Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft
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Makedon. Feldherr 400-319 v. Chr.
Band I,2 (1894) S. 2501 (IA)–2508 (IA)
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12) Sohn des Iollas, einer der hervorragendsten makedonischen Feldherrn, war geboren kurz nach 400 v. Chr., da er nach Suidas im Alter von 78 Jahren starb (im J. 319). Dass er schon unter dem älteren Bruder des Philippos, Perdikkas, eine nicht unwichtige militärische Stellung eingenommen [2502] habe, müssten wir annehmen, wenn die Notiz bei Suidas, dass er ein Geschichtswerk über die ,illyrischen Thaten des Perdikkas‘ verfasst habe, auf Glaubwürdigkeit Anspruch machen könnte (vgl. auch Kaerst Philol. LI 620). Das Vertrauen des Philippos genoss er in hohem Grade, wie aus einzelnen anekdotenhaften Äusserungen (Plut. apophth. Phil. 27. Athen. X 435 d), noch mehr aber aus der bedeutenden Stellung, welche er unter seiner Regierung, wie vor allem in der Zeit der Thronbesteigung Alexanders, einnahm, hervorgeht. Im J. 346 führte er zu Athen mit Parmenion die Friedensunterhandlungen (Demosth. XIX 69. Aesch. III 72. Deinarch. I 28); zu ungefähr derselben Zeit scheint er von Philippos mit der Führung des Krieges in Thrakien betraut gewesen zu sein (Theopomp. frg. 180; vgl. Schaefer Demosth. II² 178, 2). Auf die Gegenwart des A. bei der Belagerung von Perinthos lässt sich aus Frontin strat. IV 1. 13 nicht schliessen, da dieses Strategem nur eine Variante von Polyaen IV 2, 8 ist. Nach der Schlacht bei Chaironeia wurde er als Gesandter nach Athen geschickt und erhielt die Proxenie und das Bürgerrecht (Iust. IX 4, 5. Hyper. frg. 80 Bl.). In den Gefahren, welche den jungen Alexander nach dem Tode des Philippos umgaben, hat wohl die Treue des A., sowie des Parmenion, wesentlich zur Befestigung seiner Herrschaft beigetragen.

Das Vertrauen, welches Alexander in die Tüchtigkeit des bewährten Feldherrn setzte, zeigte sich vor allem darin, dass er ihn bei seinem Aufbruche nach Asien zum Reichsverweser in Makedonien ernannte; neben den militärischen Verdiensten des A. mochte vor allem das diplomatische Geschick, welches er verschiedentlich in Unterhandlungen mit den Griechen bewiesen hatte, ihn für diese wichtige Stellung als geeignet erscheinen lassen. A. hatte die bedeutungsvolle Aufgabe, für die Ergänzung und Verstärkung des makedonischen Heeres in Asien durch Sendung von neuen Truppen aus der Heimat und Griechenland zu sorgen und zugleich das Verhältnis der hellenischen Staaten zu Makedonien auf der Basis des korinthischen Bundesfriedens zu erhalten und das makedonische Reich gegen etwaige Angriffe zu sichern. Besonders schwierig war die Erfüllung dieser Aufgabe, so lange infolge der Pläne des Memnon die Gefahr der Landung einer persischen Flotte in Griechenland drohte und im Gebiete des aegaeischen Meeres erfolgreiche Unternehmungen unter Pharnabazos und Autophradates zur Herstellung des persischen Übergewichtes in der Durchführung begriffen waren. Dieser Gefahr gegenüber liess A. eine Flotte zum Schutze der griechischen Küste aufstellen (Arrian. anab. II 2, 4). In Griechenland selbst versuchte der unternehmende König Agis von Sparta nicht ohne Erfolg eine Erhebung gegen Makedonien durchzuführen, welche die durch den korinthischen Bund eingeführte Organisation der hellenischen Staaten umstürzen und die Hegemonie Spartas im Peloponnes wieder aufrichten sollte. Mit persischer Hülfe sammelte er im J. 333 in den hauptsächlichsten Werbequartieren der griechischen Söldner, auf Tainaron und Kreta, Truppen und Schiffe (Arrian. II 13, 4ff. Curt. IV 1, 38ff. Diod. XVII 48, 1) und unterstützte zunächst die Operationen der Perser im aegaeischen Meere. Darauf [2503] gelang es ihm, nach dem Scheitern der persischen Unternehmungen, einen Teil der peloponnesischen Staaten für sich zu gewinnen. Nach der Niederlage des makedonischen Söldnerführers Korragos fielen Elis, der grösste Teil von Achaia und Arkadien zu Agis ab (Aesch. III 165. Dein. I 34; vgl. auch Curt. VI 1, 20). Das gewiss unter dem Einfluss des A. erfolgte Aufkommen von Tyrannenherrschaften in einzelnen peloponnesischen Staaten (vgl. [Demosth] XVII 7. 