27) Antiochos IV. Epiphanes, Sohn des A. III. und der Laodike. Nach Zenon von Rhodos (FHG III 181) hatte er schon an der Schlacht am Panion (198) teilgenommen (vgl. die Polemik des Polyb. XVI 19, 9). Nach der Schlacht bei Magnesia (190) wurde A. als Geisel nach Rom geschickt (189). Er allein von den 20 Geiseln durfte nach dreijährigem Aufenthalt nicht ausgelöst werden (Appian. Syr. 39). Mit Dankbarkeit erinnerte er sich später der ihm in Rom zu teil gewordenen Behandlung (Liv. XLII 6, 9; vgl. Iust. XXXIV 3, 2). Nach fast 14jährigem Aufenthalt daselbst (175) wurde er von seinem Bruder, dem König Seleukos IV., gegen dessen Sohn Demetrios ausgetauscht (Appian. Syr. 45). Auf der Heimreise hielt er sich einige Zeit in Athen auf, wo er sich u. a. durch die reiche Unterstützung des Olympieions (Polyb. XXVI 1, 10. Liv. XLI 20, 8. Vellei. Pat. I 10, 1), durch die Stiftung der goldenen Aigis für das Theater (Paus. V 12, 4), endlich durch Übernahme des Amtes eines στρατηγὸς ἐπὶ τὰ ὃπλα (nach Münzen, vgl. Babelon Rois de Syrie XCI ff.) als begeisterten Verehrer des Hellenentums documentierte. Darin offenbarte
[2471] Antiochos sich schon dieselbe Gesinnung, die ihn später dazu trieb, die Juden zu hellenisieren. In Athen traf ihn die Kunde, dass Seleukos von Heliodoros ermordet sei, und dieser selbst die Herrschaft an sich zu reissen suche. Wiewohl das Diadem rechtmässig dem Demetrios, der nun als Geisel nach Rom gegangen war, zustand, gelang es A. mit Unterstützung des Eumenes von Pergamon und seines Bruders Attalos, nach Vertreibung des Heliodoros den Thron noch in demselben Jahre 175 zu gewinnen (Appian. Syr. 45; vgl. Fränkel Inschr. v. Perg. I nr. 160, wodurch Appian vortrefflich bestätigt wird). Nach Porphyrios bei Euseb. Chron. I 253 regierte er 11 Jahre, von Ol. 151, 3 (also factisch 151, 2 = 175 v. Chr.) bis Ol. 154, 1 = 164 v. Chr.; vgl. Hieronym. ad Dan. XI. Nach Appian. Syr. 66 regierte er nicht volle 12 Jahre; s. dagegen I Makk. 1, 10. Rom konnte mit dieser Wendung, durch die ein ihm dankbar ergebener Prinz zur Regierung kam, nur zufrieden sein (vgl. Flathe II 579ff.). Nach Hieronym. ad Dan. XI 21 soll anfangs eine ägyptische Partei, die es mit Philometor von Ägypten, dem Sohne seiner Schwester Kleopatra, hielt, ihm in Syrien die Anerkennung versagt haben, bis er durch grosse, wenn auch nicht ehrlich gemeinte Milde auch diese für sich gewonnen habe. Wohl bald nach seinem Regierungsantritt liess er einen jungen Sohn des Seleukos IV., der ihm verdächtig war, durch Andronikos (vgl. Andronikos Nr. 12) umbringen (Diod. XXX 7, 2. Joh. Antioch. FHG IV 558, 58; vgl. II Makk. 4, 30ff.). A. scheint bald nach seinem Regierungsantritt geheiratet zu haben, denn 173 wurde ihm der Thronnachfolger (A. V.) geboren (so nach Appian. Syr. 46. 