RE:Aristophanes 14
Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft | |||
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von Byzanz, berühmter Grammatiker | |||
Band II,1 (1895) S. 994 (IA)–1005 (IA) | |||
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14) Aus Byzanz, der berühmte alexandrinische Grammatiker. Über seine Lebensverhältnisse erfahren wir einiges durch einen Artikel bei Suidas, dessen zweiter Teil durch Zufall in den Artikel Ἀριστώνυμος geraten ist, wie Meineke Com. I 197 erkannt hat. A. war der Sohn eines Söldnerführers Apelles, kam in früher Jugend nach Alexandreia und wurde Schüler des Kallimachos und des Zenodot. Suidas nennt ausserdem als seine Lehrer den Grammatiker Dionysios mit dem Beinamen Iambos (s. d.) und einen sonst unbekannten Euphronidas aus Korinth oder Sikyon (μαθητὴς Καλλιμάχου καὶ Ζηνοδότου … πρὸς δὲ τούτοις καὶ Διονυσίου τοῦ Ἰάμβου καὶ Εὐφρονίδα τοῦ Κορινθίου ἢ Σικυωνίου). Bei Athen. VI 241 f (vgl. XIV 664 a) wird auch der Komödiendichter Machon sein Lehrer genannt. Nach einer sehr wahrscheinlichen Vermutung von R. Schmidt De Callistrato Aristophaneo 21 ist der Euphronidas des Suidas identisch mit dem bekannten Grammatiker Euphronios, dem Erklärer des Komikers Aristophanes (vgl. C Strecker De Lycophrone Euphronio Eratosthene comicorum interpretibus, Gryphisw. 1884, 7f.); und da Machon bei Athen. a. a. O. als Κορίνθιος ἢ Σικυώνιος bezeichnet wird, so ist wohl, wie Nauck vermutete, der Name Machon bei Suidas ausgefallen und die Stelle so zu ergänzen: καὶ Εὐφρονίου τοῦ 〈Χερρονησίτου καὶ Μάχωνος τοῦ〉 Κορινθίου ἢ Σικυωνίου. Endlich war Α. auch Schüler des Eratosthenes (Suid. s. Ἐρατοσθένης· … μαθητὴν ἐπίσημον καταλιπῶν Ἀριστοφάνην τὸν Βυζάντιον, οὗ πάλιν Ἀρίσταρχος μαθητής). Von seiner Liebe zu einem Blumenmädchen, wobei er einen Elephanten zum Nebenbuhler gehabt haben soll, berichten Plin. n. h. VIII 13. Plut. de soll. anim. 18. Ael. n. a. I 38. In seinem 62. Lebensjahr wurde er Vorsteher der alexandrinischen Bibliothek (merkwürdige Fabelei hierüber bei Vitruv. VII Praef. 5). Suidas berichtet, dass er in diesem Amt Nachfolger des Apollonios Rhodios gewesen sei. Die Nachricht aber, dass Apollonios am Ende seines Lebens von Rhodos nach Alexandrien zurückgekehrt und dort Vorsteher der Bibliothek [995] geworden sei, ist ganz unglaubwürdig (vgl. G. Busch De bibliothecariis Alexandrinis qui feruntur primis, Suerini 1884, 30ff.). Wir dürfen vielmehr annehmen, dass A. unmittelbarer Nachfolger des Eratosthenes war. Wegen eines angeblich beabsichtigten Fluchtversuchs zum König Eumenes II. von Pergamon (reg. 197–159) wurde er noch in hohem Alter ins Gefängnis geworfen, nach einiger Zeit aber wieder freigelassen und starb im Alter von 77 Jahren. Die chronologischen Angaben über seine Lebenszeit lauten ungenau, Suidas setzt seine Blüte um die 144. Olympiade (ca. 200 v. Chr.), fügt aber die nähere Bestimmung hinzu βασιλεύοντος Πτολεμαίου τοῦ Φιλαδέλφου καὶ τοῦ μετ’ αὐτὸν τοῦ Φιλοπάτορος, die damit gar nicht im Einklang steht. Halten wir daran fest, dass A. als Bibliothekar dem Eratosthenes unmittelbar folgte, der um das J. 195 starb, so war er etwa 257 geboren und starb um 180 (vgl. Ritschl Die alexandrin. Bibliotheken 78f. Busch a. a. O. 45ff.). Unter seinen Schülern war der bedeutendste Aristarch, demnächst Kallistratos.
A. galt im Altertum neben Aristarch, dessen Ruhm den seinigen stark verdunkelte, als der grösste Grammatiker und Kritiker, und diesen Ruf verdiente er in vollem Masse. Sein grosser Fleiss, seine umfassende Gelehrsamkeit und sein besonnenes Urteil sind unbestritten. Aristarch war ein scharfsinniger Kritiker, an vielseitiger Gelehrsamkeit dagegen war ihm A. überlegen. Auf textkritischem und litterarhistorischem Gebiet erwarb sich A. grosse Verdienste durch die Sammlung und Ordnung zerstreuter Gedichte und ihre metrische Einteilung, durch Eruierung unechter Verse und Entdeckung falscher Titel und Autorennamen, durch Herstellung von Diorthosen der berühmtesten Dichter. Daneben hat er besonders auf lexikalischem Gebiet Grosses geleistet. Die Hauptschrift über A. ist von Aug. Nauck: Aristophanis Byzantii grammatici Alexandrini fragmenta collegit et disposuit Α. Ν., Halis 1848. Soweit es nach den damals vorhandenen Hülfsmitteln möglich war, ist darin von der Thätigkeit des A. ein in den Hauptzügen richtiges Bild entworfen. Dasselbe lässt sich aber auf Grund neuerer Funde und weiterer Forschungen nach verschiedenen Richtungen hin ergänzen und im einzelnen berichtigen. Eine Charakteristik seiner textkritischen Leistungen giebt U. v. Wilamowitz-Moellendorff Eur. Herakles I 137–153.
