RE:Ilisos
Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft | |||
---|---|---|---|
| |||
Nebenfluß des Kephissos am Nordwestabhang des Hymettos | |||
Band IX,1 (1914) S. 1067–1068 | |||
Ilisos in der Wikipedia | |||
GND: 4788780-1 | |||
Ilisos in Wikidata | |||
Ilisos bei Pleiades | |||
Bildergalerie im Original | |||
Register IX,1 | Alle Register | ||
|
Ilisos (Ἰλισός IG I 273 f 16. Plat. Phaidr. 229 A. B, Ἴλισ- IG I 210; Ἰλισσός [die Hss. Εἰ–ός] Paus. I 19, 5f.). Strabon sagt nach Erwähnung des Kephissos, von dem es heißt: χειμαρρώδης τὸ πλέον, θέρους δὲ μειοῦνται τελέως, IX 1, 24 p. 400: ἔστι δὲ τοιοῦτος μᾶλλον ὁ Ἰλισσός, ἐκ θατέρου μέρουςτοῦ ἄστεος ῥέων εἰς τὴν αὐτὴν παραλίαν, ἐκ τῶν ὑπὲρ τῆς Ἄγρας καὶ τοῦ Λυκείου μερῶν, woraus hervorgeht, daß wir den I. in dem Fluß wiederzuerkennen haben, der aus der Nordostebene kommend im Süden an der Stadt vorbeifließt. Seine Quellen liegen am Nordwestabhang des Hymettos in der Nähe des verlassenen Klosters H. Ioannis Theologos (s. den Art. Hymettos o. S. 130). Von links nimmt er eine ganze Anzahl von Gebirgsbächen aus dem Hymettos auf, besonders den Bach von Kaisariani; von rechts erhält er den Zufluß eines von dem Turko Vuni kommenden Wasserlaufes und – unterhalb der Pnyx –, nachdem er sich zwischen dem Museion und seinem südlichen Ausläufer ein Bett gegraben hat, den am Lykabettos entspringenden Ἠριδανός, s. d. Die westliche Richtung behält sein Lauf heutzutage bei, bis er sich mit dem von Norden kommenden Kephissos vereinigt. Auf Grund der Strabonworte: (ῥέων εἰς τὴν αὐτὴν παραλίαν (εἰς ἣν ὁ Κηφισσός, vgl. Ptolem. III 14, 7) hatte Wachsmuth die Möglichkeit erwogen, daß der I. im Altertum direkt in die Bucht von Phaler gemündet sei, ohne sich mit dem Kephissos zu vereinigen (Stadt Athen I 117, 2, ebenso Judeich Topographie v. Athen 45). Allein die Spuren des alten Bettes westlich des Museionhügels lassen es glaubhaft erscheinen, daß der Flußlauf im Altertum nicht wesentlich von der heutigen Richtung abwich; s. Milchhoefer Karten von Attika Text II 5. Strabons Worte finden eine hinreichende Erklärung, wenn wir unter παραλία die gesamte Küstenebene verstehen; er sagt dann indirekt, daß sich beide Flüsse in der παραλία vereinigen.
In seinem mittleren Laufe – etwa dem Olympieion gegenüber – teilt sich der I. in zwei Arme und bildet so eine flache Insel. Nachdem er sein Wasser wieder vereinigt hat, ergießt er sich über einen senkrecht im Flußbett stehenden Felsen, aus dem im Altertum die berühmte Καλλιρρόη hervorströmte. Bei dem heutigen Wasserstand ist das eine Seltenheit. Im Sommer trocknet das Bett fast ganz aus, da das Wasser in dem Untergrund versickert. Nur in der Gegend der Καλλιρρόη, wo man eine Waschgelegenheit geschaffen hat, sammelt es sich in einer kleinen trüben Lache (Schmidt Publicat. de l’observat. I 284). Aber zeitweise, namentlich nach den starken Winterregen, führt der Fluß große Wassermassen, die sogar Überschwemmungsgefahr mit sich bringen. Deshalb hat man sein Bett in neuerer Zeit hergerichtet und mit festen Ufermauern eingefaßt. Die älteste Korrektur des Flußlaufes hat Skias durch seine Ausgrabungen am Olympieion nachweisen können. Er hat gezeigt, daß der I. ursprünglich näher an das Olympieion herantrat und daß der große περίβολος des Neubaus römischer Zeit sich über dem alten Bett erhob.
Kulte: Daß der I. als Heros verehrt wurde, lehren die Inschriften IG I 210, 2 und 273 f 16; vgl. ferner das von Skias Ἐφ. ἀρχ. 1894 Taf. VII [1068] und S. 137f. herausgegebene Relief, auf dem nach Maass’ Deutung I., auf einem Achelooskopf sitzend, den von Hermes begleiteten Herakles empfängt (Athen. Mitt. XX 354ff.). Wenn es nicht möglich ist, diesen Kult genau zu lokalisieren, so steht fest, daß an einer Quelle, die 2–3 Stadien oberhalb des Stadion mündete, die Nymphen zusammen mit Pan und Acheloos verehrt wurden (s. Plat. Phaidr. 230 B. C. 279 B. 1 Paus. I 19, 5; vgl. auch die Ilissosreliefs). Dieser Platz war ausgezeichnet durch eine große Platane, die Platon Phaidr. 229 A. 230 B. C erwähnt. Weiter unterhalb, nahe beim Stadion, befand sich ein Übergang, der den Verkehr nach dem Demos Agrai vermittelte. Hier hatte der Sage nach Boreas die Oreithyia entführt, und die Erinnerung daran wurde durch einen Kult des Boreas wachgehalten (Her. VII 189. Plat. Phaidr. 229 B. Paus. I 19, 5).
Literatur: Wachsmuth Stadt Athen I 117ff., wo die ältere Literatur angeführt ist. Milchhöfer Karten von Attika Text II 5. 18f. Skias Πρακτ. τῆς ἀρχ. ἑτ. 1893, 123ff. Judeich Topographie von Athen 45.