RE:Eiche
Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft | |||
---|---|---|---|
| |||
Baumart = Quercus = Δρῦς, laubwechselnd mit hartem Holz | |||
Band V,2 (1905) S. 2013–2076 | |||
Eiche in Wikisource | |||
Eichen in der Wikipedia | |||
GND: 4151140-2 | |||
Eichen in Wikidata | |||
Bildergalerie im Original | |||
Register V,2 | Alle Register | ||
|
Eiche (und Eichel). Die laubwechselnden E. Griechenlands und die Italiens sind vielfach von einander verschieden. Die in Griechenland sehr verbreitete Art Quercus aegilops L. var. macrolepis Ky. findet sich nur am Cap von Lecce. Umgekehrt ist die in den Ebenen Italiens sehr gemeine Quercus pedunculata Ehrh. nur in Makedonien, Boiotien und Elis, und die besonders in den Gebirgen Italiens gewöhnlichste Art Quercus sessiliflora Sm. abgesehen von Kephalonia nur durch die Varietäten Quercus pubescens W., Quercus farnetto Ten. = Quercus conferta Kit., Quercus brachyphylla Ky. und vielleicht bei Divri in Elis durch Quercus esculus L. vertreten. Aber alle in Betracht kommenden E. gehören zu der Sektion lepidobalanus Endl., deren zahlreiche Arten große Schwierigkeiten hinsichtlich ihrer Anordnung und Unterscheidung bieten (Prantl; vgl. Koch 50). Daher ist es kein Wunder, daß im Altertum bei einigen laubwechselnden Arten die Namen vertauscht wurden (Theophr. h. pl. III 8, 2. Plin. XVI 17), die Griechen teils vier, teils fünf solche Arten unterschieden (Theophr. ebd.), ja Theophrast selbst nicht immer ganz zuverlässig ist. Wenn aber die Römer von griechischen E. sprechen, so bedienen sie sich mit Ausnahme des Plinius, welcher wiederum vieles confundiert, der lateinischen Benennungen, die natürlich nur für die italische E. bezeichnend sind. Jedenfalls bedürfen die griechischen und italischen E. aus botanischen Gründen einer gesonderten Besprechung.
Ι. Die Eichen der Griechen.
Als heutige Vulgärnamen gibt v. Heldreich ῥένια für Quercus pedunc. Ehrh., ῥοτσόκι für Quercus pubescens W., ἡμεράδι und katexochen δένδρον für Quercus Dalechampii Ten. und γρανίτζε für Quercus esculus L. an; diese vier Arten nebst Quercus cerris L. hätten auch den Collectivnamen δένδρον = Baum schlechthin, ihr Holz werde ξύλον ἀπὸ δένδρου oder ξύλον δένδρινον, nur auf Kreta eine dort häufige Laub-E., die mit Quercus sessiliflora Sm. nahe verwandt sei, δρῦς genannt; βελανιδηά (ebenso Philippson 530 für die Peloponnes) und βελανίδια für Quercus aegilops L., doch bei Patras und in Elis heiße diese νιζάρο; ἀριά (ebenso Philippson), albanes. ilkj, kret. ἀσίλακος bezeichne Quercus ilex L.; πρινάρι und häufiger πουρνάρι (ebenso Philippson) die aus Quercus coccifera L., Quercus calliprinos Webb, Quercus pseudococcifera Desf. und andern schwer zu unterscheidenden immergrünen Arten bestehende Gruppe. Nach ebendemselben (Flore de Ι‘île de Cephalonie, 1882, 66) heißen auf Kephalonia Quercus sessiliflora Sm. und Quercus cerris Dallap. ῥουπάκι, letztere mitunter auch δρῦς, Quercus ilex L. ἀριά, Quercus calliprinos Webb πιρνάρι, Querens aegilops L. βελανηδιά. Nach Nik. Chloros hat Quercus pubescens W. die Namen ῥοτσόκι, τσερνόκι, κελάνι und ἀγριοβαλανιδηά, Quercus infectoria Oliv. κηκιδιά, Quercus aegilops L. βελανιδηά. auch [2014] δζέρο (wahrscheinlich von cerrus) oder νιζάρο in Achaia und Quercus macrolepis Ky. beim akarnanischen Astakos βελανιδηά ἀγρία, die Kermesbeeren πρινοκόκκια. Von altgriechischen Benennungen treffen wir am häufigsten an ἡ δρῦς (ὁ bei den Peloponnesiern nach Schol. Ar. nub. 402), nächstdem ἡ φηγός und ὁ oder ἡ πρῖνος, viel seltener und fast nur bei Theophrast ἡ ἡμερίς, ἡ ἀρία (wenn überhaupt eine E. bezeichnend), ὁ φελλός (gewöhnlich den Kork bezeichnend), ἡ ἀλίφλοιος oder εὐθύφλοιος, ἡ φελλόδρυς, ἡ αἰγίλωψ, ἡ ἐτυμόδρυς, ἡ ἄσπρις, ἡ πλατύφυλλος, σμῖλαξ und spät (zuerst bei Diosc. IV 48) für die Kermes-E. ἡ κόκκος scil. βαφική. Von Hesychios sind ἴλαξ, σιλός, σμῖλος und σπῖδος mit πρῖνος identifiziert und ἴλαξ als römisch (nämlich = ilex) und makedonisch bezeichnet (vgl. auch δίλαξ). Außerdem sind von ihm als δρῦς erklärt ἀρχωνίδας, ἄρσπακες (δρύες ἐπικεκομμέναι), ἄσκρα (δρῦς ἄκαρπος), φῖναξ (bei den Eleern φῖλαξ), δάρυλλος (ἡ δρῦς ὑπὸ Μακεδόνων), βδαροί (δρύες, δένδρα) und χερωίς (εἶδος δρυός).
1. Δρῦς, ἡ
a) Allgemeines.
Das Wort bezeichnet vorwiegend verschiedene laubwechselnde E., wohl erst in nachchristlicher Zeit auch überhaupt jede E. (vgl. jedoch Paus. II 10, 6). Das Wort führt Herm. Osthoff (Etymol. Parerga I, 1901, 136. 148) auf die indog. Grundform *dereu- und *drū- mit dem Eigenschaftsbegriff des Harten, Starken, Festen, zurück. Nach ihm (172ff.) hat man sich auch, besonders da gewöhnlich die allgemeinere Bezeichnung aus der speziellen, nicht umgekehrt, hervorgehe, bei der für *dereu und δρῦς gegebenen Wahl zwischen ‚Eiche‘ und ‚Baum‘ für die erstere als die ursprüngliche Geltung des Wortes zu entscheiden (anders Schrader Reall. 164). Das gall. Druida hatte schon Plinius (XVI 249) auf δρῦς zurückführen wollen. Nach W. Stokes (Urkelt. Sprachschatz übers. von Bezzenberger 1894, 157) ist die Etymologie dieses Wortes ganz unsicher, obwohl er mit δρῦς eine keltische Grundform *dervâ = E. zusammenstellt (147). Das Wort δένδρον = Baum ist nicht, wie man meist annimmt, durch Reduplikation von δρῦς hervorgegangen, sondern vermutlich hat sich mit einem *δρεϝον ,Baum‘ = got. triu ein begriffsverwandtes Wort von anderer etymologischer Herkunft, welches den Bestandteil δεν- lieferte, verschmolzen und zwar etwa zu einem alten *δενδο-δρεϝο-ν, einer Wortkomposition mit tautologischem oder doch solchem Verhältnis der beiden Glieder, daß das vordere denselben Begriff kollektivisch vertrat, der im zweiten Bestandteil als Einzelding ausgedrückt war (Osthoff a. a. O. 143f.). Die späteren Altertumsforscher und Lexikographen der Griechen behaupten vielfach, daß man mit δρῦς jeden Baum (Schol. Ar. eq. 675; av. 480. Hesych. Etym. M. 288, 21. 49. Suid. s. δρύινος. Eustath. Od. XIX 163 p. 1859, 21. Etym. Gudian. s. δρυμός) oder jeden der E. ähnlichen Baum (Eustath. Il. VI 169 p. 633, 36) bezeichnet habe, weil die E. älter als die anderen Bäume sei (Ariston. zu Hom. Il. XI 86. Etym. M. 288, 28; vgl. unten h) oder der bedeutendste (Pausanias bei Eustath. Od. XII 357 p. 726, 6; vgl. Schol. Hes. op. 230). In der Tat hat das Wort in mehreren Zusammensetzungen und Ableitungen offenbar diese allgemeine Bedeutung, so in δρυπετεῖς ἐλαῖαι, von selbst [2015] abfallende, eigentlich vom Baume fallende, Oliven (Chionides bei Athen. IV 137 e. Theophr. h. pl. IV 14, 10; c. pl. II 8, 2. VI 8, 4. Schol. Od. XIV 12), ἀκρόδρυα, besonders Früchte mit holziger Schale (Athen. II 52 a. Geop. X 74, 2; vgl. Schol. Ar. eq. 675), δρύκαρπα (Lycophr. 83. Pausanias bei Eustath. Od. XII 357 p. 1726, 6. Eustath. Il. V 693 p. 594, 34. Cramer anecd. Paris. III 213), δρυτόμος und δρυτομικός (Plat. polit. 288 d), δρύφακτον (Theophr. h. pl. IV 4, 4), δρυκολάπτης (vgl. unten f) u. s. w. Die χαμαίδρυς, deren kleine Blätter denen der δρῦς ähneln sollten (Theophr. h. pl. IX 9, 5. Diosc. III 102; vgl. Ps.-Apul. 25; nach Plin. XXIV 130 der quercus), war wohl Teucrium chamaedrys L. mit grob gekerbten Blättern, deren italienische (calamandrea, camedrio, querciola), französische (germandrée, petit-chêne) sowie deutsche Namen (Gamander) auf den griechischen zurückgehen, so daß hier δρῦς nicht die allgemeine Bedeutung Baum hat. Bei δρυμός ist es schwer zu entscheiden, wo es einen E.-Wald oder Wald überhaupt bedeute, und so kann auch das Epitheton der Artemis δρυμονίη (Orph. h. 36, 12) waldliebend bedeuten. Die Dryaden und Hamadryaden sollten entweder vorwiegend (Paus. X 32, 9) oder lediglich nur Bewohnerinnen der E. sein (Prob. zu Verg. Georg. I 11; vgl. Schol. Apoll. Rhod. II 477); doch waren viele Hamadryaden nach andern Bäumen benannt (vgl. Murr Mythol. 292), auch gab es solche Nymphen mit dem Namen Μελίη, eigentlich Esche, deren Baum δρῦς genannt wird (Callim. h. in Del. 81. Nonn. XVI 245). In allen genannten Fällen kann aber der Name der E. auch nur als der Repräsentantin der Laubhölzer gebraucht sein, wie dies der Fall ist, wo die δρῦς neben der ἐλάτη, der Tanne, als der Repräsentantin der Nadelbäume erscheint (Hom. hymn. in Ven. 264. Eur. Phoen. 1515. Porphyr. abstin. I 6). Selbst wenn es von Lynkeus heißt, daß er durch Fels und διὰ δρνός habe sehen können (Plut. de inim. util. 3; de commun. notit. 44, 5), oder daß Orpheus Felsen und δρύας (Antip. Sid. Anth. Pal. VII 8, 1 und bei Suid. s. δρῦς) oder φηγούς (Apoll. Rhod. I 28) versetzt habe, ist an E. zu denken. Trotz alledem müßte man die von Herakles zum Opferfeuer angezündete fette (harzige) δρῦς (Soph. Trach. 766) als Kiefer oder Pinie und die δρῦς in der Höhle des Polyphem (Eur. Cycl. 615), weil sie vorher ἐλαία (455) genannt ist, als Ölbaum auffassen, falls hierin nicht eine ungewöhnliche dichterische Licenz oder Unachtsamkeit zu erblicken ist. Sophokles nämlich läßt in demselben Drama (Trach. 1195) den Herakles sich auf dem Gipfel der Oite, wo freilich in einer Höhe von 2152 m. in Wahrheit keine E. mehr wachsen kann, auf einem Scheiterhaufen von tiefwurzelnder δρῦς und wildem Ölbaum verbrennen, so daß hier die δρῦς als E. aufzufassen ist (vgl. auch Callim. h. in Dian. 159), wie denn auch Seneca (Herc. Oet. 1643) diesen Scheiterhaufen aus pinus, robur tenax, brevior ilex und populea silva bestehen läßt; Euripides (Cycl. 615) aber nennt den Zweig seiner δρῦς unsäglich groß und läßt den Polyphem Kloben ὑφηλῆς δρυός anzünden (vgl. 383), was doch wieder kaum auf einen Ölbaum paßt. Galenos läßt zwar sowohl die καστανέαι genannten und wohlschmeckenden als auch die [2016] länglichen, mehr zur Nahrung der Schweine als der Menschen geeigneten βάλανοι auf δρύες im Gegensatz zu den φοίνικες, den Datteln, wachsen (VI 775ff.), unterscheidet dann aber gleich wieder die ἄκυλοι als βάλανοι τῶν πρίνων (VI 778), die βάλανοι τῶν δρυῶν und die καστάνια (VI 780).
b) Die δρῦς des Theophrast.
Bei diesem läßt sich mit Sicherheit nachweisen, dass er δρῦς als Collectivname für mehrere E., und zwar laubwechselnde, gebraucht. Ganz besonders auf E. und zwar zunächst auf alle passen seine Worte, daß die Galläpfel allein bei der δρῦς sich fänden (h. pl. I 2, 2; ebenso Diosc. I 146), daß alle Arten der δρῦς solche trügen (ebd. III 8, 6; vgl. Plin. XVI 26), deren Aussehen verschieden sein könne (ebd. 7, 4; vom robur Plin. XVI 28); ferner ein von manchen πῖλος, d. h. Filz, genanntes wolliges, weiches, um einen härteren Kern gewachsenes Kügelchen, dessen man sich zu Dochten bediene, denn es brenne, wie auch der schwarze Gallapfel, gut (ebd.), womit nach Fée (Commentaires sur la botanique de Pline 1833 I 295) der durch den Stich der Cynips fungosa hervorgebrachte schwammige Gallapfel gemeint ist; ferner ein anderes Kügelchen mit einem Schopfe, welches sonst ohne Nutzen sei, aber sich im Frühjahr mit einem Safte färbe, der dem Gefühl und Geschmack nach honigartig sei (ebd.), womit vielleicht die bei Quercus infectoria Oliv. und Quercus aegilops L., die ihre Blätter bis kurz vor dem Erscheinen der neuen behalten, auch bei der immergrünen Quercus coccifera L. vorkommende und zu Körnern verhärtete Manna gemeint sein kann; in den Zweigwinkeln entwickle sich ein anderes Kügelchen, das ungestielt oder mit hohlem Stiele, eigenartig und bunt sei, sofern es weißliche oder schwarz gesprenkelte hervorstehende Näbelchen habe, in der Mitte aber scharlachrot und glänzend sei, und dessen Inneres schwarz und angefault sei (ebd. 5. Plin. ebd. 29), womit der durch die Cynips quercus baccarum hervorgerufene Gallapfel gemeint ist (Fée ebd. 296); selten wachse aus der δρῦς ein bimsteinartiges Steinchen (ebd.), d. h. der Gallapfel der Cynips radicum; noch seltener sei ein blattartig zusammengedrücktes und längliches Kügelchen (ebd.), d. h. ein von Raupen aus zusammengewickelten Blättern gebildetes; an der Rippe des Blattes wachse ein weißes, durchsichtiges und, so lange es zart sei, wässeriges Kügelchen, welches bisweilen (vielmehr immer) Würmer (Larven) in sich berge und reifend sich nach Art eines kleinen und glatten Gallapfels verhärte (ebd.), also auch ein Gallapfel; die an den Wurzeln und in ihrer Nähe wachsenden Schwämme (besonders Löcherschwämme, wie etwa Polyporus dryadeus Fries. P. frondosus Fries und P. umbellatus Fries; auch eßbare Pilze, vgl. u. II 1 e. Plin. XVI 31 über quercus) und die ἰξία fänden sich auch bei andern Bäumen (ebd. 6; vgl. Theophr. c. pl. II 17, 1. Plin. ebd.), wobei zu bemerken, daß unter ἰξία nicht die Mistel, Viscum album L., welche in Griechenland nur auf der Edeltanne vorkommt, sondern die auf E. und Kastanien schmarotzende und in Italien visco quercino genannte Riemenblume, Loranthus europaeus L., zu verstehen ist, deren Beeren im Süden zu Vogelleim benützt werden; die meisten Erzeugnisse außer der Frucht bringe die δρῦς hervor (Theophr. h. pl. III 7, 4. 6). besonders [2017] falls sie, wie Hesiodos (op. 233, wo aber nur gesagt ist, dass die δρῦς außer Eicheln auch Bienen trage, d. h. nach dem Schol. großziehe) behaupte, auch Honig und Bienen erzeuge, und in der Tat scheine auch der aus der Luft kommende honigartige Saft sich hauptsächlich auf ihr niederzuschlagen (ebd. 6 und Plin. ebd. vom robur), wozu die Artikel Biene Bd. III S. 438, 60ff. und Bienenzucht ebd. S. 450, 36. sowie das am Schlusse von b und II 1 b Bemerkte zu vergleichen ist; auch sage man, daß die Asche der δρῦς Potasche enthalte (ebd. und Plin. ebd.), wobei zu bemerken, daß die Asche der E. sich nicht gerade durch Gehalt an Potasche auszeichnet. Hier ist die Bemerkung anzuschließen, daß die δρῦς sowie verschiedene andere, darunter auch Nadelbäume, die κάχρυς trage, welche bei ihr vor dem Ausschlagen vor Beginn des Frühlings erscheine und gleichsam eine blattartige, zwischen der ersten Anschwellung und der Blattentfaltung selbst fallende Geburt sei (Theophr. h. pl. III 5, 5. Plin. XVI 30 vom robur), womit wohl nur die angeschwollene Baumknospe gemeint ist. Wohl nur auf die laubwechselnden E. ist die Bemerkung anwendbar, daß die δρῦς zu den Bäumen gehöre, welche dreimal im Jahre trieben und die Rinde wechselten, zuerst im Thargelion (Mai), dann im Skirophorion (Juni), während sie zugleich sowohl die weißen als die schwarzen Galläpfel hervorbringe, und das drittemal im Hekatombaion (Juli), worauf das Wachstum nur noch in die Dicke erfolge (h. pl. III 5, 1. 2; vgl. Plin. XVI 27 und vom robur ebd. 100). Ebenso, daß die Wurzeln zahlreich und lang, eher kernig als faserig, tiefgehend (h. pl. I 6, 3. 4; vom robur Plin. ebd. 127. 129), aber nicht so tief wie die der Edeltanne (ebd. III 6, 5) seien. Daß er nur die laubwechselnden E. mit δρῦς bezeichnet, geht deutlich aus seiner Angabe hervor, daß die δρῦς bei Sybaris immergrün sei (h. pl. I 9, 5. III 3, 3; vgl. über diese quercus Varro r. r. I 7, 6. Plin. XVI 81), weshalb auch weder sie selbst, noch eine ihrer von ihm erwähnten Arten unter den von ihm aufgezählten immergrünen Bäumen zu finden ist (ebd. I 9, 3. III 3, 3). Diesen Gesichtspunkt wird man im Auge behalten müssen, wo er von den verschiedenen Arten der δρῦς spricht. Die Bewohner des Gebirges Ida unterschieden nämlich nach ihm (h. pl. III 8, 2) fünf Arten derselben: ἡμερίς, αἰγίλωψ, πλατύφυλλος, φηγός und ἀλίφλοιος, welche von einigen auch εὐθύφλοιος genannt werde. Da er diese näher beschreibt, und sich auch sonst an diese Nomenclatur im allgemeinen gehalten zu haben scheint, ist es wichtig, festzustellen, ob er die Ida der Troas oder Kretas gemeint habe. Das erstere ist schon deshalb wahrscheinlicher, weil sowohl Eresos, seine Heimat, als Athen, wo er 25 Jahre als Vorsteher der peripatetischen Schule gewirkt hat, der Troas näher liegt als Kreta. Dann läßt er den alexandrinischen Lorbeer an der Ida wachsen (h. pl. III 17, 4. Plin. XV 131), und zwar in Gemeinschaft mit einem gewissen Feigenbaume, von dem Athenaios (III 77 b) sagt, daß Theophrast ihn auf der troischen Ida wachsen lasse (vgl. auch Sprengel). Ferner nennt er (ebd. 6) die Heidelbeere, Vaccinium myrtillus L., idaeische Rebe, welche auf Kreta nicht beobachtet ist (vgl. Sprengel [2018] und Koch 139; letzterer spricht allerdings hier und bezüglich der E. ohne weiteres von Kreta). Von Plinius (XVI 48. 62) wird die Ida des Theophrast (h. pl. III 9, 5. 10, 2) als die der Troas verstanden (vgl. Art. Fraxinus I). Auch bei Galenos (VI 778) ist das Gebirge Ida das troische, da die Λευκῆναι βάλανοι genannten Kastanien nach ihm dort bei der Stadt Λεῦκαι wuchsen. Nach P. Ascherson (bei H. Schliemann Ilios 1881, 811) finden sich nun in der heutigen Troas: 1) Quercus pedunculata Ehrh. in der unteren Region der Ida; 2) Quercus sessiliflora Sm. ebenda und var. pubescens Boiss. in der Ebene bei Kum Kioi; 3) Quercus lusitanica Lam. var. genuina Boiss. = Quercus infectoria Oliv. nur strauchartig; 4) Quercus ilex hier und da; 5) Quercus coccifera L. in der vorderen Troas häufig, doch nur strauchartig; 6) Quercus cerris L. in den Vorbergen der Ida und am oberen Skamander; 7) Quercus aegilops L., sehr verbreitet; sparsam auf Tenedos; hieher gehören auch die Varietäten Quercus troiana Webb und Quercus Libani Tchh.; der Baum heißt griechisch βελανίδι. Dagegen fand A. Balducci (Risultati botan. del viaggio compiuto in Creta, Genova 1895, 92ff.) auf der kretischen Ida nur 1) Quercus sessiliflora Sm. var. brachyphylla A. DC.; 2) Quercus coccifera L. var. genuina Boiss.; 3) Quercus coccifera L. var. calliprinos Boiss. (= Quercus calliprinos Webb) und 4) Quereus aegilops L. var. macrolepis Ky.; doch hält er letztere nicht für einheimisch in Kreta (p. 24. 94). Für die attische Ebene bis ca. 2000 Fuss Meereshöhe gibt v. Heldreich (bei A. Mommsen Griech. Jahreszeiten 1877, 508f.) Quercus Dalechampii Ten., Quercus macrolepis Ky. und die immergrünen Quercus ilex L., Quercus coccifera L. und Quercus calliprinos Webb an, wozu wohl noch nach demselben (bei Boissier 1165) Quercus pubescens W. hinzukommt. In Makedonien unterschied man nach Theophrast (h. pl. III 8, 7) nur vier Arten der δρῦς: die ἐτυμόδρυς, πλατύφυλλος, φηγός und ἄσπρις. Heute finden sich dort: Quercus aegilops L., Quercus macedonica A. DC., Quercus pedunculata Ehrh., Quercus sessiliflora Sm. var. pinnatifida Boiss., Quercus cerris L. und die immergrünen Quercus ilex L. und Quercus coccifera L. Als Collectivname scheint er das Wort auch gebraucht zu haben, wenn er sagt, daß die δρῦς und Διὸς βάλανος (Kastanie) ihre Früchte um den Frühuntergang der Pleiaden (9.–14. Nov.), die πρῖνος nach demselben und die ἀρία zu Beginn des Winters reife (h. pl. III 4, 4). Doch an andern Stellen schließt er die φηγός aus, da sie beide in Makedonien vorkämen, die δρῦς auch in der Ebene, die φηγός wie πρῖνος aber nur im Gebirge (III 3, 1; vgl. robur und ilex bei Plin. XVI 73. 74), die φηγός noch schneller als die schon zu den schnellwachsenden (wohl richtiger nach Artemid. IV 11 zu den langsam wachsenden) Bäumen gehörende δρῦς wachse (III 6, 1), letztere früher als jene ausschlage (III 4, 2), das Holz der δρῦς später als das der φηγός gefällt werde und überhaupt von allen Hölzern am spätesten, gegen den Winter, dann aber mit Ausnahme der ἀλίφλοιος dem Wurmfraß und der Fäulnis widerstehe und so hart wie Horn werde (V 1, 2; vom robur Plin. XVI 189; vgl. Ps.-Arist. [2019] hist. an. IX 207). Ja von dem Begriff der δρῦς sind jedenfalls die in Griechenland häufigsten Arten, Quercus aegilops L. und Quercus Dalechampii Ten., ausgeschlossen, wenn er sagt, daß die δρῦς Kälte vertrage und in kalten Gegenden vorkomme (IV 5, 1), und besonders auf Quercus pedunculata Ehrh. muß die Angabe bezogen werden, daß, wo die von Natur nicht so hoch und gerade wachsenden δρῦς von andern Bäumen gegen den Wind geschützt würden, sie glatt (?), gerade und fast so hoch wie die Edeltanne würden, was besonders am thrakischen Haimos der Fall sein solle (c. pl. II 9, 2), und daß sie bei Pantikapaion, auf der heutigen Krim, zu den dort wild wachsenden Bäumen gehöre (h. pl. IV 5, 3). Trotz dieser Willkür im Ausdruck muß man doch annehmen, daß er mit δρῦς teils alle teils einzelne laubwechselnde E. besonders mit Ausschluß der φηγός bezeichnet habe. Sehr unklar ist die Bemerkung, daß das Blatt der δρῦς wie das der Ulme und Haselnuß Einschnitte und wie das der πρῖνος Stacheln an der Spitze und am Rande habe (h. pl. I 10, 6), da andererseits behauptet wird, daß das Blatt des πρῖνος dem der δρῦς ähnlich, aber kleiner und etwas stachelig sei (III 16, 1). Daher gibt auch Plinius (XVI 90) dem robur (= δρῦς) ein buchtiges Blatt. Bei der Beschreibung des Holzes der δρῦς als eines fleischigen (I 5, 3), d. h. festen und nach allen Richtungen teilbaren (vgl. I 2, 6), besonders harten (V 3, 3. 4. 1; vgl. Plin. XVI 186 vom robur), dichten (V 9, 1), von allen Hölzern wie auch das der ἀρια am schwersten zu bearbeitenden (V 5, 1), sehr schweren (V 4, 1), so daß der der Wurzel nächste Teil im Meerwasser untersinke (V 4, 8; vgl. Plin. XVI 204 vom suber), ebensowenig wie das der ἀρία faulenden (V 4, 2; vgl. Plin. XVI 212 über robur und das unpassend für ἀρία gesetzte suber) kann vielleicht auch die φηγός ausgeschlossen sein. Wenig bezeichnend ist, daß nach Theophrast das Kernholz hart und ganz besonders dunkel gefärbt (I 6, 1. 2) und dicht sei (V 3, 1), weshalb es auch μελάνδρυον heiße (ebd.; vgl. Plin. XVI 204 vom robur und μέλαν δρυός bei Hom. Od. XIV 12, dazu Hesych., Eustath. Od. 1748, 56, auch Corp. gloss. lat. III 192, 18: melandrus = robur), wenn sich auch bei der E. mehr als bei den meisten anderen Bäumen das Kernholz durch eine dunklere Farbe vor dem Splint auszeichnet; ferner daß die Rinde aus Fasern, Flüssigkeit und Fleisch (d. h. Zellgewebe) bestehe (I 2, 7); unter dieser, sowie der des Feigenbaums sich eine süße Flüssigkeit befinde, aus welcher Holzmaden entständen (IV 14, 10); ihr wie der der πρῖνος ein Stück weggenommen werden könne, ohne daß sie bald darunter leide (IV 15, 2. 3, sogar mit dem Erfolge, daß der Splint schneller in Kernholz übergeht); die δρῦς trotz ihrer großen Fruchtbarkeit sehr alt werde (c. pl. II 11. 10; glandiferae arbores bei Plin. XVI 117); auf ihre Blätter, weil sie dicht und etwas feucht seien, Honig aus der Luft falle und die Biene eine gewisse Verwandtschaft mit ihr habe (frg. 190; vom robur Plin. XVI 31; vgl. o.); daß man sich darüber streite, ob die δρῦς blühe (vgl. Ps.-Aristot. de plantis 819 b 31) oder ihr Blütenkätzchen, βρύον, der Frühfeige vergleichbar sei (h. pl. III 3, 8), der Blattstiel auch aus dem Stamme komme [2020] (I 10, 7; vom robur Plin. XVI 91), und ob sie nur aus Samen oder wenn auch langsam auch aus der Wurzel oder einem Stück des Stammes gezogen werden könne (II 2, 3), da es sich wenigstens bei der um Pyrrha wachsenden δρῦς (wohl besonders Quercus pubescens W. oder Quercus farnetto Ten.) gezeigt habe, daß sie aus Samen gezogen degeneriere (ebd. 6).
c) Die δρῦς bei andern Schriftstellern.
