Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft
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Nahrungsmittel, einzelne Arten, übertragene Bedeutung
Band XX,2 (1950) S. 13721386
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Pilze.

I. Allgemeines.

1. Name.

Der allgemeine Name für P. ist griechisch μύκης, ητος oder ου, ὁ (vgl. Hesych. s. μύκης· μύκητος καὶ μύκου δίκλιτον) und μύκη, ης, ἡ (vgl. Athen. II p. 60 B ff. lateinisch mucus, mucor); die gebräuchlichste lateinische Bezeichnung ist fungus, i (zu σφόγγος, σπόγγος, vgl. Walde Etym. Wörterb.² s. fungus). Ein einziges Mal gebraucht Plinius als Sammelname für P. auch spongea; denn die n. h. XIX 63 genannten fleischigen spongea in umore pratorum enascentes können nichts anderes als P. sein. Die Ableitung Isid. XVII 10, 18, der fungus mit φῶς und, quod sint ex eorum genere quidam interemptorii, auch mit defungi in Zusammenhang bringt, ist natürlich unhaltbar. Gloss. fungi: μύκητες. Neugriechisch heißen alle P. μανιτάρια, von ἀμανίτης, einem erst spät auftretenden Namen einer Gruppe von P. (s. Abschn. II 4); italienisch fungo.

Obwohl Griechenland arm an P. ist, hat sich bereits Theophrast mit ihnen befaßt und hebt hist. plant. I 5, 3 hervor, daß der Stiel der P. (ὁ τοῦ μύκητος καυλός) in keiner Weise gegliedert, sondern durchaus gleichförmig gebaut sei. Dieser Stiel streckt sich in die Länge und von ihm gehen die Wurzeln aus, Theophrast bei Athen. II p. 61 E. Daß μύκης wenn auch nicht ursprünglich, so doch vornehmlich, einen Hut- oder Ständer-P. bedeutete, geht aus dieser Stelle und auch aus Hesych. s. μύκης … καὶ τὸ ἀνδρεῖον μορίον, Archiloch. frg. 46, 185 hervor. Begreiflich ist es, daß Theophrast auch das sonderbare Gebilde der Trüffel (ὕδνον) auffiel; er definiert μύκης ὕδνον hist. plant. I 1, 11 als eine Pflanze, die weder Wurzel noch Stengel noch Ast noch Zweig noch Blatt noch Blüte noch Frucht noch Rinde noch Mark noch Fasern noch Gefäße (φλέβας) habe, der also alles fehle, was sonst das Wesen (οὐσία) der Pflanze ausmacht (vgl. Phainias bei Athen. II p. 61 F) Theophr. hist. plant. I 6, 5 ist nochmals darauf hingewiesen, daß ὕδνον sowie πέζις und κράνιον (so die Hss.) keine Wurzeln haben (über πέζις s. Abschn. II 6, über κράνιον Abschn. II 7). Wenn Theophr. hist. plant. III 7, 5 sagt, daß P. (μύκητες) ἀπὸ τῶν ῥιζῶν καὶ παρὰ τὰς ῥίζας der Eichen wie auch anderer Bäume wachsen, so ist ἀπὸ ῥιζῶν ganz wörtlich [1373] zu nehmen. Denn nach der im Altertum geltenden Anschauung entstehen die P. entweder aus in Gärung befindlicher feuchter Erde (Plin. n. h. XXII 94 origo prima causaque e limo et acescente suco madentis terrae. Athen. II p. 60 E οἱ μύκητες γηγενεῖς), sind also, wie Nikand. Alex. 521 sagt, ein ζύμωμα, ein Gärungsprodukt der Erde (vgl. Plin. n. h. XIX 35 quo manifestum erit terrae naturam in se globari. Eustath. Il. p. 290, 2 τοῦ ἐκ τῆς φυομένου ἐδωδίμου περιττώματος) oder aus Baumwurzeln, vornehmlich radicis fere glandiferae, also Eichenwurzeln; das Anfangsstadium ist ein zäher Schleim (spuma lentior), dann entsteht ein mit einer Haut umgebener Körper (corpus membranae simile), aus dem der P. selbst hervorkommt (Plin. n. h. XXII 94). Es ist deshalb nicht gleichgültig, unter welchem Baum und an welcher Stelle der P. gewachsen ist, sondern – und diese Meinung teilt auch Diosk. IV 82 Wellm. (vgl. Nikand. frg. 78 Schn.) – je nach dem Standorte sind die P. giftig (φθαρτικοί) oder eßbar (βρώσιμοι; vgl. Plin. n. h. XVI 31 boletos suillosque … qui circa radices gignuntur, quercus probatissimos, robur autem et cupressus et pinus noxios. XXII 97). P., die in der Nähe von faulenden Lumpen, von rostigem Eisen und Schuhnägeln wachsen, ziehen deren sucus saporque an sich und verwandeln ihn in Gift. (Eine bessere Einsicht verrät Theophr. odor. 3, wenn er sagt, daß P., die auf Mist wachsen, nichts vom Geruch ihres Nährbodens annehmen). Als besonders gefährlich galten P., an deren Standort Giftschlangen hausen, deren Gift die P. aufnehmen; ebenso können von δένδρα ἰδίως βλαπτικά (Diosk. IV 82) auf die unter ihnen wachsenden P. schädliche Stoffe übergehen (vgl. Plin. n. h. XXII 94. 95. Diosk. IV 82. Nikand. Alex. 521ff. Nikand. bei Athen. II p. 60 F. Diphilos bei Athen. II p. 61 Dff. Scribon. 198. Galen. XII p. 79. VI p. 655. Orib. XI s. μυκήτων. Paul. Aeg. V 55).

Da man den P. als in ursächlichem Zusammenhang mit dem Baum stehend (vgl. Plin. n. h. XXII 16 fungorum … origo non nisi ex pituita arborum) ansah, unter dem er wuchs, erklärt sich auch der Diosk. I 81 vermerkte Volksglaube, man könne das ganze Jahr hindurch μύκητας ἐδωδίμους erhalten, wenn man die klein gestoßene Rinde von Weiß- und Schwarzpappeln (τῆς λεύκης καὶ τῆς αἰγείρου) auf gedüngte Beete streue (vgl. Geop. XII 41. Nikand. bei Athen. II p. 60 F). Daß die P. besonders nach längerem Regen hervorkommen, wurde natürlich bemerkt (vgl. Plin. n. h XXII 100 omnia haec imbribus proveniunt. Plaut. Stich. 773 satis esse nobis non magis potis est quam fungo imber), und es konnte sich deshalb leicht der Volksglaube bilden, daß die P. durch Gewitterregen αὐτόματοι entstehen, also auch durch Besprengen einer vorbereiteten Erdunterlage mit Wasser εἰς ὄμβρου μίμησιν künstlich erzeugt werden können (vgl. Geop. XII 41 μυκήτων ποίησις) Bei Plut. quaest. conv. p 664 B διὰ τί τὰ ὕδνα δοκεῖ τῇ βροντῇ γίγνεσθαι; wird dieser besonders an die Trüffel (s. Abschn. II 7) geknüpfte Volksglaube als unbegründet zurückgewiesen und eingehend über die Gründe seiner Entstehung gesprochen; vgl. Ovid. met. VII 393 corpora … pluvialibus edita fungis. [1374]

