Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft
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uralter römischer Kultbeiname des Iuppiter
Band VI,2 (1909) S. 22092210
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Feretrius, uralter römischer Kultbeiname des Iuppiter, abzuleiten von ferire (vgl. dazu A. v. Domaszewski Westd. Ztschr. XIV 120), nicht sowohl weil Iuppiter die Feinde schlägt (Prop. IV 10, 46 omine quod certo dux ferit ense ducem. Plut. Rom. 16 τὸ γὰρ πλῆξαι φερῖρε Ῥωμαῖοι καλοῦσιν · εὔξατο δὲ πλῆξαι τὸν ἄνδρα καὶ καταβαλεῖν), sondern weil er mit seinem Blitze den Schuldigen, insbesondere den Eidbrüchigen trifft (Plut. Marc. 8 ὡς δ' ἕτεροι Διός ἐστιν ἡ προσωνυμία κεραυνοβολοῦντος · τὸ γὰρ τύπτειν φερῖρε οἱ Ῥωμαῖοι καλοῦσιν); denn aus dem Heiligtume des [2210] Iuppiter F. holen die Fetialen den heiligen silex (Paul. p. 92: Feretrius Iuppiter ... ex cuius templo sumebant sceptrum, per quod iurarent, et lapidem silicem, quo foedus ferirent), mit dem der Pater patratus beim Bundesopfer das Opfertier erschlägt unter Aussprache der Formel: si prior defexit (nämlich populus Romanus) publico consilio dolo malo, tum illo die, Iuppiter, populum Romanum sic ferito, ut ego hunc porcum hodie feriam, tantoque magis ferito, quanto magis potes pollesque (Liv. I 24, 8). Außer bei diesem Ritus der Fetialen wird Iuppiter F. noch regelmäßig erwähnt als der Gott, dem die spolia opima (s. d.), d. h. die vom römischen Feldherrn dem feindlichen Führer im Einzelkampfe abgenommenen Beutestücke, geweiht werden (Fest. p. 189. Serv. Aen. VI 859. Cass. Dio XLIV 4, 3 und die Zeugnisse für die spolia opima des Romulus, s. u.; vgl. auch das Dichterfragment bei Terent. Maur. v. 2632f. opima adposui senex Amori arma Feretrio), weshalb man den Namen auch von feretrum, dem Gestell, auf dem diese Waffen einhergetragen wurden (Plut. Marc. 8 ἀπὸ τοῦ φερετρευομένου τροπαίου; daher wird der Name F. im Mon. Anc. graec. 10, 9 mit τροπαιοφόρος, bei Dion. Hal. II 34, 4 mit τροπαιοῦχος oder σκυλοφόρος [daneben noch mit ὑπερφερέτης] wiedergegeben), oder von ferre ableitete (Prop. IV 10, 47 seu quia victa suis umeris haec arma ferebant; vgl. Paul. p. 92 dictus a ferendo, quod pacem ferre putaretur). Sein Heiligtum auf dem Capitol (Jordan Topogr. I 2, 47f.) galt als der älteste Tempel Roms (Liv. I 10, 6) und als eine Gründung des Romulus aus Anlaß der dem Könige Acron von Caenina abgenommenen spolia opima (Liv. I 10, 4ff. Dion. Hal. II 34. Plut. Rom. 16. CIL X 809[1] und mehr bei E. Aust in Roschers Mythol. Lexik. II 671); Augustus hat das unscheinbare (Dion. Hal. II 34, 4) und verfallene Gebäude wiederhergestellt (Mon. Anc. 4, 5. Corn. Nep. Att. 20, 3. Liv. IV 20, 7). Im lebendigen Kulte der historischen Zeit spielt diese Sonderform des Gottes keine Rolle; die Inschrift von Nursia CIL IX 4538.[2] ... d Iovi Feret ... et Faustinae ist von unsicherer Lesung und Ergänzung. Verfehlt sind die Kombinationen von C. Pascal Studi di antichità e mitologia (1896) 156ff., der Féretrius und Féronia als angebliche Unterweltsgottheiten mit féralis und seiner Sippe zusammenbringt.

Anmerkungen (Wikisource)

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  1. Corpus Inscriptionum Latinarum X, 809.
  2. Corpus Inscriptionum Latinarum IX, 4538.