Gehen wir weiter in der Zeit zurück, so tritt uns die δρῦς immer als laubwechselnde E. entgegen. So verlangt Xenophon (cyn. 9, 13), daß der an die Schlinge der Fußfalle für das Wild zu befestigende Pflock aus der δρῦς oder der (immergrünen) πρῖνος; Hesiod (op. 429. 436), daß das Scharholz des Pfluges aus der δρῦς, die Sterze aus der πρῖνος gemacht sein solle. Bei den Hippokratikern finden wir einmal die δρῦς (II 868 K.), deren Blätter mit Öl und Honig zum Räuchern bei Hysterie gebraucht werden, dreimal den πρῖνος (III 317. 321. 325) und einmal die φηγός, aber als genießbare Eichel (I 690), erwähnt. Groß oder hochwipfelig wird die δρῦς genannt, welche Zeus mit seinem Blitze trifft (Hesiod. scut. 421, Ar. Nub. 402. Lucian. Iupp. conf. 16; vgl. auch ἁλίφλοιος und II 1 a), welche herabstürzende Felsen zerbrechen (Hesiod. ebd. 376), der Boreas umstürzt (Hesiod. op. 509), und welche eine bewunderungswürdige Gestalt hat (Pind. Pyth. IV 264). Die δρῦς gewährt den Menschen in den Bergen Nahrung, βάλανοι (Hesiod. op. 232), nicht ἄκυλοι, die Eicheln der πρῖνος (s. I 9 b). Der dem Zeus heilige Baum in Dodona wird sowohl φηγός als δρῦς genannt (Soph. Trach. 171. I 168) oder blos δρῦς (Aesch. Prom. 832. Plat. Phaedr. 275 b. Dion. Hal. I 14. Philoxenos bei Steph. Byz. s. Δωδώνη, Paus. VIII 23, 5. Schol. Hom. Il. XVI 233) oder bloß φηγός (Hesiod. bei Strab. VII 327 und bei Schol. Soph. Trach. I 167. Herodot. II 55. Apoll. Rhod. I 527. IV 583. Kineas, Euphorion und Zenodotos bei Steph. Byz. a. a. O. Paus. I 17, 5. Apollod. I 9, 16; zum Teil ergänzt CIG 4721). Der Komiker Eupolis (bei Plut. symp. IV 1, 3. Macrob. Sat. VII 5, 9) führt neben einer Menge anderer Pflanzen, von deren Trieben sich die Ziegen nährten, auch die πρῖνος, ἀλία δρῦς und φηγός an, aber die Lesart ἀλία δρῦς ist sehr verdächtig: denn die im Meere wachsende θαλασσία δρῦς (s. i) kann natürlich damit nicht gemeint sein; auch die Identificierung mit ἀλίφλοιος hat wenig für sich, weshalb möglicherweise ἀλίαν durch ἀρίαν zu ersetzen ist, so daß hier die δρῦς sowohl von πρῖνος als φηγός und ἀρία unterschieden und unter letzterer Quercus ilex L. (vgl. 13 und über die ilex Col. IX 4, 2) zu verstehen wäre. Als hoch gegipfelt wird die δρῦς des Zeus in Dodona geschildert, welche Odysseus wegen seiner Rückkehr nach Ithaka befragte (Hom. Od. XIV 328. XIX 297; vgl. δρυός ὑψικόμοιο bei Hesych.). Mit demselben Epitheton werden die δρύες bezeichnet, mit welchen Polypoites und Leonteus verglichen werden und welche mit ihren großen sich weithin ausstreckenden Wurzeln auf den Bergen dem Sturm und Regen trotzen (Il. XII 132), welche der Orkan durchbraust, dem das Kampfgetöse vergleichbar ist (ebd. XIV 398), welche auf der Ida für den Scheiterhaufen des Patroklos mit lautem Gekrach gefällt werden [2021] (ebd. XXIII 118), mit deren zarten Blättern statt der mangelnden Gerste die Gefährten des Odysseus beim Opfer die Schlachtrinder des Helios und den Altar bestreuten (Od. XII 357) und welche sich neben den hochstämmigen Kiefern auf der Insel des Polyphemos befanden (ebd. IX 186). Dann wird Aias mit einem Gebirgsstrome verglichen, der im Herbste angeschwollen, viele dürre δρύες und viele Kiefern ins Meer treibt (Il. XI 494); Hektor, von Aias Speer getroffen, stürzt wie eine vom Blitz entwurzelte δρῦς nieder (ebd. XIV 414); der gewaltige Asios sinkt um wie eine δρῦς (ebd. XIII 389). Von ihrem Holz, das im Regen nicht vermodert, ist der von Achill bei den Leichenspielen zu Ehren des Patroklos zum Ziel der Rennwagen bestimmte Pfahl, der ein Denkmal eines längst verstorbenen Mannes oder ein von vorigen Menschen errichtetes Rennziel gewesen sein mag (ebd. XXIII 328), von demselben Holze die (gewiß vielbetretene) Türschwelle der Vorratskammer des Odysseus (Od. XXI 43) und ein Scheit, mit dem Eumaios (wohl um es mit wuchtigem Hieb sofort zu töten) ein Schwein erschlägt und welches dabei spaltet (ebd. XIV 425). Das Gehege der Schweine hat Eumaios mit Pfählen vom Kernholz der δρῦς umgeben (ebd. XIV 12). Das hier stehende τὸ μέλαν δρυός ist zwar in den Scholien zum Teil abweichend erklärt, ist aber nach den über das Kernholz der δρῦς handelnden und erwähnten Worten des Theophrast (s. b) sicher als E.-Kernholz aufzufassen. Unter einer (schattigen) δρῦς wird das Mahl für die Schnitter bereitet (Il. XVIII 558). Über die bei Homer vorkommenden Sprichwörter s. g. In der Zeit nach Theophrast finden wir bei Theokrit, wie ein sicilischer Hirte die δρύες einer Gegend wegen ihrer Höhe preist (8, 46; etwa Quercus pedunculata Ehrh.), ein anderer am Aetna seine Speise mit δρύινον πῦρ kocht (9, 19) und Bakchantinnen auf dem Kithairon wilde Blätter der dichtbelaubten δρῦς pflücken (26, 3). Diese dient bei Kallimachos (h. in Dian. 192) einer Nymphe zum Versteck vor Minos, ist aber hier dem Vorkommen nach eher als Quercus sessiliflora Sm. var. brachyphylla A. DC. oder Quercus pubescens W. denn als Q. aegilops L. zu deuten; derselbe spricht von δρύες auf dem (dem Zeus heiligen) Gebirge Dikte im Osten Kretas (epigr. 22, 3). Apoll. Rhod. sagt an einer Stelle (II 1270), daß in Kolchis das goldene Vlies in einem Haine des Ares auf den dichtbelaubten Zweigen einer δρῦς, an einer andern (II 405; vgl. Philostr. min. 12), daß es am Gipfel einer φηγός in einem Hain des Ares ausgebreitet gewesen sei (quercus bei Val. Flacc. V 250), wobei man zunächst wohl an Quercus sessiliflora Sm. oder Quercus pubescens W. oder noch passender an die niedrige Quercus armeniaca Ky. denken könnte. Derselbe erzählt, daß der Vater des Paraibios in Thrakien am Schwarzen Meer trotz der Bitten der mit dem Baume gleichaltrigen Hamadryade eine vieljährige δρῦς gefällt habe und deshalb er und sein Sohn von Unglück verfolgt worden seien (II 479), was man am besten auf die sehr gewöhnlich über 400 Jahre alt werdende und auch in Thrakien vorkommende Quercus sessiliflora Sm. beziehen kann. Von Nikandros (alex. 261) sind δρῦς und φηγός unterschieden, deren Blätter und Eicheln [2022] in Milch getrunken, gegen das Gift von Colchicum autumnale L. wirksam sein sollten (ebenso δρυὸς ἢ φηγοῦ ἢ πρίνου φύλλα bei Ps.-Diosc. parab. II 148; vgl. alex. 5), wobei der Scholiast, aber offenbar ohne Grund, es für möglich hält, daß jener die πρῖνος mit φηγός bezeichnet habe. Auch unterscheidet er (bei Athen. II 60 f) δρῦς und πρῖνος. Noch Zonas Sard. (Anth. Pal. IX 312), ein Zeitgenosse des Mithridates, unterscheidet δρῦς und πρῖνος, diese könne man umhauen, jene als die Mutter der Eicheln und nach der Vorstellung der Vorfahren auch einstige Mutter der Menschen, solle man schonen. Bei Antiphilos Byzantios (ebd. 71) gewähren die hoch in der Luft befindlichen und reichbelaubten Zweige einer hohen δρῦς Schutz vor den Gluten der Sonne. Nach Diodor (IV 84) befand sich auf den bis gegen das südliche Vorgebirge Siciliens sich erstreckenden heraeischen Bergen eine Menge großer δρῦς, deren Früchte doppelt so groß waren, als die anderer Länder; sie werden wohl zu der immergrünen Art Quercus pseudosuber Santi gehört haben, deren auffallend große eiförmige Eicheln bisweilen 6 cm. lang werden. Mit einer sonst nicht nachweisbaren Benennung, nämlich δρυοβάλανος, bezeichnet Strabon (III 155) die spanische E. mit eßbaren Früchten (vgl. IV 2), d. h. offenbar die immergrüne Quercus ballota Desf. Von Plutarch (Cor. 3; vgl. quaest. rom. 92) wird mit Bezug auf die Ehrung des Coriolanus in Latium, mit einem Eichenkranze, bemerkt, daß auf Feldzügen das Laub der δρῦς überall zu haben sei, sie von den wildwachsenden Bäumen die schönsten Früchte, von den zahmen das härteste Holz habe; auch gewähre sie eine Speise, die Eichel, und ein Getränk, den Met (wohl sofern in ihrem Stamme Bienen leben); ferner liefere sie Braten der meisten Tiere, die von ihren Eicheln lebten, und von vielerlei Vögeln durch das Fangmittel, den ἰξός (Loranthus europaeus L.). Nach Pausanias (VIII 54, 5) fanden sich an der Straße von Tegea in Arkadien nach Argos viele δρῦς und (VIII 12, 1) unterschieden die Arkader drei Arten derselben: die πλατύφυλλος, die φηγός und eine dritte Art, deren Rinde von andern φελλός genannt werde. Dem Dioskurides ist nicht nur φηγός, sondern auch πρῖνος eine Art der δρῦς (I 144), und die kilikische Kermesbeere wächst auf δρύες (IV 48), d. h. auf der immergrünen Quercus coccifera L.; dagegen sollen die βάλανοι πρίνιναι astringierender und trocknender sein als die δρύιναι (I 143). In den unter seinem Namen gehenden Schriften de parabilibus (ΙΙ 139) und de alexipharmacis (20) werden die Rinde von δρῦς und die Blätter von φηγός und πρίνος gegen Pfeilgift, in jener (II 148) ein Decoct der Blätter aller drei, in dieser (5) nur der δρῦς und ihrer Eicheln gegen Colchicum autumnale L. empfohlen. Galenos (VI 619) führt unter den wildwachsenden Bäumen φηγός, δρῦς und πρῖνος auf. Nach ihm (XI 865f.) und andern Ärzten (Orib. eup. II 1, 4 § 16. Aët. I s. δρῦς; vgl. Paul. Aeg. VII 3 s. πρῖνος) haben alle Teile der δρῦς astringierende Eigenschaften, ganz besonders aber die unter der Stammrinde befindliche und die unter dem Fruchtbecher sitzende Haut, welche die Eichel bekleidet, weshalb diese für wirksam gegen Gebärmutterfluß, Blutspeien, Dysenterie und chronischen Bauchfluß [2023] gehalten und besonders in gekochtem Zustande angewandt werde (soweit auch Diosc. I 142 von der δρῦς); jedoch noch stärker astringierten φηγός und πρῖνος, wobei Galenos (ebd. 866) hinzufügt, daß es gleichgültig sei, ob man diese für Arten der δρῦς oder für gänzlich verschieden ansehen wolle. Doch unterscheidet er wieder unter den Eicheln die ἄκυλοι τῶν πρίνων von den βάλανοί τῶν δρυῶν (VI 778. 780). Der Scholiast zu Nic. alex. 261 wiederum sagt etwas unklar, daß zu unterscheiden seien δρῦς, φηγός und πρῖνος, obwohl sie alle drei δρύες genannt würden, und der zu Theocr. 9, 20 unterscheidet fünf Arten der δρῦς: φηγός, κεμερίς (lies ἡμερίς), ἐτυμόδρῦς, ἄλιφλος (lies ἁλίφλοιος) καὶ ἄμυλος (lies ἄκυλος), so daß er den πρῖνος, dessen Eichel ἄκυλος genannt wurde (s. πρῖνος), auch zur δρῦς rechnet. Uralt nennt Ps.-Phokylides (Schol. Nic. alex. 448) die δρῦς, in deren Höhlung sich die Biene abmüht; hochbelaubt Nonnos (XXXVII 16) die vielen δρῦς, welche in Indien zu einem Scheiterhaufen gefällt werden. In einem mittelalterlichen Glossar ist einmal δρῦς mit ilex (Corp. gloss. lat. III 428, 36), in andern (ebd. 589, 47. 610, 61) mit arbor robur geglichen.
d) Die δρῦς als Nutzpflanze.
Daß die δρῦς den Menschen Nahrung liefere, sagen mit Bezug auf ihr Zeitalter nur Hesiod (op. 232) und Strabon (III 155; vgl. jedoch c). Dagegen ist an der erwähnten Stelle von Plutarch (Cor. 3; vgl. c) wohl ebenso die Vergangenheit gemeint, wie an zwei andern Stellen desselben (symp. VII 4, 4; frg. de Daedal. Plat. 7) und vielen andern (Paus. bei Eust. Od. XII 357 p. 1726, 1. Ps.-Lucian. am. 33. Poll. I 234. Porphyr. de abst. II 5. Apollodoros beim Schol. Apoll. Rhod. 1124. Schol. Hom. Od. XIX 163. Schol. Theocr. 9, 20. Eustath. Il. V 693 p. 594, 33. VII 60 p. 664, 34ff. Etym. M. 538, 22. 791, 22. Cramer anecd. Paris. III 213), namentlich bei einigen der zu erwähnenden Sprichwörter (s. g). Doch ist hierüber noch unter 2 und IV zu sprechen. Betreffs der Verwendung des Holzes sagt Theophrast, daß es leicht rissig werde (h. pl. V 6, 1), was aber bei fast allen Hölzern der Fall sei (ebd. 6); daß, wenn es in die Erde gesteckt oder in Wasser gebracht werde, es gegen Fäulnis geschützt sei, weshalb man daraus die Schiffe auf Flüssen und Landseen baue; im Meere aber faule es, während andere Hölzer länger dauerten, da sie durch das Meerwasser gepökelt würden (h. pl. IV 4, 3; vgl. ebd. V 1, 2 von der ἀρια und φηγός, V 7, 5 von der δρῦς und Plin. XVI 218 vom robur). Zwar erklärt er an einer anderen Stelle, daß es zum Schiffsbau geeignet sei (V 7, 5), aber jedenfalls nur mit obiger Einschränkung; denn bei den Trieren sollte nach ihm (ebd. 2) nur der Kiel daraus bestehen, damit jene, aufs Trockene gezogen, vorhielten. Doch scheint dieser Mangel des Holzes wohl nur ein eingebildeter zu sein. Wenigstens sagt Strabon (IV 195), allerdings von den δρύες der Veneter, daß letztere von dem Holze derselben, woran sie Überfluß hätten, ihre Schiffe bauten und die Fugen mit Moos verstopften, damit das trockene und harzlose Holz während des Lagerns der Schiffe auf dem Lande nicht eintrockne (vgl. II 3). Dagegen ist die Bemerkung Theophrasts (h. pl. V 6, 1; vom [2024] robur Plin. XVI 222) richtig, daß es als Querbalken benutzt, nachgebe. Mit Kiefern- und Tannenholz läßt es sich nach ihm (ebd. 7, 2; robur bei Plin. XVI 226) schwer zusammenleimen. Wie viele andere Hölzer eignet es sich zum Hausbau (ebd. 4. 5); es dient zum Gebälk in Fürstenhäusern als Verbindung der Säulen (Pind. Pyth. IV 267), zum Tempelbau (Paus. VIII 10, 2), zu den Säulen eines Tempels (ebd. VI 24, 9) und in frühester Zeit zu Bildsäulen (ebd. VIII 17, 2), zu Keilholz (Aesop. 123), zu Axtstielen und wird von Bau- und Landleuten viel benutzt, weshalb die δρύες mehr als andere Bäume gefällt werden (ebd. 122), liefert Brennholz (Pind. Pyth. IV 266) und wie einige andere Hölzer die besten (?) Kohlen (Theophr. h. pl. V 9, l). Spät ist davon die Rede, daß die Fruchtbecher der δρῦς zum Färben der Gewänder benutzt würden, sofern bei Hesychios (s. δρυοβαφῆ ἱμάτια) κέλυφος den Fruchtbecher wie bei Theophr. h. pl. III 8, 3. Diosc. I 142 und den andern (bei c) erwähnten Ärzten bezeichnet, so daß Blümner (I 244, 4) wohl unrichtig darunter die E.-Rinde versteht. Diese Fruchtbecher können nur die von Quercus aegilops L., die Knoppern oder Vallonen, sein, welche zwar hauptsächlich als Gerbmaterial dienen, aber auch zum Färben, z. B. von Seidenhüten geeignet sind (vgl. u. S. 2035). Aus einigen schon erwähnten Stellen (Theophr. h. pl. II 2, 3. 6. Plut. Cor. 3) geht hervor, daß die δρῦς auch angepflanzt wurde, was besonders bei der ἡμερίς (Theophr. h. pl. III 8, 2) wahrscheinlich ist; geschehen sollte es, wo es viel regnet (Geop. II 8, 4).
e) Schmarotzende und andere Pflanzen.
Außer dem schon erwähnten (oben b und c; vgl. auch Soph. frg. bei Hesych. s. ἰξοφόρος δρῦς) auf den δρύες schmarotzenden Loranthus europaeus L. wächst nach Dioskurides (IV 186; vgl. Plin. XXVII 72, der die Pflanze richtiger auf Bäumen überhaupt wachsen läßt) auf den bemoosten Teilen alter δρύες (d. h. am untern Stamm) die der πτέρις, d. h. wohl dem Wurmfarn, Polypodium filix mas L., ähnliche, aber weit niedrigere δρυοπτερίς, wohl Polypodium dryopteris L. Über Pilze s. b). Der Efeu klammert sich gern an die δρῦς an (Eur. Hec. 398).
f) Von Vögeln.
Von Vögeln, die mit der δρῦς in Verbindung gebracht werden, ist es zunächst der Kuckuck, Cuculus canorus L., der in ihrem Laube schreit (Hesiod. op. 485). Der Eichelhäher, Garrulus glandarius L., dessen Name κίσσα oder κίττα mit dem deutschen Worte ‚Häher‘ indogermanische Verwandtschaft hat, legt, wann die Eicheln anfangen abzunehmen, sich in einem Versteck einen Vorrat davon an (Ps.-Arist. hist. an. IX 81. Theophr. c. pl. II 17, 8), übrigens eine Behauptung, die auf richtiger Beobachtung beruht. Von dem δρυοκολάπτης, worunter mehrere Spechtarten zu verstehen sind, heißt es (Ps.-Arist. ebd. 67), daß er in die δρῦς hacke, damit die Würmer und Holzkäfer aus ihnen hervorkämen, und er diese mit der Zunge auflese. Hier steht wohl nichts im Wege, δρῦς mit ,E.‘ statt ‚Baum‘ zu übersetzen (vgl. Schol. Ar. av. 480), da auch bei δρυοκολάπτης, dessen ursprüngliche Bedeutung allerdings wie das ähnliche skr. dārvāgāța für den Specht eigentlich, ‚Baumhacker‘ gewesen ist (vgl. O. Keller [2025] Tiere des class. Altert. 1887, 452, 4), wohl kaum an diese Bedeutung gedacht ist.
g) Die δρῦς im Vergleich und Sprichwort.
Zum Vergleich diente die δρῦς besonders, wie erwähnt, dem Homer (Il. XI 494. XII 132. XIII 389. XIV 398. 414). Hesiod vergleicht das Gestampfe der Rosse bei dem Kampfe zwischen Kyknos und Herakles mit dem Gekrach, unter dem sie und andere Bäume von herabstürzenden Felsen eines hohen Berges zerschmettert werden (scut. 376), und den Sturz des verwundeten Kyknos mit dem einer δρῦς (ebd. 421). Myrinos (Anth. Pal. VI 254) nennt einen alten Lüstling weiche, d. h. wohl morsche, δρῦς von Paphos, dem Lieblingsaufenthalt der Aphrodite. Wie γεράνδρυς eine alte δρῦς (Hesych. Bekk. anecd. 32, 27) und γεράνδρυον einen alten Baum (Hesych.), so bezeichnet letzteres auch ein altes Weib (Aristenaet. ep. II 1). Betreffs der Traumdeutung sagt Artemidor (II 25), daß die δρῦς wegen ihrer Eigenschaft zu nähren einen reichen oder wegen ihrer Langlebigkeit einen alten oder ausdauernden Menschen bezeichne. Im Sprichwort finden wir die δρῦς bei Homer (Od. XIX 163), wo Penelope den Odysseus über seine Abkunft mit den Worten befragt: ,Du entstammst doch nicht einer fabelhaften E. (ἀπό δρνὸς παλαιφάτου) oder dem Felsen?‘ Hierauf anspielend sagt Platon (rep. VIII 544 d), daß die Staatsverfassungen nicht aus einer E. oder einem Felsen hervorgingen, sondern aus den Sitten der Bürger, und (apol. 34 d), daß Sokrates wie Odysseus nicht von jenen, sondern von Menschen stamme. Auch Palladas und Lucilius bedienen sich dieses Sprichworts (Anth. Pal. X 55. XI 253). Die Worte werden von Didymos (Schol. Il. XXII 126; vgl. Schol. Plat. rep. a. a. O. Eustath. Il. XIV 126 p. 1262, 9) dahin erklärt, daß die Alten ein Nomadenleben geführt und keine Häuser besessen hätten, die Weiber in den Höhlungen der Felsen oder der δρύες geboren und die Kinder in diesen zurückgelassen hätten, man diese hier gefunden und in dem Glauben, daß sie dort entstanden seien, aufgezogen habe. Oder man erklärte sie natürlicher so, daß in der Urzeit die von ihren Eltern aus Dürftigkeit in den Höhlungen der E. ausgesetzten und von anderen gefundenen Kinder von diesen erzogen seien, in die Geschlechtsregister aber als ihre Mütter δρύες oder πέτραι eingetragen seien (Eustath. Od. XIX 163 p. 1859, 17ff.; vgl. auch zu Il. XIV 126 p. 1262, 9). Der Zusatz zu δρῦς, nämlich παλαίφατος, bei Homer sollte entweder ,längst geschnitten‘ bedeuten oder sich auf den Glauben beziehen, daß die Menschen in der Urzeit aus E. und Felsen entstanden seien (Etym. M. 647, 14ff.; vgl. Eustath. Od. ebd. 33). Wenn Plutarch (consol. ad uxorem 2; vgl. robur bei Cic. acad. pr. II 101) auf sich das Sprichwort anwendet, so will er sagen, daß er kein unempfindliches Gemüt habe, und in diesem Sinne ist es auch, wie wir sehen werden (II 3) von den Römern gebraucht worden, aber nach Eustathios (Il. XIV 126 p. 1262, 16) nicht von Homer. Bei diesem (Il. ΧΧΙΙ 126) findet sich auch die Redensart ἀπὸ δρυός (καὶ) ἀπὸ πέτρης ὀαριζομέναι, ein Geschwätz von der E. und dem Felsen beginnen, und bei Hesiod (theog. 35) in ähnlicher Verbindung περὶ δρῦν ἢ περὶ πέτρην. Sie soll den Sinn haben ,von alten Dingen fabeln [2026] wie von den ersten Menschen, die aus E. und Felsen entstanden sein sollen‘ (Schol. Il.; vgl. Schol. Hesiod. a. a. O.) oder ,von fern liegenden, nicht zur Sache gehörenden Dingen reden‘ (Schol. Hesiod. ebd.; vgl. Macar. III 40). Einen andern Sinn giebt Platon (Phaedr. 275 b) den Worten δρυὸς καὶ πέτρης ἀκούειν, indem er mit Bezug auf das Orakel zu Dodona sagt, daß die Vorfahren auf E. und Fels gehört hätten. Zur Zeit des Bias (s. o. Bd. III S. 386, 29ff.) erlitten nach Aristoteles (frg. 199 H.) die Priener an dem jedenfalls erst später von einer E. benannten Orte Δρῦς, in der Nähe ihrer in Karien gelegenen Stadt, eine schwere Niederlage seitens der Samier, weshalb die Weiber von Priene fortan bei wichtigen Dingen die Verwünschungs- und Schwurformel gebrauchten ὁ παρὰ τῇ δρυὶ σκότος, das Todesdunkel bei der E.; der Baum könnte eine Quercus cerris L. gewesen sein. Von Aischines erzählte Demosthenes (XVIII 259), daß er in seiner Jugend Zauberei getrieben und seine Gläubigen nach der Weihe die Worte habe sagen lassen: ἔφυγον κακόν, εὗρον ἄμεινον, ich bin dem Übel entflohen und habe Besseres gefunden. Damit sollte der Übergang von der ursprünglichen Eichelkost zur milderen Getreidenahrung angedeutet werden oder überhaupt eine Wendung zum Bessern. Denn in Athen war es bei Hochzeiten Sitte, daß ein Knabe, dessen Eltern beide noch lebten, eine Dornenkrone mit Früchten der δρῦς auf dem Haupte, einen mit Brot gefüllten Korb tragend, jene Worte sagte (Ps.-Plut. prov. I 16. Zenob. prov. III 98. Paus. bei Eustath. Od. XII 357 p. 1726, 18. Phot. lex. Suid. Apostol. prov. VIII 16; vgl. Diogen. prov. IV 74. Hesych.). Die Redensart ἅλις δρυός, d. h. genug der E. (Cic. ad Att. II 19, 1. Liban. ep. 1082), bezog sich ursprünglich auch auf diesen Übergang rücksichtlich der Nahrung und wurde in ähnlichem Sinne wie das vorige übertragen (Zenob. II 40. Diogen. I 62. Hesych. Suid. Eustath. Od. XIX 163 p. 1859, 49. Gregor. Cypr. cod. Leid. I 39. Apostol. II 42). Die Worte in der Antiope des Euripides (bei Ps. Longin. de subl. 40) πέτραν δρῦν μεταλλάσσῶν ἀεί, welche sich auf den die Dirke fortschleifenden Stier beziehen und etwa wörtlich bedeuten ,immerfort Fels und E. wechselnd‘, vergleicht Wagler (I 29) mit unsrer Redensart ,über Stock und Stein‘. Die Redensart ἄλλην δρῦν βαλάνιζε wurde zur Abwehr von aufdringlichen Personen gebraucht (Anth. Pal. XI 417. Suid. Macar. I 87. Gregor. Cypr. cod. Leid. I 5, cod. Mosq. I 25; anders, nämlich mit Bezug auf die Verbesserung der Lebenslage, Eustath. Od. XIX 163 p. 1859, 51). Das Sprichwort δρυὸς πεσούσης πᾶς ἀνὴρ ξνλεύεται, eigentlich ,wenn eine Ε. fällt, holt sich jedermann Holz‘, sollte dorisch sein (paroem. append. II 1) und entweder auf diejenigen gehen, welche etwas, was sie vorher kaum konnten, mühelos erringen (Macar. III 39), oder besagen, daß, wenn ein großer Mann falle, sich alle gegen ihn wendeten und ihn beraubten (Apostol. VI 36); damit vergleicht Wagler (ebd.) die deutschen Sprichwörter ,Ist die E. gebrochen, sammelt jeder von ihren Knochen‘ und ,Wenn die E. fällt, holt sich jeder Reisig‘. Die Redensart δρῦς φέρειν διὰ τῆς ἀγορᾶς bezog sich darauf, daß an den Panathenaien die freigelassenen Sklaven und andere [2027] Barbaren jeder einen Zweig der δρῦς über den Markt tragen mußten (Bekk. anecd. 242, 3).
h) Mythologie und Kult.
Eigentümlich ist der Glaube, daß die δρῦς die erste Pflanze gewesen sei (Ariston. zu Hom. Il. XI 86. Plut. quaest. rom. 92; frg. de Daedal. Plat. 7. Etym. M. 228, 31. 288, 28), daß die Arkader eine gewisse Verwandtschaft zu ihr hätten und als die ersten Menschen aus der Erde hervorgegangen seien (Plut. quaest. rom. 92) und daß die Menschen aus der δρῦς entstanden seien (Zonas Sard. Anth. Pal. IX 312; vgl. die Zitate bei g zu παλαίφατος und ἀπὸ δρυός καὶ ἀπὸ πέτρης ὀαριζομέναι). Die auf die δρῦς bezüglichen Sagen von Lynkeus und Orpheus sind oben (a), ebenso die von der δρῦς in Kolchis und des Paraibios (c) erwähnt. Durch die Vermittelung von Schlangen, welche Melampus in einer δρῦς bei Pylos gefunden hatte, erhielt er die Sehergabe (Apollod. I 9, 11). Er weissagte dem Philakos, daß, wenn er ein Messer, welches er vor Jahren auf der thessalischen Othrys in eine (dem Zeus) heilige δρῦς gestoßen habe, wieder aufgefunden und den Rost desselben seinem Sohne Iphiklos in Wein zu trinken gegeben haben würde, letzterer Nachkommen erhalten werde (ebd. 12). Doch nach älterem Bericht (Pherekydes beim Schol. Hom. Od. XI 287) war jener Baum eine ἄχερδος, d. h. wohl ein wilder Birnbaum. Des Kodros Sohn Neleus stellte, bevor er nach dem karischen Milet übersiedelte, eine Bildsäule der Artemis Chitone aus dem Holz einer sehr großen δρῦς mit selten schönen Früchten her, welche er auf der Rückkehr von dem Fest der Göttin im attischen Demos Chitone gefunden hatte (Schol. Callim. h. in Ιον. 77). Von einem Festgebrauche an den Panathenaien und einem solchen bei Hochzeiten, wo die δρῦς eine Rolle spielte, ist oben (g) die Rede gewesen. In dem Walde von Alalkomenai, in welchem die größten δρύες Boiotiens wuchsen, legten die Plataier vor dem Feste Daidala gekochte Fleischstücke aus und beobachteten, wann eine Krähe kommen und ein Fleischstück auf einen Baum tragen würde; aus diesem verfertigten sie ein δαίδαλον, d. h. ein Bildnis der Heroine Plataia (Paus. IX 3. 4; über die Krähe vgl. II 5). Dieser Brauch knüpfte nämlich an die Sage an, daß Zeus, um die Hera eifersüchtig zu machen, in Boiotien aus einer sehr schönen δρῦς ein Bild in Gestalt eines Mädchens geschnitten und als seine Braut Daidale (Plut. frg. de Daedal. Plat. 6) oder als seine Gattin Plataia (Paus. ebd. 1) bezeichnet habe. Über die Bedeutung des Festes Daidala handelt v. Schoeffer o. Bd. IV S. 1991, 58ff.
