Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft
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Fenster, Öffnung
Band VI,2 (1909) S. 21802185
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Fenestra, θυρίς, Fenster. Man hat das lateinische Wort von einem supponierten griechischen φανίστρα oder dgl. ableiten wollen. Doch ist dies wenig wahrscheinlich: ein solches griechisches Wort kommt nicht vor und müßte von einem ebenfalls nicht vorkommenden Verbum (φανίζω?) abgeleitet sein. Auch deutet der lateinische Sprachgebrauch darauf, daß F. ursprünglich in allgemeinerem Sinne Öffnung, nicht gerade Lichtöffnung bedeutete.

In den Palästen der mykenischen Zeit sind keine F. der Wohnräume kenntlich, nur ein sich nach außen verengendes F. in dem Korridor der südlichen Befestigungsmauer von Tiryns. Perrot-Chipiez Hist. de l'art VI 273f. Wie das Megaron Licht erhielt, ist nicht bekannt. Dörpfeld (bei Schliemann Tiryns 247ff. Taf. III) zieht zwei Möglichkeiten in Betracht. Erstens, daß in den oberen Teilen der Wände, oberhalb der Dächer der Nebenräume, F.-Öffnungen waren, vielleicht zwischen den Balken der Decke. Zweitens, daß die vier Säulen des Megaron eine Überhöhung des Raumes trugen, eine Art Laterne, mit F. in ihren Wänden. Jene erstere Art der Erleuchtung wird auch erschlossen aus den auf einen Holzbau zurückgehenden Motiven des dorischen Gebälkes, in dem die Triglyphen aus den Balkenköpfen der Decke, die Metopen aus ihren offen bleibenden und als Lichtöffnungen dienenden Zwischenräumen entstanden sind. Solche Öffnungen zwischen den Triglyphen kennt noch Euripides Iph. Taur. 113. Doch ist diese Auffassung nicht unbestritten und nicht an dieser Stelle zu erörtern; vgl. Noack Arch. Jahrb. XI 1896, 225ff.

In den Homerischen Gedichten ist die einzige Erwähnung einer Lichtöffnung im Megaron (Od. I 320: ὄρνις δ'ὣς ἀνόπαια διέπτατο) ganz unsicherer Erklärung (Woerner in G. Curtius’ Studien z. Gramm. VI 1873, 349ff.); sicher ist nur, daß Athene in Vogelgestalt durch eine hochgelegene Öffnung hinausfliegt; vgl. die καπνοδόκη als Lichtöffnung im Königshaus zu Lebaia in Makedonien, Herod. VIII 137.

Später werden F. erwähnt bei Aristoph. Thesm. 797, wo die Frauen aus den F. schauen, Vesp. 379, wo sich Philokleon an einem Seil aus einem F. des Oberstockes herabläßt. So finden sich denn auch in Vasenbildern Darstellungen von F., auch mit herausblickenden Frauenköpfen, D'Hancarville Antiqu. Hamilton II 25. Tischbein Vases Hamilton IV 36. Panofka Cab. Pourtalès 10 (Phlyakenvase: einer steigt auf einer Leiter zu einem F. des Oberstockes hinauf). Millingen Peint. d. v., div. coll. 30: hier ist das breite F. durch eine Stütze geteilt, also ein Doppel-F.; aus der einen Öffnung schaut eine Frau heraus. Ein solches Doppel-F. zeigen auch die bekannten Ikariosreliefs (Clarac 133, 111). Ein F. mit zwei Holzklappen zum Verschließen auf der Vase Arch. Ztg. 1848 Taf. 15; ähnlich Bull. Nap. N. S. V Taf. 9. Auch die aus Pompeii bekannten schmalen, nach innen erweiterten Schlitz-F. kommen auf Vasen vor, Tischbein Vas. Ham. IV 29. [2181] Millin Peint. de vases II 16. 64. Doch ist auf Vasen nie das Verhältnis des F. zum Hause kenntlich.

