Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft
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Frucht
Band I,2 (1894) S. 2700 (IA)–2708 (IA)
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Apfel (Apfelbaum, neugriechisch μηληά, albanesisch moλe, italienisch melo). Ob der Baum ursprünglich nur im westlichen Asien oder auch in Europa heimisch gewesen sei, ob der kultivierte, wenn das letztere der Fall ist, aus diesem, Pyrus malus L., hervorgegangen und schon in praehistorischen Zeiten kultiviert worden sei, was A. de Candolle (Der Ursprung der Kulturpflanzen, übers. von Goeze Leipzig 1884, 294) annimmt, diese Frage scheint noch ungelöst. Besonders nimmt O. Schrader (Sprachvergleichung u. Urgeschichte², Jena 1890, 521) an, dass von Obstkultur in praehistorischen Zeiten noch keine Spur vorhanden sei. Doch finden wir ihn schon zur homerischen Zeit (Il. IX 542) bei Kalydon in Aitolien jedenfalls in kultiviertem Zustande, ebenso in den Gärten des Alkinoos (Od. VII 115. 120) und des Laertes (Od. XXIV 340). Freilich wird das Wort μηλέα für den Baum und μῆλον für die Frucht schon von den alten Erklärern (Hesych. Eustath. zu Od. XXIV 340. Schol. Il. IX 542) nicht blos auf den gewöhnlichen A., sondern auch auf andere apfelartige Früchte gedeutet. Und in der That verstand der Verfasser der pseudohippokratischen Schrift περὶ διαίτης (c. 55, bei Kühn I 689) darunter nicht nur süsse, saure und wilde, sondern auch die Quittenäpfel, ebenso Theophrast (h. pl. II 2, 5. IV 8, 11; de c. pl. VI 14, 9) die letzteren darunter. Ja diese, ursprünglich in Kreta heimisch, werden schon von Alkman in der Mitte des 7. Jbdts. genannt (Athen. III 81f.). Dagegen hatten die Griechen für den Granatapfel ein eigenes Wort ῥοιά und die Citrone war zwar zu Theophrasts Zeit schon in Griechenland bekannt, wurde aber schwerlich [2701] schon vor Beginn der christlichen Zeitrechnung kultiviert. Daher wird man bis auf Theophrast unter μῆλον ohne das Epitheton κυδώνιον zwar vorwiegend an den gewöhnlichen A., aber auch an den kydonischen, d. h. Quittenapfel, zu denken haben, wenn man von den Phantasiefrüchten der Hesperiden, deren Bezeichnung als goldener A. ursprünglich auf die citronengelben Quitten, später vielleicht auch auf die Citronen hinweist, der Eris u. s. w. absieht. Wenig belangreich ist die Bemerkung des Aristoteles (de odor. 5), dass die Blüte der μηλέα weiss, ins Purpurfarbige spielend, sei, dass sie wie der Birnbaum Wurzelsprossen treibe (de pl. I 4) und zwischen diesen beiden unähnlichen Bäumen eine gewisse Analogie bestehe (ebd. 6). Unhaltbar ist die Vermutung des sonst so kundigen Pomologen K. Koch (Die Bäume u. Sträucher des alt. Griechenl.², Berlin 1884, 180–185), dass Theophrast mit μῆλον den Pfirsich gemeint habe und die Griechen den gewöhnlichen A. erst von den Römern erhalten hätten. Umgekehrt ist Hehn (Kulturpflanzen⁴ 505) eher geneigt, das lateinische malum als griechisches Lehnwort anzusehen (vgl. Varro de l. l. V 102). Allerdings weist A. Fick (Vergleichendes Wörterb. der indogerm. Spr.³, Gött. 1876, II 188) das Wort der von ihm angenommenen graecoitalischen Spracheinheit an, es von dem Stamme mal = mahlen ableitend; doch spricht für Hehns Ansicht der Umstand, dass sich auf diesen Stamm schwerlich irgend welche altitalische Eigennamen zurückführen lassen. Allerdings hält Koch es für möglich, dass Theophrast den strauchartigen A., der aber jetzt in Griechenland nicht vorkomme, gekannt habe, da dieser nach ihm (h. pl. IV 5, 3; vgl. Plin. XVI 137) bei Pantikapaion auf der Halbinsel Krim gediehen sei. Er folgert dies daraus, dass Theophrast (h. pl. I 3, 3) sage, dass die μηλέα nicht einstämmig, μονοστελέχης, sei; aber dieser sagt nur, dass sie infolge der Kultur scheine einstämmig zu sein (ebd. § 2. 