Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft
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Griech. Gottheit.
Band IV,2 (1901) S. 27132764
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Demeter.

I. Der Name und seine Deutung
.

1) Δημήτηρ (dorisch Δαμάτηρ, ebenso auch arkadisch und boiotisch und auf der unteritalischen Hydria mit dem Drachenkampf des Kadmos, P. Kretschmer Griechische Vaseninschriften 1894, 212; Δάμματρι nach meiner Lesung auf einer in Tyrnavo im nordwestlichen Thessalien gefundenen Inschrift, Athen. Mitt. VIII 1883, 110 [vgl. dazu Δαμματρείας auf der Inschrift aus Larisa, Athen. Mitt. XII 1887, 362 nr. 156]) ist schon im Altertum als γῆ μήτηρ erklärt worden, z. B. von Cic. de nat. deor. II 67, und zweifelsohne ist dies die richtige Deutung des Götternamens (vgl. F. G. Welcker Griechische Götterlehre I 1857, 385. S Preller-Robert Gr. Mythol. I⁴ 747, 6 und v. Wilamowitz Übersetzung von Aischylos Eumeniden, Einl. S. 222). Eine Reihe fernerer Erklärungen im Etym. M. 265, 54, von denen die Gleichsetzung mit δημομήτηρ (κατὰ συγκοπήν) Beifall bei K. Lehrs und J. Baunack (Rh. Mus. N. F. XXXVII 1882, 475) gefunden hat. Gegen diese letztere vom sprachlichen Standpunkte aus unanfechtbare Deutung fällt der Umstand schwer ins Gewicht, dass der Begriff ,volksbildend, eine Gemeinde hervorbringend‘ zu der ursprünglichen Function der Göttin als Erdgöttin nicht passt und erst ein späteres Stadium ihrer Entwicklung bezeichnet. Zusammenstellung und Prüfung der vielen von antiken und modernen Gelehrten vorgebrachten Erklärungen des Namens bei W. Mannhardt Mythologische Forschungen 1884, 281ff., der die im Etym. M. 264, 12 mitgeteilte Ableitung von dem kretischen Wort δηαί (= κριθαί) verteidigt und Δημήτηρ als Kornmutter auffasst. F. E Bechtel deutet D. als ,Hausmutter‘, indem er von der aeolischen Form Δωμάτηρ ausgeht (Fick-Bechtel Griech. Personennamen² 1894, 439).

Der häufig, namentlich aber im eleusinischen Cult (Hom. hymn. IV 493) vorkommende Name Δηώ ist natürlich nur Hypokoristikon von Δημήτηρ (Mannhardt a. a. O. 295); vielleicht ist auch Δημώ (vgl. aber Δαμία) Hypokoristikon von Δημήτηρ (Suid. s. Δημώ, vgl. Etym. M. 264, 8). Neben Δημήτηρ begegnet auch die Form Δήμητρα, namentlich der Accusativ Δήμητραν, s. Lobeck Paralipomena grammaticae graecae I 1837, 142; dazu Δήμητρα bei K. Buresch Aus Lydien 69 und Δαμάτρα[ς] Ταυροπόλω Inschr. aus Kopai, IGS I 2793; vgl. auch die Erweiterung Δημήτειρα Etym. M. 281, 9. ΔΕΜΕΤΡΕ auf der Triptolemosvase des Hieron Monum. d. Inst. IX 43 wird wohl nur eine Verschreibung sein.

[2714] Die Göttin hat offenbar auch dem Δώτιον πεδίον in Thessalien seinen Namen gegeben; vgl. Δώς Hom. hymn. IV 122 und den Genetiv [Δ]ώματρος in einer von C. Schuchhardt gefundenen Inschrift aus Aigai in der Aiolis, O. Hoffmann Die griechischen Dialekte II 107 nr. 153 (nach neuer Revision); s. auch die kymaeische Münzlegende Δωμάτριος Mionnet Suppl. VI 10 nr. 65.

II. Verbreitung des Cults.

2. Thessalien. Als der Ausgangspunkt des D.-Cults wird das südwestlich von der Ossa, nördlich vom boibeischen See gelegene Δώτιον πεδίον (höchst wahrscheinlich die herrliche Gegend des heutigen Agyiá) angesehen. Eine Schilderung ihres dort befindlichen heiligen Hains, an dessen Bäumen sich Erysichthon oder Triopas vergreift, giebt Kallim. hymn. VI 25; vgl. über den Erysichthonmythos vor allem Crusius in Roschers Mythol. Lex. I 1373. Es ist wahrscheinlich (s. § 1), dass Δαμάτηρ oder Δωμάτηρ diesem in der ältesten Landschaft Namens Achaia gelegenen Δώτιον πεδίον den Namen gegeben hat und deshalb auch in Athen und Boiotien mit dem Beinamen Ἀχαία (s. Bd. I S. 198) erscheint. Überhaupt scheint das auch heute noch so wunderbar fruchtbare, südliche Thessalien das Centrum des ältesten D.-Cults gewesen zu sein. Nächst dem dotischen Gefilde ist aber vor allem die östliche Phthiotis hervorzuheben mit Antron und Pyrasos als den beiden Hauptstätten ihres D.-Cults. Die D. von Antron wird zusammen mit der von Eleusis und Paros am Schlusse des homerischen D.-Hymnos angerufen (v. 492); über die Lage von Ἀντρὼν πετρήεις s. o. Bd. I S. 2642; Näheres ist über den dortigen Cult nicht bekannt. Pyrasos lag etwa eine Stunde östlich von Theben am pagasaeischen Golfe in der Nähe des heutigen Dorfes Καραμπάς (vgl. J. L. Ussing Griechische Reisen und Studien, Kopenhagen 1857, 107). Dort ist eine jetzt in der Sammlung der φιλάρχαιος ἑταιρία ἡ Ὄθρυς zu Halmyros aufbewahrte Weihung an Damater und Kora gefunden, die frühestens aus dem 1. Jhdt. v. Chr. stammen kann (zuletzt publiciert Δελτίον τῆς φιλαρχαίου ἑταιρείας τῆς Ὄθρυος τεῦχος δεύτερον, Ἀθήνησιν 1900, 23 nr. 38). Den Cult der D. in Pyrasos bezeugt zuerst der Schiffskatalog, Il. II 696 οἳ δ’ εἶχον Φυλάκην καὶ Πύρασον ἀνθεμόεντα, Δήμητρος τέμενος. Die Stadt führte ihren Namen vom Weizen (Steph. Byz. s. Πύρασος). Später hiess der Ort Δημήτριον und war durch sein Δήμητρος ἄλοος καὶ ἱερὸν ἅγιον ausgezeichnet (Strab. IX 435). Nicht weit von Pyrasos und dem phthiotischen Theben ἐν τῇ μεσογαίᾳ lag nach Strab. a. a. O. das Κρόκιον πεδίον, bei dessen Namen man sich der eleusinischen Κροκωνίδαι und ihrer Beziehung zum D.-Cult erinnern muss (Toepffer Attische Genealogie 101). Für Theben bezeugen den D.-Cult die Münzen und für Halos (heute Halmyros) die Monatsnamen Ἁγνα[ιος, Δέματρος (Steinmetzfehler?), Μεγαλάρτιος, Ὁμολώιος (in der grossen jetzt in Athen befindlichen Freilassungsurkunde S.-Ber. Akad. Berl. 1887, 557; Ἁγναῖος und Μεγαλάρτιος auch in Pyrasos, E. Bischoff Jahrb. f. Philol. 1892, 484). Sonst können wir D.-Cult in Thessalien nur selten nachweisen; denn es ist z. B. sehr ungewiss, ob unter der Fackelträgerin der Münzen von Pherai wirklich D. und nicht viel [2715] mehr Βριμώ (s. o. Bd. III S. 853) oder Ἐνοδία, an die man auch sehr wohl denken könnte, zu verstehen ist. Aus dem nördlichen Thessalien sind mir nur bekannt geworden die bereits von H. G. Lolling Athen. Mitt. VIII 1883, 110 veröffentlichte Weihinschrift aus Tyrnavo Δάμματρι καὶ Κόρα Μέλισσα Ἐπιγένεια τελείουμα und der kleine Altar in Trikkala (J. L. Ussing Inscriptiones Graecae 1847,1 nr. 1) mit der Inschrift Κλεοπάτρα Ἀσσκλάπωνο(ς) Δήμητρι καὶ Μουνογόνῃ (wohl aus dem 2. Jhdt. v. Chr.).

3. Überhaupt scheint der ganze Norden Griechenlands wenig D.-Cult gehabt zu haben. Aus Makedonien sind nur Culte der D. und Kora durch Münzen für Amphipolis und Stoboi wahrscheinlich bezeugt; bei Philippi war der Raub der Kora localisiert, Appian. bell. civ. IV 105. In Thrakien ist D.-Cult in Abdera (Colonie von Teos) nachweislich aus der Geschichte vom Tode des Demokritos (Diog. Laert. IX 43 [Hermippos]. Athen. II 46 E). Für die Münzen vgl. Beschreibung der antiken Münzen des Berliner Museums I 1888, 349 Register unter D. In Perinth (Herakleia) Weihung an die νεωτέρa [Δημ]ή[τηρ] Σαβείνη, Österr. Jahreshefte Ι 1898 Beibl. 10. Für Kallatis s. Mionnet Ι 354 nr. 6-8. 10; für Olbia Mionnet I 349, 1 und Herod. IV 53 τὸ δὲ μεταξὺ τῶν ποταμῶν τούτων (Borysthenes und Hypanis), ἐὸν ἔμβολον τῆς χώρης, Ἱππόλεω ἄκρη καλέεται, ἐν δὲ αὐτῷ ἱρὸν Δήμητρος ἐνίδρυται. Aus Pantikapaion ist eine Weihung an [Δη]μήτηρ Θεσμοφόρος aus der Regierung Spartakos III. (304–284 v. Chr.) bekannt (CIG II 2106); eine Priesterin weiht ebendort einen Gegenstand ὑπὲρ θυγατρὸς τῆς ἑαυτῆς Δημητρίης (CIG II 2108). Sehr problematisch ist aber der ὅρ(ος) Δή(μητρος) ἀκ(ανθίας), CIG II add. 2007 k.

4. Von Thessalien aus ist der Cult der D. namentlich in zwei Richtungen verbreitet worden; der eine Zweig dehnt sich südwärts zu Lande aus; der andere führt über das Meer nach Kreta. Beide Abzweigungen haben sich dann wieder in Mittelgriechenland getroffen, und durch ihre Vereinigung erreicht der D.-Cult den Höhepunkt in Eleusis. Wenn wir uns wundern, dass eine Erweiterung des D.-Dienstes nach Norden kaum stattfindet, so hängt das mit zweierlei zusammen: der agrarische Cult der D. fordert zunächst grosse, fruchtbare Ebenen und kann in den Berggegenden erst spät Fuss fassen. Zweitens war aber in den nördlichen Gegenden für die tieferen Bedürfnisse des Menschen, die die D.-Religion vor allem befriedigt und in deren Pflege und Befriedigung eben ihre grosse Mission lag, längst durch die thrakische Dionysosreligion gesorgt worden. Die Seele der wilden Thraker erfüllten längst tiefsinnige Vorstellungen von dem Leben nach dem Tode. Diese Vertiefung, die die Dionysosreligion da bereits hatte, werden wir für den ältesten D.-Cult in Thessalien kaum annehmen dürfen. Die griechische Religion hat sich erst spät freundlicheren, hoffnungsvolleren Bildern vom Leben nach dem Tode zugeneigt. Wahrscheinlich aber hätte sich die D.-Religion nie zu ihrer Bedeutung vertieft, nie ihre die christlichen Gedanken stark vorbereitende Hoheit erlangt, wenn sie nicht den Weg über Kreta genommen hätte. Denn dort ward sie wahrscheinlich zur Eleusinia, und in dieser [2716] Form liegt ihre Bedeutung für die Entwicklung der griechischen Religion. Agrarische Gottheiten gab es viele in Hellas; der Ursprung mancher Religion liegt, wie wir nachweisen können, in der Verehrung agrarischer Gottheiten. Aber was die agrarische Religion der D. über alle Religionen des Altertums emporgehoben hat, ist ihr schwerlich bereits in Thessalien geworden. Als am boibeischen See und am Golf von Halos die ersten D.-Stätten gegründet wurden, lebten dort mächtige Fürstengeschlechter, denen die Erde und die Menschen alles gaben, was sie wollten; so mächtig waren die dortigen Anakten, dass sie nach Asien hinübersetzen und Neuland gewinnen konnten. Diesen glücklichen Bewohnern eines glücklichen Landes fehlte nichts; in der Gegenwart suchten sie und fanden sie ihr Glück, und das Leben nach dem Tode kümmerte sie nicht. Die Dionysosreligion, die daran mahnte, klopfte vergeblich an die Thore Thessaliens, während sie Boiotien und Attika nach harten Religionskämpfen, die uns durch die Sagen noch kenntlich sind, mit offenen Armen empfingen. Es ist zu beachten, dass die Mysterienreligion, soweit wir sehen können, in Thessalien niemals eine grosse Ausbreitung erlangt hat.

5. Die fruchtbaren Gefilde am malischen Golfe sind offenbar früh eine Heimstätte des D.-Cults geworden; hier war es das Heiligtum der Δ. Ἀμφικτυονίς bei dem zwischen dem Fluss Phoinix und den Thermopylen gelegenen Ort Anthela (nach Steph. Byz. s. v. auch Ἀνθήνη] genannt), welcher der Sammelplatz für die unter dem Schutze der Δ. Ἀμφικτυονίς tagenden Amphiktyonen war (Herod. VIII 201); sie führte auch den Namen Πυλαία (Kallim. epigr. 39 W. Schol. Townl. Il. XVI 174). Die Gründung des Ἀμφικτυονικὸν συνέδριον wurde auf Amphiktyon, den Sohn des Deukalion und der Pyrrha, zurückgeführt (vgl. o. Bd. I S. 1933). Akrisios, der den Amphiktyonenbund in Delphi gestiftet und mit dem älteren von Anthela vereinigt haben soll (Schol. Eur. Orest. 1094), stammt aus dem pelasgischen Argos (Kallim. a. a. O. Strab. IX 420. 429) und ist vielleicht ursprünglich mit dem Vater der Danae identisch (s. o. Bd. I S. 1196).

6. Für das benachbarte Lokris sind uns folgende Culte bezeugt: in Skarpheia Δ. εὐρυόδεια durch Hesych. s. v., in Opus D. und Kora durch die Inschrift Collitz II 1507 (wohl = IGS III 287; vgl. Dittenbergers Bemerkung), in Alponos (genauere Lage unbekannt) eine Thesmophorienfeier, bei der während eines Erdbebens 25 Jungfrauen umgekommen sein sollen (Strab. I 60).

7. In Phokis gab es Cult der D. Thesmophoros in dem Ort Drymaia, der durch den Kallidromos von den Thermopylen geschieden war (Paus. X. 33, 12); vielleicht kann man aus dem ἄγαλμα ὀρθὸν λίθου auf das hohe Alter des Cultus schliessen. Das Thesmophorienfest wurde ihr hier jährlich gefeiert. In Ambrysos hat bereits W. Gell eine Weihung an D. und Kora gefunden (IGS III 14). In Steiris, deren Einwohner sich von Athen herleiteten, gab es einen Tempel der Δ. Στειρῖτις, der aus Luftziegeln erbaut war und in dem neben einem archaischen mit Binden versehenen Bilde der D., das bei den Steiriten hohe Ehren genoss, [2717] ein anderes aus pentelischem Marmor stand, das sie als Fackelträgerin darstellte (Paus. X 35, 10). In Delphi führte D. den Beinamen Ἑρμοῦχος nach Athen. X 416 C.

8. Die von Dittenberger IGS III 889 allerdings auch nur zweifelnd vorgeschlagene Ergänzung einer von Lolling in Naupaktos gefundenen Inschrift scheint mir sehr problematisch zu sein. Gering ist unsere Kenntnis von dem D.-Cult des nordwestlichen Griechenlands, der durch Münzen mit dem Kopf der D. oder ihren Attributen für Epidamnos, Apollonia, Kephallenia (Mionnet II 38, 87; 44, 162; 29, 7; 33, 59; 202, 1) bezeugt ist. Korkyra führte früher den Namen Drepane, Sichel, dessen Entstehung auf zwiefache Weise erklärt wurde (Etym. M. 287, 31 s. Δρεπάνη): entweder sollte dort die Sichel verborgen sein, mit der Kronos seinem Vater Uranos das Glied abgeschnitten hatte, oder Hephaistos sollte die Sichel der D. geschenkt haben, um die Titanen mähen zu lehren. Vgl. Drepanon in Sicilien u. § 29. Aristoteles hatte in der Κερκυραίων πολιτεία frg. 512 Rose (Lips. 1886) erzählt, dass Drepane den Namen Scherie erhalten habe, als D. den Poseidon gebeten habe, die Flüsse des Festlandes, welche aus der Insel Festland zu machen drohten, zurückzuhalten.

9. In Boiotien ist der Cult der D. nirgends bedeutender gewesen als in seiner Hauptstadt Theben. D. wurde dort als alte Burggöttin der Kadmeia unter dem Namen Thesmophoros zusammen mit Persephone verehrt; vgl. Pindar frg. 37 Schr. (= Paus. IX 23, 3). Eur. Phoen. 635 K. Paus. IX 6, 5 und sonst. Ihr Bild war nach Paus. IX 16, 5 nur bis zur Brust sichtbar; also war sie wohl so dargestellt, wie wir die Ge namentlich auf attischen Monumenten dargestellt finden, vgl. die Athenagruppe des pergamenischen Altars. Unbegründete Vermutungen über die Identität von D. und Harmonia, der Gemahlin des Kadmos, bei H. D. Müller Mythologie der griechischen Stämme II 1861, 320. Das Fest Θεσμοφόρια ist bezeugt durch Xen. hell. V 2, 29. Plut. Pelop. 5. Unsicher ist, ob mit dem von Diodor. XVII 10 und Aelian. v. h. XII 57 erwähnten D.-Tempel der Tempel auf der Kadmeia gemeint ist oder ein in der Unterstadt befindlicher. Der Grabstein einer D.-Priesterin wird im Museum von Theben aufbewahrt, IGS I 2676. Der Cult der διώνυμαι θεαί (D. und Kore, Eur. Phoen. 683 K.) hatte in Theben solche Bedeutung, dass Euphorion (offenbar nach der thebanischen Localsage) dichten konnte, Theben sei das Hochzeitsgeschenk des Zeus für Kore gewesen (Schol. Eur. Phoen. 682, I 320 Schw.), was andere von Sicilien und Kyzikos behaupteten (Bd. I S. 2032 u. d. W. Ἀνακαλυπτήρια). D. hatte als Gemahlin und Schwester des Zeus, der in Theben unter dem Namen Ὁμολώιος nicht weit von den πύλαι Ὀμολωΐδες seinen Cult hatte (s. W. Radtke Herm. XXXVI 1901, 45) auch den Beinamen Ὀμολωία (Suid. s. Ὀμολώιος). D. gilt dem Pind. Isthm. VII 3 als χαλκόκροτος, wozu stimmt, dass ihr als Stadtgöttin in ihrem Heiligtum auf der Kadmeia eherne Schilde geweiht werden; Paus. IX 16, 5; vgl. Lycophr. 152 Δ. ξιφηφόρος mit Tzetzes und dazu die eleusinische D. χρυσάορος Hom. hymn. IV 4. Auch vor den Thoren Thebens [2718] hatte D. Heiligtümer. Bei Potniai lag ein heiliger Hain der D. und Kora, deren Bilder in der Nähe des Flusses (Dirke oder Nebenfluss des Asopos?) standen. Man opferte den beiden Πότνιαι Schweine, die man in Gruben (ἐς τὰ μέγαρα καλούμενα) hinunterwarf, und glaubte, dass diese Schweine ἐς τὴνἐπιοῦσαν τοῦ ἔτους ὥραν in Dodona wieder zum Vorschein kämen. In der Nähe lag auch ein Tempel des Dionysos Αἰγοβόλος (Paus. IX 8, 1). Etwa eine halbe Stunde von den πύλαι Νήϊσται lag das Heiligtum der D. Καβιρία und der Kore, 7 Stadien vom Tempel der Kabiren entfernt (Paus. IX 25, 5), in das nur die Eingeweihten Zutritt hatten; heute bezeichnet seine Stelle, an der Ausgrabungen zu machen ein dringendes Bedürfnis der Wissenschaft ist, eine kleine Capelle des heiligen Nikolaos, vgl. Judeich Athen. Mitt. XIII 1888, 81ff. E. Fabricius Theben, Freiburger Antrittsprogr. 1890, 24. Wolters Athen. Mitt. XV 1890, 363. O. Kern Archaeol. Anz. 1893, 129. Nach dem bei Paus. a. a. O. mitgeteilten ἱερὸς λόγος des Kabirenheiligtums soll D. nach ihrer Ankunft die Weihen dem Kabiren Prometheus und Aitnaios, seinem Sohne, als Geschenk verliehen haben.

Potniai lag auf dem Wege nach Plataiai, wo D. unter dem Beinamen Eleusinia einen Tempel hatte (Paus. IX 4, 3). Ob dieser mit dem auf dem χῶρος Ἀργιόπιος gelegenen, von Herod. IX 57. 62 bei Gelegenheit der Schlacht von Plataiai erwähnten Heiligtum der D. Eleusinia identisch ist, kann bei der ungenauen topographischen Angabe des Pausanias, nach dem man das Heiligtum mitten in der Stadt vermuten müsste, nicht entschieden werden; vgl. Plut. Aristid. 11, der den πάνυ ἀρχαῖον ωαὸν Δήμητρος καὶ Κόρης προσαγορευόμενον in die Nähe von Hysiai setzt. Hierher gehören offenbar auch die beiden archaischen, bei Krekuki gefundenen Weihinschriften IGS I 1670. 1671, die sich jetzt im Museum von Theben befinden. An den Abhängen des Kithairon nordöstlich von Hysiai lag die Stadt Skolos, wo Paus. IX 4, 4 einen unvollendeten Tempel der D. und Kore erwähnt, deren Bilder auch ἡμίσεα gewesen sein. Ob dort in der That unvollendete Bilder der beiden Göttinnen gestanden haben oder ob D. und Kore als aus der Tiefe der Erde hervorsteigende Göttinnen gebildet waren, wie D. in Theben in dem alten Tempel der Kadmeia (s. o.), muss unentschieden bleiben. Nach Polemon hatte D. in Skolos den Beinamen Μεγάλαρτος und Μεγαλόμαζος (Athen. III 109 B. X 416 C). In dieser Gegend lag auch die Stadt Eteonos, die später Skarphe genannt wurde (Strab. IX 408); in einem D.-Tempel daselbst wurde das Grab des Oidipus gezeigt (Schol. Soph. Oid. Kol. 91).

Nicht weit von der nach Thespiai führenden Strasse lag das Heiligtum der D. Καβιρία. Der thespische Cult der D. ist nur aus Inschriften bekannt, IGS I 1810 Weihinschrift Δ]άματρι Προ –– ––; I 2148 Grabstein einer D.-Priesterin; I 1867 Ehreninschrift einer Priesterin der Δημήτηρ Ἀχέα aus flavischer Zeit; I 1739, 6 Monat Δαμάτριος (vgl. auch Bull. hell. XIX 1895, 16 nr. 3).

Für Koroaeia ist D. Θεσμοφόρος bezeugt durch IGS I 2876. In Lebadeia war ihr Cult mit dem alten Gottesdienst des Zeus Trophonios [2719] verbunden; in dem ihm gewidmeten Haine wurden zwei göttliche Paare verehrt, Trophonios und Herkynna einer- und D. Εὐρώπη) und Zeus Hyetios anderseits. Die Tempellegende machte D. Εὐρώπη zur Amme des Zeus (Paus. IX 39, 4. 5). Dass in der dem Bericht des Pausanias a. a. O. zu Grunde liegenden Legende unter Kore ursprünglich Persephone zu verstehen sei, ist nicht sicher; wegen der Κόρης θήρα kann man auch an Artemis denken (s. o. Bd. II S. 1390). In späterer Zeit wurden die Ortsnymphe Herkynna und D. identifiziert, indem Herkynna als Beiname der D. galt (Lycophr. Alex. 153 mit Schol.; vgl. Tzetz.); vgl. das D.-Fest Ἑρκήνια (Ἑρκύνια?) Hesych. s. v. Für Chaironeia und Orchomenos ist der Cult der D. durch den Monatsnamen Δαμάτριος gesichert (IGS Ι 3303, 1 [Chair.]. 3172, 141 [Orch.]), den für Boiotien, ohne einen bestimmten Ort zu nennen, auch Plutarch de Is. et Osir. c. 69 bezeugt; für Orchomenos vgl. auch die Weihinschrift IGS I 3213 Σαυμείλα Πούθωνος Δαμάτερι Κρισήη ἐπιδάμυ ἀνρθεικε. In Kopai (heute Topolia) wurde Δάματρα Ταυροπόλος verehrt nach der jetzt verlorenen Inschrift IGS I 2793; Tempel der D., des Dionysos und des Sarapis bezeugt dort Paus. IX 24, 1. An der Küste ist für die nicht weit von einander entfernten Städte Anthedon und Mykalessos D.-Cult durch Pausanias überliefert. In Anthedon gab es mitten in der Stadt Tempel und Hain der Kabiren und nicht weit davon ein Heiligtum der D. καὶ τῆς παιδός (Paus. IX 22, 5). In Mykalessos lag der Tempel der D. Μυκαλησσία dicht am Meere; jede Nacht wurde er verschlossen und dann wieder von dem idäischen Daktylen Herakles geöffnet. Alle Früchte, die man dem Bilde zu Füssen setzte, blieben das ganze Jahr über frisch (Paus. IX 19, 5, vgl. 27, 8).

