattes Jeder all gehäert,
Daß Napolion hatte d’n Krieg erklärt.
Un zugleich troof die Nochricht ein,

70
Daß Jeder marschmasig sollte sein,

Daar es Kenigs Rock all hette getraan[1292]
Un sollte sich schtell’n bei d’r Fahn’.

     Sunnoomd waarsch, un in aller Frieh,
Waarsch all laabhaft in Schtroßen hie.

75
Un Alle waarn nu deengt[1293] geriert,

Iwer dan wuus huuß „obmarschiert“.
Fast Alle goomne ’s Geläät
Un schproong: „Gott ga uns die Frääd
Un loß von dann mier Obschied genumme,

80
Gesund un munter wiederkumme!“


     Die Zeit ging hin, aus waar d’r Krieg,
Mier hatt’n ä Käserreich erkämpft mit Sieg,
Un frädig waar Alles in dan Toong[1294],
Weilse balle die Schtreiter wiedersoong.

[245]
85
Die in daar Zeit iewer ihr’n Laam,

Schteets mußten in d’r Angst wull schwaam,
Un jetzt mit Ruhm kame zurick
Un brachten wieder Frääd un Glick.

     „Wos woll’n m’r dän mach’n?“ Huur m’r Viele saan,

90
Kumme unnere Junges wieder aan,

Su ohne wos kann dis nett gieh’n,
Die miss’n eh’rnvull einzieh’n.
Die Hauptsach is mier schpänden Bier,
Dänn doderdorch erreing mier

95
Das Schtimmung kimmt, un is die do

Su mach’n mier Alle viel „Hallo“.

     Daar Einzugstog waar nu vorriewer
Un doch ging’s immer noch iewerndiewer.
Un ließ sich of d’r Schtroß[1295] ä Schtreiter saan,

100
Su warer gleich von Viel’n imgaan.

Haar[1296] mußte verzehl’n von jeder Schlacht
Un wie viel dasser tudt gemacht,
Un ebb su ä Tureo oder ä Zuav
Zu ausseeg wie bei’n Fotograf?“

105
     Doch mit än Schlook waar Alles vorbei,

’s erklang all wieder ä Schmarzensschrei.
Ae Wort waarsch, wos hie fort un fort,
Aen Jeden argerte in d’n Ort.
Dis äne Wort schlug allerwaang Feier

110
Un klang su harmluus „schtädtische Schteier!“

Doch Manniger schtotterte mit innrer Qual:
„Ach suwoß gaar „crimmenaal“!“

[246]

     „Wißt Ihr, wurim die Schteier[1297] su is getääft[1298]?“

115
Ruffte Aener daar rimmehaar waar geschwääft.

„Crimmenaal“ ward dorim gesaat,
Weil dis d’r Name is zu d’r That.
Dänn „grimmig“ ward wull Jeder sein,
Reckt m’r d’n Schteierzettel rein.

120
Un än Naal[1299] hot a Jeder im Kopp,

Waar gelääbt die Schteier kimmt wieder ob!“

     „Wurim“ huß es vielfach nu laut,
Ward hie kä Bitterbier gebraut.
An neie Schteiern ward schteets gedacht,

125
Ower ä anner Getränk ward nett gemacht.

Känntes dänn iewerhaupt nett meglich sein,
Daß ämool äne Zeit treet ein,
Wu geschproch’n wier mit fruhe Muth:
„Unner Brähaus macht Alles wieder gut!“

130
     Un richtig ’s dauerte nett me lang,

Do waar d’r Zeitpunkt do im Sanc.
Im Brähaus wuur Alles aufgeriss’n,
Wos schlacht, wuur gleich wackgeschmiss’n
Un Alles of’s Beste eingericht,

135
Sugleich Fäss’r gekääft[1300] und richtig verpicht.

Un d’r arschte Brau wuur gemacht,
Nu frug ’s sich wierer waar vullbracht.

     „Ausgezäängt, harrlich!“ hußes schpäter von All’n,
„Is dis Bier ower ausgefall’n!“

140
Drim wuur nu rasch a wättergebraut

Un immerme noch aangebaut.

[247]

Sudaß wie rim waar ä Jahr,
Die vulle Einrichtung fartig waar.
Un Kaller und Logerreime wuurn gemacht,

145
An Alles wuur sugleich gedacht.


     „Nu woll’n m’r Eich ämool wos saan“,
Funge weche von Magischtraat hie an,
„Tritte mool ä Jahr bei uns ein
Wu 1000 H.-L. getrungen sein,

150
Su gitt’s Freibier oder gaar än Ball,

Dos gitt die Beheerde[1301] of jeden Fall.
Drim lott jetzt wack dan Alkohol
Un trinkt Bier zum schtädischen Wohl!“

     „Nä, dis haan mier bis jetzt nett gethan“,

155
Funge Mehrere zu gleicher Zeit nu aan.

„Mier trinken bluus Tog vor Tog
Schnaps un Bier, ’s häßt äne Loog.
Von Alkohol wos uns ward viergeschmiss’n,
Mier sicherlich gaarnischt wiss’n.

160
Nä, nä do dänken mier nett draan,

Dis haan gewiß Annere gethan!“

     Nu troten dänn Viele zusamme
Un waarn nu gans Feier und Flamme.
„Kinnersch“ huß es „lott’s bieng oder brach’n,

165
Mier woll’n uns änanner verschprachen,

Daß m’r nie främdes Bier woll’n trinken
Un wänn die Warthe noch su schien winken.
Kä främdes Bier beriehrt unnere Lipp’n,
An uns soll sicher Käner tipp’n!“

170
     Jahre verginge, ’s ännerte sich die Zeit

Un Viele nu von de Leit,
Die geschtraabt[1302] hatten mit That un Wort,
Vorsch allgemääne Wohl im Ort.

[248]

Die hatt’n in ihr’n Laamstoong[1303]

175
Mit anner Kummer sich zu ploong[1304].

Drim huur änzeln hin un wieder,
Daß Aener fruug wull nog die Liter.

     Un wuur gesaat nu Beschääd,
Su schproch wull Mannicher in sän Lääd:

180
„Ach Gott wos muß m’r do erfahr’n,

Waar wäß ob in unnern Jahr’n,
Wull tritt dos Frädensjahr noch ein
Wuus 1000 H.-L. sein!“
„Wurim“ sate mannicher Annrer in Jammer:

185
„Brängt m’r ’s Brähaus nett untern Hammer!“


     Ja Mannicher schprooch nu Vieles sugaar,
Wu m’r wußte ’s waar garnett wahr.
Su wollte Aener haan getroff’n,
Daß Bier im Feiergroom[1305] waar geloff’n.

190
Un Jeden wollter d’r Hand drauf gaan,

Daßer de Fisch hette betutelt gesaan,
Un ’s Wasser hette sich orndig gebeimt
Un hette wie Bitterbier gescheimt.

