BLKÖ:Ebersberg, Joseph Sigmund

Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Band: 3 (1858), ab Seite: 412. (Quelle)
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Ebersberg, Jos. Sigmund (Schriftsteller, geb. zu Steinabrunn in Niederösterreich 22. März 1799, gest. zu Hernals bei Wien 27. October 1854). Sein Vater war Oekonomie-Verwalter zu Steinabrunn; der Sohn besuchte das Gymnasium zu Nikolsburg und zeigte früh eine besondere Vorliebe für Literatur. 1816 setzte er in Wien die Studien fort und trieb vorzüglich Philosophie, aus welchem Gegenstande er Correpetitionen gab. Nun begann er das Studium der Rechte und ertheilte Privatunterricht, wovon er sich – kümmerlich – ernährte. 1825 erhielt er das Befähigungs-Decret als Gymnasial- und Humanitäts-Lehrer, war nun mehrere Jahre Privat-Secretär und Erzieher bei dem k. k. Hofrathe Hartel Edler v. Luchsenstein, nach dessen Tode in der Familie des Grafen Schafgotsche, mit welchem er Reisen in Deutschland machte und dabei in Verkehr mit angesehenen Familien kam. In den Jahren 1825 und 1826 versah er in Abwesenheit des geh. Legationsrathes der herzogl. sächsischen Häuser Friedrich Freih. von Borsch die Geschäfte beider Häuser und hatte bereits früher (1824) die Jugendschrift „Die Feierstunden“, eines der vorzüglichsten und einflußreichsten deutschen Jugendblätter in jener Zeit begründet. Zugleich wirkte er durch Jugendschriften auf Veredlung und Bildung der jugendlichen Gemüther. Die „Feierstunden“ änderten im Jahre 1831 ihre Tendenz, später auch ihren Titel und erschienen dann als „Oesterreichischer Zuschauer“, bis 1848 eine gediegene Jugendschrift im höheren Style, anregend, belehrend und mannigfaltig und seither nicht ersetzt; von da ab als politische Zeitschrift, in welcher sich Ebersberg im genannten Jahre und in den folgenden durch den todesverachtenden Muth und die Entschiedenheit bemerkbar machte, mit der er gegen die Ereignisse des Jahres 1848 und alle Consequenzen desselben auftrat. E. wurde dafür am 3. August 1851 durch das goldene Verdienstkreuz mit der Krone, wie es in der allerh. Entschließung lautet: „in Anerkennung seines im J. 1848 mit Beharrlichkeit und Selbstaufopferung an den Tag gelegten Patriotismus und seiner bewährten Treue“ ausgezeichnet. E. entwickelte eine reiche literarische Thätigkeit. Außer der bereits genannten periodischen Schrift, an welcher Bauernfeld, Castelli, Ebert, Seidl u. A. mitgearbeitet, veröffentlichte E. zahlreiche Jugendschriften, von denen viele in Kaysers Bücher-Lexikon als von Luise Ebersberg herausgegeben, viele andere gar nicht erscheinen. Es sind unter anderen: „Alle Hilfe kommt von oben. Fünf Erzählungen für die reifere Jugend“ (Wien 1827, Grund, gr. 12°.); – „Die Tugend lohnt, das Laster straft sich selbst“ (Eb. 1829); – „Herzensblüte und Lebensdorn“ (Eb. 1830); – „Nur das Gute besteht, oder Geständnisse des Meisters [413] Sigismund“ (Eb. 1830); – „Der Mensch selbst Schöpfer und Zerstörer seines Glückes (München 1831); – „Alphabetich-geordnetes Belehrungs- und Unterhaltungsbuch der Naturgeschichte“, 4 Bde. (Wien 1832), von geringem Werthe; – „Der Studierende auf gutem Wege zum Ziel“ (Eb. 1833), eine an belehrenden Geständnissen reiche Selbstbiographie der ersten Hälfte seines Lebens; – „Erzählungen für meine Söhne“ 8 Bde. (Eb. 1835 u. f., mit Abbildgn.) – „Die zwölf Monate oder Leben und Natur im steten Wechselkreise“ (Eb. 1835, mit 12 ill. KK.); – „Der Beschäftiger zum Nutzen und Vergnügen“, 2 Bde. (Eb. 1841); – „Die glücklichen Feierabende der Familie Friedberg“, 12 Hfte. (Eb. 1845); – „Politische Fabeln. Erinnerungen an die stürmischen Tage des Revolutionsjahres 1848“ (Eb. 1849); – „Fliegende Blätter und Bilder für die Jugend“, 12 Hfte. (Eb. 1851). – Außer diesen Jugendschriften sind noch zu nennen: „Das Buch vom guten geselligen Tone“ (Eb. 1834) und „Das edle Whist, wie man es in den besten Gesellschaften spielt“ (erste Aufl. Güns 1836, neueste Aufl. Pesth 1855, Hartleben, 8°.). – Viele der oben angeführten Jugendschriften sind im Selbstverlage erschienen und in den Bücherkatalogen gar nicht ersichtlich gemacht. Im J. 1830 vermälte sich E. mit Marie v. Nandory. – Aus dieser Ehe stammt Julius Karl (k. k. Oberlieutenant, geb. zu Wien um das J. 1831).[BN 1] Studirte in Wien unter der Leitung des Vaters, trat aber 1849 als Cadet in das damalige Regiment Piret Nr. 27, derzeit König Leopold I. von Belgien, kam als Lieutenant in’s Inftr.-Regiment Wimpffen Nr. 13, und als Oberlieutenant in’s Inftr.-Reg. Baron Jellaćić Nr. 46 und wird gegenwärtig als Professor der Artillerie-Akademie in Olmütz verwendet. Beschäftigt sich mit Literatur und hat bereits mehrere militärische Bildungs- und unterhaltende Jugendschriften herausgegeben, u. zwar: „Aus dem Wanderbuche eines Soldaten“ (Wien 1855); – „Soldaten Ehr’ und Pflichten“ (Ebenda 2. Aufl. 1854); – „Am Wachfeuer“ (Stuttgart 1856, Hallberger); – „Zur Milares“ (Prag 1857); – „Das Feiertagsbuch“ (Erlangen 1856, 8°.); – „Friedrich Schwerdtner. Eine österr. Soldatengeschichte“ (Leipzig 1857), bildet auch den 4. Theil der „Belehrenden u. unterhalt. Volks- und Jugendbibliothek“. Außerdem sind von ihm viele Uebersetzungen von Unterhaltungsschriften aus dem Französischen, Englischen und Spanischen erschienen, auch ist er ein fleißiger Mitarbeiter an der von Hirtenfeld redigirten „Militär-Zeitung“.