Ganz deutlich wird uns der Zusammenhang des boiotischen D.-Dienstes mit dem thessalischen, wenn wir den Cult von Tanagra näher betrachten. Er lenkt den Blick zugleich rückwärts nach Thessalien und vorwärts nach Attika. Nach Hekataios (FHG I 6 frg. 89) hiess Tanagra ursprünglich Γέφυρα und verehrte nach Steph. Byz. s. Γέφυρα eine Δηὼ Γεφυραία. Die Gephyraier von Tanagra wurden von den Boiotern nach Attika vertrieben (Herod. V 57) und gründeten in Athen Ἀχαιίης Δήμητροσ ἱρόν τε καὶ ὄργια (Herod. V 6l. Schol. Aristoph. Acharn. 708. Etym. M. 108, 38. Toepffer Attische Genealogie 296). Auch in Tanagra gab es einen Monat Δαμάτριος (Dittenberger IGS I 505, 1. 507, 1. 523, 1. 524, 1). Bei dem Dorfe Mustaphádes im δῆμος Τανάγρας sind Votivreliefs und Statuetten, D. und Kora darstellend, in einem Heiligtum der μήτηρ θεῶν, bei dem D. und Kora vielleicht noch einen besonderen Tempel hatten, gefunden worden (G. Koerte Athen. Mitt. III 1878, 389).

Besondere Eigentümlichkeiten des boiotischen D.-Cultes sind heute für uns nicht mehr kenntlich. Der alte Cult der Achaierin ist über die Othrys nach Mittelgriechenland herabgekommen und hat in den fruchtbaren Gefilden namentlich Boiotiens seine Stätte gefunden. Vgl. Plut. de Is. et Osir. c. 69 Βοιωτοὶ τὰ τῆς Ἀχαιᾶς μέγαρα κινοῦσιν, ἐπαχθῆ τὴν ἑορτὴν ἐκείνην ὀνομάζοντες, ὡς διὰ τὴν τῆς Κόρης κάθοδον ἐν ἄχει τῆς Δήμητρος [2720] οὔσης. In Boiotien ward D. aber, wie es scheint, zuerst zur Θεσμοφόρος. In Thessalien war sie die reine Ackerbaugöttin gewesen, die Herrin des dotischen Gefildes und des Weizenfeldes am pagasaeischen Golf; in Boiotien traf sie bereits eine mächtige Städteentwicklung und wurde so die Bringerin der θεσμοί. Als Thesmophoros genoss sie wohl überall ihren Hauptcult.

10. Über den Kithairon hinüber ist D. Θεσμοφόρος nach der Megaris und nach Attika gekommen. Während wir die Culte von Attika erst später besprechen können, weil ihr vornehmster, der von Eleusis, jetzt noch nicht in den geschichtlichen Zusammenhang eingereiht werden kann, leuchtet uns die Bedeutung der D. von Megara sofort ein, wenn wir uns des Dienstes der D. auf der thebanischen Kadmeia (s. § 9) erinnern. Denn auch in Megara lag das Hauptheiligtum der D. auf der Burg; der Cult dort muss sehr alt gewesen sein; seine Gründung wird auf Kar den Sohn des Phoroneus zurückgeführt, unter dessen Regierung man der Stadt den Namen Megara gegeben habe, Paus. I 39, 5. Das μέγαρον genannte, von Kar gegründete Heiligtum lag auf der Burg, die den Namen Καρία führte, Paus. I 40, 6. Der Name der Stadt darf aber nicht von diesem Heiligtum abgeleitet werden (so neuerdings wieder F. Dümmler oben Bd. II S. 1999), sondern bedeutet ,Herrenburg‘, v. Wilamowitz Herm. IX 1875, 325; Homerische Untersuchungen 252. In der Unterstadt gab es ein Heiligtum der D. Θεσμοφόρος, Paus. I 42, 6; in der Hafenstadt Nisaia ein Heiligtum der D. Μαλοφόρος, Paus. I 44, 3. In der Nähe des Prytaneions von Megara gab es auch einen Fels, der Ἀνακλήθρα hiess, weil D. hier auf der Suche nach ihrer Tochter gerastet und nach der Verlorenen gerufen haben soll. Die megarischen Frauen feierten hier Mysterienspiele, die an diesen Mythus erinnerten, Paus. I 43, 2; vgl. Etym. M. s. Ἀνακληθρίς und Bd. I S. 2034 (dazu O. Rubensohn Athen. Mitt. XXIV 1899, 48). Häufig sind in Megara die theophoren Namen Matrodoros, Matroxenos u. s. w., vgl. v. Wilamowitz Übersetzung der Eumeniden Einl. 214. Zwei Weihinschriften für Sabina als νέα Δ. IGS I 73. 74. Anzuschliessen an Boiotien ist offenbar auch der Cult von Euboia. Für Eretria ist uns die Feier eines Thesmophorienfestes überliefert durch Plut. quaest. graec. 31 Διὰ τί τοῖς Θεσμοφορίοις αἱ τῶν Ἐρετριέων γυναῖκες οὐ πρὸς πῦρ ἀλλὰ πρὸς ἥλιον ὀπτῶσι τὰ κρέα καὶ Καλλιγένειαν οὐ καλοῦςιν; D.-Cult bezeugen für Eretria auch die Münzen.

11. In sehr früher Zeit muss der Dienst der thessalischen D. nach Kreta gekommen sein. Die Stationen, die er auf den Inseln des aegaeischen Meeres genommen hat, sind sicher nicht mehr nachzuweisen. Deshalb zieht es diese Übersicht vor, mit Kreta zu beginnen und dann die Verbreitung des Cults weiter nordwärts durch die hellenische Inselwelt zu verfolgen. Die historischen Zusammenhänge zwischen Thessalien und Kreta liegen heute noch sehr im Dunkeln. Aber vorhanden sind sie; vgl. darüber Busolt Griech. Geschichte I² 166. O. Kern Die Gründungsgeschichte von Magnesia am Maiandros 10. [2721] Die Besiedelung Kretas durch Südthessalier steht fest, und so kann es nicht überraschen, wenn wir dem Dienst der D. auch früh in Kreta begegnen. Bereits dem Epos ist Kreta als Local der Liebschaft der D. mit Iasios bekannt; nach Hesiod. Theog. 969 gebiert sie von ihm den Plutos νειῷ ἔνι τριπόλῳ, Κρήτης ἐνὶ πίονι δήμῳ, vgl. Od. V 125. Diodor. V 77. Dieser Ἰάσιος (oder Ἰασίων, s. Usener Götternamen 18) aber ist offenbar ein alter thessalischer Heilgott und mit Iason, dem Helden der Argonautensage, ursprünglich identisch, s. Usener Götternamen 156. Es lässt sich nachweisen, dass der Kern der Argonautensage auf den ἱερὸς γάμος der beiden Heilgötter Medeia und Iason zurückgeht, die den neuen Heilgott Medeios zeugen. Der kretischen D.-Legende liegt der ἱερὸς γάμος der D. mit Iasion zu Grunde, die Ehe der Mutter Erde mit einem Heilgotte. Es ist also höchst wahrscheinlich, dass diese Sage vom Δώτιον πεδίον stammt und mit den ausgewanderten Thessalern erst nach Kreta gekommen ist. Nicht unwichtig ist auch das Zeugnis des homerischen Hymnos auf D., obwohl es sich im Hymnos als eine Fiction der als Magd verkleideten, auf der Suche nach ihrer Tochter nach Eleusis gelangten D. giebt; die Göttin nennt sich v. 122 den Töchtern des Königs Keleos gegenüber Δώς; sie stamme aus Kreta, woher sie Seeräuber entführt hätten, und sei dann mit diesen bei Thorikos gelandet, von wo sie heimlich entflohen und dann nach Eleusis gelangt sei. Man hat wegen des metrischen, aber durchaus nicht singulären Anstosses die Namensform Δώς ändern wollen (s. Büchelers Ausgabe), dabei nicht bedenkend, dass man damit die wertvolle Reminiscenz an das Δώτιον πεδίον mutwillig beseitigt. Auch die Erwähnung des Πλοῦτος v. 489 ist für diese ganze Frage nicht unwichtig. Schon zu Bakchylides Zeit war der Raub der Kora in Kreta localisiert (Schol. Hesiod. Theog. 914 p. 285 Flach). In folgenden Städten ist der D.-Cult besonders bezeugt: in Knosos durch Diodor. V 77, 3 τήν τε παρ’ Ἀθηναίοις ἐν Ἐλευσῖνι γινομένην τελετήν, ἐπιφανεστάτην σχεδὸν οὖσαν ἁπασῶν, καὶ τὴν ἐν Σαμοθράκῃ καὶ τὴν ἐν Θρᾴκῃ ἐν τοῖς Κίκοσιν, ὅθεν ὁ καταδείξας Ὀρφεὺς ἦν, μυστικῶς παραδίδοσθαι, κατὰ δὲ τὴν Κρήτην ἐν Κνωσῷ νόμιμον ἐξ ἀρχαίων εἶναι φανερῶς τὰς τελετὰς ταύτας πᾶσι παραδιδόμενα παρ’ αὐτοῖς μηδένα κρύττειν τῶν βουλομένων τὰ τοιαῦτα γινώσκειν. Münzen bei Mionnet II 266, 62–64. Lappa auf einer in einem Grabe gefundenen Bleitafel: παραδίδωμι τοῖς καταχθονίοις θεοῖς τοῦτο τὸ ἡρῷον φυλάσσεινΠλούτωνι καὶ Δήμητρι καὶ Περσεφόνῃ καὶ Ἐρίνυσι καὶ πᾶσι τοῖς καταχθονίοις θεοῖς. Athen. Mitt. XVIII 1893, 211. Hierapytna CIG II 2567. 2568 (mit Kora), vgl. 2599. Ganz besonders wichtig ist aber der Cult der D. in Latos und Olus. Der in Delos gefundene Vertrag zwischen diesen beiden Städten giebt wichtige Kunde über den Cult der D. (Bull. hell. III 1879, 292. 308 = Cauer Delectus² nr. 120); in Latos Monat Θεσμοφόριος Z. 58; Heiligtum der Ἐλευθυία Z. 13; in Olus Monat Ἐλευσύνιος Z. 8. Für Latos vgl. im Eid der Latier CIG II 2554, 182 τὰν Ἐλευσίναν und das Psephisma derselben in Teos. Le Bas-Waddington 67, 31. 74, 25.

[2722] 12. Auf den dorischen Inseln des aegaeischen Meeres ist Verehrung der D. bezeugt für Rhodos durch die stadtrhodischen Weihinschriften IGIns. I 27. 28. 29 (D. und Kora), für die Umgegend von Lindos durch IGIns. I 949 (vgl. auch Δημήτηρ ἁγνή und Δηώ in den Epigrammen des Aglochartos I 780. 781). Für den Monat Θεσμοφόριος s. v. Hillers Index nr. VI 5 p. 237; IGIns. III 84. 166 und IGI p. 765 s. Θεσμοφόριος; ein κοινὸν Ἑρμαϊστᾶν Θεσμοφοριαστᾶν aus Rhodos IGIns. I 157, 7. 8. Vielleicht gehört hierher auch das Fest der Ἐπισκάφια (Hesych. s. v.). In Nisyros ist eine jetzt im Berliner Museum befindliche kleine weibliche Gewandfigur aus Terracotta, die eine Fackel quer vor den Leib hält und möglicherweise D. vorstellen kann, gefunden, Arch. Zeitg. XXXVII 1879, 105. In Kos wurden der D. die Θαλύσια gefeiert (Theocr. id. VII). Ferner ist D.-Cult bezeugt durch den Opferkalender bei Paton-Hicks Inscriptions of Cos nr. 37, 61 (= v. Prott Fasti sacri nr. 5) ἑβδόμᾳ ἀνομέν[ου] (sc. Βατρομίου) ἐς Σαλκηΐδας Δ[άμα]τρι ὄϊς τέλεως καὶ τελέα κυέοσα· τούτων οὐκ ἀποφορά· κύλικες [οἴνου] δύο δίδονται· θύει ἱερεὺς καὶ ἱερὰ παρέχει· γέρη δὲ οὔατα. Über die Wahl der D.-Priesterinnen Paton-Hicks nr. 386; vgl. auch nr. 56, wo die Ergänzung Δ[άματρι] aber ebenso unsicher ist wie bei R. Herzog Koische Forschungen und Funde 78, 63. Σεβαστὰ θεὰ Δάματρα nr. 411. Ein Δαμάτριον in dem Stadtteil Σιτέα bezeugt Paton-Hicks nr. 39, 4. Vgl. Herondas mim. I 69. 86; über die Göttin Mise, deren κάθοδος ebd. v. 56 erwähnt wird, s. den Art. Mise und unten bei Pergamon § 39. Thera zieht unsere Aufmerksamkeit auf sich durch den von Ptolem. III 15, 26 überlieferten Namen eines Orts Eleusis, dessen Reste man an der Südspitze der Insel, Exomyti, wieder erkennen will (vgl. F. Hiller v. Gaertringen Thera I 1899, 299. 305); dorthin gehört auch offenbar der Heros Membliaros (v. Hiller a. a. O. 142). Der Monat Ἐλευσίνιος IGIns. III 330, 39. 70. Die Verehrung der D. ist für die Hauptstadt Thera bezeugt durch die in der Nähe des Marktes gefundene Inschrift IGIns. III 417 und die mit der Inschrift ὗς (oder [ἱερ]εὺς?) Δαματρ[ο]ς [καὶ?] Κ[ό]ρ[ας] versehenen Thronsessel in der Nähe von Ἁγ. Χριστός IGIns. III 418; s. die Abbildung der Cultstätte bei v. Hiller Thera I 1899, 200. Vgl. auch die Göttin Damia in Thera (o. S. 2054).

13. Kykladen. Gering, aber bedeutungsvoll sind die Zeugnisse für Amorgos, das fast ganz durch hohe, nach Nordosten streichende Bergzüge eingenommen wird, die nur im Nordwesten Raum zu einigen kleinen, aber fruchtbaren Thälern lassen. Hier können wir demnach durch die Inschrift Bull. hell. XII 1888, 236 nr. 9 eine D. ὀρέη (– οὐρέη O. Hoffmann Griech. Dialekte III 1898, 29 nr. 54; vgl. Ἠχὼ οὐρέη] auf der Inschrift aus Amorgos O. Hoffmann a. a. O. 22 nr. 40) nachweisen, die der Höhen-D. von Paros, Priene und anderen Orten genau entspricht. Eine Weihung an D. Kore und Zeus Eubuleus hat R. Weil Athen. Mitt. I 1876, 334 nr. 4 aus Amorgos veröffentlicht. Alt und bedeutend muss der Cult der D. auf Paros gewesen sein, die nach Nikanor bei Steph. Byz. s. Πάρος früher auch die Namen Δημητρίας und Καβαρνίς geführt haben [2723] soll; Kabarnos hinterbrachte der D. die Kunde von dem Raub ihrer Tochter. Von ihm leitete sich eine Priesterfamilie ab, die den Namen Κάβαρνοι trug (Hesych. s. v.; vgl. CIG II 2384, 2 mit Boeckhs Anm.); darnach ist ihre Beziehung zu den Kabiren (s. § 14) wohl sicher. Herodot berichtet VI 134, dass das Heiligtum der D. θεσμοφόρος ausserhalb der Stadt auf einem Hügel gelegen habe. Die Stelle desselben ist in den Jahren 1898 und 1899 von O. Rubensohn mit grossem Eifer, aber leider vergeblich gesucht worden. Nähere Beziehungen der parischen D. zu der eleusinischen kann man aus dem Hom. Hymn. v. 492 erschliessen, wo D. als Herrin von Eleusis, Paros und Antron gefeiert wird. Archilochos soll mit einem Hymnos für D. nach dem Schol. Aristoph. Vögel 1762 einen Sieg davongetragen haben, und in seinen religiösen Dichtungen spielten die D.-Mysterien gewiss eine grössere Rolle (s. Bd. II S. 497). Dass Archilochos nahe Beziehungen zu dem parischen Mysteriencult der D. hatte, beweist ferner die Thatsache, dass nach Paus. X 28, 3 (vgl. C. Robert Die Nekyia des Polygnot 59) Polygnot auf seiner Nekyia in der Lesche zu Delphi Tellis, den Grossvater des Archilochos, gemalt hat, wie er mit Kleoboia, die eine runde Ciste in den Händen hält, in dem Nachen des Charon sitzt; Kleoboia soll als die erste die Weihen der D. von Paros nach Thasos gebracht haben. Ein von A. de Ridder gefundener, sehr verstümmelter archaischer ἱερὸς νόμος (Bull. hell. XXI 1897, 16, 1) verbietet den dorischen Fremdlingen die Teilnahme an einem Fest für Kore, wobei Th. Homolle a. a. O. 148 mit Recht an die Antwort der Priesterin an Kleomenes (Herod. V 72) erinnert: ὦ ξεῖνε Λακεδαιμόνιε, πάλιν χώρει μηδὲ ἔσιηι ἐς τὸ ἱρόν· οὐ γὰρ θεμιτὸν Δωριεῦσι παριέναι ἐνθαῦτα (vgl. § 15). Δ. καρποφόρος CIG II add. 23841; s. auch das jetzt im Berliner Museum befindliche Psephisma der Allarioten, CIG II 2557, 22. In Paros finden wir D. und Kore mehrfach mit Hera im Cult verbunden, so in der Weihinschrift Ἀθήναιον V 1876, 15 nr. 5 (vgl. Athen. Mitt. XVI 1891,6): Ἐρασίππη Πράσωνος Ἥρῃ Δήματρι θεσμοφόρῳ καὶ Κόρῃ καὶ Διὶ Εὐβουλεῖ καὶ Βαβοῖ und in der nach der Abschrift von Cyriacus Bull. hell. I 1877, 135 nr. 54 veröffentlichten, aus der aber nicht mit L. Bloch Roschers Mythol. Lex. II 1303 auf Herai als Beiname von D. und Kore zu schliessen ist (vgl. dazu v. Hiller in IGIns. V). Für Mykonos ist Cult der D. durch die grosse jetzt in Athen befindliche Opfervorschrift Dittenberger Syll.² 615 bezeugt. Am 12. Posideon sollen der D. Χλόη ὕες δύο καλλιστεύουσαι, ἡ ἑτέρα ἐγκύμ[ων] geopfert werden, und für den 10. Lenaion schreibt das Gesetz vor: ἐπὶ ὠιδῆι ὑπὲρ καρποῦ Δήμητρι ὗν ἐγκύμονα πρωτοτόκον Κόρηι κάπρον τέλεον Διὶ Βουλεῖ χοῖρον und fügt nachher Z. 21 noch hinzu: εἰς δὲ τὴν ῥορτὴν [πελ]αζέτω Μυκονιάδων ἡ βουλο[μ]έ[νη κ]αὶ τῶν οἰκουσῶν ἐμ Μυκό[ω]ωι ὅσαι ἐπὶ Δήμητρα τετέλ[η]νται. Dass aber durch letztere Worte ein Thesmophorienfest bezeichnet ist, wie H. v. Prott Leges Graecorum sacrae I 1896, 16 meint, lässt sich nicht beweisen. Münzen bei Mionnet II 320, 63 und J. N. Svoronos Bull. hell. XVII 1893, 463, 18. In Delos genoss D. als θεσμοφόρος bedeutenden Cult; Fest [2724] (im Metageitnion) und Tempel werden erwähnt Bull. hell. VI 1882, 24, 198. 25, 200. XIV 1890, 399. 494, s. Robert Herm. XXII 1887, 463. Ob die Hyperboreerin Achaia (Paus. V 7, 7, vgl. Herod. IV 35), die der Lykier Olen in einem Hymnos besungen hatte, mit D. θεσμοφόρος identisch ist, wie Robert bei Preller Griech. Myth, I⁴ 752, 3 meint, muss fraglich bleiben. Ein den Θεσμοφόροι gefeiertes Fest Μεγαλάρτια bezeugt Semos bei Athen. III 109 F (Eustath. Il. 265, 30). Vgl. auch § 48 unter Ἰουλώ. Für Syros sind D.-Feste mit Fackelläufen bezeugt (CIG II 2347 c. Osann Arch. Ztg. VIII 1850, 202); vgl. ausserdem das Ehrendecret für Βερνείκη Νεικομάχου εἱέρεια κατασταθεῖσα τῶν οὐρανίων θεῶν Δήμητρος καὶ Κόρης τῶν σεμνοτάτων CIG II add. 2347 I. Für Keos (Poiessa) vgl. die Inschr. bei Bechtel Inschr. des ion. Dialekts, Abhdl. der Goett. Ges. der Wiss. XXXIV 1887, 49 nr. 48 und die κρῆναι ὧν τὸ ὕδωρ [κατ]εισιν ἐς τὸ ἱερὸν τῆς Δήμητρος, in denen man sich nicht baden und nicht waschen darf, Comparetti-Halbherr Museo ital. I 1884/85, 223f. II. Für D.-Cult in Karthaia s. Ἐφημ. ἀρχ. 1898, 242.

14. Da Thasos nach Paus. X 28, 8 seinen D.-Cult von Paros erhalten haben soll, reihen wir hier die thrakischen Inseln an. Ihre Fruchtbarkeit verschaffte der Insel den Beinamen Δημήτερος ἀκτή, Dionys. perieg. 523 (Geogr. gr. min. II 135 mit Eustath. Comm. ebd. II 316, 32). Etym. M. 820, 40 s. Ὤγυρος. Wenig wissen wir über die Rolle, die D. in den Kabirmysterien von Lemnos gespielt hat. Bei einer Hungersnot in Korinth befiehlt Medeia, der D. und den lemnischen Nymphen zu opfern, Schol. Pind. Ol. XIII 74; Vgl. auch Schol. Pind. Pyth. IV 104. (Robert bei Preller Griech. Mythol. I⁴ 858). Wenn auch höchst wahrscheinlich der Kabirencult von Lemnos älter ist als der samothrakische, so sind wir doch über diesen und die Rolle, die D. in ihm spielt, ungleich besser unterrichtet.

In Samothrake gehört D. zu den ältesten dort verehrten Gottheiten und ist da früh mit der Mysterienreligion der Kabiren verbunden worden. Es ist nicht unwahrscheinlich, dass das mystische Element in die Religion der phoinikischen Kabiren erst durch ihre Verbindung mit D., die vielleicht zuerst in Samothrake stattgefunden hat, gelangt ist. Denn den phoinikischen gewaltigen Seegöttern scheint zunächst nichts Mystisches anzuhaften. Auch das chthonische Element ihres Cults, das durch die Opfergruben in Samothrake und im Kabirion bei Theben bewiesen ist, kann nichts Ursprüngliches sein. Auf der einsamen, schwer zugänglichen Felseninsel des thrakischen Meeres ist die griechische Kabirenreligion erwachsen durch die Verbindung des Cults der phoinikischen Seegötter mit dem der griechischen D. Kybele, die oft als weibliche Hauptgöttin der samothrakischen Kabirenreligion ausgegeben wird, hat mit den Kabiren zunächst nichts zu thun. Der D.-tempel lag in Samothrake ausserhalb des Temenos der Kabiren, nicht weit vom Hafen. Plut. Aemil. Paull. 26 ὁ πρὸς τῷ Δημητρίῳ λιμήν, vgl. Preller-Robert Gr. Mythol. I⁴ 851, 2. Aber bald wurde D. direct in den Cult der Kabiren hineingezogen und als das weibliche Correlat zu dem älteren Kabiros verehrt; Kore bildete dann [2725] die Ergänzung zu dem jüngeren Kabir. In der uns heute ihrem Ursprung nach nicht mehr verständlichen Mysteriensprache hiess D. Axieros nach Mnaseas von Patrai (s. o. Bd. II S. 2626). Kore hiess dementsprechend Axiokersa. Beziehungen der D. zu den Kabiren sind auch sonst noch kenntlich, so auf der Insel Paros, die früher auch Kabarnis geheissen haben soll ἀπὸ Καβάρνου τοῦ μηνύσαντος τὴν ἁρπαγὴν τῇ Δήμητρι τῆς θυγατρός (Steph. Byz. s. Πάρος); denn man wird den Namen Κάβαρνος nicht von Κάβιρος trennen können (s. § 13). In Boiotien trafen wir D. zweimal in Verbindung mit den Kabiren. In der Küstenstadt Anthedon lag das Kabirenheiligtum dicht neben dem Tempel der D. und Kore, und für die nächste Umgegend von Theben ist neben dem bäurischen Heiligtum der beiden männlichen Kabiren auch ein Tempel der D. Καβιρία und der Kore bezeugt (vgl. O. Kern Herm. XXV 1890, 12ff.). Über Iasion, dessen Liebschaft mit D. auch in Samothrake localisiert wurde (Hellanikos), s. § 11 und den Art. Iasion.

15. Sehr schwer ist die Entscheidung, ob die ältesten D.-Culte der Peloponnes, die wir auf die Achaier Südthessaliens zurückführen müssen, auf dem Landwege dorthin gekommen sind oder ob sie von den in Kreta angesiedelten Thessalern (s. § 11) nach der Peloponnes hinübergebracht sind. Die Rolle, die Kreta in der Zeit der Wanderungen spielt, ist in neuerer Zeit offenbar erheblich unterschätzt worden; die neuen Ausgrabungen haben den nahen Zusammenhang der kretischen und argivischen Cultur, die wir die mykenische zu nennen uns gewöhnt haben, erwiesen. Es scheint mir daher sehr erwägenswert zu sein, ob eben nicht der achaeische D.-Cult, namentlich der Cult der Ἐλευσινία von Kreta in die Peloponnes gelangt ist. Dass der D.-Cult<!Punkt ergänzt--> den Dorern ursprünglich fremd gewesen ist, haben bereits die Alten gewusst. Herod. II 171 sagt ausdrücklich, dass die Weihe der D. den Pelasgern von den Töchtern des Danaos aus Ägypten mitgebracht sei, und fügt hinzu: μετὰ δὲ ἐξαναστάσης [πάσης] Πελοποννήσου ὑπὸ Δωριέων ἐξαπώλετο ἡ τελετή, οἱ δὲ ὑπολειφθέντες Πελοποννησίων καὶ οὐκ ἐξαναστάντες Ἀρκάδες διέσωζον αὐτὴν μοῦνοι (vgl. § 13 unter Paros).

