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     Gemithlich verging de Zeit nu nog un nog

Bis dasser anbroch dar ensetzliche Tog;
Familienweis wur sich gruppirt,
Von Ass’n[1] nischt mee angerihrt,
Feierliche Schtille of Schtroßen un in Haus,

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Sugar d’r Hart’[2] trieb nett me aus,

Mit Angst wur d’r Uhr geguckt,
Dänn d’r Zeiger war gans nahnt geruckt.

     Un jetzt, — jetzt that ’s d’n arscht’n Schlok,
Nu broch’r aan dar schreckliche Tog! —

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     Hall glänste d’r Komet an nachtling Himmel,

Un Grobschtille, wu sinst Mänsch’ngetimm’l;
Fest hul’n sich Elt’rn un Kinner imschlunge,
Bleischwär war’n de Mänsch’nzunge,
Nett Aener kunnte ä Wort raussaan,

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Dänn Jeder hul d’n Od’n aan

Un lauerte un lauerte of Posauneton,
Of dann Zäng zu kumme vor Gottesthron. —

     In disser Schtimmung v’rging de Nacht,
De Sunne ging auf in ih’rer Pracht,

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Doch schtille bliebs in jeden Haus,

Mitunter broch blus ä Seifzer aus.

     Su wursch dänn nu all Mittogszeit,
Ae Jeder war nu of’s Schlimmste bereit, —
Un ach, jetzt pletzlich, von d’n Schtroßen

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Erschallt dänn jetzt Posaune blosen

Un graßlich erteent es Geschrei:
„Ach liewer Gott, schtieh uns bei!“


  1. Ass’n = Essen.
  2. Hart’ = Hirte.