Von den Göttern war es vor allem Zeus, dem die δρῦς heilig war (Schol. Ar. av. 480. Eustath. Il. V 693 p. 594, 34. VII 60 p. 664, 36), namentlich der Ζεὺς Δωδωναῖος (s. c; ferner Jessen o. Bd. II S. 721, 67. Kern Bd. III S. 162, 23. 166, 2, auch Art. Dodona), aber auch der Ζεὺς Λυκαῖος (Paus. VIII 38, 4; mehr bei Wagler II 7ff.). Von der E. zu Dodona wird auch noch unten bei der E. der Römer (II 1 c) die Rede sein. Die Kelten verehrten ihren Zeus unter dem Bilde einer hohen δρῦς (Max. Tyr. VIII 8; vgl. II 3). Nach Wagler (II 11 ff.) standen noch andere Gottheiten in Beziehung zur E. Die Argonauten bekränzten sich mit dem Laube der δρῦς, als sie [2028] der Rhea opfern wollten (Apoll. Rhod. I 1124), weil sie dieser heilig war und die erste Nahrung gegeben hatte (Apollodoros beim Schol. Apoll. Rhod. ebd.), und da nach dem kleinasiatischen Adrastos, welcher zu der mit der Rhea eng verwandten Nemesis in naher Beziehung steht (O. Keller Berl. Philol. Wochenschr. 1892, 631), ein Ort am Granikos Ἀδράστου δρῦς (so liest Keller bei Hesych.) benannt war. Da der Kult der Kybele-Rhea mit dem des arkadischen Hirtengottes Pan eng verknüpft war, so finden wir an dem arkadischen Flusse Garatis eine dem Pan heilige δρῦς neben dessen Heiligtum (Paus. VIII 54, 4; vgl. S. 2036). In dem E.-Haine, δρυῶν ἄλσος, bei Phigalia in Arkadien und dem zwischen Tegea und Argos hatte Demeter Kultstätten (Paus. VIII 42, 12. 54, 5; vgl. S. 2052f.). Ob Plutarch (quaest. rom. 92) mit seiner Bemerkung, daß der E.-Kranz, δρύινος στέφανος, dem Zeus oder der Hera heilig sei, nicht vielmehr die römischen Gottheiten Iuppiter und Iuno gemeint habe, läßt Wagler (II 13, 37) dahingestellt sein. Der Beziehung der δρῦς zu Herakles ist bereits Erwähnung getan (a; vgl. S. 2036. 2052f. 2064). Die Bakchantinnen schmücken sich mit Kränzen derselben und anderer Pflanzen auf dem Kithairon (Eur. Bacch. 110. 703. Theocr. 26, 3) und bergen das Haupt dort zum Schlaf in ihre Blätter (Eur. ebd. 686). Auch die Hekate erscheint mit ihrem Laube bekränzt (Apoll. Rhod. III 1215. Sophokles beim Schol. ebd. 1214). Ein Heiligtum des Priapos lag zwischen δρύες (Theocr. epigr. 4, 1). An den in den Engpässen des Kithairon (Herod. IX 39. Thuc. III 24) und an der Straße nach Delphoi (Philostr. im. II 19, 1) gelegenen Ort Δρυὸς κεφαλαί knüpfte sich der Mythos von dem Daemonen Phorbas, dem Fürsten der Phlegyer. Er wohnt in einer δρῦς, lauert den nach dem delphischen Heiligtum Pilgernden auf und tötet diese mit Ausnahme der Greise und Kinder; ihre Köpfe aber hängt er an der δρῦς auf; doch wird er von Apollon erschlagen und die δρῦς durch einen Blitz verbrannt (Philostr. ebd. 2ff.). Hierin sehen Bötticher (137) und Wagler (II 16) den Nachklang an eine uralte Vergangenheit, in welcher der Daemonenkultus noch blutige Menschenopfer forderte. Von den Dryaden und Hamadryaden ist schon oben (a) die Rede gewesen. Diese Nymphen entstehen und sterben zugleich mit ihrer δρῦς oder ihrem Baum (Callim. h. in Del. 83. Ovid. fast. IV 232. Mnesimachos beim Schol. Apoll. Rhod. II 477. Auson. idyll. 12 de hist. 7. Prob. zu Verg. Georg. I 11. Serv. Aen. III 34. X 18; Ecl. 10, 62. Etym. M. 75, 30; vgl. Stat. Theb. VI 113. Nonn. XXII 117. Schol. Theocr. III 13), haben aber ein sehr langes Leben (Auson. idyll. 18, 8) und können Göttinnen genannt werden (Catull. 61, 23). Ihren Namen erhalten auch die Naiaden, wenn sie zugleich den das Wasser umgebenden Hain bewohnen (Prop. I 20, 12. 32. 45). Nach einer alten Sage rettete Arkas die Hamadryaden-Nymphe Chrysopeleia, welche in Gefahr war, samt der von ihr bewohnten δρῦς durch einen angeschwollenen Fluß vernichtet zu werden, dadurch, daß er den Fluß ablenkte und das Erdreich mit einem Damme befestigte, und aus ihrer Vereinigung gingen Elatos und Apheidas hervor, von [2029] denen die Arkader abstammten (Charon Lamps. nach Eumelos beim Schol. Lycophr. 480). Eine andere Nymphe geriet ebenfalls in Gefahr, mit ihrer dem Zusammensturz nahen δρῦς zu enden, als Rhoikos diese stützen ließ; da die dankbare Nymphe ihm eine Bitte gewähren wollte, erbat er sich den geschlechtlichen Umgang mit ihr, den jene auch unter der Bedingung zusagte, wenn er die Gemeinschaft mit einem andern Weibe vermeide, und eine Biene sollte beiden als Botin dienen. Als diese den Rhoikos einst beim Brettspiel antraf und dieser sie hart anließ, blendete die erzürnte Nymphe den Rhoikos (Charon Lamps. beim Schol. Apoll. Rhod. II 477. Etym. M. 75, 32). Rhoikos war aus Knidos gebürtig, das Geschehnis aber trug sich in Ninive zu (Schol. Theocr. III 13). An einer gewaltigen E. (ingens annoso robore quercus) mit einem Stammumfange von 15 Armlängen (oder Ellen?), welche in einem Hain der Ceres gelegen und mit allerhand Erinnerungszeichen geschmückt war und um welche Dryaden festliche Reigen aufführten, frevelte der Thessaler Erysichthon, indem er seinen Dienern, unter Lästerungen selbst der Ceres, befahl, sie umzuhauen. Da floß Blut aus der Rinde, und die Dryade drohte mit der Rache der ihr besonders wohlgesinnten Ceres. Als er trotzdem sein Vorhaben ausgeführt hatte, wurde er von der Ceres mit unersättlichem Hunger bestraft, der ihn dazu führte, daß er zuletzt sich selbst stückweise verzehrte (Ovid. met. VIII 741ff. Serv. ecl. 10, 62; mehr bei Bötticher 44, 182. 189. 200). Nach anderer Tradition war freilich der Baum eine αἴγειρος, d. h. Schwarzpappel (Callim. h. in Cer. 38) und der Frevler an der Ceres der thessalische König Triopas (Hyg. astr. II 14), der Vater des Erysichthon (Ovid. ebd. 751). Eine der acht Hamadryaden, welche Töchter des Oxylos und der Hamadrys waren, hieß Balanos (Pherenikos bei Athen. III 78 b). Im Apollontempel auf Delos befanden sich als Weihgeschenke zwei goldene Kränze vom Laube der δρῦς, der eine von dem spartanischen Feldherrn Lysander, der andere von L. Cornelius Scipio gestiftet (Bull. hell. VI 1882, 30, 7. 40, 101). Im Tempel zu Olympia legte der Kaiser Nero einen solchen mit drei andern goldenen Kränzen nieder (Paus, V 12. 8).
i) Tange.
Endlich nennt Theophrast (h. pl. IV 6, 7ff.) verschiedene Arten des Seetangs δρῦς. Das Blatt der einen Art sei mehr tamariskenartig und rötlich u. s. w.; die Weiber gebrauchten sie zum Färben der Wolle; einige sagten, es gebe noch eine andere See-E., δρῦς πόντια, im hohen Meere, die auch Früchte (Conceptakeln) trage, und diese Eicheln seien brauchbar; die Taucher berichteten, daß es noch andere von bedeutender Größe gebe. Die erste Art wird von Sprengel (158) und Fraas (319) für Fucus fimbriatus Desf. gehalten. Von Polybios (bei Strab. III 145. Athen. VII 302 c. Eustath. Il. XIV 399 p. 994, 45) wird berichtet, daß sich in den Tiefen des Meeres bei Lusitanien βάλανοι fänden, deren Früchte die Thunfische fräßen, so daß sie davon fett würden; diese Eicheln trieben bis nach Latium, wenn anders nicht die Insel Sardinien und deren Umgebung sie hervorbrächte. Weiteres giebt Strabon über diese βάλανος δρύινη an: sie wachse auf dem Lande (was jedenfalls ein Irrtum ist), habe [2030] große Wurzeln wie eine ausgewachsene δρῦς; nach der Reife der Frucht sei die Küste außerhalb und innerhalb der Säulen damit bedeckt; doch finde sie sich diesseits derselben allmählich immer kleiner. Diese Art hält E. Meyer (Bot. Erläuterungen zu Strabons Geographie 1852, 3ff.) für den gemeinen Blasentang, Fucus vesiculosus L.; doch könnte es wohl eher der an den Küsten Spaniens und Portugals vorkommende und jenem nahestehende Fucus axillaris J. Ag. gewesen sein. Die δρῦς θαλασσία sollte ein Mittel gegen Wahnsinn sein (Demokritos in Fabricius Bibl. gr. IV 29 p. 337). Einen dem Poseidon heiligen, wie ein Amulet mit antipathetischer Wirkung zu tragenden Seetang schildert unter dem Namen ἐναλία δρῦς ein Anonymus (Carmen de viribus herbarum 14).
2. Φηγός, ἡ
Φηγός, ἡ, = Quercus aegilops L. und die kaum als Varietät derselben zu betrachtende Quercus macrolepis Ky., mitunter auch die Eichel derselben. Diese E. weicht zwar in ihrem Habitus wenig von unsern deutschen Eichen ab, doch ist das Blatt am Ende zugespitzt und der Rand beiderseits in je 3–6 dreieckige und scharf zugespitzte mehr oder minder große Zähne geschlitzt; die ca. 4 cm lange Eichel reift erst im zweiten Jahre, die Schuppen des Fruchtbechers sind sehr viel größer als bei unsern Eicheln, abstehend und zurückgebogen. Der Baum wird ca. 15–19 m hoch und 0,6–1 m dick (Fiedler I 519). Sein Name wurde schon von den griechischen Etymologen von φαγεῖν = essen (Schol. Hom. Od. XIX 163. Eustath. ebd. p. 1859, 34. Etym. M. 791, 24. Eustath. Il. V 693 p. 594, 34. VII 60 p. 664, 46. Cramer anecd. Paris. III 213), vereinzelt von φώγειν = verbrennen, nämlich die Schalen, (Etym. M. 791, 22) abgeleitet oder mit πηγός im Sinne von εὐπαγής = gut zusammengefügt identificicrt (Schol. Theocr. 9, 20). Nach P. Kretschmer (Einl. in d. griech. Sprach. 1896, 65, 1; vgl. Schrader Reall. 116f.) ist die indogermanische Grundform *bhagos, bhagos von Hause aus ein Adjectiv, das ,zuteilend‘, besonders ,Nahrung spendend‘ bedeutet (skr. bhájati teilt zu). Nach ihm bezeichneten Inder, Iranier und Slaven damit den Gott als Spender alles Guten; die Germanen, Italiker, Hellenen und Phryger (Βαγαῖος, Name des phrygischen Zeus, von phryg. bāgā = ahd. buohha, letzteres = Buche) verwendeten das Wort für einen Baum, dessen Früchte ihnen als Nahrung dienten. Freilich ist φηγός in der griechischen Litteratur nur Substantiv, wie denn auch davon das Adjectiv φήγινος schon früh (Hom. Il. V 838) gebildet ist. Daß damit nicht wie mit lat. fagus u. s. w. die Rotbuche, Fagus silvatica L. gemeint ist, geht teils daraus hervor, daß die Griechen für diese den Namen όξύη hatten (s. Schmidt o. Bd. III S. 972, 3. 21, wo irrtümlich ὀστρύη steht), teils daraus, daß die Rotbuche heute nur in Thessalien, auf dem Pindos und in Aitolien vorkommt, während nach den Angaben der Alten die φηγός eine viel größere Verbreitung nach Süden hatte. Sehr viel schwieriger zu widerlegen ist die namentlich von Koch (45ff.) verfochtene Ansicht, daß die φηγός die Kastanie, Castanea vulgaris Lam., gewesen sei, da diese trotz der entgegengesetzten Ansicht Hehns (391f.) in Griechenland einheimisch zu sein scheint und selbst in der Peloponnes als vereinzelter [2031] Baum an vielen Stellen erscheint (Philippson 531), auch viele Angaben der Alten auf sie bezogen werden können. Namentlich behauptet Koch, daß die Eicheln ohne Ausnahme einen so widerlichen Geschmack hätten, daß sich wohl unser Gaumen kaum daran gewöhnen dürfte, speciell von Quercus aegilops seien die Früchte am schlechtesten und bittersten; er habe bei seinen mannigfachen Reisen im südöstlichen Europa und im Orient vielfach bei den Bewohnern sich nach solchen eßbaren Eicheln erkundigt, aber diese hätten auch nichts davon gewußt. Dagegen sagt Prantl (58), daß die Früchte bei Quercus ilex L. (aber wohl nur bei der Varietät Quercus ballota Desf., welche in Spanien, Nordafrica und selten in Südfrankreich vorkommt), besonders Quercus macrolepis Ky. (in Griechenland und Süditalien nach S. 57) und Quercus vallonea Ky. im Orient eßbar seien, die mitteleuropäischen Eicheln erst nach entsprechender Behandlung für den Menschen genießbar (Eichelkaffee) würden (nämlich durch gelindes Rösten im Kaffeebrenner). Von der Quercus aegilops L. (= macrolepis Ky.) sagt v. Heldreich (16): ,Die großen Eicheln sind süßer als die aller übrigen Arten – daher auch die Benennung νιζάρο γλυκύ (über die Bedeutung von νιζάρο für Quercus aegilops s. S. 2013 im Peloponnes – und werden geröstet und selbst roh vom Landvolk auch noch heute öfters gegessen; allem Anschein nach ist dies die eßbare Eichel φηγός der Alten, wie schon Fraas (252) mit Recht vermutet und auch Unger (Bot. Streifzüge auf dem Gebiete der Kulturgesch. I Nahrungspflanzen des Menschen, 25) annimmt.‘ Der Ansicht Kochs ist namentlich auch G. (Buschan (Vorgeschichtl. Botanik 1895, 101ff.) bei getreten. Daß die griechischen Autoren die φηγός zur Gattung δρῦς stellen (oder sogar, hätte er hinzufügen können, mitunter sie der δρῦς gegenüberstellen), erklärt er aus der großen Ähnlichkeit des Kastanienbaumes mit der Quercus aegilops. Ferner beruft er sich darauf, daß schon Herodot (VII 183. 188) eine auf der thessalischen Halbinsel Magnesia gelegene Seestadt Κασθαναίη erwähne. Dem gegenüber bemerkt schon Schrader (bei Hehn 395), daß, wenn dieser Ortsname wirklich mit dem Baumnamen κασθανέα (κασταναικὸν καρύον für die Nuß zuerst Theophr. h. pl. IV 8, 11), welcher auf armenisch kask = Kastanie zurückzuführen sei, zusammenhängen sollte, das Wort in eine entsprechend höhere Zeit hinaufrücken würde. Immer würde also dieser Name ein Fremdwort sein und nichts für die Identität von φηγός mit Kastanien beweisen, sondern nur, dass eine edlere Sorte der Kastanien mit armenischem Namen vor Herodot in Thessalien eingeführt war (vgl. Schol. Nic. alex. 271). Die einheimische Kastanie wird eben wenig Beachtung gefunden haben. Denn wie Hehn (393 nach Fiedler I 648; ähnlich v. Heldreich 18) bemerkt, sind die griechischen (nicht veredelten) Kastanien klein und meist mit der den Kern umgebenden bitteren Schale durch- und verwachsen und daher nicht angenehm zu essen. Damit stimmt auch, was Plinius (XV 94) über die Kastanien sagt, welche nicht aus bestimmten Gegenden kämen. In Italien veredelt man heute die Kastanien stets, wenn es auf die Frucht, nicht [2032] das Holz abgesehen ist. Denn die nicht veredelten sind kleiner und rauh, haben eine behaarte Schale und einen schlechtem Geschmack, so daß sie einigen Tieren als Futter gegeben werden oder höchstens ihr Mehl mit dem der veredelten vermischt wird (St. Palma Vocabulario metodico-italiano, Milano, 1870, II 130). Was die Schriftsteller über die Genießbarkeit der Früchte der φηγός sagen, ließe sich ebenso gut auf die einheimischen Kastanien wie die Eicheln der Quercus aegilops L. deuten, wenn man annimmt, was Plinius (XV 93) behauptet, daß die Bezeichnung Διὸς βάλανος, Zeuseichel, nur den durch Pflanzung (vgl. dagegen Theophr. h. pl. III 2. 3. 3,1) gewonnenen und vorzüglicheren Kastanien beigelegt sei, und wenn man vorläufig davon absieht, daß δρῦς nur Eichen, nicht auch Kastanien bezeichnet haben kann. Schon bei der Besprechung der δρῦς (I 1 d) ist erwähnt, daß das Essen ihrer Früchte meist der Vergangenheit zugeschrieben wird, und dasselbe wird sich aus dem Folgenden ergeben, zugleich, daß in diesem Falle wohl meist die Eichel der φηγός gemeint ist. Ein heimgekehrter Soldat der Athener freut sich, wieder an einem ländlichen Mahl teilnehmen zu können, bei dem auch geröstete φηγοί verzehrt werden (Ar. pac. 1137). Der vor Platon schreibende Verfasser der pseudohippokratischen Schrift de diaeta (I 690 K.) unterscheidet runde Nüsse, d. h. wohl Walnüsse, breite Nüsse, d. h. Haselnüsse (nach Hehn 388. Koch 55) oder Kastanien (nach Murr Progr. 70), ἄκυλοι (Eicheln der πρῖνος), βάλανοι und φηγοί indem er von den drei letzteren bemerkt, daß sie roh und geröstet stopften, gekocht aber weniger, während die breiten Nüsse im reifen Zustande nährten und den Stuhlgang beförderten. Die φηγός gehört zu den Nahrungsmitteln einer bettelarmen Familie (Alexis bei Athen. II 55 a). Die Διὸς βάλανοι sind fett, die φηγοί hart und herbe; jene werden von dem Fehler des Fettseins durch starkes Rösten befreit, diese einem schwachen Feuer ausgesetzt erweicht (Mnesitheos ebd. 54 c). Dem Platon (rep. Il 372 c) gehören Myrten (die nach Heldreich 63 auch heute vom Volke gegessen werden) und φηγοί, im Feuer geröstet, zum Nachtisch eines gewöhnlichen Bürgers in seinem Idealstaate. Sie trägt die schmackhaftesten Früchte unter den δρύες, nach ihr die ἡμερίς (Theophr. h. pl. III 8, 2; quercus und aesculus bei Plin. XVI 20), aber dieselbe Art der δρῦς kann an einem Orte süsse, am anderen bittere Früchte tragen, wie z. B. die φηγός (ebd. 3 und Plin. ebd.); in Makedonien hat die φηγός runde Früchte und die έτυμόδρυς (vgl. I 8) die wohlschmeckenden (ebd. 7). Vielleicht die eßbare Quercus Virgiliana Ten. könnte mit der φαγός gemeint sein, welche sich ein sicilischer Hirt im Winter röstet (Theocr. 9, 20). Dion Chrysostomos (or. VI 62) will sich im Notfalle mit aus der Asche genommener φηγός und andern Vegetabilien begnügen. Die Arkader lebten in der Urzeit in den Gebirgen φηγοί essend (Apoll. Rhod. IV 265. Lycophr. 482. Schol. ebd. Philostrat. Iun. im. 5, 1; vgl. IV 1). Pausanias (VIII 1, 5) sagt, daß Pelargos, der Ahnherr der Arkader, nachdem die Menschen sich vorher von Blättern und Wurzeln genährt hätten, die Frucht der δρύες als Nahrung eingeführt habe, aber nicht [2033] aller, sondern nur die Eicheln der φηγός, diese Nahrung auch besonders bei den Arkadern eine gewisse Zeit hindurch verblieben sei.
Dss Vorkommen der φηγός in der Troas, in Makedonien, im epeirotischen Dodona und in Arkadien ist schon erwähnt (I 1 b. c). Nun behaupteten einige (bei Theophr. h. pl. III 8, 2), daß sie im Gegensatz zu der ἡμερίς mehr im Gebirge als in der Ebene oder nur dort, und Theophrast selbst (ebd. 3, 1), daß sie in Makedonien nur im Gebirge verkomme. Die Quercus aegilops soll auch heute in Makedonien nur in der Höhe von 585–1750 m. sich finden (A. Grisebach Specilegium florae rumelicae et bithynicae, 1843–1845, citiert von P. de Tchihatcheff Asie mineure III 2, 1866, 470). Aber nach v. Heldreich (17) liebt sie die Ebenen der südlichen Provinzen Griechenlands und steigt nur selten und nicht sehr hoch auf die Berge, während die Kastanie (S. 19) nur in einer Höhe von 2000–4000 Fuß vorkommt. In der Peloponnes tritt sie nach Philippson (550) in der Region von 0–700, die andern laubwechselnden Eichen von 0–1200 und die Kastanie von 700–1400 m. auf. Doch spricht Theophrast (h. pl. IV 13, 2; vgl. Plin. XVI 238) von dem hohen Alter der φηγός auf dem Grabmal des Ilos in Ilion, welches nach der Ilias (XI 166. 372) inmitten der Ebene zwischen der Stadt und den Schiffen lag. Zugleich ist daraus zu entnehmen, dass die φηγός der Ilias derselbe Baum wie der des Theophrast gewesen sein muß. Mit Unrecht erklärt daher Murr (Myth. 4. 5, 1) zwar jene der Ilias für Quercus trojana Webb, eine Variation von Quercus aegilops L., die des Theophrast aber für Quercus aesculus L., wohl weil die homerischen Epitheta der φηγός nicht auf die mäßig hohe Quercus aesculus passen. Die letztere, übrigens von Boissier (1164. 1172) für Griechenland in Frage gestellt, kommt jedenfalls zu selten in Griechenland vor, nämlich nur in dem großen Eichenwalde Kapelli bei Divri in Elis (v. Heldreich 16. Philippson 530) und den zwischen Fourna und Klitzo in Aitolien gelegenen Eichenwäldern (Chloros 27). Die Charakteristik der φηγός in der Ilias ist wesentlich dieselbe wie die der δρῦς Homers. Das Kampfgewühl wird mit dem Bestreben der Stürme verglichen, in den Gebirgsschluchten die φηγός und andere Bäume zu rütteln, daß sie krachend zusammenbrechen (XVI 767). Vor dem skaeischen Tore befindet sich eine φηγός (VI 237. IX 354. XI 170); an sie lehnt sich Apollon (XXI 549). Diese ist auch an andern Stellen gemeint, wo von der φηγός des Zeus die Rede ist, da es (nach Eustath. Il. XXII 145 p. 1263. 14) nur eine solche dort gab. So wird der verwundete Sarpedon unter der herrlichen φηγός des Zeus (vor dem skaeischen Thore) niedergelegt (V 693); Athena und Apollon beobachten von der hohen φηγός des Zeus herab den Kampf in der Ebene (VII 60). Die Achse an des Diomedes Wagen ist von dem Holze der φηγός (V 838; vgl. Eustath. p. 613, 6). In Thessalien bewegt Orpheus durch sein Spiel wilde φηγοί (Apoll. Rhod. I 28) und weiht Herakles der Erytheia ein Denkmal unter schattiger φηγός (Ps.-Aristot. mir. ausc. 133). Ebenda sollte es ein Orakel des Ζεὺς Φηγαναῖος (Suidas hist. bei Steph. Byz. s. Δωδώνη. Schol. Il. XVI 233) oder [2034] eine Stadt mit einer φηγός geben, von wo erst das Orakel des Zeus nach (Dodona in) Epeiros gekommen sei (Kineas bei Steph. Byz. ebd.). Von einer dicht belaubten φηγός auf dem Pelion spricht Nikandros (ther. 439). Nach Pausanias (VIII 12, 1) war sie eine der drei in Arkadien vorkommenden δρῦς. Die aitolische Heroine Kalydon war mit einem Kranze der φηγός geschmückt (Philostrat. Iun. 5. 1). Manche andere Ortsangaben sind für die Bestimmung der φηγός nicht zu verwerten, sofern diese Benennung nur willkürlich gebraucht ist. Dahin gehört die schon erwähnte sicilische φαγός mit eßbaren Früchten (Theocr. 9, 20) und die schattige φηγός, welche vor der Sonnenglut Schutz gewährt (ebd. 12, 8). Die Amazonen weihen in Ephesos unter einer stämmigen φηγός ein Götterbild der Artemis (Callim. h. in Dian. 239), wo später der berühmte Tempel stand (s. Kern oben Bd. III S. 163, 7). Ein Kreter weiht dem Herakles eine Keule von ihrem Holze (Kallimachos Anth. Pal. VI 351). In Kolchis liegt das goldene Vlies auf einer φηγός (Apoll. Rhod. II 405) und zwar auf einer heiligen (Philostrat. Iun. im. 12. Orph. Argon. 890. 925). Ein im Osten (Lycophr. 16), am Okeanos (Schol. ebd.), in Aithiopien (Plin. II 205) gelegener Berg hieß Φήγιον (vgl. Eustath. Il. VII 60 p. 664, 46). Sonderbarer Weise sollte φηγός das korkyraeische Wort für δρῦς sein (Bekk. anecd. III 1096). Das Vorkommen in Arkadien ist auch durch den Namen der Stadt Φήγεια, die nach dem Könige Φηγεύς benannt sein sollte und später Ψωψίς hieß, bezeugt (Paus. VIII 24, 2. 8. 10. Apollod. III 7, 5. Steph. Byz. s. v.). Doch wichtiger ist es, daß in Attika ein oder zwei Demen mit dem Namen Φηγαιά existierten und zwar in der dortigen Küstenregion (Judeich o. Bd. II S. 2227 nebst Demenkarte zu S. 2204) und ein Demos Φηγούς, dessen Lage (nach Judeich) zwar nicht genauer bestimmbar ist, aber unmöglich in die Region der Kastanie gefallen sein kann, was auch für das Tal mit Dodona in Epeiros gilt, welches 478 m. Meereshöhe hat. Den Personennamen Φηγεύς finden wir außer bei dem erwähnten Arkader auch bei einem Troianer, dem Sohne des Dares (Hom. Il. V 11) und andern Troianern (Verg. Aen. V 263. IX 765. XII 371), ferner einem Thebaner (Stat. Theb. II 609), einem Attiker (ebd. XII 596), aber auch einem Inderkönig (Diod. XVII 93). Wagler (II 14) nimmt übrigens auch an, daß Dionysos seinen Beinamen Φηγαλεύς von der φηγός erhalten habe, da Eustathios (Il. VII 60 p. 664, 47) diesen davon herleitet, daß die Rebe oft an Bäumen gezogen werde.
Die Hauptsache bleibt, daß, wie wir namentlich bei der Besprechung der δρῦς gesehen haben, die φηγός in der Regel für eine Art jener angesehen wurde (so auch Hesych. Phot. lex. s. φήγινος. Etym. M. 118, 45. Suid. s. φήγινος. Eust. Il. V 693 p. 594, 35; Od. XIX 163 p. 1859. 34). Galenos nennt zwar die Kastanien auch einmal Früchte der δρῦς (VI 777), unterscheidet sie dann aber gleich wieder von den βάλανοι τῶν δρυῶν (780) und andererseits die φηγός von der δρῦς (vgl. I 1 c). Sehr wichtig ist das Zeugnis des Pausanias (VIII 23, 5), daß die δρῦς in Dodona noch zu seiner Zeit existierte und für den Zweitältesten Baum in Griechenland galt. Der Baum, so oft wie wir gesehen (o. S. 2020) von den [2035] Griechen auch φηγός und von den Römern, wie wir sehen werden (II 1 c) mit quercus bezeichnet, muß also, da Pausanias die Kastanie schwerlich als eine δρῦς wird angesehen haben, jederzeit eine E. gewesen sein. Freilich mag φηγός auch mitunter für andere Eichenarten gesagt sein. So kann z. B. die gewaltige φηγός des Silagebirges im Bruttischen (Dion. Hal. XX 15) wohl nur Quercus brutia Ten., eine Varietät der Quercus pedunculata Ehrh., gewesen sein. Ganz spät wird φηγός sowohl mit δρῦς als πεύκη (Kiefer) identificiert (Phot. lex. Suid. Etym. M. 791, 22), mit aesculus (Corp. gloss. lat. II 12, 31. 470, 41), aber auch mit fagus (ebd. II 470, 41. III 428, 55). Wenn Theophrast die Kastanie unter dem Namen φηγός als eine Art der δρῦς angesehen hätte, so würde man eine solche Unterordnung unter den Begriff der δρῦς doch auch billig bei ihm für die von ihm unter andern Namen, besonders Διὸς βάλανος, besprochene Kastanie erwarten. Im Gegenteil aber unterscheidet er die Διὸς βάλανος genannte Kastanienart von der δρῦς (h. pl. III 3, 1. 5, 5), spricht zwar bei dieser Kastanie von ihrer stachligen Umhüllung (ebd. III 10, 1), aber nicht bei der φηγός. Letzterer gibt er vielmehr nur ein κέλυφος (ebd. III 8, 3), worunter die (I 1 c) erwähnten Ärzte (Diosc. I 142 usw.) und Hesychios, wie ebenfalls erwähnt (S. 2024), den Fruchtbecher der Eichel verstehen, welcher diese nie ganz umhüllt, sondern napfförmig bleibt. An beiden Enden (?) der Eicheln, teils am Fruchtbecher, teils am Fleisch (an der Frucht?) selbst der sog. männlichen (!) Bäume der φηγός und der ἁλίφλοιος finden sich nach Theophrast (ebd. III 8, 3; vgl. Plin. XVI 21: probatur et ea [scil. quercus] cuius in balano utrimque ex longitudine extrema lapidescit duritia, melior cui in cortice quam cui in corpore, utrumque non nisi mari) steinerne Auswüchse. Damit können doch nur Fruchtgallen der Eichen und zwar die orientalischen Knoppern oder Vallonen gemeint sein, die an der Eichel selbst oder besonders zwischen Fruchtbecher und Eichel durch den Stich einer Gallwespe, Cynips calicis, erzeugt werden. Von griechischen Eichen sind es aber Quercus aegilops L. und Quercus cerris L., deren gerbstoffreiche Knoppern nach G. Dragendorff (Heilpflanzen 1898. 165) Verwendung finden. Schon die Bemerkung Theophrasts (vgl. S. 2016), daß für alle δρύες die Galläpfel charakteristisch seien, passt nicht auf die Kastanie, bei der solche Auswüchse wohl kaum in Betracht kommen, und die φηγός war doch eine der wichtigsten und verbreitetsten δρύες. Vollends scheint Theophrast Διὸς βάλανος nicht nur für den kultivierten (h. pl. III 2, 3. 10, 1), sondern auch für den einheimischen wilden (ebd. 3, 1) Kastanienbaum, für den letzteren auch einfach βάλανος gesagt zu haben, wenn auch seine ägyptische βάλανος, Moringa arabica Pers., die Behennuß gewesen ist (S. IV 4) und βάλανος meist für die Frucht der E., aber wohl nur, wo von dieser ausdrücklich die Rede ist, von ihm gebraucht ist (h. pl. III S. 16, 1). Er sagt nämlich (h. pl. I 11, 3; vgl. 19, 2), daß die βάλανος und das εὐβοικόν, d. h. die euboeische Kastanie (Koch 50. Murr Progr. 69) mit einer ledernen, die Mandel und die Nüsse mit einer holzigen Schale umgeben seien. Schon Sprengel (Erl. [2036] 53. 400) erkannte in dieser βάλανος die Kastanie. Die Bemerkung, daß sich die weichen und fleischigen Mandeln, Nüsse und βάλανοι gut erhielten, weil sie von der umgebenden Schale geschützt seien (c. pl. V 18, 4), und die, daß das Keimwürzelchen bei der βάλανος nicht an der Anheftungsstelle des Samens (sondern oberhalb) hervorkomme (ebd. VIII 2, 2), kann zwar wohl ebenso gut auf die Eichel als die Kastanie bezogen werden; doch die trockenen und spät reifenden Früchte der βάλανος (c. pl. I 17, 7; vgl. II 8, 2) passen wohl wieder nur auf die des Kastanien-, nicht die des Eichbaumes, da er diesen sonst immer anders benennt, noch die durch ihren Ölgehalt ausgezeichneten Behennüsse. Auch Diphilos Siphnios (nach Athen. II 54 c) und einige andere (nach Nikandros bei Athen. ebd. d) nannten die Kastanien einfach βάλανοι. Daher kann auch die βάλανος eines Arztes (Ps.-Hipp. II 410 K.; vgl. auch die in diesem Abschnitt erwähnten βάλανοι bei Ps.-Hipp. I 690), mit deren gekochten Blättern entzündete Teile gekühlt werden sollten, die einheimische Kastanie gewesen sein (mehr hierüber IV 1). Weniger wichtig sind folgende Bemerkungen des Theophrast (h. pl.), daß die φηγός zu den am schnellsten wachsenden Bäumen gehöre (III 6, 1; vgl. I 1 b), sie vor dem Aequinoctium ausschlage (III 4, 2), man ihr Holz August bis Oktober wie alles Holz, das in der Erde zu stehen komme, fälle (V 1, 2), ihr Holz rauh sei (III 8, 2), sehr lange dauere und sehr wenig faule, sie nicht gerade, aber gerader als die ἡμερίς wachse (III 8, 4). Was die Bemerkung (ebd.) betrifft, daß der Stamm sehr dick sei, so daß sie klein an Gestalt sei, und sie eine runde Krone habe, so möchte man diese wegen der dem Baum zugeschriebenen geringen Höhe eher auf Quercus aesculus L. als auf Quercus aegilops L. beziehen. Wir lesen aber an der Parallelstelle des Plinius (XVI 22), daß die quercus viele Zweige wie die hemeris habe, aber schlanker und von dickerem Stamm sei. Daher scheint Theophrast die φηγός ebenso wie Plinius (ebd.) wohl nur als kleiner im Gegensatz zu der höchsten δρῦς, der αἰγίλωψ, haben schildern zu wollen. Übrigens sagt Parker-Webb (bei Schliemann Ilios 1881, 136) von der Quercus aegilops L., welche in der Ebene und auf den Hügeln der Troas unter dem reichen Bestαnde an Bäumen am meisten vertreten sei: ,Bleibt sie ihrer natürlichen Entwicklung überlassen, so erreicht sie eine gar stattliche Höhe; da die Bäume hier aber jedes Jahr zum Zwecke des Aberntens der Eicheln mit grossen Stangen geschlagen werden, so finden sich viele verkrüppelte Exemplare unter ihnen vor.‘
Aus dem Holz der φηγός waren ein dem Priapos von Fischern geweihter Becher (Maikios Anth. Pal. VI 33, 5) und verschiedene Götterbilder gefertigt, wie des Pan (Nikandros bei Athen. II 52 e. Philippos Thess. Anth. Pal. VI 99; vgl. I 1 h) und des Herakles, unter welcher ein Ochsentreiber dem Herakles opfert (Erykios ebd. IX 237; vgl. I 1 h). Vereinzelt findet sich die Behauptung, daß φηγός diejenige δρῦς sei, welche die Alten wegen ihrer nährenden Eigenschaft dem Ζεὺς ζωογόνος geweiht hätten (Cramer anecd. Par. III 213).
