RE:Gold
Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft | |||
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sehr wertvolles Edelmetall = chrysos, aurum | |||
Band VII,2 (1912) S. 1555–1578 | |||
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Gold (χρυσός, aurum).
I. Geschichtliches über Verbreitung und Verwendung.
Wenn in der Reihenfolge, in der die alten Völker, und zwar ebenso die orientalischen wie die europäischen, die Metalle nach ihrem Werte ordneten, das G. an erster Stelle kommt, was bekanntlich auch seinen mythologischen Ausdruck in der Sage der verschiedenen Zeitalter gefunden hat, so ist es dabei nicht bloß der materielle Wert, der dies Metall als das schönste und zugleich als das unter allen den Alten bekannten seltenste an die erste Stelle rückt, sondern es liegt dafür auch eine historische Berechtigung vor. Denn ohne Zweifel ist das G. dasjenige Metall, das die Völker der alten Welt (und von der neuen gilt es nicht minder) zu allererst kennen und bearbeiten gelernt haben. Das hängt zunächst damit zusammen, daß es sich in der Regel gediegen vorfindet und nicht erst metallurgischer Verfahren [1556] zur Gewinnung bedarf, und daß es ferner, weil es meist an der Oberfläche zu Tage liegt, schon von früh an auffiel und leicht gewonnen werden konnte, und endlich damit, daß es seiner leichten Schmelzbarkeit und Dehnbarkeit wegen auch mühelos zu bearbeiten war.
Es ist selbstverständlich, daß die Völkerschaften, auf deren Gebiet G. vorkam oder die in Verbindung mit andern, G. grabenden Völkern standen, viel früher das Metall kennen lernten, als diejenigen, bei denen das nicht der Fall war. So war denn lange bevor Griechen und Italiker von G. etwas wußten, dies den Ägyptern, Chaldäern, Babyloniern bekannt und wurde bei ihnen verarbeitet; der Reichtum der orientalischen Fürsten, wie noch in historischer Zeit der Lyder- und Perserkönige, war, soviel man auch mit Übertreibung in den Berichten der Griechen rechnen mag, jedenfalls ganz ungeheuer. Und wie von diesen unermeßlichen Schätzen, so erzählte man sich in Griechenland auch die abenteuerlichsten Märchen von der Gewinnung des kostbaren Metalles. Die Sage von den G. grabenden Ameisen, die wir zuerst bei Herod. III 102 finden, wurde noch in der Kaiserzeit erzählt und geglaubt (Plin. XI 111, vgl. XXXIII 66. Pomp. Mela III 62), und wie diesen fabelhaften Berichten vielleicht wirkliche, nur gänzlich mißverstandene und entstellte Tatsachen zugrunde liegen (vgl. Blümner Technologie IV 11, 2), so haben neuere Gelehrte auch in der Sage von den Arimaspen, die das von Greifen bewachte G. rauben (Herod. III 116 äußert sich darüber recht skeptisch; vgl. IV 13. Paus. I 24, 6), einen nur wunderbar ausgeschmückten Bericht über G.-Bergbau treibende nordische Skythen erkennen wollen (s. Art. Arimaspen).
a) Griechische Kultur.
In den ältesten schriftlichen Zeugnissen, die uns über griechische Kultur vorliegen, in den Homerischen Gedichten, spielt das G. im Besitz der Fürsten und Edeln eine wichtige Rolle; und daß darin eine alte Tradition vorliegt, daß einst wirklich in prähistorischer Zeit in Hellas viel G. in fürstlichem Besitze war, das haben die Funde der goldenen Schmucksachen, Becher, Masken usw. in den Gräbern von Mykenai, in Vaphio und anderwärts genügend bestätigt, um von den G.-Funden im alten Ilion, als von asiatischem Boden herrührend, nicht zu reden. Wir dürfen daher, obschon andere Stätten der ägäischen Kultur, wie Tiryns und Kreta, derartige G.-Funde nicht ergeben haben (was sehr begreiflich ist, da es sich hier um Palastruinen, dort um nie geplünderte Gräber handelt), für die sog. mykenische oder ägäische Kulturperiode einen bedeutenden G.-Reichtum im Besitz der Könige voraussetzen, den sie sich jedenfalls vom Orient oder von Ägypten sei es durch friedlichen Kauf, sei es durch Kriegszüge (die Sage vom goldenen Vließ deutet wohl auf solche hin) erworben haben mochten. Immerhin empfand man wohl auch damals den großen Gegensatz zwischen dem goldreichen Orient und dem goldarmen Hellas: es ist ein Lykier, der seine goldenen Waffen gegen die ehernen des Achäers tauscht (Hom. Il. VI 235).
Aber wie sich die allgemeinen Kulturverhältnisse, wie sich Bauart und Kunst, Staatseinrichtung und Lebensweise in den Jahrhunderten [1557] nach der sog. dorischen Wanderung umgestalteten und schlichter und ärmlicher wurden, so hatte zu Anfang des letzten Jahrtausends v. Chr. offenbar auch der G.-Besitz in Griechenland erheblich abgenommen; denn daß die Homerische Dichtung gerade darin nicht die Gegenwart schildert, sondern Reminiszenzen aus der Tradition vorbringt und wohl auch ausschmückend übertreibt (wie im Palast des Alkinoos), das ist allgemein zugegeben. Griechenland selbst war arm an G.-Minen, da die von Siphnos wohl nur der kleinen Insel selbst zu Wohlstand verhalfen, übrigens auch frühzeitig erschöpft waren (Paus. X 11, 2; vgl. unten im II. Abschnitt). Fürsten, die durch Gewalt oder Sparsamkeit große Schätze aufhäufen konnten, gab es nicht mehr; der Privatmann hatte nicht die Mittel, G. oder goldene Gegenstände in größerer Menge zu erwerben. Längere Zeit hindurch war daher Griechenland arm an G. (Athen. VI 231 C bemerkt, Anaximenes von Lampsakos habe die Berühmtheit des goldenen Halsbandes der Eriphyle erklärt διὰ τὸ σπάνιον εἶναι τότε χρυσίον παρὰ τοῖς Ἕλληοι); das meiste war damals als Geschenk fremder Fürsten in den Tempelschätzen zu finden, besonders in Delphi, wohin Alyattes und Kroisos ihre großartigen G.-Geschenke gesandt hatten, ferner in Olympia; auch in Großgriechenland bargen die Tempel ähnliche Reichtümer (vgl. was Liv. XXIV 3, 6 vom Tempel der Hera bei Kroton berichtet). Diese Tempelschätze mit ihren G.-Barren und G.-Gefäßen, selbst mit den darin aufgestellten chryselephantinen Götterbildern, waren zugleich für die Staaten eine Art Kriegsschatz, von dem man, wenn die andern Geldmittel ausgingen, Gebrauch machte (vgl. die Rede des Perikles bei Thuc. II 13, 4f. Schol. Ar. Ran. 720; von dem G.-Reichtum des Parthenon geben die Schatzverzeichnisse eine Vorstellung; s. Boeckh Staatshaush. d. Athener³ II 131ff. Michaelis Der Parthenon 288ff.). Aber hievon abgesehen war nicht viel G. im Lande (s. Boeckh a. a. O. I 6f.); nicht ohne Grund hat so manchesmal das persische G. seine unheilvolle Rolle in der griechischen Politik gespielt. Als die Spartaner im 6. Jhdt. an der Statue des amyklaiischen Apollon das Gesicht vergolden lassen wollten, konnten sie das dafür nötige G. in Griechenland nicht auftreiben und mußten es bei Kroisos kaufen (Theop. bei Athen. VI 232 A; nach Herod. I 69 hatten sie das G. für die Statue des Apollon Pythaeus auf dem Thornax verwenden wollen, und Kroisos habe es ihnen auf ihre Anfrage zum Geschenk gemacht; nach Paus. III 10, 8 hätten sie es zwar für diesen Apollon von Kroisos bekommen, aber für den amyklaiischen verwendet); und als Hieron von Syrakus dem delphischen Apollon einen Dreifuß und eine Nikefigur aus reinem G. stiften wollte, da schickte er umsonst in ganz Hellas herum, um das nötige G. zu kaufen, bis es seinen Abgesandten gelang, es in Korinth von einem gewissen Architeles zu erwerben, der es während langer Zeit in kleinen Partien gesammelt hatte (Theop. a. a. O.). Auch die Fürsten waren also damals noch nicht in reicherem G.-Besitz; soll doch noch Philipp von Makedonien, der Vater Alexanders d. Gr., wie Duris bei Athen. 231 B erzählt (vgl. Plin. XXXIII 50), eine goldene Schale [1558] stets unter seinem Kopfkissen aufbewahrt haben, so daß er wohl nur diese eine besitzen mochte. Immerhin finden wir im 5. und 4. Jhdt. v. Chr. verschiedene Erwähnungen, die uns zeigen, daß goldenes Trinkgeschirr sich damals sowohl im Besitz der Gemeinden (Thuc. VI 32. 1. Plut. Alcib. 13. Ps.-Andoc. in Alcib. 29), wie in den Händen wohlhabender Privatleute befand (Demosth. XXVII 10 p. 819. Plut. Alc. 4. Harmod. Lepr. bei Athen. XI 465 B). Aber erst nachdem durch die phokischen Kriege, bei denen der Tempel von Delphi seiner meisten Schätze beraubt wurde, G. in großen Mengen flüssig geworden war, wurde das Edelmetall in Hellas häufiger (Diod. XVI 56 gibt das damals zu Geld gemachte G. der Kroisos-Geschenke auf 4000 Talente = 104 784 kg an; vgl. Athen. VI 231 C: μετὰ δὲ τὴν Δελφῶν ὑπὸ Φωκέων κατάληψιν πάντα τὰ τοιοῦτα δαψίλειαν εἴληφεν, und ebd. D: συληθέντος· γοῦν τοῦ πυθικοῦ ἰεροῦ ὑπὸ τῶν Φωκικῶν τυράννων ἐπέλαμψε παρὰ τοῖς Ἕλλησιν ὁ χρυσός), und noch mehr war das der Fall nach den Kriegen Alexanders (Athen. ebd. E: ὕστερον δὲ τοῦ μεγίστου Ἀλεξάνδρου τοὺς ἐκ τῆς Ἀσίας θησαυροὺς ἀνελομένου ἀνέτειλεν ὁ κατὰ Πίνδαρον εὐρυσθενὴς πλοῦτος; vgl. Arrian. anab. III 18, 10. Diod. XVII 70, 3. Curt. V 6, 2. Plut. Alex. 24).
b) Etrusker.
