Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft
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das von Göttern abstammende schnelle Ross des Adrastos
Band II,1 (1895) S. 621623
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Areion (Ἐρίων, auf den Münzen und Vasen der arkadischen Stadt Thelpusa: Kretschmer Kuhns Ztschr. N. F. IX 1888, 164; in den Hss. Ἀρείων; ohne ε bei Hesych. s. Ἀρίων und in einem verstümmelten Hexameter bei Apollod. III 6, 8 mit der Glosse Ἀντιμάχου, wogegen Eustath. Il. XXIII 344 p. 1304, 63ff. und Valckenaer zu Schol. Eur. Phoin. 409), in einem jungen Teil der Ilias (XXIII 346f.) das von Göttern abstammende schnelle Ross des Adrastos. Die Verse setzen die homerische kyklische Thebaïs voraus, in deren frg. 4 Ki. aus Paus. VIII 25, 8 Adrastos sich aus dem Kampf der Sieben um Thebai mit Hülfe (σὺν des A. κυανοχαίτης rettet, nach Bethe (Theban. Heldenlieder 93, 25) entweder auf einspännigem Wagen (gegen Schuchhardt Schliemanns Ausgrab. 196; vgl. Helbig Homer. Epos² 128. 137. 139. 145) oder reitend (vgl. Od. V 371 u. ö. v. Wilamowitz Herakl. II 143f.). Nach Bethe (a. O. 89ff.) birgt diese Thebaïs sich auch hinter den κυκλικοί, ἐν κύκλῳ) des Schol. Townl. ABD Il. XXIII 347 , die A. von Poseidon und Erinys abstammen und durch Poseidon an den Haliartier Kopreus geschenkt werden lassen. Das κυανοχαίτης des frg. 4 hat also Pausanias a. O. richtig als eine Hindeutung auf die Abstammung vom eigentlichen κυανοχαίτης verstanden (ohne Ποσειδῶν, Il. XX 144; Od. IX 536. Hesiod. Theog. 278. Bethe 90). Aus Herakleen stammen die Zusätze dieser Scholien, dass Kopros den A. dem Herakles weiterschenkte und dieser ἐπ’ αὐτοῦ kämpfend (ABD im Wettrosslaufe) mit Kyknos, dem Sohne des Ares, diesen in Pagasai tötete (ABD: im troizenischen Heiligtum des Apollon Pagasaios besiegte); [622] vgl. Eust. z. d. St. p. 1304, 55ff. (ohne Haliartos und Pagasai). Im hesiodischen Ehoienbruchstück Ἀσπὶς Ἡρακλέους 120 heisst A. gross und wird von Iolaos gelenkt. Auch bei Antimachos (Thebaïs frg. 26 Ki. aus Paus. a. O. § 10) ist Adrastos der dritte königliche Besitzer des A. Frg. 25 (aus § 9) jedoch lässt ihn zu Thelpusa (also in Arkadien) neben dem Hain des Apollon Onkaios aus der γαῖα hervorgegangen sein und mit dem schnellen Kairos (s. d.) zusammen ein Gespann bilden. Wenn nun frg. 27 aus Bekker An. 1187 als Vater Poseidon nennt, so braucht darum noch nicht mit Stoll angenommen zu werden, dass Poseidon den A. mit dem Dreizack aus der Erde stosse, was eine Contamination mit dem Mythos vom Poseidonross Skyphios (s. d.) involvieren würde; denn nach frg. 28 (aus Paus. VIII 25, 4) nannte Antimachos Thelpusa als Sitz der Demeter Erinys, vielleicht, wie der citierende Perieget, im Zusammenhang mit dem Ares. Kallimachos ferner (frg. 82 aus Steph. Byz. s. Ἀπέσας) nennt ebenfalls den A. ein ‚arkadisches Ross‘ (also aus Thelpusa), das dem Zeus Apesas zu Ehren (an den Nemeen) lief (ἴθυσεν; Hs. ἔθυσεν corr. Meineke); darum muss mit Bentley (vgl. O. Schneider Callimachea II 456f.) im frg. 207 (aus Tzetz. Kyk. 125 u. 1225) die Ἐρινὺς Τιλφωσσαίη der Überlieferung in Τελφουσσαίη (= Θελπουσαίη) geändert werden (was Bethe 91, 21 nicht berücksichtigt). Arkadische Heimat hat auch Pausanias a. O. Er nennt den Poseidon Ἵππιος und, wie Antimachos, die Mutter Erinys eine Demeter und benutzt den Doppelnamen, um Ἐρινὺς als einen Beinamen und als arkadische Wortbildung (von ἐρινύειν zürnen) hinzustellen und somit ‚wissenschaftlich‘ den Mythos in Arkadien festzulegen, wo er statt Kopreus Onkios, einen Sohn Apollons, als ersten Besitzer des A. und überhaupt einer Rossherde nennt. Auch die Münzen Arkadiens tragen den Ἐρίων (Imhoof-Blumer Journ. hell. Stud. VII 196), eine Namensform, die v. Wilamowitz unter Billigung der älteren Ansprüche Arkadiens gegenüber Boiotien von ἐρινύς abzuleiten scheint (Herm. XXVI 225, 1); dagegen Bethe (a. O. 89ff.), da erstens der arkadische Onkos in der Luft schwebe, während Kopreus von Haliartos (trotz seinem Doppelgänger, dem Sohn des Eleers Pelops) der Tilphossa wirklich benachbart sei; zweitens die boiotische Tilphossa auch durch die Ehe mit Ares und die Geburt des Drachens ausdrücklich mit dem thebaïschen Sagenkreise verbunden sei; drittens Boiotien sich ebenso vortrefflich wie Arkadien wenig zur Pferdezucht eigne (S. 92). Die schlichte Rettung des Adrastos durch A. erzählte Apollodoros III 6, 8 (mit dem Stemma: Poseidon, Demeter, Erinys, A.) und (ohne dies) Strab. IX 404. Hygin. fab. 70. 