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die heilige Schrift ein wunderliebliches Beispiel: Marien Heimsuchung. Diese ist keine Missionsreise, keine Wallfahrt, keine Reise der barmherzigen Liebe, keine Geschäftsreise, keine Nothreise, sondern in der That eine selige Vergnügungs- und Besuchsreise, von Gott und seinem heiligen Engel angeregt. Die jugendliche Gottesmutter sucht die greise Mutter des Täufers; Sie bedarf in ihrer einzigen Lage Gemeinschaft, und sucht Stillung ihres Bedürfnisses bei derjenigen, die selbst ein ähnliches Bedürfnis hat, zu welcher sie der HErr und sein Engel gewiesen hat. Lies, Pilger, wie Gott das Reisen der heil. Jungfrau zu Herzen nahm! Was für eine Begegnung und Begrüßung, welche Freude und Bewegung des heiligen Geistes voll Weißagung und seligen Lobgesanges! Wie sehr stechen andere Besuchsreisen von dieser Reise ab! Aber auch, welche eine Anweisung, ja, mehr als das, welche Verheißung für fromme Besuchsreisende liegt in dieser heiligen Besuchsreise! Es ist freilich eine Unmöglichkeit, daß sich diese Besuchsreise wiederhole; auch wird keine andere Besuchsreise mit demselbigen Maße des Geistes und der Freuden gesegnet sein; doch wird etwas von dem

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Wilhelm Löhe: Raphael. U. E. Sebald’sche Verlagsbuchhandlung, Nürnberg 1862, Seite 219. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wilhelm_L%C3%B6he_-_Raphael.pdf/235&oldid=- (Version vom 1.10.2017)