Wie bei den meisten Alexandrinern bildete auch bei A. Homer den Ausgangspunkt der philologischen Studien. Nach dem Beispiel seines Lehrers Zenodot besorgte er eine Diorthose der homerischen Gedichte. Dass dieselbe mit kritischen Zeichen versehen war, ist sicher; doch lässt sich nicht mit Bestimmtheit entscheiden, welche Zeichen in seiner Ausgabe vorkamen. Den Obelos, den bereits Zenodot angewandt hatte, gebrauchte er in derselben Weise wie dieser zur Bezeichnung unechter Verse. Nach Schol. Od. V 247 (vgl. auch Schol. Ar. Ran. 152) setzte er das σίγμα und ἀντίσιγμα bei zwei auf einander folgenden Versen von gleichem Inhalt. Ferner gebrauchte er den ἀστερίσκος (Schol. Od. III 71; vgl. Anecd. Paris, b. Reifferscheid Sueton. 139 asteriscum Aristophanes apponebat illis locis quibus sensus [996] deesset). Zweifelhaft ist dagegen die Anwendung des κεραύνιον, die ihm im Schol. Od. XVIII 282 zugeschrieben wird; vgl. A. Ludwich Aristarchs hom. Textkr. I 624. Die Ausgabe des Α. lehnte sich zwar vielfach an die des Zenodot an, bildete aber einen erheblichen Fortschritt gegen diese, da A. von der willkürlichen und schrankenlosen Kritik, die Zenodot geübt hatte, sich frei zu machen wusste und an zahlreichen Stellen zur hsl. Überlieferung zurückkehrte. In der Athetese einiger Verse stimmte A. mit Zenodot überein, z. B. Il. VII 195–199. 443–464. 475; Od. IV 62–64. XI 38–43. In allen diesen Fällen billigte auch Aristarch die Athetese. Die Verse Il. X 497. XV 33; Od. VIII 142 fehlten bei Α. wie bei Zenodot ganz. Bisweilen finden wir auch in Lesarten Übereinstimmung zwischen Zenodot und Α., wo Aristarch anderweitiger Überlieferung folgte, z. Β. Il. IV 137. XII 59. 66. 79. 127. XIII 2. 107. 245. 246. XIV 177. 208. 259. 299. 505. XVI 223. XVIII 198. 400. 466. 502; Od. I 38. Meistenteils aber ging A. seine eigenen Wege. Eine Anzahl Verse, die in Zenodots Ausgabe gar nicht standen, nahm er, vermutlich auf Grund besserer Überlieferung, in seine Ausgabe auf, versah sie aber mit dem Obelos: Il. VIII 284. 385–387. 557f. IX 23–25. 694. X 253. XI 13f. 78–83. 179f. 356. 515. XII 175–180. 450 XIV 376f. XV 56–77 (wo die Verse 64–77 bei Zenodot fehlten). XVI 237. Überhaupt war A. in der Annahme von Athetesen sehr streng: er verwarf Verse, die aus andern Stellen wiederholt waren wie Il. X 387. 397–399. XII 350. XIV 95; Od. III 199f. IX 253–255. XI 399–403, tilgte Widersprüche durch Athetese, wie Od. I 185f. XII 53f. sowie die bekannte Stelle von Pylaimenes Il. XIII 658f., und verdächtigte zahlreiche Verse, weil sie nach seiner Ansicht gegen den homerischen Sprachgebrauch verstiessen oder weil sie ihm aus aesthetischen Gründen unpassend und Homers unwürdig erschienen, wie Il. VIII 164–166. 235. X 51f. XV 147f. 231–235. XVI 261. XIX 327. XXIII 259–261; Od. XV 19. 91. XVII 181. XVIII 282. So verwarf er auch den Schluss der Odyssee von XXIII 296 an, worin ihm wie in den meisten Athetesen Aristarch folgte. Bei der Gestaltung des Textes schloss sich A. enger an die Überlieferung an als Zenodot, dem er an kritischer Methode und Kenntnis der homerischen Sprache und der griechischen Litteratur weit überlegen war; er befreite den Homertext wieder von zahlreichen gewaltsamen Änderungen, die Zenodot vorgenommen hatte, und lieferte die erste wahrhaft kritische Bearbeitung der homerischen Gedichte, in der an vielen Stellen der echte Test wiederhergestellt und zahlreiche Fehler richtig erkannt und beseitigt waren. Sie wurde die Grundlage für die Ausgaben des Aristarch, der ganz in die Fusstapfen seines Lehrers trat und in vielen Dingen seinem Urteil beistimmte. Daraus erklärt es sich auch, dass A. in den Homerscholien verhältnismässig selten, z. Β. viel weniger als Zenodot, citiert wird, da die Übereinstimmung mit Aristarch zu notieren meist unterlassen wurde. So nennt Aristonikos den A. niemals (A. Ludwich Arist. hom. Textkr. I 53. 