« Erster Theil Wilhelm Löhe
Raphael
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Reiselieder »
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II.
Eine Reisewoche




Betrachtungen


und


Gebete


für den


Morgen und Abend.


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Ein Tag, der sagts dem andern,
Mein Leben sei ein Wandern
Zur grossen Ewigkeit.
O Ewigkeit, du schöne,
Mein Herz an dich gewöhne!
Mein Heim ist nicht in dieser Zeit.


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Gedanken und Gebete für Reisende.




A.
Für den Morgen.


1.
Sonntag.




Betrachtung.
Du reisest. Da nimm denn auf deiner Reise einen Gedanken hin, aus welchem viele andere Gedanken quillen, wie Waßer aus dem Brunnen. Dieser Gedanke ist in den folgenden Worten eingeschloßen: „Die ganze Menschengeschichte ist eine Reise.“ Wie eine jede Reise eine Bewegung ist, welche von einem Orte der Ruhe ausgeht, und wieder zu einem Orte der Ruhe eingeht; so ist die große Bewegung der Menschheit, von einem Orte der Ruhe, dem Paradiese, ausgegangen, und es wird der Bewegung und des Reisens kein Ende werden, bis der auserwählte| Strom der Menschheit in jenes Paradies wird eingegangen sein, welches ewig nicht mehr verlieren, die es haben werden. Es ist also noch eine Ruhe vorhanden für die bewegten Völker und für alle die einzelnen Menschen, die von der Bewegung mit fortgerißen werden, und weil noch eine Ruhe vorhanden ist, so ist noch ein Trost vorhanden für alle, die das Wogen und Treiben der Menge fühlen. Das Ziel und der Blick auf dasselbe, und die freudenvolle Hoffnung, dahin zu gelangen, sind Erquickung für die mühevolle Reise aller Menschen. Wenn unsere große Aussicht ungewiß wäre, ein bloßer Menschengedanke; so würde sie freilich weder Trost noch Freude geben können; aber sie ist gewiß, und ist göttlich verbürgt, und daher auch immer, überall und von allen ergriffen und festgehalten worden. Was wäre der Glockenton, der sonntägliche, feierliche, was wären die Versammlungen, zu denen er ruft, und die heute in allen Landen gehalten werden, was die Psalmen und Hymnen und Oden, die Gebete und Reden ohne die gewisse Aussicht auf das Ziel der großen Bewegung, welche die ganze Menschheit erfreut? So sei dir denn, o liebe Seele, der große Gedanke von der| Reise der Menschheit zu ihrem Ziele, ein Labsal auf deinem Wege, auch auf dem kleinen Stückchen Reise, welches dir heute beschieden ist. Hebe deine Augen auf und siehe auf dein Ziel, und hebe dein Herz auf zu Gott, dem großen Führer und Regierer der Seinen. Beuge deine Kniee im Geiste vor Demjenigen, der mit dir geht, und vor dem du wandelst, und bete zu ihm mit allen Heiligen, die heute Sonntag halten.




Gebete.
Siehe, der Hüter Israels schläft noch schlummert nicht.
Der Herr behüte mich vor allem Uebel.
Er behüte meine Seele.
Der Herr behüte meinen Eingang und Ausgang von nun an bis in Ewigkeit.
Der Herr segne und behüte mich.
Der Herr erleuchte sein Angesicht über mich und sei mir gnädig.
Der Herr erhebe sein Angesicht auf mich und gebe mir seinen göttlichen Frieden. Amen.
 V. U.
 Ich glaube an Gott Vater, allmächtigen Schöpfer etc.


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Ps. 121
sammt dem Gloria Patri.
1. Ein Lied im höhern Chor.
1. Ich hebe meine Augen auf zu den Bergen,
 Von welchen mir Hilfe kommt.
2. Meine Hilfe kommt vom HErrn,
 Der Himmel und Erde gemacht hat.
3. Er wird deinen Fuß nicht gleiten laßen,
 Und der dich behütet, schläft nicht.
4. Siehe, der Hüter Israel
 Schläft noch schlummert nicht.
5. Der HErr behütet dich,
 Der HErr ist dein Schatten über deiner rechten Hand,
6. Daß dich des Tages die Sonne nicht steche,
 Noch der Mond des Nachts.
7. Der HErr behüte dich vor allem Uebel;
 Er behüte deine Seele.
8. Der HErr behüte deinen Ausgang und Eingang,
 Von nun an bis in Ewigkeit.
Ehre sei dem Vater und dem Sohne und dem heiligen Geiste,|
Wie es war von Anfang und jetzt und immerdar sein wird in die ewigen Ewigkeiten.
 Halleluja.




 O du hochgelobte Dreieinigkeit, in deine Barmherzigkeit befehle ich dir heute, diesen Sonntag, meine Seele, meinen Leib, mein Gehen, Wandeln und all mein Thun und Vornehmen, und bitte, du wollest mir Herz und Mund also öffnen, daß ich deinen Namen, der allein heilig ist unter allen Namen, möge loben und preißen. Und weil du mich geschaffen hast zum Lob deines heiligen Namens, so laß mich mein Leben dir zu Ehren zubringen und dir dienen in deiner Liebe und Furcht. Amen.




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2.
Montag.




Betrachtung.
Die Geschichte der Menschheit ist eine Reise, das ist ein erquickender Gedanke, wenn er gefaßt wird wie wir es gestern thaten; aber, wer die Geschichte kennt und recht bedenkt, für den liegt auch eine kräftige Warnung in dem Gedanken. Die erste Reise von der wir wißen ist die Reise der ersten Eltern aus dem Paradies ins Land Eden. Die zweite Reise ist die Reise Cains ins Land Nod. Immer eine jede von beiden führte die Menschheit mehr als die andere von Gottes Angesicht weg[.] Das Angesicht Gottes ist der Ausgangspunkt. Der Endpunkt aber der ganzen ersten Welt in ihrer Bewegung vorwärts ist das Wellengrab der Sintfluth, für die Seelen aber das Gefängnis, zu welchem Christus vor seiner Auferstehung nieder fuhr. Dies war nicht das Ziel, das die Welt begehrte, aber das Ende der Bewegung, das sie fand. Nach der Sintfluth ward es nicht anders. Als sich die Menschen wieder| mehrten, reisten sie ins Land Sinear, wo sie einen Thurm ungöttlicher Vereinigung bauen wollten, dafür aber innerlich geschieden, und äußerlich zertheilt und zertrennt wurden, so daß seitdem des Reisens kein Ende ist, eine Völkerwanderung und Auswanderung der anderen folgt, und die Menschheit immer mehr in die Bewegung und in das Reisen geräth. Und was ist das Ziel der Reisen? Was treibt die Menschheit über die Erde hin wie Vogelschwärme? Sie suchen ein Glück, das sie nie hatten. Es reißt sie ein unbestimmter Zug und Trieb vorwärts, der ihnen weißagt und verheißt, was sie am Ende doch nicht faßen und genießen können. Wie ein Strom ergießt sich ein Geschlecht nach dem anderen ins Leben; aber sie finden und fühlen Den nicht, den sie finden und fühlen könnten, sondern sie fliehen vor Ihm. Darum verschlingt die Erde, das große Grab, ein Geschlecht um das andere spurlos, und von einem nach dem anderen fahren die Seelen in den traurigen Ort der Thoren, die des rechten Weges verfehlen. So laß dich also die große Reise der Menschheit warnen, o Wanderer, und weil du mit diesem Montag auf deiner diesmaligen Reise wiederum ein Stück vorwärts rückst;| so danke dem Herrn, daß er dich nicht hat dahin fahren laßen mit dem Strome derer, die verloren gehen, und bitte ihn, daß er dich herausnehme aus dem Strome, und dich ein Tröpflein werden laße des stillen Baches, der durch die Zeit zur seligen Ewigkeit fließt. Laß dich warnen, laß dich sondern von dem breiten Wege, reise mit den Pilgern Gottes zur ewigen Stadt.




Geh deinen Weg
Auf rechtem Steg.
Fahr fort und leid.
Trag keinen Neid.
Bet, hoff auf Gott
In aller Noth.
Sei still und trau.
Hab Acht und schau:
Groß Wunder wirst du schauen.




Gebete.
 Gott sei uns gnädig und barmherzig und gebe uns seinen göttlichen Segen. Er laße uns sein Antlitz leuchten, daß wir auf Erden erkennen seine Wege. Es segne uns Gott, unser| Gott. Es segne uns Gott und gebe uns seinen Frieden. Amen.

 O du frommer, getreuer Gott und himmlischer Vater, ich lobe, ehre und preiße dich von Grund meines Herzens, daß du mich diese vergangene Nacht hast sicher ruhen und schlafen laßen, und durch deine väterliche Liebe mich frisch und gesund wieder erweckt hast. Ich bitte Dich von Herzen, du wollest mich und alle frommen Christen heute diesen Tag und allezeit vor allem Uebel und Gefahr Leibes und der Seele gnädig behüten, damit ich alle Tage in deinem Willen erfunden werden möge. Denn ich befehle mich, mein Leib, Seel, Herz, Sinn, Muth und Gedanken, all mein Dichten und Trachten, mein Gehen und Stehen, mein Sitzen und Liegen, meinen Eingang und Ausgang, mein Leben und Sterben und alles, was ich bin und vermag, in deinen göttlichen Schutz und Schirm. Dein heiliger Engel sei und bleibe bei mir, daß mir kein Unglück an Seel und Leib widerfahren möge. Solches verleihe mir um Jesu Christi, deines Sohnes willen. Amen.




|  Heiliger, barmherziger, allein weiser Gott und Vater, der Du alles nach Deiner göttlichen Weisheit ordnest und regierst, und einem jeden Deiner Knechte sein Pfund vertraust; ich bitte Dich, verleihe mir, daß ich die Werke meines Berufes und alle meine Sachen nach Deinem göttlichen Worte einrichte und in denselben vor allen Dingen Deines Namens Ehre, die Mehrung Deines Reiches und Erfüllung Deines heiligen Willens suche. Gib mir den Geist des Rathes, der Weisheit und des Verstandes, daß ich in meinen Anschlägen nicht irre. Denn welcher Mensch weiß Gottes Rath, und wer kann denken, was Gott will? Der sterblichen Menschen Gedanken sind ja mißlich, und unsere Anschläge sind gefährlich. Darum laß den Engel des großen Rathes meinen Lehrmeister und Rathgeber sein und sende mir Deinen heiligen Geist aus deiner Höhe, auf daß mein Thun auf Erden richtig werde. Erleuchte meinen Verstand mit Deinem göttlichen Lichte, denn Du erleuchtest meine Leuchte und verleihest mir, daß mein Auge einfältig sei; Du machst meine Finsternis Licht. Sende Deine Weisheit, daß sie bei mir sei und mit mir arbeite. Sende Deinen Engel vor mir| her, der zu allen meinen Geschäften den Weg bereite und alle Hindernisse des leidigen Satans aus dem Wege räume, wie Du diese Gnade erzeigt hast allen Deinen treuen Dienern von Anfang her. Mache mich auch selbst tüchtig zum Werke, das ich verrichten soll. Gib mir heiligen Muth, guten Rath und rechte Werke. Laß mich Dein Werkzeug sein und ein Gefäß Deiner Gnaden, daß ich die Gabe, welche Du mir vertraut hast, demüthig und recht möge brauchen zu Deiner Ehre und zu Nutz meines Nächsten. Du hast alles in Händen. Dein ist Anfang, Mittel und Ende. Darum schaffe Du selbst, was ich vor und hernach thun soll, und halte Deine allmächtige Gnadenhand über mir. Laß mir alles glücklich von Statten gehen, wie dem Joseph und Daniel. Verleihe mir auch Gesundheit und nothwendige Kräfte des Leibes und der Seele, und laß Dir meinen Verstand, Gedächtnis, Gesicht, Gehör und alle Glieder bis an mein seliges Ende befohlen sein. Wehre und steure des bösen Feindes List und Betrug, auch aller seiner Knechte Macht und Trutz, damit ihr Hochmuth, ihre Falschheit und Ungerechtigkeit nicht überhand nehme oder mir einigen Schaden zufügen möge. Lehre mich| wachen und beten, daß ich nicht in Anfechtung falle; gib mir ein hörendes Ohr und ein sehendes Auge. Denn Dein, Herr, ist die Ehre, Du Brunnquell alles Guten. Halte selber, o Du Hüter Israel, Wacht und Hut über mich und bewahre meinen Eingang und Ausgang von nun an bis in Ewigkeit, damit es, Dir allein zu Ehren, bei mir allezeit heiße: „was er macht das geräth wohl.“ Das verleihe mir, Gott Vater, durch Jesum Christum, in Kraft des heiligen Geistes. Amen.
V. U.
Ich glaube u. s. w.




Ps. 139
sammt dem Gloria Patri.
01. Ein Psalm Davids, vorzusingen.
01. HErr, Du erforschest mich und kennest mich.
02. Ich sitze oder stehe auf, so weißest du es;
 Du verstehest meine Gedanken von ferne.
03. Ich gehe oder liege, so bist Du um mich,
 Und siehest alle meine Wege.
04. Denn siehe, es ist kein Wort auf meiner Zungen,
 Das Du, HErr, nicht alles wißest.|
05. Du schaffest es, was ich vor oder hernach thue,
 Und hältest Deine Hand über mir.
06. Solchs Erkenntnis ist mir zu wunderlich und zu hoch,
 Ich kanns nicht begreifen.
07. Wo soll ich hingehen vor Deinem Geist?
 Und wo soll ich hinfliehen vor Deinem Angesicht?
08. Führe ich gen Himmel, so bist da;
 Bettete ich mir in die Hölle, siehe, so bist Du auch da.
09. Nähme ich Flügel der Morgenröthe,
 Und bliebe am äußersten Meer,
10. So würde mich doch Deine Hand daselbst führen,
 Und Deine Rechte mich halten.
11. Spräche ich: Finsternis möge mich decken,
 So muß die Nacht auch Licht um mich sein.
12. Denn auch Finsternis nicht finster ist bei dir,
 Und die Nacht leuchtet wie der Tag,
 Finsternis ist wie das Licht.
13. Denn Du hast meine Nieren in Deiner Gewalt;
 Du warest über mir in Mutterleibe.
14. Ich danke Dir darüber, daß ich wunderbarlich gemacht bin;|
 Wunderbarlich sind deine Werke,
 Und das erkennet meine Seele wohl.
15. Es war Dir mein Gebein nicht verhohlen,
 Da ich im Verborgenen gemacht ward,
 Da ich gebildet ward unten in der Erden.
16. Deine Augen sahen mich, da ich noch unbereitet war,
 Und waren alle Tage auf Dein Buch geschrieben,
 Die noch werden sollten, und derselben keiner da war.
17. Aber wie köstlich sind vor mir, Gott, Deine Gedanken?
 Wie ist ihr so eine große Summa?
18. Sollt ich sie zählen, so würde ihrer mehr sein denn des Sands.
 Wenn ich aufwache, bin ich noch bei Dir.
19. Ach Gott, daß Du tödetest die Gottlosen,
 Und die Blutgierigen von mir weichen müßten.
20. Denn sie reden von Dir lästerlich;
 Und Deine Feinde erheben sich ohn Ursach.
21. Ich haße ja, HErr, die Dich haßen,
 Und verdreußt mich auf sie, daß sie sich wider Dich setzen.|
22. Ich haße sie in rechtem Ernst;
 Darum sind sie mir feind.
23. Erforsche mich, Gott, und erfahre mein Herz;
 Prüfe mich, und erfahre, wie ichs meine.
24. Und siehe, ob ich auf bösem Wege bin,
 Und leite mich auf ewigem Wege.
Ehre sei dem Vater und dem Sohne und dem heiligen Geiste,
Wie es war von Anfang und jetzt und immerdar sein wird in die ewigen Ewigkeiten. Halleluja.