2. P. als Nahrungsmittel.

Da es unter den P., die als leicht erreichbares Nahrungsmittel für den Menschen schon in Urzeiten Bedeutung hatten, auch solche gibt, deren Genuß den Tod zur Folge hat (nach Athen. II p. 60 E sind nur wenige ἐδώδιμοι· οἱ γὰρ πολλοὶ ἀποπνίγουσιν), war es für die P.-Sammler und P.-Esser schon immer wichtig, die genießbaren P. von den schädlichen zu unterscheiden und möglichst sichere Kennzeichen der schädlichen P. zu finden. Solche Kennzeichen, die aus der Erfahrung des Volkes stammen, geben auch die antiken Schriftsteller vielfach an. So soll nach Diosk. IV 82 der schleimige Überzug sowie die Neigung, rasch zu verfaulen, ein Kennzeichen giftiger P. sein. P., die beim Kochen härter werden, sagt Plin. n. h. XXII 99, sind schädlich; auch Diphilos bei Athen. II p. 61 D gibt dieses Kennzeichen an und bemerkt ferner, daß die schwarzen und schwarz-blauen [gedacht ist offenbar an die dunkle Verfärbung mancher P. beim Anschneiden, die auch heute noch vielfach als Zeichen der Giftigkeit angesehen wird] und harten P. schädlich seien. Bei Plin. n. h. XXII 92ff. werden als Kennzeichen der dem eßbaren boletus (s. Abschn. II 2) ähnlichen, aber giftigen P. angegeben: verwaschenes Rot (des Hutes), häßliches Aussehen (rancido aspectu), Blauwerden beim Anschneiden (livido intus colore; vgl. Plin. n. h. XXII 97 omnium colos lividus), rissige Haut (rimosa stria), blasser Rand. Wenn manche Leute die giftigen P. von den ungiftigen nach der Art des Baumes unterscheiden wollen, unter dem sie wachsen, so nützt das, meint Plin. n. h. XXII 97 denjenigen nichts, die die P. von anderen (auf dem Markte) kaufen [die Stelle ist im übrigen verderbt]. Nach Gal. de prob. suc. p. 785 K. hielt man vielfach alle P., die sich nicht trocknen und dörren lassen, für schädlich.

Da sie aber ein schmackhaftes Essen sind, wurden P., von denen Plinius sagt, man esse sie immer auf gut Glück (temere manduntur XXII 92) und sie seien ein cibus anceps (XXII 97), zu allen Zeiten gerne gegessen, und zwar nicht bloß die boleti und suilli (s. Abschn. II 2 und 5), die Plin. n. h XVI 31 als gulae novissima inritamenta bezeichnet, die also erst zu seiner Zeit ein besonders beliebtes Modegericht wurden, sondern gebratene P. waren auch eine Volksnahrung (vgl. Poliochos bei Athen. II p. 60 C καὶ μύκης τις ἐνίοτ’ ἂν ὠπτᾶτο), wenn sie auch zuweilen zäh und hart waren, worauf das Zitat μύκητας πρινίνους (P. so hart wie Eichenholz) aus Antiphanes bei Athen. II p. 60 C deutet, wo P. neben Zwiebeln und σόγχος (Salat aus den jungen Blättern der Gänsedistel, Sonchus oleraceus L.) unter den einfachen Speisen armer Leute genannt sind. Im Rom der frühen Kaiserzeit bereiteten sich (nach Plin n. h. XXII 99) Feinschmecker ihr P.-Gericht selbst in silbernen Geschirren und benützten dabei Bernsteinmesser. Man setzte dem Gericht, um die P. innocentiores zu machen, für alle Fälle etwas nitrum (Natron) oder Essig zu. Noch sicherer glaubte man zu sein, wenn man die P. zusammen mit Fleisch kochte oder cum pediculo piri; prosunt et pira confestim sumpta (vgl. XXIII 115). Das Mitkochen eines Stückchens von einem Birnenzweig empfehlen auch Cels. V 27, [1375] 17 und Diosk. I 116 (ἀχράδας); vgl. Diphilos bei Athen. II p. 61 E, wo Zusatz von Essig, ὀξύμελι, Honig und Salz empfohlen wird.

Die Urteile über die P. als Nahrung stimmen darin überein, daß die P. zwar wohlschmeckend und nahrhaft, aber schwer verdaulich sind. Als gut und ungefährlich (οἰκεῖοι) gelten nach Diphilos bei Athen. II p. 61 E die ganz zarten, lockeren (εὔθρυπτοι), die unter Ulmen und Kiefern wachsen. Auch Diosk. IV 82 bezeichnet die P. als τρόφιμοι und δυσδιάλυτοι und bemerkt richtig, daß sie gewöhnlich ὁλοσχερεῖς d. h. in ganzen Stücken unverdaut abgehen [da der menschliche Magen die in den P. reichlich enthaltenen Nährstoffe nicht völlig aufzuschließen vermag]. Richtig ist auch seine Bemerkung, daß an sich unschädliche P. in zu großer Menge genossen schädlich sein und χολέραν hervorrufen können. Nikand. Alex. 521ff. warnt vor dem Genuß von P. und Gal. alim. fac. II p. 335 sagt, andere P. als βωλῖται (s. Abschn. II 2) und ἀμανῖται (s. Abschn. II 4) solle man der Sicherheit halber überhaupt nicht anrühren. Apic. VII 15 G. et V. fungi farnei vel boleti gibt drei Kochrezepte an für fungi farnei, Eschenpilze d. h. P., die vornehmlich unter Eschen wachsen und näher nicht bestimmbar sind; sie wurden gekocht. Es folgen ferner drei Kochrezepte für boleti (s. Abschn. II 2), deren thyrsi, worunter wohl Stiel und Hut zu verstehen ist, in Stücke geschnitten werden.

Trotz der Vorsichtsmaßregeln müssen Vergiftungen durch P. häufig gewesen sein; denn die Zahl der Gegenmittel, die bei P.-Vergiftungen angegeben werden, ist sehr groß. Bei allen Gegenmitteln kam es darauf an, daß sie möglichst rasch Erbrechen hervorrufen sollten. Als solche Gegenmittel nennt Diosk. IV 82 Natron (vgl. Plin. n. h. XXXI 119. Nikand. Alex. 532) und Olivenöl, eine Mischung von Asche mit Salzwasser und Essig, eine Abkochung von θύμβρα (Saturei) und ὀρίγανον (Dost) oder Honig in großer Menge (vgl. Plin. n. h. XXIII 108); auch Hühnermist in Essig aufgelöst wird von Dioskurides wie auch von Plin. n. h. XXIX 103 und Gal. simpl. med. p. 303 K. als Gegenmittel genannt. Den Genuß von rohem Rettich empfehlen Plin. n. h. XX 25. Nikand. Alex. 527 und Gal. antidot. p. 410 K., der weiterhin gleichfalls Essig, Natron, ferner Weinhefe (vgl. Plin. n. h. XXIII 65), Wermut (vgl. Plin. n. h. XXVII 50), Raute (vgl. Plin. n. h. XX 132) nennt; vgl. Diphilos bei Athen. II p. 61 D ὑδρόμελι, ὀξύμελι, Natron, Essig. Cels. V 27, 12. Scribon. 198. Plin. n. h. XX 86 Saft vom Kohl (Geop. XII 17, 8 κράμβη). Plin. XX 94 semen tostum brassicae. XX 236 Senfsamen in Essig zerrieben. XXI 126 lilii radices. XXV 131 panaces Chironium. XXXII 44 Asche von mullus. XXI 184 cnecos (Saflor, Carthamus tinctorius L. vgl. Diosk. IV 93 ἀτρακτυλίς· οἱ δὲ κνῆκον ἄγριον καλοῦσιν). XXIII 159 Myrtenbeeren (Geop. XIV 24, 3). XXIII 162 Myrtenblätter. XX 47 porrum (Lauch). XXII 31 urticae semen. XXIII 43 Wein. XXIII 116 Asche von Birnbaumholz.