3), was er um so mehr konnte, da er auch den dem A. im äusseren Habitus so ähnlichen Quittenbaum darunter verstand. Auch ist wohl im Auge zu behalten, dass fast alle Holzgewächse Griechenlands infolge der Geringfügigkeit der Verwitterungskrume und der sommerlichen Dürre die Neigung haben, in Strauchform aufzutreten (A. Philippson Der Peloponnes, Berlin 1892, 522). An einer andern Stelle (I 9, 1) spricht Theophrast nicht hievon, wie Koch meint, sondern davon, dass der Baum gleich in seiner ersten Jugend mit seinen Zweigen in die Breite strebe, und in der That breiten sich die Äste des A. von vorne herein aus (vgl. Plin. n. h. XVI 125). Der Baum, besonders der Frühjahrsbaum oder der süsse Früchte trage, solle ferner (IV 13, 2. 14, 7) nur ein kurzes Leben haben, was für den A. jedenfalls relativ richtig ist (vgl. Plin. n. h. XVI 117. 241. XVII 95. Pall. III 25, 15), wenn es auch für den Pfirsich besser passt. Er vermehre sich, wenn er absterbe, durch Stamm- oder Wurzelsprossen (IV 13, 3), was Plinius (XVI 241) nicht ohne Grund wiederholt. Doch behauptet Theophrast (II 5, 3) nicht, wie Koch meint, von den Stecklingen, dass sie leicht anwüchsen, sondern von den Absenkern, vielmehr mit Recht von jenen, dass sie nur selten anschlügen [2702] (II 1, 2; de c. pl. I 3, 2; so Pall. III 25, 21 von den Quitten). Gegen die Bemerkung (h. pl. III 3, 2; vgl. Plin. n. h. XVI 77), dass die μηλέα sowohl hinsichtlich des Holzes als der Früchte besser in der Ebene als im Gebirge, wo sie klein, knotig und stachelig sei, gedeihe, beruft sich Koch auf Heldreich (bei A. Mommsen Griech. Jahreszeiten V 581), nach dem der A. wie der Birnbaum die grosse Hitze nicht vertrage, in der attischen Ebene nur schlecht gedeihe, es hier von ihnen nur wenige, frühreife Sorten von sehr mässiger Qualität gebe und die besseren Sorten, an denen auf dem Markt von Athen kein Mangel sei, von verschiedenen Inseln, von Thessalien, von Patras u. s. w., ja sogar Äpfel von Triest und Tirol kämen. Auch sagt dieser allerdings an einem andern Orte (Nutzpflanzen Griechenlands, Athen 1862, 64), dass das Kernobst besser in den Gebirgen gedeihen würde, hier aber die Obstkultur leider noch sehr in der Kindheit sei. Aber Theophrast bemerkt an jener Stelle zugleich, dass auch im Gebirge alles besser gedeihe, wenn es nur einen guten Standort habe, sogar auf den höchsten Bergen das, was die Kälte liebe. Ja, obwohl die μηλέα ein schwacher Baum sei, leide sie unter der Kälte entweder gar nicht oder weniger als andere Bäume, wie sich das in Thessalien zeige (de c. pl. V 12, 9); daher denn der lydische Berg Tmolos und der mysische Olymp viele Äpfel trügen (h. pl. IV 5, 4), um Pantikapaion, also in einer Gegend, wo Lorbeer und Myrte nicht mehr fortkämen, es eine Menge guter und verschiedenartiger Äpfel und Birnen, ἄπιοι, gebe und zwar meist Frühjahrsfrüchte (ebd. § 3; vgl. Plin. n. h. XVI 137), wogegen sie in Ägypten schlecht und selten seien (de c. p1. II 3, 6), was ebenso gut auf die Quitte (Pall. III 25, 20), auf den Pfirsich aber gar nicht passt. Thatsächlich gedeihen übrigens heute nach A. Philippson (a. O. 548) in der immergrünen Region der Peloponnes alle unsere heimischen Obstsorten nur schlecht, in den Bergdörfern aber A. und Birne, Pyrus malus L. und Pyrus communis L., nur sehr schlecht. Bedenklich