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Harzer Wildschitzen.


     Wänn frieher in d’n Kinnerjahern,
’s Oomd’s[1] mier zusamme waarn,
Su harrschte schteets de greßte Ruh,
Wänn verzehlt wuur un m’r huur[2] dänn zu.

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Iwer Viel’n hot m’r noochgedacht,

Wos jetzt wull schließlich wier[3] belacht.
Jedoch wänns huuß: „Dis gitt schien[4]!“
Su ließ m’r a äs Ass’n[5] schtiehn.

     Geschpannt horchte Jeder, wänn Aener sate wichtig:

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„Do oder do isses nett richtig!“

Aengstlich wuur dänn zusammegeruckt,
Un d’n Schpracher[6] fortwahrend aangeguckt.
M’r huur gewehnlich von verborringne Schatz,
Von feiering[7] Hund oder Katz.

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Un hatte m’r käne annern Geschtalten,

Su mußte ä verwinschter Prinz haarhalten[8].

     Obgleich manniche Gesschicht su schauerig waar,
Daß zu Barrig schtanden oft de Haar,
Sudaßes uns bei d’n Feiergeprassel,

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’s schien wie wänns wäär Keetengerassel,

Su dauertes gewehnlich zu lang de Zeit,
Ehersch[9] d’n annern Tog wuur su weit,
Daß wieder wuur in alter Weis;
Verzehlt im Familienkreis.

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     Doch äne Geschicht fellt aam mir ein,

Diß soll ower a äne Wahre sein.
„Ae Winter waarsch, of Barrig un Heh,


  1. Oomd’s = Abends.
  2. huur = hörte.
  3. wier = würde.
  4. schien = schön.
  5. Ass’n = Essen.
  6. Schpracher = Sprecher.
  7. feiering = feuerigen.
  8. haarhalten = herhalten.
  9. Ehersch = Ehe es.

Anmerkungen (Wikisource)