RE:Appuleius 9
Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft | |||
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von Madaura, Platoniker und Sophist, meist Apuleius geschrieben | |||
Band II,1 (1895) S. 246–258 | |||
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9) Apuleius von Madaura, der Platoniker und Sophist. In den guten Hss. seiner Werke heisst er Apuleius (der Vorname L. ist ungenügend bezeugt) Madaurensis Platonicus oder philosophus Platonicus. Auf die letzte Bezeichnung weist A. selbst hin apol. 9. 10. Ebenso wird er genannt von Augustin. civ. dei VIII 12. 14. 19, von Charis. p. 240, 28 K. und Appolin. Sid. eq. IX 13. Er war also gebürtig aus Madaura (heute Mdaurusch) in Numidien, einer damals blühenden römischen Colonie (apol. 24 splendidissima colonia). Vgl. auch metam. XI 27 (περὶ ἑρμηνείας p. 267). Augustin. epist. 102, 32; civ. dei VIII 14, 2. Apoll. Sidon. ep. IX 13. A. hatte sich selbst einmal Seminumidam et Semigaetulum genannt (apol. 24). Danach muss sich freilich für ihn Gaetulien beträchtlich weiter nach Norden und Osten ausgedehnt haben als man gewöhnlich annimmt. Vgl. noch apol. 41 tempore quo me non negabunt in Gaetuliae mediterraneis montibus fuisse (etwa im Saltus Aurasius, h. Djebel Aurês?). Afer heisst A. bei Augustin. civ. dei VIII 12 und epist. 138, 19 (A. qui nobis Afris Afer est notior).
Über sein Leben bis zu seinem Process giebt uns A. besonders in der Apologie Aufschlüsse. Er stammte aus einer wohlhabenden und angesehenen Familie (vgl. Augustin. ep. 138, 19). A.s Vater war in Madaura Duumvir gewesen (apol. 24; ein Duumvir von Madaura CIL VIII 4681). Geboren war er um das J. 125 n. Chr. Den ersten Unterricht mag er in Madaura empfangen haben, dann kam er noch als Knabe nach Karthago (flor. 18, 86, 91. Augustin. ep. 138, 19 liberaliter educatus), bezog darauf die Hochschule zu Athen, wo er besonders Philosophie, aber auch Rhetorik, Geometrie, Musik und Poesie studierte (flor. 18, 86. 92. 20, 97; apol. 72) und machte später lange und weite Reisen, besonders in den Osten (flor. 15, 49 [Schilderung von Samos nach dem Augenschein]; de mundo 17 vidi et ipse apud Hierapolim Phrygiae u. s. w.), wodurch der grösste Teil seines Vermögens (sein väterliches Erbteil hatte eine Million Sesterzen betragen) aufgezehrt wurde (metam. XI 27. 28; apol. 23). Auf dem Rückwege nahm er seinen Aufenthalt in Rom (metam. XI 26; flor. 17, 77), wo er auch als Rechtsanwalt thätig war (metam. XI 28. 30). Später lebte er wieder in Africa. Auf einer Reise von Madaura nach Alexandria erkrankte A. zu Oea (h. Tripoli) und verweilte daselbst länger (apol. 73). Hier wohnte eine reiche (apol. 71 HS quadragiens possidebat) Frau Aemilia Pudentilla, die Witwe eines Sicinius Amicus, von dem sie zwei Söhne hatte, Sicinius Pontianus und den um mehrere Jahre jüngeren Sicinius Pudens. Mit Pontianus war A. von Athen her befreundet (apol. 72), und da sich dessen Mutter gerade damals nach Beseitigung früherer Hindernisse aus gesundheitlichen Gründen nach mehr als 13jährigem Witwenstande (apol. 27. 68. 69. 85) wieder zu vermählen wünschte, so drang (so stellt A. die Sache dar) Pontianus in A., dass er sie heirate (apol. 73ff.). A. entschloss sich dazu, [247] obwohl die Braut nicht schön (apol. 73. 91. 92) und beträchtlich älter war als er. Im Jahr des Processes war sie über 40 Jahre alt (apol. 99); vgl. noch apol. 27 und 70 (wo A. iuvenis heisst, er stand damals etwa im Anfange der dreissiger). Darüber war nun aber die ganze Verwandtschaft ihres ersten Mannes aufgebracht, obgleich A. gegen seine beiden Stiefsöhne sehr anständig und freigebig handelte (apol. 90ff.). Sie verdächtigte sogar, als bald darauf Pontianus in Karthago erkrankte und starb, deshalb den A. (apol. 1). Als dieser Untersuchung verlangte, liessen die Widersacher jene Beschuldigung fallen, dagegen erhoben Sicinius Aemilianus, der Oheim von Pontianus und Pudens (apol. 2), sowie Herennius Rufinus, der Schwiegervater des Pontianus (apol. 67. 74), zusammen mit dem von ihnen aufgehetzten Pudens (apol. 28. 41. 98) gegen A. die Klage auf Zauberei: mit Zauberei habe A. Pudentilla an sich gezogen und gewonnen. Die Verhandlung erfolgte an einem Gerichtstage zu Sabratha (apol. 59, h. Zowâra, etwa 100 Km. westlich von Oea, auch an der Küste, gelegen) noch unter der Regierung des Antoninus Pius (apol. 85 ante has imperatoris Pii statuas; Hadrian heisst divus apol. 11), also vor dem März des J. 161 n. Chr., und zwar etwa im J. 158. Denn der den Process leitende Proconsul von Africa Claudius Maximus war der unmittelbare Nachfolger (apol. 94) des Proconsuls Lollianus Avitus. Dieser (cos. J. 144) begleitete nach damaligem Gebrauch um das J. 157 das Proconsulat (Marquardt Röm. St.-Verw. I 405. Mommsen St.-R. II 240, 4). Claudius Maximus war selbst philosophisch gebildet (ap. 1. 19. 25. 36. 48. 64f. 85. 103; vgl. Teuffel Röm. Lit.