16. Es sind besonders lakonische Culte, die auf die Einwanderung achaeischer Elemente zurückzuführen sind. Vgl. dazu das Buch von Sam Wide Lakonische Culte, Leipzig 1893, 171ff., in dem das ganze Material übersichtlich zusammengestellt ist. Cult der Ἐλευσινία ist bezeugt für folgende Orte: Gythion durch das Votivrelief mit der Inschrift [Δήμητρ]α Ἐλευσι[νίαν] bei Le Bas-Foucart 240, Therai im Taygetos durch Paus. III 20, 5 (vgl. F. Studniczka Kyrene 146; lag Therai in der Nähe der Καλύβια Σωχᾶς? vgl. die dort gefundene Inschrift Ἐφημ. ἀρχ. 1892, 26 nr. 9), Helos (Paus. III 20, 7). Hierher gehört auch das von E. Weil Athen. Mitt. I 1876, 162 in der Gegend des alten Hippola nicht weit von Kap Tainaron beim Vorgebirge Thyrides gefundene Weihrelief an die Ἐλευθία und die Weihung des Machanidas an die Ἐλευσία aus Sparta (Dittenberger Syll.² 252), die den Zusammenhang der Ἐλευσινία mit der alten kretischen Ἐλεύθυια ( = Εἰλείθυια) wahrscheinlich machen; vgl. Toepffer [2726] Attische Genealogie 221, 2. Wide a. a. O. 175f. Ich erkenne die Ἐλεσ⟨ο⟩υνία auch in der nur aus Fourmonts Scheden bekannten Culturkunde aus Misthra, CIG I 1464, 6. Durch diesen Namen tritt D. in die Reihe der altpeloponnesischen Geburtsgöttinnen; das Mütterliche ihres Wesens tritt hier ganz besonders hervor, hier ist sie nicht nur die Mutter Erde, die die Feldfrucht reifen lässt, sondern sie ist die Mutter der Menschen, und als solche rufen sie namentlich die Frauen an, wenn die Stunde der Entbindung naht. Diese Seite der Mutter ist vor allem in den Culten der Peloponnes zum Ausdruck gekommen. Vergeblich suchen wir nach den Spuren dieser D. im sonstigen Griechenland; denn das Heiligtum in Plataiai wird höchst wahrscheinlich doch ein Filial des attischen Eleusis sein. Aber in Kreta fanden wir bereits ihre Spur. Zu den Culten der Ἐλευσινία in Lakonien kommen als Zeugnisse noch hinzu das Fest der Ἐλευhύνια auf der Damononstele (Roehl IGA 79, 11. 31) und Hesych. s. Ἐλευσίνια, der einen der D. gefeierten ἀγὼν θυμελικός dieses Namens bei den Lakonen bezeugt. Von sonstigen lakonischen Culten der D. ist bemerkenswert in Gythion noch ein Heiligtum der D., in dem sich ein Bild des Poseidon Gaiaochos befunden zu haben scheint (Paus. III 21, 8); vgl. dazu das jetzt in Athen im Nationalmuseum befindliche Votivrelief des Sosikrates an Damater und Kora, Arch. Ztg. XLI 1883, 223 Taf. 13, 1, auf dem die eleusinische Cultgruppo der beiden Göttinen dargestellt ist, nur dass hier neben dem runden Sitz (Cista) der D. ein zweiköpfiger Kerberos ruht (vgl. Athen. Mitt. XVII 1892, 134); s. Weiteres bei Wide a. a. O. 173; in Amyklai mehrere Zeugnisse für den Cult von D. und Kore bei Wide a. a. O. 172; in Sparta D. Chthonia (nach Paus. III 14, 5 nicht, wie die Lakedaimonier sagen, von Orpheus eingeführt, sondern aus Hermione stammend) und Kora Soteira (Paus. III 13, 2: ἐπαντικρὺ τῆς Ὀλυμπίας Ἀφροδίτης ἐστὶ ναὸς Κόρης Σωτείρας· ποιησαι δὲ τὸν Θρᾷκα Ὀρφέα λέγουσιν, οἱ δὲ Ἄβαριν ἀφικόμενον ἐξ Ὑπερβορέων; in Kainepolis bei Kap Tainaron μέγαρον Δήμητρος, Paus. III 25, 9. Nicht genau bekannt, aber wohl in der Nähe der messenischen Grenze zu suchen ist das aus der Geschichte des Aristomenes bekannte Heiligtum der D. von Aigila (Paus. IV 17, 1), wo ein ähnliches D.-Fest wie in Andania stattgefunden zu haben scheint; vgl. die Mysterieninschrift aus Andania Dittenberger Syll.² 653, 31. Ohne nähere Ortsangabe Δ. Ἐπιπόλα, wohl nahe verwandt mit der Ἐλευσινία, Hesych. s. v., das Fest Ἐπικρήναια, Hesych. s. v., ein dreitägiges Thesmophorienfest in der verderbten Glosse bei Hesych. s. τριήμερος.

17. Abgesehen von dem Mvsteriencult in Andania (Bd. I S. 2117), der die deutlichsten Beziehungen zu dem Mysteriencult des attischen Eleusis zur Schau trägt, sind die Spuren des D.-Cults in Messenien äusserst gering. Nur für Messene ist ein Δήμητρος ἱερὸν ἅγιον (Paus. IV 31, 9) bezeugt; ein Opfergesetz für ein D.-Heiligtum ist vielleicht die Inschrift Athen. Mitt. XVI 1891, 353. Für die Peloponnes ist charakteristisch die Verbindung der D. mit Hades, d. h. die specifisch chthonische D., deren Cult wir bereits in Lakonien (§ 16) fanden. Für [2727] Lepreon freilich ist durch Paus. V 5, 6 nur ein armseliges Heiligtum der D. bezeugt; dagegen gab es in der schönen, fruchtbaren triphylischen Ebene in der Nähe des Acheron, eines Nebenflusses des Alpheios, hervorragenden Cult der D., der Kora und des Hades (Demetrios von Skepsis bei Strab. VIII 344), und für die Umgegend von Pylos sind auch ein τέμενος des Hados und ein ἄλσος der D. aus Strabon a. a. O. bekannt. Hier war auch die Sage von der Nymphe Menthe oder Minthe (s. d.) localisiert; Kaibel Herm. XXX 1895, 439.

18. Elis. In Olympia gab es in der Altis nicht weit vom Leonidaion einen Altar der Despoinai, die durch weinlose Spenden verehrt wurden (Paus. V 15, 4, vgl. 10). Besonders wichtig ist aber der Cult der D. Chamyne, deren Heiligtum Paus. VI 21, 1 für die nächste Umgebung des olympischen Hippodroms bezeugt. Die Priesterin der D. Chamyne (= Χαμαιεύνη ? Preller-Robert Griech. Myth. I⁴ 750. 776; s. Bd. III S. 2109) genoss besondere Ehren bei den Eleern; ihr allein von allen Frauen wurde gestattet, den olympischen Festspielen zuzuschauen (Paus. VI 21, 9). Über die Gründung dieses Heiligtums variierten die Angaben der Eleer; die einen bezogen den Namen Chamyne auf ein χάνειν und μύειν der Erde, das durch den Wagen des Hades beim Raube der Kore veranlasst wurde; andere erzählten, dass es seinen Namen von dem pisatischen Empörer Chamynos erhalten habe, aus dessen Vermögen es errichtet wäre (Paus. VI 21, 1). Es wird eine alte eleische Erdgöttin gewesen sein, die später mit der D. verschmolzen wurde. Priesterinnen der D., offenbar der Chamyne, aus der Kaiserzeit bei Dittenberger Inschriften von Olympia nr. 456. 473. 610 (Regilla). In einer aus der Mitte des 3. Jhdts. stammenden Inschrift heisst die Göttin [Χα]μυναία (ohne den Namen der D.). Unter der D. ἡ ἐφ’ἱπποδρόμωι in der Mysterieninschrift aus Andania, Dittenberger Syll.² 653, 31, versteht man nach H. Sauppes Vorgang (Ausgewählte Schriften 299) gewöhnlich einen Cult der D. bei dem altberühmten Hippodrom auf dem Lykaion, d. h. also den Cult von Lykosura. Mir scheint dies ganz unwahrscheinlich zu sein, da man hier vor allem eine Erwähnung der Priesterin der Despoina erwarten würde; ich möchte also unter der D. ἡ ἐφ’ἱπποδρόμωι vielmehr die D. vom Hippodrom in Olympia verstehen (vgl. die Sonderstellung, die die Priesterin der D. Chamyne bei den olympischen Spielen einnimmt). Im Heratempel waren Bilder von D. und Kore als Pendants aufgestellt (Paus. V 17, 3), und im Gymnasion der Stadt Elis gab es neben den Bildern des idäischen Herakles, Eros und Anteros auch solche von D. und ihrer Tochter (Paus. VI 23, 3).

19. Auch in Achaia gab es hervorragenden D.-Cult. Patrai (heute Patras), das früher Ἀρόη geheissen haben soll, war durch eine sehr fruchtbare Ebene ausgezeichnet, auf der Triptolemos, der Sohn des Keleos, auf das Geheiss der D. zuerst gesät haben soll (Etym. M. 147, 30 s. Ἀρόη; vgl. Paus. VII 18, 3). Diese Legende macht die Abhängigkeit des D.-Cults in Patrai von dem eleusinischen in Attika höchst wahrscheinlich. Es scheint alter Cult der Ge mit dem neuen Cult [2728] der D. verbunden worden zu sein; darauf deutet das Sitzbild der Ge in einem Heiligtum der D., in dem sich Standbilder von D. und Kore befanden (Paus. VII 21, 11. 12). Vor dem Heiligtum lag eine Quelle, die mit einem merkwürdigen Orakel für Kranke verbunden war (Paus. a. a. O. O. Rubensohn Athen. Mitt. XX 1895, 365). Neben Ἀρόη wird Antheia von Paus. VII 18, 3 als eine der Städte bezeichnet, aus denen die Stadt Patrai erwachsen ist; die Gründung von Antheia wurde auf Eumelos und Triptolemos, von dessen Drachenwagen man dort zu erzählen wusste, zurückgeführt, Paus. VII 18, 3. Nach Autokrates (Athen. XI 460 D) hatte D. in Antheia den Beinamen ποτηριοφόρος. Besonders wichtig ist der D.-Cult in Aigion, dem Vorort des achaeischen Bundes; dort gab es am Meere neben dem Heiligtum des Zeus Homagyrios einen Tempel der D. Παναχαία (Paus. VII 24, 2. 3, der ebd. auch Heiligtümer der Kore und der Soteria erwähnt). Münzen bei Imhoof-Blumer Num. Comm. on Paus., Journ. Hell. Stud. VII 1886, 86 Taf. R 17. 18. Head HN 351. Auch in Bura gab es einen Tempel der D., an dessen Cultbild Paus. VII 25, 9 die ἐσθής hervorhebt. Münzen bei Imhoof-Blumer a. a. O. 88 Taf. S 1.

Sechzig Stadien ungefähr von Pellene entfernt lag τὸ Μύσαιον, ein Heiligtum der D. Μυσία, die auch bei Argos Cult und ähnliche Cultlegende hatte. Die irrende D. soll von dem Argiver Mysios in seinem Hause freundlich aufgenommen sein, und dieser soll dann auch das Heiligtum bei Pallene gegründet haben. In dem Mysaion befand sich ein baum- und quellenreicher Hain, in dem ein siebentägiges Fest der D. gefeiert wurde. Am dritten Tage mussten alle Männer, selbst τῶν κυνῶν τὸ ἄῤῥεν das Heiligtum verlassen und durften erst am vierten Tage wiederkehren, an dem dann gegenseitige Neckereien und Scherze stattfanden (Paus. VII 17, 9).

20. Sehr alte D.-Verehrung muss Sekyon gehabt haben, deren älterer Name Mekone, die Mohnstadt (Hesiod. Theog. 536 Rz. Schol. Pind. Nem. IX 123), vielleicht schon darauf deutet (Etym. M. 583, 56). In der bei Paus. II 5, 8 mitgeteilten Legende ihres Heiligtums in Sekyon giebt sich deutlich Einfluss des attischen Eleusis zu erkennen; Plemnaios errichtet ihr den Tempel zum Dank dafür, dass sie in der Verkleidung eines fremden Weibes ihm seinen Sohn Orthopolis, der offenbar dem eleusinischen Demophon entspricht, aufgezogen hat (vgl. auch Paus. II 11,2). Nach Hesych. s. v. hatte sie bei den Sekyoniern den Beinamen Ἐπωπίς (vgl. Epopeus als Gründer verschiedener sekvonischer Heiligtümer [aber nicht eines der D.] bei Paus. II 11, 1), der von den modernen Gelehrten sehr verschieden gedeutet worden ist; s. die Litteratur und einen eigenen Erklärungsversuch bei Per Odelberg Sacra Corinthia, Sicyonia, Phliasia, Upsalae 1896, 88; wird D. Ἐπωπίς nicht einfach eine Höhengöttin gewesen sein wie in Paros und Priene (vgl. Preller-Robert Griech. Myth. I⁴ 117, 2)? Auf dem Weg von Sekyon nach Phleius, 10 Stadien von Sekyon entfernt, lag ein Hain Namens Πυραία (vgl. Pyrasos in der Phthiotis) mit einem Tempel der Προστασία Δ. und Κόρη; dort feierten Männer und Frauen gesonderte Feste, letztere im Νυμφών, [2729] wo sich Bilder des Dionysos, der D. und der Kore befanden (Paus. II 11, 3); ist aus den ἄγάλματα Διονύσου καὶ Δήμητρος καὶ Κόρασ τὰ πρόσωπα φαίνοντα zu schliessen, dass dies Masken gewesen sind? Dionysosmasken im Cult sind bekannt genug (vgl. O. Kern Arch. Jahrb. XI 1896, 115); eine D.-Maske begegnet im Cult von Pheneos (s. § 27); der Domater und Kora werden in Aigai in der Aiolis silberne Masken geweiht (§ 39).

21. Auch für Phleius ist der Einfluss des eleusinischen Gottesdienstes offenbar. Ein D.-Tempel (in dem περίβολος auch Bilder der D., der Kore und der Artemis) befand sich, wie in Theben und Megara, oben auf der Burg (Paus. II 13, 5); ein zweiter in der Unterstadt nicht weit vom Theater mit καθήμενα ἀγάλματα ἀρχαῖα (Paus. a. a. O.). Am wichtigsten aber ist der starke eleusinische Einflüsse zeigende Cult der Ortschaft Keleai, die etwa fünf Stadien von Phleius entfernt lag; s. darüber den die Beziehungen zu Eleusis auseinandersetzenden Bericht des Paus. II 14, 1–5, wonach Dysaules, der Bruder von König Keleos, die Weihen von Eleusis nach Phleius gebracht haben soll. In Keleai befand sich nach Paus. II 12, 4 neben dem Grab des Dysaules auch das des Aras, den die Phleiasier wie auch seine Kinder Aoris und Araithyrea vor der D.-τελετὴ ἐπὶ τὰς σπονδάς anrufen, indem sie die Blicke auf die Gräber derselben heften. Aus dieser Ceremonie geht hervor, dass Aras und seine beiden Kinder altphliasische Ackergottheiten sind, die durch den eingedrungenen attischen D.-Dienst verdrängt wurden, und deren deshalb vor der eigentlichen Weihe noch feierlich gedacht wurde. Das D.-Heiligtum in Keleai hat den Namen ἀνάκτορον gehabt, was wieder auf Beziehung zu Eleusis (s. O. Rubensohn Die Mysterienheiligtümer in Eleusis und Samothrake 1892, 27ff.) hinweist (Paus. II 14, 4).

22. Korinth hatte einen Tempel der D. und Kora (mit οὐ φανερὰ ἀγάλματα) beim Aufstieg zur Burg (Paus. II 4, 7); nicht weit davon lagen auch μητρὸς θεῶν ναὸς καὶ στήλη καὶ θρόνος und ein Tempel der Moiren (Paus. a. a. O.). Nach Hesych. s. v. hatte D. in Korinth den Beinamen Ἐποικιδία, welcher auf ihr Amt als Beschützerin des Hauses und der Familie deutet. Nach Schol. Pind. Ol. XIII 74 soll Medeia in Korinth der D. und den lemnischen Nymphen geopfert haben (s. § 14). Vgl. auch Diodor. XVI 66. Plut. Timol. 8. Von der Gründung von Tempeln der D., Kore, Dionysos, Artemis und der Restaurierung von den durch Erdbeben zerstörten Tempeln der Εὐετηρία (nach Usener Götternamen 369 und Per Odelberg a. a. O. 86 mit D. identisch), Kore und des Πλουτώνειον durch P. Licinius Priscus Iuventianus berichtet die auf dem Isthmos gefundene Inschrift CIG I 1104.

23. In Argos befand sich ein Tempel der D. Πελασγίς, der von Pelasgos, dem Sohne des Triopas, gegründet sein sollte (Paus. II 22, 1). Man erzählte, dass die irrende D. von Pelasgos gastlich aufgenommen und ihr von dessen Tochter Chrysanthis der Raub der Kora gemeldet sei. Später sei der Hierophant Trochilos von Argos nach Eleusis geflohen, habe dort eine Eleusinierin geheiratet und mit ihr den Eubuleus und Triptolemos erzeugt (Paus. I 14, 2). Nach Herod. II 171 hatten die Töchter des Danaos die Weihe [2730] der Thesmophorien aus Ägypten zu den Pelasgern in Argos gebracht; nach der Occupation der Peloponnes durch die Dorer sei dieselbe aber in Verfall geraten (s. § 15). König Pyrrhos, der in Argos durch einen Dachziegel tötlich getroffen wurde, sollte nach dem argivischen Dichter Lykeas durch die in ein sterbliches Weib verkleidete D. getötet sein (Paus. I 13, 8); an der Stelle, wo Pyrrhos den Tod fand, errichteten die Argiver später ein Heiligtum der D. (Paus. a. a. O. und II 21, 4). D. Λιβύη in Argos nach Polemon frg. 12 (FHG III 119). Auf dem Wege von Argos nach Mykenai befand sich eine Ortschaft Μυσία (Μύσης nach Hesych. s. v.) mit einem dachlosen Heiligtum der D. Μυσία, das von einem Gastfreunde der D. Namens Mysios gegründet sein sollte; in Mysia gab es einen anderen aus Luftziegeln hergestellten Tempel, in dem sich ξόανα der Kora, des Pluton und der D. befanden (Paus. II 18, 3). Hierher gehört das Relief bei Milchhoefer Athen. Mitt. IV 1879, 152 nr. 496, das nach dem Zeugnis von C. Bursian aus der Gegend des alten Lerna stammt. D. steht mit dem Scepter in der Rechten neben einem Altar, vor dem zwei Mädchen stehen; hinter diesen Frau und Mann. Das Relief ist als Weihgeschenk des Aristodamos bezeichnet. Unter den Figuren die Inschriften Μύσιος Χρυσανθὶς Δαμάτηρ, vgl. dazu Paus. a. a. O. Durchaus als Filial des attischen Eleusis erscheint der Mysteriencult der D. Λερναία, den nach einer bereits im Altertum stark bezweifelten Tradition Philammon gestiftet haben sollte; auch der Raub der Kora war hier ebenso wie in Eleusis localisiert (Paus. II 36, 7–37, 3; vgl. Preller Demeter und Persephone 210, s. auch das in Athen gefundene Epigramm aus dem 3. Jhdt. n. Chr. bei Kaibel Epigr. 866 und dazu Toepffer Att. Genealogie 60). In Lerna wurde nach Paus. a. a. O. auch D. Πρόσυμνα neben Dionysos verehrt (vgl. Preller-Robert Griech. Myth. I⁴ 691, 2); in Argos gab es auch eine Hera Πρόσυμνα (s. Preller-Robert a. a. O. 161, 2).

24. Während für Trozen nur ein von Althepos gegründeter Tempel der D. Thesmophoros durch Paus. II 32, 8 bezeugt ist, haben die Ausgrabungen in Epidauros die Erwartung erfüllt, dass in dem ἱερόν des Asklepios den beiden Göttinnen von Eleusis besondere Verehrung zu Teil wurde; vgl. Chr. Blinkenberg Asklepios og hans fraender I (Hieron ved Epidauros), Kobenhavn 1893, 110 und Π. Καββαδίας Τὸ ἱερὸν τοῦ Ἀσκληπιοῦ ἐν Ἐπιδαύρῳ, Ἀθήνησιν 1900, 193. D. wurde dort unter dem Namen der Καρποφόρος verehrt, Ἐφημ. ἀρχαιολ. 1883, 153 nr. 50, und unter der Παντελείη, Cavvadias Fouilles d’Epidaure I 1893, 49 nr. 71. 50 nr. 72, wird mit Στ. Δραγούμης Ἐφ. 1893, 102 auch D. zu verstehen sein; vgl. Ἐφ. 1894, 20 nr. 13; dazu Athen. Mitt. XXIV 1899, 385. Wasserbecken von Damola der D. geweiht, Blinkenberg Athen. Mitt. XXIII 1898, 23 nr. 18. Viel älter aber als der Cult der beiden attischen Eleusinierinnen in Epidauros ist der Cult von Damia und Auxesia, zweier alter Göttinnen, die auch in Aigina und Trozen verehrt wurden, und deren Wesensgleichheit mit D. und Kore längst anerkannt ist (s. Bd. I S. 2616. Bd. IV S. 2054); der Cult dieser alten peloponnesischen Naturgottheiten [2731] wurde durch die in Eleusis geschaffenen neuen Formen verdrängt, als der Zusammenhang des Cults des Asklepios mit den eleusinischen Göttinen hergestellt war (s. Bd. II S. 1665. O. Rubensohn Athen. Mitt. XX 1895, 366).

25. Hervorragend war der Cult der D. in Hermione, auf deren Gebiet nicht weniger als sieben Heiligtümer der D. nachweisbar sind (s. die Zeugnisse bei Sam Wide De sacris Troezeniorum Hermionensium Epidauriorum, Upsalae 1888, 45). Die bedeutendste dieser Cultstätten war die auf dem Berge Pron gelegene, über die Paus. II 35, 4–8 ausführlich berichtet. D. hatte den Beinamen Χθονία, und alljährlich wurde ihr im Sommer das Fest Χθόνια gefeiert, das Paus. a. a. O. näher beschreibt. An ihm teilnehmen durften Männer, Weiber und Kinder; aber die Tötung der Opferkühe musste mit einer bestimmten Ceremonie von den Frauen vorgenommen werden. Gegenüber dem Tempel der D. Χθονία befand sich der Tempel des Klymenos, unter welchem Namen hier Hades verehrt wurde (Paus. a. a. O. 9), der zusammen mit dem Beinamen Χθονία Anlass zu der Erfindung einer bei Paus. a. a. O. mitgeteilten, offenbar auf argivische Überlieferung zurückgehenden Tempellegende gab. Hinter dem Tempel der Χθονία, in dem sich Bilder der D. und Athena befanden, lagen Felder, die nach den Namen des Klymenos und des Pluton benannt waren, und drittens die λίμην Ἀχερουσία; hier war auch ein Hadeseingang localisiert, vgl. Paus. a. a. O. und Strab. VIII 373. Kora führte in diesem Culte der Χθονία als Gemahlin des Klymenos den Beinamen Μελίβοια (Lasos bei Athen. XIV 624 E). Inschriften für D., Klymenos und Kora (eine auch für D. Χθονία und Zeus Asklepios) bei Wide a. a. O.; vgl. dazu Dittenberger Syll.² 654 und Bull. hell. XIII 1889, 198 nr. 24. Es ist höchst wahrscheinlich – darauf deutet u. a. auch der Beiname der Kora –, dass dieser Cult durch die Dryoper nach der argivischen Halbinsel aus dem Spercheiosthal und Thessalien gekommen ist (vgl. Wide a. a. O. 49, vor allem Toepffer Aus der Anomia 40ff. = Beiträge zur griechischen Altertumswissenschaft 156ff.). Diesem wichtigen Culte gegenüber kommen die anderen Heiligtümer des Gebiets von Hermione wenig in Frage; wir kennen aus Pausanias ferner zwei Tempel der D. Θερμασία, einen in der Stadt und einen anderen auf dem Wege nach Trozen am Meere, in Eileoi und Buporthmos Tempel der D. und Kora, in Didymoi nicht weit von Tempeln des Apollon und Poseidon einen Tempel der D. und schliesslich noch in der Stadt selbst περίβολοι μεγάλων λίθων λογάδων, innerhalb deren ἱερὰ δρῶσιν ἀπόῤῥητα Δήμητρι. Hermioneer sollen der D. den Pluton als Räuber ihrer Tochter angezeigt haben (Ps.-Apollod. Bibl. I 29 Wagn.).

26. Aigina, das den Cult der Damia und Auxesia der Überlieferung nach von Epidauros (s. Bd. II S. 2616) erhalten hatte, besass auch noch besonderen Cult der D. Θεσμοφόρος (Herodot. VI 91).