     Un wieder Annere, die Bier ausschänkten,

195
Die Beheerde in daar Weis’ kränkten,

Daß wänn äs Bier waar schlacht im Gloos[1306],
Sie verachtlich verzuung nu de Noos[1307]
Un saten gewehnlich ziemlich laut:
„Dis schiene Bier ward hie gebraut!“

200
Oder scheimtes un waar gut äs Bier,

Su setztenses als „Främdes“ vier.

[249]

     Su gings nu wätter, fort un fort
Un unruhig waarsch mitunter im Ort.
Aene Schtimmung troot mitunter ein,

205
Wiese nett kunnte schlachter sein.

Jedoch hette Mannicher in de Bicher gesah’n,
Su hette sich d’r Arger[1308] wull gegaan,
Dänn trotzdann Arger un Verdruß,
Baute äs Brauhaus Uewerschuß.

210
     Die Zeit verging, un manniches Jahr,

Noch alter Weis’ vergange waar.
Un wieder of Fald un Fluur,
Do zeigte sich des Summersch Schpuur.
Hääß waarsch numdrein ungemään,

215
Ae Jeder hoffte schteets of Rään,

Un Viele schproong in daar Gefahr:
[WS 61]„Dreinneinzig“ ward ä Unglicksjahr!“

     Obgleich die Arnd waar nett gans gut,

220
Su verluur doch Käner gleich d’n Muth.

Hauptsachlich wie m’r schprooch nu wieder,
Von waang daar 1000 H.-L.
Dänn bluus die Hitz die hat’s gebracht
Un die Rachning waar gleich gemacht.

225
Daß ungefahr zum Weihnachtsfast,

Verschänkt wuur d’r letzte Rast.

     December waarsch, nu in d’n Sanc
Do log su Mannicher, ach su krank,
Die Influenza, diss’r schlimme Gast,

230
Hatte Manning fest imgefaßt.
[250]

’s schtöhnte Manniger of sän Loger[1309]:
„Ach liewer Gott wie waar ich moger[1310],
Wänn sich dis balle nett wieder gitt,
Macht Mannicher dos Fast gewiß nett mit.

235
     Nu waarsch su ä Decembertog,

Do wußte Käner wiene geschog,
’s waar ä Ränne of d’n Schtroßen
Un Alles waar gans ausgelosen.
Die Kranken schprange in d’r Heh,

240
Die Kinner schmiss’n sich in Schnee,

Un in dan Woong[1311] auf un nieder,
Erklang: „Dausend Hectoliter!“

     Nu wuur ä Laam[1312] un ä Gethu,
D’n gansen Tog ohne Rast un Ruh,

245
Hauptsachlich an d’n Nachmittog,

Do wuur an greßten äs Gewog.
Wie ’s letzte Faß, sein zurachtgemacht
Wuur noch d’n elften Warth gebracht.
Un Jung un Alt ging fruh un munter,

250
Als Gefolge mit „zur Börse“[1313] nunter.


’s dauerte nett lang dänn im Nu,
Do fand dis Bier vor immer Ruh’,
Un frehlich wuur ’s Glos geschwänkt,
Wie d’r letzte Troppen beigesänkt.

255
Jetzt hußes: „Dis is fein gekumme,

Daß daar[1314], daar sei gans Bier genumme.
Daar dis thate schteets frei un bieder,
Nu a verschänkt ’s 100 000 L.

[251]

     Jetzt wuur nu allgemään de Frääd,

260
Die Fraans suchten ’s besten [1315],

Un Manniche all gaar in d’r Schtuub’,
All in Gedanken bein Tans, de Bään all huub.
Un Viele von männling Geschlacht,
Machten sich nu a zuracht,

265
Un zehlten derweile an Fingern ob,

Wie viel dasses trug of’n Kopp.

     Su sozen nu Viele im änge Kreis
Un vertriem sich de Zeit in jeder Weis’,
Bis dasses huuß schließlich bein Ass’n:

270
„Paßt auf, die haan[1316] uns vergass’n!“

Doch wie erklang of’n Schtroßen,
Of ämool lautes Harnerblosen,
Do schrier Alles Klään un Gruuß:
„Vivat Huuch, jetzt gitt’s luuß!“

275
     Doch vergaablich waar Viel’n ihre Frääd,

Die Fraans zuung wieder ob ’s Klääd,
Un Mannicher schittelte sän Kopp
Un sate un guckte d’r Schtros’ arscht nob:
„Waar wäß an Aend is d’r Raum zu klään

280
Un gitt nett nein de ganse Gemään[1317],

Do fängt m’r bei dan arschte Mool aan,
Die bluus hiesig Bier getrunken haan!“

     Jedoch ä Paar von dan Alten,
Die ließen sich derhäm[1318] nett halten,

285
Die trooten nu arscht ä Schauer,

Verschluhl’n of d’r Brähausmauer.

[252]

Un schließlich wie nu Ruh troot ein,
Do gucktense zum Fanster nein
Un rufften zugleich wie äne Schtimm:

290
„Ach guckt doch bluus rundimmedim!“


     „[WS 62]Do sitzen ju a weche dermang,
Die tranken nett viel auf’n Sanc,
Un Aener sitzt ju a derbei,
Da trinkt an liebsten Lömmbrei.

295
Doch heit bein 100 000 L.,

Do seinse Alle wie de Brieder.
Doch schien isses trotzdan heit,
’s sein lauter gemiethliche Leit!“

     „Hoch Bachus!“ Gings in d’r Schtuub jetzt luuß

200
Un ’s schtimmte ein Klään un Gruuß.

Un wieder erteente mit vull’n Erguß:
„Hoch, hoch, hoch Gambrinus!“
Un „Hoch“ erschalltes ziemlich laut,
Dann daar dis schiene Bier gebraut.

205
Un dunnernd „Hoch“ d’n Magischtraat,

Daar schteets is do mit Roth[1319] un That!“

     „Kammerad“ sate Aener von den Alten verschtäert,
„Host Du dänn dis aam[1320] gehäert!
Mier giehn jetzt fort ohne zu besinne,

210
Do sein ju a gaar Främde drinne.

Sie schproong do von än „Gambrinus“
Un ä „Bachus“ trinkt von Iwerschuß,
Un mier schtien hie bei Mondenschein
Un gucken bluus zum Fanster nein!“

[253]

215
     Sie ginge nu fort in greßter Ruh

Un eilten d’n nachsten Warthshaus zu.
Ja, wiese kaum trot’n in d’r Thier,
Do winschten Bäde „Schtreitbarger Bier.“
„Dis haan mier nett“ hußes mit freindlicher Schtimm,

220
Iwerhaupt sech Bier brängt Eich nett rim.

Eiern Aussahn nog hatt’r än arding genumme
Un do soll „Krätzner“ gut bekumme!

     Doch kaum hattense d’n arschten Schluck gethan,
Do funge Bäde zu schprutzeln aan

225
Un schriern: „Ach is dis ä Framp,

’s is ju d’r räne Kehlerdamp[1321].
Im Alles, Alles in d’r Walt,
Nä dodervier haan mier kä Gald,
Mier winschen Bier aus unnern Ort,

230
Sinst gien mier gleich wieder fort!“


     Sie tranken nu noch meh’re Liter
Un ihre Ruh kam schließlich wieder.
„Kammerad“ sate dar Aene lallender Schtimm,
„Mit mier gitt Alles rundimmedim.

