Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft
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Von Tegea
Band I,2 (1894) S. 2654 (IA)–2655 (IA)
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Anyte von Tegea, Verfasserin von etwa 20 Epigrammen der Anthologie (vgl. auch Pollux V 5. 48). Dieselben ergeben zwar für die Bestimmung ihrer Lebenszeit nichts (Anth. Pal. VII 232. 492 sind, da Planudes mit dem cod. Pal. nicht übereinstimmt, unsicher, VII 236. 538 gehören ihr nicht), und die Angabe des Tatian adv. Graec. 33, dass Kephisodotos und Euthykrates ein Standbild von ihr gefertigt haben, ist von Kalkmann (Rh. Mus. XLII 490) als Schwindel erwiesen. Da indes Nikias von Milet, der Freund des Theokrit, [2655] und der auch im Anfang des 3. Jhdts. v. Chr. lebende Mnasalkas ganz von Anyte abhängen, Leonidas von Tarent sie öfters, Simmias von Rhodos sie wenigstens einmal nachahmt (VII 647, vgl. 646; Benützung des Simmias durch A. nimmt Knaack in Susemihls Gesch. d. alex. Litt. II 698 an), so muss sie um den Anfang des 3. Jhdts. v. Chr. gelebt haben. Von den Alten sehr bewundert (vgl. Antipater von Thessalonike Anth. Pal. IX 26, 3 θῆλυν Ὅμηρον) ist A. für uns die Hauptvertreterin einer jüngeren peloponnesischen Lyrik, welche auf die koische Schule einwirkt und von Mnasalkas IX 324 als Hirtenpoesie bezeichnet wird (über arkadische Bukolik vgl. Verg. Ecl. X 31. VII 4. VIII und Erykios Anthol. VI 96). An diese scheinen XVI 291 und 231 (Beschreibung eines Kunstwerks). IX 313. 314. 745 wenigstens anzuklingen (vgl. Reitzenstein Epigramm und Skolion 123–134. 249). Für das Epigramm hat A. die Form der Aufschrift für ein Grabmal, Weihgeschenk oder Kunstwerk zwar im allgemeinen noch beibehalten, strebt aber fühlbar nach freierer Ausbildung derselben (vgl. VII 646, welches daher irrtümlich nach Schneidewin Simon. p. 88 selbst von Meineke Delect. 99 für ein Bruchstück einer Elegie gehalten wurde); dass ihre Epigramme für buchmässige Verbreitung bestimmt sind, zeigen z. B. die Gedichte auf tote Tiere VII 202. 215, ein vielleicht durch sie eingeführter Stoff. Die Gedichte zeigen Zartheit und Tiefe der Empfindung, einfache Klarheit der Gedanken und eine besonders in der Wahl der Epitheta sorgfältig gewählte, prunkvolle Sprache; Anklänge an die alexandrinische Dichtung fehlen, dagegen zeigen Gedanken und Ausdruck Einwirkungen der älteren Lyrik und der (meist jüngeren) Stücke der simonideischen Epigrammsammlung sowie der attischen Tragoedie. Da A. von Stephanus von Byzanz (s. Τεγέα) und sechsmal in den Lemmata der Anthologie ἡ μελοποιός (einmal VII 208 ἡ λυρική) genannt wird, muss sie auch lyrische Dichtungen verfasst haben. Zu vergleichen wäre vielleicht des Lykophronides bukolische Lyrik; das Fortleben der Lyrik in Arkadien bezeugt Polybios IV 20. Auf religiöse Dichtungen und nahe Beziehung zu dem Heiligtum und Kult des Asklepios in Epidauros weist die Geschichte, welche Pausanias X 38, 13 nach einer von ihr für den Asklepiostempel zu Naupaktos verfassten Weihinschrift (ähnlich der Isyllosinschrift E) erzählt.

Eine Dichterin A. von Mytilene wurde mit Unrecht früher nach der willkürlichen Zuthat des Schreibers C zu dem Lemma von VII 492 (Planudes ἄδηλον) angenommen; vgl. Benndorf de Anthol. graec. epigr. quae ad artes spectant p. 37.