Von tödlichen P.-Vergiftungen wird öfters berichtet. Gal. alim. fac. II p. 335 sagt, an giftigen P. seien schon viele Menschen gestorben. Auf den Tod durch giftige P. weist Ephippos bei [1376] Athen. II p. 61 A ἵν’ ὥσπερ οἱ μύκητες ἀποπνιξαιμί σε und Epicharmos sowie Athenaios selbst (p. 60 E); ferner Nikander bei Athen. II p. 60 F (frg. 78 Schn.). Ein Fall von P.-Vergiftung, bei dem eine Mutter samt ihrer Tochter und zwei Söhne den Tod fanden, ist von Eparchides bei Athen. II p. 61 B überliefert. Plinius, der wie Seneca (vgl. epist. 95, 25 illos boletos, voluptarium venenum. 108, 15 boleti … nec enim cibi, sed oblectamenta sunt ad edendum saturos cogentia) wegen der Vergiftungsgefahr des öfteren gegen das P.-Essen wettert, berichtet n. h. XXII 96, daß vor kurzer Zeit ganze Familien und Tischgesellschaften durch P.-Vergiftungen ums Leben gekommen seien, ebenso der Gardeoberst Neros, Annaeus Serenus, sowie mehrere Tribunen und Centurionen. Die bekannteste P.-Vergiftung ist die des Kaisers Claudius, der ein leidenschaftlicher P.-Esser war. Claudius starb aber nicht durch den Genuß giftiger P., sondern den P. (boleti, s. Abschn. II 2), die er aß, wurde auf Anstiften der Kaiserin Agrippina ein Gift zugesetzt, das seinen Tod herbeiführte. Dieser Sachverhalt, den Lewin Die Gifte in der Weltgeschichte 193f. eingehend untersucht hat, geht aus Plin. n. h. XXII 92 veneno Tiberio Claudio principi per hanc occasionem (gelegentlich eines dem Kaiser servierten P.-Gerichtes) ab coniuge Agrippina dato klar hervor. Auch Suet. Claud. 44 spricht nicht von einem giftigen, sondern von einem vergifteten P. (boletum medicatum). Lewin glaubt, daß das beigemischte Gift Akonit oder Opium oder beides war. Der Fall Claudius ist übrigens der einzige weltgeschichtliche Vergiftungsfall, bei dem P. eine Rolle spielen. Auf ihn beziehen sich Iuven. sat. V 146 (vgl. VI 621). Martial. I 20, 4. Tac. ann. XII 67. Nach Suet. Nero 33 nannte Nero die P. (boleti) mit Bezug auf die Vergiftung des Claudius in zynischer Weise deorum cibus. Von Domitian überliefert Suet. Domit. 14, 1, daß er keine P. aß. Über P. als Speise vgl. Daremb.-Sagl. I 2 p. 1142. 1156 B.

II. Einzelne Arten.

Die Feststellung der im Altertum bekannten P.-Arten stößt auf große Schwierigkeiten und bleibt, da die von den Schriftstellern angegebenen Merkmale zumeist unzureichend sind, sehr problematisch. Jedenfalls lassen sich die meisten Arten bei weitem nicht mit der Sicherheit erkennen, wie es nach der Darstellung bei Lenz Botanik der alten Griechen u. Römer. 753–766 den Anschein hat. Ganz willkürlich sind zumeist die Deutungen bei Billerbeck Flora classica 257ff. Fraas Synops. plant. flor. class. 319f. hat nur wenige Notizen über P. Eine gewisse Einteilung in fleischige P. (carnosa), Baumschwämme und tubera (Trüffeln) läßt sich Plin. n. h. XIX 63 erkennen. Da die Bestimmung vielfach unsicher ist, werden die P. im folgenden nicht nach den heutigen Bezeichnungen, sondern nach dem lateinischen Alphabet aufgeführt, soweit einzelne P.-Namen überhaupt überliefert sind.

1. agaricum

(ἀγαρικόν) ist mit ziemlicher Wahrscheinlichkeit als Lärchenpilz, Polyporus officinalis Fr. (Polyporus laricis Jacqu) zu erkennen, der an Lärchenstämmen in Südeuropa besonders in Gebirgswäldern vorkommt (vgl. Gloss. agaricum id est boletus montanus), zu [1377] Arzneizwecken verwendet wurde und darum bei Ärzten oft genannt ist. Er enthält einen purgierenden, harzartigen Bestandteil und war auch in unseren Apotheken (Agaricus albus) als Purgiermittel sowie als blutstillendes Mittel offizinell. Die Deutung stützt sich auf Diosk. III 1f. und Plin. n. h. XXV 103 (aus Sextius Niger) und XVI 33. Die Angaben beider Autoren sind wenig klar. Dioskurides kannte den P. sicher nur als Droge und weiß deshalb nicht recht, ob es sich um eine Wurzel (ῥίζα σιλφίῳ ἐμφερής) handelt oder, wie andere – und zwar richtig – angeben, um einen an Bäumen wachsenden P. (τινὲς δὲ ἐν φηγίνοις δένδρεσιν [φηγίνοις ist Konjektur Wellmanns; überliefert ist σητίνοις und σιτηνοῖς] κατὰ σῆψιν γίνεσθαι καθάπερ καὶ οἱ μύκητες ἐπιφύονται). Wichtig für die Deutung ist die Angabe: γεύσει δὲ ἀμφότερα ὅμοια, κατ’ ἀρχὰς μὲν γλυκάζοντα, εἶτα ἐξ ἀναδόσεως ἔμπικρα (Plin. n. h. XXV 103 initio gustus dulcis mox in amaritudinem transit). Denn dieser Wechsel im Geschmack ist für den Lärchenpilz charakteristisch, wie auch die Bemerkung Plin. n. h. XXV 103 colore candido zutrifft; er heißt heute noch italienisch agarico bianco. Für Plinius bzw. seinen Gewährsmann ist es nicht zweifelhaft, daß agaricum an Bäumen wächst, vgl. XXV 103 agaricum ut fungus nascitur in arboribus. XVI 33 glandiferae maxime arbores (Eichen; sachlich richtig wäre: Lärchen) agaricum ferunt. est autem fungus candidus, odoratus (nach Lenz 758 riecht der frische P. wie frisches Mehl) … in summis arboribus nascens. Wie der in Apotheken offizinelle Agaricus albus vorzugsweise aus Rußland und Aleppo bezogen wurde, so war es nach Diosk. III 2 γεννᾶται ἐν τῇ Ἀγαρίᾳ (daher der Name!) τῆς Σαρματικῆς (vgl. Plin. n. h. XXV 103 circa Bosporum) bereits im Altertum. Bei Diosk. lat. erscheinen diese Ländernamen verderbt: in Arabia et in Samaria, und auch bei Plin. n. h. XXV 103 (XVI 33) ist das Herkunftsland der in der Wirkung schwächeren, leicht zerreiblichen Sorte, die nach Diosk. III 2 ἐν τῇ κατὰ Ἀσίαν Γαλατίᾳ καὶ Κιλικίᾳ wächst, aus Γαλατία irrtümlich Gallia geworden, so daß natürlich auch die Parallele zu der Bemerkung des Dioskurides: ἐκ τῶν κέδρων fehlt, da in Gallien keine Zedern wachsen. Bei dem Diosk. III 1 unterschiedenen ἀγαρικὸν ἄρρεν und θῆλυ handelt es sich lediglich um technische Sortenbezeichnungen der Apotheker, je nach der Faserung, die der P. innerlich zeigte (vgl. Plin. n. h. XXV 103 mas spissior amariorque – femina solutior. Lenz 756. Flückiger Pharmakogn. d. Pflanzenreiches³ 286). Daß der Lärchenpilz, wie Plin. n. h. XVI 33 bemerkt, nächtlich leuchtete und zur Nachtzeit geholt werde, trifft nicht zu.

