Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft
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Enstehung und Entwicklung der Etymologie
Band VI,1 (1907) S. 807817
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Etymologika [1] Das Wort ἐτυμολογία, wie Br. Keil mir zeigt, eine Bildung der κοινή (aus dem Ionischen; ἔτυμος fehlt im Attischen), ist erst durch die Stoa aufgebracht worden und erscheint in Titeln zuerst für uns bei Chrysipp (Arnim Stoic. vet. frg. II p. 9, 13. 14). Doch sind die etymologischen Studien älter; wir können vier Epochen unterscheiden.

Erste Epoche. In zwei Kreisen sind diese Studien zunächst ausgebildet worden, in dem Kreise der Philosophen und dem der berufsmäßigen Grammatiker, freilich nur in der kurzen Zeit des Streites über Analogie und Anomalie nach großen [808] Gesichtspunkten und in wissenschaftlichem Sinn. Sie beginnen bei den Grammatikern mit den frühesten Deutungen des alten Epos; unverständlich gewordene Worte mußten, besonders wenn sie zusammengesetzt schienen (z. B. ἀμφιλύκη, ζάθεος), durch etymologische Versuche in ihrem Wert bestimmt werden; schon die Homerparaphrasen der Tragiker setzen eine derartige Tätigkeit voraus, und in der Beschränkung auf dichterische Worte und besonders Wortzusammensetzungen bleibt die ,Etymologie’ Aufgabe auch der alexandrinischen Grammatik bis zu ihrer Blütezeit (Varro de l. l. V 7). Selbst gewisse Regeln für ,die Ableitung eines Wortes ans dem andern’ bilden sich (Varro VI 2 προσθέσει, ἀφαιρέσει, μεταβολῇ, στοιχείων). Doch nicht in ihnen, sondern in der Art der behandelten Worte liegt der Unterschied zu der philosophischen Etymologie. Auch ihr Ursprung fällt früh. Jeder Versuch der Begriffsbildung mußte von selbst zu der Frage der Richtigkeit (ὀρθότης) der Sprache, oder in anderer Wendung zu der Frage nach dem Ursprung der Sprache führen. Ihre verschiedenen Lösungen ergaben praktisch zunächst das gleiche: ob die Worte (φυσικαὶ εἰκόνες der Dinge sind, die sich wie die Sinneswahrnehmungen von selbst und notwendig im Menschen durchsetzen, oder τεχνηταὶ εἰκόνες, willkürliche Versuche, das Wesen eines Dinges nach Möglichkeit in der Bezeichnung auszudrücken, machte dann wenig Unterschied, wenn man dem Wortschöpfer oder den Wortschöpfern der Urzeit wenigstens besondere Weisheit zuschrieb. In beiden Fällen dient die Etymologie, indem sie die αἰτία nachweist, der wissenschaftlichen Erkenntnis, nicht der Sprache, sondern der Dinge. Noch Platon muß sich im Kratylos mit diesen Versuchen auseinandersetzen und zeigt in ihrer Nachbildung die Technik, die sich allmählich, wohl in verschiedenen Schulen, ausgebildet hat. Der Dialog ist für hellenistische Zeit das einzige und immer fortwirkende Denkmal dieser Bestrebungen (Dion. Hal. de comp. verb. 15. 16).

Die Stoa nimmt aus der Sophistik diese Anregungen und schafft ein System, dessen Wahrheit sich in seiner innern Konsequenz erweisen soll (bei der Ausgestaltung hat besonders Chrysipp mitgewirkt). Die ersten Elemente der Sprache setzen sich als (φυσικαὶ εἰκόνες von selbst durch, und zwar zunächst die Substantiva, die sinnlich wahrgenommen werden (dem σῶμα entsprechen), dann die Verba, die durch Reflexion erkannt werden (der ψυχή entsprechen); als Unterscheidungsmittel schließt sich dem ὄνομα das ἐπώνυμον (Adjektiv), dem ῥῆμα das ἐπίρρημα an, hiernach folgen die anderen Wortkategorien. Die Theorie schließt in der weiteren Entwicklung die τεχνηταὶ εἰκόνες nicht aus; auch durch alle Arten der Übertragung (μεταφορά) sind von vorhandenen Worten neue geschaffen; aber diese wortbildende Tätigkeit verläuft in denselben Formen, nach denen unser Denken in der Dialektik arbeitet und nach denen der Redner und Dichter in der gehobenen Rede Neues schafft; so ist auch dieser Teil der Sprache im Grunde φύσει. Eine Etymologie (αἰτία) hat an sich jedes Wort, nur ist sie für viele noch nicht erkannt; die längeren Worte sind in der Regel aus der Zusammensetzung mehrerer entstanden (θάλασσα aus θανάτου ἆσσον οὖσα, κνώσσειν [809] aus κενοῦν τοῦ ὄσσειν); die eigentliche Wortableitung (ὁδίτης von ὁδός) wird zur Flexion gerechnet. Die Richtigkeit des gesamten Systems wird später durch seine Übertragung auf das Lateinische erwiesen: kommt im Griechischen οὐρανός von ὁρᾶν, ὁ πᾶσιν ὁρωμενοσ καὶ φαινόμενος so ist lateinisch caelum κατ’ ἀντίφρασιν benannt von celare; erklärt sich ἠίθεοι aus ᾗ θεοί, so caelibes aus caelites. Da nach stoischer Sitte der Gebrauch der Synonyma und Epitheta bei Homer zum Beweis für die Richtigkeit der Ableitung angeführt wurde, erklärt es sich, daß lateinische Dichter so gern in der Wahl der Epitheta ornantia an die Etymologie schließen. Die Anordnung der stoischen E. können wir aus der großartigen Nachbildung des Aelius Stilo (Grundlage für Varro de l.l. V–VII) und aus dem späten Gedicht des Johannes Mauropus von Euchaita ἐτυμολογικὸν (ἔμμετερον) τῶν τῇ συνηθείᾳ γνωρίμων ὀνομάτων erkennen. Sie ist sachlich und stellt jedes einzelne Wort im Grunde auf sich.