66; Porphyrios Angabe bei Euseb. Chron. I 253, wonach er 176 geboren wäre, wird zu verwerfen sein, weil dann A. in Rom als Geisel geheiratet haben müsste). Nach einer Inschrift aus Dymai (Dittenberger Syll. 229) hiess seine Frau Laodike (vielleicht die Witwe seines älteren Bruders A. ?). Im J. 171 begegnet eine Nebenfrau Antiochis, der er die Einkünfte von Tarsos und Mallos schenkte (II Makk. 4, 30; Babelon a. O. CCXX identificiert mit ihr irrtümlich die gleichnamige Schwester des A. III.; er hat übersehen Joh. Antioch. FHG IV 557, 53). Seinen Sohn A. machte er schon als dreijährigen (170/69) zum Mitregenten (nach einem Keilschrifttext, Ztschr. f. Assyr. VIII 10). A. stützte seine Herrschaft durch ein Freundschafts- und Waffenbündnis mit Eumenes von Pergamon und begann eine kraftvolle Regierung (Appian. Syr. 45). Eine hervorragende Rolle spielten unter ihm zwei Brüder, Timarchos und Herakleides, jener als Satrap von Babylon, dieser als Chef der Finanzverwaltung (Appian. a. O.). Der Tod seiner Schwester Kleopatra, der Witwe des Königs Ptolemaios V. Epiphanes (173), gab den Anstoss zu schwierigen Verwickelungen mit Ägypten. Die Chronologie seiner ägyptischen Feldzüge ist eine der umstrittensten Fragen (vgl. Litteratur). Die Vormünder des jungen Königs Philometor, der Eunuch Eulaios und der Freigelassene Lenaios, trieben zum Kriege, indem sie ägyptische Ansprüche auf Koilesyrien erhoben (Polyb. XXVII 19. Diod. XXX 2). Man ging von der unrichtigen Behauptung aus, dass A. d. Gr. der Kleopatra Koilesyrien als Mitgift gegeben [2472] habe, während er thatsächlich ihr nur einen Teil der Gefälle der Städte Koilesyriens als Mitgift zugewiesen hatte (Polyb. XXVIII 20, 6ff.; vgl. S. 2466). Rechtlich konnte es sich eigentlich nur um die Frage handeln, ob diese Mitgift nach dem Tode der Witwe auf die Kinder übergehen, oder aber an Syrien zurückfallen solle. Die folgenden Kämpfe haben die Frage in letzterem Sinne entschieden. A. der bald durch seinen Gesandten Apollonios von dem Umschwung der Stimmung in Ägypten Kunde erhalten hatte, rüstete sich zur Gegenwehr (II Makk. 4, 21) und war bereit, aus diesem Streit um Koilesyrien einen casus belli zu machen, zumal die Römer damals (171) den Kampf gegen Perseus aufnahmen, die Jugend des Philometor aber und die Qualität seiner Vormünder seine Hoffnungen heben mussten (Liv. XLII 29, 5ff.). Er verschmähte es aber nicht, zumal er schon früher mit Rom diplomatisch verhandelt hatte (Liv. XLII 6, 6 für 173) und auch 172 gegenüber den Lockungen des Perseus den Römern seine Ergebenheit hatte ausdrücken lassen (Liv. XLII 26, 7-8), dem römischen Senat ausdrücklich mitzuteilen, dass er widerrechtlich von Ptolemaios angegriffen werde. Gleichzeitig antichambrierten in Rom auch die Gesandten des Philometor, die beweisen sollten, dass A. unrechtmässig Koilesyrien besitze (Polyb. XXVII 19. XXVIII 1. Diod. XXX 2; vgl. Liv. XLII 29, 6). Noch ehe die Gesandten Rom erreichten, brachen die Feindseligkeiten aus (Ende 171). Mit einem starken Heere zog A., dem geplanten Angriff zuvorkommend, gegen Ägypten (I Makk. 1, 17). Zwischen Pelusion und dem kasischen Berge schlug er die Feldherrn Philometors (Hieronym. ad Dan. XI) und gewann bald darauf (ταχύ Diod. XXX 14) durch eine List, die Polybios Missfallen erregt (Polyb. XXVIII 18. Diod. XXX 18), die wichtige Grenzfestung Pelusion (Diod. XXX 14; vgl. Jos. ant. XII 242. 