Ὑάκινθος, ὁ[WS 1] und ἡ (hyacinthus). 1) Name einer Blume, über deren Bedeutung schon viel geschrieben worden ist, am vollständigsten von Bissinger in dem Erlanger Gymnasialprogramm: ‚Welche Blume hat man sich unter dem ὑ. der Alten zu denken?‘ und nach ihm von ‚Noch ein Wort über den ὑ.‘, Innsbruck 1888, 48ff., ferner in seinem Buche: Die Pflanzenwelt in der griechischen Mythologie, Innsbruck 1890, 256ff. und wiederum in: Die beschreibenden Epitheta der Blumen bei den griechischen und römischen Dichtern, Marburg a. Drau 1894. Beide kommen, wenn auch ersterer mit einigen Einschränkungen und Zweifeln, zu dem Ergebnisse, der ὑ. der Alten sei unsere Gartenhyazinthe, Hyacinthus orientalis L. Ich schließe mich dieser Meinung an und stütze mich dabei vor allem auf Theophrastos und Dioskurides, welchen man doch noch am ersten eigene Kenntnis zutrauen darf. Ersterer erwähnt [5] hist. pl. VI 8, 1ff. (= Plin. n. h. XXI 64) den ὑ. mehrmals, zuerst in dem Blütenkalender, wo in der dritten Gruppe der Frühlingsblüten neben μέλαν ἴον: καὶ τῶν ἀγρίων ὁ ἐλειόχρυσος καὶ τῆς ἀνεμώνης ἡ λειμωνία καλουμένη καὶ τὸ ξίφιον καὶ ὑ. καὶ σχεδὸν ὅσοις ἄλλοις χρῶνται τῶν ὀρείων … erscheint, dann: ὀλιγοχρόνια δὲ καὶ τῶν ἀγρίων τὰ λοιπὰ πλὴν τῆς ὑ. καὶ τῆς ἀγρίας καὶ τῆς σπαρτῆς· αὕτη δὲ διαμένει καὶ τὸ λευκὸν ἴον …. Damit ist ja nicht viel gesagt, aber da es später heißt: 3 ἀνθεῖ δὲ καὶ ἡ ἴρις τοῦ θέρους, so wäre damit doch ὑ. und ἴρις klar geschieden: eine vage Andeutung der Farbe gibt der Vergleich mit dem πόθος: (3) οὗτος δ’ ἐστὶ διττὸς, ὁ μὲν ἔχων τὸ ἄνθος ὅμοιον τῇ ὑακίνθῳ, ὁ δὲ ἕτερος ἄχρους λευκός …. Mehr bietet Dioskurides m. m. IV 62 W. Der ὑ. [οἱ δὲ Ἑλικωνιάς, οἱ δὲ πορφυρανθὲς, Ῥωμαῖοι βάκκουμ, οἱ δὲ οὐακκίνιουμ] hat Blätter ähnlich denen der Trauben-H. (= Muscari comosum L.), einen spannenlangen, glatten grünen Stengel, der dünner ist als der kleine Finger, und darauf einen Schopf gebogener voll purpurfarbener Blüten. Auch die Wurzel gleicht der der Trauben-H. Das ist nun doch wohl Hyacinthus orientalis L.; leider ist das Bild im Cod. Constant. zu Wien (f. 357 v⁰) schlecht, so daß es Cohn für Hyacinthus, Daubenton aber für Scilla bifolia L. erklärt; ich weiß mit der Figur, die violette Blüten in einer Trugdolde zeigt, nichts Rechtes anzufangen. Bonnet (Essai d’identific. usw., Janus VIII [1903, 232]) deutet das Bild der Pariser Hs. 2179 auf Uropetalum erythraeum Boiss.(?). Ganz konfus scheint Plin. n. h. XXI 170 zu sein: H. in Gallia maxime provenit. hoc ibi fuco hysginum tingunt. Vergleicht man hiemit n. h. XVI 77: item vaccinia Italiae in aucupiis sata, Galliae vero etiam purpurae tinguendae causa ad servitiorum vestes, so muß man wohl Bissinger rechtgeben (a. O. 40f.), ‚nur weil man nach den Parallelversen: Theokr. X 28 καὶ τὸ ἴον μέλαν ἐστὶ καὶ ἁ γραπτὰ ὑ. und Verg. Ecl. X 39 et nigrae violae sunt et vaccinia nigra ohne Not ὑ. und vaccinia gleichsetzte (Serv. Georg. IV 183), sei der Name in die Literatur der Alten und darauf auch unter die Namen bei Dioskurides gekommen‘; eine Ansicht, für die noch besonders der Umstand spricht, daß eben dieses Kapitel (III 73 W.), wo es heißt: δελφίνιον … οἱ δὲ ὑάκινθος … Ῥωμαῖοι βουκίνους μίνορ und δελφίνιον ἕτερον, οἱ δὲ ὑ. Ῥωμαῖοι βουκίνους, interpoliert ist. An die Schilderung des Dioskurides lehnt sich vielleicht indirekt an Isid. orig. XVII 9, 15 h. herba est habens florem purpureum … est autem radice et flore bulbi similis … und daraus stammt Corp. gloss. lat. IV 86, 16. 