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Un isser arscht wieder wu Sunne lacht,

Su guckt’r arscht zum Himmel hienauf
Un schpricht sei dankbaar: „Glick auf!“

     Un trifft’r die Seining frisch un gesund,
Su preißt’r Gott mit Hartz un Mund,

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Un Jeder in d’n Familienkreis

Thutt’s schteets noch alter Sitt’ un Weis’;
Dänn wu kä Glaam[1] meh is in Haus,
Do sieht’s gaar eed un traurig aus.
Drim Mannicher dennu awull[2] schpricht:

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„D’r Glaam, daar is mei Gruumlicht!“


     Wos nu d’r Barkmann gewinnt in Schacht,
Von Hittenmann ward’s arscht rään gemacht;
Trotz schlachten Damp un Feiersgluth
Verliert’r doch niemools d’n Muth.

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Su wie d’r Knappe in tiefen Schacht,

D’r Hittenmann hellt vor’m Feier Wacht, —
Su giehnse[3] Bäde Hand in Hand,
Nahnt[4] schtieht Bark- un Hittenmannsschtand.

     Von Bäde gilt, wos Schiller schpricht

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In dan Lied von d’r „Glock“, dan schiene Gedicht:

„Von der Stirne heiß
Rinnen muß der Schweiß,
Soll das Werk den Meister loben,
Doch der Segen kommt von Oben!“

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Un wänn Gott sän Sääng[5] schteets gitt,

Su schtieht’s a gut of Gruub’ un Hitt’.

     Trotz schwärer Arb’t in Hitt’ un Schacht
D’r Harzer gaarn sich lustig macht;


  1. Glaam = Glaube.
  2. awull = auch wohl.
  3. giehnse = gehen sie.
  4. Nahnt = nahe.
  5. Sääng = Segen.