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Reichstogs-Auflesung anno 1887.
Schtimmung in Annerschbarrig.


     „Wänn Ihr nett wollt, su fiel ich mich gekränkt, —
Drim isses an Besten, d’r Reichstog ward geschprängt!“
Su ruffte änst Bismarck in vull’n Hauf, —
Un richtig, d’r Reichstog leeste sich auf.

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     Wie der Blitz trug nu disse Post

D’r Droht nog Nord, Sid, West und Ost,
Un Annerschbarrig, wu Poletik nett wuhnt,
Blieb trotz dann von dar Nogricht[1] nett verschunt.

     „Ach Gott!“ Huß es von de Leit[2],

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Mir giehn entgeeng äner schwär’n Zeit ;

Paßt auf, eh’r Friejahr bricht aan,
Daß m’r d’n Krieg in Land all haan.
Aes is ower immerhin nett schien,
Daß unnere Vertrater in Barlin

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Zu jeder Zeit schtets sich duck’n

Wänns mol häßt: „[WS 1]Gald rausruck’n!“

     Dis un Ann’res wur drim gesaat,
Dänn Jeden hatte die Nogricht Schrecken eingejaht.
Gedankenvull soz drim fast Jeder dann Tog

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Un dachte arnstlich driewer nog.


     Vieles Intressannte vor de Leit
Brachte nu die follingte Zeit,


  1. Nogricht = Nachricht.
  2. Leit = Leute.

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Fehlendes Anführungszeichen eingefügt