243). Durch diesen Erfolg ermutigt, ging A. von der blossen Verteidigung Koilesyriens zur Eroberung Ägyptens selbst über, was keiner der früheren Seleukiden gewagt hatte. Mit Recht nennt Polybios (XXVIII 18) ihn καὶ πρακτικὸς καὶ μεγαλεπίβολος καὶ τοῦ τῆς βασιλείας (βασιλέως ?) ὀνόματος ἄξιος. Durch die Sympathie weiter Kreise in Ägypten, die er durch seine Milde gegenüber den ägyptischen Gefangenen vor Pelusion gewonnen hatte (Diod. XXX 14), vor allem durch die Unfähigkeit und Hülflosigkeit der ägyptischen Regierung unterstützt (Diod. XXX 15ff.), eroberte er Ägypten, wie es scheint, ohne wesentlichen Widerstand zu finden (Diod. XXX 14 τὴν κατάκτησιν τῆς Αἰγύπτου. Porphyr. bei Euseb. chron. I 162. Hieronym. ad Dan. XI). A. schonte seinen Neffen Philometor, der inzwischen (bei dem Versuch, nach Samothrake zu entfliehen ? vgl. Polyb. XXVIII 21. Diod. XXX 15) in seine Hände gefallen war, nahm ihm aber das Diadem und liess sich selbst in Memphis nach ägyptischem Ritus zum König Ägyptens krönen (Porphyr. bei Hieronym. a. O. et ibi ex more Aegypti regnum accipiens). Nachdem Ägypten von seinen Truppen zum Teil geplündert war (Porphyr. a. O.), zog er nach Syrien zurück (I Makk. 1, 20, seleuk. 143 = 170 v. Chr.). Unterwegs machte er einen Abstecher nach Jerusalem, wozu ihm die inneren Wirren den Anlass boten. Die von ihm gestützte hellenistische Partei,
[2473] die damals gegenüber der orthodoxen Nationalpartei die Oberhand hatte, an ihrer Spitze der Oberpriester Menelaos, öffnete dem König die Thore. Nachdem er von den Gegnern seiner Hellenisierungsbestrebungen, die zugleich Anhänger der Ptolemaeer gewesen zu sein scheinen (Jos. bell. Iud. I 1), viele hatte töten lassen und den reichen Tempelschatz geplündert hatte (vgl. Polyb. XXXI 4, 9: ἱεροσυλήκει δὲ καὶ τὰ πλεῖστα τῶν ἱερῶν), zog er weiter nach Antiocheia (I Makk. 1, 20ff. II Makk. 5. Jos. ant. XII 246. 247; c. Apion. II 80ff. Diod. XXXIV 1, 3-4). Als darauf die Alexandriner den jüngeren Bruder des Philometor, Euergetes II., zum König Ägyptens erhoben hatten (J. 1 Euergetes = J. 12 Philometors = 5. Oct. 170-4. Oct. 169 nach Porphyr. bei Euseb. chron. I 162), zog A., wohl Anfang 169, voll Zornes (Polyb. XXVIII 20, 5) zum zweiten Mal gegen Ägypten, diesmal gegen den König Euergetes, unter dem Vorgeben, für Philometor die Krone erkämpfen zu wollen (Diod. XXXI 1. Hieronym. a. O.). Dass dies ein neuer Feldzug ist, zeigt Liv. XLV 11, 8: si reducendi eius causa exercitum Aegyptum induxisset; vgl. Liv. XLIV 19, 8. Durch die Aussicht auf die Doppelkrone Ägyptens wollte er den Philometor offenbar nur als Sturmbock gegen Euergetes gewinnen, um ihn dann, wenn er jenen besiegt hätte, laufen zu lassen (vgl. Liv. XLV 11). Nachdem er die Flotte des Euergetes auf der Höhe von Pelusion geschlagen hatte, zog er nach Memphis und von hier aus in der Richtung des kanobischen Armes abwärts