findet es Koch ferner, dass Theophrast von süssen Früchten spricht (h. pl. IX 11, 5) und dass die Bäume mit süssen Früchten schneller faulten als die mit herben (de c. pl. V 9, 5; vgl. Plin. n. h. XVII 227), die Frucht früher reife als die Birne (h. pl. III 4, 4), dass es früh- und spätreifende gebe (de c. pl. I 18, 3. IV 11, 2), ja eine besondere Sorte deshalb auch den Namen der frühzeitigen, ἐαρινή, führe (h. pl. II 1, 3. IV 13, 2. IV 14, 7; de c. pl. II 11, 6. III 17, 7) und eine Sorte zweimal im Jahre trage (h. pl. I 14, 1; de c. pl. I 13, 9). Um über dergleichen phaenologische Erscheinungen zu urteilen, fehlt es eigentlich an zureichenden Beobachtungen. Doch setzt Heldreich (bei Mommsen a. O. 478) für die attische Ebene die Blütezeit des A. und der Quitte etwas früher im März an als die der Birne und die des Pfirsichs (477) auf den Januar, der letztere reife seine Früchte je nach den Sorten von Mitte Juli bis spät in den Herbst, während die vorkommenden Apfelsorten (581) nur frühreife seien (vgl. Plin. n. h. XVI 103). In Süditalien reifen die frühesten Birnen nach Molinari (Trattato completo di agricoltura pratica, Nap. 1880, [2703] II 39. 55. 132) vom 20. Juni ab, die früheste Sorte der Äpfel, mela dolce o majatica, schon im Mai und Juni, die frühesten Pfirsiche aber erst, wie schon Columella sagt (X 410; vgl. Plin. n. h. XV 14) gegen Ende Juli. Wenn Koch so sehr die Bezeichnung ἐαρινή betont, so gebraucht Theophrast diese ja auch für den A. von Pantikapaion; ebenso erwähnen Dioskorides (I 159. 163) und Plinius (n. h. XXIII 100. 104) Frühjahrsäpfel; gewöhnlich aber reifen die Äpfel nach Theophrast (h. pl. III 4, 4) zu Beginn des Winters. Über die zweimalige Fruchterzeugung drückt sich dieser aber sehr vorsichtig aus, indem er an der zweiten Stelle sagt, dass die zweimal zu tragen scheinenden Sorten der Äpfel und Birnen nur in solchen Gegenden wüchsen, wo die gute Jahreszeit, ὥρα, sich lange ausdehne. Dass diese Erscheinung aber bei den Pfirsichen eher eintreten könne, wird nicht zu beweisen sein. Andrerseits behauptet auch Varro (r. r. I 7, 6; vgl. Plin. n. h. XVI 115), dass der A. bei Cosenza zweimal Früchte trage, Plinius (ebd. 114), dass einige A.- und Birnbäume sowie die praecoces genannten Pfirsiche dies thäten, besonders der wilde A. trage an sonnigen Stellen das zweite Mal nach dem 12. September iulianisch. Wenn endlich Koch (185) eine Bestätigung seiner Annahme, dass die μηλέα des Theophrast der Pfirsich sei, in der Bemerkung desselben (h. pl. I 10, 5) sieht, dass die ἄπιος, also der Birnbaum, runde, die μηλέα aber in die Länge gezogene Blätter habe, so ist das letztere beim Pfirsich ja in viel höherem Grade der Fall, kann aber auch vom A. gesagt werden, wenn man, wie Theophrast, ihn mit einer Birnsorte vergeicht, welche rundliche Blätter hat. Das thut denn auch Plinius (n. h. XVI 90) im Anschluss an Theophrast. Auch anderes, was Theophrast sagt, nämlich dass der Baum wenig Wurzeln habe (h. pl. I 6, 3), dass die Bäume in einer Entfernung von etwas mehr als neun Fuss angepflanzt werden sollten (II 5, 6), dass die Früchte leicht vor der Reife abfielen (II 8, 1; vgl. de c. pl. II 9, 3. 11, 6. Pall. III 25, 15) und dass der Baum, auch wenn der Stamm gespalten sei, gedeihe (de c. pl. V 16, 3), wiederholt Plinius mit Bezug auf den A. (XVI 126. 