Auf die sehr vielseitigen Anwendungen des P., die Diosk. III 3ff. aufzählt, weist auch Hesych. s. ἀγαρικὸν· βοτάνη τις οὕτω καλουμένη παρὰ τοῖς ἰατροῖς. Leberleiden, Asthma, Nierenleiden, Gelbsucht, Erkrankungen der Milz und viele andere Krankheiten waren es, gegen die agaricum angewendet wurde, vgl. Plin. n. h. XXVI 75. 112. 32. 33. 34. 38. 54. 76. 77. 78. 89. 110. 116. 119. 123. 155. 158. XXV 119. 128. Med. Plin. p. 70 R. Scribon. 106. 177. Marcell. med. I 106. XX 13 u. ö. Chiron. mulom. 869. 909. Gal. XI p. 813 K. XIV p. 67. Isid. XVII 9. 84. [1378]

2. boletus

(βωλίτης, vgl. Thes. l. l. s. v.). Die Gleichsetzung des lateinischen und griechischen Namens bezeugen die Glossarien, vgl. CGIL III 315, 19 βωλῖται boleti. Unter boleti sind verschiedene Hutpilze verstanden, die als wohlschmeckende (vgl. CGIL V 493, 5 boletos delectabiles) Speise-P. besonders in der frühen Kaiserzeit als Leckerbissen galten. In erster Linie wird zu denken sein an den

a) Kaiserling, Herren-P., Agaricus (Amanita) caesareus Scop., in Oberitalien und Südfrankreich der häufigste Markt-P. Er wurde dem suillus (s. Abschn. II 5) vorgezogen (vgl. Martial. III 60, 5 sunt tibi boleti, fungos ego sumo suillos, vgl. I 20. XII 48, 1. XIII 48) und den feinsten Delikatessen gleichgestellt, vgl. Martial. VII 78, 3 boletos, ostrea, mullus. XII 17, 4. III 45, 6. Plin. epist. I 7, 6. Diese Hochschätzung beweist auch Suet. Tiber. 42, wonach Tiberius dem Asellius Sabinus 200 000 Sesterzen gab für einen Dialog, in quo boleti et ficedulae et ostreae et turdi um den Vorrang streiten. Gegen die Schlemmer, die ardentes boletos et raptim indumento suo mersatos demittunt paene fumantes und dann sofort darauf eisgekühlte Getränke zu sich nehmen, wendet sich Sen. nat. qu. IV 13, 10. Galenos, der sonst den P. mißtrauisch gegenübersteht, bezeichnet alim. fac. II p. 335 K. βωλίτης als den unschädlichsten P.; er habe zwar keinen besonderen Geschmack und müsse deshalb mit verschiedenen Gewürzen zubereitet werden, sei aber an sich nahrhaft, in zu großen Mengen genossen jedoch nicht zuträglich; er sei der einzige P., an dem noch niemand gestorben sei (Gal. prob. alim. p. 770. Paul. Aeg. I 77. Vgl. Anthim. 38 omne genus boliti grave est et indigestum. Plac. med. 2, 18 abstinere se debent … a fungis). Glaucias bei Plin. n. h. XXII 98 hält boleti für magenstärkend; vgl. Seren. Samm. 420.

Eine Beschreibung des P. findet sich nirgends; die einzigen, recht unsicheren Anhaltspunkte bietet Plin. n. h. XXII 93, wonach beim jungen boletus auch die Hülle (tunica) sehr schmackhaft ist und erst platzt, wenn der P. aus der Erde herausgewachsen ist, und dann in Resten am Stiel kleben bleibt. Selten sitzen zwei P. an einem pes; die boleti haben eine Lebensdauer von nur sieben Tagen (vgl. Martial. VII 20, 12 debilis boletus). Auf den Kaiserling, der sich wie der Stein-P. in Italien besonders in Eichenwäldern findet, trifft die Angabe Plin. n. h. XVI 31 zu, daß boleti und suilli aus Eichenwäldern die besten sind. Auch Plin. n. h. XXII 96 tutissimi, qui rubent callo, minus diluto rubore quam boleti kann auf den Kaiserling bezogen werden; danach haben die boleti keinen so ausgesprochen roten Hut wie die hier als tutissimi bezeichneten, den boleti sonst ähnlichen P., und das paßt auf die orangerote Farbe des Kaiserlings.

b) Diese Stelle zeigt aber auch, daß Plinius als guten Speise-P. noch einen anderen Hut-P. kannte, dessen Hut ausgesprochen rot ist (minus diluto rubore) als der des Kaiserlings. Lenz 760 denkt dabei an den Rosenroten Ritterling, Agaricus russula Schaeff., der im Süden häufig und ein beliebter Speise-P. ist, wie auch Agaricus alutaceus Fries.

Die βωλῖται (Hss. H M βολίτας) φαῦλοι, gegen [1379] die Geop. XII 17, 8 als Gegenmittel Rettichsaft empfohlen wird (vgl. XII 22, 6), sind den vorstehend genannten ähnliche, aber schädliche Hut-P. wie etwa der Hexen-P., Boletus luridus Schaeff., Satans-P., Boletus satanas, Speise-Täubling, Russusa emetica u. a.

3. fungus aridus.

Daß mit fungus aridus, der nach Plin. n. h. XXXVI 138 zum Auffangen des Feuerfunkens und zum Anzünden benützt wurde (scintillam edunt, quae excerpta sulpure aut fungis arides vel foliis dicto celerius praebet ignem, vgl. XVI 208), ein Zunderschwamm gemeint ist, kann nicht zweifelhaft sein. In Betracht kommt der Echte Zunderschwamm, Polyporus fomentarius Fr., und der Unechte Zunderschwamm, Polyporus igniarius Fr., der einen schlechteren Zunder liefert. Beide kommen in Italien an Buchen und Eichen häufig vor (Lenz 754), ebenso in Gebirgswäldern Griechenlands an Eichen, Kastanien und anderen Bäumen (Heldreich Nutzpflanzen Griechenlands 1. Fraas 320). Man nennt sie neugriechisch ἴσκα, italienisch esca; vgl. Isid. XVII 10, 18 fungi, quod aridi ignem acceptum concipiant, φῶς enim ignis est; unde et esca vulgo dicitur, quod sit fomes ignis et nutrimentum. Serv. Aen. I 176. Wahrscheinlich ist Plin. n. h. XXII 96, wonach die P. ex pituita arborum entstehen, auch auf solche Baumschwämme zu beziehen; auch die nach Plin. n. h. XVI 85 an populus Libyca, worunter die Zitterpappel verstanden wird, wachsenden fungi scheinen Polyporus-Arten zu sein; vgl. Cael. Aur. chron. V 1, 20 ligneos fungos.