27. Sehr eigentümliche, auf besondere Vorstellungen zurückgehende D.-Culte treffen wir in Arkadien, für welche die Zeugnisse bei W. Immerwahr Die Culte und Mythen Arkadiens I 1891, 97-112 gesammelt sind. Wir beschränken [2732] uns hier auf die Hervorhebung des Wichtigsten und heben die Zeugnisse für die Ἐλευσινία heraus, weil es sich herausstellen wird, dass hier nicht nur Filialen des attischen Eleusis, sondern Culte der eleusinischen D. anzuerkennen sind, die sich mit alten arkadischen Gottesdiensten verquickt haben. Das Innere von Arkadien ist durch viele Thäler ausgezeichnet, die zum Ackerbau vortrefflich geeignet sind, so dass der Cult alter agrarischer Gottheiten hier fast selbstverständlich ist. Nach Herod. II 171 hat sich allein in Arkadien noch der alte pelasgische Dienst der D. Thesmophoros, der sonst überall durch die Dorer verdrängt wurde, erhalten. Apollodor περὶ θεῶν B. 16 frg. 8 (FHG I 429) bei Steph. Byz. s. Ἀρκάς bezeugt die Ἀρκάδια, ein μετὰ τὸν πρῶτον σπόρον für die D. eingesetztes Opfer. In Pheneos (Paus. VIII 15, 1–4) gab es ein Heiligtum der D. Ἐλευσινία, der eine τελετή mit δρώμενα wie in Eleusis gefeiert wurde. Nach einem delphischen Orakel sollte Naos, ein Urenkel des Eumolpos, die Weihe hier eingeführt haben. Dicht bei dem Heiligtum der Ἐλευσινία befanden sich zwei grosse aufeinandergelegte Steine, die den Namen Πέτρωμα führten, aus dem alljährlich bei der μείζων τελετή die Mysterienvorschrift herausgenommen wurde. Nachdem dieselbe verlesen war, wurde sie in derselben Nacht wieder im Πέτρωμα verschlossen. Bei diesem Πέτρωμα schwuren die Pheneaten ὑπὲρ μεγίστων. Auf ihm befand sich ein runder Aufsatz, der im Inneren die Maske der D. Κιδαρία barg. Diese setzt sich der Priester bei der sogenannten μείζων τελετή auf und schlägt dann mit Stöcken auf die Unterirdischen, d. h. doch wohl auf die Erde. Der Name der Göttin hängt offenbar mit κίδαρις, dem στρόφιον ὅ οἱ ἱερεῖς φοροῦσιν (Hesych. und Suid. s. v.). zusammen, d. h. hier also der Maske; vgl. den arkadischen Tanz κίδαρις bei Athen. XIV 631 D und die Masken im Dionysoscult (s. § 20). Dieser Brauch stammt offenbar aus einem alten arkadischen Cult der Erdgöttin; an ihrem höchsten Fest stellt der Priester selbst die Gottheit dar, was hier in primitiver Weise durch die Maske geschieht. Das Schlagen der ὑποχθόνιοι mit Stöcken soll offenbar das Erwachen der Natur aus dem Winterschlaf bedeuten. Dass aber D. in Pheneos bereits verehrt wurde, ehe die eleusinischen Weihen dorthin gelangten, sagt Pausanias nach einem angeblichen λόγος der Pheneaten selbst, zu denen die irrende D. auch gekommen sei, lange bevor ihnen Naos die Weihe brachte. Die pheneatischen Gastfreunde der D. heissen Trisaules und Damithales, erhielten zum Dank von der D. alle Hülsenfrüchte, nur keine Bohnen, weil diese für unrein galten, und errichteten am Berge Κυλλήνη ein Heiligtum der D. Θεσμία, der auch eine τελετή gefeiert wurde, etwa 15 Stadien von der Stadt entfernt. Die Pheneaten zeigten der D. auch den Raub der Kora an, wofür sie unter anderem von der Göttin auch die Versicherung erhielten, dass nie mehr als 100 Pheneaten im Kriege fallen sollten (Konon c. 15). Zu dieser Sage hatte nach Konon a. a. O. ein χάσμα ἐν Κυλλήνῃ den Anlass gegeben. Weiter wurde nach Ptolem. Heph. in einer unverdächtigen Erzählung bei Phot. bibl. cod. 190 p. 148 Bekk. berichtet, dass D., als sie auf der Suche nach ihrer Tochter von Poseidon mit einem Liebesantrag verfolgt wurde, sich in eine Stute verwandelt [2733] habe, und dass sie dann, als sie sich so verwandelt in der Styxquelle betrachtete, das Wasser schwarz gefärbt habe. Vgl. Ael. n. a. X 40. Münzen bei Mionnet II 252, 50–52.

Die Verbindung der D. mit Poseidon, die in dieser Geschichte des Ptolem. Hephaist. deutlich ist, tritt in anderen arkadischen Culten noch viel klarer hervor; so namentlich im Cult von Thelpusa. Das am Ladon gelegene Heiligtum der D. Ἐλευσινία scheint freilich nur ein Filial von Eleusis gewesen zu sein (Cultbilder der D., der Kora und des Dionysos), Paus. VIII 25, 2. B. Leonardos Δελτίον ἀρχαιολογικόν 1891, 98ff.; aber ein ganz localer Cult tritt uns in dem Cult bei der Ortschaft Onkeion (Paus. VIII 25, 4-10) entgegen. D. führte hier den Beinamen Ἐρινύς (vgl. G. Wentzel Ἒπικλήσεις VII 49). Man erzählte auch hier, dass D. auf der Suche nach ihrer Tochter von Poseidon mit Liebeswerbungen verfolgt worden sei, sich deshalb in eine Stute verwandelt und sich mit den Pferden des Eponymen Onkios, eines Sohnes des Apollon, auf der Weide getummelt habe. Da habe sich Poseidon nun auch in ein Ross verwandelt und habe D. besprungen. D. habe dies zuerst in grossen Zorn versetzt; dann habe sie aber den Groll fahren lassen und sich im Ladon gebadet. Dieser Geschichte wegen habe sie zwei Beinamen im Cult erhalten, wegen ihres Zornes den Namen Ἐρινύς und wegen des Bades im Ladon den Namen Λουσία. Ihre Cultbilder im Tempel von Onkeion waren aus Holz, nur die Gesichter, die Arme und die Füsse aus parischem Marmor. Als Ἐρινύς trägt sie in der Linken die Ciste, in der Rechten eine Fackel; das Cultbild soll etwa neun Fuss hoch gewesen sein. Kleiner (etwa sechs Fuss) war das Bild, das sie als Λουσία darstellte; einige hielten dies, wie Pausanias sagt, mit Unrecht für ein Bild der Themis. D. und Poseidon sollen hier eine Tochter ἧςτὸ ὄνομα ἐς ἀτελέστους λέγειν οὐ νομίζουσι und das Pferd Areion (richtiger Erion; s. Bd. II S. 621) erzeugt haben. Poseidon habe daher den Beinamen Ἵππιος hier zuerst erhalten. Hier liegt offenbar uralter arkadischer Glaube vor; Poseidon in Pferdegestalt und die alte Erdgöttin Ἐρινύς erzeugen ein Pferd als ihren Sohn, einen Daemon des Gebirgsthales. Diese Nachricht über den Cult von Thelpusa führt uns in die Zeit, da die griechische Religion noch auf dem Stadium der Verehrung von Tierfetischen stand. Die einheimische Ἐρινύς ist der D. erst später angegliedert worden; das Cultbild der D. Ἐρινύς stellte eine ganz vulgäre D. dar, und das andere, welches manche für ein Bild der Themis hielten, war nur eine andere Form derselben D., die neben der Göttin des Ackerbaus auch Beschützerin von Recht und Gesetz ist. Wenn in der Legende zu dem Sohn Ἐρίων noch eine Tochter zutritt, so leuchtet der Einfluss der Gestalt der D. sofort ein. Sehr schwierig ist die Frage, wie dieser Cult von Thelpusa mit dem an der Quelle Tilphossa in Boiotien zusammenhängt. Die Folgerungen Bethes Thebanische Heldenlieder 92, nach denen die boiotische Sage unzweifelhaft die ältere sein soll, scheinen mir übereilt zu sein: vgl. v. Wilamowitz Übersetzung von Aischylos Eumeniden Einl. 225. Die Münzen von Thelpusa zeigen noch das Bild des daemonischen Pferdes, das durch die [2734] epische Dichtung später zum Pferde des Adrastos geworden ist und damit einen grossen Teil seiner einstigen Bedeutung eingebüsst hat. Ganz verblasst sind dieselben Vorstellungen in Athen (s. § 28), wo das Tierische nur noch in dem Namen des ἵππιος κολωνός geblieben ist.

Ein dritter eigentümlicher D.-Cult Arkadiens, in dem wir auch noch ältere locale Vorstellungen von der Erdgöttin nachweisen können, ist der Cult von Phigaleia, der dem von Thelpusa sehr nahe verwandt ist und in dem sich ein Bild aus der ältesten Zeit dieses Cults lange erhalten hat. D. führte hier den Beinamen der Μέλαινα (Paus. VIII 5, 8 und namentlich c. 42). Das Cultbild stand hier in einer Höhle, was schon auf das Alter des Cults und seinen Zusammenhang mit der Erde hindeutet; die Höhle, heute τὸ στόμιον τῆς Παναγίας oder ἡ μαυροσπηλιά. genannt, ist von Conze und Michaelis bei Pavlitza wiedergefunden worden (Ann. d. Inst. XXXIII 1861, 58ff.). Die Cultlegende von Phigaleia entsprach fast genau der thelpusischen; nur soll D. hier statt des Pferdes die Despoina geboren haben. D. habe in schwarzer Trauergewandung die geraubte Tochter gesucht und sich vor den Nachstellungen des Poseidon in die Höhle bei Phigaleia zurückgezogen. Während dieser Zeit sei jede Frucht der Erde verdorrt und die Menschen seien vor Hunger gestorben. Pan, der alte Gott Arkadiens, habe endlich den Schlupfwinkel der D. entdeckt und ihn dem Zeus mitgeteilt. Dieser habe sie dann durch die Moiren holen lassen, und D. habe Zorn und und Trauer abgelegt. Seit jener Zeit habe die Höhle als Heiligtum der D. gegolten und in ihr habe sich ein Schnitzbild von folgender Darstellung befunden: eine auf einem Stein sitzende Frauengestalt; aber der Kopf dieser Gestalt war der eines Pferdes, und um den Kopf herum waren Schlangen und anderes Getier angebracht. Bis zu den Fussspitzen reichte ihr schwarzes Gewand. In der einen Hand hielt sie einen Delphin, in der anderen eine Taube. Den Künstler dieses alten Cultbildes kennt Pausanias nicht, weiss auch nicht, auf welche Weise es durch Feuer vernichtet worden ist. Lange Zeit soll die Höhle dann eines Cultbildes entbehrt haben, bis Misswachs eingetreten sei und die Pythia den Phigaleern neuen Schmuck der Höhle befohlen habe. Onatas der Aiginet habe dann das neue Cultbild verfertigt, das zu Pausanias Zeit bereits wieder verschwunden war. Der Altar der Göttin stand vor der Höhle, auf dem man ihr zahme Baumfrüchte, Weintrauben, Wachs, ungewaschene Wolle weihte, was man alles mit Öl begoss. Das κοινόν der Phigaleer musste der Göttin jährlich ein solches Opfer darbringen, das die Priesterin zusammen mit dem Jüngsten der drei ἱεροθύται ausführte. Um die Höhle lag ein Eichenhain mit einer Quelle. Vgl. B. Breyer Demeter Melaina, Jahresbericht des Realgymnasiums zu Sprottau 1895.

Über den Cult der D. Ἐλευσινία in der zu Pausanias Zeit verfallenen Stadt Basilis wissen wir nichts Näheres (Paus. VIII 29, 5), nur dass ihr zu Ehren nach Nikias bei Athen. XIII 609 E ein von Kypselos, dem Gründer der Stadt, eingesetzter περὶ κάλλους γυναικῶν ἀγών gefeiert wurde, in dem zuerst Herodike gesiegt haben soll. In Lykosura, dessen grosses Heiligtum der Despoina ausserhalb [2735] der Stadt lag, ist der Cult der D. erst später an diese altarkadische Gottheit angeschlossen worden; vgl. Paus. VIII 37, 1–10 und den Ausgrabungsbericht von B. Leonardos Πρακτικὰ τῆς ἐν Ἀθήν. ἀρχ. ἑταιρείας 1896, 93–126 mit πίν. 1–4. Vor dem Peribolos der Despoina befand sich wie in Eleusis vor dem Temenos der beiden Göttinnen ein Tempel der Artemis, die hier unter dem Namen Hegemone verehrt wurde. In einer Stoa neben dem grossen Tempel der Despoina, die Tochter des Poseidon und der D. genannt wurde, befand sich ein πινάκιον γεγραμμένον, ἔχον τὰ ἐς τὴν τελετήν. Vor dem Tempel standen Altäre der D., der Despoina und der μεγάλη μήτηρ. In ihm stand eine von dem Messenier Damophon gefertigte zum Teil wiedergefundene Cultgruppe, D., Despoina, Artemis, Anytos (wohl Hades) darstellend, über deren Alter die Ansichten der Gelehrten stark auseinandergehen; vgl. Robert Herm. XXIX 1894, 429ff. und den Art. Damophon. Die Arkader bringen der Despoina alle zahmen Baumfrüchte dar ausser der Granate; vgl. über die Bedingungen zum Eintritt in das Hieron das neugefundene, leider verstümmelte, von Rich. Meister Berichte Sächs. Gesellsch. der Wissensch. 1899, 147ff. behandelte Tempelgesetz. Ein wenig aufwärts über dem Tempel der Despoina war das Megaron gelegen, in dem die Weihen der Despoina und blutige Opfer stattfanden, bei denen den Tieren nicht die Gurgel durchschnitten, sondern ein beliebiges Glied abgehauen wird. Über dem Megaron lag ein der Despoina geheiligter Hain und oberhalb dieses standen Altäre des Hippios Poseidon und anderer Götter. Schliesslich folgt noch ein Heiligtum des alten arkadischen Gottes Pan. Für Mantineia ist durch Paus. VIII 9, 2 ein Heiligtum der D. und Kora bezeugt, in dem ein fortdauernd brennendes Feuer unterhalten wird; auf dasselbe bezieht sich wahrscheinlich das Ehrendecret des Priesterinnencollegiums für Phaena Le Bas-Foucart 352 i, in dem Z. 27 auch ein μέγαρον erwähnt wird. Der Kora allein scheint das Z. 41 genannte Koragion bestimmt zu sein, über das die Inschrift der Nikippa Le Bas-Foucart 352 h soweit orientiert, dass wir wissen, dass die Ordnung der Opfer und der Weihe einem Priestercollegium, der σύνοδος τῶν Κοραγῶν, untersteht. Nikippa hat die Leiturgie in der herkömmlichen Weise verrichtet und die Göttin auch in ihr eigenes Haus (Z. 22) aufgenommen, καθώς ἐστιν ἔθος τοῖς [ἀ]εὶ γινομένοις ἱερεῦσιν. Die von Immerwahr a. a. O. 125 behaupteten Beziehungen der Κοράγια zum Cult der Χθονία von Hermione halten einer genauen Prüfung nicht stand. Auch in der näheren Umgebung von Mantineia gab es nach Pausanias (s. die Zeugnisse bei Immerwahr a. a. O. 103) noch Tempel und Haine der D.; wichtig ist, dass auf dem Alesion nicht weit von dem Hain der D. sich auch ein Heiligtum des Poseidon Hippios befand. Zu den spätesten D.-Culten Arkadiens gehört naturgemäss der von Megalopolis (Paus. VIII 31, 1–8); Kore führte hier den Beinamen Σώτειρα. Beide Göttinnen, von denen Damophon ein Cultbild verfertigt hatte, standen im Centrum des Gottesdienstes von Megalopolis. Die Weihe der grossen Göttinnen war nach dem Muster der eleusinischen geordnet. Nach [2736] Paus. VIII 36, 6 gab es fünf Stadien von der Stadt entfernt noch einen nur Frauen zugänglichen Tempel und Hain der D. καλουμένη ἐν ἕλει. D.-Culte, teilweise mit Mysterienfeiern, sind ferner bezeugt für Kleitor (dort auch Tempel des Asklepios und der Eileithyia), Trapezus, Zoitia (mit Artemis zusammen in einem Tempel?), Phaidrion, Pallantion (vgl. ausser Paus. VIII 44, 5 auch Dion. Hal. 133), Kaphyai, Tegea; in letzterer Stadt Tempel beider Göttinnen als Καρποφόροι nach Paus. VIII 53, 7. Ein Weihrelief an Hades, Kora und D. Arch. Ztg. XLI 1883, 225. In dem Tegea benachbarten Flecken Korytheis befand sich in einem Eichenhain nicht weit von dem Tempel der D. auch ein Tempel des Dionysos Μύστης, Paus. VIII 54, 6.

Arkadien hat also eine alte Erdgöttin in eigentümlicher Weise an verschiedenen Orten verehrt und diese später der allgemein griechischen und oft auch der attisch-eleusinischen angeglichen. Nirgends lässt sich der Cult der alten kretischen Ἐλευσινία nachweisen; sondern alle Culte der Ἐλευσινία in Arkadien geben sich uns als Filialen des attischen Eleusis deutlich zu erkennen. Also nicht über Arkadien kann der Cultus der Eleusinierin nach dem attischen Eleusis gelangt sein; sondern er muss auf anderem Wege, wohl über die Argolis nach Attika gelangt sein. Dass er von Boiotien nach Attika gekommen ist, scheint mir im höchsten Grade unwahrscheinlich zu sein, da dort alter Cult der Eleusinierin überhaupt nicht nachzuweisen ist.

28. In Attika überragt alle Culte an Bedeutung der grosse Mysteriencult von Eleusis (s. die Artikel Eleusis und Mysterien). Wann zuerst an der Bucht von Eleusis, wo sich später das Telesterion erhob, das zur Wallfahrtskirche der ganzen griechisch-römischen Culturwelt geworden ist, der Cult der D. gegründet ist, entzieht sich unserer Kenntnis. Die einheimische Cultlegende, die uns in dem homerischen Hymnos auf D. erhalten ist, verlegt die Gründung in die Königszeit. Jedesfalls ist der Mysteriencult noch zur Zeit der vollen Selbständigkeit der eleusinischen Ebene gestiftet worden; denn aus dieser Zeit stammt der Hymnos, der Athen ,geflissentlich ignoriert‘ (v. Wilamowitz Aus Kydathen 125), aber die heiligen Weihen kennt, die dem D. und ihre Tochter verehrenden Mysten ein seliges Leben nach dem Tode verheissen. In Eleusis finden wir den D.-Cult in voller Hoheit und Reinheit entwickelt. Hier ist sie nicht nur die Gottheit des frommen Ackermanns, nicht nur die Göttin der Frauen, die die intimsten Angelegenheiten ihres Lebens ihr anvertrauen; sondern in Eleusis ist sie zur Göttin der Menschheit geworden. Das Evangelium von der Erlösung der Menschen aus der Welt der Sünde und des Scheins ist hier zuerst in voller Klarheit verkündet worden, nicht durch Worte, sondern vor allem durch erbauliche Bilder, an denen der an das Schauen gewöhnte Sinn der Hellenen Gefallen fand, und den diese Bilder begleitenden Gesang der Hierophanten. Wir sind durch die litterarischen Zeugnisse der Alten über den Inhalt der Mysterien schlecht unterrichtet, weil die Hellenen und Römer das ihnen durch diesen Cult anbefohlene Schweigen gut bewahrt haben. Wie zu erwarten war, haben [2737] die Ausgrabungen der griechischen archaeologischen Gesellschaft unter der Leitung von D. Philios, auf dessen Büchlein Eleusis, ses mystères, ses ruines et son musée, Athènes 1896 schon hier verwiesen sei, diesen Schleier nicht gelüftet. Aber gross ist der Gewinn aus ihnen für unsere Kenntnis der Einrichtung des Weihetempels, der verschiedenen Perioden seines Baus, der Organisation der Priesterschaft und der Feste u. s. w. geworden, worüber der Artikel Eleusis im einzelnen orientieren wird. Eines darf hier schon besonders hervorgehoben worden; der tief eingreifende Einfluss der orphischen Secte auf die eleusinischen Mysterien, der immer wieder behauptet wird, ist unwahrscheinlich, da Iakchos in Eleusis selbst nie einen Cult gehabt hat und das Cultbild im Telesterion seine Gestalt nicht zeigte. Mutter und Tochter standen hier im Mittelpunkt des Cultes; das hohe Lied der Mutterliebe kam durch die δρώμενα hier zum schönsten Ausdruck, und aus dem wilden Räuber Hades ward hier Pluton, der Reichtumspender. In heiliger Verklärung zeigt sich hier der Cult der alten chthonischen Gottheiten. Der Unterwelt sind die Stacheln genommen, das finstre Haus wird für den Frommen ein lichtes. Reichtum und Segen bringt hier die Erde. So sicher es aber ist, dass der Einzug des Iakchos in Eleusis mit unerhörtem Gepränge, mit Tanz, Gesang und Lichterglanz in der Nacht vom 20.–21. Boedromion hier gefeiert worden ist, so sicher die Mysten dabei an das ihnen verheissene Leben im Elysion dachten, ebenso sicher ist es auch, dass ein wirklich neues, religiöses Element durch die Verbindung des alten Cultes der D. und Kore mit dem von Thrakien kommenden des Dionysos-Iakchos in den eleusinischen Cult nicht eingedrungen ist (vgl. O. Kern Athen. Mitt. XVII 1892, 141). An der Iakchosfeier in Eleusis hat der Patriotismus (vgl. Herod. VIII 65) einen viel grösseren Anteil als die Religion.

In Attika sind die Hauptculte der D. wohl Filialen von Eleusis, namentlich in Athen, wo zuerst Athena die Function der D. als Ackergöttin erfüllt hatte. Das Geschlecht der Buzygen war mit den alljährlichen heiligen Pflügungen am Fusse der Akropolis betraut (Bd. II S. 1966). So ist es charakteristisch, dass sie keinen Cult auf der Burg selbst hat. Als Χλόη wurde sie zusammen mit Γῆ Κουροτρόφος und Kora beim Aufgange zur Burg verehrt (s. Paus. I 22, 3 und die Orakelinschrift aus hadrianischer Zeit, Athen. Mitt. XVIII 1893, 192). Die Stätte ihres Heiligtums lässt sich nicht mit Sicherheit bestimmen; s. Ο. Kern Athen. Mitt. a. a. O. 195. Ein gewisser Eisidotos weiht der D. Chloe und Kora τὴν Κουροτρόφον κατ’ ὄνειρον (Δελτ. ἀρχαιολ. 1889, 130, 5), also eine Statue der Ge Kurotrophos, der Cultgenossin der D. Chloe und Kora; vgl. den Theatersitz Κουροτρόφου ἐξ Ἀγλαύρου Δήμη[τ]ρος; CIA III 372. D. Χλόη, der am 6. Thargelion ein Widder gewidmet wurde, ist die Göttin der aufkeimenden Saat. Stengel Herm. XXII 1887, 90. Unter dem Namen Εὔχλοος (CIA III 191) hatte sie einen Cult bei dem Kolonos Hippios (s. § 27 unter Thelpusa). Auch der Cult der Chloe an der Burg ist offenbar mit dem eleusinischen Gottesdienst verknüpft; denn das Fest der Χλοῖα ist durch das Ehrendecret für den eleusinischen [2738] Demarchen Pamphilos (Ἐφημ. ἀρχ. 1890, 126 nr. 60) jetzt auch für Eleusis bezeugt (Kern a. a. O. 197). Die Chloia in Eleusis, das Fest der grünenden Saat, sind sicherlich ein Frühlingsfest und dürfen mit dem Fest am 6. Thargelion nicht verwechselt werden. Nach Herod. V 61 hatten die aus Boiotien geflüchteten Gephyraier in Athen neben anderen Sonderculten auch Ἀχαιίης Δήμητρος ἱρόν τε καὶ ὄργια, vgl. Etym. M. 180, 34 und oben § 9. Die Priesterin der Δ. Κουροτρόφος Ἀχαία hatte einen Platz im Dionysostheater, CIA III 373.

Eine Δ. Καρποτρόφος kennen wir aus der auf der Akropolis gefundenen Inschrift CIA II 1, 1545; eine Δ. Ὀμ[πνία] aus CIA III 26, 2. 3; Δ. Θρεά[ῤ]ῥοος aus CIA III 375 (Theatersitz). Das Heiligtum der Δ. Θεσμοφόρος (Aristoph. Thesra. 657. Schol. Aristoph. Thesm. 585 und CIA III 190 a p. 493 Weihung an die Θεσμοφόροι, s. E. Curtius Stadtgesch. XXVI) lag auf der Pnyx in Melite (v. Wilamowitz Aus Kydathen 161). Über das Thesmophorienfest, durch das wir namentlich durch die Thesmophoriazusen des Aristophanes unterrichtet sind, vgl. den Artikel Thesmophoria und Preller-Robert Griech. Myth. I⁴ 778.

Sicher sind es die eleusinischen Göttinnen, deren Cult mit dem des Asklepios am Südabhang der Burg verbunden ist (U. Koehler Athen. Mitt. II 1877, 177. 243. L. Urlichs Jahrb. des Vereins der Altertumsfr. im Rheinlande LXXXVII 1889 S. 1 Taf. I. II. O. Kern Athen. Mitt. XVII 1892, 134). Die eigentliche Filiale aber von Eleusis war das Ἐλευσίνιον (s. d. und die Zeugnisse bei E. Curtius Stadtgeschichte von Athen XXV. Preller-Robert Griech. Mythol. I⁴ 791, 2), dessen in der Nähe der Burg gelegene Stätte trotz eifrigen Bemühens in den letzten Jahren noch immer nicht gefunden ist. In ihm lag das Grab des Immarados, des im Kriege zwischen Eleusis und Athen von Erechtheus getöteten Sohnes des Eumolpos und der Daeira. Hierher gehört auch der von Paus. I 2, 4 im Innern der Stadt erwähnte Tempel der D., in dem sich eine Cultgruppe von ihr, Kora und dem eine Fackel haltenden Iakchos befanden (Curtius Stadtgeschichte XXIV).