10. Paus. VII 27, 7. Gomperz Wien. Stud. IV 1882, 116, 14) mochte auch beitragen, einen Umschwung zu Ungunsten Makedoniens zu bewirken. Diese Nachrichten aus dem Peloponnes trafen A., als er im Begriffe war, in Thrakien die Ruhe und Ordnung wiederherzustellen, wo der makedonische Feldherr Memnon abgefallen war (Diod. XVII 62, 5ff.; hierauf bezieht sich vielleicht auch Polyaen. IV 4, 1; vgl. Steph. Byz. s. Τετραχωρῖται). A. legte nach Möglichkeit die in Thrakien ausgebrochenen Unruhen bei, sammelte ein Heer von 40 000 Mann, marschierte nach dem Peloponnes und traf die Feinde, die gerade das den Makedoniern treu gebliebene Megalopolis belagerten. Hier kam es im J. 330 zur entscheidenden Schlacht, in der A. einen vollständigen Sieg errang, Agis selbst nach tapferem Kampfe fiel (Plut. Agis 3. Diod. XVII 63. Curt. VI 1. Iust. XII 1). Die Zeit der Schlacht ergiebt sich vor allem daraus, dass sie ungefähr in der Zeit des ktesiphonteischen Processes sich ereignete (Aesch. III 165, vgl. 133. Plut. Demosth. 24; s. auch Schaefer Demosth. III² 202, 1. 211ff.; anders Niese oben S. 819). Die Notiz bei Curtius VI 1, 21, dass dieser Krieg vor der Schlacht bei Gaugamela beendet worden sei, wird schon durch die Nachricht des Arrian. anab. III 16, 10 unwahrscheinlich, dass Alexander noch von Susa aus dem A. Geld zur Führung des Krieges gegen die Lakedaemonier sandte, wenn gleich andererseits die Bemerkung des Diodor XVII 62, 1, der Abfall der hellenischen Staaten von Makedonien sei erst auf die Kunde von jenem Siege Alexanders erfolgt, auf Wahrscheinlichkeit keinen Anspruch machen kann. Dieser Sieg bewirkte die völlige Wiederherstellung der makedonischen Hegemonie in Griechenland; die Lakedaemonier mussten nach Bestimmung des Synedrion der Hellenen Gesandte nach Asien senden, um bei Alexander Verzeihung zu erwirken (Aesch. III 133. Diod. XVII 73, 5f. Curt. VI 1, 19f.).

In den letzten Regierungsjahren Alexanders trat eine Entfremdung zwischen dem Könige und A. ein. Die immer stärker hervortretende Hinneigung des ersteren zum orientalischen Wesen, der immer deutlicher sich vollziehende Bruch mit dem volkstümlichen makedonischen Königtum, der auch im Lager Alexanders selbst zu so ernsten Conflicten führte, musste auch auf A., als einen der vornehmsten Vertreter der philippischen Traditionen, einwirken; die gerade im Zusammenhange mit der Katastrophe des Philotas und Parmenion erfolgte Vollstreckung des Urteils über seinen Schwiegersohn Alexandros von Lynkestai (s. oben S. 1435) mochte auch in ihm Besorgnisse erwecken, wenn gleich seine Treue gegen den König, soweit wir zu erkennen vermögen, nicht erschüttert worden ist. Die Nachricht Plutarchs Al. 49, A. habe sich in geheime Verbindungen mit den Aitolern [2504] eingelassen, kann gewiss auf Glaubwürdigkeit keinen Anspruch machen; und noch weniger ist auf solche Äusserungen wie Curtius X 10, 14 zu geben. Seinem nüchternen Sinne, der durch die Lehren des Aristoteles gebildet war, widerstrebte die Forderung der göttlichen Ehren von seiten Alexanders. Suidas (in dem Artikel über A., der wahrscheinlich im wesentlichen auf Arrians Diadochengeschichte zurückgeht, vgl. Koehler S.