Für unsere Kenntnisse des G. bei den Etruskern sind wir bei dem Mangel schriftlicher Nachrichten lediglich auf die Gräberfunde angewiesen. In den ältesten Gräbern fehlt es gänzlich; in den Tombe a pozzo der jüngeren Villanova-Periode tritt es vereinzelt und noch sehr selten auf, während es in den Tombe a fossa häufiger wird und sowohl vergoldeter Bronzeschmuck wie goldene Schmucksachen sich in den Gräbern finden (Martha L’art étrusque 82. 101). Diese ältesten Goldsachen scheinen allerdings noch fremder Import orientalischer Provenienz zu sein, wie das auch bei den meisten G.-Funden in den Tombe a corridojo der Fall ist (Martha a. a. O. 105f. 557. O. Müller-Deecke Etrusker II 263). Allein schon früh ward die Kunst der G.-Arbeit in Etrurien heimisch und wurde bald so vervollkommnet, daß schon Erzeugnisse des 7. Jhdts. eine ungemein entwickelte Technik aufweisen (s. G. Karo Sulle orifecerie di Vetulonia, in Milanis Studi I 235ff. II 97ff.) und auch nach auswärts exportiert wurden (über etruskische Funde im kampanischen Kyme s. Pellegrini Monum. dei Lincei XIII 201f. Karo Bull. di paletn. ital. XXX 1ff.). Daß man seit jener Zeit reich an G.-Schmuck war, lehren die damit meist wohlversehenen Gräberfunde (Ο. Müller a. a. O. I 225, 56 a nimmt sogar an, daß ursprünglich ungeheure Mengen vorhanden gewesen sein müssen, da fast alle Gräber im Mittelalter geplündert worden seien). Woher die Etrusker das dafür erforderliche G. bezogen, wissen wir nicht, doch ist es wahrscheinlich, daß sie die in Norditalien belegenen G.-Gruben (z. B. bei Vercellae) ausbeuteten, die dann die Römer wegen des reicheren Ertrages der spanischen Minen aufgaben (Strab. V 218. Plin. XXXIII 78. XXXVII 202; daß die Gallier in Norditalien viel G. förderten, sagt auch Polyb. II 17).
c) Rom.
Im alten Rom war G. lange Zeit eine Seltenheit, wie ja bekanntlich selbst der Silberbesitz [1559] der römischen Patrizier noch zur Zeit der Punischen Kriege so gering war, daß einmal die karthagischen Gesandten bei jeder Mahlzeit, zu der sie eingeladen waren, dasselbe von Haus zu Haus geliehene Silbergeschirr vorfanden (Plin. XXXIII 143). Zwar trug man in Rom seit ältester Zeit G.-Schmuck, wie uns die Gräberfunde lehren, den man, wie andere Erzeugnisse der Kunst und des Kunstgewerbes, vom Orient oder von den benachbarten Etruskern bezog; G.-Schmiede finden sich bereits unter den ältesten, der Zeit des Numa zugeschriebenen Zünften (Plut. Numa 17); goldene Ringe waren schon im J. 321 das Abzeichen der Ritter (Liv. IX 78). Aber das hielt sich doch immer noch in sehr bescheidenen Grenzen, und nur der Staatsschatz verwahrte G. in Barren und Münzen in größeren Mengen. So konnte der Staat im J. 390 den Galliern einen Tribut von 1000 Pfund G. (heute etwa einem Werte von 915 000 Mark entsprechend) entrichten (Liv. V 48, 8. Diod. XIV 116, 7. Plin. XXXIII 14. Plut. Cam. 28), nach andern Berichten sogar das Doppelte (Dion. Hal. XIII 9, 1 gibt 25 Talente an, also 2000 römische Pfund; ebenso viel Varro bei Non. 228, 12). Nach Plin. XXXIII 55 waren im J. 157 v. Chr. im Staatsschatz in G.-Barren 17 140 Pfund (19 905 000 Mark im Wert); durch die beutereichen Feldzüge in Syrien, Makedonien, Karthago waren die G.-Vorräte des Staatsschatzes immer mehr angeschwollen (vgl. über die G.-Depots des römischen Aerariums Hultsch Metrologie2 300, 3). Sowohl durch die Beute dieser Feldzüge als durch den Besitz der in den verschiedenen eroberten Ländern im Osten und Westen belegenen G.-Bergwerke nahm auch der Besitz der Privaten an goldenem Schmuck und Hausrat immer mehr zu; und wenn in der Notlage des zweiten Punischen Krieges die Lex Oppia vom J. 215 den G.-Schmuck der Frauen auf eine halbe Unze (131/2 g) Gewicht beschränkt hatte (Liv. XXXIV 1, 3), so war dies Gesetz schon zwanzig Jahre darnach auf das stürmische Drängen der Frauen, obschon unter dem Widerspruch des rigorosen M. Porcius Cato, wieder aufgehoben worden (Liv. a. a. O. 2ff. Val. Max. IX 1, 3. Plut. Cato 8), und zur Zeit des Plautus war reicher G.-Schmuck bei den Frauen ganz allgemein (vgl. Plaut. Epid. 226). Mit dem steigenden Luxus in der ganzen Lebensführung nahm in den letzten Jahrhunderten der Republik und noch viel mehr in der Kaiserzeit auch der Gebrauch von G.-Schmuck überhand (s. Marquardt Privatleb. der Röm.2 701ff.), während freilich goldenes Eß- und Trinkgeschirr, das im Orient sehr üblich und von dort an die Höfe der Diadochen gelangt war (Athen. V 193 D. 194ff.), zwar bei Privaten auch zu finden war (s. z. B. Mart. II 43, 11. 53, 5. III 26, 2. 31, 4. XIV 97), aber doch wesentlich im Gebrauch des Kaiserhofes und einiger besonders reicher Leute (vgl. Friedländer Sittengesch.5 III 105f.), da die Bestimmung des Tiberius, daß Privatleute nur bei Opferhandlungen goldene Geräte benützen sollten (Tac. ann. II 33. Cass. Dio LVII 15, 1), nicht strenge aufrecht erhalten worden zu sein scheint (es bezog sich vielleicht auch nur auf massive Gefäße, da Tac. von vasa auro solido spricht), vgl. Sen. ep. 87, 7: divitem illum putas, quia aurea supellex [1560] etiam in via sequitur. Manil. astr. V 293: iam vescimur auro); aber erst unter Aurelian wurde es wieder allgemein gestattet (Hist. aug. Aurel. 46, 2). Immerhin wird die Verwendung goldenen Tafelgeschirrs außerhalb des kaiserlichen Hofes selten gewesen sein; die inschriftlichen Erwähnungen von Sklaven, die als praepositi über das aurum escarium oder potorium gesetzt waren (CIL VI 8732f.)[1] oder über das noch kostbarere, mit Edelsteinen besetzte aurum gemmatum (ebd. 8734ff.), beziehen sich auf den kaiserlichen Haushalt. Der Luxus, G. zu Wandverkleidungen zu verwenden, der im Orient seinen Ausgang genommen (einen Reflex davon finden wir in der Odyssee im Palast des Alkinoos, VII 86ff.) und bei den Diadochen Nachfolge gefunden hatte (vgl. Liv. XLI 20, 9 von Antiochos Epiphanes), hatte schon im letzten Jahrhundert der Republik, wenn auch vorerst noch nicht im Privathause, begonnen, indem im J. 58 M. Aemilius Scaurus den oberen Teil des von ihm erbauten Theaters mit tabulae inauratae (wohl mit G.-Blech überzogene Holztäfelung) ausschmückte (Plin. XXXVI 114), und bis ins Fabelhafte scheint diese Verschwendung in der darnach benannten domus aurea Neros getrieben worden zu sein (Suet. Nero 31 in ceteris partibus cuncta aura lita, distincta gemmis unionumque conchis erant. Tac. ann. XV 42), ja derselbe Kaiser bedeckte einmal das Theater des Pompeius für einen einzigen Tag mit G.-Blech, um dadurch seinem Gast, dem armenischen König Tiridates, zu imponieren (Plin. XXXIII 54). Daß sich aber dieser Luxus nicht bloß auf öffentliche Bauwerke und Kaiserpaläste beschränkte, dürfen wir aus den Worten des Plinius ebd. 57 inde transiere in camaras quoque et parietes, qui iam et ipsi tamquam vasa inaurantur schließen. Der Brauch, die aus Holz oder Elfenbein geschnitzten Kasettendecken, die lacunaria oder laquearia, zu vergolden, war zur Zeit des Plinius auch in Privathäusern ganz verbreitet (ebd. laquearia, quae nunc et in privatis domibus auro teguntur, post Carthaginem eversam primo in Capitolio inaurata sunt censura L. Mummi); daß die Mode schon viel früher aufgekommen, zeigt Hor. carm. II 18, 1 non ebur neque aureum mea renidet in domo lacunar, und sonstige häufige Erwähnungen auch aus späterer Zeit fehlen nicht (Sen. controv. II 9, 11; Sen. ep. 90, 9. 114, 9. 115, 9. Sid. Apoll. ep. II 10 v. 8). Endlich war gleichfalls vom Orient gekommen die Verwendung des G. in der Weberei und Stickerei. G.-Brokate, die bereits das alte Testament erwähnt und die seit alter Zeit in Persien und Lydien heimisch waren (Curt. III 3, 18. Diod. XVII 70, 3. Joh. Lyd. de mag. III 69), haben jedenfalls schon früh zu den Exportartikeln des Orients gehört, denn in Unteritalien werden sie bereits zur Zeit des Pythagoras erwähnt (Iustin. IV 20, 11), für Rom schon um den Ausgang der Königszeit (Plin. a. a. O. 62 tunica aurea triumphasse Tarquinium Priscum Verrius docet); in Griechenland sind sie seit Alexander d. Gr. und den Diadochen allgemeiner geworden, waren aber sicherlich schon vorher bekannt gewesen (Athen. V 196 F. Chares ebd. XII 538 D. Plut. Demetr. 41). Es ist daher ein Irrtum, wenn Plin. VIII 196 die Erfindung, G. in Geweben [1561] zu verwenden, dem König Attalos von Pergamon zuschreibt: aurum intexere in eadem Asia invenit Attalus rex, unde nomen Attalicis (wiederholt XXXIII 63); es kommt daher, daß er die G.-Wirkerei in der Gewandung von der in Teppichen und Vorhängen unterschied und letztere des Namens Attalica wegen für eine Erfindung der Attalen hielt, während die Benennung daher kommt, daß durch die Erbschaft Attalos III. das römische Volk Besitzerin zahlreicher solcher kostbarer aulaea wurde (vgl. Marquardt a. a. O. 534f.). G.-Wirkereien, in Teppichen und Vorhängen wie in Gewandung, werden in der Kaiserzeit, namentlich bei den Dichtern, nicht selten erwähnt (Verg. Georg. II 464; Aen. III 483. VIII 167. Ovid. met. III 556; ars am. II 299. Senec. ep. 90, 45 u. sonst); doch handelt es sich dabei meist um eingewirkte Verzierungen oder angewebte G.-Borten (vgl. Yates Textrin. antiquor. 366ff., wo Belegstellen zu finden sind), nicht um ganz goldgewirkte Stoffe, die wohl immer nur unsinniger Luxus einzelner Persönlichkeiten des Kaiserhofes geblieben sind (Plin. XXXIII 63 von Agrippina. Suet. Calig. 19. Hist. aug. Heliog. 23, 3). Wahrscheinlich ist die Technik, die anfänglich wohl nur im Orient heimisch war, später auch im Occident eingeführt worden, obschon es möglich ist, daß das Material, nämlich die dazu verwendeten G.-Fäden (über deren Herstellung im IV. Abschnitt zu sprechen sein wird), auch später noch importiert und nur verarbeitet worden sind. Daß das Mittelalter, namentlich für Fürsten- und Priestergewänder, Gebrauch und Technik der G.-Brokate vom Altertum übernommen hat, ist hinlänglich bekannt.