3. Ἡμερίς δρῦς
Ἡμερίς (scil. δρῦς; ἡμερόδρυς; bei Hesych.), eigentlich zahme E., ist außerhalb des eigentlichen Griechenlands sicher Quercus infectoria [2037] Oliv. = Quercus lusitanica Lam. var. genuina Boiss. (so auch Koch 52). Sie liefert die durch den Stich der Cynips (Diplolepis) gallae tinctoriae hervorgerufenen türkischen Galläpfel, welche unter allen westasiatischen und europäischen Sorten am meisten tanninhaltig sind. In der Troas werden die Galläpfel gesammelt; am meisten geschätzt sind die noch nicht ganz reifen, ,grüne‘ oder ,schwarze‘ genannten; die reifen ,weißen‘ haben viel geringeren Wert (P. Ascherson bei Schliemann Ilios 1881, 811). Daß unter der ἡμερίς auch Quercus Dalechampii Ten., welche heute, wie erwähnt, ἡμεράδι heisst, zu verstehen sei, ist ganz unwahrscheinlich, da sie jener zu fern steht. Der Name besagt nach Theophrast (h. pl. III 8, 2; vgl. 2, 8. Paus. IX 24, 5) an sich noch nicht, daß sie angebaut wurde, sondern nur, dass sie auf cultiviertem Boden wachse und ein glatteres Holz habe als die in den Bergen wachsende φηγός. Wenn Agathokles (bei Eustath. Il. XIV 399 p. 994, 41; Od. V 68 p. 1524, 25ff.), wahrscheinlich ein jüngerer Zeitgenosse des Theophrast, sagt, daß die unfruchtbaren und πλατύφυλλοι δρύες von den Pergamenern ἐρίφλοιοι, d. h. starkrindig, die dünnrindigen und fruchtbaren aber ἡμερίδες genannt würden, so könnte man dies damit erklären, daß sie unter der πλατύφυλλος eine Cerrisart verstanden hätten; doch mit dem Zusatz, daß die unfruchtbaren κηκιδοφόροι, Galläpfel tragend, seien, befindet er sich in handgreiflichem Widerspruch mit Theophrast. Wichtig ist dagegen das Zeugnis des Eustathios selbst (ebd.), daß noch zu seiner Zeit gewisse δρύες in Thrakien ἡμερίδες hießen, d. h. jedenfalls die Quercus infectoria Oliv. Von der ἡμερίς der (troischen) Ida sagt nämlich Theophrast, sie trage nach der φηγός die schmackhaftesten Früchte (h. pl. III 8. 2), sie wachse weder gerade noch lang, noch werde sie glatt, sondern sei sparrig, ästig und niedrig, treibe Schöpfe und Schößlinge in mannigfaltiger Richtung, so daß sie knotig und voll junger Triebe sei; das Holz sei zwar fest, aber doch nicht so dauerhaft wie bei der φηγός (ebd.; ähnlich Plin. XVI 22, doch im Widerspruch mit § 20, daß sie die größten Eicheln trage); nur ihre Galläpfel seien zum Gerben des Leders brauchbar, auch trage sie schwarze Galläpfel, mit denen man Wolle färbe (ebd. 6. Plin. XVI 26). Hierbei ist nur die Bemerkung über die Schmackhaftigkeit der Eicheln für die Quercus infectoria uncontrollierbar. Aber ist es schon sonderbar, daß Theophrast ein so großes Gewicht darauf bei allen δρύες legt, so bleibt es auch noch fraglich, ob er die für Menschen oder Tiere gemeint hat.
4. Αἰγίλωψ, ἡ
Αἰγίλωψ, ἡ, wohl = Quercus pedunculata Ehrh., die Stieleiche (Quercus aegilops nach Koch 51), da diese die größte Höhe unter allen Eichen erreichen kann. Das Wort gehört mit αἰγαυέη = (eichener) Speer, αἰγίς = (eichener) Schild des Zeus, lat. aesculus aus *aeg-sculus und ahd. eih (auf Island ,Baum‘) zu derselben indogermanischen Sippe (Schrader Reall. 164). Die αἰγίλωψ wird nur von Theophrast. bezw. auch Plinius erwähnt. Sie gehört nach jenem zu den δρύες der (troischen) Ida, trägt die schlechtesten und bittersten Eicheln unter den idäischen δρύες (h. pl. III 8, 2), hat aber den geradesten, höchsten und glättesten (d. h. wohl am wenigsten verästelten) Stamm [2038] und wächst gar nicht oder selten in cultiviertem Lande (ebd. 4. Plin. XVI 22 nur excelsissima, incultis amica); das Holz lässt sich in die Länge spalten und ist sehr dauerhaft (ebd.); ihre Galläpfel sehen aus wie die der ἡμερίς, sind aber glätter und unbrauchbar; sie allein trägt einen von manchen φάσκον genannten Fetzen, der grau und oft vier Ellen lang ist, wie ein linnener Lappen herabhängt (ebd.), nicht nur längs der Rinde des Stammes, sondern auch von den oberen Zweigen (ebd.; Plin. XVI 33) und wohlriechend ist (Plin. ebd.). Dieser oder ein anderer wurde auch σφάκος und φάσκος genannt und als ein bei den δρύες vorkommendes βρύον erklärt (Hesych.) oder sphagnos genannt und sollte besonders auf der quercus vorkommen (Plin. XII 108; vgl. XXIV 27). Das βρύον oder σπλάγχνον sollte sich nicht nur auf den δρύες, sondern auch Wacholder, Kiefer und Weisspappel finden (Diosc. I 20. Galen. XI 855). Gemeint sind wohl von Theophrast die Eichen- oder Wickelflechte, Usnea plicata Hffm. = Parmelia plicata Spr., und der Ziegenbart, Usnea florida Hffm.
5. Πλατύφυλλος, ἡ δρῦς
Πλατύφυλλος, ἡ, scil. δρῦς, d. h. die breitblättrige (vgl. Arist. analyt. post. II 16) scheint besonders für Quercus sessiliflora Sm., die Traubeneiche nebst ihren in Griechenland vorkommenden Varietäten gebraucht zu sein (ähnlich Koch 52. 53). Da nämlich (nach Paus. VIII 12, 1) die Arkader nur drei Arten der δρῦς unterschieden, nämlich die πλατύφυλλος, die φηγός, und eine dritte, welche Kork liefere, und da die letztere jedenfalls mit der immergrünen φελλόδρυς der Arkader (bei Theophr. h. pl. I 9, 3. III 16, 3) identisch ist, so müssen, wenn φηγός Quercus aegilops L. ist, unter πλατύφυλλος die heute in Arkadien vorkommenden laubwechselnden E. ausser der Quercus aegilops verstanden werden. Dies sind Quercus Dalechampii Ten., Quercus sessiliflora Sm. var. pinnatifida Boiss., Quercus pubescens W. und die nach Boissier (I 166) eine eigene Art bildende und sich u. a. von Quercus sessiliflora Sm. durch weit grössere Blätter unterscheidende Quercus farnetto Ten. Die in Makedonien vorkommende πλατύφυλλος mit bitteren Früchten (Theophr. ebd. III 8, 7) kann Quercus pedunculata Ehrh. und Quercus Dalechampii Ten. gewesen sein, die der (troischen) Ida Quercus sessiliflora Sm. mit ihrer Varietät pubescens Boiss. Nur die letztere wird von Theophrast (h. pl. III 8, 5. 6) genauer beschrieben. Sie steht der αἰγίλωψ an Geradheit des Wuchses und Länge des Stammes am nächsten; ihr Holz eignet sich zum Bau nach der ἀλίφλοιος am wenigsten, ist auch wie das der letzteren zum Brennen und zu Kohlen schlecht zu gebrauchen (minus utilis [scil. quam aegilops], aedificiis atque carboni, Plin. XVI 23) und wird nächst derselben am meisten von Würmern zerfressen; ihre Galläpfel sind denen der αἰγίλωφ gleich (vgl. Plin. ebd. 26). Hier muß das ungünstige Urteil über die Verwendbarkeit zu Bauten auffallen; an einer andern Stelle (h. pl. V 1, 2) fällt er ein solches auch nur über das Holz der ἀλίφλοιος, während er das aller übrigen δρύες als gleichwertig schildert. Daß das Holz sich wenig zum Brennen eignen soll, mag dieselben Gründe wie bei der ἄσπρις gehabt haben. Wie Plinius (XVI 20) dazu kommt, der latifolia [2039] die beliebtesten Eicheln zuzuschreiben, ist nur durch Unachtsamkeit zu erklären.
6. Ἁλίφλοιος, ἡ δρῦς
Ἁλίφλοιος, ἡ, scil. δρῦς, ist von Koch (51) wohl richtig für Quercus cerris L. = Quercus austriaca W., die Zerr- oder Burgunder-E., erklärt. Das Wort soll nach unsern Lexikographen eigentlich ,Meerrinde‘ bedeuten. Der Baum wurde aber auch εὐθύφλοιος, d. h. ,mit gerader Rinde‘ genannt (Theophr. h. pl. III 8, 2). Jedenfalls muß er seinen Namen von einer augenfälligen Beschaffenheit der Rinde erhalten haben. Doch nur Plinius (XVI 24), im übrigen das, was Theophrast von der ἄσπρις sagt, zum Teil der haliphloeos zuschreibend, sagt von der letzteren, daß ihre Rinde sehr dick sei. Die Rinde der Zerr-E. ist rauh und dunkelfarbig. Beschrieben wird die ἁλίφλοιος der (troischen) Ida von Theophrast folgendermassen. Ihre Eichel nimmt die vierte Stelle unter denen der δρύες ein (III 8, 2; von der cerrus Plin. XVI 20); sie hat an dem Fruchtbecher dieselben Auswüchse wie die φηγός (ebd. 3), also wohl Knoppern oder Vallonen (vgl. I 2). Sie hat einen zwar dicken, aber auseinanderklaffenden (schwammigen?) und, wenn sie sehr dick wird, hohlen Stamm, weshalb sie auch kein Bauholz liefert; auch fault sie schon, während sie noch im Wachsen begriffen ist, und wird so hohl; einige sagen, daß sie allein kein Kernholz habe; die Aioler behaupten, daß sie allein vom Blitze getroffen werde, obwohl sie nicht hoch sei, und bedienen sich nicht des Holzes zu Brandopfern (ebd. 5); dieses ist nur zu Wagenachsen und ähnlichen Dingen brauchbar (ebd. 7), zum Brennen und zu Kohlen wie das der πλατύφυλλος unbrauchbar (ebd. 5); es ist schlecht, selbst wenn es zur rechten Zeit gefällt wird (V 1, 2; vom suber Plin. XVI 189). Daß die Zerr-E. leichter als andere von Fäulnis befallen wird, ist nicht bekannt; das Holz birst leicht, aber gilt für ein vortreffliches Brennholz. Endlich trägt die ἁλίφλοιος einen ähnlichen Fetzen wie die αἰγίλωψ, der aber schwärzlich und kurz ist. Es kann die Mähnenflechte, Parmelia iubata Achar., sein.
7. Ἄσπρις, ἡ
Ἄσπρις, ἡ, wird wohl mit Recht ebenfalls für die Zerr-E. gehalten. Prellwitz möchte das Wort mit ἄσκρα, altnord. askr, nhd. Esche vergleichen. Es findet sich nämlich die Gleichung ἄσκρα · δρῦς ἄκαρπος (Hesych.), und nach dieser E. war offenbar die Stadt Askra am Helikon nebst ihrer Heroine Askre benannt (Murr Mythol. 9; über den in Vergessenheit geratenen Zeuskult an der heiligen E. zu Askra s. O. Gruppe Gr. Mythol. und Religionsgesch. 75. 748). Doch scheint ἄσκρα eine andere E. gewesen zu sein, da sich die Zerr-E. außer in Lakonien im eigentlichen Griechenland nicht findet. Dagegen wird später einmal lat. cerrus mit πετρις geglichen (Corp. gloss. lat. II 100, 6). Auffallen muß es, dass Theophrast (h. pl. III 8, 7) gleich, nachdem er die ἄσπρις beschrieben, noch einmal auf die ἁλίφλοιος und zwar ihr Holz zu sprechen kommt, als wenn beide identisch wären. Dazu kommt, daß Plinius (XVI 23. 24) das, was jener von der ἄσπρις sagt, teils der latifolia, teils der haliphloeus mit Zusätzen über die Kohlen (fast ganz nach Theophr. h. pl. V 9, 1. 4) zuschreibt. Nach Theophrast (ebd. III 8, 7) ist sie die vierte δρῦς der Makedoner, sprechen die einen [2040] ihr die Frucht ab, bezeichnen die andern sie als so schlecht, daß kein anderes Tier als das Schwein sie fresse, dieses auch nur, wenn es keine andern habe, und es davon Kopfweh bekomme; ist das Holz ebenfalls schlecht und, wenn behauen, ganz unbrauchbar, da es birst und zerfällt; unbehauen besser und brauchbar; schlecht auch zum Brennen und zu Kohlen; da die Kohle platzt und Funken sprüht, ist sie nur für die Schmiede von Nutzen, für diese aber brauchbarer als andere, da sie verlischt, sobald das Blasen aufhört, und so wenig verbraucht wird. Von diesen Eigenschaften ist, was unsre Eichen betrifft, wohl nur die bekannt, daß das Verbrennen des Holzes mit großem Prasseln und Knallen infolge der eingeschlossenen Luft sich vollzieht, weshalb es auch trotz seiner immerhin hohen Brennkraft doch wenig als Brennholz gesucht ist.
8. Ἐτυμόδρυς, ἡ
Ἐτυμόδρυς, ἡ, d. h. eigentliche E., ist wohl Quercus macedonica A. DC., welche (nach Boissier 1172) einigen Formen der Quercus aegilops L. sehr nahe verwandt ist (nach Koch 52 freilich die Kastanie). Sie wird von Theophrast (h. pl. III 8, 7) an erster Stelle unter den vier makedonischen δρύες genannt und ihr werden die süssen, der φηγός nur die runden Eicheln beigelegt. Da die Früchte von Quercus aegilops L. nach Kotschy (30) länglich und fast cylindrisch, die von Quercus macrolepis Ky. (16) elliptisch länglich und beiderseits (oben und unten) abgerundet sind, so kann man die rundliche Form der φηγός wohl auf diese beiden Eicheln statt mit Koch auf die Kastanie beziehen. Dann aber bleibt für die ἐτυμόδρυς nur die Gleichung mit Quercus macedonica von den heute in Makedonien vorkommenden laubwechselnden E. übrig, von der bekannt ist, daß ihre Eicheln voluminös und genießbar sind (Nicholson-Mottet IV 416).
9. Πρῖνος, ἡ
Πρῖνος, ὁ und ή, bei Theophrast Quercus coccifera L., die Kermes-E., vielleicht mit Einschluss der Varietäten Quercus pseudococcifera Desf. und integrifolia Boiss. oder calliprinos Webb, von denen letztere meist durch höheren Wuchs ausgezeichnet ist, aber nicht Quercus ilex L., der Stein-E., da er hiefür φελλόδρυς, σμίλαξ und vielleicht auch ἀρία sagt und die Erwähnung der Kermesbeeren, die zweijährige Fruchtreife gar nicht, auch seine Angaben über die Beschaffenheit des Holzes nicht recht auf Quercus ilex passen, deren Kernholz sich schon durch dunklere Färbung von dem umgebenden Holze abhebt und wegen seiner besonderen Härte im Italienischen zu dem Ausdruck anima di leccio in natürlichem und übertragenem Sinn geführt hat. Bei den andern Schriftstellern scheint freilich πρῖνος alle genannten, also alle immergrünen, meist strauch artigen E. Griechenlands bezeichnen zu können, besonders auch Quercus ilex L., da bei ihnen die Bezeichnungen φελλόδρυς und ἀρία nicht vorkommen, ihre Angaben aber auf eine grosse Verbreitung des Baumes schliessen lassen, was nicht auf Quercus coccifera und ihre Varietäten zutrifft, und da endlich πρῖνος, wie wir sehen werden, vielfach mit lat. ilex geglichen wird (vgl. auch Corp. gloss. lat. II 76, 36. 538, 31. III 26, 25. 191, 43. 300, 64. 358, 36. 70. 397, 25. 428, 36; πρινών mit ilicetum II 500, 33). Ja seit Beginn der Kaiseizeit mag πρῖνος nur Quercus ilex [2041] bezeichnet haben. Daß, wie Fraas (94) meint, Theophrast an zwei Stellen (h. pl. I 9, 3. III 3, 3), wo er πρῖνος unter den wilden Bäumen, die immergrün seien, aufführt, ausnahmsweise die Stechpalme, Ilex aquifolium L., gemeint habe, ist an sich unwahrscheinlich, besonders aber auch deshalb, weil die Stechpalme bei ihm höchst wahrscheinlich κήλαστρον heißt (vgl. Koch 128. 133. 255), obgleich ihre heutigen Namen λαῦρος, λειόπρινος (v. Heldreich 56) und άρκουδοπούρναρο (Chloris 52) sind.
a) Πρῖνος bei den Autoren ausser Theophrast.
Aus dem Holze soll die Pflugsterze gemacht werden (Hes. op. 429. 436), weil es hart ist (Schol. Ar. Ach. 180). Das Segel, welches den Theseus nach Kreta führte, war mit der saftigen Farbe der üppig sprossenden πρῖνος gefärbt (Simonides bei Plut. Thes. 17). Besonders häufig erwähnt ihn Aristophanes, nämlich zunächst seine Kohlen (Ach. 667), welche im Feuer schrieen (ran. 858 und bei Plut. quaest. Arat. 5; ebenso Lucian. philop. 25; vgl. die Bemerkung zu ἄσπρις oben); dann spricht er von γέροντες πρίνινοι, etwa hagebuchenen Greisen (Ach. 180; vgl. Schol.), von einem θνμὸς πρινώδης, einem harten Gemüt (vesp. 383; πρίνινον ἦθος ebd. 877; vgl. δρυαχαρνεῦ Suid. und Etym. M. 288, 14; πρίνινος ἄνθρωπος, Phrynichos bei Bekk. anecd. 8, 16ff.); ein Acharner heisst bei ihm Πρινίδης (Ach. 612), weil die Acharner Kohlenbrenner waren und das Holz der πρῖνος zu Kohlen geeignet (Schol. ebd.). Perikies verglich die Boioter mit den πρῖνοι, weil sie sich gegenseitig bekämpfen wie diese, welche sich gegenseitig den Boden streitig machen (Aristot. rhet. III 4). Der πρῖνος trägt ἄκυλοι, Eicheln (Amphis bei Athen. II 50 f. Arat. progn. 315. Plut. quaest. Arat. 5. Gal. VI 778. Phrynichos bei Bekk anecd. 22, 6; vgl. 373, 25. Etym. M. 55, 1. Eustath. Od. X 242 p. 1657, 14). Der an die Schlinge der Fussfalle für Wild befestigte Pflock sollte vom Holz der δρῦς oder πρῖνος sein (Xen. cyn. 9, 13). Die gekochte Wurzel wurde mit Wein und Ölabgang zu Salben gegen Geschwüre (Ps.-Hipp. III 317 K.) und Brandwunden (ebd. 325) gebraucht; auf frische Wunden das an seinem Stamm wachsende Moos pulverisiert mit Wein aufgelegt (ebd. 321; ebenso Galen. XI 866. Orib. eup. II 1, 4 § 16. Aët. I s. δρῦς). Die ἄκυλοι haben eine schuppige Schale (Fruchtbecher) und sind nicht schmackhaft (Theocr. 5, 94). Die Ziegen bemühen sich um die Stacheln (stacheligen Blätter, Arat. dios. 390). Wenn sie viele Früchte hat, steht ein strenger Winter bevor (Arat. progn. 312 und bei Plut. quaest. Arat. 5; ebenso Ps.-Theophr. de sign. temp. 45. 49. Geop. I 4. 1). Man kann im Gegensatz zur δρῦς diesen Baum ohne Scheu umhauen (Zonas Sard. Anth. Pal. IX 312). Besonders Dioskurides unterscheidet deutlich die πρῖνος (I 144) und die κόκκος ßaφική (IV 48), Quercus ilex und Quercus coccifera. Nach ihm astringieren die βάλανοι πρίνιναι mehr als die δρύιναι (I 142; vgl. Galen.ΧI 866; über ilex Plin. XXIV 7. Plin. Iun. III 4 p. 77, 13 R.). Doch werden die verschiedenen Teile der πρῖνος ebenso gebraucht wie die der φηγός (I 143) und δρῦς (parab. II 139. 148; vgl. I 163; alex. 5. 20). Ebenso unterscheidet Pausanias die κόκκος (X 36, 1) und πρῖνος; er sagt nämlich, [2042] daß bei Korseia in Boiotien ein dem Herakles geweihter Hain aus wilden Bäumen, meist aus πρῖνοι, bestehe. Lukianos (hist. conscr. 8) nennt einen Athleten πρίνινος, etwa baumstark. Wenn ein Löwe auf die Blätter tritt, wird er betäubt (Aelian. n. an. I 36). Die Athener bestraften jeden mit dem Tode, der in dem Heiligtum eines ihrer Heroen auch nur ein junges Bäumchen, πρινίδιον, fällte (Aelian. v. h. V 17). Das Holz hat neben dem der Mastixpistazie (lies σχίνου statt σχοίνου) und des Ölbaums die grösste Heizkraft (Schol. Ar. vesp. 381). Auch heute brennt man in Griechenland aus allen genannten immergrünen Eichen gute Kohlen; Quercus ilex liefert sehr hartes und schweres Holz, besonders zu Wasserbauten (v. Heldreich 18); im südlichen Frankreich liefert Quercus ilex das beste und gesuchteste Brennholz, auch wird das harte und schwere Holz zwar wenig als Bau-, aber viel als Nutzholz verwandt, während das von Quercus coccifera trotz seiner Dichtheit und Schwere doch nur zum Brennen dient.
b) Πρίνος des Theophrast (h. pl.).
Der Baum ist immergrün und wächst wild (I 9, 3. III 3, 3; ilex bei Plin. XVI 80. 82), kommt in Elis und Lakonien nicht vor (III 16, 3; ilex bei Plin. ebd. 34), in Makedonien nur im Gebirge (III 3, 1; vgl. Plin. ebd. 73. 74), schlägt die tiefsten Wurzeln unter allen wilden Bäumen (III 6, 4); das Blatt ist ähnlich dem der δρῦς, doch kleiner (III 16, 1), hat Stacheln an der Spitze und am Rande (ebd. u. I 10, 6; vgl. IX 4, 3 und Plin. XVI 90); das Blatt des Erdbeerbaumes steht zwischen ihm und dem des Lorbeers (III 16, 4), das des africanischen Lotus, Celtis australis L. und Zizyphus lotus W., ist ihm ähnlich (IV 3, 1; vgl. ilex bei Plin. XIII 104); die Rinde ist glätter als die der δρῦς; der Baum wird wie diese groß, wenn Standort und Boden günstig sind (III 16, 1) und widersteht wie sie lange, wenn ein Stück der Rinde weggenommen ist (IV 15, 3); auch die Frucht ist eichelartig, aber die Eichel (βάλανος) ist klein (III 16, 1); sie wird wie die der φελλόδρυς von einigen ἄκυλος genannt (ebd. 3), woraus hervorgeht, daß diese unter πρῖνος nicht bloß wie Theophrast Quercus coccifera nebst ihren Varietäten, sondern auch Quercus ilex mit πρῖνος bezeichnet haben (vgl. ilicis duo genera bei Plin. XVI 19 unten II 5). Die Behauptung, daß der πρῖνος teils fruchtbar, teils, und zwar der männliche, unfruchtbar sei (III 3, 6. 7; vgl. Plin. ebd.), erklärt sich wohl daraus, daß alle E. nicht jedes Jahr Früchte zu tragen pflegen (vgl. Plin. ebd. 26); die, daß die neue Frucht schon erscheine, wenn die vorjährige noch da sei, weil sie spät reife, und sie nach einigen, besonders den Arkadern (III 4, 6) zweimal trage (ebd. 16, 1; vgl. 4. 1 und Plin. ebd. 107 über ilex), dadurch, daß die Fruchtreife bei Quercus coccifera ein- oder zweijährig sein kann (Prantl 57). Die Frucht reift spät (III 16, 1), etwas später als die der δρῦς und Kastanie, nämlich nach dem Frühuntergang der Pleiaden (III 4, 4; aesculus bei Plin. XVI 106), d. h. nach dem 9. bis 14. November (vgl. I 13). Das Holz ist dicht und fest (III 16, 1. 2. V 4, 8), und obwohl kein Kernholz vorhanden zu sein scheint (V 5, 4), ist dies doch der Fall (ebd. und I 6, 2), wenn es auch nicht so deutlich wie bei der φελλόδρυς hervortritt [2043] (III 16, 3). Denn das Holz ist hart wie das der δρῦς (I 6, 1; vgl. ilex und robur bei Plin. XVI 186), und daraus macht man Achsen einräderiger Schubkarren (vgl. Plin. ebd. 229 über ilex) und Joche der Leiern und Psalter (V 7, 6); auch pflegt man daraus die Angeln der kostbaren Türen zu verfertigen, wobei die Baumeister sich ausbedingen, daß dies ans dem Kernholz geschehe (V 5, 4); beim Feuerzeuge wird das Reibholz aus πρῖνος oder anderem Holze gemacht, das wenig nachgibt (V 9, 7). Er trägt das Scharlachkorn (III 7, 3. 16, 1; vgl. ilex und parva aquifolia ilex bei Plin. XVI 32), ίξία, d. h. die Riemenblume (vgl. I 1 b), und das νφέαρ, d. h. die Mistel, Viscum album L., jene an seiner Nordseite, dieses auf der Südseite, so daß der Baum bisweilen viererlei Früchte hat, zweierlei eigene und zweierlei fremde (III 16, 1; bei Plin. XVI 120 ilex = 245 quercus). Danach war Theophrast jedenfalls ebenso wie Plinius (vgl. Il 5) über die wahre Natur der Kermesbeere gänzlich im unklaren.
10. Κόκκος, ἡ
Κόκκος, ἡ, später für Quercus coccifera L. gebrauchter Name. Von Dioskurides (IV 48) wird noch das differenzierende Adjectiv βαφική hinzugesetzt (Färbekorn). Nach ihm ist sie ein kleiner buschartiger Strauch, an welchem die κόκκοι wie Linsen liegen; werden diese gesammelt und aufbewahrt; sind die besten die galatischen und armenischen, folgen die asiatischen und ki-likischen, sind am schlechtesten die spanischen (über die letzteren anders Plin. IX 141. XVI 32. XXII 3); gebraucht man sie zerrieben mit Essig als zusammenziehendes Mittel bei Wunden und Sehnenverletzungen (so auch Plin. XXIV 8. Gal. XII 32. Aët. I s. κόκκος βαφική. Paul. Aeg. VII 3; nach Plinius mit Wasser auch gegen Tränenfisteln und blutunterlaufene Augen); wächst das Korn in Kilikien auf den δρνες ähnlich einer kleinen Schnecke und wird dort unter dem Namen κόκκος von den Weibern mit den Fingernägeln abgelesen. Heute kommen die besten Kermesbeeren, d. h. die getrockneten, braunroten, erbsengroßen, trächtigen Weibchen der Kermesschildlaus, Coccus ilicis F., aus Spanien und geben mit Zinnsalz ein fast ebenso schönes Scharlach wie Cochenille. Richtiger noch beschreibt Pausanias (X 36, 1. 2) die Kermesbeere. Er sagt nämlich: ,Bei Ambrosos in Phokis wachsen die ῦάμνοι (Sträucher); diesen Strauch nennen die Ioner und das übrige Griechenland κόκκος, die Galater nördlich von Phrygien aber in ihrer heimischen Sprache ί·ς; diese κόκκος wird so groß wie die ράμνος (Lycium europaeum L., europäischer Bocksdorn ?); die Blätter sind dunkler und weicher als die des αχινός (Pistacia lentiscus L.. Mastixpistazie), in allem übrigen aber ist die κόκκος dieser ähnlich; die Frucht (Kermesbeere) ähnelt der der οτρίγνος (Solanum nigrum L., Nachtschatten, und andrer Solanumarten) und ist so groß wie die Kichererbse; es entsteht aber in der Frucht (dem Muttertiere) ein kleines Tier; wenn dieses beim Reifen der Frucht an die Luft kommt, fliegt es sofort davon und dürfte mit einer κώνοιψ (Mücke) zu vergleichen sein; in neuerer Zeit jedoch sammelt man die Frucht der κόκκος, ehe das (junge) Tier sich bewegt, und das Blut des (jungen) Tieres dient zum Färben der Wolle.‘ Freilich sind die Kermeskörner [2044] keine Früchte und die davonfliegenden Jungen nur die mit Flügeln versehenen männlichen, welche sich aus den unter dem toten Mutterleibe liegenden Eiern durch den ruhenden Puppenzustand hindurch zu geflügelten Insecten entwickeln, nicht die weiblichen, ungeflügelten; den Farbstoff aber bildet die in dem Körper der noch lebenden und zu tötenden trächtigen Mutter enthaltene Carminsäure. Über die Kermesbeere vgl. auch II 5.
