Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft
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Name der Landschaft um Argos
Band II,1 (1895) S. 728743
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Argolis. 1) Ἀργολίς (Ἀργολὶς μοίρη Herod. I 82, Ἀ. χώρη Herod. VI 92, Ἀργολὶς allein Plut. Ages. 31. Polyaen. III 9, 27), Name der Landschaft um Argos in engerem und weiterem Sinne und so synonym mit Argos Nr. 1 a und Argeia. Pausanias (II 15, 4) sagt nicht, wie man gemeint hat, dass der Name A. jünger sei, als die anderen Bezeichnungen der Landschaft, sondern nur, dass er nach der Zeit des Inachos falle. Auf die Inachosebene und die mit den uralten Städten Tiryns, Mykenai, Orneai, Mideia besetzte bergige Begrenzung beschränkt bei Pausanias VIII 27, 1, vgl. II 24, 7. Wir schliessen uns hier der späteren antiken – mehr theoretisierenden – Betrachtung des Altertums an, welche den Landschaftsnamen auf die ganze östliche Landschaft des Peloponnes ausgedehnt (4320 ☐Km.), die im Westen an Achaia und Arkadien, im Südwesten an Lakonien grenzt, im Nordosten durch den korinthischen Isthmos wie durch eine schmale Brücke mit dem griechischen Festlande verbunden ist, an den übrigen Seiten vom Meere bespült wird, das besonders von Süden her im argolischen Meerbusen (Ἀργολικὸς κόλπος) tief ins Land eindringt und so den südlicheren Teil der Landschaft in zwei grosse Hälften zerschneidet, deren westlichere, die sog. Kynuria, eine Art Vorland des südöstlichen Arkadien und nordöstlichen Lakonien bildet und Jahrhunderte lang der Gegenstand erbitterter Kämpfe zwischen Argos und Sparta war, welche mit der Losreissung des grösseren Teiles derselben von Argos endeten: die östlichere, an drei Seiten vom Meere umgeben, ist eine vollständige Halbinsel mit sehr reicher Küstenentwicklung und wird daher nicht selten mit dem Namen ἡ Ἀκτή bezeichnet. s. Strab. VIII 389. Skymn. 523. 533. Diod. XII 68. Polyb. V 91. Plut. Demetr. 25; Arat. 40, vgl. Paus. II 8, 5. Obschon nun die ganze Landschaft fast niemals einen einheitlichen Gesamtstaat gebildet hat, sondern in mehrere im [729] wesentlichen von einander unabhängige und nur durch ein sehr loses Band unter einander verknüpfte, bisweilen auch einander geradezu befehdende Staaten zerfiel (ausser der Argeia die Phliasia, Sikyonia, Korinthia, Epidauria, Troizenia und das Gebiet von Hermione), so ist dieselbe doch in geographischer Hinsicht mit ebensoviel Recht als jede andere Landschaft des Peloponnes als ein geschlossenes Ganzes zu betrachten. Der grösste Teil der Landschaft ist von Gebirgen erfüllt, welche im westlichen Teile durchaus als Abzweigungen und Vorberge der langen, in ihrer nordsüdlichen Erstreckung mit verschiedenen Namen bezeichneten Gebirgskette, die den östlichen Rand des arkadischen Hochlandes bildet, erscheinen; im östlicheren Teile der Landschaft bilden sie zwei Hauptmassen, das Oneiongebirge, welches den Isthmos im Süden abschliesst, und das im Süden damit zusammenhängende Arachnaion, dessen südöstliche Verzweigungen die ganze Akte durchziehen und sich in der vulkanischen Halbinsel Methana, sowie unterseeisch in einer Anzahl von felsigen Inseln, wie Kalaureia, Hydreia, Aperopia und Pityusa fortsetzen. Zwischen dem nördlicheren Teile des arkadischen Randgebirges, dem Apelauron, und dem Oneion erheben sich die Bergzüge des Trikaranon und des Apesas, so dass drei Parallelthäler entstehen, deren westlichstes, welches das beste und ausgedehnteste Ackerland besitzt, das Gebiet von Phlius, vom Asopos, das mittlere schmalste von dem Bache Nemea, der dem ganzen Thale seinen Namen gab, das östlichste, das Gebiet von Kleonai, von einem Bache, dessen antiken Namen wir nicht kennen (Langeia ?), durchflossen wird; alle drei Bäche münden nebst zahlreichen kleineren durch die wegen ihrer Fruchtbarkeit sprichwörtlich gewordene Strandebene zwischen Korinth und Sikyon (vgl. Athen. V 219 a. Lukian. Icaromen. 18), welche jedenfalls der allmählichen Anschwemmung von Land an der Mündung dieser Bäche ihre Existenz verdankt. Die Ebene von Argos selbst, die einzige grössere Ebene und damit der natürliche Mittelpunkt der Landschaft, wird im Norden durch die Berge Kelossa (Κηλῶσσα oder Κηλοῦσα, vgl. Strab. VIII 382. Xen. hell. IV 7, 7) und Treton von den Thälern von Phlius und Kleonai geschieden; zwischen beiden hindurch geht die weiterhin das Thal von Kleonai durchschneidende Hauptstrasse von Argos nach Korinth, während ein kürzerer, aber beschwerlicherer Weg, die sog. Κοντοπορία (vgl. Ross Reisen im Peloponnes 25f. Lolling im Text zu Steffens Karten von Mykenai), weiter östlich durch das Oneiongebirge hindurchführt. Im Osten bilden die Vorhügel des Arachnaion die Begrenzung der Ebene, zwischen denen in gerader östlicher Richtung die Strasse von Argos nach dem heiligen Waldthale des Asklepios und dann nach Epidauros sich hinzieht. Im Südosten wird die Ebene durch einen Felsrücken abgeschlossen, auf dessen nordwestlichstem Vorsprunge seit den ältesten Zeiten die offenbar von Einwanderern von der See her gegründete Stadt Nauplion oder Nauplia steht; jedenfalls einst eine Felsinsel vor der Küste, wie deren noch zwei kleinere weiter südöstlich liegen, die aber durch Anschwemmung im Norden und Osten mit dem Festlande verbunden ist. Im Westen treten vom Artemision und Parthenion her mehrere [730] Bergzüge in die Ebene vor: zunächst die Lykone, mit deren Wurzeln im Osten der Felskegel der Larisa, welcher die alte Akropolis der Stadt Argos trug, zusammenhängt; dann das Chaon, an dessen Fusse der wasserreiche Bach Erasinos entspringt, dessen mächtige Quelle (jetzt mit dem allgemeinen Namen τὸ κεφαλάρι, caput aquae, genannt) die Alten als Ausmündung eines unterirdischen Abflusses des stymphalischen Sees betrachteten (Herod. VI 76. Strab. VIII 371. Paus. II 24, 6. VIII 22, 3. Ovid. met. XV 275f. Sen. quaest. nat. III 26); endlich der Pontinos, an dessen nordöstlichem Fusse zahlreiche Quellen hervorbrechen und einen sehr tiefen Teich oder kleinen See bilden, den See von Lerna, welcher von dem Mythus in der Gestalt der vielköpfigen lernaeischen Hydra, sowie die eine, Amymone genannte Quelle, unter der einer von Poseidon geliebten Jungfrau personificiert worden ist. Südlich von Lerna (welcher Name die ganze Gegend bezeichnet) tritt der Pontinos bis hart an das Meer hinan, so dass nur ein schmaler Küstenpass, ἡ Ἀνιγραία genannt, jene Ebene mit der bereits von den nordöstlichen Ausläufern des Parnon durchzogenen Thyreatis, dem nördlicheren Teile der Kynuria, verbindet. Der Südrand der argivischen Ebene, welcher zwischen Lerna und Nauplia bogenförmig nach Norden zurücktritt, ist jetzt zunächst dem Meere ganz versumpft, und auch im Altertum war nur ein einziger Landungsplatz an demselben, bei dem sog. Temenion, einem etwas erhöhten Plateau eine Stunde südlich von der Stadt, auf welchem sich die dorischen Eroberer zuerst festgesetzt hatten. Der eigentliche Hafenplatz für die Stadt war vielmehr Nauplia, eine alte Seestadt, welche einst als selbständiges Glied der Amphiktyonie von Kalaureia angehört hatte, aber etwa um die Zeit des zweiten messenischen Krieges von der stärkeren Nachbarin überwältigt und nach Vertreibung der alten Einwohner ihrem Gebiet einverleibt worden war (vgl. Strab. VIII 374. Paus. IV 35, 2). Jetzt ist auch in dem etwas tiefer gelegenen nordöstlichen Teile der Ebene ein ziemliches Stück versumpft und dadurch dem Anbau teils ganz entzogen, teils nur für Reisbau geeignet; im übrigen aber leidet die Ebene Mangel an Wasser, da die beiden Bäche, welche von Westen her im Bogen um die Stadt Argos herumfliessen und südlich von derselben ihre Betten vereinigen, der Inachos (jetzt Panitza) und Charadros (jetzt Xerias), den grössten Teil des Jahres hindurch wasserlos sind; daher die Bezeichnung von Argos als des dürstenden Landes (πολυδίψιον Ἄργος, Il. IV 171, vgl. Eurip. Alc. 560). Doch war durch ein ausgedehntes System künstlicher Bewässerung, welches die Sage bis auf Danaos oder seine Töchter, die Danaiden, zurückführte (Eustath. zur Il. p. 350, vgl. Strab. VIII 370), diesem Mangel abgeholfen, so dass die Ebene sowohl für Getreidebau (daher πολύπυρον Ἄργος. Il. XV 372) als zur Weide besonders für Rosse (daher ἱππόβοτον Ἄργος, Il. II 287 u. ö., vgl. Strab. VIII 388. Hor. Od. I 7, 9) wohl geeignet war. Heutzutage ist, auch abgesehen von der Versumpfung, dem Getreidebau ein bedeutender Teil des Bodens durch den Tabaksbau entzogen. Fruchtbarer noch als die Hauptebene ist das Thal von Phlius, das ausser Getreide auch [731] trefflichen Wein liefert (den Φλιάσιος οἶνος rühmt schon Antiphanes bei Athen. I 27 d), und die schon oben erwähnte Strandebene zwischen Korinth und Sikyon, die ausser Getreidefeldern namentlich viele Gemüse- und Blumengärten enthielt, wie denn auch der historische Name der Stadt Σικυών sowohl als der mythische Μηκώνη vom Gurken- und Mohnbau herzuleiten ist. Vgl. über die Landschaft E. Curtius Peloponn. II 335ff. W. Vischer Erinnerungen und Eindrücke aus Griechenland 252f. A. Miliarakis Γεωγραφία πολιτικὴ νέα καὶ ἀρχαία τοῦ νόμου Ἀργολίδος καὶ Κορινθίας, Athen 1886 mit Karte. Lolling Hellen. Landeskunde 160f. Für das Geologische A. Philippson Der Peloponnes 30–65.