56). Unterrichtet sind wir über seine Athetesen und einen Teil seiner Lesarten hauptsächlich durch die in [997] Scholien überlieferten Excerpte aus dem Buche des Didymos περὶ τῆς Ἀρισταρχείου διορθώσεως, der seinerseits aus den Commentaren des Aristarch und des Kallistratos schöpfte. Denn A. selbst verfasste keine Commentare zu Homer (und ebensowenig zu andern Dichtern); er erläuterte seine Ausgabe in mündlichen Vorträgen, und so sind uns Lesarten von ihm und manche Erklärungen durch Aufzeichnungen seiner Schüler erhalten. Da seine Lesarten meist ohne alle Begründung angeführt werden, so sind wir in den seltensten Fällen in der Lage, zu beurteilen, ob wir es mit Conjecturen oder auf hsl. Grundlage ruhenden Varianten zu thun haben. Dass er sich der Conjecturalkritik nicht ganz enthielt oder dass man ihm wenigstens im Altertum Conjecturalkritik zuschrieb, ersieht man z. B. aus Schol. Od. I 424, wo A. den überlieferten Vers δὴ τότε κακκείοντες ἔβαν οἶκόνδε ἕκαστος umänderte in δὴ τότε κοιμήσαντο καὶ ὕμνου δῶρον ἕλοντο. Ob er in seiner Ausgabe die prosodischen Zeichen (Accente, Spiritus etc.) bereits allgemein anwandte, wissen wir nicht; in Fragen der Accentuation und Orthographie wird er in den Scholien sehr selten citiert (vgl. Herodian zu Il. V 289. XV 606. XX 30. XXIV 84). Fälschlich wird ihm geradezu die Erfindung der Accente zugeschrieben in dem von Jakob Diassorinos gefälschten 20. Buch des sog. Arkadios 186ff. (s. Arkadios); Accente und andere Lesezeichen gab es auch schon vor A. (vgl. K. Ε. Α. Schmidt Beitr. z. Gesch. d. Gramm. des Griech. u. Lat. 571ff. Lentz Herod. Praef. p. XXXVIIff.).
Nächst Homer zog A. Hesiod, die Lyriker, die Tragiker und den Komiker Aristophanes in den Kreis seiner Studien. Dass er von den Gedichten des Hesiod eine Ausgabe mit kritischen Zeichen veranstaltete, kann man aus Schol. Hes. Theog. 68 (ἐπεσημήνατο ταῦτα ὁ Ἀριστοφάνης) schliessen. Die Ἀσπίς und die Ὑποθῆκαι Χείρωνος sprach er Hesiod ab (vgl. Argum. Hes. Scut. Quintil. I 1, 15). In hervorragender Weise beschäftigte er sich mit den Lyrikern. Wie Zenodot, Alexander Aitolos und Lykophron die epische, tragische und komische Litteratur geordnet hatten, so wurden von A. die Gedichte der Lyriker, die bis dahin nur vereinzelt vorhanden waren, zuerst gesammelt, geordnet, nach bestimmten Principien eingeteilt und in verbesserter Gestalt herausgegeben. Sehr wichtig war dabei auch die Abteilung der Strophen und die Gliederung in Kola. A. wendete bestimmte Zeichen an, um das Ende einer Strophe und Antistrophe und den Schluss der einzelnen Lieder kenntlich zu machen. Auch der jedesmalige Wechsel des Rhythmus wurde bezeichnet, wozu er sich des Asteriskos bediente (Hephaest. de poem. XV 3 p. 138 Gaisf.²). Die Einteilung der Lieder in Kola durch A. bezeugt ausdrücklich Dion. Hal. de comp. verb. 22. 26. Diese Thätigkeit war zugleich eine kritische, da das Metrum und die metrische Einteilung ein wichtiges Kriterium abgaben für die Beseitigung falscher Lesarten und Kola; so erfahren wir, dass A. aus diesem Grunde bei Pindar ein Kolon für unecht erklärte: Schol. Pind. Ol. II 48 φιλέοντι δὲ Μοῖσαι] τὸ κῶλον τοῦτο ἀθετεῖ Ἀριστοφάνης· περιττεύειν γὰρ αὐτό φησι πρὸς 〈τὰς〉 ἀντιστρόφους. Im einzelnen sind wir über seine Thätigkeit wenig unterrichtet. Dass [998] er von den Gedichten des Alkaios eine Ausgabe veranstaltete, erfahren wir gelegentlich durch Hephaistion a. a. O. und Athen. III 85f. Von seiner Beschäftigung mit Alkman ist eine kleine Spur vorhanden in einem Scholion des ägyptischen Papyrus (Col. I 32 ἀριστο〈φάνης〉 αϊδας). Die Gesänge des Pindar wurden von A. gesammelt und geordnet (Thom. Mag. Vit. Pind. II p. 5 ed. Boeckh: ὁ δ’ ἐπινίκιος, οὗ ἡ ἀρχὴ ‚ἄριστον μὲν ὕδωρ‘ προτέτακται ὑπ’ Ἀριστοφάνους τοῦ συντάξαντος τὰ Πινδαρικά). Wahrscheinlich geht die überlieferte Einteilung der pindarischen Gesänge in 17 Bücher auf A. zurück. Seine Ausgabe hatte ausser den metrischen Randzeichen auch kritische Zeichen, von denen noch Spuren sich in den alten Pindarscholien erhalten haben (vgl. Lehrs Pindarscholien 105ff.). – Auch über seine textkritischen Leistungen für die Tragiker ist wenig überliefert. Sicher ist eine Ausgabe des Euripides, da mehrmals Lesarten und kritische Bemerkungen von ihm in den Euripidesscholien erwähnt werden (Schol. Or. 713. 1038. 1287; Hippol. 