BLKÖ:Münch-Bellinghausen, Eligius Franz Joseph Freiherr von
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich | |||
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Band: 19 (1868), ab Seite: 421. (Quelle) | |||
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[BN 1] Bekannt unter dem Pseudonym: Friedrich Halm. Ein Sohn des Staats- und Conferenzrathes Freiherrn Cajetan Michael Joseph M. [s. d. S. 416] aus dessen erster Ehe mit Theresia Freiin von Deuster. Sein Vater bekleidete zu jener Zeit die Stelle eines Appellationsrathes zu Krakau, woher es auch kommt, daß der deutsche Poet in der alten stockpolnischen Krönungs- und Königsstadt Krakau das Licht der Welt erblickte. Die erste Erziehung erhielt M. im Elternhause, und im Knaben bereits zeigte sich jener Hang zur Poesie, den er später mit entschiedenem Erfolge pflegte. In seinen kindlichen Spielen hatte ein Kinder-Theater, zu dem ihm die bekannte Eder’sche, nachmals Müller’sche Kunsthandlung Figuren und Decorationen lieferte, vor allen andern den Vorzug. Ungewöhnlich schnell beendete M. die Gymnasialschulen, denn schon im Jahre 1819, damals erst 13 Jahre alt, begann er die philosophischen Studien an der Wiener Hochschule. Es bestanden zu jener Zeit noch drei Jahrgänge derselben und Münch hörte von 1819 bis 1821 die Vorlesungen. Wenn wir die Menge der Collegen überschauen, welche mit M. zugleich die „unfreundlichen, fast stallähnlichen Hörsäle des alten Jesuitenklosters“ besuchten, so müssen wir den Worten Seidl’s, deren er sich in Halm’s Lebensskizze bedient, beipflichten; diese aber lauten: „nicht bald dürften so viele Jünglinge, aus denen nachher Männer von weit verbreitetem Rufe geworden sind, in den schmalen Gängen von jenen Hörsälen umhergewandelt sein, als eben damals“. Einige Namen, vornehmlich derjenigen, die in diesem Lexikon schon eine Stelle gefunden, mögen obige Ansicht bestätigen helfen, so z. B. Franz Exner [Bd. IV, S. 113], Eduard v. Bauernfeld [Bd. I, S. 186, und Bd. XI, S. 363], Eduard Freiherr von Badenfeld [Bd. I, S. 114], Friedrich Ludwig Halirsch [Bd. VII, S. 233], Herloßsohn [Bd. VIII. S. 370], Herrmann v. Herrmannsthal [Bd. VIII, S. 396], Christian Wilhelm Huber [Bd. IX, S. 374, Nr. 3], ferner der Mathematiker Leopold Schulz von Straßnitzki, der nachmalige Professor Eugen Wessely, Nikolaus Lenau, der unter dem Pseudonym Hoven bekannte [422] Componist Vesque von Püttlingen, Dr. Adolph Schmidl, Johann Gabriel Seidl u. A. Mit Letzterem knüpften ihn anfänglich sogar innigere Bande, denn die beiden Collegen beichteten sich die wechselseitige Sünde: Verse zu machen, und thaten sich auch zusammen, um nichts Geringeres als ein literarisches Unternehmen mit vereinten Kräften zu begründen. Betreffs des letzteren blieb es jedoch bloß beim Vorhaben und der innigere Verkehr lockerte und löste sich endlich unter veränderten Verhältnissen. Bei Münch selbst gesellten sich, um einen dauernden engeren Verkehr zu erschweren, mannigfaltige Umstände hinzu, so z. B. nicht nur eine strenge Verschlossenheit und ein vorherrschender Hang zur Einsamkeit, sondern auch ein durch den früh begonnenen Unterricht mächtig genährter Selbstständigkeitstrieb. Auch geschah es, daß er in Folge seiner früh begonnenen Studien dieselben in überraschend jungen Jahren – mit dem zwanzigsten – vollendete, in welchem er auch bereits in den Staatsdienst trat und sich verheirathete. Indessen war sein Drang poetischen Schaffens nicht erloschen oder unthätig geblieben; in dieser Einsamkeit und Abgeschiedenheit entwickelte sich derselbe vielmehr zu einer Regsamkeit und Bildungslust, die es uns erklärt, wie er, nachdem er endlich die so lange gemiedene Oeffentlichkeit betrat, in kurzen Pausen mit fertigen größeren Werken, die sofort die Aufmerksamkeit des gebildeten Publicums in ungewohnter Weise erregten, um den Lorbeer des Ruhmes warb, der ihm auch willig von Freund und Feind zuerkannt wurde. Aber der Entschluß, die Oeffentlichkeit zu betreten, war nicht so rasch und ohne Umstände gefaßt, wie von anderen Dichtern, welche die Freude, sich endlich doch auch gedruckt zu sehen, nicht erwarten können. Von Münch, oder wie er als Dichter sich selbst nennt und von Anderen auch genannt ward, von Halm erschienen keine poetischen Vorläufer in Almanachen und Taschenbüchern; mit einer großen fertigen Dichtung, deren ausgeprägter Charakter die verschiedenartigsten Stimmungen erweckte, trat er zuerst auf und forderte, auf den Brettern, welche die Welt bedeuten, sein Werk der allgemeinen Beurtheilung überantwortend, das Publicum auf, Recht zu sprechen über seine Kühnheit, daß er es gewagt, die Hallen der Dichtung zu betreten. Wie es so kam und nicht anders, darüber herrscht bis heute ein Dunkel, daß selbst sein Biograph J. G. Seidl nicht ganz aufzuhellen vermag. Dieser erzählt uns nur, daß der als Denker und Dichter hochgestellte, durch sein Geschick so traurig berühmte Michael Enk von der Burg [Bd. IV, S. 49; Bd. XIV, S. 441] Halm’s Lehrer und väterlicher Freund gewesen, der selbst mit der Literatur der südlichen Sprachen, namentlich der spanischen, innig vertraut, auch seinen Zögling auf die noch nicht gehobenen Schätze dieser Literatur aufmerksam gemacht. Und in der That scheint Enk’s Einfluß nach dieser Richtung hin auf seinen Zögling nicht unbedeutend gewesen sein, denn wenn man nur flüchtig Halm’s Dichtungen überblickt, so findet man, daß er mit Vorliebe Stoffe des Südens behandelt, welche ihm Gelegenheit bieten, die Gluth der Empfindung und die volle Pracht einer blüthenreichen Diction unbehindert walten zu lassen. Es seien nur beispielsweise genannt: Camoens, Donna Maria de Molina, Fechter von Ravenna, König und Bauer, Imelda Lambertazzi, Sampiero. Auch hat Halm, wie sein Biograph berichtet, es seinem Freunde Enk vielleicht zu danken, daß er seine Kraft [423] nicht in Journalen zersplitterte, wie es viele jüngere Poeten in jener, wie es den Anschein hat, für immer begrabenen „Almanachszeit“ thaten, sondern daß er sie nach einer Richtung hin concentrirte. Ehe jedoch diese Skizze Halm den Dichter in seiner allmäligen Entwicklung betrachtet, soll dessen amtliche Laufbahn in wenigen Strichen gezeichnet werden. Wie schon bemerkt worden, trat Baron Münch im Alter von 20 Jahren in den öffentlichen Staatsdienst. Er war im Jahre 1826 bei der politischen Stelle eingetreten, bei welcher er in Wien die gewöhnlichen Rangstufen durchmachte, bis er im Jahre 1840 – damals 34 Jahre alt – zum k. k. niederösterreichischen Regierungsrathe befördert wurde. Daß es ihm trotz seiner bevorzugten gesellschaftlichen Stellung im Amte nicht eben leicht gemacht wurde, erhellet aus der Aeußerung eines hohen Staatswürdenträgers, der nach der ersten Aufführung der „Griseldis“ ganz entsetzt äußerte: „Wie kann ein so feiner Kopf aus so guter Familie auf die Idee kommen, ein Theaterstück zu schreiben! Solche Beamte können wir nicht brauchen!“ Den Regierungsrathposten bekleidete Münch fünf Jahre. Im J. 1845 trat er in eine amtliche Stellung, die sowohl seiner vielseitigen wissenschaftlichen Bildung und regsamen literarischen Thätigkeit, als auch seiner praktischen Geschäftskenntniß vollkommen zusagte. Es war nämlich durch Kopitar’s im August 1844 erfolgten Tod die Stelle eines ersten Custos an der k. k. Hofbibliothek in Erledigung gekommen. Indem mehrere Monate hindurch diese Stelle unbesetzt geblieben und die Namen mehrerer Candidaten für dieselbe öffentlich genannt worden waren, erhielt sie der mittlerweile berühmt gewordene Dichter der „Griseldis“. Mit der Ernennung zum ersten Custos waren auch Rang und Charakter eines wirklichen k. k. Hofrathes verbunden. Auf diesem ehrenvollen Posten fand M. die erwünschte Gelegenheit, umgeben von den geistigen Schätzen aller Jahrhunderte und angeregt durch den steten Verkehr mit allen schriftstellerischen Notabilitäten der Jetztzeit, seiner angebornen Neigung für Kunst und Wissenschaft mit vollster Seele sich hinzugeben. Die neue Zeit, welche den Kaiserstaat nach mannigfachen, mitunter nicht sehr glücklichen Wandlungen aus einem absoluten in einen constitutionellen Staat umbildete, erinnerte sich auch des Dichters und Custos Freiherrn von Münch, den der absolute, jeder höheren Geistesregung, woher sie kommen mochte, abholde Staat wohl kaum weiter beachtet haben würde. Als durch das Diplom vom 2. October 1860 und kais. Patent vom 26. Februar 1861 der österreichische Reichsrath mit einem Herren- und Abgeordnetenhause in’s Leben trat, wurde Hofrath Münch mit dem Allerh. Handschreiben vom 18. April 1861 als Mitglied auf Lebensdauer in das Herrenhaus des Reichsrathes berufen, welche Würde mit ihm zugleich die Dichter Ant. Alex. Graf Auersperg (Anastasius Grün) und Grillparzer erhielten. Es war politischer Seits diese Verherrlichung der Dichtung in ihren edelsten Größen das erste Zugeständniß der neuen Zeit, welche über Oesterreich hereingebrochen war. Was nun die politische Haltung Münch’s in seiner Stellung als Mitglied des Herrenhauses betrifft, so trat er bisher nur bei einer Gelegenheit, aber bei derselben desto entschiedener und energischer hervor, es geschah dieß, als er mit Abfassung der Adresse des Herrenhauses auf die Thronrede bei Eröffnung der dritten Session des Reichsrathes (November 1864) betraut wurde. [Vergleiche das Nähere in den [424] Quellen S. 440: VII. Baron Münch als Mitglied des Herrenhauses des österreichischen Reichsrathes.] Im Juli 1867 traten im Personale der nächsten Umgebung Sr. Majestät des Kaisers mehrere Veränderungen ein, und bei dieser Gelegenheit erhielt Freiherr von Münch mit Allerh. Cabinetschreiben vom 11. Juli g. J. die seit Jahren unbesetzt gebliebene Stelle eines k. k. Hofbibliotheks-Präfecten, dem zugleich die Ueberwachung der Verwaltung der naturwissenschaftlichen Sammlungen und Cabinete des Allerh. Hofes übertragen war; auch wurde ihm zu gleicher Zeit die Oberleitung der beiden Hoftheater unter dem Titel eines General-Intendanten, der in allen diesen Beziehungen dem k. k. ersten Obersthofmeister untergeordnet war, zugewiesen. Was nun Münch’s Thätigkeit als Custos der kaiserlichen Hofbibliothek betrifft, auf welchem Posten er seit 1845 bis 1867 stand, so entfaltete er auf demselben, wie unser Gewährsmann Seidl berichtet, „die löblichste Energie. Abgesehen von den Einrichtungen, die er zur zweckmäßigeren und allgemeineren Benützung der kaiserlichen Büchersammlung traf, machte er sich es zur ersten Aufgabe, einen vollständigen Realkatalog über die Schätze der Hofbibliothek anlegen zu lassen und dadurch einem lang und schmerzlich empfundenen Mangel abzuhelfen. Demnächst beabsichtigte er, sein besonderes Augenmerk auf die Sichtung, Sonderung und Untersuchung der vorhandenen Manuscripte zu richten, bei welcher Gelegenheit manches völlig vergessene Kleinod an’s Licht kommen dürfte. Desgleichen sorgte er, ohne Bevorzugung irgend eines nationalen oder wissenschaftlichen Faches, für gleichmäßige Vertheilung der ausgeworfenen Dotation auf alle Zweige der Literatur, für Ausfüllung der im Laufe der Zeit entstandenen Lücken und für genaue Evidenzhaltung der administrativen Geschäfte, die keinen Rückstand dulden, zu welchem Behufe er wöchentliche Besprechungen mit seinen Beamten eingeleitet hat.