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3.
Dienstag.




Betrachtung.
Die Geschichte der Menschheit ist eine Reise; aber auch die Geschichte des Reiches Gottes insonderheit läßt sich als eine Reise faßen, und rückt in allen ihren einzelnen Abtheilungen unter vielen Reisen der Knechte und Kinder Gottes vorwärts. Als der Herr ein heiliges Volk unter der Menge der Völker erwecken wollte, ergieng an den Vater dieses Volkes, Abraham, die Aufforderung, in ein Land zu ziehen, das ihm der Herr zeigen wolle. Als Abraham in dem verheißenen Lande war, zog er in demselben als ein Fremdling umher, und eben so Isaak und Jakob: im Land ihres Erbes wohnten sie in Hütten der Pilgerschaft. Jakob aber reiste mit seinen Söhnen nach Aegypten, und sie wurden ein Volk in Gosen, dem Lande der Fremdlingschaft. Aber Jakob und Joseph wußten, daß ihre Kinder wieder aufbrechen und in das Land der Verheißung ziehen würden. Und zur Zeit Mose und Josua| reiste das große Volk auch wirklich langsam und mühselig zurück und zog in Canaan ein, welches ihnen der Herr ihr Gott auf Wunderwegen gab und vor ihnen her die Heiden austrieb. Als sie aber hernach im Lande wohnten, durften sie doch nicht vergeßen, daß sie ein Volk der Pilgerschaft und der Wallfahrt waren, sintemal alles Israel zu den Festen des Herrn bei seiner Hütte und in seinem Hause wallen mußte, und zwar jährlich zu dreien Malen, dazu auch am Feste der Laubrüst in Hütten wohnen, wie in den Tagen der Wallfahrt. Als ihnen aber die Wallfahrt zu der Stadt nicht mehr gefallen wollte, die gebaut war, daß die Stämme daselbst zusammen kommen sollten, und sie den Ruf der Posaunen verachteten, ließ sie der HErr zur Strafe Reisen machen ins Exil, nach Assyrien und nach Babel, damit sie durch das Leben in der Fremde die Heimath mit ihren Festreisen und heiligen Wallfahrten lieben lernten. Ja, er verstreute die große Mehrzahl des Volkes seitdem in alle Lande, und ist nie wieder das ganze Israel in seine Heimath gekommen, auch da die Juden unter Cyrus wieder Heimreisen durften. Ja, der Herr mehrte auch die Juden nach der Rückkehr zu viel| tausendmal Tausenden, so daß sie nicht Raum hatten, sondern in alle Lande zogen und in jeder Fremde sich ansiedelten. Und als sie an dem Eingeborenen und seinem heiligen Blute schuldig wurden, da zerstreute sie der Herr vollends über den Erdboden, daß sie immerdar flüchtig sein mußten auf Erden und nirgends daheim bis auf den heutigen Tag. Es wird auch Israel ein Volk der Wallfahrt bleiben, bis daß der Heiden Zeit erfüllt wird, und dann auch die Kinder des alten Bundes zu ihrem König versammelt werden und in Hütten des Friedens um Ihn wohnen. Und weil dies Volk, und ihm nach das geistliche Israel, die Kirche Gottes, von Anfang an ist und bis zum Eintritt des Endes bleiben wird ein reisendes Volk, Pilgrime und Fremdlinge hin und her; so wird es auch immer gesegnet und segnet sich immer zu mit dem Wüstensegen, dem Pilgersegen Aarons. Denselbigen Segen eigne dir zu, o Pilgrim, o Glied der pilgernden Gemeinde des Neuen Testamentes, und tröste dich deiner Pilgerschaft durch die Pilgerschaft aller Kinder Gottes.




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Gebete.

 Erhöre, Herr, das Gebet derer, die Dich anrufen nach dem Segen Aarons (4. Mos. 6) über Dein Volk, auf daß alle, die auf Erden wohnen, erkennen, daß Du, Herr, der ewige Gott bist. (Sir. 36.)

 Es danken Dir, Gott, die Völker, es danken Dir alle Völker. Das Land gibt sein Gewächs. Es segne uns Gott, unser Gott; es segne uns Gott, und alle Welt fürchte ihn.

Amen. Amen.




 O Herr Jesu Christe, Du einiger Heiland der Welt, zu Dir erhebe ich mein Herz, Muth, Sinn und danke Dir, daß Du mich durch Deine unerschöpfliche Barmherzigkeit und Liebe in dieser Nacht wider des bösen Feindes List und Gewalt frisch und gesund behütet hast. Herr Jesu Christe, Du bist mein Gut und mein Erbtheil, mein Heil steht in Deinen Händen. Ich weiß auch von keinem Helfer weder im Himmel noch auf Erden, als von Dir allein. Darum bitte ich Dich um Deiner unaussprechlichen Marter und Angst und um Deines allerschmählichsten bittern Todes willen, den Du, lieber Herr Jesu Christe,| für mich armen Sünder aus großer Liebe gelitten hast, Du wollest mir gnädig und barmherzig sein und mich heute diesen Tag und die ganze Zeit meines Lebens segnen, fristen, behüten und bewahren vor allem Uebel, von dieser mühseligen, elenden Zeit an, bis Du mich zur ewigen Freude und Seligkeit gnädiglich abforderst. Alles um Deines allerheiligsten Namens willen. Amen.




 O Herr, allmächtiger Gott, der Du vor Zeiten Dein Volk Israel auf wunderbaren Wegen durch eine wilde Wüste mit Wolken und hellem Feuer geleitet hast, und ihnen des Tages ein Schirm, des Nachts eine Flamme gewesen bist; weil ich in meinem Berufe reisen muß, so bitt ich Dich von Herzen, Du wollest mit mir und vor mir herziehen, mich den rechten Weg führen und zu rechter Zeit gesund wieder heim bringen. Trage mich, o barmherziger, lieber Vater, wie ein Mann seinen Sohn trägt, durch alle Wege, auf denen ich wandeln muß. Decke mich mit Deiner Hand, und errette mich von der Hand der Feinde. Laß mich Deine Engel geleiten, und alles, was ich vorhabe, sich wohl schicken, auf daß ich klüglich handle, meine Sache wohl gelinge,| und ich fröhlich heimkehre. Bewahre meinen Ausgang und Eingang von nun an bis in Ewigkeit. Amen.
V. U. – Ich glaube u. s. w.




Ps. 81
sammt dem Gloria Patri.
01. Auf der Githith vorzusingen, Assaph.
02. Singet fröhlich Gotte, der unsere Stärke ist;
 Jauchzet dem Gott Jakob.
03. Nehmet die Psalmen und gebet her die Pauken,
 Liebliche Harfen mit Psaltern.
04. Blaset im Neumonden die Posaunen,
 In unserm Feste der Laubrüst.
05. Denn solchs ist eine Weise in Israel,
 Und ein Recht des Gottes Jakob.
06. Solchs hat er zum Zeugnis gesetzt unter Joseph,
06. Da sie aus Aegyptenland zogen,
 Und fremde Sprache gehöret hatten;
07. Da ich ihre Schulter von der Last entlediget hatte,
 Und ihre Hände der Töpfen los wurden.
08. Da du mich in der Noth anriefest, half ich dir aus,
 Und erhörete dich, da dich das Wetter überfiel,
 Und versuchte dich am Haderwaßer. Selah.|
09. Höre, mein Volk, ich will unter dir zeugen;
 Israel, du sollt mich hören,
10. Daß unter dir kein anderer Gott sei,
 Und du keinen fremden Gott anbetest.
11. Ich bin der HErr, dein Gott,
11. Der dich aus Aegyptenland geführet hat.
 Thu deinen Mund weit auf, laß mich ihn füllen.
12. Aber mein Volk gehorchet nicht meiner Stimme,
 Und Israel will mein nicht.
13. So hab ich sie gelaßen in ihres Herzens Dünkel,
 Daß sie wandeln nach ihrem Rath.
14. Wollte mein Volk mir gehorsam sein,
 Und Israel auf meinem Wege gehen;
15. So wollt ich ihre Feinde bald dämpfen,
 Und meine Hand über ihre Widerwärtigen wenden.
16. Und die den HErrn haßen, müßten an ihm fehlen,
 Ihre Zeit aber würde ewiglich währen.
17. Und ich würde sie mit dem besten Waizen speisen,
 Und mit Honig aus dem Felsen sättigen.
Ehre sei dem Vater und dem Sohne und dem heiligen Geiste,
Wie es war von Anfang und jetzt und immerdar sein wird in die ewigen Ewigkeiten. Halleluja.




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4.
Mittwoch.




Betrachtung.
Wenn die ganze Geschichte nichts anderes ist, als eine Reise, so wird wohl auch auf ihrer höchsten Höhe das Reisen nicht fehlen, die Bewegung nicht mangeln, nicht stille gestanden sein, als die Vorbereitungszeit vorüber gegangen war, und die Zeit erfüllt wurde, zu welcher hin sich alle Zeiten bewegten. Es ist ein Schluß, den ich dir gesagt habe, der sich aber in der Wirklichkeit erweist. Als die Zeit erfüllet ward, da wurde der Engel Gabriel gesandt zu der Gebenedeiten, ihr die Botschaft zu bringen, die über alle anderen Botschaften geht. Die Gebenedeite aber, was that sie? Sie reiste auf das Gebirge Juda „endelich“; dort gab es die höchste Reisefreude, die vielleicht jemals auf Erden war. Und als Maria wieder zurückgereist war in ihre Stadt, da dauerte es nicht lange, so reiste sie wieder, diesmal unter Leitung des auserwählten Reisegenoßen Joseph. Sie reiste nach Bethlehem zum| Orte der seligsten und heiligsten Geburt. Welch eine Reise war diese! Wieder über eine kleine Weile, siehe, da reiste die Gottesmutter, und mit ihr das Kind Jesus, unter Schutz und Pflege Josephs nach Aegypten. Aus Aegypten wurde sodann der Sohn gerufen, und es gab eine mühselige Heimreise nach Judäa und nach Galiläa. Als der Herr zwölf Jahre alt war, reiste er nach Jerusalem, und wieder zurück nach Nazareth. Nachdem er ein Mann geworden, reiste er an den Jordan, um sich taufen zu laßen, vom Jordan aber in die Wüste, um versucht zu werden; von der Wüste wieder an den Jordan zu seinem Täufer, um dort seine ersten Jünger zu finden; dann zog er mit ihnen nach Cana in Galiläa, und von da an ist sein ganzes Leben nichts als Eine Reise gewesen. „Er ist umher gezogen und hat wohlgethan“, wie St. Petrus sagt. Und so reiste er, bis er seine Todesreise antrat von Galiläa nach Jerusalem, die heiligste, ernsteste, müheseligste, segensreichste, preißwürdigste unter allen Reisen der ganzen Welt. Und nach seiner Auferstehung war der HErr wieder ein Reisender, und ein Genoße der Reisenden. Er reiste nach Emmaus mit den Zweien; er reiste nach Galiläa,| in sein geliebtes Heimathland; er reiste wieder zurück nach Jerusalem, und von da trat der Edle die weite, ferne Reise an, und zog über Land und Erde weg bis über alle Himmel. Wir aber warten auf seine Wiederkehr und freuen uns darauf mit Zittern. So sehen wir also, daß sich alle Werke, wie alle Leiden Jesu durch Reisen vollenden, und die Reisen unseres HErrn sind unsere Seligkeit. Darum verdrießt es uns auch nicht, Ihm gleich zu werden und zu reisen, zumal wir es ja doch beßer haben als Er; denn er reiste in großer Armuth, und hatte nicht, wo er sein Haupt hinlegen konnte, für uns aber ist gesorgt, und wenn es von niemand wäre, doch von Ihm.




Gebete.

 Singet dem HErrn ein neues Lied, singet dem HErrn alle Welt. Singet dem HErrn und lobet seinen Namen. Prediget einen Tag am andern sein Heil. O laßet uns singen dem HErrn, unserm Gott, ein neues Lied.

 Es segne mich heut und allezeit Gott, der Vater, der mich erschaffen hat. Es segne mich| Gott, der Sohn, der mich erlöset hat. Es segne mich Gott, der heilige Geist, der mich geheiligt hat. Amen.




 O allmächtiger, barmherziger Gott und gnädiger Vater im Himmel, daß du mich durch den Schutz der himmlischen Geister, der lieben Engel, diese Nacht also behütet hast, daß ich diesen Tag frisch und gesund erlebt habe, dafür sage ich dir von Herzen Lob, Preiß und ewigen Dank. Ich bitte dich, lieber himmlischer Vater, in dessen Willen ich all mein Thun und Laßen, Anfang und Ende setze, Du wollest dich meiner auch forthin gnädig erbarmen und all mein Tichten und Trachten, Herz, Sinn, Muth und Gedanken, all meine Worte und Werke mit deinem heiligen Geist regieren, daß ich verstehen möge, was gut und böse ist, und daß ich in dieser bösen und verkehrten Welt heut also möge wandeln und leben, daß ich, vor allen Dingen los von Sünden, nach dem ewigen Vaterland, welches mir Christus, mein Heiland, erkauft und erworben hat, ein herzliches Verlangen trage, und dasselbe mit meinem bösen, sündlichen Leben nicht verscherze.| Dazu wollest du mir gnädig helfen mit deiner göttlichen Liebe und Kraft des heiligen Geistes, um Jesu Christi deines lieben Sohnes willen. Amen.




