Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft
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I. Gärten der Griechen II. der Römer
Band VII,1 (1910) S. 768841
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Gartenbau. Es soll hier prinzipiell nur von der Kultur der Ziergewächse einschließlich der wohlriechenden Blumen und Schatten spendenden Bäume gesprochen werden, während der Gemüse-, Obst- und Weinbau nur soweit in Frage kommt, als diese Kulturen mit jener in irgend welchem Zusammenhang stehen. Spezielle Schilderungen von Gärten, in denen nur Gemüse oder Obst gezogen wurden, finden sich überdies nicht. Ebensowenig [769] können hier einige lediglich der Mythologie angehörige Gärten näher berücksichtigt werden. Zu diesen gehören namentlich die sog. Gärten der Hesperiden mit ihren goldenen Äpfeln als dem Symbol der Fruchtbarkeit und Liebe, welche man ursprünglich in den Westen, später auch nach Libyen, an das Atlasgebirge im nordwestlichen Afrika und sogar zu den Hyperboreern verlegte (Seeliger in Roschers Lex. d. gr. u. r. Mythol. I 2, 1886–1890, 2594f. 2598, 49ff.); die Inseln der Seligen am Okeanos mit ihren goldenen Blumen (Pind. Ol. II 70ff. u. Schol.) oder verschiedenen ihren Blütenduft aushauchenden Pflanzen, schattigen und Früchte tragenden Bäumen (Luc. ver. h. II 5. 13); das mit diesen Inseln vielfach in Zusammenhang gebrachte und später in die Unterwelt verlegte Elysium mit Zimtbäumen und duftenden Rosen (Tibull. I 3, 61), Ilexeichen (Ovid. am. II 6, 49), Granatäpfeln (Ovid. met. V 535. Serv. Georg. I 39. Lactant. zu Stat. Theb. III 511. Myth. Vatic. I 7. II 100), Blumen (Stat. silv. V 1, 257; vgl. II 1, 205. Claudian. r. Pros. II 284ff.), Rasen, schattigen und Fruchtbäumen (Claudian. ebd.; vgl. Eustath. Makrembol. I 4); der nicht näher beschriebene Garten des Phoibos bei den Hyperboreern (Sophokles bei Strab. VII 295); die Gärten des Okeanos, wo die Wolken mit Nymphen tanzten (Ar. Nub. 271); der Garten oder Hain der Hera am Vorgebirge Lacinium bei Kroton, welchen die Nereide Thetis mit Bäumen (Lycophr. 857 u. Schol.) und zwar besonders Weißpappeln (Liv. XXIV 3, 3) bepflanzt hatte. Hingegen können z. B. die Adonisgärten (I 11), welche keinen praktischen Zweck, sondern nur religiöse Bedeutung hatten, wohl nicht übergangen werden. Was schließlich die Kulturmethoden, besonders die Vermehrungsarten der einzelnen Zierpflanzen betrifft, so können auch diese, obwohl wir von ihnen nicht allzuviel erfahren, hier nicht näher berücksichtigt werden, sondern müssen der Besprechung der einzelnen Pflanzen überlassen werden.

Ohne direkten und wesentlichen Einfluß auf den abendländischen G. blieben wohl die von Nebukadnezar II. ca. 570 v. Chr. in Babylon hergestellten sog. hängenden Gärten der Semiramis (über diese vgl. Kaulen Assyrien u. Babylonien5 1899, 79ff. m. Abb. 43). Sie sind später öfters von klassischen Schriftstellern beschrieben, so als κρεμαστὸς παράδεισος (Berosos bei Joseph. ant. X 226), κρεμαστὸς κῆπος (Diod. II 10. Strab. XVI 738. Phil. Byz. 1) und pensiles horti (Curt. V 1, 32. Plin. XIX 49), ohne daß die Baumarten näher angegeben sind. Nur bei einem zu Anfang des 6. nachchristlichen Jhdts. schreibenden Autor (Phil. Byz. 1, 3) ist auch von allerhand Bäumen in denselben die Rede. Wie Joret (Les plantes I 384f.) annimmt, befanden sich unter den Bäumen jedenfalls Palmen, die man auch sonst oft in den auf den assyrischen Basreliefs dargestellten Parks antreffe.

I. Gärten der Griechen.

1. Allgemeines.

Die gewöhnliche Bezeichnung sowohl für den Zier- als Obst- und Gemüsegarten war κῆπος, ein mit ahd. huoba = Hufe urverwandtes Wort, selten ὄρχατος (Hom. Il. XIV 123; Od. VII 112. XXIV 222. 245. 257. Anyte in Anth. Pal. IX 314. Lycophr. 857) = eingehegter Ort, [770] etymologisch mit ἐρχατάω = hege ein und ἕρκος = Gehege verwandt. Für den persischen Park gebrauchte man das persische Wort παράδεισος (Xen. oec. 4, 13. Poll. IX 13), das im Awestischen pairidaêza- lautet (Schrader Reall. 385). Schon die sagenhafte Semiramis sollte zwei solche in Medien angelegt haben (Diod. II 13; vgl. XVII 10). Die Wildparks des Astyages (Xen. Cyr. I 3, 14) und des älteren Kyros (ebd. I 4, 5) dürfte wohl auch kein Grieche gesehen haben. Aus Autopsie lernten die Griechen einen παράδεισος wohl erst um die Mitte des 5. Jhdts. oder später kennen.

Die Blumen des Gartens scheinen besonders unter dem Schutz des Dionysos gestanden zu haben, da dieser in Athen den Namen Ἄνθιος (Paus. I 31, 4; auch das Fest der Anthesterien galt wesentlich ihm, worüber Stengel D. griech. Kultusaltertümer 1898, 208ff.), in Achaia Ἀνθεύς (Paus. VII 21, 6) hatte, ferner unter dem der Horen, welchen der Beiname Ἄνθειαι (Hesych.) gegeben wird, und wohl auch der Chariten (s. Escher o. Bd. III S. 2161, 41ff.), speziell die Rosen unter dem der Aphrodite (Eur. Med. 835ff. Paus. VI 24, 7. Hesych. s. Ἄvθεια), wohl nur Obst und Gemüse unter dem des Priapos (Kaibel Epigr. gr. 782, vgl. 817. Anth. Pal. VI 21. 102; vgl. u. II 2), jenes auch unter dem des Pan (ebd. 42). Für das im Garten nötige Wasser bemühte man sich um die Gunst der Nymphen (Leonidas ebd. IX 329).

2. Vorhomerische Zeit.

Obwohl Blumenzucht, Obst- und Gemüsebau mit Ausnahme einiger Hülsenfrüchte und des Gartenmohns, Papaver somniferum L., dessen Varietät Papaver setigerum DC. im Mittelmeergebiet einheimisch ist, bei den indogermanischen Völkern erst nach ihrer Ankunft in ihren historischen Wohnsitzen aufgekommen ist (Schrader Reall. 97. 263f. 545. 582), fanden in der mykenischen Kunst, namentlich der Vasenmalerei, deren Dekorationsfarben freilich nicht der Natur entsprechen, doch schon Gewächse, Wasserpflanzen und Efeublätter Nachahmung, ferner Blättchenzweige mit und ohne Ranken, die Dattelpalme, die wohl unlängst erst auf griechischem Boden bekannt geworden war, und namentlich die Blüte der Lilie (H. v. Rohden bei Baumeister 1940 Im. m. Abb. 1200. 1202. 2058. O. Kümmel Ägypt. und myken. Pflanzenornamentik 1901, 16ff. 49, nach welchem jedoch die Lilie infolge der mangelhaften Zeichnung nicht zu bestimmen ist). In einem Zimmer des jüngst (im J. 1903) auf Kreta in Haghia Triada bei dem alten Phaistos von italienischen Archäologen aufgedeckten Palastes mykenischer Zeit (14. Jhdt.) sind Freskomalereien mit landschaftlichen Darstellungen, bezw. Darstellungen in Kreta wildwachsender Pflanzen gefunden und von Halbherr (Monumenti antichi XIII 1903, 55ff.) besprochen. Leicht erkennbar sind die Efeuzweige (Hedera helix L.) mit ihren ungelappten Blättern, bei den andern Pflanzen läßt sich die Art nicht genau feststellen. Aus Felsenrissen kommt nach Halbherr (p. 57 m. Taf. VII) eine Amaryllidacee hervor, und die darüber befindliche Kelchblume ähnelt der Blüte des Stechapfels (Datura stramonium L.); ein anderesmal (ebd. p. 58 m. Taf. IX) sieht man eine schöne Pflanze [771] mit sieben Blüten und einer Knospe, deren Blätter die einer Liliacee sind, während ihre Blüten sich denen einer Dipsacee nähern und vielleicht die einer Scabiose sind. Zwei sehr schöne Stuckfragmente sind mit stilisierten Lilien bemalt, ließen sich aber leider nicht wiedergeben, weil sie von dem Brande, durch welchen der Palast zerstört worden ist, zu sehr geschwärzt waren (ebd. p. 58). Übrigens scheint es auch, daß allen Pflanzenbildern fast nur eine gleichmäßige rote Färbung auf lichtem Grunde gegeben ist (vgl. die farbigen Tafeln VIII. IX). Noch sei die Vermutung Halbherrs (p. 9) erwähnt, daß in der Nähe des Palastes an den aus dem Fluß Geropotamo abgeleiteten Kanälen sich Nutz- oder Ziergärten, ähnlich wie die Gärten des Laertes und Alkinoos in der Odyssee, befunden hätten. Auch ist auf Kreta in dem alten Knossos vor kurzem ein Palast mykenischer Zeit mit Wandmalereien aufgedeckt, doch gehören die hier dargestellten Pflanzen der Nilflora an (Halbherr ebd. 56). In Mykenai hat man eine Dolchklinge mit der Darstellung von Papyrosblüten und ein Silbergefäß gefunden, auf dessen drei Seiten eine Art Kübel mit (fiederig beblätterten) Zweigen dargestellt ist (v. Rohden bei Baumeister 987 ro. 999f. m. Fig. 1208 a. b). Die beiden letzen Verzierungen müssen auf Nachahmung ägyptischer Vorbilder beruhen. Für einen Ausläufer altägyptischer Manier sieht K. Sittl (Archäologie der Kunst 1895, 393) auch den Alkinoosgarten der Odyssee an. Allerdings wurden in Ägypten schon seit undenklichen Zeiten Papyrus antiquorum Willd., Nymphaea lotus L. und wohl auch Nymphaea caerulea Sav. in Reservoirs und Teichen und zur Zeit des neuen Reiches (1530–1060) außer einigen Ziersträuchern auch sogar schon einige ausländische Blumen kultiviert (Joret Les plantes I 95ff. 101ff. 141ff.); doch nimmt Joret (ebd. 99, 1) wohl mit Recht an, daß die Griechen das Gefallen an Blumen und Kränzen nicht von Ägypten überkommen hätten.

3. Gärten bei Homer.

Das Gefallen an Blumen und Zierpflanzen war der homerischen Welt nicht fremd, sofern von einer blumigen Wiese (Od. XII 159) und den wildwachsenden Blumen ἴον (ebd. V 72; vgl. Il. XI 298. XXIII 850; Od. IV 135. V 56. IX 426. XI 107), ὑάκινθος (Il. XIV 348), κρόκος (ebd., vgl. VIII 1) und in dem Adjektiv λειριόεις (Il. III 152. XIII 830) von λείριον (entweder = weiße Lilie, wofür es J. van Leeuwen in Mnemosyne N. S. XXXI 1903, 115 erklärt, oder = νάρκισσος nach Theophr. h. pl. VI 6, 9. Diosc. IV 158. Poll. VI 107) die Rede ist. Auch wurden damals schon Bäume zu ornamentalem Zwecke angepflanzt. Das Grab des Eetion in Kilikien schmückten Oreaden mit Ulmen, Ulmus campestris L. (Il. VI 419). Eine φηγός, wohl Quercus aegilops L., stand auf dem Grabmal des Ilos in Ilion (Theophr. h. pl. IV 13, 2; vgl. Hom. Il. XI 166. 372). Um das Grab des Alkmaion in Arkadien, wohin sie nur durch Anpflanzung gekommen sein konnten, standen Zypressen (Paus. VIII 24, 7). Die Zypresse war nämlich schon in vorhomerischer Zeit aus dem semitischen Kulturkreise nach dem eigentlichen Griechenland vorgedrungen (Schrader Reall. 483), da sie nicht nur auf der Insel der Kalypso wuchs [772] (Od. V 64) und die Türpfosten im Palast des Odysseus aus ihrem Holz geschnitzt waren (ebd. XVII 340), sondern auch die Städte Kyparissos in Phokis (Il. II 519) und Kyparisseis in Elis (ebd. 593) nach ihr benannt waren. Über ihre Anpflanzung in späterer Zeit, bei der es sich auch um das wertvolle Holz handelte, ihre Bedeutung im religiösen Kult und sepulkrale Bedeutung s. o. Bd. IV S. 1912, 4ff. Über die bis in die früheste Zeit hinaufreichende und bis in das späteste Altertum sich erhaltende Sitte, die Gräber zu bepflanzen, vgl. E. Curtius Zur Geschichte des Wegebaues bei den Griechen 1855, 54 und Bötticher 276ff. 282ff. 291ff. Nach der Odyssee (VI 162), dem Homerischen Hymnus auf Apollon (117) und späteren Dichtern (Eur. Hec. 458; Ion 920; Iphig. Taur. 1099. Callim. h. in Del. 210. Ovid. met. VI 335; vgl. Plut. symp. VIII 8, 3) befand sich auf der Insel Delos eine Dattelpalme, Phoenix dactylifera L., die noch zu Theophrasts (h. pl. IV 13, 2) Zeit bestanden haben soll. Dieser exotische, heute überall nur kultiviert vorkommende Baum, dessen Name φοίνιξ wohl als ,Phoiniker‘, d. h. als der Baum des fernen Südostens zu deuten ist (Schrader bei Hehn 280), wurde auch später in Griechenland (Theophr. ebd. II 2, 2. 6), z. B. in Nemea (Pindaros bei Dion. Hal. de comp. verb. 22), auf Rhodos (Theophr. ebd. II 6, 3), Kreta (ebd. 9), Chios (Strab. XIV 645) und zu Aulis (Paus. IX 19, 8) angepflanzt und zwar nicht der Früchte wegen, da er sie im eigentlichen Griechenland ebenso wie heutzutage nicht vollkommen reifte (Theophr. ebd. II 2, 8. 10. III 3, 5; mehr hierüber bei Neumann-Partsch Physikal. Geographie Griechenlands 1885, 411). Eine Platane, Platanus orientalis L., sollte nach einigen (bei Theophr. ebd. IV 13, 2) Agamemnon auf Delos und eine andere in Arkadien gepflanzt haben, einen einheimischen Baum, der später besonders wegen seiner schattigen Krone beliebt war. Hingegen nehmen fast alle Philologen der Jetztzeit an, daß der homerischen Welt die Blumenzucht durchaus fremd gewesen sei und sich die Gartenkultur auf Erzielung von Obst, Gemüse und Wein beschränkt habe (E. Buchholz D. homer. Realien 1881 II 1, 111. Fellner 54. 58ff.). Schon die alten Erklärer hoben denn auch hervor, daß bei Homer keine Kränze erwähnt seien (Schol. Hom. Il. XI 700. XIII 736. Athen. I 18 e; etwas anders Plin. XVI 9). Die Ansicht von K. Lehrs (Aristarchos3 328), daß die Kränze dem Homeros, wenn auch nicht seinen Heroen, bekannt gewesen seien, wird von Rohde (Kl. Schrift. I 1901, 80) bestritten. Erst von Hesiodos werden Kränze erwähnt, da der Vers op. 75 doch wohl echt ist (vgl. die Ausgabe von A. Rzach; von K. Lehrs Quaest. epicae p. 227 ist freilich die ganze Stelle v. 69–82 einer andern Rezension zugewiesen), während der Vers theog. 576 allerdings seit F. A. Wolf für unecht gehalten wird. Ein sehr altes Gedicht sind auch die Kyprien, in denen (bei Athen. XV 682f.) Blumenkränze vorkommen, während der Hymnos in Aphrod., wo diese Göttin ἰοστέφανος (h. VI 18) genannt wird, weit jünger ist. Jedenfalls wurden aber Blumen von den Alten vorwiegend zu Kränzen und Guirlanden verwendet, bisweilen aber auch in den Händen getragen (Archiloch. frg. 29. Athen. XII 554 a. [773] Ed. Gerhard Auserles. Vasenbild. I 1840; 128ff. m. Taf. XXXIV. LXXI), konnten aber auch, wenigstens in späterer Zeit, im Garten selbst die Sinne erfreuen. In den beiden Homerischen Epen sind es vornehmlich vier Stellen, an welchen von einem κῆπος oder ὄρχατος die Rede ist. Tydeus besitzt viele Gemüse- oder wohl richtiger Obstgärten, φυτῶν ὄρχατοι (Il. XIV 123). Die geschwollene Flut des Skamandros wird mit einem Bergquell verglichen, welchen ein Mann mit der Harke durch φυτά (wahrscheinlich Baumpflanzungen nach Buchholz a. a. O. 99, 1) und κῆποι leitet (Il. XXI 257ff.). In dem von Feldsteinen (αἱμασιαί wie Od. XVIII 359) umfriedigten Garten des Laertes fehlt kein φυτόν, weder Feigenbaum noch Rebe noch Öl- und Birnbaum, noch ein sorgfältig gepflegtes Beet, πρασιή (Od. XXIV 222ff.; vgl. IV 737. XXIV 336ff. Iulian. ep. 26, 5). Endlich wird der Garten des Phaiakenkönigs Alkinoos eingehend beschrieben (Od. VII 112ff.), von dem auch sonst bei den Alten so oft die Rede ist (Verg. Georg. II 87. Prop. III 2, 11. Ovid. am. I 10, 56. Plin. XIX 49. Stat. silv. I 3, 81. Mart. VII 42, 6. VIII 68, 1. X 94, 2. XII 31, 10. XIII 37. Iuv. V 151. Tert. de pall. 2. Iulian. ep. 26, 5. Liban. soph. IV p. 107. Gregor. Nyss. ep. 20 bei Migne gr. XLVI p. 1081 C. Aristain. I 3. Eustath. Macremb. I 4. Nikephor. Basil. bei Walz Rhet. gr. I p. 522, 26; nach Lafaye 276, 6 vielleicht auch auf kerkyraeischen und illyrischen Münzen dargestellt). Aus dem Hofe des Palastes gelangt man durch eine Doppeltür in den umfriedigten, etwa 4,76 ha (Hultsch Gr. u. röm. Metrologie2 1882, 41) großen Garten. In diesem wachsen stattliche, zu jeder Jahreszeit ihre Früchte reifende Bäume, nämlich Birn-, Granat-, Apfel-, Feigen- und Ölbäume. Dazu kommen Reben mit reifen und unreifen Trauben und, an diese sich anschließend, schön geordnete Beete, κοσμηταὶ πρασιαί, aller Art, das ganze Jahr hindurch prangend, ἐπηετανὸν γανόωσαι. Endlich befinden sich darin, wie denn auch in späteren Schilderungen von Gärten öfters die so wichtige Bewässerung nicht außer acht gelassen ist, zwei Quellen, von denen die eine sich durch den ganzen Garten schlängelt, die andere dem Palast zufließt und die Menschen mit Wasser versorgt. Sind nun die erwähnten κοσμηταὶ πρασιαί nur Gemüsebeete, wie man heute fast allgemein annimmt? Unentschieden läßt diese Frage Günther (Progr. von Bernburg 1861, 1f.). Die Etymologie des Wortes πρασιά steht nicht ganz fest. Wenn es auch von πράσον = Porren, Allium porrum L., obwohl dieses frühestens in der Batrachomachia (54, wo aber die Hss. auch σεύτλοις statt πράσοις haben) Erwähnung findet, abzuleiten sein sollte, so konnte es doch später verschiedene Beete bezeichnen. Man nannte so nicht nur ein Gemüsebeet (Nic. ther. 879; alex. 533; bei Athen. IX 369 c. Lucian. ver. hist. I 33. Anth. Pal. VI 21. Geop. XII 6. 18, 2. Hesych. Suid. Etym. M. 686, 48. Eustath. Od. 1574, 27, zugleich auch Obstbeet bei Iulian. ep. 26, 6), sondern auch ein Beet, in welches Zitronenkerne (Theophr. h. pl. IV 4, 3) oder Zypressensamen (Geop. XI 5, 1) gesät wurden, ein Ackerbeet (Diosc. IV 17) und Blumenbeet (Nic. ther. 576. Long. IV 2. Achill. Tat. I 1. Geop. XI 23, 3; vgl. auch Aristain. ep. I 3). [774] In den beiden Epen sind von Gartengemüse nur erwähnt die aus dem Orient stammende Küchenzwiebel, Allium cepa L. (Il. XI 630; Od. XIX 233) und der Schlafmohn, Papaver somniferum L. (μήκων ἐνὶ κήπῳ Il. VIII 306; vgl. κώδεια = Mohnkopf Il. XIV 499 und φάρμακον νηπενθές wohl = Opium Od. IV 220), von welchen der letztere, wie wir sehen werden, bei Nikandros ein Kranzgewächs ist (s. u. I 8 b). Bei der Küchenzwiebel läßt sich die Kultur auch nur daraus erschließen, daß sie orientalischer Herkunft ist. Daß aber die πρασιαί, weil sie ,das ganze Jahr hindurch prangend‘ genannt werden, vornehmlich mit Alliumarten, deren Rhizom einen oder zwei Winter überdauert, bestellt gewesen seien, braucht man nicht anzunchmen, da mit derselben dichterischen Übertreibung auch von den Obstbäumen gesagt ist, daß sie immerfort Früchte trügen. Das von den πρασιαί gebrauchte Verbum γανᾶν paßt dagegen besser für Blumen (Hymn. in Cer. 10).

4. Die Rose und andere Zierpflanzen in älterer Zeit.

Von Blumen kommt vor allem die Königin derselben, die Rose, in Betracht (vgl. Ps.-Anacr. 42, 6. Achill. Tat. II 1). Wenn das Wort ῥόδον eine Entlehnung aus iranischem Gebiet sein sollte, was Joret (Rose 13f.) annimmt und Schrader (bei Hehn 258) für wahrscheinlich hält, so müßte doch mit dem Namen auch die Pflanze, und zwar die kultivierte, zu den Griechen gelangt sein, zumal die Griechen für die wilde Rose auch die vielleicht ursprünglich alleinige Bezeichnung κυνόςβατος hatten. So ist z. B. in den Hippokratischen Schriften ῥόδον die kultivierte Rose, κυνόςβατος wohl die in Griechenland verbreitetste Wildrose, Rosa sempervirens L., und κυνόροδον wohl unsere Hundsrose, Rosa canina L. (J. H. Dierbach D. Arzneimittel des Hippokrates 1824, 81f.; vgl. auch bei Theophrast κυνόςβατος h. pl. III 18, 4. IX 8, 5 und κυνόροδον IV 4, 8). Daher kann sich derselbe Vorgang bei den Griechen abgespielt haben wie bei den Römern, welche, bevor sie die kultivierte rosa kennen lernten, die wilde sentis canis = Hundsdorn nannten (Col. XI 3. 4) und für einen Brombeerstrauch, Rubus, gehalten zu haben scheinen (Plin. XXI 14. XXIV 121; vgl. Apul. met. IV 2; κυνόςβατον eine Art des βάτος oder Brombeerstrauchs bei Theophr. h. pl. III 18, 4, vgl. auch Theocr. 5, 91), und bei den Deutschen, die ursprünglich nur die Hagebutten, d. h. vornehmlich die Scheinfrüchte der Rosa canina, kannten, wie denn noch heute die wilden Rosen vom Volk nicht als Rosen, sondern Hagebutten bezeichnet werden. Aber abgesehen von der Etymologie des Wortes sprechen doch noch andere Gründe für die Kultur der Rose in Homerischer Zeit. In der Ilias (XXIII 186) salbt Aphrodite Hektors Leichnam mit ambrosischem Rosenöl. Dieses war freilich kein wirkliches Rosenöl in heutigem Sinne, sondern nur mit Rosenessenz parfümiertes Olivenöl oder bestand (nach Gal. XI 538) aus Olivenöl und Rosensaft. Nach der Vorschrift, welche Dioskurides (I 53) gibt, brauchte man zur Herstellung eines solchen Öls von gewöhnlicher Qualität 1000 (kultivierte) Rosenblüten auf 205/12 (römische) Pfund = ca. 71/2 Liter Olivenöl oder 11/2 (römische) Pfund Blüten auf 1 Sextar (= 0,546 Liter) oder [775] 11/2 (römische) Pfund Olivenöl. Da wilde Rosen nur fünf Kronenblätter haben und diese sicher (vgl. Theophr. c. pl. VI 20, 1. Plin. XXI 14) auch weniger aromatisch als die der kultivierten Pflanzen sind, so wird man mit der Annahme kaum fehlgehen, daß für das homerische Öl keine wilden Rosen verwandt sein können. Wenn sich z. B. im Mittelalter die Mauren Spaniens mit Bereitung von Rosenwasser befaßten, so setzt dies die Kultur großer Massen von duftigen Rosen voraus (A. v. Kremer Kulturgesch. des Orients II 317). Freilich brauchte das homerische Rosenöl nicht in Griechenland selbst hergestellt worden zu sein. Es ist eben nur mit ziemlicher Sicherheit anzunehmen, daß damals irgendwo Rosen kultiviert wurden und von ihnen auch das genannte Rosenöl gewonnen wurde. Da die Rose in den Epen nicht direkt genannt ist, nahm schon Gellius (XIV 6, 3) an, daß Homer zwar das Rosenöl, aber nicht die Rose selbst gekannt habe. Nun aber werden schon früh die Eros rosenfingerig, ῥοδοδάκτυλος (Il. I 477. VI 175; Od. II 1. IX 152. XVII 1. Hes. op. 610), und zwei Nereiden rosenarmig, ῥοδόπηχυς (Hes. theog. 247. 251) genannt. Diese Bezeichnungen sollen sich aber nach Hehn (248) möglicherweise auf eine ferne Sache beziehen, so daß sich die Homerischen Dichter nach Schrader (Reall. 695) unter ῥόδον vielleicht nur etwas unbestimmt Herrliches der Blumenwelt gedacht hätten. Jedoch setzen diese Epitheta, wenn nicht alles trügt, doch gerade voraus, daß die Rose eine allbekannte und allbeliebte Blume gewesen sei (vgl. Joret Rose 11ff.). Daß man dabei aber jedenfalls eher an kultivierte als an wilde Rosen zu denken habe, hat z. B. auch Koch (157) hervorgehoben. Unter der wilden Rose verstanden die griechischen Schriftsteller nämlich wohl vorzugsweise Rosa sempervirens L. (Lenz 699), einen immergrünen Strauch mit weißen Blüten, wie denn Theophrast (h. pl. I 9, 4, vgl. VI 6, 6) den Rosenstrauch, ῥοδωνιά, zu den immergrünen Gewächsen rechnet. Obwohl auch Fellner (26) dieser Ansicht ist, möchte er doch sogar glauben, daß Homer unter dem Namen ῥόδον sowohl die wilden Rosen- als Cistrosensträucher zusammengefaßt habe, eine nach allem was wir wissen doch sehr gewagte Hypothese, die durch die Ähnlichkeit der beiden Sträucher (vgl. Theophr. h. pl. VI 2, 1) allein nicht begründet werden kann. Daß auch die schon in der Ilias (II 654f. 667) genannte Insel Rhodos und der Fluß Rhodios (ebd. XII 20) nach der kultivierten Gartenrose benannt seien, nimmt Jos. Murr (Haller Progr. 1889, 25; vgl. dessen Pflanzenwelt 79 und Joret Rose 117) an. Die Stadt Rhodos führte die Blume in ihrem Wappen, wie es erhaltene Münzen zeigen (R. Weil bei Baumeister 946 m. Fig. 1068. 1069. Imhoof-Blumer und O. Keller Tier- u. Pflanzenbilder Taf. X 6. 7). Ferner waren die Salben der Insel in historischer Zeit berühmt (Ar. Lys. 944 und Schol. Hesych. s. ῥόδιον, Suid. s. Ῥόδια μύρα), aber vielleicht nur die Safransalben (Plin. XIII 5. Athen. XV 688 e). Schwierigkeit könnten die Rosen und Rosenkelche machen, welche Persephone in dem Hymnus auf Demeter (V 6. 427: ῥόδα und ῥοδέας κάλυκας), welcher wahrscheinlich um 660 auf attischem Boden entstanden ist, auf [776] den nysaeischen Gefilden Thrakiens zusammen mit andern wildwachsenden Blumen pflückt. Doch kann hier die dichterische Phantasie über die Wirklichkeit hinausgegangen oder das Wort, was ja auch später bisweilen geschehen ist (z. B. Theophr. h. pl. VI 2, 1. 6, 6; c. pl. VI 20, 2), schon auf die Wildrose übertragen sein. Unter den Gespielinnen der Persephone befinden sich Rhodeia und Rhodope (a. a. O. 419. 422), die doch wohl ihren Namen von den Gartenrosen haben werden. Von der Blüte der kultivierten Rose ist nach allgemeiner Annahme und zwar wohl zum erstenmal (um 648 v. Chr.) in einem Fragment des Archilochos (29) ausdrücklich die Rede, indem die Geliebte des Dichters, die Parierin Neobule, einen Myrtenzweig und eine schöne Rosenblüte in der Hand hält. Zu einer reichen, aber ungebildeten Frau sagt Sappho (frg. 68), daß sie nach dem Tode keinen Anteil an Rosen Pieriens, d. h. Makedoniens, haben werde, womit auf die Unsterblichkeit durch die Kunst der pierischen Musen angespielt zu sein scheint, da die Rose den Musen geweiht war (Theocr. epigr. 1, 1). Sogar Rosenkränze kennen Sappho (frg. I 12 im Rh. Mus. LVII 329) und Anakreon (bei Athen. XV 671 e und Poll. VI 107). Die erste Erwähnung einer Rosenkultur ist bei Herodot (VIII 138) zu finden. Er berichtet nämlich, daß in Makedonien am Fuß des Bermiongebirges (an der Stelle der heutigen Stadt Wodena?) die sog. Gärten des Midas, des Sohnes des Gordias, lägen und hier von selbst sechzigblättrige Rosen wüchsen, die an Wohlgeruch alle andern überträfen, d. h. alle andern kultivierten Rosen. Die Behauptung, daß sie von selbst dort wüchsen, ist wohl nicht allzu wörtlich zu nehmen, obwohl aus den Samen gewisser wilden Rosen (die vielleicht als Hecken die Gärten des Midas umgrenzt haben mögen; vgl. Col. XI 3, 4) in fruchtbarem Gartenboden leicht Stöcke mit gefüllten Blumen hervorgehen können und überhaupt neue Gartenvarietäten plötzlich ohne Zutun des Menschen von selbst zu entstehen pflegen, die man auf vegetativem Wege oder durch Samen vermehren kann. Doch ist diese Stelle noch in anderer Hinsicht von höchster Wichtigkeit. Nämlich auch Theophrast (h. pl. VI 6, 4; vgl. Plin. XXI 17) sagt, daß die meisten hundertblättrigen Rosen um die Stadt Philippoi in Makedonien wüchsen, deren Einwohner sie von dem nahen Pangaiosgebirge, wo sich viele fänden, dorthin verpflanzten, wobei man nur davon absehen muß, daß er wohl irrtümlich diese Zentifolien auf dem Pangaios wild wachsen läßt. Ferner empfiehlt Nikandros (bei Athen. XV 683 b), indem er stachelige Rosen durch Stecklinge fortpflanzen will, vor allen die Rosen von Odonia (im westlichen Thrakien) zu wählen, welche Midas, nachdem er sein Reich in Asien verlassen, auf seinen Besitzungen in Emathia, d. h. in der makedonischen Landschaft nördlich vom Bermiongebirge aufgezogen habe und die immer etwa 60 Blütenblätter hätten. Hundertblättrige Rosen aus dem Garten des Midas erwähnt auch Tertullian (de cor. mil. 14; vgl. de pall. 3). Da außerdem die Makedoner ein eigenes, leider dunkles Wort (ἄβαγνα bei Hesych.) für die Rose hatten, in Thrakien das Rhodopegebirge liegt und wie erwähnt Persephone auf den nysaeischen Gefilden [777] Rosen sucht, Sappho aber von pierischen Rosen spricht, glauben Hehn (250f.) und Schrader (Reall. 694f.), daß der Durchgangspunkt der Rosenzucht für Griechenland Makedonien und Thrakien gewesen seien. Man könnte sogar noch daran erinnern, daß nicht weit vom Rhodopegebirge in nordöstlicher Richtung im Süden des Balkan die durch die Fabrikation von Rosenöl berühmten Täler Ostrumeliens liegen. Wenn man aber den sagenhaften Midasgärten irgend einen realen Hintergrund beilegt, so dürfte man doch wohl den Beginn der griechischen Rosenkultur in eine ferne Vergangenheit, mindestens bis nahe an die Homerische Zeit, verlegen müssen, da Midas 696 oder 676 starb. Nicht sicher scheint die Annahme Hehns (a. a. O.), Jorets (Rose 11ff. 122ff.) und Schraders (a. a. O.), daß der eigentliche Ursprung der Kultur in Medien oder im westlichen Asien zu suchen sei. In erster Linie wird dafür die doch nicht ganz sichere Abstammung des Wortes ῥόδον (vgl. Schrader bei Hehn 258) aus westkleinasiatischem oder iranischem Kulturkreise angeführt und im Anschluß hieran auf altpersische Personennamen, namentlich auf den Namen der Gemahlin des Darius Hystaspis Φρατογούνη (Her. VII 224), der in griechischer Übersetzung Ῥοδογούνη (Harpocr. Suid.) lautete, hingewiesen. Die Voraussetzung Jorets (Rose 14), daß, wie Boissier (II 676) angibt, Rosa centifolia L. im östlichen Kaukasus und in Kurdistan indigen sei, ist irrig (vgl. Engler bei Hehn 257). Als ältestes Zeugnis für die Kultur der Rose in Babylonien wird der Bericht Herodots (I 195) angeführt, daß jeder Babylonier auf seinem Stab das Bild eines Apfels, einer Rose, eines κρίνον (Lilium candidum L. ?), eines Adlers oder andern Gegenstandes habe. Doch bezieht sich dieses Zeugnis, wenn überhaupt glaubwürdig, auf eine verhältnismäßig späte Zeit. Dies trifft noch mehr für die Erzählung Plutarchs (symp. VII 8, 4) zu, daß Artaxerxes II. dem Antalkidas einen Kranz von Rosen- und Safranblüten gesandt habe. Wundernehmen muß es, daß eine in der griechischen Literatur so früh erwähnte und später so allgemein beliebte Blume wie die Rose weder auf den assyrischen Denkmälern noch in den Veden und im Zend-Avesta erscheint (Joret Rose 9ff.; vgl. für die Euphratländer Schweinfurth 663f. und Joret Plantes 385f.). Was Palästina betrifft, so ist erst in den Apokryphen des Alten Testaments von der Rose die Rede (Sap. Sir. 24, 18. 39, 13 [17], 50, 8. Sap. Salom. 2, 8; die mittelägyptische Stadt Ptolemais führt den Beinamen ῥοδοφόρος III Macc. 7, 17). Ebenso ist sie in Ägypten schwerlich vor der griechischen Zeit bekannt gewesen (Schweinfurth 664. Joret Rose 32; Plantes 156; zuerst erwähnt bei Theophr. h. pl. VI 8, 5) und in Kyrenaika wohl erst, nachdem die Stadt Kyrene im J. 631 v. Chr. von Griechen gegründet war (Fr. Woenig D. Pflanzen im alten Ägypten 1886, 244; zuerst erwähnt bei Theophr. h. pl. VI 6, 4; c. pl. VI 18, 3). Daß die Kultur der Rose über Phrygien nach Thrakien gewandert sei, wie Joret (Rose 15. 30) annimmt, geht aus den vorher erwähnten Stellen (Her. VIII 138. Nikandros bei Athen. XV 683 b) nicht hervor, vielmehr läßt sich die erstere ja auch so deuten, daß die Gartenrosen des Midas keiner fremden Kultur ihren Ursprung [778] verdankten. Zur Lösung dieser Frage hilft auch nur wenig die Feststellung der wilden Rosenarten, von denen die Gartenrosen abstammen. Nach Engler (bei Hehn 257f.) gehören die Rosen des Altertums in die Formenkreise der (rotblühenden) Rosa gallica L. und der (weißgelblich blühenden) Rosa moschata Mill.; die (rotblühende) Rosa centifolia L. ist nur die gefüllte Gartenform der Rosa gallica; die (weiß oder rot blühende) Rosa damascena Mill. und die Rosa alba L. (deren Blüten weiß oder von zartem Rot sind) sind wahrscheinlich Bastarde der Rosa gallica und Rosa canina L.; zu Rosa alba gehören die heute in Ostrumelien kultivierten Ölrosen. Es ist also anzunehmen, daß von den Griechen, vielleicht schon in Homerischer Zeit, vor allem die Rosa gallica kultiviert worden sei; die sechzigblättrigen Rosen Herodots und Nikanders und die hundertblättrigen Theophrasts zu Rosa centifolia gehört haben; das homerische Rosenöl aber in Thrakien (von Rosa alba?) gewonnen sei. Hat doch auch die Weinkultur in vorhomerischer Zeit höchst wahrscheinlich sich nicht nur von Osten über die Inseln, sondern auch von Thrakien her über die Balkanhalbinsel verbreitet (Schrader bei Hehn 94; vgl. Hehn 67ff.). Die in Nordafrika, Abyssinien und Nordindien heimische Rosa moschata mag, wie man vermutet (Engler bei Hehn 257f.), das berühmte Rosenöl von Kyrene (Theophr. h. pl. VI 6, 5; vgl. c. pl. VI 18, 3. Plin. XXI 19) geliefert haben. Wenn ein spätestens im 5. Jhdt. v. Chr. schreibender Schriftsteller (bei Athen. XIV 653 f) wirklich von den samischen Rosenstöcken hat behaupten wollen, daß sie zweimal im Jahr blühten, woran L. Bürchner (D. ionische Samos, Progr. von Amberg 1892, 43) mit Recht zweifelt, so müßte dies mit Koch (159) auf Rosa damascena gedeutet werden. Die Frage aber nach dem Ursprung der Kultur ließe sich eher beantworten, wenn das Verbreitungsgebiet der Rosa gallica ein beschränkteres wäre. Sie findet sich nämlich in Taurien, Kaukasien, türkisch Armenien, auf den Gebirgen Tokat und Alemdagh im nördlichen Kleinasien, im Nordosten Kilikiens, auf dem Berg Athos in Makedonien (Boissier II 676; Suppl. 205), in Epirus, Thessalien, am Pindus, in Achaia bei Patrai, auf Euboia, Andros und Korkyra (de Halácsy I 519) und überhaupt in der Südhälfte Europas (Boissier ebd.).

