BLKÖ:Ebert, Karl Egon
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich | |||
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Band: 3 (1858), ab Seite: 414. (Quelle) | |||
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[BN 1] Sein Vater Doctor der Rechte und fürstl. Fürstenberg’scher Beamter überwachte sorgfältig die’ Erziehung des Sohnes. Ein Paar Jahre studirte Egon im Löwenburgschen Convicte in Wien, ging aber alsdann nach Prag, wo er die übrigen Gymnasialclassen, die philosophischen und juridischen Studien zurücklegte. Früh (1818) erwachte in E. die Liebe zur Poesie, welche durch den Aesthetiker Joh. Heinr. Math. Dambeck[WS 1] (s. d. S. 137 d. Bandes) genährt und gepflegt wurde. In dieser Zeit entwickelte E. eine solche Produktivität, daß er in der Frist von drei Jahren (1818–1820) nicht weniger als 24 Schauspiele gedichtet, welche aber nie gedruckt worden sind. Nach vollendeten Fachstudien trat er auch mit der ersten Sammlung seiner Poesien unter d. Titel: „Dichtungen“ (Prag 1825, Kronberger, 2. Aufl. in 2 Bdn. ebenda 1828, 8°.) auf. Diese Erstlinge wurden sehr günstig aufgenommen, die Widmung derselben an den Mäcen Karl Egon Fürst von Fürstenberg ward auch für Eberts Zukunft entscheidend, denn er erhielt in Folge derselben die eben erledigte Stelle eines fürstlichen Bibliothekars und Archivars. In dieser Bedienstung fand die Muse viel Nahrung, aber wenig Zeit. Ebert konnte nur die schon erwähnte zweite Auflage seiner Dichtungen vollenden und an der bereits 1825 begonnenen epischen Dichtung „Wlasta“ arbeiten. Auf einer in dieser Periode unternommenen Reise trat er in freundschaftliche Beziehungen zu Karl Förster, dem Uebersetzer der Gedichte Petrarca’s, zu Tiedge und Frau Elise von der Recke und zu seinem Namensverwandten, dem ausgezeichneten Deutschen, Bibliographen und Dresdener Bibliothekar Hofrath Friedrich Ad. Ebert, mit welchem unser Dichter viele Jahre hindurch eine lebhafte Correspondenz unterhielt. Nachdem E. sein Epos vollendet, erschien es unter dem Titel: „Wlasta. Böhmisch-nationales Heldengedicht in drei Büchern“ (Prag 1829, Calve, Lex. 8°.). Das Gedicht fand ebensowohl seiner poetischen Schönheiten als seines nationalen Stoffes wegen die freundlichste Aufnahme. Nun warf sich E. auf das Drama und schrieb: „Bretislaw und Jutta. Dramatisches Gedicht“ (Prag 1835, 8°.), welches aber bereits 1829 zuerst in Prag und bald darauf in Wien (3. Oct. 1829) gegeben und beifällig aufgenommen wurde. Im nämlichen Jahre verlor der Dichter seinen Vater, fand aber in seinem Mäcen, dem hochsinnigen Fürsten, nunmehr die alte mächtige Stütze. Der Fürst ernannte E. zum fürstl. Rath mit Beibehaltung seiner Functionen als Archivsdirector und die Fürstin bot ihm die Mittel, das Land seiner Sehnsucht, die Schweiz zu besuchen. Das poetische Ergebniß dieser Reise war das ein paar Jahre später veröffentlichte Gedicht: „Das Kloster. Idyllische Erzählung in fünf Gesängen“ (Stuttgart 1833, Brodhag, 8°.), entstanden aus den Eindrücken, den die erst kürzlich besuchte Alpenwelt auf ihn gemacht