 Wir rühmen und bekennen, ehren und preisen dich, HErr Jesu Christe, du König aller Gnaden und lebendiger Siegesfürst deiner Auserwählten, du bist gekommen, das Reich und alle Gewalt des Teufels in und unter uns zu zerstören und dadurch unsern Leib und unsere Seele, Kräfte und Vernunft zu deiner Erkenntnis, Lob, Ehr und Dienst zu berufen. Laß uns Arme, o du getreuer Erlöser und Heiland, solcher deiner Wohlthaten nimmermehr vergeßen. Erhalt unser Herz, Zunge und Mund, ja das ganze Leben in deines heiligen Willens Dienst und Gehorsam, daß wir deines Wortes Kraft und Tugend mit Worten, Werken und gottseligem Leben ausbreiten und also deine lieben Kinder und Schafe deiner Weide bleiben. Amen.

V. U.
Ich glaube u. s. w.




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Ps. 72
sammt dem Gloria Patri.
01. Des Salomo.
01. Gott, gib Dein Gericht dem Könige,
 Und deine Gerechtigkeit des Königes Sohne,
02. Daß er Dein Volk bringe zur Gerechtigkeit,
 Und deine Elenden rette.
03. Laß die Berge den Frieden bringen unter das Volk,
 Und die Hügel die Gerechtigkeit.
04. Er wird das elende Volk bei Recht erhalten,
01. Und den Armen helfen,
 Und die Lästerer zerschmeißen.
05. Man wird dich fürchten, so lange die Sonne und der Mond währet,
 Von Kind zu Kindeskindern.
06. Er wird herabfahren wie der Regen auf das Fell,
 Wie die Tropfen, die das Land feuchten.
07. Zu seinen Zeiten wird blühen der Gerechte
 Und großer Friede, bis daß der Mond nimmer sei.
08. Er wird herrschen von einem Meer bis ans andere,|
 Und von dem Waßer an bis zu der Welt Ende.
09. Vor ihm werden sich neigen die in der Wüsten,
 Und seine Feinde werden Staub lecken.
10. Die Könige am Meer und in den Inseln werden Geschenke bringen;
 Die Könige aus Reich Arabien und Saba werden Gaben zuführen.
11. Alle Könige werden ihn anbeten,
 Alle Heiden werden ihm dienen.
12. Denn er wird den Armen erretten, der da schreiet,
 Und den Elenden, der keinen Helfer hat.
13. Er wird gnädig sein den Geringen und Armen,
 Und den Seelen der Armen wird er helfen.
14. Er wird ihre Seele aus dem Trug und Frevel erlösen,
 Und ihr Blut wird theuer geachtet werden vor ihm.
15. Er wird leben, und man wird ihm vom Gold aus Reich Arabien geben,|
 Und man wird immerdar vor ihm beten,
 Täglich wird man ihn loben.
16. Auf Erden, oben auf den Bergen, wird das Getraide dick stehen;
16. Seine Frucht wird beben wie Libanon,
 Und wird grünen in den Städten, wie Gras auf Erden.
17. Sein Name wird ewiglich bleiben;
16. So lange die Sonne währet, wird sein Name auf die Nachkommen reichen,
 Und werden durch denselben gesegnet sein:
 Alle Heiden werden ihn preißen.
18. Gelobet sei Gott, der HErr, der Gott Israel,
 Der alleine Wunder thut.
19. Und gelobet sei sein herrlicher Name ewiglich;
 Und alle Lande müssen seiner Ehre voll werden.
 Amen, Amen.
Ehre sei dem Vater und dem Sohne und dem heiligen Geiste,
Wie es war von Anfang und jetzt und immerdar sein wird in die ewigen Ewigkeiten. Halleluja.




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5.
Donnerstag.




Betrachtung.
Das Leben unsers HErrn war eine Reise. Unter Reisen hat Er unser Heil hier und dort vollbracht. Wie aber sein Leben, so das seiner Apostel und seiner Jünger. Schon zur Zeit seines Erdenlebens sandte er seine Apostel und seine siebzig Jünger aus und gab ihnen Anweisungen, wie sie reisen sollten, die wir heute noch Luc. 9 und 10 lesen. Da reisten also die Seinen wenn nicht immer mit ihm, so doch wie Er, und zu gleichem Zwecke. Als er selbst aber weggehen wollte und auf dem Throne seines Vaters niedersitzen; da war seine Weißagung: „Ihr werdet die Kraft des heiligen Geistes empfahen, welcher auf euch kommen wird, und werdet meine Zeugen sein zu Jerusalem und in ganz Judäa und Samaria, und bis ans Ende der Erde.“ (Ag. 1, 8.) Sein Befehl aber war: „Mir ist gegeben alle Gewalt im Himmel und auf Erden.| Darum gehet hin und machet zu Jüngern alle Völker, indem ihr sie taufet im Namen des Vaters und des Sohnes und des heiligen Geistes, und sie halten lehret alles, was Ich euch befohlen habe. Und siehe, Ich bin bei euch bis an der Welt Ende.“ (Mtth. 28, 18–20.) Und sie, was thaten sie? „Sie giengen aus und predigten an allen Orten“ (Mrc. 16, 20.) und brachten es so weit, daß die Feinde in wenig Jahrzehnten (Ag. 11, 16) sagten, sie „erregten den ganzen Weltkreis,“ St. Paulus aber sagen konnte: Es sei „das Evangelium gepredigt unter aller Kreatur, die unter dem Himmel ist“ (Col. 1, 23.), es sei „ausgegangen in alle Lande ihr Schall und in alle Welt ihre Worte.“ (Röm. 10, 18. Ps. 19, 5.) So war also das ganze Leben der Apostel ein Reisen, wie schon ihr Name deutet, – und die Geschichte der Apostel ist eine Reisebeschreibung und führt uns in die größten und gesegnetsten Erlebnisse derjenigen Reisenden ein, welche zweifelsohne nach unserm HErrn JEsu selbst die größten Reisenden aller Zeiten genannt werden dürfen. Welche Vorbilder haben wir also für unsere kleinen und unbedeutenden Reisen! Wenn einer auf Reisen die Geschichte JEsu und seiner Apostel lesen| wollte, nur um zu lernen, wie man richtig wandeln und reisen müsse, was würde der lernen! Was für eine Anweisung für Pilgrime und Reisende, was für eine Reisepostille sollte man dem neuen Testamente entnehmen können! Versuch doch, für dich zu schöpfen, mein Pilgrim, und lies zum Behufe seligen und heiligen Reisens auf deiner Reise dein neues Testament. Aber nicht das allein, sondern mehr als das. An den Reisen der heiligen Apostel entzünde sich dein Dank. Auf Reisen haben sie den Frieden der Gemeinden gegründet und den Menschen ihr ewiges, unwandelbares Heil, ihr himmlisches Vaterland und ihre ewige Stadt Jerusalem gezeigt. Ohne die Reisen der Apostel gäbe es keine Kirche, geschweige daß sie in allen Landen aufgerichtet und alle Völker mit dem Segen der Kirche bekannt gemacht worden wären. Der Unruhe der Apostel verdanken wir unsre Ruhe auf Erden, im Leben und Sterben. Darum Pilger, lies auf Reisen dein Neues Testament nicht bloß, um reisen zu lernen – durch die Welt – zur ewigen Heimath, sondern auch, um danken zu lernen für die, durch die und an denen wirs lernen. Laß uns immerdar, je länger, je freudiger für die Apostel und| für das Beispiel und die Frucht ihrer Reisen danken!




Gebete.

 HErr, höre mein Gebet und laß mein Schreien vor dich kommen. Verbirg dein Antlitz nicht vor mir in der Noth. Neige deine Ohren zu mir. Wenn ich dich anrufe, so erhöre mich bald.




 Ich befehle mich heut diesen Morgen und alle Zeit meines Lebens dir Gott, dem ewigen Vater, der du mich erschaffen hast, dir Gott, dem ewigen Sohne, der du mich erlöset hast, dir Gott, dem ewigen heiligen Geiste, der du mich in meiner Taufe geheiliget hast. O ewige Gottheit, o wahre Menschheit, – o heilige Dreifaltigkeit, o unzertheilte Einigkeit, – o du ewige Allmacht, o du unerschöpfliche Weisheit, bereite mich heut und allezeit, wie du mich haben willst dort in der ewigen Seligkeit. Amen.

 Gelobet seist du, o Gott, mein höchster Hort, der du mir, deinem Knecht, so wohl willst und| die vergangene Nacht über alles Gute erwiesen hast. Ich hebe meine Augen und Hände auf zu den Bergen, von welchen mir Hilfe kommt. Meine Hilfe kommt vom HErrn, der Himmel und Erde gemacht hat. Ach HErr Gott, vergiß mein nicht, verlaß mich nicht. Erleuchte meine Augen, daß ich nicht heute einen bösen Weg gehe. Erlöse mich von den Uebelthätern und Blutdürstigen, von Sünden und Unglück. Laß mein Herz fröhlich sein in deinem Heil. Dir sei Preiß in der Höhe, mir und allen gottergebenen Herzen aber auf Erden Gnade, Friede und ein seliges Ende.
Amen.




 HErr JEsu Christe, der du befohlen hast, daß wir in der Schrift suchen, und verheißen, daß wir in ihr Glauben und ewiges Leben finden sollen, der du allein würdig bist, zu nehmen dies Buch und aufzuthun seine sieben Siegel! Oeffne mir die Augen, daß ich sehe die Wunder an deinem Gesetze. Zeige mir den Weg deiner Rechte, daß ich sie bewahre bis ans Ende. Sende mir deinen Geist von deinem heiligen Himmel, und aus dem Thron deiner Herrlichkeit| sende ihn, daß er bei mir sei und mit mir arbeite, auf daß ich erkenne, was dir wohlgefalle, und mein Werk in deinem Namen und zu deinen Ehren recht verrichte, mein Herz mit wahrem Glauben, Liebe, Hoffnung, Demuth, Geduld, Sanftmuth, Gottesfurcht und aller Gottseligkeit erfüllet werden möge! Amen.
V. U.
Ich glaube u. s. w.




Ps. 111
sammt dem Gloria Patri.
01. Halleluja!
01. Ich danke dem HErrn von ganzem Herzen,
 Im Rath der Frommen und in der Gemeine.
02. Groß sind die Werk des HErrn;
 Wer ihr achtet, der hat eitel Lust dran.
03. Was er ordnet, das ist löblich und herrlich;
 Und seine Gerechtigkeit bleibet ewiglich.
04. Er hat ein Gedächtnis gestiftet seiner Wunder,
 Der gnädige und barmherzige HErr.
05. Er gibt Speise denen, so ihn fürchten;
 Er gedenket ewiglich an seinen Bund.|
06. Er läßt verkündigen seine gewaltigen Thaten seinem Volk,
 Daß er ihnen gebe das Erbe der Heiden.
07. Die Werk seiner Hände sind Wahrheit und Recht;
 Alle seine Gebote sind rechtschaffen.
08. Sie werden erhalten immer und ewiglich,
 Und geschehen treulich und redlich.
09. Er sendet eine Erlösung seinem Volk;
09. Er verheißet, daß sein Bund ewiglich bleiben soll.
 Heilig und hehr ist sein Name.
10. Die Furcht des HErrn ist der Weisheit Anfang.
09. Das ist eine feine Klugheit, wer darnach thut;
 Des Lob bleibet ewiglich.
Ehre sei dem Vater und dem Sohne und dem heiligen Geiste.
Wie es war von Anfang und jetzt und immerdar sein wird in die ewigen Ewigkeiten. Halleluja.




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6.
Freitag.




Betrachtung.
Das Leben des HErrn JEsus war, insonderheit in seinen Amtsjahren, ein immerwährendes Reisen, eben so das Leben seiner heiligen Apostel. Und nun frage ich dich, ist nicht, seitdem die Apostel schlafen gegangen sind und eine große, über die Erde hin zerstreute, durch Einen Glauben und Eine Liebe vereinigte Kirche über ihren Gräbern zurückließen, in dieser Kirche ein Sinn und Geist des Reisens geblieben bis auf diesen Tag? Der große Strom der Menschheit fährt dahin – immer weiter über Lande – immer ferner von Gott, dem HErrn. Aber wie der HErr, der Herzog der Liebe, dem Strome nachgewandelt ist, wie sich mit ihm die Apostel vereinten und im Schifflein Christi fuhren, Fische zu fahen, die gerettet werden sollten; so gehen und stehen am Ufer, so fahren mitten aus seinen reißenden Wellen Boten JEsu dahin, das selige Geschäft des HErrn fortzusetzen. Wann hätte das Geschäft| des Menschenfischens im Sinne JEsu völlig aufgehört? Wann wäre keine Bewegung, nur Stillstand, oder gar Rückgang in der Kirche gewesen? Oder wann wird man aufhören, vorwärts zu gehen, dem heiligsten Befehle JEsu, Seine Fische zu fahen, zu gehorchen? Der HErr, welcher seinen Fischern verheißen hat, ihnen hilfreich bei ihrem Geschäfte zu sein bis ans Ende der Tage, wird gewiß auch bis ans Ende der Tage Leute haben, denen er beistehen kann und will. Daher wird auch bis ans Ende der Bewegung kein Ende werden, und wird geschehen, wie die Fischer und ihre Kirche singen: „Sein Werk darf niemand hindern, Sein Arbeit darf nicht ruhn.“ So bleibt denn auch allzeit die Kirche Gottes nicht bloß eine Reisende und eine Pilgerin zu der eigenen, ewigen Ruhestadt, sondern auch eine Reisende und Pilgerin, die bei ihrer Heimfahrt andere mit sich nimmt, – sie aufsucht in allen Landen und in allen Winkeln der Welt, – der auch eine große Reiselust fehlt, wenn nicht, während sie selbst vorwärts wandelt, ihr Zug größer und ihr Heer mächtiger wird. Sie ist wie Israel, wenn es zu den Jahresfesten wallfahrtete: erst waren wenige zur Fahrt vereinigt,| aber je mehr vorwärts, desto mehr Kinder Israel schloßen sich an, desto vielstimmiger wurden die Stufenlieder, desto frohlockender der Zug, bis man endlich ankam und die Wächter mit Posaunenhall die Heere begrüßten, welche das Angesicht des HErrn in seinem Tempel suchten. So rettet sich die Kirche hinaus aus dem Strom derer, die die verloren gehen, hin zu ewigen Friedenspforten, – und rettet mit sich auch andere. Es ist ihre heilige Wonne, den Tod des HErrn, Seine Auferstehung, Seine Auffahrt, Sein Sitzen zur Rechten, Sein Regiment zu verkündigen und Seine Wiederkunft zu weißagen, bis daß Er kommt. Aber Licht und Kraft ihrer Predigt und ihres Lobgesangs erleuchtet und belebt auch andere. Der Preiß der großen Thaten und Leiden der Erlösung, der Sieg des HErrn, von dem man in den Hütten der Gerechten singt, übt Macht aus – und das Evangelium ist und erweist sich immer mehr als eine Kraft, die da selig macht. – Gelobt sei dafür der HErr! Der HErr HErr segne die heiligen Reisen der Kirche durch die Zeit, und Seine heilige Mission möge gesegnet sein vielen Tausenden und aber Tausenden! – Freue dich, o Bruder, der reisenden| Kirche! Reise auch du als ein Glied der Kirche und suche nicht allein für dich die ewigen Pforten, – sondern werde ein Führer für andere, – und bete um den Segen des ewigen Hohenpriesters für alle, die Seinem Rufe bis jetzt nicht folgten.


