BLKÖ:Vogl, Johann Nepomuk

Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Band: 51 (1885), ab Seite: 178. (Quelle)
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29. Vogl, Johann Nepomuk (lyrischer und epischer Dichter, geb. in Wien 7. Februar 1802, gest. daselbst 16. November 1866). Sein Vater Martin, aus Hollabrunn in Niederösterreich gebürtig, war ein allgemein geachteter Leinwandhändler und Hausbesitzer in Wien; seine Mutter Anna, eine geborene Lensch, erblickte zwar zu Frauenkirchen am Neusiedlersee in Ungarn das Licht der Welt, aber als ein Kind deutscher Eltern, daher der ungarische Zug, den Einige in unseres Dichters Zügen entdecken wollten, auf einer Illusion beruhte, denn in seinen Adern floß kein Tropfen magyarischen Blutes. In früher Jugend zeigte Johann Nepomuk ein ausgesprochenes Maltalent, aber zu nichts weniger als zur Förderung desselben neigten die positiven Anschauungen des praktischen Vaters. Als nun dieser seinen älteren Sohn Alois bereits im eigenen Geschäfte verwendete, sollte der jüngere, um einer für alle Eventualitäten gesicherten Zukunft entgegenzugehen, die [179] Laufbahn des Staats- oder Landschaftsbeamten einschlagen. Auf das Fürwort des damaligen Landmarschalls Grafen Cavriani, welcher in Vogl’s Hause wohnte und für den lebhaften und talentvollen Jüngling sich interessirte, kam derselbe im Alter von 17 Jahren, nach beendeten Elementarstudien, als Beamter in die Kanzlei der niederösterreichischen Stände. In diesem Wirkungskreise verblieb er bis zum Jahre 1859, in welchem er auf sein eigenes Ansuchen nach 40jährigem Dienste in den Ruhestand versetzt wurde. Ueber seine Leistungen als ständischer Beamter schweigt die Geschichte, nur einer seiner Biographen schreibt darüber höchst bezeichnend: „seine Stellung als Beamter war immer eine so angenehme, wie sie nur äußerst selten einem vom Glück begünstigten Schriftsteller geboten wird. Die Herrenstände und seine Vorgesetzten berücksichtigten stets in dem Beamten den Dichter, und seine Berufsbeschäftigung war kein Hemmniß für seine literarische Thätigkeit. Dazu kam noch, daß er Joseph Hannusch [Bd. VII, S. 324] zum Kanzleidirector und zu dessen Stellvertreter Franz Fitzinger [Bd. IV, S. 258], Bruder des Naturforschers Leop. Joseph Fitzinger (gest. November 1884), hatte, welche Beide als Schriftsteller ihrem Kunstbruder auf alle Weise den Dienst zu erleichtern bemüht waren. Daß in einem so glücklichen Dienstverhältnisse die Muse eine ungewöhnliche Fruchtbarkeit entwickelte, ist wohl leicht begreiflich“. Wann Vogl zu dichten begann, läßt sich nicht nachweisen, doch muß es sehr frühzeitig gewesen sein, wenngleich das erste Gedicht, welches aus seiner Feder im Druck erschien, aus dem Jahre 1825 datirt, in welchem er bereits 23 Lenze zählte. Dasselbe, mit des Dichters vollem Namen gezeichnet, kam inSchickh’s (später Witthauer’s) „Wiener Zeitschrift für Kunst, Literatur, Theater und Mode“ am 28. Juli 1825 heraus und trägt den Titel: „Pilgers Sehnsucht“. Diesem Gedichte folgten dann im genannten Blatte noch mehrere; auch Freiherr von Hormayr öffnete dem jungen Poeten die Spalten seines „Vaterländischen Archivs“, in welchem sich manche Schriftsteller des Kaiserstaates ihre ersten Sporen verdienten. Früher noch als auf die ideale Muse, richteten sich aber des Jünglings Blicke auf eine anmuthige leibliche Jungfrau, auf Sophie Mathieu, die Tochter eines Emigranten, der in der österreichischen Armee diente. Auch ging der junge Poet in dieser Angelegenheit mit stürmischer Energie vor und erschien, nachdem eine geplante Entführung gescheitert, mit der Pistole vor den Vater seiner Geliebten, diesem die Alternative stellend, entweder in die Heirat der Tochter einzuwilligen, oder Zeuge zu sein, daß er sich eine Kugel durch den Kopf jage. Bei solcher Werbung gelangte Vogl bereits im Alter von zwanzig Jahren zu einer Frau. Er trat auch damals mit den meisten in Wien lebenden älteren Schriftstellern, wie: Küffner, Castelli, Deinhardstein, Hannusch, Treitschke, Em. Veith, Weidmann, Werner, Zach, in näheren Verkehr, zu den jüngeren aber, wie: Bauernfeld, Duller, Feuchtersleben, Fitzinger, Groß, C. W. Huber, Rappaport, J. G. Seidl, Schumacher, Stegmayer, Stoy, Em. Straube, Ullepitsch und Walther, in freundschaftliche Beziehungen. Mit einem selbständigen Werke debutirte er ziemlich spät, und zwar mit einem ganz unbedeutenden Büchlein, vor dem Publicum. Es führt den Titel: „Fruchtkörner aus deutschem [180] Grund und Boden“ (Wien 1830, Adolf), womit er den Freunden alter Spruchweise ein Festgeschenk darbrachte, das aus einer Compilation von 400 gereimten deutschen Sprichwörtern besteht. Auch das von ihm 1834 herausgegebene „Oesterreichische Wunderhorn“ enthält mit Ausnahme von vier Gedichten Vogl’s sämmtlich nur Beitrage Anderer. Erst mit den im Jahre 1835 erschienenen Balladen und Romanzen richten sich die Blicke der Literaturfreunde einigermaßen schärfer auf den jungen Poeten, wenngleich der Empfang, der ihm in Menzel’s „Literaturblatt“ [1835, Nr. 88] zutheil wurde, eben kein ermunternder genannt werden kann. Doch waren die übrigen kritischen Stimmen sehr anerkennend, und nun ging es an ein Produciren, wie es in Oesterreich kein zweiter Dichter und in Deutschland nur einer, und dieser auch in ganz anderer Formvollendung– nämlich Friedrich Rückert – aufzuweisen hat. Wir sehen in dieser biographischen Skizze von einer Aufzählung der Dichtungen Vogl’s gänzlich ab, weil wir auf Seite 183 eine vollständige bibliographisch-chronologische Uebersicht seiner Schriften in Versen und Prosa bringen. Neben seiner erstaunlichen poetischen Zeugungskraft besaß Vogl eine unwiderstehliche Wanderlust, und kaum hatte er in kleineren Ausflügen die nächste Nähe kennen gelernt, als er auch schon mit Dr. Romeo Seligmann [Bd. XXXIV, S. 50] eine Reise nach Triest und dann nach Venedig unternahm, was zu jener Zeit immerhin für ein ganz gewaltiges Unternehmen angesehen wurde. Auch die Kneipe bildet ein nicht unwesentliches Moment in Vogl’s Leben. Er hatte sich bald eine solche ausgewählt: beim Wirth zur „Stadt Belgrad“ am Josephstädter Glacis schlug er seinen Sitz auf und versammelte einige Freunde um sich. Später vertauschte er diese Stammkneipe mit einer anderen, mit dem Extrazimmer im Carl’schen Gasthause an der Ecke in der Mechitaristengasse, wo seine Tafelrunde, zu welcher Dichter, Schriftsteller, Maler und Musiker gehörten, über ein Decennium bis in das Bewegungsjahr 1848 zusammenzukommen pflegte. Man nannte letzteres Gasthaus nach unserem Poeten das „Voglhaus“, was Dr. Schmidt zwar bestreitet, aber ich hörte es oft so bezeichnen. Die Namen der Schriftsteller und anderen Anhänger, welche theils regelmäßig, theils ab und zu sich dort einfanden, führt Dr. Aug. Schmidt in seiner Lebensskizze Vogl’s auf. Besonders gern besuchte Letzterer Ungarn, es paßte dieses an Eigenthümlichkeiten so reiche Land ganz zu des Dichters wechselnden Stimmungen, und holte er sich dort gern Stoffe zu seinen Gedichten, welche er dann auch in seinen „Klängen und Bildern aus Ungarn“ gesammelt herausgab. Da er Stoffe aus der ungarischen Steppe, die er aus seinen Reisen kannte, mit besonderem Glücke behandelte, so nannten ihn die Magyaren den „Dichter der Steppe“, wie ihn die österreichischen Literaturhistoriker von ehedem den „Vater der österreichischen Ballade“ nannten, welche Bezeichnung denn doch eigentlich dem Steirer Karl Gottfried Leitner gebührt, dessen gesammelte „Gedichte“ mit den formvollendeten Balladen und Romanzen schon 1825, also zehn Jahre vor den von Vogl erschienenen „Balladen und Romanzen“ in die Oeffentlichkeit traten. Nun aber, indem wir über dergleichen nebensächliche Launen der Kritik hinweggehen, verfolgen wir Vogl’s Poetentaufbahn. Diese war in jeder Hinsicht eigenartig. [181] Kein Gegenstand, der nur einigermaßen bemerkbar in seinen Gesichtskreis trat, blieb von ihm unbeachtet, und rasch fand er ihm eine poetische Seite ab, daher besitzen wir von ihm Klostersagen („Karthäusernelken“), Domsagen, Soldatenlieder, Bergknappenlieder („Aus der Teufe“), Kinderlieder, Jägerlieder, Schenken- und