Zweite Epoche. Die jüngere alexandrinische Grammatik (Varro de l. l. V 7) übernimmt von der Stoa den Antrieb, die gesamte Sprache zu erklären, ebenso wie die entscheidenden Begriffe. Aber sie wahrt die aus dem praktischen Leben (Dichterkritik und Obacht auf die Reinheit der Sprache) entnommene Forderung eines Herrenrechtes des technisch gebildeten Grammatikers über die Sprache, die θεσsι (durch Konvention entstanden) ist. Wie sie die gesamte Flexion (κλίσις) der Analogie unterwirft, so auch die Wortableitung (ὁδός, ὁδίτης), welche die Stoa ja zur Flexion rechnet. Wir können den Ursprung dieser Bewegung in der lateinischen Nachbildung des Cosconius verfolgen (Varro de l. l. VI 36). Von dem Verbum, als dem an Flexionsformen reichsten Redeteil, geht er aus; nimmt man etwa 1000 verba primigenia an, deren Entstehung bisweilen zu erklären ist (quaero von quae res?), meist aber unerklärt bleibt, so lassen sich aus ihnen 500  000 Flexionsformen (die abgeleiteten Substantive und ihre Flexionsformen mitinbegriffen) erklären, die durch die Verbindung z. B. mit Präpositionen noch vermehrt werden. Der analogistische Grammatiker erklärt also aus wenigen ἀρχαί den Hauptteil der Sprache und erklärt mehr als der Stoiker. Die Folge ist für die Darstellung zunächst ein Zusammenordnen der aus einem Verbalstamm abgeleiteten Worte, sodann ein Vergleichen der Bildungsformen. Der Hauptvertreter dieser neuen Grammatik ist für uns ein Zeitgenosse Varros, Philoxenos, dessen System zuerst von Usener erkannt und von dessen Schüler H. Kleist (De Philoxeni gramm. Alexandrini studiis etymologicis, Greifswald 1863) dargestellt ist. In seinen ersten Schriften noch ganz im Banne der Stoa, gibt er in seinem Hauptwerk, dem ῥηματικόν, zunächst die von der Stoa behauptete Priorität des ὄνομα vor dem ῥῆμα auf, führt in der Wortableitung die Analogie streng durch und kommt dadurch dazu, aus den Ableitungen alte Verbalstamme zu erschließen. Auf eine relativ geringe Zahl zum großen Teil einsilbiger Verbalstamme (Wurzeln), deren wechselnde Bedeutung wir nicht erklären, sondern nur aus den tatsächlichen Ableitungen (ἐξ ἱστορίας) lernen können, erwächst, wenn nicht die gesamte Sprache, so doch ihr [810] überwiegender Teil. Die stoische Erklärung der Worte als beliebiger Zusammensetzungen fällt selbstverständlich fort; das Wort κνώσσειν wird nicht mehr durch κενοῦν τοῦ ὄσσειν erklärt, sondern setzt einen Stamm κνῶ ,ich liege’ voraus; die lateinische Sprache gibt in den vielen griechischen analogen Etymologien nicht mehr den Beweis dafür, daß alle Sprache φύσει ist; sie ist vielmehr aus denselben Wurzeln wie die griechische erwachsen: aus dem Worte ἁρπῶ, das nach den Ableitungen zu postulieren ist, erwächst durch μετάθεσις rapo und rapio. Das großartige System mußte notwendig zu einer analogistischen Analyse der παθή, der Umgestaltungen führen, die ein Wort im Stamm wie in den Suffixen durchmachen kann. In der Schriftstellerei περὶ παθῶν knüpft die junge Grammatik dabei an die ersten Versuche der älteren (Aristophanes von Byzanz, Varro de l. l. VI 2) an. Daneben dauert die stoische Etymologie teils rein, teils in Vermittlungsversuchen fort; einen solchen vertritt z. B. ein großes etymologisches Werk, das wir teilweise noch aus einem syrischen Scholion des Bischof Jakob von Edessa zu den Predigten des Severus von Antiochia und aus dem erwähnten metrischen Etymologikon des Johannes von Euchaita rekonstruieren können. Letzteres zeigt zugleich, daß selbst größere Werke aus dem Beginn der Kaiserzeit (allerdings in christlicher Überarbeitung) bis tief ins Mittelalter fortbestanden, ohne doch auf die uns erhaltenen Sammelwerke Einfluß zu üben.