gegen Alexandrien. Unterwegs, südlich von Naukratis, begegneten ihm Gesandtschaften der Achaeer, Athener und Milesier, die auf Bitten des Komanos und Kineas, der Ratgeber des Euergetes, eine Versöhnung herbeizuführen versuchten. In Naukratis, dieser ältesten griechischen Ansiedelung Ägyptens, schenkte er, wohl in einer philhellenischen Aufwallung, jedem Griechen ein Goldstück und rückte dann nach Überbrückung des kanobischen Armes vor Alexandrien (Polyb. XXVIII 19. 20. Liv. XLIV 19, 9). Die Belagerung dieser Stadt muss eine beträchtliche Zeit gewährt haben, da sie eine Hungersnot innerhalb der Mauern zur Folge hatte (Liv. XLV 11, 7). Einer rhodischen Gesandtschaft gegenüber, die im Lager vor Alexandrien ihn zur Versöhnung mit Euergetes ermahnte, betonte er als seine Forderung, dass die Alexandriner den Philometor, mit dem er ja längst (πάλαι, d. h. 171) ausgesöhnt sei, als König anerkennten (Pol. XXVIII 23). Schliesslich musste A. aber doch von der Belagerung ablassen. Er scheint nochmals nach Süden gezogen zu sein, um seine Herrschaft zu sichern, liess in Memphis den Philometor unter seinem Schutze als Scheinkönig (als Mitregent?) zur weiteren Bekämpfung des Euergetes zurück und kehrte unter Zurücklassung einer starken Garnison in Pelusion nach Syrien heim (Liv. XLV 11, 1). Philometor, dem durch die Besetzung von Pelusion die Augen geöffnet waren, durchkreuzte aber die schlauen Pläne seines Oheims, indem er sich mit seinem Bruder Euergetes aussöhnte und mit ihm zusammen die Herrschaft über Ägypten übernahm (Liv. a. O. Porphyr. a. O.). Nun warf A. die Maske ab und rüstete in grösstem Zorn gegen die beiden Brüder. Die [2474] Flotte schickte er sofort nach Kypros, er selbst zog mit Frühlingsanbruch 168 durch Koilesyrien nach Ägypten. Als ihm bei Rhinokolura (an der ägyptischen Grenze) Gesandte des Philometor begegneten, stellte er ganz neue Forderungen auf: Kypros, das ihm durch den Verrat des Ptolemaios Makron schon halb und halb übergeben war (II Makk. 10, 13), sowie die pelusische Nilmündung mitsamt Pelusion selbst solle ihm ausgeliefert werden. Als am bestimmten Termin eine Antwort nicht erfolgte, rückte er in Ägypten ein, von der Bevölkerung teils aus Wohlwollen, teils aus Furcht gut aufgenommen, und zog über Memphis in langsamen Märschen nach Alexandrien. Vom Aufbruch aus Syrien bis zur Ankunft vor Alexandrien war fast ein halbes Jahr vergangen (s. u.). Als er endlich in Eleusis, 4 Millien vor der Stadt, anlangte, trat ihm der römische Gesandte Popilius Laenas mit der kategorischen Forderung des Senats entgegen, unverzüglich nach Syrien zurückzukehren. Die brüske Form, in der sich Popilius seines Auftrages entledigte, war durch den eben (Juni 168) bei Pydna errungenen Sieg über Perseus hervorgerufen. A. musste dem Machtspruche Roms gehorchen. Am festgesetzten Tage verliess er Ägypten mit seinem Heere, den beiden Brüdern das Reich überlassend. Auf römischen Befehl wurde auch seine Flotte von Kypros heimgeschickt (Pol. XXIX 27. Liv. XLV 11, 8-12, 