Seite:Erzählungen vom Oberharz in Oberharzer Mundart von Louis Kühnhold – Heft 9.pdf/8

Dieser Text wurde anhand der angegebenen Quelle einmal korrekturgelesen. Die Schreibweise sollte dem Originaltext folgen. Es ist noch ein weiterer Korrekturdurchgang nötig.

Un richtig kaum warsche in d’r Heh[1];
Do loffse[2] wie ä verscheigtes Reh.
Un schpäterhin verzehltse mit fräding Gesicht,
Von än Unbekannten hettse äne neie Kieb gekriegt.

90
     Doch dan Hauptschträäch hatt’r gemacht,

In grußer Gefahr of nachtlicher Jagd.
’s wuur nämlich disse Schaar,
Of arringd[3] äner Weis’ gewahr,
Daß in nachster Zeit Jagd sollte sein,

95
Wu fremde Farschter[4] trefen ein.

Sie ginge nu fort in d’r Nacht vorhaar[5],
Un dorch ginge d’n Forscht kreitz un quaar.

     In daar Nacht waarsch nu schmalich[6] kalt.
Un schauerig im Fald un Wald.

100
Un sachte schlichen die schwarzen Geschtalten,

M’r huur nie daß Schritte erschallten.
Un trotzdan zeigte sich kä Wild
Ihre Jagerlust wuur nett geschtillt.
Un dorim im nett ledig zu bleim,

105
Wuur beschloss’n mool zu treim.


     „Nu gitt man“ huurnse[7] ihn jetzt saan,
Un fangt man zu Treim aan,
Ich bleib of män Schtand hie schtiehn.
Su lächzen[8] kann mier nischt entgieh’n.

110
Gatt[9] ju von Eich käner Feier,

Mier scheint’s nett su racht geheier,
Un sollte etwa wos passier’n,
Su mißt’r eiligst retiriern.


  1. Heh = Höhe.
  2. loffse = lief sie.
  3. arringd = irgend.
  4. Farschter = Förster.
  5. vorhaar = vorher.
  6. schmalich = tüchtig.
  7. huurnse = hörten sie.
  8. lächzen = leicht.
  9. Gatt = gebt.

Anmerkungen (Wikisource)