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„Waar wäß, wos die haan aangericht,“
Määnten nu Viele mit ängstling Gesicht;
„Mier sitzen hie und trinken freies Bier
Un de Fraans mach’n Schpetakel d’rvier[1]!“

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     Kaum waar dos letzte Wort gesaat,

Do kam äne Fra’ eiligst angejaht
Un schrier zwisch’n dan Männern dorrich:
„Gerachter Gott, hallef[2] m’r doch, Jorrich!
Ich soll ju waarn[3] in Loch gebracht —

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Un hoob ju gaar nischt Schlacht’s[4] gemacht.

Ach, kummt doch Alle un halleft uns bluus,
Sinst ward Ihr Eire Fraans heit luus!“

     Su rasch beinah’ wie ä geölt’r Blitz
Waar Jeder huuch nu von sän Sitz;

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Sie wuurn nu Alle arscht gewahr,

Wie gruuß daß änklich[5] die Gefahr.
„Dos gitt nett, nä dis darf nett sein!“
Schtimmten Alle nu zusamme ein.
„Kummt haar, mier gaan[6] ä gutes Wort, —

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Die Fraans darfen von uns nett fort!“


     Doch Aener troot rasch hinter d’r Thier
Und wollte gaar nett wieder vier,
Un wierer ändlich nog lange suung[7],
Doch wuur schließlich viergezuung[8],

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Do määnter: „Guckt hin, meine Fra,

Die kam doch rasch wieder haar;
Langte die mool Aener in d’r Nacht —
An Tog wiersche mier wiedergebracht!“


  1. d’rvier = davor.
  2. hallef = helfe.
  3. waarn = werden.
  4. Schlacht’s = Schlechtes.
  5. änklich = eigentlich.
  6. gaan = geben.
  7. suung = suchen.
  8. viergezuung = vorgezogen.