Der Kampf der Anomalisten und Analogisten, bezw. Philosophen und Grammatiker hatte noch zu Varros Lebzeiten zu dem Ausgleich geführt, daß letztere vier κανόνες der Sprache annahmen: ἐτυμολογία, ἀναλογία, διάλεκτος (συνήθεια), ἱστορία . Die Etymologie ist notwendiger Bestandteil der Grammatik geworden, der in den Vorschriften über Orthographie wie Wortwahl immer wieder erscheint (schon der früheste Attizist Eirenaios benützt sie ebenso wie Phrynichos, vgl. jetzt Reitzenstein Anfang des Lexikons des Photios 64, 4ff.). Doch gelangt sie weder zu einer klaren Abgrenzung gegenüber anderen Teilen der Grammatik, noch zu einer selbständigen Bedeutung. Ähnlich wie auf lateinischem Gebiet bei Varro und stärker noch bei Verrius Flaccus scheint auf griechischem Gebiet bis über die angebliche Blütezeit der Grammatik, die Zeit Herodians, hinaus der Wert mehr auf eine fleißige Addition als auf eine Kritik des bisher Gesagten gelegt worden zu sein; auch läßt die immer stärkere Betonung der Tradition die Bedeutung der Etymologie als κανών im Bewußtsein zurücktreten und sie nur noch als im Grunde bedeutungsloses gelehrtes Prunkstück mitführen.

Dritte Epoche. Das ändert sich für das Griechische scheinbar im Anfang des 5. Jhdts. durch Oros und Orion (die berühmte Untersuchung ) Ritschls De Oro et Orione, Opusc. I 582ff., ist durch die Erweiterung des Materials vollkommen unbenutzbar geworden). Orion, nach Marin, v. Procli 8 um 425 in Alexandria, später in KonstantinopeL zuletzt in Caesarea tätig, ist Verfasser eines großen, uns nur in Exzerpten erhaltenen Etymologikons (eine Ausgabe hatte seinerzeit Leop. Cohn in Aussicht gestellt). Die vollste Fassung veröffentlichte nach einer Abschrift Larchers aus einer sehr [811] jungen Pariser Handschrift Fr. Sturz, Lpz. 1820; älter, doch sehr viel dürftiger ist die Überlieferung des ersten der von ihm beigefügten Excerpta Koesii (erhalten auch im Vatic. gr. 1456, 10. Jhdt.; das zweite entstammt einer Handschrift des Etym. Gud.) und der von Sturz nach dem Gudianum (S. 611—617) abgedruckte Auszug. Weiteres Material für die Rekonstruktion bietet das Cyrillglossar Bodl. (früher Meerm.) Auct. I. II 11, ferner das orthographische Antistoichar Cryptaferrat. Z α III, der ἕτερος ἀλφάβητος im Vatic. 1456, und vielleicht die Cyrill-Hs. Messan. gr. 167. Die weitaus vollste Fassung bieten die Auszüge des Etym. genuinum (s. u.), eine erheblich geringere die des Etym. Gudianum (s. u.); sie beweisen zugleich, daß auch die von Sturz veröffentlichten Exzerpte wirklich auf Orion zurückgehen (Vermutungen über den ursprünglichen Umfang und das Verhältnis des Orion zu Meletios bei Winter Meletius und Orion, Festschr. z. 250j. Jubelfeier d. Gymn. zu St. Maria Magdalena, Breslau 1893. Die Quellenuntersuchung begründete H. Kleist (s. o. S. 809). Orion ist insofern Vorläufer der späteren großen Sammlungen, als er ohne jede eigene Zutat oder eigenen Gesichtspunkt, was ihm an Quellen zugänglich war, Scholien, lexikalische Werke, Epimerismen und sachlich geordnete Schriften, die Hauptwerke des Philoxenos und neben ihnen stoische Etymologiensammlungen ausschrieb; die Gleichgültigkeit, die schon Herodian gegen die prinzipiellen Unterschiede der beiden etymologischen Schulen zeigt, ist zur vollkommenen Empfindungslosigkeit gesteigert, die zusammenhängenden Darlegungen der einzig wertvollen Hauptquelle, Philoxenos, sind im lexikalischen Interesse in lächerlich oberflächlicher Weise zerrissen. Womöglich noch urteilsloser, aber in der Wirkung auf die Zeitgenossen noch bedeutender war das Werk des Oros (Horus, vor der Mitte des 5. Jhdts.) περὶ πολυσημάντων λέξεων, das uns in zwei dürftigen Exzerpten (Paris, gr. 2830 und 2558, sowie Paris, gr. 2720 = Cramer Anecd. Par. IV 262, 4ff.) erhalten ist. Den zahlreichen