Kellersagen u. s. w. u. s. w; es ist eine nahezu erschreckende Fruchtbarkeit, die sich da vor unseren Augen entwickelt, freilich nicht selten auf Kosten der Form. Aber bei dem regen Verkehre, welchen Vogl mit Wiener Tonsetzern unterhielt – denn Adolph Müller, Emil Titl, A. M. Storch, Jacob Denk, Ferdinand Kloß, Franz Ser. Hölzl und Andere gehörten ja zu den ständigen Mitgliedern seiner Tafelrunde – wurden viele seiner Lieder, die oft nur den Vorzug der Sangbarkeit besaßen, sofort in Musik gesetzt, und so gelangte sein Name aus der Kneipe in den Salon, in die Kreise der Gesangvereine und Liedertafeln und wurde allüberall genannt und bekannt, wie kaum ein zweiter. Eine andere Vorliebe Vogl’s war seine Wahl grauenhafter, schauerlicher Stoffe. Mußte ihm ja in dieser Beziehung selbst Sauter, der denn doch nichts weniger als eine prüde Natur war, zurufen: „Zu oft erscheint vor deinem Tribunal | des Inquisiten Pein, der grause Henker. | Es bleiben doch dem Dichter und dem Denker | der edlern Stoffe beßre Art und Wahl“. Wenn aber Vogl’s Fruchtbarkeit nachzulassen begann, so griff er nach fremden Stoffen, übersetzte aus allen Sprachen, auch aus solchen, die er nicht kannte, indem er sich den Wortlaut des Originals übertragen ließ und dann es nach seinem Recepte in deutsche Verse brachte, in Folge dessen diese Gedichte als Uebersetzungen werthlos und wenn sie im Ganzen gelungen, nur als Nachbildungen vielleicht bemerkenswerth sind. Bei der Popularität seines Namens geschah es denn auch, daß ihm die Redaction von Journalen, Almanachen, ja selbst die Herausgabe der Werke Ferdinand Raimund’s übertragen wurde, welche er jedoch ohne alles Verständniß für eine solche Aufgabe, in wenig pietätvoller Weise besorgte. Nach dem Tode Nicolaus Oesterlein’s (1. Jänner 1839) ging die Redaction des „Oesterreichischen Morgenblattes“ zuerst an Dützele von Cöckelberghe und nach diesem an L. A. Frankl über. Als Letzterer, da er die „Sonntagsblätter“ begründete, die Redaction jener Zeitschrift im Juli 1841 niederlegte, übernahm Vogl dieselbe am 1. August 1841 und behielt sie bis zum Jahre 1848, in welchem er das weitere Erscheinen des Blattes einstellte; ferner besorgte er durch einige Jahre die Herausgabe der Almanache „Frauenlob“ und „Thalia“; gründete 1845 den „österreichischen Volkskalender“, welchen er über zwei Decennien bis zu seinem Tode fortführte, weniger glücklich mit einem zweiten ähnlichen Unternehmen, dem „Soldatenkalender“, der nur sechs Jahrgänge erreichte. So hatte denn Vogl in Oesterreich die höchste Volksthümlichkeit erreicht, und auch nach außen war sein Name im Publicum, welches Poeten liest und um Verse sich kümmert, gut bekannt, wird doch erzählt, daß unter den Wenigen, welche Ludwig Uhland, als seine germanischen Forschungen ihn nach Wien führten, mit seinem Besuche bedachte, Johann Nepomuk Vogl gewesen. So waren die Jahre unter Sang und Klang dahin gegangen, nach einer neuen, einer besseren Zeit, wie fast alle älteren und jüngeren Poeten Oesterreichs, [182] sehnte sich Vogl nicht, ahnte er, daß ein freies Oesterreich über ihn und seine Balladen zur Tagesordnung übergehen werde? Genug, das Bewegungsjahr 1848 ließ ihn nicht nur gleichgiltig, er verhielt sich vielmehr ablehnend gegen die Errungenschaften jener Tage, nicht etwa in einer Vorahnung der traurigen Wendung, welche diese lenzheitere Märzbewegung nehmen würde, sondern im Bewußtsein, daß es mit der Zeit der Ballade und Romanze um sei, daß sich die Menschheit um Anderes zu kümmern beginne als um ein Vogl’sches, von Titl oder Proch oder einem Anderen componirtes Lied. Was er von da ab schuf, war auch von geringer Bedeutung, das Beste brachte er noch in dem von ihm gegründeten Volkskalender, in welchem er Volksgeschichten, Sagen und historische in seiner Weise zurechtgelegte Anekdoten flott zu erzählen verstand und bei jenem Publicum, welches keine künstlerischen Ansprüche stellt, sondern um billiges Geld unterhalten sein will, freundliche Anerkennung fand. Auch fehlte es unserem Poeten im Vormärz nicht an mannigfachen Ehren, von der bedeutsamsten, daß viele seiner Gedichte in fremde Sprachen übersetzt wurden, nicht zu reden. Meine Versuche, diese Uebertragungen und die Compositionen zu seinen Liedern zusammenzustellen, scheiterten bei dem Mangel an allen dazu unerläßlichen Behelfen. An seine Witwe oder seine Angehörigen zu diesem Zwecke mich zu wenden, unterließ ich, weil ich in anderen ähnlichen Fällen die schlimmsten Erfahrungen machte. Vogl’s Gedichte wurden ins Italienische, Spanische, Russische, Französische, Englische und Ungarische übersetzt. Ins Französische von dem Pariser Akademiker Mollevant, ins Englische mehrere seiner Balladen von einer Mistreß Loyd, und soll deren Arbeit in einer prachtvoll illustrirten Ausgabe 1860 bei Houlston in London erschienen sein; seine Ungarlieder fanden ungarische Uebersetzer, welche diese Uebertragungen magyarischen Nationalmelodien anpaßten. Im Jahre 1845 ertheilte ihm die Universität Jena das Diplom eines Doctors der Philosophie; auf Grund der Uebersetzung mehrerer seiner Gedichte ins Italienische schickten ihm die Arcadier in Rom ihr Diplom, und erhielt er nach dem alten, bei dieser Gesellschaft bestehenden Brauche die Campagna Pelopidea und nach dieser den Akademikernamen Naulide Pelopideo; der Pegnesische Blumenorden in Nürnberg nahm ihn unter seine Mitglieder auf, ebenso die historischen Vereine von und für Oberbayern, für Oberpfalz und Regensburg, für Unterfranken und Aschaffenburg, für Schwaben und Neuenburg, für Steiermark, Krain, Kärnthen, die geschichts- und alterthumsforschende Gesellschaft des Osterlandes zu Altenburg, die Gesellschaft für Geschichte und Alterthumskunde der Ostseeprovinzen in Riga, dann mehrere philharmonische und Musikvereine u. s. w. Lange bewahrte Vogl seine körperliche Rüstigkeit und ließ nach seiner äußeren Erscheinung auf eine lange Lebensdauer schließen. Wider Erwarten begannen sich im Winter 1865 die Vorboten ernster physischer Störungen zu regen, welche indeß der robuste, durch einen Sommeraufenthalt in Ober-St. Veit nächst Wien gestärkte Körper überwand. Dann aber mit einem Male trat das Uebel mit unerwarteter Heftigkeit auf und raffte den Vierundsechzigjährigen im Spätherbst 1866 dahin. Vogl war zweimal vermält. Zuerst, wie bereits erwähnt, mit Sophie geborenen Mathieu. Aus [183] dieser Ehe hatte er einen Sohn Karl Theodor und eine Tochter Sophie, letztere, der Liebling des Vaters, starb am 31. März 1850, im Alter von 21 Jahren an der Tuberculose. Der Lohn zeigte poetische Anlagen und veröffentlichte auch einige Novellen und Gedichte, versuchte es im Staatsdienste, ohne jedoch lange in diesem zu bleiben, und schloß sich einer wandernden Schauspielertruppe an, zog mit derselben zum Herzeleid des Vaters von Land zu Land, von Stadt zu Stadt unstet umher, bis er verdarb und starb zu Agram am 7. Februar 1859 im Alter von 34 Jahren. In seiner späteren Lebenszeit vermälte sich Vogl mit der Witwe des Redacteurs Nicolaus Oesterlein, welche ihm aus erster Ehe zwei Töchter, Emma und Rosa, ins Haus brachte. An der Seite dieser Gattin verlief, wie des Dichters Biograph Dr. Aug. Schmidt schreibt, sein häusliches Leben ziemlich still und unbewegt. An dem ruhigen Temperamente dieser Frau brachen sich die Stürme, welche den Frieden des Hauses zu stören drohten, und er fühlte das Bedürfniß ihres näheren Umganges immer mehr. Sie war auch seine stete Begleiterin auf seinen späteren Reisen und Ausflügen, wo die frühere Lust an forcirten Märschen und waghalsigen Abenteuern schon dem Verlangen nach Bequemlichkeit Platz gemacht hatte. Sie ging mit ihm, wohin ihn auch seine wunderliche Laune hinzog, und saß zuletzt auch Abends im Wirthshause mit stiller Resignation an seiner Seite. Es war dies ein Poetenleben ziemlich wilder, wenig behaglicher Art, ganz wie es seine Lieder und Balladen sind, die ein rechtes Wohlgefallen nicht aufkommen lassen. Ueber seine Bestattung, sein Grabdenkmal, seine schriftstellerische Thätigkeit, die Stimme der Kritik über den Poeten und Anderes vergleiche die Quellen.