Gebete.
 O Gott und Vater unseres HErrn JEsu Christi, der du von niemand erkannt wirst, als allein von denen, welchen du in Christo JEsu Gnade und Offenbarung schenkst, ich bitte dich, du wollest mir neben anderen Wohlthaten die größte nicht versagen, daß meine Seele vom Schlaf der Sünden und von der Finsternis der Welt entledigt werde. Und wie du jetzt meinen Leib vom Schlaf erweckt hast, so wollest du verleihen, daß er hier, in diesem Leben, meiner Seelen Gesell und treuer Diener zu einem gottseligen Wandel sei. Fällt er dann auch in solchem Dienst dahin ins Grab, so weiß ich ja, daß bei dir nur ein Schlaf ist, was bei uns Tod heißt, und daß du hernachmals zu deiner Stunde auch meinen nichtigen Leib erwecken und zur Gemeinschaft meiner ewigen Freuden bringen wirst. Darum| freuet sich mein Herz und meine Ehre ist fröhlich, auch mein Fleisch wird sicher liegen. Mein Leib und Geist wird sich ewiglich freuen in dem lebendigen Gott. Halleluja. Amen.




 O du hochgeborener Fürst und Herzog des Lebens, HErr JEsus Christus, der du an den Stamm des Kreuzes bist erhoben worden, auf daß du deine Heerde und Schafe dir nachzögest: ich tröste mich deines lieben Kreuzes und sehe es mit Glaubesblicken an als einen herrlichen Altar, an welchem du, ewiger Hoherpriester, mir und allen Christen predigst und zeugest von der ewigen unaussprechlichen Liebe des himmlischen Vaters gegen das verlorene menschliche Geschlecht, da du mir auch zeigst, was für ein grausam Ding die Sünde, die Hölle und der ewige Zorn Gottes sei, welchen keine Kreatur weder im Himmel noch auf Erden hat mögen stillen, als allein dein rosinfarbes Blutvergießen. Ach laß mir dessen Kraft zu gute kommen zur Seligkeit. Amen.




 Allmächtiger, ewiger, gütiger Gott, wir bitten dich, du wollest die verstockten Herzen der| Heiden und Ungläubigen erweichen und ihre dunklen Augen eröffnen, auf daß sie ihren Irrthum erkennen, ihn verlaßen und sich von ganzem Herzen zu dir bekehren. Denn du, o Herr, bist alleine Gott, und es ist sonst kein anderer Gott. Du allein kannst töden und wieder lebendig machen, schlagen und heilen, niemand ist, der aus deiner Hand erretten könnte; die Götzen aber, darauf sich die Heiden verlaßen, sind nichts. Darum, o Herr, erbarme dich aller Heiden, laß sie hören die Stimme deines Evangeliums, und bekehre ihrer, so viel du ersehen hast, zu dir, um der Ehre willen deines hochheiligen Namens, damit derselbe einhellig durch aller Völker Zungen allhier in der weiten Welt und dort im himmlischen Paradies immerdar und in Ewigkeit geprießen, gelobet und geehret werde. Amen.
V. U.
Ich glaube u. s. w.




Ps. 22
sammt dem Gloria Patria.
01. Ein Psalm Davids, vorzusingen, von der Hinden, die frühe gejagt wird.|
02. Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlaßen?
 Ich heule, aber meine Hilfe ist ferne.
03. Mein Gott, des Tages rufe ich,
03. So antwortest du nicht;
 Und des Nachts schweige ich auch nicht.
04. Aber du bist heilig,
 Der du wohnest unter dem Lob Israel.
05. Unsere Väter hoffeten auf dich,
 Und da sie hoffeten, halfest Du ihnen aus.
06. Zu Dir schrieen sie und wurden errettet;
 Sie hoffeten auf dich und wurden nicht zu Schanden.
07. Ich aber bin ein Wurm und kein Mensch,
 Ein Spott der Leute und Verachtung des Volks.
08. Alle, die mich sehen, spotten mein,
 Sperren das Maul auf und schütteln den Kopf.
09. Er klags dem HErrn, der helfe ihm aus,
 Und errette ihn, hat er Lust zu ihm.
10. Denn Du hast mich aus meiner Mutter Leibe gezogen,|
 Du warest meine Zuversicht, da ich noch an meiner Mutter Brüsten war.
11. Auf dich bin ich geworfen aus Mutterleibe,
 Du bist mein Gott von meiner Mutter-Leib an.
12. Sei nicht ferne von mir, denn Angst ist nahe;
 Denn es ist hie kein Helfer.
13. Große Farren haben mich umgeben,
 Fette Ochsen haben mich umringet.
14. Ihren Rachen sperren sie auf wider mich,
 Wie ein brüllender und reißender Löwe.
15. Ich bin ausgeschüttet wie Waßer,
15. Alle meine Gebeine haben sich zertrennet,
 Mein Herz ist in meinem Leibe wie zerschmolzen Wachs.
16. Meine Kräfte sind vertrocknet wie eine Scherbe,
15. Und meine Zunge klebt an meinem Gaumen;
 Und du legest mich in des Todes Staub.
17. Denn Hunde haben mich umgeben,
 Und der Bösen Rotte hat sich um mich gemacht,
 Sie haben meine Hände und Füße durchgraben.|
18. Ich möcht alle meine Beine zählen,
 Sie aber schauen und sehen ihre Lust an mir.
19. Sie theilen meine Kleider unter sich,
 Und werfen das Loos um mein Gewand.
20. Aber Du, HErr, sei nicht ferne,
 Meine Stärke, eile mir zu helfen.
21. Errette meine Seele vom Schwert,
 Meine Einsame von den Hunden.
22. Hilf mir aus dem Rachen des Löwen,
 Und errette mich von den Einhörnern.
23. Ich will deinen Namen predigen meinen Brüdern,
 Ich will dich in deiner Gemeine rühmen.
24. Rühmet den HErrn, die ihr ihn fürchtet;
15. Es ehre ihn aller Same Jakob,
 Und vor ihm scheue sich aller Same Israel.
25. Denn er hat nicht verachtet noch verschmäht das Elend des Armen,
15. Und sein Antlitz vor ihm nicht verborgen,
 Und da er zu ihm schrie, hörete ers.
26. Dich will ich preißen
15. In der großen Gemeine;
 Ich will meine Gelübde bezahlen
 Vor denen, die ihn fürchten.|
27. Die Elenden sollen eßen, daß sie satt werden,
27. Und die nach dem HErrn fragen, werden ihn preißen;
 Euer Herz soll ewiglich leben.
28. Es werde gedacht aller Welt Enden, daß sie sich zum HErrn bekehren,
 Und vor ihm anbeten alle Geschlechte der Heiden.
29. Denn der HErr hat ein Reich,
 Und er herrschet unter den Heiden.
30. Alle Fetten auf Erden werden eßen und anbeten;
27. Vor ihm werden Kniee beugen alle, die im Staube liegen,
 Und die, so kümmerlich leben.
31. Er wird einen Samen haben, der ihm dienet,
 Vom HErrn wird man verkündigen zu Kindskind.
32. Sie werden kommen und seine Gerechtigkeit predigen
 Dem Volk, das geboren wird, daß ers thut.
Ehre sei dem Vater und dem Sohne und dem heiligen Geiste,
Wie es war von Anfang und jetzt und immerdar sein wird in die ewigen Ewigkeiten. Halleluja.




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7.
Sonnabend.




Betrachtung.
Die Geschichte der Menschheit – eine Reise. Dieser Gedanke, o Reisender, hat dich die ganze Woche an jedem Morgen zum Nachdenken eingeladen. Er trete am letzten Tage der Woche noch einmal zu dir und zeige dir, wie er sich in der Ewigkeit verklärt. Du weißt, daß endlich die gesammte sichtbare Welt dem Feuer soll überliefert werden, und daß keine Stätte mehr erfunden werden wird, die nicht zerstört werde, – mit Ausnahme jener ewigen Stadt, die kein Feuer berühren wird. Du weißt aber auch, daß der HErr spricht: „Das Erste ist vergangen; siehe, ich mache alles neu.“ Er wird einen neuen Himmel und eine neue Erde schaffen, auf welcher Gerechtigkeit wohnen wird. Auf dieselbe wird alsdann die himmlische Stadt, geschmückt, wie eine Braut ihrem Manne, herunterkommen. Sie mit ihren Bewohnern wird vom Himmel her reisen und sich niederlaßen als eine ewige Tempelhütte| Gottes bei den Menschenkindern. Um sie her aber sollen alsdann, wie um das Jerusalem der Zeit die Stämme Israels, so die Völker wohnen. Da wird dann ein ewiger Freudensabbath und ein ewiger Ostertag gefeiert werden. Gott wird abwischen von den Augen der Seinen alle Thränen und wird keine Klage und kein Schmerz und kein Tod mehr sein. Die Heiligen werden in „stolzem“ Frieden wohnen. – Wird dann kein Reisen mehr sein? Die Geschichte der Menschheit, ebensowohl der frommen, als der gottlosen, ist eine Reise. Aber wenn dann das Ziel erreicht ist, wird dann noch ein Reisen sein, eine Bewegung in der seligen Ruhe? Ich verweise dich auf das Ende der Offenbarung Johannis. Lies und antworte dir selbst. Liesest du nicht von Thoren des Jerusalems, die nie geschloßen werden (21, 25.)? So muß doch jemand aus- und eingehen. Liesest du nicht, daß die Völker, die da und so weit sie selig werden, im Lichte der ewigen Stadt wandeln werden? Heißt es nicht 21, 24: „Die Könige auf Erden werden ihre Herrlichkeit in die Stadt bringen“ und V. 26: „Man wird die Herrlichkeit und die Ehre der Völker (oder Heiden) in sie bringen.“ So| gibt es also auf der neuen Erde Völker und Könige – Herrlichkeit und Ehre der Völker, – und die Könige und die Völker kommen und bringen ihre Herrlichkeit und Ehre, was dieselbe auch sein mag. So reist man also auch auf der neuen Erde, – aber ohne Sünde, im tiefsten Frieden, ohne Störung der Ruhe. Man reist, wie die Stämme Israel zu dem vorbildlichen Israel, um anzubeten, um zum HErrn zu gehen. Wunder über Wunder! Die Seligen haben also Manchfaltigkeit und Wechsel in ihren Freuden, mancherlei kleinere, größere Freuden, und der Freuden höchste ist dann die Reise zur heiligen Stadt, die Anbetung, die Vereinigung mit Gott und dem Lamme, von der geschrieben steht, die wir nicht faßen, die alle Sehnsucht und Ahnung des sterblichen Menschen übersteigt. Mein Bruder, andeutende, schwache Worte aus gewissen Worten Gottes! Aber ist es nicht doch wahr, daß zwar die Geschichte der Menschheit eine Reise ist, aber auch die ewige Ruhe der Heiligen das Reisen nicht ausschließt?




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Gebet.

 Im Namen Gottes des Vaters und des Sohnes und des heiligen Geistes. Amen. O heiliger Geist, du wahrer Leiter und Führer aller Auserwählten, dich bitt ich von Herzen, du wollest bei mir bleiben, mich führen und leiten, daß ich durch deine Regierung, Kraft und Macht möge kommen zu der unbegreiflichen Herrlichkeit des ewigen Lebens, da ein ewiger Tag, ein ewiger Friede, ewige Genesung, ewige unaufhörliche Freude sein wird. Jetzt sind wir noch im wilden, ungestümen Meer und in der bösen Welt; aber hilf du uns durch, daß wir endlich das Ufer erreichen und das ewige Vaterland mit Freuden nach großer Trübsal erlangen. Das verleihe uns, der du mit dem Vater und Sohn bist hochgelobt in alle Ewigkeit. Amen.

V. U.
Ich glaube u. s. w.




Ps. 122
sammt dem Gloria Patri.
1. Ein Lied Davids im höhern Chor.
1. Ich freue mich des, das mir geredt ist,|
 Daß wir werden in das Haus des HErrn gehen,
2. Und daß unsere Füße werden stehen
 In deinen Thoren Jerusalem.
3. Jerusalem ist gebauet,
 Daß es eine Stadt sei, da man zusammen kommen soll;
4. Da die Stämme hinaufgehen sollen, nämlich die Stämme des HErrn,
4. Zu predigen dem Volk Israel,
 Zu danken dem Namen des HErrn.
5. Denn daselbst sitzen die Stühle zum Gericht,
 Stühle des Hauses David.
6. Wünschet Jerusalem Glück;
 Es müsse wohlgehen denen, die dich lieben.
7. Es müsse Friede sein inwendig deinen Mauern,
 Und Glück in deinen Palästen.
8. Um meiner Brüder und Freunde willen
 Will ich dir Frieden wünschen.
9. Um des Hauses willen des HErrn unseres Gottes
 Will ich dein Bestes suchen.
Ehre sei dem Vater und dem Sohne und dem heiligen Geiste,
Wie es war von Anfang und jetzt und immerdar sein wird in die ewigen Ewigkeiten. Halleluja.




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B.
Gedanken und Gebete für den Abend.