-G. § 358, 4). Der Process endete sicher mit der Freisprechung des Angeklagten. Doch scheint der Handel ihm den Aufenthalt in Oea verleidet zu haben (zur Zeit des Processes hatte er dort drei Jahre gelebt, apol. 55), so dass er fortan in Karthago seinen Wohnsitz nahm (flor. 18, 86; damals wohnte er schon sechs Jahre in Karthago; mehrjähriger Aufenthalt daselbst erhellt auch aus flor. 9, 38). Der Faustinus filius, dem A. das zweite Buch de Platone et eius dogmate und die Schrift de mundo (hier aber nur Faustine mi) widmete, war schwerlich ein leiblicher Sohn der Pudentilla. Staatsämter bekleidete A. nicht, wie ausdrücklich Augustin ep. 138, 19 bezeugt: A. non dico ad regnum, sed ne ad aliquam quidem iudiciariam potestatem cum omnibus suis magicis artibus potuit pervenire. Die Stelle apol. 24 (exinde ut participare curiam coepi, vgl. J. Marquardt St.-Verw. I 508) ist nicht so zu verstehen, als wenn A. in Madaura wie sein Vater Duumvir gewesen wäre. Der junge A. scheint sich vielmehr nur als Volontär, um Geschäftskenntnis zu erwerben, im Dienste der Gemeinde nützlich gemacht zu haben, was ihm seine Eigenschaft als Sohn eines Duumvirs ermöglichte. In Karthago wurde später A. zum Provinzialpriester des Kaiserkultus (sacerdos provinciae) gewählt. Augustin a. a. O. an forte ista (die Ämter), ut philosophus, voluntate contempsit, cui sacerdoti provinciae pro magno fuit ut munera ederet venatoresque vestiret (vgl. flor. 16, 73). Jenes Provinzialpriestertum gab seinem [248] Inhaber zugleich mit dem Vorsitz im Provinziallandtag (concilium provinciae) auf ein Jahr die vornehmste Stellung und gewährte ihm auch nach seinem Abgange verschiedene Ehrenrechte, nötigte ihn aber auch während seiner Amtsführung zur Ausstattung der bei Augustin a. a. O. erwähnten amphitheatralischen sehr teueren Spiele (O. Hirschfeld Ann. d. Inst. 1866, 69; S.-Ber. Akad. Berl. 1888, 857. L. Friedländer Sittengeschichte II⁶ 551). Der mit diesem Amte verbundene äussere Prunk (z. B. an den Festtagen das Purpurgewand und der goldene Kranz) war ganz gewiss nach dem Sinne des A., und seine Redegewandtheit musste ihn ebenso dazu empfehlen wie so viele griechische Sophisten in Asien (P. Guiraud Les assemblées provinciales, Paris 1887, 89) dadurch für dieses Amt empfohlen wurden. – Von der äusseren Erscheinung des A. können die vermeintlichen Bildnisse (J. J. Bernoulli Röm. Ikonogr. I 284), namentlich ein Contorniat (Abb. bei Bernoulli a. O. Taf. 5 nr. 117) kaum eine Vorstellung geben. Einer seiner Ankläger in Oea nannte ihn spöttisch philosophum formosum (apol. 4); er selbst schildert sich (ebd.) als einen abgearbeiteten, körperlich angegriffenen, wirrhaarigen Philosophen. Vom weiteren Leben des A. und vom Jahre seines Todes ist nichts bekannt.
A. widmete sich von Jugend auf den Studien mit grösstem Eifer (apol. 5 ab ineunte aevo unis studiis litterarum ex summis viribus deditus [flor. 17, 77] omnibus aliis spretis voluptatibus ad hoc aevi … impenso labore diu noctuque cum despectu et dispendio bonae valetudinis) und hat sich auf den verschiedensten Gebieten der Prosa und Poesie versucht. Er nennt mit Stolz selbst als seine Arbeiten (flor. 9, 37) poemata omnigenus apta virgae (ῥάβδῳ, Epen), lyrae, socco, cothurno; item satiras ac griphos (vgl. die unten S. 249, 19 genannten quaestiones convivales); item historias varias rerum (s. unten den Vergleich mit Xenophons historiae und die epitomae historiarum unten S. 249, 21. E. Rohde Rhein. Mus. XLVIII 131) nec non orationes laudatas disertis nec non dialogos laudatos philosophis; atque haec et alia eiusdem modi tam graece quam latine, gemino voto, pari studio, simili stilo. Vgl. flor. 20, 98 canit enim Empedocles carmina, Plato dialogos, Socrates hymnos, Epicharmus †modos, Xenophon historias, Xenophanes satiras: Apuleius vester haec omnia novemque Musas pari studio colit. Zur Zeit seines Processes hatte er öffentliche Prunkreden gehalten und herausgegeben (apol. 55 de Aesculapii maiestate, davon ebd. vulgo legitur, in omnium manibus versatur; vgl. 73. 24) und naturales quaestiones in griechischer und lateinischer Sprache veröffentlicht (ebd. 36. 38), namentlich über Zoologisches, speciell über Fische, zum Teil nach eigener Betrachtung und Untersuchung derselben (ebd. 33. 40. 41: an der letzten Stelle wird ein Ausflug des A. in die südlichen Berge Gaetuliens zur Untersuchung versteinerter Fische erwähnt; vgl. auch flor. 18, 90). Ausserdem hatte er Gedichte verfasst, wovon Proben apol. 6 (e ludicris meis epistolium de dentifricio, Senare mit einem Zahnpulver an einen Calpurnianus geschickt) und ebd. 9 (versus amatorii in gezierten Distichen zum [249] Lobe der Söhne des Scribonius Laetus unter den Namen Critias und Charinus; vgl. Auson. opusc. 18. 