11. Φελλόδρυς, ή
Φελλόδρυς, ή, Quercus ilex L., nur bei Theophrast (h. pl.). Sie ist ein von den Arkadern φελλόδρυς genannter Baum (I 9, 3. III 16, 3), wird von einigen für θήλυς πρῖνος gehalten und, wo der πρῖνος nicht vorkommt, zu Wagnerarbeiten benutzt (III 16, 3; suber bei Plin. XVI 34); die Dorer (und wohl Theophrast selbst) nennen diesen Baum ἀρία (ebd.). Er gehört zu den wilden immergrünen Bäumen (I 9, 3. III 3, 3; suber bei Plin. ebd. 80). Er steht in der Mitte zwischen πρῖνος und δρῦς, sein Holz ist weicher und lockerer als das des πρῖνος, aber härter und fester als das der δρῦς; hat man den Stamm geschält, so zeigt sich das Holz weißer als beim πρῖνος, aber dunkler als bei der δρῦς; an Blättern gleicht die φελλόδρυς beiden, doch sind sic größer als beim πρῖνος, kleiner als bei der δρῦς; die Frucht ist kleiner als beim πρῖνος, so klein wie die kleinsten Eicheln, schmeckt besser als beim πρῖνος, bitterer als bei der δρῦς ; einige nennen die Frucht des πρῖνος und der φελ/.όόρυς ἀκνλος, die der δρῦς βάλανος (vgl. I 9 b); das Kernholz ist hier deutlicher erkennbar als beim πρῖνος (III 16, 3; vgl. I 9). Diese φελλόδρυς der Arkader muß auch Pausanias (VIII 12, 1) im Auge gehabt haben, wenn er von der dritten Art der drei δρνες, welche die Arkader unterschieden, sagt: sie hat eine so dünne (?) und so leichte Rinde, daß sie davon Zeichen für Anker und Netze im Meere machen; die Rinde dieser δρῦς nennen sowohl andere Ioner als Hermesianax, der Elegiendichter. φελλός (Kork). Ja schon Eratostbenes (bei Eustath. Il. II 612 p. 302, 29) spricht sogar von einem in der Mitte zwischen πρῖνος und δρῦς stehenden Baume φελλός in Arkadien, der von einigen θηλνπρινος genannt werde. Aus einer dünnen Rinde kann nun freilich kein Kork gemacht werden, und daß der φελλός der Ioner gerade von diesem arkadischen Baum herrühren sollte, ist auch nicht sehr glaubhaft. Wenn ferner Fraas (254) das, wenn auch seltene, Vorkommen der Quercus suber L. in Arkadien wohl nur auf Grund der Aussagen der Einheimischen annimmt, so hat weder er noch ein anderer diese E. in Griechenland beobachtet. Nach Prantl (57) und K. Richter et M. Gürke (Plantae europaeae II 1897, 68) kommt sie nur im westlichen Mittelmeergebiet vor. Die Behauptung des Pausanias mag sich also daraus erklären, daß, wie Kotschy (38) glaubt, Quercus ilex L. unter gewissen Bedingungen auch Kork erzeugt, oder daß sich in Arkadien früher eine E. gefunden hat und vielleicht noch findet, welche man neuerdings in Sardinien und Sicilien gefunden, als in der Mitte zwischen Quercus ilex L. und Quercus suber L. stehend erkannt hat und die als Quercus Mo-risii Borzi bezeichnet wird. Bei den erwachsenen Bäumen dieser Art oder Varietät hat die Rinde [2045] 5–6 cm. Dicke und die Korkschicht nimmt kaum 1/4 der Dicke der ganzen Rinde ein, während sie bei Quercus suber L. bis 5 cm. dick wird.
12. Σμῖλαξ.
Σμῖλαξ = Quercus ilex L., aber nur die Formen derselben mit mehr oder minder ganzrandigen, nicht gezähnt-stacheligen Blättern. Theophrast (h. pl. III 16. 2) sagt nämlich: Die Arkader nennen einen Baum σμῖλαξ; er ist dem πρῖνος ähnlich, hat aber stachellose, weichere, längere und auch sonst verschiedene Blätter; auch ist sein Holz nicht wie beim πρῖνος fest und dicht, sondern bei der Bearbeitung weich. Dem entsprechend sagt Plinius (XVI 19): Es giebt zwei Arten der ilex; von diesen unterscheidet sich die in Italien vorkommende nicht viel vom Ölbaum und wird von den Griechen milax genannt; in den Provinzen kommen die aquifoliae ilices vor (nach § 32 die πρίνοι des Theophr. h. pl. III 16, 1. 3); die Eichel beider Arten ist kürzer und kleiner und wird von Homer (Od. X 242) aculos genannt und durch diesen Namen von der Eichel unterschieden; von den männlichen ilices (d. h. wieder den πρίνοι des Theophr. h. pl. III 3, 6. 7) behauptet man, daß sie unfruchtbar seien. Über andere Bedeutungen von σμῖλαξ s. Art. Taxus.
13. Ἀρία, ἡ
Ἀρία, ἡ, wohl dieselbe E. wie φελλόδρυς, nämlich Quercus ilex L. Unklar ist es allerdings, warum Theophrast (h. pl. III 16, 3) sagt, daß die φελλόδρυς von den Dorern ἀρία genannt werde, und er selbst dabei so oft von der ἀρία redet. Von Sprengel ist die dorische ἀρία denn auch wie die φελλόδρυς als Quercus pseudosuber Santi erklärt worden, welche zwar in Albanien, aber sonst nicht in Griechenland vorkommt. An andern Stellen des Theophrast erklärt er die ἀρία entweder gar nicht oder als Mehlbeerbaum, Pirus (Crataegus) aria L. (so besonders h. pl. III 4, 2). Ähnlich erklärt sie Fraas (71) für Sorbus graeca Lodd., eine Varietät jener. Gegen die Annahme dieses auf einige Hochgebirge beschränkten kleinen Strauches und für Quercus ilex erklärt sich v. Heldreich (17) mit den Worten: ,Theophrast meint offenbar einen sehr verbreiteten, wohlbekannten Baum, der vielfach benutzt wurde und den er daher oft anführt, gewöhnlich in Verbindung mit δρῦς ...; besser paßt es auch gewiß auf Quercus ilex als auf Sorbus, wenn Theophrast (oder vielmehr die Makedoner bei ihm III 3, 8) sagt, ἀρία blühe nicht; dies ganz abgesehen von dem Hauptargument, daß sich der alte Name im heutigen άριά (für Quercus ilex L.) erhalten hat.‘ Dazu kommt noch, daß Plinius ebenso wie andere E. des Theophrast die ἀρία mit suber identificiert; ferner, daß sie zu den Bäumen gehört, welche am spätesten ausschlagen, später als φηγός, δρῦς, μηλέα (Apfelbaum) u. s. w. (III 4, 2; suber bei Plin. XVI 98); die Frucht der φελλός eichelartig und ihrer Frucht ähnlich sei (III 17, 1). Auch scheint die ἀρία immergrün gewesen zu sein, da die auf den Inseln des Roten Meeres wachsende δάφνη, d. h. Avicennia officinalis L., ihr ähnlich sein soll (IV 7, 2). Die Bemerkung, daß sie die Früchte später als δρῦς, πρῖνος usw., nämlich erst zu Beginn des Winters reife (III 4, 4; suber bei Plin. XVI 106), kann, wenn ἀρία überhaupt eine E. gewesen ist, sehr wohl auf Quercus ilex bezogen werden. So sagt Nigidius (bei Plin. ebd. [2046] 25), daß von allen E. Italiens die ilex ihre Früchte am spätesten fallen lasse. Dagegen reift Pirus aria (L.) Ehrh. die Früchte in Italien schon im September. Weitere Bemerkungen Theophrasts (h. pl.) gehen auf das Holz. Das der ἀρία und δρῦς fault nicht (V 4, 2; suber und robur bei Plin. XVI 212); das der ἀρία und φηγός fällt man von August bis October, wie alles Holz, das in die Erde zu stehen kommt (V 1, 2). Die besten Kohlen geben die dichtesten Hölzer wie ἀρία, δρῦς und Erdbeerbaum (V 9, 1). Von allen Hölzern am schwersten zu bearbeiten sind ἀρία und δρῦς (V 5, 1). Sehr hart ist das Holz der δρῦς, der ζύγια (einer Ahornart) und der ἀρία; denn bevor man dieses drechselt, wässert man es, damit es weicher wird (V 3, 3; vom robur Plin. XVI 207). Heute gilt übrigens das Holz der Quercus ilex für das schwerste und härteste der europäischen E.-Arten. Außer von Theophrast ist nur in später Zeit die ἀρία als eine Pflanze (Etym. M. 139, 39), deren Benennung lakonisch statt δίλαξ (wohl = ilex bei Hesych.; vgl. S. 2014) sei, erwähnt. Dagegen ist der Personenname Άριανός eines Kreters (Polyb. VIII 18) und eines Grammatikers (Schol. Hom. Il. XIX 119 oder Ῥιανός ?) wohl von ἀρία gebildet.
14. Φελλός, ὁ
Φελλός, ὁ, bei Theophrast Quercus suber L., die Kork-E., sonst vielleicht = φελλόδρυς (s. I 11). Das Wort möchte Prellwitz mit altindisch phálati = ,birst, springt entzwei‘ vergleichen; A. Fick (Gött. Gel. Anz. 1894, 247) stellt es dagegen zu φλοιός ,Rinde‘, welches Prellwitz wie lit. balanà, ,Splint‘ auf die indogerm. √bhela ,schwellen‘ zurückführt. Es bedeutet auch ,Stein‘, und jedenfalls in diesem Sinne finden wir es bei verschiedenen davon gebildeten Ortsnamen (anders Jos. Murr im Progr. von Hall, 1890, 7. 8). Eine Ausnahme macht nur das angeblich Φελλός benannte Gebirge Italiens mit seinen großen πεῦκαι, eigentlich Kiefern, von welchen der Kork stammte, der dazu benutzt wurde, die Leiber leicht zu machen (Etym. M. 790, 10). An dem Ausdruck πεῦκαι braucht man sich nicht zu stoßen, da nach demselben Lexikon (791, 22; vgl. I 2) φηγός eine δρῦς oder πεύκη sein sollte. Aber fraglich bleibt es doch, ob der Name Φελλός der einheimische oder ins Griechische übertragene war. Nach Theophrast (h. pl. III 17, 1) wächst der φελλός nur in Etrurien, hat einen einfachen Stamm, wenig Äste, ist sehr hoch und von schönem Wuchs; das Holz fest; die Rinde sehr dick, zerrissen (vgl. I 5, 2) wie die der Pinie, jedoch in größere Stücke. Das Blatt ist wie bei der Blumenesche, Fraxinus ornus L., dick und länglich; der Baum ist nicht immergrün, sondern läßt die Blätter fallen; die Frucht ist immer eichelartig, ähnlich der der ἀρία (ebd.). Man schält die Rinde und sagt, man müsse sie ganz wegnehmen, andernfalls der Baum leide; die Rinde erneuert sich fast in drei Jahren (ebd.). Man versichert (IV 15, 1), daß der Baum, wenn man ihm die äußere und untere Rinde bis ans Fleisch wegnehme, nur stärker werde. Wie die der δρῦς besteht die Rinde aus Fleisch (Zellgewebe) und Flüssigkeit, aber nicht auch wie jene aus Fasern (I 2, 7). Dass das Holz weich und brüchig sein soll (V 3, 6), steht im Widerspruch zu dem vorher Gesagten, doch kommt auch heute das Holz dem [2047] Korke gegenüber wenig in Betracht. Die Behauptung, daß der Baum nicht immergrün sei, ist ein Irrtum; auch wird er heut nicht alle drei oder etwas mehr, sondern alle acht bis zehn Jahre geschält, nachdem er wenigstens einen Umfang von 31 cm. erreicht hat. Man merkt es der Schilderung Theophrasts eben an, daß der Baum den Griechen fremd gewesen ist. Nach Deutschland kommt heute der Kork aus Spanien, dem südlichen Frankreich und Algier; das Product der in Dalmatien und Italien vorkommenden Kork-E. ist von geringer Qualität und nur zu Schwimmkork u. dgl. verwendbar. Von den Griechen freilich wurde der Kork, ὁ φελλός, hauptsächlich auch nur zu den Flossen der Fischnetze verwandt (Pind. Pyth. II 80. Aisch. Choeph. 506. Hermesianax bei Paus. VIII 12, 1. Archias Anth. Pal. VI 192. Plut. de daem. Socr. 22. Alciphr. I 1, 4. Paus. a. a. O.). Doch legte man ihn auch den Freudenmädchen in die Schuhe, damit sie größer erschienen (Alexis bei Athen. XIII 586 b; vgl. Hesych. Eustath. Od. V 44 p. 1522, 11). Die im Wasser schwimmende Scheibe eines von Ktesibios erfundenen Uhrwerks war gleichfalls daraus gemacht und wurde φελλός genannt (Vitr. IX 8, 5). Fabelhafte Menschen mit Füßen von Kork waren die φελλόποδες; ihre Heimatstadt, ἡ Φελλώ, ist auf einem großen runden Korke erbaut (Lucian. hist. ver. II 4). Von φελλός war das Adjectiv φελλίνας = leicht gebildet (Hesych.). Platon (polit. 288 e) spricht von dem Handwerk der Korkbearbeitung.
II. Die Eichen der Römer.
Von den Italienern scheinen die Namen querce, rovere und eschio (lat. aesculus) unterschiedslos sowohl für Quercus pedunculata Ehrh. als für Quercus sessiliflora Sm. mit Varietäten gebraucht zu werden; nur farnia, welches vielleicht auf quernea oder farnus = Esche zurückzuführen ist, bezeichnet ausschließlich Quercus pedunculata Ehrh., cerro Quercus cerris L. und vallonea (oder gallonea), aus βάλανος hervorgegangen, die nur am Kap von Lecce vorkommende Quercus aegilops L. Von den immergrünen E. heißt Quercus coccifera L. querce spinosa, Quercus ilex L. elice und leccio, Quercus suber L. sughero, Quercus pseudo-suber Santi cerro-sughero. Unter den lateinischen Namen macht die größte Schwierigkeit die Bedeutung von aesculus und robur. Überhaupt finden wir eigentlich nur bei Vitruvius und Plinius Angaben, die eine Unterscheidung der einzelnen Arten involvieren. Dabei muß man von den Stellen bei Plinius absehen, welche aus seinen griechischen und zwar überwiegend auf Theophrast zurückgehenden Quellen geflossen sind. Gerade an diesen zeigt sich aber deutlich, wie willkürlich er die Namen gebraucht hat. So übersetzt er zwar gewöhnlich δρῦς mit robur; doch finden wir z. B. auch bei ihm (XVI 81) quercus, wo Theophrast (h. pl. I 9, 5. III 3, 3) δρῦς sagt, weil schon Varro (de r. r. I 7, 6) sich der sonst für φηγός gebrauchten Benennung quercus bedient hatte: aesculus setzt er teils für ἡμερίς (ebd. 20 = Theophr. h. pl. III 8, 2), teils für πρῖνος (ebd. 106 = Theophr. ebd. 4, 4; vgl. auch 120 u. 245 = Theophr. ebd. 16, 1) usw. Dabei ist hervorzuheben, daß eigentlich weder sonst noch bei ihm, außer wo er δρῦς mit robur übersetzt, robur oder quercus wie [2048] δρῦς Gattungsname für alle laubwechselnden Bäume ist (z. B. Plin. XVI 11. 31) und letztere nur einmal (Col. XI 4, 3) gelegentlich glandifera robora genannt werden. Nur das Holz aller E. konnte mit dem gemeinsamen Namen robur bezeichnet werden (s. II 3), und seit dem 4. Jhdt. findet sich glans roborea und glandes de robore (Plin. Iun. 77, 11 R. Marc. Emp. 4, 52 = glans bei Plin. XXIV 7), wobei robur alle laubwechselnden E. oder doch wenigstens Quercus pedunculata und sessiliflora bezeichnet. Darum unterscheidet Plinius (XVI 19) von den Bäumen, welche Eicheln im eigentlichen Sinn trügen, wie Nigidius (ebd. 25) robur, quercus, aesculus, cerrus, ilex und suber, welche alle, mit Ausnahme der ilex (und, hätte er hinzufügen sollen, des suber), schwere, fleischige, gestreckte, an den Seiten buchtige, je nach der Art kürzere oder längere Blätter hätten. Wenn nun auch Nigidius eine besondere Art oder Varietät, vielleicht Quercus pubescens W., sei es bei robur, sei es bei aesculus im Auge gehabt haben mag, so ist dies doch für die andern Schriftsteller kaum anzunehmen, jedenfalls nicht nachweisbar, besonders auch nicht für Plinius, da er sich über die Bedeutung von aesculus und robur nicht klar gewesen zu sein scheint. So wundert er (XVI 127) sich z. B., nachdem er dem robur (= δρῦς bei Theophr. h. pl. I 6, 3) tiefgehende Wurzeln zugeschrieben hat, daß Virgil (Georg. II 291) von der aesculus dasselbe sage. Von Vitruv (II 9, 5) wird zuerst robur zu den Bäumen, welche Bauholz liefern, gerechnet, aber im folgenden, wo die Eigenschaften aller Bauhölzer besprochen werden, begegnen wir zwar der quercus (8), der aesculus und cerrus (9), aber nicht dem robur. Wie er hier mit robur eigentlich das Holz aller laubwechselnden E. bezeichnet und die quercus von der aesculus unterscheidet, so macht er (VII 3, 1) die quercus zu einer Art des robur. Dann fällt es auf, daß bei Cato sich aesculus nicht findet, hingegen wieder in der auf den Bau einer Umfassungsmauer nebst Pforte, welche im Bezirk des sog. Serapistempels in Puteoli ausgeführt werden sollte, bezüglichen Inschrift vom J. 649 d. St. (CIL I 577[1] = X 1781; vgl. Th. Wiegand Jahrb. f. Philol. Suppl.-Bd. XX 1894. 662ff.) vom Holz des robur und der aesculus die Rede ist, wobei robur kein Collectivname zu sein scheint. Dagegen unterscheidet der späte Palladius (XII 15, 2) in dem über das Bauholz handelnden Capitel quercus und aesculus, ohne das robur zu erwähnen, während Plinius (XVI 218) bei dieser Gelegenheit vom robur als einer Art neben aesculus u. s. w. spricht. Die heilige E. des Zeus wurde von den Dichtern sowohl aesculus als quercus, die weissagende oder dodonaeisehe quercus (s. S. 2051f. 2054) und nur einmal das troianische, mit der Kunst der Pallas erbaute Pferd oder vielmehr sein Holz sacrum robur (Verg. Aen. II 230) genannt. Sehr oft findet sich frons quernea und ilignea, wohl nur einmal aesculea (Ovid. met. I 449), aber nie roborea. Die corona civica bestand zuerst aus dem Laube der ilex (Caecilius bei Gell. V 6. 12. Plin. XVI 11) oder später der aesculus (Plin. ebd.: vgl. Ovid. met. ebd.) oder meist der quercus (passim), aber wohl nie dem des robur. Man bildete die Substantiva querquetum (Fest. ep. [2049] p. 261, 19. Varro r. r. I 16, 6; sat. Men. 424) und später quercetum (Hor. c. II 9, 7 u. Schol. ebd. Claudian in Rufin. I 338. Priscian. IV 2, 12), aesculetum (Varro de l. l. V 152. Hor. c. I 22, 14. Schol. ebd. u. II 9, 7. Plin. XVI 37. Priscian. ebd., = φηγών Corp. gloss. lat. II 525, 29) und ilicetum (Mart. XII 18, 20), aber nicht roboretum. Unter roborarium (Scip. Afric. bei Gell. II 10, 5) ist ein überhaupt mit starkem Holze eingehegter Tiergarten, unter roburneae fruges (Col. IX 1, 5) Früchte wilder Bäume in Gebirgswäldern zu verstehen. Wenn aber schließlich mitunter dasselbe oder Ähnliches von der aesculus wie von der quercus gesagt wird (besonders Verg. Georg. II 291 = Aen. IV 441. Plin. XVII 151 = Col. IV 33, 5; vgl. auch das über die Iuppiters-E. S. 2051f. 2054 Gesagte), so ist es trotzdem angänglich, in diesen Fällen unter jener Quercus sessiliflora und unter dieser Quercus pedunculata zu verstehen.
1. Quercus
Quercus, wohl Quercus pedunculata Ehrh., vielleicht mitunter auch Quercus sessiliflora Sm., so z. B. bei Cato und Columella, die aesculus nicht haben. Das Wort ist mit ahd. forha, nhd. Föhre verwandt (Schrader Reall. 164).
a) Botanisches.
Die quercus ist ein sehr verbreiteter Baum (Plin. XVI 17), liebt die Berge (vgl. Avian. fab. 16, 1), steigt aber auch in die Ebene hinab (Plin. ebd. 74; vgl. Lucan. I 136), in Germanien finden sich selbst an den Küsten Bäume von üppigem Wachstum (Plin. ebd. 5). Sie ist für den Garganus mons charakteristisch (Hor. carm. II 9, 7), wo übrigens heute die Quercus pedunculata unter dem Namen quercia liscia, die Quercus sessiliflora unter dem Namen quercia cerza vorkommt und Quercus cerris cerro heißt. Auf dem Landgute Ciceros bei Arpinum befand sich eine alte quercus, in deren Zweigen ein Adler eine Schlange besiegt haben sollte, was von Marius für ein glückliches Omen gedeutet worden sei (Cic. leg. I 1; divin. I 106). Nach den meist willkürlichen Angaben der Dichter wuchs die quercus u. a. auf dem schneeigen (bis 767 m. ansteigenden) Gebirge Algidus in Latium (Hor. c. III 23, 10), in den Wäldern bei Cannae (Sil. Ital. X 334) u. s. w. In Rom hiess der Caelius ursprünglich querquetulanus mons (Tac. ann. IV 65; vgl. Varro de l. l. V 49); dort gab es auch eine porta Querquetulana (Plin. XVI 37) oder Querquetularia, welche ihren Namen von querquetum hatte (Fest. ep. p. 261, 21) und vielleicht in dem Thale zwischen Oppius und Caelius gelegen war. Auf dem Capitolinus stand zur Zeit des Romulus eine heilige quercus (Liv. I 10, 5). Endlich wird noch eine alte quercus auf einem in der Nähe Roms gelegenen Landgute erwähnt (Suet. Vesp. 5). Verschiedene Epitheta charakterisieren sie als einen mächtigen Baum (magna Ennius bei Macrob. VI 2, 27; magna quercus ingentis tendit ramos Verg. Georg. III 332: alta Ovid. met. VII 630. Phaedr. III 13, 1; sublimis Lucan. I 136; per aera ramos effundens ebd. 139; valida Verg. Aen. IV 441; cum vertice celso aeria ebd. III 680; vgl. Sil. Ital. V 486; aeria Lucan. III 434; ingens Verg. Aen. XI 5, vgl. Sil. Ital. VI 192; vasta late quercus Sen. Herc. Oet. 1629, vgl. Thyest. 656). Eine vom Sturm entwurzelte alte quercus bedeckte samt ihren [2050] grossen Wurzeln ein ganzes iugerum des Bodens (Plin. XVI 130; vgl. Catull. 64, 105). Sie widersteht, wenn sie alt ist, allen von den Alpen kommenden Stürmen, und, soweit sie sich mit ihrem Gipfel in die Lüfte erhebt, ebenso weit strebt sie mit ihren Wurzeln der Unterwelt zu (Verg. Aen. IV 441ff.; ähnlich von der aesculus Georg. II 291 und von der quercus Sil. Ital. III 689. V 485ff.). Sie hat gekrümmte Äste (Sen. Oed. 547). Oft wird sie vom Blitze getroffen (Verg. Ecl. 1, 17. Sil. Ital. X 166. Dracont. carm. prof. V 312), wobei zu berücksichtigen ist, daß in Deutschland die Anzahl der Blitzschläge in Buchen, Nadelholzbäume, Laubbäume und speziell E. folgende Skala aufweisen soll: 1:9:12:34. Bei Vergil (a. a. O.) ist dieser Blitz ein Vorzeichen der notgedrungenen Flucht aus der Heimat, und Pomponius Laetus (bei J. H. Voss Des P. Virgilius Maro ländl. Gedichte 1797 I 22) berichtet aus verlorenen Grammatikern, daß Wetterschlag in fruchttragende Bäume überhaupt Böses anzeige, in Ölbäume Mißwachs, in E. Landesverweisung. Oft ist von ihrem hohen Alter die Rede (Verg. Georg. III 332. Ovid. met. XIII 799. Sen. Oed. 548. Plin. XVI 130. Sil. Ital. VI 192. X 166. Suet. Vesp. 5. Stat. Theb. II 707. Iuv. XIV 184).
b) Nutzen.
In ihren hohlen Stämmen bauen die Bienen (Ovid. am. III 8, 40) ihre Waben (Verg. Ecl. 7, 13. Tib. I 3, 45. Phaedr. III 13, 1); auf ihren Blättern findet sich der Honigtau (Aetn. 13. Plin. XI 32. Claudian. in Ruf. I 383), eine Abscheidung der Blattläuse (vgl. I 1 b und II 5). Sie trägt die schwerste und süsseste (Plin. XVI 25) und beste (ebd. 20 = φηγός bei Theophr. h. pl. III 8, 2) Eichel von allen E.; sie gab die älteste Nahrung den Menschen (Lucret. V 936. Verg. Georg. I 8. Tib. II 1, 38. Ovid. met. I 106; fast. I 676. IV 400. Ps.-Verg. Cul. 134. Lucan. VI 426. Iuv. XIV 184. Gell. V 6, 12. Claudian. de r. Pros. I 30. Serv. Ecl. 1, 17; Georg. I 149. 349; Aen. VI 772). In der Tat ist die Eichel der Quercus pedunculata etwas größer als die der Quercus sessiliflora und ihrer Varietät Quercus pubescens, freilich aber von schlechterem Geschmack als von der bei Neapel, Palermo und auf Ischia vorkommenden Varietät Quercus Virgiliana Ten. Auch die bei Lecce wachsende Quercus aegilops L. und die ihr nahe stehende Quercus macedonica A. DC., welche sich ebenda und bei Bari findet, liefern bessere Eicheln. Die glans quernea, welche bei Columella (IX 1, 5) neben der ilignea und cerrea in Bergwäldern vorkommt, wird die Eichel sowohl von Quercus pedunculata als sessiliflora gewesen sein. Über die Bedeutung der Eichel als tierische und menschliche Nahrung s. auch IV. Das Laub eignet sich zwar weniger als manches andere zum Futter für Rinder (Cato 54, 4. Col. VI 3, 6), kann jedoch im April bis Mitte November dazu verwandt werden (Col. ebd. und XI 100; vgl. Cato 30), in dürrem Zustande mit anderem Futter auch im December (Col. XI 2, 101). Für Schafe soll es Mitte Juni bis August geschnitten (ebd. 48. 55) und in frischem (Cato 30) oder nicht zu dürrem (ebd. 5, 8) Zustande an sie verfüttert werden. Ziegen fressen es, wenn die quercus strauchig ist (Col. VII 6, 1). In faulendem Zustande soll es zur Streu für diese Tiere dienen (Cato 37, 2). [2051] Das Holz ist hart (Verg. Ecl. 4, 30. 6, 28. Ovid. fast. IV 400) und wird daher, wie wir sehen werden öfters robur genannt. Aus ihrem (harten) Holze läßt sich schwer ein Bildnis schnitzen (Cic. Att. XIII 28, 2), doch ein Mischkessel für Wein herstellen (Sil. Ital. VII 190), besonders auch Speere (Val. Flacc. VI 243), die durch Brennen gehärtet werden (Sil. Ital. X 160), und zu einem Wildgatter eignet es sich gut, weil es gegen Regen stand hält (Col. IX 1, 3). Nach Vitruv (II 9, 8. 9) hat das Holz von den Grundstoffen eine übermässige Sättigung an Erdigem und wenig Feuchtigkeit, Luft und Feuer; hat daher, wenn es bei Erdarbeiten von Erde bedeckt wird, eine unendliche Ausdauer (vgl. Pall. XII 15, 2); doch wenn es von der Feuchtigkeit berührt wird, widersteht es, krümmt sich und macht die Bauwerke, bei denen es angebracht ist, rissig (vgl. Plin. XVI 218). Daher sollen nicht unter Dielen von der aesculus solche von der quercus kommen, weil letztere Feuchtigkeit anziehen, sich krümmen und Risse in den Fußböden hervorbringen würden (Vitr. VII 1, 2 = Pall. I 9, 2). Aus demselben Grunde darf es auch nicht zu Klammerhölzern gebraucht werden (Vitr. ebd. 3, 1). Dieses Urteil über das Holz ist jedenfalls insofern richtig, als das E.-Holz, wenn es nicht gut ausgetrocknet ist, sich sehr leicht wirft, weil der Kern viel dichter ist als der Splint; letzterer ist aber bei Quercus sessiliflora dichter als bei Quercus pedunculata. Das Schiff Argo war davon erbaut (Val. Flacc. V 66). Es ist geeignet zu Bandreifen für Weinfässer (Cato 39, 1) und zu Weinpfählen (Varro I 8, 4. Col. IV 26, 1. 33, 1. Pall. IV 15, 2). Zu letzterem Zwecke kann die quercus (aesculus bei Plin. XVII 151) statt der Kastanie mit siebenjährigem Umtriebe angepflanzt werden, wenn der Boden von Gestrüpp bewachsen, kiesig, mehr von Gebirgsnatur und überhaupt für die Anpflanzung der Kastanie weniger geeignet ist als für die der quercus, obschon jene nur einen fünfjährigen Umtrieb erfordert (Col. ebd. 5; vgl. IV 26, 1).
c) Baumkultus.
Als heiliger Baum ist die quercus dem Iuppiter geweiht (Verg. Georg. III 332; Aen. III 680. Phaedr. III 17, 2. Serv. Ecl. 1, 17; vgl. Verg. Ecl. 7, 13. Ovid. met. I 106. Sen. Herc. Oet. 1639), die δρῦς speziell dem stadtschirmenden Zeus (Plut. quaest. Rom. 92) oder dem Ζεὺς Πολιεύς (ebd. Cor. 3), d. h. dem Iuppiter Stator, Victor, Bellipotens, Feretrius (Wagler II 33). In Kibyra, einer phrygischen Stadt Pisidiens, ging die Sage, daß Iuppiter den Philemon in eine quercus verwandelt habe (Ovid. met. VIII 620. 714ff.). Ein ähnliches Omen, wie das erwähnte (S. 2049), welches dem Marius sein Glück verhieß, wurde dem Großvater des Galba durch einen Adler, den Vogel des Iuppiter, und eine quercus zu teil (Suet. Galb. 4). Eine dem Zeus heilige E. wird wohl die quercus gewesen sein, an welcher symbolisch die Kleider desjenigen Anthiden aufgehängt wurden, den das Los dazu bestimmte, in einen Wolf verwandelt zu werden (Plin. VIII 81). Besonders wird der dem Zeus heilige Orakelbaum quercus genannt (Cic. Att. II 4, 5. Verg. Georg. II 16. III 332. Ovid. met. VII 623. XIII 716; art. am. II 541. Sen. Herc. Oet. 1477. 1627. Sil. Ital. III 680. Prob. zu Verg. Georg. I 148. Claudian. rapt. Pros. I 31; de bello [2052] Pollent. 137; de tert. Hon. cons. paneg. 118; vgl. Ps.-Verg. Cul. 134. Serv. Georg. I 149 und S. 2020. 2027). Unter einer quercus betet Aeacus zu seinem Vater Zeus, die durch eine Pest heimgesuchte Insel Aegina wieder zu bevölkern (Ovid. met. VII 630. 635); sie war de semine Dodonaeo (ebd. 623). Dann sollte die δρῦς wie dem Iuppiter auch der stadtschirmenden Hera oder Iuno heilig sein (Plut. quaest. Rom. 92). In einem heiligen Hain des Mars lag das goldene Vlies auf einer heiligen E. (Val. Flacc. V 250; vgl. S. 2021). Aus dem auffälligen Erscheinen eines Zweiges an einer dem Mars heiligen quercus schloß der Vater des Vespasianus, daß dieser einst Kaiser werden würde (Suet. Vesp. 5). In Tiora, einer alten Stadt der Aboriginer im Sabinerlande, sollte es ein sehr altes Marsorakel gegeben haben, welches dem ehemaligen dodonaeischen sehr ähnlich gewesen sei, nur daß in Dodona eine Taube von einer heiligen δρῦς herab, hier ein auf einer hölzernen Säule sitzender Specht die Orakel erteilt habe (Dion. Hal. I 14). Wagler (II 23) meint, daß auch die Säule von E.-Holz gewesen sein müsse. Von der quercus, welche Erysichthon gegen den Willen der Ceres fällte, ist schon (S. 2029) die Rede gewesen. Auf eine Beziehung der quercus zur Ceres weist auch die Sitte hin, daß die Getreideernte nicht eher begonnen wurde, bis die Schnitter mit dem Kranze der quercus geschmückt ungeordnete Reigen getanzt und fromme Sprüche hergesagt hatten (Verg. Georg. I 349). Bei dem pontischen Heraclea gab es zwei Altäre des Στράτιος genannten Iuppiter mit zwei von Hercules angepflanzten quercus (Plin. XVI 239). Die dodonaeische quercus verkündet dem Hercules sein Lebensende auf der Oeta (Sen. Herc. Oet. 1477; vgl. Soph. Trach. 171. 1168); sie liefert zum Teil das Holz für seinen Scheiterhaufen (Sen. ebd. 1627). Ihre Wipfel bewegt Silenus durch seinen Gesang (Verg. Ecl. VI 28). Der chaonische, d. i. der dodonaeische Baum, gehört zu denjenigen, welche Orpheus durch seinen Gesang herbeizieht (Ovid. met. X 90). Mit den griechischen Dryaden zu vergleichen sind die Querquetulanae Virae, Nymphen, welche einem grünenden E.-Haine, querqueto virescenti, wie ein solcher sich z. B. innerhalb der Porta querquetulana in Rom befand, vorstanden (Fest. ep. p. 261, 17), wie überhaupt von dem höheren italischen Altertum und der volkstümlichen Tradition die Waldfrauen nicht mit den griechischen Namen der Nymphen und Dryaden, sondern der Virae und Virgines bezeichnet wurden. Als Tropaeenbaum hat die E. den Griechen wohl nicht gedient (s. Kern o. Bd. III S. 166, 60ff.). Wenn sich Wagler (II 20) für seine entgegengesetzte Ansicht u. a. auf zwei Darstellungen bei Bötticher (Fig. 55. 63) beruft, so ist auf der ersteren der Baum, an welchem die Beutewaffen hangen, seiner Krone beraubt, der andere aber auch nicht sicher als E. erkennbar. Dagegen sprechen mehrere Zeugnisse dafür, daß die Römer alter Zeit sie sich dazu ausersehen hatten. Als Romulus den Acron, den König der altsabinischen Stadt Caenina, im Zweikampfe getötet hatte, legte er dessen Waffen auf dem capitolinischen Hügel an einer quercus, welche den Hirten heilig war, nieder, sie dem Iuppiter Feretrius darbringend und ihm einen [2053] Tempel an dieser Stelle zu erbauen gelobend zur Niederlegung der spolia opima, welche die Nachkommen erbeuten würden. Zu diesem Bericht fügt Livius (I 10, 5ff.; vgl. Plut. Rom. 16. Prop. IV 10) noch hinzu, daß in späterer Zeit nur zwei solcher spolia opima erbeutet und in dem Tempel niedergelegt worden seien. Ferner hing Aeneas die Rüstung des erschlagenen Mezentius an einer gewaltigen quercus, deren Äste gekappt waren, auf (Verg. Aen. XI 5); Pallas, ein Bundesgenosse des Aeneas, gelobt dem Flussgotte Thybris, wenn er ihm den Sieg über Halaesus verleihe, dessen Waffen an seiner quercus aufzuhängen (ebd. X 423). Tydeus befestigt die Waffen der von ihm erschlagenen Thebaner an einer uralten quercus (Stat. Theb. II 707). Der seinem alten Ruhm vertrauende Pompeius gleicht einer über das umgebende Ackerland hoch emporragenden quercus, welche, mit alten Beutestücken beladen und schon entblättert, nicht mehr durch die bereits erkrankten Wurzeln, sondern durch ihre eigene Schwere aufrecht erhalten wird (Lucan. I 136). An einer quercus nämlich wurden die spolia (Schol. ebd.) oder trophaea (Sidon. Apollin. c. II 398) aufgehangen.
d) Kränze.
