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     Zum Empfang waar nu Alles eingericht

Un sehnsichtig blickte mannig Gesicht
Geschpannt hin nong Schitz’nhaus,
Weil hie die Harrn schtieng[1] nämlich aus.

     Of ä Mool kam Aener mit blußen Kopp

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In vull’n Kajähr d’n Schitz’nhof rob.

In vull’n Laafen[2] huur m’r ne saan:
„Die Woong[3] kumme do uum all aan!“

     Un richtig, wiese gena hinsoong[4],
Waarn ’s dänn a bluus de Woong;

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Die Harrn alle, klään un gruß,

Kame nochtraglich noch zu Fuß.
„Na“ saaten sich Viele, „wänner die Aufwartung kricht,
Kricht m’r die Harrn gewiß zu Gesicht.“

     Ae harrlicher Oomd[5] brooch nu a aan,

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„Dis is Ministerwatter!“ huur m’r saan.

Un pletzlich nu of ä Mool
Wuursch laamdig[6] hie of Barrig un in Thool.
’s fillten sich Schtroßen un de Gass’n,
In Schaarn zuung fort de Mänschenmass’n,

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Die Meesten in Bark- oder Hittenmannstracht,

Dänn von ihn’ sollte waarn d’r Zug gemacht.

     Kaum erschallte nu’s Kommandowort,
Do bewagte d’r Zug sich nu a fort,
’s dauerte jedoch gaar nett lang,

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Su waarer aangekumme uum im Sanc.

Un wie erschallte pletzlich: „Halt!“
Schtand festgeworzelt Jung un Alt.


  1. schtieng = stiegen.
  2. Laafen = Laufen.
  3. Woong = Wagen.
  4. hinsoong = hinsahen.
  5. Oomd = Abend.
  6. laamdig = lebendig.