171; Tro. 47). Dass die von Cobet (hinter Geels Ausgabe der Phoenissae) herausgegebenen Scholien zu den Troades in einer Handschrift den Namen des A. tragen, beruht offenbar auf einem Missverständnis. Dass er ebenso von den Stücken des Aischylos und Sophokles Ausgaben besorgte, dürfen wir mit Bestimmtheit annehmen, obwohl wir keine Nachricht darüber haben. Denn dass A. seine Thätigkeit in gleichem Masse allen drei Tragikern zuwandte, bezeugen seine Einleitungen zu den Dramen der Tragiker, von denen uns einige erhalten sind. Vgl. F. W. Schneidewin De hypothesibus tragoediarum graecarum Aristophani Byzantio vindicandis commentatio, Gottingae 1856 (= Abhandl. der k. Gesellsch. d. Wiss. zu Göttingen VI 3–38). A. Trendelenburg Grammaticorum graecorum de arte tragica iudiciorum reliquiae, Bonnae 1867. Diese Einleitungen (ὑποθέσεις) enthielten folgende Bestandteile: 1) eine Inhaltsangabe des Stückes; 2) eine Notiz darüber, ob und wie derselbe Mythus bei den beiden anderen Tragikern behandelt war (κεῖται ἡ μυθοποιία καὶ παρὰ … oder κεῖται παρ’ οὐδετέρῳ); 3) Angaben über den Schauplatz des Dramas (ἡ μὲν σκηνὴ ὑπόκειται …), die Zusammensetzung des Chors (ὁ δὲ χορὸς συνέστηκεν ἐξ …) und den Sprecher des Prologs (προλογίζει δὲ …); 4) kurze Zusammenfassung der wesentlichen Teile des Dramas (τὸ δὲ κεφάλαιον …); 5) die Didaskalie über die erste Aufführung; 6) ein kurzes ästhetisches Urteil, woran sich auch andere Bemerkungen über das Drama anschliessen konnten. Ausdrücklich mit dem Namen des A. überlieferte ὑποθέσεις sind uns erhalten zu Aisch. Eum., Soph. Antig., Eur. Med. Orest. Phoen. Rhes. Bacchai. Die meisten sind stark verkürzt, bei den einen fehlen diese, bei den andern jene Bestandteile. Am besten und vollständigsten erhalten ist die ὑπόθεσις zur Antigone, wo aber die Didaskalie fehlt; dafür steht am Schlusse die historische Notiz, dass Sophokles infolge seines Sieges mit diesem Stücke zum Strategen im samischen Kriege ernannt worden sei, und statt des Urteils die Angabe, dass dieses Drama das 32. (in der Reihe der Stücke des Sophokles?) genannt werde. Ausserdem lassen sich nach ihrer Form auf A. zurückführen [999] die anonym überlieferten ὑποθέσεις (bezw. Teile derselben) zu folgenden Stücken: Aisch. Pers. Septem. Agam. Prom., Soph. Oed. Col. El. Phil., Eur. Hec. Hippol. Alk. Suppl. Ion. Androm. Iph. Taur. Fälschlich trägt den Namen des A. die metrische Hypothesis zu Soph. Oed. Rex. Dass A. sich auf die drei grossen Tragiker beschränkte, ersehen wir aus der Formel in den ὑποθέσεις zu Aisch. Eum. und Eur. Med. κεῖται ἡ μυθοποιία παρ’ οὐδετέρῳ (d. h. weder bei Sophokles noch bei Euripides bezw. weder bei Aischylos noch bei Sophokles). So dürftig diese Überreste auch sind, so ergiebt sich daraus doch, dass A. eine grossartige Thätigkeit auf dem Gebiete des attischen Dramas entfaltet haben muss. Er bearbeitete nicht blos den Text philologisch, er war der erste unter den alexandrinischen Grammatikern, der ästhetische Kritik an den Tragikern übte und mit tiefem Verständnis die tragische Kunst der einzelnen Dichter beurteilte und sie mit einander verglich. Von den Bemerkungen über tragische Kunst und dramatische Composition, die sich in den Scholien zu Sophokles und Euripides (weniger in den Scholien zu Aischylos) finden, dürfte ein grosser Teil auf A. zurückgehen (vgl. A. Trendelenburg a. a. O. 33ff.). Er darf mit vollem Recht der Begründer der κρίσις ποιημάτων (ästhet. Kritik) genannt werden, die Dionysios Thrax, der Schüler des Aristarch, in seinem Compendium der Grammatik als das Endziel und die wichtigste Aufgabe des Grammatikers bezeichnet. – Von seiner Beschäftigung mit dem Komiker Aristophanes sind nur geringe Spuren vorhanden, aus denen aber mit Sicherheit geschlossen werden kann, dass er auch von diesem Dichter eine kritische Ausgabe veranstaltet hat (vgl. Schol. Ar. Ran. 153. 1204; Av. 1342; Thesm. 162. 917). Die unter seinem Namen überlieferten metrischen ὑποθέσεις zu sieben Stücken des Komikers sind ihm wegen ihrer Nachlässigkeit im Versbau und wegen der eine spätere Zeit verratenden Ausdrucksweise entschieden abzusprechen. – Von Prosaschriftstellern war besonders Platon Gegenstand seiner Beschäftigung, von dessen Schriften er einen Teil in Trilogien einteilte (Diog. Laert. III 61).