4 p. 146 Sch.). Aus jenem liber ludicrorum noch ein trochaeischer Septenar bei Nonius 68, 29 (F. Bücheler Coniectanea, Bonn 1878, 9). Ferner standen in einem jetzt verschollenen Codex Bellovacensis 24 derb-sinnliche Senare mit dem Titel L. Apulei ἀνεχόμενος ex Menandro (gedruckt z. B. bei Riese Anthol. Lat. 712. Bährens PLM IV 104). Ausserdem hören wir von einem Lobgedicht auf den Statthalter von Africa Scipio Orfitus im J. 163 (flor. 17, 82) und von einem Aesculapii hymnus graeco et latino carmine (flor. 18, 91). Von Prosaischem wird noch erwähnt ein ἐρωτικός (Laur. Lyd. de mag. III 64), Hermagoras in mehreren Büchern (nach den Bruchstücken bei Priscian wohl ein Roman wie die Metamorphosen, angeführt auch bei Fulgent. serm. antiq. 559, 13), convivales quaestiones (Apollin. Sidon. ep. IX 13. Macrob. VII 3. 23), dann epitomae historiarum (Prisc. II 482. 2 H.; vgl. I 250, 18), ferner Schriften über Arithmetik (nach Nikomachos, vgl. Cassiodor. de arithm. zu Ende und Isid. orig. III 2), Musik (Cassiod. de mus. z. E.), über Astrologie (Laur. Lyd. de mens. IV 7. 73; de ostent. 3. 4. 7. 10. 44. 54. C. Wachsmuth zu de ost. p. XXI), medicinalia (Prisc. I 203. 14 H.; A. wird von einem Arzte wegen einer epileptischen Kranken befragt apol. 48f.), de arboribus libri (Serv. Georg. II 126) und anderes Landwirtschaftliche (Phot. bibl. cod. 163. Pallad. r. r. I 35, 9. Geopon. I 14. XIII 5 und sonst; s. O. Jahn Leipz. Ber. 1850, 286. E. Meyer Gesch. d. Botanik II 196. W. Gemoll Unters. über die Geoponica 98; O. Jahn a. a. O. vermutete, dass die wissenschaftlichen Schriften Teile einer Encyklopädie nach Art derjenigen des Celsus gewesen seien). Endlich auch eine Bearbeitung des platonischen Phaidon (Apollin. Sid. ep. II 9. Prisc. II 511. 520 H. Bücheler Coniectanea, Bonn 1878, 8) und eine Schrift in wenigstens zwei Büchern de proverbiis (Charis. 240 K., das einzige erhaltene Citat kann aus einem Hexameter sein). Verdächtig ist – ohne weitere Beglaubigung – das Citat bei Fulgentius serm. antiq. 565 Apuleius in libro de republica. Die Bruchstücke der bisher genannten Werke siehe in Hildebrands Ausg. II 636; vgl. I p. LV.
Erhalten sind von A. nur Schriften in lateinischer Sprache und zwar folgende: 1) Metamorphoseon libri XI. Der Vorwitz trieb einen Griechen Namens Lucius nach Thessalien, weil er das Zaubern lernen wollte. Dort wurde er aus Versehen in einen Esel verwandelt, behielt aber dabei sein menschliches Bewusstsein. Er erzählt nun, was er als Esel erlebte, bis er endlich seine menschliche Gestalt wieder erlangte. Dieser Inhalt ist in allem Wesentlichen gleich der Erzählung Λούκιος ἢ Ὄνος, welche unter Lukians Namen geht. Nur die Namen sind verschieden. Doch heisst der Held selbst in beiden Schiften Lucius, bei Lukian Lukios von Patrai. Der Schluss freilich weicht beträchtlich ab. Bei Lukian schliesst der Scherz mit der Verwandlung des Esels in die frühere menschliche Gestalt durch den Genuss von Rosen. A. aber verwertet den Schluss zu einer hier wenig passenden hochtrabenden [250] Verherrlichung des Isisdienstes: Isis hilft dem Esel zur Rückverwandlung (gleichfalls durch Rosen); der wieder zum Menschen gewordene empfängt ihre Weihen und wird ihr Priester (XI 30 Osiris … in collegium me pastophorum suorum, immo inter ipsos decurionum quinquennales adlegit). In diesen Schluss flicht A. mancherlei Züge seines eigenen Lebens ein und spielt so (wie auch schon in der Einleitung des Ganzen und sonst gelegentlich wie II 10. III 15) mit dem Leser Versteckens (z. B. XI 27 mitti sibi Madaurensem). Daher sagt Augustin civ. dei XVIII 18 sicut Apuleius in libris quos ‘Asini Aurei’ titulo inscripsit, sibi ipsi accidisse ut … asinus fieret aut indicavit aut finxit. Übrigens war der wirkliche Name des Werkes Metamorphoses, und Asinus aureus (so citiert auch Fulgent. serm. antiq. 562 und 565 Apuleius in asino aureo neben Apuleius in metamorphoseon 564) war nur eine scherzhafte Bezeichnung des beliebten, geschätzten Buches (vgl. die Bezeichnung der libri rerum cotidianarum des Gaius als Aurei; s. auch Plin. ep. II 20, 1). Über das Verhältnis der Metamorphosen des A. zu Λουκίου Πατρέως μεταμορφώσεων λόγοι διάφοροι bei Phot. bibl. 129 und zu Lukians (?) Λούκιος ἢ Ὄνος gehen die Ansichten sehr auseinander. Darüber siehe z. B. W. Teuffel Stud. u. Charakteristiken² 572. E. Rohde Über Lucians Schrift Λούκιος u. s. w., Lpz. 1869, 14; Rh. Mus. XL 91. A. Goldbacher Zeitschr. f. österr. Gymn. XXIII 323. 403. K. Dilthey Akad. Festrede, Gött. 1879. K. Bürger De Lucio Patrensi u. s. w., Berl. 1887. W. Schmid Philol. L 313. H. Dee De ratione inter Ps. Luc. Asinum et Apul. Metamorph., Leiden 1891. Das griechische Vorbild ist beträchtlich ausgeweitet worden durch Einflechtung einer Anzahl von Spuk- Räuber- und Schmutzgeschichten, auch ist (IV 28–VI 24) das schöne Märchen von Cupido und Psyche hinzugefügt. Auch viel Römisches ist eingemischt (retro metas Murcias VI 8; contraque leges ipsamque Iuliam VI 22; in poenam decem milium nummum[WS 1] VI 23 u. a.). Das Werk ist weitaus das originellste und anziehendste aller Werke des A., nach Anlage und Zweck ein phantastisch-satirischer Sittenroman und auch stofflich als reicher Schatz von Schilderungen aller Art