127. XVII 88. XVI 109. XVII 238). Ebenso stimmt er mit jenem darin, dass die Rinde glatt (?) sei (h. pl. I 5, 2), dass der Baum spät sprosse (III 4, 2), aus Früchten oder Kernen gezogen entarte (II 2, 4), da aus der süssen eine herbe Frucht werde, aus der edlen Quitte, στρούθιον, eine unedle, κυδώνιον (ebd. § 5), dass die Zweige wegen ihrer Zartheit behutsam gereinigt werden müssten (de c. pl. III 2, 2; vgl. Pall. III 25, 13) und die Bäume mit herben Früchten weniger von den Würmern befallen würden als die mit süssen (V 9, 3; vgl. III 22, 5. Pall. III 25, 13. 15) überein (XVI 98. XVII 59. 227. 221). Wenn Theophrast (de c. pl. III 2, 8) sagt, dass die Bäume nicht im Herbst gepflanzt werden könnten, weil sie wegen ihrer Zartheit noch nicht die Winterkälte vertrügen, so geben Columella (V 10, 19; de arb. 25, 1) und Plinius (XVII 136) für die Pflanzung der Äpfel und Quitten die Zeit von Mitte Winter bis Mitte Februar an, für die Pfirsiche gerade den Spätherbst, Palladius für jene nur in heissen Gegenden den October und November (III 25, [2704] 13. 20), für die Aussaat der Pfirsichsteine in gemässigten Gegenden den Januar (II 15. 20) in heissen den November (XII 7, 1). Das Holz bezeichnet Theophrast (h. pl. V 3, 3) allerdings wie das des Feigenbaums als weich, stellt es aber trotzdem auf gleiche Stufe mit dem gepriesenen Holz der Edeltanne und des Lorbeerbaumes (V 1, 5), während Plinius (XVI 77) das des A. mit Recht als fest bezeichnet, aber auch sagt (XVII 151), dass Weinpfähle sowohl vom Holz des A. als des Pfirsichs nicht dauerhaft seien. Dass Theophrast kein Steinobst im Auge gehabt hat, geht schon daraus hervor, dass nach ihm (h. pl. I 11, 5) die Samen wie bei der Birne sich berühren und in eine fellartige Haut eingeschlossen sind, die von der Fruchthülle umgeben ist. Sonst bemerkt er noch, dass die Frucht fleischig sei (I 6, 1), ebenso die Blätter (I 10, 4 ). die Wurzeln sich unter der Bodenfläche hinzögen (I 6, 4), die Frucht sich unter der Blüte befinde (I 13, 3), die Früchte an den vorjährigen (vielmehr noch älteren) Zweigen sässen (I 14, 1) und der Baum mit Frühjahrsfrüchten auch durch Wasserreiser fortgepflanzt werden könne, besonders wenn man sie mit einem Stücke des Stammes oder der Wurzel abreisse (II 1, 2; vgl. Plin. XVII 67).

Bei den Römern bezeichnete malum ohne unterscheidendes Beiwort schon früh neben dem gewöhnlichen A. auch die Quitte und den Granatapfel; als zu Beginn der christlichen Zeitrechnung auch der Pfirsich und die Aprikose und zu oder nach Plinius Zeit auch die Citrone in der griechisch-römischen Welt sich einbürgerten, auch diese.

Bei den sogenannten Liebesäpfeln sowie bei den dem Dionysos und wohl auch den der Demeter geweihten Äpfeln ist wohl, soweit sie einfach μῆλα oder mala genannt sind, meist an die Quitten zu denken.

Bei den scheinbar von μῆλον = A. abgeleiteten Eigennamen bleibt jedoch die Möglichkeit, sie mit μῆλον = Kleinvieh in Verbindung zu bringen (vgl. Murr Die geogr. u. mythol. Namen der altgr. Welt, Innsbruck 1889, 16; Die Pflanzenwelt in der gr. Mythologie, Innsbr. 1890, 55f.). Dagegen führte sicherlich Demeter von der Apfelkultur in Megara den Beinamen μαλοφόρος (Paus. I 44, 3; vgl. Callim. hymn. in Dem. 137); auch scheint die Insel Μῆλος, wenn auch nicht von der Apfelkultur, so doch von ihrer rundlichen, d. h. apfelähnlichen Gestalt (vgl. Plin. IV 70 = Solin. 11. 31. Isid. or. XIV 6, 28) ihren Namen erhalten zu haben, da der A. zwar eiförmig sein konnte (Plin. XV 85), aber im allgemeinen die rundeste aller Baumfrüchte Griechenlands war (Isid. XVII 7, 3), obwohl erhaltene Münzen dieser Insel den Granatapfel tragen (Imhoof-Blumer und Keller Tier- und Pflanzenbilder auf antiken Münzen und Gemmen, Leipz. 1889, Tat IX 31–33).