I. Uebersicht der Werke Johann Nep. Vogl’s in chronologischer Folge.Fruchtkörner aus deutschem Grund und Boden. Ein Volksbüchlein, Zeitsprüche und Lebensregeln entfaltend“ (Wien 1830 [Leipzig, Cnobloch], Adolph, 16°.). – „Oesterreichisches Wunderhorn. Taschenbuch der Balladen. Romanzen, Sagen und poetischen Erzählungen. Mit Beiträgen von mehr als 39 Gelehrten herausgegeben von – – „ (Wien 1834, Beck, 16°.). – „Das Mädchen von Gloggnitz. Zum Besten einer durch Feuer verunglückten Familie in Gloggnitz“ (Wien 1834, Ludwig, 12°.). – „Balladen und Romanzen“ (Wien 1835, Wallishausser; 2. Aufl. ebd. 1841); erschienen zu Paris in französischer Uebersetzung. – „Lyrische Blätter (Wien 1836, Rohrmann, gr. 12°.); in zweiter vermehrter Auflage unter verändertem Titel: „Lyrische Dichtungen“ (ebd. 1844). – „Der Minstrel. Taschenbuch erzählender Dichtungen, herausgegeben von – –. Mit Beiträgen von 29 Dichtern“ (Wien 1836, Wenedickt, 16°.). – „Balladen und Romanzen. Neue Folge“ (Wien 1837, Wallishausser, gr. 8°.). – „Slavische Volksmärchen“ (Wien 1837, Tendler, gr. 12°.). – „Novellen“ (Wien 1837, Rohrmann [und Schweigerd], 8°.). – „Der Retter. Episches Gedicht mit Musik von Capellmeister Müller. Zum Besten der durch Wasser Verunglückten in Pesth“. – „Klänge und Bilder aus Ungarn. In Dichtungen“. Mit dem Bildnisse des Dichters (Wien 1839, Tendler und Schäfer, gr. 12°.); öfter übersetzt, auch ins Russische von Obodowski; zweite vermehrte Auflage (ebd. 1844); dritte stark vermehrte und (mit sechs Holzschnitten[WS 1]) illustrirte Ausgabe (Wien 1848, Pesth, Hartleben, gr. 8°.). – „Der Josephsberg bei Wien und seine Schicksale. Erinnerungsblätter für die Besucher desselben“ (Wien 1839, Pfautsch, 8°.); die zweite vermehrte Auflage erschien unter dem Titel: „Der Kahlenberg und seine Bewohner“ (Wien 1845, Sommer); die dritte mit Uebertragung der Originalurkunden der Camaldulenser (ebd. 1846); – „Der fahrende Sänger. Nachbildungen alter Legenden, Balladen und Reime aus dem Schwedischen, Englischen, Spanischen, Serbischen u. s. w.“ (Wien 1839, Wallishausser, gr. 8°.). – „Erzählungen [184] eines Großmütterchens. Mit Titelvignette“ (Leipzig 1840 [Wien, Tendler und Schäfer], gr. 12°.); zweite Auflage (ebd. 1844). – „Balladen und Romanzen. Neueste Folge“ (Wien 1841, Wallishausser, gr. 8°.). –– „Neue Erzählungen und Novellen“ (Wien 1841, Wallishausser, gr. 12°.) [enthält: „Der tolle Geiger in Wien“ – „Die Wege der Nemesis“ – „Wille und That“ – „Die beiden Venetianer“ – „Der Schließer von Norwich“ – „Schwester Marguerita“ – „Janko und seine neunundneunzig Brüder“ – „Das schwarze Haus“]. – „Die ältesten Volksmärchen der Russen“ (Wien 1841, Pfautsch, 8°.). – „Historische und topographische Merkwürdigkeiten aus der Umgegend Brünns. Mit zehn Kupferstichen“ (Wien 1841, Rohrmann, 8°.). – „Neuer Liederfrühling“ (Wien 1841, Wallishausser, 8°.). – „Trommel und Fahne. Ein Liedercyclus. enthaltend: Die kleine Marketenderin, mit Melodien von den vorzüglichsten Capellmeistern der k. k. österreichischen Armee“ (Wien 1843); zweite Auflage (Wien 1844, Strauß, gr. 8°.). – „Neueste Dichtungen“ (Pesth 1843, Heckenast, gr. 12°.). – „Blätter und Trauben. Lieder für heitere Kreise mit Melodien von den vorzüglichsten Componisten Oesterreichs“ (Wien 1844, Strauß, gr. 8°.); zweite Auflage (Wien, Jasper). – „Declamatorium für die Jugend“ (Wien 1844, Tendler und Schäfer, 16°.); zweite Auflage unter dem Titel: „Der kleine Declamator“ (ebd.). – „Schatten. Neue Novellen und Erzählungen“ (Wien 1844, Jasper, gr. 12°.). – „Karthäusernelken. Sagen und Legenden aus der christlichen Vorzeit“ (Wien 1844, Strauß’ Witwe und Sommer, gr. 8°.); der ganze Ertrag war vom Verfasser zum Besten der durch Feuer verunglückten Sievringer bestimmt; zweite Auflage (ebd. 1845); dritte Auflage in prächtiger Ausstattung (ebd. 1847). – „Domsagen. Nebst Baugeschichte und Beschreibung des St. Stephansdoms“ (Wien 1845, Haas, gr. 12°.); zweite Auflage (ebd. 1846, Sommer); dritte Auflage (ebd. 1847); vierte Auflage (ebd. 1853, Zamarski). – „Deutsche Lieder“ (Jena 1845, Maucke, gr. 8°.). – „Liedertafel“. In zwanglosen Heften. Mit Compositionen der ersten Compositeurs der Gegenwart (Wien 1845, Witzendorf). – „Balladen. Romanzen, Sagen und Legenden“. Dritte sehr stark vermehrte Auflage mit dem Porträt des Verfassers (Wien 1846, Wallishausser, 12°.). – „Frauenrosen. Erklärende Gedichte zu einer Sammlung von Frauenbildern, gezeichnet von Decker und Anderen“, zwei Hefte (Wien 1850; zweite Auflage im nämlichen Jahre). – „Liedertafel. Romanzen, Lieder und Singquartette“ (Wien 1846, H. F. Müller). – „Soldatenlieder. Mit Bildern (in Holzschnitten) und Singweisen“ (Wien 1849, Gerold, br., gr. 8°.); zweite Auflage (ebd. 1849); dritte Auflage (ebd. 1856). – „Aus der Teufe. Bergmännische Dichtungen. Mit Bildern (in Holzschnitten) und Singweisen“ (Wien 1849, Gerold, br., gr. 8°.); zweite Auflage (ebd. 1856). – „Schnadahüpfln. Ein Beitrag zur österreichischen Volkspoesie“ (Wien 1850, Tendler, 16°.). – „Der Generalsbefehl. Volksdrama in drei Abtheilungen. (Mit Benützung eines älteren französischen Sujets)“ (Wien 1850, Pichler’s Witwe, mit einer col. Lith., gr. 8°.). – „Scherzhaftes (Gedichte) Illustrirt von Cajetan und C. Geiger“ (Wien 1850, Sollinger, 8°.). – „Bilder aus dem Soldatenleben. Mit fünfzehn Illustrationen (in eingedruckten Holzschnitten)“ (Wien 1851, Sollinger, hoch 4°.). – „Marko Kraljevits. Serbische Heldensage“ (Wien 1851, Sollinger, gr. 8°.). – „Blumen. Romanzen, Lieder und Sprüche“ (Wien 1852, Pfautsch und Voß, 16°.). – „Passiflore. Sagencyclus“ (Wien 1854 [Leipzig. Steinacker], 4°.). – „Klosterneuburg. Balladenkranz“ (Wien 1854, 8°.). – „Twardowski, der polnische Faust. Ein Volksbuch mit Illustrationen (Holzschnitten) von V. Katzler (Wien 1855, 16°.) [vergleiche S. 192: „Zur Geschichte des Vogl’schen Twardowski“]. – „Neue Gedichte. Epigrammatisches und Sprüchliches“ (Leipzig 1856, Kollmann, 16°.). – „Poesie beim Wein“ (Wien 1857, 12°.). – „Schenken- und Kellersagen. Altes und Neues“ (Wien 1858, 8°.); zweite Auflage (ebd. 1860). – „Poetisches Sylvesterbüchlein“ (Wien 1858, 8°.). – „Aus dem Kinderparadiese. Gedichte für Kinder und Kinderfreunde. Mit 64 Illustrationen von W. Kraupa“ (Wien 1861, 8°.); zweite Auflage (Wien 1865, Lechner, 8°.). – „Jägerbrevier. Weidmannsscherze. Waldreime und Jägerlieder für alle Monate“ (Wien 1862, Markgraff und Comp., mit Holzschnitten, 8°.). – „Blumen der Heimat in Bild und Lied. Der erste Frühling, wilde Rosen, Wald, Wiese, Feld und Alpe. Dichtung. Mit sieben [185] Bildern in Oelfarbendruck nach Originalen von A. Lach“ (Olmütz [Wien] 1862, Hölzel, gr. Fol.). – „Poetisch-humoristisch-satyrischer Jäger-Kalender für 1862“ (Wien Markgraff und Comp., 8°.). – „Humoristischer Jäger-Kalender für 1863[WS 2]. Mit Beiträgen von F. von Wiedersperg, Ferd. Botgorschek u. A.