524, 16 hiachyntus (hiacinctus) flos purpureum. IV 244, 8 hiacintum flos porporeae. V 503, 37 iacinthus flos quasi rubens lilium. Schwache Anhaltspunkte gibt auch noch Hom. Od. VI 231 (= XXIII 158) κὰδ’ δὲ κάρητος οὔλας ἧκε κόμας, ὑακινθίνῳ ἄνθει ὁμοίας, wobei als tertium comparationis nicht die Farbe, sondern die Kräuselung der mit teilweise rückwärts gebogenen Perigonzipfeln dicht stehenden Blüten zu nehmen ist. Hieran knüpft an: Lukian pro imag. 5; amores 26. Philostrat. imag. I 24. II fin. Aristaenet. epist. I 1 (Bissinger a. O.), ferner Paus. I 35, 4: Λέγουσι δὲ οἱ περὶ τὴν Σαλαμῖνα οἰκοῦντες, ἀποθανόντος Αἴαντος τὸ ἄνθος [6] σφίσιν ἐν τῇ γῇ τότε φανῆναι πρῶτον· λευκόν ἐστιν, ὑπέρυθρον, κρίνου καὶ αὐτὸ ἔλασσον καὶ τὰ φύλλα· γράμματα δὲ ἔπεστιν οἷα τοῖς ὑ. καὶ τούτῳ, welche Beschreibung wieder zu einer Bestimmung nicht ausreicht. Einige weitere Stellen von Prosaikern können erst besprochen werden, nachdem im folgenden die von Murr im Marburger Programm zusammengestellten Dichterstellen in der von ihm gewählten Ordnung wiedergegeben sind: a. Blattwerk und ganze Pflanze: ὑ. πυκνὸν καὶ μαλακόν Il. XIV 349 (vgl. Plin. n. h. XXI 34); mollia … vaccinia Verg. Ecl. II 50; molli … h. Ecl. VI 53; mollis … hi Georg. IV 137. Anth. Lat. 420, 43; languentis hi Verg. Aen. XI 69. b. Form der Blüten und des Blütenstandes; die zurückgekrümmten Perigonblätter: ἁβρὰ πέτηλα ὑ. Nonn. XIX 186; hyacinthina lilia Ovid. am. II 115; formamque capit quam lilia Ovid. met. X 212; ἐπ’ ἀνθεμόεντι κορύμβῳ Nonn. XLVIII 588; comam mollis hi Verg. Georg. IV 137; c. Blütenfarbe: vel niveos vel caeruleos h. Colum. X 100; coelestis luminis h. IX 4, 4; suave rubens h. Verg. Ecl. III 61; dulce rubens Nemes. Ecl. II 45, 48; πορφυρέη ὑάκινθε Euphorion frg. 38, 1 Meineke; ὑ. πορφυρέην Pankrat. frg. v. 1f. bei Athen. XV 677 f. Anth. Pal. V 147, 4; οἴαν τὰν ὑ. ἐν οὔρεσι ποίμενες ἄνδρες πόσσι καταστείβοισι, χάμαι δ’ ἐπιπορφύρει ἄνθος Sappho frg. 94, 2 Bergk; purpureus color Ovid. met. X 213; purp. florem XIII 395. Auson. VI 3, 5; purp. h. Manil. V 257; Tyrioque nitentior ostro flos Ovid. met. X 211; vgl. nec te purpureo velent vaccinia fuco Ovid. trist. I 1, 5; ferrugineos h. Verg. Georg. IV 183 (Serv. zu d. St. f. i. e. nigri coloris; ipse enim dixerat ‚sunt et vaccinia nigra‘). Colum. X 305; κυανέην θ’ ὑ. Nonn. XXXII 25; ἀθρήσας θ’ ὑ. ἴδον κυανόχροα χαίτην Nonn. XVI 81; vgl. Philostrat. vit. Apoll. III 5 κυάνεαι κάλυκες. Eudok. viol.: ὑποκυανίζει δὲ τὴν χρόαν τὸ ἄνθος; μέλαν Theokrit. a. O. (X 28); nigra vaccinia Verg. Ecl. II 18. X 39; v. nigro induit splendore humus Claud. rapt. Pros. II 92f.; vgl. hiemit Hesych. s. v.: ὑ. πόας εἶδος [τό ὑακινθόκομον]. εἴρηται δὲ ἀπὸ τοῦ Ὑακίνθου. [ὑακίνθινον· ὑπομελανίζον, πορφυρίζον· ὑακινθίνῳ … ἔστι δὲ ἄνθος μέλαν καὶ μαλακόν]. d. Wohlgeruch. εὐώδης hymn. Hom. Pan. XIX 26; vgl. ἀναπνέων δ’ ὑ. Pherekr. frg. bei Athen. XV 685 a. e. Standort: ἐν οὔρεσι s. o. Sappho a. O. ὑ. φύλλα … ἐξ ὄρεος Theocr. XI 26 f. εἰαρινῶν … φύλλων Nonn. XLVIII 589; vgl. Euphorion frg. 38, 3 M. et cum tristis hiems etiamnum frigore saxa rumperet … ille comam mollis iam tondebat hi Verg. Georg. IV 136; quotiensque repellit ver hiemem … tu totiens oreris, viridique in caespite flores Ovid. met. X 164. g. Die Zeichnung der Blüte. Euphor. frg. 38, 3 M. Moschos III 6. Nikand. Ther. 902. Georg. frg. 74 Schn. (Athen. XV 683 e). Anth. Pal. IV 1, 13. Nonn. Dionys. III 154. 163. XI 260. XII 756. 245. XIX 186. XXXIII 133. XL 256. Verg. Ecl. III 106. Ovid. met. X 206. 208. 215ff. (AIAI flos habet inscriptum) met. XIII 397; fast. V 224. Claud. rapt. Pros. II 131 Jeep. Auson. VI 3, 6. VIII 12. (Einzelne weitere Stellen, die nichts Besonderes besagen, s. Bissinger a. O. 9–15). Damit sind wir auch der Sagengestaltung näher getreten (Mythologisches s. Murr Die Pflanzenwelt [7] in d. gr. M. 156f.); zuerst soll also ein lakonischer Jüngling namens H., der von Apollon besonders geliebt wurde, von diesem durch einen unglücklichen Diskuswurf getötet und dann in die nach ihm benannte Blume verwandelt worden sein (Ovid. met. X 162ff. Apollod. bibl. I 3, 2. Paus. III 19, 3–5. Philostrat. imag. I 24). Das Mythische hat ganz abgestreift Isid. orig. a. O. traxit autem nomen a puero quodam nobili, qui in saltibus inter purpureos flores repertus est interfectus eqs. Dann tritt daneben die Aiassage (Colum. X 174. Ovid. met. XIII 397. Paus. I 35, 4 u. a.), und schließlich flossen die Vorstellungen ineinander, so Verg. Ecl. III 106. Ovid. met. XIII 397f. und noch mit Hinzunahme des Gladiolus Pallad. agr. I 37, 2, wo unter den Bienenblumen genannt wird h. qui iris vel gladiolus dicitur similitudine foliorum. Welche Blume also der oder jener Dichter meint, läßt sich gar nicht sagen; sehr oft wird, besonders bei Alexandrinern und Römern, gar keine Sachvorstellung vorliegen, sondern nur Herübernahme einer stehenden Formel. Medizinische Wirkungen sind nach Dioskur. a. O.: Die Wurzel hält, mit weißem Wein bei Kindern als Umschlag angewandt, wie man glaubt, die Mannbarkeit fern (vgl. Isid. orig. a. O.). Getrunken stillt sie Durchfall, treibt Harn und hilft gegen Bisse giftiger Spinnen. Die Frucht, welche noch adstringierender wirkt, hilft gleichfalls bei Verdauungsstörungen und beseitigt mit Wein getrunken Gelbsucht. Plinius setzt zudem mit Bezug auf den erstgenannten Punkt hinzu: mangonicis venaliciis pulchre nota, und sagt noch, es helfe der Same auch gegen tormina, serpentes und scorpiones mit Habrotonon gegeben (n. h. XXI 170). Galen folgt fac. med. simp. VIII (XII 146) im wesentlichen dem Dioskurides (ἡ μὲν ῥίζα βολβοειδὴς ὑπάρχουσα), der Pflanze selbst wird eine abkühlende, dem Samen eine reinigende, zusammenziehende Wirkung zugeschrieben. Dann kommt sie noch zweimal in den ἀντιβαλλούμενα vor. An ihn schließen sich Aet. 1 s. v. Paul. Aeg. VII 3 s. v.; den Dioskurides exzerpiert Oribas. XII s. v.