Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft
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kleinere Insel des aegaeischen (myrtoischen) Meers, südöstlich von Naxos
Band I,2 (1894) S. 1875 (IA)–1876 (IA)
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Amorgos (Ἀμοργός), eine der kleineren Inseln des aegaeischen (myrtoischen) Meeres, südöstlich von Naxos, zwischen diesem und Astypalaia gelegen, zur Gruppe der Sporaden gehörig (Strab. X 478), unter welchen sie mit ihren 1345 □Km.[WS 1] nächst Melos die grösste ist. Die ziemlich lange, aber sehr schmale Insel wird fast ganz von hohen nach Nordosten streichenden Bergzügen eingenommen, welche inmitten, im jetzigen Hagios Elias, bis zu 663 m. ansteigen, nach Südosten meist schroff, nach Nordwesten mählicher abfallen, hier buchtenreich gegliedert sind und einige kleine, besonders für Öl- und Weinbau, auch für Feigen, Getreide und Tabak fruchtbare Thäler enthalten. Demgemäss lagen auch an dieser Seite die drei Hauptorte Arkesine, Minoa, Aigiale (s. d.), deren Gründung nach Suid. s. Σιμμίας von Samos aus erfolgt sein soll. Zahlreiche Reste einer vorgriechischen Bevölkerung sind über die Insel zerstreut. Dümmler Athen. Mitt. XI 16. Nach Ausweis von Inschriften und von Münzen (Head HN 409) scheinen bis zur 2. Hälfte des 4. Jhdts. die drei Städte eine politische Gemeinschaft gebildet zu haben; jedenfalls werden sie auch in den Urkunden des delisch-attischen Bundes unter ‚der ionischen Steuer‘ zusammengefasst als Ἀμόργιοι angeführt und zahlten zwischen Ol. 85,2–88,3 ein Talent jährlich, wie z. B. auch Nisyros und Myus, und mehr als z. B. Erythrai, Pitane u. a. In der Geschichte spielt A. keine Rolle, doch sind die Reste nicht gering: ausser den oben erwähnten vorgriechischen auf erhöhten Punkten hellenische Warttürme, die den in den Bergen [1876] zerstreuten Bewohnern als Zufluchtsstätten bei plötzlichen feindlichen Angriffen dienten (Ross Inselreisen II Taf.); dann zahlreiche Inschriften (s. u. den Städten), welche die Anwesenheit vieler Fremden (Milesier und Samier in Minoa, Naxier in Arkesine) in A. zeigen, was durch seine wichtige Handelslage erklärt wird (s. Weil Athen. Mitt. I 328). Über die bedeutsame, noch nicht völlig aufgeklärte Stellung A.s in der Epigraphik A. Kirchhoff Studien⁴ 31. G. Hirschfeld Rh. Mus. XLII 223f. Einen besonderen Industriezweig der Einwohner bildete die Bereitung feiner, fast durchsichtiger Kleiderstoffe aus Flachs oder Baumwolle, der sogenannten ἀμόργινα (s. d.) oder ἀμοργίδες. In der römischen Kaiserzeit wurde A., ähnlich wie andere kleine Inseln des aegaeischen Meeres, öfter als Verbannungsort für vornehme Römer benützt (Tac. Ann. IV 13. 30). Vgl. über die Insel besonders Ross Reisen auf den griechischen Inseln I 173ff. II 39ff. Ἐ. Ἰωαννίδης, περὶ Ἀμοργοῦ in der athen. Zeitschr. Πανδώρα III 157. XV 44; dann die für das Moderne erschöpfende Schrift von A. Miliarakis Amorgos, Athen 1884 mit Karte (neugriech.). Über die Münzen specieller P. Lambros in der Ἀρχαιολ. Ἐφημ. 1870, 352. P. Becker in v. Sallets Numismat. Ztschr. II 370.

Anmerkungen (Wikisource)

  1. □Km. = qkm = km²