Die Geschichte von Argos behandelt im Zusammenhange Schneiderwirth (Geschichte des dorischen Argos, Heiligenstadt 1865. 1866) mit Sorgfalt und genauer Kenntnis der Quellen und Litteratur, aber ohne kritische Schärfe. Über die Geschichte von Argos vor der dorischen Wanderung giebt es keine brauchbaren Nachrichten (vgl. Busolt Gr. Gesch. I² 208). So konnte Niebuhr Vortr. über a. G. I 280, 1 die Stadt Argos für eine Gründung der Dorier halten. Den namhaftesten Versuch, die Sagen historisch zu verwerten, macht E. Curtius Gr. Gesch. II 343f. Zum Teile spiegeln diese Sagen zweifellos den Zustand der dorischen Zeit wieder (Pöhlmann Handb. d. Altertsw. III 368); wie weit dieser mit Recht in die vordorische Zeit zurückverlegt wird, lässt sich nicht entscheiden. Den Dualismus von Argos und Mykenai, den wir im homerischen Schiffskataloge finden (Il. II 559–580, vgl. IV 52. Euseb. ed. Schöne I 177-180; App. 10. 29. 30. 86. 87. II 15–53), erklärt Strabon (VIII 371f. 377) aus den Schicksalen der Herrscherhäuser. In historischer Zeit lassen sich ein mykenisches und argivisches Reich nicht unterscheiden; aber es lässt sich in der A. ein doppelter Staatenverband nachweisen, ein weiterer und ein engerer, von denen dieser nur die Ebene des Inachos mit den angrenzenden Höhen (vgl. Schol. Ven. Il. II 108), jener die ganze Halbinsel zu umfassen scheint (über den Ursprung dieser Verbände vgl. K. Fr. Hermann Die dorischen Könige von Argos, Verhandlgn. d. 14. Philologenvers. 36–40). Den weiteren Verband (Herod. VI 92. Paus. VI 12, 9), dem in späterer Zeit auch die arkadischen Städte Alea und Stymphalos beitraten (Paus. VIII 22, 1. 23, 1), betrachten O. Müller (Dorier I 85), Grote (HG II 421), Fischer (Hist. arg. fragm. 29ff.), Lilie (Quae ratio intercesserit inter singulas Argolidis civitates 31) als Amphiktyonie (vgl. Bd. I S. 1905), Busolt (Laked. I 83ff.) als Syntelie. Als religiösen Mittelpunkt dieses Verbandes bezeichnen O. Müller. Grote. Busolt den Kult des Apollon Pythaieus, Lilie (a. a. O. 36. vgl. 39) den der argivischen Hera.

Der engere Verband (vgl. Isokr. XII 177) umfasste Argos, Mykenai, Tiryns, Mideia, Orneai, Hysiai (Paus. VIII 27, 1), Asine (Paus. IV 8, 3. 14, 3), Nauplia (Strab. VIII 373). Unter Orneai ist nicht die bekannte Stadt, sondern die nur von Strabon (VIII 376) erwähnte κώνη Orneai zu verstehen, welche Lilie (a. a. O. 25) mit Recht in den nördlichen Teil der Kynuria verlegt; die [732] von den Argeiern beherrschten Kynurier, welche Herodot (VIII 73) Perioeken und Orneaten nennt, sind eben die Bürger der kynurischen Gemeinde Orneai, welche in dauerndem Zusammenhange mit Argos blieben, während die Thyreatis, der südliche Teil der Kynuria, von Argeiern und Spartanern beansprucht wurde.

