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     Wie frät’n sich de Junges iwer diss’n Gald,

Wärsch blus nett su nahnt vorn Aend d’r Walt.

     Jetzt bei d’r Obnahm[1] in tief’n Schacht
Wur Alles zu Arbt’rsch Vorthäl gemacht;
Wänns fahlte, wur Stuff[2] verännert oder zugelegt

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Ohne daß d’r Heier[3][WS 1] hette angeregt,

Un begänte m’r sich in Hauf
Erklang schtets freindlich d’r Gruß „Glick auf!“
Dänn Viele fihlt’ns in d’r Brust:
Aes sog schlacht aus d’n 12. August.

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     Salwer of d’r Hitt mußte Jeder saan:

„Aene anre Zeit bricht vor uns aan!“
Dänn Alle, sugar in d’n best’n Jahr’n,
Sollt’n ju käne schwär’n Karrn me fahr’n,
Jeder sollte schune seine Brust,

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Domit Käner wos markte d’n 12. August;

Uewerhaupt wur Alles su eingericht,
Daß Jeder zeigte ä freindlich Gesicht.

     Un nu wur gar hie de Karrich[4],
Of änmol zu klän vor Annerschbarrig,

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Dann Alle die sind von Karrich nischt gewußt,

Die trieb jetzt de Angst vorn 12. August.

     Su war nu d’r Summer reingebroch’n —
Vorn 12. warns blus noch zwä Woch’n, —
M’r sog nett me ä frädig Gesicht,

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Jedes war betribt zum Himm’l gericht.

Veränsamt log hie Fald un Flur,
Von Faldarb’t zu sahn käne Schpur,
Dänn Jeder hatte sich gedacht,
Aene Arnd ward doch nett eingebracht.


  1. Obnahm = Abnahme der gelieferten Arbeiten.
  2. Stuff = Stufe: Meßzeichen bei Gedingheuern.
  3. Heier = Hauer.
  4. Karrich = Kirche.

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage Heuer, vermutlich aber Hauer für Bergmann.