Unsere Kenntnis erhaltener griechischer Häuser mit F. beginnt in hellenistischer Zeit. In Priene sind keine F. kenntlich, weil die Häuser nicht hoch genug erhalten sind. Dagegen sind auf Delos (zerstört 84 v. Chr.) durch die französischen Ausgrabungen mehrere Häuser mît F. freigelegt worden, L. Couve Bull. hell. XIX 1895, 460ff. In den delischen Häusern sind die Wohnräume um einen inneren Hof angeordnet, der als Lichtquelle dient. In der Regel haben sie im Erdgeschoß (der Oberstock ist nie erhalten) keine F. auf die Straße, sondern erhalten ihr Licht vom Hofe aus, und zwar durch die Türen (Bull. hell. XIX 1895, 464. XXX 1906, 496). Nur zwei der bisher ausgegrabenen Häuser haben F. auf die Straße. In einem (maison de la colline, Bull. hell. XIV 1895, 492ff.) hat jedes Zimmer ein großes F., durchschnittlich 3 m vom Boden, so daß man nicht hineinsehen konnte, breit durchschnittlich 1 m, nach innen sich erweiternd auf 1.40 (die Höhe ist nicht kenntlich), aber auch ganz schmale, nach innen erweiterte Schlitz-F. Außerdem haben in eben diesem Hause zwei große Zimmer noch neben ihrer Tür je zwei große F. auf den Hof, 1,15–l,20 m vom Boden, breit 0,80 und 0,75 m. In einem andern Hause (a. O. XIX 497ff., maison du trident) hat ein Zimmer (vielleicht das des Türhüters) ein F. nach außen, nur 1,50 über der Straße, breit 1,50, und mit einem Eisengitter versehen, sonst keine Straßen-F., obgleich die Mauern bis über 3 m erhalten sind. Auf den Hof hat das Hauptzimmer neben der 2 m breiten Tür zwei 1 m breite F., ein anderes ein 0,90 m breites F., auch der Treppenabsatz ein F. Es ist wahrscheinlich, daß in den delischen Häusern der Oberstock, der durchweg vorhanden war, F. hatte, auch auf die Straße. Hausfassaden mit F. werden auch bezeugt durch das, was Vitruv V 6, 8 von der komischen Bühne sagt (prospectusque fenestris dispositos).

In der durch die Hüttenurnen bezeugten ältesten Form des italischen Hauses dient im allgemeinen außer der großen Tür eine Dachöffnung als Lichtquelle und Rauchabzug, doch findet sich in einem vereinzelten Beispiel (Not. d. scav. 1882 Taf. XIII 14) auch ein F. in der Wand.

Über F. in etruskischen Häusern geben die ihnen nachgebildeten Grabbauten einigen Aufschluß. Mehrfach finden sich kleine F. neben der Tür, die aus dem vorderen Grabraum in einen weiter rückwärts liegenden führt, Canina Etruria marit. Taf. LXV 7. LXXI 3. Dennis Etruria I2 208. 238. Besonders deutlich ist diese Anordnung in einem apulischen Grabe bei Canosa. Mon. d. Inst. I 43; es sind hier nur Schein-F., in Grün, Rot und Gelb gemalt und, wie es scheint, so gedacht, daß die Öffnung von einem Holzrahmen eingefaßt, durch einen Holzständer geteilt und von innen durch Klappen geschlossen ist. Augenscheinlich sind solche Wände kleinen Hausfassaden nachgebildet.

In den ältesten pompeianischen Häusern (Kalksteinatrien) und auch in denen der folgenden hellenistischen (,Tuff‘-)Periode – beide durchweg ohne Obergeschoß – erhielten die vor und neben [2182] dem Atrium liegenden Zimmer ihr Licht hauptsächlich durch die Tür, außerdem aber, wenn sie an die Straße oder sonst an einen offenen Raum stoßen, durch kleine, hochgelegene F., mit Vorliebe Schlitz-F., etwa 0,50 m hoch und 0,06 m breit, nach innen sich erweiternd, oft zwei neben einander (Abbildungen Overbeck-Mau Pompeji4 299. Mau Pompeji in Leben und Kunst 245), aber auch etwas größere, annähernd quadratische F. Dagegen haben schon in den Kalksteinhäusern die auf der Rückseite des Atriums liegenden Speisezimmer größere F. auf den dem Garten vorliegenden Porticus, so niedrig, daß man auch sitzend oder auf dem Lectus liegend hinaussehen konnte.

Es wird mit Wahrscheinlichkeit vermutet, daß in dem durch diese Häuser vertretenen altitalischen Atriumhause die Alae (s. d.) ursprünglich, als das Haus isoliert stand und noch ohne Impluvium war, den Zweck hatten, dem Atrium Licht zuzuführen, und sich daher in ihrer Rückwand ein F. befand. Vielleicht in Erinnerung hieran findet sich vereinzelt, noch offen oder später zugemauert, ein solches F. in Häusern, deren Alae an einen Garten stoßen; s. Mau Pompeji in Leben u. Kunst 242. 292. Michaelis Röm. Mitt. XIV 1899, 210ff.