und worin er in das Stillleben des abgeschlossenen Klosters das laute öffentliche Leben der bewegten Welt hineinblicken läßt. Im Herbste 1831 folgte E. einem Rufe seines Gebieters nach Karlsruhe, wo der Fürst dem badischen Landtage als Vicepräsident beiwohnte. Auf der Reise nach Karlsruhe wurde E. mit Uhland, Gust. Schwab, Lenau, [415] Pfitzer, Alexander Grafen von Würtemberg und Karl Mayer bekannt. Nach Beendigung der Landtagsverhandlungen folgte E. seinem Fürsten nach Donaueschingen, wo er das Jahr 1833 im Kreise dieser erlauchten und erleuchteten Familie zubrachte und die Herausgabe seines obenerwähnten Gedichtes „Das Kloster“ besorgte. Bei seiner, Ende 1833 erfolgten Rückkehr nach Prag erhielt E. eine Verwendung bei der Administration der fürstlichen Domänen. Auch unter den praktischen Geschäften seiner neuen Bedienstung schlummerte Eberts Muse nicht ein; er vollendete in dieser Zeit sein Trauerspiel: „Czestmir“, dessen Erfolg nicht den Erwartungen des Dichters entsprach. Die folgenden Jahre gingen – die neue 1845 bei Cotta erschienene Ausgabe seiner „Gedichte“ ausgenommen – ganz unter den prosaischen Geschäften seiner ämtlichen Wirksamkeit dahin. Nur sein Besuch in Wien im J. 1845 war noch ein glänzender Lichtpunct im Leben des Poeten, dem Wiens Schriftsteller und Sangesgenossen ein Festmahl bereiteten, wie ein solches keinem andern Poeten Oesterreichs noch bereitet worden. Im J. 1848 ernannte der Fürst Ebert in Anerkennung der bei der Administration der fürstlichen Domänen geleisteten guten Dienste zum Hofrath. In’s Jahr 1848 fällt die Abfassung seines Aufsatzes über die Robotablösung, wozu E. schon 1831 auf dem Karlsruher Landtage praktische Studien gemacht. Ein Besuch der Residenz im J. 1850 war nur dienstlichen Geschäften seines Gebieters gewidmet. Im J. 1854 wurde E. vom Fürsten zum Güteradministrator ernannt, als ihn der plötzlich erfolgte Hintritt seines Gönners (22. Oct. 1854), der im kräftigsten Mannesalter stand, tief erschütterte. Die Empfindungen über einen so schmerzlichen Verlust legte der Dichter nieder in der Schrift: „Ein Denkmal für Karl Egon Fürsten zu Fürstenberg“ (Prag 1855, 4°.), welche in prachtvoller Ausstattung erschienenen Sonette die ungeschwächte poetische Kraft ihres Verfassers bezeugen. Nach dem Tode des Fürsten hat E. die von dessen Nachfolger dem Fürsten Max Egon zu Fürstenberg erbetene Versetzung in den Ruhestand erhalten. Nun lebt E. ganz der Muse und wie wir vernehmen, hat er die in der ersten Jugend mit solcher Vorliebe gepflegte Dichtung des Drama’s nun als gereifter an mannigfaltigen Lebensanschauungen reicher Mann wieder aufgenommen. – Der Dichter hatte drei Schwestern, die Eine von ihnen, eine vortreffliche Sängerin, war an den Compositeur Tomaschek verheiratet und starb in jungen Jahren; eine andere, Julie, auch eine ausgezeichnete Gesangs-Dilettantin, ist die Gemalin des Dr. Rudolph Glaser, ehemaligen Redacteurs der zu ihrer Zeit beliebten anregenden Zeitschrift „Ost und West“ und unter dem Namen „Juliane Glaser“ als lyrische Dichterin bekannt.