- Ber. Akad. Berl. 1890, 555ff.) bezeugt ausdrücklich, dass er allein von den Diadochen Alexander nicht habe Gott nennen wollen, weil er es für gottlos gehalten habe. Die Trübung des Verhältnisses des Königs zu seinem Feldherrn wurde wahrscheinlich noch gesteigert durch die Anklagen der herrschbegierigen und auf die Autorität des A. eifersüchtigen Olympias (vgl. Plut. Al. 39; apophth. Al. 14. Diod. XVII 118, 1), obgleich im einzelnen diesen Erzählungen gegenüber, soweit sie auf den angeblichen Briefwechsel Alexanders zurückgehen, grosse Vorsicht angebracht ist. So ist es denn begreiflich, dass A. von Alexander im J. 324 den Befehl erhielt, selbst aus der Heimat ihm neue Mannschaften nach Asien zuzuführen, und in seiner Statthalterschaft über Makedonien durch Krateros ersetzt wurde (Arrian. VII 12, 4. Iust. XII 12, 9). Gerade in einer Zeit, in welcher die Veränderung in dem Verhältnis Alexanders zu den Hellenen immer deutlicher hervortrat, in der er vor allem die Anerkennung seiner Göttlichkeit von diesen verlangte, musste es ihm wichtig erscheinen, die Leitung der Angelegenheiten in Europa einem Manne zu übertragen, welcher der veränderten Richtung, die das Königtum Alexanders eingeschlagen hatte, nicht entgegenstand. Alexander starb indessen, bevor sein Befehl zur Ausführung kam. Die Gerüchte, welche A. in Verbindung mit Aristoteles als den Urheber der angeblichen Vergiftung Alexanders bezeichnen (Arr. VII 27, 1ff. Plut. Alex. 77. Curt. X 10, 14. Paus. VIII 18, 6. Plin. n. h. XXX 149. Vit. X orat. IX 22), sind wohl zum Teil aus der in den philosophischen Schulen und litterarischen Kreisen herrschenden Klatschsucht herzuleiten, zum Teil mögen sie in der Umgebung der Olympias und des Antigonos (vgl. Plut. Alex. 77) entstanden sein und dem Gegensatze gegen A. und sein Haus ihren Ursprung verdanken. Der Tod Alexanders gab in Hellas das Signal zum Ausbruch einer kriegerischen Erhebung, welche schon seit einiger Zeit vorbereitet war und namentlich in Athen und dem aitolischen Bunde ihren Mittelpunkt hatte (Hauptquelle: Diod. XVIII 8ff.; vgl. weiter Hyper. IV. Iust. XIII 5. Paus. I 25, 4. Plut. Phok. 23ff.; Apophth. Phoc. 11ff.; Demosth. 27. Vit. X orat. VIII 38ff. CIA II 184). A. hatte somit in der Bekämpfung dieser Bewegung unmittelbar eine Aufgabe vor sich, die ihm eine Teilnahme an der Regelung des Reichsregiments zunächst unmöglich machte. Die Gefahr war für ihn eine um so grössere, als das Heer der Gegner unter Leosthenes zum grössten Teile aus kampferprobten Veteranen, die in Asien Söldnerdienste geleistet hatten, bestand, und seine eigenen Streitkräfte durch die häufigen Verstärkungen, welche Alexanders Armee aus Makedonien empfangen hatte, sehr geschwächt waren (Diod. XVIII 9, 3. 12, 2). Er sandte sogleich mit der Bitte um schleunige [2505] Unterstützung an Krateros, der sich auf dem Rückmarsche in Kilikien befand, und an den Statthalter des hellespontischen Phrygien, Leonnatos; er selbst sammelte alle verfügbaren Truppen, um mit ihnen nach Hellas zu marschieren, nachdem er eine Heeresabteilung in Makedonien selbst zurückgelassen, wohl zum Schutze vor allem gegen die Illyrier und die Thraker (unter Seuthes), welche sich der hellenischen Erhebung angeschlossen hatten. Seine militärischen Unternehmungen suchte er durch eine diplomatische Action in den einzelnen griechischen Staaten zu unterstützen, die aber nicht das gewünschte Resultat gehabt zu haben scheint (die Notiz bei Plut. Demosth. 27. Vit. X orat. VIII 38, dass die Arkader durch Demosthenes zum offenen Anschluss an Athen verleitet worden seien, wird allerdings mittelbar durch Diodor, unmittelbar durch Paus. VIII 6, 2. 