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Un fast All’n gitt’s dengt nahnt

Wänn die Obräszeit sie wied’r mahnt,
Un Mannig’r dänkt schpäter dänn zurück
Un Annerschbarrig mit inning Glick.
Un wosses is, wos Jed’n hie su hellt

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Un wurim es Jed’n hie su gut gefellt,

Dos is Aens bekannt weit un brät:
Die alte Harzer Gemithlichkät.

     Daß gemithlich un lustig sein de Leit,
Dos trifft m’r hauptsachlich bei Wint’rschzeit;

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Fast jed’n Sunntig, dan Gott lett erscheine,

Hot ä od’r wull a mehre Vereine
V’rgnigtes Zusammesein oder Ball —
Gemithlichkät harrscht immer iwerall!
Drim hot a d’r Winter seine gute Seit

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Un hattes all in alter Zeit;

Dänn wos hette es Laam[1] wull vor än Warth
Vor die in Feierschgluth oder in tiefer Ard,
Wänn nett mannig Mol äne Zeit tret ein,
Wus häßt: „Heit gitt’s nong Verein!“

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     Wänn unre Vorfah’n jetzt kännt’n Annerschbarrig beschaue,

Su wirnse ihr’n Aug nett traue,
Sie schtänden gewiß drauß’n of d’r Flur
Un ruft’n: „Wie schteigt de Kultur!“
Dänn äne Eisenbahn un Alles, wos m’r han gekricht,

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Schtroß’nbelächtung, beinah elektrisch Licht,

Wasserleiting, als Schutz bein Feier
Gobs do nett, a käne Cummenalschteier, —
Nu wie gesat, mit än Wort:
„Aes hebt sich Alles hie in Ort!“


  1. Laam = Leben.