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„Un ich mään[1]“, mischte sich wieder Aene nein,

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„Dis kann bluus Urkundfälschung sein;

Dänn Alle wiss’n, ward dos theiere Bier verkääft[2],
Ward’s noch schlimmer wie bishaar getääft[3]!“

     Ruhig verschrich de follingte Nacht;
Obleich die Fraan’s war’n aufgebracht,

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Su huur m’r doch kä unschien Wort, —

’s war wie gewehnlich in d’n Ort.
Die Männer ginge noch Gruub’ un Hitt[4]
Un sat’n vor sich: „Mier spiel’n nett mit;
Wänns nu a ward theierer verkääft,

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Meh wie bishaar kann’s nett war’n getääft!“


     Wie’s die Fraans nu hatten sich’s ausgedacht
Wuursch an dan Morring a gemacht.
Wie kaum begann d’r Tog zu dämmern,
Do klappertes in Schtroßen mit Butteln un Aemmern[5];

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Die Fraan’s trot’n aan mit Begier,

Un marschierten bis zu d’r Brähausthier.
Aengstlich guckten sie sich Alle aan, —
Käne wollte nu zuarscht wos saan[6].

     Of ämool huub aus der hinter’n Reh’

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Aene d’n Aemmer huuch in d’r Heh’

Un ruffte: „Zuarscht kimmt äs Guste[7],
Weils gestern su schien zu schprach’n wußte;
Dos muß nu zuarscht a nein
Un äs Zwäte kann es Hanning[8] sein.

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Nu lott uns nett su lang besinne —

Wos dänken dänn die sinst do drinne!“


  1. mään = meine.
  2. verkääft = verkauft.
  3. getääft = getauft.
  4. Gruub’ un Hitt’ = Grube und Hütte.
  5. Aemmern = Eimern.
  6. saan = sagen.
  7. Guste = Auguste.
  8. Hanning = Johanne.