Die Agrarschriftsteller lassen uns dagegen wohl nie in Zweifel, wann sie von dem eigentlichen A. reden.

Die Griechen kannten nur wenig Sorten, so besonders die γλυκύμαλα (Sappho frg. 93. Theοkr. XI 39), worunter Koch (a. Ο. 179) frühzeitige Süssäpfel versteht; er identificiert sie mit den später μελίμηλα genannten Honigäpfeln (Diosc. I 161), welche auf Quitten gepfropft waren (Geop. [2705] X 20, 1. 76, 3). Letzteren Namen eigneten sich auch die Römer für die früher von ihnen mustea = Mostäpfel genannten an (Varr. de r. r. I 59. Plin. XV 5. XXIII 104. Hor. sat. II 8, 31. Col. V 10, 19. XII 47, 5. Mart. I 44, 4. VII 25, 7. XIII 24, 1. Isid. or. XVII 7, 5); sie hielten sich am wenigsten (Plin. XV 59). Ferner nennt Dioskorides (I 162) den epeirotischen A., welcher bei den Römern orbiculatum heisse (vgl. Plin. XV 51); diesen hält Murr (Pflanzenwelt in der gr. Mythol. 56) für hervorgegangen aus dem von Dioskorides (I 163) erwähnten wilden A., da die Pirus dasyphylla Bork. im alten Makedonien und Illyrien sich spontan finde. Mit diesem vergleicht Athenaios (III 81 a) den bei Apollonia Mordia in Pisidien kultivierten. Im übrigen nennt Athenaios (III cap. 20) neben den süssen und herben, den Sommer- und Herbstäpfeln noch das δελφικόν, wohl den A., welchen die Sieger bei den pythischen Spielen als Kampfpreis erhielten (Lucian. Anach. 9. 10. 13. 16. 36. Max. Tyr. V 8. VII 4); das σητάνιον, wohl eine Mispelart (vgl. Theophr. h. pl. III 2, 5. Diosc. I 170), Mespilus germanica L.; das πλατάνιον, wohl davon genannt, dass bei der Pfropfung eine Platane zur Unterlage genommen wurde (vgl. u.); das besonders grosse (Diogen. bei Hesych.) und vielleicht schon von Theopomp um 400 v. Chr. so genannte φαύλιον und endlich (82 c) den besonders ausgezeichneten A. von Gangra in Paphlagonien.

Bei den Römern nahm mit der Zeit die Zahl der kultivierten Sorten ausserordentlich zu; es sind hier zu nennen: 1) das Scantianum (Cat. agr. 7, 3; vgl. Varr. I 59, 1. Cloat. bei Macrob. III 19, 2. Plin. XV 50; bei Cels. II 24 und IV 26 ist vielleicht Scaudiana statt scandianum zu lesen) oder Scantinianum (Cato 143), vielleicht mit der campanischen silva Scantia oder dem Gentilnamen Scantius (z. B. Wilmanns Exempl. nr. 2380) in Verbindung stehend; 2) das Quirinianum (Cato 7, 3; vgl. Plin. XV 50. Cloat. ebd.), ursprünglich von der sabinischen Stadt Cures benannt; 3) das musteum (Cato ebd. Cloat. ebd.), später melimelum genannt (vgl. o.), ein Name, den Plinius (XV 51) von der Schnelligkeit des Reifens herleitet, wie er denn auch von andern Früchten, z. B. Birnen (Cato 7, 4) und Quitten (Col. V 10, 19) gebraucht wurde; 4) das Scaudianum (Varr. I 59, 1. Cloat. ebd. Cels. II 24. IV 26? Scrib. Larg. 104; vgl. Marc. Emp. 20, 9. Col. V 10, 19), nach einem Römer Scaudius benannt (Plin. XV 49), im Winter reifend (Plin. XV 58); 5) das orbiculatum (Varr. ebd. Cloat. ebd. Cels. II 24. Col. ebd. u. XII 47, 5. Plin. XXIII 104. Gal. XIII 289), so wegen seiner runden Gestalt benannt (Plin. XV 51. Pall. III 25, 18), aus Epirus stammend (s. o.), sich nach dem Einsammeln ein ganzes Jahr haltend (Pall. ebd.); 6) das zweimal im Jahre reifende von der Stadt Cosenza (Varr. I 7, 6; vgl. Plin. XVI 115); 7) das von der campanischen Stadt Abella (malifera Abella bei Verg. Aen. VII 740), von dem unter keltischer Vermittlung unser heutiges Wort A. schon lange vor Beginn der christlichen Zeitrechnung entlehnt ist (F. Kluge Etymol. Wörterb. d. deutsch. Sprache⁵, Strassb. 