In Agrai, einer am Ilisos gelegenen Vorstadt Athens, wurden im Monat Anthesterion die kleinen Mysterien gefeiert, die officiell τὰ μυστήρια τὰ ἐν Ἄγρας oder τὰ πρὸς Ἄγραν (s. Bd. I S. 887) genannt wurden.

Sehr wenig wissen wir über das Fest der Ἐπικλείδια, Hesych. s. ἑορτὴ Δήμητρος Ἀθήνησι. Denn dass mit dem nach CIA III 77 im Metageitnion stattfindenden Opferfest das Fest der Epikleidia gemeint ist, wie O. Band in dem bisher nur veröffentlichten ersten Teil seiner Schrift: Das attische Demeter-Kore-Fest der Epikleidia (Progr. ) der Berliner Margarethenschule 1887) angenommen hat, ist sehr zweifelhaft; vgl. H. v. Prott Leges Graecorum sacrae I 1896, 8. Stengel Griech. Cultusaltertümer² 1898, 218. Nach dem Vorgang Prellers Demeter und Persephone 326, 33 werden die Ἐπικλείδια gewöhnlich als ein Speicherfest erklärt; sie werden danach gefeiert, ‚wenn der Schlüssel vor das Granarium gelegt wurde‘. Δημήτρια sind uns nur aus Poll. I 37. Hesych. s. [2739] μόροττον (ἐκ φλοίου πλέγμα τι, ᾧ ἔτυπτον ἀλλήλους τοῖς Δημητρίοις) bekannt; vgl. Toepffer Attische Genealogie 311. Ein athenisches, der D. gefeiertes Erntefest Εὐχαριστήρια bei Schol. Pind. Ol. IX 150.

Von D.-Culten der attischen Demen sind uns folgende bekannt: Im Peiraieus, Cult der Θεσμοφόρος CIA II 2, 1059, 12, Δ. Ὁμόνοια Ἀθήναιον VIII 1879, 296 nr. 2, 19; in Phaleron ein Heiligtum der D. (Paus. I 1, 4), das nach desselben Zeugnis X 25, 3 noch zu seiner Zeit seit dem Perserbrande ἡμίκαυτον war (vgl. den Commentar von Hitzig-Blümner Bd. Ι 123); nicht identisch hiemit ist das Heiligtum der D. Θεσμοφόρος und Kora im Demos Halimus auf dem Vorgebirge Κωλιάς (Paus. I 31, 1; vgl. Hesych. s. Κωλιάς), wo die Θεσμοφόρια τὰ ἐν Ἁλιμοῦντι gefeiert wurden; vgl. Hitzig-Blümner a. a. O. 328. A. Mommsen Feste der Stadt Athen 1898, 308. 317. 319. 533; im Demos Λακιάδαι auf dem linken Ufer des Kephisos an der nach Eleusis führenden heiligen Strasse lag ein Tempel der D. und Kora (σὺν δέ σφισιν Ἀθηνᾶ καὶ Ποσειδῶν ἔχουσι τιμάς Paus. I 37, 2); dort lag nach Paus. a. a. O. (vgl. Hitzig-Blümner a. a. O. 350) das Grab des Phytalos, der D. gastlich aufgenommen und dem sie die erste Feige geschenkt hatte; in Skiron wurde ein grosses Fest gefeiert, an dem ausser Athena, Poseidon und Helios auch die beiden eleusinischen Göttinnen eine grosse Rolle spielten; vgl. Toepffer Attische Genealogie 120 und Bd. II S. 1216; nach dem Ῥάριον πεδίον bei Eleusis, wo Triptolemos den ἱερὸς ἄροτος vollzogen haben soll (O. Rubensohn Athen. Mitt. XXIII 1899, 60), wurde D. auch Ῥαριάς genannt, Steph. Byz. s. Ῥάριον πεδίον. In Aphidna, wohin sich die aus Tanagra flüchtigen Gephyraier zuerst begeben haben, hat der nachher in die Hauptstadt Attikas übertragene Dienst der Δ. Ἀχαία (s. o.) selbstverständlich auch geblüht; vgl. Toepffer Att. Genealogie 298. Nächst Eleusis aber war der wichtigste Dienst der D. in Attika der Mysteriencult in dem durch grosse Fruchtbarkeit ausgezeichneten Demos Phlya, dessen Leitung in den Händen des Geschlechts der Lykomiden lag. In Phlya befand sich das Gentilheiligtum der Lykomiden (τὸ Φλυῆσι τελεστήριον ὅπερ ἦν Λυκομιδῶν κοινόν Plut. Them. 1), das nach dem Zeugnis des Simonides Themistokles nach dem Perserbrande wieder herrichten liess; vgl. Toepffer Attische Genealogie 209, der auch über die Beziehungen dieses Mysteriendienstes zu dem eleusinischen handelt. In Phlya befand sich neben Altären verschiedener Gottheiten (unter diesen der Νυμφῶν Ἰσμηνίδων καὶ Γῆς ἣν Μεγάλην Θεὸν ὀνομάζουσι) nach Paus. I 31, 4 ein Tempel mit Altären der Δ. Ἀνησιδώρα (vgl. Hesych. s. v. Etym. M. 108, 31), des Zeus Κτήσιος, der Athena Τιθρώνη, der Kore Πρωτογόνη und der Semnen (vgl. Hitzig-Blümner a. a. O. 331). Von Phlya aus soll Methapos, dessen Zeit ungewiss ist, die Mysterien nach Andania gebracht haben (s. Bd. I S. 2118). Im Demos Erchia soll der Eponym desselben nach Steph. Byz. s. Ἐρχιά ein Gastfreund der D. gewesen sein, und in Prospalta gab es nach Paus. I 31, 1 einen Tempel der Kora und D.

29. Ein Hauptplatz für den Cult der D. mit ihrer Tochter ist die Kornkammer Italiens, Sicilien gewesen. Namentlich war der Mittelpunkt Siciliens [2740] (umbilicus Siciliae Cic. Verr. IV 106) Enna durch seinen D.-Cult hochberühmt und gefeiert. Bezeugt ist derselbe für das J. 621 d. St. = 133 v. Chr. durch Cic. Verr. IV 108, nach dem die sibyllinischen Bücher damals die D. von Enna als Ceres antiquissima bezeichnet haben (vgl. Bd. III S. 1974): tarda erat enim auctoritas et vetustas illius religionis, ut, quum illuc irent, non ad aedem Cereris, sed ad ipsam Cererem proficisci viderentur; 109: hoc dico, hanc ipsam Cererem, antiquissimam, religiosissimam, principem omnium sacrorum, quae apud omnes gentes nationesque fiunt, a. C. Verre ex suis templis ac sedibus esse sublatam. Qui accessistis Hennam, vidistis simulacrum Cereris e marmore et in altero templo Liberae. Sunt ea perampla atque praeclara, sed non ita antiqua. Ex aere fuit quoddam modica amplitudine ac singulari opere, cum facibus, perantiquum, omnium illorum, quae sunt in eo fano, multo antiquissimum. Id sustulit, ac tamen eo contentus non fuit. 110: Ante aedem Cereris in aperto ac propatulo loco signa duo sunt: Cereris unum, alterum Triptolemi, pulcherrima ac perampla. Pulchritudo periculo, amplitudo saluti fuit, quod eorum demolitio atque aspartatio perdifficilis videbatur. Insistebat in manu Cereris dextra grande simulacrum pulcherrime factum Victoriae: hoc iste e signo Cereris avellendum asportandumque curavit (vgl. V 187). Den D.-Tempel von Enna erwähnt auch Strab. VI 272. Den Männern war das Betreten des Tempels verwehrt (Lact. div. inst. II 4). Auch der Mythus von dem Raube der Persephone durch Hades wurde bei Enna am See Pergus erzählt; s. Cic. a. a. O. 106. 107. Diod. V 3 und die übrigen Zeugnisse bei Preller-Robert Griech. Myth. I⁴ 759, 6. Δ. Ἐνναία Lycophr. 152. Münzen bei Miοnnet I 233, 206. 207. 209. 212.

Auch in der Umgegend des Aitna ist der Raub localisiert worden und der Cult der D. stark gepflegt worden. Gelon hatte einen Tempel der D. in Aitne zu bauen begonnen, ihn dann aber wegen seines Todes nicht vollenden können, Diod. XI 26. Münze bei Eckhel D. N. I 191. Der Raub der Kore in der Gegend des Vulcans z. B. bei Moschos III 121 (καὶ ἐν Αἰτναίοισιν ἔπαιξεν ἄγκεσι d. h. Kore). Hyg. fab. 146. D. zündet ihre Fackeln, um die geraubte Tochter zu suchen, ἐκ τῶν κατὰ τὴν Αἴτνην κρατήρων an, Diod. V 4. In Katana gab es einen Tempel der D. mit einem signum Cereris perantiquum in sacrario intimo, das nur die Frauen betreten durften (Cic. Verr. IV 99. V 187. Lactant. div. inst. II 4). Priesterin der D. IGI 449; ερσεφόνη Βασιλίς; ebd. 450.

In Syrakus wurden die beiden Göttinnen namentlich als Θεσμοφόροι verehrt und zwar in der Vorstadt Achradina, in der nach Diod. XIV 63 die von Gelon erbauten Tempel der D. und Kore in einem τέμενος lagen (vgl. Diod. XI 26. XIV 70. XIX 5. Plut. Dion c. 56 [τὸ τῶν Θεσμοφόρων τέμενος]. Corn. Nep. Dio c. 8). Cic. in Verr. IV 119 verlegt den Tempel nach der Neapolis. Nach Herakleides von Syrakus (Athen. XIV 647 A] wurden in Syrakus an den παντελείοις τῶν Θεσμοφορίων Kuchen aus Sesam und Honig dargebracht, die die Gestalt von ἐφήβαια γυναικεῖα hatten und in ganz Sicilien μυλλοί genannt wurden. [2741] Sie wurden wahrscheinlich in Procession an dem grossen Saatfest herumgetragen, von dem Diod. V 4. 5 näher spricht, und für das er am Ende von c. 4 ein αἰσχρολογεῖν κατὰ τὰς πρὸς ἀλλήλους ὁμιλίας bezeugt. In der Nähe von Syrakus lag die Quelle Kyane, an der der Koraraub auch localisiert war; das dort von den Syrakusanern begangene Fest und Stieropfer sollte Herakles gestiftet haben (Diod. IV 23. V 4). Für Syrakus sind uns noch folgende Beinamen der D. bezeugt: Ἐπιλυσαμένη Hesych. s. v. (sie führte denselben Beinamen auch in Tarent, wie denn auch eine der Eileithyien nach Hesych. s. v. diesen Namen hatte), Ἑρμιόνη Hesych. s. v. (auch Kore hatte ἐν Συρακοῦσαις diesen Namen), Ἱμαλίς und Σιτώ nach Polemon ἐν τῷ περὶ τοῦ Μορύχου bei Athen. III 109 A (vgl. X 416 B und Aelian. v. h. I 27). Münzen bei Mionnet I 290 nr. 699–702.

Für Akrai sind ἁγναὶ θεαί bezeugt durch die Weihinschrift des Mnamonen Nymphon IGI 204, 5 (die Kalligenia ebd. 205, 4 hat einen problematischen Charakter; vgl. Kaibels Bemerkung). Dagegen ist ein Κορεῖον bezeugt durch 217, 4. 6. 8 u. s. w. (vgl. dazu Ad. Wilhelm Österr. Jahreshefte III 1900, 45). Münze bei Mionnet I 209, 7. Kamarina hat D.-Terracotten geliefert, Kekulé Die Terracotten von Sicilien 25 Taf. 4; vgl. die Münze bei Eckhel D. N. I 202. Ob der angeblich aus Telos nach Gela gelangte chthonische Cult (Herod. VII 153) der D. galt, ist nicht auszumachen. Akragas, das Pind. Pyth. XII 2 Φερσεφόνας ἕδος nennt, galt wie Kyzikos und Theben als Brautgeschenk des Zeus an seine Tochter Persephone, Schol. Pind. Ol. II 16. Θεσμοφόρια in Akragas Polyaen. V 1 p. 223, 18 W.-M.

In dem von den Megareern etwa um 628 v. Chr. gegründeten Selinunt wurden nach der aus der Mitte des 5. Jhdts. v. Chr. stammenden Inschrift IGI 268, 5 Μαλοφόρος und Πασικράτεια verehrt, unter denen D. und Kora zu verstehen sind, da sich in Nisaia, der Hafenstadt von Megara, ein Heiligtum der Δ. Μαλοφόρος befand (Paus. I 44, 3). Über das Megaron der D. in der heute Gággera genannten Gegend von Selinunt vgl. Puchstein und Koldewey Die griech. Tempel in Unteritalien und Sicilien 82ff. (namentlich S. 89). Drepanon soll seinen Namen von der Sichel der D. (vgl. unter Kerkyra oben § 8) haben nach Serv. Aen. III 707. In Tauromenion Weihinschrift an die ἀγναὶ θεαί IGI 431 (Vgl. Akrai).

Die Häufigkeit der D.-Culte Siciliens, die durch die grosse Fruchtbarkeit der Insel bedingt ist, lässt es verstehen, wenn Sicilien mit Vorliebe als das Lieblingsland beider Göttinnen gefeiert wird (Trinacris – grata domus Cereri Ovid. fast. IV 421); vgl. Cic. Verr. IV 106. Hier wurde dann auch ihre Geburt, Ps.-Aristot. mirab. LXXXII (83) (Westermann Paradoxogr. p. 24), hier an verschiedenen Orten der Koraraub localisiert, und nicht nur Akragas, sondern auch das ganze Sicilien galt als Hochzeitsgeschenk des Zeus an Persephone (s. Bd. I S. 2031 unter Ἀνακαλυπτήρια). D. soll im Streit mit Hephaistos Sicilien als ihr Land erhalten haben (Schol. Theokrit Id. I 65).

So ist der D.-Cult dann auch noch für eine ganze Reihe von Städten nur durch Münzen nachweisbar (z. B. in Leontinoi, Kentoripa, Tyndaris, Thermai, Panormos), und wo auch dies Zeugnis [2742] versagt, so werden wir doch überall auf D.-Cult schliessen dürfen. Bezeichnend für die Bedeutung des sicilischen D.-Cults ist das attische Decretrelief von Ol. 96, 4, auf dem D. als Vertreterin Siciliens der attischen Athena gegenübergestellt wird (R. Schoene Griechische Reliefs Taf. VII 49). Nicht näher zu localisieren ist der Cult der D. Ἁδηφαγία (Polemon ἐν πρώτῳ τῶν πρὸς Τίμαιον bei Athen. I 416 B. Aelian. v. h. I 27). Für die Insel Melite (Malta) ist D.-Cult durch die Münze bei Mionnet I 342, 24 bezeugt.

30. Weniger verbreitet ist der D.-Cult in Unteritalien gewesen. Nur Münzen bezeugen ihn für Arpi und Butuntum, Eckhel D. N. I 140;. Metapont Head HN 66, Petelia Head HN 91. In Tarent wurde D. wie in Syrakus unter dem Namen Ἐπιλυσαμένη verehrt (Hesych. s. v.). Δ. Θουρία bezeugt Schol. Lycophr. 153; vgl. die Münze bei Eckhel D. N. I 164. In Kroton wurde das Haus des Pythagoras nach seinem Tode in einen D.-Tempel umgewandelt, Timaios bei Porphyr, vit. Pyth. 4 p. 19, 11 Nauck². Während für Lokroi Epizephyrides (s. namentlich auch die Inschrift Πηριφόνα IGI 631) nur Cult der Kora und des Hades, für Hipponion nur Cult der ersteren bezeugt zu sein scheint, scheint in Velia ein ansehnlicher D.-Cult bestanden zu haben, der nach Rom Priesterinnen der Ceres lieferte (Cic. pro Balbo 55 = Val. Max. I 1, 1; s. Bd. III S. 1974). Aus Pompeii stammt vielleicht das D.-Relief der Terentia Paramone, die Priesterin der D. Θεσμοφόρος war, IGI 702. Ebenso eine Priesterin der D. Θεσμοφόρος auf der Inschrift aus Neapel, IGI add. 756 a 1. Von Neapel erzählt Cic. pro Balbo 55 dasselbe wie von Velia. Vgl. Stat. silv. IV 8, 50. Wie um Sicilien D. und Hephaistos, streiten sich um Campanien D. und Dionysos (Plin. III 60). Über D.-Ceres in Rom s. o. Bd. III S. 1974; über das Triopion an der Via Appia (IGI 1389. 1390) s. den Art. Triopion.

31. In Ägypten wurde Isis früh mit D. identificiert (s. Herod. II 156); aber auch der echte griechische D.-Cult fand hier, wenigstens sicher von der hellenistischen Zeit an, eine bedeutende Stätte. Der attisch-eleusinische Cult wurde namentlich in Alexandreia eingeführt, von dem ein Vorort den Namen Eleusis führte, in dem der Dichter Kallimachos vor seiner Berufung an den ptolemaeischen Hof Schulmeister war (Suid. s. Καλλίμαχος, vgl. auch Liv. XLV 12). Kallimachos dichtete einen Hymnos auf D. bei Gelegenheit eines ihr von Ptolemaios gestifteten Kalathosumzuges; vgl. Schol. Kallim. hymn. VI 1. Eustath. ad Odyss. 1488, 60. 1627, 50 und die von A. Koerte Athen. Mitt. XXIV 1899, 413 nr. 13 veröffentlichte Inschrift aus Kios. Für alexandrinischen Cult der eleusinischen D. vgl. auch das von H. Brunn mit Unrecht verdächtigte Braunschweiger Onyxgefäss und die Goldschale von Piatrossa: über beides O. Kern De Triptolemo aratore, Genethliacon Gottingense 1888, 102. Ein Thesmophoreion mit jährlichen Opferfesten bezeugt Polyb. XV 29. 8. Weihung an D. Kore und Dikaiosyne aus der Zeit des Ptolemaios IV. bei M. Strack Die Dynastie des Ptolemaeer nr. 54. Auch Arsinoe besass sowohl ein Thesmophorion, Ztschr. d. Berl. Ges. f. Erdkunde XXII 1887, 81, als auch hatte es einen Vorort Namens Eleusis, [2743] U. Wilcken Archaeol. Anz. 1889, 4. In Africa finden wir D.-Cult sonst noch in Kyrene, wo D. Θεσμοφόρος verehrt wurde (Suid. s. θεσμοφόρος und σφάκτριαι). In Karthago wurde der Cult während des Krieges mit Dionysios von Syrakus im J. 396 eingeführt nach Diod. XIV 77. Vgl. die Ceres Graeca in der Gegend von Vaga, CIL VIII 10 564.

32. In Kleinasien ist der Cult der D. niemals recht durchgedrungen, weil sie dort in der von altersher unter den verschiedensten Localnamen verehrten Meter eine Rivalin hatte. Nur in der dorischen Hexapolis hat sie festeren Fuss gefasst, namentlich in Knidos und in Halikarnass. Für die D.-Heiligtümer beider Städte haben die Ausgrabungen von Newton reiches Material gebracht; über den D.-Cult von Halikarnass vgl. C. T. Newton Halicarnassus, Cnidus and Branchidae I Taf. 45–47 (Terracotten). 86, 5 (Weihinschrift mehrerer Söhne ὑπέρ τῆς μητρὸς Δήμητρι καὶ Κόρηι, vgl. II 694). II (Textband) 325–332. Δ. ἐνδρομώ (oder ἐν δρόμῳ) in Halikarnass Hesych. s. v.

Knidos war berühmt durch seinen Cult der chthonischen Gottheiten (D. Kore, Pluton) auf dem Vorgebirge Triopion, über den Ch. Newtons Ausgrabungen wichtige Ergänzungen zur litterarischen Tradition gebracht haben. Das Triopion war das Hauptheiligtum der dorischen Hexapolis und verehrte als solches vor allem den alten Stammgott Apollon. Über die Gründung des Heiligtums durch den aus Thessalien vom dotischen Gefilde eingewanderten Triopas vgl. namentlich H. D. Müller Mythologie der griechischen Stämme I 1857, 14ff. und den Artikel Triopas. Über die Ausgrabungen im Temenos der D. und Kore vgl. Newton a. a. O. I Taf. 53. 54 (Situationspläne, Ansichten). Taf. 55 (Statue der D.). Taf. 56 (ebenfalls?). 57 (Persephonestatue). 58–60 (Weihgeschenke verschiedener Art); dazu II (Textband) 375–426. Die Inschriften II 713–719 = Hirschfeld Ancient greek inscriptions in the British Museum nr. 802–814 (wichtig Newton 714 nr 14 = Hirschfeld nr. 811 Weihung an D., Kora, Πλούτων Ἐπίμαχος, Hermes [vgl. Athen. Mitt. XVI 1891, 6 Anm. 1]). 732–745 (Fluchtafeln, s. R. Wuensch Defix. tabellae p. X). Δ. Κυρήτα in Knidos, Lycophr. 1392 m. Schol. Oros im Etym. M. 548, 8 Κυρήτα παρὰ Κνιδίοις ἡ Δημήτηρ· παρὰ τὸ κυρία εἶναι τοῦ ζῆν.

33. Ionien. Von einem dicht bei der Stadt Milet gelegenen Heiligtum, in dem das Thesmophorienfest gefeiert wurde, erzählt Parthenios ἐρωτ. παθημ. 8. Vgl. Steph. Byz. s. Μίλητος: Δίδυμος δ’ ἐν συμποσιακοῖς φησιν ὅτι πρῶτον Λελεγηὶς ἐκαλεῖτο ὑπὸ τῶν ἐνοικούντων Λελέγων, εἶτα Πιτύουσα ἀπὸ τῶν ἐκεῖ πιτύων καὶ ὅτι ἑκεῖ πρῶτον πίτυς ἔφυ. οἱ γὰρ ..... ἐν τοῖς θεσμοφορίοις πίτυος κλάδον ὑπὸ τὴν στιβάδα ... καὶ ἐπὶ τὰ τῆς Δήμητρος ἱερὰ κλῶνον πίτυος τίθεσθαι .... διὰ τὸ ἀρχαῖον τῆς γενέσεως. Nach Lactantius div. instit. II 8 wurden Soldaten Alexanders d. Gr., die das Cultbild der D. rauben wollten, durch Feuer geblendet. In der Mykale, wo in der Nähe des Meeres auch ein Heiligtum der Potniai lag, hatte D. 'Ἐλευσινίη eine Cultstätte (τεμένεα), deren Gründung auf Philistos, den Sohn des Pasikles, zurückgeführt [2744] wurde, der zusammen mit dem Kodriden Neileus Milet gegründet hatte (Herod. VII 97. 101). Man könnte daran denken, dass dieser Cult von Kreta aus etwa mit den auswandernden Magneten nach dem latmischen Golf gekommen ist. Der Cult der Potniai in der Mykale ist ferner bezeugt durch ein auf dem Turm neben dem südöstlichen Stadtthor von Priene befindliches Epigramm aus dem 4. Jhdt. v. Chr., das bereits Chandler copiert (CIG II 2907), und über das neuerdings H. Schrader Archaeolog. Anz. 1897, 181, Chandlers Lesungen stark berichtigend, gehandelt hat. Das Epigramm steht auf dem riesigen Deckblock einer Nische, in der sich ein Bild des Hafenheros Naulochos befand, das ein aus dem kyprischen Salamis stammender gewisser Philios, der Sohn des Ariston, geweiht hatte, dem dies die ihm zusammen mit Naulochos im Traum erschienenen Potniai (θεσμοφόροι ἁγναὶ Πότνιαι) befohlen hatten, deren Heiligtum nicht weit vom Hafen lag. In Priene selbst ist das D.-Heiligtum bei den Ausgrabungen der Berliner Museen gefunden worden, worüber mir H. Schrader brieflich Folgendes mitgeteilt hat: ,Das Heiligtum der D. und Kore zu Priene (gesichert durch mehrere Inschriftbasen in situ) liegt sehr ähnlich dem von Knidos auf der höchsten Höhe des Burgabhanges, den die Stadt einnimmt, dicht unterhalb des steil aufsteigenden Burgfelsens, auf einem Felsrücken, welcher mittels Stützmauern zu einer langen, schmalen, genau ost-westlich orientierten Terrasse erbreitert ist. Gefunden sind Reste eines einfachen Thores, der Tempel von sehr sonderbarem Grundriss – mit einer Cella, die breiter ist als tief, und an die auf der Nordseite noch zwei kleine Capellen angebaut sind, zugänglich die eine von der dorischen Vorhalle (zwei Säulen in antis), die andere von der Cella aus –, zwischen Thor und Tempel ein langgestreckter, von Osten nach Westen gerichteter Altar, neben der Vorhalle die mit Steinen ausgesetzte Opfergrube, welche durch ein hölzernes Giebeldach abgedeckt werden konnte; daneben reichliche favissa mit zahlreichen zerbrochenen Terracottafiguren und kleinen Thongefässen (meist in Amphorenform). Unter den Thonfiguren auffällig eine monströse Bildung: ein Frauenkopf, unmittelbar auf zwei nackte Beine gesetzt, so dass am Kinn das weibliche Glied angedeutet ist (viele Exemplare von verschiedener Grösse, mit verschiedenen Attributen in den Händen, welche am Kopf ansetzen, z. B. Fackeln und Leier; auf dem Kopf oft ein flacher Korb mit Früchten [?])‘. Näheres ist in der vom Berliner Museum vorbereiteten grossen Publication über die Ausgrabungen in Priene zu erwarten.

Für Prienes Nachbarstadt Magnesia am Maiandros ist der Cult der D. nur durch Münzen der Kaiserzeit bezeugt.

