Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft
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Landschaft in Hispania Tarraconensis
Band II,2 (1896) S. 18631864
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Asturia (Ἀστουρία), eine Landschaft im Nordwesten von Hispania Tarraconensis, von den Kantabrern und Vakkaeern im Osten, den Vettonen im Süden, den Callaekern im Westen, und dem kantabrischen Meer im Norden begrenzt, das jetzige Asturien nebst Leon und Valladolid bis an den Duero, ein rauhes und gebirgiges Land, sehr reich an Bergwerken und Pferden. Über das Volk der Asturer berichtet der älteste Zeuge Poseidonios (bei Strab. III 155) nur im Anhang seiner ausführlichen Schilderung der Lusitaner und Callaeker (s. d.), die Lebensweise aller dieser Gebirgsbewohner sei gleich. Offenbar hatte er nichts von ihnen gesehen; sie wurden erst nach der Unterwerfung durch Augustus den Römern bekannt, über die Florus (II 33, 46. 54ff. Oros. VI 21) und Dio (LIII 25) berichten (vgl. Sil. XII 748). Plinius giebt nach der genauen Beschreibung des hispanischen Bergbaus auf Edelmetalle (XXXIII 66ff. nach Cornelius Bocchus?) den Gesamtertrag der Goldgewinnung aus A., Callaecia und Lusitania auf 20 000 Pfund jährlich an, und zwar so, dass das meiste davon aus A. komme (XXXIII 78). Auch die Dichter gedenken des asturischen Bergbaus (Lucan. IV 298. Sil. I 231ff. Martial. X 16, 3). Ausserdem berichtet Plinius von der asturischen Rosszucht, den celdones und asturcones (VIII 166), von der sich auf den Grabsteinen asturischer Männer Spuren finden (CIL II 5705ff.). Obgleich die kleinen asturischen Pferde besonders im Circus glänzten (vgl. Sil. III 335ff. Martial. XIV 199), so dienten doch nicht weniger als drei Reiteralen nebst sechs Cohorten der Asturer zu Fuss im römischen Heere (Ephem. epigr. V p. 168). Im Census des Augustus zählten die Asturer 22 Völkerschaften, von denen Plinius und Ptolemaios (II 6, 28) nicht alle nennen (vgl. Mela III 13), und 240 000 Freie (Plin. III 28). Man teilte sie in Augustani (CIL II p. 362), d. h. die um Asturica Augusta (s. d.) am Südabhang der asturischen Berge wohnenden (sie nur können die Rosszüchter gewesen sein) und transmontani, die den Nordabhang des Gebirges von alpiner Höhe bis zur Küste bewohnten, das heutige Fürstentum Asturien. Zu ihnen scheint die römische Kultur noch später gedrungen zu sein; römische Gemeinden und inschriftliche Denkmäler sind nur spärlich erhalten (vgl. CIL II p. 373). Auch von den Städten der Augustani sind nur wenige durch Plinius und Ptolemaios bekannt und ihrer Lage nach nachzuweisen. Das entlegene und weit ausgedehnte Gebiet der kriegerischen Asturer und Callaeker scheint von Anfang an eine gesonderte, von der entfernten Hauptstadt der diesseitigen [1864] Provinz Tarraco ziemlich unabhängige Verwaltung erfordert zu haben. Ein consularisches Heer von zwei Legionen und den entsprechenden Auxilien, allerdings nur unter einem praetorischen (nicht consularischen) Legaten, ward wohl schon damals in das befestigte Lager gelegt, das später den Namen der siebenten Legion führte (s. Legio VII, das heutige Leon). Seit Vespasian sprach ein eigener legatus iuridicus der wohl in Tarraco seinen Sitz hatte, in jener Gegend Recht; im 2. Jhdt. gab es neben dem Legaten der siebenten Legion einen besonderen iuridicus in Bracara, und unter dem Legaten stehend, vielleicht nur zeitweilig, einen praefectus Asturiae, sowie einen Procurator von A. und Callaecia. Im J. 216 unter Caracalla wurde aus der Dioecese von A. und Callaecia eine besondere provincia Hispania nova citerior Antoniniana gebildet (CIL II 2661), die in der diocletianisch-constantinischen Reichseinteilung blieb (die Belege für die Verfassungsgeschichte CIL II p. LXXXVI). Strabon hat die Namensformen Ἄστουρες und Ἄστυρες, Ptolemaios Ἀστουρία und Ἀστουροί; Astyr (Sil. III 334), Astyres Mela III 13 und ebenso (auch Astyria) africanische Inschriften (CIL VIII 2747. 9047); auf Soldateninschriften finden sich auch die rustiken Schreibungen Astorum (CIL III 10507) und Aesturorum (Brambach 1232).