27, 10 widerlegt). Zu diesem Misserfolg mochte es nicht wenig beitragen, dass es dem Leosthenes gelang, durch Besetzung des Thermopylenpasses der Hauptmacht des A. den Zugang in das eigentliche Hellas zu sperren; vor allem aber war von der grössten Bedeutung der Abfall der Thessaler, welche durch ihre ausgezeichnete Reiterei ebenso den verbündeten Hellenen eine wirksame Verstärkung zuführten, wie sie dem A. ein bedeutendes Contingent entzogen. A. wurde in offener Feldschlacht besiegt und in Lamia eingeschlossen (Diod. XVIII 11, 5. 12, 3f. Hyper. IV 7). Nachdem die Versuche des Leosthenes, die Stadt durch Sturm zu gewinnen, misslungen waren, wurde eine umfassende Blokade eröffnet, welche zuletzt das eingeschlossene makedonische Heer durch den drohenden Mangel an Lebensmitteln in grosse Not brachte (Diod. XVIII 13, 3f.). Friedensunterhandlungen, welche A. einleitete, scheiterten an den weitgehenden Forderungen der Gegner (Diod. XVIII 18, 3. Plut. Phok. 26 z. E.). Da eröffnete der Abzug der Aitoler und anderer Contingente der Bundesgenossen, sowie der plötzliche Tod des Leosthenes dem A. wieder günstigere Aussichten (Diod. XVIII 13, 4f. 15, 2. Suid. Iust. XIII 5, 12f.), die noch verstärkt wurden durch das Herannahen des Leonnatos, der zum Entsatze herbeikam. Zwar wurde dieser von den Hellenen unter Antiphilos, dem Nachfolger des Leosthenes, geschlagen und fiel selbst, doch konnte die Vereinigung seines Heeres mit A. nicht gehindert werden.

A. zog sich nun, indem er auf gebirgigem Terrain möglichst günstige Stellungen aufsuchte, die vor allem der thessalischen Reiterei den Angriff erschwerten, nordwärts nach Thessalien, um hier die Ankunft des Krateros zu erwarten. Die planmässige und einheitliche Kriegführung auf makedonischer Seite zeigte der hellenischen gegenüber, die abermals durch den Abzug verschiedener Contingente geschwächt war (Diod. XVIII 17, 1. Iust. XIII 5, 17), immer entschiedener ihre Überlegenheit, wie auch zur See die Makedonier den Athenern gegenüber das Übergewicht behaupteten (Diod. XVIII 15, 8f. CIA II 270. Dittenberger Syll. 135. Grauert Hist.-phil. Anal. 268, 28. Schaefer Demosth. III² 382, 1 gegen Droysen Hellen. II 1, 70). Als Krateros im Sommer 322 mit A. zusammengetroffen war, überliess er letzterem, als dem älteren Feldherrn, willig den Oberbefehl, obgleich die Truppen, vor allen gewiss die [2506] unter Leonnatos und Krateros aus Asien nach Europa geführten, lieber dem Krateros wegen seiner heldenhaften Erscheinung und seines grossartigen und zugleich leutseligen Auftretens gehorchen wollten, als dem unansehnlichen und schwer zugänglichen A. (Diod. XVIII 17, 5. Bekker Anecd. gr. I 130. Suid. s. Κρατερός. Koehler S.-Ber. Akad. Berl. 1890, 574). Bei Krannon kam es im August 322 (7. Metageitnion) zur Entscheidung (Diod. XVIII 17. Plut. Phok. 26; Demosth. 28; Camill. 19. Paus. X 3, 4). Die Niederlage, welche die Hellenen von der makedonischen Übermacht erlitten, war an sich nicht entscheidend, um so grösser aber ihr moralischer Eindruck. Die Unterhandlungen, welche das hellenische Bundesheer mit den makedonischen Feldherrn einleitete, zerschlugen sich zwar, aber es gelang den letzteren, durch Eroberung einzelner thessalischer Städte, vor allem von Pharsalos (Vit. X orat. VIII 41) eine solche Wirkung auf die griechischen Staaten hervorzubringen, dass dieselben einzeln um Frieden baten, A. gewährte ihnen denselben unter verhältnismässig günstigen Bedingungen (Diod. XVIII 17, 7f. Arr. succ. Alex. 12). Es blieb im wesentlichen nur noch die Bekämpfung der Aitoler und Athener übrig. Letztere beschloss A. zunächst anzugreifen, und brachte durch den Anmarsch seines Heeres die Athener zum Abschlusse eines Friedens, welcher die Ordnung der athenischen Angelegenheiten