4. fungus candidus

(pratensis), ἀμανίτης. Dieser P. könnte der Echte Champignon, Psalliota (Agaricus) campestris L., nebst dem Schaf-Champignon, Psalliota arvensis, sein und von Horat. sat. II 4, 20 pratensibus optima fungis natura est, aliis male creditur gemeint sein, da, wie Lenz 756 bemerkt, auf Wiesen kein allgemein bekannter, als Speise-P. beliebter P. wächst als der Champignon, der in Italien auf Wiesen nicht selten ist (italiensch pratolino, pratajolo) und auch in Griechenland nebst einigen verwandten Arten, wenn auch nicht gerade häufig, vorkommt und gegessen wird; er heißt dort wie alle P. μανιτάρια (Heldreich 1). Möglicherweise ist auch Plin. n. h. XIX 63 bei den fleischigen spongeae in umore pratorum enascentes an den Champignon zu denken. Nach Fraas 320 wäre der Champignon in Griechenland in feuchten Niederungen auf Weiden im Frühling sogar sehr häufig. Die Gleichsetzung (Fraas 320) mit Apic. V 2, 1 G. et V spongiolus muß entfallen, da spongiolus bei Apicius handschriftlich nirgends belegt ist; die richtige Lesart ist sfondylis (sive fondilis; III 20, 1 sphondyli vel fundili). Bei Apicius ist also nicht von P. die Rede, sondern von Muscheln (s. Art. Muscheln Bd. XVI S. 793). Auf den Champignon ist ferner auch Ovid. fast. IV 697 fungos colligit albos und Plin. n h. XXII 96 candidi, velut apice flaminis insignibus pediculis zu beziehen, wo also die Form des P. mit der weißen Priestermütze der Flamines Diales verglichen ist (vgl Fest. p. 10 s. albogalerus). Die von Lenz 760 ausgesprochene Meinung, Plinius wolle mit dem Hinweis auf den apex den weißen Ring am Stiele des Champignon bezeichnen, [1380] weil apex ein ‚mit Wolle umwundenes Olivenzweiglein‘ bedeute, findet in der Erklärung des Wortes albogalerus bei Festus, auf die Lenz verweist, keine Rechtfertigung; vgl. Thes. l. l. s. apex. Die Übersetzung der Pliniusstelle kann nur lauten: Weiße P., die einen kurzen Stiel haben und aussehen wie die Mützen der Flamines Diales.

Möglicherweise bedeutet auch ἀμανίτης, das anscheinend zuerst Nikander (bei Athen. II p 61 A καί τε μύκητας ἀμανίτας τότ’ ἐφεύσεις) gebraucht (der Name fehlt bei Dioskurides und Plinius), den Champignon. Gel. alim. fac. II p. 335 stellt die ἀμανῖται an Güte fast den βολῖται (s. Abschnitt II 2 a) gleich; vgl. Gal. VII p. 370. Paul. Aeg. I 77. Nach Eustath. Il. p 290, 2 war ἀμανίτης in späterer Zeit der gebräuchlichere Name für μύκης, wodurch sich erklären würde, daß μανιτάρια im Neugriechischen die allgemeine Bezeichnung für P. wurde. Diese allgemeine Bedeutung hat ἀμανίτης auch in der Notiz Cram. Anecd. Ox. III p. 231, 1 μύκης σημαίνει καὶ τοὺς ἀμανίτας τοὺς περὶ τὰ δένδρα γινομένους. Eine verstümmelte lateinische Form bringt Thes. l. l. s. amanites aus Oribas. syn. 4, 5 amanaetae, boleti (4, 7).

5. fungus suillus.

Daß dieser P. trotz seines Namens ein sehr beliebter Speise-P. war, geht daraus hervor, daß ihn Plin. n. h. XVI 31 zusammen mit boletus als gulae novissima inritamenta bezeichnet. Er nennt ihn ferner (n. h. XXII 96) als tertium genus unter den unschädlichen (tutissimi) P., der allerdings durch Verwechslungen mit ihm ähnlichen P. oft zu Vergiftungen Anlaß gebe. Als guten Speise-P., wenn auch nicht gleichwertig dem Kaiserling, nennt ihn Martial. III 60, 5 sunt tibi boleti, fungos ego sumo suillos. Man hat unter suillus, der jedenfalls ein Hut-P. sein muß, von jeher den Stein-P., Boletus edulis L., verstanden, der in manchen Gegenden Oberitaliens häufig vorkommt und ein beliebter Speise-P. (ceppatello buono, porcino, ghezzo) ist; ein Beweis für die Deutung läßt sich nicht erbringen. In Griechenland scheint der Stein-P. zu fehlen (Fraas 320). Plin. n. h. XXII 98 berichtet, daß getrocknete und an Schnüren aufgehängte suilli, die aus Bithynien kamen, medizinisch gegen Durchfall, Fleischauswüchse am After, als Heilmittel bei Augenleiden, Geschwüren usw. verwendet wurden.

6. pezica, ae; πέζις.

Der Name πέζις erscheint bereits Theophr. hist. plant. I 6, 5 zusammen mit ὕδνον (Trüffel) und es heißt dort, πέζις habe keine Wurzeln. Die gleiche Feststellung macht Theophrast bei Athen II p. 61 E, wo noch bemerkt ist, daß die P. teils unter, teils auf der Erde wachsen καθάπερ οὓς καλοῦσί τινες πέζιας ἅμα τοῖς μύκησι γιγνομένους. Die Bemerkung Athen. II p. 61 F, daß Theophrast den P. ὕδνον, μύκης, πέζις eine glatte Rinde (λειόφλοια) zuschreibe, trifft nicht zu; Theophrast sagt über πέζις nichts weiter, als daß dieser P. keine Wurzeln hat. Plin. n. h. XIX 38 sunt et in fungorum genere Graecis dicti pezicae, qui sine radice aut pediculo nascuntur ist nur Wiederholung aus Theophrast. Sonst kommt der Name in der griechischen und römischen Literatur nirgends vor. Ein P. ohne Stiel kann wohl ein Stäubling (Bovist) [1381] aus der Gattung Lycoperdon sein, doch ist diese Deutung, die Lenz 755 gibt, nur eine Vermutung, die ebensowenig begründet ist wie die Deutung von Fraas 320, der unter πέζις die Morchel vermutet.