Ob auch andere Blumen und Kranzgewächse so früh wie die Rose kultiviert worden seien, läßt sich nicht entscheiden. Es liegt ja in der Natur der Sache, daß andere in der Literatur weniger als die Rose berücksichtigt sind. Schon früh kultiviert worden sein muß der Dill, Anethum graveolens L., wenn anders er orientalischen Ursprungs ist. Später vorwiegend Gewürzpflanze, wird er zuerst als Kranzgewächs genannt (Alkaios bei Athen. XV 674 d. Sappho ebd. e. Anakreon ebd. c. Poll. VI 107). Der einheimische Eppich, Apium graveolens L., der schon von Homer (Od. V 72) erwähnt wird und früh als Kranzgewächs gedient hat (Anakreon bei Athen, ebd. Pind. Ol. 13, 46; Nem. 4, 142; Isthm. 2, 23. 7, 136. Kratinos beim Schol. Theocr. 11, 10 usw.), wurde vielleicht erst zur Zeit des Aristophanes (s. Art. Eppich) und vielleicht mehr als Gemüse kultiviert. Wenn schon Alkman (bei Athen. XV 681 a) [779] Kränze von ἑλίχρυσος wohl = Helichrysum orientale L. oder Helichrysum siculum Boiss. und Cyperngras = Cyperus longus L. erwähnt, so sind wohl keine Kulturpflanzen gemeint. Eher dürfte dies der Fall mit den Kränzen des Ibykos (ebd.) von Myrten, ἴα, ἑλίχρυσος, μᾶλα (Apfelblüten), Rosen und Lorbeer der Fall sein. Denn Myrten finden wir z. B. schon nach Euripides (Electr. 324. 512) an Gräbern gepflanzt und bei Aristophanes (Av. 160) in den Gärten Attikas. Bei den ἴα ist es zweifelhaft, ob die häufig weiß blühende Winterlevkoje, Matthiola incana R. Br. oder das wohlriechende Veilchen, Viola odorata L., oder der gelbe Goldlack, Cheiranthus Cheiri L. oder mehr als eine dieser Blumen gemeint sind. Die beiden ersteren wurden, wie wir sehen werden, nach Theophrast, der Goldlack nach Nikander kultiviert. Der ἑλίχρυσος (später ἀμάραντος genannt nach Diosc. IV 57), wenn auch sonst als Kranzblume erwähnt (z. B. von Kratinos bei Athen. XV 685 c. Poll. VI 106), war freilich dem Theophrast (h. pl. VI 8, 1 und bei Athen. XV 680 e) eine wildwachsende Blume. Der Helichrysos, mit dem Ptolemaios die Götterbilder bekränzte (Plin. XXI 168), kann das in Ägypten vorkommende Gnaphalium luteo-album L. gewesen sein. Dagegen kann der Lorbeer um die Mitte des 5. Jhdts. v. Chr. öfters angepflanzt worden sein. So läßt Sophokles (Oed. Col. 16) in dem Hain von Kolonos Lorbeerbäume zwischen Oliven und Reben wachsen. Besonders aber mag er als heiliger Baum des Apollon schon früh gepflanzt worden sein (Hymn. in Apoll. Pyth. 215. Eurip. Hec. 459; Iph. Taur. 1246. Arist. Thesm. 489. Plaut. merc. 677). Daher gibt denn auch Theophrast (h. pl. II 2, 6. 5, 6) einige Winke über seine künstliche Vermehrung. Den aus wilden Ölbäumen bestehenden und angeblich von Herakles angelegten Hain mit der Rennbahn in Olympia nennt Pindaros (Ol. 3, 24; vgl. Strab. VIII 353. Paus. V 15, 3) κᾶπος. Weder hier noch wo er die Dichtkunst bildlich den auserwählten κᾶπος der Chariten nennt (ebd. 9, 27), denkt er an Nutzgärten. Wenn bei ihm Kyrene lieblicher Garten der Aphrodite (Pyth. 5, 22) und erlesener Garten des Zeus (ebd. 9, 53) heißt, ist daran zu erinnern, daß später diese Stadt durch die Zucht von Blumen, namentlich Rosen, berühmt war (Theophr. h. pl. VI 6, 5. Athen. XV 682 c; vgl. 689 a. Plin. XXI 19. 31).

5. Παράδεισοι und ἄλσοι.

Zu Beginn des 5. Jhdts. machen sich fremde Einflüsse bemerkbar. Das älteste Zeugnis für einen Akklimatisationsversuch überhaupt finden wir in einer Inschrift (Dittenberger nr. 2). Hier lobt nämlich Dareios I. einen seiner Satrapen, daß er Früchte, καρπούς, von jenseits des Euphrat nach der Süd- oder Südwestküste Kleinasiens verpflanzt habe; doch ist hier nicht direkt von Zierpflanzen die Rede. Die öfters erwähnten Paradiese der Perser bestanden, wenigstens vorwiegend, aus Parkbäumen. In einem solchen wurden von den Soldaten des Artaxerxes I. bei eingetretener Kälte Kiefern und Zypressen umgehauen (Plut. Artax. 25). Überall, wo sich der König aufhält, werden die παράδεισοι genannten Gärten angelegt, die aufs schönste mit Bäumen und allem Schönen, was die Erde hervorbringt, versehen sind (Xen. oec. 4, 13; vgl. Arrian. Ind. 40, 4). Als Alkibiades [780] im J. 412 zu Tissaphernes, dem Statthalter der kleinasiatischen Küstenländer, geflohen war, ehrte dieser ihn dadurch, daß er den schönsten seiner παράδεισοι nach dem Gast benannte; dieser wohl bewässerte Park enthielt luftige Auen und königlich ausgestattete Ruheplätze (Plut. Alcib. 24). Im J. 351 hieben die Bewohner Sidons die Bäume des königlichen Parks um (Diod. XVI 41). Dem staunenden Lysandros zeigte der jüngere Kyros im J. 408/7 seinen zum Teil mit eigener Hand angelegten παράδεισος in Sardes, in welchem die schönsten Bäume in geraden Reihen gepflanzt waren und der von mannigfaltigen und angenehmen Düften erfüllt war (Xen. oec. 4, 20f. Cic. de sen. 59). Derselbe besaß in Phrygien einen großen παράδεισος, in welchem er auf wilde Tiere zu jagen pflegte und eine Heerschau über 13 000 Griechen abhielt (Xen. an. I 2, 7). Solche Wildparke besaß auch Pharnabazos im J. 394 (Xen. hell. IV 1, 15. 33) und wurden dem gefangenen Demetrios von dem syrischen König Seleukos ca. 284 v. Chr. zum Jagen überlassen (Plut. Demetr. 50). Im J. 401 besaß in Syrien ein persischer Statthalter einen großen und schönen παράδεισος, welcher die Früchte aller Jahreszeiten darbot (Xen. an. I 4, 10), und befand sich ein anderer bei der Stadt Sitake am Tigris, der mit allerlei Bäumen dicht bewachsen war (ebd. II 4, 14). Im J. 330 hatten in Medien die Wohnsitze, besonders die der Könige und ihrer Statthalter, weit ausgedehnte und anmutig mit künstlichen Hainen bepflanzte Anlagen, recessus (Curt. VII 2, 22). Im J. 325/4 sah Alexander d. Gr. in Pasargadai das Grabmal des älteren Kyros im königlichen παράδεισος von allerlei Bäumen umgeben (Aristobulos bei Strab. XV 730 und Arrian. an. VI 29, 4). Zu dem Palast in Babylon, in welchem Alexander d. Gr. starb, gehörte ein παράδεισος (Arrian. an. VII 25, 3. Baumstark o. Bd. II S. 2694, 50ff.). Im heutigen Gebiet von Samarkand hatte derselbe im J. 327 auf Löwen und andere Tiere gejagt, die in einem von Mauern umgebenen Tiergarten, nemus, gehalten wurden (Curt. VIII 1, 11ff.). Nach Megasthenes (bei Strab. XV 711, vgl. Nearchos bei Arrian. Ind. 27) gab es in den παράδεισοι jenseits des Euphrat einige wenige und mit großer Sorgfalt gepflegte immergrüne Gewächse, wie Efeu, Lorbeer, Myrte und Buchsbaum. Genauer berichtet Theophrast (h. pl. IV 4, 1; vgl. c. pl. II 3, 3. Plin. XVI 144. Plut. symp. III 2, 1), daß sich Harpalos vergeblich bemüht habe, in den παράδεισοι um Babylon Efeu anzupflanzen, wie denn auch die Akklimatisierung anderer Gewächse Griechenlands hier nicht gelungen sei; nur Buchsbaum und Linde hätten die Verpflanzung in diese παράδεισοι zur Not vertragen (über diese und andere Akklimatisierungsversuche s. H. Bretzl Botan. Forschungen des Alexanderzuges 1903, 234ff. 351ff., wo jedoch S. 353 περσέα mit Mimusops Schimperi Hochst. zu identifizieren ist). Dagegen gedieh nach ihm (h. pl. V 8, 1) die Zeder in den παράδεισοι noch besser als auf den Bergen Syriens. Derselbe (ebd. IX 6) erwähnt auch zwei παράδεισοι im Tallande Syriens, von denen der eine 20 Plethren (1,90 ha) groß, der andere kleiner sei; nur in diesen solle der Balsamstrauch (Balsamodendron opobalsamum Kth. = Commiphora opobalsamum Engl., heute [781] wild im südwestlichen Arabien und im Somaliland) vorkommen. Mit diesem Tallande ist dasjenige gemeint, in dem Jericho lag (Bretzl a. a. O. 99). Angeblich soll Salomo von der Königin von Saba eine Wurzel des Strauches erhalten und zuerst angepflanzt haben (Joseph. ant. VIII 174). Diese Gärten wurden später von den römischen Kaisern selbst bewirtschaftet (Plin. XII 113; vgl. Solin. 35, 5). Im 1. Jhdt. n. Chr. hielten die Parther in den παράδεισοι Babyloniens Löwen, Bären und Panther, um auf sie zu jagen (Philostr. vit. Apoll. I 38, 1). Eine Nachahmung der orientalischen Parks kann der παράδεισος in Rhegion gewesen sein, in welchem Dionysios der Ältere ca. 387 v. Chr. Platanen pflanzte (Theophr. h. pl. IV 5, 6, vgl. Plin. XII 7). Freilich scheinen die Griechen nie, wenn es auch die Römer, wie wir sehen werden (u. II 8), taten, ihre Parks als Wildparks benützt zu haben. So sagt Klearchos (bei Athen. XII 515 e), ein Schüler des Aristoteles, daß die Lyder παράδεισοι angelegt und diese als Gärten, um sich durch ihren Schatten vor der Sonne zu schützen, gestaltet hätten. Von Hesychios ist παράδεισος erklärt als ein wohlbewässerter Ort mit Spaziergängen und als vorübergehender Aufenthaltsort des Perserkönigs. Erst aus nachchristlicher Zeit hören wir mehr von παράδεισοι genannten Parks der Griechen. Nach Dioskurides konnten in ihnen sich der von ihm wohl zum erstenmal (jedenfalls nicht Theophr. h. pl. VI 4, 8 unter dem Namen δάφνη, da hier mit Wimmer wie VII 11, 4 ἀπάπη zu lesen ist) erwähnte Oleander, Nerium oleander L. (IV 82), vielleicht als Gartenpflanze (vgl. Apul. met. 240. Lucian. as. 17), und der kultivierte Lotus (IV 109), vielleicht Melilotus messanensis L., finden. Dasselbe sagt er (III 17) von Acanthus mollis L., welcher heute im eigentlichen Griechenland sich kaum wild findet. Nach Lukianos (Gall. 21) gehörte ein παράδεισος zum gewöhnlichen Besitz reicher Leute. Bei der Erklärung eines attischen Sprichworts, welches sich auf die Bewässerung von Baum- und Rebpflanzungen bezieht (Hesych. s. Οἰναῖοι τὴν χαράδραν; vgl. Zenob. V 29. Phot. Suid.), nennt ein Paroimiograph unbestimmter Zeit (bei M. E. Miller Mélanges de littérature grecque 1868, 376) diese Pflanzungen παράδεισοι. Frühestens aus dem 4. Jhdt. n. Chr. scheint die Anweisung in den Geoponika (X 1) über die Anlage eines παράδεισος herzurühren. Hier wird gesagt: ,der παράδεισος muß so liegen, daß man ihn von der Villa aus sehen und sich an seinem Anblick erfreuen kann und die mit dem Duft der Pflanzen geschwängerte Luft den Aufenthalt gesund macht; er muß eine Umfriedigung haben; die verschiedenen Pflanzen müssen voneinander getrennt sein, damit nicht die schwächeren von den kräftigeren unterdrückt oder der Nahrung beraubt werden; die Räume zwischen den Bäumen müssen mit Rosen, Lilien, ἴα (wohl wie XI 23 wohlriechende Veilchen, Goldlack und Winterlevkojen) und Safran (Crocus sativus L.) ausgefüllt sein, weil diese einen lieblichen Anblick, Wohlgeruch und Nutzen gewähren, die Einkünfte vermehren und den Bienen Nahrung geben; die Obstbäume müssen womöglich veredelt sein‘. Nach einer andern Stelle dieses Sammelwerks (III 13, 4) können in παράδεισοι gepflanzt werden: Öl-, [782] Mandel-, Kirschbaum und alle andern Obstbäume, ferner Ulme, Weißpappel, Esche (besonders Fraxinus ornus L.), πίτυς, d. h. wohl Pinie, und Edeltanne. Überhaupt scheint in diesem Werke der παράδεισος als Obst- und Ziergarten (II 26, 1. XIV 18, 1) von dem κῆπος als Gemüsegarten (I 12, 6. II 46, 1. III 6, 6. XII 2, 1. 5, 6. 6; vgl. XII a. 2, 1. 3, 1 usw., doch anders κηποποιία X a) fast durchgängig unterschieden zu sein. Ausführlich schildert der Romanschriftsteller Longos (IV 2) den παράδεισος eines reichen Mytilenaeers: ,Derselbe ist von königlicher Pracht, ein Stadion (ca. 178 m) und vier Plethren (wohl ca. 118 m) breit; in der Mitte stehen Apfel-, Myrten-, Birn-, Granat-, Feigen- und Ölbäume; an dem Apfel- und Birnbäumen sind Reben gezogen; rings um diese Bäume befinden sich, durch regelmäßige Wege getrennt, Zypressen, Lorbeerbäume, Platanen und Pinien, an allen diesen rankt sich Efeu empor; oben vereinigen sie von selbst ihr Laub, als wenn dies durch Kunst geschehen wäre; das Ganze ist mit einer Mauer umfriedigt; darin befinden sich auch Beete mit Blumen, teils wilden, nämlich ἰωνιαί (= ἴα), νάρκισσοι (wohl Narcissus tazetta L.) und ἀναγαλλίδες (Anagallis arvensis L.), teils gepflanzten, nämlich Rosen, ὑάκινθοι (ein wohl nicht sicher bestimmbares Knollen- oder Zwiebelgewächs) und Lilien; man hat darin im Sommer Schatten, im Frühling Blumen, im Herbst Früchte und zu jeder Jahreszeit sein Vergnügen‘. Ein ähnliches Bild von einem παράδεισος, welcher zu einem Hause in Tyros gehörte, entwirft zu Beginn des 5. Jhdts. Achilles Tatius (I 15): ,Der Park ist ein Hain, ἄλσος, mit sehr schönen Bäumen, an dessen vier Seiten sich Säulengänge hinziehen; an den Platanen ranken sich Stechweiden (Smilax aspera L.), an den Kiefern Efeu empor; zu beiden Seiten der Bäume sind an Rohr Reben gezogen; unter den mannigfaltigen Blumen befinden sich purpurne νάρκισσοι (Narcissus poeticus L.?) und Rosen und meerfarbene ἴα (Viola odorata L.); mitten unter den Blumen befindet sich ein Bassin mit einer Fontäne; allerlei Vögel beleben den Hain usw.‘ Nicht viel anders sind ein Liebesgarten, ἐροοτικὸς παράδεισος, etwa 100 Jahre später von Aristainetos (ep. I 13) und eine Au, λειμών genannt und bei einer mysischen Stadt gelegen, etwa zu Ende des 12. Jhdts. von Niketas Eugenianos (I 77ff. 105ff.) geschildert. Von anderen, wenn auch nicht παράδεισοι genannten Lustgärten der Kaiserzeit wird unten (12 c) die Rede sein.

Die Haine, namentlich die seit alters bestehenden Götterhaine, waren selbstverständlich im allgemeinen natürliche Waldbestände, welche höchstens im Laufe der Jahrhunderte durch gelegentliche Nachpflanzungen erhalten werden mußten (vgl. R. Wäntig Haine u. Gärten im griech. Altert. 1893, 11ff.). Doch war z. B. schon der Tempel, welchen Xenophon ca. 380 der Artemis bei Skillus stiftete, von einem aus Obstbäumen bestehenden ἄλσος umgeben (Xen. an. V 3, 12). In der pontischen Stadt Amaseia stiftete um die Mitte des 2. Jhdts. v. Chr. ein Grieche den Göttern einen Altar und einen Blumengarten, ἀνθεών (Michel nr. 1228). Die von Strabon, Pausanias und andern erwähnten Zypressenhaine (vgl. o. Bd. IV S. 1921, 14ff. 1924, 9ff. 1927, 6) waren sicher künstlich angelegt. In dem Mündungsgebiet [783] des Alpheios gab es wegen seiner Bodenfeuchtigkeit Heiligtümer der Artemis, der Aphrodite und der Nymphen, welche von blumenreichen Hainen umgeben waren (Strab. VIII 343). In dem ἄλσος πιτυῶδες des Poseidon auf dem Isthmos von Korinth (ebd. 380) waren die Aleppokiefern oder Pinien reihenweise gepflanzt (Paus. II 1, 7). In dem Tempelbezirk der Aphrodite in Knidos standen außer allerlei Fruchtbäumen wie Myrten (deren Beeren gegessen wurden; vgl. Plat. polit. 372 c u. Longos II 3; λευκότροφα μύρτα bei Ar. Av. 1100) auch Zypressen, Platanen und Lorbeeren, von Efeu umschlungen, und Reben (Ps.-Lucian, am. 12). Der Hain, ἄλσος, des Apollon im Gryneion zu Athen bestand teils aus Fruchtbäumen, teils aus solchen, welche durch Wohlgeruch oder schönen Wuchs den Besucher erfreuten (Paus. I 21, 7). Überhaupt kann man annehmen, daß Bäume in Städten ihr Dasein der Anpflanzung verdankten.

6. Gärten in Attika.

Das Heiligtum der Aphrodite ἐν κήποις, in welchem sich ihre berühmte Statue von der Hand des Alkamenes (ca. 440–430 nach Robert o. Bd. I S. 1507, 56) befand (Plin. XXXVI 16. Luc. imag. 4, 6. Paus. Ι 19, 2) und welches schon in einer Schatzurkunde aus den J. 426–423 erwähnt wird (CIA I 273 e = Michel nr. 561, 78), lag außerhalb der Stadt (Plin. a. a. O.), wahrscheinlich im Südosten derselben in der heute noch gartenreichen Ilisosniederung (Wachsmuth I 230f. Milchhöfer bei Baumeister I 180 lo.). Diese Vorstadtgärten mögen dem Bedarf der Stadt an Blumen und Gemüse gedient haben (Becker-Göll I 313), aber zum Teil wohl auch parkähnlich gewesen sein. Der Athener Kimon (†449 v. Chr.), welcher auch an mehreren Orten Landgüter und Nutzgärten besaß (Nep. Cim. 4, 1), verwandelte die Akademie (6 Stadien = ca. 1 km nordwestlich von Athen, nach Cic. de fin. V 1, nördlich vom Kephisos), einen dürren Platz, in einen wohlbewässerten Hain, ἄλσος, der mit sauberen Rennwegen und schattigen Spaziergängen geschmückt war (Plut. Cim. 13). Wohl eben diesen Garten bei der Akademie erwarb bald nach 388 Platon (vgl. Natorp o. Bd. I S. 1134f.), um hier bezw. in dem Gymnasion oder Museion der Akademie seine Lehrvorträge zu halten. Das Kaufgeld für das Gärtchen betrug 3000 Drachmen = ca. 3000 M. (Plut. de exil. 10; vgl. Diog. Laert. III 20). Der Besitz vererbte sich auf die Nachfolger Platons, die Akademiker, und verblieb ihnen bis zum J. 529 n. Chr. (Natorp a. a. O.). Zur Zeit Sullas hatte die Akademie die schönsten Bäume in der Umgebung Athens (Plut. Sull. 12). Um die Mitte des 5. Jhdts. n. Chr. brachte der alte Garten jährlich 3 Solidi = 36 Mark ein (Damaskios Phot. bibl. 346 a, 35. Suid. s. Πλάτων 3). Als Bäume desselben werden genannt: zwölf heilige Ölbäume, μορίαι (Ar. Nub. 1005 u. Schol. Istros beim Schol. Soph. Oed. Col. 701. Phot. s. μορίαι; vgl. Paus. I 30, 2), μῖλαξ (die kletternde Smilax aspera L.?) Weißpappeln, Ulmen und Platanen (Ar. ebd. 1007f.). Über die Reste der antiken Bewässerungsanlagen in der Niederungsebene des Kephisos, der fruchtbarsten Gegend um Athen, s. C. Bötticher Philol. XXII 1865, 221ff. Auch andere Philosophen Athens pflegten in Gärten zu lehren. [784] Auf diese Sitte spielt z. B. auch Lukianos (ver. hist. II 23) an, indem er den verstorbenen Sokrates wegen gewisser Verdienste um die Insel der Seligen mit einem παράδεισος belohnt werden läßt, welchen er Totenakademie benannte und wo er sich mit seinen Freunden unterhielt. Jedenfalls suchte er gern schattige und kühle Stellen, für seine Gespräche mit Freunden auf (Plat. Phaedr. 230 b. Cic. de orat. I 28. Strab. IX 400. Plut. amat. 1. Hermogenes de ideis II 358, 26 Spengel). Seit 335 lehrten während der Alexandrinerzeit Aristoteles und seine Nachfolger, die Peripatetiker, im Lykeion (Cic. acad. I 17. Diog. Laert. V 10), welches in der östlichen Umgebung Athens nahe am Ilisos gelegen war (Milchhöfer bei Baumeister 181f.). Hier hatte, wohl wenige Jahre vor 335, der Redner Lykurgos ein Gymnasion erbaut, eine Palästra errichtet und Bäume angepflanzt (Ps.-Plut. vit. X orat, 841 c). Eine Platane, welche hier an einer Wasserleitung stand, zeichnete sich durch starke Bewurzelung aus (Theophr. h. pl. I 7, 1 u. bei Varro r. r. I 37, 5; vgl. Plin. XII 9). Im J. 87 v. Chr. ließ Sulla bei der Belagerung Athens die Bäume des Lykeion fällen (Plut. Sull. 12). Übrigens soll Theophrast gegen Ende des 4. Jhdts. auch in den Besitz eines eigenen Gartens (wohl in der Nähe des Lykeion) mit Hallen und allem sonstigen für philosophische Lehrvorträge üblichen Komfort gekommen und später in ihm begraben sein (Diog. Laert. V 39. 51ff.); er vererbte sich jedenfalls bis Ende des 3. Jhdts. v. Chr. an den jedesmaligen Vorsteher der Peripatetischen Schule (ebd. 52. 62. 70). Im J. 306 erwarb Epikuros für sich und seine philosophischen Freunde einen Garten für 8000 Drachmen = ca. 7000 Mark (Diog. Laert. X 10. 15; vgl. Sen. ep. 21, 10. Stat. silv. I 3, 94. Mart. VII 69, 3. Iuven. 14, 319. Athen. XIII 588 b). Diesen Garten mit Schullokal und sonstigem Zubehör vermachte er seinen Schülern (Diog. Laert. X 17), und wir finden ihn noch in Ciceros Zeit (Cic. de fin. V 3) im Besitz seiner Anhänger. Er muß in der Nähe des Dipylontores, so daß der Weg nach der Akademie an ihm vorbeiführte, gelegen haben (ebd. Plin. XIX 51. Wachsmuth I 264f.). Auch der Kynosarges im Osten der Stadt, in dessen Gymnasium seit Beginn des 4. Jhdts. Antisthenes und die Kyniker lehrten (Natorp o. Bd. I S. 2539, 40), soll wie die Akademie und das Lykeion mit Bäumen und Rasen geschmückt gewesen sein (Ps.-Dicaearch. descr. Graeciae I 1). Überhaupt gehörten die Gärten der Philosophen zu den Hauptzierden Athens (ebd. Strab. IX 396). Innerhalb der Mauern Athens war es vor allem der Markt, den schon Kimon mit Platanen bepflanzt hatte (Plut. Cim. 13) und von dessen Baumschmuck wir noch einiges andere erfahren. Ein aus der Zeit des Demagogen Androkles, d. h. aus der zweiten Hälfte des Peloponnesischen Krieges, stammendes Sprichwort hat darauf Bezug, daß an einer auf dem Markt stehenden, übrigens heute in Attika gar nicht und im übrigen Griechenland nur selten vorkommenden Schwarzpappel die öffentlichen Anklageschriften angebracht wurden (Hesych. s. ἀπ' αἰγείρων). Hier wird auch die Weißpappel anzusetzen sein, bei der sich eine wenig anständige Gesellschaft zu versammeln pflegte, welche um 400 bei der Verpachtung der Staatsgefälle [785] unter der Hand ihre Geschäfte machte (Andoc. I 133. Wachsmuth II 1, 358). Die Strafen, welche im 4. Jhdt. und später die Gynaikonomen über zuchtlose Frauen verhängt hatten, waren auf einer Tafel aufgezeichnet, welche an einer Platane auf dem Markte hing (Poll. VIII 112. Hesych. s. πλάτανος. Wachsmuth ebd. 390). Zu ihm gehörten auch die μυρρίναι (Ar. Thesm. 448. 457), eigentlich Myrten-, aber wohl in weiterem Sinne Kranzmarkt (Becker-Göll II 206). Neben dem Steinbilde des Apollon Agyieus, welches man in Athen vielfach vor den Haustüren aufzustellen pflegte (Reisch o. Bd. I S. 910, 57), scheint gewöhnlich auch ein Lorbeerbaum als Symbol des Gottes gestanden zu haben (Ar. Thesm. 489; vgl. Plaut. merc. 677. Wachsmuth a. a. O. 288f.). Die Bemerkung des Plinius (XIX 51), daß zuerst Epikuros in der Stadt selbst einen Garten, wohl den vorher erwähnten, angelegt habe, ist nicht richtig. Denn schon etwa ein halbes Jahrhundert früher legte sich ein wohlhabender Athener an Stelle des von ihm niedergelegten Nachbarhauses einen Garten bei seinem Wohnhause an (Isae. V 11). Wohl um die Mitte des 4. Jhdts. besaß ein Neffe des Demosthenes in Athen ein Haus mit Garten (Dittenberger II 590. Michel 840). Ja eine Gartentür, κηπαία θύρα, ist schon von Hermippos (bei Athen. XV 668 a), einem Gegner des Perikies, erwähnt. Wenn nämlich ein Garten an das Land- oder Stadthaus stieß, mußte dieser durch eine Tür in Verbindung mit dem Hause stehen (Demosth. XLVII 53. Poll. I 76. IX 13. Guhl und Koner Leben d. Gr. u. R.6 194f.). In den Plautinischen Komödien, die wohl nur nach Originalen der neuen attischen Komödie (330–250) verfaßt sind, treffen wir öfters Hausgärten Athens an (Epid. 660. Truc. 249. Merc. 1009. Cas. 613. Pers. 446; vgl. Stich. 437. 452). Nach einer dieser Stellen (Most. 1045) gelangte man durch ein Seitengäßchen nach dem Garten. Diese Stadtgärten werden wir uns schwerlich nur als Gemüsegärten zu denken haben. Eigentlich eher an Lustgärten zu denken ist auch, wenn Perikles (bei Thuc. II 62, 3) das von Archidamos samt Häusern verwüstete Land in übertragenem Sinne ein κηπίον πλούτου, d. h. einen Luxus des Reichtums, nennt. An manchen Stellen des Aristophanes ist es zweifelhaft, ob sie nur auf Athen oder ganz Attika zu beziehen sind. So sagt er, daß die Vögel in angenehm duftenden Gärten schädliche Insekten vertilgten (Av. 1067) und die ἰωνιά (= ἴον, d. h. Winterlevkoje, wohlriechendes Veilchen oder Goldlack oder mehr als nur eine dieser Arten und zwar wegen des Zusammenhanges wohl angepflanzt) sich am Brunnen finde (Pax 577). Ferner wächst nach ihm in Gärten Efeu (Av. 238), werden in solchen Eppich und Raute, Ruta graveolens L., zur Einfassung der Gartenbeete gepflanzt (Vesp. 480; vgl. o. Eppich Bd. VI S. 252), und picken Vögel Sesamsamen, Mohnkörner, Myrtenbeeren und σισύμβριον, d. h. wohl die Blätter von Mentha crispa L. (Av. 160; vgl. 1100). Das σισύμβριον begegnet uns als aromatisches Kranzgewächs und zwar vielleicht als kultiviertes in dieser Zeit (Kratinos bei Athen. XII 553 e. XV 685 c = Poll. VI 106 und beim Schol. Theocr. 11, 10 und Pherekrates oder Strattis bei Athen. XV 685 b), später sicher als kultiviertes (Theophrastos und Nikandros). Wenn [786] wir übrigens bei Aristophanes im Gegensatz zu den Dichtern der neuen Komödie so wenig von Hausgärten finden, liegt das wohl an dem politischen Charakter seiner Muse, während die letzteren mehr das private bürgerliche Leben schildern. Dagegen erfahren wir von Aristophanes, daß man zu seiner Zeit schon gärtnerische Treibzucht ausübte. Wenigstens hebt er (bei Athen. IX 372 b) es als seltsame Neuheit hervor, daß mitten im Winter außer andern gärtnerischen Produkten auch ἴα auf den Markt von Athen kämen. Ja wenn die hinter ἴα vorhandene Lücke richtig durch die Konjekturalkritik ergänzt sein sollte, so hat er dasselbe auch von κρίνα (Lilien) und Rosen gesagt. Freilich dürfte hier wohl kaum an eine Treiberei in Glashäusern, die womöglich noch künstlich erwärmt waren, zu denken sein, da Theophrast (h. pl. VI 8, 4) bemerkt, daß viele Blumen auch im Winter blühten, wenn der Standort sonnig sei. Immerhin aber kann gärtnerische Kunst dabei mitgeholfen haben, wie es nach dem alsbald zu erwähnenden Bericht des Kallixenos für die Blumenzucht Ägyptens anzunehmen ist. Übrigens erzählt auch Florus (II 8, 9), daß Antiochos d. Gr. trotz des Winters sich aus allen Gegenden Rosen in sein Lager am Euripus habe kommen lassen. Ein Garten neben einem Wohnhause auf dem Lande ist von Demosthenes (XLVII 53) erwähnt. Derselbe oder ein anderer (LIII 15f.) spricht auch von einem Landgute mit Frucht- und Ölbäumen und einer Rosenpflanzung, deren Besitzer vielleicht aus dem Verkauf von Rosen sich einen Gewinn machte (anders freilich Becker-Göll I 313 über deren Zweck). Dem Grabe des Sophokles im Demos Kolonos Hippios wünschte der wohl um 300 v. Chr. dichtende Epigrammatiker Simias (Anth. Pal. VII 22) den Schmuck von Efeu, Rosen und Reben.