Die Garten-F. der Speisezimmer finden sich in Pompeii in größerem Maßstabe in der hellenistischen Zeit (Tuffperiode) um das jetzt dem alt-italischen Hause angefügte Peristyl; hier kommen F. von 7 m Breite vor (Casa del Fauno). Vitruv VI 5. 10 nennt als solche Speisezimmer die Oeci Cyziceni, die auf jeder Seite des Eingangs ein solches großes F. hatten; hiervon ist in Pompeii kein Beispiel.

Die pompeiamschen Häuser der römischen Zeit (seit 80 v. Chr.) hatten nicht selten den den älteren Perioden fehlenden Oberstock. In einem Falle, wo er ausnahmsweise erhalten ist (Casa del balcone pensile, Overbeck-Mau Pompeji4 267), hat er ziemlich große (1,25 × 0,80) F. auf die Straße, die, in einer Reihe liegend, an moderne F.-Fassaden erinnern. Ähnlich Bull. d. Inst. 1878. 200. 1882, 84. Auch die Straßen-F. des Erdgeschosses wurden in der letzten Zeit Pompeiis etwas größer gemacht; so wurden z. B. die zwei kleinen F. in dem Zimmer Mau Pomp. in Leben u. Kunst 245 damals in ein größeres verwandelt. F. im Oberstock, so groß, daß man Blumentöpfe in ihnen aufstellte, erwähnen Martial. XI 18, 2. Plin. n. h. XIX 59; auf größere F., zum Hinausblicken, deuten auch Stellen wie Liv. I 41, 4. Dionys. IV 5. Propert. IV 7, 15–18 (Hinaussteigen an einem Strick). Martial. X 6, 4. XI 61. 3. Iuven. VI 31; vgl. auch Ovid. met. XIV 752. Dig. XIX 2, 25. 2: lumina cenaculi, wo vorausgesetzt ist, daß die F. hauptsächlich im Oberstock (cenaculum) sind. Pompeianische Hausfassaden mit Fenstern Mau Pompeji in Leben u. Kunst 229 (Kalksteinatrium). 299 (Haus des Epidius Rufus, Tuffperiode). 310 (Haus der Vettier, in römischer Zeit umgebaut und mit Oberstock versehen).

Natürlich waren F. nicht nur in Wohnhäusern, sondern auch sonst in Gebäuden der verschiedensten Art. So in den Bädern. Wir wissen aus Seneca ep. 86, 8, daß die F. der Baderäume in [2183] älterer Zeit – noch zur Zeit des älteren Scipio (starb 183 v. Chr.) – klein waren (rimae magis quam fenestrae) und ungenügendes Licht gaben, daß man aber zu seiner eigenen Zeit große F. und helles Licht verlangte. Dies wird bestätigt durch die Badeanstalten in Pompeii, von denen die älteren (Stabianer Thermen, Bad beim Forum) wenige, kleine (zwar nicht so klein, wie sie Seneca beschreibt) und hochgelegene F. hatten, keines zum Hinausblicken, dagegen die zur Zeit der Verschüttung noch unfertigen sog. Zentralthermen in Apodyterium, Tepidarium und Caldarium je drei große F. auf die Palaestra, das Caldarium außerdem noch fünf etwas kleinere F. auf einen kleinen Garten, alle so dicht am Boden, daß man hinausblicken konnte, Mau Pomp. in Leben u. Kunst 177. 190–194. In den großen römischen Thermenanlagen waren große F., namentlich in den oberen, aber auch in den unteren Teilen der Wände, Blouet Thermes de Caracalla Taf. VII–XI. Paulin Thermes de Dioclétien Taf. XIII–XVII. XXII–XXIII. Durm Baukunst der Etr. u. Römer2 708–712.

Eine wichtige Rolle spielen die F. in den Basiliken. Es scheint, daß es in älterer Zeit (Vitruv. Pompeii) üblich war, das Licht durch eine offene Säulenstellung in der Überhöhung des Mittelraumes oder im oberen Teil der Umfassungsmauer (Pompeii) eintreten zu lassen (von Vitruv VI 3, 9, wo von dem basilikal gestalteten ägyptischen Oecus die Rede ist, als fenestrae bezeichnet). Doch sind in der Basilika von Pompeii außerdem mit großer Wahrscheinlichkeit wirkliche F. angenommen worden; sicher waren sie dort im Oberstock des Tribunals, Mau Pompeii in Leben u. Kunst 67–69; Röm. Mitt. III 1888, 29. 31f. 34ff. In späterer Zeit hatte die Constantinsbasilika große gewölbte F.-Öffnungen in dem überhöhten mittleren Teil. Durm Bank. d. Etr. u. Römer2 316. 621. Daß in späterer Zeit eigentliche F. in dem überhöhten Mittelraum üblich waren, darf angenommen werden auf Grund eines Rückschlusses aus den christlichen Basiliken.