Zuschauer (Wiener Blatt, Lex. 8°.) 1855, Nr. 94, S. 1496: „In Hernals“ von J. N. Hölzel (eine Beschreibung seiner Ruhestätte). – Derselbe 1854, Nr. 87, S. 1410: „Joseph Sigm. Ebersberg todt. Eine kurze Biographie“ von O. (Verfasser derselben sein Sohn O. F. Ebersberg.) – Pietznigg (Frz.), Mittheilungen aus Wien. Jahrg. 1834 I. Bd. S. 111. – Realis, Curiositäten- und Memorabilien-Lexikon von Wien (Wien 1846, Lex. 8°.) I. Bd. S. 390. – Oestr. National-Encyklopädie (von Gräffer u. Czikann)), (Wien 1835, 6 Bde.) II. Bd. S. 7 u. 135 (Artikel „Feierstunden“). – Oestr. Parnaß, bestiegen von einem heruntergekommenen Antiquar (Frey-sing [Hamburg, Hoffmann u. Campe], 8°.) S. 14 [mit der falschen Angabe des Geburtsjahres 1797). – Ein Verzeichniß der Schriften von Ebersberg, u. z. jener bis zum J. 1833 befindet sich in seinem Werke: „Der Studierende auf gutem Wege zum Ziel“ (Wien 1833, Beck, 8°.) S. 50, das der übrigen in Kaysers Bücher-Lexikon II. Bd. S. 90; VII. Bd. S. 237 [doch läßt sich aus beiden noch immer keine vollständige Uebersicht der gedruckten Werke zusammenstellen, da Vieles im Selbstverlage erschien}. – Porträt. Eine wohlgetroffene Lithographie von Kriehuber 1848, gedruckt bei J. Rauh (Wien, 4°.). Mit den Versen im Facsimile:

„Meine Treue Gott, dem Vaterland, dem Thron!
Meine wärmste Lieb’ für Wahrheit, Licht und Recht!
Meinen Haß und Grimm der Revolution
Und Verachtung dem, der in der Seele schlecht!
[414] Also leb’ ich frei und sterbe trostesreich:
Muß es heut schon sein, ob morgen – mir ist’s gleich!

Jos. Sigm. Ebersberg.“
Denkstein. E. liegt auf dem Friedhofe in Hernals begraben. Die Inschrift seines Denksteins lautet: Josef Sigmund | Ebersberg | Geboren am 22. März 1799 | Gestorben am 27. October 1854 | Seine trauernden Kinder. |

Berichtigungen und Nachträge

  1. Ebersberg, Julius Karl [Bd. III, S. 413, im Texte], geb. zu Wien 7. September 1831, gest. ebenda am 4. April 1870.
    Fremden-Blatt. Von Gust. Heine (Wien, 4°.) 1870, Nr. 94. – Neues Wiener Tagblatt 1870, Nr. 94. – Oesterr. ung. Wehrzeitung (Wien, 4°.) 1870, Nr. 40. – Neue freie Presse 1870, Nr. 2012, in der „Kleinen Chronik“. [Band 24, S. 398]