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     Voriewer waarn wieder meh’re Woch’n,
Die Frihlingszeit waar aangebroch’n,
Un Johannestog, wu sinst sich fräten de Leit,
Kam nahnter un waar nett me weit.

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Doch dos Jahr schproong Viele verschtimmt:

„Wos thun m’r, wänn daar Tog nu kimmt, —
M’r kann doch, wu die Sach’n su schtiehn,
Nett frädig im d’n Baam[1] rim giehn?“

     Bis pletzlich nu of ämool,

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Do kam gaar Hillef von Klasthool[WS 1], —

Un gerood vor Johanni solltes sein,
Wu treef hie gruße Befahring[2] ein:
Dann arschten Tog, dis waar feste gemacht,
Sollte befahr’n waarn jeder Schacht,

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Un wäärn die Harrn nett su malade,

Hette de Bargerwähr a noch Parade.

     Kaum wie dis nu wuur bekannt,
Kam Alles außer Rand und Band;
Ae Jeder machte ä frehlich Gesicht

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Un legte nu d’rauf ä grußes Gewicht:

Su viel wie meglich an dan Tog
Sän’ Kameraden nett zu schtieh’n nog;
Sugaar die Fraans machten sich zu schaffen
Un hollef’n[3] mit putzen an d’n Waff’n.

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     Daar Tog, wu Befahring nu sollte sein,

Troot gerood vor Johanni ein,
Un frädig wuur von dan Schaar’n
Dan Tog in d’n Schacht gefahr’n;


  1. Baam = Baum.
  2. Befahring = Befahrung.
  3. hollef’n = halfen.

Anmerkungen (Wikisource)