Aus den Blättern der quercus bestand der Kranz, der an den capitolinischen Agonen seit dem J. 86 n. Chr. als Preis für Dichter ausgesetzt wurde (Wissowa oben Bd. III S. 1528, 5ff.). Über die in späterer Zeit meist aus dem Laube der quercus bestehende corona civica s. Wagler II 25–32 und Fiebiger oben Bd. IV S. 1639, 28ff., über Totenkränze unten III a.
e) Schmarotzende Pilze.
Am Fuße der quercus wachsen die boleti und suilli, jüngst erfundene Reizmittel für den Gaumen (Plin. XVI 31). Gemeint sind der Kaiserling, Amanita caesarea Scop., welcher heute il re dei funghi und uovolo, in Bologna buleider heißt, und der Steinpilz, Boletus edulis Bull., heute boleto porcino genannt, letzterer der bekannteste und geschätzteste Pilz in Italien. Besonders in Gallien wächst an den obersten Teilen der eicheltragenden Bäume ein weißer und wohlriechender Pilz, der agaricus heißt, als Gegengift dient und in der Nacht leuchtet (Plin. ebd. 33). Darunter will man den Lärchenschwamm, Polyporus officinalis Fr. verstehen, der freilich nur auf Lärchenstämmen wächst.
f) Tange.
Die Tange, welche Theophrast (S. 2029) δρῦς und πόντια δρῦς nennt, bezeichnet Plinius (XIII 137) mit quercus, obwohl die Römer so wohl denselben Tang genannt haben werden, der heute in Italien quercia marina heißt, nämlich den gemeinen Blasentang, Fucus vesiculosus L.
2. Aesculus
Aesculus, wohl Quercus sessiliflora Sm., die Trauben-E., mit ihren Varietäten Quercus pubescens W., Quercus Virgiliana Ten., Quercus esculus L. u. s. w.; die aesculus des Nigidius (bei Plin. XVI 25) kann Quercus pubescens allein sein. Über die Verwandtschaft des Wortes aesculus s. I 4. Willkürlich ist die alte Herleitung von esus (Serv. Georg. II 291) oder esca, weil die Menschen sich einst von der aesculus genährt hätten (Isid. XVII 7, 28). Doch wird das letztere, wie wir gesehen haben, sonst von der quercus behauptet, und nach Nigidius und Plinius (XVI 20. 25), von denen letzterer sogar sich [2054] mehr an die ἡμερίς des Theophrast (h. pl. III 8, 2), als die aesculus der Römer gehalten zu haben scheint, zeichnete sich die Eichel der letzteren durchaus nicht oder nur wenig vor andern aus. Es liegt daher kein Grund vor, wie dies vielfach geschehen, sie nur mit Quercus esculus L. zu identificieren. Sie wächst nicht überall (Plin. XVI 17), bildet aber in Daunia weite Wälder (Hor. c. I 22, 14). Bei oder in Rom gab es einen Versammlungsort der Bürger, welcher Aesculetum genannt wurde (s. Thes. ling. lat). Willkürlich verlegt Avienus (paraphr. 1188f.) die aesculus wie das suber nach Mesopotamien. Dieselbe hochpoetische Schilderung wie von der quercus (Aen. IV 441ff.) gibt Virgil von der aesculus (Georg. II 291ff. und bei Plin. XVI 127), nur daß er jene an Felsen hangen läßt, und diese empfiehlt er zur Anpflanzung beim Weinbau, wohl um die Reben daran zu stützen. Vielleicht durch diese Stelle verleitet, bezieht Plinius (XVII 151) das, was Columella (IV 33, 5) betreffs der Anpflanzung der quercus zu Weinpfählen sagt, auf die aesculus. Die alte, ihr schattiges Haupt bis in die Wolken erhebende und allein, wenn sie im Felde stände, fast einen Wald bildende aesculus findet sich im Gebirge am trasimenischen See, mit der quercus gepaart (Sil. Ital. V 480ff.); hoch sich erhebend wird sie ebenso wie die quercus vom Blitze getroffen (ebd. X 166). Die aesculus mit ihrer hohen Laubkrone gehört, wie der dodonaeische Baum (d. h. nach S. 2051f. die quercus) und die ilex zu denjenigen Bäumen, welche sich um den Sänger Orpheus sammeln (Ovid. met. X 90ff.). Sie hat hartes Holz (Hor. c. III 10, 17) und ist sehr geeignet zu Bauten, verträgt nur keine Feuchtigkeit (Vitruv. II 9, 9; vgl. Plin. XVI 219. Pall. XII 15, 2). Bei der (S. 2048) erwähnten Pforte zu Puteoli sollten die Pfosten aus ihrem Holze hergestellt werden (II 9). Dieses eignet sich zu Dielen (Vitruv. VII 1, 2) und behauenen Weinpfählen (Pall. ebd.). Der sehr hohe Baum ist dem Iuppiter heilig (Verg. Georg. II 16; vgl. Plin. XII 3. XVI 11). Die corona civica konnte statt aus ilex und quercus auch aus der aesculus bestehen (Plin. XVI 11). Auf den aesculi leben galbae genannte hagere Tiere (Suet. Galb. 3), vielleicht die Raupen des Prozessionsspinners, Cnethocampa processionea L., oder des Eichenspinners, Gastropacha quercus L.
3. Robur.
Gegen die übliche Zusammenstellung dieses Wortes mit griechisch ῥώμη, ῥώννυμι, so daß es eigentlich ,Stärke‘ bedeuten würde, erklärt sich Herm. Osthoff (Etymol. Parerga 1901, 72). Ausgehend nämlich von der nicht unanfechtbaren Voraussetzung, daß robur das Kernholz und den Kernholzbaum selbst, in der Regel die E. oder auch eine einzelne Art derselben bezeichnet habe (82f.), erklärt er es für möglich, daß, wie die Griechen das Kernholz der E. μελάνδρυον genannt hätten, robur zusammenhängend mit ὀρφ-νό-ς = dunkelfarbig, ursprünglich dunkelfarbiges Holz, d. h. Eichenkernholz, bedeutet habe (76. 94).
Zur Bezeichnung eines Baumes wird das Wort eigentlich nur von Nigidius (bei Plin. XVI 25) und Plinius gebraucht und zwar wohl, wenigstens von letzterem, wie aesculus für Quercus sessiliflora Sm., die Trauben-E., abgesehen von den [2055] Stellen, wo er δρῦς mit robur übersetzt und letzteres also auch einen, aber in Wahrheit andern Baum bezeichnet. Der Baum ist sehr verbreitet (Plin. XVI 17), liebt die Berge und Thäler (vgl. jedoch von der φηγός Theophr. h. pl. III 3, 1), und im nördlichen Deutschland trägt der herkynische Wald (wohl das ganze deutsche Mittelgebirge) gewaltige robora, welche, in Jahrhunderten nicht berührt, mit der Welt gleiches Alter haben und durch ihr fast unsterbliches Los die Weltwunder übertreffen (ebd. 6). Die Eichel ist klein (ebd. 20). Die Druiden, die Priester Galliens, halten nichts für heiliger, als das viscum, die Mistel (die freilich verhältnismässig selten auf E. schmarotzt, während Loranthus europaeus L. in Frankreich gar nicht vorkommt) und das robur, worauf jene wächst, so daß sie die aus robur bestehenden Haine sich aussuchen und ohne deren Laub keine heilige Handlung vornehmen; ja sie glauben sogar, daß der Gott sich selbst diesen Baum erwählt habe (Plin. XVI 249; vgl. S. 2027). Das viscum, aus welchem der Vogelleim bereitet wird, also Loranthus europaeus, wächst besonders auf dem robur (XXIV 11), aber auch auf der quercus und ilex (XVI 245). Hier zu erwähnen sind auch die harten, auf hohen Felsen wachsenden robora Ovids (heroid. VII 37; vgl. Stat. Theb. VI 103) und andere, durch ihr Alter ausgezeichnete robora (Sen. Agam. 95; Oed. 744). Doch ist hier robur wohl nur Übersetzung von δρῦς; wenigstens knüpft Ovid hier an das Sprichwort Homers (Od. XIX 163; vgl. S. 2025) an, da er die Dido dem Aeneas vorwerfen läßt, daß er von Felsen und robora abstamme.
Gewöhnlich bezeichnete robur mit den davon gebildeten Wörtern das Holz, bezw. das daraus Gefertigte, oder den noch in Natur stehenden, lebenden Stamm meist von E., seltener von andern Bäumen. Eigentlich sollte darunter alles starke Holz, aber nicht gerade nur Kernholz, zu verstehen sein (Isid. XVII 7, 41. 9, 104; vgl. Col. IV 26, 1. IX 1, 3), so z. B. das Holz oder der Stamm eines wilden Ölbaums (Verg. Aen. XII 783), der Pinie (Stat. Theb. II 619), von Callitris quadrivalvis Vent. (Stat. a. a. O.; silv. III 3, 94) oder überhaupt eines Waldes (Lucan. III 421. 430. Stat. Theb. V 514). Von Palladius wird in seinem Carmen de insitione mehrfach die Unterlage bei der Veredelung der Obstbäume robur genannt (42. 87. 101. 128), nur einmal der aus der Veredelung hervorgegangene Baum (108). Von der Behauptung, daß robur dasjenige Holz benannt worden sei, welches sehr viele Adern von rötlicher Farbe habe (rubro colore et quasi rufo, Fest. ep. p. 264, 10), ist nur so viel richtig, daß wenigstens unsere E. sich durch große braune Markstrahlen auszeichnen. Von einem pedamentum robustum e quercu, aber auch e iunipero, quod vovatur ridica, also von einem Weinpfahl aus Stiel-E. und Wacholder spricht Varro (r. r. I 8, 4). Wider Erwarten scheint sich robur ilicis oder iligneum nirgends zu finden. Öfters wird aber mit robur der Stamm der quercus bezeichnet (Catull. 64, 107. Verg. Georg. III 332; Aen. IV 441. Ovid. met. VII 632. VIII 743. XII 331. Sen. Herc. Oet. 1643. Sil. Ital. III 688. VI 192. Col. IV 33, 1. 5). So werden auch das unmittelbar über der Mauer liegende limen robustum [2056] der puteolanischen Inschrift (vgl. S. 2048), d. h. der 8 Fuß lange, 11/4 Fuß dicke und 3/4 Fuß hohe Türsturz (I 14), und die mutuli robusti, d. h. die über das Mauerwerk nach innen und außen je 4 Fuß vorspringenden, 2/3 Fuß dicken und 1 Fuß hohen Kragbalken (I 15), im Gegensatz zu den postes aesculnei vom Holz der Stiel-E. gewesen sein, wenn auch vielleicht hier robur eigentlich nur E.-Holz überhaupt bezeichnen mag. Dagegen sollte das Gatter eines Wildgeheges aus robur querceum vel subureum bestehen (Col. IX 1, 3). Selten wird robur für den Stamm der aesculus gebraucht (Sil. Ital. V 484. 512). Bei der Ölpresse Catos sollten die beiden 9 Fuss hohen und 2 Fuß dicken vierkantigen Stämme, zwischen welchen das Fußende des Preßbaums zu liegen kam, sowie die beiden am Kopfende des Preßbaums stehenden runden, 10 Fuß hohen und 2 Fuß dicken Pfosten von robur (robustae) oder Pinienholz sein (de agr. 18, 2. 8), der zwischen den Stämmen für den Schweif des Preßbaums übrig bleibende Raum sollte unten mit robur ausgefüllt werden und das die Stämme verbindende ca. 51/2 Fuß lange Kopfstück, capitulum, ebenfalls robustum sein (ebd. 4). Hier ist wenigstens sicher E.-Holz und bei der angegebenen Stärke vornehmlich das von Quercus pedunculata und sessiliflora gemeint, daher auch mit dem robur für Bauhölzer und behauene Weinpfähle (ebd. 17, 1). Für Vitruv ist schon vorher (S. 2048) angenommen, daß sein robur das Holz aller laubwechselnden E. ist. Es ist nach ihm sehr geeignet zu Bauten (II 9, 5) und zu Klammerhölzern (VII 3, 1); schlechter Baugrund wird durch Pfähle von robur befestigt (ebd. 4, 2); bei Hafenmolen sollen die dazu gehörigen Mauern in Kasten, welche aus vierkantigen Pfählen von robur zusammengesetzt sind, hergestellt werden (V 12, 2); in Gallien und Hispanien werden die Schindeln daraus gemacht, mit welchen die Häuser gedeckt werden (II 1, 4; vgl. Plin. XVI 36). Dasselbe wie für Vitruv läßt sich denn auch mehr oder weniger in andern Fällen annehmen, so bei dem roborarium des Scipio Africanus, d. h. einem Wildgehege, das von tabulae roboreae eingefaßt zu denken ist (Gell. II 20, 5); dem robustus codex, dem Block, woran die Sklaven geschmiedet wurden (Plaut. Poen. 1153; vgl. robur bei Lucret. III 1015); dem carcer robustus (Plaut. Curc. 692); dem nicht aus Stein gemeisselten oder aus robur gezimmerten Weisen (Cic. acad. pr. II 101; vgl. vorher Ovid. heroid. VII 37 und über die δρῦς I 1 g); dem robur, d. h. den Bänken, auf welchen die Lakedaimonier speisten (Cic. Muren. 74); dem sacrum robur, d. h. dem mit der Kunst der Pallas erbauten troianischen Pferde (Verg. Aen. II 230); dem fissile robur, dem leicht zu spaltenden, neben der ilex erwähnten Stamm im Tale bei Cumae (ebd. VI 181. 214; vgl. Ennius bei Macrob. VI 2, 27); dem robur coctum, einer Lanze von geglühtem Holz (Verg. ebd. XI 553); dem durum robur, aus welchem die einst den palatinischen Berg bewohnenden Menschen entstanden waren (ebd. VIII 315. Iuven. VI 12) oder Pfähle gemacht werden konnten (Verg. ebd. XI 893); dem robur, das undurchdringlich ist wie dreifaches Erz (Hor. c. I 3, 9); dem robur, aus welchem das Tullianum genannte Staatsgefängnis [2057] (ebd. II 13, 19. Liv. XXXVIII 59, 10. Val. Max. VI 3, 1. Tac. ann. IV 29) oder vielmehr der (über dem Tullianum befindliche) Kerker bestand, in welchen die Verbrecher gebracht wurden, welche vorher (also angeblich vor der Zeit der Republik) in Kasten, arcis robusteis, eingeschlossen wurden (Fest. ep. p. 264, 12); den robustae fores (Hor. c. III 16, 2); den robusta plaustra (ebd. ep. II 2, 74); den nodosa robora, knotigen Stämmen (Ovid. met. VI 691); den fera robora, Stämmen des Waldes (ebd. XIV 391); dem pons roboreus, der ältesten Brücke Roms (Ovid. fast. V 622); dem magnum robur einer grossen Keule (Sen. Herc. fur. 800); dem grave robur, einem schweren Holze (Val. Flacc. III 164); den roborei axes, Dielen eines Stalles (Col. VI 19, 1); den verfaulten und im Dunkeln leuchtenden robusti caudices (Plin. XI 151); den zu einem besonderen Zweck als Brennholz dienenden roborea ligna (ebd. XXVIII 113. Gell. X 12, 3); dem siccum robur, einem trockenen Holzstamm (Sil. Ital. II 471). Das robur, aus welchem die festen Schiffe der in der heutigen Bretagne wohnenden Veneter gezimmert wurden (Caes. b. g. III 13, 3; vgl. I 1 d), war eher von Quercus pedunculata als sessiliflora, da jene sich mehr im Flachlande findet, in Frankreich heute sehr gemein und häufiger als diese ist und vor dieser zu Schiffsbauten bevorzugt wird.
Das zu Bauten zu verwendende robur, also vornehmlich das der Quercus pedunculata und sessiliflora, sollte nach Cato (agr. 17, 1; vgl. Hesiod. op. 412ff. 663 und über δρῦς und φηγός Theophr. h. pl. III 5, 3. V 1, 2) von der Herbstgleiche bis zur Winterwende gefällt werden, nach andern alles Nutzholz bis Anfang Februar (Vitruv. II 9, 1. 2. Anon. de architect. 12) oder im Winter (Cic. div. II 33. Col. XI 2, 11. Plin. XVIII 232. Pall. II 22. XII 15, 1. XIII 2. Geop. III 1, 2. 15, 3; vgl. 10, 4), Schiffsbauholz im Juli und August oder von der Herbstgleiche bis 1. Januar (Veget. r. m. IV 35. 36). In der Provinz Rom wählt man heute gewöhnlich dazu die Zeit vom 15. November bis 15. März. Da die Alten dem Monde bekanntlich einen großen und wohl ganz unberechtigten Einfluß auf die Vegetation zuschrieben, so wurde für den besagten Zweck teils unter Verwerfung des Vollmondes besonders die Woche nach diesem (Cat. agr. 37, 4. Plin. XVI 194; vgl. Theophr. h. pl. V 1, 3) oder der abnehmende Mond (Cat. agr. 31, 2. Cic. a. a. O. Varro r. r. I 37, 1. Col. XI 2, 11. Plin. XVI 190. XVIII 321) oder der Neumond empfohlen (Plin. XVI 190. XVIII 322. Geop. I 6. 4. III 1. 2). Auch der Südwind war zu vermeiden (Cato 31, 2. Plin. XVI 193. XVIII 329). Ein solcher E.-Stamm, materies roborea, konnte von einem Arbeiter in einem Tage auf eine Länge von 20 Fuß exact quadratisch behauen werden und gab dann eine vehes, ca. 600 kg., ab (Col. XI 2, 13). Einen Maximalpreis für dieses Bauholz finden wir in dem Edict Diocletians vom J. 301 (12, 10). Es sollten nämlich materiae roboreae qubitorum quattuordecim in longum, latitudinis in quadrum (digitorum) sexaginta octo, d. h. E.-Holz, welches 6,22 m. lang sein und 1,256 m. quadratischen Umfang haben sollte (nicht 1,256 m. ins Quadrat stark sein, schon weil alle im Edict angegebenen [2058] Maße für die Stärke der Bauhölzer durch die Zahl vier teilbar sind; mehr bei H. Blümner D. Maximaltarif des Diocletian 1893, 133), also wenig über 0,6 cbm. Rauminhalt haben, 250 Denare = 4,5 Mark kosten. Bei einem spezifischen Gewicht von ca. 0,76 kommen hier 100 kg. auf ca. 1 Mark zu stehen, ein Preis, der freilich den andern Langholzpreisen (12, 1–9. 11) und den Brennholzpreisen (14, 8–11), letzteren von 56–72 Pfennig pro 100 kg, gegenüber niedrig erscheinen muß.
4. Cerrus
Cerrus = Quercus cerris L., die Zerr-E., heute italienisch cerro und ghianda amara. Nach A. Fick (Vergl. Wörterb. d. idg. Sprachen, 1890, I 386) ist das Wort mit cerro = Querkopf, ἐγκάρσιος = schief u. s. w. auf eine westeuropäische Grundform q'erso- = verquer zurückzuführen. Von ihr behauptet Plinius (XVI 17), daß sie selbst im größeren Teile Italiens unbekannt sei; doch kommt sie heute hier in der submontanen und mitunter auch in der alpinen und maritimen Region von Norditalien, wo sie weniger gemein ist, bis nach Calabrien und Sicilien vor. Freilich hat sie z. B. auch bei den römischen Dichtern keine Beachtung gefunden. Die Eichel steht nach Nigidius (bei Plin. XVI 25) nur hinter der der quercus zurück, sofern sie bei den Schweinen festeres, aber härteres Fleisch gebe; nach Plinius (ebd. 29) ist sie kläglich, rauh und von einer stacheligen Hülle wie die Kastanie umgeben. Doch stecken die ziemlich kleinen Früchte nur bis zur Hälfte in dem durch die pfriemenartig verlängerten Schuppen bärtig und fast stachelig gemachten Becher. In Wäldern, welche reichlich Eicheln der quercus, ilex und nicht minder der cerrus erzeugten, sollten Wildparks eingerichtet werden (Col. IX 1, 5), und in solchen, wo sich auch noch die des suber fanden, sich die Schweine aufhalten (ebd. VII 9, 6). Das Holz, welches sehr viele Poren enthält und in diese die Feuchtigkeit durch und durch aufnimmt, wird schnell morsch (Vitruv. II 9, 9; vgl. Plin. XVI 218); daraus gemachte unter dem Estrich liegende Dielen können nicht lange vorhalten (Vitruv. VII 1, 2. Anon. de architect. 19; sie müssen daher vor dem Eindringen der Feuchtigkeit geschützt werden, Pall. I 9, 3). Die Landleute machen daraus Stiele zu ihren Handgeräten (Hygin. bei Plin. XVI 280); auch können zu einem gewissen medizinischen Zwecke daraus Becher verfertigt werden (Plin. XXX 92). Wenn im Boden von einer abgehauenen cerrus Wurzeln übrig geblieben sind, töten diese die Olivenpflänzlinge (Pall. III 18, 4). Als Medicament gebraucht trocknen Blätter, Rinde und Eicheln flüssige Ansammlungen und Geschwüre und hemmen Ausflüsse (Plin. XXIV 13).
5. Ilex
Ilex = Quercus ilex L., selten Quercus coccifera L. Das etymologisch dunkle Wort wollte Isidoras (XVII 7, 26) ab electo herleiten, weil sich die Menschen zur Nahrung zuerst der Frucht der ilex bedient hätten (ähnlich Sen. nat. quaest. III 27, 5; vgl. jedoch II 1 b). Die Quercus ilex ist heute ein im ganzen Mittelmeergebiet sehr verbreiteter niedriger Baum mit runder, starkbelaubter Krone, der einen dichten Schatten wirft. Die Quercus coccifera bleibt mit Ausnahme der nicht in Italien beobachteten Varietät Quercus calliprinos Webb meist nur Strauch und kommt in Italien selten, z. B. in den Provinzen Rom und [2059] Grosseto gar nicht vor. Daher ist anzunehmen, daß die römischen Schriftsteller, welche die ilex sehr häufig erwähnen und in den verschiedensten Gegenden wachsen lassen, meist die Quercus ilex im Auge gehabt haben. Nur Plinius unterscheidet deutlich beide Arten. Denn er sagt (XVI 19), daß es zwei Arten der ilex gebe; die Blätter der in Italien vorkommenden wichen nicht viel von denen des Ölbaums ab, die der in den Provinzen vorkommenden (ebd.) und die Kermesbeere liefernden kleinen, strauchigen Art seien stachelig (ebd. 32). Freilich gibt cs in Italien auch Varietäten der Quercus ilex mit mehr oder minder grossen und scharfen Zähnen, doch die wegen ihrer stacheligen Blätter Quercus ilex agrifolia DC. benannte Varietät findet sich nur in Sicilien. Die kleine stachelige Art schildert Plinius (ebd.) so: ,Die Vorzüge der übrigen eicheltragenden Bäume übertrifft sie allein durch die Kermesbeere (coccum); dies ist ein Korn und zuerst gleichsam eine Art Krätze an der ilex; sie heisst cusculium und verschafft den armen Leuten in Spanien die Hälfte ihrer Abgaben (pensio); sie kommt auch in Galatien, Africa, Pisidien und Kilikien vor, die schlechteste in Sardinien‘. Ferner (IX 141): ,Das coccum, ein rotes Korn Galatiens oder der Umgegend von Emerita in Lusitanien, ist sehr beliebt; aber, um bei dieser Gelegenheit die berühmtesten Farbstoffe anzuführen, die einjährige Beere hat eine matte Farbe, die von der vierjährigen ist ganz blaß; so wirkt weder das junge noch ganz alte coccum intensiv‘. Dabei ist doch nur begreiflich, daß die Carminsäure der getrockneten Kermesbeere mit der Zeit durch die Luft chemisch beeinflusst werden kann. Nach einer andern Stelle (XXIV 8) taugt die meist in Africa und die in Asien vorkommende Art, welche sich sehr schnell in einen Wurm verwandelt und daher scolecium (Würmchen) heißt, nicht, während wiederum (XXII 3) gesagt wird, daß die galatische, africanische und lusitanische Kermes zur Färbung der Kaisermäntel diene (vgl. I 9 b. 10). Seine Bemerkung, daß die ilex die Berge liebe, aber auch in die Täler hinabsteige (XVI 37. 74; vgl. Theophr. h. pl. III 3, 1), ist für beide immergrüne E. zutreffend und wohl aus einer griechischen Quelle, wie die Unterscheidung einer männlichen und weiblichen Art (ebd. 19; vgl. Theophr. ebd. 6. 7), geflossen. Auch Collumella scheint wie Plinius (XVI 32) mit der kleineren ilex, welche er zur Anpflanzung am Bienenstande empfiehlt (IX 4, 2), die Quercus coccifera, dagegen mit der frons ilignea, welche keine Stacheln habe und sich besser als die frons quernea zum Futter für Rinder eigne (VI 3, 7), das Laub der Quercus ilex gemeint zu haben. Daher kann auch anderes, was diese beiden Autoren sagen, auf beide Arten bezogen werden; nämlich daß die ilex einen kurzen Blattstiel habe (Plin. XVI 91); Schweine in einen Wald zu treiben seien, in dem sich neben andern Bäumen ilex, quercus, suber und cerrus fänden (Col. VII 9, 6); daß Wildparke in Bergwäldern angelegt werden sollten, wo Eicheln der ilex, quercus und cerrus vorhanden seien (ebd. IX 1, 5); Stiele an eisernen Werkzeugen ilignea sein sollten (ebd. XI 2, 92); und wohl auch, daß Ziegen das Laub der ilex und quercus frässen, wenn diese strauchig und nicht in die [2060] Höhe gewachsen seien (ebd. VII 6, 1). Dasselbe kann auch von der glans iligna angenommen werden, von der Nigidius (bei Plin. XVI 25) sagt, dass sie Schweine schmal, glänzend und schwer mache, diese aber krank mache, wenn sie ihnen nicht nach und nach gegeben werde. Alle andern Angaben, auch die der Dichter, wo sie außeritalische, wohl in Nachahmung griechischer Vorbilder geschilderte Begebenheiten erzählen oder Schilderungen entwerfen, kann man lediglich auf Quercus ilex beziehen. Ihr Blatt steht in der Mitte zwischen dem (lanzettlichen) des zahmen Ölbaums und dem (eiförmig lanzettlichen) des Rhamnus alaternus L. (Plin. XVI 108). Sie wächst auf hohen Bergen (Hor. epod. 10, 8), auf dem Appennin (Verg. Aen. XII 701), zusammen mit der quercus auf dem schneeigen (261–767 m.) ansteigenden Algidus in Latium (ebd. c. III 23, 10) und auf den Bergen bei Nemea (Stat. Theb. VI 101), in hohen Wäldern zusammen mit der quercus, gemeinen Esche und der Weisstanne (Ennius bei Macrob. VI 2, 27), und wohl nur angeblich in einem dunkeln Walde östlich von Mainz (Ammian. Marc. XVII 1, 9), aber auch in der Poebene bei Mantua (Verg. Ecl. 7, 1. 9, 15), an der Mündung des Tiber (ebd. Aen. III 390 = VIII 43), bei Trapani in Sicilien (ebd. V 129) und bei Karthago (ebd. IV 505). Von den Stämmen, aus denen der Scheiterhaufen des Hercules auf der Oeta errichtet wird, ist der der ilex kürzer als der der Pinie und das robur (Sen. Herc. Oet. 1644); sie wird aber auch hoch (Hor. epod. 15, 5) und (wie quercus und aesculus) vom Blitze getroffen (Pers. 2, 24). Sie ist bei Massilia knorrig, nodosa (Lucan. III 440), und im Sabinerlande, wo sie auf Felsen wächst (Hor. c. III 13. 14), rauh (Mart. VI 64, 3); zwischen Mauretanien und Numidien lag ein Berg, auf welchem eine mächtige ilex, unten ein Knie bildend, in die Höhe gewachsen war (Sall. Iug. 93, 4); sie ist stark verästelt mit unzähligen Blättern (Ovid. art. am. III 149) und hat einen beträchtlichen Umfang (Nemesian. ecl. 3, 2). Daher trieft sie stark bei Regen, wie die Pinie und die quercus (Plin. XVII 89). Die auf dem vieles schwarze Laub tragenden Algidus wachsende ilex wird mit harten Äxten behauen (Hor. c. IV 4, 57). Sie wird schattig genannt (Hor. ep. I 16, 9. Calp. ecl. 2. 12. Stat. Theb. V 600), so die an dem Grabe eines latinischen Königs stehende (Verg. Aen. XI 851). Öfters wird wegen der vielen auf der Oberfläche dunkelfarbigen Blätter der Baum oder der davon gebildete Hain dunkel genannt, so der im Tale von Cumae (Verg. Aen. VI 180. 208), in Latium (ebd. IX 381), auf dem Gebirge Dikte im östlichen Teile Kretas (Verg. Ecl. 6, 54), am Fuße des Aventin (Ovid. fast. III 295), auf dem Palatin (Tib. II 5, 27), in Arkadien (Ovid. ebd. II 165), in Lykien (Ovid. met. IX 665), in Kolchis bei einem Tempel der Diana (Ovid. heroid. XII 67), bei Mykenai (Sen. Thyest. 654), in einem Tale bei Theben (Sen. Oed. 543) und sogar auf einem Hügel im Elysium (Ovid. am. II 6, 49). Ein dunkler Hain mit zahlreichen ilices gewährt heiligen Schatten (Verg. Georg. III 334). Der Baum wird alt (Hor. epod. 2, 23), sehr alt auf Capri (Suet. Aug. 92) und ist bei Cumae zur Zeit der Vorfahren gepflanzt (Sil. Ital. X 533). Älter [2061] als Rom selbst, sagt Plinius (XVI 237), ist eine ilex auf dem Vatican, an welcher eine eherne Inschrift mit etruskischen Buchstaben zu erkennen gibt, daß der Baum schon damals eine religiöse Bedeutung gehabt habe; bei Tibur, welches noch weit älter als Rom ist, gibt es drei ilices, die älter als der Stadtgründer Tiburnus sind und an denen er die Weihe empfangen haben soll. Auf einem Hügel bei Tusculum liegt nach ihm (ebd. 242) ein Hain, in dessen Nähe sich eine ilex befindet, die berühmt ist, weil ihr Stamm einen Umfang von 34 Fuß (10 m) hat, zehn Aste von ansehnlicher Größe aussendet und allein einen Wald bildet. Sind diese Angaben über das Alter der genannten Bäume auch verdächtig, so erreicht doch Quercus pedunculata bei einem Alter von ca. 2000 Jahren einen Durchmesser von 7 m (A. Kerner v. Marilaun Pflanzenleben I2 1896, 697f.). Von Quercus ilex gibt es z. B. in der Provence 200-300 Jahre alte Exemplare, welche noch keine Spur von Altersschwäche zeigen. Von den uralten, dickstämmigen und majestätischen E. im Gebirge Delphi auf Euboia hat Fr. Unger (Reise in Griechenl. 1862, 75) bei einem der stattlichsten Bäume der Quercus ilex einen Umfang von 8,8 m am Grunde und von 3,7 m 3 Fuß darüber gemessen. Bei Saintes im Departement Charente steht eine E. von 25 Fuß (7,8 m) Durchmesser, 127 Fuß Durchmesser der Schirmfläche und 64 Fuß Höhe, welche wahrscheinlich eine Stein-E. (Quercus ilex) ist und deren Alter wohl zu hoch auf gegen 2000 Jahre angenommen ist (E. Hallier Flora v. Deutschland5 1882, X 144; mehr Beispiele bei Nicholson-Mottet I 630). Bei einem Exemplar der Quercus sessiliflora, welche ebenso wie Quercus ilex ein langsames, aber wohl doch noch schnelleres Wachstum hat, mit einem Umfang von 10 m (32 Fuß), schätzt man das Alter auf 780 Jahre und darüber (vgl. Hallier ebd.).