7. Gärten in anderen Gegenden.

Eine Inschrift aus der zweiten Hälfte des 5. Jhdts. v. Chr. erwähnt einen Garten in Karien (Dittenberger 11, 174). Auf Thasos wohnte in einem Garten ein Kranker (Hipp. III 470 K.). Im J. 326/325 wurde bei Pergamon (wohl 12 km davon entfernt) ein solcher für die jährliche Pacht von 1 Goldstater wohl = 24 Mark vergeben (Dittenberger 155, 17 = Michel 1360, 17). In der Stadt Chalkis auf Euboia besaß Aristoteles im J. 323/322 ein Wohnhaus mit Garten (Diog. Laert. V 14). Im J. 304 arbeitete der Maler Protogenes, welcher damals sich nur von Lupinen genährt haben soll, an einem Gemälde in einem Vorstadtgärtchen bei Rhodos (Plin. XXXV 102. 105). Zu Ephesos war es nichts Ungewöhnliches, daß hinter einem Wohnhause ein Garten lag, durch den man in das Nachbargrundstück gelangen konnte (Plaut. Mil. glor. 329. 340. 378). Um 300 soll das ganze Gebiet von Panormos ein Garten mit Fruchtbäumen gewesen sein (Kallias bei Athen. XII 542 a). In einem schönen Garten bei Syrakus pflegte König Hiero II. die Staatsgeschäfte zu erledigen (Seilen. a. a. O.). Auf dem Oberdeck eines großen Getreideschiffes, welches derselbe König hatte erbauen lassen, standen allerlei κῆποι, mit prächtigen Pflanzen in bleiernen Gefäßen, ferner Lauben von weißem Efeu und Reben, deren Wurzeln sich in mit Erde gefüllten Fässern befanden und wie die κῆποι begossen [787] wurden, so daß man im Schatten dieser Lauben promenieren konnte (Moschion ebd. V 207 d). In betreff Alexandreias erzählt Kallixenos (bei Athen. V 196 d. e): Bei dem großen Feste, welches Ptolemaios II. dort mitten im Winter gegeben habe, sei sein Prachtzelt von Lorbeeren, Myrten (letztere beiden Pflanzen in der Zeit der Ptolemaier von Syrien in Ägypten eingeführt nach Schweinfurth 664. 668) und andern passenden Bäumen umschattet, der ganze Boden aber mit allerlei Blumen bestreut gewesen; denn Ägypten bringe sowohl infolge seines günstigen Klimas als durch die Kunst der Gärtner, was anderswo nur spärlich und zu einer bestimmten Jahreszeit gedeihe, zu jeder Jahreszeit in Fülle hervor; es pflege hier nie an Rosen, Levkojen (Matthiola incana R. Br.) und fast allen Blumen zu fehlen; daher habe auch bei diesem Feste Überfluß an Blumenkränzen für die große Zahl der Gäste geherrscht und sei der Boden des Zeltes reichlich mit Blumen bestreut gewesen. Den schönsten Schmuck der Stadt in vorrömischer Zeit bildeten außer dem Gymnasion und dem Gerichtsgebäude die Haine, ἄλση, deren es sowohl in der Mitte der Stadt (Strab. XVII 795; nach Puchstein o. Bd. I S. 1386, 30 das Paneion, ein künstlicher Gebirgsgarten) als auch im Norden derselben an der Ostseite des großen Hafens und in der Umgebung eines königlichen Palastes gab (Strab. ebd. 794). Außerdem lag westlich von der Stadt die Nekropole, in welcher sich viele κῆποι befanden (ebd. 795). Die Ptolemaier und einige Könige Kleinasiens pflanzten auch den arabischen Weihrauchbaum, Boswellia Carteri Birdw. an (Plin. XII 56f., vgl. 76 und Theophr. h. pl. IX 4, 9). In Knidos soll der Architekt Sostratos, wohl zur Zeit des Ptolemaios II., zuerst eine pensilis ambulatio (Plin. XXXVI 83; στοαί bei Ps.-Luc. imag. 11) hergestellt haben, die vielleicht nicht unähnlich den von Plinius (XIX 49) pensiles horti genannten Gärten Babylons gewesen sein mag. Im J. 168 begab sich der König Perseus, um den Römern zu entfliehen, auf Samothrake durch die Hintertür eines Privathauses in den an sein Schlafgemach stoßenden Garten und überstieg die Mauer desselben (Liv. XLV 6, 4). In einer Inschrift der Insel Kos aus dem 2. Jhdt. v. Chr. werden Pächter von Tempelgärten erwähnt (Dittenberger 621, 10 = Michel 719, 10), nach einer andern der Stadt Kos ein ebensolcher Garten (Dittenberger 734, 12. 70. 76). Von der Belastung eines Gartens zu Gunsten gewisser Gottheiten in Karien ist in einer Inschrift aus dem Ende des 3. Jhdts. v. Chr. die Rede (Dittenberger 641, 17 = Michel 854, 17) und von zwei Privatgärten auf Amorgos in andern (Dittenberger 828, 2. 829, 3). Nach zwei ägyptischen Papyri vom J. 151/150 v. Chr. wurde in Memphis ein konfiszierter παράδεισος von 65/8 Aruren (= 1,825 ha) auf vier Jahre um den Preis von 10 Talenten und 4000 Drachmen (= ca. 430 Mark, wenn man die Kupferdrachme zu 0,673 Pfg. ansetzt) meistbietend verpachtet (P. M. Meyer Berl. Philol. Wochenschr. 1903, 45f.).

8. Einzelne Zierpflanzen.

a) Die Pflanzen Theophrasts.

Von eigentlichen Blumen, die in Gärten gepflegt wurden, erfahren wir, wie aus dem Gesagten hervorgeht, bis auf Theophrast [788] wenig. Zwar zählt Kratinos (bei Athen. XV 681 b. 685 c; vgl. Poll. VI 106) eine ganze Reihe von Kranzgewächsen auf und darunter manche, die sonst nicht als solche erwähnt werden, doch kann er, abgesehen von der Rose, meist wildwachsende gemeint haben. Auch ist die betreffende Stelle nicht sicher überliefert, doch werden jene im folgenden soweit als Kranzgewächse berücksichtigt werden, als sie auch von andern erwähnt sind. Theophrast zählt zuerst (h. pl. VI 1, 1) als die gewöhnlichsten der kultivierten Kranzblumen auf: ῥοδωνιά, ἰωνιά, διόσανθος. ἀμάρακος, ἠμεροκαλλές, ἕρπυλλος, σισύμβριον, ἑλένιον und ἀβρότανον und außerdem nennt er noch gelegentlich ἴφυον, κρίνον, κρόκος, λείριον, νάρκισσος, οἰνάνθη, ὑάκινθος und φλόξ. Die hier in erster Linie genannte Gartenrose kann, wie wir gesehen haben, schon der Homerischen Zeit bekannt gewesen sein. Theophrast (ebd. 6, 4ff.; vgl. ebd. 8, 5. Plin. XXI 16f.) kennt Gartenrosen mit 5–100 Kronblättern, auch seien sie durch Glätte oder Rauheit (des Blütenbechers), durch Farbe und Geruch verschieden, doch komme es bei der Schönheit der Farbe und dem Wohlgeruch hauptsächlich auf den Standort an; die Zentifolienblüten seien weder wohlriechend noch groß, die inneren Blätter aber sehr klein; die wohlriechendsten seien die von Kyrene. Diese Zentifolie ist wohl sicher durch Kultur aus Rosa gallica L. hervorgegangen; bei der Rose und dem berühmten Öl von Kyrene aber kommt vielleicht, wie erwähnt (I 4), Rosa moschata Mill. in Betracht.

Von dem kultivierten ἴον unterscheidet Theophrast ein weißes, dessen Blüten aber verschiedene Farbe hätten (h. pl. VI 6, 3), und ein dunkles, dessen Farbe nicht zu variieren scheine (ebd.) und das infolge der Kultur zu jeder Jahreszeit blühe (ebd. 2. 8, 2; c. pl. I 13, 12) und gefüllte Blüte haben könne (h. pl. I 13, 2). Während bei dem weißen die Laubblätter an einem Stengel säßen (ebd. VII 8, 3), kämen diese beim dunkeln unmittelbar aus der Wurzel (ebd. VI 6, 2), seien breit und lägen auf der Erde (ebd. 7). Das erstere ist offenbar die Herbstlevkoje Matthiola incana R. Br., neugriechisch βιολέττα, deren Blüten in natürlichem Zustande purpurrot, violett oder weiß sein können, das zweite eine stengellose Violaart, wohl V. odorata L. Daß das ἴον des Theophrast ohne Zusatz nur Matthiola incana sei, nimmt H. Bretzl (Botan. Forschungen des Alexanderzuges 1903, 58) an, da jener den Blüten der indisch-persischen Mangrove, Rhizophora mucronata Lam. dieselbe Farbe, nämlich die weiße (?), wie den ἴα zuschreibt (ebd. IV 7, 4), auch an einer Stelle (ebd. VI 8, 1, vgl. 5) einfach ἴον statt λευκόιον sagt. Doch ist diese Einschränkung wohl nicht durchführbar (z. B. ebd. 1, 1 u. 6, 2) und auch durch den sonstigen Sprachgebrauch nicht gestützt. Ob Theophrast freilich auch den Goldlack, Cheiranthus Cheiri L., der neugriechisch auch βιολέττα heißt, unter ἴον verstanden habe, wie dies bei spätern Schriftstellern der Fall ist (Artemid. I 77 p. 70, 7ff. Herch. Geop. XI 23), ist zum mindesten zweifelhaft. Eher kann man dies von seinem λευκόιον annehmen. So glaubt Fuchs (III 345), daß das λευκόιον der Hippokratiker (II 554. 598. 599. 605. 710. 858 K.) ein Sammelname für Goldlack, Levkoje und Leucoium [789] vernum L. sei, wovon sich freilich das letzte weder in Griechenland noch Kleinasien findet. Das dunkle λευκόιον derselben (ebd. 553) ist nach Fuchs wahrscheinlich die purpurfarbene (violette?) Varietät von Matthiola incana, während er das ἴον (ebd. 554) gar nicht erklärt, aber (III 346) mit ,Veilchen‘ übersetzt. Die blonden und purpurnen wildwachsenden ἴα Pindars (Ol. 6, 55) sind sicher Goldlack und Levkoje. Ob man dagegen das wildwachsende dunkle ἴον Homers (Il. XXIII 850; Od. IV 135. IX 426. V 56; vgl. auch Pind. Ol. 6, 30 und Chairemon bei Athen. XIII 608 b) neuerdings (z. B. Fellner 57; noch weiter geht Hehn 257) mit Recht für Matthiola incana unter Ausschluß der heute nicht häufig in Griechenland wildwachsenden Viola odorata erklärt, ist doch sehr fraglich, da auch jene heute in Griechenland nach de Halácsy (I 60, vgl. 139) selten und vielleicht nicht häufiger als Viola odorata ist. Jedenfalls wird Theophrast, wenn nicht Viola odorata, doch die auch auf dem attischen Parnes vorkommende der letzteren nahestehende Viola Dehnhartii Ten. mit überwinternden Blättern und schwach duftenden Blüten (De Halácsy ebd.) von veilchenblauer Farbe gekannt und mit seinem wildwachsenden dunkeln und wohlriechenden ἴον (c. pl. VI 20, 1) gemeint haben.

Das διόσανθος ist wohl eine Dianthusart, besonders Dianthus arboreus L., ein auf einigen griechischen Inseln einheimischer Strauch (vgl. o. Διὸς ἄνθος) Der ἀμάρακος wurde vielfach und schon (um 350 v. Chr.) von dem Arzte Diokles (bei Athen. XV 681 b; vgl. Plin. XXI 61) mit dem σάυψυχον identifiziert. Beide Pflanzen wurden wegen ihrer aromatischen Eigenschaften zu Kränzen und Bereitung von Salben, doch nicht als Küchengewürze verwandt. Besonders den ἀμάρακος möchte Wagler (o. Bd. I S. 1726, 49ff.) am ehesten für den Majoran, Origanum majorana L., halten. Dieser ist nur auf den afrikanischen Küsten des Mittelmeeres und im mittleren Asien einheimisch (Briquet bei Engler u. Prantl IV 3 a, 307) und müßte schon vor dem 4. Jhdt. v. Chr. (Pherekrates bei Athen. XV 685 a; vgl. Theophr. h. pl. VI 1, 1. 7, 4) von den Griechen kultiviert worden sein. Leider ist es an manchen Stellen der Schriftsteller (z. B. Chairemon bei Athen. XIII 608 b oder d u. Nic. ther. 575) nicht ganz klar, ob sie auch einen wilden ἀμάρακος erwähnen. Doch von Galenos (XIV 53) wird sein Indigenat wenigstens sicher für Italien und vielleicht auch für Kyzikos bezeugt. Besonders aber sagt Firmicus Maternus (de err. prof. rel. 7, 1f.) um 347 n. Chr., daß bei Henna (Castro Giovanni) an dem heute Percusa oder Laghitello genannten See Percus sich suaviter rubens amaracus finde. Diese Stelle ist deshalb von Wichtigkeit, weil der aus Syrakus stammende Verfasser eine genauere Kenntnis dieser Gegend zeigt. Dann ist für den wilden ἀμάρακος Italiens und Siziliens an das weißblühende Origanum virens H. et L., für das hennäische vielleicht mehr an das weiß- oder blaßrotblühende Origanum onites L. zu denken. Hauptsächlich letzteres mag auch der ἀμάρακος der Griechen gewesen sein, auf welches auch schon Koch (95) zum Teil verfallen ist, da es eine der verbreitetsten Origanumarten in Griechenland und Kleinasien ist. Der im Sommer blühende phrygische [790] ἀμάρακος (Theophr. h. pl. VI 8, 3 und bei Athen. XV 679 d. Plin. XXI 67) wird wohl Origanum sipyleum L. sein. Hingegen scheint das σάμψυχον eigentlich eine fremde Pflanze, also wohl der Majoran gewesen zu sein, wofür man es ja auch meist gehalten hat. Die Ansicht Kochs (109), daß dieser erst nach dem J. 1498 aus Ostindien oder Arabien nach Europa gekommen sei, erledigt sich dadurch, daß sich in ägyptischen Gräbern des 2. und 3. Jhdts. n. Chr. der Majoran mehrfach gefunden hat (Schweinfurth 664). Dies schließt natürlich nicht aus, daß die genannten Origanumarten auch miteinander öfters konfundiert wurden. Die ἡμεροκαλλές wird selten, doch schon von Kratinos (bei Athen. XV 681 e, vgl. Poll. VI 106) als Kranzgewächs, und zwar wohl als wildes erwähnt. Nach Theophrast (h. pl. VI 6, 11, vgl. Plin. XXI 59) wird es durch Aussaat der Samen vermehrt, weil es selbst (der Stengel) und die Wurzel holzig sind. Seinen Namen hatte es offenbar davon, daß, wie Athenaios (ebd.; vgl. Hesych.) sagt, es in der Nacht welkt und bei Sonnenaufgang sich wieder aufschließt. Fraas (290) dürfte nicht unrichtig darin Asphodelus fistulosus L. erkennen, ein ausdauerndes und raschlebiges Liliengewächs mit ungleichmäßig von unten nach oben aufblühenden Trauben (E. Pospichal Flora d. österr. Küstenlandes I 1897, 220). Vielleicht ist auch die ἡμεροκαλλίς des Dioskurides (III 127), zu Heilzwecken benützt, dieselbe Pflanze, da Hemerocallis fulva L. und H. flava L., an welche man auch gedacht hat, fremden Gebieten, wenigstens nicht Griechenland, angehören, was freilich für Dioskurides belanglos sein kann. Der ἕρπυλλος und zwar vielleicht der wilde wird zuerst von Kratinos (bei Athen. XV 681 a. 685 c, vgl. Poll. VI 106. Schol. Theocr. 11, 10) als Kranzblume erwähnt, später als Arzneipflanze (z. B. Ps.-Hipp. II 598 K.), der wegen des Wohlgeruchs der ganzen Pflanze kultivierte von Aristophanes (Pax 168), Theophrast (h. pl. VI 1, 1. 6, 2. 3. 7, 2. 5. 6; c. pl. I 4, 2) und Späteren als Kranzblume, von Dioskurides (III 40) als solche und als Arzneipflanze. Auch wurde er als Bienenfutter angepflanzt (z. B. Ps.-Aristot. hist. an. IX 206). Die wilden auf den Bergen wachsenden Arten des Theophrast (h. pl. VI 7, 2. 5, vgl. 6, 3) von starkem und unangenehmem Geruch (c. pl. VI 14, 12. 20, 1) müssen verschiedene Thymusarten gewesen sein, lassen sich aber nicht näher bestimmen, am ehesten noch die Thrakiens (ebd. 7, 2 und bei Athen. XV 681 f) als Thymus comptus Friv. und Th. zygis S. et S. Der ἕρπυλλος, dessen Samen man vom Hymettos holte und in Athen und Sikyon aussäte (ebd.), muß Thymus zygis S. et S. und Th. Sibthorpii Benth. gewesen sein (vgl. de Halácsy II 562ff.). Der zahme des Dioskurides (III 40), der aus allen Teilen, welche den Boden berühren, Wurzeln treibt und dessen Zweige und Blätter denen des Dostens, wohl Origanum heracleoticum L., ähnlich, nur heller sind, wird wohl unser Quendel, Th. serpyllum L., mit seinen weithin kriechenden und Wurzeln treibenden Stengeln sein, wenn auch die Angabe über die Blätter und Zweige nicht passen will.

Das σισύμβριον findet sich schon als Kranzgewächs bei Dichtern der altattischen Komödie [791] (vgl. o. I 6). Nach Theophrast wurde es wegen seines Wohlgeruchs (h. pl. VI 6, 2. 3; c. pl. VI 14, 12) als Kranzblume kultiviert (h. pl. VI 1, 1; c. pl. VI 14, 7; vgl. III 19, 1), nämlich durch Ausläufer vermehrt (c. pl. I 4, 2); die Blüten (wohl des kultivierten), welche weniger aromatisch als die Blätter sind (ebd. VI 11, 3), werden zur Bereitung einer wohlriechenden Salbe benutzt (de odor. 27; vgl. Antiphanes bei Athen. XV 689 d). Das wilde σισύμβριον hat einen scharfen (Theophr. h. pl. VI 7, 2) und unangenehmen Geruch (c. pl. VI 14, 12). Bei unrichtiger Pflege wird das σισύμβριον der μίνθη ähnlich (h. pl. II 4, 1; c. pl. II 16, 2), sofern sein Geruch milde wie der der μίνθη wird (c. pl. IV 5, 6. V 7, 1) und seine oberirdischen Teile denen der μύνθη ähnlich (V 7, 1); doch scheint dieser Übergang in eine wilde Pflanze von ähnlichem Aroma auf Täuschung zu beruhen, da das σισύμβριον oberflächliche, die μίνθη tiefgehende Wurzeln hat und jenes bei der genannten Veränderung gleichsam der καλαμίνθη ähnlich wird (II 16, 4f.). Nach Dioskurides (II 154) ist das σισύμβριον dem ἡδύοσμος κηπαῖος ähnlich, hat jedoch breitere Blätter, ist wohlriechender und wird zu Kränzen verwandt; mit dem zahmen ἡδύοσμος (III 36), den man auch μίνθη oder καλαμίνθη nenne, muß er Mentha piperita L., einen Bastard der auch in Griechenland einheimischen Arten Mentha aquatica L. und Mentha viridis L., meinen, da Mentha piperita noch heute in Griechenland ἡδύοσμος heißt, mit dem wilden, der größer und übelriechender als das σισύμβριον sei und behaartere Blätter habe und den die Römer menthastrum nannten, Mentha rotundifolia L. oder eher Mentha silvestris L. (M. Sieberi C. Koch), welche beide heute in Italien mentastro genannt werden. Nach anderen (Ps.-Aristot. de plant. I 7 p. 821 a 29 = Nic. Damasc. de plant. I 17) soll sich καλαμίνθη in ἡδύοσμος verwandeln. Demnach wird das wilde σισύμβριον Mentha aquatica L., das kultivierte eine Form derselben, Mentha crispa L., gewesen sein. Die zu Theophrasts Zeit noch nicht kultivierte μίνθη kann Mentha rotundifolia L., seine καλαμίνθη vielleicht Mentha viridis L. und sein nicht kultivierter ἡδύοσμος (h. pl. VII 7, 1) Mentha silvestris L. (M. Sieberi C. Koch) gewesen sein. Das ἑλένιον ist ein Kranzgewächs (h. pl. VI 1, 1. 6, 2), das wegen des Wohlgeruchs der ganzen Pflanze (ebd. VI 6, 2) kultiviert wird (ebd. VI 1, 1. 6, 3. 7, 2); die Blüten sind am wenigsten wohlriechend (c. pl. VI 11, 3); das wilde hat einen weniger angenehmen Geruch (ebd. 20, 1, vgl. h. pl. VI 6, 3). Wegen seines Aromas kann es nicht mit dem ἑλένιον des Dioskurides (I 27), der im eigentlichen Griechenland wenig verbreiteten Inula helenium L., identisch sein, sondern wird seit Fraas (179) wohl mit Recht für die auch in Attika häufige Calamintha incana S. et S. gehalten. Dann wird übrigens auch das wilde ἑλένιον des Chairemon (bei Athen. XIII 608 b) und das wohl gleichfalls wilde Kranzgewächs des Kratinos (ebd. XV 685 c und bei Poll. VI 106) und die Arzneipflanze eines Hippokratikers (II 559 K.) Calamintha incana sein. Das ἀβρότονον wird als Arzneipflanze von den Hippokratikern und allen spätern griechischen Ärzten öfters erwähnt; das der Hippokratiker wird von Fuchs (III 47) für Artemisia abrotanum L. gehalten. Von späteren [792] Ärzten (bei Galen. XI 804) und namentlich von Dioskurides (III 26) wird ein weibliches und ein männliches unterschieden, letzteres besonders in Kappadokien, dem kleinasiatischen Galatien und bei Hierapolis in Syrien vorkommend. Das weibliche ist offenbar die in Griechenland nicht vorkommende Santolina chamaecyparissus L., das männliche nicht genau zu bestimmen. Als kultiviertes Kranzgewächs erscheint das ἀβρότονον nur bei Theophrast (h. pl. VI 1, 1. 7, 3f.; c. pl. I 4, 2f., vgl. IV 3, 2). Doch kennt er auch ein wildes von unangenehmem Geruch (c. pl. VI 16, 7). Die zahme Pflanze wird heute wohl mit Recht für Artemisia abrotanum L. gehalten, die sich heute nirgends wild findet, aber in Südeuropa, in Italien unter dem Vulgärnamen abrotano, wegen ihres angenehmen Geruchs nicht selten kultiviert wird. Die wilde hält Fraas (206) für Artemisia campestris L. Hervorzuheben ist noch, daß nach Theophrast (h. pl. VI 73; vgl. c. pl. IV 3, 2) das ἀβρότονον am besten fortkam, wenn es im Sommer in Töpfen, ὄστρακα, aus Stecklingen gezogen wurde, weil es sehr empfindlich gegen Kälte war. Das (wilde?) ἴφυον wird schon von Epicharmos (bei Athen. II 71 a) zusammen mit anderm Gemüse genannt, das des Aristophanes (Thesm. 910. Athen. II 62 d = 90 a = Suid.) wird vom Scholiasten als wildes Gemüse erklärt. Von seinem Kranzgewächs sagt Theophrast, daß es durch Samen vermehrt werde (h. pl. VI 6, 11) und im Sommer blühe (ebd. VI 8, 3 und bei Athen. XV 679 d; vgl. Plin. XXI 67). Da das ἰφύα genannte Gemüse nach Hesychios von den Griechen auch λαβαντίς genannt wurde, ein Name, der sich in verschiedener Form zur Bezeichnung verschiedener Lavandulaarten erhalten hat, so hat man das ἴφυον mit Lavandula stoechas L. identifiziert. Doch dürfte das kultivierte ἴφυον des Theophrast eher die gleichfalls in Griechenland indigene Lavandula spica L. sein, die heute nach v. Heldreich (bei A. Mommsen Griech. Jahreszeiten 1873–1877, 588f.) dort unter dem Namen λεβάντα kultiviert und als Küchengewürz, aber auch zusammen mit andern aromatischen Pflanzen zu wohlriechenden Sträußchen verwandt wird. Eine dieser beiden Arten muß übrigens die auf den Stoichaden (Iles d'Hyères) vorkommende Arzneipflanze στοιχάς des Dioskurides (III 28) und Galenos (XIV 76) und die στοιχάς eines späteren Dichters (Orph. Arg. 918) gewesen sein.

Mit κρίνον wurde zweifellos irgend eine Lilienart bezeichnet. Die Lilie der mykenischen Kunst ist, wie oben (I 2) erwähnt, botanisch nicht näher zu bestimmen. An einem Palast Ninives ist eine Liliacee dargestellt, die zum Teil für Lilium candidum L. erklärt ist, nach Joret (Plantes 433) ist diese Erklärung aber nicht überzeugend. Die ägyptischen Lotosblumen nennt Herodot (II 92) κρίνα. Zusammen mit andern, wilden oder zahmen, nennt die κρίνα Kratinos (bei Athen. 685 c und Poll. VI 106). Zur Zeit des Aristophanes bekränzte man sich mit κρίνα, die für schöner als die Rosen und dem Golde fast gleichwertig angesehen wurden (Nub. 911; vgl. dazu E. v. Leutsch Arch. Zeit. XIX 1861, 200), und sie wurden vielleicht, wie oben (I 6) erwähnt, durch Treiberei im Winter zum Blühen gebracht. Neben glänzenden Rosen erwähnt Chairemon (bei Athen XIII 608 f), [793] ein älterer Zeitgenosse des Aristoteles, weiße κρίνα, also wohl kultivierte weiße Lilien. Die zu Kränzen verwandten κρίνα schildert Theophrast als Zwiebelgewächse (h. pl. VI 6, 8), die im Sommer blühten (ebd. 3 und bei Athen. XV 679 d; vgl. Plin. XXI 67); die Blüte komme auch gefüllt vor (h. pl. I 13, 2), habe einen gleichsam schweren Geruch (c. pl. VI 14, 1), man bereite daraus die Salbe σούσινον (de odor. 27 und bei Athen. XV 689 d; ebenso Diosc. III 106, vgl. I 62), deren Aroma bald verfliege (de odor. 42); sie würden außer auf andere Weise auch durch zerschnittene Stengel und durch Einlegen des ganzen Stengels vermehrt (h. pl. II 2, 1); eine Eigentümlichkeit der Pflanze sei es auch, daß aus ihr Tränen herabträufelten, welche getrocknet ebenfalls der Fortpflanzung zu dienen schienen (ebd. und VI 6, 8. IX 1, 4). Was diese Tränen betrifft, so sind sie von Sprengel (62) und von v. Fischer-Benzon (33; vgl. auch Fraas 287) für die in den Achseln der Blätter vorkommenden Brutzwiebelchen des Lilium bulbiferum L. (mit orangeroten oder safrangelben und geruchlosen Blüten) erklärt, die es nach letzterem auch ermöglichen, die Pflanze durch Stücke des Stengels oder den ganzen Stengel zu vermehren. Auffallend bleibt dabei aber, daß Theophrast diese Vermehrungsart dem κρίνον überhaupt zuschreibt und diese auch noch ein Geoponiker (XI 20, 1f.) für den Fall, daß man (aus weißen) purpurne κρίνα erzielen wolle, empfiehlt (vgl. auch Plin. XXI 26). Was nun die Blütenfarbe betrifft, so variiert sie nach Theophrast und soll, wie manche Leute aussagten, auch purpurn sein (h. pl. VI 6, 3; vgl. 8; bei Athen. XV 681 b; vgl. Plin. XXI 25), eine Bemerkung, die sich gleichlautend auch bei Dioskurides (III 106) findet. Sprengel (240) glaubt, daß Theophrast teils eine weiße Lilie, Lilium candidum L., teils eine rote, Lilium martagon L., teils eine gelbe, Lilium bulbiferum L., gemeint habe, während Fraas (287) ihm nur die Kenntnis von Lilium chalcedonicum (mit scharlachroten, selten gelblichen, und geruchlosen Blüten) und Lilium bulbiferum L. zuschreibt. Obwohl nun Lilium bulbiferum in Griechenland und überhaupt im Orient nicht wild wächst (wenigstens nach Boissier V; anders, aber wohl irrtümlich Fraas ebd.), aber schon in Italien, so muß er es und seine Kultur, wenigstens vom Hörensagen, gekannt haben. Vielleicht hat er auch andere in Griechenland vorkommende rotblühende Arten wie Lilium martagon L., Lilium Heldreichii Freyn und Lilium chalcedonicum L. gekannt. Nicht festzustellen dürfte sein, welcher Art das rote lilium gewesen ist, von dem Plinius (XXI 24) sagt, daß es von den Griechen κρίνον genannt werde, und sich besonders das von Antiocheia und Laodikeia in Syrien und Phaselis in Lykien auszeichne. Im ganzen dürfte aber doch aus den Angaben Theophrasts zu entnehmen sein, daß in Griechenland, wenn nicht allein, so doch vorwiegend das durch seinen kräftigen Wohlgeruch ausgezeichnete Lilium candidum L. kultiviert worden ist. Das κρίνον, welches der wenig jüngere Theokrit (23, 30) als Beispiel einer schönen Blume anführt, zeichnete sich durch seine weiße Farbe aus; Dioskurides nennt die Blüte von Nymphaea alba L. (III 138) und die von Nymphaea [794] lotus L. (IV 112) weiß und der des κρίνον, womit er auch sonst (III 106. 112) jedenfalls Lilium candidum meint, ähnlich; auch die späten Geoponiker erwähnen als kultiviertes κρίνον eigentlich nur das weiße (XI 19) und sehen das purpurne nur als eine durch ein besonderes Kunstmittel unter Benützung von Brutzwiebeln hervorgebrachte Abart desselben an. Dazu kommt, daß die römischen Dichter (Prop. IV 4, 25 usw.) immer nur das weiße lilium wegen seiner Schönheit preisen und auch nur dieses von den Römern kultiviert zu sein scheint. Nun wird aber von einigen Botanikern es als wahrscheinlich erachtet, daß das heute in Griechenland und andern Ländern vielfach kultivierte Lilium candidum nirgends, sondern vielleicht nur am Libanon wildwachsend gefunden sei (Engler bei Hehn 258). Gegen die Möglichkeit, daß die Griechen die Kultur desselben von den Syrern überkommen hätten, ist geltend zu machen, daß nichts dafür spricht, daß jenes in Syrien vor Beginn unserer Zeitrechnung kultiviert worden sei (Joret Plantes 400; vgl. aber Diosc. III 106). Das Wort שׁיִשַׁן‎ des Alten Testaments ist wahrscheinlich eine umfassende Benennung für mehrere Blumenarten (Gesenius-Buhl Handwörterb. d. alten Test.12 1895 p. 783). Nach Ägypten ist die weiße Lilie wahrscheinlich erst unter persischer oder gar griechischer Herrschaft gelangt und hat dort weder im Kult noch in der Ornamentik irgend eine Rolle gespielt (Joret ebd. 159). Immerhin ist es möglich, daß sie nach Griechenland aus der Fremde gekommen ist. Keiner der griechischen Autoren läßt deutlich erkennen, daß er sich dieselbe wildwachsend gedacht habe. Von römischen Schriftstellern lassen aber nicht nur Vergilius (Aen. VI 707) und Petronius (127) auf Wiesen und Ovidius (met. V 392) auf den bewaldeten Ufern des Sees beim sizilischen Henna weiße Lilien wachsen, sondern auch Firmicus Maternus (de err. prof. rel. 7, 2), der zwar erst um 347 n. Chr. schrieb, aber, wie schon zum amaracus (o. I 8a) bemerkt ist, die Gegend um Henna genau kannte, tut dasselbe wie Ovidius. Auch Columella (X 270) spricht von Frühlingslilien dieser Gegend. Nach Fr. Tornabene (Flora sicula 1887, 531) findet sich aber in Sizilien von der Gattung Lilium nur Lilium candidum L. wild und zwar nur bei Castrogiovanni, dem alten Henna.

Eine Kranzblume, die man sowohl durch Samen als Wurzeln (Zwiebeln) vermehren konnte, wurde sowohl νάρκισσος als λείριον nach Theophrast (h. pl. VI 6, 9; vgl. Poll. VI 106) genannt, so daß er auch selbst bald den einen, bald den andern Namen dafür anwendet. Er denkt offenbar an ein Zwiebelgewächs (ebd. und VII 13, 7; c. pl. I 4, 1), und zwar eine Narzissenart, worauf schon die Bezeichnung νάρκισσος, welche von den Römern für die Narzisse gebraucht wurde, hinweist. Freilich unterscheidet er auch die frühblühenden νάρκισσος und λείριον (h. pl. VI 8, 1 und bei Athen. XV 680 e) von einem andern, im Herbst blühenden λείριον (ebd. 3). Er muß also eigentlich drei Narzissenarten, die alle einen starken Duft hatten (ebd. III 13, 6. 18, 11; c. pl. VI 14, 1), gekannt und unter der spätblühenden (h. pl. VI 6, 9) den Narcissus serotinus L. verstanden haben. Sein νάρκισσος, der nur eine [795] Blüte auf seinem Schaft trägt (ebd. VII 13, 2), könnte eine der beiden einheimischen Arten Narcissus radiiflorus Salisb. oder Narcissus serotinus L. mit weißer Blüte sein. Von diesem sagt er auch, daß Blätter erst erschienen, wenn Blüte und Schaft vertrocknet seien (ebd. VII 13, 6), und die Zwiebel klein sei (ebd. 7), wovon das erstere sich nur auf Narcissus serotinus beziehen läßt. Damit im Widerspruch behauptet er (ebd. VI 6, 9), daß die kurz vor oder um die Herbstgleiche blühende Pflanze eine große Zwiebel habe; doch eine solche haben von einheimischen Arten Narcissus aureus Lois. und Narcissus Tazetta L. mit mehr oder minder gelben Blüten und wohl auch Narcissus papyraceus Gawl. mit weißen Blüten. Auch die vielen Blätter (ebd. VII 13, 7) passen mehr auf die drei letzten Arten. So läßt sich denn auch nicht feststellen, welche Narzissenart jedesmal von den Schriftstellern vor Theophrast gemeint sei. Bei Homer wird λειριόεις von der Haut des Aias (Il. XIII 830; vgl. Poll. VI 106) und der hellen Stimme der Cicaden (ebd. III 152; vgl. Hesiod. theog. 41) gebraucht. Hier wie bei dem Eigennamen Ποδαλείριος Homers, den λείρια im Hymn. Cer. (427) und den λείρια ὄμματα (= glänzende Augen) des Bakchylides (XVII 95 Kenyon) will man, wie oben (I 3) erwähnt, vielmehr an die weiße Lilie denken. Außerdem werden, wohl immer als wildwachsende Blumen, genannt: λείριον (in den Kypria bei Athen. XV 682f. Kratinos bei Athen, ebd. 685 c) und νάρκισσος (Kypria ebd.; sich mit hundert Blütenköpfen aus der Wurzel erhebend, Hymn. in Dem. 8; καλλίβοτρυς, d. h. mit vielen schönen Blüten, und zu Kränzen dienend, Soph. Oed. Col. 688; ferner Kratinos a. a. O. und bei Poll. VI 106. Ps.-Hipp. II 537. 563. 606. 663. 696. 707. 739. 786. 834. III 467 K.). Nun sagen ferner Philinos (bei Athen. XV 681 b), ein um 250 v. Chr. lebender Arzt, Nikandros (ebd. 683 d), Dioskurides (III 106) und Erotianos (94, 2), welcher um 100 n. Chr. schrieb, daß κρίνον, d. h. die Lilie, auch λείριον, der erstere sogar, daß es auch ἴον genannt werde, während der kurz vor Dioskurides lebende Sextius Niger (bei Erotian. ebd.) sagt, daß der νάρκισσος bei einigen λείριον heiße, und der Grammatiker Phrynichos (bei Bekk. Anecd. gr. 50, 17), 180–200 n. Chr., will mit Theophrast (h. pl. VI 6, 9) κρίνον von λείριον unterscheiden, fügt aber hinzu, daß manche beide wegen ihrer Ähnlichkeit für dieselbe Pflanze hielten. Demnach konnte auch Dioskurides (IV 158) bemerken, daß sowohl νάρκισσος als κρίνον von einigen λείριον genannt würden. So erklärt sich auch, wie das lateinische Wort lilium, womit immer eine Lilie gemeint ist, aus λείριον entstehen konnte (vgl. Schrader Reall. 502). Es ist auch nicht unmöglich, daß λείριον bei den Schriftstellern vor Theophrast die Bedeutung Lilie gehabt habe, aber wohl nicht wahrscheinlich, wenn wirklich Lilium album L. ebensowenig wie Lilium bulbiferum L. in Griechenland einheimisch sein sollte, zumal schon Kratinos a. a. O. neben λείριον auch κρίνον und wohl auch νάρκισσος nennt, also mit κρίνον, nicht mit λείριον eine Lilie bezeichnet haben wird. Ebenso dürfte in nachchristlicher Zeit die Lilie fast immer mit κρίνον, die Narzisse mit νάρκισσος bezeichnet [796] worden sein; λείριον muß schon zum Teil etwas Unbekanntes gewesen sein (vgl. Poll. VI 106f.); man vermißt es z. B. bei dem zu Anfang des 1. vorchristlichen Jhdts. dichtenden Epigrammatiker Meleagros (Anth. Pal. IV 1. 2). Wohl nur lokale Namen für Narzisse werden κακαλίς (Hesych.), κρόταλος und ἀκακαλλίς (Eumachos bei Athen. XV 618 e), letzterer auf Kreta (Hesych.) gewesen sein.