II. Vorkommen.
a) Afrika.
Wir besprechen nun die Orte, an denen die Alten G. gewonnen haben, wobei wir für ausführlichere Nachweise, auch aus neuerer Literatur, auf Blümner Technol. und Terminol. IV 10ff. verweisen. In Afrika stammte das G., das vornehmlich von den Ägyptern und Karthagern erworben und verarbeitet wurde, Griechen und Römern aber wohl nur indirekt zukam, wesentlich aus jenen Ländern, die die Alten mit dem allgemeinen Namen Aithiopien bezeichneten, d. h. aus Nubien und Abessynien (Herod. III 114, vgl. 23. Strab. XVII 821. Diod. I 33, 3. Plin. XXXVII 55), besonders aus den Bergen zwischen Nil und Rotem Meer (Plin. VI 189; über die Wiederauffindung von Minen s. Blümner a. a. O. 13, 2). Auch Oberägypten hatte an verschiedenen Stellen G.-Lager, doch berichten die griechisch-römischen Quellen nichts Näheres darüber, weil sie jedenfalls keine sichere Kunde davon hatten, während aus ägyptischen Inschriften mehrere Ortschaften als Produktionsplätze oder Bezugsorte bekannt sind (s. Lepsius Abh. Akad. Berl. 1871 I 35ff.). Auch über die Lage des im Alten Testament genannten goldreichen Ophir ist man aus den alten Quellen nicht unterrichtet; man sucht es bald an der Ostküste südlich vom Roten Meer, bald in Süd-Ostafrika, während andere überhaupt nicht an Afrika, sondern an Arabien oder Indien denken (s. Soetbeer Das Goldland Ophir, Berlin 1880. K. Peters Das Goldland Ophir Salomos, München 1895).
b) Asien.
In Asien ist zunächst Arabien, teils durch [1562] goldhaltige Flüsse (Agatharch. peripl. mar. Rubri 95 p. 183 Müller, Diod. III 45, 5. Strab. XVI 777), teils durch Bergwerke (Agatharch. a. a. O. 96 p. 185. Diod. a. a. O. 7. Plin. VI 150) für den G.-Bedarf der Ägypter und Phönizier von Bedeutung gewesen; doch sind die Nachrichten darüber etwas fabelhaft und vielleicht stark übertrieben. Den reichen Fürsten Vorderasiens hat jedenfalls das goldreiche Indien viel von seinen Metallschätzen geliefert, aber auch da sind die alten Schriftsteller nicht näher unterrichtet (vom G. des Ganges Plin. XXXIII 66); man wußte nur Unbestimmtes von einer Halbinsel Chryse (Ptolem. I 13, 9. 14, 1ff. u. ö. Anon. peripl. mar. Erythr. 63 p. 303 Müller), in der man heute die Halbinsel Malakka vermutet, wo G. in den Höhenzügen des Innern und in den Flußanschwemmungen der Küste vorkommt (s. Χρυσῆ χερόννησος). Noch weniger war man unterrichtet über die G.-Gruben des nördlichen Asiens, im Altai und in Sibirien, deren Erträge jedenfalls auch den orientalischen Fürstenhöfen zuflossen; sie werden wohl alle zusammen unter denen inbegriffen, die man dem Skythenlande zuschrieb (Herod. I 115. IV 10. 71. Strab. XI 513). Fluß-G. lieferte sowohl der Oxus (Ps.-Arist. mir. ausc. 46 p. 833 b 13) als die Flüsse Karmaniens (Strab. XV 726. Plin. VI 98). G.-Bergwerke hatte Armenien (Strab. XI 529. Procop. bell. Pers. I 15 p. 77 Bonn.), und das Fluß-G. von Kolchis, das zur Sage vom goldenen Vließ Veranlassung gegeben haben sollte (Strab. XI 499), war auch in historischer Zeit noch berühmt (Appian. Mithrid. 103. Plin. XXXIII 52). In Kleinasien war Lydien goldreich (Herod. V 49. Plut. de mul. virt. p. 262 D), und zwar fand man G. hier teils in Minen im Tmolos und Sipylos (Strab. XIII 591. XIV 680. Plin. XXXIII 126), teils als Schwemmg-G. im Paktolos und Hermos (Herod. I 93. V 101. Athen. III 203 C. Plin. a. a. O. 66), namentlich die Dichter preisen oft diese goldreichen Ströme, obschon der heute noch sprichwörtliche Paktolos schon zur Zeit Strabons kein G. mehr führte (Strab. XIII 626. Dio Chrys. or. XXXIII p. 401 M.); vgl. Soph. Phil. 394. Anth. Pal. IX 423, 4. Dion. Per. 831 u. sonst; namentlich bei den römischen Dichtern sind Erwähnungen des Flusses, der deshalb auch Chrysorrhoas hieß (Schol. Apoll. Rhod. IV 1300. Plut. de fluv. 7, 1. Eustath. zu Dion. Per. a. a. O.), sehr häufig. Auch die G.-Gruben am Tmolos waren zu Anfang der Kaiserzeit schon erschöpft und verlassen (Strab. XIII 591). In Mysien hatten bereits die Phönizier die später auch nicht mehr ergiebigen Gruben von Atarneus in der Troas betrieben (Strab. XIV 680), und ebenso spielten die bei Abydos, Kremaste und Astyra belegenen (Xen. hell. IV 8, 37. Strab. XIII 591. XIV 680) und die von Lampsakos (Theophr. de lap. 32. Plin. XXXVII 193) im späteren Altertum keine Rolle mehr.
c) Europa.
In Europa war auf griechischem Boden (da die Erwähnung von G.-Gruben in Thessalien bei Iustin. VIII 3, 12 wohl auf Verwechslung mit dem benachbarten Makedonien beruht und ebenso das angebliche Vorkommen von G. in den Silbergruben Laurions beim Schol. Arist. Equ. 1093 und Hesych. s. Λαύρεια nach allgemeiner Annahme [1563] auf Irrtum) lediglich die kleine Insel Siphnos, wie oben erwähnt, goldhaltig (Herod. III 57), und ihre Bewohner erfreuten sich daher geraume Zeit eines bedeutenden Wohlstandes (Paus. X 11, 2. Eust. zu Dionys. Perieg. 525. Suid. s. Σίφνιοι), von dem noch heute ihr Schatzhaus unter den Trümmern von Delphi Zeugnis ablegt (danach haben sich die Zweifel von Neumann-Partsch Physikal. Geogr. von Griechenl. 223, der bei den Nachrichten der Alten Übertreibung annehmen wollte, als nicht gerechtfertigt erwiesen); aber die Gruben, von deren einstigem Betrieb sich noch jetzt die Spuren erkennen lassen (Bursian Geogr. v. Griechenl. II 479), waren schon frühzeitig erschöpft (Paus. a. a. O.). Auf Thasos hatten bereits die Phönizier gegraben, und Herodot sah die Gruben anscheinend noch im Betrieb (VI 46f.), doch fehlen Erwähnungen aus späterer Zeit. Am ergiebigsten unter den G.-Gruben der Balkanhalbinsel waren die thrakischen, deren Betrieb auch schon auf die Phönizier zurückging; die Minen von Skapte Hyle, die längere Zeit im Besitz der Thasier waren, bis sie sie um die Mitte des 5. Jhdts. an die Athener verloren (Thuc. I 100f. Plut. Cim. 14. Thuc. IV 105, 1 geht nicht auf Besitz des Thukydides, sondern nur auf das Recht der Ausbeutung, das er erworben hatte, die Bergwerke selbst waren Staatseigentum s. Boeckh Staatshaush. d. Ath.3 I 380ff.); das thrakische G. war bei den Kämpfen in jener Gegend ein Hauptbeweggrund (Curtius Griech. Gesch. III 424f.). Zu nennen ist ferner Datos, an der Küste gelegen, mit sprichwörtlichem G.-Reichtum (Herod. IX 75. Strab. VII 331), die bei Krenides, dem späteren Philippi, belegenen Bergwerke namens Asyla (Strab. a. a. O. Appian. bell. civ. IV 106), die unter makedonischem Besitz jährlich mehr als 1000 Talente abwarfen (Diod. XVI 3, 7. 8, 6; vgl. Ps.-Arist. mir. ausc. 42 p. 833 a 28). Sodann lagen dort die Minen des Pangaion-Gebirges (Herod. VII 112. Strab. a. a. O. und XIV 680) und der G. führende Hebros (Plin. XXXIII 66). In Makedonien hatten die Fürsten reiche Erträge aus den königlichen Bergwerken am Bermion und in Pierien (Strab. XIV 680. Ps.-Arist. a. a. O. 47 p. 833 b 18), sowie von denen am Strymon und in Paionien (Strab. VII 331. Ps.-Arist. a. a. O. 45 p. 833 b 6; vgl. Liv. XXXIX 24, 2. XLII 12, 9. 52, 12), die nach der Eroberung des Landes die Römer betrieben (Liv. XLV 18, 3. 29, 11. 40, 2). In Italien gab es, wie oben erwähnt, an verschiedenen Punkten des transpadanischen Galliens G., vornehmlich bei Aquileia, dessen Minen sehr lohnend waren (Polyb. bei Strab. IV 208), bei Padua, wo sie zur Zeit Strabons nur oberflächlich betrieben wurden (V 218), bei Vercellae und Victumulae in der Nähe von Placentia (ebd. Plin. XXXIII 78). Auch gab es hier goldhaltige Flüsse wie den Durius im Gebiet der Salasser (Strab. IV 205) und den Po (Plin. a. a. O. 66. Strab. IV 208). Das übrige Italien aber hatte nirgends G.-Lager; die Notiz, daß dereinst auf den Pithekusen, den Inseln im Golf von Neapel, G.-Gruben gewesen seien, muß sehr in Zweifel gezogen werden; Strabon, der es V 247 berichtet, schreibt ihre Ausbeutung den Eretriern und Chalkidiern zu, bemerkt aber, die Bewohner [1564] wären wegen Erdbeben und vulkanischer Ausbrüche ausgewandert. Auf jeden Fall finden sich weder auf Ischia noch auf Procida heute Spuren von G. Sehr goldreich war aber Spanien (Strab. III 146. Diod. V 36, 2. Plin. III 30. IV 112), wo die Minen und G.-Wäschereien, die schon die keltischen Ureinwohner ausgenützt hatten, der Reihe nach von Phöniziern, Karthagern (Sil. It. XV 497) und Römern betrieben wurden und unter letzteren dem Fiskus, der die meisten im Besitz hatte (Strab. III 148), sowie einzelnen privaten Eigentümern (Tac. ann. VI 19) sehr reiche Erträge abwarfen. Unter den Flüssen sind es vornehmlich der Tajo mit seinen Nebenflüssen (Plin. IV 115. XXXIII 66. Mela III 8), der G. führte und deshalb von den römischen Dichtern ebenso gern zitiert wird wie der Paktolos (Catull. 29, 19. Ovid. am. I 15, 34; met. II 251. Mart. I 49, 15. V 19, 12. X 16, 4 u. ö. Iuv. 3, 55. 14, 299 u. a. m.); ferner der Duero (Sil. Ital. I 234, die einzige Nachricht, die aber wohl auf Wahrheit beruhen kann, s. Durius). Unter den Bergwerken sind vornehmlich die in Asturien und Callaecien belegenen anzuführen, im Gebiet der Artabrer (Plin. XXXIII 78. Lucan. IV 298. Sil. It. I 231. Poseidon. bei Strab. III 147), weshalb asturisches oder callaecisches G. öfters erwähnt wird (Flor. II 33 [IV 12], 60. Sil. It. II 602. Plin. XXXIII 80. Mart. IV 39, 7. X 16, 3. XIV 95, 1). Die Minen Lusitaniens (Iustin. XLIV 3, 5) in Hispania Baetica (Turdetanien) waren ebenso reich an G. wie die Flüsse an Schwemm-G. (Strab. III 146), zumal bei Corduba (Sil. It. III 401), Cotinae (Strab. III 142) und im Gebiet der Bastetaner und Oretaner (ebd. 156). Auch Gallien besaß im Altertum viel G., und seine Bewohner galten als reich an G.-Besitz (Diod. V 27, 1, vgl. Plin. XXXIII 14); Fundstätten lagen am Nordabhang der Pyrenäen im Gebiet der Tektosagen (Strab. IV 187f.) und Tarbeller (ebd. 190); sodann gab es welche in den Cevennen (ebd. III 146), und auch einige Flüsse waren goldreich (nach Auson. Mos. 465 der Tarn; vgl. Diod. a. a. O.), was auch von Flüssen der Schweiz berichtet wird (Poseidon. bei Athen. VI 233 D). In Mitteleuropa sind die Donaugegenden am ergiebigsten, deren Gruben in der Kaiserzeit zumeist dem Staat gehörten; wir erfahren namentlich von G.-Wäschereien in Noricum (Strab. V 214), und noch ergiebiger waren die heute noch ertragreichen Gruben Daciens und Moesiens, also im heutigen Ungarn und Siebenbürgen, von denen sogar Herodot schon dunkle Kunde gehabt zu haben scheint (IV 104 von den Agathyrsen). Und daß die Dacier selbst hier schon G. gefördert haben, erweisen neuere Forschungen (Teglas in der Ungar. Revue 1889, 352). Von den Römern wurden sie anfänglich verpachtet (Hirschfeld Untersuch. auf d. Gebiet d. röm. Verwaltungsgesch. I 76f.), später aber vom Staat selber exploitiert, worüber uns die dort gefundenen Inschriften mehr Auskunft geben als die Schriftquellen (s. CIL III 213ff.[2] und vgl. Brandis o. Bd. IV S. 1973). Die dalmatischen Minen (Stat. silv. IV 7, 14) waren ebenfalls fiskalisches Eigentum (Flor. II 25 [IV 12], 12. Plin. XXXIII 67; vgl. CIL III 1997),[3] und dasselbe war in der Kaiserzeit der Fall mit den [1565] G.-Bergwerken in Britannien (Strab. IV 199. Tac. Agr. 12); über Reste alter G.-Gruben in England s. Hübner Rh. Mus. N. F. XII (1857) 347. XIII (1858) 363. Blümner a. a. O. 28, 2.
III. Gewinnung
(s. Blümner a. a. O. 110ff.). Da das G., wie mehrfach erwähnt, in zwei Formen verkommt: als Berg-G. im Gebirge und als Schwemm-G. im Flußsand oder in goldhaltiger Erde, so war auch seine Gewinnung eine verschiedenartige. Die χρυσεῖα oder aurariae wie die Stätten der G.-Gewinnung mit allgemeinen Namen hießen, waren demnach entweder χρυσωρυχεία (Agatharch. a. O. 24 p. 124 M. Anon. peripl. mar. Erythr. 63 p. 303 M. Strab. V 218. XV 706. Corp. gloss. lat. II 26, 52), aurifodinae (Plin. XXXIII 78. Dig. III 4, 1 pr. Corp. gloss. lat. a. a. O.; ebd. 568, 42) oder χρυσοπλύσια (Strab. III 146. V 214; eine entsprechende lateinische Bezeichnung gibt es nicht). Diese beiden Methoden charakterisiert Strab. III 146 kurz und richtig mit den Worten: ὁ δὲ χρυσὸς οὐ μεταλλεύεται μόνον ἀλλὰ καὶ σύρεται, wobei er dann von letzterer wieder zwei Arten des Vorkommens unterscheidet: ἐν τοῖς ἀνύδροις τόποις und ἐν τοῖς ἐπικλύστοις; in jenen ist das G. nicht sichtbar am Tage liegend, in diesen macht es sich durch seinen Glanz bemerkbar. Daher kommt Plinius, der diese beiden letzten Arten, Fluß-G. und goldhaltige Erde, auseinanderhält, dazu, drei Arten des G.-Gewinnens zu unterscheiden, XXXIII 66 aurum invenitur in nostro orbe ... tribus modis: fluminum ramentis ... alio modo puteorum serobibus effoditur aut in ruina montium quaeritur. Wir besprechen nun zunächst das Verfahren, durch das das Metall aus dem goldhaltigen Flußsand, der ἄμμος oder ψάμμος χρυσῖτις (Herod. III 102. Strab. a. a. O. Plut. cup. div. 7 p. 526 B; Poll. VII 97 κατάχρυσος ψάμμος), arena aurifera (Plin. IV 115) und aus der goldhaltigen Erde, γῆ ὑπόχρυσος oder κατάχρυσος (Poll. III 97 und a. a. O.), tellus aurosa (Plin. a. a. O. 67) gewonnen wurde. Das war ziemlich primitiv, soweit wir darüber unterrichtet sind; denn nur vereinzelte Nachrichten liegen darüber vor. In den keltischen und helvetischen G.-Wäschereien, in denen Männer und Frauen damit beschäftigt wurden, wurde der Sand unter beständigem Reiben ausgewaschen und so der Sand von den G.-Körnern geschieden (Posid. bei Athen. VI 233 D: καὶ ταῦτα γυναῖκες καὶ ἄνδρες ἀσθενεῖς τὰ σώματα σὺν ταῖς ἄμμοις ὑποψήχοντες διιστᾶσι καὶ πλύναντες ἄγουσιν ἐπὶ τὴν χώνην, aus welcher oberflächlichen Beschreibung man freilich nicht viel entnehmen kann). Bei goldhaltiger Erde verfuhr man ähnlich: man grub nämlich, wo man G. führende Erde vermutete, zunächst auf Probe und untersuchte sie auf den G.-Gehalt; ergab die Probe solches, so fuhr man mit Graben weiter fort und leitete Wasser über die ausgehobene Erde, bis die G.-Körnchen sich sonderten (Strab. III 146 τοὺς ἀνύδρους φορητῷ ἐπικλύζοντες ὕδατι στιλπνὸν ποιοῦσι τὸ ψῆγμα, καὶ φρέατα δ'ὀρύσσοντες καὶ ἄλλας τέχνας ἐπινοοῦντες πλύσει τῆς ἄμμου τὸν χρυσὸν ἐκλαμβάνσυσι. Plin. XXXIII 67, der noch bemerkt, daß die entnommene Probe bei den Spaniern segutilum, die goldführende Schicht talutium hieß). Komplizierter war das Verfahren, das Plin. a. a. O. 70ff. [1566] beschreibt. Man grub nämlich an den als goldhaltig erkannten Stellen unterirdische Stollen, was sehr umständlich, langwierig und gefährlich war; stieß man im Erdreich auf Fels, so sprengte man diesen mit Hilfe des sog. Feuersetzens, das bei den Alten unser Sprengen durch Schießpulver, wenn auch freilich in sehr unvollkommener Weise, ersetzen mußte (s. Blümner a. a. Ο. III 71). Das zertrümmerte Gestein wurde auf den Schultern von Stollen zu Stollen weiterbefördert, bis es an die Minenöffnung kam. War der Fels für die Sprengung zu umfangreich, so umging man ihn durch seitlich geführte Stollenanlagen. Wenn die vorbereitende Arbeit auf diese Weise erfolgt und das ganze Erdreich des Hügels so unterminiert war, so wurden die stehengebliebenen Pfeiler (Bergfesten), die Plinius cervices fornicum nennt, teilweise weggeschlagen, und zwar vom innersten (ab ultimo) angefangen. Der dadurch verursachte Zusammensturz des Ganzen gebe sich durch Anzeichen zu erkennen, die ein Wächter auf der Berghöhe beobachte, der sofort durch Rufe und Zeichen die Arbeiter von der Gefahr benachrichtige und sich selbst in Sicherheit bringe: dann stürze der Berg mit ungeheurem Getöse und unter gewaltigem Luftdruck in sich zusammen. Bei dieser Beschreibung ist freilich manches unklar; auf jeden Fall konnte man nicht alle Stützen wegschlagen, weil sonst der Einsturz zu plötzlich erfolgt wäre und der Berg die Arbeiter unter sich begraben hätte. Aber auf alle Fälle war die Arbeit eine äußerst gefährliche, denn oft genug erfolgten schon während derselben Einstürze (siduntque rimae subito et opprimunt operatos, ut iam minus temerarium videatur e profundo maris petere margaritas atque purpuras). Die auf solche Art gewonnene gewaltige Erdmasse mußte nun geschlemmt werden: das dazu notwendige Wasser fehlte aber gerade in jenen Bergen sehr oft und wurde vom hohen Gebirge her in hölzernen Leitungen, deren Anlage wiederum mit Lebensgefahr verbunden war, herangeführt, manchmal aus 100 römischen Meilen Entfernung (vgl. Plin. a. a. O. 74f., dessen Schilderung an die ,heiligen Wasser‘ in Tälern des Wallis erinnert). So gelangte das Wasser in mehrere übereinander gelegene und mit Schleusen versehene Reservoirs, aus denen es mit solcher Gewalt über das Trümmergestein hinweg sich ergoß, daß das taube Gestein losgerissen und fortgeschwemmt, das G.-Erz aber bloßgelegt wurde; man suchte also hier künstlich und auf einmal herbeizuführen, was in den Flußbetten auf natürlichem Wege und allmählich vor sich ging. Freilich wurden durch das herabstürzende Wasser auch G.-Partikeln mitgerissen, daher fing man unterhalb des Berges in der Ebene den Abfluß in Gräben auf, in denen in bestimmten Abständen Reisig von einer gewissen Pflanze eingelegt war, das zwar Schlamm und Erde durchließ, das G. aber auffing und festhielt. Diese Gräben waren seitlich mit Brettern verschalt, und wo das Terrain es erforderte, traten an ihre Stelle den Abgrund überbrückende Holzleitungen, bis zuletzt die ganze Anlage unten am Meere mündete, in das der Schlamm und Abfall geleitet wurde. Das auf diese Weise gewonnene G. war ein schon reines, der Läuterung nicht mehr bedürfendes (was die Griechen ἄπυρος χρυσός [1567] nennen, Herod. III 97. Diod. II 50, 1. Anth. Pal. IX 310, 1); manchmal ergaben sich Klumpen von beträchtlicher Größe, bis zu 10 Pfund Gewicht (Plin. a. a. O. 77), die man in den spanischen G.-Wäschereien palaga nannte, während die kleineren balux hießen; ersteres Wort, das in den Hss. des Plinius meist entstellt ist, ist sonst nicht nachweisbar; dafür sagt Strab. III 146, daß die unter den ψήγματα gefundenen halbpfündigen Stücke πάλαι genannt würden. Das andere Wort kommt in der Form palux (so die Hss. des Martial, s. Friedländer zu Mart. XI 57, 8) in der Bedeutung von G.-Klumpen außer bei Mart. a. a. O. auch Iustin. XLIV 1, 7 vor. Dagegen wird balluca, das sich bei Veget. mulom. I 20, 7 (wo es ausdrücklich vom aurum unterschieden wird), Cod. Theod. X 9, 4. 19, 3. Cod. Iust. XI 6 (7), 2 und ebd. 1, 1 findet, an letzterer Stelle durch griech. χρύσαμμος übersetzt, war also nicht gereinigt und wird auch in den Glossen als die noch nicht gereinigte goldhaltige Erde erklärt (ἀχώνευτος γῆ ἡ τὸ χρυσίον ἐκβάλλουσα Corp. gloss. lat. II 254, 53; oder γήδιον χρυσοῦ ἀκαθάριστον, ebd. 263, 8; vgl. 278, 59. 479, 1). Für kleinere G.-Partikeln ist der Name striges überliefert (Plin. a. a. O. 62, wo einige Hss. strigiles haben; da das wohl auch ein spanisches Wort ist, darf man es mit dem lateinischen strix, der Riefelung der Säulen, nicht in Verbindung bringen; falls es lateinischen Ursprungs ist, wäre es mit strigmentum = ramentum zu vergleichen, s. Plin. XX 17. Corp. gloss. lat. II 594, 1). Das im Reisig aufgefangene G. wurde in der Weise gewonnen, daß man das Reisig trocknete und verbrannte und die Asche auf einem ausgehobenen Rasenstücke wusch, wobei das schwerere G. im Rasen hängen blieb, das Aschenwasser abfloß (Plin. a. a. O. 77). Über die Einrichtung der G.-Wäschereien an anderen Orten erfahren wir nichts Näheres.