1.
Sonntag.




Betrachtung.
Gedenke, mein lieber Pilgrim, an diesem Abend der vielen Reisenden, welche, dir gleich, nicht im Schooße ihrer Familien sind, nicht einhellig mit ihnen beten können. Es gibt der Reisen und der Reisenden so mancherlei. Es gibt Reisen, welche, was ihren Zweck betrifft, dem Herrn, dem Freunde der Reisenden, nicht gefallen. Ebenso gibt es auch Reisende, die ihm nicht gefallen, selbst dann nicht, wenn ihre Reise dem Zweck nach eine gottwohlgefällige genannt werden könnte. Es gibt aber auch Reisen und Reisende, welche der Herr segnet, und von welchen man sagen und sich trösten darf: „„All Tritt und Schritt geht| Jesus mit.““ Alles, was Christen zu Gottes und Jesu Ehren thun, ist priesterlich Werk und Heiligthum. Dennoch aber unterscheidet man auch unter den Gott wohlgefälligen Handlungen heilige und natürliche. Unter jenen versteht man solche, welche unmittelbar dem Reiche Gottes und der Kirche dienen, solche, die ein ungläubiger Mensch weder thut, noch thun will, noch thun kann. Natürlich aber wird man zum Unterschied der ersteren diejenigen Handlungen nennen können, welche die Christen mit allen Menschen gemein haben, zu welchen natürliche, allgemein menschliche Gründe und Ursachen treiben. So gibt es denn auch heilige und natürliche Reisen. Zu den ersteren wird man diejenigen zu zählen haben, welche die Diener und Kinder des Reiches antreten zur Ausbreitung, zur Gründung und Erhaltung der Kirche Gottes, ferner solche, die umgekehrt ein Glied der Kirche macht, um die Segnungen der Gnadenmittel im höheren Maße zu empfangen, als es in den gewöhnlichen heimathlichen Verhältnissen möglich ist. Nicht weniger wird man zu dieser ersten Classe auch diejenigen Reisen rechnen müssen, welche zum Behuf jener heiligen Menschenliebe und Barmherzigkeit geschehen,| welche der Herr zu einem Kennzeichen seiner Kirche gemacht und für sie das Amt der Diaconie gestiftet hat. Es gehören also zu den heiligen Reisen: 1) die Amtsreisen der Diener Gottes auf Erden; 2) die Wallfahrten der Kinder Gottes an Orte hin, an denen Gott besonderen Segen gestiftet hat; und 3) die Reisen in Sachen der von Christo gestifteten Diaconie zur Hebung und Milderung in der Kirche vorhandenen Elends. – Zu den natürlichen Reisen kann man zählen: 1) die Berufsreisen, die ein jeder in seinem zeitlichen irdischen Beruf zu machen hat; 2) die Nothreisen, welche der Mensch antritt, um Hilfe für sein zeitliches Leibesleben zu suchen; 3) die Besuchsreisen, die Herzen zu welchen die natürliche Liebe und Freundschaft lenkt. – Nicht bloß wer heilige Reisen macht, sondern auch wer sich auf natürlichen Reisen befindet, kann ein gutes Gewißen haben, weil uns ja der Geist des Herrn alle natürlichen Dinge durch Sein Wort und Gebet heiligen lehrt. Auf welcherlei Reise du dich daher befinden, reinige nur deine Seele, und heilige dem Herrn deine Wege, so ist alles gut, sorge aber nicht allein für dich, sondern gebrauche die dir| mitgetheilte Eintheilung der Reisen zur Eintheilung deiner Gebete für alle Arten von Reisenden. Die Eintheilung deute dir die mancherlei Bedürfnisse der Reisenden an. Gedenke ihrer in dieser deiner abendlichen Einsamkeit, und rufe den HErrn, der in Christo Jesu Gebet erhört, in deiner Stille eifrig an, daß er dir und allen deinen Mitpilgern allezeit und überall reichlich verleihe, was ein jeder für Leib und Seele bedarf.




Gebete.

 Nun danket alle Gott, der uns von Mutterleibe an lebendig erhält und thut uns alles Gute. Er gebe uns ein fröhliches Herz und verleihe immerdar Friede zu unsern Zeiten; auf daß seine Gnade stets bei uns bleibe, und uns erlöse, so lange wir leben:

 Die Gnade unsers Herrn Jesu Christi, die Liebe Gottes und die Gemeinschaft des heiligen Geistes sei mit uns in alle Ewigkeit. Amen.




 Ich sage dir Dank, du wahres, ewiges Licht, daß du mich in dem Glanz deiner göttlichen| Gnade und deines Geistes in dieses natürlichen Tages Schein vor schweren Sünden behütet hast. Laß nun, o Gott, der du die Nacht dem gebrechlichen Leibe zur Ruhe verordnet hast, meine mühselige, sündige Seele in Dir ruhen und Frieden haben vor aller List und jeglichem Anlauf des bösen Geistes. Meine Sinne und Gedanken laß sammt Händen und Füßen feiern, schweigen und stille sein zu dir, der du den Deinen gegenwärtig und unvergeßen bist auch im tiefen Schlafe. Laß ja nicht mein träges Fleisch die arme Seele überwältigen, daß sie dein vergeße des Nachts. Dir befehle ich meinen Geist, o Hirte, zu treuen Händen; du hast mich erlöset, HErr, du treuer Gott. Laß mich von dir nicht sinken, wache über mich, schirme mich mit deinen Flügeln. Wenn Tag und Nacht sich scheiden, so wecke mich und verleihe mir wieder das Licht, darin ich hier wandeln und bei Dir dort ewig wohnen möchte. Höre und erhöre mich, der Du nicht schläfst noch schlummerst – durch Jesum Christum. Amen.
V. U.
Ich glaube u. s. w.




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Ps. 103
sammt dem Gloria Patri.
01. Ein Psalm Davids.
01. Lobe den HErrn, meine Seele,
 Und was in mir ist, seinen heiligen Namen.
02. Lobe den HErrn, meine Seele,
 Und vergiß nicht, was er mir [dir] gutes gethan hat,
03. Der dir alle deine Sünden vergibt,
 Und heilet alle deine Gebrechen;
04. Der dein Leben vom Verderben erlöset,
 Der dich krönet mit Gnade und Barmherzigkeit;
05. Der deinen Mund fröhlich machet,
 Und du wieder jung wirst wie ein Adler.
06. Der HErr schaffet Gerechtigkeit
 Und Gericht allen, die Unrecht leiden.
07. Er hat seine Wege Mose wißen laßen,
 Die Kinder Israel sein Thun.
08. Barmherzig und gnädig ist der HErr,
 Geduldig und von großer Güte.
09. Er wird nicht immer hadern,
 Noch ewiglich Zorn halten.
10. Er handelt nicht mit uns nach unsern Sünden,
 Und vergilt uns nicht nach unserer Missethat.|
11. Denn so hoch der Himmel über der Erden ist,
 Läßt er seine Gnade walten über die, so ihn fürchten.
12. So ferne der Morgen ist vom Abend,
 Läßet er unsere Uebertretungen von uns sein.
13. Wie sich ein Vater über Kinder erbarmet,
 So erbarmet sich der HErr über die, so ihn fürchten.
14. Denn er kennet, was für ein Gemächt wir sind;
 Er gedenket daran, daß wir Staub sind.
15. Ein Mensch ist in seinem Leben wie Gras,
 Er blühet wie eine Blume auf dem Felde.
16. Wenn der Wind darüber gehet, so ist sie nimmer da,
 Und ihre Stätte kennet sie nicht mehr.
17. Die Gnade aber des HErrn währet von Ewigkeit zu Ewigkeit über die, so ihn fürchten,
 Und seine Gerechtigkeit auf Kindskind,
18. Bei denen, die seinen Bund halten,
 Und gedenken an seine Gebote, daß sie darnach thun.|
19. Der HErr hat seinen Stuhl im Himmel bereitet,
 Und sein Reich herrschet über alles.
20. Lobet den HErrn, ihr seine Engel.
 Ihr starken Helden, die ihr seinen Befehl ausrichtet,
 Daß man höre die Stimme seines Worts.
21. Lobet den HErrn, alle seine Heerschaaren,
 Seine Diener, die ihr seinen Willen thut.
22. Lobet den HErrn, alle seine Werke,
22. An allen Orten seiner Herrschaft.
 Lobe den HErrn, meine Seele.
Ehre sei dem Vater und dem Sohne und dem heiligen Geiste,
Wie es war von Anfang und jetzt und immerdar sein wird in die ewigen Ewigkeiten. Halleluja.




|
2.
Montag.




Betrachtung.
Schon im alten Testamente werden lieblich genannt die Füße der Boten auf den Bergen, die da gutes predigen und Heil verkündigen: wie viel mehr wird man im Neuen Testamente die Füße der Boten preißen müßen, die über alle Berge und in alle Lande gehen und aller Creatur verkündigen von der ewigen Erlösung, die in Christo JEsu vollendet ist! Alle, die da reisen, sollen den Boten vom Kreuz und von dem Leiden JEsu die Ehre geben und sie als diejenigen erkennen, die man billig Herzoge und Fürsten aller Reisenden nennen sollte. Wer sie erkannt und erfaßt hat und gefühlt, die Freudenbotschaft des ewigen Lebens, der weiß auch, was für eine Wohlthat den Menschen gebracht wird, die in Finsternis und Schatten des Todes sitzen und die Pforten des ewigen Lebens nicht kennen, wenn die Boten JEsu kommen und mit ihrer Predigt aller Verlegenheit| und allem Jammer ein Ende machen. Darum, o Pilgrim sollst Du den Ländern und Völkern Glück wünschen, denen Gottes Boten zueilen, und den Boten selber Weisheit, Kraft und Segen von oben erbitten. – Aber nicht bloß sind heilig und lieblich die Füße der Boten, welche den Menschen die erste Kunde ihrer Erlösung bringen: heilig und lieblich sind auch die Füße der Hirten und Lehrer und Bischöfe, die der heilige Geist bestellt hat, die Gemeinden fester zu gründen und sie in die Tiefen des Reichthums göttlicher Barmherzigkeit, in den Genuß aller Gnaden des Wortes und des Sakramentes, in die Freuden der Gottesdienste und in die Gemeinschaft der Heiligen einzuleiten. Wo nicht bloß mit den Augen und Ohren des Anfängers in Christo JEsu erfaßt und aufgenommen wird, was die göttliche Botschaft in sich hält: da wird je länger, je lieber, reicher und süßer das Wort des Heils, und je mehr es sich über alles ergießt und alle inneren und äußeren Verhältnisse des menschlichen Lebens durchdringt, desto höher schätzt man das Glück, welches in der Predigt des Evangeliums geschenkt wird. Dahin aber fördert nicht der Missionar, sondern der Hirte und Lehrer und| Bischof der Seelen. – Darum mein Pilgrim denke nicht allein an die reisenden Boten, die in den fernen Ländern gehen, und weite Wege machen, sondern auch an die Boten JEsu, die in den Gemeinden auf kleinem Raume große Wege machen, von der Kirche zur Schule, von der Schule zu den Armen, zu den Rath- und Trostbedürftigen, zu den Kranken und Sterbenden, und zu den Gräbern, – die vom Morgen bis zum Abend nicht müde werden, die Schafe und Lämmer JEsu zu weiden. – Es ist Abend, mein Pilgrim, die Boten Gottes bedürfen der Ruhe wie Du. Bete wie für Dich, so für sie, daß ihnen gegeben werde, ihr Haupt im Frieden niederzulegen, daß Sorge, Last und Kummer ihres Berufes von ihnen genommen, und sie selbst allezeit getröstet und erfreut werden mögen mit der Botschaft des Heils, welche sie andern bringen. Bete, daß der HErr ein reicher Vergelter und Danker sein möge seinen Boten und vergiß unter den Boten allen die nicht, welche Dir selber von Jugend auf das Wort Gottes gesagt haben.




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Gebete.

 Allmächtiger HErr und Gott, nach Deiner Ordnung naht sich nun die Nacht und Finsternis herzu, und wir begeben uns in Ruhe und Schlaf. Wir rufen und schreien zu Dir, wollest uns gnädig in Deinem Schutz und Schirme halten, auch uns weder Nacht noch Finsternis, weder Feind noch Tod, noch den Fürsten der Hölle beschädigen laßen, und wo unsere Schwachheit mit Schlaf erfüllt sein wird, da laß doch wenigstens unser Herz und Gemüth in Dir wachen. Sei ihm allewege eine feurige Säule, nach welcher sichs im Finstern richte, und verleihe uns, daß wir nicht als Kinder der Nacht und Finsternis, sondern des hellen Lichtes und ewigen Tages vor Dir allezeit erfunden werden, durch unsern HErrn JEsum Christum. Amen.




 Allmächtiger, ewiger Gott, der Du nicht willst den Tod der Sünder, sondern daß sie sich bekehren und leben, nimm gnädiglich an unser Gebet und errette die Heiden von ihren greulichen Abgöttereien und versammle sie zu Deiner heiligen| christlichen Kirche, zu Lob und Ehren Deines Namens, durch unsern HErrn JEsum Christum, welcher mit Dir und dem heiligen Geist lebt und herrschet, wahrer Gott von Ewigkeit zu Ewigkeit. Amen.




 O Vater aller Barmherzigkeit, der Du Dir eine heilige Gemeine und Kirche auf Erden durch Dein Wort und Deinen heiligen Geist sammelst und erhältst: ich bitte Dich, Du wollest Deine kleine Heerde, das arme Häuflein, das Dein Wort durch Deine Gnade angenommen hat, ehrt und fördert, bei der rechten, erkannten, reinen und allein selig machenden Lehre, auch bei rechtem Brauch der hochwürdigen Sakramente stät und fest erhalten wider alle Pforten der Hölle, wider alles Wüthen und Toben des Satans, wider alle Bosheit und Tyrannei der argen Welt. Erhalte Dein Schifflein sammt Deinen Christen mitten auf dem ungestümen Meer, unter allen Wellen und Wasserwogen, daß es nicht sinke und untergehe. Laß Deine Kirche fest und unbeweglich stehen auf dem Grundfels, darauf sie erbauet ist. O Gott Zebaoth, wende Dich doch, schaue| vom Himmel, siehe an und suche heim Deinen Weinstock und halte ihn im Bau, den Deine Rechte gepflanzet hat, den Du Dir festiglich erwählet hast, auf daß sein Gewächs ausgebreitet und seine Zweige groß werden. Verzäune ihn mit Deinem Schild und nimm uns, Deine Schafe, in Deinen Schutz, daß uns Niemand aus Deiner Hand reiße. Behüte uns vor allen denen, die da suchen Vertilgung rechter Lehre und Aufrichtung ihrer schändlichen Abgöttereien. Laß Dein liebes Wort, das helle, unwandelbare Licht, das uns jetzt scheint, nicht unterdrückt, noch ausgelöscht werden; sondern thue Hilfe durch Deinen großen, ausgereckten Arm und erhalte Deine Kirche und Gemeine unter so vielen Anstößen, auf daß Du unter uns hie auf Erden auch habest ein Volk, das Dich erkenne, ehre und anbete. Ach HErr laß uns nicht entgelten unsere Sünden, der Du die Missethat vormals vergeben hast Deinem Volk und all ihre Sünde bedeckt, der Du vormals hast allen Deinen Zorn aufgehoben und Dich gewendet von dem Grimm Deines Zorns. Tröste uns, Gott, unser Heiland, und laß ab von Deiner Ungnade über uns. Beschütze Deine Christenheit, die sich auf Dich verläßt. Thue es um Deines| Namens willen, auf daß er nicht entheiligt werde. Thue es um JEsu Christi, Deines lieben Sohnes willen. Amen.
V. U.
Ich glaube u. s. w.