Der κρόκος des Theophrast ist ebenfalls ein Zwiebelgewächs (h. pl. I 6, 6. 7. VI 6, 10. VII 9, 4), das nur einen Schaft hat, welcher die Blüte trägt (ebd. VII 13, 12). Er blüht anfangs November, aber nur wenige Tage; seine Blüte erscheint mit dem Blatte zugleich; er hat es gern, wenn man auf seine Wurzel tritt, und gedeiht daher (wild) am schönsten an Wegen und auf viel betretenen Stellen; man vermehrt ihn durch die Wurzel (ebd. VI 6, 10), d. h. Zwiebel. Der zahme gehört zu den Kranzblumen (ebd. 1. 10), d. h. wohl Ziergewächsen. Er ist wohlriechend (c. pl. VI 14, 1), besonders der wilde (ebd. VI 20, 1; vgl. Plin. XXI 31). Wenn die Blüte getrocknet ist, wird sie noch aromatischer (de odor. 34). Er wird als Gewürz gebraucht (h. pl. IX 7, 3; vgl. Kallixenos Rhod. bei Athen. V 198 d) und als Spezerei bei Brandopfern (frg. 148). Der wohlriechendste (offenbar als Kulturpflanze) kommt bei Kyrene vor, wo man aus ihm auch die kräftigste Salbe bereitet (h. pl. VI 6, 5; c. pl. VI 18, 3). An einer andern Stelle (de odor. 27) wird aber gesagt, daß der beste κρόκος, aus dessen Blüten Salbe bereitet werde, der von Aigina und Kilikien sei. Auch andere Schriftsteller (Apollonios Herophileios bei Athen. XV 688 e. Strab. VI 273. XIV 670. Diosc. I 25) stimmen in der Frage, welches der beste κρόκος sei, mit Theophrast nicht recht überein. So viel aber ist klar, daß sein κρόκος, sowohl der wilde als der zahme, meist Crocus sativus L. gewesen ist. Dieser heißt heute neugr. κρόκος oder σαφρᾶς, wächst häufig wild in Attika und besonders auf den Inseln Syros und Tenos, vorzugsweise von den letzteren werden auch die (getrockneten) Narben in den Handel gebracht; angebaut aber wird er nirgends in Griechenland (v. Heldreich 8). Wenn Theophrast (h. pl. I 13, 1. III 4, 5) das Adjektiv κροκόεις = safranfarbig für die gelben und braunen Blüten von Abies pectinata DC gebraucht, so scheint dies auf dem Sprachgebrauch einer längst vergangenen Zeit zu beruhen, in welcher das Wort κρόκος wie das deutsche Safran die scharlachrote, in getrocknetem Zustande braunrote Narbenmasse unserer Pflanze bedeutet haben mag. Außerdem kennt Theophrast (h. pl. VI 8, 3) einen Bergkrokus, der wie der zahme im Herbst blühe, aber geruchlos sei. Dabei könnte man an Crocus cancellatus Herb., Crocus laevigatus Bor. et Sch. usw. denken, besonders an den ersten, da zu den geruchlosen auch der weiße gehörte (ebd. VII 7, 4). Schließlich erwähnt er noch einen geruchlosen und dornigen (ebd.), dessen Dornen vielleicht nichts anderes sind als fadenförmige und steife Blätter (vgl. Sprengel 270. Lenz Anm. 670), der sich aber wohl kaum bestimmen läßt (Crocus Fleischeri Gay?). Eine auffallende Erscheinung wäre es, wenn wirklich, wie Schrader (Reall. 698 und bei Hehn 266; vgl. jedoch Lewy 45) meint, das Wort κρόκος aus hebr. כַּרְכֹּם‎ (Cant. [797] 4, 4 = κρόκος in Sept.) entlehnt wäre und vielleicht mit dem Namen des kilikischen Vorgebirges Κώρυκος, wo nach den meisten Gewährsmännern (Sallustius bei Non. 202, 8. Strab. XIV 670. Hor. sat. II 4, 68. Lucan. IX 809. Col. III 8, 4. IX 4, 4. Diosc. I 25. Plin. XXI 31. Mart. III 65, 2. IX 38, 5; vgl. Theophr. de odor. 27) sich der beste κρόκος (aber doch wohl angebaut) fand, zusammenhinge. Denn Crocus sativus findet sich nach Engler (bei Hehn 265) wild außer an den genannten Orten nur noch auf Kreta und den Bergen bei Smyrna, in einer andern Varietät auch in Taurien, Thrakien und Dalmatien. Da gerade bei den ältesten Dichtern verschiedene Personen κροκόπεπλοι (s. die Stellen bei Hehn 260f.), d. h. mit safranfarbigem Kleide angetan, insbesondere bei Homer (Il. VIII 1. XIX 1. XXIII 227. XXIV 695) die Eos so genannt wird und dabei eine Färbung mit Safran gemeint sein muß (vgl. Aesch. Agam. 239), so ist es möglich, daß die Griechen zuerst diesen Farbstoff oder damit gefärbte Gewänder von den Phoinikern kennen gelernt und dann auch den Namen auf ihre einheimische Pflanze übertragen haben. Das letztere muß aber schon früh geschehen sein, da Homer (Il. XIV 348) die Blume auf der Ida hervorsprossen, der Dichter der Kypria (bei Athen. XV 682 e) die Kleider der Aphrodite in die Düfte des κρόκος (Crocus Sieberi Gay?) und anderer Blumen des Frühlings getaucht werden läßt und nach dem Hymnus auf Demeter (6. 426) Persephone auf den nysaeischen Gefilden Thrakiens κρόκος und andere Blumen pflückt. Ganz hinfällig ist die Ansicht Hehns (262f.), daß noch dem Sophokles (Oed. Col. 691) bei seinem goldglänzenden κρόκος auf dem Hügel Kolonos der als goldstrahlend gedachte Crocus sativus des Morgenlandes vorgeschwebt habe. Vielmehr dürfte Murr (Mythol. 254) richtig hier den mit goldigroten Narben geschmückten κρόκος (Attikas) geschildert finden. Ja zu dieser Zeit kann möglicherweise der Crocus sativus schon als Zierpflanze kultiviert worden sein (Kratinos bei Athen. XV 681 a. 685 c und Poll. VI 106). Schließlich ist noch zu erwähnen, daß, wenigstens in historischen Zeiten, die Griechen den Crocus sativus kaum selbst als Färbepflanze (vgl. Blümner Technologie I 243), sondern zu den angegebenen Zwecken, besonders auch seit den Hippokratikern zu medizinischen verwertet haben. – Die οἰνάνθη des Theophrast ist eine Kranzblume und wird wegen ihrer schönen Blüte durch Aussaat der Samen vermehrt (h. pl. VI 6, 1. 11 und bei Athen. XV 680 e). Der Baum ἀθραγένη, die kletternde Clematis cirrhosa L., ähnelt der Weinrebe und der wilden οἰνάνθη (ebd. V 9, 6). Die letztere blüht im Frühling, nach der Narzisse und dem λείριον (auch Narzissenart) und gleichzeitig mit dem dunkeln ἴον, wohl Viola odorata L., und ἑλειόχρυσος, wohl Helichrysum siculum Boiss. (ebd. VI 8, 1. 2 und bei Athen. XV 680 e; vgl. Plin. XXI 65), doch scheint sie wie das dunkle ἴον fortwährend zu blühen, besonders wenn sie auf eine gewisse Weise behandelt wird (c. pl. I 13, 12), d. h. wenn man die traubig angeordneten und weißen Blüten abkneipt und keinen Samen ansetzen läßt und die Pflanze eine sonnige Stelle hat (h. pl. VI 8, 2; vgl. Plin. XXI 65). Die οἰνάνθη Griechenlands ist geruchlos, doch aus den [798] Blättern derjenigen, welche in den Gebirgen Cyperns wächst und sehr wohlriechend ist, bereitet man eine wohlriechende Salbe (de odor. 27). Die Pflanze Theophrasts und der Hippokratiker (II 598. 689. III 319) ist vielleicht Tamus cretica L. (oder Tamus communis L.), welche von Dioskurides (IV 180) ἄμπελος ἀγρία genannt zu sein scheint. Als Kranzblume wird die οἰνάνθη auch schon von Kratinos (bei Athen. XV 685 c) erwähnt.

Den ὑάκινθος der Alten hat man auf sehr verschiedene Art zu bestimmen versucht. Die betreffenden Stellen der Alten, zu denen auch drei der Homerischen Epen und zwei des Hymnus Demeter gehören, hat G. Bissinger (Progr. Erlangen 1880) gesammelt und besprochen. Hinzugefügt mögen hier noch folgende Stellen werden. Ein verlassenes Mädchen vergleicht Sappho (bei Demetr. de eloc. 106) mit der purpurnen Blume ὑάκινθος, welche in den Bergen Hirten niedergetreten haben. Bei Longos (I 16) rühmt sich ein schöner Jüngling auf Lesbos, daß er (sein Kopfhaar?) dunkel sei wie der ὑάκινθος, der die κρίνα (Lilien) wie Dionysos die Satyrn übertreffe; auch wird bei ihm (IV 17) das Haupthaar jenes Jünglings mit dem ὑάκινθος verglichen. Am See bei Henna wuchs nach Firmicus Maternus (de err. prof. rel. 7, 2) allerlei Hyacinthus mit buschigem Stengel, quidquid hyacinthi turget in caulem (vgl. flebilibus maerens figuris bei Claudian. de r. Pros. II 130). Im allgemeinen wird die Pflanze als ein im Frühling blühendes, an Gestalt der weißen Lilie ähnliches (vgl. bes. Ovid. met. X 212), auch zu Kränzen und dergleichen verwandtes Zwiebelgewächs mit vielen wohlriechenden Blüten von purpurner, himmelblauer, rötlicher (so jedenfalls bei römischen Dichtern) und weißer (von solcher nur bei Col. X 100) Farbe geschildert; öfters wird auch hervorgehoben, daß die Blüten das Schriftzeichen der Klage, nämlich (nach Ovid. met. X 215. Plin. XXI 66) das Zeichen AI AI trügen. Was die Purpurfarbe der Alten betrifft, so ist diese bekanntlich kein ganz klarer Begriff. Wenn Dioskurides (IV 63) die Blüte des ὑάκινθος als προφυροειδές, d. h. purpurähnlich, bezeichnet, so meint er mit πορφύρεος bald die purpurrote (z. B. IV 108), bald die blaßviolette (z. B. ebd. 61), bald auch die violette (z. B. ebd. 120) Farbe. Der nicht seltene Vergleich mit dem dichten (und lockigen?) Haupthaar von Menschen bezieht sich anscheinend auf den dichten Blütenstand der Pflanze. Über ihre Kultur gibt uns von griechischen Schriftstellern zuerst Theophrast (h. pl. VI 8, 2) sichere Nachricht, indem er sagt, daß sowohl die wilde als die gesäte längere Zeit blühe. Vielleicht spricht aber auch schon Kratinos (bei Athen. XV 685 c; vgl. Poll. VI 106) vom kultivierten ὑάκινθος. In sehr sorgfältiger und sachkundiger Weise hat Murr (Progr. von Innsbr. 48ff.; Mythol. 256ff.) unter Berücksichtigung der von Bissinger gesammelten Stellen die Frage, welche Pflanze der ὑάκινθος gewesen sei, behandelt. Er entscheidet sich, besonders auf des Dioskurides Beschreibung (IV 63) fußend, für Hyacinthus orientalis L., der ja auch heute in Italien giacinto genannt wird. Er sah öfters an der tiefvioletten Spielart desselben am Grunde jedes Perigonzipfels eine hellfarbige Zeichnung von der Gestalt des Λ (Progr. 57; vgl. Mythol. [799] 258, 1). Entgegen der Ansicht Hehns (511), daß erst in der Türkenzeit Hyacinthus orientalis aus Bagdad und Aleppo nach Venedig und Italien gebracht sei, nimmt er für den Fall, daß die Blume nicht in Südeuropa heimisch sein sollte, an, daß die Griechen sie sehr früh aus Vorderasien überkommen und in ihren Gärten kultiviert hätten, von wo aus sie durch verschleppte Zwiebeln sehr leicht ins Freie habe gelangen und hier verwildern können. Über den ersteren Punkt herrscht leider unter den heutigen Botanikern keine Übereinstimmung; doch scheint für die Ansicht Hehns der Umstand zu sprechen, daß die Pflanze zwar oft in Italien und mitunter auch in demselben nahegelegenen Gebieten, sei es wild, sei es verwildert vorkommt, aber im eigentlichen Griechenland nur auf Kulturland im Mündungsgebiet des Pamisos bei Nisi (Boissier V 310), außerdem noch in der Troas; für das letztere ist sie aber z. B. von Ascherson (Pflanzen der Troas bei H. Schliemann Ilios 1881, 812) nicht unter den dort einheimischen Liliaceen angeführt. Die Möglichkeit aber, daß sie schon früh (in Homerischer Zeit) in Griechenland kultiviert und dann bald verwildert sein könne, dürfte doch ausgeschlossen sein. Außer an Hyacinthus orientalis könnte man also auch an eine Muscariart, besonders Muscari racemosum Mill., denken, bei der sich aber die erwähnten Schriftzeichen nicht werden nachweisen lassen; auffallen könnte nur der gezahnte meist weiße Saum der Blüten. Deutlich erkennen dürfte man das erwähnte Zeichen AI AI wohl nur im Innern eines der Kronenblätter von Delphinium Ajacis L. Vielleicht ist dies auch die Pflanze, von welcher Pausanias (I 35, 4) sagt, daß sie auf Salamis aus dem Blute des Aias hervorgesprossen, weiß, ins Rötliche spielend, kleiner in Bezug auf den Stengel und die Blätter als die (weiße) Lilie sei und dieselben Schriftzeichen wie die ὑάκινθοι trage. Freilich möchte auch hier Murr (Progr. v. Innsbr. 59f.; Mythol. 258, 6) lieber an eine lilienartige Pflanze, vielleicht an eine hellblühende Spielart des Hyacinthus orientalis selbst denken. Aber undenkbar ist es nicht, daß man mit der Zeit das Zeichen von Delphinium Ajacis auch auf die gewöhnlich ὑάκινθος genannte Blume übertrug oder, wie Fraas (133) meint, beide verwechselte. Ließ doch auch die Sage den ὑάκινθος teils aus dem Blute des Hyakinthos, teils aus dem des Aias hervorgehen. Scheint man doch auch das Trauerzeichen des ὑάκινθος an dem Gladiolus segetum Gawl., an dessen meist roter Blüte die drei untern Zipfel auf der Innenseite mit einem länglichen weißen Fleck versehen sind, wiedergefunden zu haben. Von dem im Sommer (Mai?) blühenden κοσμοσάνδαλον der Bewohner von Hermione in Argolis sagt nämlich Pausanias (II 35, 5), daß es ihm der Größe und der Farbe nach ὑάκινθος zu sein scheine, zumal sich darauf auch die Klagebuchstaben fänden. Dieses κοσμοσάνδαλον möchte Murr (Progr. 60f. gegen Fraas 133. 294) eher für Gladiolus segetum als Delphinium Ajacis halten; letzteres gehört auch wegen seines über 1 m hoch werdenden Stengels schwerlich hierher. Durch das Gesagte ist zum größten Teil die Ansicht v. Fischer-Benzons (38f. 46) schon erledigt, der den ὑάκινθος der griechischen Dichter (vgl. Fraas 293) [800] für Gladiolus communis L., den anderer Schriftsteller, namentlich des Dioskurides (IV 63, der nicht bemerkt, daß die Pflanze das erwähnte Zeichen trage) für Hyacinthus L. erklärt. Zunächst kann nicht Gladiolus communis L., der gar nicht in Griechenland vorkommt (Boissier V 140), sondern nur Gladiolus segetum Gawl. in Frage kommen. Aber auch auf diesen passen die Angaben der griechischen Dichter über Blütenstand und Wohlgeruch nicht, abgesehen davon, daß ὑάκινθος und κοσμοσάνδαλον (wohl Gladiolus segetum) dem Kratinos (a. a. O.) und Pherekrates (bei Athen. XV 685 a) und ὑάκινθος und ξίφιον (= Gladiolus segetum) dem Theophrast (h. pl. VI 8, 1) und Dioskurides (IV 20. 63) zwei verschiedene Pflanzen sind. Ziemlich unwesentlich ist es, daß in den pompeianischen Wandmalereien von den genannten Pflanzen nur Gladiolus segetum dargestellt ist (s. Comes 24 und Register). Als unzureichend muß auch die Erklärung des ὑάκινθος als Lilium martagon L., welche neuerdings wieder G. Birdwood (The Athenaeum 1901 nr. 3855, 350) wenigstens für den des Homer (Il. XIV 348), Moschos (III 6), Nikander, Vergil und Ovid zu rechtfertigen versucht hat, angesehen werden. Dabei stützt sich Birdwood vornehmlich auf die vermeintliche Blütezeit des ὑάκινθος. Nach ihm sollen nämlich die in Amyklai gefeierten Hyakinthien, eines der ältesten und angesehensten Feste der Peloponnes, welches dort im lakedaimonischen Monat Hekatombeus gefeiert wurde, in den Juli gefallen sein und daher die Blume, welche ebenso wie das Fest nach dem von Apollon getöteten Hyakinthos benannt war, eine Sommerblume gewesen sein. Dabei ist es unwesentlich, daß jener Monat wahrscheinlich dem attischen Skirophorion (12.–30. Juni) oder Thargelion (11. Mai bis 11. Juni) entsprach (P. Stengel Die gr. Kultusaltertümer2 1888, 218f.), da die Zeit jenes Festes kaum mit der Blütezeit des ὑάκινθος in Beziehung steht. Aber nicht nur andere, sondern selbst Vergil (Georg. IV 135) und Ovid (met. X 164) setzen die Blütezeit in den Beginn des Frühlings (d. h. bald nach dem 7. Februar).

Mit φλόξ = Flamme bezeichnete man eine im Frühling blühende Kranzblume (Theophr. h. pl. VI 6, 2. Plin. XXI 59. 64), die sich durch ihre leuchtende rote Blüte auszeichnete (Plin. ebd. 59. XXVII 44) und durch Aussaat der Samen vermehrt wurde (Theophr. ebd. 11). Daneben kennt Theophrast (ebd. VI 8, 1. 2 und bei Athen. XV 680 e) ein wildes φλόγινον, auch eine Kranzblume, welche gleichzeitig mit Matthiola incana R. Br. oder etwas später (ebd. VI 8, 1) und zwar längere Zeit blühe (ebd. 2). Ungenau sagt Plinius (XXI 64), daß das flammeum, welches φλόξ genannt werde, nur wild wachse. Aber wohl mit Recht identifiziert Fraas (106) die wilde mit der zahmen Blume und möchte dabei in erster Linie an Silene vespertina Retz., aber auch an andere Silenearten denken, da diese sehr häufig vorkämen, so daß es zu verwundern wäre, wenn die Alten keine unter den Coronariae plantae aufgezählt hätten. Übrigens wird die φλόξ auch noch, wie wir sehen werden, von Nikandros und zwar als kultivierte Blume erwähnt.

Unter den Blumen erwähnt ferner Theophrast [801] (h. pl. VI 8, 3; vgl. Plin. XXI 67) den im Sommer blühenden πόθος (deutsch etwa Sehnsuchtsblume); eine Art desselben habe eine der des ὑάκινθος ähnliche Blüte, die der andern, welche um die Gräber gepflanzt werde und längere Zeit blühe, habe eine farblose weiße Blüte. Die letztere ist von Fraas (107) für Silene otites L. erklärt mit dem Bemerken, daß diese in Attika sehr häufig sei, doch ist sie später von niemand hier gefunden, sondern nur im Distrikt Janina von Epirus (de Halácsy I 178), in Italien, im mittleren Europa, Armenien usw. In Attika gibt es mehrere längere Zeit, April bis Mai oder Juni, und weißblühende Silenen. Den in Griechenland häufigen Myrtenstrauch, Myrtus communis L., finden wir zuerst in dem Eigennamen Μύρσινος (Hom. Il. II 616) erwähnt und die Bezeichnung μυρσίνη in dem Adjektiv μυρσινοειδής in einem Hymnus des 6. Jhdts. (H. in Herm. 81). Mit μύρτοι bekränzte man sich gern (Anakreon bei Athen. XV 676 c und Poll. VI 107. Pind. Isth. 3, 88. Eubulos bei Athen. XV 679 e usw.), wie bei Gelagen zur Abwehr gegen den Weindunst (Philonides med. bei Athen. ebd. 675 e), besonders bei sakralen Gebräuchen, bei denen dieser Strauch überhaupt eine vielfache Rolle spielte (vgl. Bötticher 445ff.); auch Gräber schmückte man mit seinen Zweigen (Eurip. Electr. 324. 512). Eine Stelle im Garten hatte er jedenfalls schon zur Zeit des Aristophanes (Av. 160). Auch Theophrast spricht wiederholt von der Kultur des μύρρινος (h. pl. I 9, 3. II 5, 6. 7, 2. 3; c. pl. III 5, 5. 7, 1. 11. 9, 3. 10, 5. 17, 5. 7) oder der μυρρίνη (h. pl. II 2, 6), doch nur von den wilden μυρρίναι, welche an dem Grabe Elpenors auf dem Vorgebirge Kirkaion in Latium wüchsen, bemerkt er (ebd. V 8, 3), daß sie solcher Art seien, wie man sie zu Kränzen nehme, während die andern dort wachsenden groß seien, d. h. wohl nach Plinius (XV 122) breitere Blätter hätten. Auch bei uns verwendet man heute bekanntlich die kleinblättrige Varietät zu Brautkränzen. Des Aristophanes (Av. 1100) λευκότροφα μύρτα, d. h. doch wohl die weißen und wohlschmeckenden Beeren von Myrtus leucocarpa Sm., einer Spielart von Myrtus communis L., welche von Vögeln im Frühling (?) gefressen würden, sollen vielleicht Gartenfrüchte (vgl. Diosc. I 48) gewesen sein. Hingegen nennt Dioskurides (I 155, vgl. 48) sowohl eine zahme schwarz- als zahme weißbeerige μυρσίνη, von denen jene eine größere medizinische Wirkung besitze, wenn auch nicht eine so große, wie die schwarzbeerige der Berge. Endlich spricht Theophrast (h. pl. VI 2, 3f.), abgesehen von schon vor seiner Zeit kultivierten Bäumen und Sträuchern (vgl. bes. h. pl. I 9, 3), noch von dem attischen θύμον, das man zum Futter für Bienen aussäe, das um das Sommersolstitium mit sehr schöner Blüte blühe und wovon es ein weißes und ein dunkles gebe. Das weiße, d. h. weiß- oder hellrotblühende, wird für Thymbra (Satureja) capitata L. = Thymus capitatus Link et Hoffm. gehalten, während das dunkle kaum zu bestimmen ist (Thymus euboeus Hal.?). Nach einer andern Vorschrift (Ps.-Arist. hist. an. IX 206) sollten um die Bienenstöcke wilde Birnbäume, Saubohnen, Luzerne (Medicago sativa L.), Συρία (?), ὦχροί (Lathyrus cicera L.?), Myrte, Mohn (Papaver somniferum L.), ἕρπυλλος (bes. Thymus [802] zygis S. et S. und Thymus Sibthorpii Benth.) und Mandelbäume gepflanzt werden.

b) Die Pflanzen Nikanders.

In einem Fragment des Kolophoniers Nikandros von 72 Versen (74 Schn. bei Athen. XV 683), das leider nicht fehlerfrei erhalten ist, sind 33 sog. Kranzblumen besprochen, doch ist bei dem größeren Teil derselben (v. 55–72) nicht ganz klar, ob sie als kultivierte oder wilde anzusehen sind. (vgl. v. 54 mit 58), obwohl das erstere namentlich wegen des v. 57 erwähnten κύπρος das wahrscheinlichere ist. Zu den sicher kultivierten gehören:

1. das sein Haupt hoch erhebende βοάνθεμον ist unbestimmbar, da nur Galenos (XVIII A 712) es erwähnt und mit βούφθαλμον und χρυσάνθεμον, von denen hernach die Rede sein wird, identifiziert.
2. Der ἕρπυλλος mit langen kriechenden Stengeln, am Brunnen zu pflanzen, ist wohl besonders Thymus Sibthorpii Benth. oder Thymus serpyllum L.
3. Die wohl auch von Kratinos (bei Poll. VI 106) als Kranzblume und von Nikandros (Ther. 899) als rötlich bezeichnete θρυαλλίς scheint von Sprengel (278) richtig mit Verbascum triste S. et S. = Verbascum phoeniceum L. identifiziert zu sein, einer allerdings in Griechenland sehr seltenen Pflanze, da man θρυαλλίς den aus Blättern des Wollkrauts, Verbascum L., bereiteten Lampendocht nannte (H. Blümner Technologie und Terminologie II 1879, 160, 5) und heute die filzigen dicken Blätter mehrerer Verbascumarten von den Hirten als Feuerschwamm und sogar zu Dochten gebraucht werden (v. Heldreich 37f.).
4. Das ἴον ist teils blaß, also Matthiola incana R. Br., teils goldfarbig, also Cheiranthus Cheiri L.
5. Die ἶρις, zur Zeit der Ankunft der Schwalben Blüten von der Farbe der Schwalben hervorbringend, ist Iris germanica L., vielleicht auch Iris attica Boiss. et Heldr.
6. Das auch λείριον, ἀμβροσίη (so in Korinth nach Nikandros bei Athen. XV 681 b) und χάρμα Ἀφροδίτης genannte κρίνον ist eine Lilienart, wohl besonders Lilium candidum L. wie bei Theophrast.
7. Die zu Kränzen brauchbare λίβανος oder λιβανωτίς wurde von den Römern ros marinus genannt (Diosc. III 79. Gal. XII 61. Vgl. Thes. gloss. emend. II 212) und war Ros marinus officinalis L., welcher noch heute in Italien Rosmarino heißt. Später wurde dieser Strauch zu dem genannten Zwecke unter dem Namen δενδρολίβανον kultiviert (Geop. XI 15f.), womit ebenfalls lateinisch rosmarinus geglichen wurde (Thes. gl. em. ebd.) und noch heute der Strauch in Griechenland bezeichnet wird.
8. Die im Sommer blühende Kranzblume λυχνίς erwähnt schon Theophrast (h. pl. VI 8, 3 und bei Athen. XV 679 d. 680 f; vgl. Plin. XXI 67); auch Dioskurides (III 104f.) unterscheidet die Kranzlychnis von der wilden, der Art nach verschiedenen Lychnis, indem er von jener sagt, daß ihre Blüte der Levkoje ähnlich und purpurfarben sei. Eine intensive Farbe (ὀξεῖα χροῇ) scheint ihr Nikandros zuzuschreiben. Man hält die kultivierte λυχνίς allgemein für Agrostemma coronaria L. = Lychnis coronaria Lam.
9. Von dem μήκων, Papaver somniferum L., ist schon erwähnt (I 3) daß er in Homerischer Zeit im Garten wohl, wie auch sonst in der Regel, zur Gewinnung des Opiums oder auch als Gewürz angebaut wurde. Als Kranzgewächs scheint er nur von Nikandros bezeichnet [803] zu sein. Von den meisten heutigen Botanikern wird er als eine Kulturform des im Mittelmeergebiet, in Griechenland allerdings nur selten, wildwachsenden Papaver setigerum DC angesehen, und eine von ihm etwas abweichende Varietät wurde schon in der Steinzeit der Schweizer Pfahlbauten (etwa vor Mitte des 2. Jahrtausends) angebaut (Schrader Reall. 545).
10. Für die besten Rosen erklärt Nikandros, wie oben (I 4) erwähnt, die schon von Herodot gerühmten Rosen des Midas in Makedonien, für die nächstbesten die von Nisaie in Megaris, Phaselis in Pamphylien und Leukophrys in Karien. Auch der gegen Ende des 1. Jhdts. v. Chr. schreibende Arzt Apollonios Herophileios sagt (bei Athen. XV 688 e; vgl. Plin. XIII 5), daß das beste Rosenöl das von Phaselis, Neapel und Capua sei.
11. Daß σάμψυχον und ἀμάρακος schon seit der Zeit vor Theophrast vielfach in derselben Bedeutung gebraucht worden sind, ist bereits (I 8 a) erwähnt. Doch scheint Nikandros wie auch die späteren Ärzte das hier erwähnte σάμψυχον von dem (angebauten) ἀμάρακος (Ther. 575) unterschieden und unter jenem Origanum majorana L. verstanden zu haben. Da das Wort σάμψυχον vielleicht nach einer Notiz des Arztes Diokles (bei Plin. XXI 61) in Ägypten und Syrien gebräuchlich war, ist wohl anzunehmen, daß es ursprünglich und eigentlich eine fremde Pflanze, den Majoran = Origanum majorana L., bezeichnete.
12. Die im Frühjahr erblühende φλόξ ist wie die des Theophrast eine Sileneart.
13. Endlich gibt Nikandros auch eine ausführliche Anweisung über die Pflanzung des κισσός, der Hedera helix L.

Am Ende unseres Fragments (v. 55ff.) sind noch, aber ohne daß von ihrer Kultur eine Andeutung gemacht ist, folgende Kranzblumen erwähnt.