235
Nu kumm ’s ward all wieder gra[1322],

Mier miss’n nu noch unnere Fra[1323],
Paß auf die Geschicht ward noch schien,
Of d’r Ritz kann ich nett[1324] mee giehn!“

     Doch of’s Beste verging de ganse Nacht

240
Un Viele hatten schpäät Schicht gemacht,

Dänn schpäät an d’n annern Morring,
Do huur man in Schtroßen noch eifrig Schtorring.

[254]

Un wie nu d’r letzte Rast
Häm ging von dan schiene Fast,

245
Do ruffte Aener d’n Annern zu:

„Ach Annerschbarrig wie schien bist du!“

     M’r hots ju freilich nett gelasen,
Daß Mannicher is noch falsch gewasen
Un hot ’s deengt iewel aufgenumme,

250
Daß haar kä Bier hot bekumme.

Jedoch goobs nie äne Zeit,
Wu Aener waar zwisch’n de Leit,
Daar frei un off’n kunnte saau:
„Ich hoob än Jeden Racht[1325] gethaan!“

255
     Drim is de Hauptsach, daß Alle mier,

Wänns gilt trinken hiesich Bier.
M’r brauch su schlimm nett me zu heiern,
Wänn weniger waarn die schtädischen Schteiern.
’s kann dänn sein noch schpäterhin,