wertvoll. Verfasst wurden die Metamorphosen in Rom (XI 26ff. I 1 mox in urbe Latia [vgl. oben S. 246, 51] advena, studiorum Quiritium indigenam sermonem aerumnabili labore nullo magistro praeeunte aggressus excolui) etwa um das J. 153 (der III 29 Caesar und XI 17 princeps genannte Kaiser ist also Antoninus Pius). Daher entschuldigt sich auch A. im Vorwort dieses seines ersten lateinischen Werkes als ein exotici ac forensis sermonis rudis locutor (I 1). Rohde Rh. Mus. XL 76. Auffällig ist freilich bei dieser Zeitbestimmung, dass sich A. wegen dieses Zauberromans, der seinen Gegnern reichlichen Anlass zu Angriffen geben konnte, in der Apologie weder verteidigt noch entschuldigt. Man hat deshalb früher die Metamorphosen erst nach der Apologie gesetzt, dagegen s. aber Rohde Rh. Mus. XL 88. Vielleicht hatte A. die Metamorphosen zuerst ohne seinen Namen erscheinen lassen, Rohde a. Ο. K. Bürger Herm. XXIII 489. Daraus erklärt sich [251] wohl auch, dass im cod. Laur. 68, 2 (s. u. S. 252, 49) A. als Verfasser der Apologie und der Florida genannt ist, dagegen bei den Metamorphosen der Name des Verfassers fehlt. Das Werk wurde bald sehr beliebt. In einem Erlass des Kaisers Severus Hist. Aug. Albin. 12, 12 heisst es von Clodius Albinus († 197) cum ille inter milesias punicas Apulei sui et ludicra litteraria (Albinus schrieb ausser anderem auch fabulae milesiae nach Apuleius, Hist. Aug. Alb. 11, 8) consenesceret. Siehe noch oben S. 250, 20. Vgl. noch Macrob. comm. in somn. Scip. I 2, 8 argumenta fictis casibus amatorum referta, quibus Apuleium non numquam lusisse miramur. – 2) Apologia oder vielmehr nach der Hs. Pro se apud Claudium Maximum procos. de magia liber I (bzw. II, Buch 2 beginnt im Laur. 68, 2 mit Kapitel 66), die schon (S. 246, 30) erwähnte Verteidigungsrede, anziehend durch ihren mannigfaltigen und charakteristischen Inhalt und die kunstvolle, wohl abgemessene und eindringliche Darstellung höheren Stils. Die leichtfertige, teilweise alberne Begründung der Anklage macht dem Verteidiger sein Geschäft leicht, der denn auch seine Gegner völlig vernichtet und den Anlass dazu benützt, um sich selbst, sein überlegenes Wissen und seinen Witz ins Licht zu stellen. Die Ausführlichkeit und Gründlichkeit der Behandlung ist übertrieben (copiosissima et disertissima oratio Augustin civ. dei VIII 19; eloquentissime se defendit Augustin. ep. 138, 19). Natürlich ist die Rede nicht so gehalten, sondern erst nachträglich ausgearbeitet, obwohl der Redner den Schein annimmt, als stände er vor Gericht. In Wirklichkeit war einige (5–6) Tage vor dieser Gerichtsverhandlung bei Gelegenheit eines anderen Processes der Vorwurf wegen Zauberei gegen A. erhoben worden und hatte A. durch die Herausforderung der Gegner die sofortige Anklage erzwungen (apol. 1). – 3) Florida. A. gab eine Auswahl (eine Blumenlese, daher wohl der Name = ἀνθηρά) seiner Prunkreden in vier Büchern heraus unter dem Titel Apulei Platonici floridorum liber I–IV. Der Inhalt war sehr mannigfaltig, aus Philosophie, Geschichte, Natur und Leben genommen, und der eigentliche Zweck der Sammlung war es, die Beredsamkeit des A. von allen Seiten zu veranschaulichen. Wir besitzen nur einen Auszug des Werkes, 23 Stücke ungleichen Umfangs und zum Teil ganz fragmentarisch (‚schöne Stellen‘), meist aus Reden, die A. in Karthago gehalten hat. Die Stücke sind, soweit sie sich zeitlich bestimmen lassen, aus der Gesamtherrschaft des M. Aurelius und des L. Verus (J. 161–169); vgl. 9,40 Honorinum … favor Caesarum ad consulatum format; nr. 17 auf (Ser. Cornelius) Scipio Orfitus pro cos. Africae (im J. 163, CIL VIII 24; cos. im J. 149). Ganz ähnlich den Florida sind zwei Stücke, welche in den Hss. der Schrift de deo Socratis verkehrt als prologus vorausgeschickt werden. – 4) De deo Socratis, ein populär-philosophischer moralisierender Vortrag über die Lehre Platons von den dreierlei Wesen, Göttern, Menschen und Mittelwesen (δαίμονες), besonders von den letzteren. Vgl. Augustin. civ. dei VIII 14–22. Prisc. I p. 509, 9 H. – 5) De Platone et eius dogmate. In der Einleitung werden drei Teile in Aussicht gestellt. Buch I behandelt nach einem Überblick über [252] Platons Leben seine Naturphilosophie. Buch II an Faustinus filius (s. oben S. 247, 45 und unten S. 252, 34) gerichtet, Platons Ethik. Ein drittes Buch, welches die ratio intellegendi et loquendi (I 4 p. 189) enthalten sollte, fehlt in allen für die beiden ersten Bücher massgebenden Hss. Dagegen ist einzeln durch alte Hss. (saec. IXff.) überliefert ein Buch peri (h)ermeniae (= περὶ ἑρμηνείας) Apulei (auch de syllogismis categoricis genannt), das die Logik giebt (philosophiam rationialem, qua continetur ars disserendi), aber nicht nach Platon, sondern in trockenster Weise nach Aristoteles und den Peripatetikern, was freilich bei der damaligen Vermischung der philosophischen Lehren nicht zu viel gegen A. als Verfasser besagen kann. Immerhin ist es sehr zweifelhaft, ob diese Schrift, die sich als selbständig, nicht als Teil eines grösseren Ganzen giebt, als Buch III des Werkes de Platone et eius dogmate zu betrachten sei und ob sie dem A. angehöre, wenn auch die Hss. sie ihm zuschreiben, Cassiodor (LXX 1173. 