Dagegen scheint in Ephesos die Verehrung der D. von grösserer Bedeutung gewesen zu sein. Schon Herodot bezeugt VI 16 für die γῆ Ἐφεσίη ein nächtliches Thesmophorienfest (vgl. auch Antonin. Lib. 11). Vgl. dazu den nur aus einer Abschrift des Cyriacus bekannten, unvollständig erhaltenen Brief des Ephesiers L. Pompeius Apollonius an den Proconsul L. Mestrius Florus aus dem J. 83/84 n. Chr., Dittenberger Syll.² 655, [2745] in dem von μυστήρια καὶ θυσίαι die Rede ist, die ἀπὸ πλείστων ἐτῶν μετὰ πολλῆς ἁγνείας καὶ νομίμων ἐθῶν der D. Καρποφόρῳ καὶ Θεσμοφόρῳ καὶ θεοῖς Σεβαστοῖς in jedem Jahre gefeiert wurden. Eine ἱέρειαδιὰ βίου der ephesischen D. Namens Ἰουλιανή ist bezeugt durch die Inschrift aus Magnesia bei O. Kern nr. 158, 10. Die Aufsicht über die Mysterien der D. Ἐλευσινίη (vgl. Milet) in Ephesos hatte seit alter Zeit das Geschlecht der Kodriden, das den Titel βασιλεῖς führen durfte (Strab. XIV 633); zu diesem Geschlechte gehörte der Philosoph Herakleitos. Aus Darmara bei Teira (h. Tire) bezeugt die Inschrift des P. Aelius Menekrates (Athen. Mitt. XX 1895, 242) neben Mysterien für den προκαθημένος τῆς κώμης Μήν ein Mysterienfest der D., an dem ein feierlicher Kalathosumzug wie in Alexandreia stattfand (καθιέρωσεν [Π. Αἴλιος Μενεκράτης] ὑπὲρ τῆς ἱερωσύνης εἰς τὰς ἐπιθυσίας τῆς Δήμητρος τὰ πρὸ τῆς οἰκίας ἐγραστήρια εἰς τὸ κατ’ ἐνιαυτὸν ἕκαστον τῇ τοῦ καλάθου ἀναφορᾷ τοὺς κληρωθέντας εἰς τὴν πομπὴν ἄνδρας μετὰ τῶν ἀρχόντων προθύοντας εὐωχεῖσθαι ἐν τῇ οἰκίᾳ αὑτοῦ διὰ παντὸς τοῦ βίου). Etwas mehr wissen wir über den Cult von Erythrai, während er für Lebedos nur durch eine Münze bezeugt ist. In der grossen Urkunde über den Verkauf von Priestertümern in Erythrai werden zwei verschiedene Culte der D. erwähnt, der Cult der D. ἐγ Κολωναῖς (Dittenberger Syll.² 600, 47. 63; vgl. Strab. XIV 589 Ἀναξιμένης δὲ καὶ ἐν τῇ Ἐρυθραίᾳ φησὶ λέγεσθαι Κολωνὰς καὶ ἐν τῇ φωκίδι καὶ ἐν Θετταλίᾳ) und der Cult der D. Πυθόχρηστος, die zusammen mit Kore verehrt wurde (Dittenberger Syll.² 600, 89); vgl. Z. 71 Δήμητρος καὶ Δήμητρος Κόρης, und dazu die Bemerkung von Dittenberger. In der Quellgrotte bei Erythrai, die durch die im J. 1891 gefundene Orakelinschrift bekannt geworden ist, fand sich neben den Sibylleninschriften auch eine Weihung an D. Θεσμοφόρος und die Kaiser M. Aurelius Antoninus und L. Aurelius Verus, denen die πηγὴ τοῦ ὕδατος σὺν τοῖ[ς ἀγάλμασιν?] von einem erythraeischen Bürger geweiht wurde (K. Buresch Athen. Mitt. XVI 1892, 18). Vgl. auch Bull. hell. IV 1880, 160 nr. 11 und 157 nr. 3. D. Schwurgöttin neben Apollon CIA I 9, 15. Für Teos vgl. u. Abdera § 3.

In Smyrna wurde eine μεγάλη θεὰ πρὸ πόλεως δεσμοφόρος Δ. in Mysterien verehrt (CIG II 3194. 3211), und eine Münze (von Sallet Ztschr. f. Numism. IV 1877, 315) nennt D. τὴν ὡρίαν; vgl. M. Fraenkel Archaeol. Ztg. XXXVII 1879, 30.

In Samos wurde Δ. Ἐνελυσκίς (Hesych. s. v.) verehrt. Über die in Samos verehrte Κουροτρόφος, die Welcker und Fritzsche als D. deuteten, vgl. Usener Götternamen 125. Im Hause der Agoranomoi Weihbilder der D. und des Dionysos, Bull. hell. V 1881, 479 nr. 2. Bisanthe, samische Colonie in Thrakien, hat D.-Kopf auf ihren Münzen; s. oben § 3.

34. In Lydien ist die einheimische grosse Göttin Kybele früh mit Artemis oder mit D. verschmolzen worden; denn beider Gottheiten Wesen schien in der alten einheimischen Göttermutter vereinigt zu sein. So ist jedenfalls die durch Xanthos frg. 7 (FHG I 37) in der Nähe des Sangarios [2746] bezeugte ὀρεία Δ. mit der asiatischen Göttermutter identisch. Interessant für den Synkretismus der späteren Zeit ist ein aus dem heutigen Kula im alten Maionien stammendes, von K. Buresch in Manissa (Magnesia am Sipylos) gesehenes und Aus Lydien, Leipzg. 1898, 69 beschriebenes Votivrelief, das drei weibliche Gottheiten darstellt, die als ΑΡΤΕΜΙΣ ΔΗΜΗΤΡΑ und Η ΝΙΚΗ bezeichnet sind. Artemis ist ganz wie Kybele dargestellt, auf einem von zwei Löwen getragenen Thronsessel sitzend; links steht D., ,in der linken Hand Ähren, in der rechten eine Schale, unter dem Gürtel eine Mondsichel; die Schlange zu ihrer Linken krümmt sich über ihr, einen grossen Halbmond tragend, auf welchem ein Adler sitzt‘. In der hyrkanischen Ebene verehrte die persische Colonie ἡ Δαρειουκωμητῶν die διασημοτάτη θεὰ Δ. Καρποφόρος, μουσ. καὶ βιβλ. τῆς εὐαγγελικῆς σχολῆς ἐν Σμύρνῃ 1884/85 ἀρ. ὑπζ. vgl. K. Buresch a. a. O. 70 Anm. Für Lydien ist D.-Cult ferner durch folgende Glosse des Etym. Gudianum 210, 25 bezeugt: Ἐρυσίβη Δημήτηρ παρὰ Γοργονίοις· ἔστι δὲ πρὸς τῷ Ἑρμῷ ποταμῷ· καλοῦσι δὲ οὕτω τὴν τοῖς στάχυσιν ἐπανθοῦσαν ὦχραν καὶ συγκονοὺσαν τοὺς καρπούς, ἥν τινες αὐθαλίδα καλοῦσι. Auf lydischen Münzen finden sich viele D.-Idole abgebildet, und sehr verbreitet ist auf kleinasiatischen Münzen der Kaiserzeit die Darstellung des Raubes der Persephone, vgl. R. Foerster Raub u. Rückkehr der Persephone 1874, 110.

35. Auch für Phrygien sind einige Stätten mit D.-Cult bezeugt, so Kibyra durch die Münze Ann. d. Inst. XII 1840 tav. Q 7, Pessinus durch die Weihung an die θεὰ Δ. Καρποφόρος CIG III 4082; Ankyra durch CIG III 4026, 5 und Ikonion durch CIG 4000.

36. In Karien ist neben Tralles (CIG II 2937), das früher den Namen Polyantheia führte (Steph. Byz. s. Τράλλις), namentlich Nysa zu nennen, das zu den vielen Nysai gehört, die als Ort des Raubes der Kora galten. In der Nähe von Nysa, bei dem heute nicht mehr feststellbaren Ort Acharaka (Bd. I S. 208) auf dem Wege nach Tralles, befand sich ein berühmtes Plutonion mit einem Hain und Tempeln des Pluton und der Kora, sowie einem Χαρώνιον mit vielbesuchtem Incubationsorakel und jährlichen Festen (Strab. XIV 649). Münzen mit Koraraub und D.- oder Persephonekopf und ihren Symbolen z. B. bei Mionnet Suppl. VI 518 nr. 401. 403. Iatrokles aus Athynbra macht Bull. hell. XI 1887, 274 nr. 37 eine Weihung an Pluton und Kore, D., Hermes, Anubis. Im Heiligtum des Zeus Panamaros erhält neben anderen Gottheiten auch Δημήτηρ Ναρυανδίς eine Weihung Bull. hell. XII 1888, 269 nr. 54. In Mylasa (h. Milas) haben Ed. Hula und Em. Szanto (S.-Ber. Akad. Wien CXXXII 1894, 14 nr. 5) das Fragment einer Urkunde gefunden, die offenbar Bestimmungen über ein der D. zu feierndes Thesmophorienfest enthalten hat; die Männer sollen dem Feste fernbleiben; der Priester muss nach Verrichtung der vorgeschriebenen Opfer aus der Festversammlung verschwinden; Z. 18 ist [Δήμ]ητρι wohl richtig ergänzt. In Eskihissar (Stratonikeia) fanden dieselben Gelehrten (a. a. O. 19 nr. 2) eine der D. Δοτείρα? (so vielleicht auch 14 Z. 18 zu ergänzen?) Ἐλευσινία gewidmete [2747] Marmortafel mit Darstellung der Attribute der D. (Fackeln, Ähren, Mohn).

37. In Pamphylien in Sillyon Inschrift bei Lanckoroński Städte Pamphyliens und Pisidiens I 1890, 177 nr. 60, 4.

38. Dass in Kilikien D.-Cult blühte, beweist die Sage von Triptolemos, der als Gründer von Tarsos galt (Strab. XIV 673); sein Sohn Gordys sollte Antiocheia und Gordyaia am Tigris gegründet haben (Strab. XVI 747. 750. Steph. Byz. s. Γορδυαία, vgl. Preller Demeter u. Persephone 300). Inschriftlich bezeugt ist der Cult der D. für Kilikien nur aus Aigai (h. Ajas) am issischen Meerbusen durch die Inschrift bei Heberdey und Wilhelm Reisen in Kilikien, Denkschr. Akad. Wien XLIV 1896, 16 nr. 44, nach der D. dort zusammen mit Dionysos Καλλίκαρπος als Δημήτηρ Καρποφόρος verehrt wurde; daher stammt doch wohl auch die von R. Schoene im Athenaeum von Plymouth gesehene Inschrift Διονύσῳ Καλλικάρπῳ καὶ Δήμητρι Καρποφόρῳ bei Fraenkel Inschr. von Pergamon nr. 291. Gering ist auch der Cult der D. auf der gegenüberliegenden Insel Kypros, auf der Aphrodite die ganze Religion beherrschte. Ovid. met. X 434 berichtet in der Erzählung von Myrrha von einem auf Kypros gefeierten Thesmophorienfeste. Eine ἀρχιέρεια der D. CIG II 2637, 10; Tempel und Statuette der D. Paralia in Kition Cesnola Cyprus, London 1877, 50. 52.

39. Aiolis mit Lesbos. In der Nähe von Sigeion Weihung eines Priesters an D. und Kore CIG II 3636. Münzen von Kisthene mit D.-Kopf bei Mionnet II 526 nr. 72. 73.

In Pergamon erscheint D. in dem Eid der Söldner von Eumenes I. bei Fraenkel Inschr. von Pergamon I nr. 13, 24. 53; vgl. die auch noch in hellenistische Zeit gehörige Weihinschrift ebd. II nr. 314 (Ergänzung aber unsicher). Δ. Καρποφόρος bei Fraenkel a. a. O. II nr. 291; vgl. II nr. 315 ταῖς Θεσμοφόροι Ἀριστῖνος στρατηγὸς Ῥωμαίων. Über die in Pergamon verehrte, in den D.-Kreis gehörige Mise s. A. Dieterich Philol. LII 1894, 1ff.

Für Gambreion ist ein Θεσμοφόριον durch CIG II 3562, 31 bezeugt; für Elaia s. die Münzen bei Mionnet III 15, 88–91. 94. Über Aigai s. die Inschrift bei Schuchhardt Altertümer von Aegae 1889, 42; sechs silberne Masken der [Δ]ω[μ]άτηρ καὶ Κό[ῤῥ]α καὶ τῶν συνναύων werden von drei Mädchen geweiht; vgl. o. § 1 zu der Namensform Δωμάτηρ. D. mit Fackeln in den Händen auf einer Münze von Kyme bei Mionnet III 9, 54.

In Lesbos gehört zu den θεοῖς ὅσοι προεστᾶσιν ἀργοικίας D. nach Longus IV 13. Mytilene: μυστήρια ταῖ]ς υ.....θέαισ[ι (F. Hiller v. Gaertringen ergänzt nach mündlicher Mitteilung Χ[θονίοις]), IGIns. II 205; vgl. 26, 3. 255, 4. Θέα /Σεβάστα Αἴολις Καρποφόρος heissen beide Agrippinen; s. ebd. II 208. 210. 212. 213. 258; vgl. Ἀρχέπολις Καρποφόρος II 232. Für Eresos die Münzen bei Mionnet III 36, 29–35 und der Monat Ὁμολόϊος, IGIns. II 527, 44.

40. Im Norden Kleinasiens sind als wichtigere Cultstätten der D. Herakleia am Pontos und ganz besonders Kyzikos hervorzuheben. In der ersteren Stadt wurde D. als παμπανώ verehrt (Hesych. [2748] s. Πάμπανον). Bei den angrenzenden Myriandynen soll nach Boios Ornithogonia bei Anton. Lib. 3 Hierax den D.-Cult eingeführt haben. In Kyzikos war D. natürlich mit dem Cult der Persephone verbunden, der zu den Hauptgottesdiensten der Stadt gehörte (vgl. IGA 501 - -πη δεσπόνησιν d. i. δεσποίναις und Bull. hell. IV 1880, 473). Kyzikos sollte der Sage nach der Kore von Zeus als Hochzeitsgabe geschenkt sein, wie sonst Akragas und Theben (Appian. Mithrid. 75). Die ganze Gegend war hier so fruchtbar, dass sie Εὐκάρπεια genannt wurde, ὅτι Δήμητρι καὶ Διονύσῳ Ζεὺς τὴν χώραν τὴν τῶν Εὐκαρπέων δοίη (Steph. Byz. s. Εὐκάρπεια). Auch der Raub der Kora war hier localisiert (Propert. IV 22, 4); die Münzen zeigen Darstellung derselben oder Attribute der beiden Göttinnen, wie Fackel, Schlange und Mohn; vgl. u. a. O. Rubensohn Die Mysterienheiligtümer in Eleusis und Samothrake 179ff. ) Für Kios vgl. die ein Kalathosfest der D. betreffende, an den D.-Hymnos des Kallimachos anklingende, leider stark verstümmelte Orakelinschrift aus dem 1. Jhdt. n. Chr., Athen. Mitt. XXIV 1899, 413, 13. Aus Tchelidjik (dem δῆμος Χαρμιδεανῶν) bei Ghemlek [Kios] Weihinschrift aus dem J. 138 für Zeus Ὀλύμπιος καὶ Ἀστραπαῖος καὶ Δημήτηρ Καρποφόρος Bull. hell. XVII 1893. 540, 1.

Durch Münzen ist D.-Cult bezeugt noch für Kerasos, Priapos, Parion und Lampsakos. In Parion galt der Eponym der Stadt als Sohn oder Enkel der D.; vgl. Preller-Robert Griech. Myth. I⁴ 754, 6.

III. Wesen der Demeter.

41. Ackerbau. Die Etymologie des Namens zeigt das Wesen der D. an; in Thessalien, wo ihr Cult offenbar seine Heimat hat, war sie in der ältesten Zeit lediglich die Göttin des Ackerbaus, die Mutter Erde, welche, unerschöpflich in ihrem Reichtum, alljährlich den Menschen ihre Gaben spendet. Die Früchte der Erde heissen Δημήτριοι καρποί (δαματρίζειν· τὸ συνάγειν τὸν Δημητριακὸν καρπόν. Κύπριοι Hesych.; vgl. δημητριάς· κριθὴ ἑξάστιχος Hesych.), und die meisten Epitheta, die Cult und Dichtung der Göttin geben, preisen sie gerade in diesem Sinne (s. die Zusammenstellung bei Preller-Robert Griech. Myth. I⁴ 766 und O. Band Das attische Demeter-Kore-Fest der Epikleidien I 1887, 14ff.). Alle Feldfrüchte waren ihr demnach geheiligt; von den Hülsenfrüchten (ὄσπρια) waren davon allein die Bohnen, deren Verbot bei den Secten der Orphiker und Pythagoreer bekannt ist, ausgenommen (Lobeck Aglaopham. I 253). Aus dem Kreise der sie umgebenden Gottheiten gehört ausser dem eleusinischen Triptolemos hier vor allem der Daimon Ἁδρεύς her (δαίμον τις περὶ τὴν Δήμητραν ἀπὸ τῆς τῶν καρπῶν ἁδρύνσεως, Etym. M. 18, 37). Auch ihre nahe Beziehung zu Dionysos, dem Gotte des Weines und der Bäume, und zu Poseidon, dem Gott des Wassers, das die Gefilde benetzt und fruchtbar macht, erklärt sich aus ihrem Wesen als Göttin des Landbaus. Die griechische Religion kennt keine Schöpfung im eigentlichen Sinne; so ist auch D. nicht die Schöpferin des Getreides; sondern sie pflanzt den ersten Halm, der hundertfältige Frucht bringt, Marmor Par. 23 (CIG II [2749] p. 300) Δημήτηρ ἀφικομένη εἰς Ἀθήνας καρπὸν ἐφύτευεν.

Aber noch viel verbreiteter ist die eleusinische Tradition, nach der sie die Ähre ihrem Schützling Triptolemos giebt, der die Gabe der Göttin in die fernsten Lande bringt und so der Träger der Cultur zu den Barbaren wird. Erst auf einem einfachen Gefährt, dann auf einem Drachenwagen fährt er von Land zu Land, um die Δημήτερος ἀκτή (so schon Hom. Il. XIII 322. XXI 76) selbst den Barbaren zu bringen. So hatte Sophokles in seinem 468 aufgeführten Drama gedichtet (Nauck Fr. tr.² p. 261 frg. 539–560). Vgl. den Art. Triptolemos. Triptolemos ist ein eleusinischer Heros; aus dem Dreimalkrieger hat sich die Gestalt des zarten Jünglings entwickelt, der durch die Gnade der D. zum Segen aller Völker wird. Darum gilt Eleusis, gilt Attika als die Mutterstadt des Getreides und der Cultur. Unerschöpflich sind die attischen Redner in der Betonung dieses Ruhmestitels ihrer Heimat; vgl. z. B. Isokr. IV 25 μόνοις γὰρ ἡμῖν τῶν Ἑλλήνων τὴν αὐτὴν τροφὸν καὶ πατρίδα καὶ μητέρα καλέσαι προσήκει, andere Stellen bei Preller Demeter und Persephone 295. Einzig und allein ist es die durch Fruchtbarkeit und D.-Cult besonders ausgezeichnete Insel Sicilien, die Athen den Vorrang, die μητρόπολις τῶν καρπῶν zu sein, streitig machen kann (Diod. V 69). Wenn D. ursprünglich sicher nur als Göttin der Feldfrucht und des Ackers verehrt worden ist, als welche sie bei Homer und Hesiod nur erscheint, so ist ihre Wirkung doch auch bald auf die Bäume ausgedehnt worden, namentlich auf die Feige, die sie nach attischer Version zuerst dem Heros Phytalos im Demos Lakiadai geschenkt haben soll (s. § 28). Sie gilt dem Landmann als seine Göttin, der er die Sorge um den Acker und sein ganzes Besitztum am liebsten anvertraut (vgl. Hesiod. Erga 465ff. Rz.). Vielleicht bezieht sich auf sie als Herdengöttin das Opfer der ungewaschenen Schafwolle, die der D. in Phigaleia (§ 27) dargebracht wird. Höchst wahrscheinlich hat auch das attische Geschlecht der Poimeniden, über dessen Beziehungen zu D. Toepffer Attische Genealogie 310 handelt, D. vor allem als Schützerin der Herden verehrt. D.s Sohn Polymelos ist der erste Pflüger nach Petellides von Knosos bei Hygin. astron. II 4.

Die Vorstellung der D. als Ackergöttin liegt auch den beiden ältesten uns bekannten D.-Mythen zu Grunde, der thessalischen Sage von Erysichthons Baumfrevel und der kretischen Sage von ihrer Liebschaft zum Iasion, mit dem sie den Plutos zeugt (Hesiod. theog. 969ff.).

42. Es liegt im Wesen der D., der Göttin des Ackerbaus, dass sie vor allem als Bringerin des Friedens erscheint, der der Krieg verhasst ist (Kallim. hymn. Dem. 137 φέρβε καὶ εἰράναν, ἵν’ ὃς ἄρος τῆνος ἀμάσηι). Aber ganz ist in ihrer Gestalt noch nicht die Erinnerung an die Zeit verblasst, da das wilde Land erst urbar gemacht, die Feinde des Ackerbaus und der Gesittung erst bekämpft und unschädlich gemacht werden mussten. Gerade in Eleusis. woher doch die Friedensbotschaft der Mysterien in allen hellenischen Landen verbreitet worden ist, hat sich die Erinnerung an die Zeit, in der das Schwert erst dem Ackerbau Terrain gewinnen konnte, erhalten, [2750] namentlich in dem Namen des Triptolemos, des Dreimalkriegers, aus dem etwa im 7. Jhdt. v. Chr. der Sämann geworden ist, der allen Völkern die Gabe der D. bringt (vgl. v. Wilamowitz Aus Kydathen 1880, 132. O. Kern Genethliacon Gottingense 1888, 102). Auch der ἱερὸς λόγος von Eleusis, der homerische Hymnos auf D., bewahrt in dem Epitheton χρυσάορος v. 4, das er der D. giebt, noch die Erinnerung an die Zeit, da die Göttin nach der Vorstellung ihrer Verehrer auch das Schwert führte. Für Boiotien ist uns denn auch durch Lycophr. 152 mit Schol. direct eine Δ. ξιφηφόρος bezeugt.