Ebert, Karl Egon (Dichter, geb zu Prag 5. Juni 1801).- Libussa. Jahrbuch für 1843 (Prag, kl. 8°.) S. 279–307: „Karl Egon Ebert“ von Stanisl. Zauper. – Album östr. Dichter. Neue Folge (Wien 1857, Pfautsch u. Voß, 8°.) S. 153. Biographie von Leop. Frdr. Edl. v. Schmidt. – Oestr. National-Encyklopädie (von Gräffer und Czikann), (Wien 1835, 6 Bde.) II. Bd. S. 8. – Frankl (L. A. Dr.), Sonntagsblätter (Wien 1844) III. Jahrg. S. 1011. [In diesem Aufsatze wird ein Besuch bei Ebert und er selbst geschildert: „Eine edle, man kann sagen, männlich schöne Gestalt; Eleganz in Tracht und Wohnung; schwerer Ernst in den Zügen, ein wehmüthiger Schimmer um den Mund, helles, seelenvolles Auge“]. – Dieselben, 1845, S. 623. – (Brockhaus) Conversations-Lexikon (10. Auflage) V. Bd. S. 338. – Meyer (J.), Das große Conversations-Lexikon (Hildburghausen 1842, Bibl. Inst., Lex. 8°.) VII. Bd. 4. Abth. S. 1448. – Conversations-Lexikon der neuesten Zeit und Literatur. In 4 Bänden (Leipzig 1832, Brockhaus, Lex. 8°.) I. Bd. S. 749. – Oesterreichischer Parnaß, bestiegen von einem heruntergekommenen Antiquar [416] (Frey-sing [Hoffmann und Campe in Hamburg], 8°.) S. 14 [mit der falschen Angabe des Geburtsjahres 1796]. – Prag. Beiblätter zu „Ost und West“ (Prag, 8°.) 1845, Nr. 203: „Karl Egon Ebert in Wien“ [Schilderung eines ihm zu Ehren veranstalteten Festmahls, dem 70 Wiener Schriftsteller am 9. Dec. 1845 im Saale „zur Kaiserin von Oesterreich“ beiwohnten]. – Urtheile über Ebert. Gottschall (Rudolph), Die deutsche Nationalliteratur in der ersten Hälfte des neunzehnten Jahrhunderts (Breslau 1855, Trewendt u. Granier, Lex. 8°.) II. Bd. S. 199 [urtheilt über Ebert: „In einem größeren Epos versuchte sich ein anderer böhmischer Dichter, der auf gänzlich neutralem Boden steht, aber, ohne den modernen Gedankenschwung und tieferen geistigen Inhalt, den Bildern der böhmischen Geschichte keinen allgemein fesselnden Kern, keine deutsche Bedeutung zu geben wußte: K. Eg. Ebert aus Prag in seinem böhmisch-nationalen Heldengedichte „Wlasta“. Auch in seinen „Dichtungen“ behandelt Ebert vorzüglich lyrisch-epische Stoffe, Balladen und Romanzen der Heimat. Wo ein allgemein menschliches Interesse den localen Stoff adelt, da erhebt sich auch Eberts stets geschmackvolle Form zu einem höheren Schwunge; aber im Ganzen hält die Erdschwere des Stoffes sein Talent darnieder“]. – Seidlitz (Julius Dr.), Die Poesie und die Poeten in Oesterreich im Jahre 1836 II. Bd. S. 8 [sagt unter Anderem über Ebert: „Wo E. lyrisch ist, entreißt ihm Niemand den Kranz. Der Enthusiasmus, den seine „Wlasta“ (ein lyrisches Gedicht) in Böhmen erregte, war groß; man trug Hüte, Stöcke à la Wlasta ....“]. – Silhouette Eberts. Iris (Grazer Modenblatt 1850, November [enthält folgende Silhouette von Ebert: „Großer schöner Mann, nur zu sehr wohlbeleibt; geistvoller Ausdruck der Miene; reiche gebildete Sprache; trockenes Benehmen; lebt in Prag und ist sehr zurückgezogen; schwärmt für die Jagd; tüchtiger Bergmann: anerkannter epischer Dichter; vorzügliche Lieder; weniger Dramatiker; hat in neuerer Zeit, wie es scheint, die Schriftstellerei ganz verlassen; stets eleganter Tracht.“] – Porträte. 1) Unterschrift: Facsimile des vollen Namens Karl Egon Ebert. Unterhalb: geboren zu Prag den S. Juni 1801. F. T. Mayer del. A. H. Payne sc. [Beilage zu Klars „Libussa“]. – 2) Facsimile der Unterschrift wie bei 1) C. Kotterba sc. (Wien, 8°.) [Beilage zum „Album östr. Dichter“]. – Handschrift. Henze (Ad.), Die Handschriften der deutschen Dichter und Dichterinnen S. 31 [charakterisirt Eberts Schrift: „Lebendig, zierlich, eitel, aufgeputzt“].
Berichtigungen und Nachträge
- ↑ E Ebert, Karl Egon [Bd. III, S. 414]. Der Dichter beging im Juni 1871 seinen 70. Geburtstag, zu welchem er von vielen Seiten Beweise der Theilnahme erhielt.
- Neue freie Presse 1871, Nr. 2456 u. 2566. – Fremden-Blatt 1871, Nr. 177. [Band 24, S. 398]
Anmerkungen (Wikisource)
- ↑ Vorlage: Jos. Heinr. Math. Dambeck.