In welchem Verhältnisse die genannten Gemeinden zu einander standen, haben Lilie (a. a. O. 12), Busolt (Lakedaim. I 74. 76. 82. 91; Gr. Gesch. I² 222ff.) und Kuhn (Entstehung der Städte 198–209) erörtert. Sicher ist, dass sie weder als ein vollkommen einheitlicher Staat, noch als selbständige Einzelstaaten anzusehen sind. Denn wenn Pausanias (VIII 27, 1) versichert, dass die Argeier, so lange Tiryns, Hysiai, Orneai, Mykenai, Mideia und andere Ortschaften bestanden, den Angriffen der Spartaner mehr ausgesetzt waren, als später, so können diese Gemeinden keinen festen Bestandteil eines argivischen Reiches gebildet haben. Und wenn die genannten Ortschaften, ausserdem Asine (Paus. IV 8, 3. 14, 3), Nauplia (Paus. IV 24, 4. 25, 3) und Mideia (Strab. VIII 373) von den Argeiern wegen Unbotmässigkeit zerstört wurden, so musste der Zusammenhang des Ganzen so locker sein, dass er den einzelnen Teilen es leicht machte, sich loszulösen. Andererseits ist es gerade von der nächst Argos bedeutendsten Stadt, Mykenai, bezeugt, dass sie mit Argos in staatlicher Gemeinschaft stand. Streitig sind zwei Fragen, 1) ob die Bürger der übrigen Gemeinden als Perioeken oder als Bundesgenossen der Argeier anzusehen sind, 2) ob sie Dorier oder Nachkommen der vordorischen Bevölkerung waren. Die erste Frage würde ein Streit um das Wort sein, wenn man unter den Bundesgenossen abhängige Bundesgenossen versteht. Fragt man aber, ob die kleineren Gemeinden Argos gleichberechtigt waren oder nicht, so kann das Verhältnis recht wohl zu verschiedenen Zeiten ein verschiedenes gewesen sein. Es ist wohl möglich, dass die Gemeinden der argivischen Ebene eine Zeit lang keinen Vorort hatten, möglich auch, dass sie eine Zeit lang Mykenai als Vorort anerkannten. So weit die historische Überlieferung reicht, hat Argos ein Übergewicht behauptet. Auf die zweite Frage antwortet Herodot (VIII 73); er zählt unter den nichtdorischen Völkern des Peloponnes die Dryoper von Asine und die Ionier von Orneai auf; folglich sieht er die Bevölkerung der übrigen von Argos abhängigen Städte als dorisch an. Von Mykenai sagt Strabon (VIII 372) ausdrücklich, dass es dieselbe Bevölkerung hatte wie Argos.

Freilich war auch die Bevölkerung von Argos nicht rein dorisch. Als die Dorier Stadt und Land eroberten (Pind. Pyth. IV 48. 49. Polyaen. II 12), nahmen sie die älteren Bewohner oder wenigstens einen Teil von ihnen unter verschiedenen Bedingungen in ihr Gemeinwesen auf. Neben den drei dorischen Phylen (Steph. Byz. s. Δυμᾶν, Ὑλλεῖς. Herod. V 68. CIG 1123) gab es in Argos eine vierte, die der Hyrnathier (CIG 1130. 1131), welche wahrscheinlich einen Teil der nichtdorischen Bevölkerung enthielt (vgl. Diod. VII 14 a. Nicol. Dam. frg. 38b. Paus. II 19, 1. K. Fr. Hermann a. a. O. Fischer a. a. O. 9. Busolt Gr. Gesch. I² 210f.). Ein anderer Teil wurde den [733] Doriern leibeigen und führte den Namen der Gymnesier und Gymneten (Steph. Byz. s. Χίος. Poll. III 83). Diese Leibeigenen, die zwischen Freien und Sclaven in der Mitte standen (Poll. a. a. O.), scheinen von Herodot (VI 83) als Sclaven, von Aristoteles (Polit. V 1303 a 7) und Pausanias (VIII 27, 1) als Perioeken bezeichnet zu werden. Beide Ausdrücke werden nicht notwendig überall in demselben Sinne gebraucht. So nennt Herodot (VIII 73) die kynurischen Orneaten Perioeken als stammfremde Unterthanen der Argeier.

Die locker verbundenen argivischen Gemeinden hat Pheidon zu einem mächtigen Staate vereinigt (Strab. VIII 358). Dabei musste er die königliche Gewalt, die seine Vorgänger nur in engen Schranken hatten erhalten können (Paus. II 19, 2; die Namen der argivischen Könige überliefert bei Synkellos p. 262 C. Theophilos ad Autol. II 7, vgl. O. Müller Dorier II 467–469), stärker geltend machen (Aristot. Polit. V 1310 b 27). Daher stand er in dem Rufe eines gewaltthätigen Tyrannen (Herod. VI 127, vgl. Plut. Lykurg. 7. Plato leg. III 690; epist. VIII 354). Über die Grenzen der argivischen Ebene hinaus scheint er das Gebiet von Argos an der Ostküste der Peloponnes nach Süden ausgedehnt zu haben (O. Müller Aeginet. 54). Seine Macht war so gross, dass er die Prostasie bei den olympischen Spielen errang (Herod. a. a. O. Strab. VIII 358). Welche Olympiade er gefeiert, wann er mithin regiert hat, ist eine viel umstrittene Frage. Grote (HG II 423) und Fischer (a. a. O. 44) geben der durch Pausanias (VI 22, 2) erhaltenen Nachricht, dass die Pisaten mit Hülfe Pheidons die Feier der achten Olympiade leiteten, vor den übrigen Angaben der Alten und Hypothesen der Neueren (O. Müller Aeginet. 51ff. Weissenborn Hellen 1–66. K. Fr. Hermann a. a. O. 41ff. Plass Tyrannis I 168–175, vgl. Euseb. zu Ol. 28) den Vorzug (vgl. aber Niese Hist. Ztschr. XLIII 395. Mahaffy Problems in Greek History 59. 76. Busolt Gr. Gesch. I² 611ff.). Die Ansicht, Pheidon habe über ganz A. geherrscht, Korinth und Aigina eingeschlossen (O. Müller Aeginet. 51–63), beruht auf wenig glaubwürdigen Nachrichten (über Korinth Schol. Pind. VIII 17. XIII 27, vgl. Aristot. Polit. II 1265 b 13. Nicol. Dam. frg. 41. Plut. amat. narrat. 2. Schol. Apoll. Rhod. III 1212; über Aigina Ephoros bei Strabon VIII 376. Marmor Par. 45, 6. Eustath. zu Il. p. 288, 10), die jedenfalls teilweise dem Bestreben entsprungen sind, die Überlieferung, Pheidon habe den Griechen ihre Münzen und Masse gegeben (Euseb. ed. Schöne II 75. Synkell. p. 198 C. Poll. IX 83, vgl. Grote HG II 428. Boeckh Metrol. Unters. 76, 7. Weissenborn Hellen 66–86. Lenormant La monnaie dans l’ant. I 125ff. Head HN XXXVIII), mit der anderen zu vereinigen, nach der man zu Korinth und auf Aigina eher Geld geprägt hatte als in Argos. Von jener Überlieferung hält (Busolt (Gr. Gesch. I² 620ff.) mit Recht nur so viel fest, als durch Herodot (VI 127, vgl. Plin. n. h. VIII 56. Isidor. Orig. XVI 24) bezeugt ist, dass nämlich ein weit verbreitetes Masssystem auf Pheidon zurückging.

Wenn ein solches System sich von Argos aus verbreiten konnte, so musste Argos im Verkehr eine bedeutende Stellung einnehmen. Grote (HG [734] II 434) sieht in Argos den Mittelpunkt der Verbindungen mit den dorischen Colonien. Dass die Argeier an der Colonisation der Südostküste von Kleinasien und der benachbarten Inseln einen regen Anteil genommen haben, ist ausdrücklich überliefert (Polyb. XVI 12, 2. XXI 24, 11. Diod. V 59. 80, 3. Tac. ann. XII 61. Arrian. an. II 5, 9. Vitruv. II 8, 12).