Von den Eicheln als Nahrung verschiedener Tiere ist schon die Rede gewesen (vgl. auch Hor. ep. I 16, 9), wobei sich gezeigt hat, daß sie besonders als Nahrung für Schweine bezeichnet sind (vgl. auch Mart. XIV 70, 2); auch wird wieder gerade vom Albanergebirge gesagt, daß dort unter den ilices die Säue (bei zweimaligem Wurf im Jahre sogar) 30 Junge würfen (Auson. ep. 7, 16). Das Laub wird wie das der quercus verfüttert (s. S. 2050), doch ist es für Rinder geeigneter als dieses, wenn es nicht stachelig ist (Col. VI 3, 7). In den hohlen Stämmen bauen die Bienen ihre Waben (Verg. Georg. II 453. Hor. epod. 16, 4. Claudian. r. Pros. II 109) und von den Blättern träufelt der Honigtau (Ovid. met. I 112; vgl. II 1 b). Das harte Holz (Plin. XVI 229) ist ganz Kernholz (ebd. 186, vgl. 182), wird aber von Vitruv nicht erwähnt und kommt daher bei einem Baum, der selten gerade wächst, als Bauholz nicht in Betracht, wird aber, wie schon zum Teil erwähnt, als Werkholz und zu andern Zwecken benutzt: zu starken Klammern (Cat. agr. 12, 1. 31, 1), bis 18 Fuß (5,3 m.) langen und am untern Ende 1/2 Fuss ins Quadrat starken Hebeln für eine Haspel (ebd. 31, 1; vgl. 19. Plin. XVI 230), den Schwalbenschwänzen zum Festhalten der zusammengesetzten Scheibe, auf welcher die Oliven gepreßt werden (ebd. 18. 9), den Füssen eines Canapees (Ter. ad. 585), zu Saufrinnen [2062] für das Vieh (Verg. Georg. III 330), zu Radspeichen, Keilen, Nägeln (Plin. XVI 206), Radachsen (ebd. 229), Griffen an Bohrern und Hämmern (ebd. 230), zu Fournieren (ebd. 229. 231), zu Grenzpfählen (Sicul. Flacc. in Gromat. vet. ed. Lachm. 128, 21). Dem bei Bilbilis in der heutigen Provinz Tarragona weilenden Martial wird aus einem benachbarten ilicetum Brennholz geliefert (Mart. XII 18, 20).
Beziehungen zu Gottheiten hat die ilex, sofern sie unter dem Schutze Iuppiters steht (Serv. Aen. V 129) und sich am Fusse des Aventin ein durch ihren Schatten dunkel gemachter Hain mit einer Quelle befindet, aus welcher Faunus und Picus zu trinken pflegten (Ovid. fast. III 295). Die von der Last der Eicheln gekrümmte (curvata, da cirrata unverständlich) ilex gehört zu den Bäumen, welche vom Gesange des Orpheus herbeigelockt werden (Ovid. met. X 94). Eine auf einer hohlen ilex sitzende Krähe warnt den Moeris, den Verwalter des dem Virgil gehörigen und bei Mantua gelegenen Gutes, von links hervor drohender Gefahr (Verg. Ecl. 9, 15). Sonst gibt die Krähe von links her zustimmende (Plaut. asin. 260. Cic. div. I 85) oder günstige (Phaedr. III 18, 12) Zeichen, hier jedoch bedeutet sie Unglück. weil, wie die Erklärer der Stelle annehmen, der Baum hohl ist (vgl. auch Paus. IX 3, 4 über die Daidala, S. 2027).
Über die corona civica, welche anfangs aus dem Laube der ilex, später auch aus anderm E.-laube bestand (Caecil. bei Gell. V 6, 12. Plin. XVI 11), vgl. Wagler II 25ff. und Fiebiger oben Bd. IV S. 1639, 28ff.
6. Suber
Suber = Quercus suber L., die Korkeiche, ital. sughero. Die früher versuchte Zusammenstellung mit οῦφαο = alte, runzelige Haut scheint von unsern Etymologen aufgegeben zu sein; sehr willkürlich wollte Isidorus (XVII 7, 27), der den Baum suberies nennt, dieses Wort von edere ableiten, weil die Schweine die Früchte äßen. Der Baum wächst heute in der Küstenregion Mittel- und Unteritaliens und bei Nizza (vgl. I 14). Bei Plinius (XVI 34) ist es fraglich, ob die Behauptung, daß der Baum weder in ganz Italien noch in Gallien wachse, sich auf das suber oder die ilex beziehen soll. Jedenfalls beruht diese Behauptung auf einem Mißverständnis dessen, was Theophrast (h. pl. III 16, 3) von der φελλόδρῦς und πρῖνος sagt, und paßt eher auf die nach ihm nur den Provinzen angehörige stachelige ilex (ebd. 19). d. h. auf Quercus coccifera. Der Baum ist nach ihm (ebd. 34) sehr klein, was den andern E. Italiens mit Ausnahme der Quercus coccifera gegenüber richtig ist, da jener wenigstens in Frankreich nicht höher als 10–12 m. wird; nur in Corsica und Algier wächst er freilich bis zu 20 m. Höhe und 4–5 m. Umfang. Er hat die schlechtesten und wenigsten Eicheln (ebd.), doch nach Nigidius (ebd. 25) machen auch aesculus und robur, nicht nur suber das Fleisch der Schweine schwammig, und Columella (VII 9, 6) läßt die Schweine in Wälder treiben, welche unter andern Bäumen quercus, suber, eerrus und ilex haben. Nur die Rinde, welche sehr dick ist, wieder wächst und selbst Platten von je 10 Fuss ins Quadrat giebt (?), hat einen Wert (Plin. XVI 34). Der Kork wird für die Ankertaue der Schiffe (ebd.) [2063] und zu den Flossen der Fischnetze (ebd.; corticea signa Auson. Mos. 246; suberinus cortex Sidon. Apollin. ep. II 2, 12; vgl. o. I 11. 14) gebraucht. Wie die Stelle, wo der Anker liegt, so kann damit auch die Stelle im Meere markiert werden, wo ein Schiff untergegangen ist (Plut. Cat. min. 38). Man benutzt ihn beim Schwimmen (Hor. sat. I 4, 120. Isid. XVII 7, 27), wie schon ein kühner Jüngling zur Zeit des Camillus, welcher auf dem Tiber in das von den Gallern besetzte Rom schwamm (Plut. Cam. 25). Die Volskerin Camilla wurde als Kind bei ihrer Rettung in Kork, silvestri subere, gehüllt (Verg. Aen. XI 554). Aus Kork (?), cortex, kann man Bienenkörbe machen (Col. IX 6, 1; wohl auch Verg. Georg. IV 33. Plin. XXI 80). Ein mit Pech verklebter Korkpfropfen (?), cortex, dient zum Verschluß einer mit Most (Cato agr. 120) oder Wein (Hor. c. III 8, 10) gefüllten Amphora.
Bei Blutergüssen, auch aus der Gebärmutter, wird zerriebener Kork, suberis cortex, in warmem Wasser (Plin. XXIV 13. Seren. Samm. 642), bei Blutspeien seine Asche in warmem Wein (Plin. a. a. O. Ser. Samm. 374) getrunken.
Das Holz kann zu Weinpfählen (Col. IV 26, 1) und zu dem Gatter eines Wildparkes, da es nicht zu sehr vom Regen leidet (ebd. IX 1, 3), verwandt werden.
III. Bildnerei.
a) Sculptur- und Toreutik.
Mehrere Reliefs mit Darstellungen der E. sind uns erhalten. Unter einer heiligen E. (?) steht das Bild ihrer Gottheit (Boetticher 148. 539 mit Fig. 21). Eine E. ragt über die Mauer eines Sacellum hinweg, vor welcher Artemis steht (ebd. 158f. 539 mit Fig. 26). Eine E. ist von einer Aedicula überbaut, daneben Paris von Eros gelockt (ebd. 156. 543 mit Fig. 57; vgl. Wagler I 40). Ein in Rom befindliches Relief zeigt die Hera hinter einer E. (W. Helbig Führer nr. 565), ein anderes ein ländliches Heiligtum der Artemis mit einem dazu gehörigen E.-Baum (ebd. nr. 941). Auf dem Friese des im Berliner Museum befindlichen pergamenischen Altars beobachtet Herakles hinter einer δρῦς bei Tegea (vgl. Paus. VIII 54, 5; vielleicht Quercus Dalechampii Ten.) die Auge (C. Robert Arch. Jahrb. III 1888, 58). Unter den Reliefbildern der Traianssäule befindet sich das einer E. mit deutlich erkennbaren Eicheln (Fröhner La colonne Trajane IV 23). Den eichenbekränzten Zeus von Dodona stellt eine leider etwas verwitterte Berliner Büste dar (A. Baumeister Denkmäler 2132 m. Abb. 2388). Ein beblätterter E.-Zweig, un serto di foglie di rovere (Corona civica?) mit gestielten Früchten (also von Quercus pedunculata) ist nach Orazio Comes (Illustrazione delle piante rappresentate nei dipinti Pompeiani 1879, 64; in der deutsch. Übers. v. J. 1895, 57 ist rovere unzutreffend mit ,Stein-E.‘ übersetzt) wunderbar schön in Marmor auf dem Altar des sog. Merkurtempels, d. h. des Tempels des Genius des Augustus, ausgeführt (vgl. Overbeck-Mau Pompeji4 1884, Fig. 69). An einer in Boscoreale gefundenen Silberschale ist der Rand mit Eichenblättern und Eicheln geziert (Abb. in Monuments Piot V 1899 Taf. 1). Zu Oria in Unteritalien hat man in einem Grabe ein Skelett, welches einen goldenen E.-Kranz trug, gefunden (A. Mau Arch. Zeit. XXXV 1877, 180), einen metallenen [2064] Kranz von E.-Laub (von Quercus ilex L.?) in einem etruskischen Grabe zu Corneto (Daremberg-Saglio Diction. I 1523 mit Fig. 1972). Im Münchener Antiquarium befindet sich ein zu Armento, einem Dorfe der Basilicata, gefundener goldener Totenkranz von griechischer Arbeit, der aus verschiedenen Blumen und Blättern besteht, dessen Grundlage aber ein beblätterter E.-Zweig (von Quercus sessiliflora var. pinnatifida Boiss. oder Quercus farnetto Ten. = Quercus conferta Kit.) bildet (Guhl und Koner Leb. d. Griech. u. R.6, herausg. v. R. Engelmann 1893, 311f. mit Fig. 410; auch H. Blümner bei Baumeister a. a. O. 795 mit Fig. 858).
b) Gemälde.
Auf den Wandgemälden von Pompeii finden sich, wie Comes (ebd.) angiebt, deutliche Darstellungen von Quercus robur L., d. h. also von Quercus pedunculata oder sessiliflora, oder ihren Varietäten, in der Casa del poeta tragico (reg. VI, is. VIII nr. 5), der Casa della piccola fontana (ebd. nr. 23), der Casa della nuova caccia (ebd. nr. 25), dem Vico storto u. s. w. Von den in Herculaneum und Umgegend aufgedeckten Wandgemälden zeigt ein Brustbild den Bakchos mit einem solchen E.-Kranze geschmückt (Le antichità di Ercolano III 50); auf einem andern steht ein schlanker E.-Baum der genannten Art zwischen zwei kleinen Palmen (ebd. I 48); auch den auf einem Landsehaftsbilde befindlichen Baum (ebd. Tab. 53) hält Comes (a. a. O.) für Quercus robur L.; mit solchem Laube geschmückt ist ferner auf einem von hellenistischen Vorbildern abhängigen Gemälde das Haupt des in Wolken gelagerten Zeus (Baumeister a. a. O. 2129. 2132; Abb. in Ant. di Erc. IV 1 und sonst). Mit einem Eichenkranze ist endlich Herakles auf einem Gemälde der casa d'Hercole in Pompeji abgebildet (W. Helbig Wandgem. nr. 1148).
c) Münzen und Gemmen
Auf Münzen findet sich häufig der E.-Kranz als Einfassung des Reverses und als Kopfschmuck des Zeus, Apollon, Herakles, der Kaiser Augustus, Galba u. s. w. (F. Imhoof-Blumer und O. Keller Tier- und Pflanzenbilder auf antiken Münzen und Gemmen 1889, 54). Der Revers eines makedonischen Tetradrachmon zeigt einen E.-Kranz (ebd. 54 mit Taf. IX 6) vielleicht von Quercus pedunculata Ehrh. Auf einer Bronzemünze der Epeiroten sieht man die weissagenden Tauben Dodonas auf einer E. sitzen, an deren Ästen Eicheln sichtbar sind (ebd. mit Taf. V 28). Auf einer ebensolchen von Halikarnassos Zeus zwischen zwei Bäumen, wahrscheinlich E. (ebd. mit Taf. X 41). Auf einem romano-campanischen Nomen einen E.-Zweig mit Eichel (ebd. 55). Auf einer braunen Paste findet sich die seltene Darstellung eines Zweiges der Quercus coccifera L. mit Eicheln und Blättern (ebd. 149 mit Taf. XXV 10). Der Avers eines makedonischen Tetradrachmons aus der Zeit zwischen 168 und 146 v. Chr. ist mit dem Kopf des Poseidon versehen, in dessen Haar ein Kranz von Quercus cerris L. liegt (Müller-Wieseler-Wernicke Ant. Denkm. Taf. XII 51). S. auch u. IV 3.
IV. Eichel
IV. Eichel, ἡ βάλανος, ὁ βάλανος nur Etym. M. 538, 22 (doch ὁ βάλανος die Eichel am männlichen Gliede ebd. 763, 56, das Mutterzäpfchen Ps.-Hipp. II 753 K. und das Stuhlzäpfchen Ruf. Ephes. bei [2065] Orib. II 255 Dar.; ἡ βαλανίς die Pille Ps.-Hipp. II 754; τὸ βαλάνιον das Stuhlzäpfchen Soran. gyn. I 122. Ruf. Ephes. ebd. 254; balanus masc. für Cirripedien Metellus, s. u. 7; für sardische Kastanien Plin. XV 93; für die Behennuss Marc. Emp. 1, 23. 23, 3. 15); ἡ ἄκυλος (ὁ ἄκυλος Plut. quaest. Arat. 5); glans (glando bei Avien. paraphr. 286. 1189. Ps.-Cyprian. poet. de resurrect. mort. 226 Hart.); ngr. τὸ βαλανίδι, it. la ghianda. Die Wörter βάλανος, glans, armen. kaλin, lit. gìlé, kirchenslav. želądĭ für Eichel, verglichen mit altind. gula-s die Eichel des männlichen Gliedes, gulī und gulika = Kugel, Ball, Pille gehen auf idg. √gel vielleicht = quellen zurück (Prellwitz s. βάλανος; vgl. Schrader Reall. 164); ἄκυλος hangt mit altind. aç = essen zusammen (Prellwitz; nach Etym. M. 55, 1. 544, 52 = ἄ-χῡλος ohne Saft!).
1. Die Eichel der Griechen.
Mit ἄκυλος bezeichnete man die Frucht der πρῖνος und φελλόδρῦς (s. I 9 b und 11), d. h. die der immergrünen E. Griechenlands. Sie dient als Futter der Schweine (Hom. Od. X 242. Phrynichos bei Bekk. anecd. 22, 6), da sie diese fett macht (Arist. hist. an. VIII 62); doch ist sie herb und hart, um so viel herber als die βάλανος wie diese herber als die Kastanie, von unangenehmem Geschmack und sehr schwer verdaulich (Gal. VI 778; vgl. XI 648); gekocht astringiert sie weniger (Ps.-Hipp. I 690 K.). Dioskurides (I 143) nennt sie βάλανος πρινίνη und spricht ihr größere medicinische Wirkung als den andern Eicheln zu; Galenos nennt sie einmal (VI 621) πρῖνον und erklärt sie nur zu Schweinefutter geeignet. Das Wort βάλανος wurde aber nicht bloß für die Frucht der laubwechselnden E., sondern auch für andere Baumfrüchte, bezw. Samen gebraucht. So für die Dattelfrucht (Her. I 193. Xen. an. I 5. 10. II 3, 15 und bei Hesych. und Suid. Gal. VI 777. Eust. Il. XIII 589 p. 948, 48; vgl. u. 5), angeblich nur in alter Zeit (Gal. ebd. 779). Daß einige und wahrscheinlich auch Theophrast die (einheimische) Kastanie βάλανος nannten, ist oben (I 2) bemerkt. Wenn Theophrast (c. pl. VI 10, 7; vgl. Ps.-Aristot. probl. 20, 25) sagt, daß die βάλανος ihre Bitterkeit ἐπὶ τῶν ἄκρων habe, so wird von andern teils der Eichel (Diosc. I 142. Plin. XVI 21. Gal XI 865. Orib. cup. II 1, 4 § 15. Aët. I s. δρῦς. Paul. Aeg. VII 3 s. δρῦς) die Eigenschaft beigelegt, daß hauptsächlich ihre Haut bitter sei, teils der Kastanie (Diosc. I 145. Orib. coll. med. IV 7, 29; vgl. Plin. XV 112). Die (edlere oder fremde) Kastanie wurde teils als Nuß bezeichnet, teils Διὸς βάλανος und seltener sardische βάλανος (Diosc. I 145. Plin. XV 93), βαλανῖτις (Plin. ebd.) und βαλανοκάστανον (Alex. Trall. II 219 Puschm.) genannt. Von Galen wird sie bald βάλανος genannt (VI 621. 777f.), bald als καστάνιον von der Eichel unterschieden (ebd. 779f.). Wenn ein vor Platon schreibender Arzt (Ps.-Hipp. I 690) von den ἄκυλοι, βάλανοι und φηγοί sagt, daß sie roh und geröstet stopften, gekocht es weniger täten, so kommt es darauf an, was er unter den von ihm neben Mandeln und Walnüssen angeführten breiten Nüssen verstanden hat. Faßt man nämlich die breiten Nüsse der Umgegend von Trapezunt (Xen. an. V 4, 29) und die des Philotimos (bei Athen. II 53f.) mit Murr (Progr. 70f.) als [2066] Kastanien auf, so kann jener Arzt mit βάλανος nur eine Eichel oder, was ziemlich unwahrscheinlich ist, samt dieser auch die einheimische Kastanie gemeint haben. Hält man aber diese breite Nuß, obgleich Pollux (I 233) lieber darunter die Kastanie verstehen wollte, mit Koch (55f.) für eine Art großer und runder Haselnuß, die als breit im Gegensatz zu der länglichen Corylus avellana L. und der kleinen runden Griechenlands, Corylus colurna L. (vgl. v. Heldreich 15) bezeichnet werde, für Corylus pontica Koch, so kann die fragliche βάλανος die Kastanie, zugleich aber auch die Frucht der laubwechselnden E., mit Ausnahme der φηγός, d. h. der Quercus aegilops L., sein. Die βάλανοι und ἄκυλοι des etwa gleichzeitigen Komoediendichters Pherekrates werden von einem späten Grammatiker wohl richtig als die Früchte der δρῦς und des πρῖνος erklärt (Bekk. anecd. 373, 25); zu den ἄκυλοι und βάλανοι aber, mit denen Kirke die in Schweine verwandelten Gefährten des Odysseus füttert (Hom. Od. X 242; vgl. Plin. XVI 19), bemerkt Eustathios (p. 1657, 14) zwar richtig, daß die ἄκυλοι die Früchte des πρῖνος seien, dagegen unzutreffend, daß mit βάλανοι nicht nur die Früchte der δρύες, sondern auch die Datteln gemeint sein könnten (vgl. auch Hesych.). Fälschlich wird dieser Vorgang von Theophrast (h. pl. V 8, 3) nach dem viele δρύες (wie heute) tragenden Vorgebirge Circeii in Latium verlegt und daher eigentlich ohne Gewähr unter βάλανος nur die genannte Eichel verstanden; der Dichter selbst scheint vielmehr an eine Gegend des Pontos gedacht zu haben (Escher oben im Art. Aiaia). Dagegen können die βάλανοι, von denen sich die Schweine des Eumaios auf Ithaka mästen (Hom. Od. XIII 409), wohl nur als Eicheln gedacht sein, da die Kastanie auf den kleinen Inseln Griechenlands nicht beobachtet ist (vgl. v. Heldreich 19. Chloros 29). Ebenso wird die Kastanie auszuschließen sein, bei der Bemerkung des Polybios (II 15, 2), daß die Wälder, δρυμοί, der Poebene eine solche Menge von βάλανοι hervorbrächten, daß von den vielen Schweinen, welche in Italien geschlachtet würden, der größte Teil aus diesen Wäldern komme, da die Kastanie auch in Italien sei es spontan sei es kultiviert in der Ebene kaum vorkommt; ebenso bei den βάλανοι einer δρῦς, welche von Schafen gefressen werden (Aesop. fab. 378); aber vielleicht nicht bei der Bemerkung des Aristoteles (hist. an. VIII 141), dass die βάλανοι zwar von den Schweinen gern gefressen würden, aber ein wässeriges Fleisch erzeugen sollten, und, wenn jene während der Trächtigkeit zu viel davon fräßen, sie zu früh würfen, ebenso wie die Schafe, bei denen diese Wirkung der βάλανοι noch auffälliger sei (vgl. IV 2). In der dem Dioskurides zugeschriebenen Schrift de parab. I 203 wird empfohlen, das zerriebene Fleisch βαλάνων δρυίνων mit Schweinefett auf bösartige Geschwüre zu streichen. Später wird βάλανος lediglich als Frucht der δρῦς erklärt (Etym. M. 186, 13; vgl. Hesych.). In einem mittelalterlichen Glossar (Corp. gloss. lat. III 256, 13. 16) sind οἱ βάλανοι als Eicheln von τὰ κάστανα als Kastanien unterschieden, und heute unterscheidet die Volkssprache τὸ βαλανίδι und ἡ καστανειά.
Die βάλανος, welche den Griechen mitunter [2067] als Nahrung diente, ist nach dem Obigen (I 1 d, I 2) immer als Eichel und zwar der φηγός, Quercus aegilops L., aufzufassen. Namentlich sollen die Arkader ehedem Eicheln gegessen haben (Aelian. v. h. III 39) und wurden daher βαλανηφάγοι genannt (Poll. I 234. Nonn. XIII 287. Schol. Lycophr. 479), wozu die Pythia die Veranlassung gegeben habe (Plut. Cor. 3. Eustath. Il. VII 60 p. 664, 35). Diese warnte nämlich die Lakedaimonier, welche nach dem Tode des Lykurgos Arkadien erobern wollten, dies zu versuchen, da dort viele eichelverzehrende (βαλανηφάγοι) Männer seien, welche sie zurückschlagen würden (Her. I 66. Paus. VIII 1, 5). Zur Zeit des Erzpriesters Onatas, also in der 1. Hälfte des 5. Jhdts. v. Chr., befragten die Bewohner von Phigaleia in Arkadien infolge Mißwachses des Getreides die Pythia, welche sie in ihrer Antwort mit Ἀρκάδες βαλανηφάγοι anredete (Paus. VIII 42, 6). Auch hiebei handelte es sich um die Frucht der φηγός (Lycophr. 482. Paus. ebd. 1, 5; vgl. ο. I 2). Freilich Pollux (I 234), welcher die Eichel als ungenießbar für den Menschen hielt, zweifelte schon, wenn auch wohl mit Unrecht, an dieser den Arkadern alter Zeit nachgesagten Gepflogenheit. Noch bis in unser Zeitalter soll sich jener Beiname der Arkader erhalten haben (Fraas 252). Zur Zeit Galens scheint das Eichelessen in der griechisch-römischen Welt nur ausnahmsweise vorgekommen zu sein. Denn er sagt (VI 778), daß die Eicheln mehr eine Nahrung für Schweine seien, außer wenn große Not dazu zwinge, wie bei starker Hungersnot. An einer andern Stelle (ebd. 620) mag er vielleicht mehr seine Heimat Mysien, wo die eßbare Quercus vallonea Ky. vorkommt, im Auge gehabt haben. Denn hier behauptet er, daß die βάλανοι gewöhnlich von Landleuten gegessen würden, und fährt dann fort: ,Wenn Hungersnot in unserm Lande war, aber Überfluß an βάλανοι und Mispeln, bewahrten diese die Landleute in Gruben und gebrauchten sie im Winter und Frühjahr statt des Getreides als Nahrung; früher aber waren diese βάλανοι Futter für die Schweine, dann aber, da sie diese nicht in gewohnter Weise den Winter über durchfüttern konnten, schlachteten sie die Schweine zuerst und assen sie auf, darauf machten sie Gruben (in welchen die Eicheln eine Art Gärung durchmachen mußten) und fingen an, die βάλανοι zu essen, indem sie diese auf verschiedene Weise zubereiteten ...; einst, wie man sagt, haben die Menschen sich allein von ihnen genährt, die Arkader behielten sie aber noch lange als Nahrung bei, als die übrigen Hellenen sich bereits der Demeterfrucht bedienten‘. Die Alten sprachen von einem βαλανίτης βίος im Gegensatz zu dem ἀληλεσμένος, d. h. verfeinerten (von άλέω mahle) Leben (Suid. s. ἀληλεσμένον. Eustath. Od. XIX 163 p. 1859, 48). Der Komoediendichter Nikochares (bei Athen. I 34 e; spricht von einem gekochten Eicheltrank, βαλάνιον, welcher die Folgen des Rausches vertreiben sollte. Zur Verbesserung säuerlichen Weines wird empfohlen, die Asche von dem verbrannten Samen oder Holz der δρῦς hineinzutun (Geop. VII 12. 14).
2. Die Eichel der Römer.
Obwohl die Kastanie sich mehr an die glans anschließt (Plin. XV 92), wird sie doch nicht als eine glans (vgl. [2068] Col. IV 33, 5. Plin. XV 112), sondern als eine nux angesehen (Plin. ebd. 92). Dagegen hatte man für die Buchecker, die Frucht der Rotbuche, keinen Specialnamen, sondern wandte auch für sie das Wort glans an (Plin. XVI 16. 18. 25), obwohl Plinius (XVI 19) sagt, dass man darunter eigentlich die Eichel zu verstehen habe, und er unter glandiferae arbores nur E. versteht (ebd. 26 = δρῦς Theophr. h. pl. III 8, 6; ebd. 33 = III 8, 6; ebd. 106 = III 4, 4; ebd. 117 = c. pl. ΙΙ 11, 10; ebd. 36). Einmal (ebd. 98) übersetzt er καρύα (Theophr. h. pl. III 4, 2), d. h. Nußbaum, und zwar wohl Walnußbaum, aus offenbarer Unkenntnis mit glans, obwohl der für die Walnuß gebräuchliche Name iuglans, d. h. Iuppiterseichel, war. Man wird also, wo es sich um das Futter für Tiere handelt, sicher unter glans die Buchecker mitzuverstehen haben, da diese sonst auch keine andere Verwendung hätte finden können und Plinius selbst sie als die süßeste glans bezeichnet (ebd. 16) und von ihr sagt, daß sie das Schwein munter und ihr Fleisch leicht kochbar, leicht verdaulich und dem Magen zuträglich mache (ebd. 25). Daß andrerseits iuglans auch die Eichel bezeichne, weil die quercus dem Iuppiter geweiht sei (Serv. ecl. 1, 17 cod. C), ist eine leere Behauptung, durch welche wohl nur die Etymologie des Wortes iuglans klar gemacht werden sollte. Ebensowenig findet die Behauptung des Juristen Iavolenus, daß glandes dasselbe bedeute wie ἀκρόδρυα (Dig. L 16, 236), also alle Früchte mit holziger Schale (vgl. I 1), sonst eine Bestätigung.