1891); 8) das aus Picenum, nach Horaz (sat. II 3, 272) das beste; 9) das ihm nachgestellte von Tibur (ebd. 4, 70. [2706] Cloat. a. a. O.); 10) das von Ameria in Umbrien (Cloat. ebd. Cels. II 24. IV 26. Col. V 10, 19. Plin. XV 50. Stat. silv. I 6, 18), welches im Winter reifte (Plin. XV 58) und sich am längsten hielt (Plin. ebd. 50); 11) das Matianum (Cloat. ebd. Col. V 10, 19. XII 47, 5. Cassiod. exp. in cant. 7, 13. Poet. lat. min. ed. Baehrens IV nr. 321), wohl nicht nach einem Orte benannt, wie Isidorus (or. XVII 7, 3) behauptet, der nach Athenaios (III 82 c) in den Alpen bei Aquileia lag, sondern von dem unter Caesar und Angustus lebenden Ritter C. Matius (Plin. XV 49; vgl. XII 6), nach Athenaios die schönste Sorte, daher wohl auch eine Lieblingsspeise des Kaisers Domitian (Suet. Dom. 21), mit Wasser zu Honigmet, hydromelum (Isid. or. XX 3, 11, vgl. Paul. Aegin. VII 15) und zur Bereitung eines Kompots verwandt (Apic. 174); zehn Stück davon kosteten nach dem Edict Diocletians vom J. 301 (6, 65) vier Denare = 7, 3 Pfennig, während andere oder kleinere Äpfel nur die Hälfte oder den vierten Teil davon kosteten (ebd. 66. 67); es steht hier auch ein anderer Name (sive Saligniana), wohl von einem fundus Salignianus; 12) das Cestianum (Col. ebd.), nach Cestius benannt (Plin. XV 49), nach Galen römisch und wegen seiner astringierenden Eigenschaft gegen Mundgeschwüre gebraucht (XII 1004), jedoch nur in rohem Zustande herb, in gekochtem dem Magen sehr zuträglich (ebd. 516); 13) das nach einem Mallius benannte (Plin. ebd.); 14) das nach einem Appius Claudius benannte, welcher das Scaudianum auf Quitten gepfropft hatte, so dass die Früchte nun ebenso gross wie jene vom Scaudianum waren und eine rote Farbe, aber einen Quittengeruch hatten (Plin. ebd.); der Name hat sich bis heute erhalten als melo d’Apio, appio, rosso, appiolo, französisch pomme d’api; 15) das von einem Freigelassenen erfundene und nach ihm benannte Sceptianum, ausgezeichnet durch runde Gestalt (Plin. XV 50); 16) das nicht näher beschriebene Ogratianum (Cloat. ebd.), vielleicht nach einem der beiden in den Inschriften der J. 648 = 106 und 683 = 71 vorkommenden Ocratii (CIL I 566. 573) benannt; 17) das pannuceum (Cloat. ebd.), schnell runzelig werdend und welkend (Plin. XV 52); 18) das prosivum (Cloat. ebd.), wofür vielleicht, da die alphabetische Reihenfolge bei Macrobius (vgl. Jan z. d. St.) ein mit R beginnendes Wort erforderlich macht und cannabis rosca vorkommt (Plin. XIX 174), Rosium zu lesen, d. h. nach der Gegend Rosea oder Rosia bei dem sabinischen Reate; 19) das rubrum (Cloat. ebd.); 20) das Verianum (ebd.); 21) das Pelusianum (Col. V 10, 19) aus Ägypten; 22) das Syriacum (ebd.), von der Farbe (Plin. XV 51), nämlich der des hochroten Zinnobers (Plin. XXXV 40. Isid. or. XIX 17, 5) benannt; 23) das Petisium, kurz vor Plinius Zeit aufgekommen, zwar klein, aber von sehr angenehmem