1203 Migne) sie unter A.s Namen anführt und darin (p. 267) der Name des A. wiederholt als Beispiel verwendet wird (was ohne weiteres weder für noch gegen A. als Verfasser spricht). Stahr Aristoteles bei den Römern 157. Zeller Gesch. d. gr. Philos. III 2³, 209. Hildebrand Apul. I p. XLIV meint, sie sei durch einen Grammatiker des 3.–4. Jhdts. der Schrift des A. als Ergänzung hinzugefügt worden. Dagegen halten O. Jahn Ber. d. sächs. Ges. d. Wiss. 1850, 382, Prantl Gesch. d. Logik I 579 u. a. an der Urheberschaft des A. fest. – 6) De mundo, gleichfalls an Faustinus (s. unter nr. 5) gerichtet, ist eine freie Bearbeitung der angeblich aristotelischen Schrift περὶ κόσμου (Aristotel. ed. Bekker p. 392). Über letztere s. unter Aristoteles. In der Einleitung: nos Aristotelem … et Theophrastum (?) secuti. Als Arbeit des A. erwähnt von Augustin. civ. dei IV 2. A. hat nicht wenig selbst hinzugefügt, s. c. 35. 37. 14 (Cato in libris originum). 5. (in nostro mari). 17 (ut Vesuvius noster solet … vidi et ipse apud Hierapolim Phrygiae u. s. w.). Die erhobenen Zweifel an der Verfasserschaft des A. (H. Becker Studia Apul. Berl. 1879, 54) sind unberechtigt.
Handschriften der Werke des A. Für Apologie, Metamorphosen und Florida ist die Haupthandschrift Laur. 68, 2 saec. XI in Florenz, woraus alle übrigen geflossen sind. Darin steht mehrmals (in den Metam. und Flor.) eine Subscription, am ausführlichsten am Schluss von B. IX der Metamorphosen: Ego Sallustius legi et emendavi Romae felix Olibrio et Probino v. c. coss. (J. 395) in foro Martis (d. h. in schola fori Martis) controversiam declamans oratori Endelechio (s. d.). rursus Constantinopoli recognovi Caesario et Attico coss. (J. 397). Vgl. über diese Hs. H. Keil Observ. in Caton. et Varr. de r. r. 77. F. Beyte Quaest. Apul., Gött. 1888. 1. Die besten Hss. der übrigen (philosophischen) Schriften sind Bruxell. 10054 saec. XI (s. Rohde Rh. Mus. XXXVII 140) und Monac. 621 saec. XII. Goldbacher vor s. Ausg.
A. ist eine der bezeichnendsten litterarischen Persönlichkeiten seiner Zeit. Er lässt sich am kürzesten einen lateinischen Ableger der damals blühenden griechischen Sophistik nennen. Wie bei [253] diesen griechischen Sophisten der Kaiserzeit liegt das Hauptgewicht seiner Bemühungen einerseits in der Wirksamkeit als Prunkredner, daneben als Lehrer der Beredsamkeit (auch als Rechtsanwalt; vgl. metam. XI 28, 30; apol. 1), anderseits in litterarischen Leistungen, welche sich eben auf Philosophie, Naturwissenschaften, Geschichte u. a. aber auch auf die phantastisch aufgeputzte poetische Erzählung, den Roman, erstreckten. Wie seine griechischen Vorbilder zeigt auch er seine Redekunst öffentlich, daheim und in der Fremde, und er unternahm zu diesem Zweck förmliche Kunstreisen (flor. 18, 86 qui penes extrarios saepenumero promptissime discertavi). Auch die Improvisation, worin die griechischen Sophisten eine Stärke suchten, verschmähte er nicht (s. den sog. prologus zur Schrift de deo Socratis) und nährte auch mit ihrem Erfolg seine gleichfalls von seinen griechischen Lehrern ererbte Eitelkeit. Gewiss war A. anfänglich auch als Lehrer der Beredsamkeit thätig (z. B. auch seiner späteren Stiefsöhne, apol. 73), mag er sich auch später, als er nach der reichen Heirat es nicht mehr nötig hatte, von dieser Thätigkeit zurückgezogen haben. Die Bildung des A. war in erster Linie eine griechische, der Ruhm der griechischen Sophisten hatte es ihm angethan. Seinen lateinischen Stil bildete er zu kunstmässigem Gebrauche erst nachträglich zu Rom aus (metam. I 1; s. o. S. 250, 51). Es war später sein Stolz, griechisch und lateinisch gleichmässig zu beherrschen (s. o. S. 248, 46; flor. 18, 86 vox mea utraque lingua vestris auribus probe cognita; apol. 4 philosophum tam graece quam latine disertissimum. Augustin. civ. dei VIII 12 in utraque lingua, id est et graeca et latina, Apuleius Afer extitit Platonicus nobilis; utraque lingua war technischer Ausdruck für griechisch und lateinisch, vgl. CIL VIII 8500 und Apul. flor. 18, 91). Von seinen Schriften, z. B. den zoologischen, veröffentlichte er manche griechisch und lateinisch (apol. 36 cum ordinatius et cohibilius eadem graece et latine adnitar conscribere). In seinen Vorträgen ging er auch wohl ohne weiteres vom Griechischen zum Lateinischen über (vgl. den Schluss des sog. Prologus de deo Socr. 112. 