Der verschiedenen Eigenschaften und des verschiedenen Wertes, welchen man den Früchten der einzelnen E.-Arten beilegte, ist bei Besprechung der letzteren Erwähnung geschehen. Da in den Pfahldörfern der Poebene sich Eicheln in großer Menge und bisweilen auch in Thongefässen aufbewahrt gefunden haben, so hält W. Helbig (D. Italiker i. d. Poebene 1879, 16f.) es für wahrscheinlich, daß sie nicht zur Mast der Schweine, sondern auch den Menschen zur Speise dienten. Auch in den Pfahlbauten der Schweizer Seen sind Eicheln gefunden worden (Schrader Reall. 582), doch ist nicht bekannt, wozu sie verwendet worden. Für die historische Zeit ist nur ein Fall und zwar ein Ausnahmefall bekannt, daß in Italien von Menschen Eicheln genossen sind. In dem Bürgerkrieg des Jahres 87 v. Chr. suchte nämlich eine geschlagene Heeresabteilung während des Winters auf dem Wege von Etrurien nach dem ionischen Meere den Hunger mit Eicheln zu stillen, doch ging dabei die Hälfte zu Grunde (Appian. bell. civ. I 50). Sonst wird die Eichelnahrung als der Urzeit angehörig geschildert, in welcher die Menschen außer von andern wilden Baumfrüchten sich auch von Eicheln genährt hätten (Lucret. V 962. 1414. Hor. sat. I 3, 100. Tib. ΙΙ 3, 69. Ιuv. 6, 10. 13, 57), bevor sie die Früchte der Ceres kennen lernten (Verg. Georg. I 148. Ovid. fast. IV 508. Plin. VII 191. Apul. met. XI 2. Auson. idyll. 12 de cibis 3. Claudian. r. Pros. ΙΙI 43ff. Vesp. iud. coci et pist. 22 bei Bährens PLM IV 327). Daher meint Cicero (orat. 31), es wäre eine unbegreifliche Verkehrtheit, wenn man nach Erfindung der Feldfrüchte Eicheln essen wollte. Dabei ist hauptsächlich an die Eichel [2069] der Quercus zu denken (s. II 1 b). Freilich sagt Plinius (XVI 15) mit einiger Übertreibung, daß der Reichtum vieler, selbst friedlicher Völker noch zu seiner Zeit in ihren Eicheln bestehe; auch beim Mangel an Feldfrüchten diese gedörrt, zu Mehl vermahlen und zu Brot verbacken würden; besonders auch in Hispanien die glans zum Nachtisch gehöre (vgl. I 1 c); in Asche gebraten, sei sie süßer. Die eßbare Eichel Spaniens ist die von Quercus ballota Derf. Auf hispanische Verhältnisse bezieht sich vielleicht auch die späte Notiz, daß die Eichel zum Nachtisch gehöre (Corp. gloss. lat. III 185, 10. 256, 13). Von den Massyliern Numidiens wird behauptet, daß sie keinen Ackerbau trieben, kein Vieh hielten und sich von rauhen Eicheln nährten (Avien. paraphr. 286), welche wiederum die von Quercus ballota gewesen sein können.
Aus dem über die einzelnen E.-Arten Gesagten geht hervor, dass die Eicheln zur Nahrung des Wildes, der Schafe und namentlich der Schweine (vgl. auch Varro r. r. II 4, 6) dienten. In letzterem Falle sollten sie in mit Wasser gefüllten Cisternen oder in Verschlägen, zu denen der Rauch Zutritt hatte, aufbewahrt werden (Col. VII 9, 8). Doch auch als Futter für die Rinder spielte die Eichel eine wichtige Rolle (Plaut. truc. 646). So wollte Cato (agr. 60) an ein Joch Rinder jährlich 240 Modien verfüttern. Bei der Frühjahrsarbeit gab er jedem Rinde täglich 1 Modius = 8,75 Liter wohl ungeschälter Eicheln (ebd. 54, 3), d. h. ca. 6,5 kg, denen (nach § 1) die bitteren Stoffe zum Teil durch Wässern entzogen waren; außerdem noch 15 römische Pfund = 4,91 kg Heu. Nach der Saat (Cato ebd.) oder im Winter (Plin. XVIII 232) genügte ½ Modius Eicheln ohne Zusatz. Columella (VI 3, 8. XI 2, 83. 101) verabreichte im Spätherbst während der Saat jedem Zugrinde auch nur ½ Modius Eicheln, aber noch soviel palea, eine Art Häcksel und Spreu, als sie fressen wollten. Bei der letzteren Mischung dürfte der Gehalt an Stickstoff unverhältnismäßig gering sein, wenn man auch erwägt, daß selbst heute in der römischen Campagna das Lebendgewicht eines Ochsen durchschnittlich nur 400 kg, das der Kuh 300 kg, in dem benachbarten Gebirge aber 309–350, bezw. 200–250 kg beträgt. Doch sollte sowohl den Rindern, wenn sie nicht im Frühjahr räudig werden sollten (Col. VI 3, 5), als den Ziegen, wenn sie nicht abortieren sollten (ebd. VII 6, 5), das Eichelfutter bis zur Sättigung gereicht werden und zwar jenen nach Hyginus aus dem erwähnten Grunde wenigstens 30 Tage hinter einander (ebd. XI 2. 83. Plin. XVIII 232; anders Aristot. h. pl. VIII 141, s. IV 1). Gesammelt wurden die glandes nach der Getreidesaat (Cato 54, 1) im November (Pall. XII 14). Die Zwölftafelgesetzgebung hatte bestimmt, daß auf fremden Boden gefallene Eicheln herrenlos sein sollten (Plin. XVI 15, vgl. Dig. ΧΧΧΧIII 28). Hinsichtlich des Ertrages nahm die glandaria silva, der Eichelmastwald, nach Cato (agr. 1, 7. Varro r. r. I 7, 9) im landwirtschaftlichen Betriebe die letzte, die neunte, Stelle ein.
3. Die Eichel in der Kunst und auf Münzen.
Die Ähre und die Eichel, welche auf einer Lampe (bei Passeri Lucern. I Tab. 37) angebracht sind, erklärt L. Stephani (Compte [2070] rendu 1861, 90) für Symbole der Fruchtbarkeit und des Gedeihens; die beiden netzförmig verzierten hohlen Halbkugeln an einem in Südrußland gefundenen goldenen Totenkranze hält er (Compte rendu 1880, 57 mit Taf. II 1) für die Fruchtbecher von Eicheln, weil man an den Totenkränzen (vgl. III a) zuweilen auch die Form der E. nachzubilden gewohnt gewesen sei, sei es mit Rücksicht auf den Cultus, welchem der Tote vorzugsweise ergeben gewesen sei, sei es weil man in der E. (nach Artemid. on. II 25) ein Symbol des Reichtums und einer besonders vornehmen Stellung gesehen habe. Kleineren attischen Vasen aus dem 4. Jhdt. v. Chr. ist bisweilen eine der Eichel ähnliche Form gegeben (G. Körte Arch. Zeitg. XXXVII 1879, 94ff. mit Taf. 10). Auf ionischen Stabdreifüssen (Monumenti dei Lincei VII 277ff.) sind die Lotusknospen zwischen den Palmetten zu Eicheln geworden, und wie leicht diese Knospe in die Eichelform übergeht, lehrt sehr gut eine in Caere gefundene und von ostgriechischen Vorbildern abhängige Terracotte (A. Körte Athen. Mitt. XXIII 1898, 116). Auf einer Hemidrachme von Mantineia ist ein Büschel von drei Eicheln der Quercus aegilops L. mit je einem Blatte zwischen ihnen dargestellt (Imhoof-Blumer und Keller a. a. O. 54 mit Taf. IX 5; vgl. oben III c); auf einem Silberobolos von Psophis in Arkadien eine Eichel (ebd. Taf. VI 47); auf diesen und auf Münzen von Laos (Lucanien) und Abakainon in Sicilien als Beizeichen (ebd. S. 55).
4. Andere Bedeutungen der βάλανος.
Die Moringa aptera Gaertn. = Moringa arabica Pers. wird von einem Hippokratiker (Ps.-Hipp. ΙΙ 561 K.) βάλανο; αἰγυπτίη und von Theophrast ἡ βάλανος ἡ ἀίγυπτία (de odor. 15. 69; vgl. h. pl. IV 2, 1. 6 und glans aegyptia bei Plin. XV 28) καὶ συρία (odor. 15) genannt. Später sagte man für den Baum oder den Samen βάλανος μυρεψική (Cels. V 18, 4. Diosc. IV 157. Gal. XI 845. XVI 143. Orib. c. med. VIII 20, 6. XIV 14, 7. Aët. I. Paul. Aeg. VII 3; übersetzt balanus unguentarius bei Marc. Emp. 1, 23) oder μυροβάλανος (Gal. XIV 228. XIX 736. Ruf. Ephes. p. 440 Dar. Alex. Trall. I 395 Puschm.) oder μυροβάλανον (Aët. ebd.; myrobalanum Plin. XII 100; vgl. Asklepiades bei Cels. VI 7, 3. Scrib. Larg. 131. 261. Cels. VI 2. 5); balanus qua (quo) utuntur unguentarii (Scrib. L. 129. Marc. Emp. 9, 59. 23, 3. 15), oder balanus (Plin. XII 121. XIII 61. XXIII 143); ja Plinius (XXIII 98) spricht sogar von einer Palme, auf welcher das myrobalanum wachse. Das aus dem Samen gewonnene Öl, das Benöl, nannte man μύρον αἰγύπτιον (Ps.-Hipp. ΙΙ 536. 556. 560. 743), als Salbe ἄλεκρα αἰγύπτιον ebd. 742. 744), μύρον τῆς βαλάνου τῆς αἰγυμτίας (Theophr. odor. 69. Diosc. I 20), βαλάνινον ἔλαιον (Diosc. I 18. 40. Gal. XI 870; balaninum oleum bei Plin. XIII 8. 11. 13. 15. XXIII 89), ἔλαιον μυροβάλανον (Aët. I), myrobalanum (Mart. XIV 57) und poetisch balanus (Hor. c. III 29, 4. Mart. a. a. O.) Auf einem troezenischen Fragment des diocletianischen Maximaltarifs (Z. 19) ist nach der Ergänzung von H. Blümner (Philol. LIII 1894, 335) μυροβαλάνου (wohl in der Bedeutung von Bennuss) zu lesen, während in Z. 20 statt des unverständlichen [2071] βαλανίνης μ... nach ihm (S. 341) βαλανίνου ἐλαίου (oder wohl besser βαλανίνου μύρου) zu erwarten wäre. Der Baum, heute im arabischafrikanischen Wüstengebiet verbreitet, kann die Höhe von 10 m erreichen; die Blätter sind unpaarig zwei- bis dreifach gefiedert, die Blättchen verkehrt eiförmig oder länglich und ganzrandig; die stumpf dreikantigen Samen liegen in einer langen schotenförmigen Kapsel und haben etwa die Größe einer Haselnuß; das aus ihnen gepreßte Öl ist geschmack- und geruchlos, wird aber nicht leicht ranzig. Nach Theophrast ist die βάλανος ein ägyptischer nach seiner Frucht benannter Baum, das Blättchen ähnlich dem Myrtenblatt, aber länger; der Baum dick und groß, hat aber keinen geraden, sondern sparrigen Wuchs (vgl. Plin. XIII 61); bedienen sich die Salbenbereiter der zerstossenen Haut des Samens, weil sie wohlriechend ist, während der Same selbst unbrauchbar ist (ähnlich Plin. XII 102); dieser ist an Grösse und Gestalt der Kaper ähnlich; das Holz ist fest und sowohl zu anderen Dingen als zum Schiffsbau geeignet (Theophr. h. pl. IV 2, 6); außer einer ägyptischen βάλανος gibt es auch eine syrische (die aber nach Plin. XII 101 in Arabien wächst); das Öl eignet sich, weil es am wenigsten fett ist, zur Vermischung mit Aromaten (odor. 15), besonders mit dem Irisöl (ebd. 69); es riecht selbst nicht stark (ebd.), nimmt aber am meisten Wohlgerüche auf und hält sie am meisten fest (ebd. 16. 19). Etwas abweichend sagt Dioskurides (IV 157; vgl. Aët. I. Paul. Aeg. VII 3): ,die βάλανος μυρεψική ist der Same eines Baumes, welcher der Tamariske gleicht (oder nach Theophrast der Myrte?, nach Plinius XII 100 ähnelt das Blatt dem heliotropium, d. h. vielleicht dem des Heliotropium supinum L.), und ist ähnlich der Haselnuß; wenn das Innere (Plinius XII 100 behauptet dies ganz verkehrt von der Schale) zerstoßen wird, liefert es wie die bitteren Mandeln eine Flüssigkeit, deren man sich zu kostbaren Salben statt des Olivenöls bedient; der Baum wächst in Äthiopien, Ägypten, Arabien und dem petraeischen Arabien; bevorzugt wird der Same, welcher frisch, voll, weiß und leicht zu schälen ist; zerrieben und im Gewicht einer Drachme mit Essig und Wasser getrunken, erweicht er die Milz (ebenso Gal. XIV 228; von der Schale Cels. V 18, 4; vgl. auch Scrib. L. 129. Marc. Emp. 23, 3); auch wird er auf diese (vgl. Scrib. L. 131. 162. Marc. Emp. 23, 5. Alex. Trall. I 395 Puschm.) samt dem Mehl des Taumellolchs (Lolium temulentum L.) und gegen Podagra mit einem Gemisch von Honig und Milch aufgelegt; mit Essig gekocht, beseitigt er Krätze und Lepra; mit Soda weiße Flecken und dunkle Narben; mit Harn Leberflecke, Finnen, Sommersprossen (vgl. Cels. VI 5) und Gesichtsausschlag; er erregt Erbrechen (mit guter Nachwirkung bei Gal. XVI 143. Orib. c. med. VIII 20, 6) und mit Honigwasser öffnet er den Leib (vgl. Plin. XXIII 98), aber ist dem Magen schädlich; sein Öl getrunken führt ab; seine Schale aber astringiert; was von ihm übrig bleibt, nachdem er zerrieben und ausgepreßt ist, wird den Einreibungsmitteln gegen Verhärtungen und Jucken beigemischt.‘ Die genannten Wirkungen schreibt Galen (XI 845f.) zum Teil dem Samen, welchem von den Salbenbereitern bereits [2072] das Öl entzogen ist, zu. Schon früh wurde der Same zerrieben mit Lilienöl in Wolle als Mutterzäpfchen zum Treiben des Blutes verwandt (Ps.-Hipp. II 561). Auch wurde er in Wein, allein oder mit andern Medikamenten, gegen Ohrenleiden (Asklepiades bei Cels. VI 7, 3), Kopfgrind (Cels. VI 2. Ruf. Ephes. p. 440 Dar.) usw. gebraucht. Die schwarzen Samen (welche nach Plin. XII 101 aus Oberägypten kamen), sollten den Magen stärken (Ruf. Ephes. p. 481 Dar.). Das Öl oder die Salbe wurde von den Hippokratikern zum Bähen der Gebärmutter (Ps.-Hipp. II 536) und in Wolle oder Leinwand als Mutterzäpfchen (ebd. 536. 556. 560. 743; als weiße Salbe 742. 744) gebraucht. Nach Dioskurides (I 40; vgl. Plin. XXIII 89 und Aët. I s. ἔλαιον μυροβάλανον) reinigt das Öl Hautfleckcn, Sommersprossen, Finnen und dunkle Narben; führt es ab, aber ist dem Magen nicht zuträglich (weil es erhitzt, Orib. c. med. XIV 14, 7); hilft mit Gänsefett eingeträufelt gegen Ohrenleiden.
5. Die in einem Teile Phoinikiens und Kilikiens vorkommenden Datteln hatten bei den Römern den Volksnamen balani (Plin. XIII 48. XXIV 31; vgl. oben IV 1 in.) und wegen seiner Ähnlichkeit mit (dieser) balanus hieß ein Edelstein phoenicitis (ebd. XXXVII 180).
6. Über den Gebrauch des Wortes βάλανος für eine gewisse Tangart s. S. 2029.
7. Die βάλανοι genannten Seetiere,
... die nur von ihrer Benennung aus diagnosticiert werden können, halten H. Aubert und Fr. Wimmer (Aristoteles Tierkunde I 1868, 175) für Meereicheln und zwar für die im Mittelmeer vorkommenden Balanus Tulipa = Lepas balanus Poli und Balanus cylindricus; letztere sei, da sie an der africanischen Küste lebe, vielleicht die ägyptische βάλανος, welche (nach Diphilos bei Athen. III 91 a) eine wohlschmeckende und gute Nahrung im Gegensatz zu den andern mehr salzigen gebe. Sie wurden neben verschiedenen Mollusken als Delikatesse bei dem Hochzeitsschmause der Hebe aufgetragen (Epicharmos bei Athen. III 85 d). Sie bewegen sich nicht (Aristot. hist. an. IV 100), sondern sitzen fest; sie entstehen von selbst (wobei an die Kleinheit ihrer Larven zu erinnern ist) im Schlamm der Felsklüfte (ebd. V 69); die Schalen des Gehäuses sind in eins zusammengewachsen wie beim σωλήν (Aristoteles bei Athen. III 88 b; einer Art der Messerscheiden, Solenes), dessen beide Schalen auf beiden Seiten geschlossen sind (Aristot. hist. an. IV 39). Die βάλανοι sind, wenn sie größer sind, leicht zu verdauen und wohlschmeckend (Hikesios bei Athen. III 87 f). Die besten sind die, welche im Sommer gefangen werden; geeignet zur Nahrung die, welche im brackigen Wasser vorkommen; mehr aber die, welche an Felsen wohnen, da sie schmackhaft und bekömmlich sind; ihr Saft an sich ist unverdaulich (ἀμεταποίητος), aber die Brühe davon öffnet den Leib; die nicht an Felsen wohnenden sind scharf, schmecken wie Medizin, führen stark ab, treiben aber nicht Urin (Xenokrates bei Orib. c. med. II 58, 50). Der Fang der balani ist für die Seefischer ein einträglicher Erwerb (Plaut. rud. 297). Weisse balani kamen bei einem Gastmahl der Pontifices in Rom etwa ums J. 50 v. Chr. neben andern Delikatessen auf die Tafel (Metellus bei [2073] Macrob. III 13, 12). Gezüchtet werden die balani wie auch verschiedene Mollusken in am Meere gelegenen schlammigen Teichen (Col. VIII 16, 7).
8. Ärzte
Die Ärzte nannten das Stuhlzäpfchen, welches in den After geführt wurde und aus scharfen Bestandteilen zusammengesetzt war (Cael. Aurel. acut. II 83), βάλανος. Besonders oft wurde es von Hippokrates (II 36 K.) und seinen Nachfolgern (ebd. 72. 87. 238. III 22. 451. 704 u. s. w.; vgl. Poll. X 150. Cael. Aurel. ebd. III 84) angewandt. Bestandteile waren z. B. Schwefel, Erdpech und Honig (Ps.-Hipp. II 551); Weihrauch und Honig (ebd. 792); mit Walkererde bestrichenes Horn (ebd. III 331); Gerstenmehl und Alaunpulver (ebd. 335); bei Kindern Schafswolle, die mit Gänsefett, Mastixöl und Zinnober bestrichen war (ebd. II 754), ein in Öl getauchtes Salzkorn oder eine abgeschälte Knoblauchzehe (Rufus Ephes. bei Orib. c. med. VIII 39, 10; vgl. Orib. syn. I 20, 6) oder gekochter Honig mit eventuellem Zusatz von etwas Terpentinharz (Soran. gyn. I 122). Nach Rufus (ebd. 1ff.) sollen die βαλάνια besonders bei denjenigen angewandt werden, welche keine Klystiere vertragen oder bei welchen diese unwirksam sind, ferner bei Kindern und Frauen; nicht zuträglich aber seien sie den Frauen bei Beginn der Menstruation und wann sie über drei Monate schwanger seien, usw.; sie würden aus Honig und gedörrtem Salz bereitet; man mische dazu auch Wermut oder Yssop (vielleicht Origanum smyrnaeum L.) und Thymian; doch bereite man sie auch aus Terpentinharz und Soda usw.; doch richteten sich die Bestandteile nach der Natur und der Krankheit des Menschen; die Zäpfchen könnten verschiedene Gestalt haben und auch in feine Wolle gewickelt sein (vgl. Ruf. ebd. VII 26. 157. 158. Orib. syn. I 20). Mitunter bezeichnete übrigens βάλανος auch die Form, welche man dem Mutterzäpfchen gab, oder dieses selbst (z. B. Ps.-Hipp. II 740–744), aber wohl nie eine Pille.
V. Gallapfel
Gallapfel, griech. ἡ κηκίς, bei den Hippokratikern auch ἡ κικίς, nur so bei den Geoponikern und Aëtios I. lat. galla. Das Wort κηκίς, eigentlich ,das Hervorquellende‘, leitet W. Prellwitz s. κηκύω mit κηκίω = sprudle hervor von idg. √çāk = springen ab. Theophrast schrieb die Galläpfel lediglich den laubwechselnden E. zu (s. I 1 b), aber nur die der ἡμερίς, d. h. der Quercus infectoria Oliv. = Quercus lusitanica L., sei zum Gerben des Leders brauchbar und mit ihren schwarzen Galläpfeln werde die Wolle gefärbt (s. I 3). Ferner scheinen auch die Knoppern der φηγός, d. h. der Quercus aegilops L., in späterer Zeit zum Färben von Gewändern gebraucht zu sein (s. I 1 d und I 2). Die Galläpfel dienten nicht nur zum (Schwarz-) Färben der Wolle, sondern auch als Färberbeize, στύμμα (Harpocr. und Suid. s. κηκίς). Der Vorrat an Galläpfeln, welchen der Vater des Demosthenes sich angelegt hatte (Demosth. XXVII 10, 43), hatte vermutlich auch die Bestimmung, in dessen Stuhlfabrik als Färbematerial gebraucht zu werden (vgl. Harpocr. ebd.). Eine Choinix = ca. 1,10 l zum Färben gebrauchter Galläpfel kostete in Attika um 329/8 v. Chr. 50 Pfennig (IG II 834 b. Col. I Z. 15 p. 522); heute zahlt man für 1,1 l [2074] = ca. 0,83 kg aleppischer Galläpfel bei uns im Kleinhandel etwa 2,5 Mk. Auch die Römer gerbten damit das Leder (Plin. XIII 63. XXIV 109. Macrob. II 2, 6). Da Papier, welches mit Galläpfelabsud getränkt ist, wenn es in Grünspan, der durch Eisenvitriol gefälscht ist, getaucht wird, sich schwarz färbt, stellte man so die Fälschung des Grünspans fest (Plin. XXXIV 112). Erst zu Anfang des 5. Jhdts. n. Chr. findet sich die Verwendung der Galläpfel mit arabischem Gummi zu Tinte erwähnt (Mart. Cap. III 225; vgl. Eust. Il. XIII 705 p. 955, 64). Eine Art Tinte stellte man auch dadurch her, daß man Galläpfel und Alaun zerrieb und das Gemisch in Essig schüttete; mit dieser Tinte schrieb man auf ein Hühnerei und, wenn die Schrift getrocknet war, tauchte man das Ei in scharfes Salzwasser, kochte es und entfernte die Schale, worauf die Schrift an dem Ei zu erkennen war (Geop. XIV 10, 1). Manche machten den Wein dadurch haltbar, daß sie Wacholderbeeren und Galläpfel dörrten und in jenen schütteten (ebd. VII 12, 9).
Ziemlich oft dienten die Galläpfel wegen ihrer astringierenden Eigenschaft als Arznei. So gegen Nasenbluten (Ps.-Hipp. III 598 K. Gal. X 329; mit andern Mitteln Scrib. Larg. 46. Marc. Emp. 10, 6. 16); in Gemeinschaft mit andern Medicamenten gegen Geschwüre (Ps.-Hipp. III 317. Plin. XXIV 9), blutende Wunden (Ps.-Hipp. III 319; vgl. Plin. ebd. und Gal. XI 756. Cels. V 20, 1. Scrib. L. 208), bei Operationen von Hämorrhoidenknoten (Ps.-Hipp. III 343ff.), gegen Kopfgeschwüre (Ps.-Hipp. II 224. Marc. Emp. 4, 30), bei Klystieren zur Erweichung der Gebärmutter (Ps.-Hipp. II 564), zu Räucherungen gegen Geschwüre derselben (ebd. 567); schwarze Galläpfel mit Honig gegen Nietnägel (ebd. III 466. Gal. XVII A. 478). Mit andern Mitteln gegen Entzündung des Schlundzäpfchens (Andros bei Cels. V 20, 4. Cels. VI 14. Scrib. L. 71. Plin. XXIV 9. Marc. Emp. 14, 10), Krebs (Andros ebd. Scrib. L. 63), gegen das Antoniusfeuer (Timaios bei Gels. V 22, 7. Scrib. L. ebd.), gegen vielerlei Augenkrankheiten, besonders Geschwüre (Hermon bei Cels. VI 6, 24; vgl. Plin. ebd. Marc. Emp. 8. 33. 38). Nach Celsus reinigen sie (V 5), beizen (V 6) und vermindern das Körpergewicht (V 7); eine Spülung mit Wein, in welchen heisse Galläpfel geworfen sind, befestigt lose Zähne (VII 12, 1); mit andern Mitteln werden sie gegen schmutzige Zähne gebraucht (ebd.), bewirken sie Abmagerung (V 22, 1), wirken kühlend bei Podagra (V 18, 1; vgl. Alex. Trall. II 545 Puschm.) u. s. w. Von Dioskurides (I 146), dem die folgenden Ärzte (Gal. XII 24. Orib. c. med. XV 1, 10, 41ff. Aët. I s. κικίς. Paul. Aeg. VII 3; vgl. auch Plin. XXIV 9. 10) sich im ganzen anschlossen, wird ihre pharmaceutische Eigenschaft folgendermaßen beschrieben: ,Eine Art der Galläpfel wird ὀμφακῖτις genannt (so auch Soran. gyn. I 61. II 41. Gal. Orib. Aët. Paul. Aeg. aa. OO. Gal. VIII 144. X 190. 329. XI 756. 788. XIII 317. XIX 729. 738. Alex. Trall. II 135. 271. 327. 431. 435. 545; = immatura, Heras bei Cels. V 28, 3. Cels. ebd. 18, 1); diese ist nicht durchbohrt (ebenso Alex. Trall. II 431; vgl. Plin. XVI 27; sofern sich die jungen Insekten noch nicht durchgebohrt haben), ist klein, [2075] höckerig und fest; die andere Art ist glatt, leicht und durchbohrt (gelb, groß und lose, Gal. XII 24. Orib. usw.); man muß die erstere nehmen, da sie wirksamer ist; beide astringieren sehr stark; zerrieben verhindern sie Fleischwucherungen (vgl. Heras a. a. O. Cels. V 22, 2; den Callus bei Fisteln, Cels. V 28, 12 p. 215, 5 Dar.; Geschwülste und Verhärtungen, Scrib. L. 81. Alex. Trall. II 545), Ausflüsse aus dem Zahnfleisch (vgl. Scrib. L. 61) und Schlundzäpfchen (vgl. o.), Ausschläge im Munde; der innere Teil (nucleus bei Plin. XXIV 10. Plin. Iun. I 13 p. 27, 3 Rose. Marc. Emp. 12, 58), in hohle Zähne gesteckt, beruhigt den Zahnschmerz; über Kohlen erhitzt, bis sie aufflammen, dann in Wein, Essig oder gesalzenem Essig gelöscht, stillen sie Blutungen; ein Decoct von ihnen in Sitzbädern hilft gegen Gebärmuttervorfall und Ausfluß (vgl. Soran. gyn. II 41); in Essig oder Wasser maceriert schwärzen sie das Kopfhaar (ebenso Alex. Trall. I 453); zerstoßen in Wasser oder Wein und aufgestrichen oder getrunken oder in einem Wasser, mit dem schon andere dienliche Drogen gekocht sind, gekocht, sind sie bei Leibschmerzen und Durchfall wirksam (anders Plin. XXIV 9. Plin. Iun. II 10. Marc. Emp. 27, 73; vgl. Scrib. L. 113. 256; über Pillen vgl. Alex. Trall. II 431, Pflaster ebd. 271. 327. 435. Salbe 437); überhaupt sind sie anzuwenden als Mittel zu astringieren, etwas zum Stehen zu bringen oder zu trocknen‘. Außerdem empfiehlt Plinius (ebd.) ein Decoct von ihnen zum Einträufeln in kranke Ohren (Ausfluß und Eiterung, Marc. Emp. 9, 87, vgl. Alex. Trall. II 99) und Bestreichen der Augen (vgl. o.), mit Essig gegen Hodengeschwüre (vgl. Gal. XIII 317). Die Landsleute Galens (XII 24) nannten οἰνοκηκίς den in herbem Wein gekochten Gallapfel; dieser astringiere weit mehr als der in Wasser gekochte. Als die Gegend, aus der die besten Galläpfel kamen, wird Kommagene (Plin. ebd. u. 27. Plin. Iun. II 10. Marc. Emp. 27, 73) oder überhaupt Syrien (Scrib. L. 81. 208. Marc. Emp. 2, 14. 10, 16) bezeichnet. Die roboris pilulae, welche mit Bärenfett den Haarwuchs auf Glatzen wieder hervorrufen sollten (Plin. XXIV 13. Seren. 109. Plin. Iun. I 4) und den Galläpfeln ähnelten (Marc. Emp. 6, 17), werden ebenfalls, wenn auch minderwertige Galläpfel, vielleicht vom robur (vgl. Plin. XVI 27), d. h. Quercus sessiliflora Sm., gewesen sein. Heute gelten ebenfalls als die besten Galläpfel, welche namentlich auf der Quercus infectoria Oliv. sich finden, die levantinischen, von diesen wieder die aus Aleppo; sie sind kleiner, fester und schwerer als die europäischen, schwarz oder grün, mehr oder minder warzig, stachelig und meist undurchbohrt; selten kommen gelbliche (weiße) Galläpfel aus Aleppo vor (vgl. S. 2037).
Endlich wandten auch die Tierärzte die Galläpfel an; die Asche der syrischen mit Honig bei Verwundung des Rückens der Pferde (Pelagon. 164. Veget. mulomed. III 62, 1. Hippiatr. p. 93): die andern Galläpfel zerrieben bei alten Wunden derselben (Pelag. 199) und mit anderem gegen Gelenkgallen (ebd. 228. Hippiatr. p. 294; gallulae Veget. ebd.). Bei der gutartigen Faulbrut der Bienen fütterte man diese mit gekochtem Honig und zerriebenen Galläpfeln (Col. IX 13, 7. Pall. IV 15, 2). [2076]
Literatur: K. Sprengel Theophrasts Naturgeschichte d. Gewächse, übersetzt und erläutert, 1822. K. G. Fiedler Reise durch alle Teile des Königreiches Griechenland I 1840. C. Fraas Synopsis plantarum flor. class., 1845, 2. Abdr. 1870. Carl Boetticher D. Baumcultus der Hellenen, 1856. Th. Kotschy Die Eichen Europas, 1862. Th. v. Heldreich Die Nutzpflanzen Griechenlands, 1862, 15–18. E. Boissier Flora orientalis IV 1879, 1162–1174. C. Koch Die Bäume und Sträucher des alten Griechenlands, 1879. H. Blümner Technologie 1875–1886. Nik. Chloros Waldverhältnisse Griechenlands, 1884, 27. 28. K. Prantl bei A. Engler und K. Prantl Die natürl. Pflanzenfamilien III 1, 1889, 57. 58. Jos. Murr Beitr. zur Kenntnis der altclass. Botanik, Gymn.-Progr. von Innsbruck 1888; Die Pflanzenwelt in der griech. Mythologie, 1890. P. Wagler Die Eiche in alter und neuer Zeit, eine mytholog.-culturhistor. Studie, I Progr. von Wurzen, 1891, II in Berl. Stud. f. klass. Phil. u. Arch. 1891. A. Philippson D. Peloponnes, 1892, 529–531. 550. W. Prellwitz Etymol. Wörterb. der griech. Sprache, 1892. G. Nicholson Dict. pratique d’horticulture et de jardinage, traduit par S. Mottet 1892–1899. B. de la F. und R. Farneti im Dizionario di agricoltura, Milano vol. V 1895 p. 490-508. O. Schrader Reallex. d. indog. Altertumskunde 1901. V. Hehn Culturpflanzen und Haustiere7, herausgegeben von O. Schrader und A. Engler 1902.
Über die E. Cyperns, wo die immergrünen E. nur durch Quercus alnifolia Poech. vertreten sind, s. M. Ohnefalsch-Richter Kypros usw. 1893, 120, und über die E. in der indogermanischen Mythologie A. de Gubernatis La mythologie des plantes, Taf. II 1882, 64–86.