“ Zu diesen Worten kann noch hinzugefügt werden, daß unter seiner Oberleitung bei Benützung der Bibliothek eine liberalere Anschauung Platz gegriffen, wodurch der Zweck einer so ungemein reichen und sich täglich vervollkommnenden Sammlung wenigstens im Hinblick auf die ihre Schätze Benutzenden nicht unwesentlich gefördert wird. Freiherrn von Münch’s Thätigkeit als Intendant der beiden Hoftheater findet in einem Feuilleton-Artikel des „Neuen Wiener Tagblattes“ 1868, Nr. 277 betitelt: „Jahrzeit im Burgtheater“, von Sigmund Schlesinger, ausführlichere Würdigung. Indem nach dieser Skizze der amtlichen Laufbahn nun Halm der Poet, wenngleich nur im Umrisse, darzustellen ist, wobei an das über seine Jugend bereits Gesagte angeknüpft wird, so muß im Vorhinein bemerkt werden, daß hier nur mit Uebergehung aller Kritik [auf einzelne Stimmen derselben wird in den Quellen hingewiesen], die thatsächliche Entfaltung des Poeten, insofern sie sich durch jene Arbeiten kundgab, mit welchen er vor das Publicum trat, Gegenstand der Darstellung zunächst sein kann. Als fertiger Mann trat Halm, und zwar zuerst mit einem größeren Werke und auch ohne sich zu nennen, d. h. als Pseudonym Halm, vor das Publicum. Es war im Jahre 1835 – Halm zählte damals 29 Jahre – als in- und ausländische Blätter die Tagesnotiz brachten, auf dem k. k. Hofburg-Theater solle ein dramatisches Werk von einem bisher noch unbekannten Dichter zur Darstellung kommen, von dessen [425] hervorragendem Talente man das Bedeutendste zu hoffen berechtigt sei. Am 30. December 1835 kam „Griseldis“, ein dramatisches Gedicht in fünf Aufzügen, im Wiener Burgtheater zum ersten Male zur Aufführung. Niemand kannte den Dichter, dieser Name trat zum ersten Male vor das Publicum. In den exclusiven Kreisen der Wiener hohen Gesellschaft, zu welcher der Dichter ja selbst gehörte, mochten wohl Mehrere das Geheimniß kennen, auch in der Schriftstellerwelt mochten Einzelne in dasselbe eingeweiht sein, aber für das große Publicum waren der Poet und sein Werk völlig neu. Der Erfolg war ein über alle Maßen glänzender. Das Stück selbst wich in Allem von der Schablone ab. Es galt nicht mehr, daß sich zwei „kriegten“, im Gegentheile, zwei, die längst zusammengethan waren, gingen aus einander, sie thaten es nicht aus eigener Laune, sondern aus jener des Poeten, der es nicht dem großen Publicum, sondern eben nur sich allein und den Gesetzen der Dichtung überhaupt recht machen wollte. Ueberdieß war das ganze Werk mit wahrer Meisterschaft gearbeitet. Formell war Alles so klar und wohl ausstudirt, so dialektisch zurechtgelegt und mit der höchsten Kunst der Steigerung und Spannung auf die Spitze getrieben. Die ungewohnte Technik, die stylvolle Haltung des Ganzen mußte selbst Kerner überraschen. Dazu kam, wie ein Kritiker treffend bemerkt, noch die pathetische Schönheit, der dichterische Schmelz und Adel einer Sprache, die in Bilderreichthum und Versgewandtheit dem spanischen Muster nichts nachgab und mit ihrem feinen Anhauch von Grandezza und Ritterlichkeit die vornehme Gesellschaft, die aristokratischen Kreise des Publicums wie mit einer Ahnung von Seelengemeinschaft übergoß. Dazu kamen ferner, versetzt in’s „alte romantische Land“, wo man noch immer gerne weilen mochte, Theilnahme gewinnende und besonders die Herzen der Frauen tiefbewegende Scenen einer schwergeprüften, aber aus allen noch so peinlichen Prüfungen siegreich hervorgehenden Gattenliebe, über deren elegischen Zauber man die fast haarsträubende Gefühlsmarter, welche das Ganze erregte, zu vergessen im Stande war. Mit dieser ersten Karte, welche Halm ausgespielt, hatte der Dichter gewonnen. Das Stück machte in kurzer Zeit die Runde über alle großen und kleinen Bühnen, es wurde in die meisten lebenden Sprachen übersetzt [vergleiche die Uebersicht der Werke Halm’s, S. 433], es war ein Lieblingsstück des Publicums, die Titelrolle eine Paraderolle aller Schauspielerinen geworden. Welche Anziehungskraft dasselbe bis auf die Gegenwart für das Publicum besitzt, dafür zeugt die Thatsache, daß seit seiner ersten Aufführung (am 30. December 1835) bis zum 27. November 1864, 83 Wiederholungen desselben auf der Wiener Hofbühne stattgefunden haben, und in der Titelrolle waren als Gäste die Frauen Bauer, Dessoir, Stubenrauch, Löwe, Hebbel-Enghaus, Dahn, Thöne, Janauschek und Berg aufgetreten. Im nächsten Jahre folgte „Der Adept“, der am 12. November 1836 zur ersten Aufführung kam. Der Erfolg der „Griseldis“ war zu großartig gewesen, um dem nachfolgenden Stücke es leicht zu machen. Es gefiel, aber man hatte von dem Dichter der „Griseldis“ etwas anderes erwartet. Immerhin, es behauptete sich einige Zeit, bis es seit 8. Februar 1858, an welchem Tage seine 39. Aufführung stattgefunden hatte, bleibend zurückgelegt wurde. Auch die nächstfolgenden [426] Werke Halm’s kamen nicht über Wien hinaus, so wurde „Camoens“ am 30. März 1837 zum ersten Mal und bis 14. October 1852 neunmal und dann nicht wieder gegeben; – „Imelda Lambertazzi“, in welcher Dichtung Halm den Stoff der Montecchi und Capuletti aufnehmend, den Familienzwist der Lambertazzi und Geremei in Bologna dramatisch bearbeitet, gelangte am 6. December 1838 zur ersten und am 28. September 1839 zur neunten und letzten Aufführung, kaum besseren Erfolg hatte sein „Ein mildes Urtheil“, das der Dichter dem dramatischen Künstler Heinrich Anschütz zugeeignet. Der darin behandelte Gedanke, daß ein wegen Treubruchs von ihrem Gatten verstoßenes Weib, durch Beweise der größten Ausopferung bis in den Tod, die sie dem Gatten wiederholt gibt, die begangene Schuld zu sühnen sucht, hat, ungeachtet die darin behandelten Charaktere mit künstlerischer Plastik behandelt sind, nur kühle Aufnahme gefunden. Auch sagt dem Dichter das südliche Klima mit seinen Gluthen und Farbenschmelz mehr zu, als der Norden, und der Schauplatz des „milden Urtheils“ ist England, wo sich die Begebenheit in den ungeschliffenen Tagen des eilften Jahrhunderts abspielt. Drei Jahre hielt sich das Drama auf den Brettern, seit seiner ersten Aufführung am 23. April 1840 bis 25. November 1843 wurde es im Ganzen zehnmal gegeben. Unmittelbar darauf bearbeitete M. nach Lopez de Vega einen dramatischen Stoff: „König Wamba“, von dem längere Zeit nur ein Fragment bekannt war, bis es vollendet im 3. Bande seiner „sämmtlichen Werke“ gedruckt, aber nie auf der Bühne erschien. Ein Augenleiden, von dem der Dichter im Jahre 1840 befallen worden, entzog ihn für einige Zeit der Arbeit, wenngleich der Geist eben bei der physischen Unthätigkeit nur um so mächtiger gearbeitet haben mochte. In diese Periode fällt die dramatische Scene: „Die Pflegetochter“, welche zum Vortheile der barmherzigen Schwestern am 29. November 1840 – und nur dieses eine Mal – gegeben wurde. Halm widmete diese Dichtung seiner Gattin und ihrer Schwester, die ihm in seinen Leiden die sorgsamste Pflege hatten angedeihen lassen, „denn, athmet Milde, Geduld und frommer Sinn aus ihrem Bilde, so kam es von Euch und so sei’s Euer eigen“, heißt es in dem dieser Dichtung beigegebenen Widmungssonette. Auch ein nach Lope bearbeitetes Lustspiel: „König und Bauer“, das ein dem Poeten nicht zu günstiger Kritiker „ein dramatisches Idyll von zauberhaftem Reize“ nennt, konnte sich trotz dieses Vorzugs nicht recht zur Geltung bringen. Am 4. März 1841 zum ersten Mal gegeben, wurde es am 14. November 1856 nach seiner dreißigsten Darstellung für immer zurückgelegt. Aber nun trat der Poet wieder mit einem Werke auf, das seinem ersten den Lorbeer streitig machen sollte. Am 28. Jänner 1842 kam „Der Sohn der Wildniß“ zur ersten Aufführung. Es wiederholte sich, was am 30. December 1835 geschehen. Der Beifall war grenzenlos, vielleicht der Erfolg dieses Drama’s noch großartiger, noch allgemeiner als jener der „Griseldis“. Auch der „Sohn der Wildniß“ wurde in die meisten gebildeten Sprachen übersetzt und auf vielen auswärtigen und ausländischen Bühnen gegeben. Die Kritik sieht in dieser Dichtung dasjenige Werk Halm’s, in welchem sich die Richtung und Tragweite seines Talentes am Deutlichsten kundgibt. Auch dieses Stück erfuhr die widersprechendsten Urtheile, und [427] der „Zunft“ scheint es so nahe gegangen zu sein, daß sie, da sie sonst ohnmächtig war, zur Niederträchtigkeit flüchtete, denn bald nach Erscheinen dieser Dichtung tauchte jenes abgeschmackte Gerede auf, welches in Halm’s Lehrer Enk mehr als den Lehrer, sondern den Urdichter seiner Dramen erblicken wollte. Es haben sich gegen diese sinnlose Anschuldigung, zur Ehre der „Zunft“ sei es gesagt, eben wieder mächtige Stimmen aus derselben erhoben, welche diesen Unverstand der Bosheit in seine Schranken wiesen und Halm’s schriftstellerische Ehre in voller Reinheit herstellten. Ein Name für alle sei genannt, es ist jener Heinrich Laube’s, welcher damals als Redacteur der „Zeitung für die elegante Welt“ (1843) seine gewichtige Stimme gegen diesen Unfug erhob und laut klagt: „es ist unglaublich, mit was für fabelhaften Drachen ein Dichter zu fechten hat“. Schließlich schreibt Laube in seinem Grimme über solchen Unfug: „Ein talentvoller Mann hat zehn Jahre hindurch seine ganze Kraft mit treuem Eifer und redlichem Bestreben der vernachlässigten dramatischen Kunst, dem verwaisten Theater in Deutschland zugewendet; er ist niemals irgend Jemand zu nahe getreten, er hat sich nie einer Anmaßung schuldig gemacht, er hat durch das ganze Vaterland große und schöne Erfolge seiner Stücke erlebt und viel tausend Herzen zu den schönsten Regungen begeistert, und dieser Mann muß auf die leichtsinnige Verdächtigung eines anonymen Correspondenten hin Documente darüber beibringen, daß er – ein ehrlicher Mann sei.