260
Thääl’n mier uns in dan Gewinn.

Drim sei daar Wunsch fort un fort:
„’s gieh schteets gut in unnerm Ort!“





  1. Buchschtam = Buchstaben.
  2. Barkleit = Bergleute.
  3. Anfahren = zur Arbeit gehen.
  4. Aengschaft = Eigenschaft.
  5. Unnern Sanc = Unsere Stadt.
  6. Fleet = Flöte.
  7. Barring = Berge.
  8. Larring = Lerchen.
  9. Laam = Leben.
  10. Trei = Treue.
  11. Eh’renkläd = Ehrenkleid.
  12. Wesch = Erzwäsche.
  13. Schteier = Steiger.
  14. Fetern = eine anstrengende Arbeit.
  15. Buh’rn = Bohren.
  16. Gresch = Groschen.
  17. Damp = Dampf.
  18. Schtunne = Stunden.
  19. Siewer = Sieber.
  20. Pap’nhee = Papenhöhe, Gasthaus vor Osterode.
  21. Schlok, Schleeng = Schlag, Schläge.
  22. Sump = Sumpf.
  23. Schwamschträg = Schwabenstreich.
  24. Reing = Reichen.
  25. Barger = Bürger.
  26. Heiln = Weinen.
  27. Puchrich = Pochwerk.
  28. Obnahm = Abnahme der gelieferten Arbeiten.
  29. Stuff = Stufe: Meßzeichen bei Gedingheuern.
  30. Heier = Hauer.
  31. Karrich = Kirche.
  32. Ass’n = Essen.
  33. Hart’ = Hirte.
  34. Kornzettel = fester Preis des Kornes für die Berg- und Hüttenleute.
  35. Forricht = Furcht.
  36. Holsha’r = Waldarbeiter.
  37. Farscht’ngald = Fersengeld.
  38. Baar = Bär.
  39. Farschter = Förster.
  40. Fraa = Frau.
  41. Hämwag = Heimweg.
  42. Arschter = Erster.
  43. Kräns = Kränze.
  44. kluk = klug.
  45. Greß = Größe.
  46. Heiliger Anres = Andreas Schutzpatron.
  47. Diewe = Diebe.
  48. Kruk = Krug.
  49. Schtarn = Sterne.
  50. Heisern = Häusern.
  51. Schweing = Schweigen.
  52. Malding = Meldung.
  53. Sawel = Säbel.
  54. Aanglicht = Augenlicht.
  55. Mäning = Meinung.
  56. Feier = Feuer.
  57. Alt’nthimern = Altenthümer, Aufzeichnung aus alter Zeit.
  58. Nogricht = Nachricht.
  59. Leit = Leute.
  60. Ort und Stuß = nähere Bezeichnung von Arbeitsstätten in der Grube.
  61. Puchjunges = Pocharbeiter.
  62. hur’n = hörten.
  63. Schitz = Schütze.
  64. geklaat = geklagt.
  65. Mieh = Mühe.
  66. Helleft = Hälfte.
  67. Meesten = Meisten.
  68. buh’rn = bohren.
  69. Baamer = Bäume.
  70. Fraa = Frau.
  71. Feberwar = Februar.
  72. Fastloomd = Fastnacht.
  73. Neimaar = Neugierde.
  74. Schteet = Stelle.
  75. Harrn = Herren.
  76. Farn = Ferne.
  77. Bihn = Bühne.
  78. Haar = Er.
  79. mee = mehr.
  80. ääng = eigen.
  81. verschtiehn = verstehen.
  82. Käser = Kaiser.
  83. mirsch = wir es.
  84. Nochwehe = Nachwehen.
  85. geschwieng = geschwiegen.
  86. Schwaat = Redefluß.
  87. Zääng = Zeichen.
  88. Gereisch = Geräusch.
  89. Kinnersch = Kinder.
  90. Schnarring = Schnarchen.
  91. Karrich = Kirche.
  92. änd = endet.
  93. Gelaanghät = Gelegenheit.
  94. arscht = erst.
  95. obgahn = abgegeben.
  96. wardiger = würdiger.
  97. Mäster = Meister.
  98. Gengner = Gegner.
  99. Wehler = Wähler.
  100. Schliet’n = Schlitten.
  101. geträämt = geträumt.
  102. Krasaten = Vergnügungsfahrt.
  103. Ewerharz = Oberharz.
  104. Jahrschzeit = Jahreszeit.
  105. Gresch = Groschen.
  106. Harz = Herz.
  107. Carcus = Circus.
  108. forrichtlus = furchtlos.
  109. Pfaar = Pferde.
  110. Oombrut = Abendbrot.
  111. Trääm = Traum.
  112. saate = sagte.
  113. Feiersch = Oefen.
  114. Sunntig = Sonntag.
  115. zwäe = zwei.
  116. Schlabaam = Schlagbaum-Straße.
  117. freeng = fragen.
  118. greeng = bekämen.
  119. Woong = Wagen.
  120. Bruchbarrig = Bruchberg.
  121. Kellt = Kälte.
  122. winden = laufen.
  123. Fluung = Fluchen.
  124. Baten = Beten.
  125. Haar = Er.
  126. riet = ritt.
  127. Aang = Augen.
  128. Männing = Meinung.
  129. haans = haben es.
  130. gruße Luus = große Loos.
  131. Schrä = Schrei.
  132. Trääm = Traum.
  133. Haar = Er.
  134. Gäbel = Gaibel.
  135. huur’ne = hörte ihm.
  136. wierer = wie er.
  137. verschtänert = versteinert.
  138. saat’r = sagte er.
  139. annerscht = anders.
  140. schwaant’s = ahnt es.
  141. Morring = Morgen.
  142. Einkäf = Einkauf.
  143. Thäl = Theil.
  144. behaan = benehmen.
  145. Täns = Tänze.
  146. gaarn = gerne.
  147. Beschäd = Bescheid.
  148. aam = eben.
  149. Schtub = Stube.
  150. Schtuun = Stunde.
  151. Schwäß = Schweiß.
  152. Verzeiht = verzieht.
  153. gena = genau.
  154. Aanglicht = Augenlicht.
  155. isses = ist es.
  156. Quall’n = Quellen.
  157. versieng = versiegen.
  158. flieng = fliegen.
  159. Reiches = reiches Erz.
  160. Kranket = Krankheit.
  161. Klaa = Klage.
  162. Sorring = Sorgen.
  163. geborring = geborgen.
  164. glähm = glauben.
  165. klaate = klagte.
  166. haan = haben.
  167. Roth = Rath.
  168. Luus = Loos.
  169. Waarth = Werth.
  170. Wasserleiting = Wasserleitung.
  171. Sunnomd = Sonnabend.
  172. fruh = froh.
  173. Brandschteet = Brandstätte.
  174. Rähn = Regen.
  175. Schteier = Steuer.
  176. Laam = Leben.
  177. Meesten = Meisten.
  178. deengt = tüchtig.
  179. haargezuung = hergezogen.
  180. Schlook = Schlag.
  181. dorrich = durch.
  182. Schtorrich = Storch.
  183. wuursch = wurde es.
  184. loos = las.
  185. Wäde = Weide.
  186. Oomd = Abend.
  187. Laabhaft = Lebhaft.
  188. Iwel = Uebel.
  189. Thäl’n = Theil’n.
  190. Dassersch = daß er es.
  191. gaarn = gerne.
  192. Interland = unterer Stadttheil.
  193. Feiersimp = Feuersümpfe.
  194. verschaamt = verschämt.
  195. hoob = habe.
  196. vergass’n = vergessen.
  197. derhäm = zu Hause.
  198. Einkääf = Einkäufe.
  199. Buttiche = Bottiche.
  200. schtorring = sprechen.
  201. Verlaaf = Verlauf.
  202. Meesten = Meisten.
  203. Harwest = Herbst.
  204. fuul = fiel.
  205. Iwel = Uebel.
  206. Schtrank = Strang.
  207. Fraa = Frau.
  208. huur = hörte.
  209. Tropp’n = Tropfen.
  210. wierer = wie er.
  211. Weschbarrig = Wäschgrund.
  212. Steier = Steuer.
  213. Geschpreeg = Gespräch.
  214. Roth = Rath.
  215. Laaf = Lauf.
  216. Naamsach = Nebensache.
  217. lasen = lesen.
  218. belaabten = belebten.
  219. loff’nse = liefen sie.
  220. Daamwalt = Damenwelt.
