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     ’s gitt nu in unnerer Schproch ä Wort —
M’r häerts heifig hie in Ort —,
Ae Wort, was all’ von de Alten
Zu jeder Zeit wuur huuch[1] gehalten;

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In manning Lied dis Wort m’r singt,

Es oft von Barring und aus Wäldern dringt, —
Un glicklich wenn aus grußen Hauf
Daar Gruß uns gilt, daar hääßt: „Glick auf!“

     „Glick auf!“ erschallt in finstrer Nacht,

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Wenns draußen schtarmt[2] un toobt un kracht.

D’r Harzer Barkmann daar muß ’naus,
Ihn schreckt nett des Nachtes Graus,
Haar kännt gena ju seine Pflicht,
’s lockt sei Begläter, sei Gruumlicht.

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Haar verlett[3] die Sänn’[4] mit trie’m[5] Blick

Un freegt sich: „Kumm ich a zurick?“

     „Glick auf!“ erschallt’s in tiefen Schacht
Wänn d’r Knappe nu die Einfahrt macht,
Un frädig grießt haar stets do d’rauf,

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Ward ihn gebuten d’r Gruß: „Glick auf!“

Dänn wos die Hartzen hie veräänt[6],
Wos nie schlacht waarn kann gemäänt,
Dos is, wänn aus vull’n Hauf
Erschallt des Harzersch Gruß: „Glick auf!“

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     Un is vorbei nu seine Schicht,

Su schteigt mit geschwarzten Aangesicht
D’r Knappe wieder in d’r Heh’
Un vergißt derbei sei mannichfaches Weh;
Ihn kimmert nett dos Getoob in Schacht,


  1. huuch = hoch.
  2. schtarmt = stürmt.
  3. verlett = verläßt.
  4. Sänn = Seinen.
  5. trie’m = trüben.
  6. veräänt = vereint.