Seite:Erzählungen vom Oberharz in Oberharzer Mundart von Louis Kühnhold – Heft 8.pdf/5

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     Of ämool drehte sich ä Mäd’l rim
Un ruffte mit erschitternder Schtimm:
„Ach, liewer Gutt, wu is dänn mei Zopp[1]?

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Daar fahlt mier ju jetzt von Kopp[2]

Gatt paß, ich hoob’ meine Flacht[3] verluurn, —
Ach wäär ich liewer nett gebuurn[4]!
Dänn mei Breiting[5], wänner bei mier waar,
Fräte sich schteets iewer meine schiene Haar!“

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     „Ahah!“ erklang von d’r annern Seit, —

„Ach guckt doch, wos do dorten leit[6];
Do sein ju Aen’ bei dan Prange
De Haar of ämool ausgegange!“ —
„Nu sieht m’rsch,“ huußes jetzt von d’n Alten,

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„Daß die Haar jetzt nett meh’ halten.

Heit glänst su Manniger mit seine Haar —
Un is doch bluus gekääfte[7] Waar!“

     Doch in dan Laam, wos waar gemacht,
Waar nahnter geruckt a de Nacht,

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Un schtille wuursch a zwisch’n dan Schaaren,

Die dan gansen Tog su lustig waar’n;
Ja salwer die Harrn von Klasthool
Frääten sich un ermahnten Alle noch ämool:
„Ju trei zu schtieh’n in Hitt un Schacht

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Zu jeder Zeit, ob Tog oder Nacht!“


     „Dos thun mier,“ sate Jeder nu,
„Mier schtäern[8] im Laam nett die Ruh’;
Un brach’n mool schlachte Zeiten ein,
Su woll’n mier de Letzten sein


  1. Zopp = Zopf.
  2. Kopp = Kopf.
  3. Flacht = Haarflechte.
  4. gebuurn = geboren.
  5. Breiting = Bräutigam.
  6. leit = liegt.
  7. gekääfte = gekaufte.
  8. schtäern = stören.

Anmerkungen (Wikisource)