Schriften über die Unterschiede angeblich synonymer Wörter (Ammonios, Ptolemaios u. a.) stand eine rein lexikalische Literatur gegenüber, welche die verschiedenen Bedeutungen verzeichnete, in denen dasselbe Wort bei einem bestimmten Autor oder in der Schriftsprache überhaupt erscheint (vgl. für ersteres das Homerglossar des Apion, Sturz Etym. Gud. 601ff.; für das zweite die allerdings unedierten Cyrillscholien des Vallic. E 11). Derartigen Schriften entnimmt Oros den Rahmen und einen Teil des Bestandes, fügt aber aus dem ῥηματικόν des Philoxenos die von jenem nur postulierten Wortstämme, die auch nach dessen Theorie verschiedene Bedeutung hatten, ein, bot also im Gegensatz zu Orion größere Abschnitte des Philoxenos, zwar kläglich verkürzt, aber doch im ursprünglichen Zusammenhang. Die sinnlose Verbindung verschiedener Bestandteile hinderte nicht, daß gerade dies Werk im späteren Schulunterricht üblich wurde. Das zeigt die Epimerismenliteratur (Fragen des Lehrers und Antworten des Musterschülers über einen Autor) in der Zeit, in welcher die sprachliche Schulung hauptsächlich an kirchlichen Schriften gewonnen wird (etwa 7.-9. Jhdt.). Die Psalmenepimerismen wie das Etymologicum Gudianum [812] bewahren reichere Exzerpte aus diesem Werk (die Verschiedenheit der Fassungen erklärt sich aus der Benützung in der Schule).

Da die Etymologie – seltsamerweise ähnlich im Westen wie im Osten – wieder Modespiel geworden ist, erklärt es sich, daß binnen kurzem eine Fülle kleinerer Sammlungen entstehen, in welchen sie in Verbindung bald mit rein lexikalischen oder epimeristischen Elementen, bald mit Scholienexzerpten erscheint. Zu nennen sind etwa: a) das Werk des Methodios (vgl. A. Kopp Rh. Mus. XL 371. Reitzenstein Philologus XLIX [N.F. III] 400); b) das Αἱμῳδεῖν-Etymologicum (Sturz Et. Gud. 617ff.), über das wichtige Aufschlüsse von Luigi di Stefani zu erwarten sind; c) die im Cod. Barocc. 50 an die Orthographie des Choiroboskos angefügte Sammlung von Ἐπιμερισμοί und Ἐκλογαί, die ich früher zu Unrecht mit den im Etymologicum genuinum benützten ἐτυμολόγοι identifiziert habe (die eine übereinstimmende Glosse Ἐνηλύσια genügt zum Beweise nicht). Die Ἐκλογαί gehören in ihrer jetzigen Gestalt erst dem 9. Jhdt. an, sind zwar sicher älter, aber schwerlich jemals so umfangreich gewesen, wie ich früher meinte; d) das im Cod. Laur. S. Marci 304 nach dem Etymologicum genuinum überlieferte Etymologicum parvum (Titel ἐτυμολογίαι διάφοροι ἐκ διαφόρων ἐτυμολογικῶν ἐκλεγεῖσαι), in dem diese Sammlung schon benützt ist, ein lediglich für die Geschichte der byzantinischen Sammlungen wichtiges, außerordentlich dürres Werkchen, das ich früher, durch die falsche Auflösung einer Sigle getäuscht, demselben Verfasser wie das Etymologicum genuinum zugeschrieben habe. Eine volle Übersicht, wie viele derartige kleinere Sammlungen schon vor den großen E. bestanden und auf sie einwirken konnten, läßt sich zur Zeit noch nicht geben.

Vierte Epoche. Die Entstehung jener großen Sammelwerke ist veranlaßt durch das in den vornehmen Kreisen ebenso wie in dem Klerus wiedererwachende Interesse an der klassischen Literatur und den Eifer, die staunenswerten Schätze der Bibliotheken einzelner Bildungszentren wenigstens in Auszügen allgemein zugänglich zu machen. Enzyklopädische Sammlungen aller Art werden von einer Anzahl gelehrter und halbgelehrter Schreiber im Auftrag eines hohen Gönners mehr oder minder fertiggestellt, mit jeder Abschrift von anderen neu bereichert und meist zugleich verkürzt. Da der Gelehrte (der Grammatiker) zum Schreiberdienst herabgedrückt ist, übt er an dem grammatischen Text (Lexikon wie Scholion) das Herrenrecht. Jede neue Individualität und jede neue Bibliothek, zu welcher ein Werk gelangt, üben auf seinen Bestand Einfluß.