“ (ebd. 1863, mit Holzschnitten, 8°.). – „Schöne Geschichten aus alter und neuer Zeit. Volksbuch mit vielen schönen Bildern“ (Wien 1865, Fromme, 8°.). – „Aus dem alten Wien“ (Wien 1865, Prandl, gr. 8°.). – „Illustrirte Kalender-Geschichten aus alter und neuer Zeit. Volksbuch mit vielen Holzschnitten“ (Wien 1865, Fromme, 8°.). – Außerdem gab er heraus: „Frauenlob“. Taschenbuch für die Jahre 1835, 1836, 1837 und 1838 (Wien, Rocker, 16°.); – „Thalia“, Taschenbuch für die Jahre 18453–1849; er übernahm die Herausgabe nach dem Schauspieler Ziegelhauser zum Besten der Witwe desselben; – gab Ferdinand Raimund’s sämmtliche Werke in vier Theilen (Wien 1837, Rohrmann, 8°.) heraus, löste aber diese Aufgabe, welcher er ganz und gar nicht gewachsen war, auf das mißlichste; – übernahm 1842 die Redaction und Mitherausgabe des „Oesterreichischen Morgenblattes“, welches vor ihm Oesterlein redigirte, und ließ diese Zeitschrift im Jahre 1848 aus eigenem Antriebe und mit Vorbehalt künftiger Herausgabe eingehen; – gründete 1845 den „Oesterreichischen Volkskalender“, zur Belehrung und Erheiterung. mit Xylographien und Musikbeilagen, welches inhaltvolle treffliche Volksbuch, eine glückliche Nachahmung des Gubitz’schen und Nieritz’schen „Volkskalenders“, er bis zu seinem Tode fortführte; er hatte dasselbe zu solcher Beliebtheit gebracht, daß es unter Vogl’s Firma noch von Anderen fortgesetzt wurde und trotz starker Concurrenz bis zum heutigen Tage sich behauptet hat; – der endlich von ihm 1850 begonnene „Soldatenkalender“ (Wien, Sollinger’s Witwe, mit Holzschnitten, 8°.) erschien bis zum Jahre 1856. Der vorgenannte „Volkskalender“ Vogl’s enthält aus dessen eigener Feder zahlreiche Dorfgeschichten, Erzählungen, Sagen u. dgl. m., deren Sammlung sich doch verlohnte, da sie zu des Dichters besten Arbeiten zählen. Wir nennen von diesen Prosaarbeiten Vogl’s folgende: „Die Dorfbraut“; – „Aus dem Grabe“; – „Ein Wirth“; – „In die weite Welt“; – „Der Garberbauernhof“; – „Die Stimme der Todten“; – „Christl“; – „Die beiden Weinkeller“; – „Gevatterschaften“; – „Der Fex im Steg“; – „Der Zithernschlager-Franz“; – „Eine Christbescherung“; – „Der tolle Geiger von Wien. Zeitbild aus Wien vom Jahre 1349“; – „Aus jungen Jahren“; – „Eine Neujahrsnacht der Kaiserin Maria Theresia“; – „Kaiser Joseph und sein Leibkutscher“; – „Prinz Eugen und die schöne Lori“; – „Der letzte Einsiedler“; – „Von einem verschollenen Genie“; – „Aus dem Leben des Schauspielers und Entomologen Ochsenheimer“; – „Die beiden Venetianer“; – „Die Wege der Nemesis“; – „Maria Theresia und der Wirth zum Wolf in der Au“; – „Kaiser Joseph und Frau Kathl“; – „Beethoven im Salon, Arrest und Wirthshaus“; – „Corosan“; – „Schwester Marguerita“; – „Der Schließer von Norwich“; – „Kanne“; – „Kaiser Joseph und der Wildschütz“; – „Trenck“; – „Beethoven und der Maler Dannhauser“; – seine Volkssagen: „Das Felskirchlein“; – „Das Kreuz mit der Haarflechte“; – „Die blasse Jungfrau“; – „Der Nachrichter von Gent“; – „Der Bettler von Bagdad“; – „Greif an dem Stein“; – „Die Nothglocke zu Zürich“; – „Entstehung des Plattensees“; – „Das rothe Käpplein“ (in dramatischer Form); – „Der Steinblock zu Carrara“; – „La piedra de la madre“; – „Der Ritterkeller im Kyffhäuser“; – „Die Granitsäulen auf der Piazzetta zu Venedig“. – Von seinen im Nachlasse vorgefundenen Schriften in gebundener Rede und in Proza nennen wir: „Vierzig Lieder eines armen Poeten“; – „Die Hexensage und ihre Denkwürdigkeiten. Ein Beitrag zur Geschichte des Zauberglaubens und der Sittengeschichte des sechzehnten Jahrhunderts“; – und von seinen dramatischen Arbeiten: „Die Tochter des Thürstehers“, dreiactiges Schauspiel im „Taschenbuch für das Leopoldstädter Theater“, 1832; – „Der Bräutigam in duplo“, ebd. 1829; – die ungedruckten: „Die Todtenmütze“, lyrisches Volksdrama in drei Acten; – „’s letzti Mittl“, Scenen aus der österreichischen Gebirgswelt; – „Die stumme Magd“, Liederspiel in zwei Acten; – „Der Gefangene in Sicilien“, Schauspiel in drei Aufzügen nach dem Französischen. – Endlich unter den sechs Poeten des Collectivstückes, das unter dem Titel: „Das grüne Band“ am 2. Juli 1842 im Josephstädter Theater zum Besten des Schauspielerveteranen Hölzl [186] zur Aufführung kam, befindet sich neben Elmar, Levitschnigg, Mirani, Seidl und Told auch Vogl.
II. Porträte. Unterschrift: „Joh. Nep. Vogl“. J. L. Appold sc. N (ürn)b(er)g, 12°. [nicht ähnlich]. – Unterschrift: Facsimile des Namenszuges: „Johann N. Vogl“. Darunter facsimilirt: „Dem Schlechten Trutz, dem schönen aber hold. | Der Wahrheit treu und nie ein Sclav’ um Gold“. Gabriel Decker 1844 (lith., Fol.). Gedruckt (in Wien) bei J. Rauh. – Unterschrift: Facsimile des Namenszuges: „Johann N. Vogl“. Gezeichnet von Katzler. Vogl in ganzer Figur, den Hut in der Linken, den Stock in der Rechten, dahinschreitend in einer Landschaft, Mühle und Ruine im Hintergründe [sehr ähnlich]. – Unterschrift: „Johann Nep. Vogl“. M. Kern (radirt, 12°.) [selten]. – Unterschrift: Facsimile des Namenszuges: „Joh. N. Vogl“. Strixner del. C. Kotterba sc. (8°.) [auch im „Album österreichischer Dichter“]. – Unterschrift: „Joh. Nep. Vogl“. M. Lämmel sc. (Stahlstich, 12°.) [unähnlich]. – Unterschrift: Facsimile des Namenszuges: „Johann N. Vogl“. J. Stadler 1837 (lith.). Gedruckt (in Wien) bei A. Leykum. Fol. – Unterschrift: Facsimile des Namenszuges: „Dr. Johann N. Vogl“. Strixner lith. Gedruckt (in Wien) bei J. Höfelich[WS 3]. Fol. – Auf dem Gruppenbilde in der Leipziger „Illustrirten Zeitung“. Bd. VI (1846), Nr. 132, S. 29. [Die daselbst vorgeführten Medaillons stellen die Bildnisse dar von Zedlitz, Pyrker, Feuchtersleben, Frankl, Halm, Ebert, Lenau, Bauernfeld, Grillparzer, Deinhardstein, Stelzhammer, Anastasius Grün, Seidl, Castelli, Vogl. Die Aehnlichkeit bei mehreren. wie z. B. bei Frankl und Halm, ist eine sehr fragliche; nur gerade bei Vogl ist sie sehr glücklich gegeben. Das sonst durch seinen kräftigen Schnitt ausgezeichnete Blatt, dessen fünfzehn Medaillons in einer Umrankung von Blättern mit verschiedenen Emblemen, wie Kreuz (bei Pyrker), Eule (bei Feuchtersleben), Maske (bei Bauernfeld), Sphinx (bei Lenau), Pegasus (bei Anastasius Grün), aufliegen, ist aus der X. A. von E. Kretzschmar hervorgegangen. – Holzschnitt ohne Angabe des Zeichners und Xylographen in der „Constitutionellen Volks-Zeitung“ (Wien) 1866, Nr. 48 [auch nicht eine Spur von Aehnlichkeit]. – Holzschnitt ohne Angabe des Zeichners und Xylographen. Medaillonbild in Vogl’s „Volkskalender“ für 1868. – Unterschrift: Facsimile des Namenszuges: „Johann N. Vogl“. Holzschnitt ohne Angabe des Zeichners und Xylographen [nicht ähnlich]. – Unterschrift: „Dr. J. N. Vogl. † 16. November (1866)“. Holzschnitt ohne Angabe des Zeichners und Xylographen [vielleicht sein ähnlichstes Bildniß, trefflich in Holz geschnitten]. – Außerdem enthält das photographische Album der Zeitgenossen von Löscherer in München Vogl’s wohlgetroffenes Bildniß. – Sein Porträt in Oel, von Schwenninger in des Dichters jüngeren Jahren gemalt, befindet sich im Besitze der Witwe desselben. – Ein anderes von Krepp gemaltes Oelbild Vogl’s, wohl dessen ähnlichstes Bild, ging an Dr. August Schmidt über. – Der Bildhauer Hans Gasser führte eine lebensgroße Büste des Poeten aus. Und im Besitze der Witwe befindet sich eine von Hirschhäuter in den Vierziger-Jahren abgenommene Gypsmaske Vogl’s. – Seine Todtenmaske wurde aber von dem Wiener Zeichner Joseph Bauer in sehr gelungener Weise aufgenommen und durch Photographie vervielfältigt. Diese Abbildung kam in Tendler’s Verlage zu Wien in Quart- und Visitkartenformat heraus.