71. Schol. Eurip. Phoin. 409. Die νεώτεροι des Schol. V Il. XXIII 346 leiten A. von Poseidon und Harpyia ab, andere (ebd.) nennen als Abkömmling von A. die Αἴθη. Nach Claudian IV cons. Honor. 555 war er in den (Rosse-)Stallungen der Nereïden ernährt und aufgezogen. Volucris heisst er, sowie das Pferd, in das sein Vater bei der Erzeugung sich verwandelte, bei Ovid. met. VI 116; vocalis bei Propert. II 34, 37, wo er den Tod des Archemoros mit menschlicher Stimme beklagt. Mit κρείττων übersetzt [623] Eustath. Il. a. O. p. 1304, 61 den Namen Α., also correct vom Positivstamme des Superlativs (ἄριστος, ἀρής, der durch Lykophron 730 (als Epitheton eines Flusses, nach Tzetzes z. d. St. = ἰσχυρός) und im Vocativ durch Il. V 31 (Ἆρες, ἀρές; –◡, ◡◡) gesichert ist (Bekker Homer. Blätter I 195. Scheer Nonnull. Lycophr. loc. explic., Ploen 1876 , 19f. G. Curtius Etym.⁵ 340). Dagegen Crusius Jahrb. f. Phil. CXXIII 289ff. und Immerwahr Kulte und Myth. Arkadiens 114 halten an der Zusammengehörigkeit mit Ares fest, wie das Altertum, das beide Stämme nicht schied: Ἀ.= ὁ βελτίων... ὁ κατὰ πόλεμον (ἄρη) καλλίων (Et. M. 139, 42; vgl. 143, 13. Et. Gud. 77, 19); ἀρειοτέροισι• κρείττοσι.. κατὰ πόλεμον• γίνεται δὲ παρὰ τὸ Ἄρης• κυρίως γὰρ ὁ ἀρείων ὁ κατὰ πόλεμον ἀνδρεῖος. Aber auch der Doppelgänger des A., Skyphios (s. d.), ist ein poseidonisches Wesen; Kopreus, der erste Besitzer, ist als Haliartier Nachbar des onchestischen Poseidonhains, der dritte, Adrastos, selbst ein Poseidon (O. Müller Eumen. 174; vgl. auch seinen Sohn Kyanippos, Apollod. I 9, 13), Areion ein Flussname nördlich vom keraunischen Gebirge (O. Müller Orch.² 227), und ein Ἄρσην ποταμός (erinnernd an den ἄρσην ἵππος, in den Poseidon sich bei der Erzeugung verwandelt. Paus. XIII 25, 5) fliesst bei Thelpusa (§ 1). Poseidonisch ist auch noch die Auffassung in dem etymologischen Mythos bei Tzetzes Lyk. 766, dass Demeter in der Rossherde, in der sie sich vor Poseidons Zudringlichkeiten versteckt, als ξένη ἵππος die ἵππους ἐτάραξε, also als eine weibliche Ταραξίππος, und so sich den Namen Ἐρινύς (= ταραχή) zuzog (Tzetz. Lyk. 766: vor der Begattung; bei Pausanias nach derselben: ὀργίλως ἐπὶ τῷ ξυμβάντι). Aus Ἀρι-Ϝίων (,sehr schnell‘) von Ϝῖ- ‚eilen‘ etymologisiert den ταχὺς ἵππος Ἀδρήστου Maass Indogerman. Forsch. I 166; vgl. W. Schulze Quaest. Epic. 470. Die Mutter Erinys (s. d.) ist mit der Demeter sichtlich erst nachträglich, sicher sogar erst bei Kallimachos, contaminiert, die Anknüpfung an die πλάνη wegen des Raubs der Persephone ist eine rein äusserliche (Paus. a. O.); vgl. Stat. Theb. VI 302ff. und u. Arion.

Nachträge und Berichtigungen

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Band S I (1903) S. 124 (EL)
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S. 623, 40 zum Art. Areion:

Flügel sind beim A. nicht nachweisbar, Hannig De Pegaso, Diss. Vratisl. 1901, 7, 2 (gegen Preller-Robert Gr. Myth. I 590. Overbeck Kunstmyth. III 384. Milchhoefer Anfänge der Kunst 70). Vgl. daselbst S. 5 die Zusammenstellung dieser Rossehen Poseidons mit rossgestaltigen Heroinen, z. B. der am meisten entsprechenden mit Medusa, aus der Pegasos entstammt.

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Band R (1980) S. 41
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Areion

Das Pferd des Adraslos (I 411 Nr. 1). (L) S I.