Pheidons Nachkommen vermochten seine Macht weder nach innen noch nach aussen zu behaupten. Das Königtum wurde den Herakleiden genommen (Paus. II 19, 2. Plut. de Alex. virt. II 8; Pyth. or. 5) und nur dem Namen nach beibehalten. Der Königstitel bestand in Argos noch zur Zeit der Perserkriege fort (Herod. VII 149). An äusserer Macht wurden die Argeier von den Spartanern weit überflügelt (Grote HG II 432). Das argivische Gebiet wurde durch beständige Kriege mit Sparta geschmälert. Herodot (I 82) weiss nur, dass den Argeiern einst die ganze Ostküste der Peloponnes und die vorliegenden Inseln, Kythera eingeschlossen, gehört haben, dass dann die Spartaner das Gebiet von Thyrea angegriffen haben, dass 300 Auserlesene von beiden Seiten bestimmt wurden, den Streit zu entscheiden, und dass die Argeier, als dieser Kampf die Entscheidung nicht gebracht hatte, weil beide Teile den Sieg beanspruchten, in einer grossen Schlacht unterlagen. Dieser viel, auch in Epigrammen gefeierte Kampf, dessen Einzelheiten mit manchen Abweichungen erzählt werden (Strab. VIII 376. Plut. Parallel. 3. Paus. X 9, 12. Isokr. VI 99. Ovid. fast. II 663ff. Athen. XV 678 b. Luk. Char. 29; Rhet. pr. 18. Suid. s. Ὀθρυάδας) wird von Herodot in die Zeit des Krieges zwischen Kyros und Kroisos gesetzt. Andere Quellen verlegen ihn ins 8. Jhdt. zurück. (Solin. 7. 9. Plut. apophth. Lacon. 232 B. 251 E. Euseb. ed. Schöne II 82. 83). Pausanias (II 5, 3. 20, 1) erwähnt die beständigen Kriege zwischen Argos und Sparta, denen erst Philipp von Makedonien ein Ende machte. Diese Kämpfe verfolgt Pausanias (III 2, 2) bis zu dem Spartanerkönig Labotas, d. h. 200 Jahre vor Beginn der Olympiadenrechnung, hinauf. Er erzählt von Kriegen zur Zeit Lykurgs (III 7, 3) und um die erste Olympiade (III 2, 7). In beiden messenischen Kriegen nennt er die Argeier als Bundesgenossen der Messenier (IV 10, 1. 7. 11, 1, vgl. III 7, 5. IV 14, 8. 15, 1. 7. 17, 7. Strab. VIII 362). Mit den Tegeaten gegen Sparta verbündet, erscheinen die Argeier in einem Fragmente Diodors (VII 14 b), dessen Inhalt einer ungewissen Zeit angehört.

Sollten sie in einem dieser Kriege Kynuria verloren haben, so müssen sie es durch den Sieg von Hysiai 669 wiedergewonnen haben (Paus. II 4. 7). Der Entscheidungskampf, nach welchem die Argeier die Thyreatis endgültig aufgeben mussten, kann erst einer späteren Zeit angehören. Mehrfach scheinen die Spartaner bei den von Argos abhängigen Gemeinden Unterstützung gefunden zu haben. Daher hielten es die Argeier für geraten, ihr unmittelbares Gebiet zu erweitern, indem sie eine Reihe von kleineren Ortschaften zerstörten (Strab. VIII 373). Ein Teil der Bewohner wurde auf spartanischem Boden angesiedelt (Paus. IV 8, 3. 14, 3. 24, 4. 35, 2), andere, wie es scheint, nach Argos übergeführt und in die argivische Bürgerschaft aufgenommen (Paus. VIII 27, 1). Trotz [735] dieser Kräftigung im Inneren kamen die Argeier in politischen Nachteil, indem zwei ansehnliche dorische Staaten, Sikyon und Aigina, sich ihren Feinden zugesellten. Sikyon wurde ihnen bereits durch den Tyrannen Kleisthenes entfremdet (Herodot V 67). Die Aigineten wurden zu Anfang ihrer Kämpfe mit den Athenern noch von den Argeiern unterstützt (Herod. V 86–88). Nachdem aber die Argeier mit dem Athener Peisistratos in freundschaftliche Beziehungen getreten waren (Herod. I 62, vgl. Aristot. Ἀθην. πολ. 17, 4. 19, 4), gesellten sich auch die Aigineten zu ihren Feinden.

Als Kleomenes die Spartaner zu ihrem letzten und erfolgreichsten Angriffe gegen Argos führte, waren ihm die Aigineten und Sikyonier behülflich, weshalb ihnen später die Argeier eine Busse auferlegten (Herod. VI 92). Die in vielen Stücken abweichenden Berichte über den von Kleomenes über die Argeier errungenen Sieg und seinen rätselhaften Rückzug (Herod. VI 76–82, vgl. VIII 148. Plut. apophth. Lacon. 223; mul. virt. 245 C. Paus. II 20, 8–10. III 4, 1. Polyaen. I 14. VIII 33. Suid. s. Τελέσιλλα) stimmen darin überein, dass die Niederlage der Argeier vollständig und deshalb die Verwunderung berechtigt war, weshalb Kleomenes Argos nicht erobert hat (Busolt Gr. Gesch. II 50). Nach der späteren Tradition hat die Dichterin Telesilla Argos gerettet, eine Vertreterin der musischen Künste, in denen sich während des 6. Jhdts. die Argeier unter den Hellenen auszeichneten (Herod. III 181. Plut. de mus. 8f., vgl. Thuk. VII 44).

Durch die gegen die Spartaner erlittenen Verluste war die herrschende Bevölkerung dermassen geschwächt, dass es vorübergehend den Leibeigenen gelang, die politische Gewalt an sich zu reissen (Herod. VI 83, vgl. Aristot. Polit. V 1303 a 7). Erst als die Söhne der Erschlagenen herangewachsen waren, gelang es ihnen, die Leibeigenen zu vertreiben. Diese eroberten Tiryns und blieben dort eine Weile ruhig. Dann begannen sie einen Krieg mit Argos, in dem die Argeier nach längeren Kämpfen mit Mühe die Oberhand behielten.

Nach der Niederlage gegen Kleomenes waren auch Mykenai und Tiryns jeder Abhängigkeit von Argos ledig; denn sie nahmen am Freiheitskampfe der Griechen teil (Herod. VII 202. IX 31. Paus. V 23, 2. IGA 70), während die Argeier eine perserfreundliche Neutralität beobachteten (Herod. VII 148–152. VIII 73. IX 12, vgl. Diod. XI 3, 4. 5. Plut. de Her. malign. 28. Plato leg. III 690. Busolt Lakedaim. I 51f. Herbst Zur Gesch. der auswärtigen Politik Spartas 40f.). Erst der Anschluss an Athen machte es den Argeiern möglich, sich wieder emporzuarbeiten. Zuerst bemühte sich Themistokles um das argivisch-athenische Bündnis. Nachdem er aus Athen hatte weichen müssen, begab er sich nach Argos, um von dort aus die peloponnesische Opposition gegen Sparta zu organisieren (Thuk. I 155. Diod. XI 55. Nepos Themist. 8, 1. Plut. Themist. 23. Aristodem. VI 2). Als Themistokles auch in Argos nicht mehr sicher war, blieb doch sein Geld dort, bis es ihm nach Ephesos nachgesandt werden konnte. Verwirklicht wurde der Plan des Themistokles, nachdem die Athener von Ithome zurückgeschickt worden waren. Die Argeier schlossen mit den Athenern [736] ein Bündnis (Thuk. 1 102), welches Aischylos in den Eumeniden verherrlicht (289ff. 670ff. 762ff.). 1000 Argeier kämpften auf athenischer Seite bei Tanagra (Thuk. I 107. Diod. XI 80, 2).