III. J. N. Vogl’s Bestattung. – Sein Grabdenkmal. J. N. Vogl’s Bestattung. Die Zeitungen meldeten: „das Leichenbegängniß des Dichters habe unter sehr lebhafter Theilnahme von Künstlern, Schriftstellern und einer zahlreichen Menschenmenge stattgefunden“. Das war aber nicht der Fall. Ein Häuflein Freunde, an den Fingern zu zählen, versammelte sich an der Bahre Vogl’s; Eduard Mautner, der alte Seidl und Silberstein waren die einzigen Schriftsteller, die dem Sarge folgten. Nicht zwanzig Menschen begleiteten die Leiche des Dichters, die ohne Sang und Klang zur ewigen Ruhe geleitet wurde. Wir wollen nichts weniger, als Vogl’s Ruhm über die Gebühr ausposaunen, wir halten uns nur an die Thatsache. In allen Volkskalendern, in allen Schulbüchern, Gedichtsammlungen und Anthologien sind seine Lieder zu finden; es gibt in Deutschland und Oesterreich keinen Gesangverein, der nicht ein paar Balladen und Lieder Vogl’s in seinem Repertoire hätte. Hat sich von den hundert und tausend Sängern, die, wenn es eben gilt, zu Monstreserenaden sich zusammenfinden und [187] gar nicht selten große Reisen, um sich hören zu lassen, zu machen pflegen, nicht einmal ein Quartett zusammenfinden können, um dem Dahingeschiedenen ein letztes Lied ins Grab zu singen? Wo waren sie alle, die k. k. priv. österreichischen Dichter und Schriftsteller, hatte keiner von ihnen ein Stündchen Zeit, um einem Collegen aus dem deutschen Dichterbunde die letzte Ehre zu erweisen? Und fand sich aus den vielen Künstlervereinen Wiens, die ewig gemeinschaftlich schmausen, jubiliren, declamiren, tanzen und singen, nicht ein Dutzend Künstler, um den Sarg des Mannes zu begleiten, dessen Balladen sie auf der Schulbank schon auswendig lernen mußten? Als im Jahre 1859 Bäuerle fern von der Heimat in Basel starb, zog die halbe Stadt aus und begleitete den Sarg mit feierlichem Gepränge. Es galt einem österreichischen Schriftsteller, sagten damals die Baseler, und in der Heimat läßt man die Dichter, die in Ehren grau geworden, wie ... Wir scheuen uns, den Satz zu vollenden. Als der Cellist Servais, dessen „Souvenir de Spaa“ den Wienern noch im Gedächtniß lebt, bestattet wurde, betheiligte sich die ganze Stadt an dem Trauerzuge. Und doch war der Verstorbene „nur ein Geiger“. Aber als der Trauerzug durch die Stadt ging, waren alle Läden geschlossen, sämmtliche Vereine folgten dem Sarge, die Ecken des Bahrtuches wurden von dem Bürgermeister, dem Director des Conservatoriums, dem Adjutanten des Königs, einem Professor, einem Mitgliede der Volksvertretung und anderen Notabilitäten getragen. Und es war nur ein Geiger! Joh. Nep. Vogl war nur ein Dichter! Unter den Wenigen, welche bis zu dessen letzter Ruhestätte gingen, befanden sich zwei Jünglinge, welche auch vom Fluche der Poesie getroffen waren und sich zum Leidwesen der Familien ausschließlich der Dichtkunst widmen wollten. Da standen nun die beiden Jünglinge an der finsteren kalten Grube, in welche der Sarg mit der Leiche des Poeten sang- und klanglos hinabgesenkt wurde. Er war trotz allen Mängeln und Gebrechen ein gottbegnadeter Poet. Hatte er sich Schätze erworben? Zierten Ehrenzeichen seine Brust? Schloß die Stadt vor dem Trauerzuge ihre Läden? Trugen Honoratioren der Stadt und der Gemeinde die Zipfel des Leichentuches? Nein, nichts von alledem. Ein ironisch-wehmüthiges Lächeln zuckte um die Lippen der beiden Jünglinge, sie verließen Arm in Arm den Friedhof, gingen in ihre Wohnungen, und jeder von ihnen nahm dort seine Papiere, zierlich beschrieben mit poetischen Ergüssen, und warf sie ins – Feuer des Ofens. Der Eine trat vor seinen Vater und sagte: „Vater, ich bin bereit, Ihren Wunsch zu erfüllen, nehmen Sie mich von morgen an auf die Börse mit!“ Und der Andere küßte seiner Frau Mama die Hand und sagte: „Von heute an, Mutter, widme ich mich unserem Geschäfte!“ – J. N. Vogl’s Grabdenkmal. Johann Nepomuk Vogl wurde auf dem Schmelzer Friedhöfe beigesetzt. Wie wenig würdig seine Bestattung gewesen, darüber berichteten wir im Vorstehenden. Man suchte nachgerade die Unterlassungssünden der Wiener Schriftsteller-, Künstler- und Gesangvereine gut zu machen, und der „Wiener Sängerbund“, dessen Ehrenmitglied Vogl war, nahm die Sache in die Hand und veranlaßte die Aufstellung eines Denkmals auf dem Grabe des Dichters aus Vereinsmitteln. Die Feier fand am 12. October 1867 Nachmittags um zwei Uhr auf dem Schmelzer Friedhofe statt. Die Denktafel des Grabmals, welches in gothischer Giebelform aus Kaiserstein gebildet und mit einer Kreuzrose geschmückt ist, enthält – nach des Dichters Wunsch – folgende vier Strophen seines Liedes „Die letzte Treue“:

„Wenn ein Theures uns gestorben,
Schmückt man gern sein enges Haus
Noch mit Rosmarin und Rosen
Und mit andern Blumen aus.

Darum auch, wenn euch, ihr Lieben.
Einst nur diese Hülle blieb,
Schmückt auch mir mein Haus mit Blumen.
Hab’ die Blumen ja so lieb.

Doch wenn just der Winter hätte
Allen Schmuck geraubt dem Hain.
Legt statt ihrer meine Lieder
Mir noch in den Sarg hinein.

Sind auch minder reich als Blumen
Sie an Duft und Farbenglut,
Denkt: bei seinen Kindern schlummert
Wohl ein Vater doppelt gut.“

Darunter stehen dann die Worte: „Der Wiener Sängerbund seinem Ehrenmitgliede Dr. Joh. Nep. Vogl, | geboren am 7. Februar 1802, | gestorben am 16. November 1866“. Die Grabrede, welche der Vorstand des Vereines, A. Wesselý, halten sollte, unterblieb, [188] da das bischöfliche Consistorium darin eine Entweihung des Friedhofes erkennen wollte (!). In Folge dessen wurde der Nachruf gedruckt unter die Anwesenden vertheilt. Der Schluß desselben lautet: „Den Grabhügel zieren heute im Namen aller Sangesbrüder – ob nah, ob ferne – im Namen jener, die ihm im Leben nahestanden, zwei Kränze: ein Eichenkranz, dem deutschen Manne, ein Lorberkranz. dem Dichter dargebracht; die Widmung aber und sein Lieblingslied: „Die letzte Treue“ wurden in Stein gehauen.“ Diesen Worten entsprechend, legte auch der Vorstand einen Lorberkranz mit blau-weißer Schleife und einen Eichenkranz mit schwarz-roth-goldenem Bande auf das Grab, und der Chor sang das von Titl componirte Lied: „Die letzte Treue“. Außer den Mitgliedern des Vereines wohnten Vogl’s Witwe, Schwester, andere Verwandte und viele Freunde des Poeten der Feier bei. – Neues Fremdenblatt (Wien, gr. 4°.) 1866, Nr. 320: „Was man in Wien erzählt“. – Neue Freie Presse, 1866, Nr. 803: „Eines Dichters Begräbniß. Von A. Silberstein. – Presse, 1866[WS 4], Nr. 318, Localanzeiger: „Das Leichenbegängniß Joh. Nep. Vogl’s“. – Wanderer (Wiener polit. Blatt, Fol.) 1867, Nr. 282, im Feuilleton: „Grabdenkmal für Dr. J. N. Vogl“.