8. Diod. XXXI 2. Vellei. Paterc. I 10, 1-2. Appian. Syr. 66. Iust. XXXIV 3, 1-4. Valer. Max. VI 3). Gleich darauf liess A. durch eine Gesandtschaft dem römischen Senat seine Ergebenheit ausdrücken (Liv. XLV 13, 2ff.). Auf dem Rückwege nach Syrien machte A. wiederum einen Abstecher nach Jerusalem. Mit Gewalt sollte jetzt die Hellenisierung, die der König schon seit Jahren befördert hatte, radical durchgeführt werden. Die Orthodoxen, die es immer mit Ägypten hielten, wurden getötet oder vertrieben, an ihre Stelle kamen griechische Colonisten, eine Zwingburg mit makedonischer Besatzung wurde in Jerusalem errichtet. Ein Edict des Königs bedrohte die Befolgung der jüdischen Satzungen mit Todesstrafe, und der Tempel Jahves wurde dem Zeus Olympios geweiht. Am 25. Kislev des J. seleuk. 145 = December 168 wurde zum ersten Mal dem Gotte der Hellenen auf dem neuen Altar geopfert (I Makk. 1. II Makk. 5. Jos. ant. XII 248ff.). Wenn A. es unternahm, auch dieses ‚barbarische‘ Volk zu hellenisieren, so ist er in dieser Tendenz nur dem mit Recht vielbewunderten Beispiel der ersten Seleukiden gefolgt. Dass er aber die Geduld verlor und glaubte, die hellenische Kultur durch einen Schwerthieb einführen zu können, war allerdings thöricht, und so musste sein Unternehmen scheitern. Im Gegensatz zu den tendenziösen Darstellungen der Makkabaeerbücher, Buch Daniel, Josephos ist beachtenswert das Urteil des Tacitus hist. V 8: rex Antiochus demere superstitionem et mores Graecorum dare adnisus, quominus taeterrimam gentem in melius mutaret, Parthorum bello prohibitus est; vgl. auch Diod. XXXIV 1. Die weitere Durchführung dieser Massregeln überliess A. seinen Unterbeamten. Er selbst führte in Antiocheia, so lange die Kassen vom jüdischen Gelde und dem ägyptischen Kriegsgewinn voll waren, ein schwelgerisches [2475] Leben. Polybios XXXI 3ff. beschreibt ausführlich die prunkenden Festspiele, die A. in Daphne bei Antiocheia veranstaltete, um den Aemilius Paulus zu übertrumpfen (also frühestens 167, vgl. Liv. XLV 32, 8ff.). Mit Rom suchte er auf möglichst gutem Fusse zu leben. Eine römische Gesandtschaft wurde mit demonstrativer Liebenswürdigkeit empfangen (Polyb. XXXI 5, 6). Im Geheimen freilich soll er, wie ihm später Schuld gegeben wurde, mit seinem alten Freunde Eumenes gegen Rom conspiriert haben (Pol. XXXI 6, 4. Liv. per. 46). Der Aufstand des Matthatias von Modeïn wurde von A. kaum bemerkt. Erst als sein Sohn Judas Makkabi die Führung der Nationalpartei übernommen (sel. 146 = 167/6 v. Chr.) und mehrere makedonische Abteilungen geschlagen hatte, dachte er an energischere Massregeln. Aber auch jetzt erschien es ihm genügend, dem Reichsverweser Lysias diese Dinge zu überlassen, während er selbst einen Zug nach dem Osten unternahm, zum Teil um die geleerten Kassen durch Tribute und Tempelgelder zu füllen. Dass er lediglich deshalb nach dem Osten gezogen sei, um dann mit gefüllten Taschen gegen Iudaea ziehen zu können, ist eine unwahrscheinliche, speciell jüdische Auffassung. Hauptsächlich