“ Der „Sohn der Wildniß“ hat auch äußerlich glänzenderen Erfolg gehabt als die „Griseldis“, während nämlich letztere innerhalb 29 Jahren 83 Aufführungen erlebte, ging der „Sohn der Wildniß“ von seiner ersten Darstellung am 28. Jänner 1842 bis zu seiner letzten am 12. März 1865, also innerhalb 23 Jahren, 80 Mal über die Bühne. Das nun folgende, nach Shakespeare bearbeitete Drama: „Die Kinder Cymbelins“, erlebte vom 16. bis 19. December 1842 nur die drei Respectdarstellungen. Kaum größeren Erfolg hatte das am 22. Jänner 1844 zum ersten Mal gegebene Originalstück: „Sampiero“, Man rühmt dem Stücke große technische Sicherheit und Sauberkeit, Fortschritt der Handlung mit entsprechender Spannung und Steigerung nach. Ja noch mehr, aus „Sampiero“ spricht mit zündender Beredsamkeit der Schmerz um die Freiheit, welche die ganze deutsche Nation immer verlangte. Und trotz alledem, was anzusehen und anzuhören in so bedenklicher Zeit eben, als das Stück erschien, sich immerhin verlohnte, erlebte die Dichtung innerhalb sieben Jahren – die letzte Aufführung hatte am 7. December 1850 stattgefunden – nur vierzehn Darstellungen. Noch Eins ist hinsichtlich dieses Stückes interessant: es ist das erste Stück in Oesterreich, dem die Tantieme zufiel. Die nächstfolgenden Dichtungen Halm’s waren: „Donna Maria de Molina“, zuerst am 2. März 1847 gegeben und bald zurückgelegt, und ein Lustspiel, betitelt: „Verbot und Befehl“, das am 29. März 1848 zur Darstellung kam. Die Geschichte der vier bis 5. April 1848 stattgehabten Aufführungen verzeichnet Seidl mit folgenden Worten: „in der vormärzlichen Zeit geschrieben und in seinen Pointen die Schwächen und Verkehrtheiten dieser anspielungsweise berührend, konnte es nach der plötzlichen Umstellung aller Verhältnisse um so weniger durchdringen, je mehr noch das Publicum durch den Nachhall der kaum beschwichtigten politischen [428] Stürme aufgeregt und für alle Poesie abgestumpft war. Ein mäßiger succes d’estime war alles, was sich das geistreich angelegte und meisterhaft durchgeführte Intriguenspiel unter solchen Umständen erringen konnte“. Die nächstfolgende Zeit, eine, wenn auch dem Schaffen und Dichten an und für sich zuträgliche, war es doch nicht für den Erfolg in der Oeffentlichkeit. Die verworrenen Zustände langsam aus ihrem Chaos sich herausschälend, waren jeder Production ungünstig. Die von dem Jammer der jüngsten Vergangenheit hart mitgenommene Menge hatte für alles andere, nur nicht für die Dichtung Interesse. So vergingen einige Jahre und auch der Dichter Halm pausirte – nicht in der Arbeit – wohl aber mit Veröffentlichung einer solchen, und erst gegen Ende des Jahres 1854 trat er wieder mit einer größeren Dichtung hervor, welche wie ehedem „Griseldis“ und „Sohn der Wildniß“ Aufsehen erregte und noch dazu Anlaß eines Scandals wurde, der gerade wieder das Entgegengesetzte von dem bewirkte, was seine Urheber bezweckten und diese selbst, gelinde gesagt, lächerlich machte. Es ist „Der Fechter von Ravenna“ gemeint, der am 18. October 1854 zum ersten und bis 11. October 1863 fünfunddreißig Mal gegeben wurde. In der Uebersicht der Werke Halm’s, welche S. 431 folgt, ist S. 432 die Scandal-Literatur registrirt, welche diese Dichtung gebar, die einem halbverrückten Dorfschulmeister zu einem Nimbus verhalf, zu dem ein bayerischer Schriftsteller Gevatter stand, auf welchen Act der Pietät dieser nicht stolz zu sein braucht. Die Sache verhielt sich einfach so. Ein Schulmeister aus dem in Bayern liegenden Orte Possenhofen, Namens Bacherl, hatte an die Burgtheater-Direction ein Stück, betitelt: „Die Cherusker in Rom“, eingesendet. Dieses Stück, eine durch und durch werthlose Arbeit, roh in Form, gemein im Ausdrucke, albern in der Technik, enthielt einzelne Phrasen und ein paar Scenen, die, wenn zehn Poeten in ein Conclave eingeschlossen und den in seinen Grundzügen historischen Stoff dramatisch zu bearbeiten beauftragt worden mären, jeder von diesen zehn mutatis mutandis in seinem Drama hätte vorbringen müssen. Also Aehnlichkeiten so banaler Art fanden sich in Bacherl’s „Cheruskern“ und Halm’s „Fechter“, und da trat die „Allgemeine Zeitung“ für ihren Landsmann Bacherl ein und erklärte den „Fechter“ für eine Copie der „Cherusker“. Es war dieß wieder einmal, daß die gesunde Vernunft für evidenten höheren Blödsinn einstand. Die späteren Abenteuer des Schulmeisters, der herumreiste, sein geistiges Eigenthum der Welt durch Vorlesungen zugänglich zu machen suchte, haben die Lächerlichkeit und Abgeschmacktheit der durch einen Herrn Schorn erhobenen Plagiatsanklage zu Genüge bewiesen. Herr Bacherl aber, der nach der Hand seine Schulmeisterei niedergelegt, ist später Milchverkäufer in der Nähe Münchens geworden, und die Muster-Zeitung „Bazar“ hat im Jahre 1857, Nr. 33, nach einer Photographie sein Bildniß in ganzer Gestalt, nebst einigen Proben seines urgermanischen Styls, der Nachwelt erhalten. Mit dem „Fechter“ feierte Halm zum dritten Male seinen Triumphzug durch alle deutschen Gauen, die Dichtung selbst dramatisirte den tiefen Schmerz und Groll des deutschen Volkes, seine Beschämung über die Enttäuschungen, über die fehlgeschlagenen politischen Hoffnungen der jüngsten Vergangenheit. Thusnelda wie Thumelikus sind [429] allegorische Gestalten, erstere die leidende, über die Schmach, die sie ertragen muß, grollende Germania; letzterer das männliche Gegenbild des nach der Unterjochung in Stumpfsinn und Tatenlosigkeit versunkenen, zur neuen Thatkraft sich aufzuraffen unfähigen Volkes. Der Poet wollte die nationale Kraft aus ihrer Agonie aufrütteln. Indem er dem deutschen Volke seine Erniedrigung in einem Spiegelbilde entgegenhielt, wollte er es zu neuer Thatkraft wecken und zu Vaterlandsliebe und Gewinnung der verlorenen Volksehre entflammen. Der „Fechter“ ist ein politisches Drama in bester Form, wie Bauernfeld’s „Großjährig“ ein politisches Lustspiel ist. Dabei sind dieser Dichtung die bekannten Vorzüge der Halm’schen Muse in noch höherer Potenz eigen, ein einschmeichelnder klangvoller Vers, glänzendes rhetorisches Pathos, eine musterhafte Technik in Scenirung und den Actschlüssen und eine scharfnuancirte Charakteristik der einzelnen Personen, Auf den „Fechter von Ravenna“ folgten nun noch mehrere Dichtungen, aber den Erfolg von „Griseldis“, „Sohn der Wildniß“ und „Fechter von Ravenna“ erlebte keines der folgenden Dramen. Das nächste war „Iphigenia auf Delphi“ am 18. October 1856 zum ersten Mal gegeben und bis 27. September 1865 noch sechs Mal wiederholt. Die „Iphigenia“, eine, was den Werth des Drama’s als Dichtung betrifft, bedeutende Arbeit, worin die classische Schönheit der Sprache mit der Vollendung der Form wetteifert, mochte wohl zunächst wegen der Voreingenommenheit des Publicums gegen classische Stoffe überhaupt nicht durchgreifen. Selbst der gebildetste Theil will in den Gestalten der althellenischen Sage nur ein theoretisches literarische Interesse finden; nichtsdestoweniger wird diese Dichtung neben jener Goethe’s an Tagen, an welchen auch die Bühne sich der festlichen Stimmung nicht erwehren kann, ihren Platz behaupten. Das zu Schiller’s Säcularfeier gedichtete und am 10. November 1859 zum ersten Male gegebene Vorspiel: „Vor hundert Jahren“ wurde am genannten Tage nebst Wien auch noch auf den Bühnen in Weimar, Karlsruhe, Mannheim, Schwerin, Prag, Brünn und Gratz gegeben. Auch das nächstgefolgte: „Ein Abend zu Titchfield“, verdankt einer Feier, und zwar jener Shakespeare’s seine Entstehung. Am 30. April 1864 wurde es zum ersten Male gegeben. Der Dichter versetzt uns mit seinem Werke mit wenigen scharfgezeichneten Strichen in die Zeit der großen Elisabeth. Wenn er dann in der weiteren Ausführung die Gläubigkeit des Publicums etwas stark in Anspruch nimmt, so muß man nicht vergessen, daß sich ein Autor bei der Apotheose eines Dichters an Zeit und Ort doch nicht ängstlich zu binden braucht. Und wenn er es da wirklich verfehlt haben sollte, so hat er es doch in der Weise der Kunst, die jeden Satz seines Gedichtes beseelt, wieder reichlich gut gemacht. Nach längerer Pause folgten dann innerhalb Jahresfrist wieder zwei größere Dramen, und zwar: „Wildfeuer“, am 18. October 1866, und „Begum Sumro“, am 18. October 1867 zum ersten Male gegeben. Ueber die Entstehung der Dichtung „Wildfeuer“, welche der ehemaligen Heldin der Naivität am Burgtheater, Friederike Goßmann, zu verdanken sein soll, erfährt man das Nähere aus der kleinen Chronik der „Neuen freien Presse“ 1866, Nr. 771, und aus den Theater- und Kunstnachrichten der alten „Presse“ 1866, Nr. 290, „nach welch letzterer Halm durch ein [430] älteres längstvergessenes Stück: „Der Erbgraf“, von Pannasch, das im J. 1847 im Burgtheater gegeben worden, dazu angeregt worden sein soll. Kaum war die Dichtung über die Bühne gegangen, als sämmtliche Vorstadt-Theater Wiens Parodien derselben, jede von einem anderem Verfasser, brachten. „Begum Sumro“ aber ging, als es am 18. October 1867 im Burgtheater gegeben ward, nicht zum ersten Male über die Bühne, denn schon fünf Jahre früher, im Juli 1863, wurde es, als Frau Rettich im Victoria-Theater zu Berlin gastirte, gegeben. Ein Berliner Kritiker, welche Gattung, wie bekannt, den österreichischen Dichtern nicht hold ist, bemerkt, „daß das Drama seinem Inhalte und seiner Ausführung nach das Werk eines gebildeten Poeten sei, der seiner Sache sicher ist, sobald er mit dem ihm zu Gebote stehenden Zauber der Sprache die Sinne der Zuhörer gefangen hält“. Die sämmtlichen Werke Halm’s, die bisher auf acht Bände angewachsen sind, in denen aber „Ein Abend zu Titchfield“, „Wildfeuer“ und „Begum Sumro“ noch fehlen, enthalten auch zwei Bände lyrische und epische Dichtungen, in denen er sich als einer der begabtesten Lyriker aus der österreichischen Schule darstellt. Nicht nur die Schönheit, ja mitunter die Pracht seiner Diction gewinnt ihm das Herz des Lesers, vielmehr noch das sinnige und innige, warm und wahr empfindende, an allen