43. Thesmophoros. Der Ackerbau ist das Fundament jeglicher Cultur. Erst er macht aus den Nomaden Menschen, die an eine Scholle gebannt sind und das Stück Erde, das sie besitzen, pflegen und durch emsige Arbeit ertragreicher machen und ihren Reichtum mehren. So wird D., in deren Hand der Landmann seine ganze Existenz legt, von der er das Wachstum seiner Feldfrüchte erbittet, zur Göttin der Familie und der aus der Familie entstehenden grösseren Gemeinschaften, zuletzt des Staats selber. Der Mensch sieht die Früchte, die ihm Nahrung geben, aus der Erde herauswachsen; Mutter Erde nannte er die Göttin, der er dies Wunder zuschreibt. In die Erde birgt er seine Toten, die deshalb Δημήτρειοι (τοὺς νεκροὺς Ἀθηναῖοι Δημητρείους ὠνόμαζον τὸ παλαιόν), Plut. de facie in orbe lunae c. 28, s. Preller-Robert Griech. Myth. I⁴ 784. Bloch bei Roscher Myth. Lex. II 1334) heissen, und die Vergleichung des Menschenlebens mit der Frucht auf dem Felde, die als ein göttliches Wunder entsteht, als Wunder sich unter der heissen Sonne Griechenlands schnell entwickelt und dann, von ihren Strahlen getroffen, oft verdorrt, muss sich dem seinen Acker bestellenden Menschen sehr früh aufgedrängt haben (vgl. dazu namentlich W. Mannhardt Mytholog. Forschungen 352). Wenn die Alten diese Seite des Wesens der D. besonders bezeichnen wollten, wenn ihr Cult der D. als Göttin der Familie galt, wurde sie Θεσμοφόρος genannt. Unter diesem Cultnamen ist sie im ganzen Hellas verehrt worden, und das bei weitem verbreitetste D.-Fest ist das Thesmophorienfest. Wir sind heut ausser Stande zu sagen, ob sie bereits in Thessalien in der ältesten Zeit als Θεσμοφόρος verehrt worden ist. Sicherlich ist aber ihre nahe Beziehung zum Menschengeschlecht bereits in Kreta stark hervorgetreten. Sie ist dort als die den Frauen in der schwersten Stunde ihres Lebens nahende Göttin verehrt worden, und als solche ist sie von Kreta in die alten chthonischen Culte der Peloponnesier eingedrungen. D. wird als Θεσμοφόρος vor allem von den Frauen verehrt; als Θεσμοφόρος ist sie die Göttin, von der die Frauen das Gedeihen ihrer Leibesfrucht erwarten. Das intime Leben der Frau wird von D. beschützt. Der Frau ist D. alles, als Ἐλευσινία (vgl. auch Ἐνελυσκίς und Ἐπιλυσαμένη) Geburtshelferin, als Κουροτρφος Erzieherin und Beschützerin ihrer Kinder und als Θεσμοφόρος Hüterin der θεσμοί, auf denen das Familienleben beruht. Weil die Thesmophorienfeier sich aber mit den intimsten Dingen des Frauenlebens beschäftigt, ist dem männlichen Geschlecht die Teilnahme an ihrer Feier meist versagt. Sehr kräftige Scherze und [2751] Neckereien blieben diesem Feste nicht fern und steigerten sich zu einem veritablen αἰσχρολογεῖν (s. das Thesmophorienfest in Syrakus § 29). D. Thesmophoros ist in folgenden Landschaften und Städten verehrt worden: Abdera § 3; Achaia § 19; Aigina § 26; Alexandreia § 31; Alponos § 6; Argos § 23; Arkadien § 27; Arsinoe § 31; Attika § 28; Boiotien § 9; Delos § 13; Drymaia § 7; Ephesos § 33; Eretria § 10; Erythrai § 33; Gambreion § 39; Kypros § 38?; Kyrene § 31; Lakonien § 16; Latos § 11; Megara § 10; Milet § 33; Neapel § 30; Pantikapaion § 3; Paros § 13; Pergamon § 39; Pompeii § 30; Priene § 33; Rhodos § 12; Sekyon § 20; Smyrna § 33; Trozen § 24; dazu die Θεσμία in Pheneos § 27. In diese Zusammenstellung sind nicht nur die Orte aufgenommen, für die das Thesmophorienfest ausdrücklich bezeugt ist, sondern auch die, aus denen Weihinschriften an die Θεσμοφόρος (bezw. Θεσμοφόροι) oder der Monatsname Θεσμοφόριος bekannt geworden sind; auch die Orte sind mitgezählt, für die aus dem Bericht über das betreffende D.-Fest auf ein Thesmophorienfest mit Sicherheit geschlossen werden kann. Das gilt z. B. von Abdera. Jedesfalls lehrt diese Zusammenstellung, die ganz auf der Zufälligkeit der Überlieferung beruht, dass der Cult der Thesmophoros von allen D.-Culten der verbreitetste war, an dem alle Landschaften griechischer Zunge teil haben. Herodot sagt II 171 ausdrücklich: τῆς Δήμητρος τελετῆς πέρι, τὴν οἱ Ἔλληνες Θεσμοφορία καλέουσι, καὶ ταύτης μοι πέρι εὔστομα κείσθω, πλὴν ὅσον αὐτῆς ὁσίν ἐστὶ λέγειν. αἱ Δαναοῦ θυγατέρες ἦσαν αἱ τὴν τελετὴν ταύτην ἐξ Αἰγύπτου ἐξαγαγοῦσαικαὶ διδάξασαι τὰς Πελασγιώτιδας γυναῖκας· μετὰ δὲ ἐξαναστάσης [πάσης] Πελοποννήσου ὑπὸ Δωριέων ἐξαπώλετο ἡ τελετή, οἱ δὲ ὑπολειφθέντες Πελοποννησίων καὶ οὐκ ἐξαναστάντες Ἀρκάδες διέσωζον αὐτὴν μοῦνοι. Auf die Schilderung eines Thesmophorienfestes kann hier im einzelnen nicht eingegangen werden. Wir sind am besten über die attische Feier der Thesmophorien unterrichtet; aber auch da versagt unsere Kenntnis über die Interna des Festes, die eben nie in die Öffentlichkeit gedrungen sind. Überall scheint das Fest im Herbst gefeiert zu sein, im Monat der Aussaat, der in Kreta und Rhodos Thesmophorios, in Boiotien Damatrios, in Attika Pyanopsion hiess und unserem October entsprach. Für das athenische Fest vgl. ausser den Thesmophoriazusen des Aristophanes namentlich das von E. Rohde Rh. Mus. XXV 1870, 548ff. (= Kleine Schriften II 355) publicierte Scholion zu Lukians dial. mer. II 1. Preller-Robert Griech. Mythol. I⁴ 778 und A. Mommsen Feste der Stadt Athen 1898, 308–322. Der chthonische Charakter der D. verleugnete sich in keiner Weise in ihm und sprach sich namentlich in dem durch das Lukianscholion bezeugten eigentümlichen Schweineopfer aus. Das athenische Fest war sicher nur Frauen zugänglich. Eine Nachbildung des an ihm stattfindenden Gebets ist offenbar der Heroldsruf bei Aristophanes Thesm. 295ff.: εὔχεσθε τοῖν Θεσμοφόροιν τῇ ήμητρι καὶ τῇ κόρῃ καὶ τῷ Πλούτῳ καὶ τῇ Καλλιγενείᾳ καὶ τῇ Κουροτρόφῳ ⟨τῇ Γῇ von Th. Bergk mit Recht getilgt⟩ καὶ τῷ Ἑρμῇ καὶ ταῖς Χάρισιν [2752] ἐκκλησίαν τήνδε καὶ σύνοδον τὴν νῦν κάλλιστα καὶ ἄριστα ποιῆσαι, πολυωφελῶς μὲν τῇ πόλει τῇ Ἀθηναίων, τυχηρῶς δ’ ἡμῖν αὐταῖς. So war es vor allem das Frauenleben, dem D. vorstand, wie das sich namentlich auch darin aussprach, dass die Priesterin der Θεσμοφόρος bei Hochzeiten eine ganz besondere Rolle spielte und dem jungen Paar Lehren für die Ehe mitgeben durfte (Plut. praec. coniug. 1. Calvus bei Serv. Aen. IV 58), Preller Dem. und Pers. 353.

Aber der Kreis der D. Θεσμοφόρος hat sich im Laufe der Zeit noch wesentlich erweitert. War es zuerst die Familie, als deren Hüterin sie galt, so wurden die θεσμοί doch bald auf die die ganze Gesellschaft und den Staat zusammenhaltenden θεσμοί ausgedehnt. Auf der Ehe beruht jede gesellschaftliche Ordnung, auf ihr jeder Staat. Darum sagt der von griechischer Bildung erfüllte Calvus a. a. O. mit Recht von Ceres-D.: et leges sanctas docuit et cara iugavit corpora conubiis et magnas condidit urbes. Dies Thema ist auch im Altertum viel erörtert worden, und so wurde D. selbst nicht nur als Bringerin der Gesetze und der staatlichen Ordnung gefeiert, was sich namentlich in dem Eid der athenischen Heliasten (Preller-Robert Griech. Mythol. I⁴ 783) und in ihrer Rolle als Schwurgöttin in Kreta (§ 11) und Erythrai (§ 33) ausspricht, sondern auch darin, dass Triptolemos, ihr Schützling, als Gesetzgeber galt (Preller Demeter und Persephone 391). D. hat als Göttin des Landmannes ihre Stellung in der griechischen Religion angetreten; aber weit darüber hinaus geht ihre Wirkung. Aus der Göttin des Ackerbaus wurde eine Staatsgöttin, vgl. Aristot. Nik. Eth. IX 11 p. 1160 a 25 αἱ ἀρχαῖαι θυσίαι καὶ σύνοδοι φαίνονται γίνεσθαι μετὰ τὰς τῶν καρπῶν συγκομιδὰς οἷον ἀπαρχαί· μάλιστα γὰρ ἐν τούτοις ἐσχόλαζον τοῖς καιροῖς. Der achaeische Bund opferte zu Aigion der Δ. Παναχαία und dem Ζεὺς Ὁμαγύριος (§ 19); die Homoloen in Boiotien galten dem Ζεὺς Ὁμολόϊος und der Δ. Ὁμολοΐα (§ 9); an den Thermopylen scharten sich die Amphiktyonen um die Δ. Ἀμφικτυονίς oder Πυλαία (§ 5). Hiermit hängt zusammen, dass D. an einzelnen Orten, z. B, in Megara und Theben auch oben auf der Burg verehrt wurde, während sonst meist ein stiller Punkt ausserhalb der Stadtmauern die Stätte ihres Cults ist.

44. Heilgöttin. Dass eine Göttin, deren Schutze vor allem das Frauenleben anempfohlen ist, auch zur Heilgöttin wird, ist fast selbstverständlich. Aber sie ist als solche erst in neuerer Zeit erkannt worden; vgl. namentlich O. Rubensohn Athen. Mitt. XX 1895, 360. Charakteristisch ist dafür nicht so sehr die Rolle, die sie im Asklepieion zu Athen (U. Koehler Athen. Mitt. II 1877, 177. 243) und im Hieron von Epidauros (§ 24) spielt; denn diese scheint nicht auf ihrer Function als Heilgottheit zu beruhen. In Eleusis aber tritt sie direct als Heilgöttin auf: Weihrelief des Eukrates an D. zum Dank für die Heilung von einer Augenkrankheit aus dem 4. Jhdt. v. Chr., O. Kern Ἐφημερὶς ἀρχαιολιγική] 1892, 113 πίν. 5 (mit den Berichtigungen von O. Rubensohn a. a. O.); dazu das auf Eleusis bezügliche Epigramm des Antiphilos, Anth. Pal. IX 298. Der D. als Augenärztin gilt auch das späte Weihrelief der Stratia [2753] aus Philippopel, Ann. d. Inst. 1861, 380ff. Taf. S. Der Cultname der D. in Sekyon Ἐπωπίς (Rubensohn a. a. O. 364, 2) gehört aber schwerlich hierher; vgl. § 20. Der ihr nach den obigen Zeugnissen zukommende Cultname Ὀφθαλμῖτις ist nirgends bezeugt; dagegen kommt die ihr verwandte Bona dea der Römer als lucifera und oclata vor (Bd. III S. 692). Allgemein als Heilgottheit, ohne besondere Beziehung auf die Augen, erscheint D. im Cult von Patrai (Nr. 19).

IV. Verbindung mit anderen Göttern.

45. D. ist mit keiner Gottheit im Cult und Kunst so nahe verbunden, wie mit ihrer Tochter Persephone, die in ihrer Beziehung zur Mutter meist Κόρη d. h. Κόρη Δήμητρος heisst. Κόρη war ursprünglich eine selbständige Gottheit chthonischen Charakters und wurde als solche namentlich zusammen mit Hades (Pluton zuerst in Eleusis genannt) verehrt, den der Mythus zu ihrem Räuber und Gemahl gemacht hat. Mit Recht hat man das hohe Alter und die weite Verbreitung dieses Mythus betont. Soweit wir heute urteilen können, war der Mythus und mithin auch der Cult der Kore den ältesten Thessalern und Boiotern fremd. Wir können die Heimat der Kore nicht mehr nachweisen. Aber Kore- sowohl wie Hadescult sind jedesfalls in der Peloponnes zu besonderer Blüte gelangt, so dass wir in ihr ihre Heimat wohl vermuten dürfen. Von da aus sind Cult und Mythus dann auch nach Eleusis gelangt, wo beides zu ganz besonderer Entfaltung entwickelt ist. Persephone ist ursprünglich nur die ernste Gottheit des Totenreichs gewesen, als welche sie zusammen mit dem Herrn der Unterwelt verehrt wurde. Erst in ihrer Verbindung mit D. ist Persephone zu einer milderen Gestalt geworden, die mit dem Schrecken des Unterirdischen auch den Segen der Erde in sich vereint. Homer kennt wohl das mütterliche Verhältnis der D. zur Persephone; aber dass von einer engeren Gemeinschaft jede Andeutung bei ihm fehlt, hat E. Rohde Psyche² I 211 wieder mit Recht betont. Aber dann ,treten in bewegtem Hin und Wieder, die beiden Göttinnen in nächste Verbindung, und es ist, als tauschten sie gegenseitig etwas von ihren früher gesonderten Eigenschaften aus: beide sind nun chthonische Gottheiten, des Ackersegens und der Obhut der Seelen gemeinsam waltend‘, Rohde a. a. O. 211. So sind sie in der That später zu einem ganz unzertrennlichen Paar geworden, das die Mutterliebe in schöner, zum Herzen sprechender Weise verkörpert, und so zu einer der herrlichsten Schöpfungen der griechischen Religion.

D. und Kora werden im Cult, namentlich in Eleusis, als τὼ θεώ (τὼ θεινώ) bezeichnet (vgl. Dittenberger Syll.² 20, 36 θύεν δὲ ἀπὸ μὲν τ πελαν καθότι ἂν Εὐμολπίδαι ἒ[γενέσο]νται, τριττοίαν δὲ βόαρχον χρυσόκερον τοῖν Θεοῖν ἑκα[τέραι ἀ]πὸ τν κριθν καὶ τν πυρν καὶ τι Τριπτολέμοι καὶ τι [Θε]ι καὶ τι Θεᾶι καὶ τι Εὐβόλοι ἱερεῖον ἑκάστοι τέλεον. Preller-Robert (Griech. Myth. I⁴ 802, 1). Dichter (Eur. Phoin. 683 K.) nennen sie deshalb αἱ διώνυμοι θεαί. In Eleusis sowohl als auch anderwärts wurden beide Göttinnen unter dem Namen der Μεγάλαι θεαί angerufen (Soph. Oid. Kol. 684. Paus. VIII 29, 1. 31, 2; vgl. Toepffer Attische Genealogie [2754] 219. Preller-Robert Griech. Myth. 749, 4). In Kyzikos nannte man sie αἱ Δέσποιναι, IGA 501 (§ 40). In Boiotien (§ 9) hatte die Stadt Πότνιαι von ihnen ihren Namen; an der Mykale (§ 33) wurden sie als θεσμοφόροι ἁγναὶ Πότνιαι angerufen. Vgl. auch Soph. Oid. Kol. 1050. Θεσμοφόροι in Pergamon (§ 39) und auch sonst. Dass D. und Kore je unter dem Namen Σεμναί verehrt worden sind, lässt sich wohl nicht beweisen (E. Rohde Psyche² I 210, 1).

In der Peloponnes und in Eleusis ist D. oft mit Hades (Pluton) nah verbunden. Diese Verbindung ist offenbar da zuerst erfolgt, wo D. und Kora in einen näheren Cultverkehr getreten sind. Dem unterirdischen Götterpaar hat sich die achaeische D. angeschlossen. Nach dem Vorgang P. Foucarts Bull. hell. VII 1883, 403 ist vielfach (so z. B. von G. Loeschcke Die Enneakrunosepisode bei Pausanias, Dorpater Progr. 1883, 16) behauptet worden, dass der pelasgischen Religion ein Dreiverein chthonischer Gottheiten, d. h. eine Trias von Pluton, Demeter, Kora – Zeus Chthonios, D., Kora und ähnliche, eigen war. Dass in der That die Dreizahl in dem chthonischen Cult eine sehr grosse Rolle spielt (Diels Sibyllinische Blätter 40, 1), ist unbestreitbar. Unbestreitbar ist auch, dass die Dreizahl chthonischer Gottheiten weit verbreitet ist; aber nicht bewiesen ist, dass diese Dreizahl ein Eigentum der pelasgischen Religion gewesen ist. Kora und Hades scheinen vielmehr alte peloponnesische Gottheiten gewesen zu sein, zu denen die achaeische D. auch erst später hinzugetreten ist, genau wie D. auch erst später zu den beiden männlichen Kabiren als Cultgenossin hinzugetreten ist.

Für Arkadien ist die Verbindung der D. mit Poseidon charakteristisch. Poseidon wurde hier als Hippios verehrt und trat durch diese Function als Schützer der Pferde, die an seinen Flüssen, Bächen und Quellen getränkt wurden, in nahe Beziehung zu Viehzucht und Ackerbau und damit zur D., die eine einheimische Erdgöttin verdrängt hatte (§ 27). Erst später wurde er dann als die Identification der alten arkadischen Göttin mit der achaeischen D. erfolgt war, auch zum Vater der Kora. Poseidon, der ursprünglich der Gott der fliessenden Gewässer auf der Erde und nicht etwa gleich der Gott des ewigen, aber unfruchtbaren Meeres war, wurde namentlich in seiner Eigenschaft als φυτάλμιος Cultgenosse der D., so in Trozen, wo Poseidon mit Leis den Althepos zeugt, der ein Heiligtum der D. Thesmophoros gründet, neben der Poseidon eben als φυτάλμιος verehrt wurde; s. § 24 und Preller-Robert Griech. Myth. I⁴ 586. So empfing auch Poseidon φύκιος zusammen mit D. Chloë in Mykonos am 12. Posideon ein Opfer (Dittenberger Syll.² 615, 9ff.). In Eleusis, wo Poseidon auch an dem Haloenfeste teil hat, wurde er als πατήρ verehrt (Paus. I 38, 6) und erinnert durch diese Bezeichnung an seine alte peloponnesische Cultverbindung mit D. Auf dem Kolonos Hippios bei Athen wurden beide Gottheiten nebeneinander verehrt (§ 28).

Am weitesten verbreitet ist aber die Cultverbindung der D. mit Dionysos, die Vereinigung der beiden Gottheiten, denen am meisten der Schutz der Felder anbefohlen ist. D. ist die [2755] Bringerin der ξηρὰ τροφή, während dem Dionysos die ὑγρὰ τροφή verdankt wird. Sie greifen hier und da in das Gebiet der anderen Gottheit über, wie z. B. D. in Attika von den Phytaliden als Bringerin der ersten Feige verehrt wurde, während sonst gerade diese Frucht dem Dionysos geheiligt ist. Im allgemeinen aber ist die Trennung der Gebiete immer bewahrt worden; sie spricht sich auch deutlich in den Personen des Triptolemos und des Ikarios aus. Triptolemos verbreitet die Ähre, die Gabe der D., durch alle Lande; Ikarios bringt die Weinrebe als Bote des Dionysos. So hat auch die Vasenmalerei des 6. Jhdts. v. Chr. diese beiden Heroen in diesem Sinne oft als Gegenstücke dargestellt. Die Beziehung der eleusinischen D. zum Dionysos-Iakchos beruht aber auf anderen Voraussetzungen; vgl. darüber die Artikel Eleusis und Iakchos.

Eine der Naturgöttin D. sehr ähnliche Göttin war die mütterliche Göttin der Kleinasiaten, die unter den verschiedensten Namen verehrt wurde, aber überall wesensgleich blieb als die grosse Mutter der ganzen Natur. In Kreta hiess diese Göttin Rhea, was nach einigen Sprachforschern eine Nebenform für γέα δέα ist und also auch Erde bedeutet (Preller-Robert Griech. Myth. I⁴ 638), und wurde dort zur Mutter des Zeus. Von dieser alten orientalischen Gottheit mag die achaeische D. manchen Zug entlehnt haben. Die beiden Göttinnen schienen den Hellenen so nahverwandt zu sein, dass bald ihre Gleichsetzung erfolgte. Im 5. Jhdt. v. Chr. kommt die Identification von D. und Rhea oft vor, z. B. wenn Pind. Isthm. VII 3 den Dionysos πάρεδρος χαλκοκρότου Δαμάτερος nennt (vgl. Lobeck Aglaopham. II 1225). Ein classisches Zeugnis für diese Gleichsetzung ist namentlich das Chorlied in Euripid. Helena 1301ff., das die Trauer der Mutter um ihr geraubtes Kind behandelt. Sehr schwierig ist aber die Frage nach dem Verhältnis der klein-asiatischen Göttermutter zu der athenischen Meter, die von der Mitte des 5. Jhdts. an freilich ganz mit Rhea-Kybele identificiert wurde. Ursprünglich scheint die Meter von Athen, deren heiliger Bezirk (Μητρῷον) am Markte in der Nähe des Rathauses als Staatsarchiv diente, nur eine andere Form der D. Οεσμοφόρος gewesen zu sein (Preller-Robert Griech. Myth. I⁴ 651).

Von sonstigen Cultverbindungen der D. mit anderen Gottheiten sind zu erwähnen: D. Θεσμοφόρος als Göttin des intimsten Frauenlebens zusammen mit Hera, der Schützerin der Ehe, z. B. in Paros, Ἀθήναιον V 1876, 15 nr. 5: Ἐρασίππη Πράσωνος Ἥρῃ Δήματρι θεσμοφόρῳ καὶ Κόρῃ καὶ Διὶ Εὐβουλεῖ καὶ Βαβοῖ; D. mit Athena Ἀλέα zusammen in Tegea, Lebas-Foucart 337i, mit Artemis in der grossen von Damophon geschaffenen Cultgruppe des Tempels von Lykosura (§ 27) und auf dem Isthmos (§ 22). Aischylos hat Artemis nach Herod. II 156 direct als Tochter der D. bezeichnet. Die nahe Beziehung der Hekate zu D. spricht sich namentlich in dem Mythus vom Raube der Kore aus (Preller-Robert Griech. Myth. I⁴ 306). Apollon und D. auf dem Vorgebirge Triopion (§ 32) und in Messenien (Bd. I S. 2118). Über D. und Asklepios vgl. § 24 und 28. Dass die Göttin des Ackerbaus auch zum Kreise der Nymphen in enge Beziehung getreten [2756] ist, würden wir mit Fug und Recht annehmen dürfen, auch wenn es nicht überliefert wäre. Wie die Nymphen so oft Ὄμπνιαι heissen, wird sie auch als Ὀμπνία (§28) verehrt (Preller Demeter und Persephone 324). D. und Kora auf dem Weihrelief athenischer Wäscher an die Nymphen Conze Beschreibung der antiken Sculpturen des Berliner Museums 264 nr. 709; vgl. Athen. Mitt. XVII 1892, 134. Bald wurde den Nymphen dann auch eine bestimmte Stelle im Mythus der D. zugewiesen; sie sollten der D. die erste Feldfrucht gezeigt und zuerst den Weg zu Sitte und Cultur gewiesen haben, Schol. Pind. Pyth. IV 104. Über D. und die lemnischen Nymphen s. § 14. Antipatros von Thessalien dichtete von den das Korn mahlenden Nymphen: Δηὼ γὰρ Νύμφαισι χερῶν ἐπετείλατο μόχθους (Anth. Pal. IX 418). In Eleusis ist das Nymphenrelief Bull. hell. V 1881 Taf. 7 gefunden worden. Über D. und die Kabiren s. § 14 und den Art. Kabiroi.

V. Feste der Demeter.

46. Τὰ ἐν Ἄγρας, § 28.

Ἁλῷα, in Eleusis und Athen § 28.
Ἀρκάδια, § 27.
Δημήτρια, Attika § 28: vgl. Schol. Arist. Ran. 338.
Ἐλευhύνια, Sparta § 16.
Ἐπικλείδια, Athen § 28.
Ἀπικρήναια, Lakonien § 16.
Ἐπισκάφια, Rhodos § 12.
Ἑκρήνια (Ἑρκύνια?), Lebadeia § 9.
Εὐρυθίνια, Hesych. s. Εὐρυθίωνι· τάφοσ ἐπ’ Εὐρθίωνι. καὶ ἑορτὴ Δήματρος. καὶ παιγμάτια ἐν τοῖς σκτοταρίοις.
Εὐχαριστήρια, Athen § 28.
Θαλύσια, Kos § 12.
Καλαμαῖα in Eleusis, Preller-Robert Griech. Myth. I⁴ 781.
Μεγαλάρτια, Delos § 13 (vgl. dazu Dittenberger Syll. II² 438, 175).
Μυστήρια, s. namentlich § 28 und die Art. Eleusis und Mysterien.
Προακτούρια, s. den Art. Eleusis und Preller–Robert Griech. Myth. I⁴ 773, 3.
Προηρόσια s. Art. Eleusis und Preller-Robert Gr. Myth. I⁴ 773, 3.
[Προλόγια, Hesych. s. v. θυσία πρὸ τῶν καρπῶν τελουμένη, ὑπὸ Λακώνων].
Προχαριστήρια (= Προσχαιρετήρια), Frühlings-)fest in Athen, s. Εὐχαριστήρια und den besonderen Artikel.
Στήνια, Teil des athenischen Thesmophorienfestes, Preller-Robert Griech. Myth. I⁴ 778.
[Συγκομιστήρια, zur Zeit des Schol. B Il. X 534].
Χθόνια, Hermione § 25.
Χλοῖα, Eleusis § 28.
VI. Mythen der Demeter.

47. Wenn es auffallend ist, wie selten D. im Mythus erscheint, so hängt das damit zusammen, dass schon früh ein Mythus in fast allen griechischen Landschaften überwiegendes Gewicht gewonnen hat, der Mythus von der durch Hades geraubten Kora und ihrer Suche durch D.; diese drei ursprünglich unabhängig von einander verehrten chthonischen Gottheiten sind durch diese Sage eng verbunden worden. Die spätere Legende fasst den Raub der Kora als eine brutale That [2757] des Hades auf, der als frecher Räuber gekennzeichnet wird, während die älteste Bedeutung des Raubes offenbar eine ganz andere ist; der Raub ist nur eine Form der Brautwerbung, die uns namentlich aus der Peloponnes bekannt ist, in der auch heute noch zum Teil die Sitte des Brautraubes herrschen soll. Wie in so vielen hellenischen Culten ist der Mittelpunkt des Cultes der Unterirdischen ein ἱερὸς γάμος, der hier durch einen Brautraub zu stande gekommen ist. D. hat in dem Mythus die Rolle der vereinsamten, ihre Tochter überall suchenden Mutter, die bald hier bald dort einkehrt und überall gastliche Aufnahme bei den alten Landeskönigen findet; nirgends aber ist ihre Epiphanie berühmter geworden als in Eleusis, von der der IV. homerische Hymnos, ein für Eleusis gedichteter ἱερὸς λόγος, berichtet. Poesie und bildende Kunst haben darin gewetteifert, diesen Mythus zu verherrlichen; vgl. darüber R. Foerster Raub und Rückkehr der Persephone 1874 mit den Nachträgen Philol. Suppl. IV 633. Overbeck Griech. Kunstmythologie II 590ff. und unter SperrSchrift. Erst ein zweites Stadium dieses Mythus ist es, wenn durch ihn der ewige Wechsel in der Natur symbolisiert wird, das Absterben der Natur im Herbst und ihr neues Werden im Frühling. Entstanden ist dieser tiefere Hintergrund des Mythus erst, als sich der Cult der Kora dem ursprünglich unabhängigen der D. angeschlossen hat. Es wird sicher eine Form des Mythus gegeben haben, in der von alledem noch nicht die Rede war, sondern wo eben der Raub nur eine Art des ἱερὸς γάμος war, der der gewöhnliche Ausdruck für die Cultvereinigung einer weiblichen Gottheit mit einer männlichen war; man vgl. z. B. den ἱερὸς γάμος der beiden thessalischen Heilgottheiten Iason und Medeia, aus dem sich die spätere Medeiasage durch das Epos und die Tragoedie (Euripides) entwickelt hat.