Im Zusammenhange mit den kritischen Arbeiten des A. steht die von ihm und seinem Schüler Aristarch getroffene Auswahl der besten Schriftsteller, der sog. Kanon der Alexandriner, über den seit Ruhnken viel gestritten wird. Ruhnken (Hist. crit. orat. gr. 94ff.) hatte auf Grund der Zeugnisse des Quintilian (X 1, 54. 59. I 4, 3) und eines im Cod. Coisl. 387 (saec. X) enthaltenen Verzeichnisses von Musterschriftstellern die Ansicht ausgesprochen, dass A. und Aristarch einen vollständigen Kanon mustergültiger Schriftsteller aller Gattungen der Poesie und Prosa aufgestellt haben, die sie den Gebildeten zur Lectüre und Nachahmung und den Gelehrten zum Studium empfahlen. Dieser Ansicht trat zuerst G. Bernhardy (Griech. Litt.-Gesch. I³ 185) entgegen, indem er die von A. und Aristarch getroffene Auswahl auf die Dichter einschränkte und sie nur als einen Studienkreis für die Zwecke der Schulgelehrsamkeit gelten lassen wollte. Im allgemeinen dieselbe Anschauung entwickelt G. Steffen De canone qui dicitur Aristophanis et Aristarchi [1000] (Lipsiae 1876), indem er zugleich betont, dass der alexandrinische Kanon gar nicht in so uneingeschränktem Ansehen gestanden habe, wie Ruhnken behauptete. Bergk (Gr. Litt.-Gesch. I 273ff.) hält zwar an Ruhnkens Meinung fest, dass der Kanon der Alexandriner ein Leitfaden für die Lectüre gewesen sei, schränkt ihn aber gleichfalls auf die Dichter ein; ihm folgt im ganzen O. Hampe Über den sog. Kanon der Alexandriner, Progr. Jauer 1877. Dagegen neuerdings H. Usener (Dionys. Hal. libr. de imit. rel. 132ff.) Ruhnkens Gedanken wieder in vollem Umfange aufgenommen und die Ansicht verteidigt, dass A. und Aristarch einen Kanon nachahmenswerter Schriftsteller aller Gattungen aufgestellt haben. In der Überlieferung über den Kanon des A. und Aristarch ist aber nur von Dichtern die Rede, dass sie auch über einen Kreis von Prosaschriftstellern Urteile gefällt haben, lässt sich nicht nachweisen. Wir erfahren durch Quintilian, dass A. und Aristarch in der Weise an den Dichtern Kritik übten, dass sie nicht nur einzelne Verse und ganze Bücher als unecht verwarfen, sondern auch einen ordo von Dichtern aufstellten, in den sie keinen Zeitgenossen aufnahmen. Fern berichtet Quintilian, dass Aristarch drei Iambographen aus der Zahl der übrigen als die besten ausgeschieden habe, unter ihnen den Archilochos. Nach dem, was wir oben über die ὑποθέσεις des A. bemerkt haben, dürfen wir weiter annehmen, dass A. die Tragiker Aischylos, Sophokles, Euripides in die Auswahl der besten Dichter aufnahm. Genaueres lässt sich nicht feststellen. Wir wissen auch nicht, in welcher Schrift A. diese Auswahl begründete. Vermutlich gaben A. und Aristarch eine solche Klassifizierung und Würdigung der Dichter in ihren mündlichen Vorträgen. Die Urteile der Meister wurden dann durch die Schultradition verbreitet, im einzelnen verschieden abgeändert, später auch erweitert, und nach dem Muster dieses Dichterkanons der berühmtesten alexandrinischen Grammatiker entstanden mit der Zeit ähnliche kanonische Verzeichnisse von Schriftstellern der anderen Litteraturgattungen (Redner, Historiker, Philosophen).