Erscheinungen des Lebens treu theilnehmende Gemüth des in Jahren gereiften, in Anschauen und Empfänglichkeit jung gebliebenen Mannes. Es ist, wenn man das Ergebniß des bisherigen Dichterlebens Halm’s zusammenfaßt, eine reiche Thätigkeit, die uns aus seinen Arbeiten entgegenblüht, und eine Kraft, der noch manches herrliche Werk entkeimen dürfte. Alles dieß blieb aber auch nicht ohne Anerkennung. Schon bei der Darstellung der amtlichen Laufbahn des Poeten wurde auf die erfreuliche Thatsache hingewiesen, wie selbst die Politik dem Talente und Genius ihre Huldigung darzubringen nicht unterlassen mochte. Noch andere Huldigungen wurden ihm von Seite seines und fremder Monarchen und von Seite jenes Publicums, dem jedes Werk des Genius eine Gabe ist, für deren Genuß es ihm zu gelegener Zeit erwiedert. Schon im Jahre 1847, am 14. Mai, wurde Baron Münch zum wirklichen Mitgliede der philosophisch-historischen Classe der kaiserlichen Akademie der Wissenschaften ernannt. Se. Majestät der Kaiser verlieh ihm den Franz Joseph- und später den Leopold-Orden, der König von Bayern den Verdienst-Orden vom h. Michael und den Maximilian-Orden, Frankreich die Ehrenlegion und Griechenland, Dänemark, Sachsen-Weimar und andere Fürsten ihre Commandeur- und Ritterkreuze, mehrere Alterthumsvereine wählten ihn zum Mitgliede und die Universität Jena gab ihm das Diplom eines Ehrendoctors der Philosophie. Anläßlich der 25jährigen Feier der ersten Aufführung der „Griseldis“ wurde aber eine Denkmünze geprägt, welche die Erinnerung an den Dichter der Nachwelt kaum dauernder erhalten wird, als dieß seine eigenen Werke vermögen. Und so ist Halm einer der wenigen Bevorzugten, welchem das Glück schon im Leben die schönsten Früchte seines Füllhorns in den Schoß geworfen. In Wien gehört eine offene rückhaltslose Anerkennung des Talentes zu den Seltenheiten. Man ist daselbst bei der herrschenden Oberflächlichkeit des Urtheils, die wieder aus dem Mangel reeller Bildung entspringt, rasch mit dem Tadel, selten mit dem Lobe zur [431] Hand. Unseren bedeutendsten Künstlern, wie ein Kritiker treffend bemerkt, unseren achtbarsten Gelehrten wird das Leben schwer genug gemacht; mühsam müssen sie sich ihre Stellung erkämpfen, oft die Anerkennung des Auslandes zu Hilfe rufen. Halm war und ist glücklicher. Als Mensch und Dichter genießt er eine schöne, früh anerkannte unangefochtene Stellung, die ihm aber durch Niemand anderen, als durch sich selbst geworden; denn jede Huldigung, die den Werken seines Genius geworden, sind ja nur Huldigungen, seinem eigensten Ich dargebracht. – Das Verzeichniß seiner Werke, das Urtheil der Fachkritik über dieselben, die Uebersicht seiner Bildnisse, die Beschreibung seiner Denkmünze und Handschrift, seine politische Charakteristik und seine Thätigkeit im Reichsrathe folgen in den Quellen. Halm lebt, wie es seine amtliche Stellung mit sich bringt, in Wien, den Sommer über in Hütteldorf in der Villa der ihm seit Jahren innig befreundeten Künstlerfamilie Rettich, wo man ihm oft auf seinen einsamen Spaziergängen in dieser an Schönheiten so reichen Gegend, im tiefen, mit Schaffen beschäftigten Sinnen begegnet. Baron Münch ist, wie bereits bemerkt worden, vermält, und zwar (seit 28. September 1826) mit Sophie Theresia gebornen Freiin von Schloißnig (geb. 20. October 1805), aus welcher Ehe eine Tochter Felicia (geb. 2. Juli 1827), seit 18. Jänner 1857 an den k. k. Kämmerer und Rittmeister Bernhard Freiherrn von Hornstein-Bußmannshausen vermält, vorhanden ist.
Münch-Bellinghausen, Eligius Franz Joseph Freiherr von (dramatischer Dichter, geb. zu Krakau 2. April 1806).- I. Halm’s Werke in alphabetischer Ordnung ihrer Titel, mit Angabe ihrer Uebersetzungen, Parodien u. s. w., und der wichtigeren Urtheile darüber. Es wird hier die alphabetische Ordnung der einzelnen Werke gewählt, weil die chronologische Folge ihres Entstehens oder doch ihrer Aufführung bereits in der Lebensskizze berücksichtigt worden. Halm’s Werke sind: „Der Abend zu Titchfield“. Ein Festspiel (Wien 1865, 8°.).
- „Der Adept“. Trauerspiel in fünf Aufzügen (Wien 1838, 8°.; zweite Auflage 1843, Gerold u. Sohn, 8°.), Fragmente daraus erschienen zuerst im 2. Jahrgange von Franck’s „Taschenbuch dramatischer Originalien“ (Leipzig 1838, Brockhaus). Zur Kritik des Trauerspieles „Der Adept“. Saphir (M. G.), Offenes Schreiben an eine Freundin über Halm’s neues Trauerspiel der Adept (Wien 1837, Leopold Grund, 8°.); – Blätter für literarische Unterhaltung (Leipzig, Brockhaus, 4°.) Jahrg. 1839, Nr. 112: „Fr. Halm’s Adept“; – dieselben, 1857, S. 636: über den „Adept“; – Unser Planet, Blätter für Unterhaltung, Literatur, Kunst und Theater (4°.) VIII. Jahrg. (1837), Nr. 72, S. 285: „Bemerkungen über Halm’s neues Trauerspiel „Der Adept“; – derselbe, S. 478: „Ueber Halm’s Adepten“, von J. Korunt aus Prag; – Der Wanderer (Wiener belletr. Blatt, 4°.) 1837, S. 135: „Beleuchtung der Kritik über Halm’s Trauerspiel „Der Adept“, von Mathias Koch, im Sammler vom 2. März 1837“.
- „Begum Sumro“. Trauerspiel in fünf Aufzügen. Bisher nur als Manuscript gedruckt und für die Bühne durch die Agentur Landvogt zu beziehen. Zur Kritik über „Begum Sumro“. National-Zeitung (Berliner pol. Blatt) 1863, Nr. 335: „Ueber Halm’s Begum Sumro“; – Neue freie Presse (Wiener polit. Journal) 1867, Nr. 1127: „Dramaturgische Berichte“, von Heinrich Laube [über das Trauerspiel „Begum Sumro“]; – Presse (Wiener polit. Blatt) 1863, Nr. 200: über Halm’s „Begum Sumro“ [das Urtheil eines jener literarischen Cretins, wie sie aus Julian Schmidt’s Schule hervorgegangen].
- „Camoens“. Dramatisches Gedicht in einem Aufzuge (Wien 1838, zweite Aufl. 1843, Gerold u. Sohn, 8°.). Zur Kritik des „Camoens“. Blätter für literar. Unterhaltung 1857, S. 637.
- „Charfreitag“. Erzählendes Gedicht (Wien 1864, Gerold u. Sohn, Min. Ausg.).
- „Der Fechter von Raven“. Trauerspiel in fünf Aufzügen (Wien 1857, Gerold u. Sohn, 8°; zweite Aufl. 1866, ebd., Min. Ausg.). Uebersetzungen des „Fechters von Ravenna“. Italienisch: Il gladiatore di Ravenna. Tragedia di Federico Halm, recata in versi italiani per cura di [432] Jacopo Capianca. Prededuta da uno studio storico-critico del conte Prospero Antonini (Torino 1858, tipografia Botta, 8°.). – Französisch: die „Revue germanique“, Jahrgang? enthält eine französische Uebersetzung in Prosa des Fechters von Ravenna. – Polnisch: Szermierz z Rawenny, tragedya w 5ein aktach z rękopismu przysłanego w 1855 r. do królewsko-saskiego teatru drezdeńskiego, na miarowy wiersz polski dosłownie tłomaczona przez F. A. Wyd. J. N. Bobrowicza (Lipsk 1856, 12°.) [soll auch in einer in Brüssel herausgegebenen polnischen Sammelschrift für häusliche Lectüre abgedruckt sein]. – Parodie. Münchener Punsch. Satyrisches Originalblatt von M. E. Schleich (München, 8°.) VIII. Bd. (1855), Nr. 3: „Der Bummler von Ravenna, oder die Natur des Deutschen. Ein Trauerspiel vom Verfasser des Weltalls. – Zur Beschichte des Streites über die Autorschaft des Trauerspiels „Der Fechter von Ravenna“. Mayer (Friedrich Dr.), Der Fechter von Ravenna und die neuesten literarischen Boxereien (Nürnberg 1856, 8°.). – Schorn (Otto von), Die Autorschaft des Fechters von Ravenna (Düsseldorf 1856). – Allgemeine Zeitung (Augsburg, 4°.) 1856, Nr. 90: „Ueber die Quelle des Fechters von Ravenna“ Von Professor Ulrichs. – Donau (Wiener polit. Journal, Fol.) 1856, Nr. 57: „Dr. Laube’s Gegenerklärung in Sachen des Fechters von Ravenna“; – dieselbe, Nr. 71: „Friedrich Halm“. – Frankfurter Konversationsblatt, Belletristische Beilage zur Postzeitung (4°.) 1856, Nr. 55 u. 56: „Die Autorschaft des „Fechter von Ravenna“ und die Tragödie „Graf Essex“. Von O. v. Schorn; – dasselbe, Nr. 70 u. 74: „Der Streit über dramatisches Eigenthum“. – Oesterreichische Zeitung (Wiener polit. Journal) 1856, Nr. 116, im Feuilleton: „Die Autorschaft des „Fechter von Ravenna“. Von O. v. Schorn [aus der Allgemeinen Zeitung]; – dieselbe, Nr. 154: „Erklärung von Friedrich Halm“ [den „Fechter von Ravenna“ betreffend und in allen bedeutenderen Blättern des In- und Auslandes: Deutsche allgemeine Zeitung 1856, Nr. 73; Deutschland 1856, Nr. 74; Abendblatt der Wiener Zeitung 1856, Nr. 71; Ostdeutsche Post 1856, Nr. 73; Wanderer 1856, Nr. 143, Abendblatt; Prager Zeitung 1856, Nr. 76; Theater-Zeitung 1856, Nr. 72, nachgedruckt]; – dieselbe 1856, Nr. 163: „Zur Fechterfrage“ [enthält das in Theodor Hell’s „Dresdener Abendzeitung“ abgedruckte Gedicht: Thusnelda, von dem Anonymus Chlotar, welches Zug für Zug die dem „Fechter von Ravenna“ zu Grunde liegende Idee enthält]. – Ostdeutsche Post, Redigirt von Ignaz Kuranda (Wiener polit. Journal) 1856, Nr. 54: „Die Autorschaft des Fechters von Ravenna“ – Rheinische Blätter für Unterhaltung und gemeinnütziges Wirken. Ein Beiblatt zum Mainzer Journal (Mainz, 4°.) Jahrg. 1856, Nr. 68 u. f.: „Der Fechter von Ravenna“. Ein Criminalfall. – Allgemeine Theater-Zeitung von Adolph Bäuerle (Wien, kl. Fol.) 1855, S. 43. „Die Fechter von Ravenna-Frage“; – dieselbe, S. 215: „Ueber die historische Grundlage des Trauerspiels: „Der Fechter von Ravenna“, Von W. – Wanderer (Wiener polit. Blatt) 1856, Nr. 143, Abendblatt: „Friedrich Halm als Verfasser des „Fechter von Ravenna“. – Zur Kritik des „Fechter von Ravenna“. Blätter für liter. Unterhaltung 1857, S. 640: über den „Fechter von Ravenna“. – Monatschrift für Theater und Musik. Redigirt von dem Verfasser der „Recensionen“. Herausgegeben von Jos. Klemm (Wien, J. B. Wallishausser, 4°.) I. Jahrg. (1855), S. 8. „Der Fechter von Ravenna“; S. 187–199: „Ueber den Fechter von Ravenna, Studie, von Prof. Wilh. Gärtner. Vorgelesen an der Pesther Universität im März 1855“. [Gärtner schließt diese Hymne in Prosa auf den Fechter und seinen Poeten mit folgender Phrase: „So möge denn eine Reihe von Dramen kommen, die, gleichwie die Shakespeare’schen mit Fug und Recht „das Buch der Könige“ heißen, genannt zu werden verdiene: „das Buch der Kaiser“.] – National-Zeitung (Berliner polit. Blatt), VIII. Jahrg. (1855), Nr. 3: „Dramaturgische Skizzen, IV. Der Fechter von Ravenna“, Von Adolph Stahr; – dieselbe, Nr. 5: „Der Fechter von Ravenna“. Von T. U. – Unterhaltungen am häuslichen Herd. Jahrgang 1855. Bd. III, S. 295: „Berliner Briefe. IX.“ [kritischer Bericht über den „Fechter von Ravenna“].