  221. Oomd = Abend.
  222. Rus’n = Rosen.
  223. rääne = regnen.
  224. waarsch = war es.
  225. begroosen = bereichern.
  226. Daam’ = Damen.
  227. winger = weniger.
  228. uumdrein = oben drein.
  229. Haar = Er.
  230. rach’nte = rechnete.
  231. haar = her.
  232. Waang = Wegen.
  233. Seeg = sehe.
  234. Toong = Tagen.
  235. besoong = besahen.
  236. haan = haben.
  237. Fuung = Fugen.
  238. deengt = sehr.
  239. seeng = sähen.
  240. laaft’r = lauft Ihr.
  241. Kinnersch = Kinder.
  242. schtriet = stritt.
  243. Schteier = Steuer.
  244. varze Toong = vierzehn Tagen.
  245. Arthum = Irrthum.
  246. klaater = klagt er.
  247. Huung = Hohen = Reichen.
  248. gezäangt = gezeichnet.
  249. säängt = segnet.
  250. Mäning = Meinung.
  251. Mins = Münze.
  252. Helleft = Hälfte.
  253. schmalich = tüchtig.
  254. Imschtand = Umstand.
  255. Weschbarrig = Wäschgrund.
  256. Woongs = Wagen.
  257. Interland = unterer Stadttheil.
  258. uum = oben.
  259. huuch = hoch.
  260. Bloot = Blatt.
  261. huung = hohen.
  262. Schulkinner = Schulkinder.
  263. barschten = laufen.
  264. Groobschtille = Grabesstille.
  265. soog = sah.
  266. schmalich = tüchtig.
  267. Laam = Leben.
  268. schwaam = schweben.
  269. haan = haben.
  270. Gelaaf = Gelaufe.
  271. beweriger =bebender.
  272. Bään = Beine.
  273. uum = oben.
  274. geschuum = geschoben.
  275. Geheilt = geweint.
  276. Tawakbeitel = Tabaksbeutel.
  277. vergass’n = vergessen.
  278. salver = selbst.
  279. wierer = wie er.
  280. Frääd = Freude.
  281. Beschääd = Bescheid.
  282. Huut = Hut.
  283. harnoger = nachher.
  284. Orning = Ordnung.
  285. glääb = glaube.
  286. Waag = Weg.
  287. Ar’m = Erben.
  288. Toge = Tage.
  289. geschriem = geschrieben.
  290. Nogricht = Nachricht.
  291. Schwaafel = Schwefel.
  292. wärsch = wäre es.
  293. Aardbahm = Erdbeben.
  294. fruung = frugen.
  295. Laam = Leben.
  296. schwaam = schweben.
  297. nahnter = näher.
  298. Kellt = Kälte.
  299. Mäning = Meinung.
  300. Aarden = Erden.
  301. Arbt’r = Arbeiter.
  302. Hitt = Hütte.
  303. Blei frischen ist eine ungesunde, schwere Arbeit.
  304. Gruub = Grube.
  305. Reiches = reiches Erz.
  306. Ebber = Ob er.
  307. Sunnoomd = Sonnabend.
  308. Woch’nbloot = Wochenblatt.
  309. Oomd = Abend.
  310. Verwunnering = Verwunderung.
  311. Bloot = Blatt.
  312. Geengthäl = Gegentheil.
  313. zahn Pfäng = zehn Pfennige.
  314. Laamsrast = Lebensrest.
  315. Jordansheh = Jordanshöhe. ist ein beliebter Ausflugsort bei St. Andreasberg.
  316. Arthum = Irrthum.
  317. gemäänt = gemeint.
  318. Huur = hörte.
  319. Silleb = Silbe.
  320. unhäämlich = unheimlich.
  321. Nogricht = Nachricht.
  322. fräe = freuen.
  323. grien = grün.
  324. Aang = Augen.
  325. Nawel = Nebel.
  326. Rähn = Regen.
  327. Heichler = Heuchler.
  328. Gerachtigkäät = Gerechtigkeit.
  329. Schlachtes = Schlechtes.
  330. Krankhäät = Krankheit.
  331. Kranket = Krankheit.
  332. starm = sterben.
  333. Arram = Erben.
  334. Aang = Augen.
  335. Laam = Leben.
  336. Froog = Frage.
  337. Schnupp’n = Schnupfen.
  338. Einreim = Einreiben.
  339. Gorgeln = Gurgeln.
  340. Aard = Erd.
  341. Schlook = Schlag.
  342. daarsch = der es.
  343. Häämlichkäät = Heimlichkeit.
  344. Fra = Frau.
  345. Zohl = Zahl.
  346. Schleet = schlägt.
  347. Arb’ter = Arbeiter.
  348. namme = nehmen.
  349. Fraans = Frauen.
  350. uum = oben.
  351. besoong = besehen.
  352. sproochlus = sprachlos.
  353. vonne = von ihm.
  354. Harr Schunke = Herr Schunke ist Inhaber des Hotel „zum Schützenhaus“.
  355. erlaum = erlauben.
  356. Thier = Thüre.
  357. Imgeengd = Umgegend.
  358. schtieng = stiegen.
  359. Laafen = Laufen.
  360. Woong = Wagen.
  361. hinsoong = hinsahen.
  362. Oomd = Abend.
  363. laamdig = lebendig.
  364. Heh’ = Höhe.
  365. Schlachtes = Schlechtes.
  366. haan = haben.
  367. Huuch = Hoch.
  368. huursch = hörte es.
  369. Frääd = Freude.
  370. Toong = Tagen.
  371. Beräst = bereist.
  372. Waang = Wegen.
  373. saa = sage.
  374. schleet = schlägt.
  375. Harz = Herz.
  376. Sääng = Segen.
  377. gaarn = gerne.
  378. vederschten = vordersten.
  379. Reh’ = Reihe.
  380. besoog = besah.
  381. Saa = sage.
  382. Pucherich = Pochwerk.
  383. aam = eben.
  384. gearrt = geirrt.
  385. aangblicklich = augenblicklich.
  386. huu’rn = hörten.
  387. hoob = habe.
  388. laam = leben.
  389. wa = wer.
  390. klään = klein.
  391. Greeß = Größe.
  392. naam = neben.
  393. arschten = ersten.
  394. Häär = Höre.
  395. haan = haben.
  396. Puchjunges = Pocharbeiter.
  397. finnef Gresch = fünf Groschen.
  398. laamdig = lebendig.
  399. Schossee = Chaussee.
  400. Conrad Lange ist eine durch Vogelzucht und Fabrikation von Vogelutensilien bekannte Persönlichkeit.
  401. Vog’lei = Vogelzüchterei.
  402. Ansahn = Ansehen.
  403. Geschpreech = Geschpräch.
  404. Belächtung = Beleuchtung.
  405. Aard = Erde.
  406. Hoffning = Grube Hoffnung.
  407. Sattersch = Seht Ihr es.
  408. Bloot = Wochenblatt.
  409. Tornfahrt = Turnfahrt.
  410. rähnerisch = regnerisch.
  411. Imschlook = Umschlag.
  412. Schtään = Stein.
  413. deengt = tüchtig.
  414. toom = toben.
  415. Bezäängte = bezeichnete.
  416. Schtorm = Sturm.
  417. hääst’s = heißt es.
  418. Arschten = Ersten.
  419. Gelaaf = Gelauf.
  420. soßen = saßen.
  421. Laafen = Laufen.
  422. goom = gaben.
  423. Assen = Essen.
  424. Gelaanghäät = Gelegenheit.
  425. suung = suchen.
  426. rundimmedim = rundum.
  427. Unbehoong = Unbehagen.
  428. Aanblick = Anblick.
  429. Heißer = Häuser.
  430. Neies = Neues.
  431. Harnooger = nachher.
  432. Dorscht = Durst.
  433. fräten = freuten.
  434. Harz = Herz.
  435. Daam = Dame.
  436. Uhr = Ohr.
  437. huur = hörte.
  438. Farn = Ferne.
  439. Harrn = Herren.
  440. Schlook = Schlag.
  441. Bään = Bein.
  442. schleet = schlägt.
  443. Leit = Leute.
  444. soong = sahen.