Das G., das unterirdisch durch bergmännische Arbeit gewonnen wurde, hieß aurum canalicium oder canaliense, von den canales genannten Stollen (Plin. a. a. O. 68; vgl. ebd. 80). Man ging also durch Stollen, deren sorgfältige Ausführung man vielfach heute noch in römischen Bergwerken in Spanien und Ungarn beobachten kann, in das Innere der Erde, oft bis in sehr bedeutende Tiefe und mit Seitengängen und Querstollen (Diod. V 36, 4). Gegen schlechte Luft und schlagende Wetter wurden Luftschächte angelegt, wie das auch in andern Bergwerken der Fall war (wir verweisen für Näheres betreffend Verhältnisse und Anlage der Bergwerke bei den Alten auf den Artikel Metalla); doch waren diese Einrichtungen wohl noch sehr unvollkommen, ebenso wie diejenigen, durch die man das Grubenwasser herausschaffte (daß man in den spanischen Bergwerken die von Vitr. X 6 beschriebene Archimedische Schraube anwandte, sagen Diod. V 37, 3 und Posid. bei Strab. III 147; vgl. Blümner a. a. O. 123ff.). Speziellere Beschreibung der Arbeit in G.-Bergwerken erhalten wir nur in Berichten über den zur Zeit der Ptolemäer üblichen Betrieb der G.-Minen in Oberägypten und Äthiopien, die bei Agatharchides Peripl. mar. Erythr. (Phot. bibl. cod. 250) c. 24ff. p. 124ff. Müller und mit einigen Ergänzungen bei Diod. III 12ff. erhalten sind, [1568] und die namentlich auch die furchtbaren Leiden der zu diesen Arbeiten verurteilten Kriegsgefangenen und Verbrecher äußerst anschaulich schildern. Auch hier wurde die Minierarbeit durch Feuersetzen vorbereitet, dann wurde das goldhaltige Gestein durch besonders kräftige Arbeiter mit gewaltigen Hämmern zerschlagen und die Trümmer von Knaben, die in die sehr niedrigen und schmalen Gänge hineinkrochen, in Säcken hinaus ins Freie befördert (etwa wie heute die Kinder in den Schwefelminen Siziliens verwendet werden). Das goldhaltige Gestein gelangte nun zu den sog. κοπεῖς, kräftigen Männern, die es in steinernen Mörsern mit eisernen Keulen zerstampften, bis die einzelnen Stücke nur noch ungefähr Erbsengröße hatten; diese wurden wiederum in schweren Handmühlen von Weibern, deren je zwei oder drei an jedem der beiden Balken der Mühle stießen, klein gemahlen, bis sie in Staub verwandelt waren. Dann kamen die sog. σελαγγεῖς an die Reihe, die durch Waschen die G.-Teilchen aussonderten, indem sie den gesamten Erzstaub auf einer breiten, etwas schräg aufgestellten Holztafel ausstreuten, Wasser darüber leiteten und die dadurch entstehende teigartige Masse mit den Händen rieben und damit immer so fortfuhren, daß dabei das Wasser die erdigen Teile vom Brett herunterspülte, während die schwereren G.-Partikeln daran hängen blieben. Dies Verfahren wurde mehrmals wiederholt, wobei auch Schwämme zur Anwendung kamen. Nicht alles an dieser Beschreibung ist klar; man darf annehmen, daß auch Siebe zur Verwendung kamen, wie denn auch Poll. VII 97 dem Schmelzen des G.s ein διασήθειν, διηθοῦν, διακρίνειν vorausgehen läßt; vermutlich besorgten das diejenigen Arbeiter, die χρυσεκλέκται, aurileguli hießen (Paul. Nol. carm. 17, 269. Cod. Theod. X 19, 3. Corp. gloss. lat. II 27, 8; dagegen wird ebd. 479, 5 aurilegulus mit χρυσωρύκτης übersetzt, weshalb Funck im Arch. f. lat. Lexigogr. VIII 371 dafür aurifossor schreiben möchte, s. Corp. gloss. lat. III 201, 11. 271, 16, jedoch mit Unrecht, da auch der aurilegulus den aurifossor bedeutet, wie aus Paulin. Nol. a. a. O. hervorgeht: e quibus vivum fodiente verbo eruis aurum). In der Hippokratischen Schrift περὶ διαίτης I 4 (I p. 644 K.) werden als einzelne Prozeduren angeführt κόπτειν, πλύνειν, τήκειν πυρὶ μαλακῷ, während Plin. a. a. O. 69 tundere, lavare, urere und molere nennt (molitur ist jedenfalls besser als das mollitur des Bambergensis). War das G. auf diese Art gewonnen, so bedurfte es, da es noch nicht ganz rein, sondern meist noch mit andern Metallen, besonders Silber, vermischt war, noch eines Läuterungsprozesses, der durch Feuer erfolgte, was mit ἔψειν, coquere, conflare bezeichnet wird (daher das so geläuterte χρυσὸς ἄπεφθος heißt, Herodot. I 50. II 14. Thuc. II 13, 5. Poll. VII 97 u. s.), eine sehr wichtige Prozedur, auf die die alten Schriftsteller gern anspielen, zumal sie zu Gleichnissen benutzend. Das Verfahren selbst hat den eigentümlichen, seiner Herkunft nach dunkeln Namen obrussa oder obryza (s. Babelon bei Daremberg-Saglio IV 141; aurum ad obrussam Suet. Nero 44. Plin. a. a. O. 59; in Übertragung nicht selten, s. Cic. Brut. 74, 258. Sen. nat. qu. IV 5, 1; ep. 13, 1; daher [1569] das geläuterte G. auch diesen Namen führt (Petron. 67, 6; βθύζη im Ed. Diocl. 30, 1; auch obryzsim Isid. orig. XVI 18, 2. Corp. gloss. lat. V 228, 9, oder obryzatum Cod. Iust. XI 10, 3. XII 49, 1). Auch hierfür sind wir wiederum auf den Bericht des Agatharchides über das Verfahren in den ägyptischen G.-Bergwerken angewiesen; es ist dasselbe, was man heut Kupellieren nennt, und das darin besteht, daß durch Zusatz einer andern Substanz das G. im Feuer von fremden Bestandteilen befreit wird. Darnach bekamen die G.-Schmelzer, die ἑψηταί, bestimmte Quantitäten des G.-Staubes zugewogen; diese taten sie in ein Tongefäß, indem sie als Zuschlag nach bestimmten Verhältnissen Blei, Salz, Zinn und Gerstenkleie beisetzten. Dieser Topf wurde mit genau schließendem Deckel verschlossen und die Ritzen noch obendrein sorgfältig verstrichen; dann setzte man ihn im Schmelzofen einem fünftägigen, ununterbrochenen Feuer aus. Nach Erkaltung fand man im Tiegel eine im Gewicht dem hineingetanen G. fast gleiche Quantität puren G.s, während sich die Zutaten verflüchtigt hatten. Diese Beschreibung klingt allerdings etwas seltsam, doch war das Verfahren in den spanischen Bergwerken, nach der Schilderung bei Plin. a. a. O., ähnlich; man tat hier beim Scheiden des G.s vom Silber (dem sog. Caementationsverfahren) in einen aus einer gewissen (tasconium benannten) Tonart hergestellten Tiegel das G. nebst einem Zuschlag von Blei, Misy (einem Nebenprodukt des Kupfers) und Alaun (vgl. Plin. XXXIII 60. 69. XXXIV 121. XXXV 183. Strab. III 146). Ein drittes Verfahren, dem heutigen Amalgamieren entsprechend, bediente sich zur Scheidung des G.s vom Silber des Quecksilbers. Man tat das silberhaltige G. mit dem Quecksilber zusammen in ein irdenes Gefäß, so daß eine Verbindung beider erfolgte, und schüttelte das Gefäß heftig, damit unreine Beimischungen sich ausschieden; dann wurde das Amalgam auf gegerbte Felle ausgeschüttet, durch die Quecksilber abfloß, während das G. zurückblieb. So Plin. XXXIII 99, doch ist seine Beschreibung recht unklar und jedenfalls auch unvollständig, denn es mußte so immer noch eine Verschmelzung von G. und Quecksilber zurückbleiben, aus der man erst das pure G. durch Verdampfung des Quecksilbers gewinnen konnte. Was sonst noch vom G.-Schmelzen erwähnt wird, namentlich betreffs des dabei statt der Holzkohlen angewandten Strohfeuers (Plin. XVIII 99. XXXIII 60. 90. Plut. qu. conv. III 19, 3 p. 658 D), ist zwar sicher authentisch, aber so, wie es überliefert ist, nicht recht verständlich und verschiedener Deutung fähig (vgl. Blümner a. a. O. IV 134f.). Zur Prüfung des G.s auf seine Reinheit bediente man sich, abgesehen von der durch Archimedes erfundenen Probe auf das spezifische Gewicht (Vitr. IX 1, 9ff.), des schon den Alten bekannten Probiersteins (vgl. Jacob bei Daremberg-Saglio I 1548), der βασανίτης λίθoς (Hesych. s. v.) oder βάσανος (Pind. Pyth. 10, 67. Theogn. 417. 450. Harpokr. s. v.), auch λίθος Ἡρακλεία oder Λυδή hieß (Theophr. de lap. 4; λίθος Λυδία Bacchyl. frg. 14 [22] Bl. Poll. VII 102, der ihn auch λίθος χρυσῖτις nennt), lat. coticula (Plin. XXXIII 126) oder auch basanites (ebd. XXXVI 58. 147. 157); doch [1570] kennen wir das Verfahren nur sehr ungenau. Die Schriftsteller erwähnen nur das Streichen oder Reiben des G.s auf dem Stein (Theogn. a. a. O. Herod. VII 10 a); von Anwendung einer Säure, die man heut auf den Stein gießt (Salpetersäure mit etwas Salzsäure), erfahren wir nichts, obschon behauptet wird, daß man auf dem Probierstein nicht bloß vergoldetes Kupfer oder Silber vom puren G. unterscheiden, sondern selbst die kleinsten fremden Bestandteile im nicht reinen G. erkennen konnte (über das goldhaltige Silber, das vielfach als solches, zumal in der Münzprägung, verwendet wurde, vgl. den Artikel Elektron). Im allgemeinen vergleiche zu diesem Abschnitt A. Frantz Berg- u. Hüttenmänn. Zeitg. XXXIX (1880) 5ff. 41ff. 61ff. 96ff.