- „Gedichte“ (Stuttgart 1850, Cotta, 8°.). – „Gedichte“. Vermehrte Ausgabe (Wien 1857, Gerold u. Sohn, 8°.). – „Ausgewählte Gedichte“ (ebd. 1865, Miniatur-Ausg.). Zur Kritik der „Gedichte“. Blätter für liter. Unterhaltung 1857, S. 642: über Halm’s „Gedichte“; – dieselben, 1865 Nr. 31, S. 481 über Halm’s „Gedichte“. [433] von R. Gottschall. – Neue freie Presse (Wien) 1864, Nr. 107: über Halm’s „Neue Gedichte“; – dieselbe, 1865, Nr. 425, in der Bücher-Zeitung: Friedrich Halm’s „Ausgewählte Gedichte“, von Germanus.
- „Griseldis“. Dramatisches Gedicht in fünf Acten (Wien 1837, dritte Auflage 1841, Gerold u. Sohn, 8°.; fünfte Aufl. ebd. 1853, 16°.; sechste Aufl. 1861, 16°.). Uebersetzungen der „Griseldis“. Französisch: Griseldis, poëme dramatique trad. de l’allemand par Mr. Milleret (Tenelli) de Gotha (Paris 1840, 8°.). – Italienisch: Griselda, poema dramatico trad. in prosa da Enrico Kosiner e in versi da V. Dr. D. C. (de Castro) (Padova 1840, 8°.); – Griselda, drama trad. da Giuseppe Rota (Lodi 1856, 8°.). – Englisch: Griselda, translated from the german by Sir Ralph A. Anstruther Bnet (London 1840, 8°.). – Schwedisch: Griselda, dram dikt af Fr. Halm, first behandled, efter tysken (Stockholm 1838). – Dänisch: Griseldis, rom. skadesp. af Fr. Halm öfversätting af E. W. Djurström (Norrköping 1838). – Polnisch: Gryzelda, poem. dramatyeny Fr. Halma przełozył Wincenty Thullié (Lwów 1838, E. Piller, 12°.). – Croatisch: Grizelda, polug němackoga od Fr. Halma, im 1. Heft des zu Agram 1841 herausgegebenen „Izbor igrokazali Ilirskoga kazališta“. – Ungarisch: Griseldis, drámai költemény öt felvonasban. Halm Friedrich utan fordita Fáncsy Lajos (Budan 1838). – Ein Armenier, Namens Fulani, hat die „Griseldis“ in’s Türkische übersetzt; ob diese Uebersetzung gedruckt erschienen ist, weiß Herausgeber dieses Lexikons nicht. – Zur Kritik der „Griseldis“. Bolza, Sul poema dramatico Griselda, lettera ad un amico (Vienna 1838, 8°.). – Blätter für literar. Unterhaltung 1857, S. 635: über die „Griseldis“.
- „Imelda Lambertazzi“. Trauerspiel in fünf Aufzügen (Wien 1842, Gerold u. Sohn, 8°.). Zur Kritik von „Imelda Lambertazzi“. Humorist, Von M. G. Saphir (Wien, 4°.) 1838, S. 823: „Dramaturgische Theater-Didaskalien. Von M. G. Saphir. Imelda Lambertazzi“. – Blätter für liter. Unterhaltung 1857, S. 537: über „Imelda Lambertazzi“.
- „Iphigenia in Delphi“. Schauspiel in fünf Acten (Wien 1864, Gerold, Min. Ausg.). Uebersetzung. Die „Revue germanique“, Jahrgang? enthält eine französische Übersetzung der „Iphigenie in Delphi“ von der Fürstin H. – Zur Kritik der „Iphigenia in Delphi“. Blätter für liter. Unterhaltung (Leipzig, Brockhaus, 4°.), 1865, Nr. 32, S. 497, über „Iphigenia in Delphi“, von R. Gottschall. – Hamburger Nachrichten (gr. Fol.) 1856, Nr. 280: „Halm’s Iphigenie in Delphi“. – Humorist. Von M. G. Saphir (Wien, kl. Fol.) XX. Jahrgang (1856), Nr. 294, S. 1174: „Iphigenie in Delphi“, von M. G. Saphir. – Neue freie Presse (Wien) 1864, Nr. 107: über Fr. Halm’s „Iphigenie in Delphi“.
- „Die Kinder Cymbelins“. Drama in 5 Acten, nach Shakespeare; am 16. December 1842 zum ersten Male auf dem Hofburg-Theater gegeben und schon nach der dritten Aufführung (am 19. December) zurückgelegt und nicht wieder aufgeführt. Von dieser Dichtung ist bisher keine besondere Ausgabe erschienen und dieselbe auch noch nicht in die Ausgabe der „Werke Halm’s“ aufgenommen.
- „König und Bauer“. Lustspiel in drei Aufzügen. Nach dem Spanischen des Lope da Vega Carpio frei bearbeitet (Wien 1842, Gerold u. Sohn, 8°.). Zur Kritik von „König und Bauer“. Humorist. Von M. G. Saphir (Wien, 4°.) Jahrgang 1841, S. 190 u. f.: „Didaskalien. Von M. G. Saphir. „König und Bauer“.
- „Eine Königin“. Dramatisches Gedicht (Wien 1857, Gerold Sohn, 8°.); das Drama ist auch unter dem Namen: „Donna Maria de Molina“ bekannt und eben unter diesem Titel zum ersten Male im Burgtheater gegeben worden. Zur Kritik. Frankl (Ludw. Aug.), Sonntagsblätter (Wien, 8°.) VI. Jahrgang (1847), Beilage: Wiener Bote, Nr. 10, S. 38. – Blätter für liter. Unterhaltung 1857, S. 639: über „Eine Königin“.
- „Ein mildes Urtheil“. Trauerspiel in fünf Aufzügen (Wien 1857, Gerold u. Sohn, 8°.). Zur Kritik des Stückes „Ein mildes Urtheil“. Humorist. Von M. G. Saphir (Wien, 4°.) Jahrg. 1840, S. 334: „Dramatische Theater-Didaskalien“, von M. G. Saphir.
- „Die Pflegetochter“. Dramatische Scene, am 29. November 1840 zum Vortheile k. k. der barmherzigen Schwestern im Hofburg-Theater, nur dieses eine Mal und nicht wieder gegeben.
- „Sampiero“. Trauerspiel in fünf Aufzügen (Wien 1857, Gerold u. Sohn, 8°.). [434] Uebersetzung. Das Drama „Sampiero“ ist in Lemberg auf dem polnischen Theater gegeben worden. Ob diese polnische Bearbeitung im Drucke erschienen und wer der Uebersetzer, ist nicht bekannt. Zur Kritik des „Sampiero“. Blätter für liter. Unterhaltung 1857, S. 638. – Illustrirte Zeitung (Leipzig, J. J. Weber, Fol.) III. Band (1844), Nr. 61, S. 139: „Halm’s Sampiero“, mit xylographischen Costumebildern des Sampiero (Löwe), Ombrone (Laroche) und der Vanina (Frau Rettich) und der Schlußscene des dritten Actes.
- „Der Sohn der Wildniß“. Dramatisches Gedicht in fünf Acten (Wien 1843, Gerold u. Sohn, 8°.; dritte Auflage 1844; fünfte Aufl. ebd. 1866, Min. Ausg.). Uebersetzungen des Drama „Der Sohn der Wildniß“. Italienisch: Il figlio delle selve, drama; versione del tedesco di Ferdinando de’ Betta (Belluno 1856, 8°.): – Frammento del Dramma di F. Halm il figlio delle selve (Belluno 1854, 8°.). – Französisch: Le fils de la fôret, trad. par Severin N. H. Villemard (Trieste 1846, 8°.). – Englisch: The son of the wilderness translated from the german by Will. Henry Charlton (London 1847, 8°.); – The child of the world, a dramatic poem in five acts, translated by M. A. Faber (London 1867, 8°.) [soll wohl the child of the wold oder of the wood heißen.].; – Polnisch: Syn Puszczy, dramat romantyczny z niemieckiego Fr. Halm wierszem przełożony przez Jana Asnikowskiego (Lwów 1843). – Ungarisch: A vadon fia, Drama utan nemetből fordita Remellay Gusztav (Pesten 1843), Manuscript. – Der Sohn der Wildniß ist auch in dänischer und schwedischer Sprache auf der Bühne erschienen; ob aber diese Bearbeitungen auch gedruckt sind, ist dem Verfasser dieses Lexikons unbekannt. – Zur Kritik des Drama’s „Der Sohn der Wildniß“. Beiblätter des Planeten für Literatur, Theater und öffentliches Leben. Herausgegeben von Ferdinand Philippi (Altenburg, 4°.) 1842, Nr. 32 u. f. u. Nr. 48: „Dresdener Theaterskizzen, von Eduard Gehe. Sohn der Wildniß“. – Blätter für liter. Unterhaltung 1857, S. 637: über den „Sohn der Wildniß“. – Oesterreichische Blätter für Literatur und Kunst (Beilage der Wiener [amtlichen] Zeitung, 4°.) 1857, Nr. 57: „Friedrich Halm“ [über seinen „Sohn der Wildniß“]. – Witthauer’s Wiener Zeitschrift[WS 1] für Theater, Mode u. s. w., Wien, 8°.) Jahrg. 1842, S. 171: über Halm’s „Sohn der Wildniß“.
- „Verbot und Befehl“. Lustspiel (Wien 1857, Gerold u. Sohn, 8°.), Vergleiche darüber: Blätter für liter. Unterhaltung 1857, S. 640.
- „Vor hundert Jahren“. Festspiel (Wien 1859, Gerold u. Sohn, 8°.; im nämlichen Jahre eine zweite Auflage). Vergleiche über das Festspiel: Blätter für liter. Unterhaltung (Leipzig, Brockhaus, 4°.) 1865, Nr. 32, S. 501. Von R. Gottschall.
- „Wildfeuer“. Dramatisches Gedicht in fünf Acten (Wien 1864, Gerold, Min. Ausg .; zweite Auslage ebd. 1866, Miniatur-Ausg.). Zur Kritik und Geschichte des Stückes „Wildfeuer“. Blätter für liter. Unterhaltung (Leipzig, Brockhaus, 4°.) Jahrg. 1865, Nr. 32, S. 499; Jahrg. 1867, S. 255; – Neue freie Presse (Wien 1864, Nr. 107; – dieselbe, 1866, Nr. 770: „Halm’s Wildfeuer“, von Ludwig Speidel; Nr. 771: „Wildfeuer“. – Presse (Wiener polit. Blatt) 1866, Nr. 290: noch einmal „Wildfeuer“ – Kaum ist „Wildfeuer“ mit Erfolg über die Bretter des Hofburg-Theaters gegangen, als sich sämmtliche Wiener Vorstadtbühnen beeilten, mit Parodien auf dieses Stück Zuschauer in ihre Räume zu locken, und so wurde im Theater an der Wien „Stillwasser“, im Carl-Theater „Fuchsteufelswild“, im Harmonie-Theater „Raketl“, in Fürst’s Singspielhalle „Rutschepeter“ gegeben.