1. Die im Frühling blühende ἀνεμώνη (wörtlich ,Windblume‘) nennt schon Kratinos (bei Athen. XV 685 c. Poll. VI 106) unter den Kranzblumen. Von Theokrit (5, 91) wird sie als eine wilde Blume bezeichnet, die nicht mit der kultivierten Rose vergleichbar sei. Dioskurides (II 207) unterscheidet eine kultivierte und zwei wilde, von denen die kultivierte deutlich als Anemone coronaria L. (italienisch anemolo) charakterisiert ist, die für den Blumengarten wichtigste Anemoneart, welche sich heute in Griechenland sehr häufig findet. Nikander nennt seine ἀνεμωνίς jungfräulich und glänzend. Mehr über die ἀνεμώνη bringt Wagler o. Bd. I 2180f.
2. Der leuchtende ἀστήρ kommt nur hier als Kranzblume vor. Den sog. ἀστὴρ ἀττικός beschreibt Dioskurides (IV 118; vgl. Plin. XXVII 36. Ps.-Apul. 61) so, daß man ihn allgemein für Aster amellus L. hält. Obwohl Sibthorp diesen bei Athen und Fraas nicht selten an der Küste bei Phaleron gefunden zu haben angeben, ist er doch nachher nicht mehr hier beobachtet, so daß de Halácsy (II 16) sein Indigenat in Griechenland stark bezweifelt. Da auch Dioskurides nicht sagt, daß er eine wilde Pflanze meine, so könnte er ja immerhin nach Griechenland verpflanzt sein. In Italien wuchs er wie heute wild, diente zu Kränzen und hieß amellus (Verg. Georg. IV 271ff.). Daher wird wohl auch der ἀστήρ oder ,Stern‘ des Nikander als Aster amellus zu nehmen sein.
3. Das βούφθαλμον, ,Ochsenauge‘, ist schwer von dem χρυσανθές, welches wohl als dasselbe wie das [804] χρυσάνθεμον anderer Schriftsteller angesehen werden darf, zu unterscheiden. Zunächst sollte das πολυόφθαλμον des Hippokrates (III 244 K.) nach Galenos (XVIII A 712) mit dem βοὸς ὀφθαλμός (oder βούφθαλμον) und nach demselben (XIX 88) βοάνθεμον mit βούφθαλμον identisch sein. Bei Dioskurides (III 146) wird vom βούφθαλμον fast genau dasselbe wie vom χρυσάνθεμον (IV 58) gesagt, doch scheint die letztere Stelle unecht zu sein (Fraas 214), zumal an einer anderen Stelle (III 144; vgl. Plin. XXII 53) mit χρυσάνθεμον wohl sicher Anthemis tinctoria L. bezeichnet ist. Auch das ἑλίχρυσον, Helichrysum siculum Boiss., wurde von manchen χρυσάνθεμον genannt (Diosc. IV 57). Später wurde sogar das βατράχιον, wohl Ranunculus sceleratus L., auch χρυσάνθεμον genannt (Geop. II 6, 24. 30). An Sempervivum arboreum L. ist schwerlich zu denken, obwohl nach Plinius (XXV 160) dieses, nämlich das größere aizoum, von manchen buphthalmus genannt worden sein soll. Nach der Beschreibung, welche Dioskurides (III 146; vgl. Gal. XI 852) von seinem βούφθαλμον gibt, erklärt Fraas (213) dieses wohl richtig als Chrysanthemum coronarium L., eine in Griechenland sich vielfach, sogar auf der Akropolis von Athen, wild findende Komposite. Demnach kann auch das βούφθαλμον Nikanders Chrysanthemum coronarium und sein χρυσανθές vielleicht Anthemis tinctoria L. gewesen sein. Als Kranzblume bezeichnet auch zu Anfang des 1. Jhdts. v. Chr. Meleagros (Anth. Pal. IV 1, 52) das ,geschmeidige Ochsenauge‘, ἐύστροφον ὄμμα βοός. In den mittelalterlichen Glossaren (Thes. em. gl. I 170) wird freilich βούφθαλμον wiederholt mit calta identifiziert, womit heute in Italien die Calendula arvensis L. bezeichnet wird; doch hat diese sicher nichts mit dem βούφθαλμον des Dioskurides zu tun, sondern ist wahrscheinlich sein κλύμενον (IV 13).
4. Der γεραὸς πώγων, ,Greisbart‘, könnte vielleicht der eßbare τραγοπώγων, ,Bocksbart‘, anderer Schriftsteller (Theophr. h. pl. VII 7, 1. Diosc. II 172. Plin. XXI 89. XXVII 142), Tragopogon porrifolius L. = Geropogon hirsutus Urv., da Nikander nirgends den τραγοπώγων erwähnt, oder auch Geropogon glaber L. sein.
5. und 6. Das Διὸς ἄνθος und ἑλένιον finden sich bei Theophrast als kultivierte Kranzgewächse.
7. Die dunklere ἰωνιάς ist wohl wie das dunkle ἴον des Theophrast Viola odorata L.
8. Einen goldenen Kranz von zierlichen κάλχαι erwähnt Aikman (bei Athen. XV 682 a); die Blume wird auch von Epicharmos (ebd. b) und Nikolaos Damaskenos (ebd. a) als sehr lieblich und schönfarbig geschildert. Sie kann natürlich weder mit der κάχλα = βούφθαλμον noch der χαλκάς = χρυσάνθεμον des Dioskurides (III 146. IV 58) oder dem βούφθαλμον und χρυσανθές des Nikandros identisch sein. Eine gewagte Erklärung gibt Fraas (216). Bei Dioskurides (IV 13) ist nämlich, wohl von anderer Hand, bemerkt, daß man statt κλύμενον auch καλυκάνθεμον sage. Das letztere Wort ändert nun Fraas in χαλκάνθεμον, während er das κλύμενον für Calendula arvensis L. erklärt. So hält er denn auch Nikanders χάλκη (oder κάλχη) und die des Scholiasten zu Nic. ther. 641, welcher ausführt, daß κάλχη nicht nur die Purpurschnecke, sondern auch eine Blume bedeute, für dieselbe [805] Pflanze. Immerhin aber ist es möglich, daß κάλχη eigentlich ,Schneckenblume‘ bedeutet habe und die Feldringelblume, Calendula arvensis, gewesen sei, da deren Früchtchen zum Teil igelartig, zum Teil stark gekrümmt und eingerollt sind, und wie erwähnt zum Teil calta mit βούφθαλμον geglichen wurde.
9. Der im Frühling verborgene (μύων) κρόκος muß der im Herbst blühende Crocus sativus L. sein, von dessen Kultur bei Theophrast die Rede ist.
10. Die sich zierlich windende (εὐτροπής oder εὐστραφής) κυκλάμινος läßt sich mit der von Dioskurides (II 194; vgl. Plin. XXV 116) beschriebenen κυκλάμινος, Lonicera periclymenum L., identifizieren.
11. Frische Sprossen der κύπρος empfiehlt Nikandros (Alex. 622) bei Vergiftung durch Bleiglätte. Schon Theophrast (de odor. 25ff. 31. 42. 50. 55) kannte ein aus den Blüten der κύπρος bereitetes wohlriechendes Öl, das noch gewisse Zusätze erhalten konnte (ebd. 25. Diosc. I 65). Der Strauch, dessen weiße und wohlriechende Blüten dazu verwandt wurden, wird von Dioskurides (I 124; vgl. Plin. XII 109) beschrieben und war Lawsonia inermis L. Am besten gedieh er und das beste Öl davon wurde in Ägypten gewonnen, nächstdem auf Kypros und zu Sidon in Phoinikien (Apollonios Herophileios bei Athen. XV 688 f; vgl. Plin. XIII 5f.) oder im palästinensischen Askalon und ägyptischen Kanope (Diosc. ebd. Plin. XII 109). Als Kranzgewächs erwähnt Meleagros (Anth. Pal. IV 1, 42) die phoinikische κύπρος. Die Lawsonia inermis wird seit uralter Zeit im Orient und in Nordafrika, obwohl ihre ursprüngliche Heimat noch weiter östlich zu suchen ist, angebaut (Koehne bei Engler und Prantl III 7, 16). Nach Ägypten ist sie spätestens zur Zeit der Ramessiden (ca. 1300–1000) gelangt (Joret Plantes 154; vgl. Schweinfurth 658). Aus den zerriebenen Blättern gewann man das Henna, womit zum großen Teil die Fingernägel der Mumien rot gefärbt sind (Fr. Wönig D. Pflanzen im alten Ägypten 1886, 350). Das Wort κύπρος ist aus hebräisch כֹּמֶּד‎ (Cant. 1. 14. 4, 13), dem Namen der Lawsonia inermis, hervorgegangen (Lewy 40) und die Kultur der fremden Pflanze im alten Griechenland jedenfalls durch semitische Einflüsse, wenn auch vielleicht nicht lange vor Theophrast, vermittelt.
12. Das an den Grabstelen der Toten dahinwelkende λείριον muß, da Nikander es von dem vorher erwähnten κρίνον unterscheidet, ebenso wie bei Theophrast eine Narzissenart gewesen sein.
13. Den παιδὸς ἔρως vergleicht Nikander mit der Weißpappel, Populus alba L. Unter dem Namen παιδέρως bespricht Pausanias (II 10, 6) ein Kraut, πόα, welches sich innerhalb der Umfriedigungsmauer des Aphroditetempels bei Sikyon, sonst aber nirgends auf der ganzen Erde finde; sein Blatt sei an Gestalt dem einer laubwechselnden Eiche, δρῦς, ähnlich, auf der einen Seite dunkel, auf der andern weiß; man könne es am ehesten in Bezug auf die Farbe mit dem der Weißpappel vergleichen. Dieser παιδέρως wird von Fraas (252) für die Quercus ballota Desf. gehalten, welche in Spanien, Portugal und Algier heimisch ist, doch würde Pausanias diese nicht als Kraut bezeichnet haben. Auch Nikander wird mit seinem Kranzgewächs schwerlich eine Eiche gemeint haben. Andrerseits wird παιδέρως teils mit ἄκανθα [806] oder Acanthus mollis L. (Diosc. III 17. Plin. XXII 76. Gal. XI 818) teils mit caerefolium = Anthriscus cerefolium Hoffm. (Plin. XIX 170. Ps.-Apul. 104. Corp. gloss. lat. III 573, 11) geglichen. Schwerlich aber war die Pflanze des Nikander oder des Pausanias Acanthus mollis, aber auch auf Anthriscus cerefolium paßt nicht die Beschreibung des Blattes. Übrigens scheint die Heimat der letzteren Pflanze im südlichen Rußland und gemäßigten Westasien zu liegen. Die Beschreibung des Blattes paßt gut auf Jurinea mollis L., auf welche Murr (Mythol. 202f.) aufmerksam gemacht hat, die freilich in Griechenland, besonders auch in Attika nicht selten ist, immerhin aber die Pflanze Nikanders sein könnte.
14. Nur an unserer Stelle ist das πανόσμεον = ,ganz duftend‘ erwähnt und nur als hoch charakterisiert, so daß eine Bestimmung nicht möglich ist.
15. Die πτέρις ist nur hier als Kranzgewächs angeführt. Gemeint ist wohl Pteris aquilina L., da dieser Farn der gemeinste in Griechenland ist und heute wie alle größeren Farne πτέρις genannt wird.
16. Die σαύρη, ,Eidechse‘, ist nach Nikander auch χθονίου στέφος Ἠγεσιλάου, d. h. Kranz des unterirdischen Völkergebieters oder des Hades, genannt worden. Nun sollen σαυρίδιον und κάρδαμον für dieselbe Pflanze gesagt sein (Gal. XIX 136), oder doch jenes wegen seiner Ähnlichkeit mit letzterem καρδαμίς genannt sein (Erotian. p. 117, 4 Kl.), und heute sagt man κάρδαμον sowohl für die einheimische, aber nicht kultivierte Erucaria aleppica Gaertn. als für das in Griechenland nur kultivierte und wohl nur in Kleinasien oder Persien einheimische Lepidium sativum L. Aber Nikander unterscheidet seine σαύρη von κάρδαμον, da er dieses an einer andern Stelle seiner Georgika (bei Athen. IX 366 d) und an einer dritten (Ther. 876) ein medizinisches κάρδαμον erwähnt. Wenn man ferner mit v. Fischer-Benzon (102) annehmen darf, daß κάρδαμον = lateinisch nasturtium in der Regel Lepidium sativum bezeichnet habe, so könnte Nikander wohl unter σαύρη Erucaria aleppica verstanden haben.
17. Das wohlriechende σισύμβριον, wohl Mentha crispa L., wurde, wie wir gesehen haben (I 6), vielleicht schon in der 2. Hälfte des 5. Jhdts. als Kranzgewächs kultiviert.
18. Die ὑάκινθος hat Nikander kurz vorher (v. 31) αἰαστή, d. h. ,aus dem Blute des Aias entstanden‘ oder ,beklagt‘ (vgl. Ther. 902ff.) genannt und mit ihr die ἶρις, Iris germanica L., vielleicht wegen der (dunkelvioletten) Farbe der Blüten, verglichen. Die Kultur der ὑάκινθος ist durch eine Stelle des Theophrast bezeugt.
19. Das φάσγανον, ,Schwert‘, welches man um die Grabhügel eben verstorbener Jungfrauen streute oder pflanzte, wurde nach Theophrast (h. pl. VII 13, 1) und Dioskurides (IV 20), von manchen auch ξίφιον = Schwertchen genannt, wie sich denn bei Theophrast selbst sowohl φάσγανον (h. pl. VII 12, 3. 13, 4) als ξίφιον (ebd. VI 8, 1) findet. Man erklärt es für Gladiolus communis L., richtiger Gladiolus segetum Gawl., so daß es auch mit dem von Pausanias (II 35, 5), wie erwähnt (I 8 a), dem ὑάκινθος gleichgestellten κοσμοσάνδαλον identisch zu sein scheint.
20. Das χρυσανθές ist, wie zu βούφθαλμον bemerkt ist, vielleicht Anthemis tinctoria L. An einer andern Stelle (bei Athen. III 72 a) [807] rät Nikander, ohne indes wie es scheint Nachfolge gefunden zu haben, die ,ägyptische Bohne‘, Nelumbium speciosum Willd. durch Aussaat der Samen zu pflanzen, teils um im Sommer Blüten zu Kränzen zu haben, teils auch um der Samen und der Wurzeln willen zur Nahrung. In Ägypten, wohin sie zur Zeit der persischen Herrschaft kam, wurde die ursprünglich in Indien heimische Pflanze als Nutzpflanze kultiviert (Wönig 37ff. 45. Joret Plantes 101. 165ff.).

9. Giftpflanzen.

Der König Attalos III. von Pergamon (138–133), welcher zu den griechischen Schriftstellern über den Ackerbau gehörte (Varro r. r. I 1, 8. Col. I 1, 8), bearbeitete auch selbst seinen Garten, indem er darin sowohl Unschädliches als Schädliches pflanzte (Iustin. XXXVI 4, 3). Nach Plutarch (Demetr. 20) zog er darin folgende Giftpflanzen: Ὑοςκύαμος, Hyoscyamus niger L. oder der auch in Westasien heimische Hyoscyamus aureus L., ἑλλέβορος wohl = Veratrum album L. oder Helleborus cyclophyllus Boiss., κώνειον = Conium maculatum L., δορύκνιον = Convolvolus dorycnium L. und ἀκόνιτον wohl = Aconitum napeilus L., welches in Sibirien, Zentralasien, Mitteleuropa, den Alpen, Corsica und auf dem Monte Subasio bei Assisi (ital. aconito und napello genannt) wild wächst und dem Theophrast noch unbekannt gewesen zu sein scheint (vgl. Wagler o. Bd. I S. 1179, 20ff.).

10. Das φιλάδελφον.

Ein um die Mitte des 1. Jhdts. v. Chr. schreibender Schriftsteller (Apollodoros Artemites bei Athen. XV 682 c) berichtet, daß im Lande der Parther ein Blumengewächs, ἄνθος, vorkomme, welches φιλάδελφον genannt werde, weil sich die Zweige wie lebende Wesen verschlängen, und zur Einfriedigung der Gärten gepflanzt werde. Diese Pflanze scheint dem klassischen Altertum sonst unbekannt geblieben zu sein. Man vermutet, daß sie der im Kaukasus und östlicheren Ländern Asiens, vielleicht auch in Norditalien und Siebenbürgen einheimische Philadelphus coronarius L. sei.

11. Adonisgärten.

Nur religiöse Bedeutung hatten die sog. Ἀδώνιδος κῆποι als Sinnbild des kurzlebigen Adonis (S. Dümmler o. Bd. I S. 385, 62ff. 387, 60ff. Richter 156, 1), zuerst von Euripides (beim Schol. Plat. Phaedr. 276 b) erwähnt. Man säte zur Sommerszeit (Plat. Phaedr. 276 b. Theophr. h. pl. VI 7, 3) in irdenen Töpfen (Theophr. ebd. Plut. de sera num. vind. 17), die mit leichter Erde gefüllt waren, Kräuter (Iulian. Caes. 24), nämlich θρίδαξ = Gartensalat, Lactuca scariola L. var. sativa (Hesych. Suid. s. Ἀδώνιδος κῆποι; vgl. Eubulos u. Kallimachos bei Athen. II 69 c. d. Eustath. Il. 1390, 16) und μάραθρον = Fenchel, Feniculum vulgare Mill. (Hesych. Suid. ebd.) oder Weizen und Gerste (Schol. Theocr. 15, 113). Da diese Pflanzen in der heißen Jahreszeit sich nur schlecht bewurzeln konnten, so sproßten sie zwar schnell, blieben aber schwach und unfruchtbar (Theophr. c. pl. I 12, 2) und welkten schnell dahin (Zenob. I 49. Iulian. a. a. O. Schol. Plat. a. a. O. Apostol. I 34). Ausnahmsweise, bei einer Adonisfeier, welche die Gemahlin des Ptolemaios II. in Alexandreia veranstaltete, vertraten silberne Körbe die Scherben (Theocr. 15, 113). Die Ἀδώνιδος κῆποι wurden sprichwörtlich, um unzeitgemäße und [808] fruchtlose Handlungen zu bezeichnen (v. Leutsch und Schneidewin zu Ps.-Diogenian. I 14). In dem Bilde einer gemalten Vase zu Karlsruhe vollziehen, wie E. Saglio (Daremberg et Saglio I 73 mit Fig. 113) annehmen möchte, Amor und eine Frau, wohl Aphrodite, denen noch zwei andere weibliche Wesen, vielleicht Horen, beigesellt sind, den Ritus der Adonisgärten.

12. Kaiserzeit.

a) Einzelne Zierpflanzen.

Der in der ersten Kaiserzeit dichtende Epigrammatiker Krinagoras von Lesbos (Anth. Pal. VI 345) übersandte einer Jungfrau mitten im Winter purpurne Rosen, welche ihre Schläfe schmücken, sollten, indem er sich rühmte, dieselben in dieser Jahreszeit zur Blüte gebracht zu haben, während ehedem Rosen nur im Frühling geblüht hätten. Aber schon zur Zeit des Aristophanes brachte man, wie vorher (I 6) erwähnt ist, Blumen, vielleicht auch Rosen, im Winter auf den athenischen Markt. Nur mag zu Beginn der Kaiserzeit bei den Griechen, wie dies vielleicht etwas später bei den Römern tatsächlich der Fall war, die Treiberei in Glashäusern vorgekommen sein. Nach einem anderen Epigramm (Anth. Pal. app. II 238) sollten auf ein Grab ἴα (Levkojen, Veilchen oder Goldlack), σάμψυχα (wohl Majoran), νάρκισσος und ῥόδα gepflanzt werden. Auf Gräber wurden auch die sonst zur Nahrung dienenden μαλάχη (Malva silvestris L., Malva nicaeensis All. oder Malva rotundifolia L.) und ἀσφόδελος (Asphodelus ramosus L. oder Asphodelus fistulosus L.) gepflanzt (ebd. 120. Porphyrios bei Eustath. Od. 1698, 24; caules, d. h. Kohl, und malvae bei Auson. epitaph. her. 21), weil die Asphodelosknollen und die Malve für eine Speise der Toten in der Unterwelt galten und der ἀσφόδελος den chthonischen Gottheiten heilig war (Wagler o. Bd. II S. 1732, 40ff.). Von manchen seiner Medizinalpflanzen gibt, wie wir schon gesehen haben, Dioskurides an, daß sie auch als Zierpflanzen kultiviert würden. So erwähnt er auch (III 43; vgl. Plin. XXI 174) von dem ἄκινος, wohl = Thymus acinos L., daß er zu Kränzen gebraucht und von einigen auch in Gärten gezogen werde, während wir sonst dieses Kraut nur von Andron, einem in der ersten Hälfte des 1. Jhdts. v. Chr. lebenden Arzte, und zwar auch als Kranzgewächs erwähnt finden (bei Athen. XV 680 d). Von dem größeren ἀείζωον sagt Dioskurides (IV 88; vgl. Plin. XXV 160. XXVII 14), daß einige es in irdenen Töpfen auf den Dächern anpflanzten; doch zu welchem Zwecke dies geschah, sagt er nicht ausdrücklich, aber doch wohl zur Dekoration der Dächer. Übrigens versteht er darunter wohl Sempervivum arboreum L., welches heute auf Korkyra, Zante, Kreta, Cypern, im südlichen Italien und Nordafrika wild wächst und in Griechenland auch häufig kultiviert wird (vgl. de Halácsy I 578f.). Von einer minderwertigen Aloëart sagt er (III 22; vgl. Plin. XXVII 14), daß sie auf Andros wachse, doch mag diese exotische Pflanze hier nur in Töpfen gezogen worden sein (vgl. Plin. ebd.). Auch bei den eigentlichen Heilpflanzen, die nicht zugleich auch anderen Nutzen gewährten, gibt er wohl, wie z. B. beim πάνακες (III 48), wohl = Opopanax chironium Koch (Ferula opopanax Spr.) gelegentlich an, daß sie kultiviert würden, aber z. B. nicht von [809] denjenigen Heil-, bezw. Giftpflanzen, die, wie wir gesehen haben (I 9), sich im Garten des Königs Attalos III. fanden, so daß der Anbau von Heilpflanzen wohl überhaupt vom Zufall abhing.

b) Die Zierpflanzen der Geoponiker.

Im 11. Buche der Geoponika finden sich genaue Angaben über die Anpflanzung des Lorbeers (c. 3); der längst akklimatisierten Zypresse (5); der Myrthe (7); des sonst wohl nur wegen seines Holzes von den Griechen geschätzten Buchsbaumes (9); des δενδρολίβανος, d. h. des von Nikander unter dem Namen λιβανωτίς kultivierten Rosmarins, Rosmarinus officinalis L. (16); der Rose (18) mit dem Bemerken, daß sie früh blühe, wenn sie zur Winterszeit, im Hause in Körben oder Töpfen gehalten, bei Sonnenschein und warmem Regen ins Freie gesetzt werde (§ 4) oder in einiger Entfernung vom Stamme warmes Wasser in eine Grube gegossen werde (§ 5), weiße Blüten durch Schwefelung der eben auf brechenden Knospen gewonnen würden (§ 13); des κρίνον (20), Lilium candidum L.; der illyrischen ἶρις (21), wie bei Theophrast (h. pl. IV 5, 2. IX 7, 3 = Athen. XV 681 f; c. pl. VI 18, 12), Iris florentina L., die sich in Lakonien und außerhalb Griechenlands in vielen Gegenden des Mittelmeergebiets wild findet; aller Arten von ἴα (23), also Matthiola incana R. Br., Viola odorata L., Cheiranthus Cheiri L. und nach 22, 4 auch Viola tricolor L.; des νάρκισσος (25), wohl hauptsächlich Narcissus poeticus L., der zwar kaum schon dem Theophrast, aber schon dem Ovid (met. III 509), Dioskurides (IV 158) und Plinius (XXI 25) bekannt war und heute wohl im übrigen Südeuropa, wie z. B. in Makedonien, aber kaum in Griechenland wild wächst; des κρόκος (26), wie bei Theophrast und Nikander Crocus sativus L.; des σάμψυχον (27), welches entweder mit dem ἀμάρακος des Theophrast (Origanum onites L.) oder dem σάμψυχον des Nikander (Origanum majorana L.) zu identifizieren ist; des wohlriechenden κόστος (27), worunter hier nicht der sonst sog. Costus speciosus Lam., sondern das heute häufig in Griechenland kultivierte, als Gewürz sehr beliebte und κόστος genannte kleinasiatische Pyrethrum tanacetum DC = Tanacetum balsamita L. zu verstehen ist; des wohlriechenden βάλσαμον (27), womit nicht das, wie erwähnt (I 5), in Palästina kultivierte Balsamodendron opobalsamum Kth. gemeint sein kann, sondern vielleicht Hypericum empetrifolium Willd. oder Hypericum perforatum L., welche beide heute βαλσαμόχορτον oder βάλσαμο heißen (vgl. jedoch auch balsamum bei Col. X 301 u. II 3); und des κισσός (30), d. h. des Efeus, Hedera helix L. Ferner wird in diesem Buche (28) von dem auch μισόδουλον genannten ὤκιμον gesprochen, aber nur von den schädlichen Wirkungen nach seinem Genuß, nicht von seiner Anpflanzung oder dem Zwecke derselben. Die Pflanze kann wohl Ocimum basilicum L. sein, da man im Mittelalter für ὤκιμον auch βασιλικόν sagte (Hesych. Aët. I 1. Achmet. oneirocr. 204. Sim. Seth p. 29 Langk. Corp. gloss. lat. V 524, 25. 573, 53. Petr. Cresc. VI 16) und heute ὁ βασιλικός der Name für das wegen seiner würzigen Blätter fast in allen Gärten und in den Häusern in Töpfen kultivierte Ocimum basilicum ist, von dem es eine sehr großblättrige und eine ganz [810] kleinblättrige (letztere vielleicht Ocimum minimum L.) Art gibt (v. Heldreich 32). Auch das ὤκιμον des Dioskurides (II 170) und selbst das von Theophrast öfters unter diesem Namen erwähnte kultivierte Gemüse hat man meist für dieselbe Pflanze trotz ihrer fremden Heimat erklärt (bes. Sprengel 394ff. und v. Fischer-Benzon 134, vgl. 180, 2), während E. H. F. Meyer (in seiner Ausg. des Nicolaus Damascenus p. 100) und Koch (98f. 111f.) sich entschieden dagegen erklärt haben. Allerdings müßte das in den wärmeren Teilen Asiens und Afrikas einheimische (Briquet bei Engler und Prantl IV 3 a 369) Ocimum basilicum schon verhältnismäßig früh nach Griechenland gelangt sein, da ὤκιμον bereits um oder vor 400 v. Chr. als Gemüse bekannt war (Ps.-Hipp. I 687 K. Eubulos bei Athen. XIII 567 c; vgl. auch den Froschnamen Ὠκιμίδης Batrachom. 214, wo allerdings auch Ὠκαμείδης gelesen wird). Die kleinblättrige Art Ocimum minimum L. ist bisher nur kultiviert bekannt (Briquet a. a. O.). Außerdem ist in dem genannten Buche auch die Rede von der Anpflanzung einiger Bäume, die zunächst weniger als Zierpflanzen anzusehen sind, wie der πίτυς (c. 11), der Pinie = Pinus pinea L., der σχῖνος (c. 12), der Mastixpistazie = Pistacia lentiscus L., der ἰτέα (c. 13), womit wie bei Diosc. I 135 Salix alba L. oder auch die heute häufig in Griechenland angepflanzte Salix babylonica L. gemeint sein kann, und der πρῖνος (c. 14), der Kermeseiche = Quercus coccifera L.

c) Einzelne Gärten.

Bei diesen fällt es auf, daß verhältnismäßig nur wenige und außer einigen einheimischen Bäumen keine andern kultivierten Zierpflanzen genannt werden, als solche, die schon in vorkaiserlicher Zeit kultiviert wurden. Über Paradiese und Haine ist oben (I 5) gesprochen. Der gegen Ende des 2. Jhdts. oder etwas später schreibende Epistolograph Alkiphron (frg. 6, 1–9) schildert eine in einiger Entfernung von einer Stadt (Korinth oder Athen) gelegene Villa mit einem kleinen Ackerfelde, einer Zypressen-, Myrten- und Feigenpflanzung; nicht weit von dem Hause befindet sich auch ein von Efeu umschlungener Fels, der mit Lorbeerbäumen und Platanen bewachsen und rings von Myrtengebüsch umgeben ist; unterhalb der Myrten befindet sich ein weicher Rasen von λωτός (Kleeart) und τρίφυλλον (Kleeart oder andere Leguminose), dessen Mitte einige Hyazinthen und andere bunte Blumen schmücken. Auf den benachbarten Zweigen zwitschern Vögel usw. Ob man sich den Rasen als künstlich angelegt vorzustellen habe, ist nicht klar. Über die hier aufgestellten Nymphen und den sie bewachenden Pan, sowie andere plastische Dekorationen von Gärten spricht K. Dilthey in Arch. Ztg. XXXVI 1878, 48. Der ebenfalls um das J. 200 lebende und reiche Sophist Damianos bepflanzte alles Land, welches er bei Ephesos besaß, mit fruchttragenden und schattigen Bäumen; in dem am Meere gelegenen schuf er Inseln und Häfen, in der Umgebung der Stadt legte er künstliche Grotten an (Philostr. vit. soph. II 23, 3). Einen bei dem syrischen Antiocheia gelegenen Ort Daphne mit einem schattigen Haine, der von Quellen durchflossen war und in dem ein Tempel des Apollon [811] und der Artemis lagen, erwähnt schon Strabon (XVI 750), indem er den Umfang des Hains auf 8 Stadien = 14,21 km angibt. Dieser Hain bestand im 1. Jhdt. n. Chr. aus Lorbeerbäumen und Zypressen von außerordentlicher Höhe (Philostr. vit. Apoll. 16, 1; vgl. auch o. Bd. IV S. 1921, 28ff.). Sehr ausführlich schildert um 360 n. Chr. die üppige Vegetation und gärtnerischen Anlagen in der Stadt Antiocheia und ihrer Umgebung der Rhetor Libanios in seinem Antiochikos (I p. 338ff. Reiske): ,Der südliche Teil der Stadt, welcher sich bis auf den Berg (Silpion) hinzieht, bietet jede Annehmlichkeit, nämlich Quellen, Bäume, Gärten, Obstpflanzungen, Blumen, Vogelgesang und alle Frühlingsgenüsse (p. 338). Am Ende des nördlichen Stadtteils ziehen sich die κῆποι (nur Gemüsegärten ?) bis an den Orontes hin (339). Sobald man die Stadt (im Westen?) durch das Tor verläßt, zeigen sich links eine bunte Fülle von κῆποι, liebliche Aufenthaltsorte, eine Menge Quellen, unter Bäumen verborgene Häuser mit Gewächsen, die sich über die Bäume erheben, und eine Menge von Badehäusern; der Ort ist der Aphrodite und des Eros würdig; geht man weiter, so sieht man zu beiden Seiten des Weges eine Menge Weinberge, schöne Häuser, Rosenpflanzungen, allerhand Bäume und fließendes Wasser. Durch diese Herrlichkeiten hindurch gelangt man zu der überaus schönen (71/2 km südlich von Antiocheia gelegenen) Daphne (350). Darin ist ein Heiligtum des Apollon, ein olympisches Stadion, ... eine Menge dicker und hoher Zypressen, schattige Gänge, Chöre singender Vögel, angemessener Luftzug, angenehm aromatische Düfte, vornehme Aufenthaltsorte (Wirtshäuser?), bis in die Zimmer sich rankende Reben, Alkinoosgärten usw. (351). Besonders hervorzuheben sind in dem Haine des Apollon 5 Häuser, 7 Gärten, 300 Zypressen, 3 Bäder, so schön wie sonst nirgends ...; die bedeutendste Herrlichkeit Daphnes und wohl der ganzen Erde sind die Quellen, die Wohnungen und das Entzücken einiger Nymphen (352).‘ Mehr über diesen Hain bringt Benzinger o. Bd. IV S. 2137. Libanios rühmt auch einen anderen Garten in unbestimmter Gegend, den zu sehen ihm ein großes Vergnügen bereitet habe (IV p. 1077 R.): ,Dem Garten floß alles Wasser der Berge zu; eine sorgfältig aus Steinen zusammengesetzte Mauer umgab ihn, und an diese schloß sich eine Reihe von so stattlichen Bäumen an, wie sie nicht die Kunst, sondern nur die Natur selbst hervorzubringen vermag; Ulmen wuchsen zusammen mit Schwarzpappeln; daran rankten sich Reben; dann folgten Apfelbäume mit goldfarbigen Früchten; das übrige verteilte sich auf die Beete; auch eine Quelle sprudelte hervor; Vögel bezauberten durch ihren Gesang die Zuhörenden und bewirteten diejenigen, welche sie fingen, mit guter Beute‘. In einem Briefe an Libanios entwirft der Kaiser Iulianus (26, 5f.) ein Bild von der syrischen Stadt Bathnai; sie sei mit vielen wohlbelaubten Zypressenhainen geschmückt, das königliche Haus (wohl das der früheren Könige) mehr als einfach, der dazu gehörige Garten armseliger als der des Alkinoos und ähnlicher dem des Laertes; in letzterem befinde sich ein sehr kleiner Hain von Zypressen, die an der Umfassungsmauer reihenweise gepflanzt seien, in der Mitte des Gartens [812] aber Beete mit Gemüse und allerlei Fruchtbäumen. Eine imposante Gartenanlage am Flusse Halys in Galatien, die er selbst gesehen, beschreibt Gregorios von Nyssa (epist. 20 bei Migne gr. XLVI p. 1081f.): ,Zuerst kam man an einem mit Eichen bepflanzten Berge vorbei, dann durch einen Wald und Rebpflanzungen zu den Gärten, an deren Eingang Türme standen und man unter hohen Platanen schmausen konnte; an diesen befanden sich ringsum die dazu gehörigen Gebäude, herrliche Apfel-, Birn- und Pfirsichbäume; unter Bäumen, an denen Reben gezogen waren, zog sich ein schattiger Gang hin, dessen Seiten durch kunstvoll ineinander verschlungene Rosen- und Rebzweige verdeckt waren; schließlich sah man hier auch ein Bassin mit zierlichen Fischen‘. Der etwa gleichzeitige Romanschriftsteller Longos (II 3) schildert den Nutzgarten eines alten ehemaligen Hirten auf Lesbos folgendermaßen: ,Im Frühling findet man darin Rosen, Lilien, ὑάκινθοι und beiderlei ἴα (sowohl Winterlevkoje, Matthiola incana R. Br., als Veilchen, Viola odorata L.); im Sommer Mohn, Birnen und allerlei Äpfel; im Herbst Trauben, Feigen, Granatäpfel und blasse Myrtenbeeren; auch viele Vögel halten sich im Garten auf, denn er ist schattig und von drei Quellen bewässert; wenn man die Umfriedigung fortnähme, würde man einen Hain, ἄλσος, zu sehen glauben‘. Der in der zweiten Hälfte des 11. Jhdts. schreibende Romanschriftsteller Eustathios (Eumathios) Makrembolites (I 4ff.) entwirft von dem fingierten Garten eines vornehmen Mannes folgendes Bild: ,Darin sind viele Bäume und Blumen, nämlich in Reihen stehende Zypressen, ein Dach bildende Myrten, Reben, ἴον, Rosen und Lilien ...; Lorbeer- und Myrtenbäume, Zypressen, Reben und andere Gewächse überspannen mit ihren Zweigen den Garten; darin ist auch ein kunstvoller Brunnen angelegt und die marmornen Sitze daran von Myrten umgeben‘. Der Rhetor Nikephoros Basilakes (bei Walz Rhet. I p. 522ff.), welcher um die Mitte des 12. Jhdts. lebte, warnt davor, sich unerfüllbaren Hoffnungen hinzugehen, indem er sich auf das Beispiel eines Gärtners beruft; dieser habe einen reichlichen Nutzen aus seinem Garten von den darin gepflegten Apfel-, Feigen- und Pfirsichbäumen, Rosen, Lilien, Veilchen (und Levkojen oder Goldlack), Reben, Narzissen, Malven (Malva silvestris L., Malva nicaeensis All. oder Malva rotundifolia L.), Asfodill (Asphodelus ramosus L. oder Asphodelus fistulosus L.) und Gartensalat (Lactuca scariola L. var. sativa) gehabt; da sei ihm eingefallen, auch eine schöne Zypresse in seinen Garten zu verpflanzen; dieser habe er alles Wasser desselben zukommen lassen, so daß die andern Pflanzen fast verschmachtet seien, woraufhin er denn die Pflege der schönen, aber unnützen Zypresse aufgegeben habe. Man sieht, daß die Ziergärtnerei in der Kaiserzeit bis tief ins Mittelalter hinein, was die Kultur von Pflanzen betrifft, kaum irgendwelche Fortschritte gemacht hat.

II. Gärten der Römer.

1. Das Wort hortus.

Das Wort hortus ist urverwandt mit griech. χόρτος = Gehege, Weideplatz, got. gards = Hof, Haus, ahd. garto = Garten usw., und seine ursprüngliche Bedeutung ,eingefriedigter Raum‘. Nach Th. Mommsens Ansicht (Röm. St-R. III 1, 1887, 23f.) bestand [813] das Erbgut, heredium, welches der römischen Legende zufolge Romulus als von der gemeinsamen Feldflur abgetrenntes Privateigentum jedem Bürger zugewiesen haben soll, in ältester Zeit aus zwei Iugera Gartenland und dem dazu gehörigen, damals hortus genannten Bauernhause. Doch gehen die Ansichten über das Wesen dieses Erbgutes auseinander. Fest steht nur, daß noch nach dem Sprachgebrauch der Zwölftafelgesetzgebung hortus das Bauernhaus, heredium das zugehörige Gartenland bezeichnete (Plin. XIX 50; vgl. Fest. p. 102, 11), während später hortus jede Art von Garten sein konnte. Nicht unrichtig mag M. Voigt (in J. v. Müllers Handb. d. klass. Altertumswissensch. IV2 2, 1893, 297) annehmen, daß schon in altrömischer Zeit der Garten, nach ihm allerdings pometum genannt und einen Teil des ganzen hortus d. h. Bauernhofes bildend, zur Kultur sowohl von Obst und Gemüse als auch von Blumen und zur Aufstellung des Bienenstandes gedient habe. Doch sah z. B. Plinius (XIX 57) schwerlich auch Zierpflanzen als integrierenden Bestandteil der Gärten der alten Römer an, wenn er sagt, daß eine Hausfrau, deren Garten nicht gut bestellt war, für pflichtvergessen angesehen worden sei und man dem Garten deshalb eine besondere Aufmerksamkeit zugewendet habe, weil dieser keines Feuers bedurft und Holz erspart habe, auch seine Produkte immer fertig zur Hand gewesen seien.