IV. Urtheile der Literaturhistoriker über Johann Nepomuk Vogl. Die „Illustrirte Zeitung“ schreibt: „Vogl ist ein schönes poetisches Talent, das sich oft in herrlicher Blüte entfaltet hat, das aber auch sehr viel unnütze Blätterzuthat auf eine Blüte häuft, so daß man das Talent des Dichters wegen, dem es geworden, wahrhaft beklagen muß. Es gibt keinen schreibseligeren Dichter als Vogl – kaum flattert die rothe Flagge einer literarischen Ankündigung irgendwo heraus, ist er gewiß der Erste, der seine Waare um ein Spottgeld losschlägt. Das wahre Verständniß der Poesie – ihr letzter erhabener Endzweck – scheint sich ihm nicht geoffenbart zu haben, er müßte sonst Weniges und dies mit Weihe schaffen. Vogl holt sich seine poetische Anregung nicht aus dem Leben und der Natur – er schöpft mit hohler Hand aus fremder Quelle, er untergräbt wie ein Maulwurf fremde Bücher und stößt mit einem Male ans Licht empor – ein scharfes Auge wird aber gewiß die fremde Erde auf seinem Haupte entdecken. Er weiß fremde Elemente so meisterhaft zu verarbeiten, daß ein unbefangener Leser ohne Bedenken sich ihm hingibt. Der Balladenform ist er, wie Wenige, Meister geworden, und wo er immer einen herrenlos ruhenden Stoff antrifft, greift er ihn wie ein Landstreicher auf und schlägt ihn in die klingenden Fesseln seiner Balladen. Durch dieses ununterbrochene Schaffen ohne gewaltigen Drang ist er einseitig geworden und arbeitet poetische Malereien nach hergebrachten Patronen. Liedercomponisten finden in seinen Gedichten einen ergiebigen Springquell, deshalb ist er nach Uhland und Heine unter den neueren deutschen Poeten am meisten in Musik gesetzt und so volksthümlich geworden“. – Rudolph Gottschall über J. N. Vogl: „Neben den Humoristen (Castelli, Saphir) treten andere Wiener Volkspoeten auf die ebenso wenig um Stoffe verlegen sind, und die allen diesen meistens auf der Landstraße gefundenen Stoffen eine gemüthliche Seit abzugewinnen wissen. Zu ihnen gehört vor Allen Joh. Nep. Vogl aus Wien, ein unermüdlicher Balladensänger, der mit der poetischen Leier durch die Straßen wandert und Jedem sein Lied singt, dem Soldaten und dem Bergmann, bald altfränkisch, bald modern, die ganze Specialgeschichte abstaubt und aus den verlorensten Flüssen den Sand wäscht, um einige poetische Goldkörner zu finden. Was im Kaiserreiche, abgesehen von größeren historischen Perspectiven, zu denen sich seine mehr auf die wandernden Tableaux des Jahrmarkts beschränkte Poesie selten versteigt, an mundgerechter Poesie zu finden ist: das hat Vogl gewiß entdeckt und in „Balladen“ (1837, 1846), in „Klängen und Bildern aus Ungarn“ (1839), im „Fahrenden Sänger“ (1839) und anderen Sammlungen ausgeschlemmt. Er wandert mit seiner Leier durchs Lager und singt sein Lied bei den Gewehrpyramiden („Soldatenlieder“ 1849), er steigt ins Bergwerk hinab und läßt im dunklen Schachte seine Stimme ertönen („Aus der Teufe“ 1849). In Krieg und Frieden, über und unter der Erde, bald epischer Poet, bald tändelnder, sentimentaler Liedersänger („Neuer Liederfrühling“ 1841), bald patriotischer Barde („Deutsche Lieder“ 1845), dem nur der Feind und die Befreiungskriege zu einem Arndt und Körner fehlen, hat Vogl fast jede Leipziger Messe mit einem Bändlein besucht, ein heiterer lyrischer Papageno mit einem Vogelkäfige, in dem recht munter durcheinander gezwitschert wird. Den Ton der Innigkeit, der Gefühlswärme [189] trifft Vogl’s unzweifelhafte Begabung; auch in den „Balladen“ finden sich glückliche Schilderungen und ansprechende Weisen; aber das geistige Terrain seiner Poesie ist so tief gelegen, daß die Bergluft des idealen Gedankens nie befreiend darüber hinstreicht“. – Hieronymus Lorm über Joh. Nep. Vogl. Er nennt ihn einen der populärsten Dichter – in Oesterreich. Wie sollte er auch nicht, erscheint doch keine noch so schlechte Zeitung, kein noch so unbedeutender Almanach, ohne eine Ballade oder ein Lied oder eine Legende von Johann Nep. Vogl zu bringen. „Vogl’s Verse sind einfach und melodisch und nicht allzu sehr gedankenhaft, die Compositeure bemächtigen sich ihrer und an der Seite der Frau Musica zog J. N. Vogl in den glänzenden Salon und in die Hütte ein und wurde am Clavier wie am Schenktisch heimisch. Man könnte ihn einen der besten Schüler Uhland’s nennen. Aber die Leichtigkeit des Verseschreibens verleitet ihn zur schockweisen Verfertigung von Gedichten und er übervölkert förmlich Bücher, Almanache, Journale mit seinen Liedern und Balladen, da kann es dann natürlich nicht fehlen, daß unter den schönen Blumen auch viel Unkraut aufwuchert, und daß es unter seinen zahlreichen Kindern auch sehr viele ungerathene gibt“. – Wolfgang Menzel schreibt über Vogl: „Wir haben zwar schon mehr als einen Romanzenmacher von Profession, doch eignet sich unter allen Dichtungsarten die Romanze gerade am wenigsten, um über den Leisten geschlagen zu werden. Ihr Stoff ist die Volkssage, selbst ihre Form war ursprünglich das Volkslied, und den Volkston dürfen sie auch in der künstlichsten Aufputzung nicht entbehren; aber dieser Volkston ist leicht zu äffen, schwer zu treffen. Mit einem naiven Eingange: „Es war einmal“ oder „Zu Straßburg über die Brücke, da ging ein Mägdelein“ oder „Das war der alte Ritter, der hob den Becher auf“ oder „Saßen zusammen Katz’ und Eul’, machten ein jämmerlich Geheul!“... ist’s nicht gethan. Dergleichen kleine Kunstgriffe, durch eine kindische Construction, durch eine affectirte Nachlässigkeit Eigenthümlichkeit zu erheucheln, sind zwar bald erlernt, aber das macht noch keine gute Romanze. Die armen Dichter täuschen sich. Indem sie die Sache recht praktisch anzufangen glauben, fallen sie gerade in die dicksten Fehler. Die Probe einer echten Romanze ist nämlich, daß sie auch nicht im Geringsten affectirt erscheine, es ist die siegreiche Bescheidenheit und Simplicität eines schönen jungen Mädchens aus dem Gebirge und beileibe nicht das à la Gurli Kindischthun einer alten städtischen Coquette. Die zweite Probe liegt im Stoff. Eine gute Romanze muß Gegenstand eines Volksliedes sein können, gesetzt auch, sie wäre nur ein Erzeugniß der gelehrten Schreibstube unserer vornehmen Poeten. Was nicht im Munde des Volkes sich fortpflanzen könnte, wäre auch keine gute Romanze. Eine dritte Probe bietet der Dichter selbst dar. Ist er ein echter Dichter, so wird er nur die Sagen eines, und zwar nur seines Volkes besingen. Sobald er auch fremde Sagen und wohl gar in fremden Weisen vorbringt, und die Romanzen feilbietet, wie neapolitanische, dänische, Pariser und einheimische Handschuhe, werden wir auch schon seinem Berufe, welche zu machen, nicht mehr trauen. An diesem Maßstab gemessen, müssen die Romanzen des Herrn Vogl viel von dem Anspruch, den sie machen, fallen lassen. Sie sind nämlich ziemlich affectirt, sie behandeln nicht durchaus volksthümliche Stoffe, und sie schweifen in allen Ländern umher. Als ihr Hauptgebrechen möchte ich die Sentimentalität bezeichnen. Je mehr die Romanzen uns rühren sollen, desto weniger dürfen die Dichter selbst gerührt sein. Die Sache muß uns rühren, nicht der rührende Beisatz, nicht die kläglichen Beiwörter; diese sind überall in der Poesie, aber zumal bei der Romanze überflüssig und von Uebel. Am unangenehmsten ist mir aber immer bei Romanzen, worin großartige Thaten besungen werden, die schwülstige Sprache aufgefallen. Die alten Volksweisen sind gerade dadurch so herrlich und herzgewinnend, daß in ihnen die größte That, die edelste Tugend in der einfachsten, bescheidensten Sprache ohne allen prahlerischen Beisatz geschildert wird, z. B.: Prinz Eugen der edle Ritter, Wollt’ dem Kaiser wied’rum liefern Stadt und Festung Belgerad“. Im weiteren Verlaufe der Besprechung der Dichtungen Vogl’s wird dessen Schwulst, viel sagen wollender und doch nichts sagender Wortschwall, und die Abgeschmacktheit und Abscheulichkeit der Verse, mit denen hübsche Stoffe entstellt werden, gerügt. – Seidlitz über J. N. Vogl. Er nennt ihn den Vater, den Schöpfer der Repräsentanten der echt österreichischen Ballade.“ Der Grundton, welcher durch [190] diese Balladen weht (es ist die Zeit vor 1848) ist Censur, nochmals Censur und abermals Censur, und an diesen schwarzen Faden reiht sich ein ganzer Todtentanz von Rittern und Damen, ein gepaartes Miserere des Mittelalters, eine lebendig gewordene Rüstkammer. Es ist eigen, daß diese Dichter für ihre Romanzen und Balladen beinahe durchgehends historische Stoffe wählen und dieses Durchbrechen des geschichtlichen Geistes kommt mir wie das Zahnen der Kinder vor, welches so oft mit Krämpfen verbunden ist. Krämpfe werden auch eintreten, bevor dieses Element sich rein durchbilden wird, dann aber wird es der feste Quadergrund unserer Poesie sein. Strenge genommen sind Ballade und Romanze nur die Dichtungsarten, welche den Hauptzweck der Poesie: Bildung durch Unterhaltung bewirken können, durch das Heraufbeschwören einer alten Zeit entwickelt sich spielend vor unserem Geiste das durch den Contrast um so schärfere Hervortreten der Unseren, und wir stehen zwischen zwei Spiegeln, wo wir in dem vor uns auch den hinter uns sehen. So weit hat es aber die österreichische Balladenschule (1848) noch nicht gebracht, sie ist leider wie jener Verdammte, dem das Gesicht im Nacken sitzt, und der nur rückwärts, nicht vorwärts sehen kann. Um sich aber in etwas zu erheben, in etwas zu modernisiren, nimmt sie die vergangene Zeit nicht, wie sie war, sondern denkt sich mit ihrem Gefühl in jene Zeit, und dann sieht es freilich aus, als wenn ein ganz gewappneter Ritter Ballschuhe anhätte. Daß aus diesem Balladenelemente sich für die österreichische Poesie eine neue Aera entwickeln wird, ich bin es fest überzeugt, aber die Dichter dürfen ihre Helden nur nicht immer in eine der Rüstungen der Ambraser Sammlung stecken und sie dann ganz modern denken lassen; das können sie aber jetzt noch nicht, und darum wird sobald kein österreichischer Poet Romanzen, wie: „Der Rosenkranz“ von Uhland oder wie „Donna Clara“ von Heine, dichten. Den Oesterreichern steckt noch zu viel Körner’sches, zu viel Stolberg’sches Blut inne, auch Schiller mit seinen gespreizten (!!) Balladen spukt ihnen noch immer im Kopfe herum. Uhland und Goethe, sein „Fischer“, „König in Thule“, „Gott und Bajadere“, „Braut von Korinth“, das sind Evangelien für alle Tage des Jahres. – Vogel theilt mit seinen Schülern manchen Fehler, hat aber unendlich viel Schönes voraus. In ihm tritt ein Streben nach Vollendung mächtig hervor, und seine Balladenfiguren sind mehr Charaktere als Gestalten, mehr freie selbstkräftige Figuren als schwache schwankende Nebelhelden. Seine Poesie neigt sich zu Uhland hin, nur ist sie schärfer ausgeprägt, tiefer, doch roher geschnitzt. Als Lyriker ist er gemüthvoll, zart und weich und schließt sich dem trefflichen Seidel an, der sich dafür in der Ballade und Romanze zu Vogel hinneigt. Vogel genießt im Auslande einen bedeutenden Ruf, aber mehr als Balladendichter, seine lyrischen Blätter wollen, wie es scheint, nicht recht durchdringen. Jedenfalls bleibt aber Vogel einer unserer ausgezeichnetsten Sänger und, wie ich oben sagte, der Stifter einer neuen österreichischen Schule. Etwas weniger sollte er schreiben, man begegnet ihm überall“. [Nebenbei sei bemerkt, daß hier Vogl und Seidl immer und ganz irrig Vogel und Seidel geschrieben erscheinen.]