- Eine Sammlung der bisherigen dramatischen und lyrischen Dichtungen Halm’s erschien unter dem Titel: „Friedrich Halm’s (Eligius Freiherrn von Münch-Bellinghausen’s) Werke“. Erster bis achter Band (Wien 1856–1864, C. Gerold, 8°.) I. Band: Gedichte; – II. Band (dramatische Werke, 1. Bd.): Griseldis. Der Adept. Camoens; – III. Band (dram. Werke, 2. Bd.) Imelda. Lambertazzi. König Wamba. Ein mildes Urtheil; – IV. Band (dram. Werke, 3. Band) Die Pflegetochter. König und Bauer. Der Sohn der Wildniß; – V. Band (dramat. Werke, 4. Band) Sampiero. Eine Königin; – VI. Band (dram. Werke, 5. Bd.) Verbot und Befehl. Der Fechter von Ravenna; – VII. Band: Neue Gedichte; – VIII. Band (dramatische Werke, 6. Bd.) Iphigenie in Delphi. Vor hundert Jahren. Wildfeuer.
- [435] II. Biographien und Biographisches. Album österreichischer Dichter (Wien 1850, Pfautsch u. Voß, 8°.) Erste Reihe, S. 139–176: „Friedrich Halm“, von Johann Gabriel Seidl. – Blätter für literarische Unterhaltung (Leipzig, Brockhaus, 4°.) Jahrgang 1867, S. 61 u. 495. – Brockhaus’ Conversations-Lexikon, 10. Aufl. Bd. X, S. 728: „Biographische Skizze“, von Ferdinand Wolf. – Didaskalia, Blätter für Geist, Gemüth und Publicität (Frankfurt a. M., 4°.) 1858, Nr. 10: „Friedrich Halm“ [Biographie, aus Weimar eingesendet]. – Europa (belletr. Zeitschrift, schm. 4°.) 1867, Nr. 44: „Halm und Freiligrath“. – Familienbuch des österreichischen Lloyd (Triest, gr., 4°.) Neue Folge, III. Bd. (1863), S. 366: „Friedrich Halm, Literarhistorische Skizze“, von Thaddäus Lau. – Illustrirte Zeitung (Leipzig, Weber, Fol.) VI. Bd. (1846, erstes Semester), Nr. 132, S. 28: „Oesterreichische Dichter“; – dieselbe, XXVI. Bd. (1856), Nr. 668, S. 274: „Friedrich Halm“. – Männer der Zeit, Biographisches Lexikon der Gegenwart (Leipzig 1860, Karl B. Lorck, 4°.) I. Serie, Sp. 749. – Meyer (J.), Das große Conversations-Lexikon für die gebildeten Stände (Hildburghausen, Bibliogr. Institut, gr. 8°.) Bd. XXII, S. 348, Nr. 2. – Minckwitz (J.), Der neuhochdeutsche Parnaß 1740–1860 (Leipzig 1864, Arnold, 8°.) S. 604. – Neuer Plutarch, oder Biographien und Bildnisse der berühmtesten Männer und Frauen aller Nationen und Stände u. s. w. Mit Verwendung der Beiträge des Freiherrn Ernst von Feuchtersleben neu bearbeitet von Aug. Diezmann (Pesth, Wien und Leipzig 1858, C. A. Hartleben’s Verlags-Expedition, ) III. Bd. S. 109. – Oesterreichischer Parnaß, bestiegen von einem heruntergekommenen Antiquar (Frey-Sing, Athanasius u. Comp. [Hamburg, Hoffmann u. Campe], 8°.) S. 32. – Ostdeutsche Post. Von Ignaz Kuranda (Wiener polit. Blatt) 1861, Nr. 6, im Feuilleton [unter den „Wiener Plaudereien“ von M.(ichael) K.(lapp) ein „Dichter-Jubiläum“]. – Pappe’s Lesefrüchte (Hamburg, 8°.) 1852, Bd. II, 17. Stück, S. 269: „Der Dichter Friedrich Halm“. – Prager Zeitung 1857, Nr. 156 u. f., „Friedrich Halm. Eine literargeschichtliche Skizze“. – Sonntagsblätter, herausg. von Dr. Ludwig August Frankl (Wien, 8°.) V. Jahrg. (1846), in Beilage Nr. 2: „Friedrich Halm, biographische Skizze“, von Joh. Gabr. Seidl. – Sonntags-Zeitung (Pesth, 4°.) II. Jahrgang (1856), Nr. 21, S. 164: „Friedrich Halm“ [Biographie mit Porträt im Holzschnitt]. – Ueber Land und Meer, Allgemeine illustrirte Zeitung (Stuttgart, Eduard Hallberger, Fol.) XVIII. Bd. (1817), Nr. 49; „Friedrich Halm“. – Waldheim’s Illustrirte Zeitung (Wien, Waldheim’s xylogr. Institut, Fol.) I. Band (1862), S. 362: „Friedrich Halm“. – Nouvelle Biographie générale ... publiée sous la direction de M. le Dr. Hoefer (Paris 1850 et s., Didot, 8°.) Tome XXXVI, p. 929. – Halm und Enk. Frankfurter Konversationsblatt (belletristische Beilage zur Ober-Postamts-Zeitung) 1843, S. 1208. „Friedrich Halm und Michael Enk“, von Sigmund Schlesinger. – Frankl (L. A.), Sonntagsblätter (Wien, 8°.) II. Jahrg. (1843), Nr. 43, S. 1013: „Halm und Enk“, von L. A. Frankl. – Zeitung für die elegante Welt, redigirt von Heinrich Laube (Leipzig, 8°.) 1843, S. 1012: „Halm’s Stücke seien von Enk“ [kurze Abfertigung dieser abgeschmackten Verdächtigung]. – Zeitung für die elegante Welt. Redigirt von H. Laube (Leipzig, 8°.) 1843, S. 1040: „Enk und Halm“ [entschiedenes Entgegentreten Laube’s gegen die unwürdigen Versuche einer Partei, Halm zu verdächtigen]. – Gedicht an Halm. Allgemeine Theater-Zeitung, herausgegeben von Ad. Bäuerle (Wien, gr. 4°.) 36. Jahrg. (1843), im October: „Friedrich Halm“, von Otto Prechtler [anläßlich des in der Zunft – die als Ganzes bei Poeten gleichgeartet ist, wie bei Schneidern und Schustern – gegen Halm erhobenen Gekläffes]. – Curiosum. Wiener Zeitung 1863, Nr. 49, S. 525: daselbst erscheint in der Liste der Theater-Aufführungen in Wien am 12. Februar 1863, bei der ersten Aufführung von Hebbel’s „Nibelungen“, durch ein sonderbares Versehen Friedrich Halm als Verfasser der Nibelungen.
- III. Porträte. 1) Facsimile des Namenszuges, Freiherr Münch. A. Dauthage 1853. Nach der Natur gez. u. lith. Gedruckt bei F. Höfelich (Wien, Fol.). – 2) Unterschrift. Facsimile des Namenszuges: Friedrich Halm. Grilhofer del., C. Kotterba sc. (Wien, 8°., auch in 4°.) [auch im Album österr. Dichter. Erste Reihe]. – 3) Unterschrift: Friedrich Halm, der Dichter des Fechters von Ravenna, Holzschnitt ohne Angabe des Zeichners und Xylographen [auf S. 265 des XXVI. Bandes der Leipziger „Illustrirten Zeitung“]. – 4) Unterschrift: [436] Friedrich Halm. Nach einer Photographie von F. Schulz. Holzschnitt o. A. d. Xylogr.; auch „in Waldheim’s Illustrirter Zeitung 1862, S. 361 [ziemlich ähnlich]. – 5) Die Leipziger „Illustrirte Zeitung“ 1846 (Bd. VI), S. 29, enthält eine Porträtgruppe österreichischer Dichter: Zedlitz, Pyrker, Halm, Feuchtersleben, Frankl, Bauernfeld, Grillparzer, Deinhardstein, Stelzhammer, Anastasius Grün, Seidl, Castelli, Vogl. Holzschnitt der xylogr. Anstalt von E. Kretschmar (kl. Fol.). – 6) Aus einem Blatte: Albrecht III. Achilles, Friedrich II., Friedrich der Gebissene, Ziethen, Pyrker und Münch-Bellinghausen (Fr. Halm). Stahlstich von Carl Mayer’s Kunst-Anstalt in Nürnberg, Verlag von C. A. Hartleben in Pesth (8°).
- IV. Medaille aus Friedrich Halm. Sie stellt auf dem Avers das wohlgetroffene Porträt des Dichters, umgeben von einem Lorbeer-, Eichen-, und Rosenzweige, dar: auf dem Revers das bekannte Symbol der Liebe, den Amor, auf einem Löwen reitend. Der Avers trägt die Inschrift: „Eligius Freiherr v. Münch-Bellinghausen Friedrich Halm, geboren 2. April 1806, und den Namen des Künstlers: C. Radnitzky: der Revers die Namen der Stücke, welche Fr. Halm geschrieben hat: Griseldis, Adept, Imelda Lambertazzi bis auf den Fechter von Ravenna und die Iphigenia in Delphi. Die Jahreszahl im Segmente der Medaille, 30. December 1835–1860, erinnert an die Veranlassung, welche diese Medaille hervorgerufen hat, die 25jährige Feier der ersten Aufführung der „Griseldis“ im hiesigen Burgtheater.
- V. Halm’s Handschrift., Henze (Adolph), Die Handschriften der deutschen Dichter und Dichterinnen mit 300 Facsimile’s u. s. w. (Leipzig 1855, Bernh. Schlicke, kl. 8°.) S. 57. [Henze’s Charakteristik der Schrift Halm’s lautet: „Witz, Combinationsgabe, schnelle Auffassung“.]