7. tuber, eris; ὕδνον, τό, Trüffel

(vgl. Isid. XVII 10, 19 tuberum tumor terrae prodit eaque causa nomen illi dedit. Gloss. tubera terrae sunt ὕδνα). Aus der sachlichen Feststellung Theophr. hist. plant. I 1, 11, daß ὕδνον keine Wurzeln noch sonstige Teile wie die andern Pflanzen habe (s. Abschn. I), ist bei Plin. n. h. XIX 33ff. tubera haec vocantur usw. ein miraculum geworden. Im übrigen macht Plinius hier brauchbare Angaben über die Trüffel: Sie wächst unter der Erde (undique terra circumdata), hebt auch (beim Wachsen) die Erde nicht empor, so daß über der Trüffel keine Risse in der Erde entstehen. Man könnte die Trüffel einen callus terrae (Auswuchs der Erde) nennen; ob dieses vitium terrae überhaupt wächst oder von Anfang an seine kugelige Form und Größe hat (vgl. Athen. II p. 62 A καὶ ἡ τῶν ἐγγεοτόκων τούτων γένεσις ἅμα καὶ φύσις, οἷον τοῦ ὕδνου), ist schwer zu sagen. Die Trüffel wächst an trockenen, sandigen Orten unter Gebüsch. Sie erreicht oft die Größe einer Quitte und wird bis zu einem Pfund schwer. Die Trüffeln unterscheiden sich durch die Farbe; sie sind braunrot oder schwarz und innen weiß. Die besten gibt es in Afrika. Da die Trüffeln aus Erde bestehen, können sie nicht angebaut (seri) werden. Was Plinius damit sagen will, daß eine Trüffelart harenosa sei und den Zähnen schade, eine andere Art aber sincera, bleibt unklar. Brauchbar ist auch die Beschreibung Diosk. II 145 Wellm. ὕδνον ῥίζα ἐστὶ περιφερής, ἄφυλλος, ἄκαυλος, ὑπόξανθος, ἔαρος ὀρυττομένη· ἐδώδιμος δέ ἐστιν ὠμή τε καὶ ἑφθὴ ἐσθιομένη. Diese Angaben werden ergänzt durch folgende dem Theophrast zugeschriebenen Ausführungen bei Athen. II p. 62 A ff. (vgl. Plin. n. h. XIX 37): die Trüffeln sollen im Herbst nach Regen, besonders nach Gewitterregen, entstehen, die die Ursache ihres Entstehens sein sollen (s. Abschn. I). Doch glauben manche Forscher, daß sie sich durch Samen fortpflanzen, da sie am Strand von Mitylene nur auftreten, wenn bei Hochwasser der Same (τὸ σπέρμα; Plin. exundatione fluminum invecto semine) von Tiarai (s. u. Bd. VI A S. 761) herabgeschwemmt wird. Dort in Tiarai gibt es nämlich viele Trüffeln. Sie wachsen zumeist am sandigen Strande. Sehr gute Trüffeln kommen auch bei Lampsakos vor (dagegen sagt Hegesandros bei Athen. II p. 62 D, am Hellespont gebe es keine ὕδνα) sowie ἐν Ἀλωπεκοννήσῳ (Stadt auf der Westseite des Thrakischen Chersonnesos, s. o. Bd. I S. 1597) und in Elis. Die Trüffeln sollen nur einjährig und im Frühjahr am zartesten sein.

Nach allen diesen Angaben ist es nicht zweifelhaft, daß mit tuber und ὕδνον Trüffeln gemeint sind, die in den Wäldern der nördlichen Hälfte Italiens, besonders in Oberitalien, häufig und als Speise-P. (tartufo, trifola) sehr beliebt sind. Auch in Griechenland findet sich die Trüffel in waldreichen Gegenden im Peloponnes (Kyllene), in Kastanien- und Eichenbeständen bei Kalavryta, auch auf Cypern. Sie heißt neugriechisch ὕδνος oder ἵκνος (nach Fraas 319), im [1382] Peloponnes ὕδανον oder ὕδνον, wird jedoch vom Volke wenig beachtet, worauf auch der kretische Name χοιρόψωμα hindeutet (Heldreich 2). Nach den freilich spärlichen Merkmalsangaben bei Plinius und Dioskurides lassen sich vielleicht unterscheiden: die Weiße Trüffel, Tuber magnatum Pico, die namentlich in Oberitalien häufig ist; sie besitzt ein starkes, knoblauchartiges Aroma, ist ockerbraun (vgl. Diosk. ὑπόξανθος) und erreicht 8 cm im Durchmesser. Für die Vermutung Sprengels, daß auch unter dem Theophr. hist. plant. I 6, 9 genannten ἀσχίον diese Trüffelart zu verstehen sei, fehlt jeder Anhaltspunkt, da es nicht einmal sicher ist, ob ἀσχίον überhaupt eine Trüffel bedeutet. In Betracht kommt ferner die Winter-Trüffel, Tuber brumale Vittad. (schwarz, innen schwärzlich aschgrau mit weißen Adern marmoriert) nebst der Varietät Tuber melanosporum, die außen rötlichschwarz, innen rötlich oder violettschwarz ist (vgl. Plin. n. h. XIX 34 distinguuntur et colore, rufo nigroque et intus candido) und gleichfalls in Norditalien vorkommt. Zu den schwarzbraunen Arten Oberitaliens, die heute dort gesammelt werden, gehören auch noch die Sommer-Trüffel, Tuber aestivum, sowie die Großsporige, Tuber macrosporum, und die Wenigsporige Trüffel, Tuber oligosporum. Welche Arten im Einzelfalle gemeint sind, läßt sich nicht entscheiden.