1. Das älteste dieser Werke, von mir Etymologicum genuinum benannt, ist uns nur in zwei Hss. erhalten, dem zu Anfang und Schluß verstümmelten, im Text etwas besseren Vat. gr. 1818 (A) und dem Laur. S. Marci 304 (B), welchen E. Miller 1864 zu Florenz auffand (Auszüge aus ihm bietet Paris, gr. 2720, vgl. Cramer Anecd. Par. IV). Das Werk ist ungedruckt. Miller beutete seinen Fund in den Mélanges de litt. grecque (1868) nur flüchtig aus; vor jedem Schluß aus seinem Stillschweigen ist zu warnen, da er durchaus nicht eine Epilation mit dem gedruckten Etymologicum magnum geben, sondern nur einzelnes [813] Wichtige herausheben wollte. Nachträge aus dem von mir gefundenen Vaticanus bieten die Rostocker Indices lectionum 1890/91 und 1891/92 und andere in der Geschichte der griechischen E. erwähnte Einzelpublikationen. Benutzt ist das Werk zuerst in dem VI. Bekkerschen Lexikon (Cod. Coisl. 345, vgl. jetzt Anfang des Lexikons des Photios XXXII), dann von Eustathios u. a. Die beiden Hss. bieten das Werk in stark abweichender Gestalt, A im ersten Buchstaben weit vollständiger (Hunderte von neuen Quellenangaben treten hinzu), ferner in einzelnen Buchstaben um lange Nachträge bereichert, die in B nur teilweise an gleicher Stelle erhalten oder in die alphabetischen Reihen eingearbeitet sind. Das Werk war also noch im Werden. Doch zeigt der Archetypus beider Hss. schon mechanische Beschädigung (vgl. Gesch. d. griech. Etym. 63 und 65 A.) und ist kürzer als die in den unter 2, 3 und 4 angeführten Werken 2 und von Eustathios benutzten Fassungen. Ob das Mehr dieser Fassungen auf nachträgliche Erweiterung aus den gleichen Quellen oder auf eine Verkürzung des alten Bestandes schon in dem Archetypus von A B zurückzuführen ist, wage ich jetzt nicht mehr zu entscheiden (über eine dritte, vielleicht vollere Hs. aus der Bibliothek Bonifacius VIII. vgl. Gesch. d. griech. Etym. 153). Die Hss. sind von je zwei Schreibern (doch nicht denselben) am gleichen Ort etwa am Ende des 10. oder Anfang des 11. Jhdts. geschrieben, das Werk selbst wohl in Constantinopel entstanden. Hierauf weist die Subskription in B, welche der Sophienkirche gedenkt, der staunenswerte Reichtum der benutzten Bibliothek, sowie endlich der auch für die Zeitbestimmung wichtige Umstand, daß Photios in den Nachträgen mehrfach genannt wird, und zwar zu Glossen, die nicht aus seinem Lexikon oder irgend einem bestimmten Werke, sondern nur unmittelbar aus seiner Lektüre stammen können. Der Patriarch benutzte also ein Exemplar des in seinem Hauptbestand fertigen Werkes. Hierzu stimmt, daß das im Etymologicum genuinum ausgeschriebene ῥητορικόν nicht, wie ich eine Zeitlang mit Wenzel annahm, das eigene Lexikon des Photios, sondern ein Vorläufer desselben ist (vgl. jetzt Anfang des Lex. d. Photios 70 und XLVII sowie Berl. philol. Wochenschr. 1893, 137). Ob Photios in der 131. amphilochischen Frage eine vollständigere Hs. des Etymologicum genuinum oder dessen Quelle benützt, wird sich erst entscheiden lassen, wenn klargestellt ist, wie der Archetypus von A B zu den sonst bekannten volleren Fassungen steht. Daß ich früher fälschlich aus einer Sigle (φωτ) im Gudianum gefolgert habe, der Veranstalter des ganzen Werkes sei Photios selbst gewesen, wird Luigi de Stefani demnächst erweisen. Es wird in der ersten Hälfte des 9. Jhdts. entstanden sein. Die Tätigkeit mehrerer anleitender und ausführender Arbeiter wird durch mannigfache Randbemerkungen, die in den Text gedrungen sind, erwiesen; Stellung und Bildung des einen zeigt anmutig Glosse Ἧιχι (Gesch. d. griech. Etym. 66). Seine Aufgabe war, ohne eigene Zutaten ihm bezeichnete Stellen zu kopieren (auch wenn sie seiner grammatischen Überzeugung direkt widersprachen). Daß diese Stellen sich durchaus [814] nicht auf Etymologien beschränken, sondern Orthographie, lexikalische Tradition, Dichtererklärung u. a. mitumfassen, unser Etymologicum also überhaupt kein Etymologicum, sondern, eine Art grammatischer Enzyklopädie ist, begründet seinen hervorragenden Wert. Da im Buchstaben A die Glossenfolge nur durch drei Anfangsbuchstaben bestimmt ist, können wir die unmittelbar benutzten Quellen und ihre Abfolge teilweise bestimmen. Benützt sind mindestens Choiroboskos zu den κανόνες, περὶ ὀρθογραφίας, περὶ ποσότητος, das ῥηματικόν des Zenobios (ein Kommentar zu dem des Apollonios), Oros περὶ ἐθνικῶν und περὶ ὀρθογραφίας, Herodian περὶ παθῶν, Theognost, Orions Etymologikon, Methodios, ein rhetorisches Lexikon, Epimerismen zu Homer und den Psalmen; ferner (von besonderer Wichtigkeit) zwei (?) kommentierte Homer-Hss. (eine dem Ven. A entsprechend) sowie Hesiod. Apollonios von Rhodos, Lykophron, seltener auch Nikander und Dionysios Periegetes mit Scholien. Hierzu treten vereinzelte und gewissermaßen versprengte Ausschnitte aus Athenaios, Helladios, Platonglossaren, kommentierten Hss. des Sophokles, Aristophanes u. a.