- VI. Urtheile über Halm den Dichter und Schriftsteller. Laube in seiner Literaturgeschichte, welche eben zu jener Zeit erschien, als Halm mit seinen Dramen die Aufmerksamkeit des deutschen Publicums erregte, schreibt: „Neuester Zeit (Ende der Dreißiger-Jahre) ist noch ein Oesterreicher, ein Graf von Bellinghausen (nur ein Oheim Halm’s, Joachim Eduard wurde gegraft) unter dem Namen „Halm“ mit dramatischen Arbeiten: „Griseldis“, „Der Adept“, „Camoens“, aufgetreten, von denen „Griseldis“ Aufsehen erregt hat. Für Oesterreich ist die theatralische Unterhaltung noch wichtiger geblieben als für das übrige Deutschland. Es ist also natürlich, daß dortige Talente eifriger dem darstellbaren dramatischen Genre nachtrachten. Und Friedrich Halm ist ein sehr beachtenswerthes Talent. Es trat mit allen Anzeichen auf, daß, wenn nicht Großes, doch Interessantes von ihm zu erwarten stehe. Der alte Griseldisstoff war überraschend wirksam gefaßt und und gewendet, die Zeitfrage über das Weib in ganz neuer Gruppirung, neu, weil ganz alt und ewig. Man ließ den Mißgriff dahingestellt sein, daß eine unwürdige Aufgabe zum Abgespieltwerden und zur Qual edeln Sinnes sich im ersten Acte aufstelle, und daß Leser oder Zuschauer durch alle Nuancen der Qual hindurch genöthigt würden, ohne daß ihnen eine wesentliche Ueberraschung, ein Abgehen von dem bloßen Exempel bevorstehen könnte. Man ließ es geschehen, denn es kündigte sich im stattlichen Ausdrucke an, der ganze Wurf hatte etwas von kräftiger Gewandtheit; man grübelte nicht über die Einwirkung, man war froh, einmal eine wirklich lebendige zu empfinden, statt der maskenhaften Raupach’s, man freute sich über eine ästhetische Macht, auch wenn sie bei näherer Ansicht ästhetisch unrein heißen mußte. Es war das erste Auftreten eines neuen Namens, wer mag sich da nicht vorwiegend bester Erwartung hingeben! – Es folgte der „Adept“, Es wäre Unrecht, einen Rückschritt darin zu finden. Auch das moderne Verlangen konnte sich beachtet glauben: die Zeit klagt über eine Geldaristokratie. Werner Holm, der „Adept“, trachtet nach der Goldtinctur, und obwohl er das Arcanum zu großen, zu edlen Zwecken verbrauchen will, er macht und wird nur unglücklich. Ein geistvolles Thema, wenn auch im verschossenen Kleide der Goldmacherei, war talentvoll gewendet, die Scenerie war durch großen Wechsel belebt, die wiederum nicht ausbleibende Qual war in Werner’s Weibe nicht als vorherrschender Eindruck behandelt, den Aehnlichkeiten mit Faust war durch Einschränkung auf ein praktisch Verhältniß möglichst vorgebeugt, die reimvolle Sprache war vorherrschend präcis und selten müssig, niemals conventionell phrasenhaft, in der Handlung war Entschlossenheit. Und dennoch hat das Stück die Erwartung herabgestimmt. Nicht bloß dadurch, daß die Charaktere grob [437] unterschiedene Classen, kein neues Geheimniß des Menschen entwickeln, bei allem praktischen Talente fehlt jener Hauch genialer Frische, dessen allein wir sehnsüchtig harren und der uns allein Eroberung bringen kann. Hier mögen wir gern zugestehen, daß Vorhandenes würdig benützt, aber mächtig gedichtet ist das zerstreut umherliegende Neue darin noch nicht. Was sich im Drama mit rhetorischer Wirksamkeit ankündigt, gibt darin schon ein Zeugniß, daß die innerliche Macht der That, wie sie des Drama’s ist, noch nicht ergriffen wurde. – „Camoens“, ist nur eine Scene, das letzte Schicksal des Dichters bekannterweise in Skizzirung einiger grober Gegensätze behandelnd. – Ein Kritiker der „Neuen freien Presse“ (1865, Nr. 423), der sich in der „Bücher-Zeitung“ Germanus nennt und hinter dem Bauernfeld vermuthet wird, schreibt über Halm, nachdem er einige Betrachtungen über die Scheidung von Nord und Süd in der deutschen Literatur voranschickt: „Dem deutschen Dichter blühen ohnehin wenig Rosen auf seinem Lebenswege, die österreichischen fanden stets noch mehr Dornen und Stacheln. Darum wendeten sich unsere besten Geister von der Gegenwart ab und flüchteten sich in vergangene Tage. Grillparzer versenkte sich in dir hellenische Welt, Lenau beschwor in heiligen Dichtungen die wilden Glaubens- und Freiheitskämpfe des Mittelalters herauf. Halm zog sich in die schattigen Laubgänge der Romantik zurück. Bei Halm wirkten nun wohl äußere Verhältnisse und innere Anlage zusammen, er ist seinem eigensten Wesen nach Romantiker. Gleich in seinem ersten dramatischen Werke, in der „Griseldis“, bestimmte er die Richtung seines Lebens. Das reine holde Köhlerkind, das, unbekümmert um die Welt und ihr Treiben, in den klaren Wellen des einsamen Waldbaches die weißen Glieder spiegelt, ist Halm’s Muse, Er selbst schrieb wohl einmal an Tieck, daß jeder dramatische Dichter, wenn er seinem höheren Berufe nachkommen wolle, nothwendig die Interessen seiner Zeit begreifend, einigend und versöhnend, in der Brust tragen un in seinen Werken abspiegeln müsse, daß er daher das ganze Stück hindurch den ewig unentschiedenen Streit zwischen Aristokratie und Demokratie als Grundton angeschlagen habe. Aber wer vermag diesen Kampf in der „Griseldis“ zu finden? Halm sah die Zeit eben mit den Augen des Romantikers, er stand so hoch über den Zinnen der Parteien, daß sich ihm nur ein undeutliches Bild des unten tobenden Streites bieten konnte. Natur und Liebe – ein träumendes Mädchen unter weitschattendem Laubdache, nachsinnend über die ersten Regungen des jungfräulichen Herzens, vom letzten Strahl der scheidenden Sonne beleuchtet, während im Hintergrunde schon die Schatten des Abends dunkeln – das ist Halm’s Poesie. Als echter Romantiker huldigte Halm dem ritterlichen Frauendienste. Alle Dichter aller Zeiten singen von Liebe und Liebesschmerz – mit der letzten Liebe würde ja der letzte Dichter sterben – aber nur wenige huldigen den Frauen so zart und innig, mit einer so tiefen, man möchte fast sagen, scheuen Verehrung, wie Halm. ... Gleich den ritterlichen Sängern des Mittelalters, mit denen er mannigfache Aehnlichkeit hat, trieb Halm einen poetischen Frauencultus. Der Minnesänger widmet alle seine Lieder der Dame, in deren „Dienst“ er stand, deren Farben er trug, die über sein Leben zu gebieten hatte und darum mit der alten, jetzt längst verblaßten Bedeutung des Wortes seine „vrouwe“, das heißt seine Herrin, hieß, Halm’s „vrouwe“ braucht man nicht zu nennen; sie ist von ihm genug gefeiert worden und mit einer Treue, die kein Wechsel der Zeiten erschüttern konnte. Mit derselben innigen Freundschaft, die er der Künstlerin vor dreißig und mehr Jahren weihte, stand er an der Wiege seiner Enkelin und spendete, wie die Fee im Märchen, gute Wünsche für das Kind. – In Halm’s „Gedichten“ mahnt manches reizende Lied durch die unmittelbare Betrachtung der Natur an die Dichter vergangener Jahrhunderte. Vortrefflich sind die Meinungen und Stimmungen, die eine Fülle von Lebenserfahrung in knapper Form bieten. Den erzählenden Gedichten schadet es ungemein, daß sie meist mit Absicht für die Declamation geschrieben sind. Der berechnete Effect wird leicht zur Klippe, woran Einfachheit und Natürlichkeit scheitern. Die Wogen des Zeitstroms dringen nicht in das stille Wildthal, in dem der Dichter seine Hütte gebaut: nur hie und da hört man von Ferne ihr Brausen. ... Was erdlich ist, soll Fesseln tragen, hienieden ist Niemand frei, damit tröstet sich Halm. In dieser Beziehung ist er ein guter Altösterreicher, der das sündige Verlangen nach Freiheit selbst im Liede kaum auszusprechen wagt... Noch ein Moment charakterisirt Halm als Altösterreicher: [438] die Bescheidenheit. Von dem überströmenden Selbstbewußtsein, das die modernen Dichter in getreuer Nachahmung des Horaz’schen „Exegi monumentum aere perennius“ gewöhnlich zur Schau tragen, ist bei ihm keine Spur zu entdecken. Er fühlt wohl auch die eigene Kraft, aber er ist zu sehr feiner Weltmann, um davon zu sprechen. Treffend bemerkt er an einer Stelle, jeder dritte Mann sei ein Genie, seit Goethe gesagt: „Nur die Lumpe sind bescheiden – Und seitdem quält die Welt ein seltsam Leiden, Sie säh’ gern wieder Lumpe dann und wann“. Bescheiden, wie Halm als junger Mann an Tieck über seine Erstlingsdramen geschrieben, weist er sich in seinem Gedichte „Römerstraße“ einen Platz unter den Dichtern zweiten Ranges an: „Die mein’ ich, die da waren, was wir sind, die Ruhm erworben und auch Ruhm verdient; doch, Kinder ihrer Zeit, mit ihr verwehten.“ Allzu bescheiden! Allzu bescheiden! Hätte Halm den „Fechter von Ravenna“ nicht geschrieben, möchten diese Zeilen auf ihn passen. Der Dichter einer Tragödie, die nur hinter Goethe, Schiller und Kleist zurücksteht, verweht nicht mit seiner Zeit. In diesem einen Werke hat Halm’s Muse ihr romantisches Gewand ausgezogen, erscheint in gewaltigem griechischen Faltenwurfe. Es war, als ob der Dichter sich vor seinem eigenen Kinde fürchtete, so heimlich setzte er es aus und so lange weigerte er sich, seine Vaterschaft zu bekennen. Es war sein Meisterstück, das ihn ebenbürtig neben Grillparzer stellte. Seit dem „Fechter von Ravenna“ ist es ein müssiger Streit, ob Halm, ob Grillparzer der Vorrang gebühre. Der Jüngere läßt ihn dem Aelteren willig, und im Uebrigen denken wir an Goethe’s Wort, als man ihn um seine Meinung fragte, ob ihm oder Schiller der Thron des deutschen Parnasses zukomme: „Die Deutschen sollen froh sein, daß sie ein paar Kerle haben, wie wir Beide sind, und sich nicht darüber zanken, welcher der Größere sei“. – Bezeichnend ist die kritische Stimme eines Ungenannten in der „Triester Zeitung“ 1858; nachdem der Ungenannte die einzelnen Werke des Dichters gewürdigt, läßt er sich in der Gesammtcharakteristik desselben folgendermaßen hören: „Jedenfalls haben wir Halm als einen der begabtesten Dramatiker der Gegenwart zu betrachten. Groß ist er vor Allem darin, wir er die romantischen Einwirkungen südlicher Poesie, die er gleich vielen Anderen in sich aufgenommen, ungleich geschickter, als irgend Einer mit den Anforderungen der deutschen Bühne zu vereinigen gewußt. Die Art und Weise seine dramatischen Schaffens hat übrigens einen ziemlich constanten Charakter. Ein interessanter, gemeinfaßlicher, scharf und klar hervortretender Grundgedanke, ein spannendes, psychologisches Problem – ein effectvolles, sozusagen packendes Motiv – damit pflegt Halm von vorn herein die Theilnahme des Zuschauers sich zu sichern. Ein Weib, das wie ein geduldiges Lamm die Tortur ihres Gatten erträgt – eine Liebende, die dem Geliebten die vergiftete Wunde aussaugt – ein Mann, der das Scharfrichteramt an der eigenen Gattin vollzieht – eine Mutter, die den eigenen Sohn tödtet – das sind die charakteristischen Proben Halm’scher Dramatik und Belege für das Gesagte. Die strenge Consequenz, mit welcher übrigens Halm Alles auf den Grundgedanken in straffer Gliederung hinkehrt, die Schärfe und Ausschließlichkeit, mit welcher er die handelnden Personen zu Vertretern der verschiedenen Seiten seines psychologischen[WS 2] Problems ausprägt, gestaltet zuweilen das innere organische Leben der Handlung allzu starr und treibt die Charakteristik auf eine Spitze der Abstraction, wo sie fast aufhört, den Eindruck des Naturwahren und Möglichen zu machen. Der Bogen der dramatischen Tendenz wird mitunter so straff gespannt, daß der Pfeil über sein Ziel hinausfliegt. Die Diction Halm’s, wie überhaupt der österreichischen Dichter, wird häufig genug als eine vorzugsweise „rhetorisch-declamatorische“ bezeichnet! aber sie klingt doch, so warm und blühend sie sein mag, noch weit natürlicher und bühnengemäßer, als der rhetorische Schwulst und das lyrisch-mystische Geflunker, wie wir es gerade bei gewissen nichtösterreichischen Dichtern, wie z. B. bei einem Werner, Müllner, Houwald oder Auffenberg finden, und von welchem selbst ein Herr von Kleist ist nicht ganz frei ist, von Grabbe und Anderen gar nicht zu reden – auch ist der jüngste dramatische Bearbeiter der „Brunhild“ kein Oesterreicher. ...