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Un wänn Gott sän Sääng[1] schteets gitt,

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Su schtieht’s a gut mit Gruub un Hitt!

Doch jetzt loßt uns an dan arscht dänken,
Daar unner Schtaatsschiff muß schteets länken;
Schtimmt aan mit mier d’r ganse Hauf:
Ihm sei gebracht a Harzer ‚Glick-auf!‘“

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     Un machtig ertöönte zum Himmel nauf

Daar alte Harzergruß: „Glick auf!“
Un die Frääd wuur nu arscht gans
Wie geschpielt wuur: „Heil Dir im Siegerkrans!“
Un frädige Schtimmung brooch sich Bahn,

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Ae Jed’r wollte gaarn[2] d’n Annern wos saan.


     Die Kameraden drickten sich de Händ,
Un ’s wäär wull Alles nett zu rasch beänd,
Wänn nett pletzlich ging äs Geflister:
„Do — guckt hin, ’s kimmt d’r Minister!“

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     Verschreckt blickte aus d’r vederschten[3] Reh’[4]

Ae Jeder nu zu arscht in d’r Heh’.
Jetzt troot d’r Minister in ihre Mitt
Un besoog[5] sich die Leit von d’r Gruub un d’r Hitt.

     „Na, Harzer!“ saat’r zu Aen mit freindlicher Schtimm:

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„Saa[6] ä Mool, gitt’s bei Eich ziemlich im?

Du arbst, wie ich sah an Deiner Tracht,
Gewiß hie in d’n Samsoner Schacht!“

     „Ach ja,“ saater, „all in män Kinnerjahr’n
Bin ich im Pucherich[7] aangefahr’n!“


  1. Sääng = Segen.
  2. gaarn = gerne.
  3. vederschten = vordersten.
  4. Reh’ = Reihe.
  5. besoog = besah.
  6. Saa = sage.
  7. Pucherich = Pochwerk.