  445. Schwääß = Schweiß.
  446. Fraansleit = Frauensleute.
  447. Satt = Seht.
  448. hinsoong = hinsahen.
  449. Wullbehoong = Wohlbehagen.
  450. Hunnert =Hundert.
  451. Ehr’ndaam = Ehrendamen.
  452. geklätt = gekleidet.
  453. Daam = Damen.
  454. zerschnieten = zerschnitten.
  455. gebuurn = geboren.
  456. traan = tragen.
  457. Hämwaag = Heimweg.
  458. Huuch = Hoch.
  459. Haar = Er.
  460. Behoong = Behagen.
  461. Schtunn = Stunde.
  462. Gott loom Dank = Gott Lob und Dank.
  463. hinsoong = hinsahen.
  464. Schteet = Stelle.
  465. Huurn = Hörten.
  466. suung = suchen.
  467. fuul = fiel.
  468. Uhr = Ohr.
  469. Wierer = wie er.
  470. vergaablich = vergeblich.
  471. Madels’n = Mädchen.
  472. Laam = Leben.
  473. deengt = sehr.
  474. vorhaargiehende = vorhergehende.
  475. Räsen = Reisen.
  476. Schtandle = Ständchen.
  477. aam = eben.
  478. Ass’n = Essen.
  479. verlooßen = verlassen.
  480. Haar = Er.
  481. fuul’ne = fiel ihm.
  482. Lähr = Lehre.
  483. Frääd = Freude.
  484. Geschpreech = Gespräch.
  485. äänsaam = einsam.
  486. huurn = hörten.
  487. Schprooch = Sprache.
  488. Zääng = Zeichen.
  489. gaan = geben.
  490. Keet = Kette.
  491. Harz = Herz.
  492. Schmarz = Schmerz.
  493. freeng = fragen.
  494. lett’r = läßt er.
  495. kääft’r = kauft er.
  496. Kreeg = Krichte.
  497. sahn = sehn.
  498. derhäm = zu Hause.
  499. Daam = Dame.
  500. bewern = beben.
  501. anne = an ihm.
  502. Eppel = Apfel.
  503. sieße = süße.
  504. moog = mag.
  505. Getreie = Getreue.
  506. gereie = gereuen.
  507. glääbt = glaubt.
  508. veräänt = vereint.
  509. Feistel = Feustel.
  510. Barter = Bärter.
  511. Kar’l = Karl.
  512. Waar = Wer.
  513. Faldzug = Feldzug.
  514. Borsch = Bursche.
  515. Suhn = Sohn.
  516. wääch = weich.
  517. schpaarlich = spärlich.
  518. haar = her.
  519. schtröömten = strömten.
  520. Aang = Augen.
  521. Froog = Frage.
  522. nong = nach dem.
  523. Aanschträngung = Anstrengung.
  524. Gaarn = gerne.
  525. Vederschten = Vordersten.
  526. Mar’l = Märchen.
  527. Arschte = Erste.
  528. gegahn = gegeben.
  529. Par’l = Pärchen.
  530. Leit’ = Leute.
  531. lie’m = lieben.
  532. Annersch = Anderes.
  533. Huuche = hohe.
  534. Barge = Berge.
  535. Lääd = Leid.
  536. Frääd = Freude.
  537. Obwachslung = Abwechslung.
  538. Bar’nhaut = Bärenhaut.
  539. schpell’n = spalten.
  540. Lech’r = Löcher.
  541. Aard = Erde.
  542. Tääft’nse = tauften sie.
  543. Reiches = reiches Erz.
  544. Mutterschprooch = Muttersprache.
  545. Geengschtandt = Gegenstand.
  546. saan = sagen.
  547. ha = her.
  548. Aener = Einer.
  549. erhäert = erhört.
  550. haan = haben.
  551. Hartz = Herz.
  552. huuch = hoch.
  553. schtarmt = stürmt.
  554. verlett = verläßt.
  555. Sänn = Seinen.
  556. trie’m = trüben.
  557. veräänt = vereint.
  558. Glaam = Glaube.
  559. awull = auch wohl.
  560. giehnse = gehen sie.
  561. Nahnt = nahe.
  562. Sääng = Segen.
  563. Klääd = Kleid.
  564. gitt = geht.
  565. Langschlafer = lange Schläfer.
  566. Barkfast = Bergfest.
  567. Wunner = Wunder.
  568. Huut = Schachthut: Kopfbedeckung.
  569. Dan’ = Denen.
  570. Friehschtick = Festessen.
  571. Heim = Hause.
  572. marrisch = mürrisch.
  573. Feistelschlook = Feustelschlag.
  574. Zeing = Zeugen.
  575. Uf’n = Ofen.
  576. bewring = bebendem.
  577. Thoolsgrund = Thalesgrund.
  578. griene = grünen.
  579. äänst = einst.
  580. brättes = breitete.
  581. schlaan = schlagen.
  582. Laam = Leben.
  583. verdarm = verderben.
  584. schtarm = sterben.
  585. Unbehoong = Unbehagen.
  586. nahnter = näher.
  587. boot = bat.
  588. wäärsch = wäre es.
  589. waarsch = war es.
  590. draan = daran.
  591. bluus = nur.
  592. huur = hörte.
  593. schproong = sprachen.
  594. schwaam = schweben.
  595. zwä Pfäng = zwei Pfennige.
  596. aufgeschlaan = aufgeschlagen.
  597. Fra = Frau.
  598. haar = her.
  599. Fills = fülle es.
  600. Jorrich = Georg.
  601. wänner = wenn er.
  602. gehäert = gehört.
  603. verschtäert = verstört.
  604. heiern = arbeiten.
  605. Fraans = Frauen.
  606. Schtimm = Stimme.
  607. gefreit = geheiratet.
  608. Lott = laßt.
  609. mant = nur.
  610. Haan = haben.
  611. Lech’r = Löcher: Bohrlöcher im Gestein.
  612. Reh’ = Reihe.
  613. Brähaustriet = Brauhaustritt.
  614. waang = wegen.
  615. mään = meine.
  616. verkääft = verkauft.
  617. getääft = getauft.
  618. Gruub’ un Hitt’ = Grube und Hütte.
  619. Aemmern = Eimern.
  620. saan = sagen.
  621. Guste = Auguste.
  622. Hanning = Johanne.
  623. bluus = blos.
  624. draan = daran.
  625. Holsarbt’r = Holzarbeiter.
  626. arben = arbeiten.
  627. huurn = hören.
  628. Buhr’n = Bohren.
  629. gaarn = gerne.
  630. Scharrn ist ein städstsiche Gebäude.
  631. Damp = Dampf.
  632. lächzen = leicht.
  633. Heisel = Bauer.
  634. Mining = Wilhelmine.
  635. Aang = Augen.
  636. Waag = Weg.
  637. nong = nach dem.
  638. Kahl = Kehle.
  639. Schnut’l = Kuß.
  640. gaan = geben.
  641. saten = sagten.
  642. Fraans’n = Frauen.
  643. Beschääd = Bescheid.
  644. schwof’n = tanzen.
  645. laafen = laufen.
  646. d’rvier = davor.
  647. hallef = helfe.
  648. waarn = werden.
  649. Schlacht’s = Schlechtes.
  650. änklich = eigentlich.
  651. gaan = geben.
  652. suung = suchen.
  653. viergezuung = vorgezogen.
  654. goom = gaben.
  655. Barkmann = Bergmann.
  656. Schtorm = Sturm.
  657. änklich = eigentlich.
  658. schuum’s = schoben es.
  659. Setztense = setzten sie.
  660. Drittl’e = der dritte Theil einer vollen Arbeitszeit.
  661. laabhaft = lebhaft.
  662. ääng = eigen.
  663. glääb = glaube.
  664. Klääd = Kleid.
  665. Bään = Beine.
  666. Schtrimp = Strümpfe.
  667. Helleft = Hälfte.
  668. pfutigaan = pfui.
  669. Gorschl’l = Goslar.
  670. Schtrooß = Straße.
  671. barschten = laufen.
  672. wuhne = wohnen.
  673. gehaan = gehauen.
  674. Erlaum = erlauben.
  675. waarn = werden.