“ Die Ermuthigung, welche Halm durch den Erfolg des „Fechters“ geworden, möge ihn zu neuen rühmlichen Schöpfungen anregen und er diese Anregung durch den traurigen Scandal, der sich an die Autorschaft jener Tragödie knüpfte, sich nicht [439] verkümmern lassen. Denn allerdings lag des Entmuthigenden gar viel darin: es war eine lehrreiche Geschichte, die viel zu reden, aber mehr noch zu denken gab. Nicht die brennende Frage, ob Halm das hochkomische Product Bacherl’s vor der Abfassung des „Fechters“ gelesen, war das eigentlich Interessirende – denn diese Frage mußte dem Denkenden, der Bacherl’s „Cherusker“ gelesen, als eine ziemlich müßige erscheinen – das Merkwürdige bei dieser Sache war vielmehr die scandalsüchtige Art, mit welcher man in Wort und Schrift über den eben noch hochgefeierten Dichter herfiel und jenes mehr oder weniger maskirte Gaudium, welches man darüber zu empfinden schien, daß ein berühmter Mann plötzlich als ein literarischer Dieb und Betrüger dastehen solle – da hatte man doch einmal ein schönes Beispiel, wie nachhaltig und herzlich der persönliche Antheil sei, den man durch bedeutende künstlerische Leistungen in unseren Zeiten sich erringe. ... Aber die Bacherl’sche Geschichte ist noch in anderer Beziehung sehr lehrreich, und was man ein „Zeichen der Zeit“ zu nennen pflegt. Bacherl hat das Interesse der Menge auf sich gezogen, er faßte den spekulativen Gedanken, dieses Interesse auszubeuten. Er trat eine Reise durch Deutschland und Oesterreich an und las närrische Gedichte vor. Man lachte ihn aus, man verhöhnte ihn, man bewies ihm auf’s Deutlichste, daß man ihn für nicht mehr und nicht weniger halte als für einen Narren, und daß man nur als einen solchen ihn ansehe und anhöre. Bacherl wußte dieß, denn der Spott der Zuhörer, der Witz der Zeitungsblätter konnte ihn keinen Augenblick darüber in Zweifel lassen. Aber Bacherl schluckte Hohn und Spott hinunter, gab seine Ehre preis und – steckte das Geld ein. Als verständiger Mann, als großer Dichter zu reisen, das würde geringen Gewinn abwerfen – aber als poetischer Don Quixote sich sehen lassen, das war ein profitables Geschäft – das war mehr als je die Speculationsgabe eines Barnum ersonnen. Man lachte, zischte, heulte, johlte Bacherl entgegen, wenn er als „Taitschester der Taitschen“ vom „regellosen Knabenbusen“ oder vom „großen Aestimä“ declamirte, die Journalistik ließ ihn Tag für Tag Spießruthen laufen – Bacherl hielt ruhig aus und lachte dabei, mit einem Seitenblicke auf die gefüllte Casse, heimlich in die Faust. Wußte er doch, daß ihm für die Vorlesung von ein paar närrischen Gedichten Summen zuflossen, wie sie die ersten Geister der Nation mit jahrelangem Schweiße nicht erworben. Und wieder war es sehr beachtenswerth, daß die Tagespresse für solch eine unerhört freche Speculation, für eine solche, das ganze Zeitalter entehrende Prostitution der eigenen Ehre, um des Geldes willen, kein ernstes Wort der Entrüstung, keinen würdigen Ton der Zurechtweisung fand, sondern den Casus nur zu mehr oder weniger seichten Witzen ausbeutete, um die Spalten der Blätter und das Zwerchfell der geneigten Leser zu kitzeln.“
- Quellen zur Kritik und Literatur über Friedrich Halm im Allgemeinen (chronologisch geordnet). Seidlitz (Julius), Die Poesie und die Poeten in Oesterreich im Jahre 1836 (Grimma 1837, J. M. Gebhardt, 8°.) Bd. I, S. 98–104 – Laube (Heinrich), Geschichte der deutschen Literatur (Stuttgart 1840, Hallberger, gr. 8°.) Bd. IV, S. 101 u. f. – Harztenbusch, Escritores alemanes contemporaneos; obras dramaticas di Federigo Halm (Madrid 1846). – Lorm (Hieronymus), Wiens poetische Schwingen und Federn (Leipzig 1847, Friedr. Wilh. Grunow, 8°.) S. 170-192. – Blätter für literar. Unterhaltung (Leipzig, Brockhaus, 4°.) 1857, Nr. 35. S 633–644: „Friedrich Halm“, von Hermann Marggraf. – Pesth-Ofner Localblatt 1857, Nr. 204. „Gesammt-Charakteristik der Friedrich Halm’schen Werke“, von Hermann Marggraf. – Unterhaltungen am häuslichen Herd (Leipzig, F. A. Brockhaus, 4°.) 1857, Nr. 22, S. 352: „Friedrich Halm“. – Kritische Blätter für Literatur und Kunst. Unter Mitwirkung von mehreren namhaften Schriftstellern herausgegeben und redigirt von I. L. Kober (Prag und Leipzig 1858, I. L. Kober, gr. 8°.) II. Jahrg. (1858), Bd. I, Nr. 10, 11 u. 12, S. 225, 259 u. 274: „Friedrich Halm“, von M. Voß. – Triester Zeitung 1858, Nr. 17, 18, 19 u. 20: „Ueber Friedrich Halm’s dramatische Werke“. – Revue des deux mondes XXVIII année 2de Partie, tome XIVme (Mars 1858), p. 141: „Le theatre en Allemagne. Frédéric Halm et la litterrature dramatique contemporaine“, par Saint-René Taillandier [betrifft vornehmlich den „Fechter von Ravenna“]. – Gazzetta di Verona 1858, No. 17 e s.: „Sulle opere drammatiche di Federico Halm“. – Biblioteka Warszawska, d. i. Warschauer [440] Bibliothek (eine in Warschau in polnischer Sprache erscheinende literarisch-kritische Monatschrift, 8°.) 1858, Maiheft, S. 259 bis 275: „O Dramacie niemieckim w XIX. wieku aw szezególności o Halmie“, przez Boleslawa Wiktora, d. i. über das deutsche Drama im 19. Jahrhundert und insbesondere über Friedrich Halm – Gottschall (Rudolph), Die deutsche Nationalliteratur in der ersten Hälfte des neunzehnten Jahrhunderts. Literarhistorisch und kritisch dargestellt (Breslau 1881, Trewendt, 8°.) Zweite verm. und verb. Auflage, Bd. II, S. 249, Bd. III, S. 226 [Gedichte]; S 399 u 400 [Griseldis]; S 420 [Sohn der Wildniß]; S 403 [Adept, Camoens, Sampiero]; S. 404 u. f. [Fechter von Ravenna]. – Tagesbote aus Böhmen (Prag, Fol.) 1865, Nr. 98, im Feuilleton: „Oesterreichische Dramatiker. Vier Vorträge von Jos. Bayer [in Nr. III bespricht Bayer die Dramen Halm’s].
- VII. Baron Münch als Mitglied des Herrenhauses des österreichischen Reichsrathes. Als bei Eröffnung der dritten Session des Reichsrathes im November 1864 im Herrenhause beschlossen wurde, die Thronrede mit einer Adresse zu beantworten, wurde Baron Münch mit Abfassung derselben betraut. In der dritten Sitzung (von 22 November) las M. seinen Adreßentwurf, der unter anderem folgende Stelle enthielt: „Wenn wir (das Herrenhaus) auf den Beginn des sich zu Ende neigenden Jahres zurückblicken, so sehen wir ihn durch den Heldenmuth unsers tapferen Heeres mit ruhmvollen Waffenthaten (dieß bezieht sich auf den Schleswig-Holsteinschen Krieg) bezeichnet. Dürfen wir auch nicht hoffen, auf dem friedlichen Felde legislatorischer Thätigkeit ebenso glänzende Erfolge zu erreichen, so ist es uns doch vergönnt, auch in dieser Hinsicht Eintracht und Gemeinsinn, Ausdauer und Besonnenheit, treue Anhänglichkeit an den geliebten Monarchen und warme aufopfernde Liebe für das gemeinsame Vaterland, dieselben Gefühle zu bethätigen, deren siegreiche Macht sich in dem österreichischen Heere zu allen Zeiten so glorreich bewährt hat“. – Gegen manche Stellen in der Adresse, insbesondere aber gegen die oberwähnte legte Reichsrath Anton Alexander Graf Auersperg (Anastasius Grün) für seinen Theil Verwahrung ein. „Sie erscheint mir“, spricht Graf Auersperg in seiner Rede, „denn doch etwas zu bescheiden, ja, ich möchte sagen fast kleinmüthig, von einer Versammlung ausgegangen, die sich ihres hohen Berufes und der hohen Aufgaben ihrer legislatorischen Thätigkeit im vollen Sinne bewußt ist. Warum soll man nicht einmal hoffen dürfen, es eben auf diesem Felde, auf dem Felde der legislatorischen Thätigkeit, gleich zu thun unserer tapferen Armee und gleiche Erfolge auf diesem Felde zu erzielen, wie sie auf dem Felde der Waffen? Allerdings werden wir glänzende Erfolge wie die der Waffen auf dem legislatorischen Boden nicht erkämpfen, allein das verlangt ja Niemand, man verlangt von uns das Volks- und Staatswohl fördernde gewichtige Acte der Legislatur. Ich stelle gewiß hoch und halte in Ehren die Erfolge unserer tapferen Armee. Allein der Krieg, welcher militärische Tugenden und Helden erzeugt, ist denn doch das letzte Mittel – er bringt Vernichtung und Zerstörung. Der Krieg ist die Geißel der Menschheit; die legislatorische Thätigkeit aber soll bauen, schaffen, beleben, sie soll Quellen eröffnen des Wohlstandes und der Vaterlandsliebe, der Geistescultur und der Rechtesicherheit, das sind Quellen, aus denen auch der wahre Soldat seine kriegerischen Tugenden schöpfen und nähren kann.“ Auf diese Ansicht des Grafen Auersperg glaubte Baron Münch erwiedern zu müssen und that er auch in folgender Weise: „Ich bin der Letzte, der geistige Thätigkeit gering schätzt, nur glaube ich, daß sie vollkommen gleichstehe jeder anderen Thätigkeit und daß, wenn das Schwert Reiche zu erobern vermag, nur der Geist es ist, der sie erhält Ich will also mit meinen Worten durchaus nicht die Thätigkeit des Herrenhauses gegen die kriegerische Thätigkeit des österreichischen Heeres zurücksetzen. Im Gegentheile, ich spreche es deutlich aus, daß es uns (dem Herrenhause) auf dem Felde legislatorischer Thätigkeit vergönnt ist, Eintracht und Gemeinsinn, Ausdauer und Besonnenheit, treue Anhänglichkeit an den Monarchen und warme Liebe für das gemeinsame Vaterland ganz so zu bethätigen, in demselben Maße zu bethätigen, wie dieses Gefühl sich im österreichischen Heere zu allen Zeiten so glorreich bewährt hat. Worüber ich mich jedoch nicht täusche, das ist der Glanz, der diese Thätigkeit umgibt, und es wird sich nicht in Abrede stellen lassen, daß, was auch auf dem Felde legislatorischer Thätigkeit geleistet wird, nie auf die Völker den Eindruck machen kann, den kriegerische Thätigkeit [441] hervorzubringen im Stande ist. Es handelt sich um den glänzenden Erfolg, und in dieser Beziehung muß ich bekennen, daß ich überzeugt bin, daß die treffliche Rede Sr. Excellenz des Grafen Auersperg, das wichtigste Gesetz, das in diesen Räumen berathen wird, den Völkern nicht so sehr an’s Herz dringen, als ein siegreicher Reiterangriff, ein glückliches Seegefecht. Die Erfolge mit dem Blut ihrer Söhne erkauft, werden auf die Völker immer größeren Eindruck machen, als alle Bestrebungen in geistiger Richtung.“ Diese Entgegnung, welche immerhin auch als ein Stück politischen Glaubensbekenntnisses gelten kann, machte zu jener Zeit in allen Schichten der gebildeten Bevölkerung großes Aufsehen.
Berichtigungen und Nachträge
- ↑ † Münch-Bellinghausen, Eligius Franz Joseph Freiherr (pseudonym Friedrich Halm) [Bd. XIX, S. 421]. gestorben zu Hütteldorf nächst Wien 22. Mai 1871.
- Deutsche Roman-Zeitung (Berlin, 4°.) VIII. Jahrg. (1871), Bd. III, Sp. 875. [Band 28, S. 366]