2. Das zweite Werk, welches wir uns leider gewöhnt haben, nach dem schlechten Abdruck einer durchaus wertlosen Hs. aus dem Besitz M. Gudes Etymologicum Gudianum zu nennen, stammt aus einem anderen Bildungszentrum und einer anderen Bibliothek; denn die Quellen, welche beide Werke gemeinsam haben, Choiroboskos und Orion, liegen im Gudianum in ganz anderen, kürzeren und verblaßteren Rezensionen vor. Wir besitzen den überwiegenden Teil in der Urhandschrift, dem Vat. Barb. I 70 (d) etwa aus der zweiten Hälfte des 11. Jhdts. Ein älterer, sehr kurzer Text, der schon abgeschlossen war und daher kalligraphisch sorgfältig auf einem relativ kleinen Teil der Seiten eingetragen ist, ist von mehreren (fünf?) Schreibern nachträglich überarbeitet und erweitert worden und zwar zum Teil aus denselben, zum Teil aus neuen Quellen. Zu diesen gehört das Etymologicum genuinum, das parvum, ein Exzerpt aus Orion, eine große Sammlung von Homerepimerismen (sehr ähnlich der von Cramer Anecd. Ox. I herausgegebenen), die Psalmenepimerismen, Oros περὶ πολυσημάντων λέξεων (unsicher ob direkt), die aus älteren ῥηματικά abgeleiteten ἀπορίαι καὶ λύσεις eines Scholastikos Eulogios, Choiroboskos περὶ ὀρθογραφίας, die Epimerismen des Baroccian. 50 (Cramer An. Ox. II 331—426), vielleicht auch die ihnen vorausgehenden Ἐκλογαί (die dann allerdings umfangreicher gewesen sein müßten als ebd. 426—456), jüngere grammatische Erklärungen zu theologischen Schriften, über welche Luigi de Stefani demnächst handeln wird, ein rhetorisches Lexikon(?), das Αἰμῳδεῖν-Etymologicum, mehrere Schriften über die verschiedene Bedeutung angeblicher Synonyma (Ptolemaios, Ammonios und Erennios werden genannt), die Hauptwerke des Johannes Lydus, Anastasios von Antiochia u. a. Die Quellen sind nachträglich am Rande durch Siglen bezeichnet, meist richtig. Da sie überwiegend jung sind, die Verfasser stärker abkürzen und umgestalten und sich enger auf Etymologie, κανόνες und lexikalische Bemerkungen [815] beschränken, als die des genuinum, ist der Gesamtwert für uns geringer; die Zahl der auf wirklich alte und sonst verlorene Tradition zurückgehenden Glossen ist kleiner, beachtenswert eine Anzahl Glossen (freilich lange nicht so viel, als ich früher annahm), die auf eine etwas vollere Abschrift des genuinum zurückgehen. Aus dem Vat. Barb. I 70 sind durch Einordnung der Nachträge und Interlinearverbesserungen drei stark voneinander abweichende Rezensionen des vollen Werkes hergestellt. Die erste und vielleicht wertvollste vertritt für uns nur der Sorbonicus (Paris, suppl. gr. 172), die zweite drei ältere Hss., Paris. gr. 2631 und eng unter sich verwandt Par. gr. 2630 und Vind. gr. 23 (hierzu von jüngeren eine in Petersburg und am Sinai und eine in Neapel liegende Hs.), die dritte die sehr zahlreichen, von mir als codd. Cretenses bezeichneten Abschriften. Ihre Entstehung ist folgende: in einer Hs. des echten Werkes war das Mittelstück verloren gegangen; ein Schreiber des 12. Jhdts. ergänzte es aus einer dem Cod. A nahestehenden Abschrift des genuinum. Eine Hs. des so entstandenen Mischwerkes befand sich gegen Mitte des 15. Jhdts. in Kreta und wurde hier von humanistischen Lohnschreibern oft kopiert (etwa 15 Abschriften