  676. Vergnieng = Vergnügen.
  677. Laam = Leben.
  678. huuch = hoch.
  679. bewaagt = bewegt.
  680. woss’r = was ihr.
  681. schwäär = schwer.
  682. salwer = selbst.
  683. goom = gaben.
  684. Naam = neben.
  685. nah’r = näher.
  686. Thäl’n = Theilen.
  687. Laabhaft = lebhaft.
  688. Toong = Tagen.
  689. zusoong = zusahen.
  690. Schillerhaus = Schilderhaus.
  691. Schtall = Stall.
  692. Oomz = Abends.
  693. wuurn = wurden.
  694. graan = grauen.
  695. berät’n = bereiten.
  696. blosen = blasen.
  697. rosen = rasen.
  698. sangse = sang sie.
  699. Fungse = fing sie.
  700. Nosen = Nasen.
  701. Aandänken = Andenken.
  702. Arbt = Arbeit.
  703. Geschlacht = Geschlecht.
  704. sozen = saßen.
  705. Trääm = Traum.
  706. schprooch = sprach.
  707. haar = er.
  708. Oomd = Abend.
  709. Kar’l = Karl Schwarz war Thurmwächter und Stadtmusikus. Als guter Geigenspieler war er weit und breit bekannt.
  710. Linnernis = Linderung.
  711. Geing = Geigen.
  712. sozen = saßen.
  713. Thiern = Thüren.
  714. aam = eben.
  715. Sanc = Sanct Andreasberg.
  716. schmool = schmal.
  717. Teisching = Täuschung.
  718. Leit = Leute.
  719. glääbte = glaubte.
  720. Schtalsner = Stelzner. Karl Stelzner war eine bei Hoch und Niedrig beliebte Persönlichkeit.
  721. Thääl = Theile.
  722. deengter = tüchtiger.
  723. Bään = Beine.
  724. weng = welchem.
  725. aantrat’n = antreten.
  726. imsah’n = umsehen.
  727. Uhr = Ohr.
  728. huur = hörte.
  729. Orning = Ordnung.
  730. Nammt = nehmt.
  731. hech’r = höher.
  732. Troot = trat.
  733. bäden = beiden.
  734. Naammann = Nebenmann.
  735. soog’s = sah es.
  736. kaams = kam es.
  737. Schteet = Stelle.
  738. wätter = weiter.
  739. Trumpeet = Trompete.
  740. Uhr’n = Ohren.
  741. Schlabaam = Schlagbaum.
  742. gehuum = gehoben.
  743. baten = beten.
  744. Mier a = wir auch.
  745. schlaan = schlagen.
  746. Schteet = Stelle.
  747. Reed = Rede.
  748. Karl = Kerl.
  749. kannersch = kann er es.
  750. gaan = geben.
  751. deengt = tüchtig.
  752. haar = her.
  753. Brattern = Brettern.
  754. zugeschlaan = zugeschlagen.
  755. schtiehste = stehst Du.
  756. Wage = Wege.
  757. klaan = klagen.
  758. Ass’n = Essen.
  759. Wiernse = würden sie.
  760. Woll’n m’r = wollen wir.
  761. hääl = heil.
  762. Neies = Neues.
  763. schtorring = sprechen.
  764. häämlich = heimlich.
  765. Bargerwähr = Bürgerwehr.
  766. Trei’m = Treiben.
  767. marktes = merkte es.
  768. rään = rein.
  769. Buchschtals = Bachstelze.
  770. miersch = mier es.
  771. Kaller = Keller.
  772. kummese = kommen sie.
  773. häm = zu Hause.
  774. gaan = geben.
  775. hääßts = heißt es.
  776. Hartz’l = Herzchen.
  777. witte = willst Du.
  778. saan = sagen.
  779. loff = lief.
  780. arger = ärgere.
  781. Gruub = Grube.
  782. Diersch = Dir es.
  783. soste = sollst Du.
  784. naamhaar = nebenher.
  785. Kind’sfra = Hebamme.
  786. Schwaat = Mund.
  787. laabhaft = lebhaft.
  788. verpufft = verschlafen.
  789. änklich = eigentlich.
  790. Thier = Thüre.
  791. schtander = stand er.
  792. markteff’n = merkte es ihm.
  793. saan = sagen.
  794. Beschtarme = bestürmen.
  795. kummese = kommen sie.
  796. lott = laßt.
  797. schweing = schweigen.
  798. erhuub = erhob.
  799. schmalich = tüchtig.
  800. Rood = Rad.
  801. gaarn = gern.
  802. waarn = werden.
  803. Gattne = gebet ihm.
  804. Verschaamt = verschämt.
  805. saatense = sagten sie.
  806. Gelacher = Gelächter.
  807. warnse = waren sie.
  808. Hartz = Herz.
  809. funge = fingen.
  810. huur = hörte.
  811. saan = sagen.
  812. Rothluss = rathlos.
  813. Gemään = Gemeinde.
  814. Schtalsner = Stelzner.
  815. ließ = löse.
  816. ob = ab.
  817. saan = sagen.
  818. schänste = schönste.
  819. forchten = fürchten.
  820. gaan = geben.
  821. brooch = brach.
  822. schwuul = komisch.
  823. Kul = Kohl.
  824. ääntöniger = eintöniger.
  825. Klän’ = Kleinen.
  826. genumme = genommen.
  827. Aenglich = eigentlich.
  828. Ebb’s = ob es.
  829. satense = sagten sie.
  830. Baam = Baum.
  831. Befahring = Befahrung.
  832. hollef’n = halfen.
  833. Geschtään = Gesteine.
  834. Heiern = Arbeitern.
  835. Klääd = Kleid.
  836. Barschtens = bürsteten.
  837. schwängtense = schwangen sie.
  838. Bään = Beine.
  839. Tansel = Tänzchen.
  840. Laam = Leben.
  841. huuch = hoch.
  842. huub = hob.
  843. angaan = angeben.
  844. sah’n = sehen.
  845. mant = nur.
  846. Schteet = Stelle.
  847. Wuus = wo es.
  848. haar = her.
  849. Laam = Leben.
  850. Johannesbaam = Johannesbaum.
  851. huur = hörte.
  852. bockladern = unbeholfen.
  853. freeng = fragen.
  854. Giet = Güte.
  855. haan = haben.
  856. Zusoog = Zusage.
  857. gehäert = gehört.
  858. Schtalsner = Stelzner.
  859. Wartel = Wörtchen.
  860. Tansschtunn = Tanzstunde.
  861. Vergning = Vergnügen.
  862. Hall = Halde: eine Straße.
  863. Scharrn = Scharren ist ein städtisches Gebäude.
  864. schmalich = tüchtig.
  865. Put’l = Fehler.
  866. Reh’ = Reihe.
  867. Zopp = Zopf.
  868. Kopp = Kopf.
  869. Flacht = Haarflechte.
  870. gebuurn = geboren.
  871. Breiting = Bräutigam.
  872. leit = liegt.
  873. gekääfte = gekaufte.
  874. schtäern = stören.
  875. dan = denen.
  876. treiste = treueste.
  877. Lett = läßt.
  878. Juungderrinnerung = Jugenderinnerung.
  879. Hartz = Herz.
  880. Lääd = Leid.
  881. Schtorm = Sturm.
  882. Bruud = Brot.
  883. Toong = Tagen.
  884. klään = klein.
  885. waarsch = war es.
  886. Schuul’ = Schule.
  887. vierberätt’n = vorbereiteten.
  888. uum = oben.
  889. Groomhaus = Rehberger Grabenhaus.
  890. schleing = schleichen.
  891. laabten = lebten.
  892. Kahl’n = Kehlen.
  893. schmäern = schmieren.
  894. Wohl = Wahl.
  895. Waag = Weg.
  896. uumdrein = obendrein.
  897. graan = grauen.
  898. verschlaan = verschlagen.
  899. allään = alleine.
  900. lamdig = lebendig.
  901. schwääften = schweiften.