113). So verfasste er den schon erwähnten Hymnus auf Aesculapius (oben S. 249, 13) graeco et latino carmine und schickte ihm zur Einleitung voraus dialogum similiter graecum et latinum, worin er zwei seiner Freunde sich griechisch über jenen Hymnus, seine Veranlassung und dergleichen unterreden liess, bis, als ein dritter hinzukam, das Gespräch ins Lateinische überging (flor. 18, 91). Von den griechischen Sophisten unterscheidet sich A. hauptsächlich durch den wissenschaftlich-encyklopädischen Zug seiner Schriftstellerei, welche so ziemlich das ganze Wissen des Altertums umfasste und (abgesehen von einzelnen Ansätzen zu eigener Forschung, s. o. S. 248, 59) nur aus den reichen Schatzkammern der griechischen Wissenschaft schöpfend sich zu bequemen Auszügen und Übersetzungen herbeiliess (apol. 36). Und wie er begierig alles Wissen zusammenscharrte, so suchte er sich auch jedweden Glaubens bis herab zum gröbsten Aberglauben und jeder Form der Gottesverehrung – auf seinen vielen Reisen – zu bemächtigen (apol. 55 sacrorum pleraque [254] initia in Graecia participavi … multiiuga sacra et plurimos ritus et varias caerimonias studio veri et officio erga deos didici … quot sacra nossem percensui, vgl. auch met. III 15). Ihm, der in seiner Vielgeschäftigkeit an alles glauben konnte, war daher der christliche Glaube an Einen Gott unbehaglich (von einer nequissima femina heisst es metam. IX 14 spretis atque calcatis divinis numinibus in vicem certae religionis mentita sacrilega praesumptione dei, quem praedicaret unicum confictis observationibus vacuis fallens omnes homines u. s. w.).
Aus den vielseitigen litterarischen Bemühungen tritt als besonders von A. gepflegt seine Beschäftigung mit der platonischen Philosophie hervor (apol. 41 Platone meo adhortante; vgl. de deo Soc. 3; flor. 15, 60 noster Plato … cum ipse in nomen eius [Platonis] a magistris meis adoptarer). Er nennt sich (s. o. S. 246, 8) philosophus und Platonicus, wie sich z. B. auch der philosophierende Rhetor[WS 2] Maximus aus Tyrus, ein Zeitgenosse des A. und Reiseprediger wie er, πλατωνικὸς φιλόσοφος nannte, und seine Schriften gehören mit zu den ältesten Zeugnissen für die allmähliche (sog. neuplatonische) Um- und Verbildung der platonischen Lehre, die bei A. mit fremden, namentlich pythagoreischen (vgl. flor. 15, 60), Bestandteilen versetzt ist. Vgl. Zeller Gesch. d. griech. Philos. III 2³, 209. A. war auch als Philosoph das was er sonst war, Sophist und Rhetor, und sah seine Aufgabe in der Darstellung, nicht in der Untersuchung. – In seinen wissenschaftlichen Schriften ist die Darstellung viel knapper als sonst bei ihm und lehnt sich sehr an die herkömmliche rhetorisch-technische Litteratursprache an. Die Apologie ist dem gerichtlichen Stile angepasst, daher trotz aller Lebhaftigkeit doch in Sprache und Darstellung massvoll und im ganzen vornehm. Der Stil der Florida ruht auf derselben allgemein rhetorischen Grundlage, ist aber aus den Farbtöpfen der Rhetorik stark aufgeputzt und mit Anspielungen und Abschweifungen aus Sage und Geschichte und mit Dichtercitaten reichlich verbrämt. Derselbe Stil erscheint in der ausführlichsten Probe der geschmückten Beredsamkeit (de deo Socr. 5, 129) des A., dem Vortrage de deo Socratis. Am eigentümlichsten ist Stil und Sprache des Jugendwerkes, der Metamorphosen. Der Inhalt und Ton der übernommenen Erzählung wird nicht nur durch die sachlichen Zusätze (s. o. S. 250, 36), sondern namentlich durch die stilistischen Zuthaten des A. überwuchert: diese liefern bald in allen Schattierungen rhetorischen Aufputz bis zum wunderlichsten Wortgeklingel, bald humoristisch-satirische Wendung und Färbung, bald suchen sie den Leser zu necken, zu überraschen, zu verwirren. Der Wortschatz ist buntscheckig; Altes und Neues, Hoch- und Volkslatein, Poetisches und Prosaisches, Fremdes und Heimisches läuft in diesem nach Inhalt und Ausdruck gleich übermütigen[WS 3] Werke neben und durch einander (auch dadurch erinnert A. an die griechischen Sophisten mit ihrer künstlich zusammengestoppelten Sprache, auch noch an den damals von Fronto in Rom aufgebrachten ausgediftelten Archaismus): Alles aber ist zu einem eigenartigen Stile verschmolzen, der sich von jedem anderen bestimmt unterscheidet, wie [255] z. B. der taciteische, und der auch selbst die Sprache der Nachfolger stark und wesentlich beeinflusst hat (vgl. z. B. A. Engelbrecht Untersuchungen über d. Sprache des Claudianus Mamertus, S.-Ber. Akad. Wien. CX 438. I. v. d. Vliet Studia eccles. Tertullianus I, Leid. 1891, 13). Für jene Mischung im lateinischen Stil war von grossem Einfluss, dass A. als Muttersprache Punisch, als Fremdsprachen Griechisch und Lateinisch, und dieses zuletzt und gelehrt, gelernt und ausgebildet hatte. Das Lateinische war in Africa damals immer noch auffallend wenig eingebürgert. Der jüngere Stiefsohn des A. selbst loquitur numquam nisi Punice et si quid adhuc a matre graecissat (diese schreibt an ihren älteren Sohn griechisch, apol. 83): at enim Latine loqui neque vult neque potest (apol. 98), und die Schwester des Kaisers Septimius Severus, auch eines Africaners aus vornehmem Hause, dessen Bildung der des A. ganz ähnlich war, sprach kaum lateinisch (Hist. Aug. Sev. 15, 7). Über die Sprache des A. vgl. O. Erdmann De A. elocutione, Stendal 1864. H. Kretschmann De latinitate A., Königsb. 