2. Gottheiten.

Von den altrömischen Gottheiten war die Venus insbesondere Schützerin der Gärten und des Gemüsebaues (G. Wissowa Relig. u. Kultus d. R. 1902, 235). Spätere Dichter machten auch die Flora zu einer Gartengöttin (Ovid. fast. V 373), die Mater Matuta zur Spenderin der Baumfrüchte (Calpurn. ecl. 2, 33) und Pomona zur Beschützerin der Obstpflanzung (Avien. 1188); in der bildenden Kunst hält Silvanus ein sichelartig gekrümmtes Gartenmesser in der Hand, ein Fell oder ein Schurz mit Früchten hängt an seinem Halse, und zu seinen Füßen sitzt der Hund, der treue Wächter des Grundstücks (Wissowa ebd. 176). Am häufigsten erscheint als Beschützer der Gärten in der römischen Dichtung der griechische Priapos (vgl. auch u. 5 d). Sein rohgeschnitztes Holzbild mit dem gewaltigen rot angestrichenen Gliede und der Sichel in der Hand diente dazu, Diebe zurückzuschrecken, und mit dem vom Winde bewegten Rohr auf dem Kopf Vögel zu verscheuchen (Verg. Georg. IV 110; Ecl. 7, 34. Fur. Bib. 3 bei Bährens Fragm. poet. rom. p. 317. Hor. sat. I 8, 1ff. Tibull. I 1, 17. Ovid. fast. I 391. 400. 415. VI 333. Calpurn. ecl. 2, 65. Petron. 131. Col. X 32ff. Mart. VIII 40. Incertus bei Bährens PLM V p. 406, 1ff. Carm. Priap. ebd. I p. 58ff. II 158ff.; vgl. Plin. XIX 50). Ein vielleicht unechtes Relief, welches in Rom an der Porta Flaminia gefunden ist, stellt eine Priaposherme mit starker Rute und spitzen Ohren dar, zu beiden Seiten einen Korb mit verschiedenen Früchten, darüber rechts eine knotige Keule, links eine Sichel, unten rechts den Kopf eines Esels, über dem ein Opferbeil schwebt, links ebenfalls den Kopf eines Esels mit einem länglichen Schlachtmesser; die Unterschrift bringt die Widmung von Lampsakenern, die sich in Rom befunden haben mögen, an den ithyphallischen [814] und keulentragenden Beschützer der Gärten und Züchtiger der Diebe (CIG III 5960). Auch in ländlichen Szenen pompeianischer Gemälde erscheint Priapos vielfach aus Holz geschnitzt als hortorum custos (Baumeister III 1406 ru.). Abergläubische Leute stellten im Garten den Schädel einer Pferdestute, die bereits geboren hatte, oder lieber einer Eselin auf, weil er ihn befruchten sollte (Pall. I 35, 16; vgl. Col. X 344. Geop. XII 6).

3. Einzelne Pflanzen der Schriftsteller und Treibzucht.

Zuerst erwähnt wird ein Garten an der Burg des Tarquinius Superbus, in dem Mohn, Papaver somniferum L., gepflanzt war (Liv. I 54, 6. Dion. Hal. IV 56. Val. Max. VII 4, 2. Plin. XIX 169). Die dichterische Phantasie Ovids (fast. II 703ff.) schmückt diesen Garten mit duftenden Kräutern aus und läßt ihn von einem Bache durchrieselt werden, an die Stelle der Mohnköpfe aber setzt sie Lilienhäupter. Eine der ältesten Zierpflanzen, welche die Römer aus der Fremde bei sich einführten, muß die Palme, Phoenix dactylifera L. gewesen sein. Daß das Wort palma ursprünglich nur die einheimische Zwergpalme, Chamaerops humilis L., bezeichnet (Schrader bei Hehn 281; vgl. Hehn 271), ist hier belanglos (vgl. Hehn 272ff.). Dagegen ist die mit eingestickten Palmzweigen geschmückte und, wie man annimmt, aus Etrurien nach Rom gekommene Tunica palmata, welche die Triumphatoren trugen, schon für das Stadtjahr 454 bezeugt (Liv. X 7, 9), und Palmzweige kamen zum erstenmal im Stadtjahr 461 in Nachahmung griechischer Sitte als Siegespreis bei römischen Festspielen vor (ebd. 47, 3). Im Stadtjahr 462 befand sich eine hohe Palme in Antium (Val. Max. I 8, 2), und im Stadtjahr 540 ereignete sich das Prodigium, daß in Apulien eine lebende Palme in Brand geriet (Liv. XXIV 10, 6). Früh wurde das Wort palma bildlich für Siegespreis gebraucht (Plaut. Trin. 706; Amphitr. 70; Most. 32; Poen. 37. Terent. Phorm. 709; Heaut. 709). Varro (r. r. II 1, 27) berichtet, daß die Palmen zwar in Judäa Früchte hervorbrächten, aber nicht in Italien, und Plinius (XIII 26), diese Angabe über Judäa bestätigend, fügt hinzu, daß es zwar auch in Europa und überall in Italien Palmen gebe, diese aber unfruchtbar seien. Auch heute ist es in Europa nur der südlichste Teil Spaniens, wo die Palme ihre Früchte vollständig reift (M. Willkomm Über Südfrüchte 1877, 57. 71, 8.) In Ligurien ist sie nur dürftig entwickelt und selbst in Sizilien trägt sie keine Früchte (W. Deecke Italien 1898, 126), sondern wird auch hier nur als Zierpflanze kultiviert. Die Palmen, welche nach König Juba (Plin. VI 205) auf der Insel Canaria um Christi Geburt wuchsen, gehörten wohl zu einer ganz andern Art, nämlich der auf den Canarischen Inseln indigenen Phoenix Canariensis Chabaud = Phoenix Iubae Webb (vgl. Engler bei Hehn 278). Diejenigen Blumen, die zuerst in Kultur genommen wurden, müssen die rosa und viola gewesen sein. Unter der letzteren ist ähnlich wie bei dem griechischen sowohl die Levkoje als das wohlriechende Veilchen und der Goldlack zu verstehen, von denen freilich der letztere am meisten geschätzt wurde (Plin. XXI 27). Wohl einer frühen Sitte werden die rosaria [815] oder rosalia und der dies violae, der Totenfeier gewidmete Festtage, angehört haben. Bei diesem Rosenfest wurden allerdings nur Rosen während des Mahles an die Gäste verteilt und auf das Grab gelegt (J. Marquardt Röm. Staatsverwalt. III2 1885, 311), doch können diese nur Gartenrosen gewesen sein. Hingegen können bei dem zweiten Feste die Gräber ebensogut mit wilden wie kultivierten Violae geschmückt worden sein. Während der Zeit des zweiten Punischen Kriegs wurde der Wechsler L. Fulvius ins Gefängnis geworfen, weil er aus seinem Laden auf dem Markt (offenbar damit sich eine unverdiente Ehre anmaßend) mit einem Rosenkranz auf dem Haupt hinausgeschaut hatte (Plin. XXI 8). Von Plautus (Asin. 664; Curc. 100; Bacch. 83; Men. 191) wird rosa in der Anrede als Schmeichelwort (= mein Röschen) gebraucht, eine Gepflogenheit, die sich bei seinen griechischen Vorbildern wohl nicht nachweisen läßt. Zu Ciceros Zeit (Tusc. V 73; vgl. de fin. II 65) pflegte man bei üppigen Gelagen auf Kissen zu ruhen, die mit violae oder rosae gefüllt waren. Noch Varro (r. r. I 16, 3) empfiehlt für den städtischen Blumenmarkt in erster Linie Violaria und Rosaria anzulegen, und Plinius (XXI 14) behauptet, daß die Römer ursprünglich von Kranzblumen fast nur Violae und Rosae im Garten gehalten hätten. Mit der Entlehnung des Wortes rosa aus ῥόδον ist zugleich auch die Rosenzucht von Griechenland nach Italien übergegangen (Schrader Reall. 695). Nach Hehn (257) stammt wohl auch viola (als Deminutiv) aus dem Griechischen (ἴον) und demgemäß auch die Kultur dieser Blume aus Griechenland. Von den Rosen werden die Römer wesentlich dieselben Formen kultiviert haben wie die Griechen (vgl. o. I 4). Doch ist auch von einer zweimal im Jahr blühenden Rose, der von Paestum, die Rede (Verg. Georg. IV 119. Mart. XII 31, 3; vgl. Prop. IV 5, 61. Ovid. met. XV 708; ex Ponto II 4, 28. Col. X 37, Mart. IV 42, 10. VI 80, 6. IX 60, 1), während die Griechen des Ostens, wie oben (I 4) erwähnt, eine solche nicht gekannt zu haben scheinen. Diese Rose ist vielfach (z. B. von Koch 159) für Rosa Damascena Mill., die wahrscheinlich nur ein Bastard der Rosa gallica L. und Rosa canina L. ist, gehalten worden, und es ist nicht unmöglich, daß sie von den Griechen Unteritaliens zuerst gezüchtet sein mag (vgl. u. II 9), wenngleich die Rosa Damascena anscheinend erst im Zeitalter der Renaissance aus dem Orient nach Europa gekommen ist (F. Cohn Die Pflanze2 II 1897, 214. 231, 46). Von den italischen Gärtnern wurden nach Plinius (XXI 16) am meisten geschätzt die pränestinische, campanische, milesische, trachinische (von der thessalischen Stadt Trachin), die alabandische (von Alabanda in Karien) und die spiniola mit sehr vielen, aber sehr kleinen Kronenblättern; auch nennt er (ebd. 18) eine graecula mit sehr breiten, zusammengerollten und sich nur unter dem Druck der Hand öffnenden Blüten, die nach Cohn (a. a. O. 228, 32) am ehesten mit unserer Centifolie zu vergleichen ist. Daß Columella (IX 4, 4) auch eine gelbliche Rose, also die von Kleinasien bis Afghanistan einheimische Rosa lutea Mill., gekannt habe, ist wohl eine irrige Annahme, da das betreffende Adjektiv luteae nicht auf rosae, sondern [816] das folgende violae zu beziehen ist. Um frühzeitig Rosen zu haben, goß man etwa seit Beginn unserer Zeitrechnung an die Wurzeln warmes Wasser, wenn die Knospen sich zu regen begannen (Plin. XXI 21), d. h. im Februar (Pall. III 21, 2). Wollte man sie schon im Winter haben, mußte man die Stöcke außerdem noch an einen geschützten Ort schaffen (Sen. ep. 122, 8). In diesem Falle brachte man sie auch unter das Glasdach eines Gewächshauses (Mart. IV 22, 6; vgl. VIII 14. 68). Auch sonst wird das Vorhandensein von Rosen im Winter erwähnt (ebd. XIII 127. Lucian. Nigrin. 31, Macrob. VII 5, 32). Es scheint aber nicht nötig, bei der Treiberei der Rosen, Lilien (Ovid. met. IV 355. Mart. IV 22, 5), Gurken, Melonen usw. an künstlich geheizte Räume zu denken (vgl. noch Geop. XI 18, 4f. o. I 12 b); wenigstens ist nirgends von einer solchen Heizung, obwohl sie an sich möglich gewesen wäre, die Rede. Dieser Ansicht sind auch Joret (Rose 39ff.) und Lafaye (289), der hervorhebt, daß man noch heute in Italien im allgemeinen sich damit begnügt, den Gewächshäusern eine südliche Lage zu geben, so daß die wärmenden Sonnenstrahlen durch die Glasfenster eindringen können. Schützt man doch auch heute die Orangen- und Limonenbäume in den Gewächshäusern am westlichen Ufer des Gardasees im Winter nur dadurch, daß man die letzteren mit einem ziegelgedeckten Schutzdach überbaut und durch bretterne Seitenwände abschließt. Während aber vorher Rom seinen Bedarf an Winterrosen aus Ägypten hatte beziehen müssen, war dies unter Domitian mehr als überflüssig geworden (Mart. VI 80). Auch im hispanischen Karthago gab es frühzeitige Rosen im ganzen Winter (Plin. XXI 19). In Catos Schrift de agricultura, die nach Plinius (XIV 45) um das J. 154 v. Chr. verfaßt ist, ist wenig von Zierpflanzen die Rede. Nachdem er (c. 7f.) empfohlen hat, auf einem in der Nähe der Stadt (Rom) gelegenen Grundstücke verschiedene Rebsorten und Obstbäume anzupflanzen, fährt er (8, 2; vgl. 133, 2) fort: sub urbe hortum omne genus, bulbos megaricos, murtum coniugulum et album et nigrum, loream delphicam et cypriam et silvaticam, nuces usw. Unter hortus scheint er nur einen Gemüsegarten verstanden zu haben (vgl. Cic. Cat. mai. 54). Bei den Myrten ist es zweifelhaft, ob er drei oder nur zwei Arten gemeint hat, bezw. ob murtus coniugalis Kollektivname ist. Das letztere wäre möglich, da wohl jede Myrte Symbol der Verbindung sein konnte (vgl. C. Boetticher 447f.). Doch hält Plinius (XV 122) die myrtus coniugula Catos für eine besondere Art und glaubt, sie sei dieselbe wie die zu seiner Zeit nostras genannte Gartenmyrte mit breiten Blättern, d. h. Myrtus communis var. romana L. Der schwarze murtus Catos, d. h. die Myrte mit dunkeln Beeren, ist die gewöhnliche Myrte, Myrtus communis L., einschließlich var. tarentina L., und sein weißer Myrtus communis var. leucocarpa Ten. Alle diese finden sich wild in Italien, so daß Plinius (XV 119), durch die Entlehnung des lat. murtus aus griech. μύρτος verleitet, mit seiner Annahme, daß die Myrte eine fremde Pflanze sei, im Irrtum ist. Er selbst spricht von einer Myrte, die an der Stelle gestanden habe, an welcher Rom gegründet [817] sei. Die Annahme des fremden Namens erklärt sich eben daraus, daß man von Griechenland her den einheimischen Baum als der Venus-Aphrodite geweiht auffassen und um deren Heiligtümer pflanzen lernte (Schrader Reall. 569). Die Römer aber mögen zuerst während des ersten Punischen Krieges mit einem Aphroditeheiligtum, nämlich dem des Berges Eryx, näher bekannt geworden sein, und der erste Tempel der Venus Erucina wurde in Rom im J. 217 v. Chr. eingeweiht (G. Wissowa Religion u. Kultus d. R. 1902, 236). Der bulbus megaricus = Muscari comosum Mill. erscheint nur hier als Ziergewächs (vgl. o. Bd. III S. 671). Der delphische und kyprische Lorbeer gehören natürlich zu Laurus nobilis L., jener kann vielleicht von Delphoi (vgl. bes. Boetticher 347ff. 361f.), dieser von Kypern herübergekommen sein. Die lorea silvatica, die übrigens an der Parallelstelle (133, 2 = Plin. XV 127) fehlt, wird für identisch mit tinus = Viburnum tinus L. gehalten (Lenz 80. Hehn 225), da tinus von einigen für eine Lorbeerart angesehen, bezw. silvestris laurus genannt (Plin. XV 128. XVII 60), auch als Zierstrauch angepflanzt wurde (Ps.-Verg. Cul. 407. Plin. XVII 60) und Viburnum tinus heute laurotino heißt. Interessant ist die Bemerkung des Plinius (XV 132), daß es früher keinen Lorbeer auf Corsica gegeben habe, während er zu seiner Zeit dort gepflanzt auch gedeihe, da er auch heute dort nur kultiviert gefunden wird (M. Rikli Botan. Reisestudien auf einer Frühlingsfahrt durch Korsika 1903, 43). Ferner gibt Cato (28. 48. 51) 1 genaue Vorschriften über die Anpflanzung der Zypresse, Cupressus sempervirens L., wobei er (vgl. 17, 1) nur den Nutzen des Holzes im Auge gehabt zu haben scheint. Aus dem Umstande, daß er von diesem Baume mit solcher Ausführlichkeit spricht, schloß Plinius (XVI 139), daß seine Akklimatisation damals noch Schwierigkeit bereitet haben müsse. Andererseits aber erzählt er (XVI 236), daß zu Ende der Regierungszeit Neros eine Zypresse im Volcanal zu Rom zusammengebrochen sei, welche dort seit Gründung der Stadt gestanden habe. Die Darstellung von Zypressen auf etruskischen Monumenten (vgl. o. Bd. IV S. 1929, 23ff.) kann nichts für das frühe Vorkommen der Zypresse in Italien beweisen, da sie fremdes Fabrikat sein können; eher dürfte es für die Zeit der beiden ersten Punischen Kriege durch Ennius (ann. 185. 374 Baehr.) bezeugt sein. Da Cato (151, 2) von einer cupressus tarentina spricht, wird der Baum wohl zuerst nach Sizilien (vgl. Theocr. 11, 45), dann nach Tarentum und dem übrigen Italien, und zwar wohl von Kreta her gekommen sein (vgl. o. Bd. IV S. 1909, 9. 1910, 54ff.). Vor der Eroberung Tarents aber, also vor 272 v. Chr., werden die Römer, wie auch Hehn 286 vermutet, den Baum schwerlich bei sich eingeführt, sondern nur sein Holz importiert haben. Bei der Pflanzung der Ulme, Ulmus campestris L. (27. 28. 40, 1), kam es ihm teils auf das Holz an (17, 2. 18, 9. 21, 5. 31; vgl. 152), teils pflanzte er Ulmen und Pappeln, Populus nigra und alba L., um die Feldgrenzen und an die Wege, um das Laub als Futter für Schafe und Rinder zu verwenden (6, 3; vgl. 5, 8. 30. 54, 4); doch wird er wohl auch im arbustum [818] (1, 7. 7, 1. 137; vgl. o. Bd. I S. 422, 44ff.) Reben an Ulmen gezogen haben. Die Pinie, Pinus pinea L., kultivierte er (28) teils wegen des Holzes (17, 1. 18, 8. 31, 2) teils wohl wegen der eßbaren Nüsse (48, 3), die Platane, Platanus orientalis L. (51. 133, 2), aber wohl nur wegen ihrer schattigen Laubkrone. Obwohl die Platane in Sizilien und im Süden Italiens wild wächst und schon Theophrast (h. pl. IV 5, 6; vgl. Plin. XII 6) bezeugt, daß es zu seiner Zeit auf der Insel Diomedeia (gegenüber dem Mons Garganus) und, wenn auch selten, im übrigen Italien gegeben habe, so beweist doch der aus dem Griechischen entlehnte Name, daß der Baum in Italien sich hauptsächlich durch die von Großgriechenland ausgehende Kultur desselben verbreitete (Schrader Reall. 633. Vgl. auch o. I 5 über den παράδεισος des älteren Dionysios). Wenn also z. B. Cicero (de orat. I 28) von einer schattigen Platane spricht, die sich im J. 91 v. Chr. auf dem Tusculanum des Redners Crassus befunden habe, ist diese als künstlich gezogen zu denken. Als Julius Caesar sich in Cordoba aufhielt, pflanzte er daselbst in einem Hause eine Platane an (Mart. IX 61, 6), führte also wohl zuerst den Baum in Hispanien ein (anders Plin. XII 7). Wenn Plinius (ebd. 6) behauptet, daß die Platane zu seiner Zeit ihren Weg bis zu den Morinern Belgiens gefunden habe, so liegt hier wahrscheinlich eine Verwechslung mit einem ähnlichen Baume, etwa dem Ahorn, vor (Schrader Reall. 633). Nach Varro war Italien im J. 59 v. Chr. so stark mit Fruchtbäumen bepflanzt, daß das ganze Land ein pomarium zu sein schien (I 2, 6; vgl. Lucret. V 1374ff.), doch gab es daneben auch floralia (ebd. 23, 4). Während bei ihm wie bei Cato hortus nur den Gemüsegarten bezeichnet zu haben scheint, findet sich bei ihm (II 11, 12. III 17, 1) wie auch schon bei Cicero der Plural horti in der Bedeutung ,Lustgarten‘. Er empfiehlt violae (I 16, 3. 23, 5; vgl. 35, 1), rosae (I 16, 3. 35, 1; vgl. III 16, 13) lilium und crocus (I 35, 1) zu pflanzen. Das Wort lilium ist aus griech. λείριον hervorgegangen (Schrader Reall. 502). Die Römer verstanden darunter meist oder überhaupt nur die weiße Lilie (Prop. IV 4, 25. Tibull. III 4, 34. Vgl. bes. Plin. XXI 23. 25), Lilium candidum L. Die Blume soll in Italien und Sizilien wild vorgekommen sein (s. o. I 8 a), so daß sie möglicherweise auch hier, besonders in Sizilien heimisch gewesen ist. Da sie nach der Rose die beliebteste Blume war (Plin. XXI 22), wurde sie auch wie diese im Gewächshause unter Glas getrieben (Ovid. met. IV 355. Mart. IV 22, 5). Die Kultur des Italien fremden Safrans, Crocus sativus L., haben die Römer ebenso wie den Namen crocus von den Griechen entlehnt. Schon von Plautus (Curc. 101) ist crocinum wohl = Safransalbe als Schmeichelwort gebraucht. Bei einem Mahle, das dem Metellus Pius († 64 v. Chr.) zu Ehren im südlichen Hispanien veranstaltet wurde, war der Fußboden mit Safranwasser besprengt (Sallust. bei Macrob. III 13, 8), und bald darnach herrschte schon in Rom die Sitte, die Theater mit kilikischem crocus zu besprengen (Lucret. II 416). Der kilikische Safran, namentlich der vom Vorgebirge Korykos, galt nämlich meist für den besten [819] (s. o. I 8 a). In Italien muß die Pflanze schwer zu akklimatisieren und daher nur ausnahmsweise kultiviert worden sein (vgl. Col. III 8, 4. Plin. XXI 31). Nach Hehn (264f.) gelang es denn auch zuerst den Arabern, den Safran wirklich in Europa zu akklimatisieren. Daher ist möglicherweise bei Varro wie Col. X 301 an Crocus vernus Wulf. (All.) zu denken oder an beide Arten. Zu Kränzen wurde Crocus sativus nicht gebraucht (Plin. XXI 33; doch Ziergewächs im Gedicht Culex 401). Von Bäumen finden sich bei ihm kultiviert die Zypresse (I 37, 5. 40, 1. 41, 5; vgl. 26), Ulme (I 35, 2), Platane (I 37, 5), an den Grenzen eines Landgutes Pinien, Zypressen oder Ulmen (I 15). Auch die Dattelpalme erwähnt er (I 41, 5) und bemerkt sogar von ihren Früchten, daß sie bei längerem Lagern faulten (I 67), doch ist es hinsichtlich der Früchte fraglich, ob er einheimische im Auge gehabt habe. Endlich empfiehlt Varro (III 16, 13f., vgl. 10) zur Nahrung für die Bienen zu pflanzen Rosen, serpyllon (Thymus serpyllum L.), apiastrum (nach § 10 = melissophyllon usw., Melissa officinalis L.), Gartenmohn, Saubohnen, Linsen, Erbsen, ocimum (Ocimum basilicum L.), cyperum (Cyperus longus L.), medice (Medicago sativa L.), cytisus (Medicago arborea L.) und thymum (Thymus vulgaris L.).

Vergilius (Georg. IV 116) wollte zwar keine speziellen Lehren über den G. geben, doch erwähnt er kurz gleichsam als die wichtigsten Repräsentanten desselben: die zweimal blühenden Rosen von Paestum, die spät in reichlicher Fülle blühende Narzisse (griech. νάρκισσος) = Narcissus serotinus L., acanthus = Acanthus mollis L., Efeu und Myrte, von Gemüsen das intibum = Cichoria endivia L. (vgl. o. Bd. III S. 2541, 35), das apium = Apium graveolens L. (allerdings auch zu Kränzen gebraucht, Ecl. 6, 68. Hor. c. IV 11, 3) und die Gurke = Cucumis sativa L. Im folgenden rühmt er die Tätigkeit eines korykischen Greises, der, wie er sich durch Augenschein überzeugt habe, mit großem Erfolge wenige am Bache Galaesus bei Tarentum gelegene Morgen wüsten Landes bebaut habe; darauf habe er Gemüse und rings um dieses weiße Lilien, würzhafte (besonders zu Opfern gebrauchte) Kräuter und Mohn gepflanzt gehabt; im Frühling habe er als der erste Rosen, im Herbst sein Obst gepflückt und noch zur Winterszeit hyacinthi im Gewächshause geschnitten; um seinen Bienenstand hätten sich Linden = Tilia platyphylla Scop., Tilia vulgaris Hayne oder Tilia cordata Mill. (wegen des sog. Honigtaues auf ihren Blättern; vgl. Theophr. frg. 190. Col. IX 4, 3. Plin. XI 32) und Pinien (wegen des Stopf- oder Klebwachses ihrer Knospen) befunden; auch habe er in geordneten Reihen späte, d. h. ältere, Ulmen (zur Zierde?), schon ziemlich starke, d. h. erstarkte, Birnbäume und auch Schlehdorn, Prunus spinosus L., gepfropfte pruna = Prunus domestica L. oder Prunus insititia L. und bereits Schatten spendende Platanen verpflanzt. Was die Pinie betrifft, die hier uberrima, d. h. doch wohl ,sehr reich an Früchten‘ genannt wird, so charakterisiert er sie an einer andern Stelle (Ecl. 7, 65) als einen nur im Garten vorkommenden Baum, was Hehn (800) unter Berücksichtigung einiger andern Stellen, wo der Baum ebenfalls als kultiviert bezeichnet [820] wird (Ovid. ars am. III 692. Petron. 131. Mart. XIII 25) zu der Annahme veranlaßt hat, daß die Pinie in Italien, ja auch in Griechenland eingewandert sei, eine Annahme, die nach Engler (bei Hehn 302) hinsichtlich Italiens wohl unrichtig, hinsichtlich Griechenlands aber noch weniger begründet ist. Allerdings wird bei Vergil die pinus der Wälder (Georg. I 256) und der hohen Berge (ebd. IV 112) Pinus silvestris L., die gemeine Kiefer, gewesen sein. Nicht zu übersehen ist, daß Vergil gerade einen korykischen, d. h. kilikischen Greis als Vorbild hinstellt. Denn offenbar muß die korykische Gartenkunst sich einer größeren Beliebtheit erfreut haben (vgl. Serv. Georg. IV 127), und nach Beendigung des Seeräuberkrieges hatte Pompeius einen Teil der Kiliker als Kolonisten nach Calabrien geführt (Sueton bei Serv. ebd.), so daß diese auf die Entwicklung des italischen G.s nicht ohne Einfluß gewesen sein mögen. Ferner nennt Vergil (Ecl. 2, 48) auch die Blüte des Dills, Anethum graveolens L., als (kultivierte) Kranzblume. Endlich muß bald nach der Eroberung Ägyptens einige Zeit lang die Nilrose, Nelumbium speciosum W. = Nymphaea nelumbo L., unter dem Namen colocasia kultiviert worden sein (Verg. Ecl. 4, 20 und Serv. Mart. VIII 33, 13; vgl. Col. VIII 15, 4). Bezüglich der Anpflanzungen am Bienenstande verlangt Vergil, daß der Zugang zu demselben von einer Palme und einem wilden Ölbaume beschattet sein solle, damit der im Frühling ausziehende Schwarm sich auf ihnen niederlassen könne (Georg. IV 20ff.); um den Stand sollten gepflanzt sein casiae = Daphne cneorum L., serpylla = Thymus serpyllum L., thymbrae = Satureja hortensis L. und violae (ebd. 30ff.), ferner der durch seinen Duft die Bienen anlockende crocus = Crocus sativus L., thymus = Thymus vulgaris L., von hohen Bergen geholte pini = Pinus silvestris L. (die das Stopfwachs liefern sollten) und verschiedene Bäume (ebd. 109ff.; über die Bäume ist Pall. I 37, 2 zu vergleichen). Horatius (carm. II 15, 4ff.) klagt, daß bald die Platane die Ulmen, an welchen man Reben emporziehen könne, violaria, Myrten und allerhand andere wohlriechende Gewächse die ertragreichen Oliven verdrängt haben würden. Antonius Castor hatte in seinem hortulus, den er selbst bis über sein hundertstes Lebensjahr hinaus pflegte, die meisten Heilpflanzen, herbae, gezogen, so daß Plinius (XXV 9) sie hier kennen lernte. In dem noch vor Nero verfaßten ps.-Vergilianischen (?) Gedichte Culex (395ff.) begräbt ein Hirte eine von ihm aus Unvorsichtigkeit erschlagene Mücke, die ihm eben das Leben gerettet hat, indem er einen Hügel aus grünem Rasen errichtet und mit allerhand Gewächsen schmückt. Zu denjenigen, welche wir schon bei früheren Autoren kultiviert gefunden haben, gehören: acanthus, rosa, violae jeder Art, hyacinthus, kilikischer crocus, laurus, lilium, hedera und tinus = lorea silvatica bei Cato 8, 2. Außerdem werden genannt:

1. Die parthische (spartanische ?) myrtus war offenbar eine Spielart von Myrtus communis L.

2. Die rhododaphne = νήριον des Dioskurides (IV 82) und ῥοδοδένδρον anderer (vgl. Plin. XVI 79. XVII 98. XXIV 90) = Nerium oleander L. wurde von Plinius (XVI [821] 79. XXIV 90) wegen der Benennung fälschlich für einen griechischen Fremdling gehalten.

3. Der ros marinus = λίβανος des Nikandros (bei Athen. XV 684 b) = Rosmarinus officinalis L. wird von früheren Autoren als wildwachsend und teils den Bienen Nahrung spendend (Varro r. r. III 16, 26) teils zur Bekränzung von Götterbildern dienend (Hor. carm. III 23, 15) erwähnt.

4. Die ursprünglich wie der später gebräuchliche Weihrauch benutzte (vgl. Prop. IV 3, 58) herba Sabina = Juniperus sabina L. wurde von Cato (70, 1) als Heilmittel für Rinder empfohlen.

5. Die chrysanthe ist vielleicht = βούφθαλμον des Nikandros (bei Athen. ebd.), jedenfalls = χρυσάνθεμον des Dioskurides (IV 85), also = Chrysanthemum coronarium L.

6. Der dem mauretanischen Könige Bocchus zu Ehren benannte bocchus wird sonst nicht erwähnt und ist eine unbestimmbare Pflanze.

7. Der griechische Name ἀμάραντος bedeutet ,unverwelklich‘ (Plin. XXI 47); die Pflanze diente zu Kränzen (Tibull. III 4, 33. Plin. ebd.) und wird, aber wohl nur willkürlich, als wildwachsend bei Henna bezeichnet (Ovid. fast. IV 439). Meist hat man darunter Celosia cristata L., eine Form der in den Tropen verbreiteten Celosia argentea L., Wittstein (Übers. des Plinius IV 1881, 85, 1) den in Ostindien, Nubien und Abessinien heimischen Amarantus caudatus L., v. Fischer-Benzon (174, 3) aber Gnaphalium stoechas L. (Helichrysum stoechas Gärtn.) verstanden; doch scheint die letztere Pflanze wenigstens nicht die des Plinius gewesen zu sein, da nach ihm amarantus eher eine purpurne Ähre (vgl. Philostrat. im. I 9, 3) als Blüten hatte, geruchlos war, vom August bis zum Herbst blühte und besonders der von Alexandreia berühmt war.

8. Die bumastos, deren griechischer Name ,kuhbrüstig‘ bedeutet (Plin. XIV 15. Serv. Georg. II 102), war eine Rebe mit großen Trauben (Verg. Georg. II 102. Vgl. Macrob. III 20, 7).

9. Der narcissus kann sowohl der schon von Vergil (Georg. IV 123) erwähnte Narcissus serotinus L. als Narcissus poeticus L., Narcissus tazzetta L. und Narcissus jonquilla L. gewesen sein (vgl. Col. X 98. 297; Konfusion bei Plin. XXI 25). Der Dichter Calpurnius (Ecl. 2) läßt in dem wohlbewässerten Garten eines Landmannes wachsen Birnen und Pfirsiche (v. 42f.), Lilien (v. 58), Wein an Ulmen (v. 59), Gemüse jeder Jahreszeit (v. 74), Chier Feigen (v. 81), Kastanien und Quitten (v. 91). Der Satiriker Petronius (131) erdichtet einen parkartigen Aufenthaltsort im Gebiet von Kroton. Zwischen Platanen, Reben, Zypressen und Pinien plätschert ein Bach; die Stimmen der Nachtigallen und Schwalben im Verein mit violae und andern Blumen machen den Ort zum Liebesgetändel geeignet.

Zum Ersatz dessen, was Vergil (Georg. IV 116ff. 148. Col. X praef. 3 u. v. 5) andern überlassen hatte, entwirft Columella im 10. Buche seines landwirtschaftlichen Werkes eine poetische, aber auf eigener Erfahrung und umfassender Sachkenntnis beruhende Schilderung des gesamten römischen G.s, wobei ihm freilich der Gemüsebau die Hauptsache ist. Zuerst handelt er von der Beschaffenheit des Bodens, der sich zum G. eigne (6–22). Das nötige Wasser muß zur Stelle [822] sein (22–26). Der Garten muß eingefriedigt werden und das in ihm aufgestellte Bild des Priapos ihm Schutz gegen Diebstahl gewähren (27–34). Nach der Herbstgleiche, der Obst- und Weinernte muß der Boden aufgegraben (39–50), diese Arbeit aber bei trockener Witterung auf dürrem Boden in den Winter verlegt werden (51–76). Im Februar düngt man, rührt den Boden nochmals um, teilt ihn in Beete und pflanzt darin bunte Blumen (77–96):

1. Weiße Levkojen, Matthiola incana R. Br. (97).

2. Gelbe caltae, Calendula arvensis L., die noch heute calta heißt, schon dem Vergil (Ecl. 2, 50) eine wilde Kranzblume (97).

3. Narzissen, wohl wie die des Gedichtes Culex verschiedener Art (98).

4. Leonis ora, wörtlich ,Löwenmaul‘, wohl = Antirrhinum majus L., das auch heute Bocca di leone heißt, übrigens von keinem anderen römischen Schriftsteller erwähnt (98).

5. Weiße Lilien (99)

6. Weiße oder blaue hyacinthi (100).

6. u. 7. Die goldgelbe viola, Cheiranthus Cheiri L., und die auf dem Boden kriechende viola mit blasser Blüte (101), worunter nur Viola odorata L. verstanden werden kann, da diese nicht nur violettblaue, sondern auch blaßviolette und weiße Blüten haben kann, übrigens die Levkoje auch kurz vorher genannt ist.

8. Rote Rosen (102).

Ebenso sollen folgende medizinische Pflanzen gesät werden:

1. Der panax, dessen griechischer Name ,allesheilend‘ bedeutet, wohl = Ferula opoponax Spr. = Opoponax chironium Koch (103).

2. Das glauceum, wie das γλαύκιον bei Diosc. III 90 und Plin. XXVII 83 = Glaucium corniculatum Curt.

3. Der Schlaf machende Gartenmohn, Papaver somniferum L. (104).

4. Megarische (schon bei Cato 8, 2) und numidische als Aphrodisiakon gebrauchte bulbi = Muscari comosum Mill. (106f.).

5. Die zu demselben Zwecke gebrauchte und neben dem Bilde des Priapos zu säende Rauke, Eruca sativa Lam. (109).

Auch verschiedenes Gemüse wird gesät (110–139). Für die aufgehenden Keime sorgt man, daß sie nicht durch Trockenheit und von Unkraut leiden (140–154). Nach dem Frühlingsäquinoctium werden die Pflanzen, die sich dazu eignen, verpflanzt (155–163). Wenn dann schon einige Gemüsepflanzen sich stärker beblättert haben (166–168), werden gepflanzt:

1. Sizilischer Safran vom Berge Hybla wohl = Crocus longiflorus Raf. (170; nach III 8, 4 lieferten Lydien und Kilikien den besten Safran, Crocus sativus L.; vgl. jedoch unten zu IX 4, 4).

2. Samsucon vom ägyptischen Kanopos, wie das σάμψυχον der meisten griechischen Ärzte = Origanum majorana L. (171).

3. Die achaische murra, wie das ἱπποσέλιον der Griechen (Theophr. h. pl. II 2, 1. VII 6, 3) und das olusatrum der Römer (Diosc. III 71. Plin. XX 117) = Smyrnium olusatrum L. (173), das freilich sonst gewöhnlich als Gemüse gebraucht wurde.

4. Hyacinthus (174f.).

5. Der schon im Gedichte Culex vorkommende, von Columella unsterblich genannte amarantus (175). Dann werden die früher gesäten Kohl- und Salatpflanzen versetzt (178–193) und mitten im Frühling verschiedenes Gemüse gesät (230–254).