Ps. 80
sammt dem Gloria Patri.
01. Ein Psalm Assaph, von den Spanrosen, vorzusingen.
02. Du Hirte Israel, höre,
06. Der du Joseph hütest wie der Schafe;
 Erscheine, der du sitzest über Cherubim.
03. Erwecke deine Gewalt,
06. Der du vor Ephraim, Benjamin und Manasse bist,
 Und komme uns zu Hilfe.
04. Gott, tröste uns,
 Und laß leuchten dein Antlitz,
 So genesen wir.
05. HErr, Gott Zebaoth,
 Wie lange willt du zürnen über dem Gebet Deines Volks?
06. Du speisest sie mit Thränenbrot,
06. Und tränkest sie mit großem Maß voll Thränen.|
07. Du setzest uns unsern Nachbarn zum Zank,
 Und unsere Feinde spotten unser.
08. Gott Zebaoth, tröste uns;
 Laß leuchten Dein Antlitz,
 So genesen wir.
09. Du hast einen Weinstock aus Aegypten geholet,
 Und hast vertrieben die Heiden, und denselben gepflanzet.
10. Du hast vor ihm die Bahn gemacht,
 Und hast ihn laßen einwurzeln,
 Daß er das Land erfüllet hat.
11. Berge sind mit seinem Schatten bedeckt,
 Und mit seinen Reben die Cedern Gottes.
12. Du hast sein Gewächs ausgebreitet bis ans Meer,
 Und seine Zweige bis ans Waßer.
13. Warum hast Du denn seinen Zaun gebrochen,
 Daß ihn zerreißet alles, das vorübergehet?
14. Es haben ihn zerwühlet die wilden Säue,
 Und die wilden Thiere haben ihn verderbet.
15. Gott Zebaoth, wende Dich doch,
 Schau vom Himmel, und siehe an,
 Und suche heim diesen Weinstock,|
16. Und halt ihn im Bau, den deine Rechte gepflanzt hat,
 Und den Du Dir festiglich erwählet hast.
17. Siehe drein und schilt,
 Daß des Brennens und Reißens ein Ende werde.
18. Deine Hand schütze das Volk Deiner Rechte,
 Und die Leute, die Du Dir festiglich erwählet hast;
19. So wollen wir nicht von Dir weichen.
 Laß uns leben, so wollen wir Deinen Namen anrufen.
20. HErr, Gott Zebaoth, tröste uns;
 Laß Dein Antlitz leuchten,
 So genesen wir.
Ehre sei dem Vater und dem Sohne und dem heiligen Geiste,
Wie es war von Anfang und jetzt und immerdar sein wird in die ewigen Ewigkeiten. Halleluja.




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3.
Dienstag.




Betrachtung.
Preißwürdig ist es, wenn der Erzhirte und mit ihm die Schaar seiner Knechte durch alle Lande reiset, um verlorene Schafe zu suchen und sie auf ihren Achseln zur Heerde zu tragen. Aber ist es nicht auch lieblich und herzerfreuend, wenn sich die Schafe aufmachen, um zu dem Hirten zu reisen? Kann es denn etwas Herrlicheres geben, als wenn die Gemeinden Israel von allen Orten und Enden her nach Jerusalem wallfahrten zum HErrn? Er will ja sein Volk heimsuchen, wo er seines Namens Gedächtnis gestiftet hat. Gibt es nun gleich im neuen Testamente und in dieser Weltzeit keinen solchen geistlichen Sammelpunkt mehr für alle, wie im alten Testamente, so zeichnet doch der HErr da und dort einen Mann oder eine Gemeinde durch besondere Gaben und Gnaden aus, und verleiht ihnen dadurch eine Wirksamkeit, welche weit über die engen Grenzen des| Gemeindeverbandes hinausgeht. Oder ists nicht vom HErrn, wenn z. B. ein Prediger mehr Kraft hat die Seelen zu fahen, als ein anderer, ein Lehrer mehr Gabe die Herzen in Christo JEsu zu gründen als ein anderer, einer mehr seelsorgerische Weisheit besitzt als ein anderer, mehr Gabe des Gebets, oder welche Gabe es sei? Und wenn nun der HErr sich bald hier, bald dort, bald durch den, bald durch jenen verklärt, sollen wir dann die Augen und die Ohren schließen oder aufthun, seine Segnungen liegen laßen oder sie dankbar ergreifen und genießen? Soll das große Abendmahl ungenoßen bleiben, weil die Geladenen nicht kommen mögen? Wo größere Gaben sind als eine Gemeinde bedarf, sollen sie ohne Zweifel nicht bloß von der Gemeinde benützt werden, zumal ja des HErrn wunderbare Hand durch reichere Segensquellen an einem Orte den Mangel an anderen Orten ausgleicht, ja oft mehr als ausgleicht. Und ob auch der oder jener aus blindem Haß das Vorhandensein größerer Gaben nicht glauben, nicht faßen, nicht dafür danken kann, so laßen sich doch dadurch nicht einmal die Neugierigen, geschweige die Hungrigen und Durstigen von der Wallfahrt an solche Orte| abhalten. Sie würden ohne Tadel thun, wenn sie von ihren Hirten neidlos und weise angeleitet würden, zu den von Gott geschenkten Segensquellen zu wallen. Sie werden ohne Leitung Fehler machen; dennoch aber werden sie sich nicht abhalten laßen dem Zuge nachzugehen, ja, die himmlische Gabe des Wortes wird ihnen nur desto theurer und desto süßer werden, wenn sie einige Mühe darauf verwendet haben, sie zu empfangen. Ja, und welch große Mühe wenden manche Schafe JEsu darauf, die beste Weide zu suchen! Wie weit hin wallt man manchmal, weiter oft und nicht minder selten, als die Kinder Israel, wenn sie nach Jerusalem zogen! Du, mein Pilgrim, bist vielleicht noch niemals wallen gegangen, um den Segen der Gaben des wunderbaren Gottes heim zu holen; vielleicht hast du übel beurtheilt, die es thaten. Ein gewisses Maß des Zuges möchte ich dir wünschen, und dazu ein freudiges, gehorsames Herz, dem Zuge nachzugehen; aber auch Leitung und Weisheit, nicht Irrlichtern nachzugehen, nicht an eitlen Gaben hängen zu bleiben, die wie gemalt erscheinen, bloß das Auge blenden, kein Leben und keine Wärme mittheilen können. Dann möchte ich dir auch in dein Herz hinein| wünschen herzliches Gebet für die reich begabten Wunderleute Gottes, daß sie die Verantwortung erkennen, die auf ihnen nicht bloß für die engen Grenzen einer Gemeinde liegt, daß sie durch Treue, Fleiß und Weisheit die ihnen verliehene Gabe so segensreich als möglich machen, daß sie nicht selber bei ihrem Ueberfluß Hungers sterben, oder durch Ekel und Sattheit verloren gehen. Für die Wallfahrer aber bitte um rechten Verstand und rechtes Maß, daß sie den größten Segen ohne Aergernis der Schwachen und Trägen ernten und Ursach werden, daß auch andere die fremde Gabe nicht über der heimischen verachten, die heimische aber auch nicht über der fremden.




Gebete.

 Der HErr gebe uns allen seinen Frieden, Erkenntnis unserer Sünden, Beßerung unsers sündhaften Lebens, durch den Glauben an JEsum Christum, und nach diesem Leben ein ewiges Leben. Amen.




|  O HErr JEsu Christ, Du Erlöser der Welt, Du ewiges Wort des himmlischen Vaters, durch Dich sind alle Dinge geschaffen, und ohne Dich ist nichts gemacht; es wird auch ohne Dich nichts erhalten. Die Jahre, Zeiten und Monden, Tag und Nacht sind durch Dich erschaffen, durch Dich werden sie auch erhalten und regiert. Wir armen Menschen, die wir vor unsern Feinden nimmer sicher sind, bitten Dich, gütiger HErr, Du wollest uns in dieser Nacht unter die Flügel Deiner Barmherzigkeit nehmen, und nicht abfallen, noch uns den bösen Feind erschrecken laßen. Hilf, daß wir auch in Finsternis das Licht sehen, der Du bist das ewige Licht, und mit Deinem himmlischen Vater und dem heiligen Geiste lebst und herrschest, Ein ewiger Gott, nun und in ewige Zeiten. Amen.




 HErr, mein Gott, zu Dir breite ich des Nachts meine Hände aus. Komm zu mir wie ein Spatregen, der das Land befeuchtet. Bleibe bei uns, denn der Tag hat sich geneigt, und es ist niemand, der uns in dieser Finsternis schütze,| als Du allein, unser Gott. Eile, uns beizustehen. Schütze uns in dieser Nacht, daß unser Geist nicht in Sünden entschlafe, und unserem Leib kein Uebel widerfahre. Wecke uns wieder zu rechter Zeit, und laß uns hören Freud und Wonne; denn wir haben Lust zu Deinem Wort und Zeugnis; sie sind unsers Herzens Trost. Gib, daß vor unsere Ohren nicht komme eine traurige Botschaft und wende die Angst unserer Seelen; denn Du kannst allein das Leben fristen und mit allerlei Segen erfüllen, in Christo JEsu, unserm HErrn. Amen.
V. U.
Ich glaube u. s. w.




Ps. 95
sammt dem Gloria Patri.
01. Kommt herzu, laßt uns dem HErrn frohlocken,
 Und jauchzen dem Hort unsers Heils.
02. Laßet uns mit Danken vor sein Angesichte kommen,
 Und mit Psalmen ihm jauchzen.|
03. Denn der HErr ist ein großer Gott,
 Und ein großer König über alle Götter.
04. Denn in seiner Hand ist, was die Erde bringet,
 Und die Höhen der Berge sind auch sein.
05. Denn sein ist das Meer, und er hats gemacht;
 Und seine Hände haben das Trockene bereitet.
06. Kommt, laßt uns anbeten und knieen,
 Und niederfallen vor dem HErrn, der uns gemacht hat.
07. Denn er ist unser Gott,
07. Und wir das Volk seiner Weide, und Schafe seiner Hand.
 Heute, so ihr seine Stimme höret,
08. So verstocket euer Herz nicht, wie zu Meriba geschah,
 Wie zu Massa in der Wüsten;
09. Da mich eure Väter versuchten,
 Fühleten und sahen meine Werke.
10. Daß ich vierzig Jahr Mühe hatte mit diesem Volk,|
10. Und sprach: Es sind Leute, deren Herz immer den Irrweg will,
 Und die meine Wege nicht lernen wollen.
11. Daß Ich schwur in meinem Zorn:
 Sie sollen nicht zu meiner Ruhe kommen.
Ehre sei dem Vater und dem Sohne und dem heiligen Geiste,
Wie es war von Anfang und jetzt und immerdar sein wird in die ewigen Ewigkeiten. Halleluja.




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4.
Mittwoch.




Betrachtung.
Die Reise des Dieners oder des Kindes Gottes zur Gründung, zur Mehrung, zur Erhaltung des Reiches Gottes, ebenso die fromme Wallfahrt zu den von Gott gestifteten Segensbrunnen sind heilige Reisen. Heilig aber ist auch die Reise, die ein Gotteskind unternimmt, um das zeitliche, leibliche Elend seiner Brüder und Schwestern zu lindern, sei es, daß es sich, wie das Haus Stephana, zum Dienste der Heiligen selbst verordnet hat, oder daß es auserwählt ist, wie die heiligen Sieben von Jerusalem. Lies in den Briefen Pauli, z. B. 2. Cor. 8, 9., mit welchem großen Eifer der Apostel in den heidenchristlichen Gemeinden für die Nothdurft der armen Judenchristen collectiert und den Eifer zum Geben anfacht; lies wie er eine Ehrensache der Gemeinden daraus macht, daß sie reichlich Wohlthat säen. Lies, wie er nicht bloß Briefe,| sondern Boten voraussendet, um die Herzen und Hände willig zu machen. Lies, wie eigene Abgesandte der Gemeinden über Land und Meer reisen müssen, um die collectierte Summe an Ort und Stelle zu bringen. Lies, wie er selbst bereit ist, nach Jerusalem mit zu reisen, wenn es sich solcher Aufopferung verlohnen würde und daß ein Apostel die Predigt des Evangeliums unterlaße, um in Jerusalem Zeugnis zu geben von der Liebe und der Gemeinschaft der Heidenchristen, welche sie zu und mit den Judenchristen haben. (1. Cor. 16, 1–5. Röm. 15, 25–27.) Sind das nicht auch heilige Reisen St. Pauli, wie die andern, die er zur Ausbreitung des Wortes that? Hat er sie nicht selbst für heilig und werth gehalten, Zeit und Kraft darauf zu wenden, Gefahren der Reisen und der Feinde zu bestehen, und die Römer 15, 31. um ihre Fürbitte anzuflehen, „„daß sein Dienst den Heiligen in Jerusalem angenehm werde““? Und ist es nicht eben so heilig und herrlich zu lesen, wie selbst ein Weib, Phöbe, die Diakonissin von Kenchrea, in ihren Amtsgeschäften übers Meer nach Rom reist, und zugleich mit treuen Händen den ihr vertrauten berühmten Brief des hohen Apostels überliefert? Röm. 16, 1. 2. Sie geht, da sie| auf Liebespfaden geht, nicht selbst erwählte Wege, der Apostel unterstützt sie. Und wer also in gleichen Geschäften reist, das zeitliche Elend der Heiligen zu mindern oder zu lindern, dem ist nicht der apostolische Vorwurf überflüßiger Geschäftigkeit, sondern die apostolische Anerkennung gewiß, ja er ist selbst ein Nachfolger St. Pauli und aller Heiligen. Der HErr wird sein Reisen zu Herzen nehmen, seinen Beifall ins Herz der Reisenden schreiben, Weisheit, Kraft und Gedeihen nicht mangeln laßen. Möchte es nur recht viel heilige Reisen dieser Art geben! Möchten nur recht viele eitle thörichte Reisen in Reisen der heiligen Diaconie verwandelt und die Reisenden also der Freude theilhaft werden, die man auf den Wegen des Erbarmens findet. Von solchen Reisenden gilt, daß sie selig sind in ihrer That; nicht daß sie die Seligkeit damit erreisen und erwerben wollen, – welcher vermeßene Wahnsinn wäre das! – sondern daß die Seligkeit des Glaubens auf Wegen des guten Gewißens wie eine Flamme Luft gewinnt und ausschlägt. – Auch du, mein Pilgrim, wende an auf dich selbst, was hier gesagt ist. Welchen Zweck dein Reisen habe, immer kann es Zwecke und Werke der drei Arten| heiliger Reisen hinzu nehmen. Der Abend, an welchem dir etwas der Art gelungen sein wird, wird seinen besonderen Segen und seine besondere Freude haben, Gott schenke dir auf deiner Reise solcher Abende und solcher Freuden viel!
Amen.