Eine andere Art muß die Plin. n. h. XIX 34 als beste bezeichnete afrikanische Trüffel gewesen sein. Es ist die gleiche, die nach Athen. II p. 62 A περὶ Κυρήνην wuchs und μίσυ genannt wurde. Sie ist, sagt Athenios, sehr schmackhaft und hat einen fleischartigen Geruch (τὴν ὀσμὴν ἔχειν κρεώδη) wie auch das in Thrakien vorkommende οἰτόν (Hss. auch ἴτον; vgl. Hesych. s. οὐϊτόν· τὸ ὑπ’ ἐνίων οἰτόν). Von ihr sagt Plin. n. h. XIX 36 Simile est quod in Cyrenaica provincia vocant misy, praecipuum suavitate odoris ac saporis, sed carnosius, et quod in Threcia iton et quod in Graecia geranion. Demnach hält Plinius misy, iton und geranion für Bezeichnungen der gleichen Trüffelart in verschiedenen Ländern und letzteres geht ohne Zweifel auf das Theophr. hist. plant. I 6, 5 zusammen mit ὕδνον und πέζις genannte κράνιον zurück (so die Hss.; Schneider hat γεράνειον, Wimmer κεραύνιον in den Text gesetzt; auch die Überlieferung bei Plinius schwankt). Dieses κράνιον erscheint als γεράνεινον wieder neben ὕδνον bei Athen. II p. 62 A τὸ ὕδνον (ὃ καλοῦσί τινες γεράνειον) καὶ εἴ τι ἄλλο ὑπόγειον. Unter diesem μίσυ, das offenbar ein Wort der Eingeborenensprache ist, wird bei Leunis-Frank Synops. d. Pflanzenkunde III 1795 die in Nordafrika (Algerien) wachsende Trüffelart Terfezia Leonis Tul. verstanden, die heute bei den Einheimischen terfez heißt. Sie ist walnuß- bis faustgroß, kugelig, hellbraun, innen weiß, später durch weiße Adern in braune Felder geteilt. Diese Trüffel kommt zwar auch in Eichenwäldern in Italien, Sardinien, Sizilien und Südfrankreich vor, wurde aber in besonderer Güte aus der Kyrenaika eingeführt. Die Einfuhr aus Afrika wird auch durch Iuven. V 116ff. post hunc tradentur tubera, si ver tunc erit et facient optata tonitrua coenas maiores. Tibi habe frumentum, Alledius inquit, o Libye; disiunge boves, [1383] dum tubera mittas! bezeugt. Die Einfuhr beweist, daß diese Trüffel von Feinschmeckern geschätzt worden sein muß, so daß die Bemerkung Friedlaenders¹⁰ II 313, daß die Trüffel im Altertum wenig beliebt war, nicht zutreffen kann. Martial. XIII 50 (Terrae tubera) nennt die Trüffeln als poma secunda nächst dem so beliebten boletus (Kaiserling), Matron bei Athen. II p. 62 C nennt die Austern die Trüffeln (ὕδνα) der Thetis und Apic. VII 16 bringt sechs Kochrezepte für Trüffeln (vgl. Aug. mor. Manich. II 13, 30 hominem boletos, orizam, tubera … ructantem. Iuven. XIV 8). Wie Plut. quaest. conv. 664 B erzählt, setzte Agemachos bei einer Mahlzeit in Elis besonders große Trüffeln vor, die er als ἄξια τῶν βροντῶν τῶν ἔναγχος γενομένων bezeichnete, womit er den mehrfach erwähnten Volksglauben, daß die Trüffeln infolge von Gewittern entstehen (vgl. Plin. n. h. XIX 37 cum fuerint imbres autumnales ac tonitrua creba, tunc nasci et maxime tonitribus. Athen. II p. 62 A. Apollon. hist. mir. VIII 46) ironisiert. Als Kuriosum berichtet Plin. n. h. XIX 35, daß der Praetor Laertius Licinius, als er in Spanien Trüffeln aß, auf einen in die Trüffel eingewachsenen Denar biß und seine Zähne beschädigte. Nach Diphilos bei Athen. II p. 62 C sind ὕδνα schwer verdaulich, εὔχυλα καὶ παραλεαντικά und etwas abführend; einige seien wie μύκαι auch giftig (πνιγώδη), was auf Trüffeln nicht zutrifft. Gal. alim. fac. II 68. (VI p. 655. XII 147) bezeichnet die ὕδνα als ῥίζαι (wie Dioskurides) oder Knollen und sagt, sie seien unschädlich, hätten aber wenig Geschmack. Nach Pamphilos bei Athen. II p. 62 D wächst an der Stelle, wo Trüffeln vorkommen, immer die ὑδνόφυλλον genannte Pflanze, durch die man das Vorkommen der Trüffeln erkennen könne (vgl. Hesych. s. ὑδνόφυλλον· ἡ ἐπὶ τοῖς ὕδνοις φυομένη πόα).

8. Fliegenpilz

An den Fliegen-P., Amanita muscaria Pers. (Agaricus muscarius L.) ist möglicherweise zu denken bei den P., die nach Plin. n. h. XXII 93 reluti guttas in vertice albas ex tunica sua gerunt. Der Suet. Claud. 44 genannte boletus medicatus kann nicht mit Fraas 320 als Fliegen-P. gedeutet werden, da es sich hier nicht um einen giftigen, sondern um einen vergifteten P. handelt (s. Abschn. I). Ob die Epist. Alex. p. 219, 3 genannten fungi cocco rubriores hierher gehören, ist nicht zu entscheiden.

9. Stockschwamm

Auf die Kenntnis des Stockschwammes, Pholiota (Agaricus) mutabilis, schließt Lenz 764 aus der Bemerkung Nikanders bei Athen. II p. 60 F, daß an alten Feigenbaumstümpfen, wenn man sie reichlich mit Mist belegt und sehr feucht hält, ein P. (μύκης) wachse. Nikander sagt aber nicht, wie Lenz irrtümlich angibt, daß diese P. ‚eine gesunde Nahrung geben‘, sondern er warnt im Gegenteil davor, solche P. zu essen. Eher könnten die Geop. XII 41, 1 genannten eßbaren μύκητες αἰγειρῖται die an Stümpfen von Schwarzpappeln durch Feuchthalten des faulendes Holzes erzeugt werden (vgl. Diosk. I 81; s. Abschn. I), als Stockschwämme gedeutet werden. Lenz 764 weist darauf hin, daß der Stockschwamm (italienisch famigliola buona) in ganz Italien an verwesenden Baumstämmen massenweise wächst und von Liebhabern an feucht gehaltenen alten Stämmen gezogen wird. [1384]

10. Morchel

Zu streichen ist aus der Liste der bei antiken Schriftstellern erwähnten P. die Morchel, Morchella esculenta Pers. Diese wollte Lenz 754 in dem Apic. V 2, 1 genannten spongiolus sive fungulus erkennen und wies darauf hin, daß die Morchel italienisch spongiole heiße. Wie bereits in Abschn. II 4 (Champignon) ausgeführt, ist jedoch spongiolus bei Apicius handschriftlich nirgends belegt und Apicius spricht hier nicht von P., sondern von Muscheln. Die Deutung πέζις (s. Abschn. II 6) als Morchel ist eine völlig unbegründete Vermutung von Fraas 320.

11. Weitere Arten

Ob bei Cic. fam. VII 26, 2 fungos helvellas, herbas omnes ita condiunt, ut nihil possit esse suavius unter helvella ein P. zu verstehen ist, ist zweifelhaft. Bei Fest. p. 91 L. ist helvella (zu helus, holus, Gemüse) mit holera minuta erklärt, bedeutet also so viel wie griechisch λάχανα. Die Ausgaben interpungieren fungos, helvellas und trennen damit helvella von den P. ab. Von eingemachten P. spricht Iuven. XIV 8 boletum condire.

Welcher P. bei Pelagon. 443 mit fungus carinus gemeint ist, ist nicht feststellbar.

Die Athen. II p. 61 F unter Berufung auf Theophrast genannten μύκητες, die im Meere nach längerem Regen an der Küste wachsen und durch die Sonnenbestrahlung versteinern, sind Korallen (Madrepora), deren Vorkommen Theophr. hist. plant. IV 7, 1 richtig für das Rote Meer angibt, während in der Notiz des Athenaios das Vorkommen irrtümlich an die Küste der bei Theophrast kurz vorher in anderem Zusammenhang genannten Straße von Gibraltar (ἐν τῇ περὶ Ἡρακλέους στήλας θαλάσσῃ) verlegt ist.