ganz in seine Hände legte (Diod. XVIII 18, 1ff. Arrian bei Suid. s. ἀνεβάλλετο, beide nach Hieronymos; etwas anders Plut. Phok. 26 z. E., dessen abweichende Darstellung wohl durch das Bestreben, das Verdienst des Phokion besonders hervortreten zu lassen, bestimmt ist; die Erzählung des Paus. VII 10, 4 ist wertlos, die Darstellung bei Polyb. IX 29, 1ff. einseitig und übertrieben). Die Athener mussten eine Besatzung in Munychia aufnehmen, die Ausübung des Bürgerrechts wurde an einen bestimmten Census gebunden, wodurch die Mehrzahl der Bürger, gerade diejenigen, welche die Kriegspolitik besonders betrieben hatten, der politischen Rechte verlustig gingen. Die Häupter der Opposition gegen Makedonien, namentlich Demosthenes und Hypereides, welche zum Tode verurteilt wurden, fanden bald ihr Ende (Diod. a. O. Arr. succ. Alex. 13f.. Plut. Phok. 27ff., Demosth. 28f. Paus. I 25, 5. Suid. s. Ἀντίπατρος und Δημοσθένης. Vit. X orat. VIII 42ff. IX 11f. Corn. Nep. Phoc. 2, 2. Wachsmuth Stadt Athen I 608f.). So verlor Athen, welches auch den Besitz der Insel Samos aufgeben musste, mehr noch, als durch Philippos und Alexander, die Grundlage zu einer selbständigen Politik und wurde im wesentlichen auf eine rein communale Autonomie beschränkt. Nachdem so A. Athen unterworfen hatte (September 322), kehrte er nach Makedonien zurück, suchte Krateros durch Vermählung mit seiner Tochter Phila enger an sich zu fesseln und traf Vorbereitungen zum Zuge nach Asien. Die Ruhe in Griechenland schien durch eine allgemeine Regelung der Verhältnisse der griechischen Staaten, wobei A. überall die Einführung oligarchischer Verfassungen begünstigte, gesichert zu sein (Diod. XVIII 18, 8. 55, 2. 69, 3). Die durch Philippos begründeten panhellenischen Institutionen, vor allem das Synedrion zu Korinth, gerieten jetzt, seitdem durch den Sieg bei Krannon [2507] der Bund der Hellenen aufgelöst worden war, wie es scheint, völlig in Verfall. Noch im Winter 322/1 unternahmen A. und Krateros einen Zug gegen die Aitoler, um den in Griechenland hergestellten Frieden vor einer Störung durch dieselben sicher zu stellen. Schon befanden sich die Aitoler in grosser Bedrängnis, als die makedonischen Feldherrn durch Antigonos (s. o. S. 2406) auf die ihnen durch die ehrgeizigen Pläne des Perdikkas bevorstehende Gefahr hingewiesen wurden. A. sah sich um so mehr bedroht, als Perdikkas damals Anstalt machte, nach Verstossung der Tochter des A., Nikaia, die Schwester Alexanders, Kleopatra, zur Gemahlin zu nehmen (Arr. succ. Alex. 24. 26. Diod. XVIII 23, 1ff. 25, 3. Iust. XIII 6, 4ff.). Es kam ein Bündnis zwischen A., Krateros und Antigonos zu stande, zu welchem vor allem noch Ptolemaios zugezogen wurde, der schon früher ein Verständnis mit A. angeknüpft hatte (Diod. XVIII 14, 2); A. sollte die Statthalterschaft in Europa behalten, dem Krateros wurde der Oberbefehl in Asien bestimmt. So wurde die grosse Coalition gegen Perdikkas geschlossen, bei der zwar A. und Krateros die Reichseinheit in gewissem Sinne aufrecht zu erhalten dachten, die aber dann doch in ihrer weiteren Ausgestaltung und ihren Folgen zur Zertrümmerung jener Einheit und Begründung der Sonderherrschaften im Sinne des Ptolemaios geführt hat. A. und Krateros schlossen zunächst einen Frieden mit den Aitolern, wobei sie aber an eine Wiederaufnahme des Kampfes bei günstiger Gelegenheit und Ergreifung entscheidender Massregeln zur Beseitigung der von diesem Volke dem hellenischen Frieden drohenden Gefahren dachten (Diod. XVIII 25, 5). Darauf wandten sie sich wider ihren Gegner in Asien, der beschlossen hatte, zunächst Ptolemaios anzugreifen. Sie gelangten glücklich über den Hellespont; ein Versuch, Eumenes, den