Gebete.

 In dem Namen unsers HErrn JEsu Christi, des Gekreuzigten, geh ich schlafen. Der segne, beschirme und führe mich in das ewige Leben.

Amen.




 O HErr Jesu Christe, die Finsternis bricht herein, zu wem soll ich fliehen? Ich fliehe zu Dir, Du himmlisches, ewiges Licht; erleuchte mich, daß meine Augen nicht im Tode entschlafen. Treibe von mir den bösen Geist und alle seine Engel, und was mir feindselig nachstellt; laß mich sanft entschlafen, sicher ruhen, fröhlich erwachen, christlich leben, selig sterben. Deine Gnade sei mit mir heut und alle Zeit und in alle Ewigkeit. Amen. O Du Sohn Davids, erbarme Dich mein und vergib mir alle meine Sünden. Amen. Die| Liebe Gottes des Vaters, die Gnade unsers HErrn JEsu Christi, und die Gemeinschaft des heiligen Geistes sei mit mir und allen frommen Christen.
Amen.




 O HErr, nun schließe ich meine Augen; Du aber, o Hüter Israels, schläfst und schlummerst nicht, Du behütest mir Leib und Seel. Nun wird es finster um mich her, laß mir das Licht Deines Angesichts leuchten und sei mir gnädig. Nun vergeß ich Sorg und Kummer; laß mich Dein auch im Schlafe nicht vergeßen. Nun schweigen alle Lippen; laß meine Seele auch im Schlafe zu Dir beten. HErr, heilige meine Ruhe, reinige mein Herz, daß kein unreiner Traum mein Herz beflecke und Deinen Geist betrübe. Sei Du mein Traum, meine Freude und Wonne, daß ich aufwache und Deinen Namen preiße, daß er so herrlich und gütig und wunderbar ist.

Amen.
V. U.
Ich glaube u. s. w.




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Ps. 112
sammt dem Gloria Patri.
01. Halleluja!
01. Wohl dem, der den HErrn fürchtet,
 Der große Lust hat zu seinen Geboten.
02. Des Same wird gewaltig sein auf Erden;
 Das Geschlecht der Frommen wird gesegnet sein.
03. Reichthum und die Fülle wird in ihrem Hause sein,
 Und ihre Gerechtigkeit bleibet ewiglich.
04. Den Frommen geht das Licht auf im Finsternis
 Von dem Gnädigen, Barmherzigen und Gerechten.
05. Wohl dem, der barmherzig ist und gerne leihet,
 Und richtet seine Sachen aus, daß er niemand Unrecht thue.
06. Denn er wird ewiglich bleiben;
 Des Gerechten wird nimmermehr vergeßen.
07. Wenn eine Plage kommen will, so fürchtet er sich nicht;
 Sein Herz hoffet unverzagt auf den HErrn.
08. Sein Herz ist getrost und fürchtet sich nicht,
 Bis er seine Lust an seinen Feinden siehet.|
09. Er streuet aus und gibt den Armen;
09. Seine Gerechtigkeit bleibet ewiglich;
 Sein Horn wird erhöhet mit Ehren.
10. Der Gottlose wirds sehen und wird ihn verdrießen;
09. Seine Zähne wird er zusammenbeißen und vergehen;
 Denn was die Gottlosen gerne wollten, das ist verloren.
Ehre sei dem Vater und dem Sohne und dem heiligen Geiste,
Wie es war von Anfang und jetzt und immerdar sein wird in die ewigen Ewigkeiten. Halleluja.




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5.
Donnerstag.




Betrachtung.
Unter den natürlichen Reisen oben an stehen die Geschäftsreisen, weil sie an Zahl die anderen wohl übertreffen. Es reist der Kaufmann, und zwar bringt sein Geschäft so viele Reisen mit sich, daß nicht blos mancher Kaufherr seine eigenen Reisenden hat, sondern auch in mancher Gegend das Wort Reisender fast gleichbedeutend mit dem reisenden Kaufmann genommen wird. Es reist der Gewerbsmann, der Fabrikherr, das Heer der Handwerksburschen. Ja, wer reist nicht, namentlich in unserer bewegten Zeit, und bei den Mitteln des Verkehrs, welche die neue Zeit vor der älteren auszeichnen! Einen jeden lädt sein Beruf mehr als früherhin ein zu reisen; alle Geschäfte laden zu reisen ein, und so werden die Geschäftsreisen am Ende unter allen Reisen an Zahl die reichsten sein. Streich einmal die Geschäftsreisen aus der ganzen Zahl weg, und siehe| dann, ob es der anderen wegen sich lohnen würde, jene großartigen Verkehrsmittel herzustellen, die wie ein Netz bald alle Länder feßeln. Industrie und Handel bedeckt die ganze Welt, und Handel und Wandel und Reisen gehören so zusammen, wie der Leib und die Füße, die Füße und der Leib. Daher haben wir auch alle Ursache, auf unsere wandernde Bevölkerung ein Auge fürsorgender Liebe zu richten. O dieser Strom von Geschäftsreisenden, diese reisende Welt, wie ganz anders sind sie anzusehen, als die Schaar, die kleine, die wir, ich glaube, wir fühlen das Recht dazu in diesem Gegensatz, heilige Reisende genannt haben. O hier ist in der That ein schmaler Weg mit einer engen Pforte neben einem breiten mit weiten Thoren, ein stiller Pfad, und eine breite, geräuschvolle Heerstraße. Was man nur unter Welt versteht, Augenlust, Fleischeslust und hoffärtiges Wesen, das findest du auf den Reisen schamlos und frech hervortreten, so daß man wohl sagen kann, die Welt auf Reisen sei die schlimmste Welt. Wie schwer hat es da ein frommer Geschäftsmann, wenn er auf Reisen geht! Kann er sich sondern? Ists auch nur möglich sich in allen Stücken zu entziehen und es anders zu machen, als die anderen?| Kann man die Ohren verstopfen, die Augen verschließen, die Sinne absperren? Erzwingt nicht die reisende Welt eine Theilnahme? Ist nicht ein jeder in Gefahr unter dem Schwarme der Welt weltliches an sich, ja in sich zu nehmen! Wie viele kommen von Reisen anders, nemlich schlechter, wieder als sie weggegangen sind! Wohl sagt man, „die Fremde macht Leute;“ aber wie viele Leute verdirbt die Fremde, und wie viele Seelen gehen auf Reisen verloren! Pilger, Reisender, den ich anrede, vergiß nicht, daß man auch auf heiligen Reisen in Weltgefahren ist, daß aber Geschäftsreisende schwerer bedroht sind von Gefahr und Sünde, nicht bloß weil ihr weltlicher Zweck ihre Gedanken durchdringt und ihren Sinn regiert, sondern weil der Ton der Reisenden von denen bestimmt wird, die fast auf Reisen daheim sind, von den unzähligen Geschäftsleuten, die dazu alle bemüht sind, wie daheim, so auf Reisen, mit dem Geschäfte die Lust dieser Welt zu verbinden. Wache und bete, daß du nicht in Versuchung fallest! Insonderheit wache, wenn du, selbst ein Geschäftsreisender, viel bekannt und auf Reisen daheim bist. Dem Reisenden thut Liebe zur Heimath Noth, um dem Eindruck| der Fremde zu widerstreben! Insonderheit muß er die Liebe zur ewigen Heimath pflegen, damit sein Aufenthalt in der irdischen Fremde geheiligt werde.




Gebete.

 Der HErr behüte meine Seele, der HErr behüte mich vor allem Uebel. Der HErr behüte meinen Eingang und Ausgang von nun an bis in Ewigkeit. Amen.

 HErr Gott, himmlischer Vater, wir schlafen oder wachen, wir leben oder sterben, so sind wir Dein. Ich bitte Dich von Herzen, Du wollest Sorge für mich tragen und mich nicht verderben laßen in den Werken der Finsternis, sondern das Licht Deines Angesichtes in meinem Herzen anzünden, auf daß Deine göttliche Erkenntnis in einem rechten Glauben in mir zunehme, und ich allewege in Deinem Willen erfunden werde. Wehre und steure aller Macht und List des Bösewichtes. Behüte mich vor bösen Gespenstern und schweren Träumen und laß mich sanft diese Nacht in Dir ruhen, fröhlich und gesund den Morgen wieder erlangen, und meinen Beruf zu Deines| heiligen Namens Ehre und zu meiner Seelen Seligkeit vollbringen. Amen.




 HErr JEsu Christe, bedecke Du mich diese Nacht mit Deinem theuern blutigen Verdienste. Sei bei mir, wenn ich bete. Stärke mich in meinem Gebete, wie Dich ein Engel am Oelberg in Deinem Todeskampf gestärkt hat. Sei bei mir, wenn ich in Todesangst gerathe, und stärke mich, daß mir weder Teufel noch Welt Schaden zufügen mögen. Amen.

V. U.
Ich glaube u. s. w.




Ps. 27
sammt dem Gloria Patri.
01. Ein Psalm Davids.
01. Der HErr ist mein Licht und mein Heil,
01. Vor wem sollte ich mich fürchten?
 Der HErr ist meines Lebens Kraft,
 Vor wem sollte mir grauen?
02. Darum, so die Bösen, meine Widersacher und Feinde,
01. An mich wollen, mein Fleisch zu freßen,
 Müssen sie anlaufen und fallen.|
03. Wenn sich schon ein Heer wider mich legt,
03. So fürchtet sich dennoch mein Herz nicht;
 Wenn sich Krieg wider mich erhebt,
 So verlaße ich mich auf ihn.
04. Eins bitte ich vom HErrn, das hätte ich gerne,
 Daß ich im Hause des HErrn bleiben möge mein Leben lang,
 Zu schauen die schönen Gottesdienste des HErrn und seinen Tempel zu besuchen.
05. Denn er deckt mich in seiner Hütten zur bösen Zeit,
 Er verbirget mich heimlich in seinem Gezelt,
 Und erhöhet mich auf einem Felsen;
06. Und wird nun erhöhen mein Haupt über meine Feinde, die um mich sind;
03. So will ich in seiner Hütten Lob opfern,
 Ich will singen und lobsagen dem HErrn.
07. HErr, höre meine Stimme, wenn ich rufe,
 Sei mir gnädig und erhöre mich.
08. Mein Herz hält Dir vor Dein Wort: Ihr sollt mein Antlitz suchen;
 Darum suche ich auch, HErr, Dein Antlitz.
09. Verbirg Dein Antlitz nicht vor mir,|
03. Und verstoße nicht im Zorn deinen Knecht,
 Denn Du bist meine Hilfe.
 Laß mich nicht, und thu nicht von mir die Hand ab,
 Gott, mein Heil!
10. Denn mein Vater und meine Mutter verlaßen mich,
 Aber der HErr nimmt mich auf.
11. HErr, weise mir Deinen Weg,
 Und leite mich auf richtiger Bahn
 Um meiner Feinde willen.
12. Gib mich nicht in den Willen meiner Feinde;
 Denn es stehen falsche Zeugen wider mich,
 Und thun mir Unrecht ohn Scheu.
13. Ich glaub aber doch, daß ich sehen werde das Gute des HErrn
 Im Lande der Lebendigen.
14. Harre des HErrn, sei getrost und unverzagt,
 Und harre des HErrn.
Ehre sei dem Vater und dem Sohne und dem heiligen Geiste,
Wie es war von Anfang und jetzt und immerdar sein wird in die ewigen Ewigkeiten. Halleluja.




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6.
Freitag.




Betrachtung.
Die Berufsreisen sind nöthige Reisen, und auch außer ihnen gibt es nöthige Reisen genug. Dagegen kann man nicht sagen, daß alle nöthigen Reisen auch Reisen der Noth sind, so wie man umgekehrt nicht sagen kann, daß alle Reisen der Noth oder Nothreisen auch wirklich nöthig sind. Reisen der Noth oder Nothreisen nennen wir solche, deren Grund nicht ein Geschäft, sondern eine Noth, ein Leiden, deren Absicht aber Hebung oder Linderung der Noth ist. Ist nun vorauszusehen, daß die Absicht nicht erreicht wird, so ist auch die Reise nicht nöthig, weil sie beßer hätte unterbleiben können. Unter diese Nothreisen dürfen wir gewiß insonderheit die rechnen, welche zur Wiederherstellung oder Kräftigung, oder Erhaltung der Gesundheit geschehen. Es ist ja offenbar und kann durch eine Legion von Beispielen bekräftigt werden, daß Reisen aus Gesundheitsrücksichten| den besten Erfolg haben können. Die uralten Badereisen, die Erholungsreisen, die Ferienreisen, und dgl., wer darf sie im allgemeinen tadeln? Hat etwa der Prophet Elisa Naemann den Syrer getadelt? oder der Herr die Menge derjenigen, die zum Teiche Bethesda kamen? Wurden auch die Kranken auf eine herrlichere Weise geheilt, als sie selber gemeint und gesucht hatten; so liegt ja darin nicht gerade eine Verwerfung derjenigen Heilart, welche sie im Sinne gehabt hatten. Der arme, kranke und schwache Mensch sucht Hilfe und darf es nach seiner christlichen Freiheit, wenn er kein göttliches Wort und Gebot damit verletzt. Ob er auch rücksichtlich des Mittels, des Arztes, des Ortes fehl griffe, so würde ihn doch der Herr, sein Gott, darob nicht strafen, falls er in der Einfalt, nach bestem Wißen und Gewißen gehandelt hätte. Daher dürfen auch wir die große Schaar von Menschen, die nach Gesundheit und Leibeskraft reisen, im allgemeinen nicht verachten. Mögen sie in Bäder, zu großen Aerzten und Heilkünstlern, oder auch zu solchen reisen, denen der Herr die Gabe des Gebetes oder die Gabe gesund zu machen verliehen hat! Aber mögen sie vor allen Dingen| eines nicht vergeßen, daß kein Waßer, kein Arzt, kein Beter heilt, ohne vom HErrn dazu die Macht bekommen zu haben, und daß alle Mittel und Aerzte nur aus seiner Fülle schöpfen und nehmen können, was sie überliefern! Möge niemand mit dem Mittel Abgötterei treiben, welches ihn wie alle andere Güte Gottes nur zur Buße und zum Herren führen sollte. Schmach dem Kranken, der die Quelle preißt, die ihn geheilt hat, nicht aber den Herrn der Herrlichkeit, dessen Benedeiung ihr die Kraft gegeben hat, – dem Genesenen, der den Arzt und seine tiefe Weisheit verehrt, nicht aber den Herrn, der den Arzt und seine Mittel gemacht und gebenedeiet hat, – dem Christen, der einen Beter oder eine Beterin vergöttert, Gott das Opfer und den Weihrauch nimmt und sie den armen Gefäßen der Gnadengabe Gottes zuwendet, sie damit verderbt und zerbricht, am Ende zu Gefäßen der Unehren macht! „All Ehr und Lob soll Gottes sein“ singt die Kirche den Engeln nach, und gibt damit der Rauchwolke des Dankes und Lobes, die von den Herzen der Menschen aufsteigt, die einzig löbliche Richtung an. Das merke sich doch ein jeder, der nach Gesundheit reist, stelle voraus alle Hilfe, Heilung und Stärkung| in die Hand des allmächtigen HErrn. Gleich wie der Regen aus der Höhe kommt, und die Wolken, die sich von seiner Feuchtigkeit erzeugen, wieder in die Höhe gehen; so erwarte ein Hilfsbedürftiger die Hilfe nur aus der Höhe des HErrn in Zion und gebe demselbigen HErrn auch wieder Dank und Preiß. „„Der HErr sende Dir Hilfe vom Heiligthum und stärke Dich aus Zion,““ betet nach Gottes Wort die Kirche: so bete auch jeder Elende, jeder nach Gesundheit Reisende! Tritt er seine Gesundheitsreise an, so trete er damit eine Reise zum HErrn an, thue Buße, bekehre sich zu Gott, der es zwar einem Manne überläßt seinen Weg anzuschlagen, aber allein das Gedeihen gibt; und wie der HErr dem Gichtbrüchigen erst Vergebung, dann Genesung gibt, und Jacobi 5 in der berühmten Stelle dieselbe Verbindung zwischen Leibes- und Seelengenesung eingehalten wird, so sei es des reisenden Kranken oder Schwachen ernstlichste Sorge, in Buße und Bekehrung zu Gott die Reise zum Bad, zum Arzt, zum Beter anzutreten. Der Weg Assas, des Königs Juda, der die Aerzte mehr suchte als den HErrn, werde niemals eingeschlagen; eben so wenig der, der zum Baal von Ekron führt, zu| den Zauberern und unheimlichen Leuten. Reisender, der du vielleicht selber nach Gesundheit reisest, überlege dirs, handle darnach, damit der HErr dein Reisen zu Herzen nehme, und Der dein Helfer werde, der nicht bloß unsere Sünde, sondern auch unsere Krankheit auf sich genommen hat an seinem Kreuz. Endlich aber vergiß nicht, daß Gottes „„Güte und Gnade beßer ist als Leben,““ daß es höhere Güter gibt, als die Gesundheit, daß ein fröhliches Herz in einem kranken Leibe ein Wunder Gottes ist, das man so hoch anschlagen darf als Gesundheit, und daß der HErr durch das Gebet eines gottseligen und gottergebenen Herzens nicht minder geprießen wird, als durch den Jubel der Genesenen.“