Dann beginnt die Zeit, in welcher wohlriechende Blumen gewonnen werden:

1. Phrygischer lotus, vielleicht wie der nach Dioskurides (IV 109; vgl. auch Alciphr. frg. 6, 8) [823] in den παράδεισοι gebaute λωτός = Melilotus messanensis L., der allerdings auch in Italien einheimisch ist (258).

2. Die v. 102 erwähnte viola (259).

3. Der leo, wie v. 98 wohl Antirrhinum majus L. (260).

4. Die rote Rose (260ff. 287) und andere bunte Blumen (288–293), die nicht besonders namhaft gemacht werden.

Gepflückt und in der Stadt verkauft werden: (294–311):

1. Wohlriechender amaracus, wohl identisch mit dem vorher (171) genannten samsucon = Origanum majorana L., aber vielleicht nicht mit dem (wilden?) duftenden und zu Kränzen bei Hochzeiten verwandten amaracus Catulls (61, 7) noch dem ἀτάρακος der meisten Griechen (vgl. o. I 8 a. 8 b).

2. Die vorher (v. 98) erwähnte Narzisse.

3. Das sterile balaustium, d. h. doch wohl die Blüte eines ungenießbare Früchte tragenden Granatapfelbaumes, Punica granatum L., nicht gerade die des wilden oder verwilderten, die Dioskurides (I 154) βαλαύστιον nennt, während Plinius (XIII 113. XXIII 112 cl. 114; vgl. auch Scrib. Larg. 85) diesen Namen der des kultivierten gibt, da der Baum wohl nur in Vorderasien und einem Teil der Balkaninsel indigen ist, aber in Italien heute nur kultiviert oder verwildert vorkommt (Engler bei Hehn 243) und hier trotz ziemlich alter Kultur (Cat. 7, 3. 51. 126. 127, 1. 133, 2; vgl. Hehn 239ff. und Schrader bei Hehn 244) wohl zu Columellas Zeit sich noch nicht verwildert gefunden haben wird (anders freilich Plin. XIII 114, aber wohl nach einer griechischen Quelle). Jedenfalls konnte auch der gepflanzte Baum leicht ungenießbare Früchte hervorbringen, wenn er nicht richtig gedüngt war (Theophr. h. pl. II 2, 5. 11. Cato 7, 3. Col. V 10, 15; arb. 23. Plin. XVII 259. Pall. IV 10, 3. Geop. X 34), und einen andern als einen gepflanzten dürfen wir an unserer Stelle dem Zusammenhange nach nicht erwarten. Übrigens bezeichnet balausto heute in Italien die Blüte sowohl des kultivierten als die des verwilderten Baumes, und man kultiviert ihn hier nicht nur der Früchte, sondern auch der schönen und oft gefüllten Blüten wegen.

4. Viola, d. h. wohl wegen der vorauszusetzenden Jahreszeit eher der vorher (v. 101f. 259) erwähnte, später blühende Goldlack, als das wohlriechende Veilchen.

5. Das schwarze ligustrum = Ligustrum vulgare L. mit schwarzen Beeren, noch heute ligustro genannt.

6. Balsamum, womit nicht der palästinensische Balsamstrauch, Balsamodendron opobalsamum Kth. (vgl. o. I 5), gemeint sein kann, sondern vielleicht eine Menthaart, besonders Mentha piperita L. und Mentha crispa L., da in mittelalterlichen Glossarien (Thes. gloss. emend. I 127; vgl. v. Fischer-Benzon 71) vielfach balsamita und balsamu mit sisymbrium = σισύμβριον (worüber o. I 6. 8 a. 8 b) geglichen ist.

7. Casia, von der Columella auch an einer andern Stelle (III 8, 4; vgl. Plin. XVI 136) behauptet, sie mehrfach in Rom gesehen zu haben, indem er damit offenbar den Zimt, Cinnamomum ceylanicum Breyne oder Cinnamomum cassia Blume, meint; doch liegt wohl sicher eine Verwechselung mit der zu Kränzen verwandten casia (Verg. Ecl. 2, 49) des Hyginus vor, welche auch cneorum (κνέωρον) hieß (Plin. XXI 53) und Daphne cneorum L. war (s. o. Bd. III S. 1650, 44ff.).

8. Crocus, offenbar wegen der vorauszusetzenden [824] Jahreszeit der einheimische Crocus vernus Wulf. (All.) wie vielleicht schon bei Varro (I 35, 1).

In der Zeit vom 19. Mai bis 19. Juli wird einiges Gemüse in der Stadt verkauft (312–318), Basilienkraut, Ocimum basilicum L., gesät (318; vgl. XI 3, 34), meist auf Aberglauben beruhende Vorkehrungen gegen allerlei Ungeziefer, atmosphärische Schäden und den Rost getroffen (319–368) und verschiedenes Gemüse geerntet (369–399). Vom 26. Juli ab bis in den Winter reift das Obst (400–418). Nach dem 23. August, wann schon Regen zu erwarten ist, werden noch Rüben, Brassica rapa L., gesät und dann Vorbereitungen zur Weinlese getroffen (419ff.). Schwer begreiflich ist die Behauptung Columellas (III 8, 4), daß zu seiner Zeit gewisse orientalische Pflanzen kultiviert würden; an mehreren Stellen Roms habe er casia und turea planta, sowie Gärten mit myrrha und crocus gesehen. Daß bei der casia eine Verwechselung mit Daphne cneorum L. vorzuliegen scheint, ist (zu X 301) bemerkt. Die turea planta müßte der im Altertum hochberühmte Weihrauchbaum, Boswellia Carteri Birdw., sein, ein in Südarabien und an der Somaliküste heimischer Baum, dessen Akklimatisation durch künstliche Pflege vielleicht vorübergehend versucht sein kann. Das letztere kann man vielleicht auch von der ebenso berühmten myrrha, wohl hauptsächlich = Commiphora abyssinica Engl., einem im südlichen Arabien, der Erithrea und dem nördlichen Abessinien vorkommenden Bäumchen, annehmen. Mit dem orientalischen crocus hat er Crocus sativus L. gemeint, den er selbst (IX 4, 4) für die Bienen pflanzte und der schon in der ersten Hälfte des 1. Jhdts. v. Chr. nach Italien gelangt zu sein scheint. Betreffs der Anpflanzungen für die Bienen wiederholt Columella (IX 5, 4) zunächst die Worte Vergils (Georg. IV 20–24). Dann empfiehlt er (IX 4, 4–5, 6) auch die Anpflanzung derselben Gewächse wie Vergil (ebd. 30–32. 109–112). Doch nennt er die thymbra cunila, versteht unter thymus wohl auch das serpyllum (vgl. jedoch IX 4, 6), unterscheidet luteola viola = Cheiranthus Cheiri L. und Sarrana (d. h. phoinikische oder purpurne) viola = Viola odorata L., korykischen (d. h. kilikischen, worüber das o. I 8 a über den κρόκος des Theophrast Gesagte zu vergleichen) = Crocus sativus L. und (wie X 170) sizilischen crocus wohl = Crocus longiflorus Raf.; bei der pinus kann es zweifelhaft sein, ob er die Kiefer oder Pinie oder beide gemeint hat. Außerdem nennt er aber an diesen beiden Stellen noch die weiße Lilie, weiße Levkoje, rote Rose, den blauen hyacinthus (wie Varro III 16, 13), den cytisus = Medicago arborea L. und den (im Gedichte Culex als Zierpflanze erwähnten) ros marinus = Rosmarinus officinalis.

Auch Plinius (XVII 60ff. 67f. 73f. 76ff. 88. 97f. 99. 123f. usw. XXI 1–85) handelt von verschiedenen Zierpflanzen und Blumen. Was dabei von Wichtigkeit ist, ist im Vorhergehenden berücksichtigt. Vieles, was er griechischen Quellen entlehnt, ist natürlich für italische Verhältnisse nicht maßgebend, so z. B. was er (XXI 59f.; vgl. besonders Theophr. h. pL VI 1, 1. 7, 3. Diosc. III 26) vom habrotonum = Artemisia abrotanum L. sagt. Hingegen sei erwähnt, daß nach ihm (XVI 40) [825] die picea, wohl Pinus laricio Poir., in die römischen Hausgärten aufgenommen sei, vielleicht aber nur als Nutzbaum. Zum Anbau für die Bienen empfiehlt er (XXI 70) teilweise wie Columella (IX 4, 4. 5, 6) thymus, rosa, viola (wohl einschließlich leucoion), lilium, cytisus, cunila, casia, doch nicht wie jener (leucoion) hyacinthus, crocus, ros marinus, aber außerdem noch:

1. apiastrum (wie Varro III 16, 13) = Melissa officinalis L.;

2. faba (wie Ps.-Arist. hist. an. IX 206 und Varro ebd.) = Faba vulgaris Mönch (Vicia faba L.);

3. ervilia = Vicia ervilia W. (Ervum ervilia L.);

4. papaver (wie Ps.-Aristot. und Varro ebd.) = Papaver somniferum (vgl. das wilde nigrum papaver wohl = Papaver setigerum DC., Stammpflanze des Papaver somniferum, bei Colum. IX 4, 5);

5. conyza (κόνυζα) = Erigeron graveolens L. (Inula graveolens Desf.), eine sowohl in Griechenland als in Italien heimische Pflanze, welche heute albanesisch ebenso wie die ihr verwandte Inula viscosa Ait. kunezoij heißt;

6. melilotus (μελίλωτος), den sowohl in Griechenland als Italien einheimischen Melilotus officinalis Desr. (L.), der in Italien meliloto heißt;

7. cerinthe (κηρίνθη wörtlich = Wachsblume) = Cerinthe aspera Roth (Cerinthe major L.), oder Cerinthe minor L., die beide sowohl in Griechenland als in Italien heimisch sind und von denen die erstere heute zum Teil cerinta genannt wird;

8. melissophyllon (μελισσόφυλλον wörtlich = Bienenblatt), welches wie das von den Bienen geliebte und daher benannte μελισσόφυλλον des Dioskurides (III 108) Melissa altissima S. et S. sein müßte, wenn diese in Italien heimisch wäre; doch scheint Plinius dies Wort ohne Verständnis gebraucht zu haben, da sonst (Varro III 16, 10. Hyginus bei Plin. XX 116. Col. IX 8, 13. 9, 8. Plin. XXI 53) melissophyllum mit apiastrum identifiziert wird.

Zerstreut finden sich an mehreren Stellen bei Plinius auch Bemerkungen über die meist immergrünen Pflanzen des opus topiarium, worüber u. II 5 b. Von der Kultur solcher Arzneipflanzen, die nicht zugleich auch andern Nutzen gewährten, spricht Plinius, abgesehen von dem erwähnten Medizinalgarten des Antonius Castor (XXV 9), wohl kaum. Von der iris (Iris florentina L. und Iris germanica L.) sagt er allerdings (XXVII 104), aber vielleicht aus einer griechischen Quelle schöpfend, daß sie kultiviert werde, aber nicht weil sie zu den Kranzblumen gehörte, sondern weil aus ihrer Wurzel Salben und Arzneien bereitet wurden (XXI 40). Der Rhetor Quintilianus (VIII 3, 8) macht den Reichen daraus einen Vorwurf, daß sie auf ihren Grundstücken lieber lilia, violae und anemonae zögen und Springbrunnen, fontes surgentes, anlegten, als Getreide oder Wein bauten, die nicht der Nahrung dienenden Platanen und geschorenen Myrten den mit Reben bekleideten Ulmen und den fruchtbaren Ölbäumen vorzögen. Zu bemerken ist, daß die anemone, Anemone coronaria L., zwar von den Griechen (Nikandros, Dioskurides) kultiviert wurde, aber ihre Kultur bei den Römern erst hier bezeugt wird, obgleich sie auch sonst (Plin. XXI 64. 164) als Kranz- oder Arzneipflanze bezeichnet wird. Der Dichter Martialis (XII 50) tadelt einen Bekannten, daß er seinen Wohnsitz mit Lorbeerbäumen, Platanen, Zypressen und anderem Luxus [826] ausgestattet, doch nicht für ein gutes Speise- und Schlafzimmer gesorgt habe. Nach Gallien, sei es nach Trier, sei es nach Bordeaux, lenkt Ausonius (Ed. 14 = app. II Schenkl) unsre Aufmerksamkeit in dem Gedicht ,de rosis‘, worin er die kurze Dauer der schönen rotgefärbten Rosen, die sich zusammen mit Gemüsepflanzen und andern Kräutern oder Gräsern in seinem Garten befinden, beklagt. In einem wohl gleichzeitigen und auch von einem Gallier verfaßten Gedicht (Asmenii de laude horti bei Baehrens PLM IV p. 152f.) werden die Vorzüge, welche ein Garten bietet, hervorgehoben; er gewähre dem Besitzer Nahrung durch sein Gemüse und sein Obst, aber auch Vergnügen an dem ihn durchströmenden Bache, den bunten Blumen, den an Ulmen oder Rohrstützen gezogenen Reben, dem Schatten der Bäume und dem Gesange der Vögel. Dem um das J. 500 dichtenden Africaner Luxorius (De laude horti Eugeti bei Baehrens ebd. p. 406f.) ist der Garten Aufenthaltsort von allerhand Nymphen und Liebesgottheiten; niemals fehle es ihm an Laub, den Wohlgerüchen des Frühlings (redolent amoena verni), an fließendem und klarem Wasser und dem lieblichen Gesang der Vögel. Wenn Baehrens amoma statt amoena in den Text gesetzt hat, obwohl sonst keine Pflanze genannt wird, so dürfte dies schwerlich zu rechtfertigen sein; denn amomum müßte wohl eine Kardamomenpflanze (vgl. F. A. Flückiger Pharmakognosie des Pflanzenreichs 1883, 854 zu Alex. Trall. II 355 Puschm.), hauptsächlich die indische Elettaria cardamomum White et Maton sein, welche erst durch die im Spätherbst (November in Indien) reifenden Früchte Wohlgeruch ausströmen kann; auch vertrug das amomum nicht einmal ein Verpflanzen von Indien nach Arabien (Plin. XVI 135). Von Luxorius ist auch (bei Baehrens ebd. p. 422) ein, übrigens bedeutungsloses, Gedicht über einen Garten mit Medizinalpflanzen in Afrika verfaßt. Venantius Fortunatus schildert aus eigener Anschauung in dem Gedichte ,de horto Ultrogothonis‘ (VI 6 = misc. VI 8) den Garten, welchen der verstorbene Frankenkönig Childebert in Paris angelegt hatte und etwa im J. 566 seine Witwe Ultrogotho mit ihren Töchtern in Besitz hatte: der Frühling zaubere grüne Kräuter oder Gräser, gramina, hervor, Rosen verbreiteten ihren Duft, mit Reben bekleidete Laubdächer gewährten im Sommer Schatten, ein bunter Blumenflor ziere den Garten und Obstbäume, von Childebert veredelt, prangten mit ihren Äpfeln. Zur Zeit des Tacitus hatten die Germanen noch keine Gartenkultur, sondern nur Feldbau getrieben (Tac. Germ. 26).

4. Werkzeuge und Gefäße.

Von spezifischen Gartenwerkzeugen sind in Pompeii zwei (bronzene?) Sägen gefunden, von denen die eine die Form einer Sichel, die andere eine fast gerade Gestalt hat (Daremberg et Saglio II p. 970 m. F. 2869. 2870). In Pompeii ist auch eine Handelsgärtnerei mit wohlerhaltener, durchaus regelmäßiger Beetanlage gefunden; der Rand des ersten Beetes ist mit 12 ihrer obern Hälfte beraubten Amphoren eingefaßt, welche dicht nebeneinander in den Boden eingelassen, augenscheinlich als Blumentöpfe gedient haben, in denen der Gärtner entweder Pflanzen zum Verkauf gehalten [827] oder auch die Aussaat seiner Sämereien besorgt haben mag (Overbeck-Mau 384). Ebenda ist eine Gartenanlage im Peristyl der casa del Centenario mit Blumentöpfen, die je drei Abflußlöcher in 1/3 der Höhe hatten, ermittelt (Petersen in Arch. Anz. 1903, 89). In Thamugadi (Timgad), einer numidischen Stadt des römischen Kaiserreiches, haben die Ausgrabungen große steinerne Bottiche zu Tage gefördert, welche wahrscheinlich Blumen zur Dekoration eines Atrium enthalten haben (Lafaye 286 m. F. 3901 nach Boeswillwald et Cagnat Timagad 90 m. T. XII; vgl. auch Lafayes Bemerkung zu F. 3902).

5. Lustgärten.

Diese mögen vielleicht schon im Laufe des 2. Jhdts. v. Chr. bei den Römern aufgekommen sein. Wenigstens läßt Cicero den Scipio Aemilianus im J. 129 sich mit einigen Zeitgenossen über die beste Staatsform in seinen Horti zu Rom unterhalten (de rep. I 9; Lael. 25) und erwähnt auch Horti, die in demselben Jahre dem Augur D. Brutus daselbst gehörten (Lael. 7). Der Pluralis horti, welcher für die Lustgärten gebraucht wurde, erklärt sich wohl daraus, daß sie aus verschiedenen Teilen, wie namentlich Alleen, Obst-, Blumengarten usw. bestanden. Die hortuli von 20 Iugera freilich, welche der Dichter Terentius an der Via Appia besaß (Suet. rel. p. 294 Roth), können kaum ein Lustgarten gewesen sein, da er bis an sein Lebensende in ärmlichen Verhältnissen lebte (Porcius Licinius bei Baehrens FPR p. 277f.), ebensowenig die von einer Mauer umgebenen silvae und die mit einer cisterna versehenen Gartenanlagen, viridia, des ältern Scipio auf seiner schmucklosen Villa bei Liternum (Sen. ep. 86, 4). Einer der ersten Lustgärten in Rom, wenn nicht der erste, waren die Horti Lucullani (vgl. II 5 e).

a) Anlage.

In einem Briefe Ciceros vom J. 54 (ad Q. fratr. III 1, 5) findet sich zuerst das Wort topiarius für einen Kunstgärtner, während die Römer sonst keinen generellen Namen für den Gärtner hatten, sondern den Baum- oder Obstgärtner arborator (Col. XI 1, 12. Plin. XVIII 330), den Gemüsegärtner olitor (Naevius com. frg. 19. Plaut. Trin. 408 usw.), den Winzer vinitor usw. nannten. Das Wort hortulanus erscheint nicht vor dem 2. Jhdt. n. Chr. (Lafaye 275). Dem topiarius lag besonders die geschmackvolle Gruppierung der Pflanzungen (s. besonders Plin. XII 22), das Bekleiden des Wohnhauses, der die Alleen begrenzenden Säulen usw. mit Efeu u. dgl. (Cic. ad Q. fr. III 1, 5) und das Scheren der Bäume und Sträucher (Plin. XVI 76), um ihnen eine gewisse Gestalt, eine geometrische Figur oder Tiergestalt u. dgl., zu geben, ob (mehr bei Lafaye 284f.). Wenn Plinius (XII 13) dieses Beschneiden der Bäume, die nemora tonsilia, als eine Erfindung des C. Matius, eines Freundes des Kaisers Augustus, bezeichnet, so mögen eben die abgeschmackten Schnörkeleien an den Bäumen nicht ursprünglich zu der Kunst des topiarius gehört haben, dessen Bezeichnung offenbar mit griechisch τόπος zusammenhängt und hinsichtlich ihrer ursprünglichen Bedeutung nicht ganz klar ist. O. E. Schmidt (N. Jahrb. II 1899, 340) nimmt an, daß schon auf der von Cicero (ad Q. fr. III 1, 5) erwähnten Villa bei Arpinum die Bäume und Sträucher Gestalt und Form vom [828] topiarius erhalten hätten. Über den aquarius, der die Wasserleitungen und Springbrunnen anlegte und instand erhielt, s. Habel o. Bd. II S. 312, 46. Charakteristisch für die römischen Lustgärten ist die Verbindung der freien Natur im Geschmack der englischen Parks mit Partien von steifer Regelmäßigkeit nach Art der älteren französisch-italienischen Gartenkunst. Über das Arrangement im einzelnen entwirft Lafaye (285), gestützt auf die betreffenden Schriftsteller und Wandgemälde, ein ausführlicheres, freilich wohl nicht für alle Fälle genau zutreffendes Bild, bei dem es sich hauptsächlich um folgende Einzelheiten handelt. Zwischen den Beeten oder Rabatten, areae oder areolae, die zu einem Komplex, xystus (s. bes. Plin. ep. V 6, 16), vereinigt sein konnten, befanden sich schmälere Wege, ambulationes. Bisweilen erhoben sich die Beete höher als diese Wege und hießen dann pulvini oder tori. Außer den schmäleren Wegen zog sich oft ein breiterer um den Komplex der Beete herum oder durchquerte diesen in gerader Richtung, die gestatio, welche die nötige Breite für einen Tragsessel oder eine Sänfte hatte. Der in einer auf dem Esquilin in den Thermen des Gordianus gefundenen Inschrift (CIL VI 29774,[1] wozu Hülsen zu vergleichen) erwähnte Garten war in zwei konzentrischen Kreisen, circini, angelegt, von denen der größere eine Länge von 1277 Pedes oder einen Durchmesser von 120 m, der kleinere eine Länge von 1000 Pedes oder einen Durchmesser von 94 m hatte; der größere war durch eine gestatio exterior, der kleinere durch eine gestatio interior begrenzt. Nach einer außerhalb Roms gefundenen Inschrift (ebd. 29975) hatte die gestatio eines pomarium eine Länge sogar von 5000 Passus = 7393 m. Auf dem zwischen Ostia und Laurentum gelegenen Landgute des jüngeren Plinius (ep. II 17; vgl. den Plan von H. Winnefeld Arch. Jahrb. VI 1891, 212) befanden sich unter andern ein hortus (§§ 13. 18. 20), ein zweiter hortus, der wegen seiner größeren Fruchtbarkeit als gewöhnlicher Nutzgarten diente (ebd. 15) und ein von violae duftender xystus (ebd. 17. 20). Eine überwölbte Halle, cryptoporticus, lag zwischen dem ersteren hortus und dem xystus (ebd. 16; vgl. Mau o. Bd. IV S. 1733, 20ff.). Um den ersteren hortus zog sich eine gestatio hin, welche mit Buchs oder Rosmarin eingefaßt war (13f. 18). An der inneren Seite der gestatio zog sich im Kreise eine schattige Rebpflanzung hin, in der man selbst mit nackten Füßen umherwandeln konnte; im hortus selbst standen schwarze Maulbeer- und Feigenbäume (15). Noch mannigfaltiger und großartiger waren nicht nur die Baulichkeiten, sondern auch die übrigen Anlagen der tuscischen Villa desselben Plinius (ep. V 6; vgl. den Plan von Winnefeld a. a. O. 204), welche am Abhange des Appennin bei Tifernum in der heutigen Ortschaft Passerina oder Colle di Plinio zwischen Città di Castelli und S. Giustino lag. Vor der Halle des Landhauses, im Südwesten derselben, zog sich ein in mehrere von Buchs eingefaßte Beete, species, geteilter xystus hin; daran schloß sich etwas tiefer ein geneigter pulvinus an mit Buchsbäumen, in Gestalt von einander zugekehrten Tieren; weiter unten, wo der Boden eben war, stand weicher und zarter acanthus, [829] Acanthus mollis L., und um diesen lief eine von niedrigem, und mannigfach zugeschnittenem Gebüsch eingefaßte ambulatio; weiterhin wand sich eine zirkusartige gestatio um mannigfach geschnittene Buchsbäume und niedrig gehaltenes Gebüsch herum; das Ganze wurde von einer Mauer eingefaßt, welche treppenförmig gezogene Buchsbäume für das Auge verhüllten (§ 16f.). Ferner gehörte zu dieser Villa ein auch sonst (Mart. XII 50, 5; vgl. 57, 23) erwähnter hippodromus, nicht, was das Wort gewöhnlich bedeutet, eine Rennbahn, sondern eine in Form eines langen Rechtecks angelegte, an der einen Schmalseite in einen Halbkreis endende Parkanlage zum Reiten und Fahren, welche von verschiedenen Alleen durchzogen und auch mit Rasenplätzen geschmückt war. Auf der Villa des Plinius zog er sich längs der ganzen Ostseite ihrer Baulichkeiten in gerader, fast ganz nördlicher Richtung hin. Er war rings mit Platanen eingefaßt; an ihren Stämmen und Zweigen rankte sich Efeu empor und schlang sich von einem Baume zum andern; zwischen ihnen stand unten Buchs, und dieser war von außen mit Lorbeer eingefaßt, der seinen Schatten mit dem der Platanen vermischte (§ 32). Das halbkreisförmige Ende des hippodromus war von Zypressen eingefaßt (33). In den innern Kreisen und Gängen wechselte kühler Schatten mit Sonnenschein, und hier standen auch Rosengebüsche; aus diesen mannigfaltig gekrümmten Gängen kam man wieder auf gerade Wege, deren mehrere, von Buchs getrennt, nebeneinander hinliefen (34). Außerdem zeigte sich dort ein kleiner Rasen, dort Buchs in tausend Gestalten, mitunter in Form von Buchstaben geschnitten, die bald den Namen des Herrn, bald den des Gärtners, artifex, darstellten, dort eine kleine Pyramide (von Buchs), dort ein Obstbaum und plötzlich eine freie Stelle, die auf beiden Seiten mit niedrig gehaltenen Platanen geschmückt war (35). Hinter diesen war rechts und links glatter, sich ringelnder Akanthus gepflanzt; auf diesen folgten wieder mehrere Figuren und Namen, zuletzt eine halbkreisförmige Bank von Marmor, unter der Wasser in ein Marmorbecken hervorsprudelte, usw. (36). Auch an andern Stellen befanden sich Marmorbänke und dabei kleine Brunnen, und den ganzen hippodromus durchzogen Röhren zur Bewässerung desselben (40). Ziemlich die Mitte der ganzen Villenanlage nahmen die dazu gehörigen Rebpflanzungen ein (27ff.). Als einen Hippodromus hat F. Marx (Arch. Jahrb. X 1895, 135ff.; ebenso Richter m. T. 12) auch das 160 m lange und 48 m breite sog. Stadium im südöstlichen Teil des Palatins und als eine gestatio Winnefeld (Arch. Anz. 1895, 234) die noch größere sog. Poikile nebst der südlich angrenzenden Piazza d’armi in der Villa des Hadrian bei Tivoli erklärt. Einen ähnlichen Garten von 941/2 m Länge und 32 m Breite in einer Villa von Herculaneum, aber ohne die für den hippodromus charakteristische gekrümmte Schmalwand, bespricht Marx (Arch. Jahrb. X 140). Ein in den Hauptzügen übereinstimmendes Bild ergeben die Gartenanlagen auf pompeianischen Bildern, die Rostowzew Arch. Jahrb. 1904, 108 lehrreich erläutert hat.

b) Pflanzen.

Zum opus topiarium wurden vornehmlich folgende Pflanzen verwandt, zunächst [830] von immergrünen: 1. Die Zypresse (Plin. ep. V 6, 33), vielfach auch auf Malereien, welche ein opus topiarium darstellten, angebracht (Plin. XVI 140). 2. Lorbeer (Plin. ep. V 6, 32). 3. Efeu (Cic. ad Q. fr. III 1, 5. Plin. ep. ebd.). 4. Buchsbaum (vorher öfters erwähnt; ferner topiario opere bei Plin. XVI 70; tonsile buxetum bei Mart. III 58, 3; vgl. II 14, 15. III 20, 13; zu großen Tiergestalten geschnitten nach Firm. Mat. mathes. VIII 10), von dem Plinius (XVI 70) den italischen, den er als tonsile bezeichnet, und den gallischen, welcher zu Pyramiden geschnitten werde, als besondere Sorten unterscheidet. 5. Rosmarin, Rosmarinus officinalis L. (Plin. ep. II 17, 14). 6. Barba Iovis = Anthyllis barba Iovis L. (in opere topiario tonsilis Plin. XVI 76). 7. Thasischer Lorbeer = Ruscus hypoglossum L. (ebd. XV 130), ein Halbstrauch, den man wegen seiner blattförmigen Zweige als immergrün ansehen kann. 8. Vica pervica = Vinca major oder minor L. (topiaria herba, Plin. XXI 68). 9. Myrte (tonsae myrti, Quintil. VIII 3, 8), die auf der hochgelegenen tuscischen Villa des jüngeren Plinius (ep. V 6, 4) freilich nicht gedieh. Von anderen Pflanzen: 1. Chamaeplatanus, d. h. niedrig gehaltene Platane (Plin. XII 13; vgl. Plin. ep. V 6, 32. 35), Platanus orientalis L. 2. Acanthus (topiaria herba im pulvinus, Plin. XXII 76; vgl. Plin. ep. V 6, 16. 36), wohl meist Acanthus mollis L., aber vielleicht auch die in Italien selteneren Arten Acanthus spinosissimus Desf. und Acanthus spinosus L. 3. Adiantum (frutex topiarius, Plin. XXII 62) = Adiantum capillus Veneris L. 4. Cynoglossus (topiariis operibus gratissima, ebd. XXV 81) = Cynoglossum officinale L. oder auch Cyuoglossum pictum Ait.

c) Bewässerung.

Von der Bewässerung der Gärten ist schon mehrfach die Rede gewesen. Ausführlich handelt darüber, besonders auch über die betreffenden Anlagen in den vorher erwähnten Villen des jüngeren Plinius, Lafaye (287). In den großen Lustgärten wurde das gewöhnliche Bassin (fons, labrum, piscina) zu einem größeren Reservoir (lacus, stagnum). Wenn deren mehr als eines vorhanden waren, so wurden sie durch einen Kanal verbunden, den man Nilus (Cic. de leg. II 2; ad Q. fr. III 9, 7) oder nach der Meerenge zwischen Attika und Euboia Euripus (Cic. de leg. ebd. Senec. ep. 55, 6. Plin. XXXV 116 usw.) nannte. Auf dem Marsfelde in Rom hatte Agrippa die nach ihm benannten Gärten nebst stagnum und euripus angelegt (Richter 241). Überhaupt war ein Teil des durch die Aquädukte nach Rom geführten Wassers für die Bewässerung der Gärten bestimmt (Plin. XXXVI 36). Daß im Altertum auch schon die Gießkanne gebräuchlich gewesen sei, schließt Lafaye aus einer Stelle Columellas (X 147), wo von dem Regen die Rede ist, welchen der olitor den jüngeren Pflanzen zuteil werden läßt, doch ist imbres hier nur ein poetischer Ausdruck, und das Besprengen staubiger Wege (Plaut. Stich. 352. Phaedr. II 5, 15) oder der Saat (Plin XIX 183) mit Wasser kann man sich auch auf andere Weise erfolgt vorstellen. Man kennt auch keinen technischen Ausdruck, der auf die Gießkanne gedeutet werden müßte. Lafaye denkt an alveus, alveolus oder urceus, andere an nassiterna. [831]

d) Gartenschmuck.

Man schmückte die Ziergärten, wie Lafaye (287ff.) zum Teil auch nach den erhaltenen campanischen Wandmalereien des näheren ausführt, mit Balustraden, Marmortischen, dekorativen Vasen, Statuen und Basreliefs. Selbst den Garten der bürgerlichen Häuser Pompeiis schmückten Kunstwerke von Stein oder Bronze. Unter den Statuen waren es besonders die der Venus, der Grazien, der Horen, des Pan, Silvanus, der Flora, Pomona, des Vertumnus und anderer Feldgottheiten, welche ihren Platz in den Gärten erhielten. Am öftesten und selbst auf den einfachsten Landgütern wurde Priapos dargestellt (vgl. o. II 2). Nicht zu vergessen sind auch die an den Seiten der Alleen und Laubgänge aufgestellten Hermen, welche teils Gottheiten teils historische Persönlichkeiten darstellten. In Pompeii wurde mehrfach, besonders in kleineren Gärten, der mangelnde Ausblick ins Freie dadurch ersetzt, daß man eine Wand derselben mit Gartendarstellungen bemalte, so daß die Gärten hierdurch eine scheinbare perspektivische Fortsetzung erhielten (Overbeck-Mau S. 304 m. F. 167. S. 265. 338. 355. 575; vgl. 271. H. Blümner bei Baumeister 584 rm. m. F. 629. Lafaye 288 m. F. 3904. 3905 = Pitt. d’Ercol. II p. 131 m. Taf. XX und p. 267 m. Taf. XLIX). Auf allen Gemälden mit Gartendarstellungen beleben allerlei Vögel das Bild.

e) Lustgärten der Stadt Rom.

Die Haine, mit welchen ganze, so gut wie gar nicht bewohnte Stadtteile, namentlich der Osten Roms bis in die historische Zeit bedeckt waren (Richter 47; vgl. Lafaye 281), hatten wohl einen natürlichen Ursprung, da von Forstkultur, abgesehen von den ländlichen Mischwäldern (Col. XI 3, 83) nirgends die Rede ist. Die Reste von Hainen, welche sich noch am Ende der Republik in der Stadt fanden, wie z. B. der zwischen dem Atrium und Templum Vestae auf dem Forum gelegene (Richter 90), waren in den meisten Fällen ohne Zweifel auf wenige Bäume beschränkt (ebd. 47). Hingegen wurden in der Stadt, und zwar meist außerhalb der früheren Servianischen Mauer seit Lucullus nach und nach eine Menge Lustgärten geschaffen, die, mit einem Wohnhause versehen, oft nur zum Sommeraufenthalt gedient haben werden. Wenn wir mit dem Norden der Stadt beginnen, so lag hier der collis hortorum, seit Ausgang des Altertums auch Pincio genannt, ein Hügel, auf dem reiche Leute der gesunden Luft und herrlichen Lage wegen ihre Gärten und Villen anlegten (Richter 265f.). Hier befanden sich:

1. Im Nordwesten die Gärten der Familie der Domitier mit dem Grabmal derselben, in dem auch Nero beigesetzt wurde (Richter 266; Lafaye 282, 18 bestreitet das Vorhandensein von Gärten).

2. Im Norden des Hügels die horti Aciliorum (Richter ebd.), noch für das 5. Jhdt. nachweisbar (Lafaye 282).

3. Auf dem südlichen Vorsprung die horti Luculli, welche, von diesem mit großer Pracht zwischen 66 und 56 angelegt, nach mannigfachem Besitzwechsel unter Claudius in die Hände des Valerios Asiaticus und dann in die der Messalina gelangten und nach deren Ermordung kaiserliches Besitztum wurden (Lafaye 278. Richter ebd.).

4. Die horti Sallustiani zogen sich vom Pincio südöstlich in das Tal hinab, welches jenen vom Quirinalis trennte; [832] sie waren bald nach dem J. 46 v. Chr. von dem Historiker Sallustius angelegt, verblieben im Besitz seiner Familie sicher bis 20 n. Chr., erscheinen aber seit Nero bis nach 357 in kaiserlichem Besitz (Lafaye ebd. Richter 267). Aurelianus legte daher hier eine porticus von 1000 Schritt oder Fuß und zwar wohl dem Umfange nach an, was allein schon auf die Großartigkeit dieser horti schließen läßt (Richter 268 zu Hist. aug. Aurel. 49, 2).

5. Die horti Caesaris ad portam Collinam, deren Existenz für das J. 17 v. Chr. bezeugt ist, schlossen sich östlich an die horti Sallustiani an (Lafaye 282. Richter 267).

