Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft
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Pflanze
Band II,2 (1896) S. 20692070
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Ἀθραγένη, botanische Bezeichnung, ist als [2070] eine Clematis zu deuten, also als eine Art der Waldrebe. Wahrscheinlich ist mit Fraas (Synops. pl. fl. cl. 130) und Billerbeck (Flora class. 143) an die südeuropaeische Clematis cirrhosa L. (rankende Waldrebe) zu denken, kaum an unsere süddeutsche Clematis Titalba L. (Teufelszwirn, gemeine Waldrebe, in Gebüschen, Wäldern und Hecken), vgl. Leunis Synops. II. Teil II³ § 589, 1. Hauptstelle Theophr. h. pl. V 9, 6: ἀθραγένη ἐστὶ δένδρον ὅμοιον τῇ ἀμπέλῳ καὶ τῇ οἰνάθῃ τῇ ἀγρίᾳ · ὥσπερ ἐκεῖνα καὶ τοῦτο ἀναβαίνει πρὸς τὰ δένδρα (also eine Schling- und Kletterpflanze). Ἀ. gehörte zu den πυρεῖα (Theophr. a. a. O. und de igne 9, 64. Plin. XVI 208), eignete sich mithin besonders gut als Unterlage (ἐσχάρα) zum Feueranmachen durch Reibung mit einem anderen (bohrenden) Holze (τρύπανον), z. B. dem Lorbeer (δάφνη). Näheres s. bei Planck Die Feuerzeuge der Griechen und Römer und ihre Verwendung zu profanen und sakralen Zwecken, Progr. des Stuttgarter Karls-Gymn. 1884, 13. Kuhn (Herabkunft d. Feuers 41f.) übersetzt das Wort ἀ. ,die Feuer gebärende‘ (zendisch âtar = Feuer). Die Waldrebenarten waren ferner in ihrer Eigenschaft als νεραϊδονέματα (Neraidengarn) anscheinend den Dryaden geheiligt. Näheres bei Mannhardt Ant. Wald- und Feldkulte 37. Murr Die Pflanzenw. i. d. griech. Myth. 237. Bei Dioskorides (IV 179) heisst unsere Pflanze κληματῖτις (vgl. Lenz Bot. d. Gr. u. R. 603). v. Heldreich Pflanzen d. att. Ebene (= A. Mommsen Griech. Jahresz. V) 488 giebt für Attika als Blütezeit der Clematis cirrhosa November bis Februar, der Clematis vitalba und Clematis flammula Mai bis Juli an.

[Wagler. ]