HErr, wie Du willt,
So schicks mit mir
Im Leben und im Sterben.
Allein zu Dir
Steht mein Begier:
Laß mich, HErr, nicht verderben.
Erhalt mich nur in Deiner Huld,
Sonst wie Du willt; gib mir Geduld,
Denn Dein Will ist der beste.

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Zucht, Ehr und Treu
Verleih mir, HErr,
Und Lieb zu Deinem Worte:
Behüt mich HErr,
Vor falscher Lehr
Und gib mir hier und dorte,
Was mir dienet zur Seligkeit;
Wend ab all Ungerechtigkeit
In meinem ganzen Leben.

Soll ich einmal
Nach Deinem Rath
Von dieser Welt abscheiden:
Verleih mir, HErr,
Nur Deine Gnad,
Daß es gescheh mit Freuden.
Mein Leib und Seel befehl ich Dir:
O HErr, ein selig End gib mir
Durch JEsum Christum. Amen. Amen.




Gebete.
 Gib mir, HErr, nicht Gold oder Silber, sondern einen starken, festen Glauben. Ich suche nicht Lust und Freude dieser Welt, sondern Trost und Erquickung durch dein heilig Wort. Nichts begehr ich, das die Welt groß achtet, denn ich bin dessen vor dir nicht ein Haar breit gebeßert;| sondern Deinen heiligen Geist gib mir, der mein Herz erquicke, mich in meiner Angst und Noth stärke und tröste, im rechten Glauben und Vertrauen auf Deine Gnade erhalte bis an mein Ende.
Amen.
M. Luther.




 Ich weiß, mein HErr, daß ich mich Dir schuldig bin, weil Du mich geschaffen hast; und weil Du mich erkauft hast und für mich Mensch geworden bist, so wäre ich Dir, wenn ich nur mehr hätte, auch mehr schuldig als mich selbst, so viel mehr, als Du selber größer bist denn der, für den Du Dich gegeben. Siehe, so habe ich nun nicht mehr, und auch was ich (bin und) habe, kann ich Dir nicht geben ohne Dich; aber nimm Du mich hin, und ziehe mich zu Dir, auf daß ich Dein sein durch Liebe und Nachfolge, wie ich Dein bin durch die Schöpfung und mein ganzes Dasein, der Du lebst in Ewigkeit. Amen.

V. U.
Ich glaube u. s. w.




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Ps. 91
sammt dem Gloria Patri.
01. Wer unter dem Schirm des Höchsten sitzt,
01. Und unter dem Schatten des Allmächtigen bleibt,
02. Der spricht zu dem HErrn: Meine Zuversicht und meine Burg,
 Mein Gott, auf den ich hoffe.
03. Denn er errettet dich vom Strick des Jägers
 Und von der schädlichen Pestilenz.
04. Er wird dich mit seinen Fittichen decken,
01. Und deine Zuversicht wird sein unter seinen Flügeln;
 Seine Wahrheit ist Schirm und Schild;
05. Daß du nicht erschrecken müßest vor dem Grauen des Nachts,
 Vor den Pfeilen, die des Tages fliegen,
06. Vor der Pestilenz, die im Finstern schleicht,
 Vor der Seuche, die im Mittag verderbet.
07. Ob tausend fallen zu deiner Seiten,
01. Und zehn tausend zu deiner Rechten,
 So wird es doch dich nicht treffen.
08. Ja, du wirst mit deinen Augen deine Lust sehen,
 Und schauen, wie es den Gottlosen vergolten wird.
09. Denn der HErr ist deine Zuversicht,
 Der Höchste ist deine Zuflucht,|
10. Es wird dir kein Uebels begegnen,
 Und keine Plage wird zu deiner Hütte sich nahen,
11. Denn er hat seinen Engeln befohlen über dir,
 Daß sie dich behüten auf allen deinen Wegen;
12. Daß sie dich auf den Händen tragen,
 Und du deinen Fuß nicht an einen Stein stoßest.
13. Auf den Löwen und Ottern wirst du gehen,
 Und treten auf den jungen Löwen und Drachen.
14. Er begehrt mein, so will ich ihm aushelfen;
 Er kennet meinen Namen, darum will ich ihn schützen.
15. Er rufet mich an, so will ich ihn erhören;
15. Ich bin bei ihm in der Noth;
 Ich will ihn herausreißen und zu Ehren machen.
16. Ich will ihn sättigen mit langem Leben,
 Und will ihm zeigen mein Heil.
Ehre sei dem Vater und dem Sohne und dem heiligen Geiste,
Wie es war von Anfang und jetzt und immerdar sein wird in die ewigen Ewigkeiten. Halleluja.




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7.
Samstag.




Betrachtung.
Wenn wir oben die Reisen in heilige und natürliche, diese aber wieder in Berufsreisen, Nothreisen und Besuchsreisen theilten; so war unsere Meinung nicht, mit diesen drei Klassen alle erlaubten Reisen zusammen zu faßen, also z. B. die Vergnügungsreisen, so weit sie sich in gar keine der von uns gemachten Klassen einfügen, auszuschließen. Der Geist heiligt alle deine natürlichen Dinge durch Gottes Wort und Gebet: heiligt er also auf gleiche Weise auch deine Vergnügungsreisen, so werden sie von dem Eitlen frei, und Werke, die in Gott gethan und wie die geheiligten Geschäfts- und Nothreisen in einem weiteren, aber dennoch völlig wahren Sinn würdig werden, in die Reihe der heiligen Reisen einzutreten.| Laßen wir also eine jede Art von Reisen sein und werden, was sie in Christo JEsu kann, auch die Vergnügungsreisen, und greifen aus den letzteren allen nur eine Unterart heraus, um mit ihr die sechsfache Reihe der Reisen und damit auch die Betrachtungen unserer Reisewoche zu beschließen. Wir meinen die Besuchsreisen. Auch sie sind Vergnügungsreisen, denn wer besucht den andern, wenn er nicht entweder sich vergnügen will, oder den Freund, welchen er heimsucht, oder beide?

 Ich kann freilich auch einen anderen besuchen, weil ich ein Geschäft bei ihm habe, oder mich die Noth zu ihm treibt; aber dann ist eben die Reise keine reine Besuchsreise; das ist sie doch nur dann, wenn ich die Freuden der Gemeinschaft bei meinem Gastfreund suche. Das ferne Kind besucht die alten Eltern, diese jenes, die Brüder ihre Schwestern, und umgekehrt, alte Freunde besuchen sich, neue wollen sich näher kennen lernen u. s. w.: wer kann das alles tadeln, wenn es in der rechten Weise geschieht, und keine Pflicht dadurch verletzt wird.

 Gerade für diese an sich so lieblichen und der Heiligung so sehr fähigen Besuchsreisen bietet| die heilige Schrift ein wunderliebliches Beispiel: Marien Heimsuchung. Diese ist keine Missionsreise, keine Wallfahrt, keine Reise der barmherzigen Liebe, keine Geschäftsreise, keine Nothreise, sondern in der That eine selige Vergnügungs- und Besuchsreise, von Gott und seinem heiligen Engel angeregt. Die jugendliche Gottesmutter sucht die greise Mutter des Täufers; Sie bedarf in ihrer einzigen Lage Gemeinschaft, und sucht Stillung ihres Bedürfnisses bei derjenigen, die selbst ein ähnliches Bedürfnis hat, zu welcher sie der HErr und sein Engel gewiesen hat. Lies, Pilger, wie Gott das Reisen der heil. Jungfrau zu Herzen nahm! Was für eine Begegnung und Begrüßung, welche Freude und Bewegung des heiligen Geistes voll Weißagung und seligen Lobgesanges! Wie sehr stechen andere Besuchsreisen von dieser Reise ab! Aber auch, welche eine Anweisung, ja, mehr als das, welche Verheißung für fromme Besuchsreisende liegt in dieser heiligen Besuchsreise! Es ist freilich eine Unmöglichkeit, daß sich diese Besuchsreise wiederhole; auch wird keine andere Besuchsreise mit demselbigen Maße des Geistes und der Freuden gesegnet sein; doch wird etwas von dem| Segen dieser Reise sich wiederholen, so oft sich fromme Menschen in der heiligen Absicht besuchen, die Gemeinschaft in Christo JEsu zu finden, zu reinigen, zu stärken, zu genießen. Bei jedem anderen Genuß kann die Selbstsucht mehr Herrin sein, als bei der Liebesgemeinschaft, in welcher sich eine christliche Seele der anderen in Christo JEsu ergibt. Möchten dir, o Pilger, viele geistliche Freuden der Heimsuchung geschenkt werden, und dir eine jede Besuchsreise mehr den Dienst leisten, Deiner los, ein Eigenthum heiliger Brüder, und mit ihnen inniger vereint zu werden zur Liebe des HErrn JEsus und seiner heiligen Kirche.




Gebete.

 In dessen Namen ich diesen Tag und diese nun vergangene Woche angefangen habe, will ich ihn auch vollenden. HErr Gott, Vater meines Lebens, behüte mich. HErr Gott Sohn, mein Heiland, beschütze mich. Herr Gott heiliger Geist, erhalte mich, daß meine Augen nicht im Tod entschlafen. Amen.




|  Allmächtiger Gott, heiliger und barmherziger Vater, der Du in sechs Tagen Himmel und Erde, und was darin ist, erschaffen, und an dem siebenten Tage geruhet hast, gib mir, Deinem Diener, Deine Gnade, daß ich durch einen wahren Glauben der Ruhe, welche mir Dein lieber Sohn JEsus Christus erworben hat, theilhaftig werde. Laß mein Gewißen ruhen von schweren geistlichen und leiblichen Anfechtungen, und wenn ich in diesem Jammerthal genug gearbeitet habe, so spanne mich nach Deinem gnädigen Willen aus und führe mich zur Ruhe, bis ich dermaleins mit allen Auserwählten einen Freudensabbath nach dem andern halten werde. Solches verleihe mir, Gott Vater, durch Deinen Sohn JEsum Christum, in dem heiligen Geist. Amen.




 Gelobet sei Gott und der Vater unseres HErrn JEsu Christi, der uns gesegnet hat mit allerlei geistlichem Segen in himmlischen Gütern durch Christum, an welchem wir haben die Erlösung durch sein Blut in Vergebung der Sünden, nach dem Reichthum seiner Gnade, welche uns reichlich widerfahren ist, und hat uns wißen| laßen das Geheimnis seines Willens nach seinem Wohlgefallen, durch welchen wir auch zum Erbtheil kommen sind, und versiegelt werden mit dem heiligen Geist der Verheißung, welcher ist das Pfand unsers Erbes zu unserer Erlösung, daß wir sein Eigenthum würden zu Lobe seiner Herrlichkeit. Der erfülle uns mit Erkenntnis seines Willens in allerlei geistlicher Weisheit und Verstand, daß wir wandeln würdiglich, dem HErrn zu allem Gefallen, und fruchtbar seien in guten Werken, und wachsen in Erkenntnis Gottes, und gestärket werden mit aller Kraft, nach seiner herrlichen Macht, bis auf den herrlichen Tag unsers HErrn JEsu Christi, zu Ehre und Lobe Gottes. Demselben wahren Gott, dem ewigen König, dem Unvergänglichen und Unsichtbaren und allein Weisen, sei Ehr und Preiß in Ewigkeit. Amen.
V. U.
Ich glaube etc.




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Ps. 133.
sammt dem Gloria Patri.
1. Ein Lied Davids in höherm Chor.
1. Siehe, wie fein und lieblich ists,
 Daß Brüder einträchtig bei einander wohnen.
2. Wie der köstliche Balsam ist, der vom Haupt Aaron herabfleußt
1. In seinen ganzen Bart, Der herabfleußt in sein Kleid;
3. Wie der Thau, der vom Hermon herabfällt auf die Berge Zion.
 Denn daselbst verheißt der HErr Segen
 Und Leben immer und ewiglich.




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Wir wollen einen Altar bauen,
Der Eben-Ezer heissen soll;
Daran soll man die Worte schauen:
Gott führet seine Kinder wohl.
Und also findt die Losung statt:
Wohl dem, der Gott zum Führer hat!




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