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Su waarns viele von dan Alten,

Die ließ’n sich nett me halten.
„Ja!“ saaten die, „frieher kunnte m’r barschten[1],
Drim gien mir jetzt frieher, dänn sein mir doch de Arschten!“

     Nu waarsch dänn ändlich Mittogszeit,

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Jedoch wu waarn hie de Leit?

Dann Groobschtille[2] harschte in all’n Gass’n,
Wu m’r sinst soog[3] Mänschenmass’n,
Wu m’r sinst huur Manniges saan,
Do huur m’r jetzt kä Wort, — Alles waar nach d’r Bahn.

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     Off’n Bahnhof wuur un ä schmalich[4] Laam[5],

Sudaß Viele in d’r Angst mußten schwaam[6]
Ertrickt zu waarn in dan Getimmel, —
’s waar wätter Nischt wie Mänschen und Himmel.

     Jetzt waarsch nu all de hechste Zeit,

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Zum dritten Mool erklang ’s Geleit, —

Un ängstlich guckten sich Viele im
Wie erschallte: „Einschteing!“ mit lauter Schtimm.
Do gings luus mit lauten Gesang,
Dan Ziel zu, d’r Schtreck entlang.

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     Wie nu dorch Lauterbarg[WS 1] wuur gefah’rn,

Do saate Jeder: „Hie miss’n mir uns wahr’n.
Un richtig, ’s schtanden Viele an d’r Bahn,
Die soong uns Alle grimmig aan;
Ja, Viele machten sugaar äne Faust,

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Doch glicklich wuur bis an Ziel gesaußt.“

  1. barschten = laufen.
  2. Groobschtille = Grabesstille.
  3. soog = sah.
  4. schmalich = tüchtig.
  5. Laam = Leben.
  6. schwaam = schweben.

Anmerkungen (Wikisource)