sind erhalten, das Original verloren). Eine andere Hs. dieser Klasse war schon im Ende des 12. oder Anfang des 13. Jhdts. mit einer Abschrift des reinen Gudianum verglichen und kontaminiert worden. Diese doppelte Überarbeitung und Mischung vertritt für uns am besten Vind. gr. 158, schlechter Gud. gr. 29 und 30 (die Quelle unseres Druckes), endlich im Auszug das einst von Ritschl ans Licht gezogene sog. Etymologicum Angelicanum (Ang. A. 3, 24). Hineingearbeitet wurde in diese Klasse zugleich ein Cyrillglossar, während umgekehrt andere Cyrillrezensionen (z. B. Paris, gr. 2659) aus dem Gudianum erweitert wurden. Der nach einer Abschrift von Kulenkamp 1818 von Fr. Sturz besorgte Druck ist vollständig irreführend, ebenso die angeblich hsl. Angaben O. Carnuths (Festschrift f. L. Friedländer 67, vgl. Berl. philol. Wochenschr. 1895 nr. 25—27), eine kritische Ausgabe durch Dr. Luigi de Stefani im Druck.

3. Das bisher einzig einigermaßen bekannte Werk, das sog. Etymologicum magnum, ist uns nur in zwei auf Buchstaben A beschränkten Exzerpten, sechs vollen, aber unter sich stark abweichenden Hss. sowie einigen wertlosen humanistischen Überarbeitungen bekannt. Die Exzerpte, Randbemerkungen und Nachtrag zu dem cod. Voss. gr. 20 der μεγάλη γραμματική (s. u.) und erster Teil des Marcianus 530 können vielleicht bis in die Werdezeit des Werkes hinaufreichen. Die vollen Hss. gliedern sich in drei Familien: a) Paris, gr. 2654; Dorvill. Bodl. X 1. 1, 2; Escurial Ψ III 11; b) Marcianus 530 (Hauptteil) ; c) Marcian. Addit. XI 3; Hauniens. reg. 414; endlich die in der ed. princeps von Zacharias Kallierges Venedig 1499 benutzte Hs. Den ersten Versuch einer kritischen Ausgabe machte Gaisford Oxford 1848, doch ohne sich über das Verhältnis der willkürlich herausgegriffenen Hss. Klarheit zu verschaffen; vor einer Kontamination des Textes mit den im Apparat herangezogenen Stellen anderer E. ist dringend zu warnen. Da [816] in dem Werk schon das Etymologicum Gudianum benutzt ist, es selbst aber neben dem genuinum schon von Eustathios verwendet wird, muß es im Anfang des 12. Jhdts. entstanden sein; der Ort der Entstehung ist bisher unbekannt (eine ganz unsichere Spur weist auf den Athos, vgl. Gesch. d. griech. Etym. 252, 3). Der Verfasser will durchaus ein eigenes Werk bieten und hat seine verschiedenen Quellen nach freiem Belieben ineinandergeschoben, den Wortlaut geändert, Zitate verkürzt oder zugefügt, endlich die alphabetische Ordnung strenger durchgeführt. Zu Grunde legte er eine dem Cod. A verwandte Abschrift des genuinum, die freilich im Umfang wie der Zahl der Glossen (z. B. der aus Philoxenos περὶ συγκριτικῶν entlehnten) beträchtlich über A hinausgeht; er bezeichnet sie als τὸ μέγα ἐτυμολογικόν. Mit ihr verbindet er eine Abschrift des Gudianum (bezeichnet als τὸ ἄλλο ἐτυμολογικόν. Zur Ergänzung sind herangezogen: eine Überarbeitung Diogenians, ein rhetorisches Lexikon, Steph. Byz., das Αἰμῳδεῖν-Etymologikon, Eulogios, die Psalmenepimerismen, vielleicht Choiroboskos zu den κανόνες, daneben sporadisch Tryphon περὶ πνευμάτων, Pindarscholien, Photios Bibliothek u. a. Das Werk mußte gerade durch seine Reichhaltigkeit die Blicke der Humanisten zunächst auf sich lenken.