Die gastliche Aufnahme der ihr Kind suchenden D. bei den alten Landeskönigen, denen sie zum Dank ihre Gaben schenkt, ist nur ein Teil des Mythus vom Raub der Kore durch Hades und muss im Zusammenhang mit Kore behandelt werden. Über D. und Erysichthon s. § 2 und den Art. Erysichthon; über D. und Iasion s. § 11 und den Art. Iasion. Hier bedarf es nur noch eines Hinweises auf die Sagen, in denen D. um den Besitz eines Landes mit einer anderen Gottheit streitet. Um den Besitz von Campanien streitet sie sich mit Dionysos nach Plin. n. h. III 60; um Sicilien mit Hephaistos. Bei letzterem Streit ist die Aitna Schiedsrichterin; Simonides bei Schol. Theocr. I 65. Diese wie die Parallelsagen anderer Landschaften (Preller-Robert Griech. Myth. I⁴ 203; 1) werden der attischen Sage von Athenas und Poseidons Streit um Athen nachgebildet sein.

VII. Cultnamen der Demeter.

48. Vgl. zu der folgenden Zusammenstellung G. Wentzel Ἐπικλήσεις sive de deorum cognominibus per grammaticorum graecorum scripta dispersis, Gottingae 1889. VII 49).

A. Namen, deren Herkunft überliefert ist.

ἁγνὴ θεά, Akrai § 29; Tauromenion § 29; vgl. Studemund Anecd. var. 270.
Ἁδηφαγία, Sicilien § 29.
Ἀκαρθία § 3.
Ἀμμάς, Hesych. s. v.
[2758]
Ἀμφικτυονίς, Anthela § 5.
Ἀνησιδώρα, Phlya § 28; vgl. Studemund Anecd. var. 27.
Ἀξίερος, Samothrake § 14.
Ἀχαιίη, Aphidna § 28; Athen § 9. 28, s. Κουροτρόφος; Ἀχέα, Boiotien § 9; die Ἀχαία δεκάμαζος in Ikonion (Kaibel Epigr. gr. nr. 406) ist sehr problematisch.
Γεφυραία, Tanagra § 9.
δο-- -- --, Stratonikeia § 36.
ἡ καλουμένη ἐν ἕλει, Arkadien § 27.
Ἐλευθία, Hippola § 16; Ἐλευθυία, Latos § 11; Ἐλευσία, Sparta § 16; Ἐλευσινία, Arkadien § 27; Attika § 28; Ephesos § 33; Gythion § 16; Helos § 16; Keleai § 21; Kreta § 11; Mykale § 33; Plataiai § 9; Stratonikeia § 36; Thera § 12; Therai im Taygetos § 16.
Ἐνδρομώ, Halikarnass § 32.
Ἐνελυσκίς, Samos § 33.
Ἐνναία § 29.
Ἐπιλυσαμένη, Syrakus § 29; Tarent § 30.
Ἐπιπόλα, Lakonien § 16.
Ἐποικιδία, Korinth § 22.
Ἐπωπίς, Sekyon § 20.
Ἐπινύς, Arkadien § 27.
Ἕρκυννα, Lebadeia § 9.
Ἑρμιόνη, Syrakus § 29.
Ἑρμοῦχος, Delphi § 7.
Ἐρυσίβη, Lydien § 34.
Εὐετηρία ?, Isthmos § 22.
Εὐρυόδεια, Skarpheia § 6.
Εὐρώπη, Lebadeia § 9.
Εὔχλοος, Athen § 28.
Θερμασία, Hermione § 25.
Θεσμία, Pheneos § 27.
Θεσμοφόρος, s. § 43.
Θουρία § 30.
Ἱμαλίς, Syrakus § 29.
Ἰουλώ in Delos? vgl. Athen. XIV 618 D. E und dazu Usener Götternamen 282.
ἐφ’ ἱπποδρόμῳ, Olympia § 18?
Καβιρία, Theben § 9.
Καρποφόρος, Athen § 28; Ephesos § 33; Epidauros § 24; Kilikien § 38; Kios § 40; Lesbos § 39; Lydien § 34; Paros § 13; Pergamon § 39; Phrygien § 35; Tegea § 27.
Κιδαρία, Pheneos § 27.
ἐγ Κολωναῖς, Erythrai § 33.
Κουροτρόφος Ἀχαία, Athen § 28.
Κρισήη, Orchomenos § 9.
Κυρήτα, Knidos § 32.
Λερναία, Argos § 23.
Λουσία. Arkadien § 27.
Μαλοφόρος, Megara § 10; Selinunt § 29.
Μεγάλαρτος, Skolos § 9.
Μεγαλόμαζος, Skolos § 9.
Μέλαινα, Phigaleia § 27.
Μυκαλησσία § 9.
Μυσία, Argos §23; Pellene § 19.
Ξιφηφόρος, Boiotien § 9.
Ὁμολωΐα, Theben § 9.
Ὁμόνοια, Peiraieus § 28.
Ὀμ[πνία], Athen § 28.
Ὀρεία, Lydien § 34; Οὐρέη, Amorgos § 13.
Παμπανώ ?, Herakleia am Pontos § 40.
Παναχαία, Aigion § 19.
[2759]
Παντελείη ?, Epidauros § 24.
Πασικράτεια, Selinunt § 29.
Πελασγίς, Argos § 23.
Ποταριοφόρος, Antheia § 19.
Πότνιαι, Boiotien § 9; s. Mykale § 33.
Προ ––, Boiotien § 9.
Προστασία, Sekyon § 20.
Πρόσυμνα, Argos § 23.
Πυθόχρηστος, Erythrai § 33.
Πυλαία, Antheia f 5. 1
Ῥαριάς § 28.
Σιτώ, Syrakus § 29.
Στειρῖτις § 7.
Ταυροπόλος, Kopai § 9.
Φρεά[ῤ]ῥοος, Athen § 28.
Χαμύνη, Olympia § 18.
Χθονία, Hermione § 25; Sparta § 16.
Χλόη, Attika § 28, s. Εὔχλοος; Mykonos § 13.
Χρυσάορος ?, Eleusis § 9. 42.
Ὡρία, Smyrna § 33. 2

B. Von Cultnamen, die sich ihrer Herkunft nach nicht näher bestimmen lassen, sind noch folgende hervorzuheben:

Ἀζησία, Hesych. s. v. (ἀπὸ τοῦ ἀζαίνειν τοὺς καρπούς, vgl. Sophokles bei Nauck frg. trag.² frg. 894).
Ἀλιτηρία Δ. καὶ Ζεὺς Ἀλιτήριος, Etym. M. 65, 41.
Ἀμφιμυσίων, Hesych. s. v. = ἀμφὶ Μύσαιον s. o. unter Argos (§ 23) und Pellene (§ 19).
Ἀναξιδώρα, Hesych. s. v. (ἡ ἀνάγουσα καὶ ἀνιεῖσα τοὺς καρπούς).
Ἀχηρώ, Hesych. s. v.
Βοτείρα, Βωτιανείρα, Studemund Anecd. varia 270.
Γραῖα, Hesych. s. v.
Ἑλλήγηρις, Hesych. s. Ἀχηρώ.
Ἐλουσία, Hesych. s. v. = Λουσία.
Ἐνεργίδα, Hesych. s. v.
Ἐπίασσα, Hesych. s. v.
Εὐαλωσία, Hesych. s. v. (ὅτι μεγάλας τὰς ἅλως ποιεῖ καὶ πληροῖ).
Εὐάνασσα, Hesych. s. v.
Ζείδωρος, Studemund Anecd. varia 270.
Καῦστις, Hesych s. v.
Φλειά, Studemund Anecd. varia 270.
Φυσίζωος, Studemund Anecd. varia 270.
Ὠπίς, Hesych. s. Ἀχηρώ.
VIII. Art der Cultstätten der Demeter.

49. Dass eine Göttin wie D., der das intimste Frauenleben und die tiefste Stille des Menschen- E herzens geweiht sind, die Stätte ihrer Verehrung fern von dem wogenden Leben der Stadt sucht, ist selbstverständlich. Namentlich wo ihr Mysterien gefeiert werden, ist Ruhe und Abgeschiedenheit für den Ort ihres Cults eine Hauptbedingung. Sicher werden auch in Thessalien, wo zuerst der Landmann seine Gebete zur Mutter Erde hinaufschickte, die Cultstätten der D. fern von den Städten und Burgen, in der Nähe der Felder, auf die der Segen der D. herabgefleht wird, gelegen haben. Im einzelnen giebt hierüber Abschnitt II über die Verbreitung des D.-Cults Aufschluss; im allgemeinen vgl. aber den locus classicus Vitruv. I 7, 30 p. 29. 19 Rose²: item Cereri extra urbem loco, quo non omnes semper homines nisi per sacrificium necesse habeant adire, cum religiose caste sanctisque moribus is locus debeat tueri und dazu G. Loeschcke [2760] Die Enneakrunosepisode bei Pausanias, Dorpater Progr. 1883, 18. Hierzu stimmt es, dass es manchmal eine Quelle ist, in deren Nähe D. ihren Cult hat, so z. B. bei Poiessa auf Keos (§ 13) und in Patrai, wo vor ihrem Heiligtum eine Quelle lag, die mit einem merkwürdigen Heilorakel verbunden war (§ 19); vgl. auch das Fest Ἐπικρήναια in Lakonien (§ 16). Über D. und die Nymphen s. § 45. Am Hafen lag das D.-Heiligtum in Samothrake (§ 14). Auch da, wo D. auf den Höhen verehrt wird, wie das z. B. für Amorgos, Paros, Priene bezeugt ist, beruht die Wahl ihres Cultorts auf derselben Vorstellung; dieser Göttin gebührt ein einsamer, stiller Ort, wohin der Lärm der Städte nimmer dringt. So viel ich sehen kann, ist Höhencult der D. hauptsächlich für den griechischen Osten bezeugt, so dass die Vermutung naheliegt, dass hier der Bergcult der kleinasiatischen Meter eingewirkt hat (vgl. § 34). Über D.-Cult auf einzelnen Burgen s. § 43.

IX. Demeter bei den Dichtern.

50. Als Göttin des Ackerbaus und der Fruchtbarkeit der Erde erscheint uns D. vor allem von den Dichtern gefeiert durch folgende Epitheta, für die die Belege bei C. Bruchmann Epitheta deorum quae apud poetas Graecos leguntur, Lpzg. 1893, 73ff. zu finden sind: ἀγλαόδωρος, ἀγλαόκαρπος, ἀλωαίη, ἀλῳάς, ἀμαλλοτόκος, ἀμαλλοφόρος, αὐξιθαλής, βότειρα, δεκάμαζος, δρεπανηφόρος, ἐπόγμιος, εὔκαρπος, εὐρυάλως, εὐστέφανος, ζείδωρος, ζῳοδότειρα, ζῳοτόκος, θαλυσίας, θρέπτειρα θεῶν προπάντων, καλλιστέφανος, καρποδότειρα, καρποποιός, καρποτόκος, λικμαιή, ξανθή (s. Preller-Robert Griech. Myth. I⁴ 767), ὀμπνια, παμμήτειρα, πανδώτειρα, πλουτοδότειρα, πολύκαρπος, πολύσταχυς, πολύσωρος, πολύτεκνος, πολύτροφος, πολυφόρβη, πουλυμέδιμνος, πουλυφόρος, πυροφόρος, σπερμείη, σταχνηκόμος, σταχυοπλόκαμος, σταχυοστέφανος, σταχυοτρόφος, σωρῖτις, φερέσβιος, φερέσταχυς, φιλόπυρος, φυσίζῳος, χλοοκάρπος, ὡρηφόρος. Nächst dem Ackerbau und der Sorge um die Fruchtbarkeit der Erde sind es natürlich die eleusinischen Mysterien und die Thesmophorien, die den Dichtern Anlass zu einer Reihe von Epitheta gegeben haben (s. C. Bruchmann a. a. O.): ἁγνή, ἁγνοπόλος, Ἐλευσινία, εὐώδιν, ἑστιοῦχος Ἐλευσῖνος χθονός, μύστις, νήστειρα, ὀλβιοδῶτις, σεμνή, σεμνοτάτη, χθονίη. Vielgenannt wird von den Dichtern auch ihr Verhältnis zur Tochter: ἀγλαόπαις, διώνυμος, κουροτρόφος κούρη, μήτηρ (μάτηρ), παιδοφίλη, φιλότεκνος.

X. Attribute.

51. D.s häufigste Attribute sind aus ihrer Function als Göttin des Ackerbaus entlehnt. Sie versinnbildlichen ihre Beinamen εὔκαρπος, πολύκαρπος, καρποφόρος u. s. w. So stellen sie die Monumente namentlich mit einem Ährenbündel in der Hand dar, das sie oft auch dem auf einem Wagen vor ihr sitzenden, zur Ausfahrt in ferne Lande, wohin er die Frucht der D. bringen soll, bereiten Triptolemos reicht. Daneben ist der Mohn ihr vernehmlichstes Attribut, den sie oft zusammen mit einigen Ähren in der Hand hält. Beide Pflanzen, die so oft auf dem Felde zusammenstehen, sind so auch in der Hand der Göttin des Ackerbaus vereinigt. Bildende Künstler verkörpern so ihre Erscheinung, und in der Phantasie [2761] der Dichter erscheint sie nicht anders; vgl. Theokrit. VII 156 von D. ἁλωίς, ἁ δε γελάσσαι δράγματα καὶ μάκωνας ἐν ἀμφοτέραισι ἔχοισα mit dem Schol. τὴν Δήμητρά φησι μὴ μόνον ἀστάχυς ἀλλὰ καὶ μήκωνας ἔχειν. Vgl. Mannhardt Mythologische Forschungen 235. Bei Kallimachos hymn. VI 42 nimmt D. die Gestalt ihrer Priesterin Nikippa an, τάν οἱ πόλις ἀράτειραν δαμοσίαν ἔστασεν, ἒείσατο, γέντο δὲ χειρὶ στέμματα καὶ μάκωνα. Der alte Name Sekyons hiess Mekone; man suchte diesen aus der Erzählung zu erklären, dass D. hier zuerst den Mohn gefunden habe (§ 20). Vgl. auch Serv. Georg. I 78. 212. Auch der mit Blumen, Ähren und Früchten aller Art gefüllte Kalathos ist sehr oft ein Attribut der Göttin. Von Früchten ist es namentlich die Granate, die wir oft in der Hand der Göttin finden.

Von Tieren ist ihr besonders das Schwein geheiligt, mit dem wir sie in Terracotten öfters dargestellt sehen. Die nahe Beziehung des Schweins zu dieser Gottheit erklärt sich einmal aus seiner üppigen Fruchtbarkeit, durch die es als Opfer und Attribut der Göttin besonders geeignet scheint, und dann aus der kathartischen Wirkung, die man namentlich dem Blute des Schweins zuschrieb; vgl. Aisch. Eumen. 283 καθαρμοῖς χοιροκτόνοις. Schol. Aristoph. Ran. 338; vgl. Stengel Griech. Kultusaltert.² 1898, 108. Preller-Robert Griech. Myth. I⁴ 796, 2. Diels Sibyllinische Blätter 48. So spielt das Schwein in allen kathartischen Culten der D. eine wichtige Rolle, namentlich aber in dem eleusinischen. Vgl. dafür das von E. Caetani-Lovatelli Bull. comun. di Roma 1879 (= Antichi monumenti illustrati, Roma 1889, 25) veröffentlichte Marmorgefäss mit einer eigentümlichen Darstellung einiger Culthandlungen der eleusinischen Mysterien, die sich auch auf andern Monumenten wiederholt findet. Neben dem Schwein kommt als Opfer der D. natürlich hauptsächlich die Kuh vor, die ihr als Göttin des Ackerbaus oft dargebracht wird; vgl. z. B. das Opfer in Hermione (§ 25). Von Tieren steht dann noch der Kranich in besonderer Beziehung zur D., weil er im Altertum als Wetterprophet galt (s. z. B. Hesiod. Erga 448 φράζεσθαι δ’, εὖτ’ ἂν γεράνου φωνὴν ἐπακούσῃς ὑψόθεν ἐκ νεφέων ἐνιαύσια κεκληγυίης· ἥ τ’ ἀρότοιό τε σῆμα φέρει καὶ χείματος ὥρην δεικνύει ὀμβρηροῦ). Porphyrios de abstin. III 5 p. 193, 9 Nauck² bezeichnet den Adler als κῆρυξ des Zeus, den Habicht und Raben als den des Apollon, den Storch als den der Hera, die Eule als den der Athena und den Kranich als den der D. So steht denn der Kranich neben der D. auch in dem Vasenbild mit dem Auszug des Triptolemos bei Gerhard Auserl. Vasenb. 46.

Mancherlei Attribute gelten aber auch der D. als der Göttin der Mysterien und der Unterwelt, wie diese Seite auch schon bei dem Schwein hervorgehoben werden musste. So deutet die Fackel in ihrer oder der Tochter Hand ihre kathartische Bedeutung an; denn das Feuer reinigt und heiligt nach der Vorstellung des Altertums; vgl. Diels Sibyllinische Blätter 47. Im Cult von Eleusis kannte man Fackeln von besonderer Form, die auf einzelnen Monumenten abgebildet sind; wahrscheinlich waren sie mit Myrtenzweigen besteckt; vgl. Preller-Robert Griech. Myth. I⁴ 797, 2.

D.s Beziehung zur Erde deutet die Schlange [2762] an, die wir entweder allein oder aus der Cista mystica sich emporringelnd oft neben D. dargestellt finden. Vgl. auch hiefür das von E. Caetani-Lovatelli publicierte Marmorgefäss; um den Schoss der auf einem mit einem Fell bedeckten Throne sitzenden D., die in der Rechten ein Ährenbündel, in der Linken eine grosse Fackel hält, ringelt sich eine grosse Schlange, die der neben D. stehende Myste liebkost. In Eleusis sind auch die Reste einer grossen Schlange aus Terracotta gefunden worden; s. Preller-Robert a. a. O. 791, 2. Von Pflanzen scheinen ihr als Göttin der Weihe und der Reinigung besonders die überhaupt dem chthonischen Cult eigentümlichen Blüten und Blätter der Myrte (E. Rohde Psyche² I 220, 2), des Asphodelos (s. o. Bd. II S. 1732) und des Narkissos, den Persephone pflückte, als sie Hades überraschte (Soph. Oid. Kol. 684: νάρκισσος, μεγάλαιν θεαῖν ἀρχαῖον στεφάνωμα) geheiligt zu sein.

XI. Demeter in der bildenden Kunst.

52. Bis die Mysterienculte den D.-Cult zu einer ungeahnten Bedeutung entwickelt haben, sind ihre Cultbilder offenbar nur sehr bescheiden gewesen, von Bauern, die der Göttin des Ackerbaus zunächst allein huldigten, für die Dorfheiligtümer gestiftet. Demnach ist unsere Kenntnis von den ältesten D.-Bildern ausserordentlich beschränkt. Wir sind fast nur auf die hier wenig ausgiebige litterarische Tradition angewiesen; denn die Deutung der archaischen Terracotten, die für D. in Frage kommen könnten, ist durchaus nicht unbestritten. Garnichts können wir z. B. mit einer Nachricht bei Paus. II 13, 5 anfangen, nach der sich in Phleius in einem D.-Tempel neben dem Theater καθήμενα ἀγάλματα ἀρχαῖα befanden, und noch weniger mit den Goldelfenbeinbildern im Heraion von Olympia, die dem Paus. V 17, 3 ἐς τὰ μάλιστα ἀρχαῖα erschienen, und dem ἄγαλμα ὀρθὸν λίθου in Drymaia. Etwas durchaus Singuläres ist freilich das älteste Bild der D. Melaina in Phigaleia (o. S. 2734); aber an seiner Existenz können wir heut nicht mehr zweifeln, wie es E. Petersen nach dem damaligen Stande der Wissenschaft (Kritische Bemerkungen zur älteren Geschichte der griechischen Kunst, Plöner Progr. 1871) noch thun musste. Aber die eigentliche D. geht diese Darstellung nichts an; denn das Bild in der Höhle bei Phigaleia stellte eine Localgöttin der Phigaleer dar, die erst später mit D. identificiert wurde. Von dem Bild, das nach Pausanias dies alte Schnitzbild ersetzte und an dem der grosse Künstlername der Onatas haftet, wissen wir so gut wie nichts. Nicht einmal das lässt sich mit Sicherheit entscheiden, ob die ältesten Bilder der D., wofür allerdings die Wahrscheinlichkeit spricht, Sitzbilder gewesen sind. Es ist möglich, dass hier einmal der Fund von Terracotten die Lücke unserer Kenntnis ausfüllt. So scheinen mir die in grösserer Anzahl sowohl auf der Akropolis von Athen als auch in der Unterstadt gefundenen sitzenden Göttinnen aus Terracotta, von denen eine bei F. Winter Archaeol. Anzeiger 1893, 144 abgebildet ist, sicher D. darzustellen; die Göttin sitzt auf einem Thron ohne Lehne; sie hält in der halb erhobenen Rechten eine Frucht und trägt statt der runden Stephane einen polosartigen Kopfschmuck. Eine stehende [2763] D. ist wahrscheinlich in den bei J. Boehlau Arch. Jahrb. III 1888, 343 fig. 26 und 27 abgebildeten Terracotten aus Eleusis und Thisbe zu erkennen. Für die Terracotten ist auf den demnächst erscheinenden Katalog von F. Winter zu verweisen, in dem das ganze Material, nach Typen geordnet, vorgelegt werden wird. Im einzelnen wird aber die Entscheidung, ob D. oder eine andere Göttin dargestellt ist, immer sehr schwierig bleiben, da Kalathos und Polos auf dem Kopfe, Früchte und Blumen in den Händen auch anderen Göttinnen eignen z. B. der Kora und Aphrodite. Sicher scheint aber die Deutung einiger Terracotten von Kamarina, R. Kekulé Terracotten von Sicilien S. 25ff.; Taf. 4, 1–5. Bloch in Roschers Mythol. Lex. II 1342.

Von den berühmten D.-Statuen des 4. Jhdts. v. Chr. sind uns weder Originale noch sichere Copien erhalten. Es gilt dies namentlich von zwei hieher gehörigen Werken des Praxiteles; sowohl von der D., Kora und Iakchos darstellenden Cultgruppe (Paus. I 2, 4. Clem. Alex. Protr. IV 22) als auch von den zu einer Gruppe vereinigten Gottheiten Flora (= Kora), Triptolemos und Ceres, die Plin. n. h. XXXVI 23 als in den servilianischen Gärten befindlich erwähnt. Denn der Versuch A. Kalkmanns Archaeol. Anz. 1897, 136, die von Paus. a. a. O. erwähnte, gewöhnlich dem älteren Praxiteles zugeschriebene Cultgruppe in Athen aus der D. von Cherchel, der Kora der Villa Albani und der berühmten Petersburger Knabenfigur wiederzugewinnen, ist von R. Kekulé von Stradonitz Über Copien einer Frauenstatue aus der Zeit des Phidias, LVII. Berliner Winckelmannsprogramm 1897, 36 nr. 32 mit Recht für irrig erklärt worden. Ebensowenig wissen wir Näheres über die Marmorstatue der D. von der Hand des Atheners Eukleides, die im D.-Tempel von Bura stand (§ 19). Aber auch unter den erhaltenen Statuen und Reliefs der classischen Zeit sind sehr wenige vorhanden, die man mit voller Sicherheit als Bilder der D. in Anspruch nehmen kann, weil die Attribute heute meistens fehlen und sich das übrige Bild von dem anderer matronalen Gottheiten nicht zu unterscheiden pflegt (Preller-Robert Griech. Myth. I⁴ 798). Eine glückliche Combination R. v. Kekules (s. das eben citierte Programm), bei der der Zufall insofern eine Rolle spielt, als sie durch den Fund eines Reliefbruchstücks in Eleusis erst ermöglicht wurde, hat in zwei in den Museen von Cherchel und Berlin befindlichen Frauenstatuen ein D.-Bild aus der Zeit des Pheidias erkannt, das vielleicht im Telesterion von Eleusis aufgestellt war. In dieselbe Zeit gehört das berühmte, jetzt im Nationalmuseum zu Athen Καταλ. 1890/92, 119, ἀρ. 126 befindliche eleusinische Relief, das den von den beiden Göttinnen umgebenen Triptolemos darstellt, und auf dem in der Frau links vom Beschauer D. zu erkennen ist. Dass diese Figur von dem Original der Statuen von Cherchel und Berlin abhängig ist, hat Kekulé a. a. O. 27 mit Recht hervorgehoben. Über die Cultgruppe der eleusinischen Göttinnen in Eleusis s. den Art. Eleusis. Für die Darstellung der D. in späterer Zeit verweise ich auf die sehr sorgfältige Untersuchung von L. Bloch in Roschers Mythol. Lex. II 1339–1379 [2764] und auf die Schrift von Max Ruhland Die eleusinischen Göttinnen. Entwicklung ihrer Typen in der attischen Plastik, Strassburg 1901. Litteratur: L. Preller Demeter u. Persephone, ein Cyklus mythologischer Untersuchungen, Hamburg 1837; Preller-Robert Griech. Mythol. I⁴ 1894, 747–798. F. G. Welcker Griechische Götterlehre I 1857, 385-392. II 1860, 467-571. W. Mannhardt Mytholog. Forschungen, aus d. Nachlass herausgegeben von H. Patzig 1884 (= Quellen u. Forschungen zur Sprach- u. Culturgeschichte der germanischen Völker Bd. LI), 202–350. L. Bloch Kora und Demeter in W. H. Roschers Mythologischem Lexikon II 1284–1379.

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S. 2716 zum Art. Demeter:

S. 2716, 30. Über D. zu Anthele vgl. noch Erotian. Voc. Hippocr. Conl. s. Πύλας. Bürgel Die pylaisch-delph. Amphikt. 143f. Head HN² 341f.

S. 2716, 52. Ein Typus der lokrischen Terrakotten stellt Demeter dar. Furtwängler Sammlung Sabouroff II 14. Farnell Cults of the Greek States III 368f. irrt, indem er die Skarphe, die ein späterer Name für Eteonos in Boiotien war und wo im ἱερόν der Demeter Oidipus begraben sei, mit der lokrischen Skarpheia identifiziert (s. o. Bd. VI S. 711, 60ff.)

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Demeter

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