IV. Verarbeitung.
Die hauptsächlichsten Arten der Verwendung des G.s wurden schon im ersten Abschnitte berührt: es sind das sein Gebrauch zur Verzierung von Architektur und Architekturteilen (Wänden, Decken, Säulenkapitellen, Dachziegeln u. dgl.), zum Schmuck oder zur Herstellung von Hausrat, vornehmlich von Möbeln und Gefäßen, ferner für Schmuck aller Art, für Prunkwaffen, in der Skulptur für statuarische und Reliefarbeiten, in der Textilkunst, endlich in der Münzprägung. Die meisten der bei diesen Verwendungen in Betracht kommenden technischen Verfahren sind nicht dem G. speziell eigentümlich, sondern allgemein der Metalltechnik, besonders derjenigen, die auf künstlerischem und kunstgewerblichem Gebiete arbeitet, also außer der G.-Arbeit auch der Silber- und Erzarbeit. Diese Verfahren, die sich wesentlich dadurch unterscheiden, ob sie das Metall im heißen flüssigen oder im kalten festen Zustande bearbeiten, sind das Gießen, Hämmern, Treiben, Pressen und Prägen. Von diesen kam das Gießen jedoch bei der G.-Arbeit am allerwenigsten in Betracht. Die ältesten griechischen G.-Arbeiten, die wir kennen, die von Troia und Mykenai, sind getriebene oder gepreßte G.-Bleche; auch unter den G.-Arbeiten späterer Zeit können wir gegossene nicht nachweisen. Am ehesten wäre noch Guß anzunehmen bei statuarischen Werken, allerdings dann wohl meist Hohlguß, weil massiver Guß bei der Kostbarkeit des Materials eine arge Verschwendung war, die wohl nur da stattfand, wo es mehr auf den materiellen, als auf den Kunstwert des Werkes ankam. Die Blütezeit der griechischen Kunst hat freilich auf ganz goldene Götterbilder verzichtet; sie wählte dafür die Verbindung von G. und Elfenbein, wobei die goldenen Teile nicht gegossen, sondern getrieben wurden.
Götterbilder und andere Figuren ganz aus G. herzustellen, war im wesentlichen barbarisch, zumal im goldreichen Orient üblich (daher häufige Erwähnungen im Alten Testament, z. B. Jesaia 2, 20). Es ist bezeichnend, daß in Luc. Iup. trag. 8, wo eine Götterversammlung einberufen wird, bei der die erscheinenden Götterbilder auf Befehl des Zeus nach dem Werte des Materials, aus dem sie bestehen, ihre Plätze erhalten sollen, Hermes bemerkt, es würden dann nur die Barbarengötter die Proedrie haben; die griechischen seien von Marmor oder Erz und die kostbarsten wären nur von außen mit G. belegt, innen aber hölzern und hohl; Bendis jedoch, Anubis, [1571] Atthis, Mithras, Men wären ὁλόχρυσοι καὶ βαρεῖς. Diese ägyptischen und orientalischen Götterbilder galten also für massiv golden; und die alten Schriftsteller berichten öfters von solchen, namentlich von babylonischen. So erzählt Herod. I 183 von einem großen Sitzbild auf goldenem Throne nebst dabei stehendem goldenem Tische, sowie von einem andern ebenfalls zu Babylon befindlichen, zwölf Ellen hohen Bilde aus massivem G., wobei er allerdings vorsichtig hinzufügt, er habe das nicht selbst gesehen, aber die Chaldäer behaupteten es. Diod. II 9, 5 spricht von drei Götterstatuen (die er Zeus, Hera und Rhea nennt) im Tempel des Belos zu Babylon, deren bedeutendes Gewicht (er gibt 800–1000 Talente an; das babylonische schwere Talent hat nach Hultsch Metrologie 398 rund 60,48 kg) es von vornherein unwahrscheinlich macht, daß es massiv goldene Figuren waren. Plinius (XXXIII 82) berichtet, die seines Wissens älteste massive, nicht inwendig hohle G.-Statue habe sich in einem Tempel der Landschaft Anaetis (in Armenien am oberen Euphrat) befunden; sie sei in dem Partherkriege des Antonius entführt und eingeschmolzen worden (es war vermutlich eine Statue der Göttin Anaitis). Indessen diese Statuen waren, wenn wir uns auf die Nachrichten der Alten verlassen dürfen, nicht gegossen, sondern gehämmert. Diodor bezeichnet jene Werke als σφυγήλατα; Plinius sagt: aurea statua prima omnium nulla inanitate et antequam ex aere aliqua modo fieret, quam vocant holosphyron. Nun wird allerdings oft angenommen, daß ein σφυρήλατον oder ein ὁλόσφυρον bezw. ὁλοσφύρατον (denn beide Bezeichnungen sind identisch, Phryn. p. 203 Lobeck τὸ ὁλόσφυρον ἔκβαλε καὶ ἤτοι σφυρήλατον λέγε ἢ ὁλοσφύρατον) auch ein Werk bedeute, das aus getriebenen Platten zusammengesetzt, also hohl ist (z. B. Sittl Archaeol. 403); allein nachweisbar ist das meines Wissens nirgends, dagegen überall, wo sich Bestimmtes schließen läßt, geschmiedete oder gehämmerte, nicht hohle Arbeit gemeint (Aesch. Sept. 798; Pers. 738. Herod. VII 69. Dio Chrys. or. XLIV p. 509 M.), und so bedeuten beide Worte (auch in übertragenem Sinne) gediegen oder massiv (Plut. quom. adul. ab am. discern. 24 p. 65 B; de Pyth. or. 29 p. 408 E; de garrul. 17 p. 511 B. Luc. Dem. enc. 14; die Glossen übersetzen solidus mit ὁλόσφυρος, ὁλοσφύρατος, σφυρήλατος s. Corp. gloss. lat. VII 277). Man kann daher auch bei diesen G.-Statuen nur an Schmiedearbeiten denken, wenigstens haben sie die Berichterstatter dafür gehalten, was ganz begreiflich ist, da ja die Erfindung des Erzgusses von den alten Schriftstellern erst ins 6. Jhdt. verlegt wird, man also für frühere Zeit überhaupt keinen Metallguß annahm. Ob nun diese Meinung von der Herstellungsart jener massiven G.-Figuren richtig war oder nicht, vermögen wir nicht zu beurteilen; aber da der Hohlguß in Ägypten und im Orient schon sehr früh bekannt war, der viel einfachere Vollguß daher erst recht, so liegt es nahe, die Angaben der Alten über die Technik dieser orientalischen G.-Statuen für nicht authentisch anzusehen, da es sicherlich leichter und einfacher war, wenn man schon massive G.-Figuren arbeitete, sie durch Guß als durch Schmiedearbeit herzustellen. [1572] Allenfalls wäre freilich auch denkbar, daß an den in Betracht kommenden Stellen σφυρήλατος gar nicht in der ursprünglichen technischen, sondern in der übertragenen Bedeutung gediegen zu verstehen ist.
Wenn wir auf griechischem Boden goldene Bildwerke antreffen, so sind es meist Weihgeschenke in Heiligtümern, die, wie oben erwähnt, zugleich eine Art von Schatz repräsentierten; daher sind viele darunter auch als massive Arbeiten zu betrachten, so die Geschenke des Kroisos in Delphi, namentlich der Löwe auf den Goldziegeln, wie das auch die Gewichtsangaben des Herod. I 50 erweisen (die ἡμιπλίνθα je 2–21/2 Talente); und wahrscheinlich war das auch der Fall mit der von ihm dorthin geweihten Statue der sog. ἀρτοκάπος (ebd. 51). Hier lag ja beim Donator noch das Bestreben vor, durch besonders wertvolle Gaben sich dem Gott geneigt zu machen. Ebenso war es wohl mit dem großen Zeus der Kypseliden in Olympia, der zwar öfters nur als golden erwähnt (Paus. V 2, 3. Diog. Laert. I 7, 2), in andern Nachrichten aber als σφυρήλατος bezeichnet wird (Plat. Phaedr. p. 236 B. Strab. VII 353. 378. Suid. und Phot. s. Κυψελιδῶν ἀνάθημα). Auch hier beweist die Überlieferung des angeblich an der Figur angebrachten Epigramms, daß es sich um eine massive Statue handelte (nach der einen Version, bei Suidas und Photios, σφυρήλατος κολοσσός, nach der andern παγχρύσεος κολοσσός). Vielleicht darf man das gleiche voraussetzen bei den goldenen Dreifüßen und Niken, die Gelon und Hieron von Syrakus nach Delphi geweiht hatten (Athen. VI 231 F). Aber im allgemeinen wird man bei Bildwerken griechischer und römischer Provenienz, die als golden erwähnt werden, anzunehmen haben, daß sie nicht massiv, sondern entweder hohl (gegossen oder getrieben) oder gar bloß vergoldet waren. So wird das von Antiochos Epiphanes geweihte goldene Gorgoneion an der Südmauer der Akropolis von Athen bei Paus. V 12, 4 schlechtweg als golden bezeichnet, I 21, 3 aber als ἐπίχρυσος, d. h. mit Goldblech belegt; die Statue der Phryne in Delphi heißt ebd. X 14, 7 golden (und so auch sonst öfters, s. Hitzig-Blümner z. d. St.), sie war aber nach Plut. amat. 9 p. 753 F κατάχρυσος, d. h. vergoldet (über den Unterschied von ἐπίχρυσος und κατάχρυσος s. u.). Die Statue des Gorgias, ebenfalls in Delphi, wird öfters als goldene bezeichnet (Cic. de or. III 32, 129: non inaurata statua, sed aurea. Hermipp. bei Athen. XI 505 D; massiv, solida, nach Plin. XXXIII 83 und Val. Max. VIII 15 ext. 2), während Paus. X 18. 7 sie hinwiederum ἐπίχρυσος nennt. Man wird daher auch bei andern schlechtweg golden genannten Bildwerken, wie den Nikefiguren in Athen bei Paus. I 29, 16, dem Apoll in Delphi, ebd. X 24, 6, oder den Chariten in Smyrna, ebd. IX 35, 6, Zweifel hinsichtlich der Gediegenheit des G. hegen dürfen.