4. Am schwierigsten und bisher am wenigsten aufgeklärt ist die Überlieferungsgeschichte einer vierten Fassung, des Symeon-Etymologikons. In kürzerer, echter Fassung liegt es in zwei Hss. des 14. Jhdts. vor, dem Vind. gr. 131 und dem Parmens. 2139; die Überschrift ist in beidenἐτυμολογικὸν Συμεὼν τοῦ μεγάλου γραμματικοῦ. Der Verfasser, der noch dem 12. Jhdt. angehören muß, nimmt selbst auf sein Werk in dem Vorwort einer noch ungedruckten und nicht in allen Teilen wertlosen Schrift über die Bedeutungsunterschiede angeblich synonymer Wörter (Vatic. gr. 1362) Bezug und zeigt zugleich, daß ihm mehrere ältere E. bekannt sind. Zu Grunde legt auch er das genuinum, aber in einer dem cod. B nahestehenden Fassung, webt ferner ebenfalls Ergänzungen aus dem Gudianum hinein und benutzt vielleicht sogar schon das Magnum. Daneben bietet er, besonders im Anfang, Reihen von Zusätzen aus Steph. Byz., weiter aus einem eigenartigen ῥητορικόν, welches in junger Überarbeitung Bestandteile aus der Σοφιστικὴ προπαρασκευή des Phrynichos enthält (vgl. jetzt Anfang des Lexikons des Photios 65, 4), aus einem umfangreichen orthographischen Kommentar und vielleicht noch anderen Schriften. Eine Überarbeitung Symeons bietet die sog. μεγάλη γραμματική, die uns in zwei Hss. des 13. Jhdts., dem Laur. S. Marci 303 und dem Voss. gr. 20, erhalten ist. Der Redaktor macht eine Reihe neuer Zusätze aus dem Magnum, sowie allerlei kleine, oft recht törichte Einschübe wohl aus eigenem Wissen; auf weitere Nebenquellen habe ich nicht geachtet. Beide Hss. zeigen übrigens auch selbst den Fortgang der Kontamination: im Laurentianus sind nachträglich von erster Hand fremdartige Bestandteile, meist κανόνες, an den Rand geschrieben; im Vossianus hat die erste Hand nachträglich Ergänzungen aus dem Magnum (meist in Rasur) eingesetzt und, was sich so nicht unterbringen [817] ließ, in einem Nachtrag am Schluß vereint (s. o.). Da Gaisford die verschiedenen Elemente nicht scheidet, führen seine Angaben aus dem Vossianus, der besten von ihm benutzten Hs., besonders oft irre. Mit der Symeon-Rezension hängt endlich der etymologische Bestandteil des von Tittmann 1808 herausgegebenen und willkürlich dem Zonaras zugeschriebenen Lexikons eng zusammen; ob sie aber die alleinige Vermittlerin des dem Etymologicum genuinum entnommenen Bestandes ist, und wieweit man Tittmanns Lexikon zur Rekonstruktion des Genuinum verwenden darf, bleibt noch unsicher.

Nach dem 13. Jhdt. scheint die selbständige Tätigkeit der Schreiber zu erschlaffen, um erst in der Blüte der Humanistenzeit in mannigfaltigen Auszügen und neuen Sammelwerken unter falschem Namen wieder zu erwachen (vgl. den angeblichen Aristarch, Philemon, Eudokia u. a.). Ehrlicher arbeitet der Schüler und Freund Politians, Varinus Phavorinus Camers, dessen in Aldus’ Thesaurus Cornucopiae et Horti Adonidis (1496) abgedruckte Ἐκλογαί in ihrem Hauptteil aus dem Laurent. S. Marci 303 stammen (mit Erweiterungen aus Eustathios, einem Codex des Etymologicum Gudianam und wenigen anderen Quellen). Das große Lexikon desselben Humanisten (Rom 1523) entnimmt seinen etymologischen Bestandteil aus der Ed. princeps des Etym. Magnum und einer Hs. des Gudianum (der Ursprung einzelner Glossen wie z. B. Χάλις – übersehen von Kaibel Frgm. com. Epich. 200 – bleibt freilich selbst hier unsicher).

Eine volle Geschichte der griechischen E., so mühevoll und peinlich sie ist, ist unentbehrlich für die Kenntnis der Entwicklung der Sprachwissenschaft und Philologie im Altertum, unentbehrlich auch für die Beurteilung der Überlieferung einzelner Dichter; doch kann sie nicht von Einem Manne geschrieben werden. Möchte einstweilen diese Skizze die Benützung etwas erleichtern.

  1. Verfasser, der erst in letzter Stunde für einen säumigen Mitarbeiter eintreten mußte, kann im wesentlichen nur ein leicht berichtigtes Referat aus seinen beiden Büchern Gesch. d. griech. Etymologika (Lpz. 1897) und M. Terentius Varro u. Joh. Mauropus von Euchaita (Lpz. 1901) bieten. Zu keinem von beiden liegen wirklich eingehende Rezensionen vor; in der einzigen, auch für abgelegene Stoffe größeren Raum bietenden kritischen Zeitschrift sind sie als unwesentlich übergangen. So fehlt bisher die Mitarbeit und Berichtigung durch nachprüfende Fachgenossen, der einzige Lohn, den ehrliche Arbeit sich wünscht.