Ebenso bahnbrechend wie in der philologischen und ästhetischen Kritik der Dichter, wirkte A. auf dem Gebiete der Lexikographie. Von seiner lexikographischen Thätigkeit, die für alle späteren Arbeiten dieser Art vorbildlich wurde, gewinnen wir eine etwas bessere Anschauung als von der textkritischen, da durch einen merkwürdigen Zufall einige Auszüge aus seinen lexikalischen Arbeiten sich bis auf unsere Zeit erhalten haben. Er verfasste ein umfangreiches Λέξεις oder Γλῶσσαι betiteltes Werk, in welchem er die Ergebnisse seiner gelehrten Studien über Wortbedeutung und Unterscheidung von synonymen und gleichartigen Ausdrücken niederlegte und eine umfassende Sammlung seltener Wörter und Formen lieferte, die er mit einer Fülle von Beispielen aus der poetischen und teilweise auch aus der prosaischen Litteratur der klassischen Zeit belegte. Sehr erfolgreich waren seine Bemühungen, die Bedeutung der Wörter genauer zu bestimmen und den Bedeutungswechsel in gewissen Ausdrücken festzustellen, wie er namentlich den Unterschied im Gebrauch vieler Wörter bei Homer und den attischen Schriftstellern [1001] hervorhob, ein Forschungsgebiet, auf dem auch sein grosser Schüler Aristarch, indem er den Spuren des Lehrers folgte, Glänzendes leistete. Die beiden Gesichtspunkte, die für die Einrichtung der antiken Wörterbücher allgemeineren Inhalts massgebend waren, einerseits die äusserliche Scheidung nach dem Gebrauch in den einzelnen Landschaften und Dialekten, andererseits die Einteilung nach Materien d. h. nach der Bedeutung sachlich Gleichartiger Ausdrücke, wurden von A. gleichmässig angewendet. Seine Λέξεις waren teils nach behandelten Materien, teils nach dem localen oder dialektischen Princip angeordnet und zerfielen darnach in mehrere Abschnitte oder Kapitel, die mit ihren Specialtiteln später meistenteils wie selbständige Schriften citiert wurden (z. B. Ἀριστοφάνης ὁ γραμματικὸς ἐν τῷ περὶ ἡλικιῶν Athen. IX 375 a). Von den Abschnitten, welche Zusammenstellungen und Erläuterungen von dialektischen Ausdrücken enthielten, werden Ἀττικαὶ λέξεις und Λακωνικαὶ γλῶσσαι erwähnt, aus denen nur wenige Bruchstücke (bei Erotian, Herodian, Athenaios, Hesych u. a.) erhalten sind. Besser kennen wir die Einrichtung und den Inhalt der Kapitel, in denen die sachliche Anordnung befolgt war. Wir haben Auszüge aus vier Abschnitten: 1. περὶ τῶν ὑποπτευομένων μὴ εἰρῆσθαι τοῖς παλαιοῖς, eine Sammlung von seltenen Ausdrücken, deren Vorkommen bei den alten d. h. klassischen Schriftstellern von einigen bezweifelt wurde, und von bekannten Wörtern, die bisweilen in ungewöhnlicher Bedeutung gebraucht wurden. 2. περὶ ὀνομασίας ἡλικιῶν, eine Zusammenstellung aller Ausdrücke zur Bezeichnung der verschiedenen Altersstufen bei Menschen und Tieren. Es werden hier der Reihe nach die Benennungen für die einzelnen Alter des Menschen, und zwar gesondert des männlichen und weiblichen Geschlechts, und der verschiedenen Gattungen der zahmen und wilden Tiere und der Vögel aufgezählt und erläutert und die selteneren Ausdrücke mit Beispielen aus den klassischen Schriftstellern belegt. A. berücksichtigt dabei zugleich die verschiedenen Formen derselben Wörter, verfolgt hin und wieder den anderweitigen Gebrauch der erläuterten Glossen und giebt zur Erklärung einzelner Bildungen allgemeine sprachliche und kritische Bemerkungen; so macht er im Anschluss an das kretische ἀπόδρομος (= ἔφηβος) einen Excurs über die Bedeutung von ἀπό in einigen Zusammensetzungen; der Ausdruck κεράδες giebt ihm Gelegenheit zu einer kritischen Auseinandersetzung mit Zenodot über eine Stelle des Anakreon (Ael. n. a. VII 39). 3. περὶ συγγενικῶν ὀνομάτων, eine Erläuterung aller Bezeichnungen für die verschiedenen Arten von Blutsverwandtschaft und Verschwägerung. Einen Anhang zu diesem Kapitel (oder vielleicht ein besonderes Kapitel) bildet die Aufzählung und Erklärung von gleichartigen Ausdrücken des staatlichen und gesellschaftlichen Lebens, für die in den erhaltenen Excerpten kein gemeinsamer Titel überliefert ist; man könnte sie etwa unter dem Titel πολιτικὰ ὀνόματα zusammenfassen. Zu ihnen gehören unter anderem die verschiedenen Bezeichnungen für ,Sclave‘, deren Bedeutungsunterschiede A. genau auseinandersetzt. 