galt es wohl die oberen Satrapien gegen die sich immer weiter ausdehnenden Parther zu schützen bezw. zu festigen (Tacit. a. O.). Der von Lysias ins Werk gesetzte Angriff führte zum Siege des Judas Makkabi bei Emmaus (166/5) und Beth-zur (165), worauf Judas im December 165 den jerusalemischen Tempel wieder dem Jahve weihte (I Makk. 2ff. Jos. ant. XII 265ff.). Während hier durch unkluge Unterschätzung der Situation die gewonnenen Vorteile wieder verloren gingen (einem kraftvollen Angriff hätten die Makkabaeer unterliegen müssen), war A. im J. 166 von Antiocheia aufgebrochen und über den Euphrat gezogen (I Makk. 3, 37. Jos. ant. XII 297). Die chronologische Folge seiner uns bekannten Thaten im Orient steht nicht fest. Gemeldet wird ein Zug gegen Artaxias, den früheren Strategen A.s d. Gr., der sich nach der Schlacht bei Magnesia losgerissen und ein eigenes Reich begründet hatte (vgl. Strab. XI 528). Nach Hieronym. ad Dan. XI 49 hätte Artaxias den Hauptanlass zu dem Zuge gegeben. A. drang siegreich in Armenien ein und nahm den Artaxias gefangen (Appian. Syr. 45. 66). A. scheint auch in Medien gewesen zu sein, da Ekbatana in Epiphaneia umgenannt wurde, womit die Stadt gleichzeitig wohl in eine griechische Stadt umgewandelt werden sollte (Steph. s. Άγβάτανα; vgl. II Makk. 9, 3). Bemerkenswert ist, dass A. nach Plin. n. h. VI 147 die nordöstliche Küste Arabiens von der Euphratmündung an hat erforschen lassen. Nach dem Versuch, einen Artemistempel in der Elymais zu plündern, starb A. im J. 164 auf dem Rückzuge in Tabai in der Persis an einer Krankheit (Polyb. XXXI 11. Appian. Syr. 66; vgl. dagegen die tendenziösen Entstellungen I Makk. 6 und namentlich II Makk. 9). A. war wie seine Vorgänger (vgl. CIG III 4458) schon bei Lebzeiten consecriert worden, und zwar (wie schon vor ihm sein Schwager Ptolemaios V.) als θεὸς Ἐπιφανής (d. h. als der Gott, der sich offenbart, in die Erscheinung tritt), auch als Νικηφόρος. Irgend eine besondere Überhebung [2476] aus diesem Titel abzuleiten (wie häufig geschehen), ist völlig deplaciert. Eine interessante Charakteristik dieses originellen Mannes giebt Polyb. XXVI 1ff. (vgl. Liv. XLI 20), womit XXVIII 18 zu vergleichen ist (auch Appian. Syr. 46 die Erklärung des Namens Eupator und die sich anschliessenden Bemerkungen). Die vom Hass verzerrte Caricatur des A. in der jüdischen Litteratur (Makkabaeerbücher, Buch Daniel u. s. w.) ist für die Beurteilung A.s natürlich völlig wertlos.
Litteratur. Flathe Geschichte Macedoniens Droysen De Lagidarum regno 1831, 51ff. (vgl. den Neudruck in Droysens Kl. Schriften zur alten Geschichte II). Joh. Chr. Hoffmann De bellis ab Antiocho Epiphane adversus Ptolemaeos gestis, Erlangen 1835. Stark Gaza 430ff. Joh. Fried. Hoffmann Antiochus IV. Epiphanes, Diss. Lpzg. 1873. Sharpe Gesch. Ägyptens² 1862, deutsch 256ff. A. v. Gutschmid Gesch. Irans 40ff. Schürer Gesch. d. jüd. Volkes 1890. I 129. 138ff. Mommsen R. G. I6 773 ff. Holm Griech. Gesch. IV 489. 504ff. Babelon Rois de Syrie XCI ff. 67ff.