III. Brand-, Rost-, Schimmel- und andere ähnliche P.

waren den Alten natürlich nicht bekannt. Sie kannten und spürten nur die schädlichen Wirkungen, die der Brand (uredo, inis) und Rost (rubigo, robigo, inis), griechisch ἡ ἐρυσίβη, besonders am Getreide, aber auch an den Weinarten, an Fruchtbäumen und anderen Nutzpflanzen, der Schimmel (mucor, oris) am Brot und durch das Kahmigwerden (mucescere, acescere) des Weines verursachte. Daß alle diese Schädigungen durch P. hervorgerufen werden, blieb bis in das 19. Jhdt. unbekannt. Die meisten Nachrichten liegen über den Getreiderost (Kornbrand) vor. Nach der Ansicht des Theophrast, der sich mehrfach mit dem Getreiderost befaßt (hist. plant. VIII 10, 1ff.; caus. plant. III 22. IV 14) ist ἐρυσίβη ein Fäulnisprozeß, der dann auftritt, wenn in den Ähren nach Regen oder von Nachttau Feuchtigkeit zurückgeblieben ist und dann bei Windstille die pralle Sonne auf das Getreide herniederbrennt. Auch dem Vollmond wird, da er eine Eigenwärme austrahle, eine Einwirkung zugeschrieben. Da der Getreiderost, meint Theophrast, auf einem Fäulnisprozeß (σαπρότης τις, σῆψίς τις) beruht und ein Fäulnisprozeß sich nicht ohne Wärme vollziehen kann (caus. plant. III 22, 2 ἡ δὲ ἐρυσίβη σαπρότης τις, οὐδὲν δὲ σαπρὸν ἄνευ θερμότητος ἀλλοτρίας), so muß die Sonnenhitze schuld sein am Auftreten des Kornbrandes. Der Schluß ist richtig, aber die Voraussetzung trifft nicht zu. Bei längeren Regen, meint Theophrast, tritt der Rost nicht auf, da diese Regen ihn von den Pflanzen abspülen. Theophr. [1385] hist. plant. VIII 10, 2 bemerkt auch, daß der Rost die Getreidearten stärker befällt (ἐρυσιβᾷ; er gebraucht auch das Verbum ἐρυσιβοῦσθαι und das Adjektivum ἐρυσιβώδης, anfällig für Rost) als die Hülsenfrüche wie Bohnen und Erbsen und unter den Getreidearten die Gerste stärker als den Weizen und von den Gerstensorten wiederum besonders die ἀχιλληίς genannte Sorte, und erklärt diese Erscheinung im Einklang mit seiner Theorie aus der Verschiedenheit der Bauart der Ähren, die um so leichter befallen werden, je lockerer die Ährchen in der Ähre stehen, weil sich in solchen Ähren die Regen- oder Taufeuchtigkeit am längsten hält. Theophrast hat auch beobachtet, daß der Kornbrand nicht auf allen Feldern gleich stark auftritt, sondern daß das Getreide in höheren, freien und dem Winde ausgesetzten Lagen keinen oder nur geringen Befall zeigt, während der Rost in windgeschützten Kessellagen stärker auftritt. Plinius, der sich gleichfalls eingehend mit dem Kornbrand befaßt, sagt n. h. XVIII 279, ob man diese Schädigungen robigo oder uredo oder carbunculus (darunter ist offenbar eine durch P. hervorgerufene Krankheit an Bäumen und am Weinstock zu verstehen, bei der sich an den Blättern und Knospen schwarze Brandstellen bilden ut quodam uredinis carbone exustae Plin. n. h. XVIII 272. 275. 294. XVII 222. XII 27 olivae carbunculant. XIV 33 vitis. Colum. III 2, 4) nenne, sie bedeuten in jedem Falle Unfruchtbarkeit. Die Ansicht der plerique (es ist die Theorie des Theophrast), daß die Ursache des robigo des Getreides und des carbunculus des Weinstockes die Sonnenhitze (rorem inustum sole acri) sei, hält Plin. n. h. XVIII 275 für falsch und vertritt die Meinung, daß es sich um eine vom Vollmond ausgehende Kältewirkung handle, die in mondklaren Nächten den Tau auf den Ähren gefrieren lasse. Soweit bewegt sich seine Erklärung noch in naturwissenschaftlichen Bahnen; aber XVIII 280ff. schreibt er die Entstehung des Kornbrandes auch gewissen Gestirnen und deren Konstellation zu und verliert sich damit in unklare Mystik. Von den angeblich neuen Abwehrmaßnahmen gegen den Rost (a nullo ante nos prodita XVIII 279) hat nur das XVIII 293 empfohlene Räuchern in den Weinbergen und Feldern eine reale Bedeutung (es wird auch heute in Weinbergen angewendet, um der Gefahr des Spätfrostes zu begegnen), alles andere wie das Verbrennen von drei lebendigen Krebsen oder von Fleisch des Welses (silurus) oder das Aufstellen einer uva picta zwischen den Weinstöcken ist reiner Aberglaube. In der Zuflucht zu solchen Mitteln (nach Plin. n. h. XVIII 161 geht der Getreiderost auf die Lorbeerblätter über, wenn man Lorbeerzweige in den Acker steckt) zeigt sich die ganze Hilflosigkeit des Menschen gegenüber diesen Schädigungen, die ihm oft die ganze Ernte vernichteten und ihn um den Fleiß eines Jahres brachten und so erklären sich die Robigalia, die angeblich von Numa gestiftet am 24. April gefeiert wurden, quoniam tunc fere segetes robigo occupat, und bei denen man betete, daß der Rost keinen Schaden tue (vgl. Varr. I 1, 6; s. u. Bd. I A S. 949ff.).

Den Robigalia entspricht ein Strab. XIII 613 erwähnter Kult des Apollon Ἐρυθίβιος auf Rhodos [1386] als Abwehr der ἐρυθίβη (ἐρυσίβη) und der Demeter Ἐρυσίβη bei den Gorgoniern in Lydien (Etym. Gud. 210, 25; s. o. Bd. IV S. 2746).

Von rubigo, der den Weizen befällt, spricht Plin. n. h. XVIII 79 (vgl. 91), von uredo, der Bäume vernichtet, XVII 232 (vgl. Cic. nat. deor. III 35), von mucor (Schimmel) auf dem Brot Colum. XII 4, 17, vom Kahm des Weines (mucor) Plin. n. h. XIV 131. Cato r. r. 148. Von einer der ἐρυσίβη ähnlichen Krankheit des Weinstockes, die κράμβος heißt und auch die Blätter erfaßt, spricht Theophr. caus. plant. V 10, 1; ob κράμβος und carbunculus die gleiche Krankheit bedeuten, ist nicht klar. Bei der Theophr. hist. plant. IV 14, 3 ἡ ἐλάα … φύει καὶ ἧλον (clavum)· οἱ δὲ μύκητα (fungum) καλοῦσιν, ἔνιοι δὲ λοπάδα (patellam) erwähnten Krankheit des Ölbaumes (vgl. Plin. n. h. XVII 223) handelt es sich wahrscheinlich nicht um P., sondern um Flechten (s. Art. Moose, o. Bd. XVI S. 234).

Die Plin. n. h. XVII 218. 222f. 226 als sideratio bezeichnete Krankheit an Bäumen (vgl. Theophr. hist. plant. IV 14, 2 ἀστροβολεῖσθαι) scheint keine P.-Krankheit, sondern nur eine Frostwirkung zu sein.

IV. Übertragene Bedeutung

IV. In übertragener Bedeutung ist fungus für einen einfältigen, stumpfsinnigen Menschen gebraucht Plaut. Bacch. 283 adeon me fuisse fungum ut qui illi crederem? 820 terrai odium ambulat, iam nil sapit nec sentit, tantist quantist fungus putidus. 1088 stulti, stolidi, fatui, fungi usw. Cic. fam. IX 10, 2. 15, 5. Unsere Redensart: ‚wie P. aus der Erde schießen‘ findet sich Iren. I 29, 1, der von den Gnostikern sagt: velut a terra fungi manifestati sunt. Vgl. Lactant inst. VII 4, 3 homines … tamquam fungos esse generatos. Iordan. Get. V 30 Scythia … in modum fungi primum tenuis, post haec latissima vergleicht das Landkartenbild Skythiens mit der Gestalt eines Hut-P.

[Steier. ]