4. περὶ προσφωνήσεων, eine Zusammenstellung von Benennungen von Personen, die nur in der Anrede [1002] gebraucht werden, die also namentlich von den ὀνόματα συγγενικά unterschieden werden müssen. – So dürftig auch die erhaltenen Excerpte sind, so geben sie doch ein annäherndes Bild von der reichen Fülle von Gelehrsamkeit, die in diesem Werke enthalten war. In welchem Umfange A. die klassische Litteratur durchgearbeitet hat, ersieht man schon aus den Citaten, die in den Auszügen vorkommen. Es werden darin citiert die Dichter Homer, Hesiod, Archilochos, Hipponax, Alkman, Stesichoros, Anakreon, Lasos, Pindar, Simonides, Bakchylides, Aischylos, Sophokles, Euripides, Ion, Achaios, Kratinos, Pherekrates, Hermippos, Eupolis, Aristophanes, die Komiker Platon und Theopomp, Eubulos, Philemon, Menander, Diphilos, Lykophron und Kallimachos, von Prosaschriftstellern Solon (ἄξονες), Herodot, Thukydides, Xenophon, Isokrates, Demosthenes. Von den späteren Grammatikern wurden die Λέξεις des A. stark benutzt, da sie reichen Stoff boten für die Erklärung der Schriftsteller. Schon Aristarch eignete sich manche lexikalische Beobachtung seines Lehrers an und verwertete sie für die Erklärung Homers und anderer Dichter, daher auch namentlich in den Homerscholien grammatische Bemerkungen als aristarchisch angeführt werden, die thatsächlich von A. herrühren. Den Arzt Bakcheios, der ein Lexikon zu Hippokrates schrieb, soll A. dabei unterstützt haben, indem er ihm Belegstellen aus Dichtern an die Hand gab (Galen. Gloss. Hippocr. 404, wo Ἀριστάρχου wahrscheinlich verschrieben ist statt Ἀριστοφάνους). Erotian, der das Lexikon des Bakcheios benutzte, hat wahrscheinlich aus ihm den grössten Teil der Glossen des Α., die sich bei ihm finden. Systematisch excerpiert wurde das Werk des A. von Didymos, aus dessen Commentaren und lexikalischen Schriften dann aristophanisches Gut in die Scholiensammlungen und in die späteren Lexika gelangte; den ersten Abschnitt des Kapitels περὶ ὀνομασίας ἡλικιῶν hatte Didymos vollständig excerpiert und in seine Σύμμικτα aufgenommen, die wiederum von Alexion epitomiert und in dieser Gestalt von Herennios Philon für sein Synonymen-Wörterbuch benutzt wurden (vgl. Ammon. de diff. s. γέρων). Ebenso wurden die Λέξεις des A. von Pamphilos benutzt, aus dessen umfangreichem Lexikon Diogenian (Hesych.), Pollux und Athenaios schöpften. Es gab aber auch unmittelbare Excerpte aus den oben erwähnten vier Abschnitten; solche wurden noch im 12. Jhdt. von Eustathios benutzt und kleine Überreste davon sind vor einiger Zeit in Hss. des 14. Jhdts. aufgefunden worden. Bis zu welcher Dürftigkeit diese Auszüge im Laufe der Jahrhunderte zusammenschrumpften, zeigt das Bruchstück im Cod. Paris. 1630 (ἐκ τῶν Ἀριστοφάνονς τοῦ περὶ λέξεων διαλαβόντος), das zuerst von Boissonade Herod. Epimer. 283 herausgegeben wurde. An der Hand dieses mageren Bruchstückes wies Nauck (vgl. Rh. Mus. VI 321–351) scharfsinnig nach, dass die Schriften περὶ ὀνομασίας ἡλικιών, περὶ συγγενικῶν ὀνομάτων und περὶ προσφωνήσεων Teile der Λέξεις waren, und reconstruierte hauptsächlich aus Eustathios beträchtliche Stücke des aristophanischen Werkes. Einen Irrtum beging Nauck insofern, als er auf Grund des Fragmentum Parisinum dem A. auch ein Kapitel περὶ βλασφημιῶν zuschrieb, das in Wahrheit, wie sich [1003] später herausstellte, den römischen Grammatiker Suetonius Tranquillus zum Verfasser hat. Später nämlich fand Em. Miller in einem Athoskloster eine Hs. des 14. Jhdts., die unter anderem Auszüge aus Sueton περὶ βλασφημιῶν und περὶ τῶν παρ’ Ἕλλησι παιδιῶν enthält und zwischen diesen beiden Schriften kurze Excerpte aus den Kapiteln des Α. περὶ τῶν ὑποπτευομένων μὴ εἰρῆσθαι τοῖς παλαιοῖς (welchen Titel wir erst daraus kennen lernten), περὶ ὀνομασίας ἡλικιῶν und περὶ συγγενικῶν ὀνομάτων. Vgl. E. Miller Mélanges de littérature grecque, Paris 1868, 427–434. A. Nauck Mélanges Gréco-Romains III 166ff. (= Bull. de l’Acad. de St. Petersbourg 1869, 344ff.). Völlig grundlos waren die Verdächtigungen, welche A. Kopp Beitr. z. griech. Excerptenlitteratur 1–57 gegen die Echtheit der Millerschen Hs. aussprach; vgl. L. Cohn Jahrb. f. Philol. CXXXIII 825–839. In besserer Gestalt und vollständiger lagen dieselben Excerpte dem Eustathios vor, der sie in seinen Homercommentaren häufig benutzt, nicht selten auch ohne Nennung des A. Bruchstücke daraus mitteilt, die nunmehr auf Grund der Excerpte im Codex Athous dem A. zuzuweisen sind, wie es Nauck bei einigen bereits auf Grund des Fragmentum Parisinum gethan hatte. Die Excerpte bei Eustathios haben besonders den Vorzug, dass in ihnen viele von A. angeführte Belegstellen erhalten sind, die in den Millerschen Auszügen fehlen. Noch dürftiger sind die später (von Fresenius) entdeckten Excerpte in dem mit dem Codex Athous eng verwandten Laurentianus 80, 13, in dem die Autorennamen und Kapitelüberschriften sämtlich fehlen und von A. nur das Kapitel περὶ συγγενικῶν ὀνομάτων vorhanden ist. Vgl. Aug. Fresenius De λέξεων Aristophanearum et Suetonianarum excerptis Byzantinis, Aquis Mattiacis 1875. Leop. Cohn De Aristophane Byzantio et Suetonio Tranquillo Eustathi auctoribus, Lipsiae 1881 (= Jahrb. f. Philol. Suppl. XII 285–374).