bedeutendsten und treuesten Feldherrn des Perdikkas, zu gewinnen, misslang. A. und Krateros trennten sich dann, der letztere ging dem Eumenes entgegen, A. marschierte nach Kilikien gegen Perdikkas (Arr. succ. Alex. 26f. Diocl. XVIII 29. Plut. Eum. 5f.). Nachdem Krateros im Kampfe gegen Eumenes unterlegen und gefallen war, zog A. das verlassene Heer desselben an sich (Diod. XVIII 32, 3f. 33, 1) und zog weiter, dem Ptolemaios zu Hülfe. Dieser war unterdessen, da Perdikkas von seinen eigenen Truppen getötet worden war, von seinem Gegner befreit, die Fürsorge für die Könige einstweilen Peithon und Arridaios anvertraut worden. Mit diesen traf A. in Triparadeisos in Koilesyrien zusammen; nach der Beschwichtigung eines von Eurydike, der Gemahlin des Philippos Arridaios, geschürten Aufstandes der aus Ägypten zurückgekehrten Truppen, bei dem er selbst in Lebensgefahr geriet, führte er als Reichsverweser eine neue Teilung der Provinzen des Reiches durch (Arr. succ. Alex. 30ff. Diod. XVIII 39). Dem Antigonos übertrug er den Oberbefehl über das Reichsheer in Asien und stellte ihm, um sich gegen etwaige eigene Herrschaftsbestrebungen desselben zu sichern, seinen Sohn Kassandros als Chiliarchen zur Seite; zugleich überliess er ihm die Fürsorge für die Könige und die Führung des Krieges. Darauf trat er den Rückweg nach Europa an, der ihm durch den Mangel an Einigkeit [2508] im perdikkanischen Lager erleichtert wurde; doch wurde ein Angriff von seiten des Eumenes nur durch die Vorstellungen der in Sardes befindlichen Kleopatra verhindert. Zwischen Antigonos und Kassandros war es unterdessen schon zum Zerwürfnis gekommen; trotz der Warnungen des letzteren liess sich A. wieder durch Antigonos beschwichtigen und sogar bestimmen, ihm einen Teil seiner Truppen für den Krieg gegen Eumenes abzutreten, doch hielt er es für rätlich, die Könige selbst mit nach Europa zu nehmen, wo er wahrscheinlich im Anfange des J. 320 nach Überschreitung des Hellespontes anlangte (Arr. succ. Alex. 40ff. App. Syr. 54. Plut. Eum. 8). Hier war bald nach dem Abmarsche des A. durch die Aitoler, die im Einverständnisse mit Perdikkas waren, die Ruhe von neuem gestört worden. Sie waren in Thessalien eingefallen und hatten den grössten Teil dieser Landschaft zum Abfalle von Makedonien gebracht. Doch war durch Polysperchon, der von A. als Feldherr in Makedonien zurückgelassen worden war, Thessalien unterworfen und der Friede wieder hergestellt worden (Diod. XVIII 38). Nicht lange mehr überlebte A. die durch ihn durchgeführte Neuordnung des Reiches; er verfiel in eine schwere Krankheit und starb wahrscheinlich im J. 319 (vgl. Diod. XVIII 47, 4; s. o. S. 2407 und vgl. Unger S.-Ber. Akad. Münch. 1878 I 421f.), in hohem Alter, nachdem er Polysperchon, als einen der ältesten und angesehensten Generale Alexanders, zu seinem Nachfolger in der Reichsverweserschaft ernannt und seinem Sohne Kassandros die Chiliarchie übertragen hatte (Diod. XVIII 48, 4f.); er zeigte durch diesen Schritt, dass ihm die Rücksicht auf das Reich höher stand, als die Familienpolitik, das dynastische Interesse, das bei den Diadochen sich bald als das ausschlaggebende erwies.

Nicht eine der glänzenden Erscheinungen, wie sie aus der Schule Alexanders hervorgingen, hat A. mit Klugheit und Consequenz, und nicht ganz ohne Erfolg, die Stellung Makedoniens im wesentlichen auf der durch Philippos geschaffenen Grundlage, wenn auch zum Teil mit anderen Mitteln, zu erhalten gesucht, doch war die durch Alexander begründete neue Entwickelung mächtiger als er.

Litteratur. Vor allem Droysen Gesch. d. Hellenismus². Schaefer Demosthenes III²; ferner Grote XII. Grauert Hist.-phil. Analekten 208ff. Bernays Phokion 1881.