In Theatern und Amphitheatern, soweit sie nicht an Hügel angelehnt oder in die Erde eingegraben waren, erhielten die der Zirkulation dienenden Gänge ihr Licht vorwiegend durch offene Bogenstellungen; doch kommen hier auch eigentliche F. vor: Colosseum, Amphitheater in Pola, Theater in Aosta u. a., Durm a. O. 666ff. F. waren auch in Crypten und Cryptoportiken (s. d.). Ein bekanntes Beispiel ist die Crypta im Gebäude der Eumachia in Pompeii, die ihr Licht durch große F. aus dem ihr parallelen Porticus erhält.

Tempel haben in der Regel keine F.; doch ist diese Regel nicht ohne Ausnahme. F. hat das Erechtheion auf der Rückseite (Stuart und Revett Ant. of Athens II chap. II pl. 2); ferner zwei Rundtempel: der sog. Sibyllentempel in Tivoli und der auf dem Forum Boarium in Rom, Isabelle Edif. circul. Taf. 7. 7bis. 19–21. Über Deckenöffnungen s. Hypaethraltempel.

Der Verschluß der F. wurde auf sehr verschiedene Weise bewirkt. Kleine F., so namentlich die schießschartenartig nach Innen erweiterten Schlitz-F. waren ohne Verschluß; ihre Form ist darauf berechnet, möglichst viel Licht bei [2184] möglichst geringem Luftzutritt einzulassen; in Pompeii hat man sie ausnahmsweise später durch eine festgemauerte Glasscheibe geschlossen. Overbeck-Mau Pompeii4 298. Größere F. waren durch Holzklappen verschließbar; so die Vasenbilder Arch. Ztg. 1848 Taf. 15. Élite céramogr. IV 66. Bull. Nap. N. S. V Taf. 9. Dies sind die lumina fenestrarum valvata Vitruv. VI 3, 10, bifores fenestrae Ovid. Pont. III 3, 5; vgl. Ovid. am. I 5, 3; de arte am. III 807. Hor. od. I 25, 1 (iunctas fenestras'). Sen. cons. ad Marc. 22, 6. Plin. ep. IX 36, 1. Iuven. IX 104. Apul. met. II 23. In Pompeii sind von den F.-Flügeln meistens keine Spuren geblieben, weil der Rahmen von Holz war; deutlich sind sie auf den Marmorschwellen der großen F. der Crypta im Gebäude der Eumachia, Overbeck-Mau Pompeii4 134.

Kleinere F. waren häufig durch Eisengitter geschützt; Reste derselben sind in Pompeii nicht selten. Dies sind die fenestrae clatratae Plaut. mil. 379. Denselben Ausdruck (ut ... clatris muniantur) braucht Columella VIII 3, 4 von dem Verschluß der F. des Hühnerstalles; nach der Parallelstelle Varro de r. r. III 9, 6 soll dieser aus Weidengeflecht bestehen, so dicht, daß es zwar Licht einläßt, aber Raubtiere abwehrt. Etwas Ähnliches sind wohl auch die fenestrae reticulatae Varro de r. r. III 7, 3.

Durch mehrfache Funde bezeugt ist der Gebrauch, die F. durch durchlöcherte Platten verschiedenen Materials zu schließen, die den Zutritt von Licht und Luft nicht ausschlossen, aber verminderten. Das bekannteste Beispiel ist die durchlöcherte Tonplatte eines inneren F. in einem pompeianischen Hause (casa del Laberinto), Overbeck-Mau Pompeji4 344. Eine ganz ähnliche Platte aus Priene bei Wiegand und Schrader Priene 304. Beispiele solcher durchbrochenen Platten ebd. und bei Durm Bauk. d. Etr. u. Römer2 349. Vermutlich waren mit solchen Platten die F. des Erechtheion geschlossen; die F.-Bank hat einen Falz zur Einsetzung derselben, Durm Bauk. d. Griechen2 241. Es ist wahrscheinlich, daß der jetzt in Süditalien für ärmliche Wohnungen vielfach übliche F.-Verschluß durch ein starkes Gitter aus sich kreuzenden Hölzern schon dem Altertum bekannt war, doch fehlt es an einem Zeugnis.