Geschmack (XV 50), vielleicht nach einem Angehörigen der in den Inschriften der J. 694 = 60 v. Chr., 115 und 420 n. Chr. vorkommenden Gens Peticia (CIL I 727) benannt; 24) das Graeculum (Plin. ebd.); 25) die cohaerentia oder gemella (ebd. 51), also Zwillingsäpfel, die aber schwerlich wie Plinius meint (nunquam singula in foetu) eine besondere Varietät gebildet haben werden, vielmehr nur in [2707] einzelnen Fällen sich so gestaltet; 26) das melapium (Plin. ebd.) = μῆλον ἄπιον, italienisch melopero, französisch pomme-poire, in seiner Gestalt den Birnen ähnlich, mit gelber, gesprenkelter Haut; 27) das orthomastium (ebd.), hochbrüstig; 28) das von den Belgiern spadonium benannte, ohne Kerne (ebd.), ein Kastratapfel; 29) das melofolium, das seitwärts ein, bisweilen zwei Blätter aus der Seite hervortrieb (ebd. 52); 30) das übermässig angeschwollene pulmoneum (ebd. 52) = Lungenapfel; 31) das farinaceum, mehlartig, am geringsten geachtet, aber am frühesten reifend (ebd.). Plinius fügt noch hinzu, dass gewisse Äpfel eine blutrote Farbe hätten, weil sie auf Maulbeerbäume gepfropft seien, alle Äpfel aber an der Sonnenseite rot würden und die wilden so sauer seien, dass sie die Schneide eines Schwertes stumpf machten. Übrigens scheinen die meisten der genannten Sorten mit Ausnahme der amerinischen und scaudianischen mala aestiva (Col. de arb. 25. Plin. XVII 136) gewesen zu sein, d. h. solche, welche im Sommer oder Herbst reiften.

Der Baum liebte einen fetten und von Natur feuchten Boden (Pall. III 25, 13. Geop. X 18, 2); dieser konnte auch kalt sein (Geop. ebd.), doch musste das Klima milde sein; nur auf magerem und dürrem gedieh er nicht (Pall. ebd.).

Er konnte zwar aus Kernen gezogen werden (Cato 48, 3. Geop. X 3, 3), entartete dann aber (Theophr. h. pl. II 2, 4. Pall. III 25, 14, vgl. 2 und Geop. a. O.) und musste veredelt werden (Plin. XVII 59). Ihn aus Stecklingen zu ziehen (Cato 48, 1. Geop. X 3, 6) gelang nach Theophrast (h. pl. II 1, 2; de c. pl. I 3, 2; vgl. Geop. a. O.) nur selten. Dagegen wurden Stamm- oder Wurzelsprossen, die mit einem Stücke des Stammes oder der Wurzel abgerissen waren, dazu empfohlen (Plin. XVII 67. Geop. X 3, 4. 18, 8; vgl. Theophr. h. pl. II 5, 3), besonders aber diese empfohlen, wenn sie als Ableger in die Erde gesenkt und nach der Bewurzelung 2 Jahre später von dem Mutterstamme getrennt wurden (Cato 51. 133; vgl. Plin. XVII 96), ein Verfahren, das auch am Baum selbst vorgenommen wurde, indem man einen Zweig durch einen zu dem Zwecke durchlochten und mit Erde gefüllten Topf zog (Cato 52, 2; vgl. Plin. XVII 98). Die Anpflanzung geschah gewöhnlich nach der Mitte des Winters bis Mitte Februar (Col. de arb. 25, 1; vgl. Plin. XVII 136) oder in kalten Gegenden im Februar und März, in heissen und trockenen im October und November (Pall. III 25, 13. XII 7, 23. Geop. X 18, 1). Beim Pfropfen dienten zur Unterlage Apfel- (Varr. I 40, 6), Birn- (Aristot. de pl. I 6), Platanen- (Verg. Georg. II 70, vgl. Plin. XV 57. Athen. III 81 a) und Maulbeerbäume, wovon die Äpfel eine rote Farbe erhielten (Plin. XV 52). Palladius empfahl dazu den A., Birnbaum, Weissdorn (spinus), Pflaumenbaum, Speierling, Pfirsich, Platane, Pappel und Weide (III 25, 17), Mispel und Kastanie (de ins. 77–94); die Geoponiker den wilden Birnbaum, den Quittenbaum, woraus die μελίμηλα, die Platane, woraus rote Äpfel hervorgingen (vgl. Pall. ebd. 88), die Damascener Pflaume (X 20. 