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Un rasch ward’r noch untergebracht,
Hin fährt d’r Zug in dunkler Nacht.

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     Rasch verging de Zeit bis noch Barlin,

Verwunnert blickt’r auf, wierer kimmt hin;
In aller Eil schteigt’r aus,
Haar schtieht wie dumm in Nachtesgrauß.
Viel, viel mecht’r drim gaan[1],

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Kännt’r jetzt sän Freind hie sahn.


     Pletzlich fiehlt’r sich imschlunge,
Laut rufft Aener: „Mei guter Junge,
Hoob ich ändlich Dich gefunden!“
Un — dänn waarer rasch verschwunden.

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     Verschunden waar seine Uhr mit’r Keet[2],

Haar macht hinter dan Mänschen haar, will’ne schtell’n zu Reed,
Doch wu isser zu traff’n, wu soll’r hin,
„Ach!“ seifzter: „ä schlacht Willkumme in Barlin!“

     Nu dorchwannerd d’r dänn viele Schtroßen,

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Bis dasser schtiehn bleibt, haar häert nämlich Blosen,

Un gerod waarsch seine Lieblingsmelodie,
Die haar gaarn häert Oomd un Frieh.
Un frädig pocht’ne jetzt sei Harz[3],
Vergass’n is sei Kummer, vergass’n sei Schmarz[4],

85
Drim gitt’r rasch nein in dan Haus

Un will die Leit nu freeng[5] aus;
Doch wierer neinkimmt, sieht’rsch all,
’s is nämlicher grußer Maskenball.


  1. gaan = geben.
  2. Keet = Kette.
  3. Harz = Herz.
  4. Schmarz = Schmerz.
  5. freeng = fragen.