F.-Verschluß durch Marienglas (διαφανές, lapis specularis ,Spiegelstein‘) ist nach Seneca ep. 90, 25 nicht lange vor seiner Zeit (nostra demum memoria) aufgekommen. S. über dies Mineral Plin. n. h. XXXV 160ff.; nach ihm galt das spanische für das beste. Seine Benützung zu F.-Scheiben ist mehrfach bezeugt. Philo leg. ad Gaium 45. Alex. Aphrod. ad Arist. de an. II 154 r 9. Lactant. de opif. dei 8, 11. Auch ist die Benennung der F.-Scheiben als specularia hierfür beweisend. Doch wird man nicht alle Stellen, in denen dies Wort vorkommt, als Zeugnisse für den Gebrauch des Marienglases in Anspruch nehmen dürfen, Seneca a. O.; de provid. 4, 9; n. q. IV 13, 7. Plin. ep. II 17, 4. 21. Paul. sent. III 6, 56. Dig. XXXIII 7, 12, 16. 25. Plin. n. h. XIX 64 (wo von Treibhäusern die Rede ist, wie auch Colum. XI 3, 52. Martial. VIII 14, 3). Iuven. 4, 21 (Sänfte). Pallad. I 20 (Ölkeller). Vielmehr scheint es, daß dies Wort die allgemeinere [2185] Bedeutung F.-Scheiben, ohne Rücksicht auf das Material, angenommen hatte. Der wichtigste Fund von F.-Scheiben aus Marienglas ist der in der Villa des Voconius Pollio bei Marino, Bull. com. XII 1884, 159: man fand hier sehr zahlreiche Reste solcher Scheiben; sie waren befestigt durch ebenfalls gefundene gebogene Metallstreifen, die so auf den Holzrahmen aufgenagelt waren, daß sie auf die Scheiben Übergriffen. In Pompeii wird kein Marienglas gefunden.

Den Gebrauch von Glasscheiben bezeugen Alexander Aphrod. und Lactanz a. O., Symphosius aen. 68 bei Baehrens PLM IV 378 und Funde in Pompeii. Im Tepidarium des kleinen Bades der sog. Villa des Diomedes fand man das F. geschlossen durch vier in einen beweglichen Holzrahmen gefaßte Scheiben von je 0,27 im Quadrat. Overbeck-Mau Pompeii4 373. Das F. war außerdem von außen durch einen Holzladen geschlossen, Fiorelli Pomp. ant. hist. I 268. Das F. im Apodyterium der Thermen beim Forum hatte vier 0,013 m dicke Glasscheiben in einem bronzenen Rahmen, das Ganze 1,72 × 1,19 groß, oben und unten durch je einen Zapfen so befestigt, daß durch Drehen das F. geöffnet und geschlossen werden konnte. Die Scheiben waren in einen Falz gelegt und durch drehbare Knöpfe festgehalten, Fiorelli Pomp. ant. hist. III 114f. Mazois Ruines de Pompéi III 77 Taf. L. Durm Bank. d. Etr. u. Röm.2 348. In einem Peristyl (Reg. VI ins. occid. 25) glaubte Mazois (a. O. II 59) die Spuren eines Glasverschlusses zwischen den Säulen zu erkennen; doch sind die Spuren nicht sicher genug: es sind viereckige Vertiefungen in den Marmorplatten auf dem die Säulen verbindenden Podium, in denen nach seiner Meinung die Seitenrahmen dieser F. gestanden haben sollen. Daß aber solcher Verschluß der Portiken üblich war, bezeugt Plin. ep. II 17, 4.

Die architektonische Gestaltung der F. kann entweder so sein, daß ein Rahmen rings herumgeht (Rundtempel in Tivoli innen) oder unten eine Schwelle liegt, über der sich das F. wie eine Tür erhebt (Tivoli außen, Erechtheum). Zu oberst pflegt über dem Rahmen noch eine Schutzplatte zu liegen, zuweilen (altes Gebäude in Palestrina, sog. Tempel des Deus Rediculus bei Rom. Abb. bei Daremberg-Saglio Dict. d. ant. II 1037 Fig. 2938. 2939) aber nicht immer (Tivoli) von zwei Konsolen gestützt. Am Colosseum ist der Rahmen ein einfacher vertiefter Streif; an dem kleinen Tempel am Forum Boarium in Rom ist der eingesetzte Marmorrahmen verschwunden, so daß die F. jetzt nur als eine Unterbrechung der Quaderdekoration der Wand erscheinen. In Privathäusern findet sich eine architektonische Einrahmung nach außen nie, nach innen ausnahmsweise, Overbeck-Mau Pompeji4 299.

Becker-Göll Charikles II 149; Gallus II 312ff. Marquardt-Mau Privatl. d. Römer 247, 6. 757. Chipiez bei Daremberg-Saglio Dict. d. ant. II 1032ff.

[Mau. ]