1865 und bes. H. Koziol Der Stil des A., Wien 1872. Ferner H. Becker Studia Apuleiana, Berl. 1879, 1. I. Piechotta Curae Apuleianae, Bresl. 1882. Mag auch dem Stil des A. (besonders in den Metam.) Schlichtheit, Klarheit und Ebenmass fehlen, mag er durch die Geziertheit und Eintönigkeit seiner aufdringlichen Manier ermüden, er besitzt trotzdem packende Kraft und anziehende Lebendigkeit, ja der in allen Farben schillernde, oft wie zauberhaft verschwommene Ausdruck passt für die wunderreiche Erzählung der Metamorphosen sehr wohl, und auch aus den Prachtstellen der Florida erkennt man die ihrer Sache sichere Kunst des geistvollen und feurigen Redners (Augustin. ep. 138, 19 A. magna praeditus eloquentia), der gewaltigen Zulauf hat (flor. 9, 29. 17, 80. 18, 83), dessen Reden eifrig nachgeschrieben werden (flor. 9, 31), der sein Publicum lenkt, wohin er will, und es schliesslich mit fortreisst bis zum dröhnenden Beifall. Die wissenschaftliche Strebsamkeit und Vielseitigkeit, das grosse Formtalent und die Gabe und Neigung, den Bedürfnissen und Schwächen seiner Zeit mit seinen Leistungen entgegenzukommen, verschaffte dem A. einen bedeutenden Namen. In Karthago wurde A. noch bei seinen Lebzeiten eine Statue errichtet (flor. 16, 61); auch sein Schulkamerad und Altersgenosse Aemilianus Strabo (cos. J. 156) versprach öffentlich ihm ebenda eine de suo zu setzen (flor. 16, 73), auch alibi gentium et civitatium (ebd.) waren ihm solche errichtet und fehlten nicht in mediocribus civitatibus (76). Der Antrag freilich, ihm in Oea eine solche zu errichten, wo er wegen seiner Heirat Feinde hatte, stiess auf Widerspruch, und A., im Selbstlob niemals blöde, musste sich, wie einst Demosthenes den Kranz, mit einer Rede pro statua sibi apud Oeenses locanda diese Ehre erkämpfen (Augustin. ep. 138, 19). Eine Bronzestatue des A. (ὅντινα μύστην Αὐσονὶς ἀρρήτου σοφίης ἐθρέψατο Σειρήν) im Zeuxippos zu Byzanz erwähnt Christodor ecphr. (Anth. Pal. II) 303; unter 80 von Christodor beschriebenen Statuen sind nur vier Römer: Pompeius, Caesar, Vergil und A., und A. ist weitaus die jüngste [256] aller dort verewigten Berühmtheiten. Der Hang zum Aberglauben und die Beschäftigung damit (s. o. S. 253, 66), besonders mit der Sterndeuterei (s. o. S. 249, 25), die Anklage und Verteidigung de magia brachten den A. gar in den Ruf eines Wunderthäters, dessen Wunder – wie die des Apollonios von Tyana – nach der Ansicht der Gegner des Christentums mit denen von Christus wetteifern könnten (Augustin. ep. 136, 1 Apollonium si quidem suum nobis et Apuleium aliosque magicae artis homines in medium proferunt, quorum maiora contendunt extitisse miracula; ep. 138, 18. 102, 32. Lactant. inst. V 3, 7). Noch bei Laur. Lyd. de ost. 44 heisst A. ὁ μέγας Ἀπουλήϊος und auf den Contorniaten erscheinen von allen lateinischen Schriftstellern nur die Bildnisse von Terenz, Accius, Horaz, Sallust und A. S. Cohen-Feuardent Monn. impér. VIII 276ff.
Litteratur: Gesamtausgaben: ed. princ. 1469 cum comment. Phil. Beroaldi, Bologna 1500. ed. P. Colvius, Leid. 1558. ex rec. B. Vulcanii, Leid. 1594; ed. sec. (cura Jos. Scaligeri) ebd. 1600. cum not. var. Leid. 1614. rec. G. Elmenhorst, Frankf. 1621. in us. delphini ed. J. Floridus (mit Wortindex), Par. 1688. Hauptausgabe: cum notis integris Colvii u. s. w., in primis cum animadv. hucusque ineditis Franc. Oudendorpii. Ed. J. Ruhnkenius et J. Bosscha, Leid. 1786–1823. ex fide codd. rec. notas Oudendorpii et ceterorum editorum adi. commentar. ill. F. G. Hildebrand, Lpz. 1842 (ed. min. 1843). Ausgabe der philosophischen Schriften (de deo Socr., Asclep., de Platone et eius dogm. I u. II, de mundo) von A. Goldbacher, Wien 1876 (dazu E. Rohde Jen. Lit. Ztg. 1876, 779). Einzelausgaben und Erklärungsschriften (mehr bei Teuffel-Schwabe Gesch. d. röm. Litt. a. a. O.): 1) Metamorphosen: rec. F. Eyssenhardt, Berl. 1869. Übersetzt von A. Rode, Berl. 1783. Apulei Psyche et Cupido (s. o. S. 250, 39) rec. et emend. O. Jahn (et A. Michaelis)³, Lpz. 1883; mit krit. Anmerkungen von K. Weymann, Freib. i. Schw. 1891 (dazu O. Rossbach Berl. philol. Wochenschr. 1891, 1617. M. Petschenig Zeitschr. f. österr. Gym. XLII 746). 2) Apologie: ed. Is. Casaubonus, Heidelb. 1594. ed. G. Krüger, Berl. 1864. 3) Florida: ed. G. Krüger, Berl. 1865. A. Goldbacher De A. flor. origine et locis quibusd. corruptis, Lpz. 1867. Th. Jeltsch De A. flor., Bresl. 1868. 4) De deo Socratis emend. et adnot. Chr. Lütjohann, Greifsw. 1878. 5) De Platone et eius dogmate. Über B. 2 H. v. Kleist De A. libro de philos. morali, Gött. 1874. Das sog. dritte Buch περὶ ἑρμηνείας (s. o. S. 252, 3) wurde neu herausgegeben von A. Goldbacher Wiener Studien VII 259 und von Ph. Meiss, Lörrach 1886. 6) De mundo. L. Hölscher Über das Buch des A. de mundo, Herford 1846. F. Adam De auctore (nämlich Apuleius) libri ps. aristotelici περὶ κόσμου, Berl. 1861. J. Hoffmann De ps. apuleiano libro de mundo, Acta sem. phil. Erlang. II 213.
