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Sugar of d’r Hitt un in Schacht
Hatte sich dos Thema zu’r Gewuhnhät gemacht,

25
Bei’n Schicht’nwachs’l vorn Ort oder Stuß[1]

Ging taglich dos Geschprech arscht luß;
Ja Manniger, dar sinst kä Wort zu’r Walt gebracht,
Huul jetzt eftersch äne Red in Schacht.

30
     Noch schlimmer warsch of d’r Hitt

Do schprong sugar de Puchjunges[2] mit,
Dänn öft’rsch, wänn ununterbroch’n
Von dar Geschicht wur ängstlich geschproch’n,
Su ruffte su ä Jung mit klaglicher Schtimm:

35
„Ja, Onkel, ’s ward gewiß deengt schlimm!“


     Fast Alle, die nu all huch in Jah’rn
Die hur’n[3] zu, weil se noch nie wos erfah’rn
Von konservativ oder nazionaal,
Centrum, Freisinn und lieberaal,

40
Socialdemokraten, Pol’n und Wilden,

Wunoch sich die Partheie bilden.
„Wu känne mir!“ saaten die Alten,
Jetzt die Name noch behalten;
Drim isses an Besten, kimmt die Zeit,

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M’r wehl’n Aen von unn’re Leit;

Niemols känne mir än Wilden wehl’n,
Dar kännte ju sinst die Annern queel’n!“

     Trotz arnster Zeit wur gewehnlich gelacht,
Hatte Mannig’r Ahnliches viergebracht.

50
     Obgleich nu Annerschbarrig, wie bekannt,

Gewiß is d’r friedlichste Ort in Land,


  1. Ort und Stuß = nähere Bezeichnung von Arbeitsstätten in der Grube.
  2. Puchjunges = Pocharbeiter.
  3. hur’n = hörten.