Als Bundesgenossen der Athener befestigten und erweiterten die Argeier ihre Herrschaft über die Nachbarstädte. Vermutlich damals wurden die Kleonaeer genötigt, in ein Unterthänigkeitsverhältnis zu Argos zu treten (Paus. I 29, 7. CIA I 441) und die Leitung der nemeischen Spiele den Argeiern zu überlassen (Busolt Lakedaim. I 108; Gr. Gesch. I 496, 5; Euseb. zu Ol. 51 und Hieron. zu Ol. 52. Synkell. p. 239 B scheinen den Übergang der nemeischen Spiele an Argos mehr als 100 Jahre zu früh anzusetzen). Neben den Kleonaeern erscheinen die Orneaten als abhängige Bundesgenossen der Argeier (Thuk. V 67, vgl. 47. 77). Vor allem aber zerstörten die Argeier mit Hülfe der Kleonaeer und Tegeaten ihre alte Nebenbuhlerin Mykenai (Strab. VIII 372. 377. Diod. XI 65. Paus. VII 25, 6, vgl. Lilie a. a. O. 20; Busolt Gr. Gesch. II 441, 1 rückt die Zerstörung von Mykenai aus dem J. 468/7, zu dem sie Diodor erzählt, in die Zeit des athenischen Bündnisses herab). Auch die Tirynthier werden um diese Zeit gezwungen worden sein, ihre altberühmte Stadt zu verlassen und nach Argos überzusiedeln (Paus. II 27, 8). Die Tegeaten waren den Argeiern behülflich, den Spartanern in Arkadien Schwierigkeiten zu machen (Herod. IX 35). Mit ihrer Hülfe mag es geschehen sein, dass die Dorfgemeinden von Mantineia sich zu einer Stadt vereinigten (Strab. VIII 337). Ihren Abschluss fanden die Kämpfe mit Sparta in einem dreissigjährigen Frieden, der 422/1 seinem Ablaufe nahe war, mithin etwa 451 zu stande gekommen sein muss (Thuk. V 14. 28).

Vielleicht erst als Bundesgenossen der Athener bildeten die Argeier ihre Verfassung zur Demokratie aus (Thuk. V 31. 44. Le Bas III 1. Gilbert Gr. Staatsaltert. II 73–81). Wie in Athen übte der Demos seine Souveränetät im Ostrakismos (Aristot. Polit. V 1302 b 19. Schol. Arist. equ. 855) und in Volksgerichten (Thuk. V 60, vgl. E. Meyer Philol. XLVIII 185ff. gegen v. Wilamowitz Aus Kydathen 93ff.). Das Heer war nach Phylen (Ain. Poliorket. 11, 8) und Lochoi (Thuk. V 72) eingeteilt, an der Spitze der letzteren standen die fünf Strategoi (Thuk. V 59). Die Beamten hiessen mit einem Gesamtnamen δαμιουργοί (Et. M. 265, 45). Von einzelnen Behörden werden genannt (Thuk. V 47) die βουλή, die ὀγδοήκοντα und die ἀρτῦναι (über letztere Poppo zu Thuk. V 47, 9). Als es galt, diplomatische Verhandlungen geheim zu führen (Thuk. V 27), wurde eine besondere Commission bevollmächtigt, im Namen des Volkes gültige Verträge zu schliessen (a. a. O. 28).

Während des dreissigjährigen Friedens versäumten die Argeier nicht, gymnastische Tüchtigkeit auszubilden (vgl. Theokr. XXIV 111. Anth. Pal. IX 391). Seit 472 begegnen Namen von Argeiern in den Verzeichnissen der olympischen Sieger. Die argivische Plastik, die schon seit lange im Aufschwunge begriffen war (Brunn Künstlerg. I 61–74), erreichte in diesem Zeitraume ihren Höhepunkt (Brunn a. a. O. 220–233. 275–287). Während des archidamischen Krieges bewahrten [737] sich die Argeier die Vorteile des Friedens und blieben neutral (Thuk. II 9). Nach dem Erfolge von Sphakteria scheinen die Athener einen Versuch gemacht zu haben, die Argeier auf ihre Seite zu ziehen (Arist. equ. 465ff. Gilbert Beitr. zur inneren Gesch. Athens 189). Doch hatte auch die Gegenpartei Freunde in Argos. Von dort aus wurde 425 den Korinthern ein bevorstehender Angriff der Athener gemeldet (Thuk. IV 42). 423 brannte der berühmte Heratempel (Thuk. IV 123). Beim Ablaufe des dreissigjährigen Friedens befanden sich die Argeier in einer ausserordentlich günstigen Position (Diod. XII 75). Ihr Wohlstand hatte sich vermehrt, während die kriegführenden Staaten ihre Mittel erschöpften (Thuk. V 28). 1000 Auserlesene wurden besonders sorgfältig in den Waffen ausgebildet (Thuk. V 67. Diod. a. a. O.). Daher weigerten sich die Argeier, den Vertrag zu erneuern, falls ihnen nicht Kynuria zurückgegeben würde (Thuk. V 28).

Mit dieser Forderung eröffneten die Argeier eine Politik, welche darauf hinarbeitete, das spartanische Übergewicht im Peloponnes zu zerstören (Busolt Forsch. zur griech. Gesch. I 75–181). Von den Korinthern wurden sie angeregt, ein den Spartanern feindliches Bündnis ins Leben zu rufen (Thuk. V 27. 28. 30). Sie wählten eine Commission von 12, welche bevollmächtigt wurde, mit allen griechischen Staaten ausser Sparta und Athen Bündnisse abzuschliessen (Thuk. V 28). Solche Bündnisse kamen mit den Mantineern (ebd. 29) und Eleern (ebd. 31) zu stande. Den Mantineern standen die Argeier gegen die Spartaner bei, konnten aber nicht verhindern, dass diese die Unterthanen der Mantineer selbständig machten (ebd. 31). Nach dem erneuten Bruche zwischen Sparta und Athen brachte Alkibiades ein Bündnis der Athener mit Argeiern, Mantineern und Eleern zu stande (Thuk. V 43–47. Diod. XII 77. Plut. Alc. 15. CIA IV 46 b). Nun aber wandten sich die Korinther von Argos ab und bemühten sich wieder um die Freundschaft der Spartaner (Thuk. V 48. 50). 420 halfen die Argeier den Eleern, die Feier der Olympien gegen eine etwaige spartanische Störung zu schützen (Thuk. V 50). 419 erschien Alkibiades mit Heeresmacht in der Peloponnes, um die Politik der Argeier zu unterstützen (Thuk. V 52). 419 unternahmen die Argeier einen Angriff auf Epidauros; inzwischen wurde zu Mantineia ein Friedenscongress eröffnet, während dessen die Argeier ihre Truppen aus dem epidaurischen Gebiete zurückzogen (Thuk. V 53–55). 418 wurden die Feindseligkeiten lebhafter betrieben; das argivische Heer kam zu Nemea in die äusserste Gefahr; aus dieser wurde es durch einen Waffenstillstand befreit, der auffallenderweise nicht allein in Sparta, sondern auch in Argos mit grossem Unwillen aufgenommen wurde (Thuk. V 57–60. Diod. XII 78). Bald danach kam ein athenisches Hülfscorps nach Argos, von Alkibiades begleitet; letzterer beredete die Argeier, den Waffenstillstand zu brechen; sie beteiligten sich an der Belagerung von Orchomenos und zwangen diese Stadt, ihrem Bündnisse beizutreten (Thuk. V 61). Bei Mantineia begegneten die Truppen der Verbündeten dem spartanischen Heere; sie erlitten eine schwere Niederlage; nur die 1000 Auserlesenen zeichneten sich aus (Thuk. [738] V 64–73. Diod. XII 79). Inzwischen wurde Argos von den Epidauriern angegriffen, aber von der zurückgebliebenen Bevölkerung erfolgreich verteidigt (Thuk. V 75).