Ausser den Λέξεις werden von A. folgende Schriften erwähnt: 1. Πρὸς τοὺς Καλλιμάχου πίνακας, Berichtigungen und Ergänzungen zu den Πίνακες des Kallimachos (erwähnt von Athen. IX 408 f. VIII 336 e. Schol. Ar. Nub. 967). 2. Eine Sprichwörtersammlung in sechs Büchern, davon zwei Bücher μετρικαὶ παροιμίαι und vier Bücher ἄμετροι. Α. richtete sein Augenmerk vornehmlich auf die Form der Sprichwörter, indem er den vollen Wortlaut der Sprichwörter zu ermitteln suchte, die unvollständig oder in veränderter Gestalt bei den Schriftstellern vorkamen. Hierzu waren umfangreiche Studien nötig, es war eine Aufgabe, bei deren Lösung A. seine grosse Belesenheit in der klassischen Litteratur zeigen konnte. Vgl. E. v. Leutsch Philol. IIΙ 566–572. In den erhaltenen Sprichwörtersammlungen wird A. ausdrücklich nur selten erwähnt; doch lassen sich viele Sprichwörter wegen ihrer Form, namentlich solche, die aus Dichtercitaten entstanden sind, auf ihn zurückführen; von einer längeren Reihe im zweiten Buche des Zenobios hat O. Crusius (Anal. crit. ad Paroem. gr. 77ff.; Philol. Suppl. VI 275–280) mit grosser Wahrscheinlichkeit vermutet, dass sie aus A. stammt. – 3. περὶ τῆς ἀχνυμένης σκυτάλης, über eine sprichwörtlich gewordene Stelle des Archilochos [1004] (Athen. IIΙ 85 e). – 4. περὶ προσώπων (Athen. XIV 659 a = Fest. 134 Μ.), über die typischen Personen der Komödie, deren Namen Appellativbedeutung haben. Vgl. O. Crusius Philol. Suppl. VI 275. Diese Schrift war vielleicht eine Quelle für Pollux IV 133–154. – 5. περὶ τῶν Ἀθήνησιν ἑταιρίδων (Athen. XIII 567 a. 586 f. Ael. v. h. XII 5), wie περὶ προσώπων Erklärungsschrift zur attischen Komödie. – 6. Παράλληλοι Μενάνδρου τε καὶ ἀφ’ ὧν ἔκλεψεν ἐκλογαί (Porphyr. bei Euseb. praep. ev. X 3, 12). Mit diesem Titel (wenn er richtig ist) steht nicht recht im Einklang die Überlieferung, dass A. den Menander sehr hoch schätzte und ihn den grössten Dichter nach Ηomer nannte (Syrian. in Hermog. II 23, 8 Rabe. Epigr. Brunck Anal. III 269). – 7. περὶ ἀναλογίας schrieb A. nach Varro de l. l. X 68 tertium genus est illud duplex quod dixi, in quo et res et voces similiter proportione dicuntur ut Bonus Malus, Boni Mali, de quorum analogia et Aristophanes et alii scripserunt; vgl. VI 2. IX 12. Die Schrift war gegen Chrysippos Bücher περὶ ἀνωμαλίας gerichtet und eröffnete den langen Streit zwischen Analogetikern und Anomalisten, der zur Ausbildung einer wissenschaftlichen Grammatik in Alexandreia führte. A. behandelte darin hauptsächlich, wie es scheint, die Analogie der Nomina in der Declination und stellte fünf (nach andern sechs) Gesichtspunkte auf, nach denen zu entscheiden sei, ob zwischen zwei Worten Analogie herrsche, nämlich Geschlecht, Casusformen, Endung, Numerus, Silbengleichheit (und Accent); Aristarch fügte zu diesen den Grundsatz hinzu, dass man nicht simplicia mit composita zusammenstellen dürfe (vgl. Charis. 117, 1 Keil … huic [analogiae] Aristophanes quinque rationes dedit vel, ut alii putant, sex: primo ut eiusdem sint generis de quibus quaeritur, dein casus, tum exitus, quarto numeri syllabarum, item soni, sextum Aristarchus discipulus eius illud addidit, ne umquam simplicia compositis aptemus). – 8. Φαινόμενα oder περὶ πόλου (Achilles Vit. Arat. 55 West.); vgl. E. Maass Aratea (Philol. Unters. XII) 139. 151. – 9. τῶν Ἀριστοτέλους περὶ ζῴων ἐπιτομή, eine aus erhaltenen und verlorenen Schriften des Aristoteles, aber auch aus anderen Quellen geschöpfte Zusammenstellung von Tiergeschichten in vier Büchern (citiert von Artemid. Oneirocr. II 14. Io. Lyd. de mag. III 63. Hippiatr. Praef. 4). Sopatros gab im 11. Buche seiner Ἐκλογαί Auszüge aus dem ersten und zweiten Buche des A. (Phot. Bibl. Cod. 161 p. 104 b 33). Erhalten sind uns reichhaltige Auszüge aus den zwei ersten Büchern dieses Werkes in den für den Kaiser Konstantin Porphyrogennetos angefertigten tiergeschichtlichen Excerpten, die hauptsächlich auf der Epitome des A. beruhten. Das erste Buch dieser Excerpte ist erhalten im Cod. Paris. Suppl. gr. 495 und wurde zuerst heraus gegeben von Val. Rose in seinen Anecdota Graeco-Latina II p. 3ff. Das zweite Buch fand sich in einem Codex Athous. Beide Bücher sind vollständig veröffentlicht von Spyr. Lambros im Supplementum Aristotelicum Vol. I Pars I, Berol. 1885. – Eine Schrift περὶ αἰγίδος, die dem A. früher auf Grund von Eustath. in Il. 603, 28 zugeschrieben wurde, beruht nur auf einem Lesefehler des Eustathios: Ἀριστοφάνης ist verlesen [1005] für Ἀριστοτέλης. Vgl. Val. Rose Arist. Pseudepigr. 162. H. Schrader Porphyr. Quaest. Hom. 45.