Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft
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Pflanzenart
Band I,2 (1894) S. 2393 (IA)–2394 (IA)
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Anthyllis, eine botanische Bezeichnung. Dioskorides (III 143) unterscheidet zwei Arten, eine linsenartige und eine stark riechende, ebenso Galen (XI 833); die erste hält Sprengel (ebenso Fraas Synops. pl. fl. cl. 171) wohl mit Recht für Cressa Cretica L., die kretische Kresse (Billerbeck Fl. cl. 198 zieht minder glücklich die Coronilla varia L. hierher, die Giftwicke oder buntblumige Kronwicke), die andere, von der Dioskorides hervorhebt, dass sie χαμαιπίτυι ἔοικε (vgl. Diosc. III 165. Fraas 172. Murr Die Pflanzenw. i. d. gr. Myth. 233), für Ajuga Iva Schreb., den schmalblättrigen Günsel oder Bisam-Günsel (vgl. Leunis Synops. II. Teil³ II § 655, 38), während Fraas (a. O. 114) an Frankenia hirsuta L. und Koch (Bäume und Sträucher 219) an Mutterkraut oder Kamille denkt. Bei Theophrast kommt A. nicht vor. Plinius nennt sowohl eine anthyllis (XXVI 84. 160) als ein anthyllion (XXI 175. XXVI 84); letzteres wird meist als kretische Kresse gedeutet, attisch jetzt ἁλμυρίδρα, nicht häufig in der Nähe des Meeres, sondern mehr auf trockenem, sandigem oder steinigem Boden, ersteres als Bisam-Günsel oder aber als A. cretica W. Die Väter [2394] der Botanik haben sich das Wort A. beim Geschäfte der Namengebung nicht entgehen lassen, sondern mehrfach angewandt: so nannte Linné die Wollblume oder den Wundklee, von dem es mehrere Arten giebt, A.; eine A. Hermaniae erwähnt v. Heldreich Pflanzen der att. Ebene 534. Koch a. a. O. 220; ferner ist A. cretica Lam. gleichbedeutend mit Ebenus cretica L., Ebenholzstrauch, vgl. Lenz Bot. d. a. Gr. u. R. 716; über A. barba Iovis L. vgl. Lenz a. a. O. 717. Murr a. a. O. 269. Doch ist es mehr als fraglich, ob und inwieweit die antiken Begriffe hier mit den durch die neueren Verwendungen des Wortes bezeichneten Pflanzen zusammenfallen.

[Wagler. ]