Im allgemeinen geht schon aus der geringen Zahl der bei den Schriftstellern überlieferten Beispiele hervor, daß Goldstatuen, ob es nun massivgehämmerte oder massivgegossene oder hohlgetriebene waren, zu den Seltenheiten gehörten und zumal für griechische Götterbilder ganz ungewöhnlich waren. Auch für Porträtfiguren, wie [1573] Gorgias und Phryne, bilden sie völlig vereinzelte Ausnahmen; nur in der Diadochen- und in der Kaiserzeit scheint es wieder öfters vorgekommen zu sein. So brachte Pompeius von seinem Feldzuge gegen Mithradates ein acht Ellen hohes Bild dieses Fürsten mit heim, das ἀπὸ στερεοῦ χρυσοῦ war (Appian. Mithr. 116); Nero lehnte nach Tac. ann. XIII 10 das Anerbieten, daß man ihm Statuen aus massivem Silber oder G. setzen wolle, ab; eine goldene Statue des Galba wird Tac. hist. I 36 erwähnt; dem Kaiser Claudius Goticus wurde auf Staatskosten auf dem Capitol vor dem Iuppitertempel eine 10 Fuß hohe Statue aus G. errichtet (Hist. aug. Claud. 3, 4). Dagegen werden die dem Kaiser Maximus dekretierten Reiterstatuen ausdrücklich als vergoldet bezeichnet Hist. aug. Maxim. 13, 4.
Wenn demnach allem Anschein nach in der griechischen Kunst das Gießen des G. keine wichtige Rolle gespielt hat und höchstens in kleineren Stücken für Schmucksachen oder Zierstücke zur Anwendung kam, so muß es auffallen, daß der Goldarbeiter im Griechischen nur selten χρυσουργός heißt (Poll. VII 97) oder χροσοποιός (Luc. Char. 12), vielmehr gewöhnlich mit χρυσοχόος bezeichnet wird (und ebenso χρυσοχοεῖν, χρυσοχοϊκή, χρυσοχοεῖον, s. Blümner Technol. 303f.), und zwar bereits bei Hom. Od. III 425. Im damaligen Griechenland kann von entwickelter Goldarbeit aber noch keine Rede sein; der χρυσοχόος, der hier die Aufgabe hat, die Hörner des Opferstiers für Nestor zu vergolden, d. h. mit Goldblech zu überziehen, heißt v. 432 χαλκεύς, was also schlechtweg ein Metallarbeiter, der je nach Umständen Erz, Silber oder G. bearbeitete. Man könnte nun die Bezeichnung χρυσοχόος auf zwei Arten zu erklären suchen. Einmal liegt es nahe, anzunehmen, daß in jenen Zeiten, wo G. noch selten war und in der Regel wohl derjenige, der eine Arbeit in G. nicht fertig kaufte, sondern von einem einheimischen Meister ausführen ließ, diesem das G. dazu lieferte (wie das Nestor tut, v. 436), wenn auch natürlich nicht in Klumpen, sondern vielleicht in Barren oder etwa auch in ausgeführten Goldarbeiten, wie Gefäßen, Schmuck u. dgl. Das mußte dann der Goldarbeiter zunächst einschmelzen und zu Platten gießen, die er dann je nach Bedürfnis durch Hämmern verbreitete und dünner machte, wie er es eben für seine Arbeit brauchte (daher auch hier v. 423 der Arbeiter mit Amboß, Hammer und Zange ankommt). Es wäre demnach die Benennung derjenigen Tätigkeit entnommen, die der eigentlichen und wesentlichsten, dem Hämmern und Treiben, vorausging. Eine andere Erklärung wäre folgende: es ist anzunehmen, daß in jener Epoche der griechische Goldarbeiter vornehmlich damit beschäftigt war, die bestimmten Gegenstände (wie hier die Hörner des Stiers) durch Überziehen mit Goldblech zu vergolden (vgl. Riedenauer Handw. in d. homer. Zeiten 116f.), denn das andere Verfahren, das Vergolden im Feuer oder durch Schaumgold mit Klebstoff war damals sicherlich in Griechenland noch unbekannt; und diese Art des Vergoldens heißt bei Homer περιχέειν (Od. III 384. 426. 437; Il. X 294; so wird auch ἀμφιχέειν von festen Gegenständen gebraucht, Od. VIII 278, und ebd. 279 ἐκχέειν). [1574] Es wäre daher denkbar, daß der χρυσοχόος von dieser Tätigkeit des περιχέειν seinen Namen bekommen hat. Im Lateinischen ist die gewöhnliche Bezeichnung aurifex (s. Blümner a. a. O. 305, 6); seltener ist aurarius (CIL VI 196.[4] 9209), und damit scheint man auch in der Regel nur einen Vergolder verstanden zu haben, da die Glossen es mit χρυσώτης übersetzen (Corp. gloss. lat. II 2713) oder es mit aurator identifizieren (ebd. 26, 38. 569, 9 u. ö.).
Bei der Arbeit in G. ergeben sich nur wenig technische Manipulationen, die ihr besonders zugehören. Für das Gießen, sei es massiv, sei es in Hohlguß, verweisen wir auf den Art. Erzguß, da technische Unterschiede durch das Material sich zweifelsohne nicht ergaben; für die Bearbeitung des kalten Metalls durch Hämmern und Treiben wird der Art. Toreutik das Wissenswerte bringen; für eingelegte Arbeit sind die Art. Chrysendeta und Ἐμπαιστική zu vergleichen, und von der chryselephantinen Technik ist im Art. Elfenbein (o. Bd. V S. 2362) gehandelt. Als speziell der Goldarbeit eigentümlich ist diejenige Arbeit zu bezeichnen, die wir heut Filigran nennen, und die, wie erhaltener Goldschmuck zeigt, schon den Alten bekannt war, deren alte Benennung wir aber nicht kennen. Man unterscheidet heut zweierlei Arten: die eine, die eine Art Drahtgeflecht ist und darin besteht, daß G.-Draht in feinem Gefüge vereinigt und entweder ohne Untergrund als durchbrochenes Ornament zusammengelötet oder auf eine Fläche, meist ebenfalls ein G.-Blech, aufgelötet wird, und zweitens das sog. Granulieren, wobei statt der Drahtfäden kleine Kügelchen aneinandergereiht und aufgelötet werden. Unsere Quellen schweigen über diese Technik, die erhaltenen Proben aber zeigen, daß die Herstellung des Drahtes und der Kügelchen allem Anschein nach auf dieselbe Art erfolgte, wie sie heute noch üblich ist. Der Draht war teils geschmiedet oder gehämmert, d. h. aus geschnittenen Streifen hergestellt, die mit der Feile oder dem Hammer gerundet wurden, teils war es gezogener Draht, der, ähnlich wie heut, aus Metallstäbchen hergestellt wurde, die man durch runde Löcher einer Eisenplatte zog, die beständig an Größe abnahmen, so daß der Draht mit jedem Durchziehen dünner wurde (s. Blümner a. a. O. 250f.). Die zur Granulierung nötigen Kügelchen werden heut dadurch hergestellt, daß man kleine G.-Schnitzel unter das Lötrohr bringt oder von feinstem Kohlenstaub umgeben, zum Schmelzen bringt (ebd. 317); vermutlich haben die Alten in ähnlicher Weise gearbeitet. Zum Löten, das fast bei jeder G.-Arbeit eine notwendige Prozedur war, bediente man sich der χρυσοκώλλα; über dies G.-Lot und seine Bestandteile ist in dem betreffenden Artikel gehandelt. Wie alt die Erfindung, G. zu löten, war, geht daraus hervor, daß schon unter den mykenischen G.-Funden gelötete Stücke sich finden (Schliemann Mykenae 266). Über das Verfahren und die dazu nötigen Instrumente s. den Art. Lötung (Blümner a. a. O. 290ff.).
Von Bedeutung ist sodann die Tätigkeit des G.-Schlägers. Gehämmertes Metallblech heißt im allgemeinen griech. λεπίς (χρυσαῖ λεπίδες Polyb. X 27, 10), dem lat. lamina entspricht (für G.-Blech [1575] Liv. XLI 20, 9. Ovid. met XI 124; vgl. Corp. gloss. lat. II 294, 13 ἔλασμα χρυσοῦ ἢ ἄλλης ὕλης); dünneres, wie man es besonders zur Vergoldung brauchte, heißt griech. πέταλον (πέταλα χρυσᾶ, Eur. Herc. fur. 396. Diosc. V 91. Luc. Philops. 19. Aelian. v. h. V 16. CIA II 814 a. Z. 35), lat. bractea oder brattea (bratteae aureae Lucr. IV 725. Verg. Aen. VI 209. Plin. XXXIII 61. XXXVII 106), was auch speziell das G.-Blättchen bedeuten kann (daher in den Glossen brattea als lamina aurea oder tenuis auri lamina erklärt wird, Corp. gloss. lat. VI 151; vgl. Iuv. 13, 152. Mart. VIII 33, 6. IX 61, 4; s. Art. Brattea). Daher heißt der G.-Schläger griechisch mit einem allerdings seltenen und späten Wort πεταλουργός oder πεταλοποιός (Anon. de metallis im Cod. reg. 2249 fol. 41, zitiert in Stephan. Thesaur. Cod. Iust. X 66 (64), 1. Corp. gloss. lat. II 406, 28. III 371, 21. 502, 21), lat. brattearius (inschriftlich aurifex brattiarius CIL VI 9210;[5] ein collegium brattiariorum ebd. 95; vgl. 9211. Cod. Theod. XIII 4, 2. Cod. Iust. a. a. O. Firm. Mat. math. IV 21, 6. Corp. gloss. lat. II 406, 28); und bratteatus heißt direkt mit G.-Blech bekleidet (Sen. ep. 41, 6. Sid. Ap. ep. II 10, 4. 8. VIII 8, 3. Mart. Cap. I 75; übertragen Sen. ep. 115, 9). Für Vergoldung, die nicht durch Bedecken mit G.-Blech, sondern durch Anbringen von Blatt-G. (G.-Schaum, Rausch-G.) hergestellt wurde, mußte das G. bis aufs allerfeinste gehämmert werden. Daß die Alten sich bereits darauf verstanden, solches Blatt-G. in größter Dünne herzustellen, geht daraus hervor, daß man nach Plin. XXXIII 61 aus einer Unze G. 750 und darüber Blättchen von vier Quadratzoll Größe schlug. Die stärksten hießen praenestinische, weil die Bildsäule der Fortuna in Praeneste mit solchen sehr dauerhaft vergoldet worden war, die demnächst dünneren hießen quaestoriae (vgl. Blümner a. a. O. 308). Das Verfahren hierbei wird zwar nicht beschrieben, denn wenn Diosc. V 91 davon spricht, daß die goldenen πέταλα zwischen kupfernen λεπίδες gehämmert würden, so konnte dabei kein Rausch-G., sondern nur etwas dünneres Blech entstehen. Wahrscheinlich aber benutzten die Alten das im Mittelalter übliche Verfahren, das nach Theophil. Schedula divers. art. I 23 (p. 51 Ilg) darin bestand, daß man die G.-Blätter zwischen Pergamentblättern dünn schlug. Ein vatikanisches Relief (Jahn Ber. Sächs. Ges. d. Wiss. 1861 Taf. VII 2. Amelung Sculpturen d. Vatikan. Museums II 444 n. 262 a. Taf. 52) stellt, wie die Inschrift lehrt, einen G.-Schläger vor; er hält mit der Linken eine Platte oder ein Blech auf einem Amboß fest und schlägt mit einem in der Rechten gehaltenen Hammer darauf los. Die neben ihm sichtbaren, regelmäßig geformten, übereinandergehäuften und nach oben an Größe abnehmenden Gegenstände sind sicherlich nicht G.-Barren, sondern fertige Pakete geschlagenen Blatt-G.s (s. Blümner a. a. O. 312).