6. Wahrscheinlich lagen auf dem Pincio auch die horti Pompeii superiores (Richter 266), die Lafaye allerdings lieber mit den horti Tauriani des Esquilinus (279, 12) oder dem nemus Pompei des campus Martius (281) identifizieren möchte. Nach Pompeius Tode kamen sie in den Besitz des Antonius, dann in kaiserlichen (Richter ebd.).

7. Auch die Valerii Messallae müssen, wie Lafaye (282) annimmt, Gärten auf dem Pincio gehabt haben. Überhaupt dürfte dieser Hügel bis zum Ausgange des Altertums wohl ganz von Gartenanlagen bedeckt gewesen sein und auch der südlich daranstoßende Stadtteil in seiner nördlichen Hälfte noch wenigstens bis ins 4. Jhdt. hinein Privatgärten enthalten haben (Richter 260; vgl. Lafaye 283).

Es folgen im Osten der Stadt:

1. Die horti Lolliani, südlich von den Diocletiansthermen und noch innerhalb der alten Servianischen Mauer, gehörten unter Caligula der Lollia Paulina, nach deren Ermordung im J. 49 sie in den Besitz des Kaisers Claudius übergingen (Lafaye 279. Richter 314).

2. Die horti Tauriani, im Nordosten des Esquilinus unweit der Porta Esquilina nachgewiesen, gelangten im J. 53 nach der Ermordung des Besitzers Statilius Taurus durch Agrippina in den Besitz der letzteren (Richter ebd.) und waren vielleicht ursprünglich von dem gleichnamigen Großvater des Statilius im J. 29 v. Chr. angelegt (Lafaye ebd.).

3. Nahe den vorigen sind die horti Calliclani zu suchen (Richter ebd. u. 334).

4. Ebenfalls benachbart den horti Tauriani lagen die horti Vettiani des Vettius Praetextatus, der sich im J. 367 durch Restauration der porticus des Vespasianstempels einen Namen machte (Lafaye 282. Richter 80, 1. 314).

5. Mit den vorigen hingen vielleicht die horti Scatoniani zusammen (Richter 314); nach Lafaye (ebd.) gehörten diese jedoch den Vettii Scatones und gingen in der Folge in den Besitz der Statilii über.

6. Die horti Maecenatis wurden von Maecenas im campus Esquilinus, jedenfalls vor dem J. 30 v. Chr., angelegt, wurden nach dessen Tod im J. 8 v. Chr. kaiserliches Eigentum, dienten dem Tiberius vor seiner Thronbesteigung im J. 14 n. Chr. zu vorübergehendem Aufenthalt, und von ihrem Aussichtsturm soll Nero, Juli 64, dem Brande Roms zugeschaut haben (Lafaye 279. Richter 154. 305. 313. 324).

7. Die horti Maecenatiani des Rhetors Fronto (p. 23 N.) waren vielleicht den vorigen benachbart (Lafaye 282) oder bildeten einen Teil derselben (ebd.) oder waren mit diesen überhaupt identisch (Brzoska o. Bd. IV S. 1316, 28).

8. Etwas weiter nordöstlich, aber noch innerhalb der Aurelianischen Mauer besaß Pallas, der [833] bekannte Freigelassene des Claudius, horti (Lafaye 279. Richter 314); diese werden noch im J. 357 (als kaiserliches Eigentum) erwähnt (Richter ebd.).

9. Südöstlich von den vorigen und auch nahe der Aurelianischen Mauer befanden sich die horti des Epaphroditus, eines Freigelassenen des Nero (ebd.); nachdem er von Domitian umgebracht war, konfiszierte dieser Kaiser die Gärten (Lafaye 279).

10. Daneben sind wohl auch die horti Liciniani, d. h. die des Kaisers P. Licinius Gallienus, zu setzen (Lafaye 280. Richter ebd.).

11. Am südlichen Abhange des Esquilinus lagen die horti Lamiani, möglicherweise von dem bei Horaz (c. I 26. III 17) gefeierten Aelius Lamia angelegt, später in kaiserlichem Besitz und Lieblingsaufenthalt des Caligula (Richter 313).

12. Mit diesen waren die in kaiserlichem Besitz befindlichen horti Maiani verbunden, in denen Nero sein auf Leinwand gemaltes Riesenporträt hatte aufstellen lassen, welches aber samt dem besten Teile der horti gleich danach durch Blitz zerstört wurde (Lafaye 279. Richter 314).

13. Von diesen östlich sind die horti Torquatiani zu suchen (Richter 314. 316), die vermutlich von D. Iunius Silanus Torquatus, einem der Opfer Neros im J. 64, herrührten (Lafaye 279).

14. Wohl noch weiter östlich, nämlich an der Via Labicana, lagen die nur in einer Inschrift vorkommenden horti des Daduchus und Epagathus (Lafaye 283).

15. Ganz im Südosten des Esquilinus lag eine großartige Gartenanlage, die sich noch über die Aurelianische Mauer hinaus erstreckte und gewöhnlich, dem Elagabal zugeschrieben, mit den horti Variani und horti Spei veteris der Schriftsteller identifiziert werden (vgl. Lafaye 280. 282); doch wenn diese Identifizierung auch richtig sein sollte, so müßten jene Gartenanlagcn eher dem Vater des Elagabal namens Varius zugeschrieben werden (Richter 264. 315). Übrigens werden die Gärten, die Elagabal bevorzugte, als horti Spei veteris bezeichnet (Hist. aug. Ant. Heliogab. 13, 5), und die horti Variani existierten noch im ersten Drittel des 4. Jhdts. (ebd. Aurel. 1, 2).

16. Möglicherweise auf dem Esquilinus befanden sich die in einer Inschrift genannten horti des Alius Filetanus (Richter 390; vgl. Lafaye 283). Die meisten Erwähnungen der Gartenanlagen des Esquilinus, sagt Richter (315f.), stammen aus der früheren Kaiserzeit; es ist daher nicht ausgemacht, wie lange sie bestanden haben; daß sie im großen und ganzen kein anderes Los gehabt haben werden, wie die früheren Haine, und allmählich, wenigstens soweit sie Privatbesitz blieben, eingeengt wurden und verschwanden, ist als gewiß anzunehmen, denn es sind kaum Stellen auf dem Esquilinus gefunden worden, die ganz frei von Straßenanlagen wären.

Im Süden Roms lagen folgende Gärten:

1. Auf dem Caelius lagen die horti (Domitiae), in welchen Marcus Aurelius geboren wurde (Lafaye 282; vgl. Richter 339).

2. Südlich von Caelius und Aventinus werden gewöhnlich die horti Asiniani lokalisiert (Lafaye 279), doch ist ihre Lage nicht sicher festzustellen (Richter 316f.). Sie werden wohl von Asinius Pollio, dem Freunde des Augustus, geschaffen sein und wurden ohne Zweifel unter Tiberius im J. 33 nach dem Tode des C. Asinius Gallus, [834] Sohnes des Pollio, konfisziert (Lafaye ebd.).

3. Die horti Anniani umgaben vielleicht die Wohnung des M. Annius Verus auf dem Caelius, in der sein Enkel Marcus Aurelius erzogen wurde (ebd. 279f.), wenn nicht in der betreffenden Inschrift Asiniani statt Anniani zu lesen sein sollte (Hülsen o. Bd. I S. 2257, 63ff.).

4. An der Via Appia, wohl schon außerhalb der Linie der späteren Aurelianischen Mauer, besaß Furius Crassipes, der zweite Gemahl der Tullia, der Tochter Ciceros, horti (Lafaye 282; vgl. Richter 345f.).

5. Vielleicht an der Via Ardentina und auch schon außerhalb der Linie der späteren Aurelianischen Mauer sind die horti Serviliani zu suchen (Lafaye 279. Richter 344), die vermutlich von Q. Servilius Caepio, dem Adoptivvater des Brutus, angelegt waren, dann wohl in den Besitz des letzteren und bald in den Besitz des Octavianus kamen und einer der schönsten kaiserlichen Parks waren (Lafaye ebd.). Sie werden als Aufenthaltsort des Nero und Vitellius genannt (Richter ebd.; vgl. Lafaye ebd.).

Zahlreich waren die Gärten des rechten Tiberufers, fast sämtlich außerhalb der Linie der späteren Aurelianischen Mauer gelegen:

1. Die horti Caesaris lagen in der Nähe des ersten Meilensteines der Via Campana, d. h. südöstlich vom Ianiculum, und sind dadurch berühmt geworden, daß sie Caesar in seinem Testamente dem Volke zum Eigentum überließ (Lafaye 281. Richter 272. 276); zweifelhaft ist, ob sie mit den horti Caesaris, die Cicero (ad Att. XI 6, 6) im J. 49 erwähnt, identisch sind.

2. Längs der Via Campana zogen sich nach Lafaye (280) auch die nur durch Inschriften bekannten horti Titiani hin, welche im 2. Jhdt. in kaiserlichem Besitz waren und ursprünglich vielleicht der Familie des im J. 31 v. Chr. von Octavianus zum Consul gemachten M. Titius gehört hatten; nach Richter (390) ist ihre Lage freilich nicht zu bestimmen.

3. Neben den horti Caesaris lagen im J. 43 v. Chr. die Gärten des Antonius (Lafaye 282. Richter 276); sie sind auch in Inschriften der Kaiserzeit erwähnt, welche als Verwalter einen villicus, subvillicus und vicarius angeben (Lafaye 276); daß sie kaiserlich waren, ist nicht zu erweisen (ebd. 282).

4. In dieselbe Gegend verlegt Lafaye (283) die nur inschriftlich bezeugten horti Coccei.

5. Im Süden des später von der Aurelianischen Mauer eingeschlossenen Gebiets wurde das nemus Caesarum (von Suet. Tib. 72 horti genannt) von Augustus für das Volk angelegt (Richter 274. 276), und zwar, wie Lafaye (281) annimmt, zum Andenken seiner beiden in den J. 2 und 4 n. Chr. gestorbenen Enkel L. und C. Caesar; es erhielt sich wohl mindestens bis in das 2. Jhdt. n. Chr.

6. Mitten auf dem heutigen Monte Gianicolo befanden sich die horti Galbae (Lafaye 282. Richter 275), welche nach dessen Ermordung das Eigentum der Sulpicii blieben (Lafaye ebd.).

7. Eine etwas nördlichere Lage am Fuße desselben Hügels hatten die horti Getae, die noch im J. 357 (als kaiserliches Eigentum) erwähnt werden (Lafaye 279. Richter 275. 281).

8. Die horti Agrippinae nahmen die Stelle ein, wo sich heute die Peterskirche befindet, und reichten bis zum Tiber, wo sie durch einen Porticus abgeschlossen waren; sie gingen von Agrippina in [835] den Besitz ihres Sohnes Caligula über, welcher darin einen Circus baute, in welchem im J. 64 Nero, der Erbe der Gärten, die der Brandstiftung beschuldigten Christen martern ließ (Lafaye 279. Richter 277).

9. Mit den letzteren Gärten verband Nero die der Domitia, der Schwester seines Vaters; diese blieben seitdem bis nach 357 kaiserliches Eigentum; in ihnen errichtete Hadrian sein berühmtes Mausoleum und wohnte noch Aurelian mit Vorliebe (Lafaye 279. Richter 270. 278).

10. Die pauca iugera des Iulius Martialis, von dem Dichter Martialis (IV 64) mit den Gärten der Hesperiden verglichen und wegen der herrlichen Aussicht, die man von dort aus auf die Stadt und ihre Umgebung genoß, gerühmt, werden von Lafaye (282) in die Nähe der heutigen Acqua Paola, also östlich von den horti Galbae, doch von Richter (30, 1. 269. 275) auf den heutigen Monte Mario, die nördliche Fortsetzung des heutigen Monte Vaticano, verlegt. Überhaupt war der heutige vatikanische Stadtteil einst ganz mit Gärten bedeckt gewesen (Richter 275). Dahin gehören die von Cicero (Stellen der Briefe ad Att. vom J. 45 bei Lafaye 282, 8) genannten des Cassius, Drusus, Lamia, Scapula, Silius und der Clodia, von denen die letzteren (Cic. p. Cael. 36) schon vor dem J. 56 existierten; ferner die horti Aboniani und M. Reguli (Richter ebd.). Die letzteren waren Eigentum des reichen M. Aquilius Regulus, eines Zeitgenossen des jüngeren Plinius, die Aboniani (Aponiani) trugen diesen Namen in der Zeit des Antoninus Pius (Lafaye 282).

Kehren wir zum linken Tiberufer zurück, so treffen wir im campus Martius folgende Gartenanlagen an:

1. Ziemlich in der Mitte dieser Fläche, südlich vom Pantheon, dehnten sich die horti Agrippae aus, welche von diesem im J. 12 v. Chr. der Stadt vermacht wurden (Lafaye 281. Richter 241).

2. Nördlich davon lagen die Thermae Neronianae, welche von Alexander Severus umgebaut wurden und an welchen dieser ein nemus nach Niederlegung der angrenzenden Privathäuser anlegte (Lafaye ebd. Richter 245).

3. Südlich von den horti Agrippae befand sich die porticus Pompeia, ein von Pompeius geschaffener und beliebter öffentlicher Spaziergang, nach Martialis (II 14, 10) mit einer doppelten Platanenpflanzung im Innenhofe versehen (Richter 229).

4. Im Osten, südlich von der heutigen Piazza Colonna, scheint die von Martialis erwähnte und zu den beliebtesten Spaziergängen des Marsfeldes gehörige portions Europae mit ihren Alleen von Buchsbaum gelegen zu haben (Lafaye 281. Richter 257f.).

5. Im Norden errichtete Augustus im J. 28 v. Chr. die kaiserliche Grabstätte, in welcher als der letzte Nerva seine Ruhestätte fand; darüber waren mit immergrünen Bäumen bepflanzte Terrassen angelegt, und daran schlossen sich im Norden und Osten weitläufige Parkanlagen mit der Verbrennungsstätte, um welche Schwarzpappeln gepflanzt waren, und mit Spaziergängen für das Volk (Lafaye 281. Richter 250f.).

6. Schon der östlich vom Marsfelde gelegenen siebten Region gehörte der campus Agrippae an, der sich gegenüber der heutigen Piazza Colonna ausdehnte, von Agrippa angelegt, aber nicht vollendet, sondern im J. 8 v. Chr. von Augustus zu öffentlichem Gebrauch eingeweiht, nach Martialis [836] (I 108, 3) mit Lorbeerhainen geschmückt war und bis nach 357 existierte (Lafaye 281. Richter 259. 262).

7. In derselben Region befanden sich im J. 357 n. Chr. die horti Largiani (Lafaye 283. Richter 260. 265).

8. In die Nähe des campus Agrippae versetzt Lafaye (282) auch die im J. 69 n. Chr. dem Cn. Dolabella gehörigen horti.

Nicht zu lokalisieren sind (außer den genannten horti Ali Filetani und Titiani) nach Richter (390):

1. Die nur durch eine Inschrift bekannten horti Atticiani;

2. die im J. 31 n. Chr. dem Dichter Pomponius Secundus gehörigen horti (vgl. Lafaye 282);

3. die horti Peduceani;

4. die horti Commodiani, d. h. die noch im 4. Jhdt. erwähnten Gärten des Kaisers Commodus (vgl. Lafaye 282). Außerdem nach Lafaye (282):

5. die im J. 62 dem Philosophen Seneca gehörigen;

6. die des Dichters Lucanus;

7. die dem Paetus Thrasea im J. 66 gehörigen;

8. die von Statius (silv. I 2, 154) erwähnten der ihm befreundeten Violentilla;

9. die Petiliani im Besitz eines Freundes des Dichters Martialis (XII 57. 19).

Von einem wohl auf dem Esquilinus gelegenen und in einer Inschrift (CIL VI 29774)[1] beschriebenen Garten ist vorher (II 5 a) die Rede gewesen. Auch werden wohl die von Varro seinen Zeitgenossen, dem Pomponius Vitulus (r. r. II 11, 12) und dem Augur Appius Claudius (ebd. III 17, 1) zugeschriebenen horti, wenn sie überhaupt existiert haben, in oder vielmehr nahe bei der Stadt gelegen haben. In den zentralen Teilen der Stadt aber wird es kaum Lustgärten gegeben haben. Zwar befand sich z. B. in dem Domitianischen Palaste auf dem Palatinus eine αὐλὴ Ἀδώνιδος mit Blumengärten (Philostr. vit. Apoll. VII 32), doch ist diese nicht mit den Adonaea zu verwechseln, welche auf einem Fragment des kapitolinischen Stadtplans dargestellt sind, da diese besonders wegen ihrer Größe von mindestens 110×90 m. anderswo gelegen gewesen sein müssen (Richter 156. Über die griechischen Adonisgärten s. I 11). Von dem Hippodromus des Palatinus ist vorher (II 5 a) die Rede gewesen. Nach dem großen Brande des J. 64 verband Nero die Palatinischen Bauten mit den Gärten des Maecenas auf dem Esquilinus durch seine domus aurea, eine villenartige Anlage, zu der auch ein Teich, Felder, Weingärten, Weideplätze und Parks gehörten; doch überdauerte diese Anlage in ihrem vollen Umfange nicht ihren Urheber, sondern an ihre Stelle traten nach und nach andere Bauten (Richter 58f. 154. 165, 2. 313. 321. 327f.). Wohl nur reiche Leute hatten eine besondere Liebhaberei für Bäume, welche ihrem Wohnhause Schatten gewährten. So sollen im J. 92 v. Chr. sechs Lotusbäume (wohl Celtis australis L.), welche vor dem Hause des L. Crassus auf dem Palatinus standen, beinahe den Wert des ganzen stattlichen Wohnhauses, nämlich den von sechs Millionen Sesterzien (Plin. XVII 2ff.; anders Val. Max. IX 1, 4) = ca. 1 370 000 Mark repräsentiert haben. Überhaupt pflanzte man den Lotusbaum des Schattens wegen gern an die Häuser (Plin. XVI 124).

f) Lustgärten im übrigen Italien.

Über kaiserliche Gärten und deren administratives Personal s. Lafaye 280f. Von den mit Gartenanlagen versehenen Villen des jüngeren Plinius ist [837] (II 5 a) gesprochen, andere ländliche Villen erwähnt Lafaye (283). Auch in den Städten, nicht bloß Italiens, zählten öffentliche Parks und Gärten zu den Hauptverschönerungen (Lafaye 281). Hier werden die bürgerlichen Wohnhäuser mit Gärten wohl meist vor der Stadt gelegen haben. Ein Beispiel dafür bietet die sog. Villa des M. Arrius Diomedes, welche mit ihrem Eingange an der gegen die Stadt Pompeii ansteigenden Gräberstraße lag (Overbeck-Mau 369ff. m. F. 181. Lafaye 283 m. F. 3898). Hinter dem Wohnhause dehnte sich eine Porticus ans, ein Quadrat von 33 m ins Geviert, welche den Garten abschloß. In der Mitte des Gartens, dessen Bäume man bei der Ausgrabung im J. 1771 verkohlt, jedoch so auffand, daß man die Anordnung ihrer Pflanzung erkennen konnte, befand sich eine geräumige Piscina mit einem Springbrunnen in der Mitte und hinter ihr eine Säulenhalle, die vielleicht als Gartenhaus gedient hat. Im J. 216 v. Chr. besaßen zwei vornehme campanische Brüder in Capua ein Wohnhaus, hinter dem sich ein mit einer Mauer umgebener hortus befand (Liv. XXIII 8, 8. 9, 13), wohl kaum nur ein Nutzgarten. Die innerhalb der Stadtmauern Pompeiis gelegenen Gärten, deren es nur wenige gab und die sich am öftesten hinter dem Wohnhause befanden (Lafaye 283), waren freilich teils Gemüsegärten wie bei dem Hause des Pansa (Overbeck-Mau 327 m. F. 172. Lafaye a. O. m. F. 2523) und des Epidius Rufus (Overbeck-Mau 300 m. F. 163, 24. Lafaye ebd.), teils aber auch Blumengärten, wie der Sandplatz der Casa di Sallustio, dessen beide Langseiten mit gemauerten rinnenartigen Behältern für Erde zur Blumenzucht dienten (Overbeck-Mau 304f. m. F. 165, 24. 167), teils wohl auch Lustgärten mit Bäumen, Sträuchern, Blumen usw. (ebd. 265). Übrigens wird von Overbeck-Mau (248ff. m. F. 134. 135) schon dem ältesten italischen Wohnhause wie dem späteren Normalhause des römischen Bürgers, welches seine Gestaltung im letzten Jahrhundert der Republik erfuhr, ein Garten als gewöhnliches Zubehör zugeschrieben (vgl. o. II 1).

6. Das Peristyl.

Im Innern des eben erwähnten römischen Normalhauses bildete das Peristyl gewöhnlich einen von Säulenhallen umgebenen und unter freiem Himmel gelegenen Garten, xystus oder viridarium, welcher mit Blumen und schattigen Gewächsen geschmückt war (Näheres bei Overbeck-Mau 263. 265. Lafaye 284). Erwähnt wird z. B. auch ein Peristyl, dessen Säulenhallen mit Marmorwänden einen mit Platanen bepflanzten Garten oder gartenartigen Platz umschlossen (Iuven. 1, 12). Über ein als Garten dienendes und zu einer um 100 n. Chr. erbauten Villa gehöriges Peristyl, welches unter den Trümmern der tunesischen Stadt Henschir Udna, der römischen Stadt Uthina, gefunden ist und etwa 280 qm Fläche hatte, s. A. Schulten in Gött. gel. Anz. 1898, 477. Im Atrium ließ man bisweilen rings um das Impluvium Moos wachsen (Ovid. met. VIII 563. Plin. XIX 24. Auson. Mos. 335). Ferner konnte das solarium, d. h. ein als Söller dienendes flaches Dach, welches mitunter einen Teil des Hauses überdachte, mit Schatten spendenden Pflanzen, die vielleicht in Kästen darauf gebracht waren, besetzt sein (Senec. exc. contr. 5, 5. Senec. ep. [838] 122, 8. Vgl. E. F. Wüstemann bei Lenz 152f. Lafaye 284). Endlich war es seit alters bei ärmeren Leuten in Rom Sitte, in den Fenstern Pflanzen zu ziehen, wohl in Töpfen oder Kästen, doch wurde dieser Liebhaberei durch das überhandnehmende Räuberwesen, welches die Fenster zu vergittern zwang, ein Ende bereitet (Plin. XIX 59), sie muß aber in der Kaiserzeit wieder aufgelebt sein (Mart. XI 18, 2; vgl. Lafaye 184).

7. Grabmäler.

Wie bei den Griechen (s. o. I 3) war es bei den Römern zu allen Zeiten Brauch, an die Grabmäler allerlei Ziergewächse zu pflanzen, wie Blumen (vgl. II 3 über Ps.-Verg. cul. 395ff.), Zypressen (vgl. o. Bd. IV S. 1934, 66), Obstbäume, Reben (vgl. Petron. 71) usw. (Lafaye 284). Das Wort cepotaphium, womit man ein von einem solchen Garten umgebenes Grab bezeichnete, erscheint erst in ziemlich später Zeit (Lafaye ebd.) in mehreren Inschriften (Ett. de Ruggiero Diz. epigr. di antichità romane II 1895, 203), das griechische Wort κηποτάφιον findet sich bei einem Schriftsteller des beginnenden 5. nachchristlichen Jhdts. (Pallad. hist. Laus. 19f. = Migne gr. XXXIV p. 1051 D).

8. Kleinere Tiergärten.

Kleinere Tiergärten von 1–2 Iugera, Wäldchen, die mit einer Mauer umschlossen waren und leporaria genannt wurden, weil in ihnen Hasen gehalten wurden, gab es schon einige Menschenalter vor Varro (r. r. II praef. 5. III 3, 1f. 12, 1). Das roborarium, ein Ort mit einer Einfriedigung von Eichen- oder anderem starken Holze, welches schon Scipio Aemilianus in einer Rede erwähnt hatte, wurde später von einigen mit dem griechischen παράδεισος, dem leporarium Varros und vivarium Späterer identifiziert (Gell. II 20, 4ff.). Der berühmte Redner Hortensius nannte seinen Tiergarten, einen von einer Mauer umgebenen und bei Laurentum gelegenen Wald von 50 Iugera, nicht leporarium, sondern therotrophium und hielt darin Hirsche, Wildschweine und andere Vierfüßler, die gelegentlich, durch ein Hornsignal herbeigelockt, einem Gesange zur Zither lauschten (Varro ebd. III 13, 2f.). Sonst verstand man damals unter leporarium ein Gehege von vielen Iugera in der Nähe des Landhauses, in welchem verschiedene, wohl nur einheimische, wilde Vierfüßler gehalten wurden (ebd. III 3, 2. 12, 1–5. 13, 1). In Etrurien, aber auch in anderen Teilen Italiens gab es damals mehrere große Gehege dieser Art (ebd. 12, 1. 13, 1. Plin. VIII 211); in der heutigen Provence besaß T. Pompeius ein Jagdgehege von ungefähr 4000 Doppelschritten (Varro ebd. 12, 2), wohl an Umfang. Diese Wildparks dienten teils dem Vergnügen, besonders dem der Jagd, teils auch dem Nutzen (Col. IX praef. 1). Schon Columella nennt sie vivaria (ebd. und VIII 1, 4; vgl. Gell. II 20); nach ihm sollten sie, wenn nur Hasen darin eingeschlossen waren, mit einer Mauer, wenn anderes, aber auch vorwiegend einheimisches Wild, mit einem Gehege von Eichenpfählen und Querlatten umgeben und besonders mit Bäumen, deren Früchte den Tieren zur Nahrung dienten, bestanden sein (IX 1. Mehr bei A. Seidensticker Waldgesch. d. Altert. II 1886, 184ff.).

9. Bildwerke.

Der Dekorationsmaler Ludius oder Studius soll zuerst in Rom zur Zeit des Augustus eine eigene Art von Wandmalereien eingeführt [839] haben, Villen und Hallen und Gartenanlagen, topiaria opera, Haine, Wälder usw. darstellend (Plin. XXXV 116f.). Wahrscheinlich sein Werk und wohl das schönste erhaltene Muster antiker Gartenmalerei sind die Wandmalereien in einem Zimmer der bei Prima Porta 7 Miglien nördlich von Rom gelegenen Villa ad Gallinas, welche im Besitz der Kaiserin Livia gewesen war (Plin. XV 136f. Suet. Galb. 1). In den ,Antiken Denkmälern‘ I 1891 sind die Gemälde der Nordwand (S. 5 mit Taf. 11), der Südwand (S. 11 mit Taf. 24, auch bei Lafaye Fig. 3900) und der südlichen Hälfte der Westwand (S. 52 mit Taf. 60) wiedergegeben und zwar das erste in farbiger Abbildung. Diese Bilder zeigen alle wesentlich dieselbe Komposition (ebd. S. 52), einen von Vögeln belebten, dicht bepflanzten und parkähnlichen Garten. Eine Erklärung der namentlich auf der Nord- und Südwand dargestellten und oft auf den einzelnen Bildern sich wiederfindenden Pflanzen hat Möller (Röm. Mitt. V 1890, 78ff.; vgl. Lafaye 290. 292f.) mit Unterstützung durch Professor Terraciano von der Universität Rom versucht. Nach ihm sind dargestellt: von Bäumen ohne Früchte Pinus pinea L., umwunden von Hedera helix L. oder Smilax aspera L., Pinus picea L., Cupressus semper virens L., Quercus cerris L., Quercus ilex L. und Phoenix dactylifera L., alle mehr oder weniger deutlich charakterisiert; von Bäumen mit ihren Früchten Cydonia vulgaris Pers., deren Zweige jedoch zum Teil sehr denen von Citrus medica Riss. ähneln, Arbutus unedo L. und Punica granatum L.; von Sträuchern Laurus nobilis L. und Cornus mas L. ohne Früchte, vielleicht auch Buxus sempervirens L. oder Myrtus communis L.; von Blumen rote (ungefüllte) Rosen, Papaver somniferum L. (hellviolett), Iris florentina L. (weißlich), Viola silvatica Fr. (weißlich) und zwei Kompositen, von denen die eine mit weißen Blüten eine Chrysanthemumart (Chrysanthemum coronarium L.), die andere mit gelben Blüten eine Cinerarie (Senecio cineraria DC ?) oder eine Kamille (Anthemis tinctoria L. ?) sein kann, und ohne Blüten Acanthus mollis L., wozu noch als Zierpflanze Scolopendrium vulgare Sym. kommt. Was die für Rosen erklärten Blumen betrifft, so will v. Fischer-Benzon (13), der ebenfalls einige Bemerkungen zu diesen Malereien macht, diese Erklärung nur ungern zulassen, doch hält Möller trotz der vorhandenen Mängel der Darstellung wegen der zahlreichen Narben und Staubbeutel inmitten der Blumenkronen und der charakteristischen Zipfel an den Kelchen der Knospen der Nordwand wohl mit Recht jeden Zweifel über die Bestimmung für ausgeschlossen. Die Zahl der dargestellten Arten ist, wie Möller (80) hervorhebt, im Verhältnis zu der Ausdehnung der Bilder eine sehr beschränkte. Immerhin können wir, was wir von den Schriftstellern nicht erfahren, aus dieser Darstellung entnehmen, daß auch Pinus picea L., Quercus cerris und ilex L., Viola silvatica Fr. und Scolopendrium vulgare Sym. von den Römern als Zierpflanzen in ihre Gärten aufgenommen werden konnten. Freilich bleibt es immer zweifelhaft, wie weit der Maler ein wirklich der Natur entsprechendes Bild hat wiedergeben wollen. Abgesehen von der doch nur oberflächlichen Darstellung der einzelnen Pflanzen entspricht [840] es auch nicht der Wirklichkeit, daß Frühlingsblumen zusammen mit Herbstfrüchten von Bäumen auf demselben Bilde, besonders dem der Südwand, zu erblicken sind. In einem auf dem Esquilinus an der Via Merulana entdeckten Saale sind an den Wänden Gärten gemalt mit Pinien, Oleander- und Lorbeerbäumen, über welchen kleine Engel (wohl richtiger Eroten) ruhen oder flattern, und mit einem von einer eleganten Fontäne gespeisten Teiche, in welchem Schwäne und Enten schwimmen (E. C. Lovatelli Nuova Antologia, 16 Agosto 1901, 705). Ähnliche Bilder wie die in der Villa ad Gallinas finden sich mannigfach auch in Pompeii und sind auch von dem Einfluß des Ludius beherrscht, stehen aber an Güte der Ausführung beträchtlich hinter jenen zurück (W. Helbig Wandgemälde Campaniens 1868, 385ff.). Abbildungen solcher Gemälde geben z. B. H. Blümner bei Baumeister Fig. 629 (besprochen S. 584. 880) und A. Mau Röm. Mitt. IX 1894, 51. Auf der ersteren dürfte man wenigstens Palme, Lorbeer und Efeu deutlich erkennen. Aber abgesehen davon, daß die Maler der pompeianischen Gemälde öfters die Blätter stilisieren und schablonisieren, sind auch die vielen Reproduktionen der Gemälde so sehr verkleinert, daß sich viele Pflanzen nicht mit Sicherheit erkennen lassen (v. Fischer-Benzon 13). Ja schon Plinius (XXI 2) urteilte, daß die Malerei die Farben der Natur und deren mannigfaltige Mischung nicht genügend nachzuahmen vermöge. Mit der Deutung der Pflanzen aus eigener Anschauung hat sich O. Comes beschäftigt, doch hält v. Fischer-Benzon (14) es für sehr fraglich, ob jener überall recht hat. Auch unterläßt es Comes, die Umgebung, in welcher sich die besprochenen Pflanzen befinden, anzugeben, so daß man nicht ersieht, wo es sich um Pflanzen italischer Gärten handelt (vgl. J. F. Schouw bei Lenz 224ff.). Von der Rose z. B. sagt er, daß sie fast immer als Knospe mit roten Kronblättern dargestellt sei, und vermutet nur, daß sich die Künstler an Stelle der wilden Rosen der Gartenrosen und zwar der Rose von Paestum (vgl. o. II 3) bedient hätten. In den Vorbemerkungen hebt er hervor, daß die Zahl der verwendeten Pflanzen nur gering sei; es seien hauptsächlich Myrte, Efeu, Rebe, Oleander, alexandrinischer Lorbeer (Ruscus hypophyllum L.), Mohn (Papaver rhoeas L.), Schwertlilie (Gladiolus segetum Ker. = Gawl.), Akanthus (Acanthus mollis L.) und die Narzisse (Narcissus poeticus L. und Narcissus pseudonarcissus L.). Über Anlage und Schmuck der Gärten, welche in den campanischen Gemälden dargestellt sind, ist vorher (II 5 a. d; vgl. auch Overbeck-Mau 575f.) gesprochen. Reizende Blumenfülle zeigt das antike Mosaik mit Blumenkorb, das jetzt in den Fußboden der Sala a Croce greca im Vatikan eingelassen ist; ein paar rote gelbstreifige Kelche würde man für Tulpen halten, wenn nicht historisch feststände, daß diese (Tulipa Gesneriana L.) erst zu Ende des 16. Jhdts. aus Konstantinopel in die Gärten des Abendlandes eingeführt sind (Ferd. Cohn Dtsche Rundschau Okt. 1898, 60; vgl. Engler bei Hehn 512). Schließlich ist noch zu erwähnen, daß ein Monument der numidischen Stadt Timagad (vgl. o. II 4) den plastischen Schmuck einer Blumenvase mit einer Pflanze [841] zeigt, die Lafaye (286 mit Fig. 3902) für Smilax mauritanica Desf. oder Tamus communis L. (im Mittelmeergebiet vorkommende Pflanzen) hält.

Mehrfach zitierte Literatur: E. Boissier Flora orientalis 1867–1888. C. Bötticher D. Baumkultus d. Hellenen 1856. O. Comes Illustrazione delle piante rappresentate nei dipinti pompeiani, Napoli 1879 = O. Comes Darstellung d. Pflanzen in den Malereien von Pompeji 1895. Engler und Prantl D. natürl. Pflanzenfamilien 1887ff. St. Fellner D. Homer. Flora 1897. R. v. Fischer-Benzon Altdeutsche Gartenflora 1894. C. Fraas Synopsis plantarum flor. class. 1845 (= 2. Aufl. 1870). R. Fuchs Hippokrates’ Werke übersetzt und kommentiert 1895–1900. E. de Halácsy Conspectus flor. graec. 1901ff. Th. v. Heldreich D. Nutzpflanzen Griechenlands, Athen 1862. Ch. Joret La Rose dans l’antiquité et au moyen âge, Paris 1892. Ch. Joret Les plantes dans l’antiquité et au moyen âge, Paris 1897. K. Koch D. Bäume u. Sträucher d. alten Griechenlands 1879. G. Lafaye Artikel ,hortulanus‘ und ,hortus‘ bei Daremberg-Saglio III (1897). H. O. Lenz Botanik d. alten Griech. u. R. 1859. H. Lewy D. semit. Fremdwörter im Griech. 1895. J. Murr D. Pflanzenwelt in der griech. Mythologie 1890. J. Murr Beiträge zur Kenntnis d. altklass. Botanik. Progr. Innsbr. 1888. O. Schrader Reallexikon d. indogerm. Altertumskunde 1901. G. Schweinfurth in Verhandl. d. Berlin. Ges. für Anthropologie 1891, 649ff. (Über Ägyptens auswärtige Beziehungen hinsichtl. der Kulturgewächse). K. Sprengel Erläuterungen zu Theophrasts Naturgesch. 1822.

[Olck. ]

Anmerkungen (Wikisource)

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  1. a b Corpus Inscriptionum Latinarum VI, 29774.