Über A. selbst und seine Schriften im allgemeinen: G. Bernhardy Grundr. d. röm. Litt.⁵ 880. Teuffel-Schwabe Gesch. d. röm. Litt. § 366. 367. O. Ribbeck Gesch. der röm. Dichtung III 326. J. Bosscha in Oudendorps Ausg. [257] III 505. G. F. Hildebrand vor s. Ausg. I p. XV. O. Jahn Ber. d. sächs. Ges. d. Wiss. 1850, 283. E. Rohde Rh. Mus. XL 66. K. Dilthey Akadem. Festrede, Gött. 1879.
Fälschlich werden dem A. beigelegt (ausser dem Buch peri hermenias? s. o. S. 252, 8): a) Asclepius, eine lateinische Übersetzung eines griechischen Gesprächs über Gott, Welt und Menschen, worin Hermes Trismegistos mit Asklepios sich unterredet. Der griechische Text hatte etwa den Titel Ἑρμοῦ Τρισμεγίστου βίβλος ἱερὰ πρὸς Ἀσκληπιὸν προσφωνηθεῖσα und wird citiert bei Stob. flor. 120, 27 und bei Lactant. inst. IV 6. VII 13. 18 (vgl. VI 25). Rohde Rh. Mus. XXXVII 146. Die vorliegende lateinische Bearbeitung kennt schon und citiert daraus wiederholt längere Stellen Augustin. civ. dei VIII 23. 24. 26. [orat de haeres. 5, 2]. Augustin weiss aber nichts von A. als dem Übersetzer dieser Schrift (civ. dei VIII 23, 1 huius Aegyptii verba sicut in nostram linguam interpretata sunt ponam), obwohl er ihre Meinungen denen des A. de deo Socratis gegenüberstellt. Die Schrift ist zwar unter den Philosophica des A. überliefert und pflegt unter diesen gedruckt zu werden, trägt aber in den guten Hss. nicht den Namen des A. Vgl. J. Bernays gesamm. Abhandl. (Berl. 1885) I 327. K. Köberlin Die Frage nach dem Übersetzer des Dialogs Asclepius, Augsb. 1882. b) Ein etwa aus dem 5. Jhdt. stammendes Kräuterbuch zum Gebrauch des gemeinen Mannes, aus griechischen Quellen geschöpft, mit einer Vorrede aus der sog. Medicina Plinii, in verschiedenen Fassungen überliefert, genannt herbarium oder de herbarum virtutibus (medicaminibus) oder Apuleius Barbarus. Die Vorrede beginnt hier: Apuleius Platonicus ad cives suos. Gedruckt z. B. in Parabil. Medicam. scriptores antiqui ed. J. C. G. Ackermann (Nürnb. 1788) 127. Vgl. H. Köbert De Ps. Apul. herbarum medicaminibus, Bayreuth 1888. c) Apulei Platonici de remediis salutaribus. Der Schluss einer so betitelten Schrift ist im cod. Paris. 10318 (Salmasianus) erhalten. Er giebt medicinische Vorschriften. Abgedruckt in Silligs Plinius Bd. V p. XLI, verbessert von M. Haupt Opusc. III 467. d) Liber physiognomoniae secundum tres auctores Loxum medicum (vgl. R. Förster De Polemonis physiognom., Kiel 1886, 6; Rh. Mus. XLIII 505), Aristotelem philosophum, Polemonem declamatorem, verfasst etwa im 4. Jhdt. n. Chr., zuerst herausgegeben von A. Molinius, Lyon 1549 (s. über diese lange verschollene Ausgabe R. Förster Quaest. physiognom., Kiel 1890, 3), dann aus mehreren Hss. saec. XIIff. veröffentlicht und mit Unrecht dem A. zugeschrieben von V. Rose Anecd. gr. I (Berl. 1864) 103, zuletzt herausgegeben in R. Försters Scriptores physiognom. gr. et lat. (Lpz. 1893) II 3–145 (vgl. ebd. I p. CXXXI). Vgl. H. Becker Stud. Apul., Berl. 1879. 10. F. Maier De anonymi physiognomonia Apuleio falso adiudicata, Bruchsal 1880. E. Kelter Apulei quae fertur physiognomonia quando composita sit, Kiel 1890. R. Förster De Ap. q. f. physiogn. recens. et emendanda, Jahrb. f. Philol. Suppl. XV 557.
Zwei geringe grammatische Schriften des sog. Apuleius minor, frühestens aus saec. X, de nota [258] aspirationis und de diphthongis, hat F. Osann, Darmst. 1826, herausgegeben. Dagegen sind die zuerst von A. Mai, Rom 1823 veröffentlichten und dann von Osann a. O. wiederholten fragmenta de orthographia, deren Verfasser sich L. Caecilius Minutianus Apuleius nennt und mit wunderlichen Citaten aus verlorenen Schriften prunkt, eine moderne Fälschung (N. Madvig Opusc. acad. I 1. 26) und zwar des Caelius Rhodiginus, Professors zu Ferrara in den Jahren 1508–1512 (vgl. O. Crusius Phil. XLVII[WS 4] 434).