Was nun das Vergolden (χρυσοῦν, aurare, inaurare u. dgl., s. Blümner 208f.) anlangt, das die Arbeit des χρυσωτής ist (Plut. de glor. Ath. 6 p. 348 F. Etym. M. p. 258, 2. CIA a. a. O. Corp. gloss. lat. II 26, 38 u. 45. 27, 13. 479, 14. III 164, 31. 445, 7. 479, 52), lat aurator, deaurator, [1576] inaurator (Firm. Mat. a. a. O. CIL VI 3928.[6] Cod. Iust. X 66 (64), 1. Corp. gloss. lat. a. a. O.), so gab es im wesentlichen drei Arten von Vergoldung: das Belegen mit G.-Plättchen, das Feuervergolden und das Vergolden vermittelst eines Klebstoffes. Der oben erwähnte Unterschied im griechischen Sprachgebrauch, wonach ἐπίχρυσος eine Vergoldung der ersten, κατάχρυσος eine der zweiten und dritten Art bedeutet (auf welchen Unterschied Boeckh Staatshaush.3 II 148 aufmerksam macht), ist von den späteren Schriftstellern nicht mehr festgehalten worden (vgl. Schubart N. Jahrb. f. Philol. XV [1860] 94f.). Das Belegen oder Überziehen mit G.-Blech war die älteste Art der Vergoldung; so werden die Hörner der Opferrinder bei Homer vergoldet, und so hat man sich jedenfalls vielfach die Kassettendecken und andere Architekturteile behandelt zu denken (Plin. XXXIII 54. XXXVI 114. Sen. ep. 115, 9. Sidon. Ap. ep. II 10, 4) und Mobiliar (Mart. VIII 33, 6. Sid. Ap. ep. VIII 8, 3). Daß auch Statuen in solcher Art vergoldet wurden, zeigen die Schriftquellen, z. B. Luc. Philops. 19. Clem. Alex. protr. IV 52 p. 46 P. Ammian. Marc. XIV 6, 8. XVII 4, 15. Doch war das Verfahren dabei ziemlich roh, wie aus dem Bericht bei Plin. XXXIV 63 hervorgeht, wonach Nero eine Alexanderstatue Lysipps auf diese Weise vergolden ließ; da aber der G.-Glanz die Anmut der Figur stark beeinträchtigte, ließ er die G.-Plättchen wieder abnehmen, und die Statue schien nun wiederum viel wertvoller geworden zu sein, obschon Narben und Einschnitte von der Vergoldung zurückgeblieben waren. Man machte also, damit die Plättchen an den glatten Flächen besser hafteten, Einschnitte oder Rinnen, in die man das dünne Blech (tenuis membrana nennt es Sen. ep. 115, 9) preßte. Bisweilen wurde G.-Blech um das ganze Objekt, wenn es ein kleinerer Gegenstand war, herumgelegt und die Kanten dann zusammengelötet. Wurden erhabene Ornamente oder Reliefs mit G.-Blech überzogen, so wurde dies sorgfältig mit Holzhämmern über das Ganze und in alle Vertiefungen hineingedrückt und geschlagen, so daß es ohne weitere mechanische Hilfsmittel von selber festhielt. Es war aber selbstverständlich leicht, solche Vergoldungen wieder zu entfernen oder zu stehlen; es wird mehrfach erwähnt, daß derartig vergoldete Figuren durch Anwendung von Pechpflastern ihrer G.-Plättchen beraubt wurden (Iuv. 13, 152 mit Schol. Suid. s. Δημήτριος ὁ ἐπίκλην Ἰξίων).
Minder kostspielig und dauerhafter war die freilich nur für Gegenstände aus Metall, besonders Silber und Erz angewandte Feuervergoldung. Man bediente sich dabei des Quecksilbers, aber in welcher Weise, wird nicht deutlich berichtet; daß es im Feuer geschah, geht aus Plin. XXXIII 64 und Athen. V 205 B hervor (χρύσωσις ἐκ πυρός). Leider sind die Beschreibungen, die Plin. a. a. O. und ebd. 100 von dem Verfahren macht, so verworren und unklar, daß er offenbar seine Gewährsmänner nicht recht verstanden hat. Man kann daraus nur soviel entnehmen, daß es eine Art Amalgierungsverfahren war, bei dem sich das Quecksilber verflüchtigte (vgl. Blümner a. a. O. 313f.). Andere Stoffe, bei denen Feuervergoldung ausgeschlossen war, vergoldete man mit [1577] Schaum-G. unter Benutzung von Eiweiß, und speziell bei Holz nahm man noch einen besonderen Klebstoff, der aus einer Mischung von sinopischem Rötel, Ocker und weißer Tonerde bestand (Plin. XXXIII 64. XXXV 36). An noch erhaltenen vergoldeten Gegenständen aus Ton oder Gips kann man sehen, daß das Schaum-G. mit einem Bindemittel von geschlemmter Kreide aufgetragen war; ähnlich sind an bemalten griechischen Vasen die vergoldeten Partien behandelt, wobei das aufgetragene G. meist von ziemlicher Dicke ist (vgl. Stephani C. R. de St. Pétersb. 1874, 56).
Eine besondere Art der Verwendung fand das Blatt-G. in spätrömischer und christlicher Zeit in der Glastechnik. Als man anfing, im Mosaik auch G. neben den Farben zu verwenden, was später namentlich für den Untergrund der Figuren üblich wurde (Engelmann Rh. Mus. XXIX [1874] 583 glaubte, daß G.-Stifte im Mosaik erst seit dem 3. Jhdt. n. Chr. aufgekommen seien), stellte man die dafür notwendigen G.-Stifte aus Glas her, indem über das auf ein Glasstäbchen gelegte Blatt-G. eine dünne Glasschicht aufgeschmolzen wurde, so daß es zwischen den beiden Glaslagen geschützt war (s. Theophil. Sched. divers. art. II 15 p. 116 Ilg; Näheres Blümner a. a. O. III 334). Ähnlich war das Verfahren bei den erst dem beginnenden Mittelalter angehörigen Gläsern mit G.-Grund (über die zu vgl. Garrucci Vetri ornati di figure in oro, Rom 1858, zweite Aufl. 1864). Hier wurde ein dünnes G.-blättchen mit eingravierten Zeichnungen auf dem Boden einer Schale oder eines Bechers aus Glas durch einen Klebstoff befestigt und von ihm mit dem Grabstichel alles, was nicht zur Zeichnung oder zum Ornament gehörte, weggeschabt; dann wurde diese so entstandene G.-Zeichnung wieder durch darüber aufgeschmolzenes Glas gesichert, oder, wenn der Fuß besonders gearbeitet war, dieser mit dem Körper der Schale zusammengeschmolzen (vgl. Blümner IV 406).
Von der Verwendung des G.s in der Textilkunst ist schon oben die Rede gewesen. Über die Technik erfahren wir aus unseren Schriftquellen wenig; nur daß es meist mit Woll- oder Seidenfäden zusammengewebt wurde, wobei der Einschlagfaden ein goldener war (Verg. Aen. III 483 und das. Serv.; Eclog. 4, 262. 8, 167. Ovid. met. III 556. Nemes. Cyneg. 91). Untersuchungen, die an den Resten antiker und frühchristlicher G.-Brokate (vgl. Bock Gesch. d. liturg. Gewänder des Mittelalt. I 2. Raoul-Rochette Mém. de l’Inst. XIII 641ff.; Bull. d. Inst. 1836, 60) vornehmlich von Bock, Semper, Brücke, K. B. Hofmann und Karabacek vorgenommen worden sind, haben ergeben, daß bei den antiken G.-Fäden dünne animalische Häutchen (vom Darm einer Schaf- oder Antilopenart) die Grundlage für die Vergoldung gebildet haben (vgl. Blümner a. a. O. I 156).
Endlich ist noch zu bemerken, daß das Färben des G.s, wie heut noch, so schon im Altertum eine wichtige Rolle, zumal beim Schmuck, gespielt hat. Man verwendete also neben reinem G. legiertes, das je nach dem prozentualen Zusatz von Silber oder Kupfer einen rötlichen oder gelblichen oder weißlichen Ton erhielt; man stellte also auch das G.-Silber, das Elektron, das vielfach natürlich vorkam, auf künstlichem Wege her [1578] (Plin. IX 139 argentum auro confundere, ut electra fiant, addere his aera, ut Corinthia. Plut. de Pyth. or. 2 p. 395 C). Daher werden sogar eigene βαφεῖς χρυσοῦ erwähnt bei Plut. Pericl. 12 (wo allerdings die Worte βαφεῖς χρυσοῦ, μαλακτῆρες ἐλέφαντος von manchen Herausgebern durch Einschiebung eines καὶ zu βαφεῖς, χρυσοῦ μαλακτῆρες καὶ ἐλέφαντος verändert werden, aber mit Unrecht, s. Letronne Lettres d’un antiqu. 470. Blümner N. Jahrb. f. Philol. CXIII [1876] 136ff.).
Als allgemein orientierende Artikel über G. vgl. Becker bei Pauly Realencykl. I2 2178. L. de Ronchaud bei Daremberg-Saglio I 574ff.