144) L. Aelius Stilo Praeconius (Varro de l. l. VIII 81. Suet. de gramm. 2. Plin. n. h. XXXIII 29. Stilo quod orationes nobilissimo cuique scribere solebat, Praeconius quod pater eius praeconium fecerat nach Sueton) aus Lanuvium (Suet. 2), dem Ritterstande angehörig (Suet. 2. Cic. Brut. 205), lebte um 600-680 u. c.; denn ihm widmete Coelius Antipater sein Geschichtswerk (Marx Stud. Lucil. 96) und Cicero ist noch sein Zuhörer gewesen (Brut. 207). Von seinen sonstigen Lebensverhältnissen wissen wir nur weniges. Er war ein Freund Freund des Q. Metellus Numidicus, den er im J. 654 = 100 in die Verbannung begleitete (Suet. 2). Dass er in Tusculum eine Villa besessen habe, beruht auf Vermutung (Cic. de orat. I 265. Mentz 10). In Rom wirkte Stilo teils als Lehrer, teils als Verfasser von Reden für Andere. Beide Litteraturen beherrschend, ist er der hervoragende Vertreter grammatischer Gelehrsamkeit in der älteren Zeit. Seine bedeutendsten Schüler sind [533] Cicero und Varro (Hauptstellen bei Cic. Brut. 205-207 und Gell. XVI 8, 1). Als Redner spendet ihm Cicero geringes Lob (orator nec studuit unquam [scil. esse] nec fuit, Aelianas leves oratiunculas Brut. 206. 207). Als Philosoph war er ein Anhänger der Stoa (Stoicus esse voluit Cic. Brut. 206); der stoische Einfluss lässt sich in seinen grammatischen, speciell seinen etymologischen Versuchen nachweisen (Mentz 13-15). Er entfaltete eine rege schriftstellerische Thätigkeit. Vieles ging aus seinen Werken in die des Varro und Verrius Flaccus über; weitere Spuren finden sich bei Plinius d. Aelt. und Gellius, während spätere Erwähnungen wohl durchweg älteren Quellen entstammen. Bezeugte Schriften sind: 1) interpretatio carminum Saliorum (so bei Varro de l. l. VII 2, exili littera expeditam et praeterita obscura multa) oder explanatio carminum Saliarium (so bei Fest. 141), auf die verhältnismässig oft Bezug genommen wird (Mentz Nr. 4–12 S. 28f.); 2) index comoediarum Plautinarum (Gell. III 3; Stilo hielt 25 Stücke für echt, d. h. die fabulae Varronianae und 4 andere, darunter die Faeneratrix nach Fest. 372; vgl. Ritschl Parerga XXI; Urteil über die Sprache des Plautus bei Quintil. X 1, 99); 3) commentarius de proloquiis (= περὶ ἀξιωμάτων, vgl. Gell. XVI 8; vermutlich im Anschluss an die Stoiker über Syntax handelnd; vgl. Wilmanns de Varr. libr. gr. 15. Mentz 11); 4) Reden für andere (scriptitavit orationes multis Cic. Brut. 169; so für Q. Caecilius Metelus Nepos, Q. Servilius Caepio, Q. Pompeius Rufus, C. Aurelius Cotta; vgl. Meyer Or. R. fr.² 336ff.); 5) Ausgaben, wie die der Schriften des Metellus Numidicus, vielleicht auch noch andere Autoren (vgl. Fronto ad Caes. et inv. I 7 S. 20 Nab.). Zu diesen bezeugten Schriften hat man auf Grund der Citate noch einige andere hinzufügen zu müssen geglaubt, so ein antiquarisches Werk (van Heusde 56), einen Commentar zu den XII Tafeln (vgl. u. a. Schöll 26); indessen ist die Annahme mehrerer Werke wenigstens nicht nötig: es genügt, wenn wir mit Mentz ein einziges und zwar ein glossographisches Werk voraussetzen, in dem sich die etymologischen Notizen ebensogut unterbringen lassen wie die antiquarischen und historischen. Litteratur: I. A. C. van Heusde de L. Aelio Stilone, Ciceronis in rhetoricis magistro, rhetoricorum ad Herennium ut videtur auctore. Inserta sunt Aelii Stilonis et Servii Claudii fragmenta. Traiecti ad Rh. 1839. F. Ritschl Parerga 238ff. F. Mentz de L. Aelio Stilone (in Comment. phil. Jen. IV 1890, 1–60; darin die Fragmente S. 27–35).