76, 3) und die Citronatcitrone; in letzterem Falle trage der Baum das ganze Jahr Früchte (X 20, 3). Heute nimmt man dazu in Italien Quitte, Weissdorn, [2708] Birne und Mispel, am besten aber aus Apfelkernen hervorgegangene oder durch Absenkung von den dolcini und paradisi gewonnene Stämme. Die Oculation schreibt wohl Plinius (XVII 119) irrtümlich Cato zu; an einer anderen Stelle (XVII 100) nennt er sie ein Verfahren früherer Zeit (vgl. Pall. VII 5, 2), weshalb es auch nur eine Spielerei war, wenn nach Plutarch (symp. II 6, 1) in einem Garten Attikas Platanen mit Apfelknospen oculiert waren. Als die für das Pfropfen geeignete Zeit giebt Cato (41, 1; vgl. Plin. XVII 111) den Frühling (vgl. 40, 1), 50 Tage um die Zeit des Sommersolstitiums und die Zeit der Weinlese, d. h. die erste Hälfte des Octobers gregorianisch an; nach andern sollten alle Bäume, sobald sich die Knospen zu regen beginnen (Col. de arb. 26, 2), d. h. in heissen Gegenden im Februar (Pall. III 17, 1) oder gewöhnlich anfangs März (Col. XI 2, 26. Geop. III 3. 1), und zwar bei Neumond (Cat. 40, 1) oder zunehmendem Monde (Col. de arb. 26, 2), veredelt werden. Früchte sollte der A. nach Plinius (XVII 95) schon im dritten Jahre bringen, d. h. wohl, nachdem er gepfropft war.

Was die Pflege der Bäume betrifft, so brauchten meist nur die dürren und schlecht entwickelten Triebe abgeschnitten zu werden (Pall. III 25, 14). Wenn sie überhaupt gedüngt wurden, so nahm man dazu u. a. mit Asche gemischten Schafmist (Pall. ebd.) oder Urin oder Hefe von altem Wein (Geop. X 18, 3. 4).

Über das Pflücken, das Aufbewahren und Einmachen der Äpfel geben die Alten sehr genaue Vorschriften (s. darüber Magerstedt Die Obstbaumzucht der Römer, Sondersh. 1861, 131–134).

Äpfel gehörten nicht nur seit alters zum Haushalt kleiner Leute (Ovid. met. VIII 677) und aller Landwirte (Cato 143, 3. Col. XII 46, 1), besonders in der Nähe der Stadt (Cato 7, 3), sondern daran erfreuten sich auch die Reichen (Varr. I 59, 2), indem sie den Nachtisch bildeten (Hor. sat. I 3, 7; vgl. Gal. VI 597). Aus ihnen bereitete man auch Wein (Plin. XIV 103), indem man sie auspresste (Pall. III 25, 19; vgl. 11), oder Essig, indem man Wasser auf wilde oder herbe Äpfel goss (Pall. ebd.).

Die diätetische Wirkung der Äpfel betreffend heisst es (Ps.-Hippokr. I 689 K.), dass süsse schwer verdaulich seien (vgl. Diosc. I 161. Plin. XXIII 104), leichter die herben, wenn sie reif seien, dass der Saft der Äpfel das Erbrechen stille (vgl. Gal. VI 597) und den Urin treibe (vgl. Diosc. I 163. Plin. a. O.), dass wilde Äpfel stopften (vgl. Diosc. Plin. a. a. O.), gekocht aber abführten. Unreife und Frühjahrsäpfel sollten stopfen, den Nerven schaden und blähen (Diosc. I 159. 163; vgl. Plin. XXIII 100); auch herbe sollten stopfen (Gal. VI 595. XI 631). Schädlich waren nach Galen (VI 597) selbst die besten, wenn sie unreif waren, wogegen reife, besonders gebraten oder gekocht, sehr gesund waren.

[Olck. ]