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Dasser mool off’n Bild, die zeigte auf’n Ort,
Die de do wäärn zum Faldzug fort.

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Hauptsachlich waarns de Mitter, die huurn nett auf,

Bisser of jeder Froog[1] goob äne Antwort drauf.

     Su freegt äne Mutter oog ihr’n Fritz
Un huuch is d’r Arm wie der Blitz
Un zeigt of än Soldat nu drauf,

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Daar vorn schtieht im greßten Hauf.


     Nu hellt äs Freeng fortwährend Schtrich,
Aene freegt nong[2] Franz, de Annere nong Heinrich,
Un jedes Mool is d’r Arm in d’r Heh,
Vor Aanschträngung[3] thutt’r all gans weh.

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     Gaarn[4] wäär der Mann wieder verschwunden,

Doch hot sich wieder äne Fra eingefunden,
Die drickt’ne zwä gute Gresch in d’r Hand
Un freegt: „Wu hot dänn mei Kar’l sän Schtand?“

     Do zeigt’r dänn noch dan Vederschten[5] off’n Bild,

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Dann aus meh’rn Wunden äs Blut rausquillt,

Un die Mutter glääbt nu disses Mar’l[6],
Wierer saat: „Dis ist der Frau ihr Kar’l!“
Wu hette sie sich dis in ihr’n Kar’l gedacht,
Derhäm warer su schtille un hie d’r Arschte[7] in d’r Schlacht.

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     Vor all’n Eifer hatte nu Käner wahrgenumme,

Daß ä paar junge Leit sein derzu gekumme.
Die hatt’n nu all lang zugesahn,
Wie dan Mann waar immerzu Gald gegahn[8];


  1. Froog = Frage.
  2. nong = nach dem.
  3. Aanschträngung = Anstrengung.
  4. Gaarn = gerne.
  5. Vederschten = Vordersten.
  6. Mar’l = Märchen.
  7. Arschte = Erste.
  8. gegahn = gegeben.