Während des Winters 418/7 schlossen die Argeier auf Betrieb der Oligarchen mit Sparta einen Frieden, in dem sie sich verpflichteten, die Athener zu bekämpfen, falls sie nicht von Epidauros abliessen (Thuk. V 76, 7. Diod. XII 80). Dieselbe Partei brachte ein Bündnis mit Sparta zu stande (Thuk. V 78. 79. Diod. a. a. O.). Der argivischen Aufforderung, das gegen Epidauros errichtete Castell zu räumen, kamen die Athener nach (Thuk. V 80). Nachdem die Argeier sich an einer oligarchischen Intervention in Sikyon beteiligt hatten, wurde in Argos selbst die Demokratie von den Oligarchen gestürzt (Thuk. V 81. Diod. a. a. O. Plut. Alc. 15). Die oligarchische Herrschaft hatte nur kurzen Bestand; der siegreiche Demos erneuerte das Bündnis mit Athen und begann zum Schutze gegen eine spartanische Intervention den Bau von langen Mauern (Thuk. V 82. Diod. XII 80. 81. Plut. a. a. O. Paus. II 20, 2. Aristeid. II 388). Die Spartaner suchten diesen Bau zu hindern. Verbannte Oligarchen begaben sich aus Argos nach Phlius; gegen sie unternahmen während des Winters 417/6 die Argeier einen Einfall ins phliasische Gebiet (Thuk. V 83). 416 wurden 300 verdächtige Argeier von Alkibiades auf Inseln abgeführt (Thuk. V 84). 415 siedelten die Spartaner argivische Verbannte in Orneai an, einer früher mit Argos verbündeten Stadt; mit athenischer Hülfe griffen die Argeier Orneai an und zerstörten es, nachdem es die Bewohner verlassen hatten (Thuk. VI 7. Diod. XII 81. Paus. II 25, 6).

Aus Freundschaft für Alkibiades beteiligten sich die Argeier an der sicilischen Expedition der Athener (Thuk. VI 29. 43). Mannschaften aus Argos kämpften eifrig und tapfer gegen Syrakus (Thuk. VI 67. 70. 100. VII 44. 57). Indessen schöpften die Demokraten Verdacht gegen die Freunde des Alkibiades; die von Alkibiades abgeführten Geiseln wurden von den Athenern freigelassen (Thuk. VI 61). 413 ging ein argivischer Nachschub mit Demosthenes nach Sicilien ab (Thuk. VII 26). Inzwischen bemühten sich die Argeier beständig, die Athener wieder in Krieg mit Sparta zu verwickeln; 414 erreichten sie es, dass ihnen die Athener gegenüber einem Angriffe der Spartaner zu Hülfe kamen und dann mit ihnen zusammen gegen Epidauros vorgingen; nachher unternahmen sie noch einen Einfall ins Gebiet von Phlius (Thuk. XI 101).

Auch nach der sicilischen Katastrophe blieben die Argeier den Athenern treu. 412 verschuldeten 1500 Argeier eine Niederlage der Athener bei Milet (Thuk. VIII 25). 411 nahmen die Argeier Gesandte der athenischen Oligarchen gefangen und versprachen dem Demos auf Samos Unterstützung (Thuk. VII 86). Ein Argeier beteiligte sich an der Ermordung des Phrynichos (Thuk. VIII 92). 409 gingen argivische Gesandte zusammen mit athenischen nach Persien (Xen. hell. I 3, 13). Allein von allen Peloponnesiern leisteten die Argeier Lysandros bei seinem Angriffe auf Athen keine Heeresfolge (Xen. hell. II 2, 7). Zur Zeit der Dreissig wurden die athenischen [739] Verbannten entgegen dem spartanischen Verbote in Argos freundlich aufgenommen (Diod. XIV 6. Demosth. XV 25).

Als 395 die bisherigen Bundesgenossen der Spartaner, Korinther und Thebaner, sich anschickten, das spartanische Joch zusammen mit den Athenern abzuschütteln, schlossen sich ihnen die Argeier an (Diod. XIV 82). 394 und 393 kämpften sie gegen spartanische Heere (Xen. hell. IV 2, 17. 3, 15. 16. 4, 1. 2). 393 verwüstete Agesilaos das Gebiet von Argos (Xen. hell. IV 4, 19). 392 vereinigten sich Argos und Korinth zu einem einzigen Staate, und die Korinther nahmen eine Besatzung von Argeiern auf (Xen. hell. IV 5, 1. Diod. XIV 92). 391 verwüstete Agesilaos das Gebiet von Argos, während die Argeier bei Korinth standen (Diod. XIV 97). 390 unternahmen die Argeier einen Einfall in Lakonien, inzwischen verheerte Agesipolis ihre Felder (Xen. hell. IV 7). In demselben Jahre schickten die Argeier zusammen mit den anderen Feinden der Spartaner Gesandte an Tiribazos, welche die Aufgabe hatten, die Perser ihrem Bündnisse zu erhalten (Xen. hell. IV 8, 13). 387 waren die Argeier zum Frieden bereit (Xen. hell. V 1, 29) und gingen auf die Bedingungen ein, die Antalkidas vom Grosskönig überbrachte; sie mussten die Sympolitie mit Korinth aufgeben und ihre Besatzung aus Korinth zurückziehen (Xen. hell. V 1, 34).

Nach der Schlacht bei Leuktra finden wir die Argeier wieder im Kampfe gegen Sparta (370, Xen. hell. VI 5, 16). Gestört wurden 370 ihre auswärtigen Unternehmungen durch einen Versuch der Oligarchen, die Verfassung zu stürzen; dieser Versuch endete mit einem blutigen Siege der Demokraten (Diod. XV 57. 8, vgl. Ain. Poliork. 11, 7–9. Isokr. V 52. Plut. praec. ger. reip. 17). 369 verbündeten sich die peloponnesischen Feinde der Spartaner, Argeier, Arkader und Eleer, mit den Thebanern, nachdem sie vergebens in Athen Anschluss gesucht hatten (Diod. XV 62. 68. Polyaen. II 3, 5). Zusammen mit ihren Bundesgenossen erreichten die Argeier, dass die Thebaner einen Einfall in Lakonien unternahmen, kehrten aber dann vor den Thebanern heim (Xen. hell. VI 5, 23. 50). Gleichzeitig kämpften verbannte Argeier im spartanischen Heere (Diod. XV 62). 368 wurden die Argeier bei einem Angriffe auf Epidauros von Chabrias bedrängt, von den Arkadern entsetzt (Xen. hell. VII 1, 2). 367 standen sie in Arkadien den Spartanern gegenüber (Xen. hell. VII 1, 28). In demselben Jahre unterstützten sie eine demokratische Revolution in Sikyon (Xen. hell. VII 1, 44) und bedrängten Phlius, wurden aber von Chares geschlagen (Xen. hell. VII 2, 1. 4. Diod. XV 75). 366 beschworen die Argeier neben den Thebanern den Separatfrieden mit Korinthern und Phliasiern (Xen. hell. VII 4, 11. Polyaen. III 37). 364 beteiligten sie sich an der Belagerung von Kromnos (Xen. hell. VII 4, 27). In demselben Jahre waren Arkader und Argeier in Olympia anwesend, als die Pisaten das Nationalfest feierten, hielten aber einem Angriffe der Eleer nicht stand (Xen. hell. VII 4, 30).

