3) In Syrien, die Vorstadt von Antiochien, welches nach diesem Ort den Beinamen ἡ ἐπὶ Δάφνης erhielt (Strab. XVI 719. Plin. n. h. V 76 u. a.). Wie Antiochien war auch D. von Seleukos Nikator gegründet und dem Apollon geweiht (Iustin. XV 4, 8. Joh. Malal. Chron. VIII 204). Der Ort selbst war nur mässig gross. Was ihm seine Bedeutung verlieh, war sein Heiligtum, der grosse heilige Hain. Auf 80 Stadien wird von Strabon (a. a. O.) der Umfang dieses [2137] Haines angegeben. Die Schönheit dieses Wunderortes, der sich durch prächtige Vegetation, kühlen Schatten, sprudelnde krystallhelle Quellen auszeichnete, wird mit dem Tempe Thessaliens verglichen. Hier soll die spröde Nymphe Daphne auf der Flucht von ihrem Verfolger Apollon in einen Lorbeerhain verwandelt worden sein. Besondere Gesetze schützten die Bäume (Prokop. bell. Pers. II 14. Liban. Antioch. I 301) vor dem Umhauen (Dion. Perieg. 916. Ammian. Marc. XXII 13. Sozom. hist. eccl. 209). Inmitten des Haines stand der berühmte Tempel des Apollon (s. Art. Daphnaios Nr. 1) und der Artemis, von Seleukos Nikator erbaut, mit einem ehernen Apollonbild von Bryaxis geschmückt, welches von Ammianus (a. a. O.) der Statue des Iuppiter Olympius gleichgestellt wird. Eine genaue Beschreibung der Statue giebt uns Libanios (or. 61, III p. 334 Reiske, vgl. dazu Malal. X 234 Dindf. Georg. Cedren. Comp. hist. 306 u. 13). Näheres hierüber s. in dem Art. Bryaxis Bd. III S. 917f. Der Bericht des Ammianus Marcellinus, dass erst Antiochos Epiphanes Tempel und Statue gestiftet, ist selbstverständlich chronologisch unmöglich und in dieser Form unrichtig; es könnte sich höchstens um Vergrösserung oder Verschönerung der Bauten handeln. Unter dem Kaiser Iulian 362 n. Chr. zerstörte der Blitz Tempel und Bild. Der Kaiser suchte die Schuld daran auf die Christen zu wälzen (Ammian. Marc. a. a. O. Glykas ann. p. 470. Georg. Cedren. I 536 Migne). Auch Isis, Artemis und andere Gottheiten hatten ihre Tempel. Der unter Decius getötete Märtyrer Babylas lag in D. begraben; auf Iulians Befehl wurden dann seine Gebeine beiseite geschafft (Georg. Cedren. a. a. O. Socr. hist. eccl. III 18. Theodoret. hist. eccl. III 10. Euagr. hist. eccl. I 16. Philostorg. hist. eccl. VII 8, 12). Mit diesem Tempel hing auch das Asylrecht der Stadt zusammen (Strab. a. a. O.; der jüdische Hohepriester Onias flüchtete sich z. B. dorthin, II Makk. 4, 33). Glänzende Spiele wurden ferner hier gefeiert, besonders von Antiochos Epiphanes in dem von ihm erbauten Stadium (Polyb. XXXI 3, 1. Liv. XXXIII 49). In den musischen Spielen trat hiebei der König selbst oft auf. Seit Commodus wurden dann hier regelmässig olympische Festspiele gefeiert, welche eine grosse Anziehungskraft ausübten und sich bis ins 6. Jhdt. erhielten. Es begreift sich unter diesen Umständen, dass D. nicht nur für die Antiochener ein Buen retiro war, sondern auch ein Lieblingsaufenthalt der Seleukiden selbst, und ebenso später dann von vielen vornehmen Römern (Joseph. bell. Iud. I 243. 328. Dio Cass. LI 7). Pompeius gefiel es so gut daselbst, dass er das Gebiet von D. auf Unkosten Antiochiens vergrösserte (Eutrop. VI 14. Sext. Ruf. brev. 16). In sittlicher Beziehung war freilich der Ruf von D. kein guter; Schwelgerei und Üppigkeit waren gross und die Daphnici mores waren verrufen (Hist. aug. Avid. Cass. 5, 5). Unter den späteren Kaisern befand sich in D. ein Palatium (Itin. Hieros.), das von Theodosius verschönert war (Liban. or. XIII p. 418). Chosroes verbrannte nach der Zerstörung von Antiochien die Kirche des Erzengels Michael in D.; die übrigen Gebäude schonte er der Annehmlichkeit des Ortes wegen (Procop. de aedif. V 9; bell. Pers. II 11). Die Identität von D. mit dem [2138] heutigen Bêt el-Mâ, 1¾ Stunde von Antiochien, ist ohne genügenden Grund angezweifelt worden. Reste von Gebäuden, Säulen, Sarkophagen u. dgl. finden sich noch dort.