  902. Hartz = Herz.
  903. äänsaam = einsam.
  904. Thool = Thal.
  905. Nawel = Nebel.
  906. golten = galten.
  907. schtäern = stören.
  908. gaarn = gerne.
  909. verzähr’n = verzehren.
  910. Aanreed = Anrede.
  911. besoong = besahen.
  912. Misbehoong = Mißbehagen.
  913. Zahnporl = Zahnstocher.
  914. gehäert = gehört.
  915. gekäert = gekehrt.
  916. hääß = heiß.
  917. Verschaamt = verschämt.
  918. Schträch = Streich.
  919. Nuuth = Noth.
  920. Reh’ = Reihe.
  921. Aang = Augen.
  922. waang = wegen Geld.
  923. näfelte = schnelles Laufen.
  924. Sorring = Sorgen.
  925. Morring = Morgen.
  926. Gutsch = Kutsche.
  927. bräät = breit.
  928. gegläd = gekleidet.
  929. Frääd = Freude.
  930. Leit = Leute.
  931. wuur = wurde.
  932. glääb = glaube.
  933. haar = er.
  934. Pfaar = Pferd.
  935. woss’r = was er.
  936. gekääft = gekauft.
  937. Frääd = Freude.
  938. hanneln = handeln.
  939. meerschten = meisten.
  940. brooch = brach.
  941. Woong = Wagen.
  942. befoong = befahren.
  943. schood = schade.
  944. änklich = eigentlich.
  945. glääm = glauben.
  946. Trääm = Traum.
  947. aam = eben.
  948. haar = her.
  949. jah’n = jagen.
  950. Watt’r = Wetter.
  951. gieh’n = gehen.
  952. hääß = heiß.
  953. salt’ne = seltene.
  954. Barg = Berg.
  955. braung = brauchen.
  956. schmalich = tüchtig.
  957. waarsch = war es.
  958. erhuum = erhoben.
  959. salwer = selbst.
  960. Käner = Keiner.
  961. äänges = eigenes.
  962. Aang = Augen.
  963. besooch = besah.
  964. Schtußte = stieß.
  965. Fung = fing.
  966. wuursch = wurde es.
  967. Schlook = Schlag.
  968. geschoog = geschah.
  969. loog = lag.
  970. Vederwoong = Vorderwagen.
  971. Aend = Ende.
  972. gerännt = gerannt.
  973. waarn = werden.
  974. schiem = schieben.
  975. goob = gab.
  976. Groob = Grab.
  977. hurer = hörte er.
  978. Nochdan = nachdem.
  979. Nahnterkumme = Näherkommen.
  980. bewaagt = bewegt.
  981. glääbten = glaubten.
  982. gesaagt = geschnitten.
  983. soong = sahen.
  984. woong = wagen.
  985. Schtään = Steine.
  986. klään = klein.
  987. Gäster = Geister.
  988. schriernse = schrien sie.
  989. Rauschenbach ist eine in vielen Harzsagen bekannte Gegend und liegt unterhalb des Rehbergergrabens.
  990. hallem = halben.
  991. Helleft = Hälfte.
  992. gena = genau.
  993. Arschten = ersten.
  994. Klänste = Kleinste.
  995. Schenieschträäch = Geniestreich.
  996. haar = her.
  997. haan = haben.
  998. laabt’nse = lebten sie.
  999. Frääd = Freude.
  1000. saat’s = sagt es.
  1001. bewerte = bebte.
  1002. Haul’n = Weinen.
  1003. saten = sagten.
  1004. Schwaat = Redefluß.
  1005. Tut’n = Todten, ist ein Kartenspiel.
  1006. fräte = freute.
  1007. Bäde = Beide.
  1008. fuul = fiel.
  1009. Fraans = Frauen.
  1010. Sanc = St. Andreasberg.
  1011. Zahne = zehn Uhr.
  1012. hoijahne = gähnen.
  1013. Fahler = Fehler.
  1014. dorer = da er.
  1015. Schloof = Schlaf.
  1016. sozense = saßen sie.
  1017. Woole = alle Stiche.
  1018. gereie = gereuen.
  1019. Schproong = sprachen.
  1020. beschtrof’n = bestrafen.
  1021. Uhr = Ohr.
  1022. huur = hörte.
  1023. waarnse = waren sie.
  1024. Oomd = Abend.
  1025. vorhaar = vorher.
  1026. gelasen = gelesen.
  1027. gaan = geben.
  1028. sah’n = sehen.
  1029. bewaang = bewegen.
  1030. Aang = Augen.
  1031. halwe = halbe.
  1032. geriem = gerieben.
  1033. huuch = hoch.
  1034. sozen = saßen.
  1035. Schtuub = Stube.
  1036. aufhuub = aufhob.
  1037. Orning = Ordnung.
  1038. Laam = Leben.
  1039. Freeg = Frage (Kartenspiel).
  1040. Taus = Aß.
  1041. schood = schade.
  1042. gelaang = gelegen.
  1043. Haar = Er.
  1044. Bewaagte = Bewegte.
  1045. heilte = weinte.
  1046. Blindhäät = Blindheit.
  1047. geschlaan = geschlagen.
  1048. Kinner = Kinder.
  1049. Fra = Frau.
  1050. tuudt = todt.
  1051. gaan = geben.
  1052. Aanglicht = Augenlicht.
  1053. gesaat = gesagt.
  1054. Schträäch = Streich.
  1055. Oomd’s = Abends.
  1056. huur = hörte.
  1057. wier = würde.
  1058. schien = schön.
  1059. Ass’n = Essen.
  1060. Schpracher = Sprecher.
  1061. feiering = feuerigen.
  1062. haarhalten = herhalten.
  1063. Ehersch = Ehe es.
  1064. haan = haben.
  1065. harjahn = herjagen.
  1066. soog = sah.
  1067. Meh = Mehr.
  1068. Forschtleit = Forstleute.
  1069. Treim = Treiben.
  1070. Farschterei = Försterei.
  1071. luuß = loß.
  1072. Schträäch = Streich.
  1073. Haar = Er.
  1074. Fra = Frau.
  1075. Thool = Thal.
  1076. Hämwarts = Heimwärts.
  1077. Kieb = Tragekorb.
  1078. saan = sagen.
  1079. Schoß = Schuß.
  1080. tuudt = todt.
  1081. halleb = halb.
  1082. Heh = Höhe.
  1083. loffse = lief sie.
  1084. arringd = irgend.
  1085. Farschter = Förster.
  1086. vorhaar = vorher.
  1087. schmalich = tüchtig.
  1088. huurnse = hörten sie.
  1089. lächzen = leicht.
  1090. Gatt = gebt.
  1091. vergaablich = vergeblich.
  1092. lahnte = lehnte.
  1093. Schtään = Stein.
  1094. Schträäfzug = Streifzug.
  1095. haar = her.
  1096. klään = klein.
  1097. heilte = weinte.
  1098. Halleft = Helfet.
  1099. goomne = gaben ihn.
  1100. soongse = sahen sie.
  1101. Wierer = Wie er.
  1102. Schrä = Schrei.
  1103. bluus = nur.
  1104. thäälte = theilte.
  1105. rundimmedim = ringsherum.
  1106. hoste = hast Du.
  1107. Harrn = Herren.
  1108. Häernse = Hören Sie.
  1109. Aangblick = Augenblick.
  1110. zuungne = zogen ihn.
  1111. Waarnse = Waren sie.
  1112. hintennoog = hintennach.
  1113. geschoog = geschah.
  1114. geschlaan = geschlagen.
  1115. waarth = werth.
  1116. hattenses = hatten sie es.
  1117. häer = höre.
  1118. saan = sagen.
  1119. haan = haben.
  1120. Schweedle = Schießmaterial.
  1121. Hoob = Habe.
  1122. Napper = Nachbar.
  1123. gaan = geben.
  1124. Achte = Acht Uhr.
  1125. geschlaan = geschlagen.
  1126. zeihter = zieht er.
  1127. Klääd = Kleid.
  1128. deengt = tüchtig.
  1129. frääd = freut.
  1130. Reh = Reihe.