V. Zur Kritik. Gottschall (Rudolph). Die deutsche Nationalliteratur in der ersten Hälfte des neunzehnten Jahrhunderts. Literarhistorisch und kritisch dargestellt. Zweite vermehrte und verbesserte Auflage (Breslau 1861, Trewendt, 8°.) Bd. III, S. 125. – Kurz (Heinrich). Geschichte der deutschen Literatur mit ausgewählten Stücken aus den Werken der vorzüglichsten Schriftsteller (Leipzig 1859, Teubner, schm. 4°.) Bd. III, S. 7 a [nennt ihn da irrig Johann Nicolaus]; S. 38 [nennt ihn auch da Johann Nicolaus und schreibt über Vogl als Lyriker: daß die Lieder desselben mit Ausnahme einiger weniger (z. B. „Der Wolke Wanderung“) ohne wahrhaft poetischen Werth seien]; S. 2996 [schreibt über den Dichter, den er hier richtig Johann Nepomuk nennt, daß derselbe fruchtbarer, aber weniger begabt (als Halirsch), zwar gut zu erzählen, aber den Stoff nicht künstlerisch zu gestalten wisse]. – Laube fertigt in seiner nicht mit Unrecht vergessenen „Geschichte der deutschen Literatur“ Vogl und Seidl mit den Zeilen ab: „… und auch den viel singenden Hirten österreichischer und steierischer Berge, dem Vogel (sic) und Seidl u. s. w., gelingt in der täglichen Uebung manch ein Lied“. – Lorm (Hieronymus). Wiens poetische Schwingen und Federn (Leipzig 1847, F. W. Grunow, 8°.) S. 251. – Schmidl (Adolph Dr.). Oesterreichische Blätter für Literatur und Kunst [191] (Wien, 4°.) II. Jahrg., 26. August 1845, Nr. 107: „Oesterreichische Lyrik: Vogl. Castelli, Ebert“. – Seidlitz (Julius Dr.). Die Poesie und die Poeten in Oesterreich im Jahre 1836 (Grimma 1837, J. M. Gebhard, kl. 8°.) Bd. I, S. 173. – Das Vaterland (Wiener polit. Blatt, gr. Fol.) 1861, Nr. 84, im Artikel: „Kalenderschau“ [scharf, aber wahr].
VI. Gedichte an Vogl. Die Biene (Neutitscheiner Unterhaltungsblatt, kl. 4°.) 10. Mai 1863, Beilage Nr. 14: „An meinen lieben Freund Dr. Joh. N. Vogl, Oesterreichs hochverdienten Barden“. Von Rudolph P. A. Labrés. [Wie schon der abgeschmackte Titel zeigt, eine Folge von Abgeschmacktheiten in sechszeiligen gereimten Strophen.] – Der Sammler (Wien, 4°.) 1839, S. 351: „An Johann Nep. Vogl“. Von J. Pfundheller. [Eine übertriebene Apostrophe, die allenfalls an Uhland, Gustav Schwab, Lenau oder Anastasius Grün gerichtet sein könnte, auf Vogl aber in keiner Weise paßt.] – Der Telegraph. Oesterreichisches Conversationsblatt für Kunst, Literatur, geselliges Leben u. s. w. (Wien, 4°.) II. Jahrg., 5. Juli 1837, Nr. 67: „Meinem Freunde Johann N. Vogl, dem Dichter“. Von F. Sauter. [Ein Gedicht Sauter’s, welches wir in dessen Gedichtsammlung vermissen.] – „An Johann Nep. Vogl“. Gedicht von Ferd. Sauter. [Verschieden von dem oben erwähnten. Das eine Gedicht hebt an: „Verlange nicht des Ruhmes eitlen Zoll“ und besteht aus zwölf vierzeiligen Strophen; das andere beginnt: „Es ist ein überreicher Schacht dein Geist“ und ist ein vierzehnzeiliges Ghasel.]
VII. Biographien und Biographisches. Moderne Classiker. Deutsche Literaturgeschichte der neueren Zeit in Biographien, Kritiken und Proben (Kassel 1852 u. f., Balde, 12°.) Bd. XII: „Joh. Nep. Vogl“ (100 S.). – Schmidt (August Dr.). Johann Nepomuk Vogl als Mensch und Dichter gezeichnet (Wien 1868, Karl Fromme, kl. 8°.). [Separatabdruck aus Vogl’s „Volkskalender“ für 1868, 48 S.] – Album österreichischer Dichter (Wien 1850, Pfautsch und Voß, 8°.) I. Serie, S. 404–418: „Johann N. Vogl“. Von Julius Seidlitz. – Aesthetische Rundschau. Wochenschrift. Herausgegeben von A. Czeke (Wien, 4°.) I. Jahrg., 5. December 1866, Nr. 10. S. 74: „J. N. Vogl“. – Brümmer (Franz). Deutsches Dichter-Lexikon. Biographische und bibliographische Mittheilungen über deutsche Dichter aller Zeiten. Unter besonderer Berücksichtigung der Gegenwart (Eichstätt und Stuttgart 1877, Krüll [Hugendubel], schm. 4°.) Bd. II, S. 454 [nach diesem geb. 2. Februar 1802, gest. 16. November 1866]. – Constitutionelle Vorstadt-Zeitung (Wien, Fol.) 1867, Nr. 7 u. f., im Feuilleton: „Aus einem Dichterleben“ [eine Episode aus der Tafelrunde, welche J. N. Vogl allwöchentlich in der Neustiftgasse im Gasthause an der Ecke bei der Mechitaristenkirche abhielt, und an welcher neben Anderen Seraphin Hölzl [Bd. IX, S. 116], Stelzhammer [Band XXXVIII, S. 178], Alexander Schindler [Bd. XXX, S. 12], Ludw. Gottfr. Neumann [Bd. XX, S. 275], Adolph Müller Vater [Bd. XIX, S. 328], Levitschnigg [Bd. XV, S. 31] und Sauter [Bd. XXVIII, S. 290] theilzunehmen pflegten]. – Debatte (Wiener polit. Blatt) 1866, Nr. 323, im Feuilleton von Eduard Mautner. – Gartenlaube für Oesterreich (Gratz, gr. 4°.) 1866, S. 176: „Johann Nep. Vogl“. Von Fr. Steinebach [nach dieser geb. 7. Februar 1802, gest. 16. November 1866 um sieben Uhr Abends]. – Helfert (Freiherr von). Der Wiener Parnaß im Jahre 1848 (Wien 1882, Manz, gr. 8°.) S. IV, XXIX, XLIX, LXXX, LXXXIX; die ganze poetische Thätigkeit J. N. Vogl’s im Bewegungsjahre 1848. welche in seinen zwei radicalen Gedichten „Der Zopf ist weg“ und „Ausverkauf“ gipfelt, ist in diesem Buche verzeichnet, und aus dem ausführlichen Register sind die Gedichte zu entnehmen, welche von Vogl in diesem Jahre gedruckt erschienen sind. Auch der unbedeutenden Versuche seines Sohnes Karl Theodor ist darin gedacht. – Illustrirte Zeitung (Leipzig, J. J. Weber) Bd. VI (1846) Nr. 134, S. 62, im Artikel: „Oesterreichs Dichter“. – Kehrein (Joseph). Biographisch-literarisches Lexikon der katholischen deutschen Dichter, Volks- und Jugendschriftsteller im neunzehnten Jahrhundert (Zürich, Stuttgart und Würzburg 1871, Leo Woerl, gr. 8°.) Bd. II, S. 220. – Klagenfurter Zeitung, 1868, Nr. 233 im Feuilleton: „Unter dem Stadtthore II.“. – Konstitutionelle Volks-Zeitung (Wien, kl. Fol.) II. Jahrg., 25. November 1866, Nr. 48: „Dr. Johann Nepomuk Vogl“. – Minckwitz (Johannes). Der neuhochdeutsche Parnaß. 1740–1860. Eine Grundlage [192] zum besseren Verständniß unserer Literaturgeschichte (Leipzig 1861 u. f., 8°.) S. 861. – Neue Freie Presse (Wiener polit. Blatt) 1866, Nr. 798: „Joh. Nep. Vogl“ [enthält die beherzigenswerthen Worte: „Ein Mann von Geschmack, welcher aus den von ihm erschienenen Gedichten nach sorgsamer Auswahl ein Bändchen zusammenzustellen träfe, würde sich ein wirkliches Verdienst erwerben“]. – Oesterreichische National-Encyklopädie von Gräffer und Czikann (Wien 1835. 8°.) Bd. V, S. 577. – Presse (Wiener polit. Blatt) 1866, Nr. 317, im Localanzeiger: „Johann Nep. Vogl“. – Dieselbe, 1866, Nr. 332, im Localanzeiger: „Der letzte Wunsch des Dichters Joh. Nep. Vogl“. – Stern (Adolph). Lexikon der deutschen Nationalliteratur. Die deutschen Dichter und Prosaiker aller Zeiten, mit Berücksichtigung der hervorragendsten dichterisch behandelten Stoffe und Motive (Leipzig 1882, Verlag des Bibliogr. Institutes, br. 12°.) S. 374 [charakterisirt ihn kurz: „sehr leichter Lyriker und Balladendichter“]. – Thalia. Taschenbuch (Wien, gr. 12°.) Jahrg. 