Auch nach dem Tode des Epameinondas kam die Feindschaft zwischen Argos und Sparta nicht zur Ruhe. 353 wurden die Argeier von den Spartanern bei Orneai besiegt, Orneai von den Spartanern [740] erobert. 352 stützten sich die Messenier gegenüber einem spartanischen Angriffe auf Arkader und Argeier (Paus. IV 28, 2). 351 schickten die Argeier Artaxerxes III. Hülfstruppen gegen die aufständischen Ägypter (Diod. XVI 44). Da die Athener im Kampfe mit Philipp sich die spartanische Freundschaft zu erhalten suchten, neigten die Argeier auf die makedonische Seite und beschickten 346 die von Philipp geleitete Versammlung der Amphiktyonen (Demosth. V 14. 18. Libanios or. 64, 10). Sie waren bereit, im Bunde mit Philipp Sparta zu vernichten (Isokr. V 71). Allein waren die Argeier gegen Sparta beständig im Nachteile (Isokr. V 51). Wenn Argos, Athen, Sparta und Theben sich vereinigt hätten, so wäre ihnen kein Feind gewachsen gewesen (Isokr. V 30. 31); aber Argos und Sparta zu versöhnen, schien fast unmöglich (Isokr. V 39). 344 schickte Philipp Geld und Söldner nach Argos; Demosthenes versuchte es, als Gesandter die Argeier und andere Peloponnesier vom makedonischen Bündnisse zurückzuhalten, aber ohne Erfolg. (Demosth. VI 9. 19. 26). Parteigänger Philipps waren in Argos Myrtis, Teledamas und Mnaseas (Demosth. XVIII 295, vgl. Theopomp. frg. 257). 343 beschlossen die Argeier, Philipp, falls er die Peloponnes besuchte, in ihre Stadt aufzunehmen (Demosth. XIX 261, vgl. XVIII 264). Nach der Schlacht bei Chaironeia erhielten sie durch seine Gunst Kynuria (Paus. II 5, 3. 20, 1, vgl. Polyb. IX 28, 7). Trotzdem neigten sie nach Philipps Tode zusammen mit den Spartanern und anderen Peloponnesiern zum Widerstande gegen Alexandros (Diod. XVII 5). Indessen leisteten sie Alexandros Heeresfolge (Arrian. I 17, 8).

Im lamischen Kriege kämpften die Argeier gegen Antipatros (Paus. I 25, 4). Nach der zweiten Reichsteilung traten sie auf die Seite Polysperchons und seines Sohnes Alexandros, wurden aber von Kassandros 316 unterworfen (Diod. XIX 34). Als Antigonos die Hellenen zur Freiheit aufrief, empörte sich in Argos die makedonierfeindliche Partei, wurde aber von Apollonides, dem Commandanten, den Kassandros eingesetzt hatte, niedergeworfen und blutig gezüchtigt (Diod. XIX 63). Danach leitete Kassandros die Nemeen dieses Jahres (Diod. XIX 64). 303 belagerte (Athen. X 415 a) und eroberte Demetrios Poliorketes Argos und feierte dort beim Feste der Heraien seine Hochzeit mit Deidameia, der Schwester des Pyrrhos (Plut. Demetr. 25). Zweifelhaft ist, wann Demetrios Argos wieder verloren hat (Droysen Hell. III 1, 96. 200).

272 unterstützten die Argeier die von Pyrrhos angegriffenen Spartaner (Paus. I 13, 6). Bald aber wurde Pyrrhos von dem Argeier Aristeas gegen den von Antigonos begünstigten Aristippos nach Argos selbst gerufen (Plut. Pyrrh. 30). Beim Angriffe auf Argos verlor Pyrrhos in oder vor der Stadt sein Leben (Plut. Pyrrh. 31–34. Iust. XXV 5, 1. Strab. VIII 376. Droysen Hell. III 1, 217). Der Tod des Epeirotenkönigs bedeutete einen Sieg der makedonischen Sache. Dieser Erfolg brachte, wie Droysen (a. a. O. 222, anders Plass Tyrannis II 167) vermutet, die Tyrannenfamilie empor, welche in Anlehnung an die makedonische Hegemonie während eines grossen Teiles des 3. Jhdts. über Argos herrschte (Plass Tyrannis II [741] 167-170. Polyb. II 59, 5). Schwierig ist es, in dieser Reihe den Tyrannen Archinos unterzubringen (Polyaen. III 8. Plass Tyrannis II 133). Nach der Mitte des Jahrhunderts finden wir in Argos einen Tyrannen Aristomachos. Aratos, der in Argos aufgewachsen war, gab sich besondere Mühe, die Argeier zu befreien. 243 überfiel er Argos zum erstenmal; nachdem dieser Versuch fehlgeschlagen war, folterte und tötete Aristomachos 80 angesehene Argeier (Polyb. II 59, 8–10). Als 240 in der Stadt sich einige Bürger erhoben, wurde zwar Aristomachos ermordet, sein Nachfolger Aristipp schlug jedoch den gleichzeitigen Angriff Arats zurück, da die Masse der Bevölkerung zu ihm hielt (Plut. Arat. 25) und sicherte seine Herrschaft durch allerlei despotische Künste (Plut. Arat. 26). Auch weitere Versuche Arats scheiterten an der Apathie der Bürgerschaft (Plut. Arat. 27). Ein offener Angriff schlug fehl, weil der achaeische Bundesfeldherr selbst sich zaghaft benahm; nur Kleonai wurde von Argos getrennt und das Fest der Nemeen doppelt gefeiert, von den Achaeern in Nemea, von den Argeiern in Argos. Die Festbesucher, die aus Argos heimkehrten, wurden von den Achaeern als Feinde behandelt (Plut. Arat. 28). Bei einem Angriffe auf Kleonai wurde Aristippos von Arat überfallen, auf der Flucht kam er ums Leben; nun rissen Agias und ein jüngerer Aristomachos die Herrschaft an sich (Plut. Arat. 29). Aristomachos liess sich 229 von Arat bewegen, freiwillig auf seine Tyrannis zu verzichten; Argos trat dem achaeischen Bunde bei, und Aristomachos wurde zum Bundesfeldherrn erwählt (Plut. Arat. 35. Polyb. II 44, 6. Strab. VIII 385. Paus. II 8).

Im J. 224 tagte in Argos eine Versammlung des achaeischen Bundes, welche mit Kleomenes verhandelte, während Aratos sich bereits mit Antigonos im Einverständnisse befand (Plut. Kleom. 27). Als die Verhandlungen sich durch Arats Schuld zerschlagen hatten, nahm Kleomenes die schlecht bewachte Stadt, in der eben die Nemeen gefeiert wurden, durch Handstreich, während das achaeische Heer beschäftigt war, Korinth zu decken (Plut. a. a. O. Polyb. II 52, 2). Von Argos aus gewann Kleomenes Epidauros, Troizen, Hermione und Korinth, griff Sikyon an (Plut. Kleom. 19). Nachdem aber 223 Antigonos den Isthmos überschritten hatte, fielen die Argeier zu ihm ab und drängten die spartanische Garnison auf die Burg zurück; Aratos unterstützte die Argeier (Plut. Kleom. 20). Die Garnison hielt sich mühsam gegen Arats Partei, bis Kleomenes erschien und ihr sicheren Abzug verschaffte (Polyb. II 53. Plut. Kleom. 21; Arat. 44).

