Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft
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Erigeron, dt. Berufkraut
Band VI,1 (1907) S. 449450
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Ἠριγέρων, von Theophrastos hist. plant. VII 7, 1. VII 10, 2 und caus. plant. I 22, 4 geschildert als λάχανον κιχοριῶδες διὰ τὴν ὁμοιότητα τῶν φύλλων, blüht lange und zwar nach ἀπάπη, κρόκος und ἀνεμώνη mit den übrigen Winterpflanzen, hierauf folgt die Frühlings- und Herbstflora. Es ist einjährig und sproßt und blüht nebeneinander längere Zeit. Daraus läßt sich nicht viel mehr abnehmen, als daß es eben eine langblühende Composite sein müsse. Selbst mit dem . des Dioskorides braucht es deshalb noch nicht identisch zu sein. Bei letzterem (mat. med. IV 95) ist der Stengel ellenhoch, rötlich angelaufen, die Blätter stehen gedrängt und sind fiederteilig wie die des εὔζωμον (Eruca sativa Lam.), aber viel kleiner. Die gelblichen Blüten (Körbchen) öffnen sich rasch und verblühen zu dem sogenannten Pappus — ὄθεν καὶ ἠριγέρων ὠνομάσθη διὰ τό ἔαρος τὰ ἄνθη τριχοειδῶς πολιοῦσθαι. Sprengel, Fraas u. a. erklären die Pflanze für Senecio vulgaris L., der im ganzen Gebiete gemein ist und in Attika von Mitte Januar bis Mitte Mai blüht. Heldreich Calendar. flor. Atticae in A. Mommsens Griech. Jahreszeiten V 501). Diese Bestimmung dürfte richtig sein, obwohl die genannten Merkmale auch noch auf einige andere Compositen passen. Als lateinische Synonyma geben die Wiener Hs. ἑρβουλου und σενεκιων (Archiv f. lat. Lex. X 110. XI 110. 112; Herm. XXXIII 396. 414). Letzteren Namen hat auch Plinius (n. h. XXV 167: erigeron a nostris vocatur senecio), der daselbst aus anderen Quellen — Citat aus Kallimachos — allerlei von Dioskorides Abweichendes zu berichten weiß (nec deinde Graecis de ea constat .... nos eam Romanis experimentis per usus digeremus). Er nennt die Pflanze auch noch XXII 133. XXVI 81. 101. 130. 145. 163; weitere Erwähnung tut ihrer Ps.-Apul. de herb. 75. Galen. XI 884, und daraus Aetius Amidenus, Paulus Aegineta, Oribasius und andere Ärzte, z. B. Cael. Aurel. de morb. chron. V 2, 44 (ex herba erigeronte). Isid. orig. XVII 9, 53. Angelo Mai Dynamid. I 57. II 125; kaum richtig ist ebd. I 56: Gladiolum alii linguam cervinam, alii senecionem vocant. Ps.-Oribas. I 62 (Geranthea = ⟨eri⟩gerontea. Ps.-Apuleius Cod. Cas.). Macer Floridus LI 1: Erigeron Graeci, nos Senecion vocitamus u. s. w. Oribas. lat. VI 477: hirigerontos qui et senicion latine dicitur. Diosc. lat. IV QB’ De ⟨e⟩rigeron. Irigeron ... Daher auch bei Simon Ianuensis: Irrigeron. Dagegen ist in dem Capitel Senacion quem alii crescionem dicunt u. s. w. mit der Randnote al. senecion. Avicenna pupilla oculi et scinnum. senatones aggregator (= Serapion) nasturcium aquaticum, wie auch die folgende Beschreibung ergibt, das Lemma aus Sion verdorben (Diosc. lat. II. PAI’). Simon Ianuensis hat es hieraus richtig unter Sion (in vero Dyas.), falsch aus der alphabetischen Bearbeitung unter Senecion. Derselbe hat auch die Gleichstellung: Senecion vocatur cardus benedictus, und aus dem alphabetischen lateinischen Dioskurides das merkwürdige aus Galen. ad Patern. stammende: Sedum herba est quam aliqui senecion vocant, quae in petra nascitur et super tecta u. s. w. (mit guter Beschreibung eines Sedums, vielleicht aus aizoon = ἀείζωον verdorben). Doch hat auch Marcellus Empir. [450] XXXVI 6 eine herba Senecio quae in tegulis nascitur. Einige weitere Formen s. Thes. gloss. emend. s. senecion. Über die medizinische Verwendung des . vgl. Dioskor. a. a. O., Plinius und die genannten Ärzte; Dragendorff Heilpflanzen 681 sagt von Senecio vulgaris: ‚Der Saft wird gegen Würmer, Kolik, Menstruationsbeschwerden, hysterische Krämpfe, Epilepsie, das Kraut äußerlich als Emolliens, bei Hämorrhoiden, Verhärtungen der Mamma, Gicht, Karbunkeln u. s. w. verwendet‘.