1867; enthält eine ausführliche biographische Skizze über J. N. Vogl von Friedrich Steinebach. – Unsere Zeit (Brockhaus, Lex.-8°.) Neue Folge, III. Jahrg. (1867), S. 390. – Waldheim’s Illustrirte Blätter. Chronik der Gegenwart, Familienblatt zur Unterhaltung und Belehrung (Wien, gr. 4°.) 1866, S. 380: „Ein österreichisches Dichterleben“. Von W. von Metzerich. – Der Wanderer (Wiener polit. Blatt) 1866, Nr. 318, im Feuilleton: „Dr. Johann Nep. Vogl“. Von A.(ugust) S.(chmidt). – Dasselbe Blatt, 1866, Nr. 324, im Feuilleton: „Gefallene und stille Größen“. [Zu den stillen Größen wird hier Vogl gezählt und dabei berichtet, daß Uhland, als er 1842 nach Wien kam, um in der Hofbibliothek Forschungen für seine „Sammlung hoch- und niederdeutscher Volkslieder“ anzustellen, unter den Wenigen, welchen er Besuche machte, auch Vogl mit einem solchen beglückte. – Dasselbe Blatt, 1867, Nr. 282, im Feuilleton: „Der Dritte. Erinnerung an J. N. Vogl“. – Wiener Zeitung, 1866, Nr. 283, S. 524: „Johann N. Vogl“. Von H.(ermann) M.(eynert) [mit dem prächtigen Druckfehler: „auch als ein Jahrzehnt später Becker’s „Scheinlied“ den unschuldigen Anlaß gab, die Hippogryphen nach allen Richtungen in das Joch der politischen Tirade zu spannen“ – statt „Rheinlied“]. – Zellner’s Blätter für Literatur u. s. w. (Wien, kl. Fol.) 1866, Nr. 93, S. 372: „Johann N. Vogl“. – Dieselben, 1866, Nr. 96: „J. N. Vogl und seine Werke“. Von Franz Zeitler. [Wegen Aufzählung der Werke Vogl’s bemerkenswerth.]
VIII. Einzelnes. [Ein Plagiat Vogl’s. – Sein Wahlspruch. – Handschrift. – Vogl’s Twardowski. – Silhouetten.] Ein Plagiat Vogl’s. Die Hamburger „Jahreszeiten“, ein früher vielgelesenes Blättchen, welches Literaturhistorikern nicht genug empfohlen werden kann – Max Waldau schrieb längere Zeit für dasselbe – bringen in einem der ersten Fünfziger-Jahrgange ein pikantes Plagiat Vogl’s, der dieses Mal die Anleihe bei keinem Geringeren, als bei Heinrich Heine gemacht. – Wahlspruch Joh. Nep. Vogl’s. Sein – wenn ich nicht irre, in das deutsche Stammbuch geschriebener – Wahlspruch lautete: „In alles Unvermeidliche | Gib dich geduldig d’rein, | Sonst steigert ins Unleidliche | Sich dir des Lebens Pein“. – Vogl’s Handschrift. Adolph Henze in seinem Büchlein: „Die Handschriften der deutschen Dichter und Dichterinnen mit 305 Facsimiles, kurzen Biographien und Schriftcharakteristiken“ (Leipzig 1855, Schlicke, 12°.) charakterisirt auf S. 151 Vogl’s Unterschrift, den er übrigens irrthümlich Johann Nicolaus statt Johann Nepomuk nennt, mit den Worten: „Kennt ihr den Finken? Waldgewohnt, hüpfend und frei!“ – Vogl’s Twardowski. Es war zu Anfang der Fünfziger-Jahre, als mich Vogl, den ich bis dahin nur vom Sehen aus kannte, im Bureau aufsuchte. Auf meine Frage, was mir die Ehre seines Besuches verschaffe, erwiderte er, es sei ihm bekannt, daß ich mehrere Jahre in Polen gelebt habe, und daß ich mich eingehend mit der Sage über Twardowski beschäftige. Ob ich nicht geneigt wäre, ihm das eigentliche Wesen derselben mitzutheilen? Ich bemerkte ihm darauf, daß mich nicht nur diese Sage seit manchem Jahre stark beschäftige und ich einzelne Momente derselben bei den am Fuße des galizischen Tatra lebenden Bergbewohnern gesammelt, sondern darin auch einen herrlichen Stoff für epische Dichtungen erkannt habe. Ich hätte mich denn auch an eine poetische Bearbeitung des schönen Stoffes gemacht, welche so ziemlich ihrem Ende nahe gerückt sei und, da der Verleger dafür gefunden, auch in nicht ferner Zeit erscheinen [193] solle. Ich sei aber gern bereit, seinem Wunsche zu willfahren, wenn er mich Nachmittag in meiner Wohnung besuchen wolle. Vogl erschien auch Nachmittag zur festgesetzten Stunde, und ich erzählte ihm die Sage oder vielmehr die Sagen über Twardowski, wie ich sie wußte. Er hörte mir mit gespanntem Interesse zu. Da ich im Stillen dem Glauben mich hingab, er werde aus einem oder dem anderen mitgetheilten Momente ein Gedicht für seinen „Volkskalender“ bearbeiten, so kann man sich vorstellen, wie groß mein Erstaunen war, als ich im nächsten im Herbste bereits ausgegebenen „Volkskalender“ die Twardowski-Sage ganz ausführlich auf über siebzig Seiten, mit Holzschnitten illustrirt, von Vogl erzählt, veröffentlicht fand. Ich war verblüfft Im folgenden Jahre erschien die Geschichte auch noch separat in Buchform gedruckt. Später wurde sie von Mosenthal und Hans Max zu einem Volksstück mit Gesang verballhornt. Als dann gar am 25. März 1855 die Verkündigung der päpstlichen Bulle vom Dogma der unbefleckten Empfängniß Mariä erfolgte – die Mutter Gottes bildet ein großes und hochpoetisches, offenbar von den Jesuiten hineingebrachtes Moment in der Twardowskisage – da war mir die ganze obgleich schon bis nahe ihrem Ende vorgeschrittene Arbeit verleidet, und ich nahm sie nicht wieder vor. Nur einzelne Fragmente veröffentlichte ich, wenn ich zu Beiträgen für ein Album oder ein poetisches Sammelwerk aufgefordert wurde. Ich sah in dem Vorgehen Vogl’s eine wenig löbliche Verwerthung schriftstellerischen Vertrauens. – Schwamm darüber. – Silhouette Vogl’s von Cajetan Cerri und Uffo Horn. Dieselbe zeichnete Cerri in Worten in der damals von ihm redigirten „Iris“, und sie erschien im Jänner 1851 folgendermaßen lautend: „Erinnert an den Sohn der Wildniß in seinen ungenirten, manchmal derben Manieren; übrigens ein großer, schöner Mann mit feurigen Augen, dröhnender Baßstimme, schwarzen mit grauen stark vermischten Haaren, Schnurr- und Knebelbart, eiserner Constitution und einem echt poetischen Aussehen; macht stets Siebenmeilenschritte, trägt gewöhnlich einen Mantel, wie die Räuber in den Abruzzen; spricht nicht, sondern schreit immer laut, rasch und tongewaltig; liebt die Kneipen und die freie wilde Natur; als Schriftsteller ein unbestreitbares lyrisch-episches Talent, das aber an seiner Vielschreiberei zu Grunde gehen muß; im Ganzen ein offener, burschikoser und ruhmsüchtiger Charakter. – Minder freundlich als Cerri’s Skizze lautet die, welche der „Oesterreichische Parnaß, bestiegen von einem heruntergekommenen Antiquar“ (Frey–sing bei Athanasius und Comp., 8°.) S. 42 enthält. Diese, welche Uffo Horn – er gilt als Autor dieses Pamphlets – von Vogl entwirft, den er unrichtig Vogel schreibt und ebenso unrichtig 1804 geboren sein läßt, lautet: „Grobes, gemeines Aeußere. schmutziger vernachlässigter Anzug, gemeine Schlächtermanieren, hat einen großen Schnurrbart, treibt sich in Kneipen herum, ist wenig geachtet, und nirgends in guter Gesellschaft zu finden. Ziemliches episch-lyrisches Talent, sehr fruchtbar, Balladenfabrikant en gros; ziemlich gekannt und gelesen vom österreichischen Publicum, läßt sich alle Jahre lithographiren“.

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: Hoszschnitten.
  2. Vorlage: 1 3.
  3. Vorlage: J. Hofelich.
  4. Vorlage: 1886.