Antigonos brachte den Winter 223/2 in Argos zu (II 64, 1) und ordnete die dortigen Verhältnisse (Polyb. II 54, 1. 2). Aristomachos liess er abführen und töten (Polyb. II 59, 1). Als Antigonos Argos verlassen hatte, richtete Leontios, der später zu Philipps Gefolge gehörte, dort ein Bluthad an (Polyb. V 16, 6). 222 wurde Mantineia von Antigonos an Argos geschenkt; die Argeier nannten die Stadt Antigoneia; in Argos wurden die Statuen der Tyrannen aufgerichtet (Plut. Arat. 45). Bei den Nemeen dieses Jahres erhielt Antigonos zu Argos göttliche Ehren (Polyb. II 70). Die Argeier hatten die makedonische Freundschaft [742] teuer zu bezahlen, da ihr Gebiet spartanischen Angriffen besonders ausgesetzt war (Polyb. V 92, 9). Im Frühling 222 verwüstete Kleomenes ihre Äcker, Antigonos that nichts gegen ihn, da er keine Truppen bei sich hatte (Polyb. II 64). 219 fielen die Spartaner wieder ins Gebiet von Argos ein (Polyb. IV 36, 4). Als 217 die Achaeer rüsteten, stellten die Argeier 500 Mann zu Fuss und 50 Reiter (Polyb. V 91).

Auch Philipp benützte Argos als Hauptstütze seiner Macht. Er brachte dort den letzten Teil des Winters 219/8 zu (Polyb. IV 82, 1. 87, 13). Äusserlich trat er wie ein Privatmann, in seinen Handlungen wie ein Tyrann auf (Polyb. X 26,1). Befreundet war er mit Phayllos, dem Gegner eines Nikostratos (Plut. Erot. 16). Bei den Nemeen zu Argos erhielt Philipp 216 die Nachricht, dass das römische Heer bei Cannae vernichtet worden war (Polyb. V 101). 208 wurde ihm die Feier der Nemeen und Heraien vom Volke der Argeier übertragen (Liv. XXVII 30, 6. 9).

Unter dem Kriege gegen die Römer, den Philipp als Hannibals Bundesgenosse begann, hatten auch die Argeier zu leiden. Der Hain der Hera wurde von dem aitolischen Feldherrn Pherykos verwüstet (Polyb. IX 34, 10). Zu einer ungewissen Zeit bedrohte Machanidas das Gebiet von Argos (Polyb. X 41, 2). 200 überraschte Philipp eine Versammlung des achaeischen Bundes zu Argos. Da sich die Argeier Philipp besonders verpflichtet fühlten, verliessen mehrere Argeier die Versammlung, die 198 zu den Römern abfiel (Liv. XXXII 32, 9), und die makedonische Partei spielte Argos Philipp in die Hände (Liv. XXXII 35). 197 wurde Flaminin von Philipp zu einer Zusammenkunft nach Argos geladen; die Zusammenkunft fand bei Mykenai statt (Liv. XXXII 39). Die Achaeer forderten, Philipp sollte Argos räumen (Polyb. XVIII 2, 5); Philipp wäre dazu bereit gewesen (Polyb. XVIII 6, 8. 8, 9).

Indessen zerschlugen sich die Verhandlungen, und Philipp trat Argos an den Tyrannen Nabis von Sparta ab, der dafür auf seine Seite übertrat (Liv. XXXII 38). Nabis setzte Timokrates von Pellene als Commandanten in Argos ein und schickte seine Gattin nach Argos, die dort mit brutalen Mitteln Geld eintrieb (Polyb. XVIII 17). Auf einer Bundesversammlung zu Korinth beschlossen die Achaeer 195, Nabis den Krieg zu erklären, falls er Argos nicht zurückgäbe (Liv. XXXIV 22–24). Flaminin erschien vor Argos; da jedoch die Bevölkerung sich nicht gegen die spartanische Besatzung erhob, zog er weiter gegen Nabis (Liv. XXXIV 25, 6). Nabis erklärte sich bereit, auf Argos zu verzichten (Liv. XXXIV 33, 3); ehe jedoch ein Friedensvertrag zu stande kam, vertrieben die Argeier die spartanische Besatzung (Liv. XXXIV 40, 6).

Argos trat nun wieder dem achaeischen Bunde bei. Wiederholt verhandelten römische Gesandte zu Argos mit achaeischen Bundesversammlungen (Polyb. XXII 13, 2. XXVII 2, 8. 11. Liv. XLII 44, 7). Als die Römer den Todesstoss gegen die hellenische Freiheit führten, forderte 147 C. Aurelius Orestes zu Korinth, dass Argos und andere Städte vom achaeischen Bunde abgetrennt werden sollten (Paus. VII 14, 1). Nachdem sich die Achaeer in den unheilvollen Kampf eingelassen [743] hatten und die Entscheidung bereits gefallen war, wurde von Argos aus der letzte verzweifelte Widerstand organisiert (Polyb. XXXIX 8, 3); in Argos ordnete Diaios an, dass alle kampfestüchtigen Sclaven die Freiheit erhielten. Die auswärtigen Verbindungen der Argeier waren noch während der letzten Jahrzehnte vor der römischen Herrschaft ziemlich ausgedehnt (Dittenberger Syll. 211, 3. 398).

Von den Römern wurde Argos nicht besonders bevorzugt, sondern genoss nur die tolerierte Autonomie (Iul. ep. 35, 408 A). Als Handelsstadt muss es einige Bedeutung gehabt haben, da sich schon vor Ausgang der Republik eine Niederlassung römischer Kaufleute in Argos bildete (CIL I 595.[WS 1] 596[WS 2] = III 531. 532). Unter Augustus galt Argos als zweite Stadt der Peloponnes (Strab. VIII 377). Es wurde Mittelpunkt des κοινὸν τῶν Πανελλήνων (Hertzberg Griechenland unter der Herrschaft der Römer I 510. Mommsen R. G. V 242f.). Σεβάστεια und später Ἀντινόεια werden in Argos gefeiert (CIG 1123. 1124). 267 fiel Argos in die Hände der Gothen (Synkell. p. 382). Noch in der späten Kaiserzeit blühten zu Argos philosophische Studien (Iul. ep. 35, 410). Unter Iulianus Apostata wurden die Argeier vorübergehend den Korinthern tributpflichtig, obgleich sie weit ärmer waren als diese (Iul. ep. 35, 408. 409). Ihr Vertreter hatte es versäumt, gegenüber den korinthischen Ansprüchen an einen Richter ἔξω τῆς Ἑλλάδος zu appellieren (a. a. O. 409f.) und deshalb den Process verloren. 7 Jahre später stiess Iulian das ungerechte Urteil um (a. a. O. 410f., vgl. Clinton F. R. I 450). 395 wurde Argos von Alarich erobert (Zosim. V 6, 6).

Die Argeier waren wegen ihrer Trunksucht (Ephippos II 251 K. bei Athen. X 442 d), Processlust (Suid. s. Ἀργεία φορά) und Neigung zum Diebstahl (Suid. s. Ἀργεῖοι φῶρες) übel berufen, wegen ihrer Schlagfertigkeit im Gebrauche der Rede berühmt (Pind. Isthm. V 85 mit Schol.).

Anmerkungen (Wikisource)